Der Pfingstritt im Archiv
im Prinzip und eigentlich sollte es keine neuen Nachrichten über und aus der Geschichte des Pfingstrittes mehr geben, denn jeder irgendwie passende Stapel an Archivalien in den unterschiedlichsten Archiven wurde bereits von meinen Vorgängern immer wieder durchsucht und durchgeblättert...... eigentlich....
Mitten unter den Pfingstakten der 60er Jahre fand sich dieses tolle Pfingstplakat von 1956, entworfen von August Philipp Henneberger, der seine Rechte an dem Bild dann auch an die Stadt Kötzting abgetreten hatte.
Der Pfingstritt von 1946
Eigentlich aber wollte ich mir die Pfingstakten - natürlich ist dies bei uns im Archiv ein Riesenmenge an Schachteln und Ordnern - mal chronologisch vornehmen und so versuchte ich die dürftigen Unterlagen der ersten Nachkriegsjahre zu sichten.
Nun also das Wenige, was vom 1946er Pfingstritt übriggeblieben ist,
das nachfolgende Programm des Pfingstfestes musste der amerikanischen Militärregierung (zu der Zeit im Gebäude der jetzigen Volksbank in der Marktstraße) zur Genehmigung vorgelegt werden |
offizielles Pfingstprogramm 1946, zum ersten Male nach vielen Jahres des Krieges und der direkten Nachkriegszeit auch wieder mit den beiden Pfingsthochzeiten. |
das ist das ganze "Organigramm" des Pfingstfestes von 1946, mit den Einladungen, der Vergabe der Pfingstplakate, die Ausgabe der Rittteilnehmerkarten und der Bestellung der Festmusik |
Genehmigung der Pfingsthochzeit beim Bürgermeister und der Militärregierung |
Vorschlagsliste zum Pfingstbräutigam 1946 , ein Who-is- WHo der Kötztinger Bürgersfamilien |
Das ist nun der Pfingstritt 1946, also noch nicht ganz so historisch, in diesem Jahr fanden sich aber noch ein paar Kleinigkeiten bzw. neue Zusammenhänge, die bis dahin noch unbekannt waren auch as sehr viel früheren Jahren:
In dem Beitrag über den "Wilden Pfingstritt" vom Juni 2014 habe ich einige, damals neu gefundene Aspekte geschildert, wie wild und ungezügelt es früher am Pfingstsonntag und Pfingstmontag in Kötzting vor und während des Pfingstrittes zugegangen ist und wie wenig die damalige Obrigkeit diese Exzesse unterbinden konnte.
umb dass Ander Zissler in der nach Steinbühl
verrichten procession, auß Unvorsichtigkeit Maistens aber ainer Prallerey dem Veithen Pern ainen Schuß mit Papier versezt, wie in dem Protokoll fol 21 fündig, ist derselbe per 1 Pfuind Pfennig gestrafft worden, ist 1 Gulden 8 Kreuzer und 4 Heller.
Andreas
Zissler hatte also sein Gewehr bzw. seine Pistole beim Ritt dabei und
diese/s offensichtlich nicht nur wie einen Böller mit Pulver geladen
sondern noch - vermutlich mit Spucke - eine Papierkugel geformt und mit
dem Ganzen dann auf Veith Pern gezielt UND getroffen, während des
Pfingstrittes!
Die
Kötztinger Pfleggerichtsprotokolle sind erst ab 1745 überliefert, so dass wir den
Verhörseintrag des obigen Vorganges nicht mehr nachlesen können, aber offensichtlich wurde hier
nicht das Schießen selbst sondern nur seine Unvorsichtigkeit bzw. seine Absicht
den Anderen zu treffen bestraft. Die Schießerei war wohl damals geduldet, so
steht zu vermuten. Ebenso kann man wohl zwischen den Zeilen herauslesen, dass
es üblicherweise nur mit Pulver geladene Schusswaffen gewesen waren und hier
hat Andre Zistler mit seiner Papierkugel
des Guten zu viel getan und auch noch auf einen Vordermann gezielt und
getroffen, bzw verletzt
Mit den beiden Personen, - Andreas Zissler und Veith Perr - sind damit die ältesten Pfingstreiter namentlich überliefert, bis dahin und auch viele Jahrzehnte lang später kennen wir nur pauschale und anonyme Aussagen über die "Kötztinger Bürgersöhne und Knechte", welche das heiligste Guet nach Steinbühl begleitet hatten.
