Michael Heigl
Dezember 1852
Wie ist die Situation: Nach all den Verbrechen, die im LG Kötzting im November 1852 passiert waren, auch wenn nicht alle dem Michael Heigl zugerechnet werden konnten, riss der Regierung endgültig der Geduldsfaden und zog die Zügel an mehreren Fronten an.
Der Gendarmerieleutnant Fürst kam für einige Zeit zur Inspektion.
Wirtshäuser wurden geschlossen bzw. ihnen die Schließung angedroht, Personen wurden reihenweise verhaftet bzw. unter Polizeiaufsicht gestellt, laufende Patrouillen und Streifgänge wurden angeordnet - ungeachtet der strengen Winterszeit und bei Tag- und Nachtzeit durchgeführt - und nicht zuletzt die Mannschaften verstärkt und die Aufgriffsbelohnung verdoppelt. All dies blieb jedoch zunächst ohne sichtbaren Erfolg, bis auf die Tatsache, dass Heigls Kompagnon, Michael Raimer, hatte gefasst werden können.
Gleichzeitig kommen nun zwei neue Personen ins Spiel, die eine Schlüsselrolle haben werden, die beiden Brigadiers Sommer und Suffa, der eine mit einer tragischen und der andere mit einer eher heroischen Rolle.
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Screenshot aus dem Räuber-Heigl-Film von 1973, die Gendarmen bei einer Hausdurchsuchung |
Auf der Karte des Landgerichts Kötzting von 1822 - es ist das Exemplar, das den Original-Heigl-Akten beilag und das Carl von Paur benutzte, um seine Terrain-Schwierigkeiten zu erläutern, indem der die im Plan bereits vorhandenen Waldflächen mit Bleistiftschraffuren weit in die Täler hinein verlängerte - kann man die beiden nächsten Tatorte erkennen. Beide liegen im Landgericht Viechtach, bzw. in dem Teil des Zellertals, das als strittig zwischen den beiden Landgerichten im Historischen Atlas von Bayern eingezeichnet war. Der erste Tatort liegt in Pirka, der zweite dann in Weidenhof.
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StA Landshut Rep. 168-1 Nr. 63944-III |
Die Kötztinger Gendarmen sind Anfang Dezember hektisch damit beschäftigt, Michael Heigls Basis an Unterstützern und Hehlern einzuschränken.
7.12.1852: Franz Buchberger aus Atzlern wurde verhaftet, verurteilt und für 4 Monate ins Arbeitshaus gesteckt.
Der Grafenwiesener Wirt Georg Wieser, dessen Wirtshaus, wie im vorigen Teil der Heigldokumentation bereits beschrieben, im November auf amtliche Anordnung geschlossen worden war, versuchte sein Glück als Pächter der Metzgerei des Wirtes von Hohenwarth, jedoch ohne sein Gewerbe anzumelden. Als Reaktion der Behörde wird sein Pachtvertrag sofort annulliert und Wieser angewiesen, sogleich nach Grafenwiesen zurückzukehren.
Eine angeordnete Streife am 8.12.1852 der Kötztinger Gendarmerie und aller Rechtspraktikanten unter Leitung des Herrn Assessors Yberle, die den ganzen Tag angedauert hatte, erbrachte als einziges Resultat die Verhaftung des Anton Prantl, Inwohnerssohn von Atzlern, der der Verbindung mit Heigl verdächtigt wurde.
Am 10.12.1852 wurde der Stiefsohn des obigen Grafenwiesener Wirtes, Joseph Zachmann, verhaftet und anschließend für 4 Monate ins Arbeitshaus abtransportiert.
Und dann kam der verhängnisvolle 12. Dezember, mit dem folgenreichen Zusammentreffen von Gendarmerie und Michael Heigl in Pirka.
Der Zusammenstoß in Pirka
An diesem Tage gehen der Brigadier Sommer und der Viechtacher Gendarm Baierl um 11.00 Uhr mittags auf Patrouille und beim Söldner Johann Zitzelsberger werden sie gleich fündig. Sie entdecken eine Spieldose, die aus einem vorherigen Raub stammte. (siehe Bericht über den Raub in der Irlmühle, Gericht Mitterfels, im letzten Beitrag der Heigl-Dokumentation)
Ganz kurz und knapp - später wird der ( stellvertretende) Brigadier Suffa den Vorgang wesentlich ausführlicher schildern - heißt es im Rapport, dass "Brigadier Sommer und Gendarm Baierl in den obigen Boden des J. Zitzelsperger gehen wollten" und "so filen(!) sogleich drey Schuß nacheinander, wo zwey Schuß dem Brigadier Sommer, einer in der rechten Hand, und einer in den Unterleibe und Oberschenkel getroffen haben, wozu Sommer befunden verwundet wurde.
Nach Aussage des Söldners Johann Zitzelsperger welcher verhaftet ist, der Michl Heigl Gerichts Kötzting mit noch zwey Consorten gewesen seyn, die drey Individuen haben sich nach der That geflüchtet und bis jetzt noch nicht habhaft gemacht werden können....
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Unterschrieben: "Wegen schwerer Erkrankung des Brigadier Sommer Johann Mayer Gendarm"
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Nun überschlagen sich zunächst die Ereignisse, dies um so mehr, als ja zur der Zeit, als dieser Zusammenstoß Sommers mit Heigl gemeldet wird, der Gendarmerie-Leutnant Fürst schon seit einer Woche die Leitung in Kötzting übernommen hatte.
