Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.
Alte Hausnummer 41beim Fischer Peter
Auszug aus der Uraufnahme des Marktes Kötzting von 1811 Teil der Karte vom Vermessungsamt Cham |
Nun bereits im zweiten Sommer erkennt man beim genauen Hinschauen, dass das fahlgraue und, von der Fassade her, schmucklose Haus in der Marktstraße nicht mehr bewohnbar ist und nur noch auf den Abriss wartet.
Trotz seines einfachen Erscheinens ist es doch ein Gebäude, dessen Besitzer in der Vergangenheit zu den Marktlehnern gehörte, zur Kötztinger Oberschicht also. Siehe Einleitung zur Kötztinger Häuserchronik (hier kann die Entstehung Kötztings nachgelesen werden)
Wir wissen seit vielen Jahren, dass die Grundstruktur Kötztings, also die Anzahl und Lage der Häuser in der Marktstraße und den wenigen Seitengassen bereits seit dem Mittelalter gleichgeblieben war,
auch wenn wir die Hausbesitzer aus den einschlägigen Listen vom 15. und 16. Jahrhundert nicht eindeutig einzelnen Häusern zuordnen können.
Einschub Adam Tirrigl
In einem Geburtseintrag eines der Kinder Türrigl Adams - des Probstrichter - ist der Zusatz VOM RIEGELSTEIN angegeben. Damit ist die Verbindung zu dem Adelsgeschlecht der Türrigl vom Riegelstein nachgewiesen. Über diese Familie und vor Allem über einen späteren berühmten Nachkommen Johann Kaspar Thuerrigel, gibt es eine Reihe von Darstellungen und Veröffentlichungen.
Für die weitere Entwicklung Kötztings spielten die beiden Türrigls eine wichtige Rolle. Das historische Kötzting litt seit jeher unter einem großen Grundstücksmangel. So gut wie Alle Marktlehner hatten neben ihrem Handwerksgewerbe und ihren - wie groß auch immer - Gasthäusern natürlich auch noch einen landwirtschaftlichen Betrieb. Für die vielen Tiere, nicht zu vergessen das lebende Schlachtvieh der 5-6 Metzger, fehlte die ausreichende Menge an Wiesen und Feldern. Die Weide auf dem Galgenberg - dem heutigen Ludwigsberg - war hoffnungslos abgeweidet und glich eher einer Heidelandschaft als einer üppigen Wiese. Zwischen dem Kloster Rott, dem damaligen Hofmarksherren von Grub, und dem Marktmagistrat gelang es in langen Verhandlungen sich auf einen Verkauf des Strohhofes an den Markt Kötzting zu einigen. Bis hinein ins beginnende 19. Jahrhundert war der Markt Kötzting Besitzer des Strohhofgebäudes, welches er an zwei Parteien vermietete. Die Strohhofgründe - Wiesen und Felder - wurden nun gleichmäßig an alle Kötztinger Marktlehner und Söldner verteilt. Diese neuen Gründe wurden nicht dem einzelnen Besitz zugeschrieben sondern wurden über alle die folgenden Jahrhunderte als Gruber Grundstücke in den Verträgen weitergeschrieben. Der historische Strohhof ist heutzutage die Gärtnerei in Grub
Einschub Ende
Doch zurück zum Kötztinger Anwesen des Adam Türrigls, bei der Schuldverschreibung vom 11.11.1651 beleihen sie ihre im Markt zwischen Herrn Johann Pillich und Herrn Hans Schreiners am Platz liegende Prandtstatt. Das Geld für diese Hypothek erhält er aus der Vormundschaft von Eva Bauer, der Tochter des verstorbenen Kötztinger Lebzelters Jobst Bauer.
Mit dieser "Ortsbeschreibung": das Haus liegt zwischen den Häusern von A. und B. ist zuerst nur eine vorläufige Lagebeschreibung möglich. Wenn man allerdings die gebundenen Briefprotokolle, also die gebundenen einzelnen Urkunden der Hausverkäufe, Schuldverschreibungen und ähnlichem systematisch auswertet, dann steht in manchen dieser "Ortsbeschreibungen" manchmal auch ein Nachbar bzw. ein Nachbargebäude, das man kennt und schon ist die Abfolge wie hier: Schreiner - Türrigl - Pillich - Türanck - Rathaus aufgelöst und die Zuordnung auf das Haus mit der späteren Hausnummer 41 ist möglich.
Doch zuerst einmal zum Häuserregister des Kötztinger Probstrichters Adam Türrigl vom Riglstein - (Hauptstaatsarchiv München Landshuter Abgabe Kloster Rott B2 von 1650). Dieses Grundbuch ist nur ein Fragment, während die ersten 25-30 Marktlehen - immer der bekannten Abfolge vom oberen Markt hinunter bis zum Rathaus usw. folgend - noch sehr ausführlich und genau beschrieben werden, fallen bei der "benötigten" Hausnummer 41 bereits auf, dass einige Lücken, vor Allem bei Größenangaben und Nachbarnamen, bewusst gesetzt wurden, um nachträglich die genauen Werte einzusetzen. Ab dem Gschwandhof (Nr. 91) sind es dann nur noch die bloßen Hausbesitzernamen.;
Bei den Grundstücken für Kötztings Hausnummer 3 (heutzutage das Hotel Amberger Hof) fällt bei der Beschreibung der Grundstücke eine besondere Bezeichnung auf, wie bei den Häusern selbst wurden auch bei den Feldern und Gärten deren Lage durch die angrenzenden Nachbargrundstücke definiert:
Interessant bei den nun folgenden Haus und Grundstücksbeschreibungen sind die vielen Ortsbezeichnungen - heutzutage noch bekannte oder gänzlich verschwundene - Mer gegen dem Siechhaus ain Agger mit Pifang so mit Gersten angepaut, zwischen Andreen Östereichers und Michaeln Schirlitz Agger ligt, mit einem Orth auf Herrn Billichs Pfarrers in der Lamb und auf Adamen Türrigls Yettinger Aggers und mit dem andern Orth auf die Straßen welche von hir auf Camb gehet.
