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Freitag, 21. April 2023

Kötztinger im Himmel .....

 Im Zusammenhang mit der Erarbeitung einer Jahreschronik für das Jahr 1953  - und damit für das sich heuer jährende Jubiläum der Stadterhebung Kötztings - haben wir im Stadtarchiv auch eine Anzahl an  offiziellen Schreiben und  Dokumenten.  Dies beginnt mit  der durchaus nicht unstrittigen Diskussion über die Notwendigkeit dieser "Standeserhöhung", geht dann weiter mit der Suche nach einer Partnerstadt, der Ausarbeitung seines Programmes im Rahmen der Pfingstwoche zusammen mit einem ersten historischen Festzug,  und nicht zuletzt mit Bildern, Bildern und wieder Bildern.
Für Ihre Verdienste um den vorherigen Markt Kötzting wurden dem Altbürgermeister Hans Schödlbauer und dem "Heimatforscher und Dichter unseres Pfingstfestspieles", Eugen Hubrich in einer Stadtratssitzung eine Woche vor dem Großereignis die Kötztinger Ehrenbürgerwürde verliehen.   

August Philipp Henneberger, selber damals Mitglied im Marktrat Kötztings, verewigte die beiden
neuen Ehrenbürger im "Goldenen Buch" Kötztings. Dieses Buch wurde erst in der Nachkriegszeit auf Anregung Eugen Hubrichs neu geschaffen.

         

Auch wenn das Thema dieses Blogbeitrages eine eher humoristisches sein soll, so hatte sich der Autor des hier zugrunde liegenden Gedichtes, Eugen Hubrich, in vielen seiner früheren - bis 1945 -  Arbeiten so weit für die Nationalsozialisten exponiert, dass ich das hier nicht einfach unter den Tisch fallen lassen möchte.
Im Abspann dieses Beitrags habe ich daher eine kurze Würdigung und Erläuterung zu diesen beiden so unterschiedlichen Kötztinger Ehrenbürgern zusammengestellt.


Hier also eine kleine Analyse,  des launigen Gedichtes über viele verstorbene Kötztinger, die oben an der Himmelspforte das Spektakel der Kötztinger Stadterhebung freudig mitfeiern, aus der Feder Eugen Hubrichs.
Gleich zu Beginn des Gedichts beschreibt er seine Schreibblockade, die um so bedrückender für ihn ist, als er bereits den Zug von Straubing nach Kötzting besteigt und feststellt, dass er immer noch keinen Prolog oder Gedicht vorzuweisen hat. Er ist bereits auf der Höhe von Konzell, als er einschläft und im Traum an der Himmelspforte am himmlischen Gartenzaun ankommt und dort auf viele bereits verstorbene Kötztinger trifft, die sich über den Zaun beugen und voller Stolz nach "unten" blicken, auf ihren kleinen aber geliebten Marktflecken, der nun sogar eine Stadt werden soll.
In diesem Gedicht führt er nacheinander viele verstorbene Kötztinger auf, die - um ganz im Skript  des tollen Disney-Pixar Films COCO zu bleiben -, solange dort oben, unten oder eben drüben  weiterexistieren können, solange wir, die noch Lebenden, uns noch an sie erinnern würden, am Besten mit einem Bild.
Einer der alten Kötztinger bekommt anlässlich des Kötztinger Freudentags sogar Freigang von "ganz unten". Wer wird das wohl gewesen sein?



Dann also los mit dem Gedicht:


Und nun führt er nacheinander die alten Kötztinger auf, es geht los mit dem "Costa Bader" und beiläufig dem "Kaiser Ludwig der Bayer"


Hans Costa, der "Costa Bader" war 1936 Pfingstbräutigam und das Haus des "Costa Baders" lag damals ganz allein, weit außerhalb Kötztings am Ende der heutigen Schattenaustraße.

Arbeitskreis Heimatforschung Repro Nr. 896 Hans Costa zwischen seinen beiden Brautführern Michl Traurig und Michael Plötz


Ein ganz besonderes Bild des damaligen Burschenzuges in der heutigen Schattenausstraße

Beim  "Kaiser Ludwig der Bayer" muss unser Arbeitskreis leider passen, da fand sich kein geeignetes Bild. im Archiv...aber dem Internet sei dank, im BR-Radiowissen fand sich eine Abbildung des Mannes, dem Kötzting seine letzte "Standeserhöhung" zu verdanken hatte, als er nämlich im Jahre 1344 uns die Rechte als Markt durch eine Urkunde bestätigte

https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/geschichte/ludwig-der-bayer 

Und weiter geht´s





Karl Holzapfel, der Kötztinger Hauptlehrer und Namensgeber für die Holzapfelstraße, war ebenfalls ein Kötztinger Ehrenbürger genauso wie der Kötztinger Bürgermeister Michael Drunkenpolz, der hier wohl zusammen mit seiner Ehefrau - Anna Drunkenpolz, einer geborenen Haimerl aus Grafenwiesen -  im Gedicht als Mitglied im Kirchenchor verewigt ist.
DIA Repro 488 Michael Drunkenpolz, Schmied und Bürgermeister. Von seinem ebenfalls im Gedicht erwähnten Bruder Josef haben wir kein gesichertes Bild, er ist jedoch in vielen Dokumenten zu finden, vor allem im Zusammenhang mit dem 500-Jahr-Ritt 1912.


Von Nik Heinrich stammt dieses Bild der Gedenktafel am Aufgang des Ludwigsberg in Würdigung der Leistungen des Oberlehrers Karl Holzapfel und des Forstmeisters Johann Hubrich, des Vaters des Gedichtschreibers, der seinen Vater später noch erwähnen wird, ihn aber nur als Forstmeister bezeichnet. Beide, Holzapfel und Hubrich, waren besonders aktiv in der Erschließung von Wanderwegen und in der weiteren Kultivierung des Ludwigsberges, nachdem der Landrichter Carl von Paur mit der Erbauung des Ludwigsturms  - übrigens auf seine eigenen Kosten - einen Anfang gemacht hatte.
Nun geht´s weiter mit "dem alten Lindner"

StA Kötzting - schwarze Mappe - der "alt Lindner", Karl Lindner, von manchen auch nur als "der Herr Major" bezeichnet.

Dann kommt hier noch "der Kapfer" vor, dessen "Halskragen" Hubrich ausdrücklich erwähnt.
Dieser "Halskragen" war ein ausgewachsener Kropf.



DIA-Repro 1241 Das Kapferhaus in der unteren Marktstraße
Das Bild haben wir von Dr. Toni Rabl bekommen und darüber noch folgende Informationen erhalten:

Ca. 1910. In der Türöffnung steht Frau Kapfer, im großen Fenster saß immer der alte Kapfer im Lehnstuhl mit einem runden Kappl auf und hat auf die Straße gschaut"( lt.Frau Wensauer).
" Unten drin war ein Schuster Preißler" (lt. Frau Schödlbauer Bettl)
"Die Kapfer hatten 2 Söhne und 1 Tochter, der Kapfer Schorsch gest. 1938 und der Krämerbub vom Haus gegenüber haben von Haus zu Haus ein Kirschkernspucken veranstaltet"(lt. Frau Wensauer)  Später das Cafe Klingseisen

Und weiter geht´s im Text:




Johann Hubrich, "der alte Forstmoasta" hatte eine reichhaltige Mineraliensammlung, auf die Eugen hier Bezug nimmt. Mit dem "gang I zum Friedenfelser" ist wohl ein Wirtshausbesuch beim "Gumbierl" gemeint, vermutlich sein liebstes Wirtshaus in Kötzting.

DIA-Repro 1698 Ansichtskarte Haus Heigl Marktstraße 20 1918  Aufschrift auf dem Haus " Friedenfelser Bierausschank  Josef Wagner" (genannt Gumbierl) Als Ansichtskarte verschickt von Nürnberg nach Kötzting am 5.9.1918 an Fräulein Amalie Fischer Kötzting Nr. 41. 


Johann Hubrich Forstmeister und Ehrenbürger



Von Pfarrer Elser haben wir nur ein sehr unscharfes Bild aber über dessen Abschied aus Kötzting gibt es eine große Reportage aus dem Kötztinger Anzeiger, in dem dann auch zusätzlich weitere im Gedicht angesprochene Personen vorkommen. In einem Zusatzartikel auf derselben Seite ist von einem Seminarhilfsleher Hubrich die Rede, der für Elsers Abschied Gedicht verfasst hatte...... dies war Eugen Hubrich am Anfang seiner Lehrerlaufbahn.

 







Vom Pfarrer Köstlbacher, Elsers Vorgänger, haben wir ebenfalls kein Foto sondern nur Einzelnachweise im Stadtarchiv, vor allem im Zusammenhang mit dem Pfingstritt und der Deckerschen Stiftung.

Der nächste Himmelsbewohner ist der ehemalige Kötztinger - und Wettzeller - Lehrer Hans Singer, eine lokale Berühmtheit, seit 1909 in Pension, verstarb im Alter von 64 Jahren im Jahre 1913.
In weiten Kreisen war Lehrer Singer deswegen bekannt, weil er 34 Jahre lang täglich bei jeder Witterung den 7 Kilometer langen Weg von Wettzell nach Kötzting und zurück machte. Derselbe hat als solcher sohin eine Strecke von 153,740 km zurückgelegt. Viele Kollegen waren bei der Beerdigung in Wettzell anwesend, wo er an der Seite seiner Frau bestattet worden war. Viele Vereine, bei denen er Mitglied gewesen war gaben ihm die Ehre. Auch die Pfarrei und Gemeinde Wettzell, deren Ehrenbürger er gewesen war, trauerten an seinem Grab.



