Max Wanninger und sein Kripperl
Sollte dies passieren, dann kam der Kripperlvater in Einsatz. Max Wanninger aus der Schirnstraße betrieb in den 20er Jahren dort bereits ein Auktionshaus und irgendwann einmal wurde ihm dieses Ehrenamt übertragen, das ihm auf dem Leib geschneidert war.
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| Foto Schwarz: Max Wanninger, seines Zeichens Kötztinger Auktionator und Kripperlvater |
Die Krippe kam also schon vor dem Jahre 1870 nach Kötzting und wird - wieder auf der Basis des im Dezember 1954 veröffentlichten Artikels - vom Kripperlvater Max Wanninger seit ungefähr 1924 betreut."Krippenvater Wanninger macht jung und alt viel Freude
Weihnachtskripplein in St. Veit
Kötzting. Zahlreich sind die täglichen treuen Heimatfreunde, groß und kleine Krippenbesucher, die immer wieder bewundernd vor der Krippe in der St.-Veits-Kirche stehen. Mit großer Liebe und Sorgfalt lässt sich unser Kirchenpfleger Wanninger, der Kötztinger Krippenvater, die ständige Betreuung des Krippleins angelegen und in tagelanger und unermüdlicher Arbeit entwirft er das ganze Jahr über in ständig neuen Bildern die hauptsächlichsten Ereignisse des Kirchenjahres. Besonders schön und einfallsreich hat er dieses Jahr die Weihnachtsgeschichte dargestellt. Sinnreich und wohlüberlegt hat er alle erforderlichen Kleinigkeiten in irgend welcher Form angedeutet. Die geschmackvolle Art der Darstellung zeigt dieses Jahr, gegenüber den Jahren, wo die Heilige Familie bei der Arbeit im Nazareth zeigte, die Geburt Jesu Christus in Bethlehem. Maria und Josef sitzen am Kripplein das Kind, während Männer und Frauen, bepackt mit allerlei Geschenken, aus allen Richtungen herbeiströmen, um das Kind anzubeten. Über dem Kripplein schwebt ist ein kleines Engelskind angebracht, das einige alte Weihnachtsmelodien erklingen lässt. Ein angelegter Durchblick zeigt die Hirten vor ihrem Hirtenfeuer, überstrahlt von dem Glanz und dem Schall des Verkündigungsengels. Sogar an den Ursprung der Menschheit hat der Krippenvater gedacht. Adam und Eva, umgeben von allerlei Getier, hinter ihnen die „listige Schlange“, die einen Baumstamm umschlingt und durch ihre Auf- und Abbewegung und ihrer gütigen Zunge, die besondere Aufmerksamkeit auf sich zieht, deuten den Anfang der Sünde an und bringen somit Sünden und Erlösung der Menschheit in direkten Zusammenhang. An den Wegkreuzungen weisen kleine Schildchen in die Weihnachtsgeschichte bedeutende Orte, die im Hintergrund auf eigens dafür geschaffenen Wandbildern angedeutet sind. Ein sinnreicher Mechanismus setzt das ganze Kripplein in Bewegung und lässt leises Glockengeläute und zarte Weihnachtsmusik erklingen. Das dieses Wunderwerk natürlich die Aufmerksamkeit von groß und klein erregt, ist deshalb nicht erstaunlich. Alle sind sich einig, dass Herr Wanninger ein Bastler unseres Kötztingern als Stiftung zuteil werden. Etwa 30 Jahre sind es nun schon her, dass es in unserem immer noch schaffensfreudigen Krippenvater einen ständigen Betreuer gefunden hat. Ein mindestens ebenso wertvolles, ja viel ausführlicheres Kripplein hat sich Herr Wanninger in seiner Wohnung in Regenstein bei Kötzting gebaut. Stolz und freudig zeigt uns erklärt er dieses allen Besuchern und Interessenten und ladet solche hiermit recht herzlich ein."
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| Kötztinger Anzeiger von 1924 |
Von Frau Serwuschok selber stammt der folgende Großbericht vom Dezember 1978.
