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Freitag, 12. Februar 2021

Kötztinger Häuserchronik alte Hausnummer 15 Beim Fleischmann

 Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.

Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.
Die bereits veröffentlichten Beiträge der Kötztinger Häuserchronik können im "Inhaltverzeichnis" unter der Rubrik Häuserchronik nachgesehen werden.


alte Hausnummer 15 beim Fleischmann


Ausschnitt aus der historischen Karte von Bayernatlas.de
Situation um 1830

IMG 3917 Luftbildaufnahmen Archiv Serwuschok zwar ist hier nur das Dach erkennbar, aber mithilfe des obigen Planes ist das Anwesen leicht zu lokalisieren.

Adam Türrigl, Kötztinger Probstrichter 

Für die Erstellung der Kötztinger Häuserchronik ist Adam Türrigl eine ganz wichtige und entscheidende Person. Um das Jahr 1654 herum stellte er für seinen Auftraggeber, das Kloster Rott ein Grundbuch zusammen, das ich im Hauptstaatsarchiv in München gefunden habe und in dem er die einzelnen Marktlehen (und Sölden) genau beschrieb und auch die zu diesen Anwesen fest zugehörigen Grundstücke. Soweit die Theorie, denn er ist mit diesem Buch nie fertig geworden, es ist ein Fragment geblieben, allerdings hat er es noch geschafft zumindest alle Hausbesitzernamen aufzureihen und ebenfalls zumindest bei den ersten 20-30 Anwesen die oben angeführten Details aufzulisten, auch wenn er bei den Größenangaben der Felder und Wiesen häufig Lücken ließ, die er offensichtlich nachtragen wollte. 


BayHStA München Landshuter Abgabe 1982 KL Rott B2:
Grundbuch des Klosters Rott Markt Kötzting 1654 
Gründt Püech

des lobl(ichen) Stüfft und Closters Roth am Yhn in Obern Bayern, darinnen deß Markhts Khäzting, bey der Burgerschaft jehrliche Grundtgilten, dann der Underthanen im Ober: und Underaigen, sambt den Neueingeantwortten Ainöden und Aufgerichten Glashitten Probstgerichts zu ermelten Khözting, Stüfft, Gilden, Zehenten, Waldt, Waidt und Ascherzünsen, sambt den Hochwäldten item die Adelichen und alle anderen lehenbaren Güetter begrüffen, 
So durch Adamen Türrigl von Riglstain, churfrtl Drlt in Bayern etc. Preugegen- und Marktschreiber, auch wolgedachten Closters Roth Lehen- und Probsteyverwalter angefangen am 16.4.1654 und vollendet den (auch hier eine Lücke zum nachträglichen Einsetzen des korrekten Datums)  im Sechzehnhundertvierunfünfzigsten Jahr

Man sieht, es wäre ein ziemlich dickes Kompendium geworden, hätte er die Arbeit abgeschlossen. So aber können wir nur einfach dankbar sein über das Material, das er zusammengetragen und aufnotiert hat. 



Vor vielen Jahren, als ich aber bereits erste Namenslisten meiner Forschungen ins Internet gestellt hatte, hat sich Herr Wittig bei mir gemeldet, der die Genealogie der weitverzweigten Türrigls/Dirrigls erforscht hatte und ein umfangreiches Buch geschrieben hat. Hier der Link zu seiner Veröffentlichung 
Vor allem bei den Kötztinger Marktlehensanwesen kann mit "dem Türrigl" die Liste der Besitzer zumeist um zwei Generationen jenseits des Beginns der überlieferten Briefprotokolle ausgeweitet werden. Und, wie bereits bei den ersten Beiträgen zur Häuserchronik angemerkt, benutzt er auch altertümliche Ortsbezeichnungen und benennt die jeweiligen Nachbarn zur linken oder rechten Seite.
Wir wissen, dass Türrigl nach der Katastrophe des Schwedenüberfalls im November 1633 mehrere Anwesen respektive Brandstätten besaß 

BayHStA München
Landshuter Abgabe 1982 KL Rott B2:
Grundbuch des Klosters Rott Markt Kötzting 1654 


Khötzting

Adam Tirrigl deß loblichen Closters Roth Lehen: und Probsteiy verwalter zu Khözting, hat ain Hauß oder Prandtstadt zwischen Georgen Vogels und Wolfen Kholbingers beeden burgern deß Eissern Raths heusern, am Egg gegen St. Veith Capellen ligent, darzue gehört ain ganzes Marktlehen und ain Sölden mit ehrnach gemelten Grundt und Poden

Dies bedeutet: Adam Türrigl besaß die Anwesen mit den historischen Nummern 15 und 16, wobei die "15" ein Marktlehen und die "16" - heutzutage in Besitz der Familie Stauber - eine Sölde gewesen war. 

Mit dieser Aussage können wir uns nun an die Analyse einer anderen Archivalie machen. Ebenfalls aus dem Hauptstaatsarchiv in München haben wir ein Stiftsbuch des Klosters Rott aus dem Jahre 1610 und dort finden wir folgende Einträge:

Einschub zur Archivarbeit: 

Jetzt wirds detektivisch:

Diese Seite muss man von unten her auflösen, die Namen sind zunächst unwichtig.
Am Ende der Seite steht ein 3/4 Lehen und davor steht ein Schmied.
Es gibt in Kötzting nur ein einziges Objekt dieser "Größe" und das ist "der Dimpfl" am Ende der Metzstraße und der "Voglbeck" war früher eine Schmiede. 

Das kleine "Sperl Haus" gab es damals noch nicht denn es war integriert in der große Anwesen am Marktplatzeck (ehemalige Bäckerei Pongratz), damals Hans Pachmair der Mitter.

Hans Pachmayr der Jünger war auf dem Haus Marktstraße 30, die Pachmayrs waren Bäcker und die Bäckerei wechselte erst um 1899 von Marktstraße 30 auf Marktstraße 28.
Nun folgt nach oben Georg Moßhammer, das wäre heutzutage der "Osl" und dann kommt schon mit dem Besitz von "gannzeen Lehen und der Sölde" der Besitzer von 1610: Leonhardt Raith. 

Eine ähnliche - stimmige Reihung finden wir 30 Jahre später und erneut sind es die bekannten Landmarken, die die Beweisführung ermöglichen.

Rechnung Kloster Rott von 1638:
Adam Türrigl 1 Lehen und 1 Sölde
Wolf Kholbinger               diesen Nachbarn beschreibt Türrigl auch 1654
Sebastian Pachmayr          1 1/2 Lehen
Hans Khieninger                bekannt auf Hausnummer Markstraße 28, er trennt wohl das "Sperlhaus" ab.
Jakob Stöckher                 ist als Schmied bekannt mit 1/2 Lehen
Wolf Khürzl Braumeister 3/4 Lehen   <<<<<< da ist er wieder, der wichtige Anker in allen Listen.

Es hat also den Anschein, als ob bis zum November 1633 die Familie Raith die Besitzer gewesen waren und nachher dann Adam Türrigl. Der erste nachweisbare Besitzer ist also

Leonhard Raith  

Leonhard Raith war also ebenfalls bereits in Besitz dieses umfangreichen Doppelanwesens gleich gegenüber der Veitskirche. Bereits gegen Ende des 15. Jahrhunderts kamen die Mitglieder dieser Familie in den Besitz der nach ihnen benannten Hofmark Reitenstein und hielten diese auch bis heran an den 30. jährigen Krieg. In Kötzting stellten sie viele Mitglieder im Magistrat. Unser Leonhard zum Beispiel war im Jahre 1611 der Kötztinger Kammerer..

Als Marktlehner war Leonhard Raidt auch berechtigt Bier im Kommunbrauhaus sieden zu lassen und es zuhause auszuschenken, also ein Wirtshaus zu betreiben. Aus dem Jahre 1605 kennen wir sogar eine Wirtshausrauferei bei ihm Zuhause.

StALandshut LG Rechnung von 1605
Hanns Vischer von Kuchesriet und Cunzen Wagner auff der Dorsylen(?) zu Furth etc. ein Burger haben bey Leonnharden Raiden zu Khozting ein Rauffhanndl miteinander gehebt, aber durch Schaiden wider voneinander gepracht worden, daß keiner hierunder Schaden empfangen. Derwegen beede dieweillen kheiner Clagen wöllen. Yeder gestrafft per 1 Schilling und 18 Pfennig thuet
1 Gulden 1 Schilling Kreuzer.
Gerichtsstrafen wurden lange Zeit in Regensburger Pfennigen ausgesprochen und anschließend in die damals gültige Währung umgerechnet.


Anscheinend schenkte er aber nicht nur Bier aus, denn er taucht in der Braurechnung von 1612 auch mit der Abgabe von "Glegerwasser" auf , einem Abfallprodukt bei der Bierbrauerei, das er für das "Branntweinbrennen" benutzen kann. 
StA Landshut Braurechnung von 1612

Ausgab an Gleger und Gerben
(Gerben ist die Hefe)

Dem Leonharden Raithen Pranndtweinprennern von dero Einnamb, des Glegers und Gerben verkaufft

34 Viertl
(ein Hohlmaß)





Es hat den Anschein, dass die beiden Anwesen an der markanten Stelle am Marktplatz bis zum Schwedeneinfall im Besitz der Raiths gewesen sind und dass Adam Türrigl die Brandtstätten anschließend erworben hat. Eine der beiden Brandstätten hat er dann aufgebaut und die andere noch lange zerstört liegen gelassen, doch dazu später.
Die Raiths jedenfalls sind um das Jahr 1636 - dem Beginn der Pfarrmatrikel - noch in drei Familienverbänden belegbar.
Hier ein Hans Raith mit seiner Frau Anna und den Kindern Veith und Maria 
Auch die Knechte Hans Vogl und Wolf Raab und die Magd Catharina sind im Familienverband erwähnt.

Mit dieser Familie Hans Raith, offensichtlich wenig betroffen von den kriegerischen Ereignissen,  haben wir vermutlich den bekannten Stifter einer respektablen Summe für den Wiederaufbau der Veitskirche, die 1633 ebenfalls zerstört worden war.
Der Kötztinger Kooperator Riederer 1911 im Kötztinger Anzeiger


Aber auch vier weitere Teile des Familienverbandes der Raith haben überlebt, zum Teil nur Einzelpersonen aber auch große Familien mit 6 Kindern.




 






Adam Türrigl



Wie eingangs bereits erläutert, war 1654 der Kloster Rottische Probsteiverwalter Adam Türrigl der Besitzer der beiden Häuser am Marktplatz. Zum ersten Male taucht ein Adam Türrigl aus Zinzenzell in unserer Gegend auf, als er zusammen mit Georg Lanzinger in der Hofmark Hohenwarth 1626 1200 Gulden auf eine Taverne "verschreiben" lässt und dafür Siegelgeld bezahlt. 
StA Landshut Regierung Straubing Nr. 4262 


Es spricht einiges dafür, dass es sich dabei um dieselbe Person handelt, die nach 1633 so viele Funktionen ausübt. 
Er war ja nicht nur der Kloster Rottische Lehen- und Probsteiverwalter sondern auch noch der von der weltlichen Regierung angestellte Breugegen-  und  - auch noch der Kötztinger- Marktschreiber.
Als er sich 1637 von der Pfarrkirche Kötzting 200 Gulden leiht - in den Zeiten nach 1633 eine außergewöhnlich hohe Summe, da die Immobilienpreise ins bodenlose gefallen waren - heißt es in der Schuldverschreibung: "Gegen St. Veiths Gotteshaus yber allhier im Markt"
Eine - auch für heutige Verhältnisse -  außergewöhnlich lange Zeit auf diesem Posten war ihm vergönnt; als er am 12.2.1661 in Kötzting verstarb, war er 36 Jahre lang Probstrichter gewesen, doch dazu später.
Am 19. Dezember 1639 erhält er  - offensichtlich galten solche Dienstverträge nur auf Zeit und mussten erneuert werden, weil es im neuen Vertrag heißt, dass er sein Amt "wiederum"  bekommt - seinen neuen Dienstvertrag, als Probsteischreiber. 
Darin ist festgelegt, dass sein Vorgesetzter der jeweilige Kötztinger Pfarrer (und Prior des Klosters Rott) ist und er alle Akten, Rechnungen, Gefälle (Steuern) und Gelder in einem Kasten zu deponieren habe, wofür der Herr Pfarrer "die Spörr" - die Schlüssel - habe.(HStA München KL Rott 59)
Die Wirren im 30 jährigen Krieg hat Adam Türrigl mit seiner Familie offensichtlich sehr gut überstanden, wie man anhand des Familienbogens im Status animarum gut erkennen kann:
PfA Kötzting Matrikel Band 1
Adam Türrigl und seine Frau Maria mit den Kindern:
Wolf 8 Jahre, Hans Georg 7 Jahre
Ursula 21, Christina 18, Licia 11 und Anna Dorothea 5 Jahre
Nachdem wir wissen, dass Maria Christina im Jahre 1639 geboren wurde, stammt dieser "Familienbogen" aus dem Jahre 1657-1658, da Christina hier mit 18 Jahren angegeben ist.
Der hier angegebene Wolf, im Alter von 8 Jahren ist als Wolf Adam getauft worden. Sehr häufig war damals der 2. Vorname der Rufname, was später noch wichtig sein wird..  