Dann spricht er vom "Gams" und vom Decker Toni, zwei Nachbarn vom Marktplatz.
Gleich zwei "Hausnamen" hatten die - männlichen - Bewohner dieses Hauses, Gams und Schwarzanderl. Der Name "Gams" kam vom Auslegerschild am Hauseck (siehe Bild) das einen Gamsbock darstellte und der Name "Schwarzanderl" rührte von einem früheren Besitzer dieses Hauses her, eben einem Andreas Schwarz.

DIA-Repro 2343 : die "Gams" am Hauseck

Repro 2215 Wolfgang Kolbeck, Gams, der Pfingstbräutigam von 1925
mit seiner Familie.


Der angesprochene Decker Toni, stammte aus dem gegenüber liegenden Deckerhaus, wo er zunächst zusammen mit seinem Bruder  Josef eine Privatbrauerei im Deckeranwesen und später dann das Bräustüberl in der Holzapfelstraße  - später als Monokel bekannt - betrieb.  


Anton Decker hier bei Seiner Heirat mit der Viechtacher Bürgerstochter Anna Rankl

 
Hier das berühmte Kötztinger Bräustüberl in einer zeitgenössischen Darstellung

Vom angesprochenen Bezirksarzt Gruber ist nur bekannt, das er im Jahre 1888 seine Bezirksarztstelle 1. Klasse in Kötzting angetreten hatte, und dass seine Gattin Jolanthia im Jahre 1890 verstorben ist.
Besser schaut es schon mit dem "Nagelschmied Huaba" aus. Michael Huber, heutzutage das Modehaus Schödlbauer, heiratete als Nagelschmied in Kötzting ein und erwarb zusätzlich dort auch sein neues Berufsfeld als Kaufmann. 
Die auf dem Bild dargestellten Personen sind jedoch nicht Michl Huber und seine Frau sondern bereits die Nachfolger, die Familie  Wensauer.
Nach folgt in der Liste ein Herr Preißler. Wie weiter oben beim Anwesen Kapfer bereits erwähnt, wohnte und arbeitete der Schuhmacher Preißler im Erdgeschoss des Kapferanwesens und sogar die Grablege teilten sich die beiden Familien.
 



Der Name "Stricker" könnte sowohl eine Berufsbezeichnung als auch einen Familienname bedeuten, Strumpfstricker gab es in Kötzting um die Jahrhundertwende mehrere, so dass diese "Entschlüsselung" entfallen muss.
Beim nächsten Namen, der "Kittlmacher Kathl" sind wir im Hause Meidinger, Karl Meidinger, der bei der Errichtung des Kaitersbergkreuzes 1922 aktiv mitgearbeitet hatte, führte den Hausnamen "Kittlmacher"

Bei der "Kasbutterin" und der "Zittenbaurn Durl" sind wir noch ohne jede Idee, außer dass die Zweite wohl auf den Zittenhof bei Grafenwiesen  hinweist.
Besser sieht es schon mit dem Baron von Schacky aus, dem Kötztinger Bezirksamtmann, der hier, des Endreimes wegen mit einer Köppl Fanny verkuppelt wird.
Von Schacky war ab 1892 BZAmann
Freiherr von Schacky mit einem wohl leicht photogeshopten  oder gewichsten Oberlippenbart
auch er ein Kötztinger Ehrenbürger

Der Name Köppl Fanny ist zu unspezifisch, um mit Sicherheit auf eine bestimmte Person deuten zu können, ähnlich ist des mit dem "Endreim" Schröder Gani, also Wolfgang Schröder, der mit dem Nachfolger von Schackys, dem Bezirksamtmann Herrn von Fuchs in eine Zeile gepackt wurde.

Bild 7046 Bezirksamtmann von Fuchs, im Jahre 1912 zum Kötztinger Ehrenbürger
ernannt.
Bei der nächsten Runde erwähnt Hubrich auch einige Kötztinger Originale, die nicht unbedingt zu den angesehen Bürgern zählten, die er bisher aufgeführt hatte.
Der Noppl und da Lenzzolln:
Besser als es Georg Rauscher beschrieben hat, geht es eh nicht:
Der Noppl

Er wohnte bei Liebl (Lebzelter), und war an sich ein stiller Mann, der Frieden 
und Ruhe liebte und an warmen Tagen gerne sich an einem stillen Plätzchen sonnte.
Da saß er dann schweigsam und zufrieden und blinzelte in die Sonne. Trotzdem 
fand auch hier die Unvernunft der Kinder an dem Manne etwas zu spötteln und 
wenn es nur der Umstand war, daß der Alte, auf seinen Stock gestützt, etwas 
mühsam sich durch die Straßen schleppte und gerne vor sich hinbrummelte, 
wie es eben alte Leute gerne tun, die ihre Gedanken laut werden lassen und mit
sich selber sprechen.
Wenn dem Noppl die Schar der Kinder zu groß und ihr Spottgeschrei gar zu 
laut wurde, konnte er sehr ungemütlich werden. Er drohte mit seinem Stock 
und schimpfte fürchterlich. Da seine Worte aber undeutlich und manchmal verdreht 
heraus kamen, erreichte er das Gegenteil von dem, was er wollte und die Bande 
brüllte noch lauter. 
Einmal war der Alte bei seiner nachmittäglichen Siesta eingeschlafen. Da 
traute sich ein vorwitziger Bengel, den eisgrauen Seehundsschnurrbart des 
Schlafenden mit Mist einzureiben. Als der Noppl wach geworden war, roch er 
natürlich den infernalischen Gestank und entfernte
sich so rasch als es ihm möglich war von dem Ruheplatze.
Aber merkwürdigerweise nahm er den penetranten Geruch auf seinem ganzen 
Nachhauseweg wahr und er wurde fuchsteufelswild.
Zu Hause angekommen schimpfte er: „I woaß net, wos dös is dö ganze Welt'n 
stinkt nach 
S.•-dreck!"
Erst als man ihm den Bart abwusch, roch er nichts mehr. Aber sein 
Ausspruch wurde zum geflügelten Wort.

Frau Dietrich wiederum hatte ihre eigene Erinnerung an den "Lenzzolln" 

A ganz Bsonderer war da lenzzoln. I woaß's net, wia er wirklich ghoaßn hat und wo er ghaust hat. Aber bei ana jedn Leich is er mitganga, und es hätt' was g'fehlt, wenn da Lenzzolln net dabei gwesn wär. Dafür hat eahm aa da damalige Herr Kooperator a wunderschöne Grabred' ghaltn.

So abgriss'n und armselig er aa beianander war, und so greislich uns sei stoppelbarterts G'sicht vorkemma is, er hat auf uns an bsondern Eindruck gmacht. Und „Lenzzolln! Lenzzolln!" ham ma uns bloß schreia traut, wenn ma mehra warn und er scho weiter weg gwesn is.

A wengl dazwerch, aber kerzengrad is er ganga, aa wenn er nimmer ganz nüchtern war, und dees war er oft. Und so von obn her hat er oan o'schaun könna, daß i, wia er mir kurz vor Weihnachten wieder amal im Hausgang begegnt is, a bißl ängstlich und fast ehrerbietig gsagt hab:„ Grüaß God, Herr Lenz!"

Da is er mit am Ruckerer stehbliebn: ‚Was hast gsagt?" „Grüaß God, Herr Lenz", hab i zaghaft wiederholt.

„Herr Lenz! ‚Herr' hat s' gsagt! Dees geht für a Christkind!." Und mit a paar Tapperer is er wieder aus der Haustür naus und a ganz

anders Gsicht hat er g'habt, da Lenzzolln


Nach diesen beiden Personen eher am Rande der Kötztinger Gesellschaft, nun eine wirkliche Respektsperson, " der alt Hummel", ein Gendarm; auch von ihm haben wir ein Bild.


 
Aus dem privaten Fotoalbum von Frau Vogl, einer geborenen Mieleitner:  Andreas Hummel


Beim kartenspielenden "Forster" sollte es sich um den Magistratsobersekretär Josef Forster gehandelt haben. Von seinen Töchtern Maria, genannt Bobby und Pfingstbraut von 1934,  und "Fanny" haben wir Fotos, aber leider kann der Vater bisher noch in keiner unserer Sammlungen nachgewiesen werden.

Nun aber weiter mit dem Gedicht:




Auch der "Expediteur Pongratz" - Postgehilfe - Franz Xaver Pongratz kommt nur in den Kötztinger Akten vor, während wiederum sein Partner in Reimform, der Schneider Georg Sperl, in unserer Bilderdatenbank vorhanden ist.

Georg Sperl besaß das Haus, in dem heutzutage die Sonnenapotheke untergebracht ist.

Nun geht Hubrich einen Schritt zurück in die Vergangenheit und lässt ein paar Dichterkollegen an den himmlischen Gartenzaun treten.
Der Geheimrat Maximilian Schmidt, genannt Waldschmidt, hatte sich bei seiner Industrieansiedlung in Regenstein gewaltig verspekuliert und lebte fortan zumeist als gefeierter Heimatschriftsteller in München weit ab seiner Heimat.
 
DIA-Repro 2476 

DIA-Repro 2109


Als nächstes holt er sogar den "Saumüller", Dr. Karl Müller, den Amtsphysikus Kötztings hervor, einen der Zeitzeugen aus Kötztings guter alter Zeit, als es noch kein Zerwürfnis zwischen den Katholiken und den Altkatholiken gegeben hatte, und der eine Reihe von Gelegenheitsgedichten auf die Kötztinger Gesellschaft in Buchform hinterlassen hat. 

 
Dr. Karl Müller, genannt Saumüller


Seinem Führsprecher - im Gedicht -,  und wohl persönlichem Freund dem Chamerauer Pfarrer hatte er  -soweit ich mich erinnere, denn ich finde es nicht in den Unterlagen - damals sogar ein eigenes "Schmähgedicht" gewidmet.

