Kötzting im Jahre 1911
Kötzting leuchtet:
:
KA vom Januar 1911 |
Kooperator Peter Riederer
Peter Riederer aus Stockhof bei Regensburg, geboren 1879[2], geweiht 1904 und zuvor Kooperator in Schönthal, Eschlkam und Blaibach war ab 1909 (-1913) Kooperator in Kötzting und war offensichtlich ein begeisterter und sachkundiger Heimatforscher und Lokalredakteur.
Aus heutiger Sicht zumindest bemerkenswert sind auch seine meist namentlich gezeichneten politischen Artikel über Wahlversammlungen einzelner Kandidaten. Diese waren regelmäßig durch eine, heute unvorstellbare, Vermischung von Bericht und Kommentar und durch eine unverhohlene Einseitigkeit zugunsten der katholischen Kirche gekennzeichnet. Die katholische Kirche, vor Ort in der Person des H.H. Pfarrers, hatte bis zum Ende des ersten Weltkrieges eine wesentlich stärkere Einflussmöglichkeit als danach.
So hatte zum Beispiel der Kötztinger Pfarrer als Oberschulinspektor die Aufsicht und die Kontrolle über schulische Lern- und Prüfungsinhalte und natürlich auch über die Lehrer. Unter anderem dieses Monopol wollten andere freiheitlichere Parteien abschaffen und dagegen wehrte sich die Kirche vehement. Es wurden prominent auf der ersten Seite des Kötztinger Anzeigers Aufrufe der bayerischen Bischöfe abgedruckt, der Eschlkamer Dekan lancierte ebenfalls auf der Frontseite einen Offenen Brief der Priester des Dekanats wegen des Modernisteneids, den alle Priester zu schwören hatten und vor Ort war es der Kooperator Riederer, der mit allen redaktionellen Mitteln in den Wahlkampf eingriff.
So unglaublich die politischen Artikel Riederers mit ihrer unausgewogenen Wortwahl und der tendenziösen Einseitigkeit aus heutiger Zeit auch zu lesen sind, umso dankbarer können wir Ihm sein, für seine Feldforschungen vor Ort und für die Befragung der damals älteren Mitbürger.
Was heutzutage in Bad Kötzting Frau Rabl-Dachs und Frau Kretschmer machen, indem Sie versuchen unsere älteren Mitbürger als Zeitzeugen zu Ereignissen ihrer Jugend zu befragen und damit Kötztinger Geschichte erfahrbar zu machen, führte in fast gleicher Weise 1911 Peter Riederer durch, und berichtete dann davon in der Tagespresse. Aus heutiger Sicht sind diese Augenzeugenberichte ein Sprung zurück in die Vergangenheit bis hin ja sogar manchmal hinter die Zeit Napoleons zurück.
Während er im Jahre 1910 nur ein paar wenige Artikel veröffentlichte, gings im Jahre 1911 richtig los.
Viele seiner geschichtlichen Zusammenstellungen sind es wert, hier neu vorgestellt zu werden:
KA vom Januar 1911 |
Hier erkennt man, wie wertvoll seine "Feldstudien" sind, offensichtlich durch Befragung und Ortsbegehung, sind wir heutzutage in der Lage die einzelnen Teile des historischen Watzlhofes in der heutigen(1911) Bebauung erneut zu rekonstruieren.
KA vom Januar 1911 1. Teil |
2. Teil mit den Berichten über die am längsten überlebenden ehemaligen Mönchen in Kötzting. Der im Bericht erwähnte Dimpfl, liegt am Ende der Metzstraße /Ecke Brandstraße |
KA vom Januar über die Denksche Suppenstiftung |
Die Krammetvögel, die der Pater Niggl so gerne fing, ist die Wacholderdrossel und galt als eine Delikatesse. Weiter berichtete er über einen Gymnasialprofessor Johann Denk, einem geborenen Kötztinger, der die, nach ihm benannte, Denksche Suppenstiftung einrichten ließ.
