Translate

Freitag, 26. Februar 2021

Kötztinger Häuserchronik - alte Hausnummer 17 Beim Mühlbauer - Osl

 Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.

Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.
Die bereits veröffentlichten Beiträge der Kötztinger Häuserchronik können im "Inhaltverzeichnis" unter der Rubrik Häuserchronik nachgesehen werden.

Ausschnitt aus der historischen Karte von Bayernatlas.de
Situation um 1830


Alte Hausnummer 17 - Beim Mühlbauer - Osl

Eine kulinarische Erfolgsgeschichte, die aber im Jahre 1905 beinahe ein Ende gefunden hätte.



Wie bei allen anderen Marktlehen in Kötzting, ist die - fragmentarische - Zusammenstellung der Hausbesitzer von Adam Türrigl das entscheidende Dokument für den Zeitraum vor dem Beginn der Briefprotokolle. Deren Überlieferung setzt, mit Ausnahme eines einzelnen Bandes von 1654/55 leider erst im Jahre 1700 ein. Rund um die Kriegsjahre 1740 gibt es dann noch einmal eine ärgerliche Lücke, ansonsten ist die Reihe vollständig.

So ist diese Auflistung der Marktlehen der erste gesicherte Nachweis des Besitzes auf dem haus, das später die Hausnummer 17 erhalten hat. 



 


KL Rott B 2 von 1654


Khözting


Wolf Kholbinger Burger des Raths hat ain Behausung mit aller Zugehörung, Stadl und Stallungen, ligt zwischen Adamen Tirrigls Roterischen Probsteyverwalters und Hannsen Schündlers Heusern ligent, darzue gehört ain halbs Marktlehen, mit nachfolgenten Grundt und Poden





Das ist also die Ausgangssituation für die Häuserchronik aus dem Jahre 1654. Nun kann nachgesehen werden, ob und, wenn ja, was sich von Wolf Kolbinger in anderen Archivalien niedergeschlagen hat und ob es Hinweise auf einen Vorbesitzer gibt.

Wir wissen, dass Adam Türrigl vor 1638 der Besitzer des benachbarten Marktlehens UND der Sölde (Hausnummern 15+16) gewesen war. Zusätzlich kennen wir die markanten Marktlehensgrößen in diesem Bereich, die in den Steuerlisten wie eine besondere Markierung wirken.

Aus diesem Grunde können wir als einen Vorbesitzer im Jahre 1610 einen Georg Moßhammer festmachen, der der Familie Raitdt (mit dem Marktlehen UND der Sölde) als Nachbar angegeben ist. 


Die Familie Moshamer ist bereits um das Jahr 1528 in unserer Gegend als die Besitzer der Hofmark Zittenhof erwähnt. Adam Moshammer und - vermutlich sein Sohn - Georg Moshammer tauchen in verschiedenen Aktenprodukten aus der Zeit vor dem 30jährigen Krieg in Kötzting auf.

Georg Moshammer

Adam Moshammer ist in einer Gerichtsurkunde von 1605 bereits als Bürger Kötztings und gleichzeitig auch als Besitzer der Hofmark Zittenhof genannt. Schon 1598 steht er in den Kötztinger Kirchenrechnungen als Bürger für Veith Stöckh, als dieser sich 30 Gulden von der Pfarrei leiht und einen Bürgen beibringen musste. Gleichzeitig aber kennen wir ein Dokument, in dem Georg Billich im Jahre 1620 sein privates Braurecht auf seinem Anwesen belegen kann, welches er von seinem Schwiegervater Adam Moshammer erhalten hatte. Das Anwesen des Billichs ist das nunmehrige Hotel zur Post. 
Ob Georg Moshammer, der ebenfalls als Bürger von Kötzting und als Besitzer der Hofmark Zittenhof in den Akten genannt wird, nun der Sohn oder der Bruder des Adam gewesen ist, sollte gleichgültig sein. Der erste gesicherte Besitzer auf dem Haus ist demnach wohl Georg Mo(o)shammer. 
Auch Georg ist in den Kötztinger Kirchenrechnungen als Bürge für einen Schuldner, Daniel Baumann, genannt. 

In einer weiteren Steuerliste des Klosters Rott (KL Rott 110 von 1584) befindet sich ein Georg Mosshammer genau an der Position in der Liste, die vermutlich dem Haus Nummer 17 entspricht. und auch die dokumentierte Abgabe von 24 Pfennigen würde einem Marktlehen entsprechen. Es spricht also vieles dafür, dass Georg Moshammer bereits seit dem Jahre 1584 der Hausbesitzer war und sein Vater/Bruder das Privatbrauprivileg in der heutigen Herrenstraße  (HStA München GR 183/26) erwarb. Beide zusammen waren die Besitzer der Hofmark Zittenhof.


Raab Andreas 

In einer Besitzerliste aus dem Jahre 1620 finden wir - zwischen markanten Nachbaranwesen eindeutig zu identifizieren - Andreas Raab als den Besitzer. Damit haben wir einen neuen Besitzer, auch wenn wir über ihn keinerlei weitere Information besitzen.. 

Es hat den Anschein, als ob weder von Andreas Raab noch vom Familienverband der Moshammer jemand den 30 jährigen Krieg überlebt hatte. Hinzu kommt noch, dass in den Kötztinger Kirchenrechnungen aus dem Jahre 1621 die Rede von einer Beerdigung eines Andreas Raab ist. 

Wir haben hier also eine Lücke, die wir aufgrund der Fundleere nicht schließen können. Erst nach dem 30jährigen Krieg bekommen wir erneut Sicherheit.  Wolf Kolbinger, von dem wir wissen, dass er in den Nachkriegsjahren der Besitzer gewesen ist, steht mit seiner Rumpffamilie in der Seelenbeschreibung der Pfarrei Kötzting des Jahres 1636. 

Wolf Kolbinger 



Pfarrarchiv Kötzting Matrikel Band 1 : Status Animarum.
Wolf Kholbinger mit seiner Frau Margaretha
Der Knecht Georg und die Magd Barbara
Bei ihnen im Hause wohnte offensichtlich noch ein Heinrich N. (ohne bekannten Familiennamen)  mit seiner Frau Ursula und dem Kleinkind Hans Wilibalt.


Die eigenen (Kolbinger) Kinder, die Töchter Eva mit 13 Jahren und Anna mit 15 Jahren, geben uns einen Hinweis, dass die Kinder erst zu einem späteren Zeitpunkt in der Liste nachgetragen wurden, denn Anna ist 1643 und Eva 1644 geboren.  

Der genaue Besitzübergang kann sicherlich nie mehr rekonstruiert werden, aber bereits im Jahre 1635 finden wir Wolf Kolbinger in den Kötztinger Kirchenrechnungen, wo er mit einer Schuldverschreibung über 20 Gulden steht. Der Vermerk, diese Schulden würden bereits seit 1625 auf dem Anwesen stehen, KÖNNTE auf einen Besitzübergang von Mooshammer auf Kolbinger bereits vor 1633 hinweisen.
Im gleichen Jahr 1635 wird Herr Kolbinger mit 30 Kreuzern für 15 "hergebene Preter in das Spital" bezahlt. Als Marktlehner ist Wolf Kolbinger auch Brau- und Schankberechtigt. Im Jahre 1637 bezahlt er für 1 1/2 Preu 22 Kreuzer Kesselgeld an das Kommunbrauhaus.  Die Kötztinger Marktrechnungen sind nicht lückenlos - in dieser Anfangszeit der Überlieferung - in jedem Band, der vorhanden ist, wird Wolf Kolbinger mit diesem Kesselgeld aufgeführt. Er sollte daher bereits seit dieser Zeit auch als Wirt belegbar sein.


Nach der Brandkatastrophe vom November 1633 wird Kötzting langsam wieder aufgebaut und Wolf Kolbinger kann offensichtlich liefern: "Vom Wolffen Kholbinger alhier 4 Pamb zu Trämb in das Spital jeder per 32 kr erkauft 2 fl 8 kr.  Nitweniger von ime Kholbinger ein Paumb und Trämb erkauft und dafür zahlt 50 kr." (Kreuzer) Spitalrechnung Markt Kötzting 1638

StA Kötzting Spitalrechnung von 1638 : "Wolf Kholbinger von ainem Agckher" 1 Gulden


Im Jahre 1642 ist Wolf Kolbinger in der Lage 20 Gulden seiner Grundschuld bei der Kirche zurückzuzahlen, ein Vorgang, der eher selten vorgekommen ist. Sehr häufig wurden die Grundschulden von Besitzer auf Besitzer weitergegeben und nur umgeschrieben.
In diesem Jahre ist er bereits Äußerer Rat und im drauffolgenden wird er als Kirchenprobst auf dem Deckblatt der Kötztinger Kirchenrechnung erwähnt.

In diesen Rechnungen finden sich viele Kleinigkeiten, die vor allem mit dem Wiederaufbau Kötztings zu tun haben. 1645 sind bei den Baukosten für die Wiedererrichtung der St. Veitskirche - die mit einer großzügigen Stiftung der Familie Raidt überhaupt erst möglich wurde - Sandlieferungen für Wolf Kolbinger eingetragen.

Nun sind wir in dem Zeitraum, in dem Adam Türrigl für seinen Dienstherren, das Kloster Rott, eine Untertanenliste begonnen hat. Er hat sie nicht nur nie fertiggestellt (leider) sondern hat auch in den Teilen, die er aufgelistet hat,  weitgehend einen Lückentext für später nachzutragende Größenangaben produziert. Eingangs steht ja bereits das Dokument mit der Hausbeschreibung, nun kommen noch die Grundstücke:


Erstlichen hinderm Markht ain Agger mit xx Pifang, so dermallen mit wüntter=waiz angepauth, und zwischen Adamen Tirrigls und Herrn Georgen Tenscherzen Äggern ligt, mit dem hündern Orth auf Herrn Wolf Scharrers Pelkhoverischer und Leiblfingerischer Hofmarchsrichter zu Lichtenegg und Miltach Agger und mit dem Vordern







Khözting


Orth auf die Schanz gegen Herrn Thomasen Rothauers Churfürstlichen Preuverwalters und Gerichtsschreibers Gartten und Wolf Raaben Gärtten stosst




Mer ain Agger im Veldt bey der Urtl mit xx Pifang. So ein Somerfeldt aber dermall mit Wüntterkhorn angepauth, zwischen Barbara Khluegin und Margaretha Roßmannin Äggern ligt mit ainem Orth auf dem Rhain, so zwischen beeden Veldrn von der Hönigwiesen herauf gegen dem Siechhaus gehet und mit dem andern Orth auf den Fathweg bey der Urtl welcher auch von besagter Hönigwisen gegen Khözting herauf geget stoßt.











Khözting


Wider ain Ägger am Puechperg bei dem Hamer mit 7 Pifang und xx Trimer, so mit Wüntterkhorn angepauth und zwichen Wolfen Pachmayrs und MArthin Mülpaun beeder burgern Aggern ligt, mit einem Orth auf Weißenregener Gründt und mit dem vordern Orth auf die Kötztinger Waidt und Gmain Grundt stosst.   - Nummer 3 im folgenden Plan - 


Gartten

Ain Gartten mit xx Pifang zwischen Andamen Türrigls Gartten, der auf Wolfen Pachmairs Metzgers und Wolf raaben des Jüngern Gärtten stossen, welcher mit dem vordern orthauf den Gangsteug und mit dem hündern Orth auf den Kholbingers Zwerchgärttl, so dem Hammerschmidt gehörig gewest stosst. - die Nummern 1 und 2 im Plan - 



Hier sind nun wieder mehrere Kötztinger Ortsangaben erwähnt, die wir heutzutage nicht mehr benutzen.

