Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen. Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.
Alte Hausnummern 86
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Sammlung Josef Franz |
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Vermessungsamt Cham: 5168-2100-LiquiP_Bad_Koetzting_2_1-01 |
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Sammlung Josef Franz |
Ähnlich wie die benachbarten Häuser in diesem Bereich Kötztings, hat auch dieses Haus keine sehr weit zurückreichende Geschichte.
Im Häuser- und Rustikalsteuerkataster Kötzings aus dem Jahre 1811 finden wir - zunächst mit der provisorischen Hausnummer 82 - unter der Nummer 86 einen Andreas Hilpel mit einem gezimmerten Häusel ohne Nebengebäude.
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StA Landshut Rentamt Kötzting Rep 300 B 27 von 1811 |
"Nro LXXXII Andrä Hilpel
598 das gezimmerte Häusel, ohne Nebengebäude
599 Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeindegründen."
Von diesem Andreas Hilpel ausgehend lässt sich belegen, dass dieser das Haus 1784 von einem Auerbeck erworben hatte.
1779 kaufte der Mühlknecht Johann Auerbeck das Haus des Georg Karl, welcher es - 1768 - von seiner Mutter, der Witwe Dorothea Karl vererbt bekommen hatte.
Das ist zunächst der Ausgangspunkt für die weitere Suche.
Bereits in den Geburtsmatrikeln Kötztings aus dem Jahre 1719 ist die Geburt - es ist jedoch in Kötzting kein entsprechender Heiratseintrag zu finden - eines Benedikt Karl vermerkt, dessen Vater Johann Georg Karl und dessen Mutter als eine Dorothea angegeben ist. Der Beruf des Vaters war Müller.
Bei den folgenden zwei Kindern blieb es bei dieser Berufsbezeichnung, ab 1724 jedoch ist bei seinem beruf "Tagelöhner" eingetragen. Die Taufpaten gerade der ersten Kinder kamen von der Armmühle bei Arnschwang. Dies könnte ein Hinweis sein, von woher einer der beiden Ehepartner stammte.
Karl Johann Georg und Dorothea
Im Jahre 1718 erhielt der Bürger und Sagmüller Hans Georg Karl das Kötztinger Bürgerrecht, für das er 10 Gulden zu zahlen hatte.
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StA Kötzting Marktrechnung von 1718 |
"Einnamb an BürgerrechtHanns Georg Carl burger und Müllner uf der Saggmihl hat Bürgerrecht abgefiehrt Inhalts Rhatsprotocoll fol. 6 10 fl "
Hans Georg Karl wurde also Kötztings neuer "Sagmüller", was aber zu diesem Zeitpunkt nicht mehr so eindeutig war, wie es heutzutage wäre, denn seit gut 50 Jahren gab es in Kötzting zwei Mühlen, die diesen Namen trugen; abgesehen davon, dass auch zwei andere Mühlen Kötztings, die Markt- und die Wiesmühle, ebenfalls auch Holz bearbeiteten.
In den 50er Jahren des vorhergehenden Jahrhunderts hatte der damalige Sagmüller sich gegen den erklärten Willen des Kötztinger Magistrats durchgesetzt und flussabwärts der eigentlichen Sagmühle, die ihre Kraft vom Gruberbach bezog, eine zweite Säge errichtete, die nun am Regenfluss lag.
Diese Entwicklung war auch von einem großen Prozess begleitet, dessen Akten eine große farbige Planskizze beigelegt war und der bereits Teil eines eigenen Blogbeitrages geworden war.
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Sta Landshut Rep 97e |
Rechts auf dem Bild die damalige Sagmühle und links unten am Ort des Zusammenflusses des Zweigarmes mit dem Hauptarm des Regenflusses wurde die neue (Filial)Sagmühle errichtet.
Diesem Bauwerk war keine gute und lange Zukunft beschieden. Im Jahre 1718 wurde dieser Doppelbesitz zunächst einmal aufgeteilt und .das aus Nösswartling stammende Müllersehepaar Hans Georg und Dorothea Karl erwarben von Martin Hofmann - "Wittiber, des Rats und Müller auf der Sag"
um stolze 1600 Gulden die "die mühl uf der Sag, item obern Wörth und Gartten , Mühlgäng und herober Sag besambt allem Zugehör nichts ausgenommen als die Kastnerin Wies und herunder Sag."