Wolf Christoph Yettinger
Bei der Beschreibung des Anwesens seines Oberliegers, des Hans Schreiner, wird Türrigls Haus dann sogar noch besser beschrieben, als einen Eintrag später als es um sein Haus selber ging.
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B1 Beschreibung des Hauses von Hans Schreiner |
Hannß Schreiner burger des Raths und Peckh hat ain Behausung sambt dessen Zuegehörung, aufm Plaz, zwischen Anna, weillendt Hannsen Zaglmanns gewesten Marktschreibers alhir seel: und Adamen Türrigls Yedtinger Haus oder Prandtstatt darzue gehört ain halbs Markhtlehen, mit nachvolgenten Grundt und Poden"
Nun gilt es also zuerst herauszufinden welcher Yettinger und wer möglicherweise vor ihm das Anwesen besessen haben könnte. Dabei braucht man auch gar nicht an die Kötztinger Bürgersfamilien zu denken, , denn die Yettinger waren eine adelige Familie aus Chamereck, deren Mitglieder immer wieder in unserem Raum die verschiedensten Funktionen beim Staat übernommen hatten..
Bayerische Behörden und Beamte 1550-1804 von Georg Ferchl |
HStA München Kloster Literalien KL Rott 10 von 1620 |
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott R1 von 1638 Christoph Yettingers Erben vom halben Lehen |
Adam Türrigl und Margaretha
Doch nun zum Anwesen selber, welches zwar noch als "Brandstätte" tituliert wurde, dessen Pertinenzgrundstücken, den Grundstücken also, die nicht vom Anwesen weg verkauft werden durften, jedoch im Markt Kötzting mit seinen notorisch zu kleinen landwirtschaftlichen Flächen trotzdem einen enormen Wert darstellten.
Adam Tirrigl hat ein Haus
welches noch nit erpauth, so
zwischen Hansen Schreiner
burger des Raths und
Herrn Johann Billichs Pfarr=
ers in der Lamb Heusern
am Plaz ligt, darzue ge=
hört ain halbs Marckhtlehen
mit nachfolgenten grundt
und Poden
Velder
Erstlichen ainen Agger hünder
dem Obernfreudthof mit
XX Pifang, zwischen Herrn Johann Pillichs Pfarrers
in der Lamb und Herrns
Hanns Raidten, des Innern
Raths und Cammerers Ägger
ligt, mit ainem Orth auf
Feudthof, und mit dem
andern orth auf (Lücke)
Agger stosset so
mit Wüntterkhorn ange=
pauth
Mer ain Agger gegen Gestorf
mit xx Pifang, zwischen Hern Georgen Tenscherzen des Innern Raths und
(Lücke) Äggern ligt
mit einem Orth auf Zelten=
dorffer Fartweg und
mit dem andern orth auf
(Lücke) Agger stoßt
ist mit Habern angepaut
Mer ain Agger gegen Grueb
ein Stainpruch
mit xx Pifang so neben Georgen Lärnpecher Müllers
und burgers alhir an der
Wißmüll, dann Adamen Türrigls Marckhtschreibers
auch Herrn Georgen Löfflers des Eissern Raths und
Sigmundten Raithen Zwerch
Äcklher, welche auf diesen stossen
und neben (Lücke)
Äggern ligt, mit einem Orth
auf die Anwandten beim Keidischpach und mit dem anderen Orth auf die Grueb=
er Straß stosst, ist mit Winterlhorn angepauth
Gartten
Ain Gartten mit 4 Pifang und 3 Trümmer zwischen
(Lücke) und
(Lücke) Gärten
ligt mit einem Orth auf
und mit dem andern Orth
auf (Lücke) Gärtten stosst
Wißmath
Ain Wißen zwischen Herrn Hansen Schreiners und
Herrn Thoman Rothauers
Churfrtl Gerichtsschreibers
wißen, mit ainem Orth auf Andreen Weissen Mez=
gers Gartten und mit dem Andern Orth auf dem Tämpach stosst
Ebenfalls im Jahre 1651 finden sich die beiden "Adam Türrigl", einerseits der Probsteiverwalter - verheiratet mit Maria - und andererseits "Adam Türrigl der Jünger" bei einem Kauf untereinander. Es geht um einen Hofanteil in Grub. Es ist der später so genannte "Gruberhof", den der Markt, nach langwierigen Verhandlungen mit dem Kloster Rott ankaufen wird und anschließend dessen umfangreiche Äcker und Wiesen parzelliert an alle Kötztinger Bürger verteilen wird.
PfA Kötzting Band 1 Status animarum der Kernfamilie Türrigl (des Probstrichters) mit dessen zweiter Frau Maria. |
Von Adam Türrigl, dem Sohn, finden sich später aber dann nur Einträge, die als seinen Wohnort Grub benennen. Nachdem die Familie Türrigl bereits mehrfach Immobilien und Kapital untereinander ausgetauscht hatten muss es im Zeitraum zwischen 1652 und 1661 zu einem Verkauf gekommen sein.
Möglicherweise hatte er auch seine Schuldzinsen nicht bedient musste deshalb den potentiellen Bauplatz abgeben.
