Wolfgang Samuel Luckner [1]
1715 - 1794
Kammerer in Kötzting
Unterthänigst gehorsamster Samuel Luckner Kammerer zu Kötzting Luckners Unterschriftszug und Schriftprobe |
„…ein Mann ohne
redlichen Gefühle, gewöhnt an morsches prädominieren (=herrschen), hält es neben anderem,
belebt von Eigennutz, auch immer für seine Pflicht den tollen Mitbürger in dem
Falle anzueifern, solchen wo möglich in mutwillige Proceße zu locken: So bald
er bemerkt, daß ihm ein Strich durch seine Rechnung gemacht wird. Und hat er es
einmal so weit gebracht, daß er durch seine trügerischen Versprechungen von
siegenden Vorteilen eine so lockere als Strafbare Rotte auf seine Seite
gezogen; so hat er für sich gewonnen Spiel, und seine verderbte Absicht in
vollem Grade erreicht: denn er findet sich auf seine Art unter dem Deckmantel
von Litis consorten (=Prozessgemeinschaft) berechtigt auch sogar die
aller muthwilligsten Streitigkeiten auf fremde Rechnung hartnäckig
fortzusetzen, und so im Dunkel seinen habsüchtigen Beutel gewissenlos spicken
zu dürfen, gestalten er am Ende, weiss Gott, was alles in Ansatz bringt, daß
ihm sodann eine blos verführte Cummunität zurück vergüten soll, ob er schon im
Grunde und selbst sogar in dem allergeringsten Streitsgrund kein
siegdienstliches Urteil erfochten, folglich während dem verworrenen ganzen
Proceßlauf sich kein anderes verdienst erworben als daß er sich das dumm und
boshafte Glück verschaffte den unschuldig angegriffenen Theil in einem Unkosten
von mehr als 1/M fl (=1000 Gulden) gestürzt haben, und selben in seinem bittersten
verfall nun elendig darben zu sehen“.
Wer hier so über
den Kötztinger Kammerer Luckner urteilte gehörte sicherlich nicht
zu seinen Freunden. Diese Charakterbeschreibung Luckners steht am Anfang eines
amtlichen Schreibens und ist unterzeichnet vom Rentmeister (Maximilian Graf von Daun, war auch „adjungierter Pfleger von Kötzting“) und seinem Rentkanzlisten und Schreiber Ellersdorfer beide von der Rentdeputation, also der Regierung in Straubing.
Rentamtsschreiber Ellersdorfer brachte in dem Schreiben seine
ganze Empörung zum Ausdruck, weil sich bei der Rechnungsrevision Luckners
zeigte, dass der Kötztinger Kammerer eine sehr eigensinnige Buchführung geführt
hatte.
In diesem amtlichen Beschwerdeschreiben steckt schon vieles drin, was die Person Luckners und seine Handlungen auszeichnete.
1. Es geht entweder nach seinem Kopf oder gar nicht!.
2. Eine Sache ist erst verloren wenn er sie als verloren kennzeichnet, ansonsten gibt es immer einen Weg, allerdings nach der Methode Punkt 1!
Mit dieser Maxime und den notwendigen finanziellen Mitteln im Hintergrund konnte er viel für sein und das Fortkommen seiner Familie erreichen ABER auch die Entwicklung Kötztings in entscheidenden Punkten voranbringen.
Luckners Kötztinger Abstammung
Seine familiäre
Herkunft und sein wirtschaftlicher Hintergrund könnten eine Erklärung sein,
oder zumindest einen Hinweis geben, aus welcher Quelle sich sein
Selbstbewusstsein speiste.
Wolfgang Samuel
stammte, wie sein berühmter Bruder Nikolaus, der spätere Marschall von
Frankreich, von dem Chamer Kammerer, Hopfenhändler, Spital- und
Kirchenverwalter und Gastwirt Samuel Luckner ab. Er
war der älteste überlebende Sohn von insgesamt 6 Söhnen und 2 Töchtern seines
Vaters. Seine Mutter, Maria Franziska Billich aus
Kötzting, heiratete bereits 16 jährig ihren Mann und feierte diese Hochzeit im
Hause ihrer Eltern, im damals ersten Haus in Kötzting, heute als Haus des
Gastes oder Hotel zur Post bekannt. Die Familie Billich war zu diesem Zeitpunkt
bereits über 100 Jahre in Kötzting nachweisbar und, als Besitzer der einzigen
Privatbrauerei, dann des Gschwandhofes (heute
Klinik für traditionelle chinesische Medizin) und vieler anderer Häuser und
Grundstücke, wirtschaftlich die führende Familie in Kötzting. Viele Mitglieder
der Familie waren im Inneren Rat und
stellten damit turnusgemäß (zu der Zeit alle vier Jahre) den Amtskammerer.
