Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen. Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.
Alte Hausnummer 92beim Apotheker
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Sammlung Arbeitskreis: Rechts am Hauseingang der "Adler" für die Adlerapotheke |
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Vermessungsamt Cham: 5168-2100-LiquiP_Bad_Koetzting_1831_Beilage_M2500_1_1-01 |
Mathias Mack und Anna Maria Kellner
Mathias Mack hatte wohl mit seiner junge Ehefrau auch das Gewerbe des Gerichtsbotens mit erheiratet und konnte vermutlich gleich in ihr Haus einziehen.
Es gibt zwei umfangreiche Darstellungen über dieses Haus im Zusammenhang mit einem Zuständigkeitsstreit.
Zum ersten wird es vom Kötztinger Kammerer Wolfgang Samuel Luckner erwähnt, der von einem verheerenden Brand, der in diesem Hause ausgebrochen ist berichtet, und, dass es nur den von ihm kurz zuvor angeschafften modernen Feuerspritzen zu verdanken sei, dass nichts Schlimmeres passiert ist.
Dies ist zumindest insofern richtig, da in den Jahren nach Luckners Amtseinführung systematisch die Ausrüstung der Kötztinger Feuerwehr erneuert worden war. 1762 wurde eine Handfeuerspritze erworben; 1763 folgte dann eine weitere hölzerne Handfeuerspritze zusammen mit einer Tragfeuerspritze mit „ainem Messing Werk und dazue gehörigem Schlauch“. In den darauf folgenden Jahren wurden immer wieder auch die ledernen Löscheimer erneuert. Trotz alledem hatte es bis dahin in Kötzting immer noch keine wirklich kräftige Feuerspritze gegeben. Nach den Erfahrungen einiger miterlebter und erlittener Feuersbrände, wollte Luckner diesen Missstand nicht weiter bestehen lassen und erwarb um 700 Gulden zwei mechanische Spritzen. Um sich Gewissheit zu verschaffen und sich die verschiedenen Modelle vorführen zu lassen, musste er aber zuerst eine Reise nach Regensburg zum Hersteller machen. Auch diese Geschäftsreise hatte er, so findet er es erwähnenswert, aus eigenen Mitteln bestritten. Dies ist sicher einer der Bereiche, in denen er ähnlich einem modernen Manager handelte, der einen Missstand erkennt und danach trachtet ihn schnell, effektiv und preiswert abzustellen, ebenso wie im anschließenden Fall.
Zunächst aber noch zur Brandbekämpfung; deutlich stellte er in der Marktrechnung von 1780 heraus, dass am 15. September in der „Wohnung des hiesigen Gerichtsbotens, heute das Gebäude der Schmidtbank, ein Feuer ausgekommen, weillen von der Pottin ein noch nicht völlig ausgekühlte Aschen auf dem Hauspoden nebst anderen leichtfeuerfangenden Materien, als Werch und dergleichen, ausgeschidet worden ist“. Das Feuer war so stark, dass sowohl die Kirche als auch das churfürstliche Schloss und der sich anschließende Markt in höchster Gefahr gewesen wären,“ wenn nicht mit Beistand des Höchsten und mit der zum erstenmahl gebrauchten Feyersprizen die Flammen gedämpft worden wären“.
Das abgebrannte Botenhaus - Luckner führte ausdrücklich an, dass es früher eine reine unheizbare Torwarts- und Jägerswohnung gewesen war - wurde, ungeachtet des Protestes des Marktmagistrats, vom Pfleggericht wieder aufgebaut, obwohl der "kurfürstliche Oberbeamte während der Brunst selbst so geäussert. (Wohl die Gefahr für Markt und Schloss eingesehen hat)
Bei solchen fast reflexartig begonnenen Rechtshändeln - wie beim Wiederaufbau des Botenhauses -ging es nur vordergründig um Kleinigkeiten: In Wirklichkeit versuchten alle Rechtsträger ihre Zuständigkeiten auf Kosten des/der anderen auszuweiten. Ein vom Pfleggericht auf dem Grund des Pflegerschlosses erbautes Haus bedeutete meistens eine Einschränkung der Wirkungsreichweite des Kötztinger Magistrats. Würde der Bote im Markt wohnen, fiele er unter die märktische Rechtssprechung, im bzw. am Pflegerschloss war aber wieder das Pfleggericht zuständig. Solche Prozesse um Zuständigkeiten konnten sich nachweislich manchmal länger als 100 Jahre hinziehen und schliefen nur zwischendrin ein. Bescheide aus München wurden nie als endgültig betrachtet, sondern nur auf einen besonderen Einzelfall hin akzeptiert. Trat ein auch nur ein wenig anders gearteter Fall auf, ging sofort der Schriftwechsel und der Gerichtsstreit von Neuem los.