Wir sind im Jahre 1640 und  Kötzting ist noch lange nicht wieder aufgebaut, bzw. es kommt zu einer zweiten Eroberung - mit Zerstörungen - durch gegnerische Truppen (General Banier) - die Kaiserlichen sind auch nicht viel besser, die dann Jahre später hier stationiert werden. 
In den Kirchenrechnungen steht der "Gerichtsprokurator"  Adam Türrigl und zahlt "aus seinem Zimmer, darinnen der Schulmeister aus Mangel des abgebrannten und noch nicht erpauthen Schuelhaus wohnt, sambt 24 Kreuzer Stiftpfennig den jehrlichen Zins zahlt". Die abgeführte Summe betrug 10 Gulden 24 Kreuzer. Das würde passen mit den üblichen 5 Prozent Zinsen auf seine 200 Gulden Grundschuld und eben die 24 Kreuzer Stiftpfennig. 
Dies könnte bedeuten, dass, aus Mangel an anderen Gebäulichkeiten der Kötztinger Schullehrer, der  ja in seinem Wohnhaus "unterrichtete", damals für eine gewisse Zeit hier auf unserem Anwesen wohnte und arbeitete. 

1643 und erneut 1646 unterschreibt und verlängert Adam Türrigl seinen Dienstvertrag  mit dem Kloster Rott;  diesmal ist er auch noch Leublfinger Vormundschaftsrichter und Bestandsinhaber der Hofmark Grafenwiesen. Anders als bei den vorherigen Verträgen, die nur in Abschriften überliefert sind, ist es diesmal der Originalvertrag, mit seinem Siegel und seiner persönlichen Unterschrift.
HStA München Landshuter Abgabe Rep 92 Verz 8 Fasc. 67-206
Adam Tirrigl manu propria (= mit eigner Hand unterschrieben)

Grundsätzlich sind die Familien der (Adam) Türrigls nur schwer auseinander zu halten. Adam Türrigl, der Probstrichter war verheiratet mit Maria, lebte mit seinen Kindern im Markte Kötzting. Sein Bruder Adam - ein Mauerer -  war verheiratet mit Margaretha und lebte mit seinen Kindern in Grub auf dem sogenannten Ernsthof, an dem aber der Probstverwalter Adam ein Mitbesitzerrecht hatte. Um es nicht zu einfach zu machen, war Adam Türrigls ( dem Kötztinger) Sohn Adam offensichtlich auch Mitbesitzer an diversen Immobilien.
So beleiht  zum Beispiel im Jahre 1651 der in Grub ansässige Adam Türrigl, welcher mit Margaretha verheiratet ist - unter Beistandsleistung des Marktschreibers Adam Türrigl -  "ihr im Markt zwischen Herrn Johann Pillich und Herrn Hannes Schreiners am Platz liegende Häusern gelegene Prandtstatt" aus der Vormundschaft der Eva Bauer, Tochter des verstorbenen Lebzelters Jobst Bauer. (alte Hausnummer 41) mit 39 Gulden. (Briefprotokolle Kötzting Band 1).
Im selben Jahr verkauft "Türrigl Adam der Jünger" in Grub seinem Bruder Türrigl Adam, dem Probsteiverwalter, den halben Teil seines 1/2 Hofes in Grub (HStA München Landshuter Abgabe 1979 BRPR Kötzting 719).
Einschub
Dieser Hof in Grub mit seinen Grundstücken wird Jahrzehnte später mit Zustimmung des Klosters Rott an den Markt Kötzting verkauft. Der Markt selber behält das Gebäude in seinem Besitz und vermietet die Wohnungen (bis er gleich Anfang des 19. Jahrhunderts gezwungen wird sich von allen Immobilien per Versteigerung zu trennen. Der alte Ernsthof ist später die Gärtnerei in Grub) Die umfangreichen Grundstücke vom Hof bis herein an den Markt Kötzting verteilt dieser gleichmäßig an alle seine (besitzenden) Bürger. Es sind dies die Gruber Grundstücke, die zukünftig dann bei allen Kötztinger Hausverkäufen extra mitprotokolliert werden. 
Einschub Ende

Nun kommt aber endlich Türrigls eigenhändig erstelltes Grundbuch zum Tragen, blickt man auf seine eigenhändige Unterschrift - siehe oben - dann hat er das Grundbuch eigenhändig geschrieben.
Seinen Besitz beschreibt er folgendermaßen:
Khötzting

Adam Tirrigl deß loblichen Closters Roth Lehen: und Probsteiy Verwalter zu Khözting, hat ain Hauß oder Prandtstadt zwischen Georgen Vogels und Wolfen Kholbingers beeden burgern deß Eissern Raths heusern, am Egg gegen St. Veith Capellen ligent, darzue gehört ain ganzes Marktlehen und ain Sölden mit ehrnach gemelten Grundt und Poden

xx bedeutet hier eine Lücke im Text, in die er später die genauen zahlen hatte einsetzen wollen.

erstlichen ain agger mit xx Pifang und xx Trimer hünder der Schanz, so dermallen mit Wüntterkhorn angepauth und zwischen Wolfen Kolbingers des Rats und Adamen Raaben Äggern ligt mit dem hindern Orth auf Herrn Wolfen Pachmayrs und mit dem vordern Orth auf die Schanz gegen Herrn Thomas Rothuauers Churfürstlichen Preuverwalters und Gerichtsschhreibers Gartten hünderm Pollwerch oder Schanz stosst.

Diese Schanz oder das Bollwerk ist die Kötztinger Marktbefestigung, offensichtlich nun 20 Jahre nach dem Niederbrennen erneut einigermaßen wieder errichtet, oder aber nur als Wegemarke im Gedächtnis geblieben.

Mer ein Agger im andern Veldt bey der Urtl zwischen Barbara Khluegin und Adamen Raabens Aggern ligt, mit ainem Orth auf Herrn Wolfen Vischers und  xx Agger stosst und mit dem Anndern Orth gegen der Urtl und Holweg, welcher von der Honigwiesen herauf und nachher Khötzting geht, stosst, hat xx Pifang sein mit Gersten angepauth.


Einschub
Diesen Hohlweg, "welcher von der Honigwiesen herauf und nachher Khötzting geht" , gibt es in Resten heute noch:
Mein Pferdestall an der Urtl ist in alten Plänen eingetragen als "Honigwiese in der Urtl." Der kleine, stark abfallende Weg hinunter zu meinem Pferdestall und die Verlängerung hinweg über die Westumgehung über einen geschotterten Weg bis hinauf zur Torstraße, ist dieser alte historische Weg.
Der Acker, um den er hier geht ist vermutlich die Verlängerung des Traurigstalles bachaufwärts.
Einschub Ende



Mehr an Gärtten

Ain Gartten zwischen Herrn Wolfen Vischers des Innern Raths und Cammerers und Wolfen Kholbingers des Eissern Raths Gärtten ligt. So mit ainem orth auf Adamen Raaben zwerchgärttl und mit dem andern Orth auf den gangsteig da man auf Veßmannstorf und nachher Gravenwisen gehet, stosst auf welchem Gartten Hansen Vischers, Magdalena Störin und Lenhardten Vogls gärtten stossen

Wißmath oder Gartten

Ain Gartten so dermallen geheugt wierdet zwischen des churfürstlichen Pflegers wisen dann Hannß Schwarzen gartten oder wißen, bei dem SpitallGartten ligtz mit ainem Orth auf des Andreen Österreichers und mit dem andern Orth auf des Weißgerbers am Anger Wurzgartten Gärtten stosst. 

Wißmath
Ainhalb Tagwercj Wißmath zischen dem Tämpach und Herrn Georgen Löfflers Gartten ligt, mit dem andern Orth auf xx und mit dem obern Orth an Wolfen Kholbingers Wißen stosst ist zweimättig. 



Im Jahre 1660 wird Adam Türrigl in der Bräurechnung mit dem Bezug von 48 Eimern an Braunbier vermerkt, für die er 6 Gulden an Aufschlag(=Steuer) zu bezahlen hatte. 
Der Magistrat straft ihn mit einer heftigen Summe von 1 Pfund Regensburger Pfennigen, weiler "ybers Verpoth das Köpfl Pier per 6 pf verleithgebt" hat. Er hat also das Bier zu einem verbotenen Preis abgegeben.

Anfang Februar stirbt Adam Türrigl und am 12. Februar 1661 wird er, nach 36 Dienstjahren, wie ausdrücklich bei seinem Sterbeeintrag notiert ist, in Kötzting beerdigt.
PSA Kötzting Matrikel Band 1 vom 12.2.1661
den 12. Ist Herr Adam Tyrigl von Rigelstein churfrl Preugegen: und Markhtschreiber, auch des lobl.
Closters Roth Probst: und Lehenrichter im 36. Jahr lang. alhir begraben worden.
 
Schon 5 Tage nach seiner Beerdigung wird in einem schriftlichen Protokoll sein Vermögen festgehalten. Dieses "Inventarium" hat sich im Stadtarchiv erhalten:

Weillen des ernvesten und wolfornemen Herrn Adamen Tirrigl  gewesten churfrtl: Preu gegen und Marckhtschreibers zu Kötzting  auch Roterischen Probsteiverwalters alda seel Verlassenschaft  welche von Bürgerlichen Magistrats wegen heut dato ordentlich  beschrieben worden , beisein Herrn Simon Raiden Ambts Camerers ,  Wolfen Vischer und Georgen Tenscherzen beider auch des Inneren  Rhats alda zu ernannten Khoezting den 17.Febr. Ao 1661


Es kamen also der Amtskammerer und zwei seiner drei Kollegen vom Inneren Rat ins Haus und besichtigten und werteten das ganze Haus inkl Viehbestand und die Grundstücke, um einen abschließenden Wert, nach Abzug der Schulden, festzustellen. (StA Kötzting AA XI/15)


In der Wohnstuben :

1 grosser Tisch mit ainer Schubladen darin 7 Leffel
1 Lainstuel
1 Claines rothangestrichenes Tischl
3 Khuerzenleichter
2 Leichtpuzen
1 Zünes WeichprunnKhessel
1 Partwich
1 Pfanholz
1 Khupferer Khessl in ofen
1 Eisserne Uhr


Im Clain Stibel

2 Latern
1 Zünerne alte Gieß Khandl
1 Zünerner Pecher
1 Himelpethstatt sambt gerichtem peth
1 Spanpeth sambt auch gerichten peth

In der Stuben camer
1 Pethstaedl sambt den pethen und ihrem Zuegehoer
1 anders Khiender Pethstadl mit dergleichen pethlen und zuegehoer
2 Spinreder

Im Hausflez
in ainen Ramben
5 Messinger und
5 khupferen Pfannen
absonderlich in einer anderen Pfannen Ramb
6 kupferne Pfannen 
2 Eissen Pfannen
1 Schoepf leffel
ain Schisslramb darinnen

9 Erden Schissl
5 hilzen Schissl
15 hilzene Taeller
3 Züber
2 Wasser Eimber
1 Gölten

1 gefuerneister Casten mit leinwath gewandt
3 ganze Stuck und 2 angeschnitne Leinwath
8 par fläxene undervirchene Leilaicher
5 Manshemeter
4 Tischtiecher fläxene und Leiwerchene
1 weisse Leiwath
3 Handtiecher und der Khinder hals gewändl
1 grosse lähre truche khumpfmillerisch
1 weiss langes Tafel
2 cästen so der frauen wittib gehörig darinnen derselben  gewandt

Im Speiss Camerl

1 Fleischpaell und lauter Khuchelspeiss

In der Khuchel

1 Haimb Loeffel
1 plechene Seipfannerl
3 Kochlöffel
1 Khiechelspiess
1 Pratspissl
1 Trifuess
1 Ribeisen
1 Ofengabel
1 Rost

In der endtern Stuben

In ainer Zünramb
16 Khopfkhandl
1 Zwikhipferin
2 Zünenpecher
3 Khriegel mit Zün beschlagen
38 gross und klein Zinssschissl
2 duzet zinnene Taeller
5 Pissolen
2 Hulftern
1 Sponsag
1 schwarze Truchen daraus etwas Lederwerch so uf die Khiender und  Ehehalten verarbeitet wuerdet
9 Traidtpoeckh
1 Schreibpuldt
1 Registraturcasten dem gemainen Marckht gehoerig
3 Casten mit Schreiberey welche Cästen aber ins Haus gehoerig
1 Pfeffermill
1 gleserne Latern
2 Penckh
1 grosser Spiegl
1 Wag mit ainem Eissenen Palckhen
1 eisen Gewicht mit 7 Pfundt
1 anders mit 2 
1 staines Gewicht mit 11 pf
1 and mit 5 pf aber
1 anders mit 2 pf
1 Spinrrätl
1 Hirschenkhiern

In der Stuben Camer

1 paembsag
1 gräben Hackhen
1 Eixl Plöch
1 Pusazen
1 Mucheten
3 Schlieshaeckhen
1 altes Parsiffel
1 altes Pirschrohr

In der obern Stuben

1 Tischl
1 Täfel
6 neue Stühl
2 Sessl
1 Petstädl sambt gerichten Pethlein
1 schwarze Tafel
36 Plab erdene Schiessl
1 messinger Leichter
1 eingefasste Tafel unser Fraun Bildt
1 Crucefix
2 Landschöfftl ./. die Landrecht in folio
1 Rechenfilz
1 claines Trichel darinnen Herrn Tierrigls Petschaft und Sigill