Jetzt aber kommts ganz dick, einer, der aufgrund seines Lebenswandels eh nicht im Himmel verortet worden wäre, bekommt von "UNTEN" Freigang wegen des freudigen Ereignisses.
 

Michael Heigl, der Räuber Heigl, darf sich das Großereignis auch von oben anschauen und den andern Kötztingern ist es wohl recht....
Jetzt aber wirds ganz feierlich in der Himmelspforte, denn der "himmlische Pfingstritt" versammelt sich und auch hier finden sich viele Reiter, die wir noch kennen, aber zuvor marschiert die Kapelle Mühlbauer.
DIA-Repro 971 1906 Musikkapelle Mühlbauer beim Brautzug

Und nun kommen sie alle, alle


Mit dem "Schafriedl" sollte Josef Hastreiter aus der Ziegelgasse gemeint sein, denn das ist deren Hausname.
s
Hier Josef Hastreiter - Schafriedl -  als Pfingstbräutigam 1903



Der "Groumüller Franz" - Zitzelsberger Franz - stammt aus Grub.
 
Bild Josef Barth sen. Zitzelsberger Franz, der "Groumillner"



"Da alt Lindner" ist natürlich ebenso bekannt wie der "Schlossgärnter Hardl" - Leonhard Mittermeier - und der "Karl mit den zwoa Kranzln am Arm" ist natürlich der erst im Vorjahr verstorbene "Mesner Karl" - Karl Obermaier - , der - übrigens ebenso wie der Schlossgärtner Hardl - ein zweites Tugendkränzchen bekommen hatte.

Karl Lindner

DIA-Repro 694 Leonhard Mittermayer erhält im Jahre 1900 sein zweites Pfingstkranzl

DIA-Repro 1590 Zwei Jahre später, 1902, stirbt der Schlossgärtner Hardl und viele "Brauterer" geben ihm das letzte Geleit.


Ähnlich ist es bei der Beerdigung des Karl Obermayer - vulgo Mesner Karl - auch bei seiner Beerdigung geben ihm viele Brauterer die Ehre und Mädchen tragen seine zwei Pfingstkranzl.
DIA-Repro 71231  Beerdigung des Herrn Karl Obermayer

Bild Barth Josef, Karl Obermayer und seine Jubelbraut Anna Staudinger Pfingsten 1950

Die Grablege des Mesner Karl


Und am Ende lässt Eugen Hubrich noch - quasi als ewigen geistigen Offiziator -  den in Kötzting so beliebten Expositus Herrn Pfarrer Späth mitreiten.



So nun hatten sich also eine Menge an verstorbenen Kötztingern oben am himmlischen Gartenzaun versammelt und was wollten sie sehen?

Das wollten sie sehen: Der Bayerische Innenminister Dr. Wilhelm Högner überreicht die Urkunde zur Stadterhebung an den Kötztinger Bürgermeister Hans Kroher.
 
Foto Kretschmer 


 Dieser Moment ist auch im Goldenen Buch Kötztings festgehalten.



Wie ich eingangs bereits geschrieben habe, möchte ich den Autor dieses Gedichts, Eugen Hubrich, dessen Personen ich versucht habe, ein Gesicht zu geben, nicht unkommentiert vorstellen.
Er wurde für seine Verdienste um den Markt Kötzting im Jahre 1953 zum Ehrenbürger ernannt, sowohl wissend um seine Vergangenheit im Dritten Reich, die ja zu dem Zeitpunkt erst 8 Jahre zurück lag.
Daher hier nun kurz eine Einordnung des Autors in seine Zeit.



 








Zwei Gegenspieler als gemeinsame Ehrenbürger
Hans Schödlbauer und Eugen Hubrich


August Philipp Henneberger, selber damals Mitglied im Marktrat Kötztings, verewigte die beiden
neuen Ehrenbürger im "Goldenen Buch" Kötztings. Dieses Buch wurde erst in der Nachkriegszeit auf Anregung Eugen Hubrichs neu geschaffen.

Es ist schon seltsam, dass die hier gemeinsam geehrten Personen nur wenige Jahre vorher sich während der Diktatur des Dritten Reiches in vollkommen entgegengesetzten, ja feindlichen Lagern befanden. Hans Schödlbauer wurde von den Nazis gleich im Frühjahr 1933 als Bürgermeister abgesetzt und  durch Benno Hoiss ersetzt, während Eugen Hubrich in vielen Publikationen - vor allem in der Zeitschrift "Der Bayerwald" - und bei vielen weiteren Veranstaltungen sich als Anhänger der Ideen des Nationalsozialismus erklärte und für diesen warb.

Hans Schödlbauer wurde nach dem Einmarsch der Amerikaner gleich wieder in seinem ursprünglichen Amt bestätigt, während Eugen Hubrich ein sehr langwieriges Spruchkammerverfahren im Rahmen der Entnazifizierung Deutschlands zu durchlaufen hatte, bis im Sommer/Herbst 1949 im Rahmen seiner Berufungsverhandlungen Teile seiner Tätigkeitsverbote langsam aufgehoben wurden.
Nach der Rechtslage hätte er das im Sommer uraufgeführte Spiel von der Pfingstrittehr gar nicht schreiben geschweige denn aufführen lassen dürfen. Hubrichs Rolle im Dritten Reich wurde erst in diesem Jahr  2022 - im Rahmen einer neuen Buchreihe "Täter-Helfer - Trittbrettfahrer" ausführlich dargestellt.
Auch andere kritische Untersuchungen wurden in den letzten Jahren veröffentlicht, wie zum Beispiel eine ausführliche Analyse seines Textbeitrages zur "Waldlermesse und offene völkische Anklänge beim Agnes-Bernauer-Festspiel und dem Spiel "Amberger Blut" zur 900 Jahrfeier der Stadt Amberg 1934.
Zu seiner Ehrenrettung sei allerdings auch gesagt, dass er seine Sühneauflagen bewusst an- und aufgenommen hatte und nur darum bat, weiterhin einige volkstümliche Stücke und kleine Chroniken schreiben zu dürfen. Als im Sommer 1951 die neu restaurierte Hindenburgkanzel wieder eröffnet werden konnte, wünschten sich die Lohberger Verantwortlichen  Eugen Hubrich als Festredner zu gewinnen, erhielten von diesem aber aus nachvollziehbaren und durchaus ehrsamen Gründen eine eindeutige und begründete Absage. 
Hubrich schrieb selber davon, dass er im Jahre 1933 bei der Einweihung - und verweist auf eine Bayerwaldausgabe desselben Jahres - seine damalige Rede im nationalsozialistischen Sinne gehalten habe.
"Das war einmal so und ist weder abzuleugnen noch zu ändern". .. "aber bei solch repräsentativen Veranstaltungen, die sich hart an der Grenze zur Politik bewegen, muss ich anstandshalber ausscheiden. Es müsste den Zuhörern der Glaube an meine Aufrichtigkeit fehlen. Es wäre auch möglich, dass mein Auftreten Streitigkeiten zur Folge hätte.... Meiner Meinung nach ist jeder ehemalige Nationalsozialist verpflichtet in rein sachlicher Hinsicht Dienst zu leisten, darüber hinauszugehen muss ihm aber sein Empfinden verbieten."
Und so saßen die beiden frischgebackenen Kötztinger Ehrenbürger vereint in einer Kutsche beim Historischen Festzug am Pfingstsonntag 1953.
Foto Kretschmer: Hans Schödlbauer und neben ihm Frau Hubrich. Eugen Hubrich ist nur in der Rückenansicht zu sehen.


Freitag, 14. April 2023

Ein Gemeinschaftswerk vieler Kötztinger Bürger: Das Gipfelkreuz auf dem Kaitersberg

Eine Suchhilfe für unser umfangreiches Fotomaterial.

Fünfmal wurde bisher auf dem Kreuzfelsen ein Gipfelkreuz errichtet, aber nicht allen Kreuzen war ein langes Leben beschieden.

Das erste Kreuz wurde 1886 aufgestellt und im Jahre 1922 dann erneuert. Beide Male war der Kötztinger Max Meidinger dabei, einmal nur als Schulbub als Zuschauer und das andere Mal war er maßgeblich als Bauschlosser bei der Errichtung des Kreuzes beteiligt.

100 Jahre Kaitersbergkreuz  
weitere Bilder und Berichte über die Errichtung des (2.) Kreuzes am Kreuzfelsen 1922


Im Jahre 1968, als das alte Kreuz im Zusammenhang mit einem Sonnwendfeuer dann ein Raub der Flammen geworden war, schritten die Kötztinger noch im selben Sommer zur Tat, und errichteten ein neues Gipfelkreuz; ein Vorhaben, das aber erst im zweiten Anlauf glückte, weil beim ersten Male die Technik versagt hatte.
1985 wurde das nächste Kreuz aufgerichtet und in den Nullerjahren  - genauer 2003 - folgte das Kreuz, das auch heute noch oben steht.

Von den - zum Teil spektakulären - Aktionen haben wir viele Bilder vor Allem von Dachs Alois, Wack Traurig und Müller Martin im Archiv. Es ist bemerkenswert, dass bei all den aufwändigen Arbeiten und Leistungen von Mensch und Tier es sich jeweils um ein freiwilliges Bürgerprojekt gehandelt hatte, ohne dass die Stadt Kötzting hier federführend dabei gewesen wäre.
Da wir von den Aktionen so viel schönes Bildmaterial besitzen, würden wir gerne für die Archivierung und für die Erinnerung an diese Aktionen auch möglichst viele Namen der Beteiligten erfahren und festhalten.
Ich würde hier in lockerer Folge Bilder einstellen und hoffe, das die Leser mir möglichst viele Namen rückmelden können. Nach einer gewissen Weile würde ich die Bilder dann austauschen und neue präsentieren. Nach Abschluss dieser - hoffentlich erfolgreichen - Suchabfragen kann dann eine neue vollständige Dokumentation dieser großartigen Bürgeraktion erstellt werden.