Einschub Ende
Es ist das Jahr 1799 und die verwitwete Gerichtsbotin Maria Anna Mack - oder der Dienstnachfolger im Amt, Martin Riedl, so ganz genau wussten es die Kötztinger nicht, wie sie im Schreiben einräumten, - hatte für sich eine Schupfe auf märktischen Grund und Boden gebaut.
Im einzelnen heißt es:
Der Markt ließ den sofort Bau einstellen und protestierte schriftlich beim Landrichter, der aber bereits einen Tag drauf zurückmeldete, dass seiner Meinung nach diese Schupfe keinesfalls auf märktischen, sondern auf pfleggerichtischem Grunde erbaut worden war. Es folgte ein weiteres Protestschreiben des Magistrates und zurück kam nur eine erneute Bestätigung des Landrichters, dass seine Ansicht die richtige wäre. Dem Magistrat blieb nun gar nichts anderes übrig, als sein Recht bei der Regierung zu suchen, um "nicht zu einer Handlung zu schweigen, die in mehrfacher Hinsicht die Wohlfahrt der hiesigen Marktgemeinde kränket."
b: das Gerichtsboten Haus am Platze der in den Urzeiten da bestandenen Thorwarths, und nachmalig Jäger Wohnung, lieget im Gezirke dieser Eingränzung.
d. Eben diese Mauer hat an der herobern Ecke einen eingemauerten Stain mit der damals gezählten Jahreszahl 1620 als einen ünertrüglichen Markstein.
f: Die ganze Viechherde des Markts muß da alle Tag 2 mal die Trift passirn und
Am Ende der mehrseitigen Argumentation über die Unrechtmäßigkeit dieses "Schwarzbaus", hängt der Magistrat am Ende noch seine ganze Empörung über diesen fall an:
Die Regierung in Straubing, die in dieser Angelegenheit angerufen wurde, möchte nun natürlich zuerst vom LG Kötzting eine Rückmeldung. Diese schreibt in seiner Antwort von der "Streitliebe und Partheilichkeit" des Marktes Kötzting berichtet, da sich bereits ein zufällig vor Ort gewesener Hofkommissär von Schwaiger sich - von der Witwe Mack gebeten - den Platz angesehen hätte, doch bitte bei diesem nachzufragen, wie es sich den mit den Grenzen verhalte. Leider endet hier der Akt im Juni 1801.
Bevor wir uns nun dem Nachfolger des Mathias Mack und seiner Witwe zuwenden zunächst ein Blick zurück auf die Zeit, als das Gerichtsbotenhaus noch ein Wachhaus gewesen war.
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StA Landshut Rentkastenamt Straubing R 2488 von 1621 |
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StA Landshut Rentkastenamt Straubing R 2488 von 1621 |
"Adamen Windter Zimmermaister zu Khözting daß er in dem Machthauß vorm Schloss twey Neue Thier, so die Soldaten verprendt gehabt zalt. 24 xr
Veithen Stockhel Schmidt von ermelten zwo Thiern zuebeschlagen geben 46 xr."
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StA Landshut Rentkastenamt Straubing R 2499 von 1632 |
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StA Landshut Rentkastenamt Straubing R 2500 von 1633 |
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HStA München GL Fasc. Nr 1820-27 |
"Torwarths besoldung betr.