In der Camer

1 claines Tischl
1 Pethstäedl darinnen ein plosses Stosackh
1 griener und
1 perlfarber Mantl
1 lides Claidt uf ein ander
1 praunes Claidt
1 Halffter
1 Hauben mit mader gefiedert
1 Staub
1 RapenSib

Im obern Flez

1 gearbeithe Haudt
1 Pädl
das Pachgeschirr mit seinem Zuegehör
1 alter Satl
etliche alte Vässl

im neuen Stibl

weisse lange Tafel dazuegehörige Pankh

Stallcämmerl

1 Schnitstuel mit seinem Zuegehör
1 Schleiffstein
1 Ehehalten Pethstädl mitsambt dem Pethl und Zuegehör

Im Rossstall

3 Pferd , Walachen
1 Wayr und
2 hindere Geschier
1 Fuhr und
1 Reithsatl
1 Fraun Satl
2 Melch Khie , bei der Tochter Maria zu Bäckendorf sein 2 Stier  und 
1 Khalben
1 Khue zu Hofern beim Adamen Miller
und was hiervon erzogen worden so in der Thaillung gehet.
Bei Marthin Pucher zu Welkherstorf sein 4 bei ime erzogene Khie  so in Thaillung gehört
16 Hennen
4 Anten

under der Schupfen

3 Gerichte beschlagene Wägen
1 gerichter Pflueg
1 Äden mit eisernen Zehnen
1 Heigabel
1 Schaufel
1 Rechen
1 Heireiffel
1 Reittern
1 Gesott Khiermb
Vaß  uf 11/2 Preupier
6 Gierpoding
1 Renschliten
5 Holz und ainrisstig Schliten
3 Khraut und Vischpoding
6 Ziber gross und clain
2 Padtwahn

Pargelt
So dem Herrn Tirrigl gehörig vorhanden nihil

Schulden herein

bei Gemainen Markht laut Schuldtbrief 200 fl

Schulden hinaus
Andern Streinensperger Handlsman in Regensburg wegen ausgenommer  Wahren uf die Tochter Christina   22 fl
Herr Ernsten zu Straubing umb 2 Ellen Tuech  6 fl
Welschen zu Kötzting umb wahren 21 fl

Summa der dermall angemelten gleib 49 fl

Grundstueckh

die bewohnte Behausung gegen St: Veith Khierchen so ein halb  Markhtlehen ist und die Frau Wittib praetentiert dabei ein  scheiner Wurzgarten    HNr 8

die Khieningerische Prantstatt neben Wolfen Kholbingers Eissern  Rats Behausung gelegen so auch ein Marktlehen



ain Garten beim Eggeshof so aigen
die Yettingerische Prandstatt neben Herrn Billichs aus der Lamb  und Herrn Schreiners Bäckens Behausung gelegen (=Hanr 41)
ain Garten under solcher Prandtstatt , so ain aigen Stueckh 
Zimmerhäusl Behausung so ain Söldenrecht
ain Akcher am Dampfbachveldt zwischen Zissler und Rabens ackher  gelegen so ein aigenstuckh
ain ackher der weg ackher genannt, gegen Grueb an den  Lärnpecherischen Ackher stossent welcher auch ein aigenstueckh
die Höenigwiesen so von Herrn Praelaten vererbt worden
ain wissl das Grueb Wissl genannt bei Grädiss

Cammerer und Rhat zue Khezting  

Einschub
Interessant an dieser Aufstellung ist, wieviel der Kötztinger "Anwesen" - bzw. Plätze an denen ein Haus stehen darf -  im Jahre 1661 in Händen einer einzigen Familie gewesen war. 3 Stück am Marktplatz - auch das "Khieninger" Marktlehen lag am Marktplatz -, eines oberhalb des Rathauses und die Sölde, Zimmerhäusl genannt. 5 Anwesen und 2 davon noch Brandstätten, eine Generation nach dem Krieg. 
Einschub Ende
 
Auch nach seinem Tode betreibt die Witwe offensichtlich den Gastwirtschaftsbetrieb weiter, denn im Jahre 1668 steht sie mit 48 Eimer Bier und einer Steuersumme von 6 Gulden in der Kötztinger Aufschlagsrechnung. 
Aus dem Jahre 1670 kennen wir die nächste "Steuerliste" des Klosters Rott, ist  Adam Türrigl - an anderen Stellen in der Liste ist von "der Türriglin" die Rede -  immer noch in Besitz der "Raitderischen Prandtstatt", von 2 Häusern - Rauscher und Fischer- und der Honigwiese

Hsta\Landshuter Abgabe KL Rott R2 1670


Hsta\Landshuter Abgabe KL Rott R2 1670

2 Jahre später besitzt Frau Türrigl nur noch das Haus am Marktplatz und die Honigwiese
Hsta\Landshuter Abgabe KL Rott R3 1672
 
Im November 1683 stirbt die Probstrichterin Türrigl hochbetagt in Kötzting.

Wir befinden uns gerade in dem Zeitraum, aus dem wir keine Briefprotokolle haben und wir daher auf indirekte Nachweise angewiesen sind, um einzelne Personen mit einem bestimmten Anwesen in Verbindung zu bringen. Zumeist hilft hierfür in manchen Fällen, den ersten Eintrag im Protokollband zu benutzen, um zu versuchen, durch deren Hinweise dann rückwärts forschen zu können.
Am 11.9.1700 verkaufen  das Mitglied des Kötztinger Magistrats Bartholomaeus Joseph Schmidt und seine Frau Magdalena "die Bürger- und Marktlehensbehausung zwischen des Verkäufers Söldenrecht und Georg Finckhens Haus ligent, sambt dem Acker am Pfeffergraben ...." um 400 Gulden an den Kötztinger Bürger und Fleischhacker Georg Cramer 

Damit haben wir eine Reihung:

nach den Türrigls kommt zuerst Schmidt Bartholomaeus Joseph und Magdalena und ab 1700 dann Georg Cramer

Schmidt Bartholomaeus Joseph und Magdalena


Ein paar Stellen im obig benannten Briefprotokoll helfen bei der Beweisführung, dass wir auch beim richtigen Anwesen gelandet sind..
Erstens die späteren Häuser mit den Nummern 15 UND 16 befinden sich im Besitz der Familie Schmidt. Beim Verkauf des Eckhauses (15) an die Metzgerseheleute Cramer, behält Schmidt seine daneben liegende Sölde (16).
Zweitens: Mit der Auflistung der beim Verkauf mitprotokollierten Grundstücke kann man eine Übereinstimmung feststellen. Der im Jahre 1700 beschriebene Acker im Pfeffergraben ist identisch mit dem Acker hinter der Schanz, nur dass im Jahre 1700 von der Schanz nicht mehr viel geblieben war, weil dieser Bereich nun Stück für Stück bebaut wurde. 
Drittens: Auch das Feld in der Urtl und der zu einer Wiese umgewidmete Garten "am Anger" befinden sich bereits in der Grundstücksbeschreibung des Adam Türrigl.
Doch zunächst geht es um die Familie Schmidt.

Am 5.6.1685 heiratete Josef Bartholomaeus Schmidt, Sohn des Korporals Johann Schmidt aus Kötzting Magdalena Mayr, ebenfalls aus Kötzting.
Heiratseintrag Schmidt-Mayr am 5.6.1685 PfA Kötzting Band 2 Seite 167

Jedenfalls - auch wenn wir das genaue Datum des Besitzübergangs nicht kennen - heiratet Bartholomaeus Schmidt im Jahre 1685 und erwirbt auch das Kötztinger Bürgerrecht mit 9 Gulden. Dies war damals nicht möglich, wenn er nicht zuvor in Kötzting ein Anwesen erworben hätte.
Es steht also zu vermuten, dass er  gut 1 Jahr nach dem Tode von Maria Türrigl die beiden Häuser am Marktplatz gekauft hat.
Er selber ist mit einem Beruf als Schneider angegeben. 1689 leiht er sich 40 Gulden von der Kapelle Grafenwiesen und unterschreibt einen Schuldschein. 
In einem Akt der Pfarrakten im bischöflichen Zentralarchiv findet sich 1693 ein Beleg über eine "wundersame Heilung" des Schneiders Bartholomaeus Joseph Schmidt aus Kötzting, der über "Schmerzen im Leib" geklagt hatte. 
Vom Markt wurde er im Jahre 1695 dafür bezahlt, dass er "die Umlagsgelter uf 9 Monat eingebracht und herumbgehen muessen". Für dieses "Geldeinsammeln" erhielt er fast 2 Gulden, also so um die 300-400 Euro in heutiger Währung. 
Im Jahre 1699 wird er offensichtlich in den Kötztinger Marktrat aufgenommen und ist in der Lage Teile seiner aufgenommenen Schulden zurückzubezahlen. . 
Wie einleitend beschrieben, verkauft er das Eckhaus im Jahre 1700 an den Metzger Georg Cramer und, der Vollständigkeit halber, behält seine daneben liegende Sölde und wird Amtskammerer in den anstehenden schwierigen Zeiten des spanischen Erbfolgekrieges. Dieses Kapitel aber wird im Beitrag der Häuserchronik für das Nachbarhaus dargestellt werden.



 

Georg Cramer und Elisabeth


Die Eheschließung der beiden ist uns unbekannt, erst der erste Geburtseintrag im September 1695 bringt uns die Namen  der beiden. Die Familie Cramer ist aber bereits seit 2 Generationen in Kötzting nachweisbar. 8 Kinder, inklusive einer Zwillingsgeburt sind in den Kötztinger Geburtsmatrikeln belegt.
Das junge Paar übernimmt nun auch Schritt für Schritt die Hypothekenschulden, die Schmidt auf dem Haus liegen hatte. 
Pfleggerichtsrechnung Kötzting 1701

 Im Jahre 1701 wurde Georg Cramer zu einem Pfund Pfennige verurteilt, weil er es gewagt hatte seinen Nachbarn Dirnberger  "Mit einem Stuckh Kopffleisch dergestalten in die Seitten zewerffen, das man hiervon ainen Rizer yberkhomben" . Ein Ritzer, es ist also etwas Blut gelaufen, bedeutete, dass nun nicht mehr der Magistrat sondern das Pfleggericht für den Fall zuständig war.
Unser Metzger war offensichtlich von der etwas rauheren Art, im Jahre 1704 stand er wieder vor dem Landrichter. Dieses Mal ist er "uf Wolfen Hofmann auch Burger und Schneider allda ausserhalb des Markhts reuthent zuegerendt: und selbigen mit dem bey sich gehabten Oxenjoch einen solchen Straich aufm Kopf rechter Seithen versezt, warvon Cleger schadhaft worden und ihme das plueth heuffig yber das Haupt herabgerunnen." 
Mit einer Strafe von nur 1/2 Pfund Pfennigen, so zwischen 50-100 Euro kam er da aber sehr gut weg.
1706, wir sind mitten im Spanischen Erbfolgekrieg, und in Kötzting sind Truppen einquartiert, wird er vom Markt nach Straubing "wegen Leutnant Damprecht" geschickt.  
Im selben Jahr erhielt er noch eine Nachzahlung von  3 Gulden aus der Marktkasse dafür, dass er sich " für ainen Schizen auf der Schanz gebrauchen hatte lassen".
Mit dieser Schanz sind vermutlich die Verbauungen an der Grenze zu Böhmen gemeint.
Am 6.9.1708 verstirbt die Metzgerin Elisabeth Cramer und 
Im Frühjahr drauf heiratete er Katharina Etschmann eine Schreinerstochter aus Randstein.
Im Jahre 1711 steckte ihn der Markt für 2 Stunden ins Gefängnis "umb willen er auf offentlicher Gassen gegen denen Leuthen ausgossen, der Hofmann Schneider, dan Adam Mezen des innern rats Cammerer mainent, wür wollen es ihnen noch schon machen"

Sterbeeintrag des Kötztinger Metzgers Georg Krämer in Viechtach.
PfA Kötzting Band 18 Seite 21

Wie aus dem Sterbeeintrag hervorgeht, wurde Georg Crämer in Viechtach von einem Pferdehuf tödlich getroffen. Er starb am 4.9.1724.
Das Kloster Rott, bzw. hier die Pfarrei Kötzting genoss immer noch - der Markt war zwar bereits seit 100 Jahren von deren Grundherrschaft des Klosters befreit - den Zehentbezug der Kötztinger Bürger und führte daher ein Zehentregister. Dieses Register, welches zum Glück in Teilen erneut der realen Häusernachbarschaft folgt, ist ein zusätzlicher Beleg und Beweis für den Aufbau einer Häuserchronik.
Hier das Register für die Frau Katharina Cramer aus den Jahren 1727-1739.
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B4 1727-1736


Katharina Cramer, als Witwe, ist in den Folgejahren noch bei einigen Beurkundungen zu finden, bei denen sie sich von verschiedenen Gläubigern Geld leiht und Besitztümer verpfändet. Sie selber verstirbt am 10.6.1745. 

Am 9.April 1738 verkauft sie unter Beistand des Ratsabgeordneten Johann Paul Mack das "bürgerliche Marktlehen sambt der Fleischhackersgerechtigkeit". 100 Gulden an Schulden beim Spital müssen mit übernommen werden und der 18 jährige Sohn Joseph muss ausgestattet werden.
Der neue Besitzer ist der Schwiegersohn Wolf König, der die Tochter Katharina geheiratet hatte.  Der Kaufpreis betrug 600 Gulden.