Es hat den Anschein, dass bisher die Akten, die ich einsehen konnte, sich mit denjnigen decken, die auch Dr. Sommerfeldt für seinen umfangreichen Heiglbeitrag benutzen konnte.
Die Akten des "Königlichen Corps Commando" aus dem Staatsarchiv in München waren ihm offensichtlich unbekannt, denn der obige Zusammenstoß wird von ihm nur so kurz behandelt, wie er in den Gerichtsakten vorkommt.
Leutnant Fürst jedoch beauftragt den stellvertretenden Brigadier Suffa, einen wöchentlichen Rapport über den Gesundheitszustand des verletzten Brigadiers Stefan Sommer zu erstellen, zu welchem Zweck Suffa zuerst das Geschehen genauestens repetiert, um auch die Art der Wunden erklären zu können.
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StA München Gend-KK_316 Andreas Suffa intermistischer Brigadekommandant
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Suffa bringt nun in seiner Schilderung des Vorganges - unterm Datum des 23.12.1852 - den Überfall in der Irlmühle und die Durchsuchung des Söldners Zitzelsberger in einen Zusammenhang:
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In der Nacht vom 9ten auf den 10ten des Monats wurde zum Schaden der Müllerseheleute Joseph und Katharina Fendl von der Irlmühle königlichen Landgerichts Mitterfels ein Raub verübt, wobei ein 2 fl 24 xr Stück, mit dem Gezeuche(?) der Stadt Augsburg und der Jahreszahl 1626 geraubt worden ist. Dieses Stück Geld brachte der Häusler Johann Zitzelsberger von Pirka LG Viechtach kurz nach obigem Raube zu dem hiesigen Zeugmacher Tobias Seiderer und zahlte damit Zeugwaren aus.
Brigadier Sommer brachte dieses in Erfahrung, verfugte sich hierauf am, 12ten dieses Monats zwischen 12 und 1 Uhr nachmittags, als er mit Gendarm Joseph Baierl, der ohne dieß in der nämlichen Richtung auf Streifpatrouillen abging, nach Pirka und in die Behausung des Häuslers Johann Zitzelsberger. Dort angelangt, zog vorerst Sommer Erkundigung ein, ob niemand Fremder hier sei?Was durch Zitzelsberger und dessen Eheweib in Abrede gestellt wurde, und immer behaupteten, es sei kein Fremder Mensch im Hause, schien aber das fragliche Ehepaar hierbei verlegen zu sein.
Dieses veranlasste den Brigadier sich mit seinem Gendarmen in die dunkle Nebenkammer des Wohnzimmers zu verfügen, wo ihnen ein kleines Hündchen entgegenkam, welches Zitzelsberger als ein ihm vor 8 Tagen zugelaufenes bezeichnete. In diesem Moment erblickte Gendarm Baierl auf dem Fensterbrett dieser Kammer eine Spieldose, welche eben bei obigen Raub mit Abhanden gekommen ist. Nun kündigte Brigadier Sommer dem Zitzelsberger die Arretierung an, da er sich nicht glaubwürdig ausweisen vermochte, wie er zu obiger Dose gekommen sei."
Jetzt kommt Sommers entscheidender Fehler, der ihm auch nachträglich zum Vorwurf gemacht worden ist.
Zugleich vernahm Gendarm Baierl festen Schritts auf dem Boden ober ihrer gehen. Von der Kammer auf den Boden führt die Kommikation eine schmale Stiege und ist am Ende derselben im Boden, eine sogenannt Falltür, angebracht; Sommer, nun voraus, Baierl hinter ihm, jeder mit gespanntem Hahn, auf die Stiege um auf den Boden gehen zu wollen. Kaum hatte Brigadier Sommer die Stiege betreten, als ihm von oben herab schon ein derber Säbelhieb entgegenkam, welcher jedoch fehl schlug. Nun folgten in dieser Richtung auf die Gendarmen herab drei Gewehrschüsse in Blitzesschnelle aufeinander. Zu diesem Behufe war die fragliche Falltür zur Hälfte geöffnet. Der erste Schuss ging Brigadier Sommer durch die rechte Hand, der zweite traf ihn zwey Schrött im Unterkeib fünf derselben im linken Oberschenkel, der dritte desselben war auf den Gendarm Baierl gerichtet, welcher ihm aber ungetroffen vom Kopfe vorüber ging.
In diesem Momente stürzte Brigadier Sommer, den ihn begleitenden Gendarmen in die Arme zurück und verlangte die heiligen Sterbesakramente. Baierl hatte nun zwei Gewehre und einen dem Anschein nach sterbenden Brigadier in Händen.
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Detail aus der historischen Karte von Bayernatlas.de, die beiden alten Hausnummern 3 und 11 |
"V
or Allem dem Rufe seines Brigadiers folgend, brachte er denselben mit Mühe in die Wohnung des Bauers Joseph Amberger zu Pirka, wohin 700-800 Schritte waren.
Dort angelangt übergab Baierl seinen Brigadier dem genannten Bauern zur vorläufigen Bewirthung und eilte zum kgl Landgerichtsarzt Dr. Pregler und zum kgl. Landgericht Viechtach. Zugleich wurde auch ein Seelsorger requiriert"
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Detail aus der Luftbildarstellung von Bayernatlas.de, die beiden alten Hausnummern 3 und 11
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D
er Herr Kooperator Fischer von Viechtach war der erste, der den Brigadier in seiner misslichen Lage getroffen hat. Gleich nach diesem kam der genannte LGarzt an Ort und Stelle an, welcher Folgendes getroffen haben will: „ Brigadier Sommer lag bei dem Bauern Joseph Amberger nach seiner Verwundung auf einer Bank auf welcher bereits ein Bett zurecht gerichtet war in halb sitzender, halb liegender Stellung mit Montur, die verwundete Hand in einer großen mit kaltem Wasser gefüllten Schüssel, leichenblass, außerordentlich matt und erschöpft, aber bei Bewusstsein.
