Michael Heigl
Januar 1853
Seit dem Herbst 1852 waren laufend die Gemeindevorsteher
informiert, vorgeladen und instruiert und darüber hinaus sämtliche der Unterstützung Heigls Verdächtige verhaftet und für 4 Monate ins Arbeitslager gesteckt worden. Es sollte,
gerade in den Wintermonaten, schlechterdings keine Unterschlupf- bzw.
Unterstützungsmöglichkeiten mehr geben, um Michael Heigl als Folge davon zu zwingen, aus seinen
Verstecken zu kommen.
Auszug aus dem Polizeiprotokoll:
28.12.1852: Vorladung der Gemeindevorsteher von Thenried, Liebenstein, Hohenwarth und Arrach zu dem Zwecke, um sie über das allgemeine Aufgebot zu belehren und sie zur Angabe verdächtiger Personen zu bewegen.
Circularpatent zum Aufgebot der 10 gravierten Gemeinden, in Folge dessen sich die Gemeinden zu Streifen bereit erklärten.
Sistierung dieses Aufgebots durch hohe Regierungs-Entschließung.
30. 12.1852: Wurde auf spezielle Anregung des Amtsvorstandes (=Carl von Paur) mit der gesamten Gendarmeriemannschaft, den 3 Rechtspraktikanten, Bürger Diermayer und Cons. die ganze Nacht in den gravierten Gemeinden gestreift.
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Die Gemeindevorsteher und Gemeindeschreiber werden vorgeladen und ermahnt. Szene aus dem Heigl-Film von 1973. Die Darsteller: oben v.l. Schillitz Josef (Wirt vom Gasthaus Schillitz, Voggendorf), xx vorne Wagerer Georg Boschmied Girgl |
Die dramatische Zuspitzung der Sicherheitslage, die spektakulären Verbrechen und die Misserfolge der Polizei machen sich nun auch langsam überregional bemerkbar, indem Gerüchte und Falschmeldungen, ja sogar Meldungen über Heigls Verhaftung, aus anderen Gegenden auftauchen.
Gleich am Neujahrstag 1853 stellt die Gendarmeriebrigade Eggenfelden klar:
"Der
Unterzeichnete meldet zufolge dem königlichen Corps Kommando der Aufforderung
vom ersten des Monats gehorsamist, dass das Gerücht in den Zeitungsnachrichten
– „Passauer Zeitung Nummer eins vom 1. Jänner und Kurier für Nieder Bayern“ –
als wäre der berüchtigte Heigl in der Nähe Eggenfelden durch die Gendarmerie
arretiert worden, beruht ganz auf Unwahrheit und kann nur als eine aus der Luft
ergriffene und erdichtete Sache angesehen werden
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Falschmeldung PnP vom 1.1.1853 |
Auch im Amtsbereich Kötzting wurde ein Zahn zugelegt, hier der Auszug aus dem Polizeiprotokoll::
Es kam erneut zu Verhaftungen - nur nicht des Michael Heigls
3.1.1853: Georg Liebl, Häusler von Rosenau, Johann Baptist Zitzelsberger von Haus, Franz Buchberger und Anton Prantl, beide ledig und von Atzlern, " s
ämtlich Complicen des Heigl durch Beschluss vom 3. Jänner l. J. ins Arbeitshaus eingeliefert. Zeitdauer 4 Monat."
3.1.1853: Anna Maria Wanninger wurde der Verbindung zu Heigl verdächtigt und vorgeladen und "versicherte den Heigl verrathen zu können und zu wollen. Wurde ihr in confidentieller (vertraulicher) Mittheilung 100 fl versprochen und sie dann entlassen."
4.1.1853: Der Schneider Küffl von Thenried nebst Söhnen wurde vorgeladen. Er wurde beauftragt dafür zu sorgen, dass seine Söhne "sogleich in einen ordentlichen Dienst kämen"
4.1.1853: Wolfgang Lustig aus Atzlern wurde nun nach längerer "Detention" (zunächst eine Verhaftung, aber wohl eher eine Sicherungsverwahrung) "unter Verbot des Besuches der Wirtshäuer entlassen"
Zur Erinnerung: Im Herbst und Winter 1852 waren nacheinander der Leutnant Fürst und Hauptmann von Frays nach Kötzting gekommen, wohl beide mit der Grundüberzeugung, dass sie beide durch ihre Erfahrungen das Blatt würden wenden können. Beide musste jedoch unverrichteter Dinge wieder zu ihren Dienststellen zurückkehren und am 4.1.1853 schrieb Leutnant Fürst seinen Abschlussbericht.
......."Alle nur denkbaren Verfügungen wurden gemacht um
dieses Ziel zu erreichen, doch jeder derselben war nutzlos.