Wolf König und Cramer Katharina



Der Metzgerssohn Wolf König stammte aus Reinhausen bei Regensburg
PfA Kötzting Band 14 Seite 161 
Als Trauzeugen des Metzgerpaares fungierten zwei weitere Kötztinger Metzger
Michael Vogl und Philipp Rothfischer


Wolfgang König hatte 11 1/2 Gulden an die Marktkasse zu zahlen, um zukünftig ein Kötztinger Bürger 
sein zu dürfen. Danach übernahm er auch die Hypothek beim Kötztinger Spital in Hohe von 100 Gulden.
Wolfgangs Schwiegervater hatte noch mit den Problemen des spanischen Erbfolgekrieges zu kämpfen, er steckte nun im Schlamassel des österreichischen. Trenk - ja der Trenk, der Cham eingeäschert hatte - drohte auch Kötzting und verlangte Geld. Der Markt reichte den Kelch an seine Bürger weiter und verlangte von jedem seiner Hausbesitzer sich gleichmäßig an der Brandschatzungsabgabe zu beteiligen. 5 Gulden betrug der Anteil Wolfgang Königs, wie im Kötztinger Rechnungsbuch von 1742 zu finden ist. Dabei blieb es aber nicht, denn nun folgten die Einquartierungen und Wolfgang König hatte das Vergnügen mit einem Vicecorporal, den er zu verpflegen hatte. (AA I/B10).
Noch im Jahre 1756, also lange nach dem Ende der Bedrohung, listet der Markt seine Schulden bei seinen Bürgern auf,  die wegen der oben angesprochenen "Trenkschen Execution" diese "Contributionen" vorgeliehen hatten. In diesem Jahr wird er auch als Äußerer Rat genannt.

Aus dem Jahre 1744 kennen wir einen Prozess von einer großen Wirtshausrauferei im Wirtshause König, die in den Verhörsprotokollen des Pfleggerichts dokumentiert ist:


Die Verhandlung war am 10.10.1744

Klage

Causa iniuriarum realium

Hans und Albrecht Köppel beede ledigstands von Klowighof der Hofmarch Miltach, contra Thomas Häckhel von Puechberg, dan widerummen Thomasen Häckhl von Ried item Georg Mühlpaur von ersagten Puechberg, und Wolfen Häckhel von Wettzell, Gerichts Viechtach auch alle 4 ledig als beede Cläger jungsthin in der königlichen Würthsbehausung ein Bier getrunkhen und auf der Gassen ein Geräuff gehört, sodan aus der Stuben umb solches zusehen hinaus gegangen, seyen die samentlichen Beclagten alleranfangs ohne ohne ainige Ursach an dem clagenten Hansen Köppel gerathen und haben selben mit Haar Rauffen, dan ergiebigen Faust Straichen dermassen starkh tractriert, das er selbe etliche Täg lang schmerzlich empfunden und als der mitclagente Alberecht



seinen Bruedern von solch erbitterten Handten los machen wollen, haben sye ebenfalls ein solches tractemebt und Haubtsächlicj der Thomas Häckhl vorgenommen. Kläger bitten deme nach umb künfftige Friedt und Sicherheit, auch neben bey die Beclagten dahin ohnmassgebig anzuhalten, daß sye sich so schmerzlichen Verfahrens willen vergleichen sollen  protestiert Expressis





Antwortt


Verclägere nemen das Argument von Hündt, mithin ganz verkehrt, indeme Markht kündig und genuegsamb zu beweisen ist, was für ein saubere That düe Clegere an denen Beclagten mit unerlaubten Waffen, als Stain und Prigln recht vorsätzlich ausgeübt haben, und zu allem Ybel Agressores gewesen seyen, denen man mit den in iure erlaubten gegenwöhr zu Rettung Leib: und Lebens Billich hat muessen undter Augen stehen und sich vor Unglückh retten, die nachfolgente Clag würdet die Umb=

ständ durch Prob ins haittersezen wie das factum seye qualificiert gewesen. hoffen also bei Zustellung ihrer beweislichen Clag die absolution prot. exp.



Replic

Clagenter sits werden priora repetiert, und dabey erwidert, daß die Cleger dem rereuff, so Beclagte mit anderen uf offender Gassen gehabt haben, nur zugesehn, nach vollbracht eines solchen aber geschrüen, formalia "Ihr Klobwich Bueben ihr Schlenkhlen fällt euch weuch(?) was", auf welches sey gleich an dem mitclagentem Hannsen Köppel nachmahls aber nitmünder an seinem Bruedern Albrechten Köppl, der nur vorgedacht seinen Bruedern von denen bissigen Handten los zumachen gedenckht, gefahlen, und an denen beeden das einclagente tractement erweislichermassen Vollbracht, wie dan auch nebenbey unlaugbar ist, dass sye gegen denen selben
die erlaubte Gegenwöhr, nit aber uf die verantwortte Weis und mit solchen Waffen gebrauchet, würdet auch nebenbey widersprochen
Die Beklagten widersprechen erneut, dass sie angefangen hätten und verlangen von den Klägern eine Beweisführung, welche diese innerhalb der Sitzung nicht nachkommen konnten, weshalb das Gericht die Beklagten vom Vorwurf zuerst einmal vorläufig  freisprach, dem Kläger aber 3 Wochen Zeit gab, seine Vorwürfe zu beweisen.

Die oben beschriebene Rauferei geschah auf der Straße vor dem Wirtshaus. In einem weiteren Verfahren beim selben Sitzungstermin war der "bürgerliche Mezger und Pierschenk" Wolf König selber der Kläger, nachdem ihm die beiden Müllerssöhne aus Leckern, Joseph und Hans Geiger zusammen mit Joseph Freymuth von Höfern "die Fenster, und den Oven eingeworffen, die Läden und die Haus Thir zertrimmert, und die Zöchleuth vertriben" haben 
Es rührte sich also was im Wirtshaus am Marktplatzeck. (StA Landshut Pfleggericht Kötzting P 45)

Was macht man als Metzger, wenn es noch keine Kühlmethode gibt und man zu viele Tiere hat? Man lässt sie leben und füttert sie durch, bis man das Fleisch brauchen kann. In Kötzting war Weidegrund sehr, sehr knapp und so lässt man dann versuchsweise seine Tiere auf eigenen Gründen weiden, was damals aber streng verboten war.
Wegen Alleinehüten, Wolfgang König hatte "auf seinen Veldgründen 5 Schaaf hüten lassen." und wurde mit fast 1 Gulden vom Markt bestraft.


Im Jahre 1762 wird der Äußere Rat Wolfgang König mit dem Amt des Ziegelamtsverwalters betraut. Dieses Amt hatte sehr lange Zeit der Kötztinger Kammerer Luckner inne, so lange jedenfalls, als dieser selber Unmengen an Baumaterialien für seine großen und vielen Bauvorhaben benötigt hatte, dann gab er das Amt sofort ab. 
Am 25. April 1774 stirbt das Mitglied des Rats Wolfgang König und 9 Jahre später am 16.5.1783 auch seine Frau.  

König Kaspar und Dirnberger Barbara



Am 24.7.1776 heiratete der Metzgerssohn Kaspar König die Schönthaler Metzgerstochter Barbara Dirnberger. 
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B5 1777-1800

In einem Zehentregister der Pfarrei Kötzting haben wir eine neue Bürgerliste über 23 Jahre hinweg. Hier das Zehentregister für Caspar König. 
Es ist eine Wette auf die Zukunft, so wie heutzutage auf einer Warenterminbörse auf zukünftige Preis eines Artikels zu wetten, ging es damals auch mit der Zehentstiftung. Im Jahre 1803 erkaufte (erstiftete) sich Kaspar König den Zehent von Gutendorf, Wurz, Unterried und Sackenried und bezahlt dafür enorme Summen. Die Pfarrei hat mit dieser Methode eine sichere Einnahme ohne sich um die Ernte und Ernterisiken kümmern zu müssen. Kaspar König musste nun sehen, wie er zur Erntezeit sich seinen Anteil an der Ernte sichern konnte und ob dieser Anteil seinen finanziellen Aufwand aufwog.

1809 stellt der Markt ein erstes Gewerbekataster auf und dort steht Kaspar König als Wirt.  
Und so kommen wir langsam in Richtung des Rustikalsteuerregisters, das in Kötzting im Jahre 1811 errichtet wurde. Das Anwesen der alten Hausnummer 15 (hier 13, da erst mit dem Liquidationsprotokoll die später gültige Nummerierung festgelegt wurde) steht dort mit Barbara König, der Witwe des Kaspar,  als der Besitzerin. Es ist ein gemauertes Haus mit Stall und Stadel im Gesamtwert von 1116 Gulden, wobei das Haus selbst mit 760 Gulden zu Buche schlägt.
König Kaspar starb am 24.7.1811 mit 75 Jahren an Altersschwäche. 
Wir kennen nicht den genauen Übergang aber im Liquidationsprotokoll aus dem Jahre 1840 steht:

"Hausnummer 15 Hausname Dirscherl Metzger, Besitzer: Georg Dirscherl, Recht: Marktlehen mit Metzgergerechtigkeit. Vorbesitzer Barbara Kainz, gekauft um 4100 Gulden. Übergabezeit 11.4.1816."

Dirscherl Georg und Anna Maria

Mehr, als dass er in den Listen als Metzger geführt wird, ist von Dirscherl Georg nicht bekannt, allerdings gibt er seinen Namen für längere Zeit als Hausnamen her. Noch lange nach seinem Verkauf spricht man bei seinem Haus vom "Beim Dirscherl"
Nur über die Pfarrmatrikel wird die Familienstruktur erkennbar. Geheiratet hat er, der Fleischhackerssohn aus Kötzting, am 29.4.1816 Anna Maria Geiger aus Hundzell.
PfA Kötzting Band 15 Seite 161 Heiratseintrag Dirscherl/Geiger

Bis zum Jahre 1835 bekommt das Paar 9 Kinder. Lange nachdem er sein Anwesen an Jakob Rabl verkauft hat, stirbt der Fleischhacker Georg Dirscherl im Alter von 61 Jahren an der Lungensucht. Seine Frau überlebt ihn um ein paar Jahre. Sie stirbt im Januar 1856 mit 74 Jahren an Nervenfieber.
Wie angemerkt, hat sich das Paar schon vorher von seinem Haus getrennt, denn bereits am 25. März 1840 kauft Rabl Jakob das Anwesen des Dirscherl Georg und erhält das Kötztinger Bürgerrecht. Am 27.4.1840 steht er dann im Grundbuch. 

Jakob Rabl und Theresa

Am 28.5.1833 heiratete Jakob Rabl, Sohn des Josef seine Braut, Kronfelder Theresa, die ihr Elternhaus gleich um die Ecke - des später neu gekauften Hauses - hatte. 
Nun, 1840 war Jakob Rabl auf dem Eckhaus angekommen und arbeitete als Metzger und als Wirt.
Im Jahre 1845 überlässt ihm die Marktgemeinde einen zur Kultur geeigneten "Oedgrund auf der Rieselhöhe".
Einschub
Auf der Rieselhöhe steht heutzutage das Kötztinger Benedikt Stattler Gymnasium. Man erreichte diese Anhöhe indem man am Ende der Schattenausstraße, auf einem Trampelpfad weiterging und dann den Dampfbach auf einer schmalen Steinbrücke überquerte. (Der See war noch nicht vorhanden) Nun konnte man den Hügel hinaufgehen bis an der Wegekreuzung oben am "Gipfel" ein Kreuz stand. Auf der Gegenseite fiel der Hang sehr steil zum Regenfluss ab. Auch die Rieselhöhe war ein Kötztinger Skigebiet.
Was einmal geht, könnte auch noch einmal funktionieren, im Jahre 1854 möchte Jakob Rabl erneut einen Gemeindegrund erwerben und eignet sich diesen gleich einmal an. Diesmal aber lehnt der Magistrat es ab, den Grund an der Hauserstraße an privat abzutreten.
Einschub Ende
Von diesem Grundstücksstreit hat sich ein Zivilakt erhalten, der auch einen Lageplan enthält.
StA Landshut Amtsgericht Kötzting Zivilakten Rep 165 Nr. 7589



In diesen Zeiten ist das Kötztinger Bürgerrecht nicht mehr zwingend an den Besitz eines Hauses gebunden und so erhalten nacheinander die Metzgerssöhne Jakob, Joseph und Anton ihre Bürgeraufnahme. AA II/23-113

Rabl Jakob junior


Im Jahre 1859 wird der Sohn, ebenfalls Jakob Rabl, der Nachfolger auf dem Anwesen. Er wird zweimal heiraten.  Am 11.7.1866 heiratete er Rabl Jakob, Wirtssohn des Jakob Rabl seine Braut Katharina Mühlbauer aus Zeltendorf und nach dem Tode seiner ersten Frau heiratet er erneut, diesmal eine Mühlbauer Theresia aus Rimbach.
Von seiner ersten Frau Katharina Rabl haben wir in Landshut einen Verlassenschaftsakt inklusive Heiratsbrief und sogar einer einer Inventarbeschreibung. 
1867 im Juni, beim verheerenden Marktbrand, ist er mit seinem Hause nur am Rande, aber auch er bekommt die Spuren des Feuersturms auf seinem Haus zu spüren:

Rabl Jakob, bräuender Bürger und Ökonom.
Die Beschreibung des Gebäudes vide Protokoll Nr. XVVI. Bemerkt wird hier, daß die im Grundbuche weiters bezeichneten Ökonomiegebäude weder vom Feuer noch durch die Löschversuche beschädigt wurden.
Befund:
das Wohnhausgebäude hat, nur an der Bedachung durch die Löschversuche gelitten und muß daher die Bedachung umgedeckt und theilweise erneuert werden. Schaden partial
StALa Rep 164-8 Nr. 1580 



Aus den Jahrzehnten, in denen der der Hausbesitzer gewesen war, haben wir mehrere Eingaben um Bauvorhaben. 1868 wollte er einen Stadel bauen und 1889 und erneut 1892 stellte er weitere Bauanträge. 
Was immer Jakob Rabl auch in seiner aktiven Zeit auch gebaut hatte, im Jahre 1899 war alles vorbei, beim letzten großen Marktbrand im Jahre 1899 fiel der komplette Häuserblock am oberen Markt von der Vorderseite an der Marktstraße bis zur Rückseite an der (späteren) Brandstraße  - und teilweise darüber hinaus - einem Großbrand zum Opfer und es musste zu einem Neubau geschritten werden.
Bei diesen Neubauten zeichnete der Architekt den vorherigen und den Neubauzustand in seinen Bauplan.
So hatte das "Wirtshaus Rabl" und sicherlich auch das Haus in dem nach dem 30 jährigen Krieg
ausgesehen, in dem Adam Türrigl gewohnt und gearbeitet hatte. Also ein gemauertes Erdgeschoss
und ein hölzerner Kniestock. Sicherlich hat das gemauerte Erdgeschoß den Brand überlebt.