Nach Abnahme seiner Montursstücke wurde er zeitweilen von Ohnmacht befallen, der Puls war außerordentlich klein und schwach, die Blutung aus der Hand, Bauch und Schenkelwunden war seh bedeutend.
Kurz, sein damaliger Zustand war sehr bedenklich“
Der Häusler Zitzelsberger stand bisher in gutem Rufe, dass er ein Mitglied der Heiglschen Bande ist, war gar nicht bekannt, dieses war auch die Ursache, dass Sommer nicht wußte, mit wem er es zu tun hatte.
Das Landgericht Viechtach, welches nun sogleich im Hause des genannten Zitzelsberger Visitation vornahm, fand dort mehrere Effekten, Kleidungsstücke, wovon ein Hemd blutig war, Munition, ein Gewehr, welches wahrscheinlich bei dem genannten Raub zur Ihrlmühle mit geraubt worden ist, verschiedene Lebensmittel, ein Bett und Asenik.
Nun wurde zur Verhaftung des Häuslers Zitzelsberger geschritten, welcher anfangs alles leugnete, später aber erklärte, dass er aus Furcht vor dem Heigl nicht eingestanden habe, Michl Heigl von Beckendorf sei schon bereits 8 Tage in seinem Hause gewesen, obige Effekten und alles, was gefunden wurde, sei Eigentum des Heigl und er, Zitzelsberger, sei Geschwisterkind zum Heigl.
Dieser Häusler Zitzelsberger vom LG Kötzting kommend, machte sich erst vor kurzem zu Pirka ansässig, dieses war auch die Ursache, dass man ihn zu Viechtach nicht näher kannte.
Brigadier Sommer befindet sich dermalen im kgl Gendarmerie Lokal unter gerichtsärztlicher Behandlung, ist äußerst matt und erschöpft, wenigstens 14 Tage vergehen noch, bis er transportabel wird. Sein Leben wird durch diese erhaltene Verletzung nicht verkürzt sein, zum kgl Gendarmeriedienste wird er aber durchaus nicht mehr fähig sein. Da seine rechte Hand einer gefährlichen Behandlung unterliegt und wahrscheinlich ganz unbrauchbar werden wird.
Hier sind nun ganz besondere Details zum Vorschein gekommen.
Zitzelsberger Johann war also ein Geschwisterkind zu Michael Heigl. Zur Erinnerung - siehe der Heigl Beitrag Teil 2 -: Heigls Eltern hatten 1803 geheiratet und Heigls Mutter war eine geborene Zitzelsberger:
Heigl Josef, der Sohn des Beckendorfer Inwohners Wolfgang Heigl und der Anna, einer geborenen Egner aus Wettzell, heiratet am 8.2.1803 in Kötzting Anna Zisslsberger, die Tochter des Häuslers Georg und der Anna Maria geb. Dreger aus Grafenwiesen.
Die Trauzeugen waren der Schneider Adam Vest und der Häusler Josef Hasensteiner, beide aus Reitenstein
(Pfarrmatrikel Kötzting 408/84)
Ein Abgleich mit dem Urkataster zeigt uns Johann Zitzelsberger auf dem Haus - hier genannt als dem Restkomplex des ehemaligen halben Haimerl- oder Grotzhofes - mit der Nummer 3 in Pirka.
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StA Landshut Grundsteuerkataster von Blossersberg Nr. 10686 Urkataster von 1840 |
Auch der Staatsanwalt führt diesen Angriff auf die Beamten in seiner Liste als seine Nummer 43 auf und bemerkt am Rande, dass für diese Tat laut dem damaligen Strafgesetzbuch eine Zuchthausstrafe von 13-16 Jahren und anschließend von 4-8 Jahren Arbeitshaus vorgesehen sei.
Unterleutnant Clemens Fürst entscheidet, dass Andreas Suffa zur Brigade Viechtach abkommandiert wird und rügt im Nachhinein in mehreren Punkten das Verhalten des Brigadiers Sommer.
"
aus dem Bericht des Hauptmanns Fürst geht hervor, dass Heigl und Consorten sich bereits 8 Tage in Pirka sich aufgehalten hatten ohne, dass die Gendarmerie Kenntnis davon hatten.
Dies bedeutet entweder, dass dieser Ort zu lange unbeobachtet geblieben war und /oder der Ortsvorsteher, dem die Anwesenheit unmöglich unbekannt geblieben sein kann, unzuverlässig sein muss, was die Gendarmerie doch auch wissen müsste. An den Rand des Gendarmerieparrots notiert er : "…
es geht ferner daraus hervor, dass Brigadier Sommer und Gend. Baierl obgleich sie vor der Haussuchung bei dem Zitzelsberger von ihm die Information erhielten, es sei kein Fremde im Hause, von der Unwahrheit dieser Aussage überzeugt sein mussten, da sie feste Fußtritte über sich warnahmen, und ohne die Verlogenheit des Zitzelsbergers und seines Weibes nicht entsinnen.
Zitzelsberger musste ihnen durch das Auffinden der entwendeten Spieldose schon als sicherheitsgefährlich erscheinen und es von daher bei der Beschaffenheit der Lokalität höchst unvorsichtig, ohne weiters in den oberen Teil des Hauses zu dringen, was auch die sehr bedauerliche Verwundung des Brigadier Sommer zur Folge hatte.