Mir der "Schanz" ist die, zwar nicht funktionstüchtige aber als Ortsangabe durchaus verständliche, Marktbefestigung mit Graben und Aufschüttung gemeint
Das "Feld bei der Urtl" ist der zusammenhängende Bereich an Äckern von der Platte Richtung Gehstorf und herab bis zum Urtlbach. 

Hinter dem  "Puechperg" ist der Teil Kötztings zu verstehen, auf dem heutzutage die Rösser der Brauerei Lindner weiden.  

Bayernatlas.de: drei dieser Grundstücke, die im Jahre 1650 zum Anwesen gehörten, können auch im Jahre 1830, als dieser Plan erstellt wurde, noch nachgewiesen werden. Mit dem Grundstück Nummer 1, hat es eine besondere Bewandtnis: Auf diesem, von der Witwe Mühlbauer in den 20er Jahren angemieteten, Grundstück konnte der FC Kötzting endlich sein Fußballstadion bauen, doch dazu später.

Im Stadtarchiv befindet sich ein einzelner Band von Verhörsprotokollen aus dem Jahre 1654/55 und darin verklagt "



Wolf Kholbinger des Raths alhi
r"  den Bäcker "Hans Pollmüller", welchem er nicht nur 10 Gulden sondern auch noch 2 "Schaff" Weizen geliehen hatte. Der Bäcker gesteht seine Schulden ein, "da er aber bei seinen Befreundten (Verwandtschaft) an Paar gelichenen Geldt noch einen starken particul ausliegent" habe, bittet er um Aufschub. 
Auf die Replic des Klägers, er solle bezahlen bat der Beklagte erneut um Aufschub, "weillen Cleger des Geldts nit so Nötig oder Nothürfftig seye".
Das Magistrat beschließt, dass der Beklagte innerhalb eines Monats zahlen müsse, oder aber beim Kläger sich andere Zahlungsziele einholen solle. 

Im Jahre 1660 liefert Wolf Kolbinger an das Kötztinger Spital Holz zum Heizen und zum Backen. Für 6 Klafter Holz wird er bezahlt und " in Ansechung schlimmen Wegs" bekommt er sogar einen Aufschlag auf den Holzpreis. Da in der Beschreibung seiner Grundstücke kein Wort über einen W ald vermerkt ist, denke ich, dass er immer nur als Fuhrmann tätig war und das Brennholz -  und Jahre vorher die Holzstämme - aus dem markteigenen Watzlholz nur antransportiert hatte. 

Beide Töchter Wolf Kolbingers erreichen das Erwachsenenalter und heiraten innerhalb Kötztings. Anna -  1661 -  den Kammerersohn Wolfgang Seiderer und Eva im Jahre 1662 den verwitweten Johann Perr (Peer) aus Kötzting, der dann auch den Hof des Schwiegervaters übernehmen wird.

Pfarrmatrikel Kötzting Band 1 Seite 208 vom 8.5.1662
Johann Per heiratet Eva Kolbinger 

Da Wolf Kolbinger noch im Jahre 1672 als Äußerer Rat mit seinem Amtssold im Rechnungsbuch steht, wird er sein Anwesen unter Umständen nicht sofort mit der Hochzeit an den Schwiegersohn übergeben haben. Schon am 9.12.1659 verstarb Wolf Kolbingers Frau Margaretha, er selber lebte noch 15 weitere Jahre, bevor auch er am 1. Mai 1675 beerdigt wurde.

Allerdings steht "Hanns Per" bereits im Jahre 1670 in der Zehentliste des Klosters Rott als Hausbesitzer.

KL Rott R 2 von 1670
Die Reihung Adam Tirrigl (Hanr 15+16) Hans Per (17) und Hans Pachmair (18)




Hans Perr

5 Kinder wird das Paar bekommen und zumindest ab dem Jahre 1668 ist der Vater als Bürger gekennzeichnet und in demselben Jahr steht er in der Kötztinger Aufschlagsrechnung mit 3 Gulden für den Bezug von "24 Eimern" Bier. Ein Eimer Bier hatte, je nach Definition; den Rauminhalt von 66 bzw. 64 Maß Bier. Hans Perr hat also bereits ein florierendes Wirtshaus betrieben. 
Im Jahre 1672 nimmt das Ehepaar bei der Pfarrei Kötzting einen Kredit über 50 Gulden auf und verschreibt dafür sein Marktlehen.
Sein gesellschaftlicher Aufstieg geht weiter, spätestens im Jahre 1676 hat er Kötztings höchstes Amt erreicht, er ist im Rechnungsbuch als "Cammerer", also als der Bürgermeister erwähnt. 
Bereits im Jahre 1686 heiratete Veith Peer, der Sohn von Johann und Eva, Barbara Amberger aus Offersdorf. Gleichzeitig ist er bereits seit 3 Jahren in den Kötztinger Rechnungsbüchern als Nachfolger seines Vaters angegeben. 

Veith Peer und Barbara

Das wäre grundsätzlich ein normaler Vorgang, wenn nicht der einzige Geburtseintrag eines Veith Peer aus dem Jahre 1669 stammen würde  und der Sohn damit bei der Besitzübernahme erst 13 und bei der Hochzeit dann 17 Jahre alt gewesen wäre. Dieser Vorgang wäre nicht unmöglich, aber doch sehr außergewöhnlich. Um sicherzustellen, dass - es gibt in Kötzting noch eine weitere Familie Peer, mit einem Sohn Veith - es sich um die richtige Familie handelt, hilft ein Blick in die Briefprotokolle Kötztings, die ja im Jahre 1700 einsetzen.

Dort finden wir unter dem Datum des 16.6.1713 den Verkauf der Marktlehensbehausung durch die Witwe Barbara Peer an den ledigen Bürger und Schneider Bauer Ander, der die Tochter Margaretha heiraten wird. Die vorherige Annahme stimmt also; doch zurück zu Veith Peer. Von ihm hat sich nicht viel in den Kötztinger Archivalien erhalten. Er übernimmt zunächst die Grundschulden seines Vaters bei der Pfarrei und steht auch für die Ausstände beim Markt Kötzting gerade.
1695 erhält er für das Abfischen der Weiher beim Watzlhof und dafür, dass er dort einen Tag und eine Nacht lang Wache geschoben hatte, 1 Gulden und 15 Kreuzer vom Markt Kötzting. 
Im Jahre 1698 finden wir ihn bei einem Beleidigungsprozess als er einen Mitbürger verklagte, da dieser  "Veith perrn einen redo Schelmben verscholten und bestanden selbiger  habe bei denen alhir im Quartier gelegenen reittern 12 Koepf Schmalz erkhauffen wollen welche sye ihm Perrn entwendet".
Eine interessante Randnotiz, dass im Jahre 1698, also lange vor dem Ausbruch des Spanischen Erfolgekriegs in Kötzting Soldaten stationiert waren.
Auch bei ihm können wir ein Wirtshaus nachweisen, weil eine Rauferei in seinem Wirtshaus aktenkundig geworden ist.

StA Landshut Pfleggerichtsrechnung von 1698

schlechtes Haargereiff (=Ziehen an den Haaren)

Hanns Vogl Pfeiffer zu Lichtenegg und Franz Pichlmayr zu Rimpach haben alhir in der Veith Berrischen burgers Würthsbehausung ein schlechtes Haargereiff veribt, sich aber daryber verglichen und die uncosten zugleich abzurichten uf sich genommen, Also man Sye hirbey gelassen und beede per 1/2 Pfund (R
egensburger Pfennige) punctirt trüfft 34 Kreuzer 2 Heller

Wie üblich, wurde die Strafe in Pfund Regensburger Pfennige ausgesprochen und anschließend in die damals gebräuchliche Währung von Gulden, Kreuzer und Heller umgerechnet.
In einer Auflistung der fluder- und brauberechtigten Marktlehner Kötztings ist Veith Peer selbstverständlich ebenfalls aufgeführt, wobei nicht ganz klar ist, ob in der Liste persönlich unterschrieben wurde, oder aber nur unterschiedliche Schreiber an der Erstellung der Liste beteiligt waren. Die Handschriften sind jedenfalls sehr verschieden.

StA Landshut Rep 97e fasc785 Nr. 513 Ratsliste für eine Petition.


Im selben Jahr unterzeichnet dieselbe Gruppe der Marktlehner und Söldner gemeinschaftlich einen Schuldkredit für das Kommunbrauhaus über 100 Gulden. 

Aus dem Jahre 1701 haben wir einen interessanten Grundstücksverkauf, bei dem Veith Peer als Schätzer eingesetzt war. Es geht um einen Grund neben dem sogenannten Schusshaus, also um den Platz, an dem die Kötztinger Schützen ihre Schießübungen verrichtet hatten und der nun, nach Genehmigung durch den Herrn Rentmeister von der Regierung in Straubing verkauft werden sollte.


Kaufs Einschreibung aines Gemainen Grundts

per 24 Gulden.

....jenigen Blaz und Gmeins Grundt bey dem allhiesigen Gemainer Marckhts Schußhaus, so weith und braidt solcher mit Stempplen ausgestöckht und vorgezaigt, umb den Schätzwert, wie selben Veith Perr und Hanns Pachmayr, beede Burger alhir, taxiert.... 


... dem Herrn Andreen Passauer, seinen Erben und Nachkomben, aniezt solchen Grundt zu Aufrichtung aines Stadels zu dessen Burgersbehausung gebrauchen .... 






Nun steckt Bayern im Spanischen Erbfolgekrieg und die Kötztinger Bürger müssen dies täglich spüren mit enormen Belastungen. Für manche stellt dies aber auch eine Verdienstquelle dar. 6 ganze Gulden erhielt Veith Peer 1704 dafür, dass er "mit den Preussen bis gegen Lanndtau hinyber fahren miessen." 
Im drauffolgenden Jahr musste er "wegen Verpflegungsgelder nach Bogen" marschieren.
Am 14.4.1712 verstirbt der Bürger Veith Peer und, wie oben bereits zur Klärung der Person Veith Peers  angeführt, übergibt die Witwe Barbara das Anwesen an den Schwiegersohn Andreas Bauer, der die älteste Tochter der Peers, Margaretha, geboren am 2.8.1687, heiratet. 7 Kinder hatten die Peerschen Eheleute.



Andreas Bauer und Margaretha

12 Gulden muss Andreas Bauer hinblättern, um nach dem Einstieg in das Peerssche Marktlehen auch noch das volle Kötztinger Bürgerrecht zu bekommen. Der Schneider Andreas Bauer war ein Bauerssohn aus Reckendorf und heiratete am 3.7.1713. 
Im ausführlichen Übergabebrief vom 16. Juni 1713 finden wir eine Beschreibung der Grundstücke, welche damals beim Anwesen fest gebunden waren.