So soll das neue Haus aussehen, es geht also um den hölzernen Oberbau. 



So sieht also die erneuerte Häuserfront im oberen Markt aus, vom Jakob Rabl über Familie Stauber bis zum Mühlbauer - Osl.


Am 28. Dezember 1899, vormittags um halb vier verstarb der verheiratete Gastwirt Jakob Rabl im Alter von 63 Jahren 8 Monaten und 8 Tagen. 
Am 11. Januar werden die überlebende Witwe Therese und der Sohn Joseph aufs Amtsgericht geladen, wo festgehalten wird, dass sie in ihrer Ehe mit Jakob keine Kinder bekommen habe und dass aus der ersten Ehe drei Kinder entstanden, aber davon 2 ledig verstorben waren. Die Witwe erkennt den Sohn Joseph als Alleinerben an. 

Rabl Josef und Anna


Am 6.12.1900 wurden Rabl Josef und Anna als Besitzer im Grundbuch eingetragen, nachdem die beiden am 18.7.1900 geheiratet hatten . Seine Ehefrau Anna Mühlbauer stammte aus einer Musikerfamilie, ihr Vater war der Musikermeister Georg Mühlbauer. 

Arbeitskreis Heimatforschung DIA Repro 2463 Ausschnitt aus einer kolorierten
Ansichtskarte von Kötzting, bald nach 1900 entstanden.

Hier der Lageplan, zu den obigen Bauplänen. Die Baupläne wurden noch zu Lebzeiten des Jakob Rabl eingereicht, allerdings ist dieser zu früh gestorben, als dass er die Ausführung noch erlebt haben könnte. Der Neubau wurde dann vom Sohn Josef durchgeführt.




Arbeitskreis Heimatforschung DIA Repro Nr. 1504 Feldmesse am Veitsplatz kurz nach 1900. 



Von Josef Rabl und seiner Familie ist uns nichts Weiteres überliefert. Er ist auch nicht lange auf dem Anwesen geblieben, denn im Jahre 1909 wird das Haus im Grundsteuerkataster bereits auf Josef Fleischmann und seine Frau Theres überschrieben.


Josef Fleischmann und Theres.


Arbeitskreis Heimatforschung DIA Repro Nr. 639 Oberer Markt  erneut eine  Veranstaltung mit Militär, Nun hat das Haus einen Hauseingang erhalten und der Voglhof (=Christian Schneider) ist nun mit
einem ersten Stock versehen.


Am 23.2.1892 hatte Joseph Fleischmann - als Ökonom bezeichnet - seine Braut Theresa Straubinger, die Tochter des Gehstorfer Zieglers Joseph Straubinger, geheiratet und im Jahre 1897 dann seinen Bürgereid geleistet (StA 002/10). 
Josephs Vater, Martin Fleischmann, wohnte in dem Haus mit der alten Nummer 22b, war also auf einem Grundstück des Wirtshauses Dimpfl errichtet und ist uns als das Haus des "Stoiber Malers" am Ende der Metztraße bekannt, welches vor wenigen Jahren abgerissen worden ist. 
Baupläne StA Landshut von 1889 Bau des Fleischmannstadels, den es als Werkstätte der
Glaserei Fleischmann heutzutage noch gibt.
Einschub
Dieser "Fleischmannstadel" war für die große Kinderschar der "Obermarktler" in den 60er Jahren der fast tägliche Treff- und Ausgangspunkt für diverse Unternehmungen.
Einschubende
Im Juni 1912 wurde der "Spezereihändler Josef Fleischmann"  als ein Magistratsrat gewählt, lehnte das Ergebnis aber ab, da er krank war. Nach mehreren Verhandlungen wird der Rücktritt genehmigt. (StA 024/4)
Josef Fleischmann war auch bereits Kötztinger Pfingstbräutigam. Nur das Jahr, ob 1890 oder 1891 ist strittig. Es existiert ein Bild von ihm einer interessanten Fundgeschichte:
Die Familie Schödlbauer hatte dieses Bild nach dem Ankauf des "Drunkenpolzahauses" gefunden, mit Originalbeschriftung. Darauf standen auch die Namen der bis dahin  unbekannten Brautführer, Josef Drunkenpolz und Josef Schmidt.
Arbeitskreis Heimatforschung DIARepro Nr. 1843 Ein "Dachbodenfund" aus dem Drunkenpolzhaus
Als Pfingstbrautpaar: Josef Fleischmann und Katharina Januel
 
4 Kinder bekam das Paar, Joseph 1893, Ludwig 1894, Michael 1896 und Therese 1898. Damit sind alle Kinder noch in der Metzstraße geboren worden und als der Kaufmann Josef Fleischmann das Rablhaus kaufen konnte, ist er gleich als Familie eingezogen. 

Im Jahre 1934 ist dann Fleischmann Therese mit ihren Kindern als die neue Besitzerin im Grundbuch.


Arbeitskreis Heimatforschung DIARepro Nr. 385 Auf der Hausbank ca. 1935 vor Haus Traurig Schattenaustraße,
von links: Anna Bauer(spätere Frau von Costa Fritz) die Tochter von Christiane Bauer, stehend Josef oder Ludwig FleischmannTherese Fleischmann (verh. Wagner), Christian Bauer jun.,Karl Schnabel aus München, Neffe von Brunnhofer Rosel, Sepp Hösl, Traurig Anni (verh. Schödlbauer Textil) stehend Hans Hösl (Schreiner),Traurig Franzerl. Familie Hösl wohnte bei Traurig.


Das obige Bild aus der Sammlung des Arbeitskreises Heimatforschung zeigt die gute Nachbarschaft der Familie Traurig, Fleischmann und Bauer. 

1934 also wurde noch die Witwe mit ihren Kindern ins Grundbuch eingetragen aber schon ein Jahr später standen Fleischmann Michl und Maria als die neuen Besitzer fest. 
Mit dem nächsten Besitzwechsel im Jahre 1960 - erneut ein Fleischmann Michl - kommen wir zeitlich in den Bereich, aus dem wir sehr viele Bilder haben, weil Fleischmann Michael ein sehr aktiver Feuerwehrmann gewesen ist und in Folge dessen auch entsprechend häufig in der Öffentlichkeit aufgetreten ist.  
Hier zwei Bilder mit den damaligen aktiven Feuerwehrmännern


Serwuschok 054 vom 20.3.1972 die neue Vorstandschaft der FFW Kötzting
vl. Kommandant Michl Fleischmann, Michl Traurig sen, Hans Auzinger und Michl Traurig jun.

Kommandant Michl Fleischmann im Jahre 1975


 
KU vom 9.12.1974, der neue "MERCEDES" Löschwagen wird übergeben.

Michl Fleischmann war der Kommandant der Kötztinger Feuerwehr als diese sich in einem schweren Konflikt mit dem Stadtrat und nacheinander mit dem Landkreis Kötzting und später dann dem Landkreis Cham befand.  Streitpunkt der mit ziemlicher Härte geführten Auseinandersetzung war die Frage - im Jahre 1970(!) - ob die FFW Kötzting ein neues Fahrzeug der Markt Mercedes bekommen würde oder aber einen Magirus Deutz. Die FFW bevorzugte eindeutig Mercedes jedoch der Landkreis Kötzting hatte bereits einen Liefervertrag mit Magirus abgeschlossen und dann standen sich die beiden Lager jahrelang unerbittlich gegenüber. 1972 bekam dann der Landkreis dieses ungelöste Problem als Morgengabe mit ins Hochzeitsbett der kommunalen Gebietsreform. Erst dadurch, dass die Stadt Furth im Wald in den Magirus Vertrag eingestiegen war, konnte das Wunschfahrzeug für die Kötztinger bestellt werden und - voila`- hier ist es. Dezember 1974 nach mehr als vier Jahren Streit waren alle zufrieden und Bürgermeister Seidl, Landrat Girmindl, Stadtpfarrer Rubenbauer und Kommandant Fleischmann waren glücklich über das Mercedes Feuerwehrauto.

Gleichzeitig haben wir mit diesem Bild auch eines der wenigen Bilder der "VEGE" Schaufensterfront des Lebensmittelladens Fleischmann mitgeliefert bekommen. 

Von dem neuen Besitzer des Anwesens, Herrn Robert Fleischmann, habe ich neben vielen historischen Dokumenten - allerdings nicht von diesem sondern von dem Haus, welches vorher im Besitz der Familie Fleischmann gewesen ist (alte Hausnummern 22b und 40) , die älteste aus dem Jahre 1791(!) - auch ein paar Bilder erhalten.
Hier der jugendliche Michael Fleischmann vor dem elterlichen Anwesen, noch mit der landwirtschaftlichen Zufahrt und dem kleinen Laden.

Robert Fleischmann selber, mit der "Palmgatt" vor der modernen Front des "VEGE"
Lebensmittelgeschäftes. 

Abschließend noch der Hinweis, den ich schon an anderer Stelle einmal geschrieben habe, wieviele kleine Lebensmittelgeschäfte es alleine am bzw. beim Kötztinger Marktplatz gegeben hatte: Hier Fleischmann, gegenüber die "Lieblweiber", drei Häuser tiefer dann der "KONSUM" Laden des Georg Pongratz, in der Metzstraße die Rabl Fanny zusammen mit 5 (!) Bäckerläden. (Vogl-Graßl-Pongratz-Liebl und Kerscherbeck)
Würde man einen großen Zirkel nehmen, und den Mittelpunkt beim Maibaum setzen, so wäre der Radius keine 100 Meter groß, um alle diese Geschäfte einzuschließen.
Diese Dichte an kleinen Läden - mit Ausnahme der Bäckereien, die in dieser Form sonst nicht so dicht standen - fand man über ganz Kötzting verteilt.

Hier nun in lockerer Folge noch ein paar Bilder, in denen im Hintergrund das Haus mit aufgenommen wurde und ganz am Ende ein Bild aus den stillen "Coronatagen" im Winter 2021


aus dem Bilderarchiv von K.B. Krämer


Bild Arbeitskreis Heimatforschung nach 1985

Die Eisdiele "Dolce Vita" im Lockdown im Februar 2021





 
 



 

Donnerstag, 11. Februar 2021

Das Stadtarchiv Bad Kötzting im Winterlockdown 1-48 Kartoffelernte

     Es geht weiter mit Bildern aus der Zeitungsredaktion der Kötztinger Umschau, welche alle über eine private Sammlung von Frau Renate Serwuschok dem Arbeitskreis Heimatforschung übereignet wurden und nun im Stadtarchiv Kötzting verwahrt werden.

Da wir zusätzlich auch eine fast vollständige Sammlung von Zeitungsausgaben aus den Nachkriegsjahren in unserem Bestand haben, können viele der Bilder dann auch einzelnen Zeitungsartikeln zugeordnet werden.
Nachdem der Arbeitskreis Heimatforschung schon eine umfangreiche Datenbank an personenbezogenen Bildern hat wäre es für uns schön, wenn wir bei einigen der folgenden Bildern, vor allem bei den Personengruppen, Hinweise und Namenslisten erhalten könnten, die wir dann anschließend in unsere Datenbanken einpflegen könnten. Manche allerdings auch nicht und so wäre es schön, wenn wir bei dem einen oder anderen Bild auch eine Rückmeldung erhalten würden.

Zur Orientierung, wir befinden uns im September1972 und Alois Dachs, von der Kötztinger Umschau schaut sich die herbstliche Kartoffelernte im Bayerischen Wald genauer an.
Wie man an den Bildern sieht, ist das "Kartoffelklauben" bei uns noch ein EInsatz für die ganze Familie



Die Bilder und der Bericht vom September 1972 stammen von Alois Dachs


Montag, 8. Februar 2021

Das Stadtarchiv Bad Kötzting im Winterlockdown 1-47 Geländemarsch

    Es geht weiter mit Bildern aus der Zeitungsredaktion der Kötztinger Umschau, welche alle über eine private Sammlung von Frau Renate Serwuschok dem Arbeitskreis Heimatforschung übereignet wurden und nun im Stadtarchiv Kötzting verwahrt werden.

