Der "alte" Friedhof von Kötzting
Der Ausgangspunkt für diesen Blog war eine Mischung aus : möchte ich machen - sollte ich machen und muss ich machen.
Da meine eigenen und die Großeltern meiner Frau dort beerdigt sind, möchte ich selber gerne an diesen besonderen Platz erinnern. Einige Phototermine dort im vorletzten Jahr im Zusammenhang sowohl mit einem Bericht der Süddeutschen als auch mit der Mittelbayerischen Zeitung zeigte mir wieder einmal welch einen ganz besonderen Reiz unser "alter Friedhof ausstrahlt, trotz des Straßenlärms, der seit dem Einsturz der Friedhofsmauer von der Kreuzung her eindringt. Gleichzeitig sind auch bereits die Gefahren sichtbar, die diesem geschichtsträchtigen Ort drohen, weshalb ich das Gefühl hatte, ich sollte mal aus der Sicht der Kötztinger dessen Geschichte darstellen. Drittens ist es auch Teil unserer Schilderaktion, durch Stadtarchiv, Stadtmarketing und Waldverein, weshalb ich nun halt auch einen weiteren Beitrag liefern "muss".
Dieses "muss", bei der Schilderaktion hatte aber zur Folge, dass ich zuerst - im letzten Jahr - über den "ganz alten" Friedhof rund um die Pfarrkirche schreiben musste, um das Pferd nicht von hinten aufzuzäumen.
Fangen wir mal an mit dem ersten Plan, den wir von diesem Friedhof haben, um von dort aus dann zuerst zur Entstehungszeit zurückzugehen, und anschließend dann die Entwicklung dieses "gefriedeten" Hofes aufzuzeigen.
Da meine eigenen und die Großeltern meiner Frau dort beerdigt sind, möchte ich selber gerne an diesen besonderen Platz erinnern. Einige Phototermine dort im vorletzten Jahr im Zusammenhang sowohl mit einem Bericht der Süddeutschen als auch mit der Mittelbayerischen Zeitung zeigte mir wieder einmal welch einen ganz besonderen Reiz unser "alter Friedhof ausstrahlt, trotz des Straßenlärms, der seit dem Einsturz der Friedhofsmauer von der Kreuzung her eindringt. Gleichzeitig sind auch bereits die Gefahren sichtbar, die diesem geschichtsträchtigen Ort drohen, weshalb ich das Gefühl hatte, ich sollte mal aus der Sicht der Kötztinger dessen Geschichte darstellen. Drittens ist es auch Teil unserer Schilderaktion, durch Stadtarchiv, Stadtmarketing und Waldverein, weshalb ich nun halt auch einen weiteren Beitrag liefern "muss".
Dieses "muss", bei der Schilderaktion hatte aber zur Folge, dass ich zuerst - im letzten Jahr - über den "ganz alten" Friedhof rund um die Pfarrkirche schreiben musste, um das Pferd nicht von hinten aufzuzäumen.
Fangen wir mal an mit dem ersten Plan, den wir von diesem Friedhof haben, um von dort aus dann zuerst zur Entstehungszeit zurückzugehen, und anschließend dann die Entwicklung dieses "gefriedeten" Hofes aufzuzeigen.
Ein Friedhof hatte und hat zwingend eine Umfriedung zu haben, einen Zaun oder Mauer also, der die Ruhe der Toten garantierte.
Ausschnitt aus dem Plan der Uraufnahme Kötztings zu Anfang des 19. Jahrhunderts, entnommen aus dem Buch Kötzting 1185-1985 |
Der Friedhof auf diesem Plan aus dem beginnenden 19. Jahrhundert bestand nur aus der heutigen untersten Eingangsebene, nicht einmal bis zu der Stelle, an der bis vor wenigen Jahren das "neue" Leichenschauhaus gestanden hatte.
Das Anwesen mit der Nummer 3 auf dem Plan ist der Amberger Hof. Die Nr. 2 ist die ehemalige Bäckerei Liebl und die Nummer 1 war die Kötztinger "Schmiede am oberen Tor", heutzutage die Schmiede Kuglmeier. das Gebäude unterhalb der Schmiede - mit "X" gekennzeichnet - war das sogenannte Chamauer Tor, eines von mehreren Markttoren - genauer gesagt, das letzte, welches abgerissen worden war, die anderen verschwanden schon Jahrhunderte früher.
Nach dem Marktbrand von 1867 wurden die Häuser Nr. 1 und 159 zugunsten einer neuen Straßenführung geopfert (rote Pfeile). Haus Nummer 159 verschwand ersatzlos und die Familie Kuglmeier (Hnr 1) erbaute ihre neue Schmiede neu und zwar außerhalb des Standortes des Markttors. Beim Bau des Sporthauses Wanninger, im Mai 1994, reichte die Baugrube bis an die Garage der Familie Kuglmeier heran, wo man die alten Fundamente des früheren Markttores noch finden konnte.
Die, zu Anfang des 20. Jahrhunderts so benannte, Holzapfelstraße war noch eine schwer zu befahrene Hohlgasse, außerhalb des Marktes. Die Gehringstraße gab es noch gar nicht sondern nur eine kleine Gasse mitten quer hindurch durch die Hinterhöfe die einzelnen Marktlehen der rechten Marktstraßenseite, die Bollburggasse. Die kleine Gasse neben der Sonnenapotheke gibt eine ungefähre Vorstellung vom Verlauf dieser schmalen Gasse, auch wenn die eigentliche Bollburggasse erst zwei Häuser weiter oben ihren Anfang hatte.
So ist also der Zustand, wie wir ihn aus einem ersten Plan des Friedhofes kennen, unten in der Pfarrkirche ein Bestand an Familiengräbern von Kötztinger Familien, die auf ihr altes Familienrecht pochten und heroben, außerhalb der Marktbefestigung, fanden dann alle übrigen, neu hinzugekommenen Bürgersfamilien bzw. eben dann Verstorbene aus dem weiten Umkreis der umfangreichen Pfarrei Kötztings ihre Begräbnisstätte.Die, zu Anfang des 20. Jahrhunderts so benannte, Holzapfelstraße war noch eine schwer zu befahrene Hohlgasse, außerhalb des Marktes. Die Gehringstraße gab es noch gar nicht sondern nur eine kleine Gasse mitten quer hindurch durch die Hinterhöfe die einzelnen Marktlehen der rechten Marktstraßenseite, die Bollburggasse. Die kleine Gasse neben der Sonnenapotheke gibt eine ungefähre Vorstellung vom Verlauf dieser schmalen Gasse, auch wenn die eigentliche Bollburggasse erst zwei Häuser weiter oben ihren Anfang hatte.
Kötztings Bürger kämpfen um den Erhalt ihres Friedhofes
(ringsrum um die Pfarrkirche)
Staatsarchiv Landshut Regierung Straubing A 4132 |
Das zentrale Dokument, das uns darüber Auskunft gibt stammt aus dem Jahre 1611und trägt die Überschrift:
Akt
Magistrat des Markts zu Kötzting
contra dasiges gericht wegen der
Sepultur im churfürstl. Schloß oder
Sepultur acker so anderen
Magistrat des Markts zu Kötzting
contra dasiges gericht wegen der
Sepultur im churfürstl. Schloß oder
Sepultur acker so anderen
de anno
1611
Die Diskussion im Jahre 1611 ähnelt den Debatten, die es in Kötzting ab den 70er Jahren gab, als der neue Friedhof an der Hausinger Straße gebaut worden war und es zusätzlich einen Beschluss gab, einen Stichtag einzuführen, ab dem auf dem "alten Friedhof" nicht mehr beerdigt werden durfte. Im Wesentlichen gleichen die derzeitigen Ängste und Wünsche, was denn aus unserem alten Friedhofsgelände denn nun werden solle, den Beschwerden und Diskussionen im Jahre 1611.