Es geht los mit den ersten Bildern von Alois Dachs von der Aufstellung 1985:
Antworten können mir gerne auch unter clemens.pongratz@t-online.de zugeschickt werden, aber bitte mit Bezug auf die jeweiligen Bildernummern.

Bild 1

Bild 1

Bild 2

Bild 3

Bild 4

Bild 5

Bild 6

Bild 7

Bild 8

Bild 9

Bild 10




Donnerstag, 13. April 2023

Ein Bild und seine Geschichte - die Ambergerinsel

1974 wurde endlich ernst gemacht mit dem Kötztinger Hochwasserschutz und dieser begann damit, dass man den Dampfbach nicht mehr die ganze Jahnstraße entlang fließen lassen wollte, sondern diesen verrohrte und ihn - bei der neu zu errichtenden Brücke bei der Wiesmühle  - direkt in den Weißen Regen einmünden ließ.

Die Wiese, auf der alljährlich am Pfingstsonntag die Zugleistungsprüfung stattfindet und als die "Ambergerinsel" bekannt ist, war bis dahin tatsächlich eine (Halb) Insel, da sie bis auf ein kleines Stück tatsächlich rundherum von Wasser umgeben war.


Hier der alte Verlauf des Dampfbaches, die Jahnstraße entlang bis zur Marktmühle.
Der Mündungsbereich des Dampfbaches in den Fluss diente als Baumweiher für die Marktmühle.

Hier der Verlauf des Baches und des Flusses im Plan von 1831


Hier der Blick zurück in Richtung Jahnplatz


Montag, 10. April 2023

Aktion "Saubere Landschaft" im Jahre 1973

 Beim Wechsel des Redaktionsbüros der Kötztinger Umschau, haben wir fürs Stadtarchiv umfangreiche Negativordner erhalten, die zwar thematisch sortiert sind aber nur in wenigen Fällen auf ein Veröffentlichungsdatum verweisen, das es möglich machen würde, den dazugehörigen Artikel (inkl. Journalistenkürzel) aufzufinden.

In einem Ordner, beschriftet mit "Natur", befindet sich eine Bilderserie aus dem Jahre 1973, als die Kötztinger Bundeswehr zusammen mit dem Bauhof eine Müllsammelaktion durchführte und ihre Ergebnisse dann in einem Autoparkour den Kötztingern vorführte.

Der Autokorso in der Marktstraße, die 1973 noch keine Einbahnstraße gewesen war.

Kötztinger Soldaten der Bundeswehr beim Müllsammeln

 



Der Bereich zwischen Jahnstraße und Dampfbach, heute zusammen mit der
daneben liegenden "Ambergerinsel" eine zusammenhängende Fläche, damals im vorderen Bereich
das Holzlager für die Marktmühle

Auch die Fließgewässer wurden gereinigt





Donnerstag, 6. April 2023

Kötztinger Geschäftswelt in den 50er Jahren


 Das Thema "Leerstandsmanagement" ist ja eines, das uns für die Entwicklung der Stadt sprichwörtlich unter den Nägeln brennt.
Im Zusammenhang mit der Recherche für die Feier zur Stadterhebung unserer Heimatstadt im Mai 1953 habe ich die ganzseitigen Geschäftsanzeigen der Kötztinger Handwerker und Ladenbesitzer gefunden, die schmerzlich aufzeigen, was an Leben und Lebensqualität in der Innenstadt in den letzten 70 Jahren verschwunden ist, auch wenn gleichzeitig gut nachzuvollziehen ist, weshalb alle diese Klein- und Kleinstbetriebe schon lange hatten schließen müssen.

Trotzdem sind die folgenden drei Zeitungsseiten wie eine kleine Zeitreise in die "Gute alte Zeit", wenn sie jemals gut gewesen ist....

Hier die Anzeigen aus der Pfingstbeilage von 1953:












Freitag, 31. März 2023

Michael Heigl Teil 11 beim Jahreswechsel 1852-1853

 

Michael Heigl

 Dezember 1852 


Zuerst jedoch ein Hinweis auf die Teile der Dokumentation, die bereits veröffentlicht sind:
Hier der link auf die bisher veröffentlichten Teile zum Thema Räuber Heigl.

Wie ist die Situation: Nach all den Verbrechen, die im LG Kötzting im November 1852 passiert waren, auch wenn nicht alle dem Michael Heigl zugerechnet werden konnten, riss der Regierung endgültig der Geduldsfaden und zog die Zügel an mehreren Fronten an.
Der Gendarmerieleutnant Fürst kam für einige Zeit zur Inspektion.
Wirtshäuser wurden geschlossen bzw. ihnen die Schließung angedroht, Personen wurden reihenweise verhaftet bzw. unter Polizeiaufsicht gestellt, laufende Patrouillen und Streifgänge wurden angeordnet - ungeachtet der strengen Winterszeit  und bei Tag- und Nachtzeit durchgeführt - und nicht zuletzt die Mannschaften verstärkt und die Aufgriffsbelohnung verdoppelt. All dies blieb jedoch zunächst ohne sichtbaren Erfolg, bis auf die Tatsache, dass Heigls Kompagnon, Michael Raimer, hatte gefasst werden können.
Gleichzeitig kommen nun zwei neue Personen ins Spiel, die eine Schlüsselrolle haben werden, die beiden Brigadiers Sommer und Suffa, der eine mit einer tragischen und der andere mit einer eher heroischen Rolle.
Screenshot aus dem Räuber-Heigl-Film von 1973, die Gendarmen bei einer Hausdurchsuchung


Auf der Karte des Landgerichts Kötzting von 1822 - es ist das Exemplar, das den Original-Heigl-Akten beilag und das Carl von Paur benutzte, um seine Terrain-Schwierigkeiten zu erläutern, indem der die im Plan bereits vorhandenen Waldflächen mit Bleistiftschraffuren weit in die Täler hinein verlängerte - kann man die beiden nächsten Tatorte erkennen. Beide liegen im Landgericht Viechtach, bzw. in dem Teil des Zellertals, das als strittig zwischen den beiden Landgerichten im Historischen Atlas von Bayern eingezeichnet war. Der erste Tatort liegt in Pirka, der zweite dann in Weidenhof.

StA Landshut Rep. 168-1 Nr. 63944-III 

Die Kötztinger Gendarmen sind Anfang Dezember hektisch damit beschäftigt, Michael Heigls Basis an Unterstützern und Hehlern einzuschränken.
7.12.1852: Franz Buchberger aus Atzlern wurde verhaftet, verurteilt und für 4 Monate ins Arbeitshaus gesteckt.
Der Grafenwiesener Wirt Georg Wieser, dessen Wirtshaus, wie  im vorigen Teil der Heigldokumentation bereits beschrieben, im November auf amtliche Anordnung geschlossen worden war, versuchte sein Glück als Pächter der Metzgerei des Wirtes von Hohenwarth, jedoch ohne sein Gewerbe anzumelden. Als Reaktion der Behörde wird sein Pachtvertrag sofort annulliert und Wieser angewiesen, sogleich nach Grafenwiesen zurückzukehren. 
Eine angeordnete Streife am 8.12.1852 der Kötztinger Gendarmerie und aller Rechtspraktikanten unter Leitung des Herrn Assessors Yberle, die den ganzen Tag angedauert hatte, erbrachte als einziges Resultat die Verhaftung des Anton Prantl, Inwohnerssohn von Atzlern,  der der Verbindung mit Heigl verdächtigt wurde.
Am 10.12.1852  wurde der Stiefsohn des obigen Grafenwiesener Wirtes, Joseph Zachmann, verhaftet und anschließend für 4 Monate ins Arbeitshaus abtransportiert.
Und dann kam der verhängnisvolle 12. Dezember, mit dem folgenreichen Zusammentreffen von Gendarmerie und Michael Heigl in Pirka.


Der Zusammenstoß in Pirka

An diesem Tage gehen der Brigadier Sommer und der Viechtacher Gendarm Baierl um 11.00 Uhr mittags auf Patrouille und beim Söldner Johann Zitzelsberger werden sie gleich fündig. Sie entdecken eine Spieldose, die aus einem vorherigen Raub stammte. (siehe Bericht über den Raub in der Irlmühle, Gericht Mitterfels, im letzten Beitrag der Heigl-Dokumentation)


Ganz kurz und knapp - später wird der ( stellvertretende) Brigadier Suffa den Vorgang wesentlich ausführlicher schildern - heißt es im Rapport, dass "Brigadier Sommer und Gendarm Baierl in den obigen Boden des J. Zitzelsperger gehen wollten" und "so filen(!) sogleich drey Schuß nacheinander, wo zwey Schuß dem Brigadier Sommer, einer in der rechten Hand, und einer in den Unterleibe und Oberschenkel getroffen haben, wozu Sommer befunden verwundet wurde.
Nach Aussage des Söldners Johann Zitzelsperger welcher verhaftet ist, der Michl Heigl Gerichts Kötzting mit noch zwey Consorten gewesen seyn, die drey Individuen haben sich nach der That geflüchtet und bis jetzt noch nicht habhaft gemacht werden können.
...
Unterschrieben:  "Wegen schwerer Erkrankung des Brigadier Sommer
Johann Mayer Gendarm"