Martin Hofmann behielt sich also die neue - die herunder Sag - noch für sich, entledigte sich dabei aber auch seiner Schulden, denn allein 500 fl Grundschuld lagen bei "Kirchengelder nach Weissenregen und Grafenwiesen".
Bereits 1720 hatte JG Karl die Sagmühle wieder verkauft - neben den 400 Gulden Grundschuld bei den Kirchen in Weißenregen und Grafenwiesen, standen auch noch 400 Gulden an Zahlung an den Vorbesitzer offen - an den ledigen Müllerknecht Simon Kellnhofer von der "Tennglmühle".
Nach diesem kurzen Intermezzo als Mühlenbesitzer wird JG Karl, wie oben bereits angeführt, in den Matrikeln als Taglöhner geführt, bleibt aber anscheinend in seinem Berufsfeld.
Als er im Jahre 1734 vom Kötztinger Magistrat "die Verwilligung, zwischen der sogenannten Saagmühl und Saaghäusl an dem daselbstigen vorhandenen Rangen und Stainfölsen ain Pläzl, in Ansehung solcher Rangen sonnsten nichts nuzen und dem Pluembbesuch auch am Mindesten schädlich gewesen, ausbrecheun und sodan ain Häusl darauf pauen zedürffen" erhält, wird er als als Fluderknecht bezeichnet.
Damit haben wir hier ein äußerst genaues Datum für die Errichtung "unseres" Hauses.
1737 steht JG Karl vor dem Kadi - sprich Landrichter -, weil er den damaligen Pächter der Sagmühle verletzt hatte.
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StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfleggerichtsrechnung Kötzting von 1737 Seite 2 |
"
So understundte sich Hanß Georg Carl burger und Heusler zu ermelten Közting, Mathiasen Reithmayr Saagstüfftern derorthen mit einem Raiffmesser endtgegen zukhommen, und an der rechten Hand in Clainen Finger....
ain Verwundtung zuezufiegen, wessen wegen sye ohne Stöhlung ordentlicher Clag miteinander dergestalten verglichen, daß Reithmayr vor die nit sonderbahre verwundtung nichts begehren, und Carl an Ghrts Costen 1 fl 15 xr beytragen wolle, das sye dabey von Obrigkeits weegen zwar gelassen, hingegen mit Abnamb des Raiff Messers verföhlt worden in die Pöen 1 Pfund Pfennige oder 1 fl 8 xr 4 H."
Sehr ungewöhnlich für diese Zeit war, dass offensichtlich fast alle Kinder dieses Ehepaares - zumindest bis zum Zeitpunkt des Todes des Vaters - noch am Leben waren.
Nachdem der Taglöhner Johann Georg Carl am 13.10.1740 verstorben war, wurde schon 8 Tage später, am 21.10.1740 ein "Vergleich wegen des väterlichen Erbteils der Kinder" vor dem Kötztinger Magistrat protokolliert und darin sind als Kinder ausgeführt:
Anna Maria 23
Benediktus , landabwesend 21
Franziska 18
Barbara 11
Hans Georg 7
Catharina 4
Joseph Carl 1/2 Jahre alt.
Der 21 jährige Benedikt ist das erste Kinder der Beiden, welches in Kötzting geboren wurde, 7 weitere Kinder kamen danach in Kötzting noch auf die Welt, von denen - zumindest 1740 - noch sechs am leben waren.
Die Inventur des Hauses hatte 128 fl ergeben, die nun per Vertrag den Kindern anteilmäßig gutgeschrieben wurden.
Aus dem Jahre 1745 findet sich in den Rechnungen des Pfleggerichts ein längerer Eintrag über eine Strafverhandlung vor dem Landrichter; die Klägerin, die Witwe Dorothea Karl und deren Tochter Franziska und der Beklagte, einer der Nachfolger auf der Sagmühle und gleichzeitig Vormund der Karlischen Tochter, Adam Wittmann.
