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Freitag, 28. Juni 2024

1949-2024 vor 75 Jahren entstand die neue Beckendorfer Kapelle

Am 30. Juni in diesem Jahr feierte der 2009 gegründete Beckendorfer Kapellenbauverein das 75jährige Bestehen seiner Dorfkapelle, die am Montag den 12. September 1949, passend zum Jahrtag der Sperlhammer Feuerwehr, feierlich eingeweiht worden war.
Im Sommer des Jahres 2012 war eine erste Renovierung abgeschlossen und auch damals wurde dies mit einer Feldmesse groß gefeiert.


Foto Frau Christa Rabl-Dachs: Am 24.6.2012 zelebrierten  der damalige Stadtpfarrer Mader und sein Kaplan Josef Hausner eine Feldmesse in und vor der damals neu renovierten Beckendorfer Marienkapelle.

Vom Vorläuferbau dieser Kapelle kennen wir zwar das Aussehen und die Lage, nur über die Entstehungszeit kann keine Aussage getroffen werden. 

Bereits auf der Karte der Uraufnahme der Uraufnahme von ca. 1830 findet sich ein Symbol, das auf einen Sakralbau hinweist. Dieser lag wesentlich näher an der alten Verbindungsstraße von Kötzting nach Lam als der heutige Kapellenbau, vor allem, weil diese Straße ja später sehr viel stärker ausgebaut und verbreitert worden war.  Ebenfalls im Artikel ist erwähnt, dass die alte Kapelle, vermutlich wegen eines ähnlichen kleinen Vordaches wie die neue Kapelle, als (Behelfs-) Bushaltestelle zweckentfremdet worden war.
In der Bildersammlung des Arbeitskreises Heimatforschung findet sich sogar ein Bild dieser alten und kleinen Beckendorfer Kapelle.

DIA-Repro 2696 Simme Marl mit Hund, Maria Vogl, nun verheiratete Rackl: die vorherige Beckendorfer Kapelle, die zu nahe an der Straße gestanden war.

Hier der Vergleich der beiden Standorte:

Detail aus Bayernatlas.de 
 
Und hier der neue Standort: 

Detail aus Bayernatlas.de


Foto Baumeister, Stadtdrogerie. Das Bild der neu errichteten Beckendorfer Kapelle vom September 1949. Foto aus der Kötztinger Zeitung

Der Vorgängerbau war im Frühjahr 1949 abgerissen worden und nun, nach einer halbjährigen Bauzeit, konnte die neue Kapelle feierlich eingeweiht werden. KB Krämer beschrieb den Ablauf dieser Feier ausführlich in seinem Beitrag für die Kötztinger Zeitung. 

Beckendorfer Kapelle 


 


Bereits im Jahre 1901 war es zu einem Grundstückstausch gekommen, als Teil einer Vereinbarung zwischen den Eheleuten Franz und Rosina Stoiber und der Söldnerswitwe Franziska Klausner, einer geborenen Schmid. Der Nachfolger auf dem Hof Beckendorf Hausnummer 7, Herr Karl Klausner, reichte bereits im Juni 1948 einen Bauantrag zur Errichtung einer Kapelle beim damaligen Landratsamt in Kötzting ein und der Kreisbaumeister Herr Hermann Seiler - derselbe, der auch den Neubau der Kötztinger Hütte, ebenfalls vor 75 Jahren, begleitetet  und die Eröffnungsrede gehalten hatte -,  genehmigte den Bau.

Oben links die Unterschrift Hermann Seilers
Hier die Unterschriften, der für den Bau Verantwortlichen:
Der Bauherr Karl Klausner, der Nachbar Michl Penzkofer, der damalige Beckendorfer Bürgermeister Weiß und die Maurermeister Franz Weber und der Zimmerermeister Alois Müller.




Plan der Beckendorfer Kapelle



Um dringend notwendige Barmittel Geld für diesen Bau zu generieren, kamen die Beckendorfer sigar auf die Idee den Pachtzins für eine bestimmte Wiese für mehrere Jahre im Voraus sich bezahlen zu lassen und ließen sich diese Absicht auch von den potentiellen Pächtern bestätigen. 
Einverständniserklärung für eine sehr kreative Form der Mittelbeschaffung.


