Translate

Donnerstag, 16. Januar 2025

Erinnerungen an Altkötzting Nr. 53 eine Rückschau über 50 Jahre

 In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen "Blick zurück" erlauben; zurück auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden; eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtagen,  Bällen, und vor allem mit Menschen. Hier ein Rückschau ins Kötzting von vor 50 Jahren.

Kötzting 1975 - 2025
Veränderungen im Stadtpanorama im Abstand von 50 Jahren 


Es gibt im Zusammenhang mit einem Artikel von Frau Serwuschok über die damalige Diskussion im Kötztinger Stadtrat zur Problematik der sicheren Wasserversorgung drei Panoramaaufnahmen unserer Stadt - von Weißenregen aus-, die auf den ersten Blick sehr vertraut aussehen.
Blickt man aber genauer hin, so kann man an sehr vielen Stellen große Veränderungen erkennen.



1 der umstrittene Industriebau der Fa. Winter - 2 die Güterfrachthalle am Bahnhof - 3 das Gelände der Baywa - 4 der Kötztinger Lokschuppen (sehr, sehr Schade drum) - 5 die Auwiese, damals noch stark hochwassergefährdet - 6 das Mehrfamilienhaus Ludwig am Schulberg - 7 die Landwirtschaftsschule - 8 der Schlauchturm am Feuerwehrhaus - 9 der Betonbunker der Kreissparkasse - 10 der Postwirt - 

Nun der Blick nach Westen:

1 - Reitanlage Pongratz - 2 Firma Aschenbrenner - 3 der obere und 6 der untere Kreisverkehr mit der Anbindung zur Kreisstraße - 4 zwei Privathäuser, heute die NORMA - 5 die erweiterte Neubausiedlung auf der Platte.

Und am Schluss noch der Blick nach Osten:



1- es fehlt der Freigelände des Hallenbades, das später Opfer eines Hochwassereieignisses werden und dem heutigen Aqacur weichen wird - 2 der Schlot der Ziegelei Weixel - 3 der Bereich am Ludwigsberg, auf dem heute die REHA-Kliniken stehen und  4 der Schlot der Konservenfabrik  



Samstag, 11. Januar 2025

Ein Weltstar in der Lindnerhalle

  Sir Bob Geldof in der Lindnerhalle


In der Kötztinger Aufbruchstimmung in den 90er Jahren wurde von der Stadt Kötzting eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen, die "Begegnungen".  Unter der Festspielleitung von Thomas Stammberger - in der Anfangszeit zusammen mit Nicol Putz - wurde eine bunte Mischung an Künstlern und Vorstellungen angeboten, die von Streetart und Aktionskünstlern bis hin zu namhaften Comedians und großen und bekannten - bayerischen aber auch internationalen - Namen reichte.
Manche dieser "Hauptakts" fanden in und vor der Jahnhalle statt, manche allerdings auch beim Lindner. Konstantin Weckers - im Nachhinein weiß man, woher dieser Mann seine unbändige Energie hatte an diesem Abend - Auftritt ist heute noch Legende und auch an Ottfried Fischer erinnert man sich noch gerne. Ich persönlich habe den warmen Sommerabend mit Rainhard Fendrich auf dem Jahnplatz sehr genossen, auch wenn das Publikum damals erwartet hatte, dass er - ähnlich wie Konstantin Wecker - seinen Auftritt bis ins Unendliche verlängern würde/sollte/müsste.
Jedenfalls war der Auftritt Fendrichs finanziell ein großer Erfolg, weshalb die Verantwortlichen für die nächsten "Begegnungen" ganz tief in die Kasse greifen wollten und nach den Sternen griffen.
JJ Watts, die Seer und Bob Geldof (Sir Bob Geldof war damals bereits eine britische Legende mit seinen früheren Boomtown Rats und den 1985er Live-Aid Konzerten) sollten nach Kötzting kommen.
Die Begegnungen 1996 sollten mit all ihren Events eigentlich der bisherige Höhepunkt dieser Veranstaltungsreihe werden, doch Petrus wollte es anders. Es kam einer der regenreichsten Sommer der vergangenen Jahre und sämtliche Freilandveranstaltungen fielen buchstäblich ins Wasser. Es zeichnete sich bereits zwei Wochen vor dem großen Event ab, dass auch das vorgesehene Wochenende miserable Wettervorhersagen hatte, weshalb die Veranstalter in ihrer Verzweiflung auf die Idee kamen, die Lindnerhalle - siehe meine Anmerkung über die dortige Akustik - für den Auftritt der großen Stars zu nutzen.
In diesem Sommer gingen übrigens auch die Veranstalter des großen Sarchinger Open-Air-Festivals pleite, weil diese ebenfalls in diesem Jahr die ganz großen Acts eingeladen hatten. (ZZ-Top zum Beispiel) 

Nach dem großen - auch finanziellen - Erfolg des Begegnungen 95 mit dem - für manche enttäuschenden - Hauptakt Rainhard Fendrich wollten die Verantwortlichen die ganz große Nummer nach Kötzting holen: Bob Geldof mit seinem einzigen Konzert in Deutschland im Jahre 1996.