Es ist dies nun schon das zweite Mal, dass Heigl der Gendarmerie aus Mangel an Umsicht und Vorsicht entwischen und das Komp. Komdo wird ebenso weiters nicht verkennen, dass Sorgfältigkeit jener Inspektion dringend notwendig ist, und dass vorzüglich auf Intelligenz der dort verwandten Mannschaft zu sehen ist.
Der Leutnant Clemens Fürst in Kötzting
Zuerst ein kleiner Sprung zurück um eine Woche. Seit dem 8. Dezember 1852 befindet sich der "
Unterleutnant Clemens Fürst" in Kötzting und beschreibt von nun an Seiten über Seiten von Berichten über seine Aktivitäten und Anweisungen für die hier stationierten Mannschaften.
Zuerst jedoch würdigt er die Maßnahmen, die Carl von Paur bereits durchgeführt hatte, die Verhaftungen und die Wirtshausschließungen.
"Diese Maßregeln und sind ganz geeignet, dem Heigl wenigstens jeden Zufluss allmählich ab zu schneiden. Wären diese Maßregeln früher ins Leben getreten und mit der nunmehrigen Energie durchgeführt wurden, so würde die habhaft Wertung des Heigls gewiss längst ermöglicht sein. Am 11. Dezember mittags 1:00 Uhr ging der erste Streifzug unter der Führung des Unterzeichneten über Beckendorf durch die Kaitersberger Waldung, durchstreifte die Rosenau, Hohenwarth, Gotzendorf, Bergpretzel und Schönbuchen, wo selbst auf der dortigen Anhöhen versteckt bis zur Tagesanbruch gelauert wurde, und kehrte sodann am 12. Dezember früh 7 1/4 Uhr nach Kötzting zurück.
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Die erste von Lt Fürst angeordnete und von ihm selbst angeleitete Patrouille im Dezember 1852 |
Schon zwei Stunden nach dem fatalen Zusammentreffen Sommers mit Heigl war Leutnant Fürst durch einen Boten aus Viechtach informiert worden und traf noch am selben Abend in Viechtach ein, wo er sogleich eine Streife vor Ort anordnete und durch einen Boten nach Kötzting dort veranlasste, dass noch am selben Abend um 23.00 Uhr sich eine eigene Streife speziell Reitenstein, Reitenberg und die Wasenmeisterei vornahm. Als diese Streife um 6.00 Uhr morgens wieder einrückte, hatte sie zumindest den Inwohnerssohn Johann Baptist Zitzelsberger von Haus schnappen können, den sie als Heigls Mitwisser verhafteten.
Am nächsten Tag wieder zurück in Kötzting veranlasste er gleich noch für den Abend desselben Tages einen weiteren Streifzug über Beckendorf, Sperlhammer, Grafenwiesen, Watzhof, Schönbuchen, Gotzendorf und Kaltenbrunn.
Zeitgleich wurde von Cham aus eine Streife über Thenried, Rimbach, Schafhof, Offersdorf, Unterzettling, Oberzettling, Lichtenegg, Riebenzig und Hundzell und eine dritte von Furth in Verbindung mit Eschlkam aus, über Stachesried, Unterhaselbach, Neukirchen, Atzlern, Rittsteig, Kolmstein, Jägerhaus, Hall und Leonholz angeordnet.
Auch die Lamer Gendarmerie musste ausrücken. Ihr Gebiet erstreckte sich von Lam über Englshütt, Ottenzell, Haibühl, Auhof, Kummersmühle und Großmühle.
Arnbruck hatte den Bereich übers Eck, Schönberg, Ottmannszell, Trailling und Arrach abzudecken und die Viechtacher kamen über Pirka, Wettzell, Rogenmühle, Grub, Kammern, Arndorf, Reitenstein, Reitenberg, Vorder- und Hinterhudlach und Ober- und Unterschlsaign in den Kötztinger Raum herein.
Alle diese Streifen trafen am Morgen des des 14. Dezembers früh um 8 Uhr in Hohenwarth zusammen, wo sie sich wieder trennten und beim heimwärts gehen noch all die Orte und Waldungen visitierten, die sie beim ersten Teil der Streife nicht durchsucht hatten, so dass alle erst um Mitternacht auf ihren Heimatstationen eintrafen.
Nur die Viechtacher fanden bei ihrer Durchsuchungsaktion ein "mit Blut beflecktes Hemd, das Eigenthum des Heigl sein sollte."
Sofort am nächsten Tag führte der Gendarmerieleutnant Fürst erneut seine Kötztinger Mannschaft, verstärkt durch das Forstpersonal, in die Kaitersberger Wälder. Am selben Tag, wir sind immer noch am 15.12.1852, ging unter seiner Führung abends eine weitere Streife los, diesmal in Richtung Blaibach bis hinaus nach Zandt, wo sie mit dem Chamer Streifzug zusammentrafen und erst am 16.12.zur Mittagszeit wieder zuhause waren. Wenigstens den Chamern gelang ein Aufgriff; der wegen Straßenraubs gesuchte Josef Simeth ging ihnen ins Netz.
Auch die Mannschaften der anderen 4 Stationen waren erneut in den ihnen zugewiesenen Ortschaften und Wäldern unterwegs.
