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Mittwoch, 7. Mai 2025

Wim Wenders Filmaufnahmen

 Statisten gesucht


Im Januar 1977 drehte Wim Wenders eine Reihe von  Filmeinstellungen in Kötzting und hatte dabei auch einige Kötztinger als Statisten engagiert.
Anfang der Woche kam nun eine Anfrage an mich wegen dieser Aufnahmen, die ich durch Bildmaterial und einen Artikel beantworten konnte.
Gestern kam nun die Zusatzanfrage, ob er Kontakt mit diesen Personen bekommen könne, da im Artikel dies erwähnt ist.
Sollte also Jemand sich angesprochen fühlen und bereits ein auf Fragen zum damaligen Drehtermin/ort beantworten wollen, bitte gerne Nachricht an mich, ich würde dann einen Kontakt herstellen.
Die Fotos und der Artikel stammen von Herrn Kühn von der Umschau.







Dienstag, 6. Mai 2025

Erinnerung an Altkötzting - Nr. 59 - die freiwillige Feuerwehr Kötzting

 In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen "Blick zurück" erlauben; zurück auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden; eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtagen,  Bällen, und vor allem mit Menschen. Hier ein Rückschau ins Kötzting von vor 50 Jahren.


Die Generalversammlung 1975

Von manchen Vereinsversammlungen haben wir ganze Bilderserien in unserer Sammlung. Ganz besonders interessante Aufnahmen gibt es von einer Generalversammlung der FFW Kötzting auf denen viele, viele Kötztinger aus früheren Zeiten zu erkennen sind.
Im Hotel zur Post - damals noch unter der Leitung von Frau Schmidt - versammelten sich damals die Kameraden und blickten gemeinsam zurück auf ein erfolgreiches Jahr.
Kommandant Michael Fleischmann 

Höcherl Karl, Franz Traurig, Richter Haymo, Amberger Herbert, Fischer Karl, Graßl Hans

Vorstand Wolfgang Kolbeck - Bgm Karl Seidl, KBI Michael Kammermayer, Kommandant Michael Fleischmann, Kassier Josef Holzer 

Michael Kraus, Franz Rabl, Ferdl Knauth


KBI Michael Kammermayer zeichnet Xaver Huber mit dem Ehrenkreuz für 40- jährige Dienstzeit aus - rechts unten Ehrenvorstand Michael Traurig.






Donnerstag, 1. Mai 2025

Die Pfingst(l)tuscher

 Schaut man sich in den veröffentlichten Schriften der Volks- und Heimatkunde unter dem Stichwort Peitschenknallen genauer um, so wird es im ganzen mitteleuropäischen Raum als ein Mittel angesehen, mit dem früher der Winter vertrieben und der Frühling begrüßt werden sollte. Insbesondere von den deutschen Mittelgebirgen bis in den Alpenraum ist dieser Brauch flächendeckend anzutreffen, auch wenn sich die Art und die Größe der verwendeten Peitschen sehr unterscheidet bzw. unterschied.
In manchen Quellen ist auch das Vertreiben von bösen Geistern und/oder von Wölfen als ein zusätzlicher der Grund für das Knallen mit den Peitschen angeführt.
Von Konrad Krämer - dem Ostmarkonkel - haben wir eine Zusammenstellung ausgestorbener Berufe und darunter befindet sich auch eine Beschreibung über das Leben und Wirken der "Waldhirten".


StA Kötzting Manuskript von Conrad Krämer

Die "Goißln" der Kötztinger Männer - früher Mitglieder des Trachtenvereins und heutzutage unter dem Dach des Burschen- und Wanderervereins - sind im Vergleich zu den in anderen Landstrichen gebräuchlichen Peitschen besonders große - respektive - lange Exemplare. 

 

Sammlung Christa Bauer: Der Kötztinger Trachtenverein auf dem Marktplatz, wohl schon nach 1933, da einige Männer - links von der Trachtengruppe - bereits Uniformen tragen, die ich den Nationalsozialisten zuordnen würde. Interessant ist hier die runde Hofeinfahrt beim Mühlbauer - Osl - und die Geschäftsfassade des Sattlers Rebstöck, heute ein Wohnhaus Marktstraß0e 30.