Sir Bob Geldof


The Seer aus Augsburg

Interessant ist hier auch noch, mit welchen Bands bzw. Akteuren die Kötztinger Veranstalter noch in Kontakt standen. Es hätte also sogar noch größer werden können: James Brown war auf der Wunschliste, stand aber dann doch nicht zur Verfügung für diesem Termin. "Fury in the Slaughterhouse" wären jedoch möglich gewesen; Bob Geldof war jedoch sicherlich zugkräftiger.


Ich tue mich sehr schwer, aus meiner Erinnerung, die Anzahl der Besucher dieser Veranstaltung zu schätzen, aber, da die Halle weniger als zur Hälfte gefüllt war, liege ich mit ca. 250 Personen sicherlich nicht weit von der Wahrheit entfernt, wobei wir - als Familie - . allein 8 Personen zu dieser "Menschenmenge" beigetragen haben. 

Überschrift der Kötztinger Zeitung vom 8.7.1996

Franz Amberger schreibt in seinem Kommentar enttäuscht von 400 Zuschauern, die er in Beziehung setzt zu den 4000, die im Jahr zuvor bei Fendrich gewesen waren und kritisiert die fehlende überregionale Werbung für diesen Act. Sein Verweis auf Nicky oder die Zillertaler Schürzenjäger bringt vielleicht die Überforderung des Kötztinger Publikums mit den englischen Rockstars auf den Punkt.


 


Hier noch einmal zum besseren Lesen der Ausschnitt über den Auftritt Geldofs, den ich selber auch genau so empfunden habe.
Mir war gar nicht bewusst, dass der Ausdruck "p.c.", den die Reporterin im Artikel benutzte, damals schon im Sprachgebrauch üblich gewesen war.

Bob Geldof in der Lindnerhalle

John M. Watts in der Lindnerhalle

Auch Alois Dachs von der Kötztinger Umschau musste in seinem Artikel den Spagat schaffen zwischen seiner Begeisterung über den Weltklasseauftritt Geldofs und dem euphorisierten Publikum und der Enttäuschung über die geringen Zuschauerzahlen. Für die Besucher, die kamen, stand jedoch fest - und ich war auch damals derselben Meinung -, dass Bob Geldof der Höhepunkt aller bisherigen Begegnungen gewesen war. Es war schlichtweg der Wahnsinn......

Kötztinger Umschau vom 8. Juli 1996. Erst durch diesen Artikel habe ich nachträglich lesen und erfahren können, dass der damalige Gitarrist seiner Band Dave Stewart von den "Eurythmics" gewesen ist, eigentlich in dieselbe Kategorie "Weltstar" einzusetzen, wie Bob Geldof selber.

Ich habe mich schon öfter gefragt, was Bob Geldof wohl auf die Frage antworten würde, was denn sein skurrilster Auftritt gewesen sei. Vermutlich wäre sein Ausflug in den Südosten Bayerns da ziemlich weit oben auf seiner Liste gelandet. Eine andere meiner Erinnerungen ist, dass der Bassist seiner Band seinen Riesenjoint offen zwischen den Wirbeln seines Basses stecken hatte, welchen - die Tüte und nicht den Bass -  er mehrmals nach kurzem Abbrennen dann ins Publikum schnipste.
Ich hatte in diesem Jahr 3 meiner Neffen und Nichten aus den USA zu Besuch, die nach ihrem 14tägigen Trip nach "Good old Europe" ziemlich beeindruckt wieder zurück nach Hause flogen; zuerst Bob Geldof und J Watts in Kötzting und danach auch noch " Heroes del Silencio" und "ZZ-Top" in Sarching.
Meinen Töchtern - Jahrgänge 1981-86 - blieb von dem ganzen Auftritt in der Lindnerhalle vor allem eines im Gedächtnis: Gleich beim Eingang in die Halle gab es einen HIV-Aufklärungsstand mit kostenlosen und farbigen Kondomen und massenhaft Aufklebern zum freien Mitnehmen.

Mir selber ist von seinen vielen Songs damals einer dermaßen aufgefallen, dass ich mir in der Woche drauf die passende CD gekauft habe. Das Lied " The great Song of Indifference" passt auch sehr gut dazu, dass es ihm damals offensichtlich "scheißegal" gewesen war, ob ihm viele oder wenige Zuhörer feierten, Hauptsache die Stimmung war gut in der Lindnerhalle...... und sie war überragend gewesen für die Band und sein Publikum.
Hier der link zu dem Song, den Bob Geldof damals in Überlänge gespielt hatte.




Nachdem die Stadt Kötzting - anders als die Veranstalter in Sarching - ja schlecht bankrott gehen konnte, schlossen die Begegnungen des Jahres 1996 mit einem Riesendefizit ab, was die Verantwortlichen dazu brachte, zunächst das Konzept abzuändern und nach den Begegnungen 2000  dann ganz einzustellen.


Samstag, 4. Januar 2025

Erinnerungen an Altkötzting - Teil 44 der Burschenball von 1975

 In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen "Blick zurück" erlauben; zurück auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden; eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtagen,  Bällen, und vor allem mit Menschen.