Die seither fast ununterbrochenen Streifen haben
nicht allein jedes Resultat ferne gehalten, sie mussten auch den Unterzeichneten
sogar zur Überzeugung führen, dass sie bei den im Landgericht die Kötzting
obwaltenden Verhältnissen nicht ganz Zweck entsprechend erscheinen. Heigl hat
zu viele Bekannte und Freunde, um nicht jederzeit wieder sicheren Zufluchtsort
zu finden. Er irrt von Haus zu Haus, lässt sich heute im Patrouillenbezirke Lam
und Arnbruck, morgen im Landgericht Cham oder Kötzting sehen, die Furcht, zum
großen Teil auch die Anhänglichkeit, welche die Bevölkerung abhält, Heigls
Zufluchtsorte zu entdecken, hindert hier jede regelmäßige Dienstverrichtung,
und macht es der Gendarmerie so unendlich schwer, ein erfolgreiches Resultat zu
erzielen. Heigl hat einen Umkreis von vielleicht 20-40 Meilen, durchgeschnitten
von bedeutenden Waldungen, und eine Anzahl von circa 600 Einödhöfen, die alle
Schutz und Obdach bieten.
Selbst angesehene, im besten Rufe stehende, Bauern
scheuen sich nicht, dem Heigl eine Zufluchtsstätte zu geben, und bestimmt
selber auch nicht immer die Anhänglichkeit, so zwingen doch die von Heigl ausgestoßenen
Drohungen zu schweigen, und ohne Widerrede seinen Anforderungen zu willfahren.....
Danach führt er an, was er an Anweisungen vor Ort gegeben hatte:
"...Es wurde nun vom Unterzeichneten die Bestimmung
getroffen, dass bis auf weiteres jeden Abend, sobald es zu dämmern beginnt, und
jeden Morgen, bevor es Tag wird, ein Posten zu zwei Mann in den vier
Patrouillenbezirken Kötzting, Lam, Viechtach und Arnbruck aufgestellt bleibe,
und zwar in Waldungen, wo sich Fußwege kreuzen und wo diese Lauerposten am
wenigsten bemerkt, jede Bewegung und alles Vorübergehende genau beobachten
können, ohne selbst gesehen zu werden. Bei dem immerwährenden Hin – und
Herwechseln des Heigls von einer Gegend zur anderen, kann derselbe wohl am
leichtesten einmal auf einen solchen Posten stoßen, und die Arretierung
desselben ist auf solche Weise am leichtesten zu ermöglichen....
Fürst versäumt auch nicht - und das halte ich für bemerkenswert, weil es ein Leichtes gewesen wäre, die Verantwortung auf andere zu schieben - die Kötztinger Beamten für ihren Fleiß zu loben.
"Der ergebenst Unterzeichnete hält es bei dieser
Gelegenheit für seine Pflicht, den aufopfernden Fleiß und guten Willen der
Mannschaft, welche den größten Beschwerden unterliegt, zu rühmen, und eine hohe
Regierung möge überzeugt sein, dass der rege Pflichteifer dieser braven
Gendarmen kein Opfer und keine Mühen scheut, um endlich dieses Ziel zu
erreichen, was schon längst zur Ehrensache des Gesamtcorps geworden ist."
5.1.1853: Therese Vogl, ledig von Arndorf und der Verbindung mit Heigl verdächtigt, "wurde durch Beschluss vom 5. Jänner ins Arbeitshaus nach Ebrach eingeschafft."
Die Vorladung der Gemeindevorsteher zeitigt erste Erfolge:
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Carl von Paur |
6.1.1853: Carl von Paur schreibt an das Innenministerium und bittet um eine Erhöhung der Löhnung für seine Gendarmen, weil die vielen Patrouillen sich bereits auf "viele Monturstücke" ausgewirkt hätten. Die bisherigen Löhnungen wären nicht "
im Stande den jenen Bedarf an moralischem Muth und physischer Kraft zu gewähren" Die Löhnung solle für den gemeinen Mann auf 1 Gulden und für den Brigadier auf 1 Gulden und 30 Kreuzer pro Tag erhöht werden.
Wie es ihm aufgetragen worden war, liefert Brigadier Suffa den wöchentlichen Gesundheitsbericht seines Vorgesetzten Sommer ab:
7.1.1853: Suffa an das Corps Commando: „Der Schuss, welcher dem Brigadier Sommer in Unterleib und im linken Schenkl verwundete, ist bis auf drei Schrottlöcher geheilt. Diese drei Löcher, welch noch offen sind, werden auch bald geheilt sein.
Die Wunde in der rechten Hand wird täglich schöner, jedoch ist selbe noch bedeutend und ist Sommer wegen dieser Wunde noch nicht transportabel.
Schmerzen hat er noch ungemein viel und muss ihm durch die Warterin das Essen eingegeben werden."
7.1.1853: Wie sehr der "Fall Heigl" auch überregional für Furore sorgte, zeigt ein Vorfall aus Straubing. Die Brigade Straubing meldete eine Anzeige, als zwei Bauersburschen im "Zechzimmer beim "Steidlwirt" ihr Bier bestellten und nach der Bezahlung in der Dunkelheit verschwanden. Der Hausknecht des Wirtes, der die beiden gesehen hatte, ging stracks zur Polizei, da er den Michael Heigl erkannt habe wollte und gab zu Protokoll: " Ja, ich hab ihn vor 12 Jahren gesehen, und dieser war der Nämliche." Auf die Vermutung hin, dass die beiden nun einfach in ein anderes Wirtshaus gewechselt waren, gingen 5 Straubinger Polizisten die Wirthäuser der Stadt ab und fanden auch die zwei Bauernburschen, "doch den Heigl nicht".