Belegbar sind die "Tuscher" in unserem Raum eigentlich mit der Gründung und Konsolidierung des Kötztinger Trachtenvereins zu Ende der Zwanziger ( genauer am 20.3.1927) und Anfang der Dreißiger Jahre. Zusammen mit dem Pfingstl, dem Kötztinger Wasservogel, gehörten die Pfingsttuscher zum festen Repertoire der Kötztinger Trachtler, mit denen sie im Jahre 1936 regelrecht auf Tournee gegangen waren. Überliefert sind große Auftritte beim "Kongress für Freizeit und Erholung in Hamburg und bei den Olympischen Spielen in BerlinBei der Eröffnung des Berliner Olympiastadions standen die Kötztinger Pfingsttuscher dann sogar mitten im großen Rund und führten der Welt ihr Können vor.

Eugen Hubrich - Kötztinger Ehrenbürger seit dem Jahre 1953 - war Mitte der Dreißiger Jahre Schriftleiter und Autor beim Organ des Bayerischen Waldvereins, der Zeitschrift " Der Bayerwald", die es heut noch gibt und Teil der Gruppe, die nach Norddeutschland fuhr. Er beschreibt bereits die Abfahrt auf dem Kötztinger Bahnhof in einer für ihn typischen und sehr überschwänglichen Art und Weise.

Eugen Hubrich in "Der Bayerwald"  September/Oktober 1936 

Leider ist die Druckgrafik in den Dreißiger Jahren nicht besonders gewesen.....

Nach einem für unser heutiges Verständnis nur schwer erträglichen "Jubelbericht" über den Auftritt der Kötztinger auf dem Kongress berichtet Hubrich vom Festzug in Hamburg und auch dies in einer sehr stark  national überhöhten Art und Weise:


 
Sammlung Christa Bauer Trachtengruppe der Bayerischen Ostmark mit Franz Zitzelsberger als "Taferlbub"
l

Weiter gings mit der ganzen " Mannschaft" nach Berlin:


Arbeitskreis Heimatforschung DIA- Repro 71106 die Kötztinger Pfingsttuscher als Teil der
Trachtengruppe aus der "Bayerischen Ostmark", wie unsere Heimat im Dritten Reich bezeichnet wurde.
Das Bild wurde wohl einen Tag vor der Eröffnung aufgenommen, als die Kötztinger Trachtler "zur Probe ihres großen Auftrittes" ins leere Olympiastadion geführt worden waren.

Das Bild mit Conrad Krämer und seiner "Truppe" in Berlin unter den Linden haben wir auch in unserer Sammlung im Archiv.

Sammlung Christa Bauer: Kötztinger Trachtler "Unter den Linden" in Berlin im Sommer 1936
Auch in der Bayerischen Ostmark - dem Organ der NSDAP für Ostbayern erschien ein Bericht über diesen Auftritt.
 

Ein schönes Detail ist, dass der "Kunstmaler" v. Zaborsky - nach dem Kriege errichtete er zusammen mit seiner 2. Frau Grete, die Töpferei in Hinterleckern -, der Conrad Krämer bereits von seinen Feldforschumgen in unserem Raum als Volkskundler kannte, die Kötztinger in Berlin in Empfang genommen hatte.


Ein weiteres Bild gibt es noch in unserer Sammlung, das die Zugehörigkeit der Pfingsttuscher zum Trachtenverein zeigt.
DIA-Repro 1679 >>>>>> recht im Hintergrund die Pfingsttuscher.

Schaut man nun auf die sehr ausführliche Berichterstattung über das darauffolgende Pfingstfest - 1937 Pfingstbrautpaar Wolfgang Brunnhofer und Fischer Paula - so findet sich kein Wort über eine wie auch immer geartete Beteiligung der Pfingsttuscher. Im Gegenteil am Pfingstdienstag - also am zweiten Tag  der Pfingsthochzeit hielt der Trachtenverein ein eigenes " Pfingstkränzchen" beim "Leboid" ab.
Dasselbe Bild im drauffolgenden Jahr; Pfingsttraditionen und die Pfingsttuscher - obwohl von Hubrich ausdrücklich so bezeichnet - waren nicht - noch nicht - miteinander verbunden.