Und weiter gings: Am 16. Abends mussten erneut die Kötztinger die bekannten Wege von Beckendorf bis Gotzendorf durchsuchen, bis sie am 17. erschöpft um 2 Uhr Nachmittags wieder in Kötzting eintrafen. Sie hatten " mehrere bisher noch unbekannte Schlupfwinkel des Heigl gefunden und nahmen zu Arndorf mehrere gestohlene Gegenstände ab"
Auf dem Boden der harten Realität im Landgericht Kötzting aufgeschlagen, schrieb Fürst fast resignierend: " Die Kräfte sind aufgezehrt und trotz dieser übergroßen Anstrengung kein günstiges Resultat erzielt."
Seinen eigenen Leuten und dem Landgerichts- und Forstpersonal stellte Fürst jedoch ein sehr gutes Zeugnis aus; vor allem lobte er die letzten beiden, da diese ja "bei Tag seinen übrigen Obligenheiten nachzukommen hatten."
Auch war er gezwungen gewesen, "Landwehr zu requirieren, die sich diesem Dienst bereitwillig unterzog" und kommt am Ende zu eben denselben Schlüssen, die auch bereits vorher als Gründe für das Versagen herangeführt worden waren, das Gelände und noch viel mehr die Bevölkerung des Landgerichts Kötzting.
Die Ursachen für das bisherige Misslingen:
Wahrlich dies ist eine Aufgabe der trotz der Aufopferung alle zur Zeit zu Gebote stehenden Kräfte fast unübersteigbare Hindernisse im Wege stehen, die bei dem höchst ungünstigen Terrainverhältnissen in Verbindung mit der fast unglaublichen Schlechtigkeit der Bevölkerung noch keine Aussicht auf ein baldiges günstiges Resultat gewähren.
Über Tal und Hügel, von Fall zu Fall führt der Weg an die meisten Schlupfwinkel des oft genannten Heigl deren Bewohner, durch die nahe Waldung gedeckt, den Verbrecher mit offenen Armen empfangen.
Die Verstocktheit und Schlechtigkeit der Bevölkerung hat schon so tiefe Wurzeln geschlagen, dass selbst Kinder, wenn sie den Verstand erlangen zu Schlechtigkeit mit bestimmt werden, und selbe als würdige Abkömmlinge ihrer Ahnen hartnäckig leugnen, und so eingeschult sind, dass sie auf keine Weise zu irgendeiner Mitteilung zu bringen sind. Wenn auch einen oder dem anderen Gewissensskrupel kommen, so werden sie teils aus Furcht niedergehalten, teils aber hilft man sich durch eine Wallfahrt Heiligenblut bei Neukirchen, dort erlangt man durch Ablass gemeine Vergebung der Sünde und der Seele, wenn auch noch so schwarz, wird sie im dortigen Brunnen (Heiligenblut) wieder weiß gemacht, so der Volksglaube.
Wenn man Gerüchten Glauben schenken darf, so findet Heigl selbst in frommem Hallen ein sicheres Asyl; er liefert Wild und so ein Böckchen ist dem Herrn Pfarrer ein willkommener Bissen.
Nur dadurch, dass die Gegend beständig beunruhigt ist durch Streifen, visitieren etc. und dadurch, dass die Ablieferung der mit Heigl in Verbindung stehenden Individuen in Arbeitsanstalten, wenn auch nur wegen Dienstlosigkeit, fortgesetzt wird, werden diesem Verbrecher allmählich alle Mittel abgesehen und die Einwohner werden sich wohl hüten, ihn zur beherbergen, da sie keinen Augenblick mehr der Haussuchung sicher sind und sie bei geringsten Verdacht eingezogen würden.
Hiervon dürfte aber gar keine Ausnahme gemacht werden, sondern alles müsste den getroffenen Maßregeln unterworfen werden, denn bei der jüngsten Streife hat man Schlupfwinkel in Besitzungen entdeckt, von deren Besitzen man sich so etwas nicht versehen hätte.
Er schlägt vor eine halbe Kompagnie Soldaten hier zu stationieren und diese Drohung der militärischen Exekution auch wahr werden zu lassen, weil sonst die Ortsvorsteher diese schon oft angedrohte aber nie vollzogene Maßnahme als Schwäche der Behörden auslegen würden.
gez. Fürst Lieutenant.
Hauptmann Frays, der Vorgesetzte Fürsts, nimmt den Bericht entgegen und reicht den Inhalt - seine eigenen Formulierungen benutzend - an das Innenministerium weiter, nicht ohne auf Kostenersatz zu drängen für den 11 tägigen Sondereinsatz des Leutnants Fürst, der mit fast 50 Gulden zu Buche schlägt.
Hauptmann Frays in Kötzting
Am
21. Dezember schreibt Hauptmann Frays seinen Bericht fürs Ministerium noch aus Landshut und am 23. Dezember 1852 trifft er bereits selber in Kötzting ein, und lässt sich, ähnlich wie zwei Wochen vorher der Leutnant Fürst, zunächst einmal über alles berichten.
Am Heiligabend 1852 formuliert er das Ergebnis seiner Beratungen und kommt eigentlich auch zu keinem anderen Ergebnis, wie seine Vorgänger und meinte: "
Heigl ist zu schlau und vorsichtig um auf solche Art sich zu überliefern. Es ist hier die größte Verschwiegenheit und Vorsicht nötig um zum Ziel zu gelangen; derselbe muss vor allem wieder sicher gemacht werden, es muss ihm die Furcht vor Entdeckung wieder verlassen. In jüngster Zeit wurde der Heigl in verschiedenen Richtungen gesehen, die einen wollen ihn im Landgericht Regen wieder andere im Landgericht Mitterfels und Viechtach gesehen haben. Nirgends hatte er eine bleibende Stätte, er fliegt von Ort zu Ort wie ein gejagtes Wild, ohne irgendwo einen längeren Aufenthalt zu nehmen..Für den Abend des 24.12. lässt Hauptmann Frays drei Suchtrupps aus Kötzting, Lam und Arnbruck losmarschieren, zu deren gemeinsamen Treffpunkt er dann selber hinzustoßen möchte.