"Als die Leute nun erfahren, wer gesucht wird, thaten sich sogleich mehrere Zeugen hervor, die ihn auch in mehreren Gasthäusern gesehen haben wollten, aber in einer anderen Kleidung, nämlich mit einem grauen Jägerrock und einer Narbe an der linken Wange aber dieser konnte nirgends mehr gefunden werden."
Nun wurden Patrouillen in alle Richtungen ausgeschickt, fanden auch diese Person mit "Rock und Narbe".... leider war es ein Josef Nadler von Thannstein aus dem Gericht Neuburg, der sich auch noch ausweisen konnte.
Bevor jedoch diese Nachricht von der Polizei berichtet bzw. berichtigt werden konnte, stand diese (Falsch) Meldung bereits in der Zeitung.
8.1.1853: Michl Multerer ledig von Liebenstein und 6 andere Consorten wurden vom Gemeindevorsteher von Liebenstein der Verbindung mit Heigl verdächtigt bezeichnet. Daher "wurden diese 7 Individuen und zwar
Josef Drechsler und Georg Kollmer der Gemeinde Liebenstein mit 24 Stunden Arrest
Franz Wastaner und Michl Multerer mit 48 Stunden Arrest
Joseph und Michael Zisler mit 3 tägigem Arreste
Klara und Theres Zisler mit 48 stündigem Arreste bestraft: Einschaffung ins Kloster Ebrach angedroht.
Wegen eines in Thenried entstandenen Geräufes wurden Michael und Georg Multerer und Joseph und Michael Zisler 4 Wochen später jeder mit 8 tägigem Polizeiarreste abgestraft, ihnen der Besuch der Wirtshäuser im Landgerichtsbezirk auf die Dauer eines Jahres strengstens untersagt und dieß durch öffentlichen Anschlag bekannt gemacht."
9.1.1853: Das Innenministerium gibt nun den Wünschen des Landgerichts und den Forderungen des Gendarmerie=Corps nach - nach dem Bericht des Hauptmanns von Frays - und ordnet an:
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StA Landshut: Rep. 168-1 Nr. 63944-II |
Hier die einzelnen Anordnungen:
- die intensive "Spähe" müsse fortgesetzt werden.
- die temporäre Verstärkung der Stationen - 2 Mann nach Viechtach, 3 Mann nach Kötzting, je 1 Mann nach Lam und Arnbruck - wird genehmigt und vorerst auf 3 Monate befristet.
- die Station Viechtach erhält einen zusätzlichen "Fanghund"
Unter dem Datum des 11. Januar 1853 erscheint dann die vorletzte Straftat, die Heigl nachgewiesen werden kann, in der Liste des Staatsanwaltes.
Die Tat: Eine Kindsaussetzung.
Offensichtlich war Therese Pritzl zum Zeitpunkt der Schießerei in Pirka bereits hochschwanger
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Karl Höcherl als Räuber Heigl im Heigl-Film mit seiner Filmpartnerin Eva Achatz, der Darstellerin der hochschwangeren Therese Pritzl.
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"
Am 11. Januar jedenfalls " erschien Michael Heigl vor dem Hause des Georg Mühlbauer, Bauer zu Weidenhof und brachte wider seinen Willen ihm sein neugeborenes Kind.
An der Identität des Kindes und des Heigl ist nicht zu zweifeln, da Theres Pritzl um diese Zeit entbunden hatte. Heigl als Vater des Kindes hat selbes wiewohl ohne Gefährde für dessen leben ausgesetzt und haftet für die Strafrechtlichen Folgen dieses Reates."
Angesichts des überaus hohen Verfolgungsdruckes, dem die beiden nach der Schießerei in Pirka ausgesetzt waren, grenzt es an ein kleines Wunder, dass Heigl mit seiner hochschwangeren Freundin tatsächlich hatte spurlos verschwinden können, um danach das Neugeborene - mitten im Suchgebiet - einem Bauern in Weidenhof zu übergeben, und das alles, ohne auch nur einmal gesehen worden zu sein.
In dem Bericht der Gendarmerie Viechtach, die ja für Weidenhof zuständig war, heißt es daneben noch, dass der Bub bereits am 6. Januar ( andere Quellen sprechen vom 5.1.) geboren, aber noch nicht getauft gewesen sein soll.
Das bedeutet, dass Heigl nicht nur seine hochschwangere Freundin hatte nach der knappen Flucht aus Pirka (10.12.1852) verstecken, sondern auch noch während der Zeit der Geburt seines Sohnes 4 Wochen später und danach noch einmal 5 Tage mit dem neugeborenen Kind im Hochwinter auf der Flucht (oder in seinem Verstecke) hat gewesen sein müssen.
