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Montag, 27. August 2018

Was man so Alles finden kann...

auch wenn man nicht danach sucht....

Kellerfunde im Rathaus der Stadt Bad Kötzting

Lange schon fiel mir eine alte Pappschachtel auf, die einsam und alleine an einem Flureck - im städtischen Keller neben dem großen Aktenvernichter - ihr staubiges Dasein fristete und auf die Aktenvernichtung wartete. Kunterbunt steckten in ihr die verschiedensten, stark vergilbten und vor allem sehr stark zusammengerollten und gekrümmten, Pläne. Aber da nun eh ein städtische RAMMADAMMA im Keller angesagt ist, um für ein größeres Raumangebot für das Stadtarchiv zu sorgen, musste nun auch für die - von wem auch immer- ausgesonderte Pappschachtel das letzte Stündlein schlagen. Auch wenn die große Masse der "Pläne" aus den verschiedensten Lageplänen des Kötztinger Umlandes bestand, die es digital und online seit Jahren in viel besserer Qualität im Internet gibt, so enthielt die "staubige Rollensammlung" doch ein paar Schmankerl, die ich hier in lockerer und nicht zusammenhängender Folge vorstellen kann:

1. das "neue" Schulhaus in der Holzapfelstraße


Deckblatt des fragmentarischen Aktes über den Schulhausneubau in Kötzting
 Alle diese Pläne-Zeichnungen-Schnitte tragen die Unterschrift von Franz Heilmaier einem staatlichen "Architekten", vor allem den Besuchen seines Vaters bei ihm hier in Kötzting verdanken wir eine ganze Reihe hervorragender Aquarelle und auch Photos aus den Jahren 1899 bis 1904.


Fragment der Frontansicht des neuen Schulhauses

die Seitenansicht

 Viele liebevolle Details finden sich in den erhalten gebliebenen Fragmenten, links ein Beispiel der Fensterscharniere und rechts die Detailplanung einer Tür fürs Lehrerzimmer.












Ich, Jahrgang 53 und 1959 eingeschult, kann mich noch gut an sehr proper angefüllte Schulzimmer mit ungefähr 50 Kindern erinnern. Schaut man aber auf die Originalbaupläne, so sind die Schul"sääle" - schreibt man das eigentlich so?? -  eigentlich für jeweils 100 Schulkinder geplant gewesen.
Platz für 300 Kinder im Erdgeschoss und


Platz für 300 Kinder im ersten Stock
In dem, sicherlich imposanten, Schulgebäude konnten also gleichzeitig 600(!) Kinder beschult werden, alle Hochachtung vor der Leistung von Lehrern und Kindern.

Zum Abschluss noch der Plan für die Eingangstüre mit Werksplänen für die Kunststeingesimse.



derselbe Haupteingang bei der früheren Volksschule, hier bei einer Sammlung für das Winterhilfswerk im Dritten Reich, Mitte der dreißiger Jahre, Bild vermutlich vom früheren Hauptlehrer Josef Bock.

2. die Friedhofserweiterung von 1934/35

In den Jahren vor 1934 platzte der Kötztinger Friedhof aus allen Nähten und so entstand der Plan das Wohngebäude und die anschließende Wiese des Anwesens Hastreiter aufzukaufen und so das Friedhofsgrundstück zu arrondieren und gleichzeitig kräftig zu vergrößern. Aus diesem Grunde war es nötig eine neue Friedhofsmauer zu errichten, die Mauer also, die seit dieser Zeit das Friedhofsgässchen seitlich begrenzt.
Den Plan für die Erweiterung schuf der Kötztinger Baumeister Weininger.

 Auch hier gibt es eine interessante Autorenschaft: Herr Weininger, ein Kötztinger "Baumeister" und gleichzeitig ein leidenschaftlicher Sammler von Antiquitäten war: (Lt Zeitungsartikel sollte er in der Bahnhofstraße wohnen, heutzutage das Anwesen Reithmeier, früher Held)


Detail der Antiquitätensammlung
Weininger Bild Arbeitskreis Heimatforschung


Detail der Antiquitätensammlung
Weininger Bild Arbeitskreis Heimatforschung










Detail der Antiquitätensammlung
Weininger Bild Arbeitskreis Heimatforschung












Kötztinger Umschau vom September 1962 für diese Reportage
wurden offensichtlich die Bilder geschossen,
die wir nun im Arbeitskreis verwalten

Es ist mir bekannt, dass Herrn Weininger auch einen Ofen aus dem Nachlass vom Maximilian Schmidt, genannt Waldschmidt, besaß.  Ob es sich allerdings um den hier Abgebildeten handelt, kann ich nicht beurteilen. Auch Herr Haymo Richter erzählte mir von einer Heiligenfigur, die er sich leichtfertig von Herrn Weininger hatte abhandeln lassen.  Dieser Herr hatte wohl zu Lebzeiten ein sehr überzeugendes Wesen.
Liest man den Zeitungsartikel genau durch - letzter Absatz- dann spricht vieles dafür, dass genau der abgebildete "Zimmerofen" der des Maximilian Schmidt gewesen ist. Interessantes Detail am Rande:
Im Veranstaltungskalender unten rechts steht beim Reisetaubenverein, also bei "de Tauberer" , dass die Tauben für einen Flug nach Kitzingen bei uns "eingesetzt" wurden. Ich erinnere mich noch gut an dieses muntere Treiben der "Tauberer" bei uns in der Hofeinfahrt   ....wäre auch mal vielleicht einen Beitrag wert.






hier der "alte" Alte Friedhof, vor der Erweiterung in den dreissiger Jahren, das Friedhofsgässchen existierte noch nicht.

Detail der neuen Außenmauer mit dem neuen seitlichen Zugang (mittlererweile zugemauert)

Detail der durch die Erweiterung notwendigen neuen Innenmauer innerhalb des Friedhofes

die neue Raumaufteilung zu Anfang der dreissiger Jahre, das alte Leichenschauhaus orientierte sich mit seiner Lage an den "Alten" Grundstücksgrenzen, nun, mit der neuen Raumaufteilung steht es etwas "schepps" im Friedhof.

 3. der Entwurf für die neue Landfahne von 1971

Rückseite des Fahnenentwurfs von Herrn Heisig 1971
hier dann die tatsächliche Ausführung


Entwurf für die Vorderseite Heisig 1971
auch hier wieder das Original, so wie es alljährlich an Pfingsten mitgetragen wird.

genaue Beschreibung des neuen Fahnenblattes von Herrn Heisig




Was sagt uns das: es rentiert sich offensichtlich im Rathaus immer von Zeit zu Zeit aufzuräumen, mal schauen, was in den restlichen Kellerräumen noch an Kleinigkeiten schlummert, von denen ich heute noch nichts weiß



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