Adam Türrigl und Maria
Als Adam Türrigl, der Probstrichter, im Jahre 1661 stirbt, findet sich in seinem Inventarium, also der Auflistung seiner Besitztümer, an dritter Stelle - er selber wohnte im Haus neben der St. Veitskirche, heutzutage Eisdiele DOLCE VITA - die Yettingerische Prandtstatt zwischen Billich und Schreiners Häusern gelegen.Leider gibt es in der Überlieferung der Kötztinger Hausverkäufe eine große Lücke. Band 1 deckt die Jahre 1651-1653 ab, Band 2 beginnt dann erst wieder im Jahre 1700.
Es gibt jedoch immer wieder einzelne Bürger- und Steuerlisten, die in Listenform häufig die Aufeinanderfolge der Häuser in der Wirklichkeit abbilden.
Hans Raab
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott R2 von 1670 |
Georg Hofbauer 17 kr 1 dn -Hausnummer 40 -
Hanns Rab 17 kr 1 dn - Hausnummer 41
Georg Billich 17 kr 1 dn
Zwei Jahre später erkennt am in der nächsten Steuerliste den Wechsel:
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott R3 von 1672 |
Nun steht zwischen Georg Hofbauer und Georg Billich plötzlich der Schneider Hans Hofman.
Hans Hofmann und Maria Lucia Türrigl
1672 haben wir also den Schneider Hans Hoffmann auf dem Haus in der heutigen Marktstraße und wir wissen, dass um die Jahrhundertwende, gesichert bereits um 1688, Michael Hofmann der Besitzer des Anwesens war.
Am 27.7.1667 hatte der Kötztinger Schneider Johannes Hofmann - Sohne des Paulus - Maria Lucia, die Tochter des Kötztinger Bräugegenschreibers (auch diesen Posten hatte er zwischendurch) Adam Türrigl und seiner Frau Maria geheiratet.
PfA Kötzting Band 1 Seite 228 Heiratseintrag des "Johannes Hofmann und der Maria Lucia Tyriglin" |
Dies KÖNNTE bedeuten, dass Hans Raab in der Zwischenzeit nur das Anwesen gepachtet hatte, allerdings mit der Auflage alle fälligen Abgaben und Steuern zu begleichen.
StA Kötzting Marktrechnung von 1674 Seite 9 "Bezichtigte Zauberey |
PfA Kötzting Deckblatt der Kirchenrechnung von 1674 mit den Kirchenpröbsten Andreas Pachmayr und Hans Hofmann. |
Im Jahr drauf durfte er sich das Kötztinger (Markt-) Gefängnis für einen halben Tag von innen anschauen, weil er "die Magdalena Goettlinger, die auf seiner Wiese grasen lies, mit Straichen ueberfahren und sein selbst Richter gewesen"
PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1676 Schuldverschreibung über 50 Gulden |
Hans Hofmann kommt nicht aus den "Schlagzeilen heraus, diesmal hat er Ärger mit dem Abrosius Tyranckh, was ihm eine Strafe von 1 Pfund Pfennigen einbrachte.
Er hatte " sich unterstanden Ambrossen Tueranken, auch Buerger und Cramer, in seiner Behausung dergestalt im Unwillen einer Mauer halb haimbzesuchen ,das er deme nach wenig worttwexln zu Harr gefallen,, weillen dan hierueber des Tuerankhen Stiefvater Hans Greymueth zuegelauffen und ihm, Hofmann, hinderrucks mit ausgebenen Streichen also bey den Harren genommen das derselbe ihme Greymuethen in Zorn auch ainen rdo Schelmb und Hundsfott tituliert."
StA Kötzting Marktrechnung von 1676 Seite 10 |
"Einnamb an Straffen und Wändeln
Hannß Hofmann burgr und Schneider al, hat in bezechter Weis mit ainem Handwerch ainen Zanckhhandl angefange, und mit redo hundsfott und Schölbmen beschentung zuegeworffen.... 1 Pfund Pfennige = 1 Gulden 8xr 4 H.
Seine größte Strafe bekam er vom Magistrat verpasst, als er in einer Streitsache gegen den Ratsbürger Andreas Lobendanz sein recht nicht vor dem Magistrat, sondern gleich beim Landrichter suchte. Dieses respektlose Übergehen des Magistrats kostete ihn fast 2 1/2 Gulden. (kann man fast mit 500 Euro heutzutage gleichsetzen.)
Balthasar Wachter und Katharina
GL_Fasz_1829_62_0016 Kirchentracht von 1688 |
Auch hier stimmt wieder die Aufeinanderfolge der jeweiligen Nachbarsbesitzer.
Kurz zuvor, am 26.6.1684 finden wir die Hochzeit des Witwers Michael Hofmann mit seiner Tochter Anna.
Hofmann Michael und Anna Wachter
Damit wäre er ein enger Verwandter des obigen Schneiders Hans Hofmann, der über seinen Vater ebenfalls von der Grubermühle abstammt.
Gleich mit Beginn dieser Reihe - ab 1700 - verkauft er seinen "Ziegelgarten bei des Marktmüllers Wiese". Ein Detail dieses Vertrags ist typisch für die damals herrschende hierarchische Gliederung Kötztings. Der Verkauf des Gartens geht an einen Bräupfannenknecht Wolf Kurz aus Kötzting. Dieser war zwar Bürger in Kötzting, aber eben kein Marktlehner und sollte ein Solcher -fristgerecht - Einspruch gegen diesen Verkauf erheben, so müsste dieser sofort rückgängig gemacht, und der Garten dann - allerdings zum gleichen Preis - an diesen Marktlehner verkauft werden.