Die Viechtacher Brigade protokollierte die Umstände dieser Kindesaussetzung dann noch genauer:
der "Kindsübergeber" habe "scheinbar lange hellbraune Haare gehabt, eine lange dunkle Hose, eine dunkle Joppe, eine Kappe und einen Doppelstutzen, dann einen Ranzen umhängen."
Als der Bauer ihm nacheilte habe er gesagt "er sei der Michl Heigl aus Beckendorf, thue ihm aber nichts, er solle die Sache beim Landgericht nur angeben, wie es sei; er thue nicht soviel als die Leute sagen Unrechtes; er habe den Brigadier Sommer auch nicht geschossen und wisse von der Spieldose nichts, dieß müssten die anderen gewesen sein; wenn er Geld brauche gebe er es ihm; es sei unwahr, daß er eine Gesichtsschramme habe.
Der Fremde kam in der Gasse, die auf seine zu dem Weidenhofe, dem Kaitersbache, Leckern und Wettzell liegenden Feldern führt, /:woher er auch gekommen :/ Wahrscheinlich ist er von Traidersdorf gekommen, er hat angegeben, daß Kind trinke Milch, sei am 5ten geboren, und habe Gelbsucht.
Erneut 10 Tage später am 24.1.1853 schrieb das LG Viechtach einem Bericht in Form eines kleinen Erlebnisaufsatzes:
"Am Montag den 10. d. M. Abends gegen 7. Uhr wurde nach Angabe des Bauern Georg Mühlbauer von Weidenhof, dessen 10 Kinder gestorben sind, während er vor einem Fenster wie gewöhnlich sein Abendgebet errichtete, durch einen sich möglichst verbergenden Burschen ein Packet mit einem Kinde auf die Holzscharr vor diesem Fenster gelegt. Durch das Bellen des Haushundes aufmerksam bemacht öffnete er das Fenster, worauf der Bursche sagte: "Nimm es".
Ehrliche Worte der Bevölkerung über Heigl:
12.1.1853: Unter diesem Datum schrieb die Brigade Viechtach - befehlsgemäß - ihren Rapport über ihre Bemühungen der letzten 8 Tage.
am 3.1. "
Lauerposten im Gehülze zwischen der Stockmühle und Wettzell"
am 5.1. Hausvisitationen von Ruhmannsfelden bis Gotteszell >>> Tischler Georg Grünauer verhaftet.
am 7.1. Wohnungen, Scheunen und Backofen im Tale zwischen Arnbruck und Wettzell durchsucht.
am 10.1. Ab Mitternacht Neunussberg, Bärndorf, Gstadt, Schönau. Rattersberg und Kinglhäusl durchsucht. Resultat: 3 sicherheitsgefährliche Subjekte arretiert, keine Spur vom Heigl
am 10.1. Gerücht, er sei im Wirtshaus zu Allersdorf: "dort will ihn niemand kennen. Die Stimmung der dortigen Bevölkerung ist, daß wenn Heigl dort hin kommet, man zu seiner Habhaftwerdung nichts beitrage, sondern ihm in seinem gegenwärtigen Lebenswandel Vorschub gebe, da Heigl nicht aus freiem Antriebe ein Verbrecher sei, sondern aus Zwang der Noth gehorchend ein solcher geworden, es schmerze ihn selbst, Verbrechen verüben zu müssen, er habe schon Menschen, dem er seine höchst traurige Lage an das Herz gelegt hat, die heissesten Thränen abgelockt. Ein dortiger Biergast...glaubt, daß Heigl im Laufe dieses Jahres nicht habhaft gemacht werden kann, weil man seine Wohnung in Schluchten auf dem Kaitersberg nicht finden kann; bei Schnee aber sehe es besser aus.
Dem Wirt Georg Bielmayer aus Einweging entlockte der Brigadier, der inkognito unterwegs gewesen war, die Aussage. "daß er den Heigl unter keinen Umständen verrathe, wenn er ihn wüsste, und ihm die ausgesprengten 200 fl sogleich ausbezahlt würden, da der Anhang des Heigels zu groß w#re und er neben einer Geschäftsschmählerung das Abbrennen durch Brandstiftung von seiner /: Heiglschen Genossenschaft:/ zu fürchten habe
Gerüchte, Falschmeldungen, Zeitungsenten und wieder Gerüchte
Nach der Falschmeldung in der Passauer Neuen Presse über Heigls Aufgriff in Eggenfelden kommt nun auch noch eine Aussage vom Polizeikommando Lichtenau in der Oberpfalz.
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StA München: Gend-KK_316 Polizeiberichte Räuber Heigl 1852 1853 Anschreiben von Lichtenau vom 15.1.1853 |
15.1.1853: "Josef Heinrich von Heimberg, ein Zuchthaussträfling, berichtet von seinen Kontakten zu Michael Heigl:
Er kenne den Heigl von Regensburg her, wo sie vor ungefähr 12-15 Jahren in einem Wirtshause zusammentrafen, einander kennen lernten und sich längere Zeit miteinander unterhielten.