Da wir zusätzlich auch eine fast vollständige Sammlung von Zeitungsausgaben aus den Nachkriegsjahren in unserem Bestand haben, können viele der Bilder dann auch einzelnen Zeitungsartikeln zugeordnet werden.
Nachdem der Arbeitskreis Heimatforschung schon eine umfangreiche Datenbank an personenbezogenen Bildern hat wäre es für uns schön, wenn wir bei einigen der folgenden Bildern, vor allem bei den Personengruppen, Hinweise und Namenslisten erhalten könnten, die wir dann anschließend in unsere Datenbanken einpflegen könnten. Manche allerdings auch nicht und so wäre es schön, wenn wir bei dem einen oder anderen Bild auch eine Rückmeldung erhalten würden.

Zur Orientierung, wir befinden uns im Oktober1972 und Kötztinger Bundewehrsoldaten befinden sich auf einem Geländemarsch rund um Haus herum 
Bis vor wenigen Jahren waren Bundewehrsoldaten in Uniform ein ganz normaler Bestandteil der Kötztinger Öffentlichkeit und  auch bei vielen Veranstaltungen bei uns eingebunden.
"khw" war der Redakteur und sicherlich auch der Fotograf.
(Hinter diesem Kürzel steckt wohl Herr Heinz Weiß - damals  von der Neuen Presse In Passau - der auch von Zeit zu Zeit für die Umschau schrieb)

Viel Spaß mit den Bildern


Hier der damalige Feldweg zum Herrenweiher und nach Fessmannsdorf.
Oben beim Steinriegel steht heutzutage der Rablstadel.






Freitag, 5. Februar 2021

Kötztinger Häuserchronik alte Hausnummer 14

  Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.

Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.
Die bereits veröffentlichten Beiträge der Kötztinger Häuserchronik können im "Inhaltverzeichnis" unter der Rubrik Häuserchronik nachgesehen werden.


Beim Pirzl  - alte Hausnummer 14

Ausschnitt aus der historischen Karte von Bayernatlas.de
Situation um 1830

Dieses Anwesen ist einer der Fälle, bei denen ich schon lange eine genaue Abfolge der Besitzer kannte. Ohne jedoch genau sagen zu können, auf welches Haus sich diese Besitzerfolge bezieht. Erst mit dem Anschluss an die Grundkataster konnte der Beweis geführt werden, dass die Kötztinger Hafner im 17. Jahrhundert - und das vermutlich schon viel länger - in der heutigen Brandstraße ihre Werkstatt und ihr Wohnhaus gehabt haben. Aufgrund dieses speziellen Berufes kennen wir aus dem 17. Jahrhundert sehr viel mehr an "Lebenszeichen" von den damaligen Besitzern als in all den Jahrhunderten später.


Vorgeschichte der Hafner in Kötzting



Bevor ich hier die komplizierte "Kollergenealogie" aufdrösele, möchte ich  auf einige Hafner von Kötzting eingehen, die vermutlich die Vorgänger Kollers auf dem Anwesen gewesen sind, möglicherweise hat Johann Koller auch eine Tochter des letzten Besitzers geheiratet. Diese mögliche Heirat liegt allerdings vor dem Beginn der Kötztinger Pfarrmatrikel.
Schon in den letzten Jahren des 16. Jahrhunderts finden wir einen Kötztinger Hafner - mit dem Namen Gabriel Graf - in verschiedenen Dokumenten erwähnt.
Da er in den Kirchenrechnungen als Schuldner auftaucht, kann als sicherer Nachweis gelten, dass er nicht in Miete gearbeitet hatte sondern selber der Hausbesitzer gewesen war. 
Maister Gabriel, Hafner allda von dreyen Öfen darunder der Im Thorstibl gar ernider
gefallen gewest. Aufzesezen und zu bössern geben 
5 Schilling Pfennig und 18 Pfennig 


Einschub: Währung


Im 16. Jahrhundert wurde noch mit einer anderen Währung bezahlt, in Schilling (Stückzahlenangabe) Pfennigen. Schon kurze Zeit später kam es dann zu den Zahlen mit Gulden, Kreuzern und Heller. Nur die Gerichtsstrafen wurden weiterhin noch in Pfund Pfennigen ausgesprochen, allerdings dann ebenfalls in Gulden umgerechnet.
Eine Standartstrafe von 1 Pfund Pfennigen war dann im Rechnungsbuch: 1 Gulden 8 Kreuzer und 4 Heller.

Einschub Ende

1606 besserte er dann nachweislich die Öfen im Schul- und Mesnerhaus aus. (Kötztinger Kirchenrechnung von 1606)
In der Kastenamtsrechnung von 1608 findet er sich wegen des Ofen im Schloss und 1612 in den Breurechnungen, weil er den Ofen im "Preustübl" von neuem gesezt" hat. 

Wir befinden uns immer noch vor dem Beginn der Pfarrmatrikel, daher kann eine Nachfolge nur indirekt belegt werden.
Im Jahre 1624 ist es der Hafner Graf Peter, der in den Baurechnungen des Pfleggerichts aufgeführt wird. Anders als bei dem Umbauten im Schloss- dort ist das Kastenamt zuständig - ist das Landgericht für die Umbaumaßnahmen im Amtshaus, sprich Gefängnis, zuständig.
Pfleggerichtsrechnung von 1624: Peter Graf Hafner alhir, hat den Ofen im Ambtshauß erforderter Notturfft willen, von Neuem aufgesezt, dem Inhalt seiner Zetl No. 3 entricht worden.
2 Gulden 30 Kreuzer
(nun schon die neue Währung)

Nun wird es Herbst 1633 und die Schweden kommen immer näher und so findet sich in den Kastenamtsrechnungen - für uns, die wir ja wissen, was folgt - ein bedrückendes Dokument.

Aufgab auf Gepeu

Schloß Khözting

Nachdeme der Feindt nach Eroberung der Statt Camb, schir teglichen Partheyen gegen Khözting ausgeschickt, hab ich bey dem churfürstlichen Schloß Khözting die Postenthiern, Schießlecher, gäng, Thor, und Pruckhen aussbösernlassen, dem Mauerer und Zimmerleütten hiervon bezahlt

Einschub:
Zwischen der Eroberung der Stadt Cham und der Einäscherung Kötztings liegen ca. 2 Wochen. Wenn also die Schweden bereits mehrmals vor den Kötztinger Mauern wegen ihrer Forderungen gewesen waren, ist die Gegenwart des damaligen Schreibers gerade mal ein paar wenige Tage von der Katastrophe entfernt.
Einschubende


Als man alda zu Khözting, wegen besorgenter Feindts gefahr, bei dem Schloß und Markht alda teglichen in die 200 und mehr Persohnen wachten lassen, ist in der Wachtsstuben ein Neuer Ofen aufgesezt worden, dem Petter Graven Hafner daselbsten darfür bezalt.  4 Gulden 30 Kreuzer

Ich mache mir immer bewusst, dass dieser Eintrag im - handschriftlichen - Rechnungsbuch in der Mitte des Buches steht, dieses nach Fertigstellung noch mindestens 2 mal kopiert werden musste, was ja auch noch Zeit gekostet hatte. Da sich in den Akten des Pfleggerichtes keine alten - vor 1633 - Rechnungsbücher erhalten haben, sondern nur die Exemplare der Regierung in Straubing, gehe ich davon aus, dass der Bote mit der Bücherlieferung an die Regierung der letzte war, der heil aus dem Markt hinausgekommen ist.
Ende November, es herrschte bereits starker Frost, denn ein Augenzeuge berichtet vom Donnern der Pferdehufe der angreifenden Schweden auf dem gefrorenen Boden, dürfte dann auch die letzte Stunde der Hafnerfamilie Graf geschlagen haben.

In der ersten Seelenbeschreibung der Pfarrei Kötzting von 1636 - status animarum -sind alle Überlebenden aufgeführt, es findet sich kein Lebenszeichen der Familie Graf mehr. Es spricht manches dafür, dass das Hafnergebäude der Grafs, da am Rande des Marktes liegend, bei der Brandkatastrophe im November 1633 abgebrannt ist. Möglicherweise konnte Koller Teile der Werkstatt wiederaufbauen und an Ort und Stelle sein Gewerbe errichten. Beweisen kann ich es  - noch - nicht.

Belegt ist der erste Besitzer auf dem Haus mit der alten Nummer 14 mit

Hans Koller und Eva


In einer Kastenamtsrechnung von 1647 (das Kastenamt Kötzting war unter anderem auch für den Unterhalt einiger Bauten im Landgericht Kötzting zuständig) finden wir:.  
Weillen under dem vorüber gangen Bannierischen Feind, in dem, auf einem Thurm vorhandenen Stübl, der Offen eingeschlagen: und alle Kächel zertrimbert worden, hat die notturfft erfordert, ainen Neuen Khacheloffen widerumben alhir sezen zelassen, darfür ist dem Haffner Hannsen Kholler, Inhalt der Zettl No 20 bezalt 1 Gulden 24 Kreuzer
StaLa Rentkastenamt Kastenamtsrechnung von 1647



Die Hochzeit von Hans Koller mit Eva kann nur indirekt mit der ersten, nachgewiesenen Geburt, belegt werden.  
1638 noch ohne die Namensnennung einer  Mutter:
8. (März 1638) Joannii Koler, Haffner, baptizata est filia Catharina, Catharina Michel Ammanns uxor.
Am 8. wurde getauft, Katharina, Tochter des Hafners Johann Koller. Die Taufpatin war Katharina, die Ehefrau des Michael Amann. Kötztinger Pfarrmatrikel Band 1 Seite 290

1636, in der Namensliste des "Status animarum" waren sie allerdings bereits nachweislich verheiratet.
Hannß Kholler  Eva ux (uxoris=Ehefrau)


Bei der nächsten - dokumentierten - Geburt 1642 beim Sohn Johann ist dann die Mutter mit "Eva" vermerkt.
1645 kommt die Tochter Barbara, 1647 der nächste Johann, 1651 dann eine Ursula, 1654 ein Mathias, 1656 ein Eva und 1660 noch einmal ein Mathias. 
Es ist durchaus nicht unüblich, ein und denselben Vornamen Mehrmals zu vergeben. Dies kann manchmal ein Hinweis dafür sein, dass der erste Namensträger bereits verstorben ist. Es ist aber durchaus auch nicht ungewöhnlich zwei oder dreimal einen - lebendigen - Johann als Kind zu haben. Manchmal werden diese Kinder dann, selbst in Urkunden, als Johann der Ältere, Mitterne bzw. Jüngere bezeichnet.
Hier scheint einiges dafür zu sprechen, dass beide "Johannes" überlebt haben, denn in den Jahren 1674 und 1676 finden sich zwei Eheschließungen jeweils eines Koller Hans, beide Söhne des Hans und der Eva.
Doch dazu später:
Nun zuerst bei der ersten Generation der Hafnerfamilie Koller
Viele, viele Kleinigkeiten sind von ihm überliefert, oben am Kapitelanfang steht bereits sein Auftrag, im Schloss den Ofen neu aufzusetzen und mit kacheln zu versehen. Der obige Schaden wurde nicht durch die " Schweden" 1633 angerichtet, sondern passierte derst im Zusammenhang mit dem 2. "Schwedeneinfall" ab dem Jahre 1640 unter General Banier.
Hier nun eine Reihe von "Lebensnachweisen", die meisten aus Rechnungsbüchern der jeweiligen Auftraggeber.
1646 zahlte er 30 Kreuzer für einen Mannsstuhl in der Pfarrkirche.
1651 ist er beim Markt mit 15 Kreuzer in Zahlungsrückstand.
1651 "hat er in der Wohnstuben - des Schlosses, also Kastenamtsrechnung - den Ofen widerumb aufgesezt und 3 Kächel hergeben, auch den Ofen im Khündtstübel abermallen ingleichen den Ofen in der Paustuben ausgepessert." 
Im drauffolgenden Jahr gings im Schloss weiter: " hat im Padtsibl den Offen aufgesezt, hat auch im Thorstibl den Offen von Neuem aufgesezt darzue er 30 Kächeln hergeben".

Im Stadtarchiv besitzen wir ein Kleinod, einen dicken Band von Verhörsprotokollen aus den Jahren 1654 und 1655. Der Magistrat war damals auch eine Gerichtsinstanz und  (30 Jahre später hatte sich das Landgericht endgültig diese Fälle angeeignet und dem Markt damit entzogen) noch für Handwerksstreitigkeiten zuständig.
Dies ist solch eine gute Gelegenheit Handwerkssachen und deren jeweilige Monopolstellung im Markt zu erläutern, dass ich den Prozess komplett hier abbilde:
Es geht los:

Verhör gehalten en 11. Juny sein gesessen Wolf Vischer und georg Tenscherz beede Cammerer dann Sigmundt Raidt, Jacob Passauer und Hanß Schreiner des Eüssern Raths

Clag: Eintrag in Hafner Handwerch

Hanns Kholler Hafner, contra Michaeln Grueber Maurer, umb das sich derselbe unbefuegt understehe ihme an seinem erlernten Handtwerch intrag zuthuen, und die Öffen als ein Stimpler (Stümper!)  aufzesezen. Welche Stimplerey in der Wohlforsschnen Policey austruvckhlich verpotten, also dem, Cleger und seinen 5 khleinen Khündern das brodt vor dem Maull abschneidt, bitt deme solches abzeschaffen.