Die Kötztinger Bürger beschwerten sich bei der Regierung in Straubing, dass der Kötztinger Landrichter versuchen würde, Beerdigungen im unteren Friedhof schlichtweg zu verhindern und nicht davon zurückschrecken würde, bereits ausgehobene Gräber wieder zuschütten zu lassen.
Der Magistrat - unterstützt durch die Mehrheit seiner Kötztinger Marktsbürger - will weiterhin jede Beschränkung des unteren Friedhofes verhindern und führt dabei als Gründe auch den Zustand und die Entstehungs- und Verwüstungsgeschichte unseres alten Friedhofes an.
"es sollen die verstandtenen 12 H.H. Messen durch allhiesigen Herrn Pfarrherren in dem von uns erpauthen obern Seelhaus und zwar monnatlich iedesmahl an dem von wohlgedachten Herren Pfarrer resolviert und bereiths ausgesteckhten Tag gelesen werden".
Die Familie Krieger hatte also eine Kapelle auf dem Friedhof gestiftet und dort sollten dann auf ewige Zeiten monatliche Messen gelesen werden, deren Bezahlung durch die beiden Wiesengrundstücke für alle Zeiten gesichert sein sollte.
Aus späteren Jahren - Anfang 19. Jhdt - kennen wir einen Bauplan für einen Anbau eines Leichenschauhauses, in diesem Plan kann man auch diese Seelenkapelle erkennen.
Der Hintergrund für diese Neuerung ist der gesetzliche Auftrag einen Leichenschauzwang einzuführen und die private Aufbewahrung der Toten zuhause zu verbieten. Diese, ich nenns mal, Aussegnungshalle stand an der südlichen Ecke des Friedhofes.
Die Kötztinger Bürger beschwerten sich bei der Regierung in Straubing, dass der Kötztinger Landrichter versuchen würde, Beerdigungen im unteren Friedhof schlichtweg zu verhindern und nicht davon zurückschrecken würde, bereits ausgehobene Gräber wieder zuschütten zu lassen.
Der Magistrat - unterstützt durch die Mehrheit seiner Kötztinger Marktsbürger - will weiterhin jede Beschränkung des unteren Friedhofes verhindern und führt dabei als Gründe auch den Zustand und die Entstehungs- und Verwüstungsgeschichte unseres alten Friedhofes an.
- Der größte Teil des Palisadenzaunes (übrigens aus eichenen Pfosten aus den gerichtischen Wäldern am Rossberg), der Magistrat spricht von "Stockhata" wäre entfernt worden. (damit wäre die Umfriedung nicht mehr gewährleistet)
- Dieser, damals neue und außerhalb der Marktbefestigung gelegene, Friedhof war nur zu "Sterbsleuffen" angelegt worden, also wegen einer grassierenden Seuche, zumeist als Pest bezeichnet. Es war aber vermutlich aber eine andere Infektionskrankheit.
- Hätte man den oberen Friedhof als Dauerlösung anlegen wollen, dann hätte man auch eine ganz andere Umfriedung durchgeführt.
- Wegen dieses "Ausweichfriedhofes" war auch niemals beim Bischof in Regensburg um eine "Consecration" nachgefragt worden, sondern die Weihe geschah durch den Pfarrer von Chamerau, damals noch Verwalter der Dechanei, ganz einfach "per aquam benedictam", also durch Weihwasser.
- Die Anlage erfolgte durch Romanus von und zu Hoholting wegen der grassierenden Seuche.
- Trotzdem wurde zu allen Zeiten - außer bei Sterbsleuffen - weiterhin im alten unteren Friedhof beerdigt.
Wir haben hier also den Gegensatz von : "gesunder Lufft" einerseits und "Sterbsleuffe" auf der anderen.
Die Bürger bestanden darauf, dass der Pfarrer und nicht der Pfleger zu entscheiden hätte, wer wo beerdigt werden würde.
Dies alles wäre nicht der Grund bei der Regierung sich zu beschweren, nun aber hätte der Herr Pfleger das "Viechtacher Fändl", Soldaten also, nach Kötzting transferiert und den Friedhof bei der Pfarrkirche als Aufenthaltsort der Soldaten bestimmen wollen. Dem gegenüber aber stünde die vom Herzog 1598 heraus gegebene Order (hier Libel genannt), welches den Missbrauch von geweihten Orten unter große Strafe stelle.
Der Pfleger könne mit den Rüstungen auf den Gängen ringsherum am Schloss hantieren wie er wolle, den Friedhof aber müsse er - zumindest zu guter Luftzeiten - unangetastet lassen. Punkt.
Die Bürger bestanden darauf, dass der Pfarrer und nicht der Pfleger zu entscheiden hätte, wer wo beerdigt werden würde.
Dies alles wäre nicht der Grund bei der Regierung sich zu beschweren, nun aber hätte der Herr Pfleger das "Viechtacher Fändl", Soldaten also, nach Kötzting transferiert und den Friedhof bei der Pfarrkirche als Aufenthaltsort der Soldaten bestimmen wollen. Dem gegenüber aber stünde die vom Herzog 1598 heraus gegebene Order (hier Libel genannt), welches den Missbrauch von geweihten Orten unter große Strafe stelle.
Der Pfleger könne mit den Rüstungen auf den Gängen ringsherum am Schloss hantieren wie er wolle, den Friedhof aber müsse er - zumindest zu guter Luftzeiten - unangetastet lassen. Punkt.
Weiter schreiben die Bürger, dass der Friedhof vor 28 Jahren - also 1583 - als hier die "paestis leider sehr hoch regierte" der damalige Pfleger Romanus von Hoholtigen darüber beschwert hatte, dass die verstorbenen Personen bei ihm durchs Schloss getragen worden sind. Aus diesem Grunde wurde "ein neuer Sepultur ausser Markhts aufgericht". ... auf kein anders als die Sterbsleuff und Auswendige des Markts, so in die Pfarr gehörig.
Diese Einlassung sagt also bereits, dass nicht nur "Pest"tote, sondern auch andere Pfarrangehörige - eben von den umliegenden Ortschaften - im oberen Friedhof beerdigt werden sollten, nur eben nicht die Kötztinger Bürger.
Nun aber kämen die Verwüstungen durch das "Viechtacher Fändl" hinzu: ...und anietzt mit Aufwerffung des Schanzgrabens daselb solchermassen nit allein verwüst worden, dass er ein erschröckliches wesen anzehören zugescheigen zesehen ist, sondern dardurch gar engfengig worden, auch die Pfarrmenig groß, und der Communicanten ausser dero Jugend bej Sechzehnhundert hat, und der noch uberbleibende kleinste Thaill des Freithofs was wässerig, also das die verstorbenen Leuth maistens im Wasser ligen und begraben werden miessen, und zu einer solchen Pfarrmenig der gemelt Freithof vil zu enng und clain were.