Erstlichen so lang er Herr Rosenhammer Churfrtl Pfleger zue Khözting gewesen, hat er für ainen Torwarth die besoltung, in die Casstenambts Rechnung per Ausgab einkhommen lassen, doch kheinen Torwarth beim churftl Schlosß Khözting gehebt, vilweniger ein besoltung außgelegt, sondern solche biß aufs Khriegswesen alle Jahr in seinen seckhl gesteckt." Der Mann, der die viele Seiten lange Anklageschrift verfasst hatte, war übrigens einer der Untergebenen Rosenhammers, und hatte dessen Machenschaften hautnah miterlebt und lebte, laut seiner eigenen Aussage, ständig in Furcht vor dem Pfleger, bzw. war bereits von diesem Bedroht worden, sollte er dessen Machenschaften verraten. Wie oben bereits angeführt, wurde das Protokoll über die Vorwürfe erst nach dem Tod des Kötztinger Pflegers verfasst.
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StA Straubing Rentkastenamt R 2494 von 1627, also zu einem Zeitpunkt, als Matthias Rosenhammer bereits Pfleger in Kötzting und Hauptmann in Furth gewesen ist. |
Dieser Jahressold scheint über viele Jahre gleich geblieben zu sein, denn auch bei Rosenhammers Vorgänger - z.B. im Jahre 1600 - erscheint derselbe Betrag von 6 Gulden.
Martin Riedl und Walburga Mack
Im Jahre 1802 stellt er einen Antrag - seine Begründung ist eine akute Feuersgefahr - außerhalb seines Hauses einen Backofen und ein Waschhaus errichten zu dürfen. Zu diesem Zwecke würde er gerne ein kleines Stück des an sein Haus anschließenden Schlossgartens erwerben und reichte einen kleinen - allerdings nur auf den zweiten Blick logischen - Plan der Situation ein.
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HStA München GL Fasc. 1824-50 Den Plan muss man zuerst eine Weile in Ruhe anschauen, bis man diese Art der Darstellung nachvollziehen kann. |
Interessant an diesem Plan ist auch der eingezeichnete Keller (des Landrichters, hier der Punkt "C" in der Mitte der Skizze) . Über diesen Keller heißt es im Schriftverkehr: " Ist dieser Keller auch ietzt vernachlässiget, so wurde selber doch vorher zur Aufbewahrung des gebräuten Sommerbiers benutzet und zu diesem zwecke mag er weiter hingerichtet werden."
Hier prallen nun zwei Ziele der neuen bayerischen Regierung aufeinander. Einerseits gehört es zum Dienstvertrag für den Landrichter, dass ihm auch ein geeignetes Gartengrundstück zur Verfügung steht und andererseits gibt es die Vorgabe von Seiten der Regierung, dass sämtliche Grundstücke des Landgerichts verkauft/versteigert werden müssen/sollen.
Riedl versuchts weiter und meint, dass der Keller, auf den der Oberbeamte abzielte bereits vor 20 Jahren "eingegangen und unbrauchbar" und meint zusätzlich, dass die Zeit für solch eine gewünschte kleine Abtrennung gerade "jetzt, wo resp. das Landrichteramt unbesetzt ist, der schickliche Zeitpunkt wäre, das höchste Aerarium von einem kostbaren Keller und Mauer Unterhalt zu entledigen."
An den Rand des erneuten Bittschreibens des Botens Riedl schrieb der Adressat von München offensichtlich leicht verwundert, dass der "provisorische Pfarrvikar Bonifaz Krepper (1805-1816) wirklich das ehemalige Pflegschloss bezogen " hat und " weil dieß glaubbar mit gnädigster Bewilligung geschehen seyn wird, so unterliegt es kaum einem Zweifel mehr, daß dieses Pflegschloss die dauernde Wohnung für die Pfarrer bleiben wird.
Nur wegen dieser Entwicklung könne man dem erneuten Antrag des Martin Riedl auf "Überlassung des gärtls rückwärts seines Hauses gegen den ausfallenden Schätzungswerth zur Begutachtung annehmen."
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HStA München GL Fasc. 1824-50 Protokoll des Besitzübergangs |
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StA Landshut Rentamt Kötzting B27 Häuser- und Rustikalsteuerkataster von 1811 |
Martin Riedls Wittib Walburga - das gemauerte Häusel mit Schupferl 1/32 Hof
Das aus den Pfleggründen erkaufte Gartl auf dem Wall.