Antwort

Der beclagte sagt, das er nach disem vorybergangnen Khriegslauf, mit Georgen Hauser gewesten Mauerer alhir Öffen gesezt, die Kächel auf 5 Meull wegs herzue getragen, und durch die Burger solches zuthuen, gebetten worden und beschehen, dass man umb den Cleger gahr nichts gewisst, umb willen er nit zünfftig, nich anderwertig einkhaufft, als verhofft beclagter, man werde Ime disfals nichts abschffen, Seitemallen er nach dem Khrieg mit dergleichen Arbeith, weillen kheine Hafner alhir gewesen, vill Nuzen geschafft, wann aber Cleger sein Stimplerey in dem Mauererjandtwerch, als ofenfieß auszesezen, die Ofenhals lenger zemachen, Rauchfeng aufzefüehren und Pachöfen zemachen, verlässt, well er das Ofensezen auch bleiben lassen.

Replic

Cleger ist verstanden (hat die Argumentation des Beklagten verstanden), welle Ime das Beclagten Ausflicht nichts anfechten, beclagter habe nit allein ein guette Nahrung, sondern auch khein Khündt. Zuedeme habe re Cleger seinen lehr und geburtsbrief brüngen müessen, das habe beclagter bißhero noch nit gethan.


Duplic

Bleibt bei seiner Verantworttung

Bschaidt

 Dem Beclagten würdet auferladen, dem Hafner in seinem Handtwerch ainichen eintrag zethuen, herent gegen würdet auch dem Hafner die Mauer Arbeith abgeschafft, und solle der Beclagte zwischen hie und Weihnechten seinen Lehr- und Geburtsbrief zubringen schuldig sein.

Aus diesem Vorgang kann man nun indirekt schließen, dass Koller Hans erst nach 1633 nach Kötzting zugezogen ist und eher nicht in der Linie der Grafs eingeheiratet hat. Wäre es anders, wäre die Argumentation des Mauerers Gruber anders ausgefallen.





Hans Koller und Apolonia


1665 unterzeichnet er eine eigene Schuldverschreibung bei der Kirche in Kötzting, bei der erwähnt ist, dass er das Haus von seinem Vater übernommen hat. 24 Gulden beträgt nun seine Schuld bei der Kirche. Auch er arbeitet im Beruf des Hafners. Aus dem Jahre 1673 wird er vom Markt Kötzting bezahlt, für "im Wuhnstibl gesezten Ofen und hergeben Kaechl" 

Heiratseintrag Hans Koller mit Apolonia Raab am 25.4.1674. Es hat den Anschein, als wäre der Vater Hans Koller zum Zeitpunkt der Hochzeit noch am Leben. Apolonia ist die Tochter Wolfgang und Jacobe Raabs. PA Kötzting Matrikel Band 2 Seite 107

Die Zeiten sind streng, und im Rechnungsbuch des Pfleggerichtes Kötzting von 1674 finden wir folgenden Eintrag unter der Rubrik: "Fenkhnüs Straffen": Hannß Kholler burger und Hafner zuermalten Khözting, hat sein Eheweib Apolonia vor der ehelichen Copulation eines Khündts geschwengert, deswegen man iedes 8 tag im Ambtshaus mit geringer Aztung aus Armueth abgepiesst, aber an gelt: nihil 
Die damaligen Behörden waren gut im Rechnen - Rückwärtsrechnen - ob es bei Schwangerschaften auch mit den rechten Dingen zugegangen ist. Wenn nicht, dann war es entweder sehr teuer, oder aber äußerst unangenehm. Die Strafe 8 Tage (und Nächte) im kalten und feuchten Keller des Kötztinger Gefängnis - bei geringer Atzung, sprich wohl Wasser und Brot - zubringen zu müssen ist harte Kost.
Hätte das Paar Geld besessen, so wäre die Strafe bei über 4 Gulden gelegen, eine der höchsten Strafen im Katalog des damaligen "Strafgesetzbuches", bei exponentiellem Wachstum bei einer weiteren bzw. dritten Verfehlung in dieser Kategorie. (theoretisch Landesverweisung und Todesstrafe)
Bei einer (1674) Einnahme von gerade mal 32 Kreuzer für die Reparatur des Ofens im "Rat- und Brechhaus" konnte das Paar natürlich keine großen Sprünge machen und ging wohl lieber ins Gefängnis. Das Brechhaus lag am Ende der Ziegelgasse bei der Einmündung in die heutige Jahnstraße.
1676 sind es erneut die beiden Öfen im Brech- und Rathaus.  Im Jahr drauf finden wir eine Einnahme von 20 Kreuzer dafür, dass er  "Im Rosshueterhaus den Kachelofen ausgepessert und einen neuen Hafen samt Eckplatte" gebaut hatte. Dieselbe Leistung erbrachte er auch in der Marktdienerstube.
Das Rosshüterhaus verorte ich in der Zeit um 1700 an den Anfang der heutigen Hauser Straße und der Marktdiener wohnte damals im Rathaus. 
Der Ofen im Brechhaus, der ja sehr häufig in Betrieb war, war wohl eine Dauerbaustelle. 1677 musste Hans Koller diesen mit 18 Kacheln komplett neu aufsetzen. 
Die Leistungen, die der Hafner für den Markt erbringen durfte, ergeben eine gute und vollständige Liste all der Anwesen, di zu der Zeit  im Besitz des Marktes Kötzting gewesen waren.
So auch das nächste Beispiel, der Watzlhof bei Grafenwiesen. 2 Kachelöfen, Platten, Eckplatten und Kacheln musste Koller liefern und errichten und erhielt dafür im Jahre 1677 1 Gulden 44 Kreuzer.
Das Brechhaus 1680, ( Höllkästen und neue Kacheln), der Watzlhof1681 (Aufsetzen des Ofens ), wiederum das Brechhaus 1681 (mit 22 Kacheln den Ofen neu aufsetzen)
Eine kleine Randnotiz im Kötztinger Rechnungsbuch könnte vielleicht eine Erklärung bringen, warum der Ofen im Brechhaus in dem Zeitraum so häufig repariert werden musste: es gab Einquartierungen.
Ein Obristwachtmeister Penderl mit seiner Mannschaft lag im Markt. 
Im selben Jahr, am 20. Januar 1681, verstarb seine Frau Apolonia
zwei Jahre später heiratete der Witwer erneut.
Heiratsmatrikel Kötzting Band 2 Seite 161 Johannes Koller, "figulus und Witwer" heiratet Anna Hofer aus Hagendorf. 

Es geht munter weiter mit immer denselben Einträgen in den Rechnungsbüchern des Marktes. Die Einquartierung scheint über viele Jahre gegangen zu sein, weil auch 1685 vermerkt ist, dass "die Obristwachtmeisters Oefen in der heruntern Stuben" gerichtet werden mussten. Das Rosshüter und das Kuhhüterhaus ist erwähnt und 1686 erhielt die "Rathauskrambladenkuchl" einen "Khoestlofen"(?)
Was es mit dem Rathauskramladen für eine Bewandtnis hatte, kann man gut Blog über den Ecklshof im nachlesen.
Im Umrittsprotokoll des Jahres 1694 - eine Art Kontrolle des Geschäftsbetriebs aller Behörden und Unterbehörden des Landgerichts steht ein Satz über unseren Hans Koller, der sich auf eine Verurteilung durch den Magistrat bezieht, da dieser die ausgesprochene Geldstrafe nicht beigetrieben hat.
"(Seite) 33: Hansen Kholler, burgern und Hafnern, dann Hannsen Pareller des Rhats und burgern, Ihrer Künder in die Zucht zu halten 2 Pfund Pfennig Pöenfahl."
 
Rentkastenamt Straubing P 14 Umrittsprotokoll von 1694
Wie oben angemerkt, wird eine Geldstrafe noch in Pfund (Regensburger) Pfennige ausgesprochen.  
Auch wenn sich die Einträge inhaltlich ähneln, so kommen doch manchmal Details zutage, die es wert sind dokumentiert zu werden. 1693 muss wieder einmal ein Ofen in der Wuhn ausgebessert werden: diesmal ist es der Ofen im "Schlosserstibl". Im Erdgeschoss der Wuhn wurden zwei Werkstätten "vermietet".  1694 taucht zum ersten Male der Begriff eines Kötztinger Armenhauses auf, in dem Hans Koller den Ofen richten musste, möglicherweise identisch mit dem sogenannten oberen Spital in der heutigen Torstraße. 

Der Töpfer Hans Koller verstirbt am 15. Januar 1711 und 3 Monate später, am 25.4.1711, übergibt seine Witwe  - auch im Namen der drei Kinder Walburga, nochmal Walburga und Magdalena -  das "Bürgerhäusl sambt dem Hafnerwerkzeug" dem Sohn Hans, der seit dem Jahre 1703 bereits verheiratet ist. 36 Gulden muss Hans an Schulden - bei der Pfarrkirche - übernehmen, 20 Gulden der Stiefmutter als "hereingebrachtes Heiratsgut" zahlen und 10 Gulden der Schwester Walburga für ein mütterliches Erbe auszahlen bzw. sicherstellen. Die Kaufsumme beträgt 100 Gulden.
Anna Koller, die Witwe, verstirbt am 19.6.1720.

Hans Koller und Maria


Die übergebende Witwe und eine der beiden Töchter mit Namen Walburga müsse der Käufer "zwey Jahr lang uf der Stuben gedulten, oder dafern sye sich nit vertragen wuden, Khauffer selben des Jahres 1 Gulden 30 Kreuzer zu bezahlen." Nach Ablauf der 2 Jahre solle der Käufer weitere 3 Jahre schuldig sein, zumindest seiner Stiefmutter jährlich 1 Gulden zu bezahlen.
Am 9. Juni 1703 schlossen das Brautpaar ein Eheversprechen für die Zukunft: Johann Koller, Sohn des Johann und der Apolonia und seine Braut Maria Pachmayr, Tochter des Kötztinger Metzgers Andreas Pachmayr und der Maria. Am 18. Juni lösten sie dann obiges Eheversprechen ein. 


StA Landshut Pfleggericht Kötzting von 1714

In der Pflegegerichtsrechnung von 1714 findet sich folgender Eintrag über unseren Hafner: S:V: Schelmben und Diebs Iniurien.

Ebermassen hat Hans Koller Hafner alhir, Hansen Stehr Fluderman der orthen bey Hansen Denscherzen auch burgern diss orths bezechter weis ainen S:V: Schelbmen, und Dieb verscholten, sich aber mit deme widerumben guettlich verglichen, und beede die uncosten zugleich abzustatten ybernommen, warbbey man Sye dan, weillen der Stehr aines durchgehent bekhanten guetten berueffs und Leimueths ist, obrigkheitlich gelassen, iedoch mit Ex officio aufgehebter Iniuri miteinander per 1 1/2 Pfund Pfennige abgepisst machen 1 Gulden 42 Kreuzer und 6 Heller.




Hsta\Landshuter Abgabe KL Rott B4 1727-1736
Zehentregister der Kötztinger Bürger mit Hans Koller und sehr geringen Zehentauflagen
Vier Kinder hatten die beiden miteinander und am 28. Januar 1721 findet sich ein Sterbeeintrag für eine Bürgerin Anna Maria Kollerin. 
Bereits im Mai heiratet der Witwer und Töpfer Johann Koller die Further Weißgerberstochter Katharina Reithmeier. 
Im Jahre 1744 wird die Hypothek bei der Pfarrkirche auf die Witwe Katharina überschrieben. Sie selber verstirbt am 3. Mai 1749. 
Eine Woche vor ihrem Tod übergibt sie, unter Beistandsleistung ihres Schwagers Josef Sämer das Haus mit den 36 Gulden Schulden beim Kötztinger Gotteshaus der ledigen Tochter Anna Maria. Sie lässt sich noch die "lebenslange Herberge" eintragen, die genau 5 Tage lang Bestand haben sollte. 100 Gulden betrug ebenfalls ihr Kaufpreis. 

 

 Koller Maria Anna


Ziemlich genau 1 Jahr wohnte die überlebende Tochter auf dem Haus, bevor sie am 9.6.1750, erneut unter Beistand von Josef Sämmer, das Anwesen nun um 140 Gulden weiter verkaufte. Sie ließ  die "Seitenkammer und die lebenslange herberge uf der Stuben den Stiefgeschwistern Josef und Magdalena Koller (= Kinder aus Ehe Koller Hans und Maria) mit einem Wert von zusammen 34 Gulden in den Vertrag einfließen".

 

Michael Simeth und Anna Maria


Im selben Jahr erwarb Michael Simeth das Kötztinger Bürgerrecht um 9 Gulden. In den Kötztinger Marktrechnungen ist er als in Meinzing beheimatet angegeben, was aber keinen Widerspruch zu seinem Insassenstatus aus Beckendorf darstellt. Am 7.Februar 1747 hat Michael Simeth aus Meinzing seine Frau Anna Maria Späth aus Grub geheiratet. Zwei Kinder hatte das Paar bekommen, bei der Geburt des ersten Kindes, Anna Maria, war er noch Taglöhner in Beckendorf, beim zweiten, Anna Katharina, dann schon als bürgerlicher Taglöhner in Kötzting. Am 11.5.1772 stirbt Michael Simeth, der Markt Kötzting stellt fest, dass er noch Schulden beim Markt habe.
Die Witwe Maria verkauft nun das "am 9.6.1750 gekaufte Haus nebst Georg Engls Häusl entlegen" (siehe alte Hausnummer 13 - das Rosenhammer Haus)  im November 1778 an ihre Tochter Anna Maria um 200 Gulden. 

