Die Lokalbahn Lam Kötzting AG
ihre Gründung und ihre Folgen
Zuerst einmal ein link auf Wikipedia, für die nackten Fakten.
Nun zum eigentlichen Thema, dem Bahnhof in Zellertal und wie dessen Inbetriebnahme seine Umgebung außerhalb des Marktes Kötzting veränderte.
Ohne vorher GENAU zu wissen, wie der "rote Faden" bei einer "historischen Einkehr" sein würde, machte ich zuerst einmal, wie immer, eine allgemeinen Stoffsammlung. Dann stellt sich eben heraus, was ich denn über das Thema der jeweiligen "Einkehr" so alles in den einzelnen, mittlerweile sehr umfangreichen, Sammlungen - im Archiv in der Stadt Bad Kötzting, im Staatsarchiv Landshut und in meinen privaten Unterlagen - denn so finden könnte. Inzwischen verfügen wir auch über ziemlich umfangreiche Digitalisate historischer Zeitungslokalausgaben und so konnte ich dann, nachdem ich zuerst skeptisch war, ob der Bereich "Zellertal" einen ganzen Vortragsabend tragen könnte, wirklich aus dem Vollen schöpfen.
Jedenfalls bin ich bei der allgemeinen Stoffsammlung über Zellertal auch auf einen tollen Bericht über die Gründung der Lokalbahn Lam - Kötzting gestoßen und dieser Bericht ist so lebhaft, gespickt mit Bekanntem, aber auch mit völlig überraschend Unbekanntem, dass ich diesen Bericht hier im Original einstellen und mit eine paar Zusätzen erweitern möchte.
Im III. Reich untergliederte die NSDAP das Deutsche Reich in unterschiedliche Gaue. Der Landkreis Kötzting gehörte zusammen mit vielen Nachbarkreisen (und ab 1938 z.B. auch mit den nahen tschechischen Grenzorten wie z.B. Neuern) zum Gau Bayreuth. Dieser Gau verlegte auch eine eigene Zeitung, die "Bayerische Ostmark", und im Juli 1935 gab es eine Sonderausgabe für den Kreis Cham- Kötzting, in welcher der Eisenbahndirektor Hans Hiepe die Geschichte der Lokalbahn Lam-Kötzting veröffentlichte.
Diesen Bericht zitierte übrigens im Juli 1963 die Kötztinger Zeitung und heuer im Band 3/2018 auch das Vierteljahresheft des bayerischen Waldvereins "Der Bayerwald". Hier nun der Originalbericht Hans Hiepes aus der "Bayerischen Ostmark":
Aufstieg und Fall der Lamer Glashüttenmagnaten aus eigener Schuld UND den Umständen geschuldet |
Der Artikel ist in - bei Vergrößerung - einer ausreichend guten Auflösung, um die Geschichte im Original nachlesen zu können. Es ist schon interessant zu lesen, welche Wirkung die Gründer sich von der Eisenbahn errechneten und welche Wirkung die Bahn dann tatsächlich entfaltete und ihre Gründer, ja man muss es so sagen, wirtschaftlich als Einzelunternehmer ruinierte.
Staatsarchiv Landshut Rep 162-8 Schachtel 22 Bahnhof Zellertal 1888 |
Nachdem der Kötztinger Bürgermeister Kollmaier - der Mann mit dem Zitat von
Himmel und Hölle im Zeitungsartikel am Anfang - nicht abgabewillig
gewesen war, musste, ohne Gleisanbindung, die erste Lokomotive der
Lokalbahn Lam-Kötzting mit Ochsen über den Regenfluss gezogen werden.
Interessant an der Lageplansituation ist, dass es die heutzutage selbstverständliche Straßenverbindung von der "Schullererkreuzung" bis zum "Pfingstreiterkreisverkehr" noch nicht gegeben hat, die Verbindung war nur über die heutzutage auch existierende Lehmgasse möglich.
Die in dem Zeitungsartikel angesprochenen Holzlieferungen waren VOR dem Eisenbahnbau in den gebotenen Mengen nur auf dem Wasserwege möglich, und zu diesem Zwecke waren rund um Kötzting an mehreren Uferplätzen Holzlagerplätze vorgesehen. Nun mit der Eisenbahn war die Lage am Fluss nicht mehr wichtig, sondern es war entscheidend, am Schienenstrang zu liegen, und daher siedelten sich rund um den Bahnhof Zellertal die unterschiedlichsten Holzhändler an, auch Auswärtige, die dann Kötztinger für sich arbeiten ließen.