Nun überschlagen sich zunächst die Ereignisse, dies um so mehr, als ja zur der Zeit, als dieser Zusammenstoß Sommers mit Heigl gemeldet wird, der Gendarmerie-Leutnant Fürst schon seit einer Woche die Leitung in Kötzting übernommen hatte. 
Es hat den Anschein, dass bisher die Akten, die ich einsehen konnte, sich mit denjnigen decken, die auch Dr. Sommerfeldt für seinen umfangreichen Heiglbeitrag benutzen konnte.
Die Akten des "Königlichen Corps Commando" aus dem Staatsarchiv in München waren ihm offensichtlich unbekannt, denn der obige Zusammenstoß wird von ihm nur so kurz behandelt, wie er in den Gerichtsakten vorkommt.
Leutnant Fürst jedoch beauftragt den stellvertretenden Brigadier Suffa, einen wöchentlichen Rapport über den Gesundheitszustand des verletzten Brigadiers Stefan Sommer zu erstellen, zu welchem Zweck Suffa zuerst das Geschehen genauestens repetiert, um auch die Art der Wunden erklären zu können.
StA München Gend-KK_316 Andreas Suffa intermistischer Brigadekommandant

Suffa bringt nun in seiner Schilderung des Vorganges  - unterm Datum des 23.12.1852 -  den Überfall in der Irlmühle und die Durchsuchung des Söldners Zitzelsberger in einen Zusammenhang:

"In der Nacht vom 9ten auf den 10ten des Monats wurde zum Schaden der Müllerseheleute Joseph und Katharina Fendl von der Irlmühle königlichen Landgerichts Mitterfels ein Raub verübt, wobei ein 2 fl 24 xr Stück, mit dem Gezeuche(?) der Stadt Augsburg und der Jahreszahl 1626 geraubt worden ist. Dieses Stück Geld brachte der Häusler Johann Zitzelsberger von Pirka LG Viechtach kurz nach obigem Raube zu dem hiesigen Zeugmacher Tobias Seiderer und zahlte damit Zeugwaren aus.
Brigadier Sommer brachte dieses in Erfahrung, verfugte sich hierauf am, 12ten dieses Monats zwischen 12 und 1 Uhr nachmittags, als er mit Gendarm Joseph Baierl, der ohne dieß in der nämlichen Richtung auf Streifpatrouillen abging, nach Pirka und in die Behausung des Häuslers Johann Zitzelsberger. Dort angelangt, zog vorerst Sommer Erkundigung ein, ob niemand Fremder hier sei?
Was durch Zitzelsberger und dessen Eheweib in Abrede gestellt wurde, und immer behaupteten, es sei kein Fremder Mensch im Hause, schien aber das fragliche Ehepaar hierbei verlegen zu sein.
Dieses veranlasste den Brigadier sich mit seinem Gendarmen in die dunkle Nebenkammer des Wohnzimmers zu verfügen, wo ihnen ein kleines Hündchen entgegenkam, welches Zitzelsberger als ein ihm vor 8 Tagen zugelaufenes bezeichnete. In diesem Moment erblickte Gendarm Baierl auf dem Fensterbrett dieser Kammer eine Spieldose, welche eben bei obigen Raub mit Abhanden gekommen ist. Nun kündigte Brigadier Sommer dem Zitzelsberger die Arretierung an, da er sich nicht glaubwürdig ausweisen vermochte, wie er zu obiger Dose gekommen sei."

Jetzt kommt Sommers entscheidender Fehler, der ihm auch nachträglich zum Vorwurf gemacht worden ist.

Zugleich vernahm Gendarm Baierl festen Schritts auf dem Boden ober ihrer gehen. Von der Kammer auf den Boden führt die Kommikation eine schmale Stiege und ist am Ende derselben im Boden, eine sogenannt Falltür, angebracht; Sommer, nun voraus, Baierl hinter ihm, jeder mit gespanntem Hahn, auf die Stiege um auf den Boden gehen zu wollen. 
Kaum hatte Brigadier Sommer die Stiege betreten, als ihm von oben herab schon ein derber Säbelhieb entgegenkam, welcher jedoch fehl schlug. Nun folgten in dieser Richtung auf die Gendarmen herab drei Gewehrschüsse in Blitzesschnelle aufeinander. Zu diesem Behufe war die fragliche Falltür zur Hälfte geöffnet. Der erste Schuss ging Brigadier Sommer durch die rechte Hand, der zweite traf ihn zwey Schrött im Unterkeib fünf derselben im linken Oberschenkel, der dritte desselben war auf den Gendarm Baierl gerichtet, welcher ihm aber ungetroffen vom Kopfe vorüber ging.
In diesem Momente stürzte Brigadier Sommer, den ihn begleitenden Gendarmen in die Arme zurück und verlangte die heiligen Sterbesakramente. Baierl hatte nun zwei Gewehre und einen dem Anschein nach sterbenden Brigadier in Händen.
Detail aus der historischen Karte von Bayernatlas.de, die beiden alten Hausnummern 3 und 11 

"Vor Allem dem Rufe seines Brigadiers folgend, brachte er denselben mit Mühe in die Wohnung des Bauers Joseph Amberger zu Pirka, wohin 700-800 Schritte waren.
Dort angelangt übergab Baierl seinen Brigadier dem genannten Bauern zur vorläufigen Bewirthung und eilte zum kgl Landgerichtsarzt Dr. Pregler und zum kgl. Landgericht Viechtach. Zugleich wurde auch ein Seelsorger requiriert
"


Detail aus der Luftbildarstellung  von Bayernatlas.de, die beiden alten Hausnummern 3 und 11 



Der Herr Kooperator Fischer von Viechtach war der erste, der den Brigadier in seiner misslichen Lage getroffen hat. Gleich nach diesem kam der genannte LGarzt an Ort und Stelle an, welcher Folgendes getroffen haben will: „ Brigadier Sommer lag bei dem Bauern Joseph Amberger nach seiner Verwundung auf einer Bank auf welcher bereits ein Bett zurecht gerichtet war in halb sitzender, halb liegender Stellung mit Montur, die verwundete Hand in einer großen mit kaltem Wasser gefüllten Schüssel, leichenblass, außerordentlich matt und erschöpft, aber bei Bewusstsein.
Nach Abnahme seiner Montursstücke wurde er zeitweilen von Ohnmacht befallen, der Puls war außerordentlich klein und schwach, die Blutung aus der Hand, Bauch und Schenkelwunden war seh bedeutend.
Kurz, sein damaliger Zustand war sehr bedenklich“

Der Häusler Zitzelsberger stand bisher in gutem Rufe, dass er ein Mitglied der Heiglschen Bande ist, war gar nicht bekannt, dieses war auch die Ursache, dass Sommer nicht wußte, mit wem er es zu tun hatte.
Das Landgericht Viechtach, welches nun sogleich im Hause des genannten Zitzelsberger Visitation vornahm, fand dort mehrere Effekten, Kleidungsstücke, wovon ein Hemd blutig war, Munition, ein Gewehr, welches wahrscheinlich bei dem genannten Raub zur Ihrlmühle mit geraubt worden ist, verschiedene Lebensmittel, ein Bett und Asenik.

Nun wurde zur Verhaftung des Häuslers Zitzelsberger geschritten, welcher anfangs alles leugnete, später aber erklärte, dass er aus Furcht vor dem Heigl nicht eingestanden habe, Michl Heigl von Beckendorf sei schon bereits 8 Tage in seinem Hause gewesen, obige Effekten und alles, was gefunden wurde, sei Eigentum des Heigl und er, Zitzelsberger, sei Geschwisterkind zum Heigl.

Dieser Häusler Zitzelsberger vom LG Kötzting kommend, machte sich erst vor kurzem zu Pirka ansässig, dieses war auch die Ursache, dass man ihn zu Viechtach nicht näher kannte.

Brigadier Sommer befindet sich dermalen im kgl Gendarmerie Lokal unter gerichtsärztlicher Behandlung, ist äußerst matt und erschöpft, wenigstens 14 Tage vergehen noch, bis er transportabel wird. Sein Leben wird durch diese erhaltene Verletzung nicht verkürzt sein, zum kgl Gendarmeriedienste wird er aber durchaus nicht mehr fähig sein. Da seine rechte Hand einer gefährlichen Behandlung unterliegt und wahrscheinlich ganz unbrauchbar werden wird.

Hier sind nun ganz besondere Details zum Vorschein gekommen.
Zitzelsberger Johann war also ein Geschwisterkind zu Michael Heigl. Zur Erinnerung - siehe der Heigl Beitrag Teil 2 -: Heigls Eltern hatten 1803 geheiratet und Heigls Mutter war eine geborene Zitzelsberger:
Heigl Josef, der Sohn des Beckendorfer Inwohners Wolfgang Heigl und der Anna, einer geborenen Egner aus Wettzell, heiratet am 8.2.1803 in Kötzting Anna Zisslsberger, die Tochter des Häuslers Georg und der Anna Maria geb. Dreger aus Grafenwiesen.
Die Trauzeugen waren der Schneider Adam Vest und der Häusler Josef Hasensteiner, beide aus Reitenstein
(Pfarrmatrikel Kötzting 408/84)


Ein Abgleich mit dem Urkataster zeigt uns Johann Zitzelsberger auf dem Haus - hier genannt als dem Restkomplex des ehemaligen halben Haimerl- oder Grotzhofes -  mit der Nummer 3 in Pirka.

StA Landshut Grundsteuerkataster von Blossersberg Nr. 10686 Urkataster von 1840


Auch der Staatsanwalt führt diesen Angriff auf die Beamten in seiner Liste als seine Nummer 43 auf und bemerkt am Rande, dass für diese Tat laut dem damaligen Strafgesetzbuch eine Zuchthausstrafe von  13-16 Jahren und anschließend von 4-8 Jahren Arbeitshaus vorgesehen sei.