In einer Schuldeinschreibung aus dem Jahre 1701 widerlegt das Ehepaar ihr Marktlehen gegen eine eingestandene Schuld von 100 Gulden die durch eine Lieferung von Fluderbäumen durch Greil Thomas aus Gotzendorf entstanden war. Ich habe weiter oben bereits die Vermutung geäußert, dass der, bei seiner Bürgeraufnahme im Jahre 1683 als Müller von grub bezeichnete Michael Hofmann, mit unserem gesuchten identisch ist. Dazu würde dieser Holzhandel mit Fluderbäumen auch gut passen, zu dem er sich Geld leihen wollte. .
Staatsarchiv Landshut Briefprotokolle Kötzting P 2 vom 5.2.1701 Schuldverschreibung über 100 fl für verkaufte Fluderbäume von Thomas Greill aus Gotzendorf |
Für den August 1803 gibt es in den Kötztinger Pfarrmatrikel einige Todesfälle, bei denen nur ganz kurz vermerkt ist, dass die Männer durch Husaren getötet wurden. Darunter ist auch ein Bürger Michael Hoffmann. Nun war der Name "Michael Hoffmann" in Kötzting damals mehrfach vorhanden ABER er war Bürger UND bereits in den nächsten Beurkundungen in den Briefprotokollen, die sein Haus betreffen, also 1705, wird unser Michael Hoffmann als bereits verstorben bezeichnet.
Vieles deutete bereits in der Vergangenheit drauf hin, dass das Hoffmannsche Ehepaar verschuldet war, nun, nach seinem Ableben und nach Durchführung der Formalien wie der Erbverteilung und Ermittlung der Erben - die sich auch auf dreimaliges Auffordern nicht vor dem Magistrat gemeldet hatten - handelte der Markt Kötzting, um Schlimmeres zu verhindern.
Mathias Dengscherz, ehemaliger "churbayerischer Proviantbäcker", konnte 1705 für 15 Gulden das Haus auf zwei Jahre pachten, musste allerdings der Witwe - ohne Entgeld - das obere Seitenstüberl überlassen.
St. Sebastiani Bruderschaft
Bereits Tags darauf verpachtete die Bruderschaft das Haus mit der "praunen Pierschenk Gerechtigkeit" an den Inwohner und bürgerlichen Beisitzer Hans Georg Pachmayr, wiederum um 15 fl auf 1 Jahr. Die Witwe Anna durfte weiter bis St. Jakob desselben Jahres im Hause verbleiben, dann allerdings solle sie sich "außer Haus begeben".
Das Ganze scheint für die Bruderschaft ein gutes Geschäft gewesen zu sein, dann schon im Jahre drauf, also 1709 fand sich endlich ein Käufer für das Anwesen. Der frühere gräflich Nothhafftische Hofmarksverwalter von Eisenstein Johann Siegmund Schlögner kaufte um 575 Gulden die Michael Hoffmannsche Bürger- und Marktlehensbehausung cum pertinentiis - also mit allen zum Anwesen fest gehörenden Grundstücken - zwischen Hans Georg Schwarzen und Adamen Türanckhens Häusern liegend. Die 300fl Schulden bei der St. Sebastiani Bruderschaft wurden dabei gleich mitprotokolliert. Für weitere 8 Gulden erwirbt Sigmund Schlögner gleich noch das Kötztinger Bürgerrecht und taucht dann auch prompt in den Pfleggerichtsrechnungen auf.
Johann Siegmund Schlögner
Da er aber seine Anschuldigungen nicht beweisen konnte, musste er wegen Verleumdung der Frau seine Strafe zahlen.
Es sind unruhige Zeiten in Kötzting, Kriegszeiten, Johann Sigmund Schlögner, ein Sproß der Kötztinger Wundarzt Familie Schlögner, nun wieder Nothafftischer Verwalter in Eisenstein UND Bürger in Kötzting verstifftet sein Anwesen an den Bürger Christoph Wieser für drei Jahre, allerdings mit dem Zusatz, dass er Wiser noch dazu die anfahlende Steuern nebst Einquarthierungen in Durchmärschen mit den dach und Fach zu tragen hätte und davon dem Herrn Verstifter nichts abzurechnen haben solle.
Nach Ablauf der Pachtzeit nun bekommt das Anwesen einen neuen Besitzer, Johann Siegmund Schlögner nennt sich nun "kayserlicher Graeniz Zohleinnehmber", also kaiserlicher Zöllner, und verkauft das Marktlehen am 24.7.1718 an Wolf Billich aus Kötzting um 570 fl. - ein gutes Geschäft hat er also damit im Gegensatz zur Bruderschaft nicht gemacht -
Er verkauft das Haus ausdrücklich mit allem Hausrat, als Piervässer, Poding, Schrägen, böthstädt und alte disch.
Wolf Billich
In den Jahren 1727 bis 1736 findet sich Andreas Billich auf dem Anwesen gelegen zwischen dem Küfner Dirnberger (Hanr 40) und Hans Georg Schwarz (Hanr 42). (s.o.)
Mitverkauft wurde mit allen Pertinenzien auch der "Voglischen Teil in 6 Äckhern und 1 Wiese"
Mit demselben Tag quittierten die Käufer ihrer Schwägerin - Anna Maria Lischentin, einer Krämergattin zwei Häuser weiter, die Summe von 342 Gulden, die der Barbara Billich als Heiratsgut noch zustanden.
StA Kötzting Spitalrechnung von 1721 |
Zwei Jahre später brauchen sie erneut 40 Gulden, diesmal leihen sie sich die Summe von der St. Sebastiani Bruderschaft. 1737 versetzt das Paar ihren Pertinenzacker (gehört untrennbar fest zum Anwesen), "vor dem obern Tor nebst dem Züsstler Ander und Hans Adamen Greil entlegen", an den Bäcker Hans Georg Dreger und drei Jahre später, im April 1740, verkaufen sie dann sogar einen " Planckhengarten teils ein Acker und teils eine Wiese" um 200 Gulden an den Marktmüller Stephan Irlbacher.
