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Montag, 22. Dezember 2025

Wo ist das? - Suchbilder 2025 - 14

Suchbild 14

Ein Zufallsfund von gestern hat gleich das nächste Suchbild gebracht  – und damit das wohl letzte für dieses Jahr.
Ein historisches Foto zeigt eine Pontonbrücke, die vom Technischen Hilfsdienst aus Cham über den Regen errichtet wurde. Offenbar war diese Behelfsbrücke dringend notwendig – doch warum eigentlich?

Drei spannende Fragen stellen sich dabei:

Wo genau in Kötzting wurde diese Brücke aufgebaut?
Aus welchem Anlass war ihr Bau erforderlich?
Und weshalb war gerade dieses Jahr für eine solche Maßnahme von besonderer Bedeutung?

Mal sehen, wer die richtigen Antworten findet.








Suchbild 13


Wo reiten sie denn, wo reiten sie denn hin?
Für Insider ist die Aufgabe vermutlich wieder zu leicht, aber die Frage stellt sich schon, warum reiten die Pfingstreiter am Pfingstmontag hier vom "Leboid" in Richtung der St. Veitskirche, da reiten sie doch sonst nie?
Sammlung AKH Stadtarchiv Kötzting 
Lösung: Bis zum Jahre 1948 fanden die Ansprache, die Kranzlübergabe und die Auszeichnungen auf dem Bleichanger, also auf dem heutigen Jahnplatz statt. Anschließend zog die Rittprozession wieder zurpück in den Markt über die Ziegelgasse, hinauf auf die steile Wurmhöhe/Hafnersteig, und machte den Bogen beim Leboid, um dann als Abschluss des Pfingstrittes noch einmal die Marktstraße hinunter zu führen bis zur Pfarrkirche, wo der Ritt dann endete. Daher ist diese für uns so ungewöhnliche Aufnahme der Regelfall gewesen, bis im Jahre 1949 sich alles änderte und der Bleichanger damit frei wurde für ein Volksfest.


Suchbild 12

Es ist vermutlich zu einfach, aber das Bild ist einfach zu schön für die Erinnerungen zumindest von uns älteren Kötztingern.
Wo befindet sich diese "Aussichtsböschung"?

Foto Archiv Kretschmer KreA Nr. 813 Kötzting Panorama








Suchbild 11

Wir befinden zeitlich am Pfingstdienstag im Jahre 1956 und in Kötzting warten die Menschen auf den zweiten Brautzug; darunter auch - rechts zu erkennen - Ludwig Wolfgang sen. und Rudi Osterwinter.
Die Frage ist jedoch...... wo stehen diese?

Foto Kretschmerarchiv/Pfingstarchiv 1956


Lösung: die Menschen stehen am Kötztinger Stachus und zwar vor dem "Dreimäderlhaus", heute Schuhlieb., damals betrieben von Liebl Ferdinand, der später dann in die Jahnstraße wechselte.





Suchbild 10

Das folgende Suchbild musste ich etwas am Rande verfremden, sonst wäre die "Suchaufgabe" zu einfach gewesen.
"Der Dampf kommt" war früher eine durchaus gängige Aussage, wenn zu Unterstützung der landwirtschaftlichen Arbeiten - meistens das Ausdreschen des eingelagerten Getreides - die neue Technik Einzug gehalten hatte, die - ähnlich dem heutigen Maschinenring - als Lohnunternehmen funktionierte.
Die Frage also: Wo steht diese Dampfmaschine?

 
Foto Josef Bock: die Dampfmaschine

Sollte dies Suchaufgabe trotz meiner Verfremdung doch zu einfach sein, so ist es doch eine ganz besondere Aufnahme aus dem Ende der 30er Jahre.
 Diese Dampfmaschine steht in der Holzapfelstraße - heute Sattlerei Piendl - und das Haus oberhalb habe ich wegen des so auffälligen Erkers etwas verfremdet.




Suchbild 9

Heute mal ein winterliches Suchbild. Die Ehefrau des Fotografen stammte aus diesem Haus, das um das Jahr 1930 abgebildet wurde. Wie heißt dieses schmucke Häuschen im Volksmund bzw. wo steht es in der Stadt Kötzting?

Lösung: es war wohl doch zu einfach, es ist das Mieleitnerhaus an der Ecke Holzapfelstraße/Plattenweg. Das Bild stammt aus der Sammlung das Kötztinger Hauptlehrers Josef Bock, einem Schwager des Josef Mieleitner.

Suchbild 8

Hier eine Aufnahme - wobei ich mir nicht sicher bin, ob die Frage nicht zu leicht ist - von einem Rasenparkplatz in Kötzting- Ich habe natürlich die Ränder beschnitten.
Wo also parken alle diese schönen historischen Autos inmitten von Kötzting?
Allerdings ist hier vielleicht die Liste der Autos fast noch interessanter ist, als der Standort. 


Lösung

Obwohl ich das Bild stark am oberen Rand eingekürzt habe, wurde es doch sehr schnell erkannt, die Gewächshäuser auf der rechten Seite haben es leichter gemacht.
An dieser Stelle stand das alte Schulhaus, danach wurde es für kurze Zeit dieser Parkplatz, bevor Kötztings erstes Parkhaus gebaut wurde, das nun auch bereits wieder Geschichte ist.
Und so hat das Originalbild vom Juni 1977 ausgesehen.





Suchbild 7

Hier eine Aufnahme vom Kinderfestzug 1956. Die Frage ist: vor welchem Haus versammelten sich hier die Kinder vor dem Beginn des Kinderfestzuges?


Lösung: Wir blicken direkt vom Innenhof  der TCM- Klinik in Richtung auf das Gebäude. Damals war dies das St. Josefsheim, das Kötztinger Waisenhaus und der Kindergarten. Links sitzen die KInder auf der Mauer, die die Abgrenzung zur Ludwigstraße ist.



Suchbild 6

Hier eine Aufnahme vom April 1977 und die Frage ist: Wer wohnte in diesem Haus bzw. wie ist/war der Hausname für dieses Anwesen. Lösungsansatz: Findet man die Baustelle, hat man das Haus......