Cornelius Meder der Pfleger, über den sich die Kötztinger beschwert hatten, ist inzwischen verstorben und sein Nachfolger im Amt des seiner "Durchlaucht in Bayern Rat, Oberhauptmann, Pfleger, Castner und Vogtrichter" in Kötzting musste nun - 1612 - der Regierung in Straubing, die in Sachen "geweihter Orte" sehr strenge Maßstäbe setzen musste, stellvertretend Antwort geben:
- "Es wäre nit ohne, dass durch den von ihrer Durchlaucht vor diesem alhier geordneten Capitan Martin ein ziemblicher Thaill grundts hinweggnomben und die Sepultur dadurch geschmälert worden. ( im unteren Friedhof um die Kirche)
- Mit etwas Mühe können man aber den Schaden wieder beheben.
- Würde man den unteren Friedhof wieder vollkommenf freigeben, würde dies einem fürstl Pfleger, welcher im fürstl Schloß hausen muess und demselben die verstorbenen leichnamb stracks vor seinem Zymer darzue er wohnen thue für und zur begrebnus tragen werden, hoch beschwerlich geneueg sein und fallen wurde."
- Seintemallen aber obverstandenermassen der gedachte Gottesackher vor dem markht durch die aufgeworffene Stocada oder Schanzgraben zimblich starckh geschmällert und zerrissen das derselb unverwart anyetzt gleich offen stehen thuet und dermassen verwiesstet worden, dass cum venia (mit Verlaub) Hundt und Schwein darauf um gehen mögen. Selbicher auch vor der zeit allein der Sterbsleuff halber fürgenommen worden.
Wie haben wir uns also den Kötztinger "Ausweichfriedhof" vor dem 30jährigen Krieg vorzustellen?
Eine provisorische Begräbnisstätte, die zuerst einmal - 1583- mit einem Zaunlattenzaun umgeben war um die Toten der Seuchenzüge aufzunehmen. Durch militärische "Tiefbauarbeiten" - in Form eines Wallgrabens und eines Dammes mit Palisaden - quer durch den Friedhof gleicht dieser mehr einem Truppenübungsplatz und von einer Umfriedung - auch um Tiere abzuhalten - kann nicht mehr gesprochen werden.
Es war also alles andere als eine würdige Begräbnisstätte und so war es kein Wunder, dass die Kötztinger Bürger dafür auf die Barrikaden gingen.
Aber bald war das nicht mehr wichtig. Am 30.11.1633 geschah die Katastrophe, ein Kötztinger Bürger - Khieninger mit Namen - erschoss den Parlamentär der "Schweden" auf seinem Pferd, worauf diese den Markt umstellten, an mehreren Stellen Feuer legten und mit Gewalt verhinderten, dass die Kötztinger Bewohner sich aus dem brennenden Markt heraus retten konnten und viele davon jämmerlich im Ort verbrannten.
Die Kötztinger Taufmatrikel (Band 1) beginnen mit einem Status Animarum, also einer Seelenbeschreibung. Im Markt Kötzting - inklusive Knechte, Mägde und Kinder - leben 1639 weniger als 300 Personen. Nimmt man die damals bereits belegbaren, ungefähr 135-150, Anwesen als Maßstab, sollten in Kötzting mit Kindern, Personal und Inwohnern sicherlich , mehr als 1000 Bewohner gelebt haben. Die Überlebenden hatten sicherlich für mehrere Generationen genügend Platz auf dem Friedhof, wie man auch an den weiteren Einträgen in den Pfarrmatrikeln erkennen kann. Erst ab dem Ende des 17. Jahrhunderts ist in den Einträgen - Geburten, Hochzeiten und Sterbefälle - ein Niveau erreicht, welches sich dann nur noch mit normalen Schwankungen um einen gleichbleibenden Mittelwert von Jahr zu Jahr verändert.
Eine provisorische Begräbnisstätte, die zuerst einmal - 1583- mit einem Zaunlattenzaun umgeben war um die Toten der Seuchenzüge aufzunehmen. Durch militärische "Tiefbauarbeiten" - in Form eines Wallgrabens und eines Dammes mit Palisaden - quer durch den Friedhof gleicht dieser mehr einem Truppenübungsplatz und von einer Umfriedung - auch um Tiere abzuhalten - kann nicht mehr gesprochen werden.
Es war also alles andere als eine würdige Begräbnisstätte und so war es kein Wunder, dass die Kötztinger Bürger dafür auf die Barrikaden gingen.
Ganz Kötzting ist ein großer Friedhof
Aber bald war das nicht mehr wichtig. Am 30.11.1633 geschah die Katastrophe, ein Kötztinger Bürger - Khieninger mit Namen - erschoss den Parlamentär der "Schweden" auf seinem Pferd, worauf diese den Markt umstellten, an mehreren Stellen Feuer legten und mit Gewalt verhinderten, dass die Kötztinger Bewohner sich aus dem brennenden Markt heraus retten konnten und viele davon jämmerlich im Ort verbrannten.
Die Kötztinger Taufmatrikel (Band 1) beginnen mit einem Status Animarum, also einer Seelenbeschreibung. Im Markt Kötzting - inklusive Knechte, Mägde und Kinder - leben 1639 weniger als 300 Personen. Nimmt man die damals bereits belegbaren, ungefähr 135-150, Anwesen als Maßstab, sollten in Kötzting mit Kindern, Personal und Inwohnern sicherlich , mehr als 1000 Bewohner gelebt haben. Die Überlebenden hatten sicherlich für mehrere Generationen genügend Platz auf dem Friedhof, wie man auch an den weiteren Einträgen in den Pfarrmatrikeln erkennen kann. Erst ab dem Ende des 17. Jahrhunderts ist in den Einträgen - Geburten, Hochzeiten und Sterbefälle - ein Niveau erreicht, welches sich dann nur noch mit normalen Schwankungen um einen gleichbleibenden Mittelwert von Jahr zu Jahr verändert.
Der Obere Friedhof
Im 18. Jahrhundert nun enden die Zeiten, in denen die Kötztinger alteingesessenen Bürger auf die Begräbnisstätte vor dem Markttor herabgesehen hatten.
In den Regensburger Pfarrakten findet sich ein Schreiben des Kötztinger Pfarrers Müllpacher aus dem Jahre 1716 in dem er dem Ordinariat den Bau einer Seelenkapelle mit "Ossuarium und Todtenkammer" meldet und berichtet, dass auf dessen Altar zum Trost der armen Seelen "etliche hl. Messen" gelesen werden würden. Hans Krieger und seine Frau Agnes, eine geborene Billich und die Großmutter des späteren Kötztinger Kammerers Wolfgang Samuel Luckner, waren wohl die angesehensten Bürger Kötztings welche sich besonders um diesen "oberen Freidhof" kümmerten. Am 1.8.1724 stifteten sie für ihr ewiges Seelenheil (BZA Regensburg Pfarrakten Kötzting Nr. 8) die Hammerwiese und die Marktmühlwiese. Wörtlich heißt es in dem Stiftungsbrief:
In den Regensburger Pfarrakten findet sich ein Schreiben des Kötztinger Pfarrers Müllpacher aus dem Jahre 1716 in dem er dem Ordinariat den Bau einer Seelenkapelle mit "Ossuarium und Todtenkammer" meldet und berichtet, dass auf dessen Altar zum Trost der armen Seelen "etliche hl. Messen" gelesen werden würden. Hans Krieger und seine Frau Agnes, eine geborene Billich und die Großmutter des späteren Kötztinger Kammerers Wolfgang Samuel Luckner, waren wohl die angesehensten Bürger Kötztings welche sich besonders um diesen "oberen Freidhof" kümmerten. Am 1.8.1724 stifteten sie für ihr ewiges Seelenheil (BZA Regensburg Pfarrakten Kötzting Nr. 8) die Hammerwiese und die Marktmühlwiese. Wörtlich heißt es in dem Stiftungsbrief:
Stadtarchiv Bad Kötzting AA IX-3 Anbau eines Leichenschauhauses an die Friedhofskapelle |
Die Familie Krieger hatte also eine Kapelle auf dem Friedhof gestiftet und dort sollten dann auf ewige Zeiten monatliche Messen gelesen werden, deren Bezahlung durch die beiden Wiesengrundstücke für alle Zeiten gesichert sein sollte.