Xaver Praß und Walburga Riedl
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StA Landshut Rentamt Kötzting B28 Umschreibeheft |
Mit dem neuen Ehemann ging auch eine ganz neue Entwicklung vor sich.
Carl v. Paur beschrieb dies in seiner Chronik Kötztings.
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StA Kötzting Chronik Carl v. Paur |
Im Nachgang der Napoleonischen Kriege wurden Kontributionszahlungen - die eigentlich die Bürger geleistet hatten - von oben teilweise rückabgewickelt, ohne dass der Markt Kötzting diese Gelder zunächst wieder auf seine Bürger weitergereicht hatte. Natürlich blieb dies nicht lange verborgen und so musste der Magistrat umständlich die Verwendung dieser zusätzlichen Einnahmen belegen.
Rechnungsbelege sind üblicherweise nicht archivwürdig, so dass diese Prozessunterlagen etwas ganz besonderes sind. Aus diesem Akt hier nun eine Abrechnung des damaligen Gerichtsarztes und des Apothekers Praß.
Mit Bewilligung des königlich bayerischen Markt=magistrats Kötzting sind der A: MAria Seider bürgerstochter von hier folgend verordnete Medicamente auf Rechnung der Gemeindekasse von Endesunterzeichnenten abgegeben worden.
Januar 3ten Gelind schweißtreibende Mixtur
eod: Präparierten Weinstein
Schicatorpflaster und Senfmell
6: Eröffnende Mixtur
7: detto repetiert
8: Mixtur alle Stunde geben
eod: Schicatorpflaster
12. Laxier Pillen
13 : Bred?
Dr. Birkl Gerichts=Physicus
Obige 6 f 12 xr zum verbindlichsten Dank richtig empfangen
Praß (manupropria) L:G: Apotheker
FX Praß, der Kötztinger Apotheker hatte mit der Heirat auch die Kinder erster Ehe seiner Ehefrau mit übernommen und den Sohn Franz Xaver Riedl zu einem Apotheker ausgebildet (oder ausbilden lassen)
Franz Xaver Riedl und Anna Ihl
Jakob Bartl und Riedl Anna
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StA Landshut Grundsteuerkataster 5038 von 1840 |
Lit A: Ein Haus
Gärten:
kleines Gärtl
Gemeinderecht:
zu ganzem Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeindebesitzungen"
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StA Landshut Grundetuerkataster 5045 |
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StA Kötzting AA XVIII/11 von 1837/38 |
"Ansuchen des Apothekers Bartl v.h. um Zahlung seiner Guthaben Conti per 31 fl 16 xr. ----- wird die Genehmigung der Zahlung ertheilt, mit der Weißung, daß er sich künftig Medizinierung an Kranke anzugeben enthält, weilen man ansonsten keine Zahlung mehr leisten würde."
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StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 16 Nr. 106 Jakob Bartl Apotheker 1877 |
"1. Im Wohnzimmer
2 Betten, 1 Commodenkasten, 1 Kanapee, 2 Tische, 4 Sessel, 2 Schwarzwäldertruhen, 10 Bilder, 1 Spiegel, 1 Nachttischchen u. verschiedene kleinere Hauseinrichtungsgegenstände, und ein Kleiderschrank /:so nach Art einer Stellage:/
2. im Schönen Zimmer
Auf Verlesen genehmigt u. unterzeichnet
Ruf Gerichtsdiener"
des Jacob Bartl, Privatier z.Z. in Plattling, aufgenommen a m 10. Februar 1862
In der Kanzlei des unterzeichneten Anwaltes erscheint heute Herr Jacob Bartl, vormaliger Apotheker in Kötzting und zur Zeit Privatier in Plattling und erklärt, was folgt:
Seine Frau setzt er als Universalerbin ein, die die Hälfte seines Besitzes erhalten solle. Die andere Hälfte solle an die Nachkommen seiner Geschwister gehen, aber ausdrücklich nur an solche, die in gewisser Weise bedürftig wären, die anderen sollte keinerlei Ansprüche stellen dürfen.