Krippe und andere Darstellungen aus dem Leben Jesu / Die ersten Figuren kaufte der Mütterverein
Kötzting (na). Noch ist der Vorhang nicht wieder aufgegangen zur Krippe in der St.-Veitskirche, noch ist ungewiß, ob er heuer den Blick überhaupt freigeben wird auf das Bethlehem, das hier der unvergessene Kirchenpfleger Max Wanninger in jahrzehntelanger Kleinarbeit aufgebaut hat. Die Darstellung von der Geburt Christi weitete der „Krippelvater“ bis zur Kreuzigung und Auferstehung aus. Er schuf ein Stück biblische Geschichte, die sich für ein Zehnerl „bewegen“ ließ, denn das war die Stärke des Bastlers und Feinmechanikers aus Leidenschafft: den Figuren und dem Geschehen etwas „Leben“ zu geben. Als der Schöpfer des „frommen Spielzeuges“ starb, betreute Siegi Mark in dankbarem Respekt vor dem Werk des Sechzigers. Aber der Zahn der Zeit hat schon manchen Engel am himmelblauen Gewand gezupft, und manches Schaf musste inzwischen Wolle lassen. Die Krippe von St. Veit bedarf dringend einer Generalüberholung. Stadtpfarrer Gerhard Dirschl und Kirchenpfleger Franz Sonnleitner hoffen, dass der Weihnachtsstern im nächsten Jahr mit voller Leuchtkraft über einem sanierten Bethlehem aufgehen kann.
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| DIA-Repro 2491 Max Wanninger vor einem Teil seiner Sammlung |
Das „Krippenspiel“ gehört schon ein Menschenalter zur Veitskirche. Alle Jahre wieder polierte Max Wanninger dem Jesuskind neuen Glanz ins Gesicht. Ein Zehnerl genügte, um die Hirten auf dem Felde und die Weisen aus dem Morgenland in Marsch zu setzen, das Lagerfeuer zu entzünden und andere Bewegungen auszulösen. Der Krippelvater hatte niemals den Ehrgeiz, für „seine“ heilige Familie mit allem Volk drum herum, mit Ochs und Esel, Schafen und Hunden, das Prädikat „künstlerisch wertvoll“ zu bekommen. Er wollte nur den Kindern Freude bereiten. Und das ist ihm auch gelungen.
Die „Keimzelle“ der Krippe war ein Kirchlein mit dem Jesuskind. Pfarrer Rosenheimer hatte es von irgendwoher schicken lassen. Und weil er ein großer Krippenfreund und sogar Mitglied in einem Kripperlverein war, unterstützte er die Bemühungen von Max Wanninger um den Ausbau der Mechanik und die Aufstockung der Figuren. Er ließ ihn zu einer Ausstellung nach Passau fahren und freute sich, dass die dort eingeholten Informationen und Anregungen allmählich auch in Kötzting verwirklicht werden konnten. Diese Entwicklung wurde ganz entscheidend begünstigt durch die Großzügigkeit des Müttervereins, der schon lange vorher für 40 Gulden im Kloster Neukirchen b. Hl. Blut eine Krippe erworben hatte und sie nun als Grundstock zur Verfügung stellte. Die Anlage wuchs, damals noch in der St.-Anna-Kapelle: die heilige Familie ging auf die Flucht, der zwölfjährige Jesus kam in den Tempel und später ans Kreuz, durfte schließlich mit Hilfe des „Krippelvaters“ auferstehen und sich sogar zur Himmelfahrt rüsten. Dominierend blieb aber das Geschehen von Bethlehem.
Max Wanninger würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, dass das Christuskind Nummer eins mitsamt der Krippe verschollen ist und dass dafür gleich von Anfang an die Darstellung Nummer zwei – Maria mit dem Kind auf dem Schoß – gezeigt werden muss, die er immer erst ausgetauscht hat, wenn die drei Könige beim Stall angekommen waren.
Wer die vor 40 Jahren in die Veitskirche umquartierte Krippe noch zu Lebzeiten ihres Erbauers und Betreuers gekannt hat, den wird sie heute etwas kahl anmuten. Max Wanninger hat halt die Heiligen und Unheiligen „eingekleidet“, ihnen „an die Hand gegeben“, was sie nötig hatten, um „wie Menschen“ zu sein. Unermüdlich bastelte er vor und hinter den Kulissen herum, für Anregungen jederzeit empfänglich. Er kannte jeden Faden, jeden Draht, jede elektrische Leitung und gab sich nicht eher zufrieden, bis er herausgefunden hatte, warum sich was plötzlich nicht mehr bewegt. Es machte dem Krippelvater auch gar nichts aus, zwecks der Mechanik einen Spielzeugaffen zu kaufen, ihn zu „enthaupten“ und ihm dann den Lockenkopf eines Engels aufzusetzen. Weiß oder blau gewandet, konnte der „Ehre sei Gott in der Höhe“ und Friede auf Erden“-Bote dann seinen Platz in den himmlischen Heerscharen einnehmen, ohne sich von den anderen guten Geistern zu unterscheiden.