Lösung: das Haus hieß: beim Lebzelter, Kötztings erste Konditorei und Eisdiele, wenn man so will. Heute eine Parkplatzlücke und Zufahrt zur Tiefgarage des Unterliegers. 

Suchbild 5

Im Januar 1977 wurde diese Aufnahme gemacht und gesucht ist der Bauernhof, auf dem diese Kapelle steht, vor der die Kinder die Schweinchen präsentieren.


Lösung: Viele haben es ja erkannt, es ist die Hofkapelle der Familie Wieser in Riedersfurth


Suchbild 4 

Im Zusammenhang mit meiner Recherche für den Vortrag zum Thema "80 Jahre Kriegsende und Neuanfang im Kötztinger Land"  am 8. Mai in der Aula des Benedikt-Stattler-Gymnasiums bin ich über das folgende Bild gestoßen, das in den Veröffentlichungen - unlokalisiert - als ein Beispiel dafür genutzt wurde, wie sehr die 11. PD und die US-Truppen sich bereits "vertrugen". Der abgebildete Soldat - Fahrer oder nur Bewacher des Jeeps - mit deutscher Uniform, steht hier im Auftrag der US-Armee.
Auf der Rückseite des Bildes wird dies ausdrücklich als "Kuriosum" kommentiert. Nach einer Weile dachte ich mir........ das Haus kenne ich doch. Es dauerte jedoch eine Weile, bis ich im Vergleich mit alten Bildern den Beweis erbringen konnte, vor welchem Haus der Mann steht.
Das ist also die Frage: Wo steht der Mann?
StA Kötzting - Sammlung Traditionsverein 11. PD 0024

Lösung:

Es ist beim/vorm "Achtler", also dem früheren Gasthaus Pfeffer in der Marktstraße. Hinter dem Jeep war später die Milchzentrale und am Schluss die Filiale einer Bäckereikette.
Gegenüber, in der heutigen Volksbank, war damals das Gebäude der Militärregierung und davor gab es keinen vernünftigen Parkplatz.

KU vom 28.4.1985



Nik Heinrich hat mich zusätzlich noch aufgeklärt, dass der Mann eine GI-Uniform trägt jedoch mit einer Wehrmachtskoppel und Ringkragen:
 "Im Volksmund wurden die Feldgendarmen als Kettenhunde bezeichnet, in Anspielung auf die zur Uniform gehörende metallene Plakette aus Messing mit der Aufschrift Feldgendarmerie oder Feldjägerkommando, die an einer massiven Kette um den Hals getragen wurde.
Das auffälligste äußere Erkennungszeichen der Feldgendarmen war ihr Ringkragen aus mattweißem Metall. Neben dem Hoheitszeichen des Heeres war darauf die Aufschrift „Feldgendarmerie“ angebracht."

Foto Schwarz. Historische Aufnahme derselben Stelle.  








Suchbild 3 oder einfach ein Rätsel

Im Jahre 1958 kam es zu einem hochkarätig besetzen Treffen in Leckern, das sogar in der überregionalen Presse Beachtung gefunden hatte.
Was bedeutete die Abkürzung "LEMIA" dieser Forschungsgesellschaft?

Hier die Überschrift in den "Bremer Nachrichten" vom 9.8.1958

Wofür steht nun die Abkürzung "LEMIA?

Lösung: Der Kürzel ist eine Abkürzung des berühmten Götzzitates und diese Gesellschaft veranstaltete überregional bekannte Götz-Festspiele auf dem Anwesen der Familie von Zaborsky in Hinterleckern.
Der "Leck mich i.A." Orden aus der Töpferei von Zaborsky

Die Götzfestspiele werden auch einen wichtigen Teil der "Historischen Wanderung" ausmachen.
Hier der Link: >>>>>>> historische Wanderung <<<<<<<<


Suchbild 2

Wir schreiben das Jahr 1956 und der Burschen- und Brautzug zieht am Pfingstmontag durch Kötzting.
Aber wo marschieren sie denn da gerade?
Ich habe dabei den rechten Bildrand stark eingekürzt, um die Lösung nicht zu einfach zu machen.

Foto Kretschmer

Lösung: es ist die Kreuzung Herrenstraße vor der TCM Klinik. Im Hintergrund die Fa. Gartner.


Foto Pongratz


Suchbild 1

 Wo in Kötzting war dieser Teilabbruch mit einem - anschließenden - Neubau?
Das Hausnummernschild mit der Straßenbezeichnung habe ich wegretuschiert.


Lösung: Es ist das Haus in der Schirnstraße, in der heute die Firma Elektro Vogel ihren Laden und Werkstatt betreibt, hier das unredigierte Originalbild.

KU SW644

Seit Herbst 2025 gibt es darüber hinaus eine besondere Neuerung: die Interaktive Karte Kötztings. Auf ihr sind alle bisherigen Beiträge zur Häuserchronik sowie zahlreiche weitere historische Themen direkt in einer Stadtkarte verortet. Jeder Marker führt mit einem einzigen Klick zu den passenden Blogbeiträgen – übersichtlich, schnell und jederzeit abrufbar.
Die Karte funktioniert auf jedem PC und auch auf Mobilgeräten. Wer möchte, kann sie sogar als kleine App auf dem Smartphone speichern und wie ein eigenes Programm starten.

Wer neugierig geworden ist und sich auch manche Beiträge über andere Kötztinger Anwesen ansehen möchte, kann die Karte hier öffnen:    🗺️ Interaktive Karte Kötzting öffnen



Donnerstag, 18. Dezember 2025

Kötztinger-Film-Fest

Neuauflage

Nicht alle Kartenwünsche für „unseren“ Heigl-Film konnten im letzten Jahr erfüllt werden. Umso häufiger kam danach die Bitte: Mindestens noch eine Vorstellung!
Jetzt ist es so weit.

Nun kann der nächste Run auf die  Plätze im Sinocur-Hörsaal beginnen. Am Mittwoch, den 7. Januar 2026 um 19.00 Uhr findet die nächste Vorführung statt.  Gezeigt wird erneut der Heigl-Film von 1977 – jener Streifen, der im Jahr zuvor von der Medienzentrale der Universität mit großem Aufwand direkt von der Original-Filmspule digitalisiert und teilweise restauriert wurde.