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"Unterschrift: Jacob Bartl v-Apotheker nun Privatier" |
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StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 16 Nr. 106 Jakob Bartl Apotheker 1877 |
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StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 38 Nr. 45 von 1886 Hanr 111 Bartl Anna Sie lebte mittlerweile ohne jegliches Vermögen im Hause des Schlossermeisters Haas, wo auch ihr Mobiliar verwahrt wurde. |
Wilhelm Braun und Beck Theresia
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StA Landshut Grundsteuerkataster 5041 Umschreibeheft 1840-1860 |
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StA Kötzting AA XI 56 Wall am Schlossgraben 1856 |
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StA Landshut Grundsteuerkataster 5041 Umschreibeheft 1840-1860 |
Anna Schaffner Hs. Nro 133 von Kötzting verkauft an den Apotheker Wilhelm Braun zu Kötzting HsNr *2 Lit. B. Nebengebäude PlNr. 211 den ehemaligen Zehentstadel
PlNr 209 Hofraum m,it 1/3 Anteil Hs Nro 91 und 96 um 1100 Gulden.
Unterschriften Anna Schaffner und WBraun Apotheker"
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Vermessungsamt Cham: 5168-2100-LiquiP_Bad_Koetzting_Beilage_M2500_1_1-01 Hier zentral in der Mitte die Nummer 211, der ehemalige Zehentstadel und mit 209 der gemeinsam genutzte Hofraum. |
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Zeichnung Matthias Heilmeier um 1900 |
Ziegler Michael und Josefine Braun
Gustav Ziegler wurde später Postadjunkt, Artur ist als Monteur mit einem eigenen Familienbogen in Kötzting abgelegt und verzog später nach Würzburg.
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StA Kötzting 863-21 eigentlich ein Akt über Gieß- und Abfallwasser |
Auch wenn die Dachausrichtung mittlerweile eine ganz andere geworden ist, so kann man doch im Bauzustand von 2025 das Haus von 1875 wiedererkennen.
Foto Pongratz 2025 |
"Von den sämtlichen Dachungen des Apothekers wird das Wasser auf die Straße geleitet. Abgesehen davon, daß dies gegen die straßenpolizeilichen Bestimmungen verstoßt, wird diese Straße für die ich aus Distriktsmitteln schon sehr viel gethan habe und die mit einer gepflasterten Rinne zu versehen beabsichtige, fortgesetzt erheblicher Beschädigungen preisgegeben .
Es ergeht daher die Weisung der Anlage eines Wasserabzugskanals zuveranlaßen und über den Stand dieser Angelegenheit binnen 14 Tagen Anzeige erstatten.
Der k. Bezirksamtmann Dandl."
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DIA-Repro 1450 Direkt an der Mauer vor der Brücke lag ein Brunnen - in den Akten als Apothekerbrunnen bezeichnet - und rechts kann man bereits die Adlerfigur an der Hausfront erkennen. |
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Ein tolles Zeitdokument aus dem Staatsarchiv Landshut Bestand BZA/LRA Kötzting |
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StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 46 Nr. 33 Hanr 92 Ziegler Michael Apotheker von 1906 |
Seine Erben waren:
Josefine Ziegler, geborene Braun, wohnhaft in Kötzting
Gustav Ziegler, Postadjunkt in Passau
Arthur Ziegler Elektrotechniker in Würzburg
Klara Ziegler, geborene Ziegler Kaufmannsgattin in Würzburg
Emme Ziegler geboren am 4. Februar 1887 - und damit noch minderjährig.
Hoh Max ab 2.7.1907 in der Apotheke
Panzer Eugen Apotheker 28.11.1910 bei Leidl resp. Apotheke
Masel Wilhelm 10.10.1912 Apotheker
Masel Wilhelm und Magdalena Krempel
Vor allem in der Kriegszeit häuften sich die Klagen und es hat den Anschein, als ob Wilhelm Masel zu dieser Zeit bereits schwer alkoholabhängig gewesen war, und seine Apotheke stark vernachlässigte.