Die Witwe Barbara wurde - Frauen waren damals per se nicht geschäftsfähig - vertreten durch den Kötztinger Metzger Andreas Pürzer. Die minderjährige Tochter Maria Barbara erhält zwei Vormünder aus der Nachbarschaft und dann kann der Verkauf über die Bühne gehen. Verkauft wird das Marktlehen zwischen der "verwittibten Frau Schmidtin" (Hanr 16 siehe Häuserchronik Wagner Stauber) "dann Simon Haasen Heusern ligent" (damalige Bäckerei auf der Hausnummer 18).
Sambt den darzue gehörigen Grundt und poden... item nachvolgente aigenstuckh als den 
sogenannten Zandthof: Khürchen: und Weyer ackher, nit weniger den Scheiblwislflöckh, Stainbach: und Ratwisl

um und per 1071 Gulden und 50 Kreuzer.
Die Ernte dieses (1713) Jahres teilen sich die Verkäuferin und die Käufer.
Die sogenannte "Wechselwiese" verkauft die Witwe nicht mit, sondern behält sich diese als Pfand ihres eigenen Heiratsgutes zurück, auch um die eine Kuh durchbringen zu können, welche ihr zusammen mit der lebenslangen Herberge im Kaufbrief zugesichert wird. 15 Gulden jährlich solle das junge Paar ihr jährlich solange bezahlen, bis das von ihr selber eingebrachte Heiratsgut zurückbezahlt ist. Danach bekäme sie nur noch 8 Gulden jährlich. Die übrigen Geschwister sollten, bei ihrer Verheiratung den Anteil aus dem väterlichen Erbe ausbezahlt bekommen; allerdings müsse Andreas Bauer die Summen für die Zwischenzeit nicht verzinsen. 

Drei Jahre später verkauft die Witwe dann auch dieses Grundstück an den Schwiegersohn, "die Wechslwies auf der Au mit solchem Nuz wie diese mit Franz Waldherr bißhero und vonalters gegangen". Offensichtlich wurde diese Wiese abwechselnd von verschiedenen - hier zwei - Landwirten genutzt, was auch ihren Namen erklärt. Um diese Wiese kaufen zu können, leiht ihm sein Bruder Michael aus Reckendorf fast die komplette Kaufsumme. 
Im selben Jahr 1716 nehmen die Eheleute Bauer eine weitere Schuld von 50 Gulden Kapital beim Kötztinger Spital auf. Diese Summe wird benötigt, um dem ledigen "Vetter Hanns Pern" den Einkauf in das Kötztinger Spital zu ermöglichen. Solch einen Eintritt ins Kötztinger Spital als "Pfriemdter" musste man sich erkaufen. Diese Einstandssumme wurde gegen 5% Zinsen verliehen. Der Kapitalstock wurde nicht verbraucht. das Spital wirtschaftete ausschließlich mit den Einnahmen aus den ausgegebenen Kapitalien und den Mieteinnahmen der vorhandenen Grundstücke. (siehe Kolbinger weiter oben im Jahre 1638) .
Diese Verpflichtung ergibt sich aus dem obigen - oder einem früheren Kaufvertrag, da der Begriff "Vetter" mit der heutigen Bedeutung eines "Cousins" nur teilweise zu tun hat, er steht im weitesten Sinne für ein Mitglied er Verwandtschaft. Die Verpflichtung könnte sich auch aus einem - unbekannten - Übergabevertrag des Veith Peer stammen.


Kaufsbeschreibung per 240 Gulden

Annder Paur des Eyssern Rhats alhir und Anna Margaretha sein Hausfrau, auf Beistands Leistung Ihres Ehemanns bekennen und verkaufen...

die Wiese im "Geraydt an die Hans Pachmayr Wisengrundt am Regen stossent, sambt dem darin vorhandtenen Äckherl" an Ullrich Engel aus Gradis um 240 Gulden.


Offensichtlich waren  die finanziellen Verpflichtungen für das Ehepaar zu groß geworden und so begannen sie sich von einzelnen Grundstücken zu trennen. 
Ullrich Engl aber hatte sich zu früh über seine neue Wiese in Kötzting gefreut, denn dort gab es solche und solche.... Kötztinger Marktlehner konnten jederzeit einen Grundstücksverkauf innerhalb des "Marktgedings" rückgängig machen, allerdings liegt die Betonung hier auf dem Status des Marktlehners. So geschah es auch diesmal. Am 12. Mai 1719 wurde der Verkauf mit Ullrich Engl ratifiziert, am 17. Mai 1719 erfolgte dann bereits der Rückzug. Das Ratsmitglied Hans Dengscherz und der der Bräuoberknecht Christoph Bauer (wie sich später erweisen soll, der Bruder des Andreas) protestieren. Der Magistrat gibt nach und verpflichtet die beiden Protestierenden dazu nun selber die Kaufssumme aufzubringen. 

Im Sommer 1721 lässt  Andreas Bauer sein Testament protokollieren, eigentlich ist es eher ein nachträglicher Heiratsbrief in dem er seiner Frau das Marktlehen zwischen "Georg Preyens und Simon Haasens Heusern entlegen" als Sicherheit für ihre 150 Gulden Heiratsgut verschreibt und Regelungen trifft, falls sie keine Kinder haben würden. Dies hat vermutlich seinen Grund darin, dass Margaretha bereits im Totenbett lag, denn am 1.7.1721 ist Margaretha, die Ehefrau des Ratsbürgers und Brauers Andreas Bauer verstorben. Bereits ein halbes Jahr vorher, war das einzige Kind der beiden mit 14 Monaten verstorben.  Nun, kinderlos und mit hohen Verpflichtungen belastet, fand Andreas einen eleganten Ausweg, einen Häusertausch, er "downgraded" einfach sein Anwesen und damit seine Verpflichtungen, was sich in Kötzting mit seiner dreistufigen Bürgerschaft ja leicht anbietet.

Am 2.10 1722 vertauscht Andreas Bauer, Mitglied des Rats, seine Marktlehen mit dem Hause seine Bruders Christoph, dem Kötztinger Bräuoberknecht, dessen Haus mit seiner Lage beschrieben wird als "das gewohnte Häusl zunegst des undern Wagners entlegen" (Hausnummer 55, nun das ehemalige Schuhhaus Schödlbauer, bis in die 1930er Jahre eine Schreinerei)
Bauer Christoph, aus Reckendorf, wie sein Bruder,  hatte im Jahre 1718 Anna Maria, die Witwe des vorherigen Braumeisters Johann Georg Kollmeier geheiratet und mit der Einheirat und dem Kauf des Hauses im unteren Markt für 6 Gulden sein Bürgerrecht erworben. (Das Bürgerrecht eines Häuslers war günstiger als das eines Marktlehners). Zwei Kinder aus erster Ehe, Anna und Maria Helena, brachte die Witwe in die Ehe mit ein, drei weitere Geburten aus der zweiten Ehe schlossen sich an. Am 9.12.1723 wurde Michael Bauer, der Stammhalter, geboren 

Bauer Christoph und Anna Maria.


Andreas Bauer, der nun durch den Tausch von seinem Bruder den Wertausgleich von 950 Gulden bekam und diese Summe im Jahre 1723 auch quittierte heiratet ein zweites Mal, diesmal Anna Maria Liebl eine Schusterstochter aus Hohenwarth am 12.4.1723 mit der zusammen er nun 10 Kinder bekommen wird, nun aber auf einem anderen Anwesen und daher hier nur am Rande erwähnt.

Landshuter Abgabe KL Rott B4 1727-1736: Zehentregister von 1727-1737

Nun also hat Christoph Bauer das Anwesen in Besitz und mit ihm auch all die Schuldverschreibungen, die auf dem Hause lasten. Er muss nun diese auf seinen Namen umschreiben lassen. Zuerst einmal die Restsumme von 100 Gulden, die die Witwe Peer noch zu bekommen hat - deren lebenslange Herberge musste er ja mit übernehmen, dann noch 50 Gulden vom Spital. 

Zuerst trennt er sich von dem Mitbesitz an der Wechselwiese "uf der Au", die er zusammen mit Franz Waldherr in Doppelnutzung hat, er gibt sie nun ganz an diesen ab und erhält 100 Gulden. 200 weitere Gulden bekommt er von der Kirche Kötzting, für die er sein Marktlehen verschreibt und zusätzlich seinen Schwager Herrn Hans Georg Druckmüller als Bürgen präsentiert.
Es gibt aber auch andere Details aus seinem Leben, nicht nur Schuldenaufnahmen. So steht in den Rechnungsbüchern des Marktes im Jahre 1728, dass er zusammen mit "3 Consorten" den Gruberbach für 5 Gulden auf 6 Jahre zum Fischen "angestiftet" hatte. 
Bereits vor dem Jahre 1730 bewirbt sich der Breuoberknecht Christoph Bauer um das "Gladwasser" und erhält dies auch zum Preis von 30 Kreuzer pro "Preu". Diese Mischung aus Hefe und Biersatz eignet sich offensichtlich zum branntweinbrennen. HStA München GL Fasc 1839 Nr. 88)

Er muss sich aber weiter von Grundstücken trennen, die Geldsorgen waren wohl zu hoch. Die Altwiese am Steinbach verkauft er an den Kötztinger Weißbäcker Hans Georg Dreger um 140 Gulden im Jahre 1740. Im Jahr drauf, am 14.11.1741 verstirbt der "gewählte Brauer" Christoph Bauer.
Möglicherweise waren die Kinder bereits groß genug, um der Witwe eine Hilfe zu sein. Jedenfalls wartete diese 7 Jahre lang, bis sie das Anwesen an den Sohn Michael übergab.
Vorher schon, im April 1748, kam es zu einem Grundstückstausch, das Bauersche "Pertinenzackerl" in der Scheiblwiese" - ein Pertinenzgrundstück ist grundsätzlich nicht zu veräußern, es ist fest und dauerhaft mit dem Marktlehner verbunden - wird mit einem ebensolchen Pertinenzackerl "in der Laimbgassen zu Grueb" des Kötztinger Bürgers Hans Georg Holzinger. 
Dann geht es um das Marktlehen.

Bauer Hans Michael und Anna Maria


Am  8.12.1748 übergibt Christophs Witwe Anna Maria das Marklehen zwischen der Haselsteinerischen und Dirnbergerischen Häusern liegend, mit der zweimahdigen Ratswiese an den Sohn Hans Michael Bauer um 840 Gulden.
Die Liste der Grundschulden ist beeindruckend: 200 Gulden an die Kirche Kötzting, 150 Gulden an die St. Ullrichskirche in Lam, 50 Gulden ans Spital, 100 Gulden an eine "Spitaldirn" namens Walburga und schließlich 150 Gulden an die Dreifaltigkeitskapelle Grafenwiesen ergeben zusammen 650 Gulden Schuldenlast.

Gut 1 1/2 Jahre später heiratet Hans Michael Bauer dann Anna Maria, die Tochter des Austragsbauern Oswald Pugger und schließt einen Heiratsvertrag. Für ihre Mitgift von 200 Gulden widerlegt er sein Marktlehen.

PfA Kötzting Band 14 Seite 139 30.6.1751
Heiratseintrag Johann Michael Bauer und Anna Maria Pugger aus Hafenberg


Es folgen die üblichen Umschreibungen der Grundschulden und auch die Zahl der Kindergeburten ist beeindruckend. 10 Kinder werden dem Paar geboren. 

Anlags Repartition



So unter der sammentliche Burgerschaft alhier zu Abtilgung der im Jungst abgewichenen Krieg gemachten Schuldt und zu Einlösung der versezten Grundtunterthannen, auch Herrnweyrs a 500 zusammen also ad 2120 fl 16 xr machen volgentermassen vom Rhat und Ausschuss gemacht worden den 6.et 10. anno 1749


2120 Gulden hatte der Markt Kötzting also im Österreichischen Erbfolgekrieg Schulden gemacht und dabei sogar die vorher in Marktbesitz befindlichen Herrenweiher verkaufen müssen. Nun wurde dieser Betrag auf die Kötztinger Bürger entsprechend ihres Bürgerstatus - Marktlehner - Söldner - Häusler - gleichmäßig verteilt.