Wie immer wird der Film von einem Einführungsvortrag begleitet. Und diesmal gibt es ein besonderes Schmankerl für alle, die im letzten Jahr zu kurz gekommen sind:
Mit jeder Vorführung sind neue Hinweise zu Schauspielern, Drehorten und Hintergründen zusammengetragen worden. Was ich im Mai schon mehr erzählen konnte als bei der Erstaufführung, wurde im September nochmals ergänzt – und setzt sich nun fort.
Die Zuschauer im Januar 2026 hören also die aktuellsten Forschungsergebnisse – als kleiner Ausgleich für die lange Wartezeit.


Zu Beginn der Veranstaltung werde ich den Film und seine Darsteller und Drehorte vorstellen - so wir sie kennen -  und vor allem den Bezug zwischen dem "richtigen" Michael Heigl und dem Film-Plot herausarbeiten.
Karl Höcherl, der Protagonist im Film und auch der Heigldarsteller für das Portrait des Kötztinger Künstlers August Philipp Henneberger, wird wohl für alle Zeiten unsere Vorstellung von dem historischen Michael Heigl aus Beckendorf prägen.
In einer kurzen Einführung werde ich die Person Michael Heigls mit seinem Handeln und seinem Schicksal in einer unbarmherzigen Umwelt einordnen. Eine Person,  die ja immer in einem Spannungsfeld gesehen wurde  zwischen dem "Robin Hood des Bayerwaldes" und einem verbrecherischen Räuber.


Was den Film so besonders macht, ist die Tatsache, dass das Filmteam in Kötzting vorher auf die Suche nach "Typen" und Gesichtern" gegangen war und viele solcher ganz besonderer Menschen mit Charakterköpfen gefunden hatte, die dem Film ein ganz besonderes Flair verleihen.

Das Casting der Laiendarsteller:

KH Krämer stellt die "Filmrollen" vor und wirbt um Statisten und Schauspieler





Szene aus dem Film: oben v.l. Schillitz Josef (Wirt vom Gasthaus Schillitz, Voggendorf), xx
vorne Wagerer Georg Boschmied Girgl


Die im Artikel angesprochenen qualitativen Einbußen konnten durch die Neudigitalisierung weitgehend ausgeglichen werden. Vor allem der Ton, der früher bemängelt wurde, ist mittlerweile durchgängig wieder hergestellt worden. Durchschlagende Hintergrundgeräusche von Tieren v.a. gleich am Anfang haben aber nichts mit dem Alter des Materials zu tun sondern sind bei der Aufnahme verursacht worden.

Bei der Wiederaufführung 1988 berichtete Karl Höcherl von einem Malheur des Kameramannes, das ihn zwang gleich zweimal durch den kalten Regenfluss zu waten, weshalb er im Film auch herzhaft fluchte, als er an der tiefsten Stelle auch noch ausrutschte..


Szene aus dem Film: Die Flussquerung, bei der Michael Heigl beobachtet worden ist und die letztlich zu seiner Ergreifung führen sollte.


Auch die Zeitungen berichteten laufend von den Dreharbeiten



Hier noch das Foto des "echten" Carl von Paur. Der Kötztinger Landrichter - später der erste Bezirksamtmann - war damals Richter, Chef der Verwaltung und auch noch Polizeichef für den gesamten Landgerichtsbezirk Kötzting und war schier am verzweifeln, weil er den Heigl so lange nicht hatte schnappen können.


Landrichter Carl von Paur - beerdigt im Alten Friedhof in Kötzting

Weil es im Hörsaal im Sinocur nur eine feste Anzahl von Sitzplätzen gibt, ist es unerlässlich, sich vorher beim Kur- und Gästeservice - gerne auch telefonisch: 09941-40032150 - anzumelden, um keine Überraschung zu erleben. 

Seit Herbst 2025 gibt es darüber hinaus eine besondere Neuerung: die Interaktive Karte Kötztings. Auf ihr sind alle bisherigen Beiträge zur Häuserchronik sowie zahlreiche weitere historische Themen direkt in einer Stadtkarte verortet. Jeder Marker führt mit einem einzigen Klick zu den passenden Blogbeiträgen – übersichtlich, schnell und jederzeit abrufbar.
Die Karte funktioniert auf jedem PC und auch auf Mobilgeräten. Wer möchte, kann sie sogar als kleine App auf dem Smartphone speichern und wie ein eigenes Programm starten.

Wer neugierig geworden ist und sich auch manche Beiträge über andere Kötztinger Anwesen ansehen möchte, kann die Karte hier öffnen:    🗺️ Interaktive Karte Kötzting öffnen

Auch für den "Räuber Heigl" gibt es in dieser "Interaktiven Karte" bereits einige Markierungen auf der Landkarte und es ist sehr einfach sich auf dieser zurechtzufinden.



Ein Festtag für Kötztings Pfarrgemeinde

Manchmal fügen sich Jubiläumsjahr und Archivarbeit auf besonders schöne Weise zusammen. Ein solcher Glücksfall ergab sich nun bei der Durchsicht des Kretschmerarchivs: Im Jahr 1955, als die neu errichtete Matthäuskirche in Kötzting eingeweiht wurde und dabei noch im selben Jahr auch ihre Kirchenglocken in Kötzting ankamen, erhielt auch die katholische Stadtpfarrkirche ein neues Geläut – ein Ereignis, das in Kötzting nicht nur kirchlich, sondern auch öffentlich begangen wurde. Der feierliche Empfang der Glocken auf dem Kötztinger Marktplatz geriet zu einem großen Moment des gemeinsamen Erlebens.

Bislang waren von dieser Feier vor allem unscharfe Zeitungsaufnahmen bekannt. Im Firmenarchiv Kretschmer jedoch haben sich drei hochauflösende Fotografien erhalten, die diesen besonderen Tag eindrucksvoll dokumentieren. Sie erlauben einen sehr unmittelbaren Blick auf ein Ereignis, das wir alle gar nicht mehr in der Erinnerung haben (können).