In der seinem Beitrag zum Josephitag 1911 beschreibt er ein Detail im Inneren des Bezirksamtsgebäudes (Kötztinger Rathaus heutzutage), dass durch den Brand desselben Jahres vernichtet worden ist. |
Sein Appell hatte offensichtlich Erfolg, eine Riesenanzahl an Menschen machte sich im Jahre 1911 auf den Weg mit dem kreuz nach Furth.
Ähnlich wie bei der Beschreibung des Watzlhofes weiter oben, nützt er auch bei der Hofmark Haus die Möglichkeit die Bewohner selber nach ihrer Erinnerung zu fragen:
Die lokale Geschichte und die berichteten Details reichten bei Riederer hier bei dieser Zusammenstellung zurück bis zu einem Dienstknecht beim Samuel Luckner (+1790). Für uns aus dem Jahre 2021 ist dies ein Sprung über fast 250 Jahre, die Riederer hier lebendig werden lässt.
hier das Bild des Epitaphs aus den Nebenraum (Karner) der St. Anna Kapelle |
Er machte sich Gedanken über die Tauf- und Familiennamen in den Kötztinger Pfarrmatrikeln |
Fasching in Kötzting
Der Fasching beginnt, und natürlich ist der Kötztinger Burschenverein vorne mit dabei. Die Brauerei Lemberger ist der spätere Mühlbauer(Godl) in der unteren Marktstraße, der in der Holzapfelstraße (gleich unterhalb des Bräustüberls/Monokel, nun ein privater Parkplatz) seine Kegelbahn hatte.
Lichtenegger Bund
Nachdem der langjährige Vorstand des Kötztinger Lichtenegger
Bundes Herr Ökonomierat Bergmann Anfangs Januar verabschiedet worden war,
meldete sich die „Vergnügungskommission“ des Bundes mit einem Faschingsaufruf
an seine Mitbürger:
„Kötzting im Jahre 2000“ solle das Motto des Masken=Tänzelfestes
sein. Kurz vor der Veranstaltung präzisierte das Komitee seine Vorstellung was
es denn im Jahre 2000 in Kötzting besonderes gäbe, auf das man eingehen sollte.
Beschlussgemäß müsse Kötzting im Jahre 2000 längst mit den Mond- und
Marsbewohnern in Kontakt getreten sein, und daher sei auch mit einem Besuch der
höchsten Herrschaften zu rechnen.
Am Abend das Maskenballes wurde um 11 Uhr die Delegation der
Marsianer als die „Oberbewohner“ angekündigt. Die Herzen der „Oberen“ und die
der „Unteren“ scheinen sich sehr nahe gekommen zu sein. „ Von den vielen
Sehenswürdigkeiten aus dem Reiche des Gestirngeflunkers erfreuten sich unter
Anderem insbesondere die uns offerierten bisher unbekannten Schwämme. Wahre
Prachtexemplare! Sehen sie unseren heimischen Fliegenschwämmen täuschend ähnlich, aber sie sind nicht nur
nicht giftig, sondern diese Gestirnsvegetabilien sollen noch dazu sehr verführerische,
den Recken mitunter gefährlich werdende Eigenschaften besitzen.“
Beitrag des Lichtenegger Bundes eine Baumpflanzung |
Geburtstagsfeier für Prinz Luitpold:
KA vom 1.2.1911 s |
Feste muss man feiern, wie sie fallen:
Rotes Kreuz
Die freiwillige Sanitätskolonne Kötztings und die kgl. Betriebsinspektion der Eisenbahn in Schwandorf haben die Vereinbarung getroffen, dass die Kötztinger Sanitäter bei Unfällen auf den Strecken Miltach - Lam und Cham Konzell die Dienststellen der Eisenbahnverwaltung unterstützen würden. Um solch einen Notfall zu üben wurde angenommen, dass nahe des Bahnübergang beim Röhrlkeller ein Zug entgleist sei, bei dem mehrere Schwer- und Leichtverletzte zu versorgen waren. Nach der Erstversorgung vor Ort wurden die „Patienten“ mit schnell improvisierten Transportmitteln ins nahegelegene Krankenhaus transportiert.