Samuel Luckner
also, - der spätere Vater unseres Wolfgang Samuel und der Sohn von Jakob und
Anna Elisabeth Luckner aus Cham -heiratete seine Kötztinger Frau Maria
Franziska am 17. August 1706.
Heiratseintrag resp. Eintrag der Sponsalien, also des Heiratsversprechens: Pfarrmatrikel Kötzting Band 1 Seiten 651 |
Sponsalia de Futuro contraxit nobilis Dominus Samuel Luckner Dmi Jacobi p:m: et Annae Elisabethae ux. viventis, filius legitimus de Cham cum virtuosa virg: Francisca Billichin Dni Joannis Billich p:m:
Teil 2 Seite 652 |
civis Köztingam et Agnetis Kriegerin vivis, Filia legitima. Testibus Dno Casparo Kazenperger de Haus et Dno Joan: Jacobo Fridl Syndico Cambensis
Ein Versprechen auf eine zukünftige Hochzeit haben abgeschlossen der ehrenwerte Herr Samuel Luckner ehelicher Sohn des verstorbenen Herrn Jakob (Luckner) und dessen noch lebender Ehefrau Anna Elisabetha aus Cham und die tugendsame Franzisca Billich eheliche Tochter des verstorbenen Johannes Billich, Bürgers aus Kötzting und der noch lebenden Agnes Krieger (hat nach dem Tode Johannes Billich den Johann Krieger geheiratet) Trauzeugen waren Herr Caspar Kazenperger aus Haus und Herr Johann Jakob Fridl Syndicus aus Cham.
Am 7. Juni 1727
verstarb in Kötzting der ehemalige Kammerer, Braumeister und Hopfenhändler Johann Krieger, der zweite Mann der oben im Heiratseintrag erwähnten Agnes, in erster Ehe verheiratete Billich).
Drei Jahre später,
am 30.06.1730, starb dann in Cham der Kammerer Samuel Luckner, der Vater unseres Samuel Luckners, im
Alter von 47 Jahren.
Dessen Witwe zog nun
mit den vielen Kindern in ihren Heimatort nach Kötzting, zur Großmutter der
Kinder, die ja nun seit drei Jahren bereits ebenfalls Witwe war.
Luckners Mutter
heiratete in Kötzting zwar noch ein zweites Mal, nämlich 1732 Franz Alexander
Wissmann aus
Donaustauf, welcher aber außer zur Sicherstellung seines
eingebrachten Heiratsguts keinen darüber hinausführenden Besitzanteil am
Anwesen erhielt. In den Kötztinger Rechnungsbüchern steht unter ihrem Namen ein
ganz besonderer, einmaliger Eintrag.
Als sie 1731 nach
Kötzting gezogen war und den Grundbesitz übertragen bekommen hatte, erwarb sie
das Bürgerrecht in
Kötzting und bezahlte dafür die ungewöhnlich hohe Summe von 19 Gulden. Dies ist deshalb so außergewöhnlich, weil
sonst kein einziger Fall bekannt ist, dass in Kötzting einer Frau das
Bürgerrecht verkauft und ausgesprochen worden ist.
Doch zurück zum
Zeitablauf, am 12. November 1732 heiratete, wie oben bereits angeführt, die
Gastgeberin und Witwe Maria Franziska Luckner, die Mutter unseres Samuel, ihren
zweiten Ehemann, Herrn Franz Alexander Wissmann aus Forstmühle, Sohn des Jägers Johann Georg
und seiner Frau Eva, die Trauzeugen waren der Chamer Kammerer
und der Chamer Zuckerbäcker Siber. Beide übernahmen neben dem Kötztinger
Gebäudekomplex auch die anderen Immobilien, wie die Sölde und Taverne in
Chamerau von der verwitweten Hopfenlieferantin Agnes
Krieger.
Diese Ehe sollte
aber nicht lange dauern, denn am 14.02.1736 bereits verstarb die Wirtin Maria
Franziska Wissmann, in Kötzting, noch vor ihrer Mutter.
Nun war Samuel Luckner 21 Jahre alt und konnte die
Besitznachfolge seiner Mutter antreten
Die Erben der Frau
Wissmann, alles Geschwister Wolfgang Samuel Luckners, waren Pater Antonius Luckner, (später Prior im Kloster Niederalteich),
für ihn kam eigens aus dem Kloster Niederalteich als rechtliche Vertretung Dr.