Gern gab der Krippelvater den Kindern eine Sondervorstellung, wenn sie sich ihre Nasen an der Scheibe plattdrückten. Auf der anderen Seite wachte er wie der Engel mit dem Flammenschwert über den Kostbarkeiten, die es schon um seinetwillen verdient hätten, wieder „gesundgepflegt“ zu werden.
Der Krippelvater wurde vor 100 Jahren geboren
In diesem Jahr, am 12. Oktober, wäre der „Krippelvater“ hundert Jahre alt geworden. Er stammte aus Gillisberg bei Chamerau, verlor schon früh seinen Vater, sah sich als Ministrant schon im Priesterrock, kam mit Hilfe des Pfarrers seiner Heimatpfarrei dann auch zum Studieren, hielt es aber in Regensburg vor lauter Heimweh nicht aus und kam wieder nach Hause. Nach dem „Arbeitsdienst“ in der Landwirtschaft wollte Max Wanninger, als einer seiner älteren Brüder das Anwesen übernahm, Zinngießer werden. Er fand aber keine Lehrstelle und landete schließlich in Cham, wo er auch die Gesellenprüfung machte, ehe er auf Wanderschaft ging, dabei ganz Süd- und Westdeutschland kennenlernte und sich schließlich in Kötzting selbständig machte.
Die Verhältnisse nach dem Ersten Weltkrieg erleichterten es ihm, eine Tändelei einzurichten. Er erhielt auch die Konzession zu Versteigerungen, nicht „gerichtsmäßig“, sondern „im Auftrag“. Inzwischen hatte er Maria Brandl aus Gillisberg geheiratet, die ihm zehn Kinder schenkte. Bei seiner Tochter Rosina Müllbauer verbrachte er seinen Lebensabend. Seine Frau starb zwei Jahre nach der goldenen Hochzeit, die beide noch 1952 feiern konnten. Gern erinnern sich die örtlichen Vereine, deren Mitglied er war, an seine Mitarbeit. Über 30 Jahre trug er in der Kirchenverwaltung als Kirchenpfleger Verantwortung. Als Sammler von Schnupftabakgläsern hatte er in Fachkreisen einen guten Ruf.
Unvergessen ist Max Wanningers goldiger Humor, mit dem er allen Menschen, die ihm begegneten, Freude bereitete. Über seine „ganz gewiss wahren“ Geschichten wurden Tränen gelacht. Die Pfarrei sagte ihm Dank für das, was er für die Pfarrkirche und die Nebenkirchen getan hat, vor allem während und bei Ende des Zweiten Weltkrieges. Der „Krippelvater“ wird in Kötzting unvergessen bleiben.
Dass Max Wanninger Humor bewies, kann man vielleicht an dem Bild erahnen, dass ihn inmitten von jungen und maskierten Kötztinger Pfadfindern zeigt.
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| Fasching 1959 mit Kötztinger Jungpfadfindern v.l. Peter Schamberger, Max Wanninger, Fischer Willi (Finanzamt) Englmeier Franz und Schnabel Carl (Architekt) |
Der „brave Bub“
Max Wanninger sorgte dafür, dass das Leben seine heitere Seite behielt. Einmal, bei der Besichtigung der Krippe in St. Veit, fragte er die Besucher, ob sie wohl herausfinden könnten, welcher Bub der bravste von allen hier versammelten Figuren sei, weil er nicht mehr „in d’Hosn macht“. Es war nicht leicht, den kleinen Karl zu entdecken, der hinter der Tür eines winzigen Hauses auf dem Nachttöpfchen saß. Der „Krippelvater“ hielt diese Demonstration des menschlich allzu Menschlichen dann doch nicht für schicklich in der frommen Nachbarschaft des Stalles von Bethlehem und ließ beides bald wieder verschwinden.
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| DIA-Repro 1157 Max Wanninger im Kreise seiner Familie Hausname "Bouzalwonga", war auch Auktionator |
Im Jahre 1953 schrieb die Kötztinger Umschau anlässlich seines 75. Geburtstages:
"Max Wanninger zum 75. Geburtstag
Kötzting. In voller Gesundheit kann heute Montag der Kirchenpfleger Max Wanninger von hier seinen 75. Geburtstag feiern. Am 12. Oktober 1878 wurde er als Sohn der Landwirtsleute Michael und Franziska Wanninger in Gillisberg bei Chamerau geboren. Nach der Schulentlassung arbeitete er bis zu seinem 18. Lebensjahr auf dem landwirtschaftlichen Anwesen seiner schon damals verwitweten Mutter. 1898 ging er als Wagnerlehrling nach Cham, um schließlich als Wagnergeselle ganz Bayern zu durchwandern. Im Jahre 1901 kam er nach Kötzting, kaufte das Haus Nr. 2 in der Schirnstraße und richtete sich dort eine Wagnerwerkstätte ein, die er bis 1916 betrieb.