Terry Dunn und Ihr Mann |
Für ihren Besuch habe ich versucht für Frau Dunn auch noch ein paar Vorfahren in meinen Kirchenbuchabschriften herauszufinden und siehe da, die ist verwandt mit unserem ersten bekannten Pfingstreiter und "Bösewicht" Andreas Zissler.
Heiratseintrag des Härtl Franz mit der Zissler Anna Maria von 1762, deren vater der oben angeführte Andreas Zissler war und deren Mutter eine Elisabeth Peer. |
Schaut man auf dessen Frau, Elisabeth Peer, so könnte es sogar sein,. dass Andreas Zisslers Schuß in der Familie geblieben ist, möglichweise war es der Schwager oder der Cousin, den er mit seiner Papierkugel angeschossen hatte.
Auf jeden Fall haben wir mit Terry Dunn eine Frau, die von dem ersten, uns namentlich bekannten, Kötztinger Pfingstreiter abstammt.
Dies ist die eine Kleinigkeit, die sich in diesem Jahr über Pfingsten finden hat lassen, bei der systematischen Durchsicht der Verhörsprotokolle des Pfleggerichts Kötzting im Staatsarchiv Landshut fand ich noch einen Gerichtsprozess, der - auch wenn es nur am Rande vermerkt ist, vermutlich ebenfalls seine Ursache in diesen wüsten und offenbar unkontrollierbaren Schießereien am Rande des Pfingstrittes hatte.
Am 17. Februar kommt es im Pflegerschloss in Kötzting zu einer Verhandlung unter Eid, auch hier geht es um einen Pistolenschuss UND es heißt deutlich, dass dieses Unglück, welches die Verletzung durch die Pistole zur Folge hatte, an "verwichenem Pfingsten" passiert sei.
Offensichtlich hatte der Kötztinger Bürgerssohn Mathias Reithmeier einen anderen Bürgerssohn, Veith Hofmann mit Namen, mit einer Pistole angeschossen und dieser hatte sich wegen seiner Wunde in ärztliche, resp. Baders-, Behandlung begeben müssen.
Nun wollte der Vater des Mathias Reithmeier einen Sühneversuch starten und schickte den 60 jährigen Inwohner Georg Billich und den Metzger Anton Cramer (heutzutage Eisdiele neben der St. Veitskirche) zum alten Vater des Verletzten, zu Hans Michael Hofmann, um einen möglichen Schadensersatz anzubieten. Der Ausgang dieses Verhörs ist nicht protokolliert bzw. da sich solche Verhandlungen zumeist über einen längeren Zeitraum hinzogen und aus all den Jahren nur dieser eine Band von 1730 überliefert ist, kennen wir das Ergebnis nicht. Möglicherweise gibt es, wie in dem oberen Fall aber einen Eintrag in den gerichtischen Rechnungbüchern, der uns nocheinmal eine Kleinigkeit aus der Geschichte unseres Pfingstrittes liefern kann.
So, viel bisher Unbekanntes gibt es nicht über unseren Pfingstritt zu berichten, trotzdem wundert es mich selber dass es, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind, doch immer noch ein Weniges zusammenkommt.
Plakat der des Geswchicklichkeitsrennens |
Immer wieder eine Quelle für Überaschungen sind die "halbhistorischen" Pfingstakten aus den 60er und 70er Jahren.
Auch damals waren sehr viele Vereine aktiv und kreativ in Ihren Vorschlägen beim Programm der Pfingstwoche aktiv mitzuwirken.
Eines der "Neuerungen" war eine Geschicklichkeitsrennen auf dem Spitalplatz.
Für mich in der Rückschau seltsam, als ich die Teilnehmerliste udn die dazugehörigen Fahrzeuge durchgeblättert habe: ich kann mich glatt noch an das eine oder andere Auto erinnern.....und da sagt meine Frau doch tatsächlich immer ich hätte ein miserables Gedächtnis.
Da die Berichterstattung in den Zeitungen sehr ausführlich war und weil noch einiges an Material vorhanden ist, denke ich ich werde dieses Turnier einmal zu einem extra Beitrag verwenden, umso mehr, als ja dann in den Folgejahren sich solche Turniere anschlossen
dieser Parcour mußte bewältigt werden |
Das Pfingstbrautpaar von 1946:
Kerscher Bepp und Oexler Paula waren das Pfingstbrautpaar, als ihre Begleiter fungierten: Dreger und Januel. Interessant wäre es zu wissen, wo das Bild aufgenommen worden ist.
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