Franz Ignatz Dallhofer, dortiger Hof und Propstrichter, Maria Bolienna
Lucknerin im
Kloster St. Klara in Regensburg (später Äbtissin in St. Klara), sie wurde
vertreten von Herrn Johann Christoph Hueber, Gerichtsprokurator von Viechtach,
Jungfrau Maria Franziska Lucknerin ledig, jedoch vogtbar, Herr Johann Wolfgang (später Bierbräu in Zwiesel) Franz
Bonaventura (später Bierbräu in Straubing), Johann
Niklas (später der Graf Luckner) und Joseph
Niklas (später Gastwirt in Cham). Die vier
minderjährigen Jungen wurden durch ihre obrigkeitlich constituierten
Vormünder Herr Wolfgang Dreger des
Rats und dem Färber Balthasar Schöllinger vertreten.
Sie alle nun
übergaben die Preustatt mit allen Pertinentien dann Preugeschirr, Vässer, das
hiran erpauthe Häusl (siehe Krieger) und dem ebenfalls neu erpauthen
Stadl wie das dabei vorhandtene Häusl, wägen und Pflueg sambt den
Ehhaltenpoetten und sambtliche Kötten und Rossgeschirr
Und die freien
Grundstücke:
Den Schlegl und
Königacker
Die Tirriglwiese
und Acker
Der Acker, der
unter dem Markt liegt
Den langen
Denscherzacker
Die 2 neben dem
Saagmülleracker zu
Grub
Zissleracker
Die 3 Theil und
3 Stück auf der unteren Au
Hammerwiese
3 Weiher
Am 5. August
heiratete Wolfgang Samuel Luckner Eisenhut Maria
Euphrosina, aus Stadt am Hof. Am Ende seines Lebens wird er dreimal verheiratet
gewesen sein und mit seinen drei Frauen insgesamt 23 Kinder gezeugt haben.
Pfarrarchiv Kötzting Matrikel Nr. 14 Seite 86 vom 5.8.1738 |
Augustus
5. huius contraxit Matrimonium spectatissimus Dominus Wolfgangus Samul Luckhner Praxator in Közting Dni Joannis Samueli Lukhner camerarij in Camb , et Mariae Franciscae coniugi amborum defunctorum filius legitimus cum virtuosa virgine Maria Euphrosina spectatissimi Dni Joannis Christophori Eisenhut p.m. civis et Praxatoris ad Pedempontis et Catharinae coniugis adhus in vivii filia legitimaTestes fuerunt Joannes Christophorus Eisenhut et Christophorus Mölzl ambo cives et Praxatores ad Pedemponti
Ex licentia Parochj copulavit R.D. Johannes Georgius Eisenhut Germanus Sponsae ac. p.t. Cooperator in Langenerling
am 5. August schlossen Ihre Heirat der achtungsvolle Herr Wolfgang Samuel Luckner, Brauers von Kötzting und Sohn des Kammerers(Bürgermeisters) Johann Samuel Luckner aus Cham und seiner Ehefrau Maria Franziska, welche beide bereits verstorben sind mit der tugendsamen Jungfrau Maria Euphrosina eheliche Tochter des ehrenwerten Brauers und Bürgers aus Stadtamhof und dessen Ehefrau Catharina, welche beide noch am leben waren.
Als Trauzeugen fungierten: Johann Christoph Eisenhut und Christoph Mölzl, beide Bürger und Brauer aus Stadtamhof
Mit Erlaubnis der Pfarrei wurde die Trauung vollzogen durch den Ehrenwerten Johann georg Eisenhut, Bruder der Braut und derzeit Kooperator in Langenerling
Interessant ist hier die Bezeichnung Pedempontis ( am Fusse der Brücke) für Stadtamhof bei Regensburg
In den nächsten Jahren bekam die junge
Familie 3 Kinder:
1) Maria Rosina * 09.06.1738
2) Joseph Benedikt, * 10.03.1740
3) Maria Anna Walburga * 29.07.1742 † 11.06.1743 in Kötzting
3) Maria Anna Walburga * 29.07.1742 † 11.06.1743 in Kötzting
Nach dem Tod der ersten Frau heiratete er am 29.07.1743 in Kötzting Maria Magdalena Zissler aus Roding (* 23.03.1721 in Roding, + 24.04.1780 in Kötzting). Sie war die Tochter des Bäckers, Ratsherrn und späteren Rodinger Kammerers Thomas Zissler und seiner Frau Katharina. Die Heirat selbst fand in der Wallfahrtskirche Heilbrünnl bei Roding statt, wurde aber auch in den Kötztinger Pfarrmatrikel beurkundet. In den Folgejahren hatte das Paar eine stattliche Reihe von Kindern von denen allerdings die meisten im frühen Kindesalter starben.