Johann Ferdinand Mayr und Catharina Obermayer
Nun wirds es kurzfristig sehr kompliziert:
Am 11.4.1740 heiratete der Zandter Hofmarksadministrator Johann Ferdinand Mayr mit Erlaubnis des Consistoriums in Regensburg - warum auch immer, vlt war sie zu jung oder waren die Verwandtschaftsbande zu eng, es wird kein Grund angegeben - die Wirtstochter Anna Katharina aus Haselbach.
Pfarrarchiv Kötzting Matrikel 14 Fiche 375 Seite 96 |
Die Trauzeugen sind ebenfalls außergewöhnlich, der Janitor, also der eine war Pförtner beim bischöflichen Ordinariat und auch der zweite, Mario Westermayr wird als Nuntio, als Bote des Consistoriums bezeichnet. Die Trauung vorgenommen hatte ein Franziskaner Pater von St. Ullrich, also der Dompfarrei in Regensburg deren Betreuung die Franziskaner seit 1602 übertragen bekommen hatten. Hoher Besuch also in Kötzting und ein Geheimnis, das es noch zu lösen gilt.
Im November 1740 wird ein Heiratsvertrag zwischen den Beiden protokolliert, die Braut bringt 1500 fl (!) als Heiratsgut mit. Allerdings muss Johann Ferdinand diverse Schulden begleichen, bzw. durch Schuldverschreibungen anerkennen, so zum Beispiel 300 fl von seinem Bruder Johann Georg Mayr einem Doktor der Philosophie und Medizin.
Mit der Kaufsumme hatte sich Andreas Billich im Januar 1741 um 610 Gulden ein, fast gegenüberliegendes, Marktlehen vom überschuldeten Metzger Jakob Räbel gekauft. (alte Hausnummer 128). Dies ist deswegen interessant, weil es in der Folgezeit zu einer Schlägerei zwischen den beiden Männern kommen wird, die Andres Billich ein Auge kostete und die daher auch vor dem Landrichter verhandelt werden musste. Ferdinand Mayr allerdings hatte zu diesem Zeitpunkt bereits erneut sein Haus gewechselt.
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StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfleggerichtsrechnung von 1746 |
"Von Ferdinand Mayr landschaftlicher Aufschläger alhier wurde sich unternommen, Andreen Pillich burgern derohrten in der Mackschen Behausung nit nur das Pier aus einem Glas in das Angesicht zu schütten, sondern noch anzue das Glas mit einem solchen Gewalt in ermeltes Angesicht nachzuwerffen, daß dem Pillich andurch das Lünckhe Aug würcklich zu Grundt gericht "
6 Gulden 30 Kreuzer erhielt Pillich als "Satisfaktion", 4 Gulden als Verdienstausfall und zusätzlich 3 1/2 Gulden musste Mayr als Strafe an das Gericht bezahlen.
Um die ganze Angelegenheit nicht zu einfach zu machen, kommt es nun zu einem Häusertausch:
Der Aufschläger Johann Ferdinand Mayr (Hausnummer 41) und sein Schwager Johann Georg Druckmüller (Hausnummer 140) vertauschen am 1.5.1741 einfach ihre beiden Marktlehen, wobei Mayr alle Schulden der beiden Anwesen auf sich nehmen will und zusätzlich die freie Herberge seiner Mutter im ehemaligen Druckmüller Anwesen mit übernimmt. Mayr hat offensichtlich genügend Kapital um sich ein größeres Anwesen leisten zu können und zusätzlich auch noch die Schulden mit zu übernehmen.
Johann Georg Druckmüller und Anna Maria Mayr
Druckmüller Johann Georg jedenfalls wird Prokurator beim Landgericht und taucht ab 1745 als Besitzer des Voglhofes (alte Hausnummer 8), eines der großen Kötztinger Anwesen im oberen Markt auf.
Johann Haselbeck und Maria
ABER, am 18.2.1746 wird der nächste Weiterverkauf des Anwesens protokolliert und dabei ist auch das Ankaufsdatum vermerkt. Der Wirt Jakob Haselbeck und seine Frau Maria aus Heitzelsberg verkaufen das Haus, welches sie selber am 3.3.1744 von Johann Georg Druckmüller gekauft hatten, an den Schuhmacher Johann Georg Silberbauer und seine Frau Eva.
Hans Georg Silberbauer und Eva
StA Landshut Pfleggericht Kötzting P45 Vor dem Landrichter klagen der Magistrat und der Marktschreier Schreyer gegen Qualbert Löcker und JG Silberbauer. |
Die Strafen |
Der Fludermeister Qualbert Löckher, der Besitzer der "Hirnerin" konnte mit vielen Zeugenaussagen belegen, dass er und seine Vorbesitzer bereits seit Menschengedenken das Wildwasser der Fleischgasse zur Bewässerung seiner Wiese benutzten.
Stadtarchiv Bad Kötzting AA VI 32 |
Der Zeuge Wurmb bestätigte, dass Lecker, als Besitzer der Hirnnerin - und dessen Vorbesitzer - schon immer das Wildwasser zur Wässerung benutzt hatten, weil, so lange er denken konnte und es auch sein Vater bereits so beschrieben hatte, bei heftigem Gewitter vor dem Haus ein Baum eingelegt wurde um die Gred zu schützen.