Im Folgenden stehen zunächst die zeitgenössischen Berichte aus den beiden Kötztinger Lokalzeitungen über den feierlichen Empfang der vier Glocken, bevor anschließend die neu aufgefundenen Fotografien vorgestellt werden.

"Samstag 28. Mai/Sonntag 29. Mai 1955

"Die alten und die neuen Glocken läuten Pfingsten ein

ab. Kötzting. Erstmals wird das große vollständige Geläute unserer Pfarrkirche am morgigen Sonntag das Pfingstfest einläuten. Mit vielen Umständen verbunden, wurden die drei neuen Glocken am vergangenen Mittwoch in den Glockenstuhl hinaufgezogen. Selbst unser H. H. Dekan Dietl hat es sich nicht nehmen lassen, bei dieser so einmaligen Arbeit mitzufeiern. Wenn wir nun noch einmal einen Blick in die Geschichte der alten Glocken tun, so erfahren wir, daß die zweitgrößte, welche 1725 von Florido in Straubing gegossen wurde, im vergangenen Krieg heruntergeholt, jedoch nach Beendigung desselben wieder zurückgebracht wurde. Die größte Glocke, welche 1778 in Straubing von Sedlmeier gegossen wurde, zeigt das Bild des Gekreuzigten und ist eine Stiftung der Familie von Gehring, der ehemalige Besitzer des Schlosses von Reitenstein. Auch diese Glocke wurde im letzten Krieg heruntergeholt. Da man jedoch ihren eigentlichen Kunstwert erkannte, vermied man es, diese fortzuschicken. Die kleinste Glocke des bisherigen Geläutes soll in Zukunft ihren Dienst in der St.-Veits-Kirche versehen. Die größte von den neuen Glocken ist die „Marienglocke“ mit der Inschrift „Maria gedenke deiner Kinder“. „Hl. Michael verteidige uns im Kampfe“, sind die Worte am Rand der mittleren Glocke, welche dem hl. Erzengel Michael geweiht ist. Dem hl. Bruder Konrad ist die kleinste der neuen Glocken geweiht. Ihre Inschrift lautet: „Hl. Bruder Konrad nimm dich der Notleidenden an“. Dieses neue Geläute besteht aus fünf Glocken verschiedener Größe. Mögen diese Glocken eine neue Zeit einläuten, die erfüllt ist vom Heiligen Geiste.
Aus dem Gutachten, das Herr Domkapellmeister Max Tremel aus Passau über die neuen Kötztinger Glocken abgegeben hat, sei Folgendes hervorgehoben: Die Glocke „Maria Königin“ besitzt prachtvollen Nachhall (122 Sekunden), die Glocke „St. Michael“ besitzt einen erstklassigen Aufbau der Innenharmonie (Nachklang 143 Sekunden). Die Glocke „St. Konrad“ hat eine absolut reine Oberoktav und fügt sich den anderen zwei Glocken in ihrem Klang sehr fein an (Nachhall 130 Sekunden). Das Gesamtgeläute ist von seltener Schönheit und Vielfalt, ein Glockenquintett, wie es nicht überall hängt. Kötzting besitzt nun ein Vollgeläute von erster Güte, zu dem man der Pfarrei herzlich gratulieren kann. Herr Domkapellmeister hat als Glockensachverständiger die beiden großen Glocken des alten Geläutes überprüft, so dass er auch über das Gesamtgeläute ein sachverständiges Urteil abgeben kann."


 

"Die neuen Glocken für die Stadtpfarrkirche wurden geweiht.

„Mögen diese Glocken eine neue Zeit einläuten“

Kötzting. Schon länger als ein Jahrzehnt wünschten sich die Gläubigen der Stadtpfarrei Kötzting ein vollständiges Geläute. Nun ist es so weit. Unter großen Opfern und Mühen hat unsere Stadtpfarrkirche drei neue Glocken erhalten. Wie wir bereits berichteten, wurden sie am Sonntag geweiht. Um das alte schöne Geläut wieder zu vervollständigen, setzte die Pfarrei alles daran, vor dem Kriege hingen im Kirchturm fünf Glocken. Neue Schwierigkeiten tauchten auf. Der Glockenstuhl musste erneuert werden, weil die alte fünftrachtige Geläute nicht mehr aushielt. Die bisherige Messglocke aus dem Jahre 1415 bedarf der größten Schonung. Sie wird ihren Dienst in St. Veit weiter versehen. Die neuen Glocken, gegossen in der Gießerei Rudolf Perner, Passau, sind der Mutter-Gottes, dem hl. Erzengel Michael und dem hl. Bruder Konrad geweiht. Auf der Marienglocke steht „Maria gedenke deiner Kinder“, weil Kötzting Marienpfarrei ist. Die zweite Glocke trägt die Inschrift „Hl. Erzengel Michael — verteidige uns im Kampfe“. Auf der dritten Glocke ist eingeschrieben „Heiliger Bruder Konrad — nimm dich der Notleidenden an“. Mögen diese Glocken eine neue Zeit einläuten, die erfüllt ist vom hl. Geiste.

 

Auch die Kötztinger Zeitung beschrieb in einem Begleitartikel nicht nur die Geschichte und die Art der Kötztinger Kirchenglocken sondern widmet einen ganzen Absatz der Beschreibung der historischen Glocken des ehemaligen Kreisgebietes.



:"KÖTZTINGER ZEITUNG

Die neuen Glocken im Glockenstuhl

Festliches Geläut leitet Pfingsten ein

Glockenaufzug ohne Zwischenfall — Alte Messglocke kommt nach St. Veit

Kötzting. Die neuen Glocken der Kötztinger Stadtpfarrkirche, die aus der Gießerei Rudolf Pernauer, Passau, stammen und am vergangenen Sonntag von Dekan Josef Dietl bei einer Marienfeierstunde vor St. Veit geweiht worden sind, hängen seit Mittwoch im Glockenstuhl. Das fünffache Geläut, das sich die Pfarrei Kötzting unter großen Opfern erworben hat, wird erstmals an Pfingsten erklingen.