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StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfleggerichtsrechnung Kötzting von 1745 Seite 5 |
"
Dorothea Carlin verwittibte Häuslerin alhir und dan Tochter Franciska haben sich wider Adamen Widtman des Rhats und Burgerlichen Müllern derorthen clagbahr beschweret, aus Ursachen er der Tochter mit einem Brügel Schläg über den rechten Armb, daß sye eine zeit lang kheine arbeith vorstehen khönnen, versezet; der Muetter aber mit der Faust einen Straich uf den Kopf beygebracht, so Widtman eingestanden, iedoch darneben erindert, daß die mit=clagente Franzisca seine Pflegstochter mithin sich nit gezimmet, ihme ein loses Maull.........anzuhänckhen, warauf eben .3. Strixen mit dem Brügel erfolgt, der Muetter aber das Kopfstuckh von daher zutheil worden wäre, weillen dise mit einem abschon in der Handt gehabten Stein uf ihne schlagen wollen, demnach man ihnen solch gegen einander ausgeybt fräventliche Ungebiehren ernstlichen verwisen, und anfangs beeden Carlinnen dem gesetzen Vormundt in zuekhunfft iederzeit mit Beschaidenheit in Wortt und Werckhen zu begegnen auferladen, aso dan aber ihme Vormundt gegen seinen Pupillen uf erfordern eine in rechten erlaubt moderate Correction ohne adhibirung oder Brügel zu gebrauchen sein gebundten, und de caetero selben umb die Carlische Wittib und Dochter hinach fol: fündtigermassen an Leib buessen müssen mit 1/2 Pfund gelt Straf angesehen, thuet 34 xr 2 He."
Am 21.10.1741 hatte, nach dem Tode ihres Mannes, die Witwe Dorothea Karl das Haus übernommen und reichte es am 30.6.1764 an ihren Sohn, Georg Karl, um 80 Gulden weiter. Vier Jahre später kommt es zu einer vor dem Magistrat protokollierten Erklärung des neuen Hausbesitzers, in welcher Dorothea Karl "die mündlich vereinbarte freie Herberge der Geschwister schriftlich festhalten" möchte. Diese Vereinbarung wurde wohl angesichts den nahenden Todes der Dorothea Carl verursacht, denn kurz nach dieser Protokollierung verstarb sie am 7.6.1768.
Lange nach dem Tode des Vaters aber noch zu Lebzeiten ihrer Mutter, stand die bei der obigen Erbsverteilung gerade mal 4 jährige Katharina Karl wurde die junge Frau eines unehelichen Kindes vom Kötztinger Magistrat verurteilt und das Verhandlungsprotokoll zeigt, wie unbarmherzig die damalige Zeit gewesen war.
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StA Kötzting Marktrechnung von 1762
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"Nitmünder Catharina Carlin leedige Bürgerstochter derorthen von Wolfgangen Prendl leedig Standts von Eschlkamb gebierttig, in dem mit selben gepflogen unehelichen Beyschlaff die Kündtsschwängerung.Zumahlen aber Prendl flüchtigen Fues gesezt, und dessen dermalliger Aufenthaltsorth nit außgekundtschaften, oder zuerfragen ware, aso auch hat dessen abstraffung halber nirgents wohin correspondiert werden....
....können, so die Carlin aber is qua 1ma vice fornicaria und wo kheine zusammen heurathung sich ergeben, hierorths an Geld umb 2 Pfund multiert worden aus 2 fl 17 xr 1 H:
Und 5 Täg in der Geigen bey Haus."
Georg Karl und Magdalena Friedrich
Wenig wissen wir von diesem Paar. Erst beim späteren Verkauf des Hauses - 1779 - erfahren wir den Vornamen der Ehefrau, so dass - eine Ehe ist nicht in Kötzting vermerkt - es hochwahrscheinlich ist, dass die Eltern einer Geburtsanzeige von 1778 eines Häuslers Georg Karl mit seiner Frau Magdalena, einer geborenen Friedrich aus Paterskirchen, unser gesuchtes Ehepaar ist.
Schon ein Jahr später, am 22.3.1779, verkauften die beiden das "Haus negst der Sagmühl und Wolfgang Greills Häusl entlegen" und das er/sie "am 30.06.1764 durch Kaufübergabe an sich gebracht" hatte.