Seit dieser Zeit habe er den Heigl nicht mehr getroffen, bis er in verflossenen September denselben nach seiner Entweichung auf dem Transporte im Landgerichtsbezirke Roding auf der Straße begegnete und nach gegenseitigem Wiedererkennen eine Strecke mit ihm ging.
Auf die Frage, wie er es denn mache, dass man seiner seit 9 Jahren nicht habhaft wurde, äußerte derselbe, dass er sich meistens im Landgerichtsbezirke Kötzting aufhalte, und wenn er von seinen guten Freunden erfahre, dass auf ihn gestreift werde so gehe er auf kurze Zeit nach Böhmen und kehre auf einem anderen Weg wieder nach Bayern zurück. Er halte sich über Nacht nie bei geringen Leuten auf, sondern immer bei großen Bauern oder in Brauhäusern, weil er da am wenigsten von Gendarmen belästigt werde, er ließ auch merken, daß er stets von Verwandten mit Geld unterstützt werde. Eine Beaufsichtigung der selben und ihres Verkehrs dürfte vielleicht am Ersten zum gewünschten Resultate führen.;
20.1.1853: Ein tolles Exemplar einer anonymen Anzeige reichte das Kommando Ruhmannsfelden an die Viechtacher Station weiter, die Brigadier Suffa in seinem wöchentlichen Rapport wörtlich zitiert.
den Herrn Kumardänt
in Ruhmansfelden"
Brief
an den Herrn Kumandänten zu Ruhmannsfelden:
Brief
Ich muss den Kumadant zu wießen machen daß der Heigl beim Michael Pledl sin
Aufenthalt sucht. Er ist schon efters gesehen worden. Der Pledl hat im In einen
Sag hinein getan (?)
So macht mans der Schanddeimerie zu wiesen.
Ich
bitte selbst ich habe keine Ruhe mehr weil es zu gefehrlich ist mit dem
spitzbuben und das ill ich nich sagen daß hintaus auch eine Dier geht und
verichert sich gut man sagt er hat einen Dobelstutzen und zwei Bisdollen, meiner
Meinung wer das männer aufgestellt wurden. Ich weiß es gewies das er beim
Michael Bledl in Gotteszell ißt.
Viechtach vermutet hinter dieser Anzeige eine Falle, lässt aber doch verkleidete Gendarmen das Haus des Pledl heimlich überwachen.
Am Ende seines Rapports fasst Suffa die bei ihm einlaufenden Gerüchte zu einer eigenen interessanten Meinung zusammen: "so glaubt Unterzeichneter, daß Heigl seinen Hauptwohnsitz im Kaitersberg hat, und von diesem weg kurze Ausflüge macht, wenn er Nahrung bedarf, oder damit er wo gesehen wird, daß die Aufsichtsorgane wieder getäuscht sind."
Mit demselben Datum berichtet er auch pflichtgemäß über den Gesundheitszustand des Brigadiers Sommer: "Die
Wunde in der rechten Hand des verwundeten Brigadiers Sommer obgleich dieselbe
immer enger zusammenheilt, verursacht, dass er den Arm nicht zu heben vermag. Die im Unterleib immer noch offene Wunde wird bald geheilt sein, während die im
Schenkel noch einen hartnäckigen Charakter hat und wenigstens noch einen Zoll
offen steht. Wegen der Schmerzen an der Hand wird Sommer immer noch nicht
transportabel erscheinen."
Medienschelte durch Carl von Paur
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Carl von Paur |
17.1.1853: Der oben bereits angeführte Zeitungsbericht aus der Landshuter Tageszeitung über Heigls Sichtung in Straubing, veranlasste Carl von Paur - unter dem Betreff: "Mittheilungen in den öffentlichen Blättern"- sich an das Innenministerium zu wenden. Durch diesen Bericht kam dann auch das Zeitungsexemplar in Heigls Akte.
Seine Meinung liest sich wie eine moderne Klage über unsere heutigen "Social Medien".
"Schon mehrmal hatte man die Gelegenheit in öffentlichen Blättern Mittheilungen über den flüchtigen Verbrecher Michael Heigl zu lesen, welche jeder offiziellen Grundlage entbehrend, lediglich den Zweck haben, die Leser auf Kosten dieses allmählig nur traurige Berühmtheit erlangenden Individuums zu unterhalten und die Spalten der Zeitung zu füllen.
Alle diese Journalmittheilungen, an sich jedes Werthes entbehrend, dienen in der Regel dazu, diesen Räuber in ein mysterisches Dunkel zu hüllen - seine künstlich genährte Popularität bei der ihm günstigen demoralisierten Volksklasse zu erhöhen, dadurch ihn gewissermaßen als einen unschuldig Verfolgten hinzustellen und seine endliche Gefangennahme zu erschweren."
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Dr. Müller |
18.1.1853: Der Fanghund der Station Kötzting ist laut Meldung des Kötztinger Brigadiers Lommer "
wegen einer zerstörten Lunge plötzlich umgestanden"(= gestorben). In Beisein des Abdeckers Georg Schillinger von Reitenstein und des Landgerichtsarztes Dr, Müller wurde der Hund seziert und danach dem Abdecker übergeben
Und wieder Verhaftungen:
19.1.1853: Josef Stücker von Himmelreich wurde arretiert, detiniert und unter Anrechnung der Detinationsdauer als Strafe entlassen und unter Polizeiaufsicht gestellt.