Die Arbeiten des Glockenaufzuges, die mit Hilfe einer Seilwinde vorgenommen wurden, verliefen ohne Zwischenfall in einer verhältnismäßig kurzen Zeit und konnten noch am Nachmittag des Mittwoch abgeschlossen werden. Im Zuge der Maßnahme wurde der bisherige Glockenstuhl erneuert und mit einer verbesserten Aufhängevorrichtung versehen. Die bisherige, aus dem 14. Jahrhundert stammende Messglocke, die größter Schonung bedarf, ist aus dem Geläut entfernt worden. Die am Samstag nach Kötzting überführten Passauer Glocken sind der Muttergottes, dem Erzengel Michael und dem hl. Bruder Konrad geweiht. Sie tragen folgende Inschriften: „Maria, gedenke Deiner Kinder“, „Hl. Erzengel Michael, verteidige uns im Kampfe“, „Heiliger Bruder Konrad, nimm Dich der Notleidenden an“. Das Geläut der Kötztinger Pfarrkirche bestand bereits vor dem Kriege aus fünf Glocken, die aus dem 15. Jahrhundert und aus den Jahren 1629, 1708, 1778 stammten.

Es ist in diesem Zusammenhang nicht uninteressant die Geschichte der Kirchenglocken in Kötzting und dem Landkreis zu verfolgen. Freilich, so manche von ihnen erklingt nicht mehr, weil sie in den Kriegsjahren wie vieles andere Opfer der „totalen Erfassung“ geworden ist. Noch heute aber können die Pfarreien Kötzting und Chamerau die ältesten Glocken des Kreisgebietes nachweisen, obgleich sich noch in drei Pfarreien des Kreisgebietes Glocken ohne Gießernamen aus der Spätgotik befinden. Von dem Regensburger Meister Hans Burkoph wurde eine Glocke zu Lam (1522) und eine zu Zenching (1533) gefertigt. 1599 schuf die herzogliche Hofgießerei in München Martin Frel eine Glocke für Neukirchen hl. Bl. Die bezeichneten Glocken des 17. Jahrhunderts kamen vornehmlich von Regensburg und Straubinger Gießereien. Aus der Bischofsstadt lieferte ein Georg Schelchshorn zwei Glocken von 1609 bzw. 1628 nach Zenching. Johann Gordan Schelchshorn zwei nach Neukirchen hl. Bl. (1681 und 1683) und 1688 eine nach Chamerau. Aus Straubing lieferten die Meister: Georg Lehner, 1607 nach Neukirchen hl. Bl.; Georg Degner 1636 nach Eschlkam; Paul Gleißnöck 1652 ebenfalls nach Eschlkam, Johann Gleißnöck 1689 nach Kötzting. Die Gussorte des 18. Jahrhunderts waren wohl ausschließlich Straubing und Stadtamhof, wenn auch über kleinere Glocken wie in Götzlhof, Haidstein und Bachmeierholzen (1791) diesbezügliche Angaben fehlen. Von Straubinger Meistern sind zu verzeichnen: Johann Georg Sedbauer 1708 in Kötzting, 1714 in Neukirchen, 1716 in Rittsteig, Paul Pernand Dietrich 1749 in Neukirchen, Johann Florido 1764 in Grafenwiesen, 1767 in Rimbach, 1773 in Rittsteig, 1778 in Kötzting, 1784 in Weißenregen, Joseph Spangl 1794 in Steinbühl, 1798 in Blaibach. Von den Gießereien Stadtamhof lieferten: Martin Neumair 1733 nach Rimbach, 1742 nach Eschlkam, Marton Neumair, 1752 nach Blaibach und Steinbühl (Joseph Neumair), Erhard Kilner 1755 nach Schönbuch, 1758 nach Weißenregen, 1760 nach Trailling, 1761 nach Großaign, 1762 nach Schöneich und 1765 nach Kötzting."

Stadtpfarrer und Dekan Josef Dietl spricht hier vor dem Lastwagen mit den Glocken

Nun aber zu den neuentdeckten Bildern aus dem Kretschmerarchiv:



Schön zu erkennen im Hintergrund, dass es beim "Fleischmann" noch eine "böhmische" Hofeinfahrt gegeben hatte.

Seit Herbst 2025 gibt es darüber hinaus eine besondere Neuerung: die Interaktive Karte Kötztings. Auf ihr sind alle bisherigen Beiträge zur Häuserchronik sowie zahlreiche weitere historische Themen direkt in einer Stadtkarte verortet. Jeder Marker führt mit einem einzigen Klick zu den passenden Blogbeiträgen – übersichtlich, schnell und jederzeit abrufbar.
Die Karte funktioniert auf jedem PC und auch auf Mobilgeräten. Wer möchte, kann sie sogar als kleine App auf dem Smartphone speichern und wie ein eigenes Programm starten.

Wer neugierig geworden ist und sich auch manche Beiträge über andere Kötztinger Anwesen ansehen möchte, kann die Karte hier öffnen:    🗺️ Interaktive Karte Kötzting öffnen









 







Samstag, 13. Dezember 2025

Weihnachten am Herrenweiher

 

Weißt du noch, wie’s damals war: Weihnacht am Herrenweiher

 Eine Weihnachtsgeschichte von Haymo Richter

Damit zu Hause das Christkindl „hampern“ kann und nicht versprengt wird, müssen viele Väter am Nachmittag des 24. Dezember mit ihren Kindern einen Spaziergang machen.

Meine beiden Buben und ich hatten uns allerhand zu erzählen auf dem Weg hinaus vor die Stadt, am Kötztinger Bildungshügel vorbei hinauf zur Rieselshöh. Unten, in einer weiten Au, liegt der Herrenweiher. Fünf kleine Anwesen ducken sich vor dem Böhmischen Wind, der aus der Ecke des Hohen Bogen gnadenlos pfeift. Erinnerungen werden wach ....

