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Freitag, 29. März 2024

Jahreschronik Kötzting 1954 es wird Pfingsten

 

Kötzting im Jahre 1954

Mai und Juni 

Gleich am 1. Mai veröffentlichte die Kötztinger Zeitung einen Bericht über die "Frau Post"

Das mit den 600 Jahren Braurecht und der Jahreszahl von 1334 lassen wir mal so stehen, aber belegbar ist dies nicht. 1620 würde da schon eher stimmen.....

Und noch eine Kleinigkeit am Rande: Der 1. FC Kötzting und seine erfolgreiche Jugendarbeit wurde gewürdigt.

Aber dann gabs eigentlich, wie immer um diese Jahreszeit, nur eine wichtige Frage, wer wird das Pfingstbrautpaar von 1954.
In der Samstagsausgabe vom 22.Mai 1954 konnten die Kötztinger dann die Neuigkeiten lesen, Max Schrödel, der Kaufmannssohn und mein Schwiegervater, hatte seine Wahl als Pfingstbräutigam angenommen und die  Nachbarstochter, Traudl Kroher, als seine Pfingstbraut gewinnen können.
Bei diesem Termin wurde in der Zeitung sogar ausdrücklich erwähnt, dass die Wahl und die Entscheidung in diesem Jahre sogar außergewöhnlich früh gefallen war. Heutzutage erwartet die Kötztinger Öffentlichkeit, dass das neue Paar schon viele Wochen vorher in der Pfarrkirche vorgestellt wird.



Die Kötztinger Umschau hatte damals immer noch Probleme mit dem Druckbild von Fotos, hier ein Beispiel als Max Schrödel seine beiden Brautführer der Öffentlichkeit vorstellte.
KU vom Mai 1954

Kötztinger Umschau vom Mai 1954





Anders als heutzutage wurde damals um das Pfingstkranzl und seine Farben kein Geheimnis gemacht, im Gegenteil, man konnte sich das Schmuckstück vorher sogar in einem Schaufenster ansehen.

StA Kötzting 320/954 Pfingstplakat von August Philipp Henneberger

Dann wurde es endlich Pfingsten und die Zeitungen machten wie immer mit einer eigenen Pfingstbeilage auf. Hier nun die Ausgabe der Kötztinger Zeitung mit seitenweisen Anzeigen von Firmen und Verkaufsstätten, die es schon lange nicht mehr gibt.  
Freiräume bzw. Leerstände waren damals in Kötzting Fremdwörter.
 
KÖZ Pfingstbeilage 1954







Das Pfingstwochenende 1954 stand unter keinem guten Stern, es regnete und regnete und regnete unaufhörlich  seit dem Sonntag Nachmittag und erst mit dem Einritt am Pfingstmontag ging dieser  Landregen dann langsam zu Ende.

Bilder vom Ausritt Pfingstmontag 1954

Von Frau Kretschmer haben wir viele der folgenden Bilder erhalten. Die sichtbaren mechanischen Beschädigungen mancher Bilder rühren von daher, dass diese Fotos damals auf große Kartons aufgeklebt wurden und sich nicht alle danach zerstörungsfrei hatten ablösen lassen.




Foto Kretschmer

Foto Kretschmer



Foto Kretschmer: die alte große regenbrücke



Foto Kretschmer: links Heinrich Wieser, Riedersfurth

Foto Kretschmer: Kooperator Hackl und seine Mesner Graßl Rudi

Foto Kretschmer: Beim ersten Evangelium

Foto Kretschmer: beim ersten Evangelium

Foto Kretschmer: Beim ersten Evangelium



Foto Kretschmer: 


Foto Kretschmer: Ein patschnasser aber offensichtlich gut gelaunter  Bürgermeister
Hans Kroher mit seiner neuen Bürgermeisterkette von der Stadterhebung im vorigen Jahr.



Foto Kretschmer: 

Foto Kretschmer: Otto Gerstl der Pfingstbräutigam des Vorjahres mit der Markt- nun
eigentlich Stadtfahne.