Johann Michael Paur, zahlte vom Marktlehen und "von ainer aigenen Wiese" 9 Gulden

Bauer Michael stirbt im Jahre 1765 und seine Witwe heiratet anschließend erneut.


Georg Bernhard und Anna Maria 


Am 13.1.1777 übergeben die Witwe Bauer und die beiden Kinder Anna Maria - 18 Jahre alt - und Katharina - 7 Jahre alt - das bürgerliche Marktlehen "zwischen Adam Münch und Max Auzingers Häusern gelegen" an den Miltacher Kutscher Georg Bernhard, der die Witwe heiratet,  um 1404 Gulden Vertragssumme. 
Genannt werden auch noch folgende Grundstücke, die als Pertinentien des Hauses galten: 
Ain Äggerl under der Schanz zwischen Michaeln Poschingers Hopfengartten und Joseph Viertls Agger
Ain Äggerl hünter dem Obern Garttner, zwischen Andreen Dröger und Joseph Hennebergers Äggerln
Ain Äggerl im Urtl zwischen Michael Poschingers und Andreen Drögers Agger
Ain Äggerl in der Laimbgassen zwischen Wolfgang Weihrauchs Äggerl und Ratswiesen
Ain Äggerl in denen Krauttgärtlen zwischen Adamen Münch und Joseph Lipperts Äggerln situiert
Ain Gruber Agger 
(gehört dem Markt)
Ain Grainetwisl am Dampfbach zwischen dem Frischen Haus, dann des Adamen Münchs Flöckhl
und letztlich ain Gruber Wisl (Gehört ebenfalls dem Markt)

dann kommen noch folgende Eigenstücke:

ain Agger in der Leithen resp. Kroith zwischen Lärnbecher und Egidius Fischer
Ain Agger "im Thailen(?) ohnweit des Schwarzen Weyher, zwischen Joseph Silberbauer und Michael Poschingers Agger gelegen
Die Ratswiese am Gruberbach, samt dem aufgerissenen Äggerl.


Jeder der beiden Töchter erster Ehe werden als väterliches Erbe knapp 300 Gulden festgeschrieben.
Seine Mitgift im anschließenden Heiratsbrief beträgt 400 Gulden. 

PfA Kötzting Band 14 Seite 205
Hochzeit Bernhard Georg mit der Witwe Bauer Anna Maria vom 21.1.1777

Bei seinem Hochzeitseintrag ist der Bräutigam nicht mehr als Miltacher Kutscher sondern als Halbbauerssohn aus Reitenberg angegeben.

Landshuter Abgabe KL Rott B5 1777-1800
Zehentregister der Pfarrei Kötzting von 1777-1800

Im Jahre 1791 kommt es zu einem Zuständigkeitsstreit zwischen dem Markt Kötzting und dem Landgericht über das Thema Alleinehüten. Nachdem der Markt mit seinen eigenen "Sündern" zu nachsichtig gewesen war, griff der Landrichter durch und "lies auf der Stelle die Frevler hervorrufen" unter anderem mit dabei auch unser Georg Bernhard. (HStA München GL Fasc 1818 Nr. 22).

Einschub
Hintergrund dieser Strafkategorie ist, dass die jeweiligen Tiere des Marktes in einer Herde auf die Gemeindeweide ausgetrieben wurden und die Besitzer eines Grundstückes nur über die jeweilige Erntemenge verfügen durften, nicht aber über die Fläche und deren Nutzung selber. Also Hüten der eigenen Tiere auf dem eigenen Grund und Boden war bei hoher Strafe verboten.
Einschubende

Im Alter von 68 Jahren stirbt am 15.9.1793 die Wirtin Anna Maria Bernhard. Georg Bernhard, der Witwer übergibt das Marktlehen - zwischen Georg Simeth und Joseph Plötz - am 28.8.1794 seiner Stieftochter Anna Maria um eine Vertragssumme vom 2300 Gulden. 


Josef Holzapfel und Anna Maria


Josef Holzapfel aus Wolfersdorf wird nun als Ehemann der neue Besitzer.
Am 22.9.1794 heiratet er Anna Maria Bauer, bezahlt seine Taxe für das Bürgerrecht und den Exerziergulden und anschließend noch für das Bürgerrecht selber um nun bereits 20 Gulden (zusätzlich die 3 Gulden Gebühren).  1000 Gulden bringt der Hochzeiter mit in die Ehe, schließlich müssen die beiden eine ganz schön hohe Kaufsumme stemmen.
Aus dem Jahre 1799 finden wir mehrere Abrechnungen für gebrautes Bier im Kommunbrauhaus.
Für 3 3/4 Sud musste er 6 1/2 Gulden an dieses bezahlen.  
Am 26.1.1801 werden in Kötzting die Einquartierungslisten für die Soldaten des Graf Morassischen Feldbattaillons aufgestellt. Bei Josef Holzapfel sind es zwei Mannschaftsdienstgrade. Die Herren Offiziere haben sich vorher bereits die besten Häuser Kötztings ausgesucht.  

StaA Kötzting AA I/19 Quartierliste
Hanr 15 (1801 war die Liste noch um 2 verschoben)  Holzapfel
Hanr 14(+2) ist das Stauber Anwesen und 18(+2) das heutige Sperl Haus


Nach der Säkularisation des Klosters Rott kommt es in Kötzting, wie in allen anderen Landgerichten ebenfalls, zur Versteigerung der Grundstücke, die einmal in besitz des Klosters gewesen waren.
Den Großen Kroitacker zusammen mit 2 weiteren Teilflächen von  5 3/4 Tagwerk sichert sich Joseph Holzapfel zu einer Summe von 846 Gulden. 
Im damaligen "Kroit" liegt heute zum Beispiel der Urtlbachplatz.
Bei derselben Gelegenheit schlug Holzapfel auch bei der Pfarrer- oder Regenwiese, mit 2 Tagwerk Größe, zu. 182 Gulden kostete diese Fläche.
Im März des Jahres 1807 verstirbt seine Ehefrau im Alter von nur 50 Jahren an Auszehrung.
Da die Ehe kinderlos geblieben war, melden sich Erben von vielen Seiten. Bauer Ander Inwohner und Schneidermeister zu Ramsried,  Bauer Walburga, eine ledige Spitalpfründerin  von Kötzting, und Bauer Barbara, nun eine verehelichte Inwohnerin von Niederrunding, melden ihre Ansprüche an. Es geht dabei um 300 fl. Die jeweiligen Pfarrer bestätigen die Richtigkeit der Verwandtschaft; trotzdem wird die Angelegenheit in den Akten nicht entschieden.

Josef Holzapfel und Elisabeth


Bereits im Mai 1807 verheiratet sich Josef Holzapfel erneut, diesmal bleibt er in der Nachbarschaft, seine Braut ist Elisabeth Münch, eine Tochter von Andreas Münch, der fast gegenüber ein Marktlehen besitzt. (Hausnummer 137, Schwarzanderl, Gams). Seine Braut bringt 1000 Gulden mit in die Ehe.
Im Rustikalsteuerkataster von 1811 steht Josef Holzapfel mit einem gemauerten Haus, einem hölzernen Stall und einem Stadel. Der Wert des Anwesens wird mit 1774 Gulden, der des Hauses alleine mit 800 Gulden angegeben. Der Wert der Grundstücke übersteigt also den Wert des Hauses am Marktplatz.
Blickt man an den Beginn der Grundbuchaufzeichnungen im Jahre 1840, so zeigt sich dasselbe Bild: 
Hausname Holzapfel - Besitzer: Josef Holzapfel - Recht: Marktlehen - Vorbesitzer: Georg Bernhard durch Übernahme am 8.8.1794. 
Ganze 44 Jahre konnte im Jahre 1840 Josef Holzapfel bereits als Besitzer nachgewiesen werden.
Nur zwei Kinder bekam das Paar, Andreas, geboren 1810, und Anna Maria 1812. 
Joseph selber, Ausnahmsbürger genannt, stirbt am 16.9.1847 an Altersschwäche, seine zweite Frau Elisabeth mit 69 Jahren ebenfalls an Altersschwäche im Jahre 1853.

Nachweislich bereits 1846 hat  Andreas Holzapfel die Nachfolge seines Vaters angetreten. 


Holzapfel Andreas und Therese


Am 16.7.1844 hatte er die Kötztinger Färberstochter Theresia Kraus geheiratet und vermutlich zu diesem Zeitpunkt - sicherlich aber 1846 - ist das Paar Besitzer des Marktlehens. 
Der Kötztinger Bürgermeister Schrank veranstaltet eine aufwendige Sammlung für die Florianiwallfahrt nach Furth im Wald im April 1849. (Vermutlich) Der Marktdiener geht von Haus zu Haus, sammelt Geld ein und lässt sich die Summe auf seiner Liste per Unterschrift bestätigen.

StA Kötzting AA V/18 von 1849

1851 bei einer Sammlung für das St. Sebastian Fest ist immer noch Andreas Holzapfel der Besitzer.
Auch 1853 war Andreas Holzapfel noch Besitzer und taucht in einer für ihn eher unrühmlichen Rollte bei der Jagd auf den Räuber Heigl auf.

Doch der Reihe nach:

 

Im Zusammenhang mit meiner Recherche über den Räuber Heigl bin ich auf einen Sachverhalt gestoßen, der Andreas Holzapfel eine Reihe von Prügeln eingebracht hat. 

Wir schreiben das Jahr 1853 und die Gendarmerie wird zunehmend nervös und vor allem verärgert, weil ihre ergebnislose - bereits 10 Jahre währende - Suche nach dem Heigl natürlich auch zu Spott und Gelächter führt. Diese reagiert gereizt und es kommt Übergriffen der Gendarmerieposten, Beschwerden von Seiten der Betroffenen und nachfolgend dann zu behördlichen Untersuchungen. 