An Weihnachten 1852, um 2.00 Nachmittags, kam er dann von diesem Zusammentreffen zurück und berichtete, dass in Hohenwarth jedes einzelne Haus und sogar das Schloss des Herrn Schrank durchsucht worden war....... Ergebnis:
Nirgends eine Spur vorhanden.
Weiter berichtet er, dass den Gendarmen immer mehr und immer öfter falsche Spuren gelegt würden.
"Diese anhaltenden Streifen, welche die Kräfte der Mannschaft nur aufreiben, aber bisher ohne Resultat waren, scheinen überhaupt hier nicht mehr auszureichen. Durchsucht man auch alle verdächtigen Häuser und Winkel, so ist Heigl gewiss bei einem in gutem Rufe stehenden Bauern zugekehrt, nicht selten wurde er bei einer angenommenen Streife in entgegengesetzter Richtung gesehen, obwohl vorher sichere Nachrichten seinen Aufenthalt in der einmal eingeschlagenen Streifrichtung bezeichnet hatten. Überall hat er Zuträger und Freunde; selbst Kinder geben auf Befragen falsche und befangene Antworten und werden bei derartigem Ausforschen durch das Gebärdenspiel der Älteren beherrscht. Während der in der vorhergehenden Woche vorgenommenen allgemeinen Streife, gleich nach dem Vorfall in Pirka, soll Heigl in Kleinaign als Rosenkranzhändler und in Warzenried und Hinterbuchberg, als Bettler gekleidet, gesehen worden sein. So irrt derselbe von Ort zu Ort, stets durch Waldungen, zeigt sich nur selten auf Straßen und auf kurze Zeit in Häusern"
Nachdem die Streifpatrouillen nichts gebracht hätten, schlüge er nun folgende Maßnahmen vor:
"Es sind nämlich sowohl im Patrouillenbezirk Kötzting wie Lam zum großen Teil jene Wege und Richtungen bekannt, wo Heigl sehr häufig gesehen worden sein soll, doch natürlich zu ganz verschiedenen Zeiten, gewöhnlich aber abends oder in aller frühe. Diese Punkte nun fortgesetzt zu bewachen, dürfte das einfache Spähen und Vigilieren von 2 Mann hinreichend erscheinen. Es werde nun jeden Abend und früh morgen 2 Patrouillen, jede zu 2 Mann nach verschiedenen Richtungen, an einen gewissen Ort im Wald geführt, wo Heigl sehr oft zu den herum liegenden Einzelhöfen herüberwechselt. Diese Punkte werden bewacht und nicht viel verändert. Die Patrouille hat sich wenig zu bewegen, sondern nur zu lauschen und zu spähen, wie auf dem Anstand gegen ein Wild. Jede Bewegung würde dem herannahenden Verbrecher die Nähe von Menschen verraten und zu Vorsicht mahnen. Diese Maßnahme wird natürlich ohne alle Unterbrechung tag täglich fortgesetzt, bis neue Anzeichen, weitere Streifen veranlassen.
Er wirbt um Zustimmung zur Verstärkung der Stationen und dass dies Männer auch Zivilkleidung tragen dürften. Auch das Laden der Gewehre mit Schrot solle erlaubt werden und empfiehlt sich mit seiner Unterschrift..
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Unterschrift Frays Hauptm.
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Am Rande des Berichts von Hauptmann Frays, der ebenso wie Leutnant Fürst mit leeren Händen wieder nach Landshut zurückkehren musste - ich möchte nicht wissen, wie die beiden im warmen Büro in Landshut sich über die Bevölkerung im Kötztinger Raum ausgetauscht haben, wenn sie schon in ihren Berichten kein Blatt vor dem Mund genommen hatten - schrieb das Generalkommando die Notiz für seine Antwort:
"Auf den von Hauptmann von Frays erstellten Bericht:
Die gewünschte Beorderung von 7 Gendarmen zur Verstärkung der Brigaden in Kötzting und Viechtach wird bei der Regierung vorgelegt und wohl genehmigt.
Der Wunsch, dass die Mannschaft sich „nunmehr grobem Schrot und nicht einer Kugel bedienen solle, wird genehmigt, aber dies ist nur mit Vorsicht zu gebrauchen, sodass nun wenigstens ein Mann einer Patrouille mit Kugel geladen haben solle, um auch auf große Entfernung wirken zu können.
Lauerposten sind genehmigt.
Es scheint, dass Heigl vorzüglich den obern Teil des Thales des Weißen Regens zum Aufenthalt nimmt, wo ihm die gegen dem Ossa und Lohberger Glashütten-Wald, gegen Bayrisch Eisenstein, den Arber und den Lamer Wald gelegenen Glashütten und forstliche Einzelhöfe sowie den Waldungen und vielen Schluchten sichere Schlupfwinkel bieten können.
Wenn die gefundenen Notizen nichts anderes an die Hand geben, so wird besonders diese Gegend im Auge zu behalten sein."
Neben dem Bericht für seine Vorgesetzten verfasste Hauptmann Frays auch Regeln für zukünftige Spähstationen.