Aus späteren Jahren - Anfang 19. Jhdt - kennen wir einen Bauplan für einen Anbau eines Leichenschauhauses, in diesem Plan kann man auch diese Seelenkapelle erkennen.
Der Hintergrund für diese Neuerung ist der gesetzliche Auftrag einen Leichenschauzwang einzuführen und die private Aufbewahrung der Toten zuhause zu verbieten. Diese, ich nenns mal, Aussegnungshalle stand an der südlichen Ecke des Friedhofes.
Es ist dieselbe Zeit, als Hans Krieger sein Testament macht und sich mit der Seelenkapelle auch ein Denkmal setzt, als die ersten Häuser längs der nördlichen Friedhofsmauer - heutzutage Kupferschmiedgasse und damit ebenfalls außerhalb der Marktbefestigung - errichtet werden.
Ebenfalls 1724 leiht sich der Kötztinger Glaser Ander Steidl Geld zur Neuerbauung "seines Häusl in der Sandgrube beim obern Freidhof"
Beide Friedhöfe stehen nun in Kötzting gleichberechtigt nebeneinander und in dem Maße, wie die Zahl der Pfarreiangehörigen steigt, wird es auch nötig, den Friedhof zu erweitern. Dies um so mehr, als die Regierung aus hygienischen Gründen im 19. Jahrhundert die Beerdigungen im unteren Friedhof schlichtweg verbietet.
Soweit die Theorie.....
Der Magistrat kontert trickreich - 1836 - wegen des "Verboth des Begrabens im unteren Gottesacker" - wird einfach mal nachgefragt "ob auch fundierte Plätze gesperrt bleiben oder nur die
neuen". Der Magistrat traut sich nicht an der heiße Eisen der Familiengräber der alteingesessenen Kötztinger Bürgersfamilien heran.
Natürlich folgen die kgl. Beamten der Aufforderung der Regierung und auch den neu hinzu gekommenen Bürgersfamilien bleibt nichts anderes übrig, als nun endgültig auf dem oberen Friedhof auszuweichen und dort ihre Familiengräber zu errichten. Es gab aber einige Familien, die weiter auf ihr herkömmliches Recht beharrten und dieses auch bis herauf ins 20. Jahrhundert hartnäckig durchfochten. Grundsätzlich aber war es um die Jahrhundertwende dann endgültig entschieden, es wird nur noch "oben" beerdigt.
Nachdem nun endgültig der Würfel für den oberen Friedhof gefallen sind, werden dann langsam auch Vorstellungen entwickelt, dem ganzen ein würdiges Aussehen zu geben und auch schon mal an Erweiterungen zu denken.
1866 werden diese Planungen konkret und wir kennen aus dieser Zeit den Vorschlag eine repräsentative Ummauerung und einen zentralen Eingang zu errichten.
Gleichzeitig wird auch schon mal die Möglichkeit eingeplant, den Friedhof nach hinten oben zu erweitern:
So war die Planung für Mauer und Tor und auch gleichzeitig mit Berücksichtigung einer Erweiterung...... aber es kam anders
Nachdem diese Feuerwalze, die ausgehend vom Brandort (heutzutage Gastwirtschaft Dreger) nach beiden Seiten, nach oben und unten, sich solange ausweitete, bis die Flammen keine Nahrung mehr fanden UND dies bereits zum zweiten mal in dieser Form passiert war - der Marktbrand von 1717 hatte ähnliche Ausmaße und lief auch ähnlich ab - beschloss der Magistrat drei Feuerschneisen in den Verlauf der Häuserreihen zu errichten. Aus diesem Grunde entstanden die jeweiligen Verlängerungen der Metz- und Schirnstraße hinüber zu der (heutigen) Gehringstraße und die Verlängerung der Marktstraße vom (heutigen) Schuh Liebl bis zum Stoppschild vorne beim unteren Oexler. All die Verhandlungen um Grundabtretungen, Versicherungen und die entsprechenden Planungen benötigten einige Zeit und so dauerte es auch bis zum Jahre 1873, bis die Planungen für ein neues Leichenschauhaus konkret wurden.
Diese neue Gebäude sollte aber nicht mehr vorne an der Mauer hin zum "Torplatz" sondern an der gegenüberliegenden rückwärtigen Seite entstehen.
Ein erster Plan platziert dieses Gebäude noch frontal am Ende des Hauptweges:
Dies ist nun der Entwurf - in Größe und Platzierung. Der Magistrat entscheidet sich für einen Neubau, der etwas kleiner ausfällt und platziert ihn in die linke obere Ecke des Friedhofes, der in diesem Falle, anders als in der eher idealisierten Darstellung des obigen Planes, auch nicht exakt rechteckig ist, sondern an seiner oberen Grenze schräg auf die Mauerseite zuläuft, was auch die "schräge Lage" das Leichenschauhauses später im Friedhof erklärt.
So, nun ist unser "alter Friedhof" zunächst einmal komplett, er hat zumindest auf den dem Markt zugewandten Seiten eine Ummauerung und wird auch von der Bevölkerung als ihr Friedhof angenommen.
In einer ersten Erweiterung wurde nun der Friedhof nach oben erweitert und dabei aber noch der Grundstückstreifen der Familie Hastreiter ausgeklammert und die große Stützmauer des Friedhofes hin zur Hohlgasse der Holzapfelstraße errichtet.
In den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhundert war es schon wieder zu eng geworden und der Magistrat entschloss sich, das Anwesen der Familie Hastreiter aufzukaufen und den Friedhof damit zu arrondieren. Diese Erweiterung kann man gut an den seitlich immer noch tiefer liegenden länglichen Friedhofsteil erkennen.
Einschub in eigener Sache, um die ganzen Vorgänge nicht zu kompliziert zu machen:
Wenn hier vom Magistrat die Rede ist, so ist das eine verkürzte Darstellung. Die Sepulturgemeinde, die Kirchenverwaltung, der Kötztinger Magistrat, die umliegenden Dörfer: alle hatten hier in Teilbereichen Verantwortung, moralische bzw. finanzielle. Diese einzelnen Zuständigkeiten bei den einzelnen Bauabschnitten-Grundstückskäufen-Reparaturen auseinander zu dröseln, war schon in der Vergangenheit nur dadurch möglich, dass Kompromisse geschlossen haben werden müssen, weil die Aktenlage keine eindeutigen Aussagen mehr zugelassen hatte. Wenn ich hier also vom Magistrat spreche, so bedeutet das eigentlich nur, dass von offizieller Seite gehandelt wurde. Wer sich mit wem dabei abstimmen musste bzw. sich abgestimmt hat ist fast nicht mehr -rechtlich einwandfrei - festzustellen.
Hier einige Bilder aus dem bestand des Staatsarchives Landshut zum Mauereinsturz.
Sein Vorschlag, wie mit der innenliegenden Böschung zu verfahren war, entspricht schon eher der Ausführung, wie wir sie heute noch kennen.
