Der Lichtenegger Bund
feiert: Die Generalversammlung der Ritter brachte eine neue
Vorstandschaft und man einigte sich auf einen Ball, ein Kinderfest und eine
Herrenkneipe im Fasching und wollte „während der Fremdensaison“ einen Ausflug
zur Burg Lichtenegg anbieten.
Dieser Faschingsball am 6. Februar - der Fasching 1913 war ein sehr kurzer und kompakter - war ein voller Erfolg: “in glänzender
Rüstung kommen die Ritterscharen, vereinsamte Höhen hinter sich lassend,
herangesprengt und gar bald füllen sich die gastlichen Räume der in einen
Märchenhain verzauberten Burg“. Beim Kinderfest konnten sich die kleinen
Ritter und deren Ritterdamen eines „soeben
mittels Zeppelin aus Adrianopel eingetroffenen Walis(?) erfreuen.
Für Montag den 20.1. hat Pfarrer Nagler die Wahl der
Kirchenverwaltung ausgeschrieben; er betont ausdrücklich: „ die Stimmabgabe ist eine geheime“. Die
Kötztinger Bürger Josef Stauber, Leopold Januel, Vitus Oexler, Johann Wensauer
und Josef Decker scheiden aus dem Gremium aus. Die Herren Decker, Wensauer und
Stauber wurden aber wiedergewählt und zusammen mit Franz Grassl und Ludwig
Waldmann bildeten sie nun die neue Kirchenverwaltung.
An den Anzeigen für Mitglieder- und Vollversammlungen kann
man erkennen, wie viele aktive Vereine
es in Kötzting vor 100 Jahren bereits gegeben hatte:
Der Lichtenegger Bund
tagte wechselweise in der Post, beim Dimpfl und beim Wagner
Auch das Vereinslokal - für Versammlungen und zum "Winterturnen" - des Turnvereins
war beim Dimpfl (Georg Mühlbauer) und dorthin lud der Verein zu einem Tanzkränzchen.
Zur Erinnerung an den Beginn der Freiheitskriege gegen Napoleon stellte der Turnverein ein ganz besonderes Programm zusammen, vom Bergfeuer bis hin zu einer Kundgebung.
Zum 17. März wolle dieser eine Erinnerungsfeier an den
Turnvater Jahn abhalten. Wie im Jahre
1813 die Jünger Jahns zu den ersten zählten, die zu den Waffen griffen, so
haben die Turnvereine jetzt das Recht und die Pflicht, nicht zu versäumen als
erste mit einer Erinnerungsfeier in den Vordergrund zu treten. So werden am 17.
März, dem Tage des Aufrufe“ An mein Volk“ wenn irgend möglich Feuermal
aufgerichtet….Der Turnverein Kötzting wird deshalb am Montag den 17. März,
abends um ½ 8 Uhr auf der Höhe in Weissenregen ein großes Berg=Feuer abbrennen
lassen, dann mit Trommelschlag vom Vereinslokale zum Kriegerdenkmal ausziehen,
eine Ansprache halten und nach Absingen des Turnerliedes „Ein Ruf ist
erklungen“ wieder in der Vereinslokal zurückmarschieren.
Karl Lindner als Vorsitzender des Turnvereins hielt die Rede und der KA berichtete unter "Vermischte Nachrichten"
Die Bayerische
Genossenschaftsmästerei traf sich in
der Post und der Krieger und
Veteranenverein bei Georg Mühlbauer(Dimpfl).
Der Burschen und Wandererverein
rief seine Mitglieder in den Saal
des Josef Irlbeck.
Der Gabelsberger
Stenographenverein tagte bei Franz Mühlbauer und wählte den Kaufmann Andreas Krämer als neuen Vorstand. Der Buchdruckereissohn Oexler Josef wird zum Schriftführer und als Bibliothekar wird der Kaufmannssohn Herr Julius Kirschner gewählt.
Seinen Maskenball jedoch hielt der Stenographnverein ebenfalls beim Dimpfl ab.
Der Kötztinger
landwirtschaftliche Lokalverein hielt ebenfalls seine Generalversammlung im Gasthaus Graßl, ab, der neue Vorstand beschloss ein Volksfest für den 14. bis
17. August mit Tierschau und Ausstellung von Obst und Getreide durchzuführen.
Der Mesner Karl Obermeier wurde der neue Vorstand.
Der Katholische
Gesellen Verein (Vorläufer des Kolpingsvereines) trifft sich regelmäßig beim
Januel und gibt sich in diesem Jahr ebenfalls eine neue Vorstandschaft mit den
Herren Schötz Josef, Vitus Oexler und Ludwig Fleischmann. Die vereinseigene
Bibliothek enthält 600 Werke und steht den Mitgliedern jeden Sonntag kostenlos
zur Ausleihe zur Verfügung.