Am 8. Januar 1902 verehelichte er sich. Aus der glücklichen Ehe gingen 10 Kinder, 6 Buben und 4 Mädchen hervor. Der Sohn Alois fiel 1942 in Holland. Sein Sohn Max lebt gut verheiratet in Amerika, während Michl als Amtsrat und Albert als Buchdrucker in München leben. Von den Töchtern ist die Maria ebenfalls in Amerika gut versorgt, die Resl in Kötzting und die Tochter Fanny in Straubing verheiratet. Schon 27 Jahre ist Max Wanninger Kirchenpfleger der Pfarrei Kötzting. An allen Sonn- und Feiertagen sieht man ihn in den Gottesdiensten eifrig die Kirchensammlung einholen. 30 Jahre gehört er schon dem Kirchenrat an. Mehr als 25 Jahre befindet sich das „Kripperl“ in der Veitskirche in seiner Obhut, das er besonders zu Weihnachten schön zu gestalten weiß. Unermüdlich trägt er bei allen Begegnungen die Kirchenfahnen und betet vor dem Hochaltar in den Kirchen. Seine Lieblingsbeschäftigung ist im Sommer das Suchen von Schwammerln. Max Wanninger erfreut sich bei der gesamten Bevölkerung allgemeiner Beliebtheit. Hatte er doch für jeden Mensch, der in Not geraten ist, stets eine offene Hand. Sein ganzer Stolz ist eine wertvolle Sammlung von Schnupftabakgläsern, die in die Hundert geht. Eis Prischen schmeckt ihm noch allweil gut. Auch die Kötztinger Umschau wünscht dem Altersjubilar einen recht frohen gesunden Lebensabend im Kreise seiner Lieben."
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| DIA-Repro 1312 Goldene Hochzeit im Hause Wanninger |
Anlässlich seines 80. Geburtstags veranstaltete die Kötztinger Kolpingsfamilie einen eigenen Festabend für ihn.
Die Kolpingsfamilie ehrt in Dankbarkeit den Wanninger Vater
60 von 80 Lebensjahren im Gesellenverein / eine selten schöne Geburtstagsfeier
"Kötzting. Festlich geschmückt war der Jauuelsaal am Montag, von den Bannern der Kolpingsfamilie flankiert, stand die Büste des Gesellenvaters Adolf Kolping. Eine alte Fotografie kündete von der stolzen Tradition der Kötztinger Kolpingsfamilie. In diesem Rahmen vollzog sich eine Feierstunde, die zu Ehren und aus Dankbarkeit für Kirchenpfleger Max Wanninger anlässlich seines 80. Geburtstages ausgerichtet worden war. Die Kolpingssöhne und viele Freunde und Gönner waren gekommen, um dem Wanninger-Vater zu beweisen, wie beliebt er ist und welcher Wertschätzung er sich in allen Kreisen der Bevölkerung erfreut.„Unternimm nichts, worauf du nicht den Segen des Himmels erbitten kannst“, mit diesem Satz leitete Alt-Senior Sonnleitner eine kurze Ansprache ein, in der er aber all das sagte, was die Kolpingsfamilie einem ihrer Treuesten sagen wollte. Max Wanninger sei ein Mann, ganz im Sinne Adolf Kolpings. Die Kolpingsfamilie wolle ihm für seine Treue danken, für sein Wirken im Laienapostolat, für seinen Frohsinn und Humor, den er sich bis zum heutigen Tage bewahrt und mit dem er schon viele Menschen erfreut hat. Nachdem der Alt-Senior seine herzliche Gratulation zum Ausdruck gebracht hatte, übermittelte der 2. Bürgermeister Josef Barth die Grüße und Wünsche der Stadtverwaltung.
Präses H. H. Koop. Bodner ging ganz auf den Humor des Jubilars ein und sprach ihm mit launigen Worten aufrichtigen Dank und herzliche Anerkennung aus. Er betonte, dass es der Kolpingsfamilie heute nicht in erster Linie darum gehe, den 80. Geburtstag des Wanninger-Vaters zu feiern, sondern ein Jubiläum viel seltener Art. Max Wanninger hat von seinen 80 Lebensjahren 60 im Kreise des Gesellenvereins verbracht und in der Kolpingsfamilie eine echte Heimat gefunden. Seine Aktivität von frühester Jugend auf sei beispielhaft; es war der Kötztinger Kolpingsfamilie daher ein Herzensbedürfnis, diese Treue und die vielen Verdienste mit der Ehrenmitgliedschaft in Dankbarkeit zu quittieren.