Der Burschenball von 1975


Passend zur laufenden Recherche zum Anwesen "Lindnderbräu"  und zum 50ten Jubiläum des Pfingstbrautpaares von 1974 - Heinz Kolbeck und Eva Früchtl - hier die Bilder des Burchenballs aus dem Januar 1975, in dem ja immer das Pfingstbrautpaar des Vorjahres noch einmal im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Wolfgang Ludwig, der damalige Burschenvereinsvorstand, wusste zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht, dass er Monate später selber der Nachfolger seines Freundes Heinz Kolbeck als Kötztings nächster Pfingstbräutigam werden sollte.
Hier ein Bildbericht mit vielen bekannten Gesichtern - mit langen Haaren - der dazugehörige Zeitungsbericht scheint  aus den bei uns gelagerten Zeitungsbänden herausgerissen worden zu sein. Die Bilder haben den Veröffentlichungshinweis auf den 7.1.1975. Durch den fehlenden dazugehörigen Zeitungsartikel kann auch nicht dokumentiert werden, wer damals der Fotograf und Autor gewesen ist. 

In der ersten Reihe bei der Polonaise die Braut von 1974 Eva Früchtl mit dem Vorstand des Burschenvereins Wolfgang Ludwig. In der zweiten Reihe die Pfingstbraut von 1973 Annette Kühlmeyer mit dem Pfingstbräutigam des Vorjahres Heinz Kolbeck. Weiter zu erkennen, Frau Karg und Hans-Wolfgang Dittrich.


Die Polonaise zur Balleröffnung


v.l. Früchtl Evi - Wolfgang Ludwig - Anette Kühlmeyer, die Pfingstbraut von 1973 - Heinz Kolbeck
rechts im Hintergrund Hans-Wolfgang Dittrich, der Pfingstbräutigam von 1973






V.l. Wolfgang Ludwig - Wack Traurig - Ernst Treml - Knaut Ferdl - Hans Traurig

Viele bekannte Kötztinger: Im Vordergrund Sepp Schwarz und der "Kooperator" Gschlössl.


Die Ballgesellschaft  in der Jahnhalle. Wenn man in der Bild "hineinzoomt" kann man viele bekannte Gesichter - mit langen Haaren -  erkennen.


Der Burschentisch: mit Riedl Dieter und Michael Plötz

Von der Kötztinger Umschau - aus deren Fotosammlung die Bilder stammen, haben wir zwar keinen Zeitungsbericht, dafür aber den von der Kötztinger Zeitung.


Montag, 30. Dezember 2024

Erinnerungen an Altkötzting - Teil 44 Holzschnitt von Hans Sailer

 In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen "Blick zurück" erlauben; zurück auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden; eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtagen,  Bällen, und vor allem mit Menschen.

 Vermutlich bzw. ziemlich sicher, lautet der Titel des Holzschnittes des Kötztinger Lehrers und Künstlers Hans Sailer ganz anders. Frau Renate Serwuschok jedoch interpretierte die Stadtansicht der unteren Marktstraße mit all ihren Bildelementen um in ein Zusammentreffen von alt und neu, von  Kötztings Aufbruch und Bewahrung und stellte diesen Holzschnitt unter die Überschrift:

Neujahr in Altkötzting



1975 gab es trotz der enormen wirtschaftlichen Schwierigkeiten am südöstlichen Rande Deutschlands doch auch noch eine große Aufbruchstimmung.




Samstag, 28. Dezember 2024

Kötzting vor 110 Jahren - die Chronik von 1915

 

Kötzting im Jahre 1915

 

 

Erstes Exemplar des Kötztinger Anzeigers im neuen Jahr - vom 2.1.1915 -,  das ganze Leben dreht sich nun nur noch um den Krieg und dessen Auswirkungen. An den Stempeln und Beschriftungen ist gut zu erkennen, dass dies das Belegexemplar für die königliche Hof- und Staatsbibliothek in München war.


Während in allen vorherigen Jahreszusammenstellungen, die ich machen konnte, sich im  Kötztinger Anzeiger ein lebhaftes (klein)bürgerliches Leben widerspiegelte, das einem festen Jahresrhythmus folgte und damit durch seine Struktur unseren Vorfahren Sicherheit und Stabilität verlieh, war es mit dieser Sicherheit auch im persönlichen Nahbereich plötzlich vorbei. Nichts war mehr mit fröhlichen Theaterabenden, festlichen Bällen, lustigen Faschingsveranstaltungen und solemnen Namenstagsfeiern. All das passte einfach nicht mehr in die traurige Zeit. Auch die amtlichen Bekanntmachungen auf die ich in meiner Zusammenstellung zurückgreifen kann, z.B. das Amtsblatt für das Bezirksamt Kötzting, also in heutigem Sprachgebrauch das behördliche Mitteilungsblatt für den Landkreis Kötzting, ist einer der dicksten Bände unserer ganzen Sammlung von fast 100 Jahren und behandelt überwiegend Auswirkungen des Krieges auf das tägliche Leben der Bevölkerung, worunter hauptsächlich Lebensmittelbeschränkungen, Handels- und Verkaufsverbote, Back- und Schlachtverbote, Sammlungsaufrufe und Aushebungsgeschäfte (=Musterungen und Stellungsbefehle) zu verstehen sind.
Mit dem Hinweis auf das Kriegsjahr 1915 haben wir in unserer Sammlung auch das eine oder andere Soldatenbild von Kötztinger bekannten Familien.

