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Freitag, 4. August 2023

Räuber Heigl Teil 15 weitere Untersuchungen gegen die Kötztinger Gendarmen

 

Michael Heigl

Weitere Verhandlungen gegen die Gendarmen
14. und 15. März 1853

Zuerst jedoch ein Hinweis auf die Teile der Dokumentation, die bereits veröffentlicht sind:
Hier der link auf die bisher veröffentlichten Teile zum Thema Räuber Heigl.

Während in Kötzting die Regierungskommission die Vorwürfe gegen die Gendarmen untersuchte, gingen gleichzeitig die Amtsgeschäfte des Landgerichtes in Sachen "Jagd auf den Heigl" weiter.
Kurz und bündig liest es sich in der tabellarischen und abgehackten Aufstellung der Gendarmerie:

März 1853           Walburga Schillinger, ledig von Beckendorf, Anzeige wegen Verbindung zum Heigl nach 8 Tagen wegen einer befürchteten Epidemie entlassen

März 1853           Josef Schillinger, ledig Beckendorf, Anzeige wegen Müßigganges und ein früherer Kamerad vom Heigl; seine Konzession als Warenhändler wurde eingezogen

Korrespondenz nach Böhmen: Klattau, Taus, Bischofsteinitz, da die Abwesenheit des Heigl im Bezirke auf dessen Auslaufen nach Böhmen schließen lässt.

März 1853           Georg Vogl, Inwohner Liebenstein, und dessen 3 Töchter Anzeige wegen Verbindung zum Heigl>>> die ganze Familie unter Polizeiaufsicht gestellt, die Töchter in Dienst gewiesen.

9. März 1853 machte Michael Raimer (früheres Mitglied der Heigl Bande) bei Gelegenheit einer Kerkervisitation - auf Zureden des k. Landrichters - mehrere Depositionen: daraufhin Durchsuchung mehrerer Häuser in Hohenwarth, Eschlsaign und Umgebung vorgenommen, wo Heigl Unterschlupf gewährt wurde, auch mehrere Personen arretiert. Verhaftungen gab es für: die Brüder Amberger von Oberzettling sowie den Schuster Brunner Johann von Hohenwarth, welche in die Fronfeste in Kötzting eingeliefert wurden.





Ausschnitt aus dem Heigl-Film von 1975 : Untersuchungen, Verhaftungen und in einigen Fällen sogar die Vertreibung aus ihren Häusern wurden angeordnet. Die Gendarmen - für deren Stationierung die Dorfbewohner auch noch bezahlen mussten - hatten die Anordnungen durchzuführen.

Am 14.3.1853 ging es mit weiteren Zeugen weiter, die ihre Aussagen über Einsätze der Gendarmen im Hohenwarther Raum machten.
Zuerst wurden die beiden Gemeindevorsteher von Gotzendorf und Hohenwarth einbestellt:

Josef Geiger Lutzenmüller und Vorsteher von Gotzendorf
Georg Stoiber Müller von Hohenwarth und Gemeindevorsteher daselbst

Wir sind gewiss rechtliche Männer, welche alles Mögliche aufbieten, unsere Schuldigkeit zu tun und auch andere dazu anzuhalten, und es ist auch durchaus nicht richtig, wenn man glaubt, dass die meisten Gemeindeglieder nichts taugen, sondern es gibt recht brave Leute in unseren Gemeinden.
Mehrmals aber haben Gendarmen sich nicht anzupirschn getraut:
Beim Rosenauer Häusl,
auf dem Felsen der Predigtstuhl genannt,
bei Hudlach,
vor etwa zwei Jahren auf der Wiese bei Hundzell,
dann abermals am Predigtstuhl, wo die Gendarmen zu 8 oder 9 Mann waren, und wo sie einen halben Tag vor ihm gestanden seien und ihn nicht anpackten.