Sogar einige der Bauabrechnungen haben sich erhalten, die, siehe die Datumsangaben auf den Rechnungen teilweise bereits im Herbst des Vorjahres angefallen waren.


Die ersten Kosten fielen bereits im Jahre 1948 an, an man offensichtlich daran ging, erste
Baumaterialien anzuschaffen.




Dann gings - nach dem Abriss des Vorgängerbaues - an den Neubau und von der Firma Richter kamen die Ziegel und der Zement.


Ich würde vermuten, dass die Granitsteine des Mauerbaues vor Ort an die Erfordernisse des Baues angepasst wurden, angesichts all der Schmiedearbeiten für die Spitz- und Breiteisen.


Aus der Rechnung des Baugeschäfts Franz Weber kann man auch den Umfang der Rohbauarbeiten erkennen und vor allem auch den Stundenlohn.
Von DM 1.60 - im Mai und Juni - und DM 1.76 - ab Juli 1949 - stiegen die Stundenlöhne und die Mauererarbeiten des Kapellenrohbaues betrugen 336 DM, von denen die Gemeinde Beckendorf 300 gleich im Folgemonat nach der Rechnungsstellung 300 DM beglich. 


Wie ebenfalls aus dem Artikel von KB Krämer hervorgeht, nutzen die Beckendorfer den traditionellen Jahrtag der Freiwilligen Feuerwehr Sperlhammer, den diese offensichtlich immer am Vorgängerbau abgehalten hatten, als den passenden Tag für die Einweihungsfeier.
Nach dieser feierlichen Einweihung wurde der Jahrtag der FFW Sperlhammer beim Januel fortgesetzt und offensichtlich durften einige der Teilnehmer den Jahrtag auf Kosten der Vereinskasse feiern und - vermutlich der Kassier der Sperlhammer Feuerwehr -  notierte auf der Rechnung zusätzlich auch noch den Beitrag der Feuerwehr für die Musik der Feldmesse: 9 Mark.


Im einzelnen wurden von der feuerwehr bezahlt:
"3 Festessen a 5 M
7 Essen a 2,50
1 Kaffee m. Torte
3 Halbe Bier, 1 Schoppen
3 Schoppen Wein
"

Offensichtlich kostete damals die Halbe Bier im Gasthaus 50 Pfennige.

Von der Einweihungsfeier gibt es sogar noch zwei Bilder vom damaligen Besitzer der Stadtdrogerie, Herrn Baumeister.

DIA-Repro 2695-1 der Altar. Foto von Frau Maria Rackl, alias"Simme Marl"

DIA-Repro 2695 die festlich geschmückte Kapelle am Tag der Einweihung

Da die Beckendorfer Kapelle in einer ganz engen Beziehung zur Sperhammer Feuerwehr gesehen werden muss, hier noch ein paar Aufnahmen von diesem ganz besonderen Feuerwehrverein, der ja aus einer Betriebsfeuerwehr hervorgegangen war.
Ihr 75jähriges Bestehen mit Fahnenweihe - vom 1.8.1965 -  feierte die Wehr - verspätet um ein Jahr - natürlich vor "ihrer" Kapelle in Beckendorf.
Kötztinger Umschau vom August 1965

DIA-Repro 2685.  Foto von Frau Maria Rackl, alias"Simme Marl" 

DIA-Repro 2686.  Foto von Frau Maria Rackl, alias"Simme Marl"

DIA-Repro 2687.  Foto von Frau Maria Rackl, alias"Simme Marl"

DIA-Repro 2688.  Foto von Frau Maria Rackl, alias"Simme Marl"
Auch die Kötztinger Zeitung berichtete groß von dieser Fahnenweihe
KÖZ vom August 1965

KÖZ vom August 1965

Als die Sperlhammer Feuerwehr Anfang 1974 dann ihr 85jähriges Bestehen feiern konnte, geschah dies natürlich ebenfalls mit einer Feldmesse bei der Beckendorfer Kapelle. Der damalige Stadtpfarrer Rubenbauer, unterstützt durch die Blaskapelle aus Hohenwarth, zelebrierte  den Jahrtagsgottesdienst. Der dazugehörige Zeitungsartikel vom 16.9.1974 ist mit "kfi = Hans Fischer" gezeichnet, daher stammen sicherlich auch die Bilder aus seiner Hand. 
Sammlung Serwuschok 