Eindeutig sprach er den vor Ort agierenden Bridagiers Suffa und Schmidt sein Vertrauen aus, legte folgende Verhaltensregeln für die Spähposten fest und auch, auf welche Art Visitationen in Häusern zukünftig vorgenommen werden sollten, um ein ähnliches Fiasko wie in Pirka zu vermeiden..
"Jeden Abend sobald es anfängt zu dämmern wird eine Patrouille von 2 Mann und zwar von den Stationen Kötzting, Viechtach, Lamm, Arnbruck in folgender Weise aufgestellt.
2 Mann von Kötzting stehen in der Richtung zwischen Abdecker und Grafenwiesen
2 Mann von Viechtach zwischen Stockmühle und Wettzell
2 Mann der Station Arnbruck zwischen Stanzen und Eck
2 Mann von Lam zwischen Eschlsaign und Hinterhudlach
Diese Posten werden mitten im Walde, auf dem Fußwegen wo möglich an einem Platze, wo sich mehrere Fußwege kreuzen, aufgestellt und bleiben stehen bis 10 Uhr abends.
Dem andern Tages früh 2 Uhr begibt sich eine andere Patrouille auf denselben Platz und lauert gleichfalls wieder bis zur 7. Oder 8. Stunde des Morgens. In dieser Weise werden jeden Abend und Morgen die Posten ohne irgend eine Unterbrechung aufgestellt und die beiden Brigadierskommandanten werden sich öfters gleichfalls in Begleitung eines Gendarmen von dem richtigen Vollzug dieser Anordnung Überzeugung verschaffen. Zu bemerken habe ich jedoch noch, dass diese Patrouillen nie denselben Weg einschlagen, sondern immer nach verschiedenen Richtungen auf diese Posten abgehen, damit alles Aufsehen vermieden bleibt.
Wird diese Maßregel ununterbrochen fortgesetzt, so kann Heigl nicht entgehen, und wird sicher einmal während seinen Wanderungen durch die Wälder auf einen der aufgestellten Lauschposten stossen. Ich brauche hierbei nicht zu erwähnen, dass diese Schleichpatrouille mit der größten Vorsicht zu Werk gehen hat, der Hahn des Gewehrs bleibt fortwährend gespannt und das Zündhütchen aufgesetzt. Jedes Bewegen und Sprechen ist zu vermeiden. Von drei zu drei Tagen, wenn nicht a0ßerorendtliche Mitteilungen früher eine Streife nötig machen, wird von den 4 oben bezeichneten Stationen nach den Waldungen hin und durch dieselben gestreift und alle auf dem Wege liegenden Einödhöfe und Ortschaften durchsucht.
Ich habe mich selbst überzeugen müssen und der beklagenswerte Vorfall mit dem Brigadier Sommer hat mir einen neuen Beleg hierzu geliefert, dass bei diesen Hausdurchsuchungen mit großer Gleichgültigkeit, wenigstens nicht mit gehöriger Vorsicht zu Werke gegangen wird.
Jedesmal ist der Häusler des durchsucht werdenden Hauses vorauszuschicken und unmittelbar demselben folgt ein Gendarm in Begleitung eines Fanghundes, mit gespanntem Hahn, jeden Augenblick bereit, von seiner Waffe Gebrauch machen zu können. "
Ganz am Ende des Jahres, am 28.12.1852, greift Carl von Paur noch ein paar unerledigte Vorgänge auf.
1. Für den im Kötztinger Gefängnis immer noch einsitzenden Michael Raimer möchte er eine bessere - sprich sicherere - Fronfeste finden und korrespondiert mit benachbarten Landgerichten. in Kötzting
2. Über die Theresa Pritzl von Gotzendorf: .... so wurden alle ergriffenen Verfolgungsmaßregeln auch auf diese Person derselben in der umfassendsten Weise ausgedehnt, wie eine hohe Kreisstelle aus dem Berichte des zur Organisierung der Streifen dahier längere Zeit anwesenden Gendarmerieleutnants Fürst von Deggendorf mittlerweile gnädigst entnommen haben wird. Ihrer speziell in den bisherigen Berichten zu erwähnen, hielt man nicht für nötig, da sie bisher für minder gefährlich gehalten wurde, und sie erst bei der jüngsten stattgefundenen Verletzung des Brigadier Sommer von Viechtach ihre Verwegenheit und hohe Gefährlichkeit an den Tag gelegt hat.Hintergrund dieser Verschärfung ist, dass sich mittlerweile herausgestellt hatte, dass Therese Pritzl bei dem Zusammenstoß in Pirka offensichtlich mit vor Ort gewesen war.
3. Desgleichen befinden sich 4 der Verbindung mit Heigl teils überwiesener, teils dringend verdächtiger Individuen da hier in Detention und werden noch geschlossener Instruktion der Akten nach Kloster Ebrach abgesendet vorbehaltlich der Detentionsdauer durch eine hohe Regierung. Das Kloster Ebrach beherbergt auch das Arbeitshaus.
4. Weiter sah man sich veranlasst zu kräftigen Organisierung der Streifen und nachdrucksamen Verstärkung des zur Disposition stehenden Vigilanzpersonals einen dringenden Aufruf zur freiwilligen Teilnahme an diesen Streifen an 9 der beteiligten Gemeinden zu erlassen, zu diesem Behufe die 9 Gemeindevorsteher vor Amt geladen, sie über den Zweck dieser Maßregel zu belehren und sie zur energischen Durchführung der selben aufzufordern.