Herrenweiher zur Weihnacht 1974: Noch immer einsam, noch immer schön



Heiliger Abend am Herrenweiher! Die Obstbäume rahmen den kleinen Hof schützend ein, der Wind hat wieder mal seinen Tag; er treibt den Schnee vor sich her und baut vor allen Hindernissen Schneewehen auf. Der Stall und die „Strahschupfa“ heben sich aus der lichten Schneewüste dunkel ab. Im weißen kleinen Bauernhaus mit dem hölzernen „Schrot“ brennt schon zur frühen Morgenstunde Licht. Still ist es rundherum, ein paar Hühner gackern, der Hund kläfft sinnlos die Katze an, die auf dem Apfelbaum sitzt, Morgenwäsche macht und sich die Pfoten leckt. Nur zögernd will der Tag anbrechen, die Sonne glüht dunkelrot im Zellertal und vom „Gstirzel“ her drohen dunkle Wolken, „da Schnee­wind wahd“.

Die Petroleumlampe brennt

Es ist Heilig Abend — vom Markt her hört man die Glocken zur dritten Messe, das Rorate ist längst aus. In der Kuchl drin sitzt um den alten Tisch herum die ganze Familie, nachdem das Vieh schon versorgt ist, um die Morgensuppe zu sich zu nehmen. Es wird dabei nicht viel gesprochen. Die Milchsuppe, die der Großvater vorher vom Brotlaib gekonnt mit dem Messer eingebrockt hat, wird gemeinsam aus einer Schüssel gelöffelt. Nichts deutet darauf hin, dass heute vor nahezu 2000 Jahren Christus auf die Welt gekommen ist. Die Petroleumlampe brennt wie an jedem langen Wintermorgen und wird erst nach dem Morgenmahl von der Mutter ausgeblasen.  Der Großvater zog den Überrock an und die Zipfelmütze über die Ohren. Dann ging er über den knirschenden Schnee, dem Wald zu, um ein kleines rotes Bäumlein zu holen, so wie alle Jahre am Heiligen Abend. Der Sepp verzog sich in die Werkstatt, um an der „Hoanzlbenk“ letzte Hand am „Wachl“ anzulegen, das sollte sein Geschenk an den Vater sein.

Ich stolperte in meine Holzschuhe mit den an der Sohle eingeschlagenen Eisen und ging in den Hof. Vom „Bamweiher“ hörte ich die Eisstöcke klingen, da gab’s kein zurück. Im Laufschritt war ich in wenigen Minuten drüben und stellte meinen „Stock“ beiseite, um zu warten, bis das „Bod aus is“ und man mich aufforderte, mitzumachen. Kein Gespräch um Geschenke, um Bescherung und Weihnachtsfeier. Während der „sechs, neune, aus“ — nur die Frage: „Gehds a ind Meddn, ha? — ja freila! Sist war o ned Weihnachdn“. Auch beim kargen aber deftigen Mittagsmahl deutet noch nicht viel auf das hohe Fest hin, es gibt eine Fastenspeise „an Ritschiund a gstondane Milch“.

 A weng a Glout und a Weihwasser

Erst im Laufe des Nachmittags, als die Großmutter immer wieder in die Kammer ging, um zu kramen, der Sepp so verstohlen umherschlich und der Großvater das kleine Bäuml in den hölzernen Christbaumständer einmachte, merkte man, daß heute ein besonderer Tag ist. Der Baum wurde auf den „Komodkasten“ gestellt, ein paar Kerzen und silberne Fäden hingen bald daran und unter den Baum stellte die Mutter eine kleine Krippe. „Heid ist de höchst Rauhnacht!“ — ließ der Großvater vernehmen. „Muadda doa af Kiraschaufe a weng a Glout und gib ma’s Weihwossa.“ — Ich durfte mitgehen, zuerst in den Stall, dann in die Scheune, in jeden Schuppen und auf den Boden. Kein Wort verlor dabei mein Großvater. Zu fragen traute ich mich nicht, doch als die beinahe feierliche Handlung zu Ende war, erklärte er mir den Sinn seines Tuns, das alles Böse vom Hof fernhalten soll ein ganzes Jahr und am Festtag der Heiligen Drei Könige werde er wieder mit Weihrauch und Weihwasser durch den Hof gehen und bitten, dass der Herrgott Unheil abwenden möge.
Heilig Abend: In da Kuchl steht vor dem Herrgottswinkel die Familie, der Großvater betet vor: „Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft...“ Dann holt die Großmutter aus der Kammer das Brot; der Großvater segnet mit drei Kreuzen den Laib, um dann die Anschnitte an die am Tisch sitzende Familie zu verteilen. Heiliger Abend, die Mutter zündet nun die paar Kerzen am Christbaum an und die bescheidenen Geschenke werden ausgetauscht. Da „Vadda“ bekommt seinen „Wachl“, die Großmutter ein neues Kopftuch, der Sepp ein Paar schafwollene Socken und ich neue Schienen für die Holzschuhe. Alsbald nimmt der „Vadda“ seinen Lieblingsplatz ein, er setzt sich auf das „Grantl“ des gemauerten Küchenofens. Der Hund ist heut auch in der Stubn und die Katze striegelt im Reisig herum, das vor dem Ofen liegt. Grad schön ist’s; da „Vadda“ erzählt aus früheren Zeiten, als es drüben am „Hammer noch weitzte“, als er als Fuhrmann mit den Pferdegespannen noch nach Amberg fuhr, um Eisen zu holen und als der Zaun des kleinen Wurzgartens vor dem Haus immer wieder von den langen Holzfuhrwerken umgefahren wurde. Er zwirbelt seinen Schnurrbart, die Großmutter war eingenickt...