In der Nachbesprechung wurde eine
sehr interessante Nachtübung angekündigt, offensichtlich waren diese Übungen
auch für die Zuschauer eine willkommene Abwechslung.
Tragischer Todesfall
Wahlkampf, Wahlen und das Wahlrecht
Am 3. Mai wurde das Ergebnis der Landtagsersatzwahl 1911 bekannt gegeben. Im Amtsgerichtsbezirk Kötztings stimmten bei einer Wahlbeteiligung von 70 Prozent 680 Wähler für das Zentrum, 395 für den Bauernbund und 113 Stimmen für die Sozialdemokraten. Anders als im Wahlkampf stellte der Berichterstatter ganz nüchtern fest, dass die Sozialdemokraten seit der letzten Hauptwahl von 1907 von 6 auf oben angeführte 113 Stimmen zugenommen hatten. Dies konnte er umso beruhigter tun, als das Zentrum als die Partei die der katholischen Kirche sehr nahe stand, die absolute Mehrheit der Stimmen und damit das Ziel erreicht hatte ihren Abgeordneten durchzubringen.
Zählt man die Wahlstimmen zusammen (680+395+113) , die ja zusammen eine Wahlbeteiligung von 70
In dieser kleinen Geschichte steckt die Auflösung der Wahlbeteiligung: Nur Männer, die Steuern bezahlten, waren wahlberechtigt |
Prozent ausgemacht haben sollen kommt man auf 1188 Stimmer. Das wären, von den 70 auf 100 Prozent hochgerechnet, also insgesamt knapp 1700 Wahlberechtigte im Amtsgerichtsbezirk Kötzting. Dies ist damit zu erklären, dass nur "gewisse" besitzende Männer das Wahlrecht hatten (siehe Artikel).
Der Plarrnhofer bzw. Blaibacher Ignaz Raab gewann übrigens diesen vakanten Sitz für den Wahlkreis von Straubing bis Kötzting für die Zentrumspartei und der Kooperator Riederer war zufrieden mit dem Ergebnis.
Eigentlich waren alle anderen Parteien seiner Meinung nach - weil sie der Kirche und der en Schulaufsicht zumindest kritisch gegenüber standen - als staatszersetzend einzuordnen.
Das Kriegerdenkmal
"18. Mai: Die weithin bekannten Granitsteinbrüche in Hetzelsried bei Arnbruck sind dazu ausersehen worden, die Steine für das Kriegerdenkmal zu liefern. Ein mächtiger Steinkoloss von ca. 160 Zentnern wurde unter schwierigen Verhältnissen jedoch ohne Unfall durch ein Gespann von 10 Pferden am vergangenen Sonntag (=14.05.) aus dem Bruche an seinen Bestimmungsort verbracht. Aus diesem Steine wird die Hauptfigur des Denkmals, ein überlebensgroßer Löwe hergestellt werden. Der ganze Transport wurde photographisch aufgenommen und wird auch den beteiligten gewiss in steter Erinnerung bleiben."
Zwei Monate nach dem Transport wird das Projekt
Kriegerdenkmal in der Zeitung vorgestellt.
Da aber der Verein trotz der vielen Hilfeleistungen die
Kosten noch nicht beisammen hatte erging noch ein Hilfeaufruf an die Kötztinger
Bürger, damit auch diese am Ende sagen konnten: „Auch wir haben unserer
Feldzügler gedacht und ihr Ansehen mit einem Denkmal geehrt.“
DIA Repro 948 Arbeitskreis Heimatforschung |
Die Badeanstalt
"22. Mai Der Magistrat und das Gemeindekollegium haben einstimmig
die Erbauung einer neuen modernen Bade=Anstalt beschlossen. Dieselbe kommt am
Weißen regen auf der sogenannten Hutwehr in unmittelbarer Nähe des Marktes zu
stehen und wird mit allen hygienischen und praktischen Einrichtungen auch mit
Sonnenbädern vorgesehen. .... Die Anstalt wird vorerst vom Magistrate in Regie
betrieben."