DIA-Repro 230: Ansichtskarte Xaver Miethanner. (Xaver Miethaner war Viehhändler, der Bruder vom Besitzer des Gasthofes Miethaner am oberen Markt).

 

DIA-Repro 292 : Ansichtskarte Soldat 1915 erhalten von Hilde Frauenreuther. Franz Liebl, als Postkarte gelaufen. Feldpost! Infanterist Franz Liebl, Conditorei Kötzting/Bayr. Wald Neumarkt 3. April 1915. Fröhliche Ostern wünscht Ihnen Anton Stegmeier. (Stegmeier schickt ein Foto von  Franz Liebl an denselben).

DIA-Repro 2438: Albert Hofmann Kaitersbach als Soldat 1915 von Christa Bauer Kammern (Kamminger Wirt). 

Kriegslazarett in Kötzting

Beim "Dinkelmeyer" war damals in Kötzting ein Reservelazarett eingerichtet worden, von dem sich einige Bilder erhalten haben. 


DIA-Repro 2012


DIA-Repro 1164 vor dem Anwesen Dinkelmeyer, jetzt Möbelhaus Kurz, Lamer Str. Links von der Ordensschwester M. Deodata der Bezirksarzt Dr.Probst mit den Hilfsschwestern v.l. Fanny Henneberger, Marie Schötz, Marie und Fanny Liebl, Betti Krämer. (Marie und Fanny Liebl waren die Schwestern von Paula Dittrich)

Der Kötztinger Krieger= und Veteranenverein kündigt Anfang des Monats ein Wohltätigkeitskonzert verbunden mit einer Christbaumversteigerung  zugunsten des Kriegslazarettes in Kötzting an. Das Konzert soll am 24. Januar in ihrem Vereinslokal, dem Gasthaus Graßl stattfinden. ,Die Konzertmusik nebst Gesang zu dieser Veranstaltung haben in hochedler Weise musikalische Mitglieder des hiesigen Männergesangsvereins übernommen. Freiwillige Gaben zur Schmückung des Christbaumes, wie Baumschmuck, Konfekt, Bäckereien und Obst, werden mit größtem Danke entgegengenommen.

 


Die Veranstaltung selber verlief für den Verein äußerst zufriedenstellend. Auch der Gefallenen des Krieges 1870/71 wurde gedacht und nach den vorgetragenen Männerchor= und Orchesterstücken ergriff H.H. Pfarrer und Distriktsschulinspektor Nagler das Wort zu der Festrede, in welcher er den Werdegang des deutschen Reiches schilderte, aber auch den Grund für den jetzigen Weltkrieg (er wurde offensichtlich 1915 bereits so genannt) darlegte. Diesen interessanten historischen Ausführungen folgte, von allgemeiner Begeisterung getragen, von der ganzen Versammlung stehend gesungen das Lied: “Deutschland über alles in der Welt“



Der Erlös dieses Wohltätigkeitskonzertes und einer „von einigen Freunden der guten Sache im Krämerschen Lichtspieltheater gegebenen Vorstellung erbrachten 40 Mark und 200 Mark Reinertrag. Diese Beträge wurden dem Frauenverein des Roten Kreuzes in Kötzting als dem Träger des Lazarettes übergeben.

Das hiesige Vereinslazarett hat seit seinem Bestehen von der Bevölkerung schon viel Liebes und Gutes erfahren. Alles wetteifert, um seine Insassen warm zu betten und ihnen den Aufenthalt so angenehm als möglich zu machen. Man will sich damit dankbar erweisen für die Großtaten unseres Heeres, das in unvergleichlicher Ausdauer und Tapferkeit die Feinde vom Vaterland, Von Haus und Hof fern hält und dem endgültigen Siege zustrebt……

 



Wie im Vorjahr bereits mitgeteilt, fehlt in München in der Staatsbibliothek der komplette Zeitungsjahrgang von 1914. Aus diesem Grunde haben wir auch keine Nachrichten über gefallene Kötztinger Bürgerssöhne aus der Anfangszeit des Krieges. Schon in der dritten Ausgabe des neuen Jahrganges aber kommen dann die ersten traurigen Nachrichten von der Westfront. Max Kirschner, Bürgerssohn aus Kötzting, und August Lindner, Eisengießer aus Beckendorf, waren die ersten Gefallenen in dem noch jungen Jahr. 


 Bereits in der folgenden Ausgabe lasen dann die Kötztinger vom Tod des Sägers Michael Wühr, der in St. Mihiel in Frankreich begraben wurde. So ging es weiter, fast in jeder Ausgabe mussten die Kötzting von einem gefallenen, vermissten oder schwer verwundeten jungem Mann aus der näheren und weiteren Nachbarschaft lesen, den sie wohl alle gut kannten. Kein Wunder also, dass unseren Vorfahren keine Veranlassung hatten, frohe und lustige Feiern zu veranstalten.

 


Max Kirschner war übrigens der ältere, noch in Modlin in Böhmen geborene, Bruder von Julius Kirschner, der das Kaufmannsgeschäft seines Vaters später übernahm und als unermüdlicher Organisator und Finanzier den Fußballsport in Kötzting mitbegründete und diesen vor allem in den Krisenzeiten in den Anfangsjahren am Laufen hielt.