Die jetzigen Gendarmen seien zwar besser, aber die früheren Ereignisse seien nun mal bekannt und daher sei es kein Wunder, wenn die Leute sagen, dass die Gendarmen keine Schneid haben.
Vor den gegenwärtigen Gendarmen sei nur ein Fall dieser Art bekannt, der beim Hauser Franz Pöschl zu Gotzendorf , wo sich die Therese Pritzl den ganzen Tag aufgehalten hatte und die durch den Inmann Geigers von Hohenwarth verraten worden war, worauf aber die alarmierten Gendarmen nicht unmittelbar beim Inhäusl selbst sondern ungeschickter Weise beim Bauernhaus zuerst visitierten, so  daß die Pritzl leicht auskommen konnte.
Dann eben die Prügeleien, welche selbst die Söhne beim Hauser durch den Brigadier und den Gendarm erleiden mussten.
Danach die Prügeleien beim Hohenwarther Müller (mit Ochsenziemer und der Faust) und am Ende wurde noch der Anzeigende Geiger verprügelt, weil dieser angeblich eine falsche Anzeige gemacht haben solle.
Sie fordern eine Änderung bei der Gendarmerie, weil nach dieser Prügelei kein Vertrauen mehr herrsche

 

Nun erscheint auch noch der Inwohner (der verprügelte) Josef Geiger – freiwillig – vor der Kommission

Generalia: 34 Jahre alt, Schachtelmacher aus Ansdorf, welcher vereidigt wird.

Ich kam am fraglichen Sonntag 9ten Jänner nachts von Neukirchen nach Hause nach Hohenwarth und erfuhr von meinem Weibe, daß sich die Theres Pritzl bei ihren Eltern im Zuhaus beim Hauserbauern Pöschl in Gotzendorf aufhalte und daß sie der Heigl dort abholen werde. Ich habe mich entschlossen noch abends den 2 Gehstunden weiten Weg hierher zu nehmen, bekam dann auf meine Anzeige vom Landgericht sogleich Gendarmen mit und ging mit diesen und mit dem Marktdiener, im Ganzen 9 Mann, nach Gotzendorf; ich habe den Brigadier genau instruiert, allein statt nach meiner Weisung beim Zuhäusl anzufangen, haben sie zuerst beim Bauer Pöschl selbst visitiert und die ganze Sache war dann fruchtlos. Nach den späteren Zugeständnissen meiner Schwiegermutter war Heigl damals wirklich gekommen und mit der Pritzl entwichen, während die Gendarmerie ungeschickter weis vorn beim Bauern umherwirtschaftete.
Ich muß noch beifügen, daß mir meine Schwiegermutter Theres Ruprecht, Inwohnerin von Gotzendorf erzählte, daß die Pritzl mit dem Heigl schon an Hl Dreikönigtage zu ihr kam und ins Häusel hinein wollte, um wiederzukommen, weil ihre Geburtswehen schon begannen, daß sie aber die Pritzl nicht hineingelassen hätte.

Mein Weib, welche am Sonntag den 9.ten nachmittags die Pritzl selbst bei meiner Schwiegermutter getroffen hat, hat die Bestätigung hiervon selbst gehört, sie konnten aber aus ihr nicht herausbekommen, wo sie niedergekommen wäre.
Das Kind wird das nämliche sein, welches der Heigl sodann dem Weidenhofer Bauern gebracht hat.
Einige Wochen später kamen der Brigadier und 5 Gendarmen zu mir nach Hohenwarth in mein Zuhäusl, schimpften mich, daß ich so umeinander schreie, daß sie keine Courage hätten und Gendarm Blüml hat mich dann mit einem mitgebrachten Ochsenziemer über den Kopf gehauen.
Da seine Anzeige niemand in Hohenwarth gewusst haben könne, muss er durch die Gendarmen verraten worden sein.
Er habe solch eine Behandlung nicht verdient, wolle aber keine Bestrafung der Gendarmen.
Handzeichen + des Josef Geiger

Michael Pöschl, einer der wichtigen Zeugen, konnte in der Angelegenheit wegen Krankheit nicht vernommen werden, so dass am Ende wohl die Aussage des Brigadiers Schmid alles anschließen sollte.

Brigadier Schmidt wird vernommen

 

Aussage wegen der Vorkommnisse Januar 1853

 Der Fall des Müllersohnes Josef Höcherl:  wir haben bei der Hausvisitation auf der Hohenwarther Mühle vor etwa 3-4 Wochen Mäntel getragen und ich kann deshalb nicht sagen, ob Gendarm Blüml einen Ochsenziemer bei sich gehabt habe. Ich habe wohl erst nach der Hand gehört, daß der Blümel und der kleine schwarze Gendarm Huber Georg von hiesiger Brigade den Müllerssohn Josef Höcherl geprügelt hätten, ich selbst habe es aber nicht gesehen.