Präses Bodner überreichte dem Jubilar eine, von Meister Hofmann geschmackvoll gefertigte Ehrenurkunde und bereitete ihm im Namen aller Kolpingssöhne mit einer Goldplakette, die das Bildnis des verstorbenen großen Papstes Pius XII. trägt, eine Freude, wie sie, so sagte uns Max Wanninger, nicht größer hätte sein können.
Für den Krieger- und Veteranenverein gratulierte mit einem kleinen Angebinde Vorstand Simon Bauer, während die Feuerwehr mit der Fanfarenkapelle des Spielmannszuges als Gratulant aufmarschierte. Die Kapelle Traurig sorgte mit beliebten alten Weisen für die musikalische Unterhaltung, der Männerchor unter Leitung von Oberlehrer Mieleitner überraschte und erfreute mit schönen Volksliedern und Herr Franz Liebl, der bekannte Spaßvogel und glänzende Unterhalter, gab wieder einige seiner humoristischen Einlagen zum besten.
Von so vielen Aufmerksamkeiten tief beeindruckt, dankte der Wanninger-Vater sichtlich gerührt allen, die ihm an diesem Abend die Ehre gegeben haben. „Sie dürfen versichert sein, dass Sie mir eine große Freude bereitet haben. Ich werde diesen herrlichen Abend nicht vergessen, so lange ich noch lebe“. Und dass Herr Wanninger noch recht lange leben, gesund bleiben und seinen Humor behalten möge, das wünschen auch wir ihm von Herzen."
Von Haymo Richter gibt es in eine persönliche Erinnerung an Max Wanninger mit einer ganz detaillierten Schilderung all der vielen Details der Weihnachtskrippe und über ein sehr persönliches Treffen mit dem Kripperlvater.
"Erinnerung an den" Kribbalvadda" Wanninger -
Seine Krippe in der Veitskirche war eine kleine Wunderwelt Auch heute drückte ich wieder meine Nase an der Glasschheibe vor der Krippe in der Veitskirche blatt. Die große Krippe unter der Empore der Kirche war in der Vorweihnachtszeit ein Magnet. Oft ging ich nach dem damals üblichen Nachmittagsunterricht in die Kirche. Es war immer ein Erlebnis, weil sich in der Krippe viele Figuren bewegten. Ein Mühlrad drehte sich, ein Fischer holte sich mit der Angel Fische aus dem Teich . Wenn man an einem Schlitz ein Fünferl einwarf, nickte der der Mohr artig mit dem Kopf und zeigte das Schild " Vergelts Gott". Ich opferte wieder ein Fünferl. Da war allerhand los in der Krippenlandschaft.
In einigen Häuschen brannte das Licht, an der alten Mühle drehte sich das Mühlrad. Der dicke Wirt vor seinem Gasthaus grüßte die Gäste freundlich und schwenkte mit dem Hut, der Mesner läutete im Turm der Dorfkirche die Glocke. Rechts oben war ein kleines Dorf und in den Häuern brannte Licht. Im Hintergrund näherte sich eine Karawane mit Kamelen und einem riesigen Elefant. Ein Gefolge begleitet die festlich gekleideten Könige.
Auf einer Wiese weideten von Hirten bewacht Schafe, ein Hirtenfeuer brannte. In einem kleinem Stall standen Ochs und Esel und drüber leuchtete ein großer Stern. In eine Krippe lag das Kind und davor knieten Maria und Josef.
Zum Höhepunkt und zum Schluss der mechanischen Vorführung erschien das Christkindl. Das Tor der Dorfkirche öffnete sich. Durch das Portal kam segnend ein Christkindl mit der Weltkugel in der Hand heraus drehte um und kehrte dann in die erleuchtete Kirche zurück. Eine Melodie begleitete die Szene. Das Tor ging automatisch zu. Es war eine faszinierende kleine Zauberwelt.
Ich bemerkte gar nicht dass ein Mann in die Kirche gekommen war und plötzlich jemand hinter mir sagte " Gfoids da des Gribbal, ha ?
Ich erkannte ihn an der Stimme, es war der Herr Wanninger, der Kirchenpfleger.
Er war ein Schafkopfreund meines Großvaters.
Er, da Winterschneider, da Meidinger Karl und der Landgraf Postbot spielten sei jeher jeden Sonntagnachmittag bei der Mesner Marie im Waldfrieden Schafkopf oder Tarok.