Silberbauer, der den alten "Märklgarten" gekauft hatte forderte nun einen Anteil am Wildwasser und beruft sich dabei auf seinen Kaufvertrag, indem ein solches eingetragen worden war.
Nr 2: zweyte Wassereinleitung
Nr. 3: gewestes Weyerl
Nr. 4: Graben des Wilden Wassers für die Gegentheil (die gegnerische Partei hier Löckher)
Nr. 5 Brust (sprich Brustwehr, Barriere, Wall)
Nr. 6 Baumb (Sicherung der Gred des Adam Wurmb)
Nr. 7 die Wiese die Hrinnerin
Nr. 8 Anwesen Pirzer (nun Pfeffer Walter)
Nr. 9 Anwesen Corherr (Nun Schuhhauer Mühlbauer-Liebl)
Nr. 10 Anwesen Silberbauer
Nr. 11 Anwesen Greil (Nun Heigl)
Nr. 12 Welisch (=italienischer Krämer, nun Voithenleithnerhaus
Nr. 13 Gartenstreifen
Nr. 14 Marktgasse vom Blaz
Nro 3 zeiget an, das von unfürdenklichen Jahren das Wilde=Wasser aufgefangen und sodann dem Garten ausgeteilt worden
Nro 5 haben die Gegentheil zu Abscheidung dess Wassers in der STrassen eine Brust aufgeworfen
Nro 6 ist der Gredpaumb umb 10 Schuech länger als sonsten gelegt worden, damit das Wasser bey der 2. Wassereinleitung seinen Rinnsaal nicht nehmen kann
von Nris 8 Besitzer haben die Gegentheil alles Wild=Wasser zu geniessen
Nro 13 seint 4 Gärtten nebeneinander
Nr 14 Markhtgassen von Blaz
Stadtarchiv Kötzting AA VI 32 Beginner Zeugenaussage des Adam Wurmb |
Detail der Zeugenaussage |
keinen andern last haben sye nit zuertragen als was Gezeugenfiehrer der articulant einen Paumb bey den Wurmb ietz aber Denkscherz häusl einlegen ,mues, mitls welchen Paulb die diesortige Grödt schadlos halten miessen
Das Landgericht und Silberbauer Hans Georg sehen sich öfter in den Jahren ab 1750
1750: Pachmayr Hans Georg gegen HG Silberbauer wegen "ein Naigl Pier ins Gesicht schütten"
1750: HG Silberbauer gegen Karl Reinmhold wegen "Haar raufen und Faust Streichen"
1751: Christoph Präntl gegen HG Silberbauer wegen öffentlicher "Sauschwanz" Betitelung.
Aber weiter mit den Hausbesitzern:
Josef Silberbauer und Anna Maria Pongratz
Es kommt zu einem ganz normalen Hausübergabe, der Vater Johann Georg Silberbauer übergibt das Marktlehen an den Sohn Joseph im Jahre 1772 zum Preis von 2000 Gulden. Beim Haus heißt es nun es liege zwischen den Häusern des Johann Korherr und der Witwe des Josef Hager. An diesem, dem unteren, Nachbarhaus ist heutzutage eine Erinnerungstafel an die beiden Kötztinger Bildschnitzer und Künstler der Familie Hager angebracht. 4 Jahre später heiratet Josef seine Frau Anna Maria, einer geborenen Pongratz aus Madersdorf. Sie bringt ihm 400 Gulden an Heiratsgut mit in die Ehe.
HaStA München Landshuter Abgabe KL Rott B5 von 1777-1800 |
StA Landshut Rentamt Kötzting B 27 |
Aus diesem "Urkataster" wird dann auch deutlich, welche Mange an Grundstücken Johann Georg Silberbauer, der Vater im Laufe seiner Zeit hatte erwerben können.
PN 882 Der Galgenbergacker
PN 884 Noch ein Galgenbergacker
PN 688 der Hengacker
PN 584 das Krautackerl
PN1005 das Ackerl hinterm Freudhof
PN 334 das Ackerl in der Zeltendorfer Gasse
PN 560 der Wisinger Acker
PN1074 die zweimahdige Fischergartenwiese
PN 1082 die zweimahdige Auwiese
PN 868 Gemeindetheil am Galgenberg
PN 753 und 717 Acker und Wiese vom Strohhof bei Grub"
Das Krautackerl, ein längliches Gartenstück stieß im rechten Winkel an den Gruberbach]praktisch zum Bewässern], ungefähr and er Stelle, an der die Lehmgasse in die Pfingstreiterstraße einbiegt, also nahe beim Pfingstreiterkreisverkehr.
Silberbauer Jakob und Röhrl Anna Maria
besitzt Jakob Silberbauer und gehören hierzu ein Stall und Stadel, welch letztere Gebäude zur Landwirtschaft verwendet werden.
Die Hälfte des Wohnhauses hat der k. Assessor Titl Fritz in Miete wofür derselbe jährlich 60 Gulden Miethzins bezahlt. Unterzeichnet
Hz (=Handzeichen, da sie nicht schreiben konnte) + der A.M. Silberbauer
Aus dem Jahre 1840 kennen wir einen Streit des JS mit dem Kommunalbraumeister. (AA VIII/12 Nr. 277)
Beim richtigen Mieterkataster, angelegt 1842, zeichnet dann nur noch Jakob Silberbauer verantwortlich.
StA Landshut Grundsteuerkataster 5045 8-23-9 Mieterkataster |
unter der Erde 1 Keller
I: 1 Wohnzimmer und 1 Kammer dann der Hausboden unterm Dach.