Da die Familie Kirschner dem jüdischen Glauben angehörte, fiel sie dem Terror des NSDAP Regimes zum Opfer und musste als direkte Folge des Novemberprogroms 1938  ihr Anwesen in der Marktstraße verkaufen. Einige Familienmitglieder konnten noch rechtzeitig auswandern, bevor die Ermordung der jüdischen Mitbürger begann. Wie gut und wie sehr gerade diese Familie in Kötzting 1915, also nur wenige Jahre vor dem Beginn des Dritten Reiches, angesehen und integriert war, zeigt auch ein Notiz, die Anfang Februar dem Kötzting Anzeiger einen Artikel wert war, nämlich die Nachforschungen, die der Onkel von Max Kirschner gemacht hatte, um mehr über den Tod seines Neffen herauszufinden.





Im August fiel der Chevauxleger Karl Oexler, Buchdruckereibesitzerssohn von Kötzting, also der Sohn des Herausgebers des Kötztinger Anzeigers

 



DIA-Repro 335: Soldatengruppe ca: 1915 von Fritz Röhrl. Johann Röhrl gef. 16.4.1917.

DIA-Repro 1816: Ansichtskarte 1915  Verlag Wilhelm Oexler, Kötzting  gelaufen am 10. März 1915.

 



Tod des früheren Kötztinger Bezirksamtsmannes v. Fuchs


Im Januar war überraschend der frühere Kötztinger Bezirksamtmann der kgl. Regierungsrat   - und seit 1912 Ehrenbürger von Kötzting -  Ludwig von Fuchs verstorben, dem Kötzting so vieles zu verdanken hatte. Bereits unter seinem Vorgänger, BZAmann von Koerbling, war das Projekt der Kötztinger Druckwasserleitung begonnen worden, die dann 1903 feierlich von beiden - Koerbling und v. Fuchs - eingeweiht wurde.

 Es ist eigentlich fast nicht zu glauben, dass wir von diesem Mann kein - oder fast kein - Foto in unserer Sammlung haben. Nur auf einer Collage des Turnvereins befindet sich ein nachträglich beschriftetes Bild dieses Mannes.
Bezirksamtmann v. Fuchs, der zweite von links.

Kötzting im Schnee


Vermutlich ebenfalls noch vom Januar 1915, auf jeden Falle vom Winter dieses Jahres, stammt ein Bild, das Kinder im Pfeffergraben beim Schneemannbauen zeigt.
DIA-Repro 1477: Haus von Hans Kroher Gehringstr.3, von  links Leopold Henneberger, davor die Kinder des Fotografen Pleier, rechts vom Schneemann Krämer Julius, Fritzl Kroher und Maxl Kroher.



Im Februar 1915 wurde in Ostbayern der 84. Geburtstag des Hofrats Maximilian Schmidt, genannt Waldschmidt gedacht und auch der Kötztinger Anzeiger veröffentlichte eine Anzeige dazu.





Der große Krieg und seine Auswirkungen im täglichen Leben der Bürger

 

Volksversammlung und Durchhalteparolen

 Beim Januel wird eine „Volksversammlung“ einberufen. Offensichtlich ist es der Bevölkerung auf dem Lande nur schwer zu vermitteln ihre Lebensmittelvorräte lückenlos bekannt- und danach anteilig abzugeben. Unter dem Losungswort: “Durchhalten“ sollte bei der Bevölkerung um Verständnis geworben werden und die Kötztinger Redner H.H. Pfarrer Nagler und der Hauptlehrer Drunkenpolz, Expositus Wendl aus Miltach und der Landwirtschaftslehrer Kuhn aus Kötzting versuchten ihren Zuhörern den Ernst der Lage nahezubringen. Aus allen Vorträgen kam der Gedanke zum Durchbruch, dass wir uns diese kleinen Einschränkungen in Bezug auf Verbrauch von Mehl und Getreide gefallen lassen müssen, um uns nicht seinerzeit den Vorwurf machen zu lassen, wir waren ein kleines Geschlecht in großer Zeit und dass wir wenigstens nach dem Kriege unseren tapferen Heldensöhnen draußen, wenn sie einmal zu uns zurückkehren, gerade ins Gesicht blicken können mit dem Bewusstsein „Auch wir zuhause haben unsere Pflicht getan

 Das Kleingeld geht aus in Deutschland

 Obwohl für mehr als 100 Millionen Mark Nickelmünzen im Werte von 10 und 5 Pfennig Münzen im Umlauf sind, macht sich ein starker Mangel an Nickelgeld bemerkbar. Erklärt wird dies damit, dass außerordentlich große Mengen von Münzen in den 100.000 Sammelbüchsen des Roten Kreuzes und anderer Wohlfahrtseinrichtungen aufgespeichert und damit dem freien Verkehr entzogen sind. Alle Wohlfahrtsvereine, die Sammelbüchsen verwenden, sollen daher den Inhalt der Büchsen so oft als möglich ausleeren und umwechseln. Im Oktober kommt es dann zur Prägung und Ausgabe von eisernen 5 Pfennigstücken.