Sie verkauften ihr Haus an den Müllerknecht von der Stockmühle Johannes Auerbeck und dessen Fraau Gertraud. Der Verkaufspreis betrug 158 Gulden. Interessant ist der Zusatz, den der Kötzting Magistrat in den Kaufbrief hinzufügte. Die Urkunde erhält strenge Auflagen, "da der Sohn des kaufenden Ehepaares ein Schneider in Wetzell ist, damit diese ihn ja nicht in Kötzting aufnehmen und hier arbeiten lassen würden."
Johann Auerbeck und Gertraud
Wenig mehr als diesen obigen Kauf und den Weiterverkauf bereits 5 Jahre später lässt sich in den Dokumenten nicht belegen. Es gibt keinen Heiratseintrag der beiden und auch keinerlei Einträge in den Geburts- und Sterbematrikeln Kötztings.
Im Jahre 1779 erwirbt der Mühlknecht aus Kaitersbach das Kötztinger Bürgerrecht um 10 Gulden.
Selbst in der Kirchentrachtliste des Klosters Rott ist nur kurz und knapp der Übergang von Johann Auerbeck zu Andreas Hilpel zu erkennen.
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HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B5 1777-1800 |
"Johann Auerbeck Andreas Hölpel Kirchentracht 2 xr."Am 1.5.1784 jedenfalls verkauften die beiden das "Leerhaus, 22.03.1779, gekauft auf der Sagmühl an des Wolfgang Greulls Haus anstossend" um 297 Gulden an den aus Hilmb stammenden Söldner Ander Hilpl und dessen Frau Katharina.
Andreas Hilpl und Katharina Mayer
Mit Andreas Hilpl sind wir nun bei der Person, die es uns ermöglicht hatte, nach weiteren Vorbesitzern zu suchen, denn in der Zeit als er der Hausbesitzer gewesen war, wurden in Kötzting die Plannummern vergeben, aus denen später die Hausnummern entwickelt wurden.
Im Häuser- und Rustikalsteuerkataster Kötzings aus dem Jahre 1811 steht - zunächst mit einer provisorischen Hausnummer 82 - unter der Nummer 86 ein Andreas Hilpel mit einem gezimmerten Häusel ohne Nebengebäude.
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StA Landshut Rentamt Kötzting Rep 300 B 27 von 1811 |
"Nro LXXXII Andrä Hilpel
598 das gezimemrte Häusel, ohne Nebengebäude
599 Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeindegründen."
Aus seinem Heiratseintrag bei seiner zweiten Verehelichung erfahren wir auch den Familiennamen seiner ersten Frau, sie war eine geborene Mayer gewesen.
Am 22.1.1809 jedenfalls heiratete Andreas Hilpl, Witwer der verstorbenen Katharina Mayer, die aus Haus stammende Häuslertochter Anna Pongratz.
Andreas Hilpl und Anna Pongratz
Im Liquidationsprotokoll des Jahres 1812 ist Ander Hilpl mit einem Beruf als "Hafenbinder" eingetragen.
Einschub
Riepls Wörterbuch verweist bei diesem Beruf auf das Wort Drahtbinder und dort heißt es bei ihm: Drahtbinder (Hafenbinder) zogen durch die Städte und verkauften Draht, Mausefallen, grobes Kinderspielzeug, Messingkettchen, Pfeifenstopfer und reparierten auch kupfernes und eisernest Gestell. Sie umflochten Tonschüsseln und Töpfe mit Draht
Einschub Ende
Andreas Hilpl scheint bereits vor dem Jahre 1832 verstorben zu sein, denn aus diesem Jahr gibt es einen Vorgang in den Kötztinger Akten über "Heimatsachen". Dort ist kurz und knapp vermerkt:
"1832 Amuschell Johann Jakob, Schauspieldiektor geb. in Partenkirchen Landkreis Werdenfels ersucht um Heimatrecht, da er das Leerhäusl der Witwe Hilpl erwerben will. Wird abgewiesen wegen unsicheren Nahrungsstandes."