Streng waren die Sitten damals: Männlein und Weiblein hatten unterschiedliche Badezeiten |
Natürlich hatte Kötzting
vorher bereits Bademöglichkeiten. Frau Paula Dietrich beschreibt diese in Ihrem
Buch auch ganz detailliert.
Darüber hinaus gab es ja
auch noch die private Badeanstalt beim Wührbinder. Pünktlich zum Pfingstfest
1911 eröffnete er sein Etablissement und offerierte dabei eine Dusche, sowie kalte
und warme Bäder.
Das nun zu errichtende neue Bad, heutzutage die alte
Badeanstalt hinter dem Jahnplatz, passte genau in die Bemühungen der
Marktverwaltung mit entsprechenden Infrastruktureinrichtungen sowohl der
Bevölkerung entgegen zu kommen als auch für den Fremdenverkehr die richtigen
Weichenstellungen zu setzen. Ganz in
diesem Sinne sind auch die Rodelbahn auf dem Ludwigsberg oder die öffentliche
Lesestube im Ringschen Kaufhaus anzusehen.
Für die Arbeiterschicht in Kötzting gab es laut einer Entscheidung des Magistrats eine Sonderlösung:
Öffentlicher Leseraum
Auswahl der aufliegenden Zeitungen |
Dieser Leseraum wurde, wie oben angeführt, im Hause des Kaufmanns Ring vom Kötztinger Waldverein mit Unterstützung des Verschönerungsvereins und privater Geldgeber eingerichtet. Ausdrücklich hervorgehoben wird die Notwendigkeit dieser Einrichtung um den Ansprüchen der Sommerfrischler entgegenzukommen. Ab dem 15. Juli war dieser öffentliche Leseraum mit seinen 38 regionalen und überregionalen Zeitungen kostenlos für alle Besucher geöffnet. Mit dem Ende der sommerlichen Fremdenverkehrssaison wurde dieses Angebot zum 30. September wieder geschlossen.
Das "Ringsche" Haus ist später das Haus Dr. Angerer und nun der untere Eingang des Kaufhauses Frey |
Waldverein
Nicht nur im Falle des Leseraums, auch für viele andere
Veranstaltungen in Kötzting war der Waldverein ein Kristallisationspunkt. In
diesem Jahr gab es auch einige „staatstragende“ Jubiläen zu feiern. Prinzregent
Luitpold feierte sowohl seinen 90sten Geburtstag als auch seine 25 Jahre
währende Regentenzeit. Während am Wochenende des 11. und 12. März in Kötzting
ein zweitägiges Programm mit Fackelzügen,, Weckruf, Umzügen und Ansprachen
veranstaltet wurde, gab die Wald=Vereins=Sektion Kötzting bekannt, dass auf dem
Kaitersberg und Riedelstein Bergfeuer abgebrannt werden würden. Kötzting wurde
geschmückt und beflaggt, wie wir es heute von Pfingsten her kennen. Zusammen
mit dem Männergesangsverein und der Chamer Sektion wurde für den 20. August ein
großer Ausflug auf den Ossa und nach Lambach ausgeschrieben.
Pfingsten 1911 und der Tod König Ludwigs II
Ein nicht näher benanntes Komitee lud die Pfingstreiter zum
24. Mai zur Besprechung in die Brauerei Lindner und am 28. Mai erging die
Einladung an die Teilnehmer der verschiedenen Umzüge. Dies alles erfolgte ganz
nüchtern im allgemeinen Anzeigenteil. Kooperator Riederer, als Redakteur war
nun in seinem Element, dreispaltig über die ganze erste Seite des Kötztinger
Anzeigers lief sein Bericht über den Pfingstritt.