Im Bereich um den Zellertaler Bahnhof existierten bereits vorher (Zündholzfabrik und späteres Sägewerk Gschaider) oder später (Konservenfabrik) Industriebetriebe, die von dem Gleisanschluss profitierten.
Hier im Anschluss eine bunte Mischung an Bildern, Plänen, Zeitungsartikeln aus dem ganzen Bereich rings herum um den Bahnhof Zellertal:
Bild des Bahnhofes Watzlsteg mit den stolzen Zugbegleitern und dem Triebwagen aus dem Jahre 1938, ich denke, dass ich mit diesem Exemplar noch in den 60ern nach Cham in die Schule gefahren bin. Aufnahme aus dem Fundus der ehemaligen Kreisfilmbildstelle des Altlandkreises Kötzting und damit mit großer Wahrscheinlichkeit vom Kötztinger Hauptlehrer Josef Bock |
Der Bahnhof in Grafenwiesen: Bleistiftzeichnung von Herrn Mathias Heilmeier sen. aus dem Jahre 1899 |
Staatsarchiv Landshut Rep 162-8 Schachtel 22 Bahnhof Zellertal 1888 |
Interessant an der Lageplansituation ist, dass es die heutzutage selbstverständliche Straßenverbindung von der "Schullererkreuzung" bis zum "Pfingstreiterkreisverkehr" noch nicht gegeben hat, die Verbindung war nur über die heutzutage auch existierende Lehmgasse möglich.
Der Bahnhof Zellertal in den 60er Jahren (Kreisfilmbildstelle LK Kötzting von J. Bock) |
Holzverladung, das Ziel des Eisenbahnbaus
Holzlagerplätze rund um Kötzting gelegen an dem triftfähigen Weißen Regen (Archiv Stadt Bad Kötzting) |
Im Bereich um den Zellertaler Bahnhof existierten bereits vorher (Zündholzfabrik und späteres Sägewerk Gschaider) oder später (Konservenfabrik) Industriebetriebe, die von dem Gleisanschluss profitierten.
Hier im Anschluss eine bunte Mischung an Bildern, Plänen, Zeitungsartikeln aus dem ganzen Bereich rings herum um den Bahnhof Zellertal:
Geschäftsstempel der Firma M.J.Gschaider |
Hier das Areal der Fa. Gschaider, rechts neben dem modernen Zweckbau (Kreisfilmbildstelle LK Kötzting von J. Bock) |
Bauplan für den Einbau eines Dampfkessel in die Zündholzfabrik Gschaider (Baupläne Staatsarchiv Landshut) |
Sprengung des Kamins der Fa. Gschaider Ende der 30er Jahre, Bild vermutlich Josef Bock, der Stadnpunkt des Photographen war ungefähr dort, wo heutzutage die Tankstelle Wanninger liegt. |
Biller und Hobrack
Fa. Biller und Hobrack Mitte der 60er Jahre: (Kreisfilmbildstelle LK Kötzting von J. Bock) |
Kötztinger Umschau von 1957 Anlieferung von VW Käfer |
Eine andere ebenfalls überregional bekannte Firma war die Kötztinger Konservenfabrik
Hier ein paar Bilder aus dem Produktionsbereich der Konservenfabrik:
Hochsaison in der Konservenfabrik - Ausschnitt eines Filmes von Siegfried Ehemann - einer der Photo- und Filmpioniere Kötztings. Es steht zu vermuten, dass er viel Wissen und Unterstützung von dem Kötztinger Hauptlehrer Josef Bock erhalten hat, weil er auch Teile von dessen Filmaufnahmen vom Pfingstritt in seine Filme hineinschneiden durfte.
Und dann ist da natürlich auch noch das Wirtshaus, die Bahnhofsrestauration, nun Stefans Café.
Bereits um die Jahrhundertwende versuchte der Holzhändler Dattler eine Konzession zum Betrieb einer Gaststätte zu erhalten mit dem Argument, dass die Fuhrleute, die täglich das Holz anlieferten, eine solche Anlaufstelle benötigten.