Der gemeinsame Mettengang
Da gegen 10 Uhr, ein Klopfen an der Tür — „wos is lous?“ „Mochts af, da Nachba bin i.“ — „Ja so, gei no eina, und wiam de af.“ Bis es 11 Uhr wird, ist die Stube voll; alles sammelt sich aus der Nachbarschaft zum gemeinsamen Mettengang. Die Großmutter wird wieder wach und drängt uns, aufzubrechen, damit wir in die Metten nicht zu spät kommen. Die Laternen werden angezündet und die Großmutter geht zum Weihwasserkessel. Sie verabschiedet uns. Die beiden alten Leute bleiben zurück bei Haus und Hof. Über die Rieselshöh erreichen wir in einer kleinen halben Stunde den Markt. Dort und da knallt ein Schuß — das Christkindl wird angeschossen. Hinter den Vorhängen der Bürgerhäuser sieht man die Leut’ stehen. „Boa, heid hams wieda umannandpranxt und da Pfoara hod bereits a hoibe Stund predigt!“ — „Am Chor om hams ned amoi batzt!“ — „Da Mesner Karl — hatsn gseng? A mou a Kudn hom wie a Pfoara. Und g’schaut hod a wies Christkindl sejbai!“ — „Oba da Staudinger Pfoara hod wieder eign’afazt!“ So läuft das Gespräch nach dem nächtlichen Gottesdienst. Die Leute sind fröhlich. Man wünscht sich „guade Feierdog“ und ein „gouds hoamkemma.

Dann wurde die Lampe gelöscht
Drunt am Bräuhaus zünden wie wieder unsere Laternen an und schnell sind wir aus dem Betriebe des Marktes in der Stille des Herrenweihers. Wir gingen über den „Gänsgraben“ unmittelbar am Regen zurück. Schon von weitem, als wir die alte Brücke über den einstigen Ablaß des Herrenweihers überschreiten, leuchtet uns gleichsam als Wegweiser über die in der Mondnacht glitzernde weite Fläche das Licht aus dem Hof entgegen.

Die heutige Jahnstraße war Teil des Grafenwiesener Kirchenwegs
Ganz links am Bildrand erkennt man noch den Kanin des früheren Kommunbrauhauses, das im Text erwähnt ist.

Warm ist’s drin in der Stubn, das tut wohl, nachdem wir auf dem Rückweg von der Metten dem Wind aus dem Böhmischen grad ins Gesicht schauen mussten. Die Ohren und die Nasenspitzen sind klamm. Die Großmutter hat einen Tee hergerichtet, dazu einen Keil Brot.

Dann wünscht der Großvater eine gute Nacht. Er geht mit den Nachbarn noch vor die Haustür, bevor er die Petroleumlampe auslöscht.
Das war der Heilige Abend, ohne Schallplatten, ohne Radio und ohne Hast. Schön war’s damals...
Haymo Richter

Hinweis Wachl, das Geschenk für den Großvater: Soweit ich weiß ist eine "Wachl"  eine  hölzerne Vorrichtung an der Sense - ähnlich einem ausgestreckten Arm - die hilft beim Getreide mähen.

 Seit Herbst 2025 gibt es darüber hinaus eine „interaktive Karte Kötztings“ Auf ihr sind alle bisherigen Beiträge zur Häuserchronik sowie zahlreiche weitere historische Themen direkt in einer Stadtkarte verortet. Jeder Marker führt mit einem einzigen Klick zu den passenden Blogbeiträgen – übersichtlich, schnell und jederzeit abrufbar.

Die Karte funktioniert auf jedem PC und auch auf Mobilgeräten. Wer möchte, kann sie sogar als kleine App auf dem Smartphone speichern und wie ein eigenes Programm starten.

Wer neugierig geworden ist, kann die Karte hier öffnen:    🗺️ Interaktive Karte Kötzting öffnen


Freitag, 12. Dezember 2025

Lesestammtisch

Einladung zum
 monatlichen Lesestammtisch
des Arbeitskreises Heimatforschung


 




Was wollen wir im neuen Jahr lesen? 

Im Jahr 1829 startete die Bayerische Regierung eine außergewöhnliche Umfrage: Alle Landgerichte sollten zusammentragen, welche Geschichten, Überlieferungen und „denk- und merkwürdigen“ Orte es in ihren Gemeinden noch gab.
Die Antworten aus Pfarrämtern und Gemeindeverwaltungen eröffnen bis heute einen faszinierenden Blick auf die Ortsgeschichte – voller Erinnerungen, Besonderheiten und Sagen.
Im Dezember werfen wir gemeinsam einen Blick auf die Rückmeldungen aus Kötzting, Rimbach und Chamerau und entdecken, was man dort vor fast 200 Jahren für bemerkenswert hielt.

 
Der Rimbacher Pfarrer Johann Schmid schrieb über seine Pfarrei:



"Notizen
ueber die Pfarrey Rimbach Landgerichts Kötzting

Der Ursprung dieser Pfarrey läßt sich bey dem Mangel an Urkunden nicht erforschen, jedoch eben deßwegen muß auch das Alter der Pfarrey sehr hoch seyn, weil sich die aeltesten Leute nicht erinnern können. je etwas über das Entstehen der Pfarrey gehört zu haben.
Das Pfarrtaufbuch fängt an mit dem Jahre 1651 den 23. Januar, es scheint aber erst in den folgenden Jahren von einem späteren Pfarrverwesen nachgeschrieben worden zu seyn. Einer Anmerkung zu Folge soll die Pfarrey in den Jahren 1600 bis 1683 von Religiosen aus Windberg versehen worden seyn, auch scheint selbe einige Jahre hindurch mit Lam in Vereinigung gestanden zu haben. Die Pfarrei mit ihren 33 Einöden und Weilern hat....."
.
                         



Man muss diese Schrift nicht unbedingt bereits lesen können, wenn man an unserem Lesestammtisch teilnehmen möchte, denn :
  • die meisten Teilnehmer lesen zumeist auch nur still mit
  • werden an diesem Abend in den 2 1/2 Stunden auch viele andere geschichtliche (und zeitgeschichtliche) Themen am Rande besprochen.
  • ist es eine kurzweilige Veranstaltung und schlussendlich
  • kann man diese Schrift bei dieser Gelegenheit dann ja leicht lesen lernen.


Also, vielleicht sieht man sich im Kneippstüberl im Hotel zur Post zum neuen Termin am  13.1.2026  um 18.30, ich würde mich freuen.