Theres Pongratz
Im Ersten Grundsteuerkataster aus dem Jahre 1840 erfahren wir dann, dass Therese Pongratz das Haus um 400 Gulden von ihrer Base Anna Hilpl (einer geborenen Pongratz aus Haus) erworben hatte.
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StA Landshut Grundsteuerkataster 5038 |
Hausnummer 86 Theres Pongratz Ein Leerhaus
Gebäude
Wohnhaus mit Stall unter einem Dache
Gemeinderecht
zu ganzem Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeindegrundstücken."
Laut landgerichtlichen Briefprotokoll vom 13. April 1840 von der Base Anna Hilpl um 400 fl übernommen.
Ihre Base, die Frau Anna Hilpl, verstarb im Alter von 78 Jahren am 19.7.1843 an Wassersucht.
In der Zeit, als Therese Pongratz die Besitzerin gewesen war, wurde auch ein sogenannter Mieterkataster für den Markt Kötzting erstellt.
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StA Landshut Grundsteuerkataster Nr. 5045 |
"
Theres Pongratz Häuslerin /Hauseigenthümerin/
Hauptgebäude:Unter der Erde 1 Keller
I. Stock 2 Wohnzimmer, 1 Kammer, 1 1 Gais und 1 Holzlege, dann der Hausboden unterm Dach
Für obige Angaben bürgt Kötzting am 24. Jänner 1841
Theres Pongratz"
Joseph Mühlbauer
Am 12. Mai 1860 kommt es zum nächsten Besitzwechsel. Der aus Reitenstein stammende Inwohner Joseph Mühlbauer erwirbt das "Theres Pongratz´sche Anwesen" mit 0,3 Dez. um 671 Gulden.
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StA Landshut Grundsteuerkataster 5041 Umschreibeheft von 1841-1863 mit der eigenhändigen Unterschrift des Joseph Mühlbauer |
Mühlbauer Joseph hatte eine uneheliche Tochter - Maria - mit der aus Unterzettling stammenden Anna Lecker.
Dietl Franz Xaver und Mühlbauer Maria
Im Fortschreibeband des Grundsteuerkatasters steht dann zuerst diese Tochter - Maria Mühlbauer ab 1881 im Grundbuch, die das Haus auf dem Wege der Übergabe erhalten hatte.
Durch ihre Hochzeit mit Dietl Franz Xaver - Sohn des Hohenwarther Michael Seidl und der Dietl Maria aus Ziefling - werden dann beide zusammen ab 1881 als die neuen Besitzer eingetragen.
Aus dem Jahre 1887 haben wir einen Bauantrag mit dem seltenen Detail, dass der Mauerermeister Brandl bei der Hausansicht eine "vorher" und eine nachher" Variante gezeichnet hatte, die uns einen ganz besonderen Blick auf das kleine Häuschen am Regen erlaubt.
Hier also die "Vorheransicht":
Danach der Blick auf das neu zu errichtende Haus:
Hier der dazugehörige Lageplan mit der "Höcherlbrücke"
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StA Landshut Rep 164/8 Nr. 3171 |
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StA Landshut Grundsteuerkataster 5047 Umschreibeheft ab 1860 |
Auch im 20. Jahrhundert geht der Besitzwechsel munter weiter, wie man an den Umschreibeheften ab 1910 gut erkennen kann.
Ab 1924 im Wege der Erbfolge: Dietl Maria
1927 Imhof Anna aus Regensburg durch Übernahme
1929 Johann und Baumgartner und Franziska durch Kauf
1935 Anna Baumgartner durch Übergabe.
Von Herrn Josef Franz aus Bad Neustadt habe ich vor einigen Jahren eine Zusammenfassung der jüngeren Häusergeschichte erhalten, zusammen mit Urkundenabschriften, einem Bauplanplan und einer kleinen Ahnentafel.
Als im Jahre 1929 das Haus an die Bauerseheleute Baumgartner aus Gadsdorf verkauft wurde, kam es zu einem kleinen nachträglichen Schriftwechsel über einige wenige Einrichtungsgegenstände, die die Familie Imhoff aus dem Haus noch erhalten wollte. Auch wenn die vorhandene Liste keine besonderen Gegenstände enthält, so zeigt es doch eine menschliche Seite von Kleinigkeiten, an denen das Herz damals hing.