Der Männergesangsverein
empfiehlt sich im Saale Georg Mühlbauer (Dimpfl) mit einem karnevalistischen
Abend.
Die Generalversammlung des Frauenvereins vom Roten Kreuz wird in der „Post“ veranstaltet und
die Generalversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Kötzting im Wirtshaus
Franz Mühlbauer. Die Vorstandwahlen der Feuerwehr bestätigten im
Wesentlichen die alten Vorstände mit dem Bankier Liebl jr. als Vorstand, dem
Kommandanten August Hofner und dem Kassier Simon Hahn.
Auch dies ein Beispiel - ähnlich wie beim Bibliothekar des Stenographenvereins Julius Kirschner - wie gut die jüdischen Familien Kötztings in die (Vereins) Gesellschaft integriert waren.
Die FFW Arndorf kommt
beim Kauer in Kammern zusammen, um
Bürgermeister Pritzl Josef als Vorstand und Wiesmeier Josef aus Grub als ihre Kommandanten zu wählen.
Der Verschönerungsverein
Kötzting tagte im Deckerschen Bräustübl. Der alte und neue Vorstand, Herr
Forstmeister Hubrich, berichtete von dem neuesten Vorhaben: Der sehr beliebte Spaziergang nach
Weissenregen solle mit Teer=Makadam Pflaster versehen werden.
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Forstmeister Hubrich Kötztings Ehrenbürger |
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Bild Haymo Richter |
Der Obstbauverein
Kötztings und seiner Umgebung (Umgebung geht hier bis hinauf nach Lam, wo
die nächste Versammlung stattfinden soll)
trifft sich mit zahlreichen Mitgliedern für seine Generalversammlung im
Rittersaal des Gasthofes „Zur Post“. 250
Mitglieder zählt der Verein und es sind im Laufe des Jahres 1220(!) Obstbäume
an die Mitglieder abgegeben worden. seine
Ende April führte die kgl.
Priv. Feuerschützengesellschaft seine Vorstandswahlen im Gasthause Karl
Kollmeier durch. Es wurde beschlossen beim großen Volksfest im August diesen
Jahres ein Festschießen zu veranstalten.
Die 1.
Zimmerstutzengesellschaft, der zweite Kötztinger Schützenverein, tagte bei
Karl Dreger, um seine Vorstandwahlen durchzuführen und veranstaltete gleich ein
Preisschießen anlässlich der Namenstagsfeier des Schützenbruders Georg Dreger.
Auch sie wollten zum großen Volksfest im Sommer ein eigenes Festschießen
anbieten.
Der Bienenzuchtverein
Kötzting und Umgebung traf sich bei reger Beteiligung in der Brauerei des
Josef Decker und die Mitglieder sahen einen Lichtbildervortrag über die Rentabilität der
Bienenzucht.
Kötzting verliert
verdiente und bekannte Mitbürger:
Johann Lindner, Privatier
in Sperlhammer und der Stifter der Kötztinger Marienfigur am Marktbrunnen ist
im Alter von 72 Jahren verstorben. 20 Jahre lang war er der Vorstand der
Freiwilligen Feuerwehr Sperlhammer „
und hat gar manche Opfer zur Erhaltung und
Ausbildung getan“
Von der gemeinsamen Grablege der Familien Richter und Lindner haben wir ein Bild von Frau Rabl-Dachs. Diese Grabplatte und das Grab befanden sich ursprünglich an der Friedhofsmauer, die in den 1980er Jahren eingestürzt ist, später im Leichenschauhaus an der Wand angebracht war und nun im städtischen Bauhof auf eine neue Verwendung nach der Sanierung des Alten Friedhofes wartet.
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Bild Frau Rabl-Dachs |
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Foto Haymo Richter Sägewerk Sperlhammer, aus dem früheren Eisenwerk hervorgagangen |
In München verstarb am 11. März im Alter von 62 ½ Jahren der Regierungsrat von Schacky, der von 1892
bis 1898 Bezirksamtmann von Kötzting gewesen war. Der BZAmann v. Schacky hatte
sich sehr um seinen Amtsbezirk bemüht. In
seine Amtszeit fallen viele Wasserbauten, die Errichtung der
landwirtschaftlichen Winterschule, der nun (1913) nach Zwiesel verlegten Distriktsschnitzschule, die St.
Josephs=Pflegeanstalt. Herrn von Schacky wurde vom Magistrat Kötztings die
Ehrenbürgerwürde verliehen.