Der Einritt


Die Bilder vom zunächst immer verregneten Einritt stammen vom Kötztinger Lehrer Schwarz, von dem wir eine ganze Serie von Negativen - alle aus den 50er Jahren - erhalten haben
 
Foto Schwarz: Einritt in der Herrenstraße

Foto Schwarz: Einritt in der Herrenstraße: die Gebrüder Sperl vor den Ministranten

Foto Schwarz: Einritt in der Herrenstraße: Kooperator Hackl mit seinen Ministranten


Foto Schwarz: Einritt in der Herrenstraße: v.l. Sepp Kollmaier - Max Schrödel -  Alfons Zankl 
Foto Schwarz: Einritt in der Herrenstraße: Die Reitergruppe mit der Marktfahne



Foto Schwarz: Einritt in der Herrenstraße:  links Wieser Heinrich
Kopie aus der Kötztinger Feuerwehrchronik, Mitte KB Krämer.
Foto vermutlich Kretschmer 



Die Kranzlübergabe

Nun hatte der Himmel ein Einsehen und der Regen endete endlich.



Foto Kretschmer: links Frau Hilde Frauenreuther, geborene Liebl, die Pfingstbraut von 1953
und neben ihr Frau Traudl Kroher, im Gespräch mit einem Radioreporter

Foto Kretschmer:  Das Pfingstbrautpaar von 1954
Foto Kretschmer: Max Schrödel

Foto Kretschmer: Zuschauer am Marktplatz hinter der Absperrung
Foto Kretschmer: Kötztings Honoratioren - und wohl auch Ehrengäste-, an der Spitze links der Kötztinger Stadtpfarrer Dietl.
 
Foto Schwarz: Die Kranzlübergabe, interessant ist hier im Hintergrund das Schild der Schreinerei Josef Pongratz.

Foto Schwarz: der Moment der Kranzlübergabe

Foto Kretschmer: Kranzlübergabe



Foto Kretschmer: Ehrung Xaver Huber, links in der Feuerwehrmontur KB Krämer

Foto Kretschmer: Eine tolle Aufnahme
v.l. Wack Traurig - Hans Kroher - Franz Amberger, Spitzi
Foto Kretschmer

Foto Kretschmer: v.l. Josef Kollmaier - Max Schrödel - Alfons Zankl



Der Abschluss des Pfingstrittes im Pfarrhof






Foto Kretschmer: Eine wohlverdiente Stärkung für einen der beiden Brüder Sperl, vermutlich Sperl Schorsch.

Foto Kretschmer: Stadtpfarrer Dietl mit den Brüdern Sperl

Bericht der Kötztinger Umschau über den Pfingstritt




Die Bewirtung


Bei den nun folgenden Bildern der Bewirtung im Hinterhof des Schrödel-Anwesens ist nicht zu erkennen, ob diese Bilder vom Pfingstmontag oder vom Pfingstdienstag 1954 stammen, was die Information aber nicht schmälert. Es sind jeden falls tolle Aufnahmen, die Werner Kretschmer damals geschossen hatte und Erinnerungen an Kötztinger Mitbürger, die bereits lange verstorben sind.

Foto Kretschmer: Hier und bei den folgenden Bildern wären wir für Hinweise auf die
dargestellten Personen sehr dankbar. 
Mitte hinten: Heigl Theo, vorne rechts Georg - Schorsch - Pongratz

Foto Kretschmer: Die Bedienung gleich links, Frau Annemarie Schötz, eine geborene Schrödel, eine der drei Schwestern des Pfingstbräutigams.

Foto Kretschmer: Im Schrödelschen Hinterhof, mittlerweile Teil des Trachtenladens.


Foto Kretschmer: Vorne Mitte würde ich sagen: Kirschbauer Franz
Foto Kretschmer: 

Foto Kretschmer: Die Burschen und der Pfingstbräutigam mit seinen Begleitern hatte es in diesem Jahr natürlich leicht, er brauchte nur durch seinen Hinterausgang zu gehen und stand sofort vor dem Hause seiner Pfingstbraut.