4) Joseph
Andreas *
21.05.1744 † 21.05.1744 in Kötzting
5) Maria Anna * 27.04.1745 † 20.04.1746 in Kötzting
5) Maria Anna * 27.04.1745 † 20.04.1746 in Kötzting
6) Samuel
Sebastian * 20.01.1747 † 1813 in
Straubing
7) Franz Xaver Andreas W. * 06.07.1748 † 07.01.1749 in Kötzting
8) Anna Sabina Magdalena * 12.11.1749 † 25.03.1750 in Kötzting
9) Franz de Paula * 10.12.1750 † 29.04.1754 in Kötzting
10) Maria Franziska Sabina * 27.01.1752 00 Michael Poschinger
8) Anna Sabina Magdalena * 12.11.1749 † 25.03.1750 in Kötzting
9) Franz de Paula * 10.12.1750 † 29.04.1754 in Kötzting
10) Maria Franziska Sabina * 27.01.1752 00 Michael Poschinger
11) Maria Klara *
10.05.1753, † 30.05.1753 in Kötzting
12) Johann Nepomuk * 15.05.1754 † 29.07.1754 in Kötzting
12) Johann Nepomuk * 15.05.1754 † 29.07.1754 in Kötzting
13) Maria Anna
Walburga * 05.08.1755 00 J.P.
Aschenbrenner
14) Wolfgang Samuel Nikolaus * 07.12.1756 † 12.08.1757 in Kötzting
15) Ignatz Wilhelm *
02.05.1758 † 05.02.1759 in Kötzting14) Wolfgang Samuel Nikolaus * 07.12.1756 † 12.08.1757 in Kötzting
16) Anna Maria Aloysia * Juni 1759 † 07.03.1760 in Kötzting
17) Felix Wilhelm * 14.04.1761 † 22.09.1761 in Kötzting
18) Infans * 19.03.1764 † 19.03.1764 in Kötzting
Ein Jahr nachdem
seine zweite Frau im Frühjahr 1780 verstorben war heiratete er zum dritten Mal.
Samuel Luckner war nun 66 Jahre alt, seine Braut war ein 20jähriges Mädchen,
das noch dazu eng mit ihm verwandt war. Luckners Schwager Georg Thomas Zissler, der Bruder seiner zweiten Frau, war früh
verstorben und seine Witwe heiratete in zweiter Ehe Georg Michael Frankerl einen
Rodinger Bäcker, der aus Walderbach
stammte. Mit deren Tochter heiratete Wolfgang Samuel Luckner die Nichte seiner zweiten
Frau, bei einem Altersunterschied von 46 Jahren.
Geheiratet wurde am
11.07.1781 und mit seiner dritten Frau hatte er nun noch fünf weitere Kinder.
19) Georg Wolfgang
Samuel *
21.09.1782 † 06.11.1782 in Kötzting
20) Wolfgang Samuel * 07.06.1784 in Kötzting
21) Georg Michael * 10.05.1786 † 08.10.1786 in Kötzting
20) Wolfgang Samuel * 07.06.1784 in Kötzting
21) Georg Michael * 10.05.1786 † 08.10.1786 in Kötzting
22) Georg Michael *
10.04.1787 † 07.05.1787 in Kötzting
23) Bub *
26.12.1789 † 26.12.1789 in Kötzting
Luckner als Bauherr, Brauer und Hopfenhändler
Samuel Luckner fand, nach seinen eigenen Worten seinen von seiner Großmutter übernommenen Besitz in solch schlechten Zustand vor, dass er damit rechnen musste, dass Teile der Gebäude einstürzen könnten. Aufgrund seiner persönlichen Wirtschaftskraft war er bereits sehr früh Mitglied des Marktrates und bemühte sich sogleich um das Amt des Ziegelherrn, also des Aufsehers über die Produktion in der markteigenen Ziegelhütte. Damit konnte er für ausreichend Nachschub an Baumaterial sorgen und baute und erneuerte mehr als ein Jahrzehnt lang alle seine Wirtschaftsgebäude, errichtete neue Bierkeller und baute seine Brauerei stetig aus.
Vom historischen Gasthaus kennen wir einen einfachen Plan, der aus einem Prozess Luckners stammte, den dieser mit dem damaligen Prior und Pfarrer Mack um das markteigene Wasser, bzw. Abwasser führte. Die Ausrichtung des Planes ist dermaßen, dass er auch mit dem Blickwinkel einer alten, natürlich nicht aus Luckners Zeit stammenden, Aufnahme der Gaststube übereinstimmt.