Nach einigen regelrechten Prügelorgien von Seiten der Gendarmerie in Gotzendorf und an den Kötztinger Bürger Andreas Holzapfel befürchtet der Landrichter einen Ansehensverlust der Gendarmerie und fühlt sich - auch durch Nachfragen seiner vorgesetzten Behörde - verpflichtet, der Sache auf den Grund zu gehen. Es wird eine Kommission gegründet und es werden Zeugen befragt. Hier die Aussage des Kötztinger Brauers und Besitzers Michael Schrank über die Vorfälle, welche ihm bekannt geworden sind:

Das Verhalten der Gendarmerie
Bis in die letzte Zeit habe das Verhalten der Gendarmerie keinen Anlass zu Klagen gegeben, es war sogar ein ganz gutes gewesen. Sowohl unter dem Brigadier Haas und Batzer, welche früher hier gewesen waren, als auch unter dem jetzigen Brigadier Schmidt.
Nur in der letzten Zeit habe es zwei Vorfälle gegeben:

1.       Vor etwa 4 oder 5 Wochen sollen einige Gendarmen gegen Morgen auf die Hohenwarther Mühle gekommen und einen Mühlburschen oder den Sohn des Müllers selbst, der auf der Bank gelegen war, durchgehauen haben, weil er nicht sogleich aufgesperrt hätte. Näheres hierüber dürfte der Handelsmann Josef Windorfer von hier wissen, welchem der Müller von Hohenwarth diese Sache selbst erzählt haben soll.
Der Müller sei nach allgemeiner Erfahrung ein ruhiger, braver Mann und einer der ehrenhaftesten Männer der ganzen fraglichen Gegend. Der Kötztinger Marktdiener Sebastian Überreither müsste eigentlich auch Kenntnis von dieser Sache habe.
2.       Eine Misshandlung, welche im Markte Kötzting stattgefunden hat, welche den Kötztinger brauenden Bürger Andreas Holzapfel betraf und mittlerer Weile in Kötzting allgemein bekannt ist.
Schon seit Januar gäbe es im Markt Gerüchte, dass die Gendarmerie auf eine Anzeige, dass Heigl und seine Konkubine sich in einem Inhaus in Gotzendorf aufhalten würde, nicht recht angegriffen hätte, die Haussuchung zu späte gekommen wäre und überhaupt die ganze Sache selbst verni(unleserlich) habe.
Dieses Gerücht war allgemein im Umlauf, so dass es natürlich auch Andrae Holzapfel erfuhr, welcher es in Straubing, wohin er als Getreidehändler wöchentlich kömmt, nacherzählt haben soll
. Die Gendarmerie hat dieses wieder in Erfahrung gebracht und ließ denn vor vier Wochen den Holzapfel auf ihr Lokal kommen, wohin er auch ganz arglos gegangen ist. Dort angekommen wurde er vom Brigadier Schmid oder einem anderen Gendarm zur Rede gestellt. Hierauf aber beohrfeigt und dann überdies beim Fortgehen von 2 Gendarmen, wovon einer aus Viechtach war, noch mit einem Ochsenziemer durchgehauen.  So wenigstens hat mir Holzapfel, der ein ordentlicher und glaubwürdiger Mann in guten Verhältnissen ist, selbst erzählt und ich habe auch das Durchhauen durch die Zugeherin Anna Damberger im Gendarmenlokal erfahren, welche nach ihrer Äußerung selbst zugesehen hat.
Durch diese Vorfälle hat natürlich die Achtung der Gendarmerie und das Vertrauen in letzter Zeit abgenommen.
Abschließend, vor seiner Unterschrift und er amtlichen Versieglung seiner Aussage, ist ihm noch wichtig hervorzuheben, dass einer er eifrigsten Streifengänger der Kötztinger bürgerliche Kaminkehrer Carl Diermeier sei, der wohl auch in der fraglichen Angelegenheit sicherlich mehrer Aufschluss geben können
Unterschrift Michael Schrank


Einschub: Es war für mich natürlich interessant, wo diese damalige „Gendarmeriestation“ in Kötzting denn anzusiedeln war, im Amtshaus, also dem Gefängnis sicherlich nicht und auch nicht im Pflegerschloss. Lange Zeit gab es keinen Hinweis auf das Gebäude, erst ein Zufallsfund in den Landshuter Nachlassakten bracht den entscheidenden Hinweis. Als 1868 der damalige Brigadier Rex in Kötzting verstorben war, wurde angegeben, dass er in der Gendarmeriestation in Hausnummer 8 verstorben sei. Die Hausnummer 8 ist in Kötzting heutzutage die Sattlerei Michl Traurig gleich neben der St. Veitskirche 

Auch der Geschlagene Andreas Holzapfel wurde natürlich befragt:


....... Nun kommt der Betroffene selber:

Andrae Holzapfel, Fuhrmann von Kötzting



Auch er wird vereidet und muss zuerst seine Personalien angeben.
Andrae Holzapfel, katholisch, 43 Jahre alt, (wir kennen ja seinen Geburtstag: 1810)  verheiratet und ansässig als Bürger, Theilnehmer an dem hiesigen Comunbräuhause, nebenbei Fuhrmann und Getreidehändler. Er schätze sein Vermögen auf 4500 Gulden nach der Übergabe. Er erzählt, dass er das Gerücht, dass Heigl bei der Haus Inspektion hinten raus geflüchtet sei, während die Gendarmen vorne mit der Hausdurchsuchung angefangen hätten, als allgemeines Gerede schon lange kannte, als er 6 Wochen später bei einem seiner wöchentlichen Fahrten nach Straubing im Brauhause dieses dem Gerichtsdienersgehilfen Waas  erzählte, als dieser wissen wollte, ob denn der Heigl noch nicht gefangen sei. Durch den Bäcker und brauenden Bürger von hier Georg Rötzer (der Nachbar auf Hausnummer 18 und 19), der auch öfter nach Straubing kommt, habe ich mittlerweile erfahren, dass von meiner Erzählung der Gehilfe Waas den Brigadier in Straubing und dieser es seinem Gendarmerieoffizier sagte, in Folge dessen die hiesigen Gendarmerieherren Kenntnis bekamen.
Vor 4 Wochen ließ mich der hiesige Brigadier durch die Köchin der Gendarmen auf ihr Lokal holen, ohne dass ich eine Ahnung hatte, warum.  Ich ging sogleich hin, traf im Lokal den Brigadier und ein paar Gendarmen, welch letztere sich bei meiner Ankunft sogleich entfernten. Der Brigadier machte die Türe zu, stellte mich wegen der Äußerung zu Straubing zur Rede, ließ gar nicht weiter zu Rede kommen, gab mir mit der flachen Hand ins Gesicht, beutelte mich auch bei den Ohren und schimpfte mich einen Spitzbuben, der er mit dem Heigl zu tun habe. Ich ging dann weiter und außerhalb der zweiten Tür, wo man über die Stiege herab geht, war ein Gendarm, der mich mit einem Instrumente ein paar Mal über den Rücken schlug, was er hauen konnte, ohne dass ich jedoch weitere Folgen dieser Misshandlung erlitt.
Ich glaube dass dieses mit einer ledernen Säbelscheide geschah, es könne aber auch ein Ochsenziemer gewesen sein. Die Köchin im Gendarmerielokal hat zufällig die letzte Misshandlung gesehen. Da ich nie beim Landgerichte etwas zu tun habe und mir eben dachte, dass der Mensch auch manchmal etwas leiden muss, habe ich von diesem Vorfall eine Anzeige nicht gemacht und hätte überhaupt gar nichts davon gesagt, wenn nicht die Köchin den Vorfall sogleich dem Andreas Fischer, bürgerlicher Hutmacher von hier, der zufällig vorbeiging, erzählt hätte, in dessen Folge dann die Sache in den Lauf kam.
Mehr kann ich nicht angeben.
Zur Bestätigung unterzeichnet
Andreas Holzapfel
.

Der oben angesprochene Andreas Fischer bezeugte:
Vor 4 Wochen an einem Donnerstage ging ich zufällig am Gendarmerielokal vorüber als der Getreidehändler Andrae Holzapfel herauskam, sich ganz niederbückte, wobei ich auch bemerkte, daß er ganz verstört aussah und daß sein Hut zum Theil verbogen war.
Unmittelbar hinter ihm kam die Gendarmerieköchin mit einem Brief heraus, den sie auf die Post trug, die auch ganz blaß und erschrocken aussah, so daß ich sie fragte, was es denn da gegeben habe. 
Sie erzählte, daß sie / meinend die Gendarmen / den Holzapfel soeben georfeigt und dann mit einem Ochsenziemer noch fürchterlich durchgeschlagen hätten, so daß sie gemeint habe, sie erhauen ihn. ...   Holzapfel ist damals sogleich fortgeeilt, hat sich wahrscheinlich geschämt erst später habe ich einmal mit ihm gesprochen und da hat er mir auf mehrfaches Zureden die Sache endlichauch wie die Köchin erzählt. 
Nachdem der - mittlerweile, siehe weiter unten - Färbermeister Andreas Holzapfel im Juli 1863 mit 53 Jahren an Schlagfluss verstorben war, eröffnete das Landgericht ein Nachlassverfahren und in diesem liegt der alte Heiratsbrief zwischen Andreas und seiner Frau Therese, einer geborenen Färberstochter der Familie Kraus. 
In diesem Heiratsbrief verspricht die Braut 1034 Gulden an Mitgift und er garantiert ihr diese Summe wiederum durch sein, für 4500 Gulden erkauftes, Marktlehen
StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 6 Nr. 234 Holzapfel Andreas und Therese Kraus
vom 27.6.1844


Mühlbauer Johann und Magdalena

Noch viele Jahre lang können wir Andreas Holzapfel auf dem Anwesen belegen, doch im Jahre 1856, auf einer Sammlungsliste für eine Wallfahrt nach Schönbuchen, steht dann plötzlich Johann Mühlbauer als Besitzer des Hauses geschrieben.


Johann Mühlbauer wird bereits bei seiner Heirat am 4.10.1853 - er stammt aus Rimbach ab (>> es gibt eine Oslkapelle in Rimbach) - als Kötztinger Marktlehner bezeichnet. Er heiratet Magdalene Greil, eine Bauerstochter, ebenfalls aus Rimbach. 

Die OSL Kapelle in Rimbach Bild von Herrn Silberbauer




Einschub Oslkapelle
Von Herrn Silberbauer habe ich auch diese Erläuterung zu dieser Kapelle

Oslkapelle

Im Liquidationsprotokoll von 1839 steht, dass die Feldkapelle mit der Plannummer 114 ½ vom Besitzer des Anwesens mit der Hausnummer 14, Johann Mühlbauer, 1819 aus eigenen Mitteln erbaut wurde.
Johann Mühlbauer, Oslbauer geb. am 29. Dezember 1783, war, als er die Kapelle erbaute 36 Jahre alt und seit 1807 verheiratet. Aus welchem Grund er die Kapelle errichtet hat ist nicht überliefert. Um 1950 war die Kapelle baufällig, sie stand etwas unterhalb der heutigen in der Wiese. Ein Teil der Mauer war weggebrochen, deshalb beschloss der Ururururenkel des Erbauers, Georg Mühlbauer die Kapelle abzubrechen und etwas näher zur Straße neu zu errichten.
Früher war die 2. Station der Fronleichnamsprozession bei dieser Kapelle

Einschub Ende

Hier ein Bild des Mühlbauer Osl Bauernhofes in Rimbach, von dem Johann Mühlbauer abstammte
Bild von Alfred Silberbauer


Ebenfalls um diese Zeit wird Andreas Holzapfel Färbermeister genannt, er hatte ja eine Kötztinger Färberstochter geheiratet. Offensichtlich wechselte Holzapfel vom oberen Markt auf den Spitalplatz und machte den Weg frei für die Familie Mühlbauer, die dann bald auch den Hausnamen auf dem Anwesen prägte: "OSL". Bis 1840 war der Hausname noch "Holzapfel"

Im Jahre 1859 steht Johann Mühlbauer in einer Quartierliste nach Steueraufkommen mit fast 8 Gulden Steuerzahlung. 
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mussten regelmäßig die Hunde zur Untersuchung gebracht werden, um die Ausbreitung der Tollwut zu unterbinden. Zu diesem Zwecke wurden, ähnlich wie bei der militärischen Musterungen, Visitationslokale und Termine vorgeschrieben. Von 1861 bis 1866 war dies das Wirtslokal Johann Mühlbauers.

Unterschrift des Johann Mühlbauer im Jahre 1863 AA XIII/24


Aus dem Jahre 1863 kennen wir eine kuriosen Nachbarschaftsstreit:


Beim Kötztinger Bürgermeister Kollmeier  und Marktschreiber Grasenauer erschien am 5.2.1863 Johann Mühlbauer und trägt vor: AA XIII/24


Georg Rötzer (Hausnummern 18+19, wobei es sich hier um das Haus mit der heutigen Hausnummer Marktstraße 30 handelt) bürger von hier hat den Forstgehilfen Sai(?) in logie und dieser öffnet täglich das hintere Fenster so daß seine Hunde auf dem Dache meines Wohnhauses in der Art herumlaufen, daß die Legschindeln herunter lesten(?)

