In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen "Blick zurück" erlauben, zurück auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden; eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtagen, Bällen, und vor allem mit Menschen.
|
Pfadfindergruppen auf dem Weg zur St. Veitskirche |
Über die wechselvolle und erfolgreiche Geschichte des Kötztinger Pfadfinderstammes - das leider durch den Wechsel im Amt des Stadtpfarrers von Dietl zu Augustin - ein sehr unrühmliches Ende hatte finden müssen, gibt es bereits ein paar Blogbeiträge.
Die Kötztinger Pfadfinder 1. Teil die Anfänge mit Pater Augustin
2. Teil die Aufführung des "Jedermann", der Umbau des "Pulverturms" und das Stammesjubiläum mit der Gründung eines vereinigten Spielmannszuges durch die Bläsergruppe der Pfadfinder.
3. Teil mit den Altpfadfindern.
Diese Blogbeiträge stammen alle aus der Anfangszeit der "Kötztinger Geschichte(n)". Mittlerweile sind gerade aus der sehr aktiven Zeit - Mitte der 50er Jahre - noch zusätzliche Nachweise aufgetaucht, v.A. in der Presse.
Interessant ist hier eine kleine Meldung darüber, dass die Pfadfinder im Jahre 1949 den Pulverturm nun als ihre Heimstätte zugewiesen wurde, um dort ihre Gruppenstunden abzuhalten.
Aus dem kleinen Artikel erfahren wir zusätzlich, dass die Räume innen von dem Kötztinger Studienrat Walter Heisig - die Weihnachtsgrußkarte des Bürgermeisters aus dem Jahre 2023 stammte z.B. ebenfalls von W. Heisig - verschönert wurden und dass in diesen Räumen vorher die Gemeindekanzleien der drei Umlandgemeinden Arnstorf (vermutlich Arndorf), Gehstorf und Haus untergebracht waren. Diese wechselten danach vermutlich gleich in das kleine Haus and der Pfingstreiterstraße - gegenüber NETTO - von welchem noch heute eine Emaille-Tafel existiert.
|
KU vom März 1949 |
Nach vielen mühevollen Umbauarbeiten - wobei vieles durch Eigenleistung geschah, konnte der Hungerturm nun als Pfadfinderheim eingeweiht werden.
|
KU vom Juli 1952 |
Allzeit bereit: der BRK unterrichtet die Pfadfinder:
|
KU vom Juni 1953 |
Wie aktiv die jungen Kötztinger ihr Pfadfinderleben genossen, kann man sowohl an dem folgenden Artikel, wie auch an einigen Fotos erkennen, die mir Fischer Bepp vor Jahren übergeben hat.
|
KU vom Februar 1955 |
|
Foto Fischer Bepp: Heutzutage ein "Hike", damals nur Ausflug genannt. junge Kötztinger beim Zelteln in der Sommerau: nach der Beschreibung des Fotografen finden sich darauf: die Kötztinger Meimer Ferdl, Fischer Bepp und die Brüder Heiduk |
|
KU vom Juli 1956 |
Als ihr großer Förderer und Unterstützer, HH Dekan Dietl, Kötzting verließ und an seine neue Wirkungsstätte Ettmannsdorf bei Schwandorf umzog. Begleitete ihn eine ganze Fahrzeugkolonne von 30 Fahrzeugen. Angeführt wurde diese Truppe von Pfadfindern auf Motorrädern.
Mit dem Stadtpfarrer Dietl war nun auch der zweite große Förderer dieser Jugendarbeit von Kötzting weggezogen, aber zumindest der Pater Augustin, die treibende Kraft hinter den Kötztinger Pfadfindern, der zwar bereits seit mehreren Jahren an anderen Orten tätig war, versprach aber seinem Kötztinger Stamm, zum großen Jubiläum einige Tage nach Kötzting zu kommen.
Noch vor dem großen Tag, feierte Pater Augustin mit "seinen" Pfadfindern ein großes Wiedersehen.
|
KU vom Spetember 1956 |
Kooperator Haltrich und der Stammesführer - heute wäre es der "STAVO - Hans Kuglmeier sind die Personen, bei denen die Infos zusammenlaufen.
.