Vom historischen Gasthaus kennen wir einen einfachen Plan, der aus einem Prozess Luckners stammte, den dieser mit dem damaligen Prior und Pfarrer Mack um das markteigene Wasser, bzw. Abwasser führte. Die Ausrichtung des Planes ist dermaßen, dass er auch mit dem Blickwinkel einer alten, natürlich nicht aus Luckners Zeit stammenden, Aufnahme der Gaststube übereinstimmt.
Ausschnitt aus einer Prozessskizze, rechts oben das heutige und damalige Gastzimmer |
Wie oben nur an einem kleinen Beispiel angeführt, steckte er in einem andauerndem Streit mit dem Kötztinger Pfarrherrn und Prior Gregor Mack, mit diesem führte er mehrere lang andauernde Prozesse, trotzdem war das Kloster Rott, also der "Dienstherr" des Priors nachweislich über viele lange Jahre, auch während der Prozesse Luckners mit dem Kloster selber, ein sehr sehr guter Kunde des Hopfenhändlers Luckner, wie die wenigen übriggebliebene Rechnungsbände des Kötztinger Priorats belegen können. Hier ein Beispiel aus dem Jahre 1786, schon nach Wegzug des Priors Mack - der nun in Rott am Inn selbst war um zu versuchen dieses vor dem Bankrott zu bewahren.
Das von dem hochwürdtig, Im Gott geistlich und hochgelehrten Herrn P: Coelestino Steiner Priore alhir zu volge hochgnädiger Anbefelchung heunte dato ab zu dero lobl. Stifft und Kloster Rott am Inn für das 1786te Preyjahr gelieferten 10 Centner 95 Pfund gewicht Saazer Hopfen Vier hundert dreyssig ain Gulden 48 xr bis zur selbstigen Abrechnung im Abschlag empfangen habe, würdet in Krafft diss bescheint act.
Közting den 26.7bris ao 1786
id est 431 fl 48 x
Siegel und eigenhändische Unterschrift:
Samuel Luckner mp
Das von dem hochwürdtig, Im Gott geistlich und hochgelehrten Herrn P: Coelestino Steiner Priore alhir zu volge hochgnädiger Anbefelchung heunte dato ab zu dero lobl. Stifft und Kloster Rott am Inn für das 1786te Preyjahr gelieferten 10 Centner 95 Pfund gewicht Saazer Hopfen Vier hundert dreyssig ain Gulden 48 xr bis zur selbstigen Abrechnung im Abschlag empfangen habe, würdet in Krafft diss bescheint act.
Közting den 26.7bris ao 1786
id est 431 fl 48 x
Siegel und eigenhändische Unterschrift:
Samuel Luckner mp
Luckner als Kammerer
Kammerer=Bürgermeister
„Im Juli 1755
bei allbereits eingetroffen Wohllobl: Rentamts UmrittsComißion bin ich wieder
all mein Vermuthen und Willen exclusiv der ersten 3 Stimmen nach dem Steuer
Register einhellig zum Kammerer erwählt worden und habe die Marktskammer in
lautter Schulden und Unrichtigkeit angetroffen ..... welche Schulden von dem
Bayerischen Krieg meistens herkommen, wo ich Luckner selbst bey 220 fl
Anweisungen als verlorene zerreissen müssen“.
Mehr geschoben als
gewollt sei er 1755 zum Kammerer gewählt worden, und habe nur Schulden und
schlechte Buchführung vorgefunden.
Die ersten
Amtsaufgaben wären ausschließlich Aufforderungen des Rentmeisters gewesen. So befahl die Umrittskommission dass
sich der Markt in München bei der Hofkammer kurzfristig seine Marktfreiheiten bestätigen lassen musste. Zu diesem Zweck
überbrachte Luckner persönlich ein Bittschreiben der Bürgerschaft nach
Nymphenburg und meinte hierzu:
„worfür ich kein Heller Deputat aufgerechnet inner Jahr und Tag die Sache zu
Ende gebracht“. Er hatte also diese Reise, obwohl amtlicherseits
angeordnet, auf eigene Kosten unternommen und erledigt, auch wenn diese
Bittstellung in München seiner Meinung nach nicht viel gebracht hatte.
Luckner selber führt in einem seiner vielen Rechtfertigungsschreiben eine Liste an, was er für die Marktkasse alles positiv bewirkt hatte:
StaLA LGäO Kötzting Nr. 646 Verkauf der Herensäge 1803 |
1. Die Herrensäge, heutzutage der Lindnerbräu, verdankt seine Entstehung der Kreativität Luckners, der eine Sagmühle auf Kosten des Marktes errichten ließ (mit den "Herren" sind hier die Ratsherren gemeint) und diese anschließend zu saftigen preisen zugunsten der Marktkasse verpachtete.
in dem nebenstehenden Dokument wird die (von der Regierung erzwungene) Versteigerung der "Marktsrealitäten" protokolliert, hier die Versteigerung der Herrensäge an den Meistbietenden Josef Mühlbauer aus Hohenwarth im Jahre 1803.