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Sammlung Franz-Baumgartner mit der Unterschrift Heinrich Imhofs aus Regensburg. |
Der Brief war adressiert an den Oekonomen Johann Baumgartner in Gadsdorf b/Kötzting B.W.
Im Jahre 1930 reichten die neuen Besitzer einen Bauantrag ein und nun entsteht das Haus, das bis zum Abriss in der Pfingstreiterstraße 4 gestanden hatte.
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Sammlung Franz-Baumgartner
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Sammlung Franz-Baumgartner
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Sammlung Franz-Baumgartner
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Sammlung Franz-Baumgartner
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Von Josef Franz stammt auch der folgende Textbeitrag über das Gebäude und dessen weiteres Schicksal, ein Text, den ich weitgehend im Original gelassen habe.
Bauplan
von 1930:
Die Planung wurde wohl nie so wie geplant verwirklicht! Zu
dem Zeitpunkt als ich das Anwesen von meiner Mutter überschrieben bekam war die
Einteilung der Räumlichkeiten wie folgt:
Erdgeschoss:
Kammer → war
das Bad, mit Badewanne, holzbeheizten Badeofen wie es so in den 1950er bis
1960er Jahren üblich war.
Küche → war das Wohnzimmer
Vorplatz →
Hausgang. Unter dem Hausgang, gleich nach der Haustüre befand sich ein
„Kellerloch“, zugänglich durch eine Klappe im Fußboden. Darin befand sich der
Wasseranschluss mit Wasserzähler.
Wohnzimmer → das
war die Küche.
Speisekammer, Abstellraum: →
Hinter der Küche Richtung Stadel war noch ein Raum welcher als Abstellraum,
Speisekammer, genutzt wurde. Dieser Raum ist im Plan nicht eingezeichnet, bzw.
der Plan stimmt mit der Wirklichkeit nicht überein.
Stadel: → Im
Anschluss kam dann die Scheune bzw. der Stadel.
Keller: → Hier
war der Stall. Hier war Platz für mind. 2 Kühe. Ich kann mich noch gut daran
erinnern, dass die beiden Tanten mit einem Handwagen, kleiner als ein Wagen für
Vieh, aber größer wie ein Handwägelchen, Futter in den Auwiesen geholt haben.
Ob sie nun wirklich eine Kuh hatten, weiß ich nicht. Auch hier stimmt der Plan
im Grundriss nicht mit der Wirklichkeit überein.
Obergeschoss:
Kammer, Schlafen: → Das waren die Schlafräume von Anna u.
Franziska Baumgartner.
Vorplatz, Zimmer: →
Treppe und Hausgang , Soweit ich mich erinnere war das Zimmer nicht vorhanden.
Es gab aber eine Tür zwischen dem Raum „Schlafzimmer“ u. „Zimmer“.
Wohnküche: → Das war ein großes Doppelbettschlafzimmer (Gast). Der Raum
war jünger als die anderen Räumlichkeiten. Die Raumhöhe war höher. Am Eingang
zu diesem Zimmer musste man zwei Stufen hochgehen. Die Darstellung im Plan ist
von der Ausdehnung her nicht richtig dargestellt.
Bodenraum: → das
war Teil der Scheune.
Miet-
u. Pachtvertrag vom 30.01.1929:
Beteiligte: Walter Dietrich, Berta
Dietrich geb. Winkelmann, Heinrich Imhof
Urkunde
des Notariats Kötzting vom 15.Juli 1929, URNr. 568:
Johann u. Franziska Baumgartner①,
meine (Urgroßeltern mütterlicherseits, Großvaterlinie) erwerben von Heinrich u.
Anna Imhof das Anwesen Flurstück 156, Gemarkung Kötzting, in der jetzigen
Pfingstreiterstraße.