2.       Exzess verübt an Josef Geiger: Schmidt glaube, dass sie beim Hauserbauern Bauern Pöschl richtig gehandelt hätten, und der Heigl bei ihrer Ankunft bereits nicht mehr vor Ort gewesen war, sie hätten jedenfalls alles richtig gemacht, sonst hätte er nicht entkommen können. So ist es leicht erklärlich, dass sie sich über die Gerüchte geärgert hatten. Er selber habe es von Geiger gehört, daß dieser von Blüml geschlagen worden sei.

3.       Exzess gegen die Hauserbauernsöhne Pöschl er habe sich im Stadel umgesehen, als er wieder in das Haus gekommen war, habe er erfahren, daß Blüml den kranken Pöschlsohn geschlagen habe.

4.       Exzess gegen den Kötztinger Getreidehändler Andreas Holzapfel:  von der Kompaniekommando haben sie einen Hinweis bekommen, dass Holzapfel das Gerücht in Straubing erzählt habe. Er habe ihn daher zu sich gerufen und ihm Vorwürfe gemacht, mehr sei nicht geschehen, da Holzapfel auch geleugnet habe. Weiters weiß ich nichts, denn ich bin in meinem Zimmer geblieben, er musste durch ein zweites Zimmer und dann übern Flez gehen und erst nach längerer Zeit habe ich gerüchtweise vernommen, daß Holzapfel sich beschweren wollte, weil er von dem Gendarm verprügelt worden sei.

Brigadier Schmidt wurde zur Wahrheit ermahnt und auch zur Ermahnung seiner Mannschaft aufgefordert und verpflichtet, dass von dessen Seite aktenmäßig alles sachgemäß verfügt wird. 

Es hat nicht den Anschein,. als ob die Beschwerden der geschurigelten Bewohner Gotzendorfs und Hohenwarths - außer einer Ermahnung der Gendarmeriemannschaft - zu irgend einem greifbaren Ergebnis geführt hätten.


Die Regierungskommission jedenfalls reist wieder ab und die Hohenwarther bekommen zum Datum 1. April eine Gendarmeriestation auf Kosten von 6 - nach Ansicht der Behörde hauptverdächtigen - Dorfgemeinden aufs Auge gedrückt.
Als eine entscheidende Folge der Verhandlungen stellt sich die Versetzung des Brigadiers Schmidt heraus. Brigadier Suffa tritt an seine Stelle, dem es auch sehr schnell gelingt, ein gutes Verhältnis zur Bevölkerung herzustellen.
Dies und die Bedrückung der Bevölkerung in den Dörfern durch die Stationierungskosten der Gendarmerie beginnen sich offensichtlich langsam auch auf Michael Heigl auszuwirken, weil es immer weniger Meldungen darüber gibt, dass er sich im Gebiet aufhalte.

Im Frühjahr 1853 kommt es zu einer "geheimen Mission" des Brigadiers Suffa, die in vielen Ausschmückungen und Finten durchaus auch von Karl Mai geschrieben worden sein könnte.

Doch zunächst der Reihe nach.

Hohenwarth hatte ja seit dem Anfang April eine eigene Polizeistation. Trotzdem vergingen viele Wochen, bis zum ersten Male wieder eine Anzeige in Kötzting einlief, dass Michael Heigl gesehen worden sei.
Bis dahin aber hatten sich Misserfolge über Misserfolge angehäuft. Alle 10 Tage hatte sich Brigadier Suffa mit einer Zusammenfassung seiner Aktivitäten bei seinen Vorgesetzen in Landshut zu melden.
Er sammelte alle Berichte der Stationen Hohenwarth, Kötzting, Viechtach, Arnbruck und Lam und leitete diese weiter:  Ergebnis am 1.5.1853: "noch kein günstiges Resultat".
Sogar die Brigaden in Mitterfels, Straubing, Bogen, Regen und Cham waren aufgefordert worden, ihrerseits Streifen - jeweils auf Richtung zum LG Kötzting hin - zu unternehmen.
Aber.......eine kleine Meldung stach heraus, und Suffa reagierte:
 