Wieder reichte der Platz nicht und der Friedhof wurde weiter den Berg hinauf geöffnet, eine kräftige Mauer sollte nun den nordöstlichen Abschluss bilden, aber weit gefehlt, der Zweite Weltkrieg mit seinen vielen Flüchtlingen und Vertriebenen, die Soldaten, die noch in den letzten Kriegstagen hier gefallen waren, Alle benötigten einen "letzten" Platz. Und so wurde die oberste "Abschlussmauer" mit roher Gewalt wieder aufgebrochen, eine Treppenanlage errichtet und der aller oberste Gottesacker entstand, der nun sogar einen eigenen oberen Zugang ermöglichte.
Zurück noch einmal zu den Jahren gleich nach dem zweiten Weltkrieg:
Im bis dahin obersten, und neuesten, Friedhofsteil wird durch die Umstände der Vertreibung und des enormen Bevölkerungszuwachses, den der Landkreis Kötzting und damit auch die Pfarrei Kötzting zu verkraften hatte, der Platz schlicht weg zu wenig.
Ebenfalls 1724 leiht sich der Kötztinger Glaser Ander Steidl Geld zur Neuerbauung "seines Häusl in der Sandgrube beim obern Freidhof"
Der "untere" Friedhof wird geschlossen
Beide Friedhöfe stehen nun in Kötzting gleichberechtigt nebeneinander und in dem Maße, wie die Zahl der Pfarreiangehörigen steigt, wird es auch nötig, den Friedhof zu erweitern. Dies um so mehr, als die Regierung aus hygienischen Gründen im 19. Jahrhundert die Beerdigungen im unteren Friedhof schlichtweg verbietet.
Soweit die Theorie.....
Der Magistrat kontert trickreich - 1836 - wegen des "Verboth des Begrabens im unteren Gottesacker" - wird einfach mal nachgefragt "ob auch fundierte Plätze gesperrt bleiben oder nur die
neuen". Der Magistrat traut sich nicht an der heiße Eisen der Familiengräber der alteingesessenen Kötztinger Bürgersfamilien heran.
Natürlich folgen die kgl. Beamten der Aufforderung der Regierung und auch den neu hinzu gekommenen Bürgersfamilien bleibt nichts anderes übrig, als nun endgültig auf dem oberen Friedhof auszuweichen und dort ihre Familiengräber zu errichten. Es gab aber einige Familien, die weiter auf ihr herkömmliches Recht beharrten und dieses auch bis herauf ins 20. Jahrhundert hartnäckig durchfochten. Grundsätzlich aber war es um die Jahrhundertwende dann endgültig entschieden, es wird nur noch "oben" beerdigt.
Der Friedhof soll schöner (und größer) werden
Nachdem nun endgültig der Würfel für den oberen Friedhof gefallen sind, werden dann langsam auch Vorstellungen entwickelt, dem ganzen ein würdiges Aussehen zu geben und auch schon mal an Erweiterungen zu denken.
1866 werden diese Planungen konkret und wir kennen aus dieser Zeit den Vorschlag eine repräsentative Ummauerung und einen zentralen Eingang zu errichten.
StA La Rep 164/8 Nr. 470: am linken Ecke steht noch die Seelenkapelle in der (späteren) Kupferschmiedgasse existieren bereits 2 Häuser >>> es geht um die untere Front >b< |
Anblick vom heutigen Torplatz aus |
Detail der Mauer zwischen Kapelle und Tor |
.. |
Der Stadtbrand von 1867
Am Montag den 3. Juni 1867, wenige Tage vor dem Pfingstfest, ging in Kötzting wieder mal die Welt unter, fast die Hälfte des Marktes verbrannte und in dem Feuersturm verging auch die Seelenkapelle mit angebautem Leichenschauhaus an der südwestlichen Friedhofsecke.StA La Rep 164-8 Nr. 1570 Bild des Feuerschadens, ROT bedeutet vollkommen zerstört, GELB bedeutet geringfügiger Schaden |
Nachdem diese Feuerwalze, die ausgehend vom Brandort (heutzutage Gastwirtschaft Dreger) nach beiden Seiten, nach oben und unten, sich solange ausweitete, bis die Flammen keine Nahrung mehr fanden UND dies bereits zum zweiten mal in dieser Form passiert war - der Marktbrand von 1717 hatte ähnliche Ausmaße und lief auch ähnlich ab - beschloss der Magistrat drei Feuerschneisen in den Verlauf der Häuserreihen zu errichten. Aus diesem Grunde entstanden die jeweiligen Verlängerungen der Metz- und Schirnstraße hinüber zu der (heutigen) Gehringstraße und die Verlängerung der Marktstraße vom (heutigen) Schuh Liebl bis zum Stoppschild vorne beim unteren Oexler. All die Verhandlungen um Grundabtretungen, Versicherungen und die entsprechenden Planungen benötigten einige Zeit und so dauerte es auch bis zum Jahre 1873, bis die Planungen für ein neues Leichenschauhaus konkret wurden.
Diese neue Gebäude sollte aber nicht mehr vorne an der Mauer hin zum "Torplatz" sondern an der gegenüberliegenden rückwärtigen Seite entstehen.
Ein erster Plan platziert dieses Gebäude noch frontal am Ende des Hauptweges:
Dies ist nun der Entwurf - in Größe und Platzierung. Der Magistrat entscheidet sich für einen Neubau, der etwas kleiner ausfällt und platziert ihn in die linke obere Ecke des Friedhofes, der in diesem Falle, anders als in der eher idealisierten Darstellung des obigen Planes, auch nicht exakt rechteckig ist, sondern an seiner oberen Grenze schräg auf die Mauerseite zuläuft, was auch die "schräge Lage" das Leichenschauhauses später im Friedhof erklärt.
Repro Arbeitskreis Heimatforschung Hier das Bild des alten Leichenschauhauses - abgebrochen 1959 - an dem man auch gut sieht, dass der Hauptweg nicht im rechten Winkel zum Hause steht. |
So, nun ist unser "alter Friedhof" zunächst einmal komplett, er hat zumindest auf den dem Markt zugewandten Seiten eine Ummauerung und wird auch von der Bevölkerung als ihr Friedhof angenommen.
Der Platz reicht nicht mehr
Es kommt, wie es kommen musste, die Fläche des unteren Friedhof war ja ersatzlos entfallen, die Pfarrei wächst und der Platz reicht einfach nicht mehr. Leider hatte aber in der Vergangenheit der Magistrat mehreren bauwilligen Bürgern im Kurvenauslauf der heutigen Holzapfelstraße - und damit an der Süd- und Westseite des Friedhofes - einiges an Neubauten genehmigt.In einer ersten Erweiterung wurde nun der Friedhof nach oben erweitert und dabei aber noch der Grundstückstreifen der Familie Hastreiter ausgeklammert und die große Stützmauer des Friedhofes hin zur Hohlgasse der Holzapfelstraße errichtet.
In den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhundert war es schon wieder zu eng geworden und der Magistrat entschloss sich, das Anwesen der Familie Hastreiter aufzukaufen und den Friedhof damit zu arrondieren. Diese Erweiterung kann man gut an den seitlich immer noch tiefer liegenden länglichen Friedhofsteil erkennen.