Unterleutnant Clemens Fürst entscheidet, dass Andreas Suffa zur Brigade Viechtach abkommandiert wird und rügt im Nachhinein in mehreren Punkten das Verhalten des Brigadiers Sommer.
"aus dem Bericht des Hauptmanns Fürst geht hervor, dass Heigl und Consorten sich bereits 8 Tage in Pirka sich aufgehalten hatten ohne, dass die Gendarmerie Kenntnis davon hatten.
Dies bedeutet entweder, dass dieser Ort zu lange unbeobachtet geblieben war und /oder der Ortsvorsteher, dem die Anwesenheit unmöglich unbekannt geblieben sein kann, unzuverlässig sein muss, was die Gendarmerie doch auch wissen müsste.

An den Rand des Gendarmerieparrots notiert er : "…es geht ferner daraus hervor, dass Brigadier Sommer und Gend. Baierl obgleich sie vor der Haussuchung bei dem Zitzelsberger von ihm die Information erhielten, es sei kein Fremde im Hause, von der Unwahrheit dieser Aussage überzeugt sein mussten, da sie feste Fußtritte über sich warnahmen, und ohne die Verlogenheit des Zitzelsbergers und seines Weibes nicht entsinnen.
Zitzelsberger musste ihnen durch das Auffinden der entwendeten Spieldose schon als sicherheitsgefährlich erscheinen und es von daher bei der Beschaffenheit der Lokalität höchst unvorsichtig, ohne weiters in den oberen Teil des Hauses zu dringen, was auch die sehr bedauerliche Verwundung des Brigadier Sommer zur Folge hatte.
Es ist dies nun schon das zweite Mal, dass Heigl der Gendarmerie aus Mangel an Umsicht und Vorsicht entwischen und das Komp. Komdo wird ebenso weiters nicht verkennen, dass Sorgfältigkeit jener Inspektion dringend notwendig ist, und dass vorzüglich auf Intelligenz der dort verwandten Mannschaft zu sehen ist.

Der Leutnant Clemens Fürst in Kötzting

Zuerst ein kleiner Sprung zurück um eine Woche. Seit dem 8. Dezember 1852 befindet sich der "Unterleutnant Clemens Fürst" in Kötzting und beschreibt von nun an Seiten über Seiten von Berichten über seine Aktivitäten und Anweisungen für die hier stationierten Mannschaften.
Zuerst jedoch würdigt er die Maßnahmen, die Carl von Paur bereits durchgeführt hatte, die Verhaftungen und die Wirtshausschließungen.
"Diese Maßregeln und sind ganz geeignet, dem Heigl wenigstens jeden Zufluss allmählich ab zu schneiden. Wären diese Maßregeln früher ins Leben getreten und mit der nunmehrigen Energie durchgeführt wurden, so würde die habhaft Wertung des Heigls gewiss längst ermöglicht sein. Am 11. Dezember mittags 1:00 Uhr ging der erste Streifzug unter der Führung des Unterzeichneten über Beckendorf durch die Kaitersberger Waldung, durchstreifte die Rosenau, Hohenwarth, Gotzendorf, Bergpretzel und Schönbuchen, wo selbst auf der dortigen Anhöhen versteckt bis zur Tagesanbruch gelauert wurde, und kehrte sodann am 12. Dezember früh 7 1/4 Uhr nach Kötzting zurück.
Die erste von Lt Fürst angeordnete und von ihm selbst angeleitete Patrouille im Dezember 1852


Schon zwei Stunden nach dem fatalen Zusammentreffen Sommers mit Heigl war Leutnant Fürst durch einen Boten aus Viechtach informiert worden und traf noch am selben Abend in Viechtach ein, wo er sogleich eine Streife vor Ort anordnete und durch einen Boten nach Kötzting dort veranlasste, dass noch am selben Abend um 23.00 Uhr sich eine eigene Streife speziell Reitenstein, Reitenberg und die Wasenmeisterei vornahm. Als diese Streife um 6.00 Uhr morgens wieder einrückte, hatte sie zumindest den Inwohnerssohn Johann Baptist Zitzelsberger von Haus schnappen können, den sie als Heigls Mitwisser verhafteten.
Am nächsten Tag wieder zurück in Kötzting veranlasste er gleich noch für den Abend desselben Tages einen weiteren Streifzug über Beckendorf, Sperlhammer, Grafenwiesen, Watzhof, Schönbuchen, Gotzendorf und Kaltenbrunn.
Zeitgleich wurde von Cham aus eine Streife über Thenried, Rimbach, Schafhof, Offersdorf, Unterzettling, Oberzettling, Lichtenegg, Riebenzig und Hundzell und eine dritte von Furth in Verbindung mit Eschlkam aus, über Stachesried, Unterhaselbach, Neukirchen, Atzlern, Rittsteig, Kolmstein, Jägerhaus, Hall und Leonholz angeordnet.
Auch die Lamer Gendarmerie musste ausrücken. Ihr Gebiet erstreckte sich von Lam über Englshütt, Ottenzell, Haibühl, Auhof, Kummersmühle und Großmühle.
Arnbruck hatte den Bereich übers Eck, Schönberg, Ottmannszell, Trailling und Arrach abzudecken und die Viechtacher kamen über Pirka, Wettzell, Rogenmühle, Grub, Kammern, Arndorf, Reitenstein, Reitenberg, Vorder- und Hinterhudlach und Ober- und Unterschlsaign in den Kötztinger Raum herein.
Alle diese Streifen trafen am Morgen des des 14. Dezembers früh um 8 Uhr in Hohenwarth zusammen, wo sie sich wieder trennten und beim heimwärts gehen noch all die Orte und Waldungen visitierten, die sie beim ersten Teil der Streife nicht durchsucht hatten, so dass alle erst um Mitternacht auf ihren Heimatstationen eintrafen.
Nur die Viechtacher fanden bei ihrer Durchsuchungsaktion ein "mit Blut beflecktes Hemd, das Eigenthum des Heigl sein sollte."
Sofort am nächsten Tag führte der Gendarmerieleutnant Fürst erneut seine Kötztinger Mannschaft, verstärkt durch das Forstpersonal, in die Kaitersberger Wälder. Am selben Tag, wir sind immer noch am 15.12.1852, ging unter seiner Führung abends eine weitere Streife los, diesmal in Richtung Blaibach bis hinaus nach Zandt, wo sie mit dem Chamer Streifzug zusammentrafen und erst am 16.12.zur Mittagszeit wieder zuhause waren. Wenigstens den Chamern gelang ein Aufgriff; der wegen Straßenraubs gesuchte Josef Simeth ging ihnen ins Netz.
Auch die Mannschaften der anderen 4 Stationen waren erneut in den ihnen zugewiesenen Ortschaften und Wäldern unterwegs.
Und weiter gings: Am 16. Abends mussten erneut die Kötztinger die bekannten Wege von Beckendorf bis Gotzendorf durchsuchen, bis sie am 17. erschöpft um 2 Uhr Nachmittags wieder in Kötzting eintrafen. Sie hatten " mehrere bisher noch unbekannte Schlupfwinkel des Heigl gefunden und nahmen zu Arndorf mehrere gestohlene Gegenstände ab"
Auf dem Boden der harten Realität im Landgericht Kötzting aufgeschlagen, schrieb Fürst fast resignierend: " Die Kräfte sind aufgezehrt und trotz dieser übergroßen Anstrengung kein günstiges Resultat erzielt."
Seinen eigenen Leuten und dem Landgerichts- und Forstpersonal stellte Fürst jedoch ein sehr gutes Zeugnis aus; vor allem lobte er die letzten beiden, da diese ja "bei Tag seinen übrigen Obligenheiten nachzukommen hatten."
Auch war er gezwungen gewesen, "Landwehr zu requirieren, die sich diesem Dienst bereitwillig unterzog" und kommt am Ende zu eben denselben Schlüssen, die auch bereits vorher als Gründe für das Versagen herangeführt worden waren, das Gelände und noch viel mehr die Bevölkerung des Landgerichts Kötzting.

Die Ursachen für das bisherige Misslingen:

Wahrlich dies ist eine Aufgabe der trotz der Aufopferung alle zur Zeit zu Gebote stehenden Kräfte fast unübersteigbare Hindernisse im Wege stehen, die bei dem höchst ungünstigen Terrainverhältnissen in Verbindung mit der fast unglaublichen Schlechtigkeit der Bevölkerung noch keine Aussicht auf ein baldiges günstiges Resultat gewähren.

Über Tal und Hügel, von Fall zu Fall führt der Weg an die meisten Schlupfwinkel des oft genannten Heigl deren Bewohner, durch die nahe Waldung gedeckt, den Verbrecher mit offenen Armen empfangen.
Die Verstocktheit und Schlechtigkeit der Bevölkerung hat schon so tiefe Wurzeln geschlagen, dass selbst Kinder, wenn sie den Verstand erlangen zu Schlechtigkeit mit bestimmt werden, und selbe als würdige Abkömmlinge ihrer Ahnen hartnäckig leugnen, und so eingeschult sind, dass sie auf keine Weise zu irgendeiner Mitteilung zu bringen sind. Wenn auch einen oder dem anderen Gewissensskrupel kommen, so werden sie teils aus Furcht niedergehalten, teils aber hilft man sich durch eine Wallfahrt Heiligenblut bei Neukirchen, dort erlangt man durch Ablass gemeine Vergebung der Sünde und der Seele, wenn auch noch so schwarz, wird sie im dortigen Brunnen (Heiligenblut) wieder weiß gemacht, so der Volksglaube.