Er lobte die Bittprozession zu Pferd, die reitende Wallfahrt
und hebt die Wichtigkeit des religiösen Charakters heraus, ohne den unser
Pfingstritt zu einer Reitübung, zu einem Sport, zu einer Schaustellung und
einer Gaudi herabsinken und sofort seine Anziehungskraft einbüssen würde.
Er hebt eine Tatsache hervor, die auch heutzutage immer
verwundert: so viele einander fremde Pferde und so viele ungeübte Reiter;
und dennoch geht es seit
Menschengedenken jedes Jahr ohne erhebliches Unglück ab. Reitet über der
betenden Schar unsichtbar ihr Schutzengel mit?
Mehr als zweihundert Pferde waren es beim Ausritt und wohl
50 mehr dann beim nachmittäglichen Einritt. Drei Geistliche begleiteten diesen
Zug und auch H.H. Expositus Franz Xaver Späth aus Warzenried, der übrigens in
diesem Jahre bereits zum 10. mal mitgeritten war, brachte eine Anzahl von
Ritteilnehmern von jenseits des Hohenbogens mit.
Pfingstbräutigam war in diesem Jahr der Bürgerssohn und
Notariatsgehilfe Josef Kasparowsky und Frl. Elise Fischer,
Notariatsbuchhalterstochter, war seine Pfingstbraut. In der Ansprache hob der
Kooperator hervor dass 32 Jahre zuvor bereits der Vater des Bräutigams an dieser Stelle sein Tugendkränzchen
erhalten hatte und seine Pfingstbraut damals die Mutter der diesjährigen Braut
gewesen war.
DIA Repro 437 Arbeitskreis Heimatforschung |
Der Kooperator schlug in seiner Ansprache einen Bogen in der
Geschichte und erinnerte an ein tragisches Ereignis, das die Kötztinger genau
25 Jahre zuvor aufgewühlt hatte. Während der Kranzlübergabe als auf dem
Bleichanger, ebenso wie an diesem Tage, eine große Menschenmenge
zusammengeströmt war, lief ein Telegramm an den Bezirksamtmann ein und rasch
flog von Mund zu Mund die erschütternde Trauerbotschaft: König Ludwig ist im
Starnberger See ertrunken. Wie nahe Tragik und Freude zusammenlägen zeigte
sich ebenfalls aus diesem Unglück, nun können man heuer das freudige
Regenschaftsjubiläum des Prinzregenten feiern.
Mit einer Fahne für 30 Rittteilnahmen wurde der Kötztinger
Fuhrwerksbesitzer Ignaz Hofmann und für 25 Jahre erhielt Herr Xaver Pritzl, der
seit 30 Jahren Knecht auf der Lutzenmühle war ebenfalls eine Fahne.
Mit einem Dank an die Pfingstreiter und einem freudigen Ausblick auf das große
Rittjubiläum drauffolgenden Jahr endete der Kooperator mit einem „Gott
befohlen“.
Die Pfingsthochzeit wurde dann im Gasthof beim Josef Decker
gefeiert.
Der Pfingstbericht, natürlich gekennzeichnet mit dem "R" Riederers |
Nach Pfingsten ist vor Pfingsten,
Vorbereitungen für den Jubelpfingstritt in 1912
Genauso wie vor ein paar Jahren vor dem großer Jubiläumsritt im
Jahre 2012, waren sich die Kötztinger des Jahres 1911 bewusst, dass der kommende
Pfingstritt des Jahres1912 ein ganz besonderer sein würde und so begannen die
Vorbereitungen, die sich im Laufe des Frühjahrs 1912 dann noch deutlich steigerten,
bereits im Sommer des Jahres 1911.