Am 9ten dieses Monats (April), als alle Stationen mit Streifen begriffen waren, und gerade die Gegend von Berghäusern der Gemeinde Arndorf ..... sich einige Stunden frei vom Gendarmen wusste, so erschien Heigl aus dem Walde vormittags 10 Uhr, ging zu den Gütlerstochtern Anna und Maria Mühlbauer von Berhäusern, welche auf ihrem Felde beschäftigt waren und erkundigte sich um Neuigkeiten und entfernte sich hierauf. - Der Gendarm Franz Paul Graf, hiesiger Station stellte am 11ten dieß diese Weibspersonen hierüber zur Rede, welche nicht nur den Heigl gesehen zu haben verneinten, sondern betheuerten ihre Unschuld noch mit Thränen in Augen, wobei sie dieses falsche Gerücht bestaunten.
Am 13ten dieses Monats überlistete Gendarm Graf diese Weibspersonen und brachte sie zum Geständnisse, daß wirklich Heigl am 9ten zu ihnen gekommen sey.... 
....Hieraus läßt sich erkennen, wie viele, viele Anhänger der Heigl hat, da er stets weis, wo sich die königliche Gendarmerie bewegt, auch wenn sie in Mitte der Nacht unter Regen und Sturm aufbricht."

Danach kam ein Hinweis, dass Heigl sich in Böhmen in der Gegend von Holzschlag herumtreibe, und ein gewisser "Ralinger" dort Auskünfte geben könnte. Nun verkleidete sich der Brigadier Suffa als "Pferdehändler in civil", nahm den "braven Bauern Wolfgang Plötz aus Hundzell" mit sich und verfügte sich nach Holzschlag im Böhmischen, wo er den "Ralinger" auch antraf, der ihm sehr freizügig von seinen "Heldentaten" erzählte.
"Ich bin in Hundzell LG Kötzting in Bayern geboren, als Soldat dort desrtiert, habe mich nach Holzschlag Oberamts Glattau in Böhmen geflüchtet. Mein zweites Weib welches ich hier geheirathet, ist vor sechs Wochen gestorben, ich heiße Wolfgang Ralinger vulgo Gatlgang, beschäftige mich mit Schwärzen, und habe mir mit diesen Geschäfte ein Vermögen von 1400 fl erworben während meines 30jährigen Hierseins. Der Obrigkeit fiel ich nie in die Hände, weil ich mein Geschäft /:Schwärzen:/ verstehe. Was den Heigl betrifft, so kann ich nur so viel sagen, daß dieser in Böhmen ein angesehener Mann ist, von einer Verhaftung desselben kann gar nie die Rede sein, denn die Civilisten haben ihn viel zu lieb, und die Gendarmerie wird stets falsch berichtet. Es ist sogar schon vorgekommen, daß Heigl in Gasthäusern von unseren böhmischen Gendarmen controliert worden sey, da er aber im Besitze eines böhmischen Heimatscheins und eines vom königlichen Landgericht Kötzting ausgestellten mit Sigl und Unterschrift des Landgerichtsvorstandes, so wie das Signalement des Inhabers genau enthaltendes bayerischen Wanderbuches sey, so mussten sich die Gendarmen täuschen lassen, wobei er bemerkte, daß es Sigl und Urkundenfälschungen genug gäbe. Weiter fuhr er fort, sind unsere böhmischen Wirthe hiesiger Gegend faßt sämtliche Pächter, haben hohe Pachtgelder und wenig Verschleiß, der Heigl lebt flott und stehe daher so gut bei selben. Vor einiger Zeit habe er sich in Böhmen die Heiratsbewilligung erholt, sei bei einen gewissen Wierth sehr vertraut geworden, dieser habe ihn in eine Kammer zu einer von einer stattgefundenen Hochzeit eingegangenen Baarschaft gelegt, der Sicherheit wegen. Am Ende fand dieser Wirth den Heigl und mit ihm die genannte Baarschaft verschwunden. Worauf dessen Ansäßigmachung zessierte.
Bei mir, sagte Ralinger, hielt er sich einmal sechs Wochen auf, vor ungefähr drei Wochen war er in Begleitung zweier Namens Schillinger von Kolmstein LG Kötzting, wieder hier in Böhmen in mehreren Gasthäusern, war berauscht, und ließ sich unter anderem eine Strecke Weges fahren; er betritt das Böhmen gewöhnlich bei der Kollerkirchen zieht sich dann herunter und verlässt unser Landt an der unteren Grenze des kgl. LG Regen. In verwichenen Sommer arbeitete Heigl drey Monate lang als Ziegelschläger in Wien. Bei einem Bauern an der Bayerisch/Böhmischen Grenze wollte er kürzlich übernachten und ging, da ihm dieses verweigert wurde, in dessen Inhaus, zahlte gut und wurde von der Inwohnerin auf das freundlichste wieder eingeladen.
In Bodenmais blieb Heigl ebenfalls unlängst in einem Hause über Nacht, wo ihn gleichfalls alle Ehre zu Theil wurde......
......auf die dringende Bitte des Wolfgang Plötz von Hundzell, und nachdem dieser den Wolfgang Ralinger weis gemacht hatte, daß gehorsamst unterzeichneter ein Sohn seines in Cham ansäßigen Bruders sei, willigte der Denunziant Ralinger nur aus diesem Grunde ein, die Verhaftung des Heigl bei den ersten maligen betreten der Gegend von Holzschlag zu bewerkstellingen, weil Plötz und Ralinger miteinander zu Hundzell aufgewachsen und innige Jugendfreunde sind....
 