Einschub in eigener Sache, um die ganzen Vorgänge nicht zu kompliziert zu machen:
Wenn hier vom Magistrat die Rede ist, so ist das eine verkürzte Darstellung. Die Sepulturgemeinde, die Kirchenverwaltung, der Kötztinger Magistrat, die umliegenden Dörfer: alle hatten hier in Teilbereichen Verantwortung, moralische bzw. finanzielle. Diese einzelnen Zuständigkeiten bei den einzelnen Bauabschnitten-Grundstückskäufen-Reparaturen auseinander zu dröseln, war schon in der Vergangenheit nur dadurch möglich, dass Kompromisse geschlossen haben werden müssen, weil die Aktenlage keine eindeutigen Aussagen mehr zugelassen hatte. Wenn ich hier also vom Magistrat spreche, so bedeutet das eigentlich nur, dass von offizieller Seite gehandelt wurde. Wer sich mit wem dabei abstimmen musste bzw. sich abgestimmt hat ist fast nicht mehr -rechtlich einwandfrei - festzustellen.
Hier einige Bilder aus dem bestand des Staatsarchives Landshut zum Mauereinsturz.
StaLa Rep 164/8 Nr. 3542 Blick vom Hastreiteranwesen in Richtung Leichenschauhaus |
Blick vom Friedhof zum Hastreiterhaus, welches folgends abgerissen wurde |
Isodor Weininger, der Kötztinger Bauingenieur entwarf 1934 den Vorschlag für die südliche Außenmauer, welche in dieser Form nie ausgeführt worden ist. |
Wieder reichte der Platz nicht und der Friedhof wurde weiter den Berg hinauf geöffnet, eine kräftige Mauer sollte nun den nordöstlichen Abschluss bilden, aber weit gefehlt, der Zweite Weltkrieg mit seinen vielen Flüchtlingen und Vertriebenen, die Soldaten, die noch in den letzten Kriegstagen hier gefallen waren, Alle benötigten einen "letzten" Platz. Und so wurde die oberste "Abschlussmauer" mit roher Gewalt wieder aufgebrochen, eine Treppenanlage errichtet und der aller oberste Gottesacker entstand, der nun sogar einen eigenen oberen Zugang ermöglichte.
Bild Stadtarchiv Bad Kötzting: Auch hier noch die Situation noch mit der unzerstörten Umfriedungsmauer |
Im bis dahin obersten, und neuesten, Friedhofsteil wird durch die Umstände der Vertreibung und des enormen Bevölkerungszuwachses, den der Landkreis Kötzting und damit auch die Pfarrei Kötzting zu verkraften hatte, der Platz schlicht weg zu wenig.
Wir haben eine Bilderserie von Josef Barth sen. aus dem Jahre 1950.
Zu sehen ist die bis dahin oberste Friedhofsmauer, man erkennt auch den Durchbruch durch diese und einen Festakt, beim der sowohl der evangelische als auch der katholische Pfarrer, der Bürgermeister Kroher und wohl Funktionäre von Vertriebenenorganisationen, vermutlich Sudetendeutsche Landsmannschaft, zu sehen sind. In diesem, 2019, Jahr feierte die SL im Herbst ihr 70 jähriges Bestehen.
Diese Gedenktafel, wohl aus Holz, wurde Jahrzehnte später nach dem Bau des neuen Leichenschauhauses an die Wand des Vorraums verbracht.
Nach dem Abbruch dieses Gebäudes 2013 wurden einige Gedenksteine in Sicherheit gebracht, diese aber blieb verschwunden.
Nun aber weiter: die räumliche Ausweitung des Friedhofes ist nun endgültig abgeschlossen, es geht schlichtweg nicht mehr weiter nach oben, denn dort schließen sich ja bereits die Schulgebäude an und der kleine schmale Wiesenrest, der vor dem obersten Zaun noch übrig geblieben war, sollte einer der ersten Kötztinger Kinderspielplätze unserer Stadt.
1959 dann schlägt die Stunde für das alte Leichenschauhaus und noch im selben Jahr wird das neue, modernere, schnörkellosere eingeweiht. Ein Fresko von August Philipp Henneberger, das den "auferstehenden Heiland" darstellt, wird zum beherrschenden Raumschmuck und in der Vorhalle werden im Laufe der Zeit diverse Gedenktafeln angebracht (Gedenktafel der Heimatvertriebenen, Gedenktafel für den Forstmeister Hubrich und der Grabstein des früheren Landrichters Carl von Paur)
Wie sehr sich die Zeit und damit auch die Einstellung zum Sterben geändert hat, zeigt folgende Kleinigkeit aus meiner eigenen Schulzeit: es war für uns Schulkinder durchaus nicht unüblich, beim Nachhauseweg von der Schule am Leichenschauhaus vorbeizuschauen, in dem ja die Verstorbenen zumeist im offenen Sarg aufgebahrt lagen, um unsere kindliche Neugierde zu befriedigen.
Die nächsten Veränderungen in unserem alten Friedhof waren dann schon die ersten Zeichen des Verfalls. Die südöstliche Eingangsmauer, mitsamt der hohen Abstützung hin zur Holzapfelstraße, konnte dem Druck nicht mehr standhalten und fiel - Gott sei Dank ohne Opfer - einfach in sich zusammen.
Neben vielen Bürgergräbern mit den Grabsteinnischen, war auch an ganz prominenter Stelle die Grablege unseres letzten Landrichters Carl von Paur davon befallen.
Nachdem die Mauer nicht mehr aufgerichtet worden war, wurde der Grabstein Carl von Paurs im Vorraum des Leichenschauhauses aufgestellt und fristet im Moment sein Dasein - gesichert - auf dem Kötztinger Bauhof.
Auch die Mauern auf der Nordseite, an die zum Teil die benachbarten Häuser einfach drangebaut(angelehnt) worden waren (Gracherl Grassl) sind akut einsturzgefährdet und auf der Innenseite befinden/befanden sich viele bedeutende Grabdenkmäler. Dieser Zustand hat den Kötztinger Stadtrat bereits in den 90er Jahren dazu veranlasst eine Friedhofskommission zu bilden, welche vor Ort den Istzustand aufnehmen sollte.
Bis in die Sechziger Jahre hinein reichte das Platzangebot des Kötztinger Friedhofes, aber dann war bald klar, es musste ein neuer, größerer Platz gefunden werden und der lag an der Hausinger Straße. In den 70er Jahren wurde dieser erstellt und zunächst wurde auch auf beiden Friedhöfen noch beerdigt.
Gleichzeitig wurde aber ein weiter in der Zukunft liegender Schlusstermin bestimmt, ab dem im alten Friedhof nicht mehr beerdigt werden durfte. 1966 bereits war die Entscheidung durch den Stadtrat gefallen, es gibt einen neuen Friedhof und 1982 sollte Schluss sein mit den Beerdigungen im alten Friedhof, der dann folgends auch seinen Status als Friedhof verlor, ohne dass seither klar ist, wie weiter damit zu verfahren und was daraus eben werden soll.
Nun, nachdem bereits viele Jahrzehnte niemand mehr auf dem Friedhof beerdigt worden ist, aber, wie man an Allerheiligen sehr gut sehen kann, immer noch eine große Anzahl der Gräber gepflegt werden und auch eine stattliche Anzahl von Angehörigen bei der Gräbersegnung alljährlich immer noch anwesend sind, stellt sich natürlich die Frage, wie es mit der altehrwürdigen und beeindruckenden Fläche weitergehen soll.