Ganz anders nach dem Kriege, wobei sie abwechselnd als "Pfingstltuscher" oder auch als "Pfingsttuscher" betitelt wurden.

Im Jahre 1949 erfahren wir zum ersten Male, dass dieser Brauch bei uns zunächst von den Bewohnern der Dörfer Reitenstein und Arndorf ausgeübt wurde. Hier zur Erinnerung die namentliche Erwähnung bem Auftritt 1936 in Berlin des "Pielmeier Sepp von Reitenstein" siehe weiter oben.
KU 1949-5




KU vom August 1955

KU vom August 1957 


Und weiter geht`s mit dem Wechselspiel:
KU 1932-3 IM Jahre 1962 sind es die Pfingstltuscher, die in Straubing als Teil der Waldlerbuam auftreten.
Im Jahr drauf firmieren sie dann wieder als die Pfingsttuscher der Waldlerbuam.


Aus dem Frühjahr 1977 haben wir nun eine Bilderserie, die die "Nachwuchsarbeit" des Kötztinger Trachtenvereins dokumentiert, bei der Sperl Poidl versucht, seinen Mannen die richtige Technik beizubringen.
In dem Beitrag - für den die Bilderserie geschossen wurde - kommen wahlweise erneut die beiden Begriffe vor, werden allerdings eher thematisch dem Pfingstl zugeordnet als dem sonstigen Pfingstgeschehen. 

Die Fotos und der dazugehörige Artikel stammen von Frau Renate Serwuschok:
Der Meister: Sperl Poidl, 70 Jahre alt, und seine Lehrlinge, Reininger Siegfried, Kreitmeier Karl, Mühlbauer Arndorf
Das Endstück macht die "Musik" 






IMmer wieder wird das letzte "Schnürl" erneuert

So steht der Meister

Und so hat der Lehrling - mit Recht - Angst um seine Unversehrtheit





KU vom April 1977
Zu diesem Zeitpunkt gehörten die Pfingsttuscher schön lange Jahre zu den Kötztinger Umzügen an Pfingsten. Im Zeitungsbericht über das Pfingstfest 1977 sind sie zumindest beim Bierzelteinzug als das "Vorauskommando" aufgelistet.

Lange blieb diese Tradition bei dem Trachtenverein jedoch nicht mehr lebendig. Wohl aus Mangel an entsprechenden Nachwuchskräften - eigentlich ähnlich wie auch bei der Aufrichtung des Kötztinger Maibaums - teilten sich dann ab Anfang der Achtziger Jahre die Mitglieder des Kötztinger Burschen- und des Trachtenvereins, diese schwere Aufgabe, bevor dann Jahre später es nur noch der Burschenverein war, der als stetes Vorauskommando bei den verschiedensten Umzügen und Veranstaltungen "tuschte". Für diesen "zweiten" Teil der Geschichte der "Pfingsttuscher" wollen wir uns aber noch Zeit lassen, da es vor allem auch in diesem Jahr in Furth im Wald bei der Landesgartenausstellung ganz besondere Auftritte der Kötztinger Pfingsttuscher geben wird.





Kötztinger Umschau vom 24-5-2025



Kötztinger Häuserchronik - alte Hausnummer 97 das Mesnerhaus

 Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen. Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.

Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.


Alte Hausnummer 97
beim Mesner


Vermessungsamt Cham 5168-2100-LiquiP_Bad_Koetzting_1831_Beilage_M2500_1_1-01

Seit dem Jahre 1651 ist das kleine Haus in der heutigen Herrenstraße als das Mesnerhaus bekannt und fast bis heran an die Gegenwart wohnte dort auch der Kötztinger Mesner. In früheren Jahrhunderten wurde dort auch Schule gahalten.
Durch den Verkauf des Hauses kennen wir auch die Familie, die vorher das Haus besessen hatte, es war dies die Familie der Parella.