Wenn man Gerüchten Glauben schenken darf, so findet Heigl selbst in frommem Hallen ein sicheres Asyl; er liefert Wild und so ein Böckchen ist dem Herrn Pfarrer ein willkommener Bissen.
Nur dadurch, dass die Gegend beständig beunruhigt ist durch Streifen, visitieren etc. und dadurch, dass die Ablieferung der mit Heigl in Verbindung stehenden Individuen in Arbeitsanstalten, wenn auch nur wegen Dienstlosigkeit, fortgesetzt wird, werden diesem Verbrecher allmählich alle Mittel abgesehen und die Einwohner werden sich wohl hüten, ihn zur beherbergen, da sie keinen Augenblick mehr der Haussuchung sicher sind und sie bei geringsten Verdacht eingezogen würden.
Hiervon dürfte aber gar keine Ausnahme gemacht werden, sondern alles müsste den getroffenen Maßregeln unterworfen werden, denn bei der jüngsten Streife hat man Schlupfwinkel in Besitzungen entdeckt, von deren Besitzen man sich so etwas nicht versehen hätte.

Er schlägt vor eine halbe Kompagnie Soldaten hier zu stationieren und diese Drohung der militärischen Exekution auch wahr werden zu lassen, weil sonst die Ortsvorsteher diese schon oft angedrohte aber nie vollzogene Maßnahme als Schwäche der Behörden auslegen würden.
gez. Fürst Lieutenant.
 

Hauptmann Frays, der Vorgesetzte Fürsts, nimmt den Bericht entgegen und reicht den Inhalt - seine eigenen Formulierungen benutzend - an das Innenministerium weiter, nicht ohne auf Kostenersatz zu drängen für den 11 tägigen Sondereinsatz des Leutnants Fürst, der mit fast 50 Gulden zu Buche schlägt.  


Hauptmann Frays in Kötzting 



Am 21. Dezember schreibt Hauptmann Frays seinen Bericht fürs Ministerium noch aus Landshut und  am 23. Dezember 1852 trifft er bereits selber in Kötzting ein, und lässt sich, ähnlich wie zwei Wochen vorher der Leutnant Fürst, zunächst einmal über alles berichten.
Am Heiligabend 1852 formuliert er das Ergebnis seiner Beratungen und kommt eigentlich auch zu keinem anderen Ergebnis, wie seine Vorgänger und meinte: "Heigl ist zu schlau und vorsichtig um auf solche Art sich zu überliefern. Es ist hier die größte Verschwiegenheit und Vorsicht nötig um zum Ziel zu gelangen; derselbe muss vor allem wieder sicher gemacht werden, es muss ihm die Furcht vor Entdeckung wieder verlassen.  In jüngster Zeit wurde der Heigl in verschiedenen Richtungen gesehen, die einen wollen ihn im Landgericht Regen wieder andere im Landgericht Mitterfels und Viechtach gesehen haben. Nirgends hatte er eine bleibende Stätte, er fliegt von Ort zu Ort wie ein gejagtes Wild, ohne irgendwo einen längeren Aufenthalt zu nehmen..

Für den Abend des 24.12. lässt Hauptmann Frays drei Suchtrupps aus Kötzting, Lam und Arnbruck losmarschieren, zu deren gemeinsamen Treffpunkt er dann selber hinzustoßen möchte.
An Weihnachten 1852, um 2.00 Nachmittags, kam er dann von diesem Zusammentreffen zurück und berichtete, dass in Hohenwarth jedes einzelne Haus und sogar das Schloss des Herrn Schrank durchsucht worden war....... Ergebnis: Nirgends eine Spur vorhanden.

Weiter berichtet er, dass den Gendarmen immer mehr und immer öfter falsche Spuren gelegt würden.
"Diese anhaltenden Streifen, welche die Kräfte der Mannschaft nur aufreiben, aber bisher ohne Resultat waren, scheinen überhaupt hier nicht mehr auszureichen. Durchsucht man auch alle verdächtigen Häuser und Winkel, so ist Heigl gewiss bei einem in gutem Rufe stehenden Bauern zugekehrt, nicht selten wurde er bei einer angenommenen Streife in entgegengesetzter Richtung gesehen, obwohl vorher sichere Nachrichten seinen Aufenthalt in der einmal eingeschlagenen Streifrichtung bezeichnet hatten. Überall hat er Zuträger und Freunde; selbst Kinder geben auf Befragen falsche und befangene Antworten und werden bei derartigem Ausforschen durch das Gebärdenspiel der Älteren beherrscht. Während der in der vorhergehenden Woche vorgenommenen allgemeinen Streife, gleich nach dem Vorfall in Pirka, soll Heigl in Kleinaign als Rosenkranzhändler und in Warzenried und Hinterbuchberg, als Bettler gekleidet, gesehen worden sein. So irrt derselbe von Ort zu Ort, stets durch Waldungen, zeigt sich nur selten auf Straßen und auf kurze Zeit in Häusern"

Nachdem die Streifpatrouillen nichts gebracht hätten, schlüge er nun folgende Maßnahmen vor:

"Es sind nämlich sowohl im Patrouillenbezirk Kötzting wie Lam zum großen Teil jene Wege und Richtungen bekannt, wo Heigl sehr häufig gesehen worden sein soll, doch natürlich zu ganz verschiedenen Zeiten, gewöhnlich aber abends oder in aller frühe. Diese Punkte nun fortgesetzt zu bewachen, dürfte das einfache Spähen und Vigilieren von 2 Mann hinreichend erscheinen. Es werde nun jeden Abend und früh morgen 2 Patrouillen, jede zu 2 Mann nach verschiedenen Richtungen, an einen gewissen Ort im Wald geführt, wo Heigl sehr oft zu den herum liegenden Einzelhöfen herüberwechselt. Diese Punkte werden bewacht und nicht viel verändert. Die Patrouille hat sich wenig zu bewegen, sondern nur zu lauschen und zu spähen, wie auf dem Anstand gegen ein Wild. Jede Bewegung würde dem herannahenden Verbrecher die Nähe von Menschen verraten und zu Vorsicht mahnen. Diese Maßnahme wird natürlich ohne alle Unterbrechung tag täglich fortgesetzt, bis neue Anzeichen, weitere Streifen veranlassen.

Er wirbt um Zustimmung zur Verstärkung der Stationen und dass dies Männer auch Zivilkleidung tragen dürften. Auch das Laden der Gewehre mit Schrot solle erlaubt werden und empfiehlt sich mit seiner Unterschrift..

Unterschrift  Frays Hauptm.



Am Rande des Berichts von Hauptmann Frays, der ebenso wie Leutnant Fürst mit leeren Händen wieder nach Landshut zurückkehren musste - ich möchte nicht wissen, wie die beiden im warmen Büro in Landshut sich über die Bevölkerung im Kötztinger Raum ausgetauscht haben, wenn sie schon in ihren Berichten kein Blatt vor dem Mund genommen hatten - schrieb das Generalkommando die Notiz für seine Antwort:
"Auf den von Hauptmann von Frays erstellten Bericht:
Die gewünschte Beorderung von 7 Gendarmen zur Verstärkung der Brigaden in Kötzting und Viechtach wird bei der Regierung vorgelegt und wohl genehmigt.
Der Wunsch, dass die Mannschaft sich „nunmehr grobem Schrot und nicht einer Kugel bedienen solle, wird genehmigt, aber dies ist nur mit Vorsicht zu gebrauchen, sodass nun wenigstens ein Mann einer Patrouille mit Kugel geladen haben solle, um auch auf große Entfernung wirken zu können.
Lauerposten sind genehmigt.
Es scheint, dass Heigl vorzüglich den obern Teil des Thales des Weißen Regens zum Aufenthalt nimmt, wo ihm die gegen dem Ossa und Lohberger Glashütten-Wald, gegen Bayrisch Eisenstein, den Arber und den Lamer Wald gelegenen Glashütten und forstliche Einzelhöfe sowie den Waldungen und vielen Schluchten sichere Schlupfwinkel bieten können.
Wenn die gefundenen Notizen nichts anderes an die Hand geben, so wird besonders diese Gegend im Auge zu behalten sein.
"

Neben dem Bericht für seine Vorgesetzten verfasste Hauptmann Frays auch Regeln für zukünftige Spähstationen. 
Eindeutig sprach er den vor Ort agierenden Bridagiers Suffa und Schmidt sein Vertrauen aus, legte folgende Verhaltensregeln für die Spähposten fest und auch, auf welche Art Visitationen in Häusern zukünftig vorgenommen werden sollten, um ein ähnliches Fiasko wie in Pirka zu vermeiden..


"Jeden Abend sobald es anfängt zu dämmern wird eine Patrouille von 2 Mann und zwar von den Stationen Kötzting, Viechtach, Lamm, Arnbruck in folgender Weise aufgestellt.
2 Mann von Kötzting stehen in der Richtung zwischen Abdecker und Grafenwiesen
2 Mann von Viechtach zwischen Stockmühle und Wettzell
2 Mann der Station Arnbruck zwischen Stanzen und Eck
2 Mann von Lam zwischen Eschlsaign und Hinterhudlach

Diese Posten werden mitten im Walde, auf dem Fußwegen wo möglich an einem Platze, wo sich mehrere Fußwege kreuzen, aufgestellt und bleiben stehen bis 10 Uhr abends.
Dem andern Tages früh 2 Uhr begibt sich eine andere Patrouille auf denselben Platz und lauert gleichfalls wieder bis zur 7. Oder 8. Stunde des Morgens. In dieser Weise werden jeden Abend und Morgen die Posten ohne irgend eine Unterbrechung aufgestellt und die beiden Brigadierskommandanten werden sich öfters gleichfalls in Begleitung eines Gendarmen von dem richtigen Vollzug dieser Anordnung Überzeugung verschaffen. Zu bemerken habe ich jedoch noch, dass diese Patrouillen nie denselben Weg einschlagen, sondern immer nach verschiedenen Richtungen auf diese Posten abgehen, damit alles Aufsehen vermieden bleibt.