2. Brandbekämpfung, darunter verstand er mehrere seiner Maßnahmen, von der Verhinderung einer Saliterhütte inmitten des Marktes bis hin zum Ankauf einer Messingfeuerspritze. In der Marktkammerrechnung von 1781 steht bei den märktischen Gerätschaften nun eine „Feuerspritzen mit einem doppelten Geschöpf von Kupfer und ainem Schlauch zusammen mit einer hölzernen Feuerspritzen mit einem hölzernen Rohr
3. Der Umbau des (alten) Rathauses, mit Einbau einer Marktschreiberwohnung, dem Marktarchiv, einem Raum für die Feuerrequisiten, dem Turm mit der Rathausuhr
Die Hungersnot in Bayern 1771
4. Die Bewältigung einer Hungersnot in Bayern: Im Jahre 1771 herrschte im Lande Bayern allgemeine Hungersnot als Folge der landesweiten Missernten. Luckner wollte vorausschauend reagieren und ließ aus seinem „eigenen, reichlichen Hafer“ zwei große „Haufen“ machen, wovon der eine im Notfall zur Speise dienen sollte. „Die Lage“, so schrieb er „wurde alle Wochen kritischer, und um Pfingsten gab ich denen Fuhrleuten schon den Haber an eingezogensten und so auch meinen eigenen Pferden, und da endlichen die Sorge immer mehr und mehr zunahm, war ich weiters besorgt, begab mich in ein gewisses Ort“, (das könnte ein Hinweis auf Schmuggel aus Böhmen sein, denn einen Ort in Bayern bräuchte er nicht geheim zu halten) „welches ein Stück Weg von hier entfernt seye, kaufte alldort 15 Schäffel Korn, das Schäffel zu 25 fl und bey dessen nach Haus bringung gab ich dieses Korn denen nothleidenden Bürgern wie ich es selbst erkauft, und endlich auch meinen samentlichen vielen Haber das Metzl zu -fl 36 xr, wobei aber einige Abkaufer so vermessen gewesen, den bey mir kauften habern gleich wieder hinter meiner Hausthier, das Metzl anstatt denen ausgelegten –fl36xr fremden Leuthen um 1 Gulden, sohin gegen Gewinn zu verkaufen ... in Wahrheit, wann ich dortmals nicht mit eigenem und herbey gefahrenen Getraide für die Bürgerschaft besorgt gewesen wäre, so hätte sicher der dritte Theil der Bürgerschaft vor Hunger entlauffen müssen und wohin? Ich habe noch heunt zu tag das Register von denen Käufern in Handen“. Auch hier benahm er sich vorbildlich als der Vorsteher seiner Gemeinde, der Gefahr von seinen Schutzbefohlenen abwenden will und dies aufgrund seiner Beziehungen, seiner Mittel und Weitsicht auch vermag. Hervorzuheben ist, dass er sich am Elend seiner Mitbewohner, anders als andere Krisengewinnler, nicht bereichern wollte und der Hinweis auf seine Käuferlisten zeigt auch, dass er es jederzeit hätte beweisen können.
5. Das märktische Wasser: "In ao 1762 ist um Gebetsläuten nachtszeit bey Franz Drunkenpolz (Marktstrasse 9) ein Feuersprunst enststanden, solche Behausung zu ganz abgebrunnen, nebstbey hat auch die darnebenstehende Leckersche Schuhmachersbehausung, wie auch das Spital Schaden gelitten. Bey dieser Feuersprunst war das größte Unglück, dass solche Wintterszeit geschehen, und nebstbey das gemeine Marktswasser wegen der verhanden gewesten Kälte und dem gehabten allzuwenig Nachdruck abgefröhrt, und in kein einzigen Kaar (=Brunnen) nicht einmal ein tropfen Wasser gewesen, dass alles Wasser so zum Löschen gebraucht worden, von dem Regenfluß hatte hergeschleppt werden müssen“.