Während es in früheren Jahren üblich war, bei der Feststellung der nicht mehr ausreichenden Standfestigkeit durch eine Fachfirma, die Angehörigen zu informieren und vor die Entscheidung zu stellen - aus Versicherungsgründen - entweder den Stein stabilisieren oder abbauen zu lassen, ist es nun der Wunsch der Stadtverwaltung, alle verbliebenen Grabsteine zu erhalten, um den Charakter und die Würde eines altehrwürdigen, allerdings historischen, Friedhofes dauerhaft zu erhalten.
Sollte es möglich sein, auch den Mauerschluss zur Oexlerkreuzung hin wieder zu ermöglichen, dann wäre ein Besucher schon beim Durchschreiten des Tores und mit dem Eindringen in den "gefriedeten Freiraum" vom Gefühl einer ganz besonderen Stimmung und Ruhe umfangen.
Unser Alter Friedhof ist ein besonderer Raum und es wert, durch einen professionellen Gartenarchitekten behutsam hin zu einer zusätzlichen Nutzung erweitert zu werden - wie gesagt, ohne Hektik, ohne Lärm und vielleicht sogar ohne moderne Materialien und sicherlich unter weitgehender Aussparung der historischen Gräberfelder.
Wenn die Entscheidung über einen entgültigen Entwurf irgendwann in der Zukunft - nach langen Debatten - einmal vorliegt werde, ich an dieser Stelle gerne den Entwurf hier miteinbauen, um den Weg unseres Alten Friedhofes zu einem "Was auch immer" dann abzuschließen.
Manchmal braucht man auch den Blick und das Urteil von Aussenstehenden, um deutlich zu erkennen. welch ein Kleinod wir in Kötzting hier mit diesem Alten Friedhof haben. Im September 2017 meldete sich bei mir die Süddeutsche Zeitung, der Redakteur war bei einer Recherche im Internet nach Pestfriedhöfen, als einzigen Treffer auf unseren alten Friedhof gestossen und so hatten wir ein mehrstündiges Gespräch und Wochen drauf dann mit der Lamer Photografin Evi Lemberger ein Photoshooting, was für mich eine ganz neue Erfahrung war.
Bereits im Jahr 2014 hatte die MZ - unter ihrer Rubrik "Verlassene Orte" auch mit mir einen Ortstermin abgehalten und einen Bildbericht über dieses Kleinod inmitten der Stadt Bad Kötzting gebracht.
Ich persönlich freue mich zuerst einmal auf die/den Vorschläge und bin wirklich gespannt wohin die Reise geht.
Damit könnte hiermit die Geschichte unseres Alten Friedhofes eigentlich zuerst einmal enden.
Aber es fehlt noch:
besondere Grabsteine
Also fangen wir mal an mit einigen unserer besonderen Grabdenkmäler - ich habe es oben bereits erwähnt, dass es bei unserem "Restbestand" an Grabsteinen keinen Unterschied mehr geben sollte ob erhaltenswert oder nicht, auch ein wie auch immer gearteter Denkmalschutz sollte kein Ausschlusskriterium sein - deren Familien in der jüngeren Kötztinger Geschichte eine gewisse Rolle gespielt und deren Name sicherlich auch heutzutage noch vielen im Gedächtnis ist.
Hier nur eine kleine Auswahl..... Geschichten gäbe es für alle diese Grabsteine zu erzählen.
Zu sehen ist die bis dahin oberste Friedhofsmauer, man erkennt auch den Durchbruch durch diese und einen Festakt, beim der sowohl der evangelische als auch der katholische Pfarrer, der Bürgermeister Kroher und wohl Funktionäre von Vertriebenenorganisationen, vermutlich Sudetendeutsche Landsmannschaft, zu sehen sind. In diesem, 2019, Jahr feierte die SL im Herbst ihr 70 jähriges Bestehen.
Hier spricht wohl, nach der Enthüllung der Funktionär, einer mit "Haltung(!)" Bild von Josef Barth sen. |
Man sieht hier deutlich die Menge der Beteiligten/Betroffenen und auch die Menge an neuen Gräbern |
Diese Gedenktafel, wohl aus Holz, wurde Jahrzehnte später nach dem Bau des neuen Leichenschauhauses an die Wand des Vorraums verbracht.
Nach dem Abbruch dieses Gebäudes 2013 wurden einige Gedenksteine in Sicherheit gebracht, diese aber blieb verschwunden.
Nun aber weiter: die räumliche Ausweitung des Friedhofes ist nun endgültig abgeschlossen, es geht schlichtweg nicht mehr weiter nach oben, denn dort schließen sich ja bereits die Schulgebäude an und der kleine schmale Wiesenrest, der vor dem obersten Zaun noch übrig geblieben war, sollte einer der ersten Kötztinger Kinderspielplätze unserer Stadt.
Fresko vom Kötztinger Künstler August Philipp Henneberger an der inneren Rückwand des Leichenschauhauses |
Wie sehr sich die Zeit und damit auch die Einstellung zum Sterben geändert hat, zeigt folgende Kleinigkeit aus meiner eigenen Schulzeit: es war für uns Schulkinder durchaus nicht unüblich, beim Nachhauseweg von der Schule am Leichenschauhaus vorbeizuschauen, in dem ja die Verstorbenen zumeist im offenen Sarg aufgebahrt lagen, um unsere kindliche Neugierde zu befriedigen.
Auszug aus der neuen Leichenschauhalle bei der Beerdigung eines unserer sehr bekannten Kötztinger Bürger: K.B. Krämer, Autor des Kötztinger Landkreisbuches |
seitliche Ansicht des neuen Leichenschauhauses |
das Bild von 1955 zeigt uns nicht nur die Mauer- und Torsituation am Torplatz, sondern auch, dass dieser damals werde geteert noch gepflastert war. Bild Archiv Kretschmer |
Bild Arbeitskreis Heimatforschung |
Neben vielen Bürgergräbern mit den Grabsteinnischen, war auch an ganz prominenter Stelle die Grablege unseres letzten Landrichters Carl von Paur davon befallen.
Nachdem die Mauer nicht mehr aufgerichtet worden war, wurde der Grabstein Carl von Paurs im Vorraum des Leichenschauhauses aufgestellt und fristet im Moment sein Dasein - gesichert - auf dem Kötztinger Bauhof.
und plötzlich war die Mauer weg....... |
Auch die Mauern auf der Nordseite, an die zum Teil die benachbarten Häuser einfach drangebaut(angelehnt) worden waren (Gracherl Grassl) sind akut einsturzgefährdet und auf der Innenseite befinden/befanden sich viele bedeutende Grabdenkmäler. Dieser Zustand hat den Kötztinger Stadtrat bereits in den 90er Jahren dazu veranlasst eine Friedhofskommission zu bilden, welche vor Ort den Istzustand aufnehmen sollte.
Sammlung Serwuschok: eine hohe Friedhofskommission: Schwarz Sepp, Zellner Theo und Betz Erich an der nördlichen Friedhofsmauer |
Bis in die Sechziger Jahre hinein reichte das Platzangebot des Kötztinger Friedhofes, aber dann war bald klar, es musste ein neuer, größerer Platz gefunden werden und der lag an der Hausinger Straße. In den 70er Jahren wurde dieser erstellt und zunächst wurde auch auf beiden Friedhöfen noch beerdigt.
Gleichzeitig wurde aber ein weiter in der Zukunft liegender Schlusstermin bestimmt, ab dem im alten Friedhof nicht mehr beerdigt werden durfte. 1966 bereits war die Entscheidung durch den Stadtrat gefallen, es gibt einen neuen Friedhof und 1982 sollte Schluss sein mit den Beerdigungen im alten Friedhof, der dann folgends auch seinen Status als Friedhof verlor, ohne dass seither klar ist, wie weiter damit zu verfahren und was daraus eben werden soll.