Man nannte den Herrn Wanninger auch Kripperlvater. Er kümmerte sich das ganze Jahr um die Krippe, ergänzte Figuren oder stellte sie anders, dem Thema des Kirchenjahres entsprechend, zusammen.
Der Wanningervater war ein Bastler, er konstruierte allerhand kuriose Dinge, zum Beispiel eine Geldmaschine.
"Jeden Tag muss ich nachschauen sagte er, immer wieder fällt eine Figur oder ein Licht aus, erkläret er mir, derweil er sich eine Bris selbstgeriebenen Schmalzler in die Nase zog und den Rest der daneben ging mit dem roten Sacktüchl von der Nase und vom Leibl wegwischte.
Mittlerweile war es still geworden, die Lichter gingen aus ,der Fünferleinwurf war aufgebraucht.
"Mei war des jetzt schö". sagte ich, "kanntn sie Sie des vielleicht alles no amoj einschalten? "
" Weis das das du bist, schalt i no amoj ei " Er öffnete eine Türe an der Brüstung der kleinen Wunderwelt, es dauert eine Weile und dann war alles wieder in Bewegung.
Das Kirchentor öffnet sich und das Christkindl kam wieder heraus. " Habts es a a Gribbal dahom", wollte der Wanninger Vater wissen.
"Na, mia hama koane Figurn und außerdem ham mia a koan Bloz"
" Woast wos, na gehst mit mir in mei Werkstatt, na gib i dir Figuren, de kannst dann unterm Christbam oder am Fensterbretll afstelln."
Ich ging mit ihm in seine Werkstatt in der Gehringstraße. Da wimmelte es von Krippenfiguren. Zu jeder Figur konnte er eine Geschichte erzählen und jede Figur hatte einen Namen:
" Des is zum Beispiel da Waldmann, mei Nachbar, und des is da Kothbauer Uhrmacher, dann kimmt da Kerscher Bäck, da Oexler Vitus, da Hofa Boda, da Naze Sepp, dann kimmt da Huawa Draxler, des da hint is da Schwarzanderl Gang, glei danem da Achtler Peter und da Wirts Girgl, ajso lauter Kötztinger Originale." Die so bezeichneten Figuren standen der Reihe nach in einem Regal.
Da Wanninger Vater beschenkte mich dann reichlich." Ajso da schau her, do host a Maria und an Josef, a Krippel mit dem Kindl, an Ochs und an Est, na host alles beinand, mehra brauchts derweil ned ".
Glückseelig marschierte ich über die Rieslhöh nach Hause. Der Vater bastelte noch ein Krippenhäusl fürs Fensterbrettl, ich besorge Moos, Heu und Stroh.
Der Heilige Abend konnte kommen.
Einschub:
Der Nachbar Waldmann wohnte genau gegenüber in der Gehringstraße - später das Cafe CC, nun ein geschlossenes Chinarestaurant. Dann geht´s die Gehringstraße hinauf: Kotzbauer Uhrmacher ist heute noch ein Uhrengeschäft, das Haus des Vitus Oexler, seines Zeichens ein Buchdrucker, musste dem neuen Parkhaus weichen. Gegenüber dann die beiden Häuser an der Kreuzung: Hofer Bader und Kerscher Bäck. Oben drüber war das Wohn und Geschäftshaus des Huber Drechslers.
Der Naze Sepp ist schon dem alten Parkhaus zum Opfer gefallen.
Der Schwarzanderl Gang ist heute ein Geschäftshaus und Wohnhaus am Marktplatzeck und beim "WirtsGirgl" kann man heutzutage asiatisch Essen. Bleibt noch der Achtler Peter, dessen Haus an der Marktstraße wohl bald Geschichte sein wird und einem moderneren Wohngebäude weichen muss.
Einschub Ende
In der Widmung anlässlich seines 75. Geburtstags ist bereits von seiner umfangreichen Schnupftabakdosensammlung die Rede. Im Januar 1957 war diese der Kötztinger Zeitung einen längeren Artikel wert.