Martin Parella



Der Name "Parella" deutet bereits auf eine italienische Herkunft hin und tatsächlich ist der erste Eintrag mit diesem Familiennamen ein "welscher" Mauerer mit dem Namen Martin Parella, der Vater unseres Oswald. Im Jahre 1908 taucht Martin Parella zum ersten ;Male in den Kötztinger Akten auf und, wie es sich für einen Mauerer gehört, im Zusammenhang mit Bauarbeiten.

StA Landshut Rentkastenamt Straubing R 2479 Kastenamtsrechnung von 1608

"Martin Parell welschen Maurer von Ablöschung obangedeuths Kalchs, auch das er ein Tag am Padthaus bey Fyrstl: Schloß gearbeit Innhalt seines Zetl Nr. 12 verraicht

1 Gulden 17 Kreuzer 1 Heller"
1611 unterzeichnet er als ein Zeuge bei einer Schuldverschreibung des Mayr Adam von Simpering, die beim Kötztinger Vogtgericht beurkundet wurde.(StA Landshut Regierung Straubing A 4392)
Im Jahre 1614 ist sein Haus Tatort einer saftigen Beleidigung gegenüber einem Kötztinger Mitbürger.
StA Landshut Rentkastenamt Straubing R 2331 von 1614
"Hanß Schöz burger zu Khözting, hat bey Marthin Parella wellischen Mauerer alda in bezechter Weiß geredt, Hannß Schindler hette alle Weyber außer 4 beschlaffen, Obwoln er nun hernach fürgeben, das er sich yhe (dann er aller bezecht gewest) dergleichen Reden nit zuerindern wisse, auch ein solliches auf ihme Schindler nit sagen khüne. Als sein solche Reden von Obrigkheit wegen aufgehoben, und er Schöz gestrafft worden per 1 fl 3 ß."
1619 tritt er als Bürge für eine Grundschulde über 20 Gulden von Seiten der Kötztinger Pfarrkirche für Blasius Brunner auf.

Oswald Parella und Eva


Es spricht vieles dafür, dass Martin Parella kurz nach dem Schwedeneinfall im November 1633 verstorben ist, denn im Jahre 1635 fordert der Sohn - Oswald Parella - vom Markt eine Kompensation für eine Bierlieferung, die seine Vater hatte zwangsweise hatte abgeben müssen.
StA Landshut Markt Kötzting Marktrechnung von 1635

"Oswalden Parella, umb das sein Vatter seel. 4 Viertl Praunpier, so man einem Leuttenant nach Mosspach spendieren müessen für 7 Gulden hergeben, bezalt 28 Gulden."
Einschub
1 Viertl als Bierfassgröße entsprach lt. Reinhard Riepl damals 224 Münchener Maß. Der Betrag von 7 Gulden für solch eine Biermenge stimmt zumindest von der Größenordnung her überein mit den überlieferten Bierpreisen. Im Wirtshaus bekam man damals für den Gulden 20 Maß Bier. Ein  Schadenersatz bei einer solchen "Großlieferung" - vermutlich war Martin Parella damals für die Kommunbrauerei zuständig - von 30 Maß pro Euro ließe sich dann bereits auf 210 Maß pro Viertl hochrechnen.
Einschubende

Der Kötztinger Pfarrer stellte, beginnend im Jahre 1636, eine Liste seiner verbliebenen Schäfchen nach dem verheerenden Einfall der "schwedischen" Truppen im November 1633 zusammen. Vermutlich fielen mehr als 2/3 aller Kötztinger Bewohner diesem Rachefeldzug zum Opfer.
Ein früherer - unbekannter - Archivar und Analyst der unterschiedlichen Handschriften in diesem "Status Animarum", also einer Seelenbeschreibung, konnte bereits herausstellen, dass an dieser Liste drei Personen im Zeitraum von ca. 20 Jahren gearbeitet hatten.
Wir haben hier nun zuerst eine "Familienbeschreibung ca. von 1636.
Bei Parella war dies sehr auffällig. Wir wissen, dass seine Ehefrau Eva geheißen hat.
1636 bestand die junge Familie erst aus den Eltern und einem kleinen Sohn, mit Namen Benedikt.
Pfarrmatrikel Kötzting Band 1
"Oswalt Parella   Eva ux (=uxor Ehefrau) Benedict inf: (=infans Kind)"
Bei ihm, im selben Hausstand, wohnte offensichtlich Hannß Rab mit der Magd Anna (anc. = Ancilla= Magd) und seinen vier Kindern.