  Jetzt geht’s an die privaten Vorräte:

 Der Krieg ist gerade einmal 7 Monate alt, aber es fehlt bereits an allen Ecken und Enden und so werden die ersten Beschränkungen im Lebensmittelhandel bekanntgegeben:
 22.2.1915   Magistrat Kötzting, Wensauer


Weizenbrot
darf nur mehr in einfach geformten runden Laibchen bereitet werden. Die Bereitung anderer Formen (Brezen, Hörnchen, Schnecken, Kaiser=Semmeln, Sternsemmeln usw.) ist verboten. Strafe 1500 Mark oder 3 Monate Gefängnis.  
Es darf Heu und Stroh nur mehr an die Proviantämter des III. Armeekorps geliefert werden. Verbot des Verkaufes durch Eigenbauer und Händler.  
Bekanntmachung neuer Regeln über das Ausmahlen von Brotgetreide.
Beschlagnahme von Brotgetreide, Mehl und Hafer. Es findet eine Nachkontrolle der am 1. Februar erfolgten Getreidemeldungen statt. Falschmeldungen können noch innerhalb einer Woche korrigiert werden, auf Nachsicht kann später nicht mehr gerechnet werden.
Vorhandene Goldmünzen in Privatbesitz dürfen nur, bei Vermeidung von strenger Strafe, bei den Behörden zum Nominalbetrag eingetauscht und nicht zum Goldwert anderweitig verkauft werden.

 


 Ankündigung der Erhebung der Kartoffelvorräte und der Schweinebestände. Jede Menge über 1 Zentner Kartoffeln muss angegeben werden. Strafandrohung 3000 Mark bzw. 6 Monate Gefängnis.
Auslaufen von Hausgeflügel auf die Felder und Wiesen vom 1. April bis letzten November verboten. Tauben dürfen nur vom 1. Juni bis 1. August und vom 1. November bis letzten Februar ausfliegen.
Bierpreiserhöhung: Ab 1. April wird in Kötzting, Grafenwiesen, Lam, Lohberg, Sommerau, Hohenwarth und im ganzen Zellerthal der Bierpreis erhöht und kostet das Bier in Kötzting dunkles 24 helles, 28 Pfg der Liter.




Beschlagnahme der Wollgefälle der Schafschur 1914/1915.
Müller dürfen privates Getreide nur noch bei Vorlage einer Mahlkarte ausmahlen oder gegen Mehl umtauschen.
Ausgabe der Brot und Mehlkarten für die Bevölkerung und besondere Regelungen für die Gastwirtschaften wegen durchreisender Fremder, die nicht im Besitz von Kötztinger Lebensmittelkarten sind.
Erneute Erfassung von Kartoffeln, Schweinen, Getreide und Mehl. Festlegung des täglichen Verbrauches von 240 g für Selbstversorger und 200 g für die versorgungsberechtigte Bevölkerung.
 Ausgabe der Mehl- und Getreidekarten für die neue Ernte.
Beschlagnahme und Meldepflicht von ungebrauchten Gegenständen von Kupfer und Messing.
Aufforderung auch an die Privathaushalte Sonnenblumen sorgfältig zu ernten und für 0.40 Mark pro Kilo bei den Sammelstellen abzugeben.
Erhebung der Getreide und Mehlvorräte.
Ankündigung der Beschlagnahme von Erzeugnissen aus Bastfasern.(Flachs, Jute, Hanf u.ä.).
Bestandsaufnahme von Kaffee, Tee und Kakao bei Gewerbetreibenden und Privathaushalten

 Selbst Kötztings Konfektionshäuser - hier Simon Hahn, damals Kötztings erstes Haus am Platze für feine Bekleidung, - waren froh, wenn sie Restemengen bewerben konnten.



 

Aus Erfahrung wird man klug:

 

 



Nachdem im August 1914, kurz nach der Mobilisierung und aus Angst vor Infiltrierung durch ausländische Spione, einige eigene Militärangehörige, die in Autos unterwegs gewesen waren, von übereifrigen Bürgern angegriffen worden und sogar zu Tode gekommen waren, ging man nun kein Risiko ein und warnte die Bevölkerung vorher, dass landende Freiballone zur eigenen Seite gehörten und deren Insassen eben nicht erschossen werden sollten.

 

 

 

 

 

 

Der Pfingstritt im Jahre 1915

 

 Am 6. Mai wird in einem Vorbericht festgestellt: wegen des Krieges werden heuer die Festlichkeiten auf Pfingsten in beschränktem Maße abgehalten und findet deshalb nur der Pfingstritt statt. Eine Vorfeier am Pfingstsonntag findet nicht statt. Überreichung eines Pfingstkränzchens an einen Pfingstbräutigam muß, da fasst alle jungen Männer zum Heere einberufen sind, unterbleiben. Verteilung der Ehrenfahnen findet statt. Der herkömmliche Burschenzug und die Pfingsthochzeit findet heuer ebenfalls nicht statt.

Am 16. Mai gab dann die Eisenbahnverwaltung bekannt, dass infolge der starken Beanspruchung ihres Wagenmaterials für Truppentransporte nur ein Teil ihres Wagenparkes zur Bedienung des an diesem Tage zu erwartenden stärkeren Verkehrs zur Verfügung stünde.