Wird diese Maßregel ununterbrochen fortgesetzt, so kann Heigl nicht entgehen, und wird sicher einmal während seinen Wanderungen durch die Wälder auf einen der aufgestellten Lauschposten stossen. Ich brauche hierbei nicht zu erwähnen, dass diese Schleichpatrouille mit der größten Vorsicht zu Werk gehen hat, der Hahn des Gewehrs bleibt fortwährend gespannt und das Zündhütchen aufgesetzt. Jedes Bewegen und Sprechen ist zu vermeiden. Von drei zu drei Tagen, wenn nicht a0ßerorendtliche Mitteilungen früher eine Streife nötig machen, wird von den 4 oben bezeichneten Stationen nach den Waldungen hin und durch dieselben gestreift und alle auf dem Wege liegenden Einödhöfe und Ortschaften durchsucht.

Ich habe mich selbst überzeugen müssen und der beklagenswerte Vorfall mit dem Brigadier Sommer hat mir einen neuen Beleg hierzu geliefert, dass bei diesen Hausdurchsuchungen mit großer Gleichgültigkeit, wenigstens nicht mit gehöriger Vorsicht zu Werke gegangen wird.
Jedesmal ist der Häusler des durchsucht werdenden Hauses vorauszuschicken und unmittelbar demselben folgt ein Gendarm in Begleitung eines Fanghundes, mit gespanntem Hahn, jeden Augenblick bereit, von seiner Waffe Gebrauch machen zu können.

 
Ganz am Ende des Jahres, am 28.12.1852, greift  Carl von Paur noch ein paar unerledigte Vorgänge auf.
1. Für den im Kötztinger Gefängnis immer noch einsitzenden Michael Raimer möchte er eine bessere - sprich sicherere - Fronfeste finden und korrespondiert mit benachbarten Landgerichten. in Kötzting 

2. Über die Theresa Pritzl von Gotzendorf: .... so wurden alle ergriffenen Verfolgungsmaßregeln auch auf diese Person derselben in der umfassendsten Weise ausgedehnt, wie eine hohe Kreisstelle aus dem Berichte des zur Organisierung der Streifen dahier längere Zeit anwesenden Gendarmerieleutnants Fürst von Deggendorf mittlerweile gnädigst entnommen haben wird. Ihrer speziell in den bisherigen Berichten zu erwähnen, hielt man nicht für nötig, da sie bisher für minder gefährlich gehalten wurde, und sie erst bei der jüngsten stattgefundenen Verletzung des Brigadier Sommer von Viechtach ihre Verwegenheit und hohe Gefährlichkeit an den Tag gelegt hat
.
Hintergrund dieser Verschärfung ist, dass sich mittlerweile herausgestellt hatte, dass Therese Pritzl bei dem Zusammenstoß in Pirka offensichtlich mit vor Ort gewesen war.

3. Desgleichen befinden sich 4 der Verbindung mit Heigl teils überwiesener, teils dringend verdächtiger Individuen da hier in Detention und werden noch geschlossener Instruktion der Akten nach Kloster Ebrach abgesendet vorbehaltlich der Detentionsdauer durch eine hohe Regierung. Das Kloster Ebrach beherbergt auch das Arbeitshaus.

4. Weiter sah man sich veranlasst zu kräftigen Organisierung der Streifen und nachdrucksamen Verstärkung des zur Disposition stehenden Vigilanzpersonals einen dringenden Aufruf zur freiwilligen Teilnahme an diesen Streifen an 9 der beteiligten Gemeinden zu erlassen, zu diesem Behufe die 9 Gemeindevorsteher vor Amt geladen, sie über den Zweck dieser Maßregel zu belehren und sie zur energischen Durchführung der selben aufzufordern.
Wie man sich solch eine Vorladung der Gemeindevorsteher vorzustellen hat, wurde im Film sehr schön dargestellt, es ist eine der schönsten Szenen im Heigl-Film von 1973

Szene aus dem Heigl-Film, als die Ortsvorsteher vorgeladen und instruiert wurden.
v.l. Baumann Hans (Fendl), Stoiber Karl (Roschberger), Bachl Hans (Bgm von Rimbach), Gmeinwieser Franz, Hierstetter Alois - "Meindl Alis" -  aus Walting. Vielen möglicherweise auch als Pfingstreiter in Erinnerung, der die Zügel seines Pferdes an seiner "Eisenhand" befestigt hatte, sein Pferd in Steinbühl auch nicht verließ, sondern die ganze Zeit auf seinem Pferd vor der Nikolauskirche in Steinbühl sitzenblieb. Bauer Karl 

Es blieb nicht ohne Resultat. Von der Gemeindeverwaltung Hohenwarth haben bereits sämtliche aktiven Gemeindemitglieder, 42 an der Zahl, den Sinn für Legalität durch ihr freiwilliges Erbieten zum Streifen durch Unterschrift erklärt, während in der Gemeinde Grafenwiesen 11 ledige Burschen unlängst auf den Michael Heigl aus eigenem Antrieb eine Nacht lauerten. Aus diesem, wie wohl einzeln stehenden, Ereignisse geht hervor, dass die traurige Popularität des Michael Heigl durch schlaues Benehmen und verschiedene künstliche Mittel erworben, beim Landvolk die Wurzeln verliert, sowie die für ihn vorhandenen Sympathien durch die Tag und Nacht fortgesetzten Hausvisitationen, endlich in entscheidender Abneigung gegen ihn übergehen werden.

"Ist aber dieses einmal der Fall, so wird seine Habhaftwerdung wesentlich erleichtert werden, umso mehr, als die wirklich lobenswerte und aufopfernde Tätigkeit des hiesigen Gendarmerie und Forstpersonals sowie des Kaminkehrers Diermayer dahin, der bei jeder Gelegenheit sich an den Streifen beteiligt, und den Heigl bei einer solchen Streife früher schon zwei Schüsse beigebracht hat, nichts Mehr zu wünschen übrig lässt.

Dem hohen Befehle gemäß ist man auch schleunigst mit den böhmischen Bezirkshauptmannschaften und den umliegenden Polizeibehörden unter Mitteilung des Signalements des Michael Heigl ins Benehmen getreten. Seine Individualität ist gegenwärtig umso mehr ausgezeichnet, als nach glaubwürdigen Depositionen mehrerer Zeugen, Heigl eine von der Stirne bis zum Munde sich herabziehende kaum vernarbte Wunde trägt, die er Zweifels ohne bei dem Raub in Irlmühle erhielt – da eine Person dort verwundet wurde, und er sich im Besitz von Gegenständen befand, deren Identität mit den dort Geraubten bereits hergestellt is
t.

Am selben Tag noch bringt Frays einen weiteren schlauen Plan zur Ausführung - er möchte halt nichts unversucht lassen:
Der Unterzeichnete (Hauptmann Frays) benötigte ferner noch einen sehr schlauen, entschlossenen Gendarm, welcher in dieser Gegend gänzlich unbekannt ist und berief den erst vor kurzem nach Eichendorf kommandierten Gendarm Lutz nach Kötzting da dieser Mann in jeder Hinsicht verwendbar und zu der für ihn bestimmten Aufgabe tüchtig erscheint. Derselbe ist nämlich angewiesen, als Jäger gekleidet, die Waldungen zu durchstreifen, die von Heigl öfters besuchten Orte, wovon Hohenwarth der Mittelpunkt ist, zu überwachen, hier Spähe zu halten, ohne Aufsehen oder Verdacht zu erregen und so vielleicht einen ständigen Aufenthalt des Heigl auszumitteln. Diesem ganz verlässlichen Gendarm musste jedoch auch die Erlaubnis erteilt werden, nicht im Gendarmerie Lokal zu übernachten, überhaupt jeden öffentlichen Verkehr mit der Gendarmerie Mannschaft zu vermeiden. Für dessen Unterkunft ist vom Posthalter Schrank zu Kötzting, Besitzer des Schlosses von Hohenwarth, welcher ein sehr braver und gutgesinnter Mann ist, geeignete Vorsorge getroffen.
Gendarm Lutz wird in der Eigenschaft als Holzaufseher und Jäger in Hohenwarth erscheinen und dadurch keinen Verdacht erregen.
Nur durch solch außerordentliche Mittel ist ein Gelingen möglich und Gendarm Lutz scheint dem Unterzeichneten nach allen bisher genommenen Erfahrungen der Mann zu sein, diese Aufgabe zu lösen, da er schon vielfache Beweise an unerschrockenem Mute und seltener Schlauheit gegeben hat. Derselbe wird vom Unterzeichneten mit den genauesten Instruktionen versehen werden.
Die Verstärkungsmannschaften sind eingetroffen.


Nach Silvester lieferte Brigadier Suffa seinen ersten Bericht über den Zustand des verletzten Stefan Sommer ab:
"Der Schuss, welcher dem Brigadier Sommer in Unterleib und im linken Schenkl verwundete, ist bis auf drei Schrottlöcher geheilt. Diese drei Löcher, welch noch offen sind, werden auch bald geheilt sein.
Die Wunde in der rechten Hand wird täglich schöner, jedoch ist selbe noch bedeutend und ist Sommer wegen dieser Wunde noch nicht transportabel. Schmerzen hat er noch ungemein viel und muss ihm durch die Warterin das Essen eingegeben werden"

Hier noch einmal ein Hinweis auf die Teile der Dokumentation, die bereits veröffentlicht sind:
Hier der link auf die bisher veröffentlichten Teile zum Thema Räuber Heigl.


Wird fortgesetzt