Die Braut wird abgeholt






Foto Kretschmer: Blick vom Hause der Braut hinunter zu den Zuschauern
Foto Kretschmer: Blick vom Hause der Braut hinunter zu den Burschen



Foto Kretschmer: Blick vom Hause der Braut hinunter zu den Burschen



Foto Kretschmer: Blick vom Hause der Braut hinunter zu den Zuschauern

Der Brautzug



Foto Kretschmer: In der Marktstraße, Hintergrund das Anwesen Decker, nun Modehaus Frey

Foto Kretschmer: wohl beim Abmarsch

Foto Kretschmer: In der Gehringstraße

Foto Kretschmer: Burschen: 2.vl Kundstmann, Mitte Menacher Aloys

Foto Kretschmer: v.l. Alfons Zankl - Traudl Kroher - Max Schrödel - Josef Kollmaier

Foto Kretschmer: Burschenzug an der Oberbergerbrücke, im Hintergrund Anwesen Bielmeier.
rechts Irlbeck 

Foto Kretschmer: Bahnhofstraße


Foto Kretschmer: Traudl Kroher mit dem "bunten" Kleid am Pfingstdienstag 1954



Foto Ehemann Siegfried



Der Eintrag ins Kötztinger Ehrenbuch von August Philipp Henneberger

DIA-Repro 2271 Pfingstkranzl 1954

Pfingstbericht der Kötztinger Zeitung






Foto Ehemann Siegfried vom Brautzug 1950
Auf dem Kutschbock Toni Steidl mit "seinen" Konservenfabrikpferden.
In der Kutsche saß übrigens das Jubelpaar des Jahres 1950 (Pfingstbrautpaar von 1900) 
Karl Obermeier - vulgo Mesner-Karl - und Anna Staudinger

Natürlich wurde im Vorfeld des Pfingstfestes, wie alle Jahre über viele Maßnahmen rund um unser Pfingstfest diskutiert; manchmal kontrovers, aber manchmal durchaus auch sachdienlich.
KÖZ im Februar 1954

KÖZ vom Januar 1954

Von der Spielgemeinschaft aufgefordert, machte sich Eugen Hubrich an eine Neufassung seines Spiels von der Pfingstrittehr.







Pfingsten 1954 begannen auch die Dreharbeiten der "Walter-Lekebusch-Produktion. Eine Farbfilm, den wir erst nach langer Suche in den letzten Jahren wieder haben auffinden können.

Der Titel des 2 Jahre später veröffentlichten Films war: "Der große Wald" und die Aufnahmen vom Pfingstritt 1954 wurden wohl - vermutlich wegen der schlechten Außenbedingungen, sprich Wetters - verworfen, denn in den Pfingstaufnahmen des fertigen Films waren Max Schrödel und seine beiden Brautführer dann bereits in der "zweiten" Reihe zu erkennen mit der Marktfahne in Händen.

Screenshot des Walter-Leckebusch-Films: Titelbild

Screenshot des Walter-Leckebusch-Films: Max Schrödel mit der Marktfahne 1955

KU vom November 1954
Auch wenn die Pfingstaufnahmen vermutlich alle unbrauchbar gewesen waren, so gingen doch die Außenaufnahmen in dem Jahr weiter. Der "Rote Faden" des Filmes war eh die Fahrstrecke des "Schi-Stra-Busses", den das Filmteam immer wieder ablichtete.
Auch über die Innenaufnahmen wurde berichtet, auch wenn diese - sicherlich köstliche - Szene später keinen Eingang in das Endprodukt gefunden hatte.
1954-0388

Von einem dieser Stammtischbrüder aus der "Post" gibt es sogar ein Photo:







Eine Rarität am Rande:


Der im Jahre 1954 mit einer Fahne ausgezeichnete Kötztinger Xaver Huber - siehe weiter oben - war für seinen Erfindungsreichtum  - was motorbetriebene "Spezialmaschinen" anbetraf - bekannt und so stand er wieder einmal in der Zeitung mit einer neuen Erfindung.






Mittwoch, 27. März 2024

Erinnerung an Altkötzting - Teil 30 wieder einmal die Naturfreunde

   In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen "Blick zurück" erlauben, zurück auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden; eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtagen,  Bällen, und vor allem mit Menschen.



Die Kötztinger Naturfreunde engagierten sich von Anfang an um die Erhaltung von Flurdenkmälern und die Errichtung von Rastanlagen in der Umgebung Kötzting, wie z.B. dem Schwedenstein, einem Holzbrunnen, einem steinernen Tisch, die Magdalenenkapelle am Spatiliweg und auch um das Kreuz am Kreuzberg.
Das von den Kötztinger Naturfreunden restaurierte Kreuz am Kreuzberg.