Seit Herbst 2025 gibt es darüber hinaus eine „interaktive Karte Kötztings“ Auf ihr sind alle bisherigen Beiträge zur Häuserchronik sowie zahlreiche weitere historische Themen direkt in einer Stadtkarte verortet. Jeder Marker führt mit einem einzigen Klick zu den passenden Blogbeiträgen – übersichtlich, schnell und jederzeit abrufbar.
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Donnerstag, 11. Dezember 2025

Bundeswehrstandort Kötzting

Vor ziemlich genau 60 Jahren – am 24. November 1965 – begann in Kötzting eine neue Ära.
Nach Jahren der Planung und einer enormen Großbaustelle war der erste Bauabschnitt der neuen Kaserne endlich vollendet. An diesem Tag zogen die ersten Soldaten ein – und Kötzting wurde zur Garnisonsstadt des Fernmeldesektors F.
Was uns heute, sechs Jahrzehnte später, besonders fasziniert:
Nicht nur die offiziellen Ereignisse, die Reden oder die Stolz-Momente der Einweihung – sondern die Details im Hintergrund der Fotos. Kleine Szenen am Rande, beiläufige Augenblicke, Gebäude, Fahrzeuge, Menschen – all das erzählt mindestens genauso viel über diese Zeit wie die eigentlichen Motive.

Dank der Zeitungsberichte von damals und vor allem durch das Kretschmerarchiv, das uns immer wieder mit neuen Blickwinkeln überrascht, können wir diese Tage heute noch einmal miterleben.
Die folgenden Bilder zeigen nicht nur einen historischen Meilenstein – sie öffnen ein Fenster in das Kötzting des Jahres 1965.


Die Ankunft der Bundeswehr

Kretschmerarchiv KreA Nr. 532 und 533









Im Hintergrund der "Decker" und das Haus des Allgemeinarztes Dr. Angerer mit seiner unverwüstlichen Robinie am Hauseck.




Im Hintergrund noch die Bäckerei Pongratz mit den zugemauerten Fenstern der Backstube - heute der Horsetownclub - und der Privatterrasse mit Sonnenblende. Wie man am linken Bildrand, noch vor den Soldaten erkennen kann, war der seitliche Kötztinger Marktplatz noch ein mit runden Flusskieseln gepflasterter Buckel, der im Sommer teilweise auch gras-/kleebewachsen war.

Hier kann man den Untergrund besser erkennen.







Im Hintergrund der kleine Ladenzugang des Schlossers "Irbeck Naz" darunter das Gebäude Kolbeck Wolfgang - Gams - oder "Schwarzanderl Gang", noch weiter bergab, die St. Veitsapotheke gab´s noch nicht, dort war noch das Wohngebäude Gruber und Herr Gruber war sicherlich im Erdgeschoss am Fenster - auf sein Kissen gestützt - und betrachtete das Spektakel.

Ganz links sollte Landrat Nemmer sein, in dem hellen Mantel, neben ihm Stadtamtmann Fritz Costa und rechts neben dem Offizier, in der ersten Reihe, der damalige Bundestagsabgeordnete Dr. Stefan Dittrich, dann Dr. Georg Karl, Jurist im Landratsamt Kötzting, später Landrat von Deggendorf

Das Gasthaus Mühlbauer "Osl" noch in ganz anderem Outfit mit dem damaligen Bürgermeister Hans Kroher am Rednerpult

Beim "Fleischmann" war noch das "Vege" Lebensmittelgeschäft und der Opel Rekord stand trotz des Parkverbotes da.









Nach der Ansprache gings - zum Warmwerden - durch die Straßen der Stadt.

 

Zuerst gings in die Bahnhofstraße und dann hinauf zum Marktplatz




Und natürlich waren die Zeitungen groß dabei:
Hier die Kötztinger Umschau




Hier der Bericht der Kötztinger Zeitung:
KÖZ vom 25.11.1965



Wie stark der Kälteeinbruch gerade an diesem Mittwoch gewesen war, kann man an den Berichten in der Kötztinger Zeitung zwei Tage später erkennen.

Kaum war die Garnison eingerichtet, suchten die Soldaten sofort den Kontakt zur Bevölkerung – und das nicht erst nach Wochen, sondern bereits am allerersten Wochenende.
Was lag näher, als diesen neuen Abschnitt der Stadtgeschichte gleich mit einem gesellschaftlichen Höhepunkt zu beginnen? Für die tanzfreudigen Kötztinger war es jedenfalls ein Glücksfall:
Ein schwungvoller Ball in der Jahnhalle, begleitet von der Kapelle Wack Traurig, lockte zahlreiche Besucher an – und das mitten in der „staaden Zeit“.
So begann die Verbindung zwischen der neuen Garnison und der Stadt nicht nur mit einem militärischen Akt, sondern mit Musik, Tanz und einem unterhaltsamen  Abend.


Und ehrlich gesagt wundert es mich überhaupt nicht, dass ich auf einem der Fotos auch gleich meine Eltern entdecke. Trotz ihres Sechs-Tage-Marathonjobs in der Bäckerei hatten sie eine eiserne Regel:
Wenn irgendwo am Wochenende Musik zum Tanz aufspielt, sind wir dabei.
Also stehen sie auf dem Bild – links neben dem Offizier – schon wieder auf der Tanzfläche, als hätten sie gerade erst Feierabend und nicht eine ganze Arbeitsschicht hinter sich. Und wie man sieht, hatten sie dabei jede Menge Spaß.

Dann gab es an demselben Wochenende auch noch einen Kameradschaftsabend in der Kaserne und die dann nahmen die "Neukötztinger" am Sonntag auch noch am Jahrtag des Kötztinger Krieger- und Soldatenvereins teil mit Kranzniederlegung und Jahrtagsfeier beim "Leboid". 

Seit Herbst 2025 gibt es darüber hinaus eine „interaktive Karte Kötztings“ Auf ihr sind alle bisherigen Beiträge zur Häuserchronik sowie zahlreiche weitere historische Themen direkt in einer Stadtkarte verortet. Jeder Marker führt mit einem einzigen Klick zu den passenden Blogbeiträgen – übersichtlich, schnell und jederzeit abrufbar.
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