Und dann war der große Tag da, 10 Jahre nach ihrer Gründung hielt im Oktober 1956 der Kötztinger Pfadfinderstamm eine 10-Jahresfeier und viele benachbarte Stämme kamen zu dieser Feier, die im Burggraben stattfand. Zusätzliche Bilder dieser Veranstaltung gibt es im
2. Teil der Pfadfindergeschichte. Diese Bilder habe ich vom bereits vor Jahren verstorbenen Stammesvorsitzenden Brandl Wick erhalten.
|
KÖZ 1956-10 |
|
KU vom Oktober 1956, die Drucktechnik der Umschau ließ im Jahre 1956 sehr zu wünschn übrig, vor Allem was die Darstellung von Bildern anging.
|
Im Jahr drauf wechselte der Stammesvorstand und Meimer Ferdinand trat an die Spitze.
Und unter seiner Führung gings dann auch gleich zu einem richtigen großen Pfadfindertreffen, einem "Jamboree" im Sutton Park in England. Kötztings erster Stammesvorsitzender war zu diesem zeitpunkt bereits überregional beim pfadfinderverband tätig.
Noch während der Kötztinger STAVO Meimer Ferdinand in England war, gebann der Rest des Stammes sein Stammeslager in Eschlsaign, von wo aus sie ihren Stammesführer mit Fanfaren am Bahnhof in Arrach abholten und begrüßten.
Mit Schwung gings dann hinein ins neue Jahr.
Nun die Jahresplanung für 1959
Der Kötztinger Malermeister Sepp Zahorik fertigte ein Schild an, um den Kötztinger Hungerturm auch nach außen als das erkennbar zu machen, was er durch einige Umbauten jetzt geworden war: ein Jugendheim und eine Unterkunftsmöglichkeit auch für auswärtige Gruppen, um hier übernachten zu können. (Leider nur noch) Kopien der Belegung dieser Art von Jugendherberge haben sich noch erhalten und zeigen, dass das Angebot auch von weiter entfernt lebenden Pfadfinderstämmen genutzt wurde.
Der bisherige Kurat und Kötztinger Kooperator Haltrich verlässt Kötzting und damit ist der Stamm ab jetzt vom Wohlwollen des neuen Stadtpfarrers Augustin abhängig, der mit der Idee der Pfadfinderei wenig bis nichts anzufangen wusste und mehr die Förderung der Ministranten im Sinne hatte.
Im Dezember 1960 hielten die Kötztinger Pfadis eine Waldweihnachtsfeier ab und durch den bericht erfahren wir auch den Namen des neuen Stammesführers: Karl Schnabel.
1961 gings zu einem Jugendskitag in Grafenau
Aus demselben Jahr erfahren wir auch zum ersten Male etwas über neue Jungpfadfinder - bekannte Kötztinger sind darunter - und auch die Aktion Friedenslicht wird von den Pfadis durchgeführt.
|
Karl Schnabel als Stavo mit dem Friedenslicht |
|
Neue Mitglieder Dezember 1961 |
Im Jahre 1962 kommt es dann zu vorläufigen Höhepunkt. Die Kötztinger Pfadfinder planen an einer Fahrt nach Rom anlässlich des Heiligen Jahres teilzunehmen, einschließlich eines Treffen mit dem damaligen Papst Johannes XXIII.
Aus persönlichen Gesprächen mit Brandl Wick weiß ich noch, dass dieser bei dieser internationalen Großveranstaltung Teil des Orgateams vor Ort gewesen war und dort für eine schier unglaubliche Zahl an Teilnehmern Verantwortung zu tragen hatte.
Alfons Fischer wird im selben Jahr der neue Stammesführer.
Auch für die Nichtmitglieder Kötztings wurde gesorgt und so veranstalteten die Kötztinger Pfadis bereits 1959 "Teenager-Partys" und 1965 sogar einen Jugendball in der Jahnhalle.
Dsa allerdings war das Todesglöcklein für die Kötztinger Pfadis schon eingeläutet und bald darauf gab es sie nicht mehr.
|
Teenager Party im Fasching 1959 |
|
Jugendball der Pfadis im November 1965 |
Von erst kürzlich verstorbenen Haymo Richter - ebenfalls einem früheren Kötztinger Pfadfinder stammt eines Würdigung des Paters Augustin Bötchers, dem Mann, ohne den es die Kötztinger Pfadfinder sicherlich nie gegeben hätte. Von ihm gibt es sogar noch eine kleine Pfingstanekdote.
Es war - meines Wissens - bisher der einzige Kötztinger Kooperator, der sich standhaft und erfolgreich geweigert hatte, am Pfingstritt teilzunehmen, mit Pferden wollte er offensichtlich nichts zu tun haben...
Hier zum Abschluss noch der Bericht Haymos für eine Bürgerfestbeilage von 1985
s