20.1.1853: Hauptmann Frays, Chef des Gendarmerie=Corps in Landshut, der wenige Wochen zuvor noch die beiden Landgerichte Kötzting und Viechtach visitiert hatte, unterstützt nun ebenfalls den Vorschlag Carl von Paurs, die Entlohnung der Gendarmen angesichts des "Mehraufwandes an Kleidungsstücken und Lebsucht" zu verbessern, wenn auch in etwas geringerem Ausmaß, da er ja den Mehraufwand innerhalb seines Finanzrahmens abdecken muss.
Gleichzeitig erfahren wir bei seiner Berechnung auch etwas über die Gesamtstärke der beiden Stationen:
Kötzting 1 Brigadier und 17 Gendarmen
Viechtach 1 Brigadier und 15 Gendarmen
21.1.1853: Johann Prantl Häusler von Grafenwiesen "nebst 5 Consorten wegen verdachtes der Verbindung mit Heigl polizeilich abgestraft- Arbeitshaus angedroht."
21.1.1853: Heigls letzte Straftat - zumindest in der Auflistung des Rechtspraktikanten Desch für die Regierungsdelegation.
46. 1853 21. Januar
Unerlaubte nächtliche Ruhestörung bei
Georg Mühlbauer, Austrägler zu Gotzendorf, dessen 63 jährige Ehefrau Heigl schon einmal genothzüchtigt hatte. schoß Heigl, der als solcher von den Bewohnern des Hauses erkannt wurde, mit einem blindgeladenen Gewehre in das Haus und warf auch einen Scheiterr hinein.
Beruht auf seiner Vernehmung.Einschub
Dieser Bericht, der am 7. März 1853 abgeschlossen wurde, also lange vor Heigls Verhaftung, trägt bei allen 46 Punkten Vermerke, die auf seine Vernehmung verweisen sollen. Möglicherweise wurde die im März 1853 zunächst abgeschlossene Liste später in den einzelnen Punkten ergänzt.
Man konnte ja schließlich auch nicht wissen, dass Heigl ab März keine relevanten Straftaten mehr gelangen oder nachgewiesen werden konnten. Bis zu seiner tatsächlichen festnahme waren ja noch einige Wochen hin.
Allerdings sollte es im März zu einer Großveranstaltung mit einem hohen Regierungsvertreter kommen Die Vorbereitung auf dieses Treffen war wohl der Grund für die Basiszusammenstellung.
Einschub Ende
Derselbe Rechtspraktikant Desch - vermutlich der Beamte Kötztings, der zu diesem Zeitpunkt am Genauesten mit dem Fall Heigl eingearbeitet war - bekam von Carl von Paur einen Spezialauftrag.
Im Polizeiprotokoll vom 20.1.1853 ist notiert:
"Der k. Landrichter von Paur bemerkt, daß am 20. Jänner den sämtlichen Gemeindevorstehern und Wirthen in feierlicher Versammlung zu Folge hohen und höchsten Befehles durch den Rechtspraktikanten Desch in seinem besonderen Auftrage - nach persönlicher Einleitung seinerseits - die Publikation der einschlägigen Verordnungen und Strafgesetze denselben in freier öffentlicher Rede vorgetragen, hiebei insbesonders die Verbrecherschaft dieses Individuums den Anwesenden auseinandergesetzt worden sei."
Der Rechtspraktikant ist also mit seiner Liste - die danach noch um eine einzelne Straftat erweitert werden musste-, übers Land gefahren und hat vor Ort versucht, auf die Gemeindevorsteher und Wirte Einfluss zu nehmen, indem er die Verbrechen des Heigl und deren Strafbewehrung vorgetragen hat.
24.1.1853: Wolfgang Geiger von Thenning wegen Verbindung zu Heigl verhaftet und anschließend unter Polizeiaufsicht gestellt.
29.1.1853: Franziska Bauer von Hudlach wegen Verbindung zu Heigl verhaftet, aber wegen ihrer erwiesenen Unschuld wieder entlassen
31.1.1853: Franz und Katharina Schröder:
Februar 1853
Das
Misslingen aller polizeilichen Operationen dauert an
Die folgenden Aktionen, Verhaftungen und Strafen stammen alle vom Februar und Anfang März 1853 und zeigen, in welch hohem Maße und ununterbrochen die Polizeibehörde vor Ort unterwegs gewesen, das Landgericht beschäftigt und die Fronfeste gefüllt war.
-Vorladung der Barbara Zitzelsberger, ledig von Haus und Versprechen einer Belohnung, wenn sie den Heigl verrate.
- Erlass an die Gemeinden Gotzendorf, Arrach, Hohenwarth, Lam, Haus und Grafenwiesen, damit diese alle Personen benennen sollten, die mit dem Brothandel beschäftigt seien, weil der Verdacht bestünde, dass diese " dem Heigl Lebensmittel zuschleppen" würden.