Mir regnet es daher ein, ich habe einen Schaden im Hause und fortwährend Reparaturen am Dache.

Ich bitte den Hauseigenthümer Gg Rötzer hievon zu verständigen und denselben zu beauftragen diesen Unfuug abzustellen, ausser dessen dieser.....

Gegenstand weiter verfolgt werden müsste.





Der Magistrat verfügte daraufhin:

Ist der Hauseigenthümer Georg Rötzer zu beauftragen die Fenster gehörig zu vergittern oder diesen Unfug auf andere Weise abzustellen, ausser dessen Anzeig bei gericht erstellt wird oder eine Ungehorsamsstraf verfigt werden müßte.


1867, kommt ein Schicksalstag für Kötzting, weniger als eine Woche vor dem Pfingstfest legt ein  ungeheuerer Marktbrand alle Anwesen an der westlichen Marktstraßenseite in Schutt und Asche. 
Johann Mühlbauers Haus, eigentlich auf der östlichen Seite gelegen, trägt aber trotzdem Schäden davon, die aber von Versuchen herrühren, das Überspringen der Flammen zu verhindern.

Staatsarchiv Landshut\Rep 164-8 Nr. 1570 der Brand in Kötzting
"Mühlbauer Johann
"Beim Osl" Ökonom und brauender Bürger
Von dem im Grundbuche spezielle bezeichneten Gebäulichkeiten wurde nur das Wohnhaus an der Bedachung, die aus Legschindeln besteht, durch die Löschversuche beschädigt."

Im Jahre 1869, am 9. Oktober früh um 4 Uhr stirbt Johann Mühlbauer unter rätselhaften Umständen in Straubing. Der Magistrat in Straubing sendet eine Todesanzeige an der königliche Stadtgericht in Straubing.

 StA Landshut: Nachlassakten\Rep 166N-12 Schachtel 13 Nr. 62 Mühlbauer Johann

 Noch sind die Daten über den Unfalltoten relativ ungenau. Johann Mühlbauer wir mit ungefähr 50 Jahren angegeben. Nur der Sterbeort, das Haus mit der Nummer 383 in Straubing und der Todeszeitpunkt sind angegeben. Der Rest des Standardformulars bleibt frei.

In Kötzting füllte der Magistrat dann das korrekte "Datenblatt" aus und schickt es an das Landgericht, als der zuständige Stelle für Nachlässe.
Hier stehen nun die Details: Johann Mühlbauer, 47 Jahre alt und verheiratet, verstarb am 9.10.1869 um 1/2 6 Uhr früh beim Bräuer Loichinger in Straubing.
Sein Vermögen:
Er hinterlies dahier ein Anwesen mit realer Tafern und Communbrau "Rechte" nebst einiger Ökonomie dann Haus und Geschäftseinrichtung, welches alles sich in Besitz der Witwe befindet.
Hinterlassene Personen:

Magdalena Mühlbauer, geb. Greil, Gastgeberswitwe zu Kötzting
Barbara Mühlbauer 16 Jahre alt und
Josef Mühlbauer l0 Jahre alt

Vormundschaft:

Michael Mühlbauer, Bauer und Gemeindevorsteher von Rimbach

Dem Stadtrichter in Straubing wurde ein Protokoll des Vorgangs vorgelegt:
Straubing den 9. Oktober 1869
Verlassenschaft des Johann Mühlbauer von Kötzting betr.:

Erscheint der Bierbrauer Herr Johann Nep. Loichinger und gibt an:
Gestern Abend ist in meinem Gasthause ein bräuender Bürger aus Kötzting namens Mühlbauer zugekehrt, hat bei mir übernachtet, ist aber in der verwichenen Nacht aus dem Fenster seines Schlafzimmers verunglückt und ist heute Morgens mit Tod abgangen. Derselbe führte eine lederne Geldtasche mit Geld ferner ein Aufschreibbuch, ein blaues Schnupftuch, ein Leeseglas, einen Rosenkranz, und ein langes Messer mit sich.

 




Wie in diesen Fällen üblich, kommt es zu einer Besitzstandsaufnahme des Anwesens und zu diesem Zweck kommt der Kötztinger Notar Emmeram Widmann, so wie er schreibt, in das "sogenannte Oslhaus",  um die sogenannte INVENTUR vorzunehmen.

In dieser Inventur wird das Haus mit 700 Gulden, der Nutzungsanteil am Gemeinderecht (Weide und Holznutzung am Ludwigsberg) mit 25 Gulden, das "Tafern und Communbraurecht" mit 150 Gulden angesetzt.

Interessant sind die beiden folgenden Grundstücksbenennungen.
Bereits seit Jahren bin ich auf der Suche nach einem Hinweise, wo die "Sandhofäcker" (manchmal auch Zandhofäcker geschrieben" sich befanden.
In diesem Dokument nun befindet sich der historische Name zusammen mit der heutigen Plannummer.
Plannummer 476. Der sogenannte Sandhofacker ist ein Grundstück zwischen dem Kötztinger Krankenhauskraftwerk und der alten Hauserstraße

Ähnlich verhält es sich mit der Plannummer 1075 1/2, der "Sergwiese". Auf dieser Plannummer errichtet der 1. FC Kötzting sein erstes Spielfeld. Mit der Hochwasserfreilegung, beginnend im Jahre 1972, änderte sich der Zuschnitt dieser Wiesenfläche grundlegend. 

 Weiter geht es mit der Inneneinrichtung:


II Mobilien

Im Wohnzimmer

fünf (!) Tische
drei Schrägen (Regale)
ein Kanapee

vier Stühle
neun Bilder und ein Spiegel
Zwei Hänguhren und eine Lampe
Eine Schüsselrahme mit sämtlichen Küchengeschirr
zweiundvierzig beschlagene Halbegläser
ein Dutzend Schoppengläser

Im Nebenzimmer

ein Tisch und zwei Schüsselrahmen
ein Nudelbrett, ein Kartoffelbrett, ein Schaff und ein Milchkübel

In der Seitenstube
ein Bett mit Bettstatt


Interessant ist die Gliederung der Gläser, Halblitergläser und Schoppen(!) Gläser.  


ein Bett mit Bettstatt
ein desgleichen
drei Truchen
zwei Kästen
ein Rock und Hose

eine Mehltruhe
ein Schüsselkorb mit Geschirr



Auf dem Boden

ein bett mit Bettstatt

zwei Truhen


In der Schenke:

zwanzig beschlagene Maaßkrüge


Im Stalle

zwei Ochsen
zwei Kühe
ein Kalb
zwei Gänse
acht Hennen


Im Stadel
dreissig Zentner Heu und Grummet
acht Schilling Stroh





ein Wagen

eine Windmühle
Stadeleinrichtung
eilf Fässer
drei Schäffel Korn
ein Schäffel Weizen
zwei Schäffel Habern


Im Hofraum

drei Furhen Dünger
eine Partie Holz
ein Pflug
ein Egge

Im Kartoffelkeller
vier Schäffel Kartoffel

Im Schenkkeller
neun Schenkfässer

Im hintern Zimmer
vier Betten mit Bettstätten
drei Tische
drei Schrägen
vier Stühle









.......
Gesamtvermögen 3310 Gulden


Passiva Hypothekenschulden sind nicht vorhanden

Currentschulden:


An Michal Weiss Bauer von Arndorf  500 Gulden
an Theres Mühlbauer von Rimbach 500 Gulden

An Michl Weber von Bärndorf 200 Gulden













an den Wirthsknecht von Reckendorf 200 Gulden

an Anton Kolbeck von Thürnhofen 400 Gulden

.......



Unterschriften:

Magdalena Mühlbauer (Witwe) 










Mühlbauer Josef und Anna

Josef Mühlbauer Sammlung Koller


Als sein Vater im Jahre 1869 in Straubing so unerwartet verstarb, war Josef erst 10 Jahre alt und seine Mutter führte den Betrieb lange Jahre alleine weiter. 1881 dann heiratete Josef die Hohenwarther Brauerstochter Anna Kolbeck und übernahm damit auch das Anwesen. Leider währte die Ehe mit Anna Kolbeck nur wenige Jahre. 

Aus dem Jahre 1886 hat sich ein umfangreicher Verlassenschaftsakt imStaatsarchiv Landshut erhalten:

Rep 166N-12 Schachtel 29 Nr. 40
Mühlbauer Anna Komunbrauersgattin aus Kötzting 1886


Drei - bis zu dem Zeitpunkt - überlebende Kinder waren zu versorgen und als Vormund setzte der Witwer seinen Schwager Josef Kolbeck aus Hohenwarth ein. 

In einem Protokoll - es geht um die Sicherstellung des mütterlichen Erbteils für seine Kinder - lässt er festschreiben, dass er das Anwesen von seiner Mutter Magdalena Mühlbauer um 9200 Mark übernommen hatte, wobei seine verstorbene Frau ihm ein Heiratsgut in Höhe von 3000 Mark und eine Mitgiftausstattung einschließlich einer Kuh im Werte von zusätzlich 500 Mark eingebracht hatte.
Josef Mühlbauer wird darauf aufmerksam gemacht, dass die Inventur notwendig ist, um die Erbschaftsansprüche der Kinder sicherzustellen.
Unterschriften Mühlbauer Josef und Josef Kolbeck



Natürlich folgte nun erneut eine ausführliche Inventur, die in manchen Teilen eine Kontinuität zu den Möbeln der Eltern aufzeigt.
Hier nur einige Kleinigkeiten:
Halblitergläser und Literkrüge   40,20 Mark
zwanzig Bierfilze   1,20 Mark

Zwei Ochsen
drei Kühe
zwei Stiere

zehn Hennen und zwei Gänse
drei Schweine

Einschub: die Gänse in Kötzting
Laut der Aussage meines Vaters hatten sehr viele Anwesen im Markt Gänse, die jeden Morgen selbstständig die Wurmhöhe und die Ziegelgasse hinunterwatschelten, bis sie auf dem Bleichanger - heutzutage der Jahnplatz - angekommen waren. Dort begannen sie zu grasen und zu verdauen und kehrten selbstständig am Abend als Herde wieder in den Markt zurück und trennten sich auf die einzelnen Häuser auf.
Es gibt auch die Geschichte über unsere - Pongratz - Gänse, dass die Gansin und unser Hund eifersüchtig um die Gunst meiner Oma buhlten und manchmal sogar in der Küche ihre Kämpfe ausfochten.
Einschub Ende

Es dauerte bis Ende November, bis alle Rechnungen und Gegenrechnungen erstellt und die Aufteilung entsprechend des vorhandenen Erbvertrages protokolliert worden war. Viele Seiten mit detaillierten Angaben wurden mit Datum des 20. Novembers beschrieben,  als am 25.November der älteste Sohn Franz Seraphim verstarb und nun die Rechnung von neuem aufgemacht werden musste. 

Josef Mühlbauer wählte nun einen Weg, der in der damaligen Zeit gar nicht unüblich war, er heiratet die Schwester seiner verstorbenen Frau. 

 


Mühlbauer Josef und Johanna


Mit seiner ersten Frau Anna hatte das Paar bereits 5 Kinder. 2 Wochen nach der Geburt des 5. Kindes - Michael, verstarb die junge Mutter noch im Kindsbett an Lungenlähmung und der Witwer stand da mit den kleinen Kindern. Gerade mal 1 Jahr - nach Einhaltung der schicklichen Trauerzeit - heiratete er, wie oben angemerkt, die Schwester seiner Frau, Johanna, und gleich ging es weiter mit der munteren Kinderschar. In seiner zweiten Ehe kamen noch einmal 6 Kinder auf die Welt.