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| Kötztinger Zeitung vom 19.1.1957 |
Die Flascherl waren aber nicht nur dazu da, in den Hosensäcken ihrer Besitzer zu verschwinden, denn es bieten sich dem Beschauer in den Regalen auch recht beachtlich große Stücke dar, die kaum ein Riese Goliath hätte einschieben können. Es sind dies die Flaschen, in denen man seinen Gästen eine Prise anbot. Manchmal kann man auch heute noch in einer Apotheke oder einer Kanzlei diese Exemplare antreffen, nur dass sie jetzt meistens aus Ton hergestellt werden. Das Prunkstück in dieser Reihe ist mit dem Namenszuge des Leo von Sperl, des Gründers von Sperlhammer, gezeichnet. Auch nette Verslein sind in diese Flaschen eingeschliffen. So findet man auf einer die Aufforderung „Schnupf Bruder, das ist ein guter, nimm dir keinen großen Haufen, denn ich muss ihn selber kaufen.“
Einen besonderen Platz nehmen auch die Handwerkergläser ein. In ihren Symbolen zeigen sie, dass sie einem Bäcker oder einem Bürstenmacher oder auch einem Bauersmann gehören. So spiegeln sich in diesen Flascherln, die in einem langen, von der Liebe zur Heimat und ihrer Art erfüllten Leben zusammengetragen wurden, die Lebensart einer immer mehr versinkenden Zeit wider.
Ende Februar 1962 endete dann das erfüllte Leben des so beliebten Kötztinger Mitbürgers, Anfang März fand dann die Beerdigung.
Schon sehr schnell war auch die Frage geklärt, wie es mit dem "Kripperl" in der St. Veitskirche weiter gehen sollte. Für den Anfang zumindest war zügig eine Nachfolge gefunden worden, wie Frau Serwuschok im Jahre 1963 berichtete:
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| KU vom Januar 1963 |
Kötzting. Die Krippe in der St.-Veits-Kirche hat dem Kirchenpfleger Max Wanninger den ehrenden Beinamen „Krippenvater“ eingebracht. Als der Hüter des mit reizenden Figuren dargestellten weihnachtlichen Geschehens und seines lebendigen Mechanismus die Augen für immer schloss, bestand die Befürchtung, dass die Darstellungen aus dem Leben Christi in der Veitskirche ebenfalls zum Sterben verurteilt sind. Es wäre um sie schade gewesen, denn vor allem den Kindern hat es viel Freude bereitet, wenn man für ein Zehnerl die ganze Szenerie in Betrieb setzen konnte: das Licht schaltete sich ein, die Figuren fingen sich zu bewegen an und überall schien es lebendig zu werden. Auch die Erwachsenen sahen dieses kleine Schauspiel gern und kaum ein Feriengast durfte es versäumt haben, allein aus diesem Grunde die Veitskirche zu besuchen. Inzwischen haben sich nun doch zwei Männer der Krippe angenommen, die in ihrer Darstellung ein wenig einfacher gestaltet worden ist: Malermeister Sepp Zahorik schuf eine neue Kulisse und Elektro-Gerät setzte die gesamte Stromanlage in Ordnung. Auch der äußere Rahmen wurde entsprechend überholt. So kann das Werk des Krippenvaters Max Wanninger weiterleben das ganze Jahr hindurch.
Wie ging es weiter mit der Kötztinger Weihnachtskrippe?
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| Foto Isabell Dachs |
Isabell Dachs im Jahre 2015 in der Kötztinger Umschau:
BAD KÖTZTING. Krippen, die das Geschehen um die Geburt Christi darstellen, sind aus der Weihnachtszeit nicht mehr wegzudenken. Sie verbinden die Bilderwelt der Adventszeit mit dem Dreikönigsfest. Die Weihnachtskrippe in unserer Stadtpfarrkirche „Mariä Himmelfahrt“ hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich.Unter Pfarrer Georg Rosenheimer, der von 1928 bis 1941 in Kötzting tätig war, entstand mit Unterstützung des Christlichen Müttervereins eine Krippe, die noch viele Bürger in Erinnerung haben. Der in Kötzting als „Kripperlvater“ bekannte Max Wanninger, damals Kirchenpfleger, betreute diese bis zu seinem Tod. Anfangs stand sie in der St. Anna- Kapelle, bevor sie 1938 in die St. Veitskirche umgesiedelt wurde.Marianne Hasenberg-Klein, Urenkelin von Max Wanninger erinnert sich noch gut, mit welcher Hingabe ihr Urgroßvater die voll mechanisierte Krippe pflegte und umgestaltete. Handelte es sich doch um eine Ganzjahreskrippe, in der verschiedene biblische Themen dargestellt wurden. Wanninger versuchte stets, alles möglichst lebensecht darzustellen. Legendär wurde die „Hochzeit zu Kana“, für die vier Spatzen ihr Leben lassen mussten. Eigens dafür zubereitet, stellten sie die Gänsebraten bei der Festlichkeit dar. Gingen ihm für die Darstellungen die Figuren aus, so bediente sich Wanninger oftmals ungefragt aus dem Puppenhäuschen seiner Urenkelin, wofür sie als kleines Mädchen kein Verständnis aufbringen konnte und entsprechend traurig war, wenn ihre Puppen nicht mehr auffindbar waren.Besonders für Kinder war die Krippe in der Veitskirche ein Erlebnis, bei der nach Einwurf eines „Zehnerls“ das Licht anging, Brunnen plätscherten, sich Figuren bewegten und das Christkindl aus einem sich öffnenden Tor kam. Beim Aufbau der Weihnachtskrippe 1961 erkältete sich Max Wanninger schließlich so stark, dass er im Februar darauf mit 84 Jahren verstarb. Nach seinem Tod war auch die Krippe verwaist und es verschwanden die Figuren daraus spurlos, die ursprünglich Fratres aus dem Kloster in Neukirchen gefertigt hatten. Nur das Christkindl samt Mechanik blieb erhalten und wurde durch Stadtpfarrer Herbert Mader gesichert.Erst 1981 wurde die Krippe auf das Bestreben des damaligen Kirchenpflegers Franz Sonnleitner durch Bäckermeister Josef Kerscher reaktiviert. Kerscher hatte als Ministrant unter Kooperator Alois Thoma (von 1935 bis 1938 in Kötzting) seine erste Krippe gebaut und war Liebhaber von Modelleisenbahnen.