- Anzeige, dass Johann Bauer von Maiberg über die k. Gendarmerie geschimpft habe: "Wurde durch Beschluss zu 6 tägigem Arreste verurteilt."
- Georg Fuchs Glasspinner von Hohenwarth angezeigt, weil er einen Informanten misshandelt
hatte. 48 h Arrest
- Josef Vogl, ledig aus Beckendorf, Anzeige wegen Müßigganges >>>>> 6 Tage arretiert
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Franziska Bauer, Hudlach, Anzeige wegen Müßigganges und Verbindung zum Heigl >>>vernommen und entlassen
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Pritzl, Hüter von Gotzendorf, arretiert : wenn er innerhalb von 2 Wochen den Heigl nicht verraten würde, würde er sofort wieder verhaftet.
- Angeblich
Katharina Schmidtbauer in Gesellschaft eines Burschen gesehen, welcher entkam, dieser Bursche soll der Heigl gewesen sein. >>> Schreiben nach Viechtach
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Walburga Schillinger, ledige Inwohnerstochter von Beckendorf ,Anzeige Verbindung zum Heigl, früher des Konkubinats mit ihm verdächtigt. Reisepass abgenommen
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Katharina Vogl, Anzeige wegen Verbindung zum Heigl und wegen vagabundierenden Lebenswandel >>>>Arbeitshaus angedroht
- Revierförster Krafft berichtet er habe auf der nördlichen Seite des Hohenbogen eine ganz baufällige Hütte gefunden, welche uU. mit dem Heigl in Verbindung stehen würde.
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Anna Maria Wanninger. Reitenstein. verhaftet, bleibt in Haft
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Martin Hofer, ledig von Reitenstein, Zuhälter der
A.M. Wanninger wegen Concubinat angezeigt.
- Josef Seidl Inwohner von Reitenberg, der Zuschleppung von Lebensmitteln an Heigl beschuldigt.
- J
osef Danzer Himmelreich, Lam, der Spioniererei für Heigl verdächtig , 14 Tage Haft
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Michael Schwarz, Schneider in Thenried, Anzeige wegen Verbindung zum Heigl, verwarnt
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Wolfgang Fischer, ledig Lichtenegg, Anzeige wegen Müßigganges und Verbindung zum Heigl
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Anna Maria Bauer, Austräglerin von Gotzendorf, welche sich mit Brothandel beschäftigt, und 6 Kolleginnen werden vorgeladen und wurden ermahnt
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Michael Kreisinger, Inwohnerssohn Madersdor,f Anzeige wegen Verbindung zum Heigl unter Polizeiaufsicht gestellt.
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Therese Simandl, ledig Reitenstein, Anzeige wegen Verbindung zum Heigl
- Die beiden Bauern von Vorder- und Hinterhudlach Anzeige wegen Verbindung zum Heigl
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Brothändlerinnen der Gemeinden Gotzendorf, Haus, Arrach erscheinen vor Amt >>>>> alle wurden verwarnt und bekamen teilweise
Verbot des Brothandels.
Einschub der Brothandel
Neben einigen Bauern, die auf ihren eigenen Backöfen ihr Brot selber backen konnten, gab es auf den Dörfern Brothändlerinnen, die das von Bäckern gebackene Brot in der Fläche verteilten und so einen kleinen Verdienst hatten.
Diese Brotfrauen - Broudwei - waren noch zu meiner Kindheit ein fester Bestandteil des Wiederverkaufes bei unserer Bäckerei. Ich erinnere mich noch gut an einige solcher Frauen in Thenried, Wettzell, Lammerbach und Rechertsried, die von meinem Vater volle Brotkörbe angeliefert bekamen und die Ware anschließend in einer Kirm auf dem Rücken im Dorfe verteilten.
Eine dieser Frauen - zum Beispiel das "Broudwei" von Weißenregen - holte die Ware auch direkt in der Bäckerei am Marktplatz ab und ging schwerbepackt wieder zurück, den steilen Berg nach Weißenregen hinauf.
Einschub Ende
- Josef Schillinger, ledig von Beckendorf, Vorladung, war früher ein Kamerad des MH. 3 tägiger Polizeiarrest und Entzug seiner Lizenz zum Warenhandel, unter Polizeiaufsicht gestellt und in Dienst geschafft.
- Verwendung des Josef Iglhaut ledig von Sidling zur geheimen Verfolgung
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Josef Seidl Inwohnerssohn Reitenberg Anzeige wegen Verbindung zum Heigl
Therese Pritzl ist wieder Zuhause.
Ganz besonders interessant ist eine Meldung in dieser Polizeistatistik - undatiert, aber nach einem Eintrag vom 17.2. - noch unter "Februar" - eingeschrieben - über Therese Pritzl.
"
Um diese Zeit wurde Theres Pritzl, Hüterstochter von Gotzendorf /:Gem. v.d.:/ der Verbindung mit Heigl dringend verdächtig, arretiert, vorgeführt.