Nach dieser schlechten Erfahrung machte Luckner den Vorschlag sein eigenes Quellwasser, das, wie er schreibt, „3 oder 4 Kirchtürm höher lieget und aus einem lebendigen Felsen entspringt und einen unaufhaltigen Nachdruck hat“, mit dem märktischen Wasser zu verbinden. Er stellte ausdrücklich fest, dass „er persönlich am besten geeignet dazu sei, helfen zu können“. In Zukunft sollte das Quellwasser in nur einer Röhre bis zum oberen Markttor geführt und dort dann erst aufgeteilt werden. Am 22.08.1761 schloss der Magistrat mit Zustimmung des Bürgerausschusses einen Vertrag mit Samuel Luckner, der für beide Seiten große Vorteile, mehr Sicherheiten und Kostenersparnisse brachte.
Luckner seinerzeit der wohl härteste Gegner vor Gericht
Viel Feind viel Ehr, könnte man meinen denn Wolfgang Samuel Luckner prozessierte mit jedem nur möglichen Gegner:mit dem Kötztinger Pfarrherren
mit dem Kötztinger Landrichter
mit allen möglichen Nachbarn
mit der Regierung in Straubing
mit der Regierung in München
mit dem Kloster Rott, mit dem er übrigens über viele Jahrzehnte beste Geschäfte machte
mit diversen Hofmarksuntertanen
mit Teilen des Magistrats
mit vielen Mitbürgern
mit seinem Schwiegersohn
mit seinen Söhnen und Töchtern
s.o. folgend seinen beiden Maximen: er hatte das Geld auch unangenehme Prozessserien auszusitzen und wenn er eine kleine Chance sah, dass sich eine klitzekleine Möglichkeit zur Revision ergeben könnte >>>>>> ab in die nächste Runde.
Eine der unangenehmsten Prozesse und Erlebnisse dürfte sicher die schmerzhafte Erfahrung sein, dass seine Prozessgegner - finanziell ausgehungert und zermürbt durch seine JAHRZEHNTELANGE Verzögerung - dann aus Verzweiflung handgreiflich geworden waren. Die Ehefrauen von fünf Prozessgegnern hatten einen Vorwand genutzt, waren zu ihm ins Wohnzimmer vorgedrungen und hatten ihn dort nach Strich und Faden vermöbelt. Diesen dann folgenden Prozess hatte übrigens, wie er selber zu seinem größten Bedauern feststellen musste, aufgrund eines (seines) Verfahrensfehlers als einen der wenigen verloren.
Im Laufe des Jahres
1790 trat Wolfgang Samuel Luckner freiwillig vom Amt des Kammerers zurück und als sein Nachfolger wurde noch im
selben Jahr der Bader Georg
Windorfer[2] bestimmt. Die politische Lage in Kötzting war
zu diesem Zeitpunkt immer noch gekennzeichnet durch einen tiefen Riss unter den
Bürgern und geprägt von tiefsitzendem Misstrauen.
Diese Lagerbildung
bestimmte ganz automatisch auch das Verhalten des Magistrats und Samuel Luckner
war immer noch mächtig genug, um auch ohne Amt und Würden seinen Einfluss dort
geltend zu machen, wo es ihm wichtig erschien. Er konnte diesen Einfluss ausüben,
da er ja, auch wenn er nach der Übergabe des Gschwandhofes nun kein Marktlehner
mehr, als Hopfenhändler aber noch ein sehr
wohlhabender Bürger Kötztings war.
Zwei Tage vor
seinem Tod, am 9.08.1794 bat er die beiden Kammerer und den Marktschreiber zu
sich an´s Bett, um eine letzte Änderung an dem Testament vorzunehmen.
Die Zeugen
schildern ihn als „zwar krank, doch bey vollkommener Vernunft“. Er hatte
erkannt, dass der Stiftungszweck der Jahrtagsmessen in seinem Testament besser durch ein Grundstück
als durch Kapital gesichert sein würde und bestimmte dann dass das
Sattleräckerl im Gänskragen der Kirche zufallen sollte, unter der Bedingung, dass der jährliche
Pachtzins für die gewünschten Seelenmessen reichen mußte.
Am 11.08.1794
verstarb Wolfgang Samuel Luckner, gewester Bräu, 34 jähriger Marktkammerer,
churfürstlicher Hopfenlieferant; er verfügte ein Äckerl und einer Wiese zur
Pfarrkirche um einen sehr leidentlichen Preis per 375 fl damit aus dem
Interessen [Zins] für ihn und seine 3 Ehefrauen Euphrosina, Magdalena und
Ursula 12 Gulden Monathsmessen alle Jahre gelesen wurden. Die Grabschrift nennt
ihn auch den 2. Gutthäter [Die
Hauptsumme kam von Bartholomäus Görring] der neuen großen Glocke und
Bauverwalter des Kirchturms und Chores.