 



 



Der Bericht über den Pfingstritt selber steht auch eindeutig im Schatten der kriegerischen Zeiten:

Pfingsten, das liebliche Fest , von dem der Dichter singt, dass es ein Fest der Freude ist, das da feiere Wald und Haide, mussten wir heuer im Rauschen der Waffen und im Donner der Geschütze begehen. Gleichsam zum vergessen des Schweren und Bitteren, das der Krieg über Hunderte von Familien gebracht, hat die Natur uns mit Maienwonne reich beglückt, wie wir uns einer solchen seit langen Jahren nicht mehr erinnern….Manchen Reiter vermißten wir, der vielleicht im Schützengraben gegen den Feind streitet oder der für immer ausgekämpft hat. Obwohl es vorher nicht danach ausgesehen hatte, so war dann Ende Mai doch ein Kötztinger Bürger zum Pfingstbräutigam ausgewählt worden. Hochwürden Herr Kooperator Binder übergab das Pfingstkränzchen dem Bürgerssohn Herrn Georg Sperl, der in Uniform der Chevauxlegers die hohe Auszeichnung entgegennahm. Bader Costa aus Kötzting erhielt eine Fahne für seine 25jährige Rittteilnahme, bei dem 130 Wallfahrer zu Pferde gezählt wurden. Auch Herr Hauptmann Lindner eilte vom westlichen Kriegsschauplatz in seine Heimat, um den denkwürdigen Ritt mitzumachen.

DIA-Repro 947: Der Pfingstbräutigam Georg Sperl mit seinen Begleitern

 Der im Text des Kötztinger Anzeigers erwähnte Hauptmann Karl Lindner konnte somit an Pfingsten 1915 noch einmal seine Heimat besuchen, bevor es wieder zurück an die Front ging. Vermutlich bei diesem Heimatbesuch entstand das - der Inschrift nach - letzte Foto. das ihn zusammen mit seinem Vater zeigt. Im Dezember desselben Jahres verstarb dann sein Vater.

DIA-Repro 1279: " eine der letzteren Aufnahmen vor dem Garten im Hause"

Viele junge Kötztinger Männer im Krieg an der Front dachten wohl wehmütig an ihre Heimatstadt; drei von Ihnen wurden aktiv und schickten einen besonderen Gruß von der Front nach Kötzting.



 

Die vorausgegangen erhalten gebliebenen 13 Jahresbände des Kötztinger Anzeigers zeigten einen immer wiederkehrenden Jahreszyklus einer typischen Kleinstadt, die in ihren eigenen Traditionen ruhte und die mit sich und den drei, die Ordnung tragenden, Säulen Bürgerschaft – Kirche – Obrigkeit zufrieden war. Diese, als gottgegeben wurde sie wohl damals empfunden, Ordnung ist nun empfindlich und zu Ende des Krieges dann unwiederbringlich zerstört. Bereits im ersten Kriegsjahr brachte der Offiziator des Pfingstrittes diese Erwartung resp. Erkenntnis in seiner Rede anlässlich der Kranzlübergabe deutlich zum Ausdruck.

Es scheint als ob die alte Welt und ihre Ordnung zu Grunde gehen wollte und eine neue aus ihren Trümmern erstehen solle. Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, – das ist Pfingststurm der jetzt über Europa braust; Und neues Leben blüht aus den Ruinen – das wäre Pfingstsegen , den wir so sehr aus den unheimlichen Ruinen dieses Krieges ersehnen. Oh wenn ihr es uns sagen könntet, ihr wackeren Krieger, ihr tapferen Feldgrauen, die ihr heute im Waffenrock eures Königs und Kaisers Zeugen unserer ernst-feierlichen Feststimmung, rührende Begleiter des heurigen Pfingstrittes seid, ob wir bald diesen Pfingstsegen hoffen dürfen. 
Unsere Reihen sind heuer gelichtet, stark gelichtet...gar manches Roß und sein Reiter fehlen, die sonst sicher dabei wären – und „Roß und Reiter kehren niemals wieder“ müssen wir mit dem Dichter klagen, denn Roß und Reiter haben miteinander im Feindesland den Todesritt getan…. Aber dafür hat uns der glückliche Zufall seltene höchst liebgewonnene Gäste und Begleiter gebracht, Krieger aus dem Schützengraben und Feindeslande, Feldgraue unseres Lazarettes und unserer Heimat, allen voran unser wackerer Hauptmann Herr Karl Lindner, langjähriger Führer unseres Pfingstrittes, der es sich nicht entgehen ließ seinen Urlaub aus dem Feindesland gerade auf Pfingsten zu nehmen.....
Und in letzter Stunde noch hat uns eine glückliche Fügung einen wackeren Bürgerssohn aus Kötzting zugeführt, dem wir heuer mit besonders heißen Wünschen das Ehrenkränzchen überreichen wollen: es ist der Jüngling und Bürgerssohn H. Georg Sperl, Kontrolleur von hier. Im Feindesland verunglückt, kann er gerade noch recht den schönsten Tag Kötztings mitmachen in der Uniform des Chevauxleger=Regiments. Als dreivierteljähriger Kämpfer für deutsche Sitte, deutsche Treue und deutsche Sittlichkeit überreichen wir ihm gerne das Pfingstkränzchen, das Sinnbild deutscher Tugend und Sittlichkeit; es wird ihm wohl ein unvergessliches Andenken werden….