Laut der Rechnung im Markt Kötzting von 1778 erwirbt der Rimbacher Maurergeselle Anton Perzl das Kötztinger Bürgerrecht durch die Heirat der Tochter des Michael Simmeth. 


Perzl Anton und Anna Maria


Hier findet sich eine Ungenauigkeit in den Pfarrmatrikeln, weil fast zeitgleich ein Mauerer mit dem Namen Anton Engl, der mit Katharina einer Tochter des Michael Simeth verheiratet ist. So weit so gut.
Bei den Geburten von  Anton Perzl ist seltsamerweise der Vorname der Mutter ebenfalls immer mit Katharina, der Tochter des Michael Simeth angegeben.
Dieses  Rätsel um einen Schreibfehler werden wir nicht lösen können. Die Übergabe der Mutter auf die Tochter lauten jedenfalls auf den Vornamen Anna Maria. 
Anton Perzl steht in den Rechnungen des Marktes mit seinen Giltzahlungen und auch mit einer Bitte um Nachlass. 1801 steht er bei der Kirche mit Zinszahlungen von fast 5 Gulden im Rückstand und beschreibt sein Elend mit den Worten: Er habe "schon über 1 Jahr sein Weib auf dem Krankenbett"
Am 23. Januar 1804 stirbt die Häuslerin Katharina (!) Perzl an Auszehrung, sie wurde nur 49 Jahre alt.  
Wie sehr die Häusler unter ihrem Mangel an Grundstücken litten, zeigt ein Beispiel über einen grasigen Hang am Weißen Regen: Im Januar 1806 verkauft der "bürgerliche Hausbesitzer und Mauerer Anton Perzl" die "Abhäng bei der Saagschneiders Wohnung zwischen den Hafenberger Fahrtweg und dem Regenfluss" an den Saagschneider Joseph Mühlbauer. Dieser Bereich ist nunmehr in der Brauerei Lindner integriert. Solche unkultivierbare Hangflächen wurden nur wegen ihres Grasbewuchses gehandelt, um damit vielleicht eine Ziege ernähren zu können. Perzl bekommt für diesen Hang glatte 23 Gulden, im Marktgeding Kötztings waren freie Flächen rar. Perzls Schulden beim Markt addieren sich mittlerweile auf 100 Gulden, die er im Jahre 1805 auch verbriefen muss. 1808 stehen dort bereits 150 Gulden zu Buche. 
Im Rustikalsteuerkataster von 1811 ist Anton Perzl mit einem gezimmerten Haus (also einem, auch im Erdgeschoss, aus Holz gebauten Haus) mit einem kleinen Stallerl und einem Schätzwert von 297 Gulden vorgetragen. 
Am 17. Februar 1812 verstirbt Anton Perzl, wie seine Frau ebenfalls an Auszehrung, im Alter von 60 Jahren. 

Perzl Katharina.


Im Liquidationsprotokoll von 1840 heißt die Besitzerin Katharina Perzl, die das Haus als Gutsnachfolgerin von Anton Perzl am 14.4.1820 um 500 Gulden übernommen hat. 
Im Jahre 1838 finden wir die ledige Häuslerin Katharina Perzl in einem Grundstücksstreit um eine Grundmarkierung auf dem Galgenberg. 
Unter dem Datum vom 29.12.1855 findet sich eine Sterbeanzeige für eine Häuslerstochter (also ist sie noch ledig) Katharina Perzl, sie stirbt mit 74 Jahren an Altersschwäche. 

Im Katasterband des Rentamtes steht im Jahre 1859 unter der Nummer 14 ein Wagerer Johann und im Jahre 1860, mit dem Zusatz "Beim Weber" ebenfalls Johann Wagerer.
Hier wird eine Auftrennung sichtbar. Die "alte" Nummer 14 steht für mich bis heute unter dem Hausnamen "Wagerer". Das kleine Haus zwischen dem Wagerer Haus und dem Feuerwehrhaus, die Heimstätte vom "Weber Luck" gehörte offensichtlich früher ebenfalls zum Hauptanwesen Wagerer.
Ich bleibe hier aber zuerst einmal bei der Linie Wagerer


Die Liste der Wagerer Abstammung sollte, nach meinen Unterlagen folgendermaßen sein:
Wagerer Johann und Theresa 

Wagerer Johann heiratet 1855 Silberbauer Theresa

Wagerer Johann und Sporrer Julia

Deren Sohn Wagerer Johann, ein Bräugehilfe, heiratet 1883 Sporer Julia, eine Fabrikarbeiterin aus Kötzting. 
Im Jahre 1899 kommt es zur letzten Brandkatastrophe im Markt Kötzting und auch das Haus Nummer 14 ist davon betroffen. Auch Johann Wagerer muss sein Haus neu aufbauen und in seinem Lageplan kann man die Entwicklung der Brandstraße klar erkennen.
StA Landshut Rep 162/8 Sch. 22 Nr. 3128 Lageplan des Bauaktes.
Legende: a: Brandstätte und Bauplatz des Wohnhauses
b: Brandstätte und Bauplatz der Holzremise
c: Gartengrund des Anwesens
d: Armenhaus der Gemeinde Kötzting
e: Brandstätte vom Stadel des Alois Kermer
(Dies wird später der Bauplatz der Familie Weber)
f: Wohnhaus des Peter Reibl
g: Brandstätte vom Stadel des Josef Mühlbauer
h: Brandstätte der Gebäuligkeiten des Josef Mühlbauer
i: Gemeindegrund und Fahrt
k: Wiese und Brandstätte vom Stadel des Münch









 
Unterschrift des Johann Wagerer


Dia Repro Nr. 1984 Frau Wagerer ca. 1940 Großmutter von Franz Wagerer, damit sollte dies Wagerer
Julia, eine geborene Sporrer sein. 




Wagerer Joseph und Hofmann Mathilde

Wagerer Joseph, ein Aushilfspostbote und Sohn der Vorbesitzer heiratet Hofmann Mathilde, eine Hausbesitzerstochter aus Kötzting im Jahre 1919. Nachfolgend ein Bild der Familie der Braut.
Arbeitskreis Heimatforschung DIA Repro Nr. 1989 Familie Hofmann ca. 1923 hintere Reihe von links : Fanny, davor Karl, Mich, Naz, Sepp, Heiner, Anne, vordere Reihe: Maria, Maria Hofmann (Mutter) ,Wolfgang, Josef  Hofmann (Vater) Mathilde (Mutter von Wagerer Franz). Kind in der Mitte Franz.






Arbeitskreis Heimatforschung Dia Repro 1983 vorne das Wagerer Haus, hinten
anschließend das Weber Haus




Wagerer Franz, ein leidenschaftlicher "Tauberer"


Reisetaubenvereinigung  kurz: die Tauberer

Meine ganze Kindheit begleiteten mich die Kötztinger "Tauberer", da mein Vater einerseits in der Vorstandschaft war und andererseits bei uns die Vögel "eingesetzt" - also beringt und in Körbe verpackt - wurden.
Viele Urkunden, Bilder, Pokale, Ringe und Medaillen waren in unserer Wohnung präsent. Nach der kollektiven Eichung der Uhren beim Kollmaier und dem Einsetzen der Tauben, der Abholung der Transportkörbe durch eine Spedition, der kurzen Radiomeldung am Sonntagmorgen mit Angabe der Uhrzeit der "Auflassung" der Viecher, hieß es dann den ganzen Sonntagnachmittag im Taubenschlag zu warten und hoffen, dass der Vogel, wenn er dann endlich angekommen war, nicht zu lange auf dem Nachbarhausdach sich von der langen Reise ausschnaufte.
Es ging um den Ring, den die Taube am Fußgelenk trug, den der Besitzer haben wollte, dem Vogel abnahm, diesen in eine Metallkapsel steckte, das Ganze dann in die Taubereruhr (ein hässlicher würfelförmiger Kasten), eine Umdrehung mit einem Schraubenschlüssel und die Uhr drückte einen Ankunftsstempel auf einen Papierstreifen, der bewies, wann die Taube in ihrem Taubenschlag angekommen war.
Jeder Taubenschlag der Reisetaubenvereinigung war auf den Meter genau eingemessen und so konnte die Reisegeschwindigkeit der Taube ermittelt und so dann  auch der jeweilige Sieger auf Orts, Kreis und Verbandsebene ermittelt werden.
Das Einsetzen kostete eine Gebühr.
Mit den Bildern von diesem Einsetzen bei uns im Hof habe ich auch ein der wenigen Ansichten unseres baufälligen Hinterhofs erhalten, den meine Mutter immer als "Berliner Hinterhof" bezeichnete. 

Die Teilnehmer brachten ihre "Renntiere" in kleinen Transportkäfigen. Wagerer Franz sitzt in der Mitte an der kleinen fußbetriebenen Beringungsmaschine. Besitzer mit den Nummern der Taube werden in ein Protokoll eingetragen und dann kommt der Vogel in den großen, flachen Transportkäfig, der eine Normgröße hatte. (ein Exemplar habe ich noch bei uns auf dem Speicher). Diese Käfige wurden von Spezial-LKWs angeholt und konnten alle auf einen Schlag geöffnet werden. Und dann hieß es für die Tauben "ab nach Hause"








KU SW 845. Brieftaubeneinsetzen im Hinterhof der Bäckerei Pongratz.
Mitte mit der Lederjacke Franz Wagerer


Ein Zufallsfund: beim Durchstöbern alter DIAs habe ich im Bild die "Taubereruhr" meines Vaters 
gefunden. Deutlich sichtbar ist der kreuzförmige Schlüssel, mit dem bei einem - einem Wettflug vorgelagertem - Treffen die Uhren aller Teilnehmer geeicht, welche anschließend verplombt wurden.
Mit demselben "Schlüssel" wurde nach dem Eintreffen der Reisetaube und der Sicherstellung des Gummiringes, dieser in einer Kapsel verschlossen. Diese Kapsel konnte in die Uhr gesteckt und dort versperrt werden. Ein Dreh mit dem Schlüssel und es wurde noch ein Papierstreifen als Protokoll bedruckt. Diese Uhren waren ein immerwährender Begleiter in meiner Kindheit.


Das Weber Haus





Ich kann den Kötztinger Zeitungen nur dankbar sein, dass sie immer wieder auch Rubriken einführten, die uns heute einen Blick weit zurück in Kötztings Vergangenheit geben.
Das Ehepaar Weber, Josef und Katharina, seit Anfang des 20. Jahrhunderts in Kötzting ansässig und offensichtlich Gründungsmitglieder beim Kötztinger Trachtenverein, wurde im jahre 1950 in der Kötztinger Umschau ausführlich vorgestellt.




Weber Luk





Trachtengruppe  Meidinger Max neben Pumpbrunnen, Personen: unter Kranz mit Bändern i. Trachtenjacke und Hut Franz Schwarz ( Waldbua ), vorn Mitte im weißen Hemd Weber ( Wegmacher ) Luk, rechts hinter Frau m. Mädchen Weber ( Maurer ) Franz, rechts außen mit weißen Kniestrümpfen Conrad Krämer ( Ostmarkonkel )

 
KU SW587 mit Atemschutz und Weber Luck

Ehrung Weber Ludwig durch den Vorstand Michl Traurig
KU SW 209


KU SW 208 


Dieses abschließende Bild stammt aus der Ausstellung des Arbeitskreises zum Thema der Kötztinger Häuser und Handwerker- 


Das "Weberhaus" im Februar 2021






Donnerstag, 4. Februar 2021

Das Stadtarchiv Bad Kötzting als Unterhaltungsbeilage im Winterlockdown 1-46 Festzug in Hohenwarth

   Es geht weiter mit Bildern aus der Zeitungsredaktion der Kötztinger Umschau, welche alle über eine private Sammlung von Frau Renate Serwuschok dem Arbeitskreis Heimatforschung übereignet wurden und nun im Stadtarchiv Kötzting verwahrt werden.

Da wir zusätzlich auch eine fast vollständige Sammlung von Zeitungsausgaben aus den Nachkriegsjahren in unserem Bestand haben, können viele der Bilder dann auch einzelnen Zeitungsartikeln zugeordnet werden.
Nachdem der Arbeitskreis Heimatforschung schon eine umfangreiche Datenbank an personenbezogenen Bildern hat wäre es für uns schön, wenn wir bei einigen der folgenden Bildern, vor allem bei den Personengruppen, Hinweise und Namenslisten erhalten könnten, die wir dann anschließend in unsere Datenbanken einpflegen könnten. Manche allerdings auch nicht und so wäre es schön, wenn wir bei dem einen oder anderen Bild auch eine Rückmeldung erhalten würden.

Zur Orientierung, wir befinden uns im August 1972 und Hohenwarth feiert ein Heimatfest mit einem Festzug, in dem auch Kötztinger Reiter teilnehmen, viel Spaß

Schwarz Sepp, Adolf Mühlbauer sen. Sybille Schwarz, Sigrid Mühlbauer



Hier der dazugehörige Artikel aus der Kötztinger Umschau vom 28.8.1972.
Der Reporter und Forograph zeichnete mit "dy"