Und natürlich wussten die Naturfreunde auch zu feiern, vor allem an ihrem Jahrtag.

Viele bekannte Gesichter, zwei davon sogar mit den "Vereinshüten".



Auch regelmäßig den Fasching zu feiern, war Teil des Jahresprogramms.
Vom Kappenabend der Kötztinger Freunde der Natur - damals noch Naturfreunde - haben wir in der Sammlung Serwuschok eine kleine Bilderserie. Ich denke mal, das da viele bekannte Gesichter dabei sind.


Serwuschok U24

KU vom 11.1.1971










Donnerstag, 21. März 2024

Eine Grafenwiesener Jubelhochzeit

 Es gibt (Archiv-)Funde, die erscheinen auf den ersten Blick unwirklich und gut erfunden, erweisen sich aber nach einer genaueren Recherche dann tatsächlich als eine korrekte Schilderung eines ganz besonderen Vorgangs.

Foto Kreisfilmbildstelle Cham vermutlich vom Kötzting OL Josef Bock geschossen

Das obige Bild zeigt ein "Ofenschüsselrennen" anlässlich einer Hochzeit in Grafenwiesen.
Vielleicht 20 Jahre vor dieser Aufnahme kam es in Grafenwiesen im Jahre 1921 zu einer öffentlichen Jubelhochzeitsfeier, die uns in allen Einzelheiten - und äußerst lebhaft über den ganzen Festtag hinweg- von einem Leipziger Autor übermittelt wird, sozusagen eine Zeitreise zurück über 100 Jahre,

In der Linzer Tagespost von 1922 - der Beitrag wird vermutlich auch noch in einigen anderen Zeitungen abgedruckt - erscheint ein sehr realistischer Bericht über ein Jubelhochzeitsfeier der Grafenwiesener Zimmermeisterseheleute Michl und Anna Maria Greisinger.
Paul Georg Münch, so heißt der Autor aus Leipzig, veröffentlichte seine Erlebnisse bei dieser - öffentlichen - Jubelfeier in einem eigenen Büchlein mit dem Titel "Lustige Leutchen".
Dieser - spätere - Titel ist wohl sein persönlicher Filter gewesen, durch den er den großen Tag des Jubelpaares als Gast mitgefeiert und protokolliert hatte.





Nun war es also meine Aufgabe herauszufinden, ob diese Geschichte tatsächlich so passiert sein könnte, oder aber nur gut erfunden ist.
Der Autor schreibt ja selber, dass er die Einladung zu dieser Jubelfeier dem damaligen Kötztinger Anzeiger entnommen hätte.
Da wir den Jahrgang des KAs von 1921 im Archiv haben, war es ein leichtes, herauszufinden, ob der Autor tatsächlich so frank und frei zu dieser Feier eingeladen worden war.

KA vom Juli 1921

Tatsächlich, zwar eine Woche später, als vom Autor überliefert, aber ansonsten genau so, wie er es in
 seinem Bericht beschrieben hatte, findet sich eine gleichlautende Einladung zu einer JUBEL=HOCHZEITS=FEIER nach Grafenwiesen zum Gastwirt Heinrich Wagerer im KA vom 23.7.1921

Was aber noch viel schöner ist, es gibt sogar einen Zeitungsbericht über diese Hochzeitsfeier und in diesem Beitrag heißt es wörtlich: "Unter den Hochzeitsgästen konnte man einen Herrn beobachten, welcher die ganze Hochzeit von Anfang bis Ende mitmachte und über alles Interesse zeigte und fortwährend Notizen machte.......QED!

Kötztinger Anzeiger vom 29.7.1921

So können wir durch die Augen eines Außenstehenden einen kleinen Blick zurück über 100 Jahre werfen und schmunzelnd den Jubeltag der Greisingers und ihrer missliebigen Familienteile miterleben.

Einschub:
Sollte jemand von den Grafenwiesener Greisinger-Nachkommen ein Foto des Jubelehepaars haben, so würde ich solch ein Bild gerne noch diesem Beitrag hinzufügen.