Unterschrift Silberbauer
II 2 Wohnzimmer, 1 Kochzimmer und 1 Küche
Nebengebäude
II 1 Bodenkammer
Unterschrift Fritz Landgerichtsassessor
Jakob Silberbauer Eigenthümer
Eine Scheuer mit Dreschtenne un darunter befindlichen Bierkeller
Unterschrift Silberbauer
Das Deichselrecht bedeutete, dass bei einem untergestellten Wagen der Besitzer die lange auskragende Deichsel dem Nachbarn auf sein Grundstück hineinragen lassen darf.
Seine Pfingstbraut, Peppi Windorfer, stammte gleich aus der Nachbarschaft. |
Silberbauer Joseph und Schwimmer Anna Maria
Am 2.11.1857 dann der Übergang auf Silberbauer Joseph. Im selben Monat wurde er als Bürger aufgenommen und erhielt er die Heiratserlaubnis.
Staatsarchiv Landshut Rep 166N-12 Nr. Schachtel 1 von 1871 Silberbauer Abschluss der Testamentsurschrift mit dem Handzeichen des Anna Maria Silberbauer |
Im Staatsarchiv Landshut gibt es einen Riesenbestand an Verlassenschaftsakten des Landgerichts Kötzting seit den 1850er Jahren.
Unter der Signatur: Rep 166N-12 Schachtel 20 Nr. 106 Silberbauer Wolfgang von Kötzting von 1876 findet sich ein Testament des Brauknechts Wolfgang Silberbauer und in diesem Akt auch ein kompletter originaler Verkaufsbrief des Anwesens von Jakob auf Joseph Silberbauer mit all den Details, die damals üblich waren.
An Grundstücken sind aufgeführt: 53 Tw zum Rentamt zinsbare Grundstücke, die, eingangs angesprochenen, Strohhofgründe mit 26 Tw, welche zur Marktkammer Kötzting zinsbar sind. 13 Tw Watzelhofgrundstücke sind ao. 1804 ebenfalls zu dem Anwesen hinzuersteigert worden. All das zusammen mit den gesamten Futtervorräten und Zugehör übergeben sie an den Sohn Joseph zum unbeschränkten Eigentum.
Titelblatt des Übergabevertrages |
Sie bedingen sich einen Zehrpfennig von 1150 fl aus, welcher allerdings, wenn die Eltern es so wollen, bei einer zukünftigen Hochzeit in Jahresteilsummen von 100 Gulden zu zahlen wären. Die oberen zwei Zimmer im zweiten Stock bleiben den Eltern als lebenslange Herberge, welche der Sohn aber in wohnbarem Zustand erhalten müsse. Die Einkünfte an Getreide sind ebenso genau geregelt, wie die Vereinbarung, dass von Ostern bis Allerheiligen täglich 2 Maß Milch abzugeben wären, von Allerheiligen bis Ostern dann nur 1 Maß Milch.
Von jedem großen Sud Bier (das der neue Besitzer nun im Kommunbrauhaus brauen ließe) bekommen die Austrägler 2 Eimer und von jedem kleinen Sud dann eben nur 1 Eimer Bier, wobei "Eimer" hier ein genaues Hohlmaß darstellte. 1 Eimer wird mit 64-66 Liter in der Literatur angegeben. Von jedem Sud müssen auch 2 Maß Brandwein abgeliefert werden.
(Die Altenteiler konnten sich damit kreuzfidel ganz schön die Kante geben.)
Von seinen Geschwister: Wolfgang(sic), Anna Maria, Michael und Franz, sämtlich großjährig und ledig, erhalten die ersten drei jeweils 500 fl, Franz aber nur 350 Gulden. Die Geschwister, so sie sich nicht verheirateten, sollten lebenslange Herberge im Hause genießen dürfen.
Interessant ist ein kleines Detail bei der Auflistung der auf dem Anwesen lastenden Schulden. Neben der Hypothek lastet auch eine weitere Schuld von 500 fl gewährt durch den Bruder des Übergebers, Michael Silberbauer, auf dem Haus. Allerdings steht dem gegenüber eine "Kriminalkosten Forderung des k. Aerars auf das künftige Vermögen des Michael Silberbauer, Bruder des Übernehmers, in Höhe von 91fl 45 xr. Der jüngere Bruder Josephs ist wohl etwas mit dem Gesetz in Konflikt gekommen und hat, da zuerst einmal mittellos als Sicherheit ein zukünftiges Vater (Muttergut) eingesetzt.
Von Michael und Wolfgang lagen Einverständniserklärungen vor, alle anderen Personen waren anwesend und haben auch unterschreiben. Der Landrichter damals war kein geringerer als unser bekannter Landrichter und Kötztinger Wohltäter Carl von Paur.
Unterschriftenliste - nicht original - der anwesenden Personen Unterschrift Paurs ist im Original - der vertrag war ja eine Abschrift für die anderen Begünstigten |
Noch 1871, bei der Sammlung für den Sedanstag wird unter dem Haus mit der Nummer 41 der Name Silberbauer vorgetragen aber auch ein Gastgeber mit dem Namen Karl Brändl, möglicherweise ein Pächter des Wirtshauses. (AA I/56).