In der Urkunde wird zur Bezeugung der Persönlichkeit ein
Xaver Hofmann, Seilermeister, genannt. Ich weiß jetzt nicht wer Seilermeister
Hofmann ist. Ich weiß nur, dass es mal in Kötzting einen Bäcker Hofmann gab
(später Bäckerei Liebl). Dieser Bäcker Hofmann war Verwandtschaft zu den
Baumgartners. Und zwar über Wühr, Hofern, d.h. die Frau vom Bäcker Hofmann war
vermutlich eine Schwester zu meiner Urgroßmutter Franziska Baumgartner in
Gadsdorf. Angeblich sollte mein Onkel, Johann Baumgartner④, bei
Hofmann den Beruf des Bäckers erlernen, um später diesen Bäckerbetrieb zu
übernehmen (anscheinend war Hofmann kinderlos). Daraus ist aber nichts
geworden, da Bäcker Hofmann plötzlich vorher starb. Mein Onkel erlernte das
Bäcker- u. Konditorhandwerk dann bei der Bäckerei Graßl in Kötzting. Meine
Urgroßmutter, Franziska Baumgartner, geb. Wühr, hatte einen Bruder welcher nach
Amerika ausgewandert ist. Über diese Person gab es vor vielen Jahren eine
Reportage im Bayerischen Fernsehen.
Hier erinnere ich mich, dass im alten Baumgartnerhaus in
der Pfingstreiterstraße ein Bildportrait, etwa 60 x 60cm groß, eines Soldaten mit Namen Hofmann gehangen
hat. Soweit ich mich erinnere war dieser Soldat im 1.Weltkrieg gefallen.
Schade, dass ich davon kein Foto gemacht habe.
Urkunde
des Notariats Kötzting vom 23. Januar 1935, URN. 42:
Johann u. Franziska Baumgartner übergeben das Anwesen
Flurstück 156, Gemarkung Kötzting, an Ihre Tochter Anna Baumgartner②.
Eigentumswechsel i. Jahr 1990 :
Nach dem Tod von Anna Baumgartner erbt meine Mutter, Klara
Franz③ geb.,
Baumgartner das Anwesen Flurstück 156, Gemarkung Kötzting. Sie war die Einzige
welche sich um ihre ledigen Tanten Franziska und Anna Baumgartner zuletzt
gekümmert hat.
Eigentumswechsel
i. Jahr 1991:
Meine Mutter, Klara Franz,
geb. Baumgartner, überlässt mir, Ihrem Sohn, Josef Franz, das Anwesen in
der Pfingstreiterstraße. Ursprünglich habe ich geglaubt, ich könnte das Haus
soweit herrichten um es für mich und meine Familie als Ferienwohnung zu
benutzen. Doch der schlechte bauliche Zustand hat mich abgeschreckt. Ich habe
das Anwesen verkauft. Der Erlös diente zur Restschuldtilgung für mein neu
gebautes Einfamilienwohnhaus in Bad Neustadt-Brendlorenzen
Eigentumswechsel i. Jahr 1997:
Ich verkaufe mit notarieller Beurkundung am 29.08.1997 das
Anwesen Flurstück 156, Gemarkung Kötzting, an die Eheleute Wolfgang u. Lydia
Ludwig. Makler war damals Franz Hackl (Holzwurm).
Bild
mit Firmlingen:
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Abgebildet sind ganz links Anna Baumgartner, ganz rechts Fanny Baumgatner. Die Firmlinge sind drei Schwestern, nämlich: hinten links Anna Ellmaurer, geb. Baumgartner, bereits verstorben, zuletzt wohnhaft in Chamerau, hinten rechts Frieda Bauer, geschiedene Schmidt, geb. Baumgartner, wohnt jetzt in der Nähe von Tübingen, in der Mitte Klara Franz, geb. Baumgartner, meine Mutter, verstorben, zuletzt wohnhaft in Gehstorf |
Von Frau Christa Rabl-Dachs habe ich die Bilder vom "Ende", sprich Abriss, dieses Gebäudes erhalten. Wie in vielen anderen ähnlichen Fällen auch, war sie aufmerksam und mit ihrer Kamera zur Stelle, wenn sich in Kötzting etwas änderte.
Hier ihre Bilderserie vom Abriss:
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Foto Christa Rabl-Dachs |
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Foto Christa Rabl-Dachs
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Foto Christa Rabl-Dachs
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Foto Christa Rabl-Dachs
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