Wurde vernommen, detiniert, ihre Einweisung ins Arbeitshaus beschlossen, die aber nicht beschäftigt werden kann, da sie mittlerweile erkrankte.
Akte bei der k. Regierung"
Therese Pritzl war also offensichtlich nach ihrer Niederkunft wieder nach Hause heimgegangen oder gebracht worden; das Baby hatte Michael Heigl dann beim Weidenhofbauer ausgesetzt.
Bei der damalig noch sehr schlechten (Nach-) Behandlung von Müttern nach der Geburt, die in ihrem Falle ja ihr Kind auch noch auf der Flucht zur Welt zu bringen hatte, war es kein Wunder, dass sie anschließend noch für lange Zeit als "arbeitsunfähig" krank eingestuft wurde.
Im Kötztinger Gefängnis bricht eine epidemische Krankheit aus.
Möglicherweise als Folge des Winters und der Überfüllung der Kötztinger Fronfeste kam es dort zum Ausbruch einer ansteckenden Krankheit.
- Walburga Schillinger, ledig von Beckendorf, neuerlich wg Verdachts, dass sie mit Heigl verbündet sei. "Wurde vernommen und in die Detention abgeführt, von da nach 8 Tagen wegen einer zu befürchtenden Epidemie entlassen."
- Georg Vogl, verheirateter Inwohner von Liebenstein und dessen 3 Töchter der Verbindung mit Heigl bezichtigt. Die ganze Familie wurde unter Polizeiaufsicht gestellt und die Töchter "in Dienst geschafft."
Michael Raimer packt aus
"Am 9. März machte Michael Raimer bei Gelegenheit einer Kerkervisitation auf Zureden des k. Landrichters mehrere Depositionen".
Der 9.3.1853 ist ein ganz besonderer Termin, weil mit diesem Tag der Regierungsassessor Christoph als ein von der Regierung eingesetzter Regierungskommissar seine Arbeiten beginnt, auch auch das Gefängnis mit dem einsitzenden Raimer visitiert. Bei dieser Visitation wird festgestellt, dass die Zellenmauer Raimers unter dem Fenster nur eine Mauerstärke "eines halben Steins" hat.
Sofort nach der Aussage Raimers werden die Gendarmen aktiv.
"W
urde durch den Amtsvorstand (=Carl von Paur) am folgende Tage unter Zuziehung von Gendarmen 6 Häuser in Hohenwarth, Eschlsaigen und Umgegend visitiert und Arretierungen vorgenommen solcher Personen, wo Heigl Unterschlupf fand.
Auf Grund dieser Denunciationen wurde auch ein Verhaftbefehl für die k. Gendarmerie ausgefertigt, die Brüder Amberger Bauerssohn von Unterzettling /Gem Gotzendorf/, sowie der durch mehrere Denunciationen compromittierte Schuster Johann Brunner von Hohenwarth arretiert und in die Fronfeste abgeführt."
Ganz am Ende der polizeilichen Auflistung stehen drei - nachträgliche - Eintragungen, die zeigen, dass die Zeichen der Zeit zunächst gegen die Gendarmen sprachen.
17.1.1853 : Ehrenrührige Gerüchtsausstreuung über die k. Gendarmerie durch Joseph Geiger, Häusler von Hohenwarth
5.2.1853: Beschimpfung der k. Gendarmerie durch den Vorgenannten Geiger
31.1.1853 Beschimpfung der k. Gendarmerie durch die Söldnerssöhne Pöschl von Gotzendorf
Diese drei nachträglich angeführten Untersuchungspunkte verweisen am Rande auf einen "Spezialakt", und werden Teil der Untersuchung des oben bereits angesprochenen Regierungsassessors Christoph, die einen nicht unerheblichen Teil der Heigl-Akten ausmachen.
Seit vielen langen Wochen (und vor allem kalten Nächten) patrouillierten nun schon die vielen Wachtmannschaften, durchsuchten die Häuser, Scheunen und Backöfen in den Dörfern, schlugen sich die kalten Winternächte im Freien um die Ohren und erreichten buchstäblich nichts, von einigen vermuteten Handlangern abgesehen.
Nun wurden aber auch langsam - vermutlich aus Frust und Ärger begründet - die ersten Übergriffe der Gendarmen auf den Dörfern bekannt, aus denen danach Anzeigen wurden, denen natürlich nachgegangen werden musste.
Diese internen Untersuchungen von Seiten des Landrichters Carl von Paur trieben dann einen Keil zwischen die Beamten des Landgerichts - vor allem in Person des Landrichters - und die Gendarmen an der Front.
Die Beschwerden der Gendarmen vor Ort über Carl von Paurs zu großes Verständnis für die Landbevölkerung, wurden von deren Vorsitzenden in Landshut und München nach ganz oben weitergereicht und als Ergebnis musste der Regierungsassessor eine große Untersuchung vor Ort in Kötzting ansetzen. Es war was geboten in Kötzting im März 1853.
Wird fortgesetzt mit den Untersuchungen gegen die Kötztinger Gendarmen