Weiter sagte Ralinger aus: "Das böse Spiel, welches Heigl der königlichen Regierung und den Unterthanen in den Auwasser dermalen mache, freue ihn, Ralinger grade so sehr, als die übrige Menschheit von gemeinem Stande"
Bei der Heimreise machten die beiden "Spione" Mittag in einem Gasthaus und trafen dort auf einen weiteren "Heiglfreund"; dieser sprach "viel Gutes von ihm und hob vorzüglich die schöne Handlung hervor, daß Heigl blos Größköpfe ausraube". Im selben Wirtshaus hörte er auch die Nachricht, dass Heigl plane, die Kasse des Bezirksamtes in Viechtach auszurauben.
Suffa schickte nun seinen Begleiter zum Ralinger zurück, um diesen sich erneut mit der ausgedachten  Räuberpistole auf ihrer Seite zu versichern. Er selber ging weiter nach Neuern, zum k+k Postenkommandanten, dem Korporal Bäumel, dem er den ganzen Tatbestand eröffnete.
Grundsätzlich zeigt sich Suffa überzeugt, dass Heigl in diesem Sommer gefangen werden könnte.
Gez:  Andreas Suffa Brigadier


Und so wird es Juni des Jahres 1953 und Heigl befindet sich immer noch in Freiheit, wie Hauptmann Frays an seine Vorgesetzten schreibt.

2.6.1853   Bericht des Hauptmann Frays an die Regierung von Niederbayern:

Bei Gelegenheit seiner jüngst vorgenommenen Musterung in Kötzting persönlich gewonnener Wahrnehmungen:
Die am 31.3.angeordnete Exekution in Hohenwarth ist am 1.4. in Wirksamkeit getreten, hat jedoch noch zu keinem Resultat geführt. Dien Mannschaft dieser provisorischen Gendarmerie Station unter dem Kommando des Brigadiers Suffa, welcher nach der mündlichen Versicherung des kgl Landgerichtsvorstandes, dessen vollständiges Vertrauen besitzt, ist aus tüchtigen und erprobten Gendarmen diesseitiger Kompanie ausgewählt,  wie überhaupt bei der Wahl der übrigen im kgl Landgerichte Kötzting und Viechtach dislocierte Mannschaft stets nur die tauglichsten und mutigsten Individuen Berücksichtigung erhielten.

Gendarm Lutz, unter dem Namen Wenzl in der dortigen Gegend bekannt, noch immer als Forstaufseher dem kgl Revierförster von Kraft beigegeben, genießt das unbedingte Vertrauen der Einwohnerschaft, weiß sich allenthalben beliebt zu machen, konnte aber seither ebenso wenig, trotzdem daß er Tag und Nacht in verschiedenen Posten lauert, und allenthalben Nachrichten einzuziehen bemüht ist, dieses flüchtigen Verbrechers ansichtig werden, als nur sichere Nachrichten über dessen Erscheinen in dortiger Gegend erfahren.
Heigl lässt sich von Zeit zu Zeit sehen, doch stets nur auf kurze Momente und dies nur bei Leuten, die ihm vollkommen gewiss sind. Die allgemeine Sage in dortiger Gegend spricht davon, dass Heigl jenen ärmeren Bauern, welche den Kosten des Exekutions Commandos unterworfen sind, diese Gebühren vergüten will, damit nicht – durch die Not gezwungen – dieselben vielleicht an ihm zum Verräter werden müssten.