Sein Vater musste den Schrecken des großen Marktbrandes von 1867 miterleben, ohne direkt betroffen zu sein, er aber war ein Brandleider. Im Jahre 1899 brach in der benachbarten Bäckerei ein letzter großer Marktbrand aus, der das komplette Wohnviertel einäscherte.
Im Bauplan des Nachbargebäudes - Stauber - macht sich der Architekt die Arbeit und zeichnet das komplette Ensemble der Nachbarhäuser am oberen Markt.

Hier die Reihung Fleischmann - Stauber - Mühlbauer von 1900
StA Landshut Baupläne Rep 162-8 Sch. 22 Nr. 3313

Arbeitskreis Heimatforschung Dia-Repro_0405
Mit Ausnahme des (Hobbit ähnlichen) runden Hoftores sehen wir das neuerbaute Wirtshaus des Josef Mühlbauer, Osl
links neben dem runden Einfahrtstor zuerst Johanna Mühlbauer und neben ihr, ihr untersetzter Ehemann,
Josef Mühlbauer. Ganz rechts außen vermutlich Michl Mühlbauer, der Nachfolger

Eine große, stolze Bürgersfamilie stellt sich um das Jahr 1900 dem Fotografen.

Arbeitskreis Heimatforschung DIA Repro  Nr. 576 Familienbild Mühlbauer um 1900 Abgabe von Christa Rabl-Dachs: Die  Familie Mühlbauer-Osl ,vorne v.links Michl, Magdalena, Mutter Johanna, Franz, hinten v.li. Barbara, Josef (Amerika) Vater Josef, Hans, Karl 

Hier der Familienstandsbogen des Josef Mühlbauer - Osl, der das
Heimatrecht für Gemeindebürger dokumentierte, im Stadtarchiv Kötzting lagern mehr als 1800
solche Familienstandsbogen.


Pfingsten 1904 sah eine Pfingstbraut aus dem Hause Osl.

Arbeitskreis Heimatforschung DIA Repro 716 Irlbeck Josef und Mühlbauer Madalena (Osl) Pfingsten 1904. Magdalena Mühlbauer heiratete später in das benachbarte Gasthaus Rabl (Hausnummer 26 ein) 
Von ihr erzählte Frau Rabl Dachs: Sie war Pfingstbraut 1904 und starb am Pfingstmontag 1934. Wie in der Familie immer erzählt wurde wartete sie, bis die Glocken den Einzug der Pfingstreiter einläuteten bis sie starb. Mein Großvater (Rabl) ging dann in die Gaststube und sagte: "Manner, ich muss jetzt zusperren, meine Frau ist g`storm."

Vergleicht man die beiden oberen Bilder, kann man die junge Frau in beiden Bildern gut erkennen.

Der Kampf um das Schankrecht


Im Jahre 1904 machte Josef Mühlbauer einen schwerwiegenden Fehler, der beinahe das Ende des Gasthauses Mühlbauer, Osl bedeutet hätte.
Er verkaufte das im Grundbuch extra einzeln ausgeführte, und im Inventarium seines Vaters ausdrücklich mit 150 Gulden  an Wert bezifferte, "Tafern und Komminbraurecht" an den Kötztinger Bürger Karl Gerstl, welcher damit sofort eine Gastwirtschaft eröffnete und im Kommunbrauhaus, später in der Brauhaus AG, Bier brauen ließ.
Hintergrund dieser Entscheidung war möglicherweise, dass Mühlbauer Josef, wie sich im Laufe der Prozesse herausstellte, bereits seit Jahren sein Bier nicht mehr im Kommunbrauhaus brauen ließ, sondern vom Lindner Bräu bezog. Nun stellte sich aber heraus, dass die Behörden, Markt und Bezirksamt, dieses Recht als unteilbar ansahen und daher Josef Mühlbauer den Betrieb einer Gastwirtschaft verboten.



Osl hatte vor Gericht vor allem auch deshalb schlechte Argumente, weil Karl Gerstl mit diesem Realrecht in der Tasche sofort eine Gastwirtschaft eröffnet hatte und, würde Osl seine Gastwirtschaft wieder erlaubt, es dann aus 1 Wirtshaus und einem Brauer nun 2 Wirtshäuser und 1 Brauer geworden wären.
Der Markt und das Bezirksamt stellten die Ampeln auf ROT.
Im Juni 1905 erscheint  Josef Mühlbauer persönlich vor dem Magistrat und lässt protokollieren, er hätte nur das Braurecht, aber nicht das Schankrecht veräußert und moniert, dass das Bezirksamt von ihm den Nachweis dieses Realrechts verlangen würde. Da er darüber aber keine Urkunde besäße, bittet er beim Markt um eine Konzession zum Weiterbetrieb seines Gasthauses.
Der Magistrat gibt das Gesuch an das Bezirksamt weiter, mit dem Bemerken, dass gegen eine solche 
Einzelkonzession nichts sprechen würde.
Das BZA fordert Unterlagen an und entscheidet Anfang Juli, dass der Antrag Josefs Mühlbauers abgewiesen wird und dieser die Kosten des Verfahrens zu übernehmen habe.
Der Ablehnungsgrund - natürlich in Länge und Breite erörtert - ist die Unteilbarkeit des realen "Tafern- und Kommunbraurechts. Zweifellos hatte Mühlbauer das Recht dieses zu verkaufen.
Das BZA stellte Mühlbauer anheim eine Einzelkonzession zu beantragen, welche dann entsprechend der Bedürftigkeit nach einer weiteren Gastwirtschaft in Kötzting geprüft werden würde.
Was nun folgt, ist eine sehr gute statistische Aufdröselung der Kötztinger Wirtshauslandschaft.
Wichtig zu wissen, dass die Wirtshäuser zum großen Teil auch Mietstallungen bereithielten für die Viehtreiber und Händler, die diese bei manchen Wirten einstellen konnten.
Das BZA gibt wegen einer Einzelkonzession gleich zu bedenken, dass "nach der Zusammenstellung des Magistrats vom 18.8.1901 und (nun) mit der Wirtschaft des K. Gerstl zur Zeit 32 Wirtschaften in Kötzting betrieben werden. Nach der letzten Volkszählung hat Kötzting 1795 Einwohner, so trifft auf ca. 60 Personen eine Wirtschaft, wobei noch hinzukommt, dass bekanntermaßen der weibliche Teil der Bevölkerung und die Kinder für den Wirtshausbesuch bzw. Betrieb kaum in Betracht kommen, es treffen sonach richtiger vielleicht 20-25 wirthausbesuchende Personen auf eine Wirtschaft. Besonders in der Gegend in welcher die Wirtschaft des Gesuchssteller liegt, reiht sich ein Gasthaus an das andere. Die naturgemäße Folge ist, dass an den Markttagen fast alle diese Wirtschaften leerstehen." 
Nun wirds gerichtsmassig, Mühlbauer Josef besorgte sich einen Straubinger Rechtsanwalt und vor der  "Kammer des Inneren" der Regierung in Landshut wird verhandelt.  
Vorab das Ergebnis: Mühlbauers Revision wird vollumfänglich zurückgewiesen.
In dieser Verhandlung wird Kötztings Wirtschaftsstruktur aufgedröselt und dies bietet uns einen guten Einblick in eine Wirtshauskultur in Kötzting, die wir uns heutzutage gar nicht mehr vorstellen können.
Der Kötztinger Geometer Heilmaier - der Sohn des Mathias Heilmeier, dem wir so viele Bilder und Aquarelle von Kötzting und seiner Umgebung von der Jahrhundertwende haben - füllt eine Zusammenstellung der Gastwirtschaften mit Mietställen auf. Hier eine Kurzzusammenstellung in der Form: Hausnummer - Wirt - Platz für Fremdvieh im Stall - Benutzung
Rep 164-8 Nr. 4757
Konzession Mühlbauer Josef OSL von 1905 

Hs Nr. 129 Gasthaus der Karoline dreger mit Raum für 8 Stück Vieh, eine Überfüllung soll zeitweise stattgefunden haben
134 Wolfgang Stoiber - 7 Stück  - ab und zu überfüllt

135 Irlbeck 12 Stück - nie überfüllt
105 Franz Schaffer 20 - sehr selten überfüllt
27 Josef Decker keine Fremdstallung
141 Miethaner - 10 Stück - nie überfüllt
140 Xaver Korherr 8 Stück - nie überfüllt
33 Amberger 12 Stück nie überfüllt
157 Wensauer 4 Stück hi und da überfüllt
110 Karl Kollmeier am Bahnhof 12 Stück nie überfüllt
22 Georg Mühlbauer 11 Stück - nie überfüllt
143 Michl Dreger  - nunmehr Grünhut aus Cham - 30 Stück, nie überfüllt 

Die obigen Stückzahlen gelten auch für Pferde.
Markttage /:Viehmärkte:/ finden in Kötzting selbst überhaupt nicht statt.
Kötzting 23.8.1905 
Heilmaier









Da die Verhandlung ja im fernen Landshut stattfand, schickte das Bezirksamt auch noch einen Plan der Innenstadt mit, um den Richtern auch die Wirtshausdichte Kötztings optisch zu erläutern.

Rep 164-8 Nr. 4757
Konzession Mühlbauer Josef OSL von 1905 



Detail aus dem obigen Situationsplan, der die Wirtshausdichte des Jahres 1905 zeigt, wobei gar nicht alle eingezeichnet sind, es fehlt z.B. das Wirtshaus Rabl 


Hier die Vergrößerung der Legende




Abweisungsgründe der Revision Josef Mühlbauers durch die Regierung in Landshut.
..... Da der Kommunbrauverband sowieso sich aufgelöst hatte, sei fraglich, ob das Kommunbraurecht überhaupt noch fortbestehe, jedenfalls sei aber mit dem verkauf desselben auch das Tafernrecht mit verkauft worden.....



Nach der Rückweisung der Revision  sendet das Innenministerium den Vorgang zurück ans Kötztinger Bezirksamt und dieses wiederum reicht den "Schwarzen Peter"  weiter an den Kötztinger Magistrat, der nun Josef Mühlbauer den Betrieb eines Gasthauses verbieten musste.:
Der Kötztinger Magistrat versucht noch im November ihn in einem Schriftwechsel zu unterstützen und führt sämtliche Kötztinger Wirte auf, welche eine Einzelkonzession erhalten haben.
In einem Postskriptum stellt der Bürgermeister Liebl fest: "Bemerkt sei noch, daß der Mühlbauer nach dem hiesigen Gastwirtschaftsverzeichnisse am 19. Januar 1844 bezirksamtliche Gastwirtschaftsconcession erhalten hat."

Das Bezirksamt aber bleibt hart


Mit Verfügung vom 15. Januar 1906 hat das k. Bezirksamt Kötzting dem Gastwirt Josef Mühlbauer eröffnen lassen, daß er bis 1. März 1906 den Wirtschaftsbetrieb aus seinem Anwesen Hs Nr. 17 bei Vermeidung von Strafeinschreitung einzustellen oder bis dahin über das Vorhandensein eines Realrechtes durch gerichtlichen Konstatierungsbeschluß auszuweisen habe.

 
Der Abschluss dieses Vorgangs geht aus den Akten nicht hervor, es scheint aber so zu sein, dass Josef Mühlbauer zu keinem Zeitpunkt seine Gastwirtschaft hat schließen müssen.