Wie man sich solch eine Vorladung der Gemeindevorsteher vorzustellen hat, wurde im Film sehr schön dargestellt, es ist eine der schönsten Szenen im Heigl-Film von 1973
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Szene aus dem Heigl-Film, als die Ortsvorsteher vorgeladen und instruiert wurden. v.l. Baumann Hans (Fendl), Stoiber Karl (Roschberger), Bachl Hans (Bgm von Rimbach), Gmeinwieser Franz, Hierstetter Alois - "Meindl Alis" - aus Walting. Vielen möglicherweise auch als Pfingstreiter in Erinnerung, der die Zügel seines Pferdes an seiner "Eisenhand" befestigt hatte, sein Pferd in Steinbühl auch nicht verließ, sondern die ganze Zeit auf seinem Pferd vor der Nikolauskirche in Steinbühl sitzenblieb. Bauer Karl
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Es blieb nicht ohne Resultat. Von der Gemeindeverwaltung Hohenwarth haben bereits sämtliche aktiven Gemeindemitglieder, 42 an der Zahl, den Sinn für Legalität durch ihr freiwilliges Erbieten zum Streifen durch Unterschrift erklärt, während in der Gemeinde Grafenwiesen 11 ledige Burschen unlängst auf den Michael Heigl aus eigenem Antrieb eine Nacht lauerten. Aus diesem, wie wohl einzeln stehenden, Ereignisse geht hervor, dass die traurige Popularität des Michael Heigl durch schlaues Benehmen und verschiedene künstliche Mittel erworben, beim Landvolk die Wurzeln verliert, sowie die für ihn vorhandenen Sympathien durch die Tag und Nacht fortgesetzten Hausvisitationen, endlich in entscheidender Abneigung gegen ihn übergehen werden.
"Ist aber dieses einmal der Fall, so wird seine Habhaftwerdung wesentlich erleichtert werden, umso mehr, als die wirklich lobenswerte und aufopfernde Tätigkeit des hiesigen Gendarmerie und Forstpersonals sowie des Kaminkehrers Diermayer dahin, der bei jeder Gelegenheit sich an den Streifen beteiligt, und den Heigl bei einer solchen Streife früher schon zwei Schüsse beigebracht hat, nichts Mehr zu wünschen übrig lässt.
Dem hohen Befehle gemäß ist man auch schleunigst mit den böhmischen Bezirkshauptmannschaften und den umliegenden Polizeibehörden unter Mitteilung des Signalements des Michael Heigl ins Benehmen getreten. Seine Individualität ist gegenwärtig umso mehr ausgezeichnet, als nach glaubwürdigen Depositionen mehrerer Zeugen, Heigl eine von der Stirne bis zum Munde sich herabziehende kaum vernarbte Wunde trägt, die er Zweifels ohne bei dem Raub in Irlmühle erhielt – da eine Person dort verwundet wurde, und er sich im Besitz von Gegenständen befand, deren Identität mit den dort Geraubten bereits hergestellt ist.
Am selben Tag noch bringt Frays einen weiteren schlauen Plan zur Ausführung - er möchte halt nichts unversucht lassen:
Der Unterzeichnete (Hauptmann Frays)
benötigte ferner noch einen sehr schlauen, entschlossenen Gendarm, welcher in dieser Gegend gänzlich unbekannt ist und berief den erst vor kurzem nach Eichendorf kommandierten Gendarm Lutz nach Kötzting da dieser Mann in jeder Hinsicht verwendbar und zu der für ihn bestimmten Aufgabe tüchtig erscheint. Derselbe ist nämlich angewiesen, als Jäger gekleidet, die Waldungen zu durchstreifen, die von Heigl öfters besuchten Orte, wovon Hohenwarth der Mittelpunkt ist, zu überwachen, hier Spähe zu halten, ohne Aufsehen oder Verdacht zu erregen und so vielleicht einen ständigen Aufenthalt des Heigl auszumitteln. Diesem ganz verlässlichen Gendarm musste jedoch auch die Erlaubnis erteilt werden, nicht im Gendarmerie Lokal zu übernachten, überhaupt jeden öffentlichen Verkehr mit der Gendarmerie Mannschaft zu vermeiden. Für dessen Unterkunft ist vom Posthalter Schrank zu Kötzting, Besitzer des Schlosses von Hohenwarth, welcher ein sehr braver und gutgesinnter Mann ist, geeignete Vorsorge getroffen.
Gendarm Lutz wird in der Eigenschaft als Holzaufseher und Jäger in Hohenwarth erscheinen und dadurch keinen Verdacht erregen.
Nur durch solch außerordentliche Mittel ist ein Gelingen möglich und Gendarm Lutz scheint dem Unterzeichneten nach allen bisher genommenen Erfahrungen der Mann zu sein, diese Aufgabe zu lösen, da er schon vielfache Beweise an unerschrockenem Mute und seltener Schlauheit gegeben hat. Derselbe wird vom Unterzeichneten mit den genauesten Instruktionen versehen werden.
Die Verstärkungsmannschaften sind eingetroffen.
Nach Silvester lieferte Brigadier Suffa seinen ersten Bericht über den Zustand des verletzten Stefan Sommer ab:
"
Der Schuss, welcher dem Brigadier Sommer in Unterleib und im linken Schenkl verwundete, ist bis auf drei Schrottlöcher geheilt. Diese drei Löcher, welch noch offen sind, werden auch bald geheilt sein.
Die Wunde in der rechten Hand wird täglich schöner, jedoch ist selbe noch bedeutend und ist Sommer wegen dieser Wunde noch nicht transportabel. Schmerzen hat er noch ungemein viel und muss ihm durch die Warterin das Essen eingegeben werden"
Wird fortgesetzt