Diese Beschwerde spitzen sich im Jahre 1941 zu und es heißt, dass viele Leute sich gezwungen sehen, "ihre Rezepte nach Cham
oder nach Lam zu geben, da sie in Kötzting einfach nicht versorgt werden", so die örtliche NSDAP in einem Schreiben am die Regierung am 17.3.1941.
Der Untersuchungsbericht formuliert ziemlich knapp, dass "Masel dem Trunke ergeben ist", "dass der örtliche Drogist ein größeres Warenlager hat" und "dass die Geldverhältnisse nicht sehr gut sind.
Die Schlussfolgerungen daraus: "Er müsse sofort mit dem Trinken aufhören und seine Apotheke
einwandfrei führen oder er müsse mit einer zwangsweisen Verpachtung seiner
Apotheke rechnen."
Es wird Juni, und Wilhelm Masel verzichtet aus gesundheitlichen Gründen auf die Ausübung seines Berufes und kündigt einen Vertreter aus Österreich an. Dieser, ein Apotheker Wolski, kommt und will übernehmen, aber dann zieht Masel plötzlich seine Verzichtserklärung vom Sommer zurück - erklärt diese mit von Schicksalsschlägen kaputten Nerven - und möchte weiterarbeiten.
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DIA-Repro 2334 Gemälde von Walter Demme |
Nun kam es zu einer - was den Handlungsspielraum einer Apotheke betraf - verhängnisvollen Entwicklung, die aber vermutlich dem Herrn Masel wieder einen gewissen finanziellen Spielraum einbrachte.
Karl Schmidt Bankgeschäft
Im Oktober 1941 kaufte das Bankgeschäft Karl Schmidt das Gebäude
und wird gleich von Amtswegen darüber informiert, dass er die Apotheke nicht einfach auf die Straße setzen könne, sondern erst einen Mietvertrag kündigen könne, nachdem diese in
einen anderen geeigneten Haus eingerichtet sei.
Wilhelm Masels gute Vorsätze und Pläne reichten wohl nicht weit, denn nun gings wieder munter weiter mit den verschiedensten Pächtern der Apotheke und natürlich häuften sich nun auch noch die Beschwerden, weil nicht nur die Bank jetzt Platz im Gebäude - mit Recht - beanspruchte, sondern auch der alte Apotheker dort noch seine Wohnung hatte.
Ein Felix Hartmann wird im November 1941 als der neue Apotheker angekündigt, der dann auch bis bis Mai 1944 hier tätig ist. Ab August 1944 wirkt der Apotheker Dr. Hermann Ziegenspeck aus Augsburg in Kötzting und ab dem 20.5.1949 Kurt Fellmeth.
Sicherlich liegt der Grund für den Wechsel von Hartmann auf Ziegenspeck in dem Gerichtsverfahren, dem sich Felix Hartmann hatte stellen müssen, und dessen Urteil auch in der Parteizeitung der NSDAP veröffentlicht wurde.
Eine erneute Überprüfung der Geschäftsräume vom 29.7.1949 brachte ein ernüchterndes Ergebnis:
Die Räume und Einrichtungen der Adlerapotheke in Kötzting
entsprechen in keinster Weise den Anforderungen, die an eine Vollapotheke
gestellt werden müssen. Von den 3 vorhandenen sog. Betriebsräumen können 3
bestenfalls als Kammern bezeichnet werden. Es sind Miniaturräume ohne
ausreichende Belüftungsmöglichkeit.
Es ist unbedingt erforderlich, dass die jetzige Wohnküche
Masel als weiterer Apothekenbetriebsraum (Laboratorium) verwendet wird. Das Phosphorschränkchen ist mit einer verschließbaren Tür zu
versehen.
Im Jahre 1951 kam es dann endlich zu einer Lösung des "Problems". Im Hause des Schmiedes Drunkenpolz konnte der neue Apotheker Fellmeth aus Pfarrkirchen nach einem passenden Umbau mit seiner "Adler-Apotheke" dann umziehen und das Elend hatte ein Ende.