Repro 1699 Arbeitskreis Heimatforschung Silberbauer Anna Maria in der Wirtsstube ihres Schwiegersohnes Fischer Peter |
Fischer Peter und Maria Silberbauer
Den Beiden ist aber zuerst einmal kein Glück auf dem Anwesen gegönnt, im Juli 1891 bricht in einem Hintergebäude der Silberbauers (damals war der Hausname noch Silberbauer, zäh hängt der Kötztinger an den hergebrachten Namen) ein Brand aus und leider weitete er sich auch dieses Mal auf mehrere benachbarte Anwesen aus. Bis nach hinten zum Ende der Schergenstraße, zum Kirschbauer Mauerer, werden insgesamt 5 große Bürgerhäuser mitsamt aller Nebengebäude ein Raub der Flammen. In Furth im Wald gibt es zu diesem Zeitpunkt bereits seit Jahren eine Tageszeitung, "der Bayerische Wald" In der Druckerei Perlinger ist der Bestand erhalten und dort finden sich auch zwei Artikel über den Kötztinger Marktbrand:
Ein Besuch im Stadtarchiv brachte genau zum richtigen Moment ein besonderes Präsent: der große und ausführliche Bericht über den Marktbrand in der "Zeitschrift für Feuerlöschwesen" Nr 15 vom 1.8.1891. Danke an Herrn Vogl aus Miltach für dieses Präsent. Hier also der Bericht aus "fachmännischer" und weniger journalistischer Sicht.
Das im ersten Artikel angesprochene Wirtshaus Wagner, ist der "Gumbirl" heutzutage das Anwesen Heigl ebenfalls in der Marktstraße. Da es in den 1885er Jahren zur Pflicht wurde regelgerechte Bauanträge mit Plänen einzureichen, haben wir vom "Neubau" nach dem Marktbrand einigermaßen genaue Vorstellungen.
Fassade des Neubaus nach dem Marktbrand im Juni 1891
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Erdgeschoss |
erster Stock |
Lageplan der Neubauten nach dem Marktbrand |
Danksagung des Magistrats an alle beteiligten Feuerwehren der Umgebung |
Repro 1696 Arbeitskreis Heimatforschung Fischer Peter mit seiner Frau Maria geb. Silberbauer mit Ihren Kindern, der älteste Bub müsste/sollte Karl sein. |
Repro 1700 Arbeitskreis Heimatforschung Karl Fischer, der Sohn und Betriebsnachfolger |
DIA-Repro 1702 links Karl Fischer Atelier Pleier |
Fischer Karl und Margaretha Kummer
DIA-Repro 582 ca. 50er Jahre |
Photo Lehrer Schwarz. Mitte der 50er Jahre |
Repro 1695 Arbeitskreis Heimatforschung Metzgerei Karl Fischer |
DIA-Repro 1706 Familie Fischer 1925 v.li. Sofie, Marie, Marianne, Oma Fischer, Otto, Karl ca.1925 Marktstraße 22 |
DIA-Repro 1707 Haus Fischer Peter an der Verbindung Jahnstraße Wurmhöhe |
DIA-Repro 1708 Haus Fischer Peter Verbindung Jahnstraße Wurmhöhe Ziegelgasse |
Mieter im Hause Fischer:
Egal, die andere Erinnerung ist ein Besuch bei einem meiner "Kindsdeandl, die im Hinterhof hinter einem dieser Wohnungen hinterhalb des hölzernen Umgangs gewohnt hatte. Wie in vielen Handwerkerhaushalten, war es auch bei uns in der Bäckerei so, dass meine Mutter für den Laden zuständig war und gleichzeitig für ALLE Angestellten kochen musste. Manche unserer Bäckergesellen und Lehrlinge (=Bäckerburschen), so sie nicht in Kötzting wohnten bzw. verheiratet waren, wohnten bei uns im Burschenzimmer und wurden, zumindest was die Brotzeit und das Mittagessen betraf, von uns bekocht. Für uns Kinder, solange wir zu klein für den Kindergarten waren, war dann ein "Kindsdeandl" zuständig. Solch ein Kindermädchen nahm mich einmal mit zu sich nach Hause und ich durfte ihre Stapel an Filmprospekten bewundern. Damals konnte zu jeder der Filmschnulzen, die im Kötztinger Kino liefen, ein sepiabraunes DINA4 Doppelblatt als "Werbeflyer" erworben werden und diese Filmprospekte sammelte mein Kindsdeandl.
Repro 3471 Aufnahme Frau Christa Rabl Dachs |
Wer bis zum Schluss im Hause blieb war der "Bader Max", Pongratz Max mit Namen, ein Herrenfriseur, der bis hinauf ins hohe Alter seinen Fassonschnitt den Männern andiente. Als er seinen Friseurladen schloss, endete das Leben im "Fischer-Peter-Haus"
Es gab aber vorher noch eine Tragödie. Auch wenn die Geschichte damals viel Staub aufwirbelte und der ganze Vorgang und mit Klarnamen in der Zeitung standen, so habe ich doch den Familiennamen der Täterin geschwärzt, er tut auch nichts zur Sache. Was damals genau passiert ist steht in den beiden Artikeln der Kötztinger Zeitung
- Am Schluss jetzt noch ein Potpourri an Materialien, die sich nachträglich noch zu diesem Haus und seine Bewohner finden lassen:
Kötztinger Umschau vom Juni 1967 |
- Der Zeitungsartikel über den letzten Bader in Kötzting entstand als Reportage und offensichtlich waren auch Frau Serwuschok von der Kötztinger Umschau dabei, denn in Ihren Unterlagen fanden sich einige Bilder dieser "Heilmethode"
- Und ganz am Schluss zunächst das Ende der historischen Bausubstanz:
Aufnahme Pongratz, Bild während des Abbruchvorgangs im hinteren Bereich : der kleine Anbau hinten rechts, vor dem quer stehenden Gebäude müsste der Anbau aus den 30er Jahren gewesen sein. |
Photo Pongratz: die lange Wand zum Heigl-Anwesen |
Photo Pongratz: Blickrichtung vom Innenbereich in Richtung Schrödel und Dreger |
- Zwar ein Bisschen "hoch aufgestiegen", aber trotzdem irgendwie auch wie ein Phoenix aus der Asche.