Der verkleidete Gendarm Lutz will solche Äußerungen, wie auch in Wirtshäusern, wo Bauern anwesend waren, welche sich gegenseitig über diese Verhältnisse aussprachen, vernommen haben, daß nicht leicht ein Einwohner dieser Gegend vom Heigl zum Angeber werden könnte. Da ja alle mehr oder weniger durch Verbergen p.p. desselben kompromittiert wären.

Dieser Verbrecher irrt unstet von Wald zu Wald, hält sich nur kurze Zeit in abgelegenen Einödhöfen auf, durchwandert die kgl Landgerichte Kötzting, Viechtach, Regen, Mitterfels, Cham, Roding und Waldmünchen und die böhmischen Wälder, sucht die Einwohner durch ausgestoßene Drohungen wie durch Versprechungen für sich zu gewinnen, wenigstens sich deren Schutz und einen Unterschlupf zu sichern, und bisher hat die Erfahrung gezeigt, daß alle Mittel fruchtlos blieben, irgend einen verlässigen Mann auszumitteln, welcher bereit wäre, Heigl den Händen der Gerechtigkeit zu überliefern.
Nach des ergebenst Unterfertigten unmaßgeblichen Dafürhalten würde vielleicht eine höhere Aufbringungsgebühr leichter zum Ziele führen können.
Wenn auch die Summe von 200 fl für einen armen Teufel verlockend genug erscheinen mag, so möchte dieselbe doch nicht hinreichen, im Falle der Versuch der Arretierung des Heigls missglücken sollte, dessen Schaden, welcher durch die Rache dieses Verbrechers demselben zugefügt werden könnte. Gut zu machen. Ein solches Individuum muss bei den obwaltenden Umständen Gut und Blut in die Schanze schlagen, wenn ein unglücklicher Zufall dessen angelegten Plan scheitern ließe. Eine Summe von 600 fl würde verlockender erscheinen, und doch eher – trotz bevorstehender Gefahren, Hände finden lassen, welche wenigstens ihre Unterstützung im Falle des Zusammentreffens mit p. Heigl, sei es um durch Verrat oder durch Zufall, nicht verfangen würde. Bei diesem erhöhten Preis – für Manche ein Vermögen – dürfte wohl mit einiger Hoffnung, entweder die gänzliche Entfernung des Heigl aus dieser Gegend, oder dessen endliche Arretierung in Aussicht gestellt werden können.
……obwohl bei der unglaublichen Verstocktheit und Verschmitztheit der dortigen Bevölkerung selbst ein Preis von 600 fl noch keine sichere Gewähr zu Heigls endlicher Habhaftwerdung zu leisten im Stande ist.
….die vom Unterzeichnenden im Monat Dezember getroffenen Anordnungen wurden noch strenge vollzogen (Späheposten)
Nach Gerüchten soll Heigl bei jeder Hinrichtung in Straubing gegenwärtig sein, auch hierwegen wurden Anstalten getroffen, und drei verkleidete sehr zuverlässige Gendarmen mit Brigadier Suffa werden der demnächst in Straubing stattfindenden Hinrichtung beiwohnen.
….Exekutionskommando in Hohenwarth müsse bestehen bleiben, ja sogar das Einlegen einer größeren Zahl von Liniensoldaten solle angedroht werden.

 Am 2.6.1853 läuft also Michael Heigl zum Leidwesen der Behörden noch frei im Landgericht Kötzting herum und soll sogar die Frechheit besitzen, inkognito sich in Straubing unter die Zuschauer bei öffentlichen Hinrichtungen zu mischen.

Aber.... der Krug geht nur solange zum Brunnen, bis er bricht, und zwei Wochen später sollte er brechen. 
Am 17.Juni 1853 ist es vorbei mit der großen Freiheit, Michael Heigl und Therese Pritzl werden bei einem heimlichen Flussübergang gesehen und dann beginnt die letzte große Jagd auf den Heigl. 


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