Luckners Epitaph in der St. Anna Kapelle in der Kirchenburg in Kötzting |
Auch wenn die Aufnahmen natürlich nicht aus Luckners Zeit stammen, hier noch ein paar historische Bilder des Anwesens, das in seinen wesentlichen Ausformungen von Luckner so erbaut worden war.
Zeittafel
Ereignis
|
Kammerer
|
Pfarrer
|
Rentmeister
|
Pfleger
|
||
1729
|
||||||
1730
|
Jakob
|
|||||
1731
|
von
|
|||||
1732
|
Von Verger
|
Mayer
|
||||
1733
|
Johann
|
|||||
1734
|
Franz
|
|||||
1735
|
Joseph
|
|||||
1736
|
Innozenz Mayer
|
Strassmayr
|
||||
1737
|
||||||
1738
|
||||||
1739
|
Fischer
|
|||||
1740
|
OEK
|
Von Verger
|
||||
1741
|
OEK
|
Fischer
|
Pistorini
|
|||
1742
|
OEK
|
Fischer
|
||||
1743
|
OEK
|
|||||
1744
|
OEK
|
Fischer
|
||||
1745
|
OEK
|
|||||
1746
|
Mack
|
+ Strassmayr
|
||||
1747
|
Druckmüller
|
Johann
|
||||
1748
|
Druckmüller
|
Nepomuk Graf
|
||||
1749
|
Druckmüller
|
Seine Witwe
|
||||
1750
|
heiratete
|
|||||
1751
|
Druckmüller
|
Von Frank
|
||||
1752
|
Huber
|
|||||
1753
|
Druckmüller
|
Pistorini
|
||||
1754
|
Druckmüller
|
Innozenz
|
Lerchenfeld
|
|||
1755
|
Druckmüller
|
Mayer
|
||||
1756
|
Luckner
|
I
|
||||
1757
|
Luckner
|
I
|
||||
1758
|
Hospach
|
Mayer
|
||||
1759
|
Luckner
|
Mack
|
||||
1760
|
Hospach
|
|||||
1761
|
Luckner
|
|||||
1762
|
Waldherr
|
|||||
1763
|
Luckner
|
|||||
1764
|
Hospach
|
|||||
1765
|
Luckner
|
|||||
1766
|
Hospach
|
|||||
1767
|
Luckner
|
|||||
1768
|
Hospach
|
Mack
|
||||
1769
|
Luckner
|
|||||
1770
|
Luckner
|
|||||
1771
|
+
|
Fischer
|
||||
1772
|
Görring
|
Fischer
|
Mack
|
|||
1773
|
Luckner
|
Lerchenfeld
|
||||
1774
|
Fischer
|
Von
|
||||
1775
|
Luckner
|
Verger
|
||||
1776
|
Fischer
|
Mack
|
Lerchenfeld
|
|||
1777
|
BEK
|
Luckner
|
Coelestin
|
Von Verger
|
||
1778
|
BEK
|
Fischer
|
Steiner
|
|||
1779
|
BEK
|
Luckner
|
||||
1780
|
Schweitzer
|
|||||
1781
|
Luckner
|
|||||
1782
|
Luckner
|
|||||
1783
|
Luckner
|
|||||
1784
|
Kollmeier
|
|||||
1785
|
Luckner
|
Von Verger
|
||||
1786
|
Kollmeier
|
Von Daum
|
+ von Frank
|
|||
1787
|
Luckner
|
Armannsberg
|
||||
1788
|
Luckner
|
Coelestin
|
||||
1789
|
Kollmeier
|
Steiner
|
||||
1790
|
Luckner +
|
Luckner/
Windorfer
|
||||
1791
|
Straubinger
|
Armannsberg
|
||||
1792
|
Windorfer
|
Von Frank
|
||||
1793
|
Dreger
|
91-99
|
||||
1794
|
Dreger / Windorfer
|
|||||
1795
|
Dreger
|
Peter Paul
|
||||
1796
|
Dreger
|
Kuchler
|
||||
1797
|
Dreger
|
|||||
1798
|
Gerstl
|
|||||
1799
|
Gerstl
|
Von Daum
|
Von Frank
|
|||
1800
|
Gerstl
|
|||||
1801
|
Dreger
|
|||||
Von Frank
|
[1] CLEMENS PONGRATZ: Wolfgang Samuel Luckner , in:
Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham (im Folgenden BGLC) Bd. 20
(2006)- Bd.31(2014),
[2] CLEMENS PONGRATZ: Die Windorfer eine Kötztinger Erfolgsgeschichte die Familie, ihre Häuser und ihre Unternehmungen in: Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham (im Folgenden BGLC) Bd.32(2015) ff,