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Im Zuge das anstehen Baumaßnahmen im Rathaus werden nun weitere Archivalien in unser Stadtarchiv überführt.
Diesmal sind es ganz besondere Stücke. So besonders, dass sie die letzten Jahrzehnte mit dem Vermerk: "Liegen im Panzerschrank des Bürgermeisters" dort versperrt waren.
Viele dieser Urkunden und Schriften haben für Kötzting eine ganz besondere Bedeutung und waren zuletzt bei der großen Ausstellung 900 Jahre Kötzting im Jahre 1985 für die Öffentlichkeit sichtbar.
Zum Beispiel die verschiedenen Freiheitsbriefe, die der Markt Kötzting immer wieder vom Herrscherhaus in München ausgestellt bekommen hatte, so etwas wie die Geschäftsgrundlage des Marktes und seine Monopolstellung für den nahen Umkreis.
Dann natürlich die beiden ältesten Kötztinger Marktrechnungen von 1670 und 1671, die damals, heute sind wir bereits weiter in die Vergangenheit vorgedrungen, die ältesten Nachweise für unseren Pfingstritt enthielten.
Dann zwei dicke Stapel mit einer Unmenge an Druckschriften - Briefen - Eingaben - Aufrufen, mit dem Deckelvermerk: NSDAP, aus den Jahren 1933-1939. Material also, das unsere Marktoberen nach 1945 lieber unter Verschluss halten wollten, auch wenn darin zumeist nur der normale Geschäftsgang einer Marktgemeinde festgehalten ist.
Ein besonderes Schmuckstück ist - und das ist tatsächlich eine Besonderheit und für uns einzigartig - ein Buch der Kötztinger Schuhmachermeisterzunft ca. 1684-1763.
Die Schuhmachermeister des ganzen heutigen Landkreises Kötzting - damals Landgericht Kötzting - waren bei der Lade in Kötzting gezünftet und, was immer es zu protokollieren gab,
Meisteraufnahmen,
Meisterprüfungen,
Lehrbriefe,
Freistellungen,
wurde in einem dicken Protokoll festgehalten. Dieses Protokollbuch, normalerweise nicht unbedingt eine Archivalie für ein kommunales Archiv, hat im Titel die Jahreszahl 1684. Beginnt aber zumeist erst im 18. Jahrhundert und wurde wohl aus einzelnen fliegenden Blättern gebunden, weil die Jahreszahl alles andere als aufsteigend ist.
Hier ein paar Beispiele:
Hanndtwerchs Büech Eines Ersamen Handtwerchs der Schuech macher in dem churfürstlichen Panmarkt akhie zu Khözting Anno 1684 |
Einschreibung der Maister in dem churfürstlichen Panmarckht Köhözting betreffend |
Aufdingung und Freistellung |
Maisterwerdtung |
Aufdingung und Freisprechung eines Maister Sohn |
Heundt Dato den 24. May ao: 1756 thuet Hans Georg Pachmayr alhir seinen eheleiblichen Sohn Hans Michael Pachmayr und Katharina dessen Mutter vor offentlicher Ladt audingen und wider freysprechen im beysein ........
Aufdingung eines Lehrjungen |
Heundt Dato als den 6. Juli ao: 1727 hat Hans Kapfenburger Schuhmacher von Raidtenstein ainen Lehrjungen nammens Georg Silberpauer, weyl. Caspar Silberpauer gewesten Pauerns zu Arndorf und Barbara dessen Eheweibs seel. eheleiblichen Sohn von Arndorf vor offentlicher Ladt in beysein des Herrn Handwerchscomissari Johann Schöllinger des rats und den........uf drei jahr lang Handwerchsgebrauchs nach ordentlich aufdingen lassen
11 Gulden Lehrgeld bezahlen die Vormünder des Lehrlings an den Meister, 7 Gulden sogleich, die restlichen 4 Gulden innerhalb der folgenden 2 Jahre, die auch als Bürgen den Vorgang bezeugen..
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