Es kam sofort zu Einsprüchen der benachbarten Gasthäuser, hier der Dregerkeller und am Spitalplatz das Wirtshaus des Christoph Kollmaier, genau des "Kollmaier", der ja eh´ die Bahnlinie verhindern wollte. Auch in diesem Plan ist schön zu sehen, dass es damals die jetzige Umgehungs-bzw. Verbindungsstraße zwischen der Schullererkreuzung und dem Pfingstreiterkreisverkehr noch nicht gab. Dreger argumentierte, dass die vielen Fuhrmänner, die täglich das Holz zu den Lagerplätzen beim Bahnhof Zellertal anlieferten, den WEITEN Weg zu den anderen Wirtshäusern scheuen würden und ein Recht hätten, sich in kurzer Entfernung in einem Gasthaus erholen zu können. Ein Urteil nach der Augenscheinnahme schmetterte Dattlers Ansinnen ab, die Gutachter kamen zum Schluss, dass die anderen Gasthäuser denn dann doch nicht zu weit entfernt lägen.
Wenige Jahre später aber erhielt der Holzhändler Dattler die Konzession, ein Wirtshaus zu eröffnen, trotz der Bedenken der etablierten Wirte.
Am Ende noch einen Antrag des Stammtisches beim DATTLER um Sperrzeitverkürzung. Ein Antrag an die Stadtverwaltung, die dort vom damaligen Bürgermeister auch dem Stadtrat vorgelegt worden ist und anschließend auch beantwortet wurde:
Luftbildaufnahme Arbeitskreis Heimatforschung vermutlich war Josef Bock der Photograph in den 60ern |
Hier ein paar Bilder aus dem Produktionsbereich der Konservenfabrik:
Erntezeit in der Konservenfabrik Bilder Arbeitskreis Heimatforschung |
Hochsaison in der Konservenfabrik - Ausschnitt eines Filmes von Siegfried Ehemann - einer der Photo- und Filmpioniere Kötztings. Es steht zu vermuten, dass er viel Wissen und Unterstützung von dem Kötztinger Hauptlehrer Josef Bock erhalten hat, weil er auch Teile von dessen Filmaufnahmen vom Pfingstritt in seine Filme hineinschneiden durfte.
Aktendeckel des Konzessionsgesuches des Holzhändlers Paul Dattler Sta Landshut Reg v NB Nr. 3548 |
Bereits um die Jahrhundertwende versuchte der Holzhändler Dattler eine Konzession zum Betrieb einer Gaststätte zu erhalten mit dem Argument, dass die Fuhrleute, die täglich das Holz anlieferten, eine solche Anlaufstelle benötigten.
Sta Landshut Reg v NB Nr. 3548 |
Auf einem Bildausschnitt des Einrittes Pfingsten 1941 sieht man im Hintergrund gut die großen Stapel an Brettern Im Bereich des Bahnhofes Zellertal (Kreisfilmbildstelle LK Kötzting von J. Bock) |
Es kam sofort zu Einsprüchen der benachbarten Gasthäuser, hier der Dregerkeller und am Spitalplatz das Wirtshaus des Christoph Kollmaier, genau des "Kollmaier", der ja eh´ die Bahnlinie verhindern wollte. Auch in diesem Plan ist schön zu sehen, dass es damals die jetzige Umgehungs-bzw. Verbindungsstraße zwischen der Schullererkreuzung und dem Pfingstreiterkreisverkehr noch nicht gab. Dreger argumentierte, dass die vielen Fuhrmänner, die täglich das Holz zu den Lagerplätzen beim Bahnhof Zellertal anlieferten, den WEITEN Weg zu den anderen Wirtshäusern scheuen würden und ein Recht hätten, sich in kurzer Entfernung in einem Gasthaus erholen zu können. Ein Urteil nach der Augenscheinnahme schmetterte Dattlers Ansinnen ab, die Gutachter kamen zum Schluss, dass die anderen Gasthäuser denn dann doch nicht zu weit entfernt lägen.
Wenige Jahre später aber erhielt der Holzhändler Dattler die Konzession, ein Wirtshaus zu eröffnen, trotz der Bedenken der etablierten Wirte.
Bildausschnitt aus den 40er Jahren, Holztransport mit der Eisenbahn auf Höhe der Hammermühle (Kreisfilmbildstelle LK Kötzting von J. Bock) |
Am Ende noch einen Antrag des Stammtisches beim DATTLER um Sperrzeitverkürzung. Ein Antrag an die Stadtverwaltung, die dort vom damaligen Bürgermeister auch dem Stadtrat vorgelegt worden ist und anschließend auch beantwortet wurde:
Archiv Stadt Bad Kötzting |
hier der Antrag mit der Unterschrift der Stammtischler |
Hier die offizielle Antwort darauf aus dem Jahre 1997 |