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| Foto Isabell Dachs |
Pfarrer Mader fand Unterstützung in einer Frau, die nicht genannt werden möchte und die sich der neuen Einkleidung der Figuren annahm. Sie schuf nun eine Mischung aus Tradition und Moderne, indem die meisten Figuren in Tracht oder Zunftkleidung auftreten. Aber auch eine modern gekleidete Familie findet ihren Platz in der Geschichte der Geburt Christi. Was in Bad Kötzting natürlich nicht fehlen darf, ist ein als Pfingstreiter gekleideter Mann, den Pfarrer Mader der Heiligen Familie direkt zur Seite gestellt hat. Am rechten Seitenaltar wurde zudem der dort vorhandene Tabernakel als Dekorationselement genutzt. Von hinten beleuchtet stellt er das Himmeltor dar, aus dem der Engel hervortritt.
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| Foto Isabell Dachs: Auch eine modern gekleidete Familie macht dem Christkind seine Aufwartung |
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| Foto Isabell Dachs: Ein Mann in Pfingstreitertracht huldigt der Heiligen Familie |
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| Foto Isabell Dachs: Die Krippe zeigt eine Gebirgslandschaft mit dem Tabernakel als Himmelstor darüber |
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| Foto Isabell Dachs |
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| Foto Isabell Dachs |
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| Foto Isabell Dachs |
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| Foto Isabell Dachs |
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| Foto Isabell Dachs |
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| Foto Isabell Dachs |
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| Foto Isabell Dachs |
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| Foto Isabell Dachs |
Seit Herbst 2025 gibt es darüber hinaus eine besondere Neuerung: die Interaktive Karte Kötztings. Auf ihr sind alle bisherigen Beiträge zur Häuserchronik sowie zahlreiche weitere historische Themen direkt in einer Stadtkarte verortet. Jeder Marker führt mit einem einzigen Klick zu den passenden Blogbeiträgen – übersichtlich, schnell und jederzeit abrufbar.
Die Karte funktioniert auf jedem PC und auch auf Mobilgeräten. Wer möchte, kann sie sogar als kleine App auf dem Smartphone speichern und wie ein eigenes Programm starten.
Wer neugierig geworden ist und sich auch manche Beiträge über andere Kötztinger Anwesen ansehen möchte, kann die Karte hier öffnen: 🗺️ Interaktive Karte Kötzting öffnen
Auch dieser Beitrag ist bereits auf dieser "interaktiven Karte" Karte mit einem "Marker" versehen und kann unter der Gruppe "Kötztinger Allerlei" (= der weiße Pfeil) aufgerufen werden..... einfach mal versuchen.



























den kerscher hab ich damals oft gesehn, er hatte nämlich in der nähe vom "am dampfbach 11" sein "wochenendhäuschen". und die mutter kaufte beim kerscher immer "das fränkische".
AntwortenLöschenoh, der eintrag ist ja von mir. am dampfbach 11 bin ich aufgewachsen (ludwig-haus). im selben haus wohnten frau poppe, frau budweiser, familie reininger, familie hartl, familie zisler und familie probst mit ihrem bankert klaus hempel (fb hempel hempel).
Löschenherzliche grüße an die, sich noch erinnern.