Mit der Einleitung: „Zähe hängen die Bewohner des bayrischen Waldes an ihren Bräuchen und Sitten“ wird die Bedeutung des seit 1412 bestehenden Pfingstrittes hervorgehoben. Wegen des runden Jubiläums soll der Ritt feierlicher wie bisher gestaltet werden. Zu diesem Zweck soll auch ein Festspiel aufgeführt werden und ein solches hatte Herr Präparandenlehrer Hubrich bereits ausgearbeitet. Der Magistrat Kötzting, mit dem Bürgermeister Liebl an der Spitze, lud für den 2. September in den Rittersaal im Gasthaus zur Post ein um der Allgemeinheit das historische Festspiel zu unterbreiten und eventuell auch der Einsetzung erforderlichen Komitees näherzutreten.
Auch die Kötztinger Jugend brachte sich ein und es erging folgende Einladung:
Mit kleinen Sketchen und musikalischen Beiträgen wurden die zahlreichen Gäste aus allen „Kötztinger Gesellschaftsschichten“ hervorragend unterhalten und so erhielten die Kötztinger Studenten den verdienten Beifall.
Das landwirtschaftliche Vereinsfest im August
Im Vorfeld, als man noch ganz groß planen konnte, stellte sich der Markt Kötzting mit all seinen Vorzügen vor. Der Artikel spricht von einer "feenhaften Wirkung" der neuen Straßenbeleuchtung, vom der Herz und Geist erquickenden Wirkung des neuen Flussbades und dem Genuss der neuen Lesehalle. Kötzting beschreibt sich von der schönsten Seite. Der Artikel zeigt sehr schön auf, auf welche Errungenschaften der Markt Kötzting besonders stolz war im Jahre 1911:
Ab Oktober 1911 wurden wegen der grassierenden Seuche sogar die lokalen Viehmärkte eingestellt, um zu versuchen die Übertragung zu stoppen.
Großbrand in der Herrenstraße: das Bezirksamt brennt
Herr Bezirksamtmann von Fuchs schrieb in seinem Bericht an seine vorgesetzte Behörde von der Brandnacht:
In einem Erklärungsversuch für die Brandursache spricht er von "dieser geradezu unglaublichen Feuerunsicherheit" des Gebäudes, welche die Katastrophe nicht verwunderlich machen würde. In diesem Schreiben lobt er auch die Hilfe beim Ausräumen des Gebäudes und Sichern der Akten, die vor allem vom Lehrer Schwanzer unter Lebensgefahr durchgeführt worden war und welchen er zur Belobigung vorschlägt.Seine Registratur verlegt er in zwei leere Schulsäle im alten Schulhaus.
In einem Erklärungsversuch für die Brandursache spricht er von "dieser geradezu unglaublichen Feuerunsicherheit" des Gebäudes, welche die Katastrophe nicht verwunderlich machen würde.
StA Landshut Bezirksamt-Landratsamt Kötzting Rep 164-8 Nr. 2005 Der Lemberger Saal wird wohl im Fasching 1912 nicht zur Verfügung gestanden sein.rr |
Abwechslung und Unterhaltungsangebote:
März 1911 |
Mai 1911 |
Mai 1911 |
Bei der Witwe Wagner (beim Gumbirl) heutzutage Heigl in der Marktstraße |
offensichtlich gabs neben der Josephi- auch eine Johannifeier |
Raritäten und Einzelstücke:
2 Stunden Fahrtzeit von Viechtach nach Kötzting |
Während des 1911er Martinirittes wurden 2 Kötztinger (Lindner Karl und Zitzelsberger Franz) für ihre Rittteilnahmen ausgezeichnet. Um den denkwürdigen Moment auch der Nachwelt zu erhalten, ritten die beiden, begleitet von einer "Reiterschwadron", erneut nach Miltach um vom Kötztinger Photographen und Original Hamsa abgelichtet zu werden.
[1] [1] Die
zitierten Ausschnitte und
Zusammenfassungen stammen aus den alten Exemplaren des Kötztinger Anzeigers,
der in der Bayerischen
Staatsbibliothek in München unter der
Signatur 4Eph.pol.3cel 1900 ff zu finden
ist.
[2] Die Zusammenstellung der
Lebensdaten Riederers verdanke ich Herrn Alfred Silberbauer aus Rimbach