In seinem weiteren Konzessionsakt beim Bezirksamt sind dann nur noch Sanierungsauflagen aus dem Jahre 1921 und 1922 enthalten. Der Friede mit dem Bezirksamt war wohl wieder hergestellt.





Im Jahre 1913 fiel die Wahl des Pfarrers für den Pfingstbräutigam auf Michael Mühlbauer, dieser jedoch lehnte diese Ehre ab. 7 Jahre später nimmt dann sein Bruder Franz diese Aufgabe an.

Vorher aber kam noch der Erste Weltkrieg und der Michael Mühlbauer - der älteste Sohn  - musste in den Krieg ziehen und am 12.2.1916 kam in Kötzting eine Postkarte an,


die der Polizeibehörde anzeigte, dass in Regensburg in der "Müllerschen Töchterschule"  - btw. das Gymnasium, in das meine Mutter und zwei meiner Töchter gingen und das, sowohl im 1. als auch im 2. Weltkrieg, als Lazarett genutzt wurde, vermutlich wegen der direkten Anbindung an den Bahnhof - seit dem 8.2. der Gastwirts Sohn Michael Mühlbauer seine Krankheit auskurieren musste.
Viele Stammrolleneinträge der bayerischen Soldaten sind im Militärarchiv noch vorhanden und sogar übers Internet einzusehen: 

Verwundet am 12.3.1915 danach 4 Wochen im Lazarett in Lille
verwundet am 24.10.1915, danach mehr als  1/2 Jahr im Lazarett in Tournai, Bonn und am Ende
in Regensburg, siehe Postkarte.


Auf der zweiten Seite ist vermerkt, dass er mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet wurde und vor allem sind seine Einsatzorte aufgelistet:
Schlacht bei Ypern, Stellungskämpfe in Flandern, die Dezemberschlacht in französisch Flandern, die Schlachten bei Neuve Chapelle, La Bassee und Arras.
Im Kötztinger Anzeiger vom 8.8.stand Dem Ersatz Reservisten Michael Mühlbauer (Osl) wurde für tapferes Verhalten vor dem Feinde und mutiges Vorgehen beim (Unleserlich) das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen.
Michael Mühlbauer mit seiner Auszeichnung





Auch sein Bruder Franz musste in den Krieg ziehen:

Stammrollenauszug für Franz Mühlbauer

Auch er wurde verwundet, am 5.3.1915 erhielt er einen Schulterschuss und kam ins Lazarett nach Eisenach. Am 15.10.1917 wurde er in der Ziegelhütte von Orchies durch einen Unglücksfall (explodierende Handgranate) so schwer verletzt, dass er erst Mitte Januar wieder zu seiner Kompanie zurückkehren konnte.


Auch bei Franz Mühlbauer sind die Einsatzorte aufgelistet.


Arbeitskreis Heimatforschung DIA Repro Nr. 577 Pfingstbräutigam 1921 Abgabe von Frau  Christa Rabl-Dachs Mühlbauer(Osl) Franz Mühlbauer als Landespolizist,  Dienstzeit 1.10.1921 bis 20.7.1929. Pfingstbräutigam 1921

Arbeitskreis Heimatforschung DIA Repro Nr. 733 
Pfingstbrautpaar 1921 Franz Mühlbauer und Katharina Irlbeck
mit Josef Hofmann und Franz Liebl

Schon im Vorjahr war Franz Mühlbauer Teil des Pfingstgeschehens. Zusammen mit Franz Liebl war er der Brautbegleiter des Josef Hofmann. Die drei Herren haben einfach die Rollen durchgetauscht.


Am 25.4.1921 heiratete Michael Mühlbauer die Bauerstochter aus Gradis Maria Rackl und ab 1922 sind die beiden Besitzer des Gasthauses Osl


Mühlbauer Michael und Maria



Der FC-Kötzting erhält seinen eigenen Platz




Kötztinger Anzeiger vom 14.3.1930:

"Unter dem obigen  Datum hat es der Verein gewagt, den schneidigen Arbeiten der beiden Vorstandsmitglieder Julius Kirschner und Alfons Liebl entspringend, sich einen eigenen Platz zu kaufen, der von Michl Mühlbauer (Osl) um den Preis von 6000 M erstanden wurde. Der Platz wurde unter Hinzu"nahme von 6-10 Arbeitern in circa 5 wöchentlicher Dauer einem richtigen Sport entsprechend hergerichtet. Auch die viele freiwillige Arbeit verdient vollste Anerkennung."


Noch im April gab es eine Richtungsentscheidung: bei Planierungsarbeiten war man auf ergiebige Kiesvorkommen gestoßen und stand vor der Frage, diese ausbeuten zu lassen, um sich ein wenig finanzieren zu können. Dies hätte aber bedeutet, dass der Bau unterbrochen worden wäre und spätere Wassermengen  bei Starkregen nur unzureichend ablaufen könnten. 

Kötztinger Zeitung vom April 1930 



Arbeitskreis Heimatforschung Repro 1583 
Bauarbeiten am neuen Fußballplatz 

Abgabe von Familie Koller: es wäre interessant zu erfahren, für 
welches Familienmitglied dieses Feldkreuz errichtet worden war, bzw. 
für welches Ereignis. Tragische Todesfälle hatte es in der Familie Mühlbauer
in den Generationen zuvor ja gegeben.

Hier nun noch eine Teilansicht des Gebäudes aus der Zeit ca. um 1933. 


Arbeitskreis  Heimatforschung Dia Repro Nr. 2227 Trachtenverein am oberen Markt ca. um 1933  Theo Hauser auf einer Bühne vor der Veitskirche. Im Hintergrund Haus Osl und Sattler und Polster Josef (Rebstöck) 2. Reihe Mitte Conrad Krämer, 4.v. rechts mit Bart Christian Bauer (Christian-Schneider) dahinter Weber Franz und Frau,


Mehrere Kinder bekommen Anna und Michael, aber der Ehemann ist nicht gesund. Er sucht noch in einer Spezialklinik in München nach einer Heilungsmöglichkeit, aber vergebens, er kommt nicht mehr lebend in die Heimat zurück.

Nachruf auf Michael Mühlbauer



Hier der Bericht von der Beerdigung aus dem Kötztinger Anzeiger


Und erneut musste eine junge Witwe sich um den betrieb und um die minderjährigen Kinder kümmern.

In den Folgejahren kam es dann zu mehreren Übergaben, von der Witwe auf den Sohn im Jahre 1943 und folgend, nach dessen Verehelichung auf das neue Besitzerpaar: Josef und Emma Mühlbauer im Jahre 1955.


Josef und Emma Mühlbauer


Dies ist nun auch der Zeitraum, an dem meine Erinnerungen an das Wirtshaus Osl einsetzen, da ich wechselweise zum Rabl oder zum Osl mit einem Weidekorb zum Flaschenbiereinkaufen geschickt wurde. Ich erinnere mich noch gut an die dunkle Einfahrt, von der dann links die Türe zum Gastraum sich befand. In dieser Türe gab es das in vielen Wirtshäusern übliche verschiebbare Türchen für die "Gassenschenke".
Eine der Osl Töchter - Elisabeth - blieb dem Gastgewerbe treu und begann zusammen mit ihrem Mann, Josef Koller, die Marke "OSL" als Speiselokal zu generieren und dies auch bereits unterfüttert mit den nachhaltig erzeugten eigenen Rindern.

 
Aufnahme Kreisfilmbildstelle
Hier das Gasthaus OSL auf einer Aufnahme vor der Marktsanierung von 1984, noch mit dem "autogerechten" Straßenverlauf des Marktplatzes mitsamt seinen Parkuhren.



Elisabeth und Josef Koller 





Was Elisabeth und Josef Koller durch ihre Jahrzehnte lange Arbeit bereits erreicht hatten, nämlich das Gasthaus OSL als Speiselokal zu etablieren, führte die nächste "Kollergeneration" nun auf eine höhere Stufe.
Josef und Martin Koller zogen zuerst, nach guter Handwerkstradition, in die Ferne und kamen dann nach "mehreren Jahren in anspruchsvollen Münchner Gastro- und Hotelfachbetrieben wieder zurück in die Heimat
Nun, hier verheiratet und verwurzelt, verwirklichen, selbst im "Coronawechselbetrieb", noch beide Generationen der "Kollers" ihre Vorstellungen davon, ihre Gäste zu verwöhnen.









 
Die Gebrüder Koller

Donnerstag, 25. Februar 2021

Das Stadtarchiv Bad Kötzting als Unterhaltungsbeilage 1-51 Martiniritt in Warzenried

      Es geht weiter mit Bildern aus der Zeitungsredaktion der Kötztinger Umschau, welche alle über eine private Sammlung von Frau Renate Serwuschok dem Arbeitskreis Heimatforschung übereignet wurden und nun im Stadtarchiv Kötzting verwahrt werden.

Da wir zusätzlich auch eine fast vollständige Sammlung von Zeitungsausgaben aus den Nachkriegsjahren in unserem Bestand haben, können viele der Bilder dann auch einzelnen Zeitungsartikeln zugeordnet werden.
Nachdem der Arbeitskreis Heimatforschung schon eine umfangreiche Datenbank an personenbezogenen Bildern hat wäre es für uns schön, wenn wir bei einigen der folgenden Bildern, vor allem bei den Personengruppen, Hinweise und Namenslisten erhalten könnten, die wir dann anschließend in unsere Datenbanken einpflegen könnten. Manche allerdings auch nicht und so wäre es schön, wenn wir bei dem einen oder anderen Bild auch eine Rückmeldung erhalten würden.

Zur Orientierung, wir befinden uns im November 1972 und das "Grenzdorf Warzenried" lädt zum Martiniritt.

Der Reporter zeichnete mit "ot" , also Otto Wiener aus Lederdorn.




Kaplan Feil




Dienstag, 23. Februar 2021

Das Stadtarchiv Bad Kötzting 1-52 Der Badbrunnen wird noch einmal sichtbar

      Es geht weiter mit Bildern aus der Zeitungsredaktion der Kötztinger Umschau, welche alle über eine private Sammlung von Frau Renate Serwuschok dem Arbeitskreis Heimatforschung übereignet wurden und nun im Stadtarchiv Kötzting verwahrt werden.

Da wir zusätzlich auch eine fast vollständige Sammlung von Zeitungsausgaben aus den Nachkriegsjahren in unserem Bestand haben, können viele der Bilder dann auch einzelnen Zeitungsartikeln zugeordnet werden.
Nachdem der Arbeitskreis Heimatforschung schon eine umfangreiche Datenbank an personenbezogenen Bildern hat wäre es für uns schön, wenn wir bei einigen der folgenden Bildern, vor allem bei den Personengruppen, Hinweise und Namenslisten erhalten könnten, die wir dann anschließend in unsere Datenbanken einpflegen könnten. Manche allerdings auch nicht und so wäre es schön, wenn wir bei dem einen oder anderen Bild auch eine Rückmeldung erhalten würden.

Zur Orientierung, wir befinden uns im September 1972 und wegen der Neuverlegung der Kanalisation im unteren Markt wird die Lage des historischen Badbrunnens vor dem Drunkenpolzhaus noch einmal erkennbar. Der Beitrag und die Bilder stammten von einem Reporter, der mit "em" zeichnete.

In dem Beitrag für unsere Schilderaktion über "Das untere Bad" steht näheres über diesen historischen Brunnen. 
Hier im unteren Markt - verkehrstechnisch ein Hindernis, solange er noch oberirdisch zu sehen war-
schlummerte der Badbrunnen schon viele Jahrzehnte im Untergrund.