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Kötztinger Zeitung vom Mai 1953 |
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Ein "Who-is-Who" der Kötztinger Handwerksbetriebe aus dem Jahre 1953 |

Foto Kretschmer Pfingsten 1956 Burschen und Brautzug herein von der Hammermühle, da Frau Marianne Kretschmer, geborene Greß, damals die Pfingstbraut an der Seite von Georg Barth gewesen war.. Die beiden Brautführer waren Mühlbauer Hans (John) und Haymo Richter.
Gespräch mit Frau Ostermeier am 10. Juni 1997 in Ihrer Wohnung, Gehringstraße 26
Frau Ostermeier ist 1914 geboren.
Stadtpfarrer Heitzer machte mich auf Frau Ostermeier aufmerksam. Er erklärte mir, daß ihn Frau Sonnleitner ansprach, und meinte, die Frau Ostermeier wäre doch eine Frau, die noch allerhand wissen müßte von Alt- Kötzting. Ich sollte doch einmal hingehen und mit ihr reden. Frau Ostermeier wohnt in Hintergebäude vom Sonnleitner-Haus in der Gehringstraße.
Leider war das nur ein sehr kurzes Gespräch, weil Frau Ostermeier vor Kurzem eine Lungenentzündung hatte und sich mit dem Reden sehr schwer tat. Sie erklärte mir außerdem, Sie möchte nicht, daß Ihr persönlicher Werdegang erwähnt werden sollte.
"Mein Vater war Amtsrichter - das war sein Anfangstadium - in Kötzting. Später kam er dann nach München. Ich war damals vier Jahre alt, wie wir nach München zogen. Geboren bin ich in Hengersberg; mein Vater arbeitete dort als junger Amtsrichter. Kampfer hießen meine Eltern. Meiner Großmutter, die Mutter meiner Mutter, gehörte in Kötzting eine Apotheke. (Anmerkung: Die Apotheke befand sich in der Herrenstraße, dort wo heute die Schmidt-Bank ist.) In den Ferien, und später dann, wie wir in München ausgebombt wurden, kamen wir nach Kötzting. Der Vater ist 1936 schon gestorben; die Mutter ging dann in ein Altersheim"
Können Sie sich noch an das Haus Ihrer Großmutter erinnern? Wer
wohnte sonst noch in dem Haus?
"Ach ja, einigermaßen schon..... Gewohnt hat sonst niemand dort, außer der Großmutter, in dem Haus. Herunten war die Apotheke; die verkaufte sie dann 1937 an den Herrn Masel, der jahrelang bei ihr als Provisor arbeitete".
Ist Ihre Großmutter in Kötzting geboren?
"Ja, 1853 ist sie geboren und in dieser Zeit, kauften meine Urgroßeltern, sie kamen aus Kelheim, die Apotheke in Kötzting. In Viechtach gehörte Ihnen auch eine Apotheke, die sie dann aber an den Apotheker Gareis verkauften.
Meine Mutter war eine Tochter von der Frau Apotheker Ziegler und deren Eltern haben die Apotheke in Kötzting gekauft. Meine Urgroßeltern und mein Großvater, später dann sein Sohn, leiteten die Apotheke selber. Wie die dann gestorben sind, mußte ein Provisor eingestellt werden. Das war früher sehr streng, - heut', ist die Apotheke eine Verkaufsstelle (?) - damals wurde alles selber hergestellt. Meine Großmutter hatte nach dem Tod Ihres Mannes jemanden gebraucht, der berechtigt war, die Apotheke weiterzuführen.
Das Haus in der Herrenstraße hat früher anders ausgeschaut. Es war viel breiter an der Seite zur Straße hin. Ich weiß zwar die Jahreszahl nicht mehr, wann das verändert worden ist, auf jeden Fall kam ungefähr ein Drittel vom Haus weg, weil die Straße breiter gemacht worden ist. Wir sind damals enteignet worden, damit man die Straße - die war nicht breit - bauen konnte. Um ein Drittel ist die Mauer vom Haus zurückgesetzt worden. Die Hausseite, die zur Kircheneinfahrt - gegenüber vom Amtsgericht - steht, war schon immer so. Zwischen Amtsgericht und dem Haus meiner Großmutter stand ein Brunnen, dort konnte man Wasser heraufpumpen. Für uns Kinder war das damals ein schöner Spielplatz."