Seit 1637 war Oswald Parella bereits der Besitzer eines Marktlehens im oberen Markt - später die Bäckerei Graßl in der Metzstraße - und der zweite Eintrag - nun mit anderer Handschrift stammt ca. aus dem Jahre 1655. Nun wohnte die Familie Parella bereits im Oberen Markt. 

Hier steht "Oswalt Pareller ", ohne Ehefrau Frau, aber mit seiner Magd Veronica und drei Kindern. Hans mit 17, Ursula mit 20 und Margaretha mit 19 Jahren.

In den Kötztinger Geburtsmatrikeln finden sich Ursula (* 9.12.1637), 
Pfarrmatrikel Kötzting Band 1 vom 9.12.1637
"Nona hujus (also am neunten desselben MonatsOsvualdo Parella Baptizata est filia Ursula, Patrina Ursula Uxor Joannis Schreiners etc." Die Taufpatin war die Ehefrau des Hans Schreiner, Ursula.

 Margaretha (*18.6.1639)

18. Osuwaldo Parella baptizata est filia Margaretha, patrina Usrula Uxor Joannis Schreiner pistoris.
Auch bei der Tochter Margaretha war Ursula Schreiner die Taufpatin, nun ist der Beruf ihres Mannes angegeben: Pistor, also Bäcker.
 
 Geburt des Hans: (* 9.2.1642) 


"den 9. dito dem Oßwalt Parella, und Eva seiner Haußfrau ein Sohn getauft mit Namen Joannes, Patrinus ist genannt Hans Schreiner Peckh und Burger in Közting."

Nun haben wir also auch den Namen der Mutter und Ehefrau bestätigt und wissen, dass der Ersteintrag aus dem Jahre 1636 mit Ehefrau Eva und Kleinkind Benedikt tatsächlich dieser Familie zuzuordnen ist und aus dem Jahre 1636 stammt.
Der zweite Eintrag kann somit grob dem Zeitraum von 1657 - bzw. 1659-  zugeordnet werden, wie es der unbekannte Chronist auch bereits auf der Seite 1 der Seelenbeschreibung vermerkt hat. 

Handschriftenanalyse eines unbekannten Archivars über die Einträge in der Seelenbeschreibung












Aus dem Jahre 1638, nun seit einem Jahr bereits ein 

Am 5.8.1651 - die Familie wohnte schon lange in der heutigen Metzstraße -  kam es zum Verkauf des Elternhauses. 460 Gulden bezahlte die "Kötztinger Kirchenverwaltung" unter verantwortlicher Leitung des "Äußeren Rats und Kirchenprobstes" Georg Vogl für die "Behausung am Kuerchwege zwischen Jakob Petwitsch und Paulussen Reimers Häusern liegent." Bei der als Mitbesitzerin genannten Margaretha Urban, Ehefrau des Wilhelm Urban, müsste es sich um die Schwester unseres Oswald gehandelt haben. In den Kötztinger Kirchenrechnungen des Jahres 1642 ist ein Wilhelm Urban als Gerichtsprokurator angegeben. 
Und auch hier ist uns die Seelenbeschreibung eine Hilfe.
Gleich am Anfang der Liste steht, leider durch eine Reparatur leicht überklebt, das Ehepaar Urban und auch der Name der Ehefrau des Wilhelm ist noch ausreichend entzifferbar.
Pfarrmatrikel 

Die Zuordnung dieses Hausverkaufes auf ein bestimmtes Haus war für mich eine gute Erfahrung, dass es keinen Sinn macht, ausschließlich von den heutigen  (Besitz-) Verhältnissen  auszugehen, wenn man ein historisches Gebäude lokalisieren will.
Es war für mich grundsätzlich schnell klar, dass es sich bei dem Haus um das spätere Mesnerhaus gehandelt hatte. ABER, dann müsste einer der beiden genannten Nachbarn der früher Besitzer des heutigen Hotels zur Post gewesen sein. Deren Besitzerreihenfolge war aber gesichert bekannt und ein "Reimer" kam nicht vor, da ich den Jakob Petwitsch bereits auf dem heutigen Gartneranwesen belegen kann. 
Die Lösung fand sich in den Briefprotokollen zwei Besitzergenerationen später, als zu Beginn des 18. Jahrhunderts der damalige Besitzer der Privatbrauerei, Johann Krieger, das Nachbarhaus kaufte und in seinen Gebäudekomplex integrieren konnte. Spätestens mit seinem Stiefenkel, Samuel Luckner, war das vorher einzelne Haus dann nicht mehr als ein solches erkennbar.