Und wenn’s morgen schon wieder fort heißt zum Ritt gegen den Feind, zage nicht und lass das alte Reiterlied Dir und Deinen Kameraden zu Pferde wieder mutig ins Herz singen: “Wohl auf Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd; ins Feld in die Freiheit gezogen;
im Feld da ist der Mann noch was wert, im Feld wird das Herz noch gewogen; 
da tritt kein andrer für ihn ein; auf sich selber steht er ganz allein.“

.Anschließend überreichte er die Ehrenfahnen und schloss auch diesen Vorgang mit einem schneidigen Appell an die Ritterlichkeit ab: Nehmen sie diese Ehrenfahnen entgegen und wenn morgen Sie der König zur Fahne ruft, dann sei Ihnen diese Ehrenfahne zur Losung: Siegesfahne!

 

Freiwillige Feuerwehr Kötzting

Angesichts der vielen jungen Männer, die im Kriegseinsatz an der Front sich befanden, wandte sich der Kötztinger Feuerwehr Kommandant Julius Krämer an die Kötztinger Jünglinge, die bereits 16 Jahre alt waren: es ergeht der Ruf der Freiwilligen Feuerwehr Kötzting beizutreten.

Aufruf zur Musterung 



Da nun auch immer jüngere Jahrgänge eingezogen wurden, wurde die Situation der Feuerwehr immer prekärer.




DIA-Repro 1824: Musterung (oder Reservisten), mit Abzeichen oder Blumen am Revers, vorne Bierkrug "Huber Kötzting", Original 10x15 im Rahmen Schnitzschule Kötzting. Originalfoto stark gewellt. 2. Reihe v.l. neben Harmonikaspieler ist Graßl Beckendorf.
DIA-Repro 1825 Musterung (oder Reservisten oder Verein) um 1915, Originalformat Bild 18x24, gemustertes Passepartout, Rahmen Schnitzschule Kötzting.


 

Erdbeben  und extremer Spätfrost in Kötzting

 


Meldung im KA vom 2.Juni: Heute morgen gegen ¾ 4 wurden die Schläfer durch eine Erderschütterung aufgerüttelt. Die Fensterscheiben klirrten. Das Beben dauerte ca. 4 Minuten. Alle Achtung, der Redakteur hatte wohl noch unter dem Eindruck des Ereignisses die Kurzmitteilung in den Artikel eingerückt.

Eine kurze Recherche im Internet unter: „Erdbeben-Bayern-1915“ erbrachte tatsächlich den Nachweis für den 2. Juni über ein beachtliches Beben. Der Erdbebendienst der LMU München zeigte auch in einer Karte wo in Bayern die Erbbebenwellen deutlich zu bemerken waren:

Isoseistenkarte (Linien/Flächen gleicher Intensität) des Magnitude Ml 5.0 Bebens bei Eichstätt (02 Juni 1915), verändert nach Lutz bzw. GD des LfU.

http://www.erdbeben-in-bayern.de/erdbebenkatalog/

 

Zwei Wochen später, am 17. Juni berichtet die Zeitung von einem sehr starken Frost, so stark, dass am Regen sich Eis bildete. Auch dies war natürlich hochproblematisch für die zu erwartende Ernte, die ja so wichtig war für die weitere Ernährung der Bevölkerung. Vor allem die Kartoffeln litten stark unter dem Frost, dies ließ Schlimmes befürchten, aber, die Mengen die im Herbst speziell bei den Kartoffeln geerntet wurden, waren außerordentlich hoch, so hoch, dass die Unterbringung der Früchte sogar Schwierigkeiten bereitete.

 

 

Erneutes Wohltätigkeitskonzert mit Christbaumversteigerung

 

So wie er das Jahr angefangen hatte so beschließt der Krieger und Veteranenverein Kötzting seinen Jahresreigen. Mit einer Wohltätigkeitsveranstaltung in seinen Vereinsräumen beim Gastwirt Grassl. Dieses Mal allerdings geht es um die 70(!) Vereinsmitglieder, die im Felde stehen und denen der Verein gerne Weihnachtsgaben senden möchte.

 

Theater der Josefs=Pflege

 

Selbst die Kinder und Jugendlichen der vom Josefsheim standen mit ihren Theateraufführungen unter dem Bann des Krieges. Das Hauptstück: „Judith“, die ihr unterdrücktes Volk mit einem Kraftakt vor dem Untergang bewahrte, stand für den Redakteur für ein Sinnbild des Kampfes Deutschlands gegen seine übermächtigen Gegner.  Alle übertreffen wollen wieder die ganz kleinen Größen der Bühne aus der „Kinderbewahranstalt“ mit ihrem lustig=edlen Kriegsstücklein: „Der lustige Zweiband“. Wer darum für ein paar Stunden Kriegsnot vergessen und (Kriegshumor) Kriegsfreude haben will, der komme Sonntag den 5.Dezember im Januelsaale und sehe.

 


Zum Jahresende hin ging es auch darum, an die Soldaten an der Front und an die Kriegsgefangenen zu denken und so standen immer wieder Aufrufe zur Spendensammlung in den Zeitungen.



Die Jahresausgabe des Kötztinger Anzeigers endet mit einer Vorausschau auf die Hundevisitation,  einer Bierpreiserhöhung und - trotz seiner schweren Verletzung - mit einer guten Nachricht über einen verletzten Kötztinger Soldaten.