Sammlung Serwuschok: Stadtpfarrer Rubenbauer und die Hohenwarther Blaskapelle

Aus dem Jahr drauf - 1975 - gibt es ein Bild der ganzen Feuerwehrtruppe aus Sperlhammer, die Front macht vor der Beckendorfer Kapelle.
Sammlung Serwuschok: die Freiwillige Feuerwehr Sperlhammer

Die Frauen der FFW Sperlhammer hatten erst zwei Tage vorher ihr Leistungsabzeichen bestanden und bezeichneten diese bestandene Prüfung als ein "schönes Jahrtagsgeschenk"



Noch einmal zurück zur Beckendorfer Kapelle und zur ersten großen Renovierung im Jahre 2012.
Diese Feldmesse wurde verbunden mit der Enthüllung einer geschichtlichen Orientierungstafel, die Teil einer Aktion des damaligen Stadtrates Günther Hofmann und des Kötztinger Heimatforschers Clemens Pongratz gewesen war. Für alle Umlandgemeinden Kötztings, die nach der Gemeindegebietsreform Teil der Stadt Bad Kötzting geworden waren, wurden solche Schilder/Tafeln entworfen und Stück für Stück auf-  und mit einer kleinen Feier vorgestellt.
Hier zum Abschluss noch einige Bilder von Frau Rabl-Dachs von dieser Enthüllung und dem anschließenden Feldgottesdienst. 

Foto Christa Rabl-Dachs 

Foto Christa Rabl-Dachs 


Foto Christa Rabl-Dachs  2012



Frau Christa Rabl-dachs begleitete auch das große "Kapellenjubiläum" am 30. Juni 2024 mit ihrer Kamera und übergab mir auch die folgenden Bilder für unser Archiv, Vielen Dank dafür.

Foto Rabl-Dachs: 



Foto Rabl-Dachs: Der Bad Kötztinger Stadtpfarrer Thomas Winderl beim Festgottesdienst

Foto Rabl-Dachs: 

Foto Rabl-Dachs: 

Foto Rabl-Dachs: Die Weißenregener Blasmusik


Foto Rabl-Dachs: Erich Miethaner, der Vorsitzende des Beckendorfer Kapellenvereins und Stadtpfarrer Thomas Winderl

Foto Rabl-Dachs: Kötztings Bürgermeister Markus Hofmann mit Stadtpfarrer Thomas Winderl

Foto Rabl-Dachs



Foto Rabl-Dachs: 

Foto Rabl-Dachs: 

Foto Rabl-Dachs: 







Montag, 24. Juni 2024

Erinnerungen an Altkötzting - Teil 40 eine Freisprechung von Kötztinger Maurergesellen

  In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen "Blick zurück" erlauben; zurück auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden; eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtagen,  Bällen, und vor allem mit Menschen.

Im Februar 1970 erhielten 16 Maurerlehrlinge im Kötztinger Hotel "Zur Post" ihren Gesellenbrief.
Diese 16 Maurergesellen absolvierten ihre Lehrzeit in Bauhandwerksbetrieben, die über den ganzen Landkreis Kötzting verteilt waren. 
Die Kötztinger Ausbildungsbetriebe, die 1970 ihre Lehrlinge zur Prüfung vorstellten waren die Betriebe Kirschbauer,  Heiduk und Breu. Vielleicht wird der eine oder der anderen Junggeselle auch wiedererkannt.

KU vom 16.2.1970: der Kreishandwerksmeister Jakob Hauser bei der Freisprechung

Die frischgebackenen Maurergesellen

links Studienrat Kleiser und neben ihm der Gewerberat Hofner - Hofner Bader - Hans Berzl aus Thenried und der Prüfungsvorsitzende Buderer aus Regen.


Im Mai desselben Jahres kam es dann zum Abschluss einer ganz besonderen Fortbildungsmaßnahme.
Langjährigen - und damit bereits älteren -  Mitarbeitern im Zimmerergewerbe wurde die Möglichkeit geboten, sich zum Zimmerergehilfen fortzubilden; eine Möglichkeit, die viele damalige Hilfarbeiter nutzten und sich so einen Gehilfenbrief abholen konnten.

Erneut war es der Kreishandwerksmeister Jakob Hauser, der die Urkunden überreichte.

KU vom 6./7. Mai 1970