Serwuschok 522 Das Haus mit dem Postkutschensgrafitti war früher ein eigenständiges Anwesen und beherbergt heutzutage eine Kaffeerösterei.

Dass auch Oswald Parella bis zum Verkauf des Hauses noch Mitbesitzer gewesen ist, lässt sich gut aus der Übertragung der Grundschuld belegen.
 
StA Kötzting Spitalrechnung von 1650

"Die bey Oßwalden Parella burgers alhir gelegene 20 fl Haubtsach, haben Georg Vogl und Marthin Mülpauer als unser lieben Frauen Gottshaus und Pfarrkürchen alda verordnete Kirchenpröbst, in Erkaufung deß Schuel: und Mößnerhauß zu bezahlen ybernommen und zallen hier zu Mitfassten den Züns". Die Kirchenverwaltung hatte - vertreten durch die beiden Kirchenpröbst - mit dem Kauf des Hauses auch die Grundschuld bei der Pfarrkirche übernommen. 

Kirchenverwaltung


Der erste Mesner (und abwechselnd als Schulmeister bezeichnet), der nach dem Hauskauf  in Kötzting dokumentiert ist, ist Michael Großkopf und seine Frau Maria, die wohl bereits verheiratet nach Kötzting gekommen waren und erst mit der Geburt ihrer Tochter Anna am 2.3.1653 "aktenkundig" werden. 
Der nächste Kötztinger Mesner und Schulmeister wird ein Georg Freihammer, der offensichtlich bereits in den 1640er Jahren das Amt innegehabt hatte.  (1656)
1657 ist ein Georg Kern als Mesner belegt und schon 1659 kommt der nächste Name: Christoph Weiß.
Mit dem Jahre 1660 kommt nun zum ersten Male ein Mesner nach Kötzting, der auch mal etwas länger auf seinem Posten bleibt. Georg Peter (Piter,Pittrich) wird erst 1666 von Hans Stangenstager ersetzt, der nun bis 1691 der Kötztinger Mesner ist.
Mit dem Jahre 1690 kommt nun eine Familie nach Kötzting und hier kann ich auf die wunderbare Vorarbeit von Ludwig Baumann zurückgreifen, der das für Kötzting so segensreiche Wirken dieser Familie bereits dokumentiert hat.
Ludwig Baumann

 Die Brüder Prälisauer: Mesnersöhne, Mönche, Musiker
Um 1690 stellten die Benediktiner des Priorats zu Kötzting einen neuen Mesner ein, den aus Sach­seln in der Schweiz zugewanderten Johann Joseph Anton Prälisauer. Der heiratete am 7. Juni 1691 Anna Maria Strigl, die Tochter des Schullehrers und Organisten. Elf Kindern schenkten sie das Leben. Von den acht, die nicht im Kleinkindalter starben, ergriffen fünf Söhne einen geistlichen Beruf, und sie förderten an ihren Wirkungsorten die Musikkultur in hohem Maße. Das musikalische Erbe hatte ihnen nicht nur die Mutter mitgebracht. Auch der Vater war aktiver Musiker, nur solchen wurde damals in Kötzting das Mesneramt anvertraut. Laut Kirchenrechnung von 1692 bekam der Mesner eine Jahreszulage, „daß er dem Schulmeister mit Abrichtung der Kinder uf die Music möglichst anhand gehen soll“. Aber auch die Benediktiner, deren Prioratsgebäude in der Herrenstraße direkt gegenüber dem Mesnerhaus stand, werden in den Buben mancherlei Interessen geweckt und Anlagen gefördert haben.