Was wird werden ? .....die Zeiten gleichen sich
Bei einer Bürgerversammlung im Februar 1966 sind die notwendigen Reparaturen beim Alten und die projektierten Baukosten am Neuen Friedhof eines der Hauptthemen, viele Vorwürfe werden laut vor allem über die Standortwahl des Neuen Friedhofes. Springt man nun auf die bisher letzte Bürgerversammlung, im November 2019, so ist zwar die Aufmachung wesentlich moderner, aber die Themen ähneln sich:
so titelte die Kötztinger Umschau am 14.11.2019 |
Während es in früheren Jahren üblich war, bei der Feststellung der nicht mehr ausreichenden Standfestigkeit durch eine Fachfirma, die Angehörigen zu informieren und vor die Entscheidung zu stellen - aus Versicherungsgründen - entweder den Stein stabilisieren oder abbauen zu lassen, ist es nun der Wunsch der Stadtverwaltung, alle verbliebenen Grabsteine zu erhalten, um den Charakter und die Würde eines altehrwürdigen, allerdings historischen, Friedhofes dauerhaft zu erhalten.
Sollte es möglich sein, auch den Mauerschluss zur Oexlerkreuzung hin wieder zu ermöglichen, dann wäre ein Besucher schon beim Durchschreiten des Tores und mit dem Eindringen in den "gefriedeten Freiraum" vom Gefühl einer ganz besonderen Stimmung und Ruhe umfangen.
Unser Alter Friedhof ist ein besonderer Raum und es wert, durch einen professionellen Gartenarchitekten behutsam hin zu einer zusätzlichen Nutzung erweitert zu werden - wie gesagt, ohne Hektik, ohne Lärm und vielleicht sogar ohne moderne Materialien und sicherlich unter weitgehender Aussparung der historischen Gräberfelder.
Wenn die Entscheidung über einen entgültigen Entwurf irgendwann in der Zukunft - nach langen Debatten - einmal vorliegt werde, ich an dieser Stelle gerne den Entwurf hier miteinbauen, um den Weg unseres Alten Friedhofes zu einem "Was auch immer" dann abzuschließen.
Manchmal braucht man auch den Blick und das Urteil von Aussenstehenden, um deutlich zu erkennen. welch ein Kleinod wir in Kötzting hier mit diesem Alten Friedhof haben. Im September 2017 meldete sich bei mir die Süddeutsche Zeitung, der Redakteur war bei einer Recherche im Internet nach Pestfriedhöfen, als einzigen Treffer auf unseren alten Friedhof gestossen und so hatten wir ein mehrstündiges Gespräch und Wochen drauf dann mit der Lamer Photografin Evi Lemberger ein Photoshooting, was für mich eine ganz neue Erfahrung war.
Bereits im Jahr 2014 hatte die MZ - unter ihrer Rubrik "Verlassene Orte" auch mit mir einen Ortstermin abgehalten und einen Bildbericht über dieses Kleinod inmitten der Stadt Bad Kötzting gebracht.
Kötztinger Umschau Oktober 2014 |
Ich persönlich freue mich zuerst einmal auf die/den Vorschläge und bin wirklich gespannt wohin die Reise geht.
Damit könnte hiermit die Geschichte unseres Alten Friedhofes eigentlich zuerst einmal enden.
Aber es fehlt noch:
besondere Grabsteine
besondere Beerdigungen
und besondere Bilder
Also fangen wir mal an mit einigen unserer besonderen Grabdenkmäler - ich habe es oben bereits erwähnt, dass es bei unserem "Restbestand" an Grabsteinen keinen Unterschied mehr geben sollte ob erhaltenswert oder nicht, auch ein wie auch immer gearteter Denkmalschutz sollte kein Ausschlusskriterium sein - deren Familien in der jüngeren Kötztinger Geschichte eine gewisse Rolle gespielt und deren Name sicherlich auch heutzutage noch vielen im Gedächtnis ist.
Hier nur eine kleine Auswahl..... Geschichten gäbe es für alle diese Grabsteine zu erzählen.
Die Kötztinger Großbrauerdynastien:
Lindnerbräu |
der Deckerbräu vom Marktplatz mit seinem Bierkeller und Bräustüberl in der Holzapfelstraße (früheres Monokel) |
Der Schmidtbräu |
Familie Obermayer mit dem "Mesner" Karl, Pfingstbräutigam von 1900 und Jubelbräutigam von 1950 |
Hier die Grabstelle der Familie Staudinger Anna Staudinger war die Braut des Mesner Karl, siehe oben. |
Schaffer-Wieser später Metzgerein Greiner, nun der Floristikladen Alchemilla |
Die Grablege der Familie Greß, Hammermühle, das kleine Mädchen Maria hatte einen schrecklichen Unfall. |
Familie Ring, wohnte im späteren Dr. Angerer Haus an der Marktstraße |
Der Buchdrucker Weissenbach war der Vorgänger der Familie Oexler in der unteren Marktstraße |
der Familieverband der Pongratz - mit mir weder verwandt noch verschwägert - lebte und arbeitet im Bahnhofsrestaurant, nun Familie Kollmayer. |
Oskar von Zaborsky verstarb ganz überraschend nach einer OP und bildete zusammen mit seiner Frau Grete fast so etwas wie eine KünstlerWG in Hinterleckern |
Nun noch ein paar besondere Beerdigungen:
Es war ja früher durchaus üblich, dass der Sarg von besonderen Sargträgern auf der Schulter durch den Friedhof getragen wurde:
Wir haben hier Bilder, bei denen einzelne Vereinsmitglieder ihre Referenz dem Verstorbenen gegenüber sichtbar werden lassen:
Pfingstbräutigamme für ihren jung verstorbenen Pfingstbräutigam Hans Costa 1947 |
Pfingstreiter für "Frau Post", Frau Katharina Schmidt |
Feuerwehrmänner für den KBM KB Krämer |
Schützenbrüder für ihren verstorbenen Herbergsvater |
Eine ganz "besondere" Beerdigung
Eigentlich alle dieser vorher gezeigten Beerdigungen hatten etwas Besodneres, weil die Anteilnahme durch die Beteiligung der besonderen Sargträger auch ein äusseres Zeichen setzt. Es gab aber in Kötzting vor vielen, vielen Jahren eine Beerdigung, die auch in der überregionalen Presse beachtet worden war was für Kötzting allerdings eine sehr negative Presse bedeutete.
Es geht um die Beerdigung unseres Bezirksamtmannes
Carl von Paur war der letzte Landrichter und gleichzeitig dann auch der erste Bezirksamtmann in Kötzting. Während seiner Amtszeit wurde also die Ämtertrennung eingeführt und so bekam Kötzting ein Notariat, ein Amtsgericht und eine unabhängige Polizei. Der Bezirksamtmann hatte nun nur noch den (Verwaltungs)Aufgabenbereich, wie heutzutage der Landrat, allerdings wurde er von der Regierung eingesetzt und nicht, wie heutzutage, gewählt.
Er führte einen Kornverein ein, gründete das Josephsheim, gründete einen Unterstützungsverein für landwirtschaftliche Arbeiter brachte das Krankenhaus auf den Weg, um nur einige seiner Unternehmungen zu nennen. Unter anderem wurde in seiner Amtszeit - das brachte ihm 10 Jahre lang sicherlich viele schlaflose Nächte ein - auch der Räuber Michael Heigl gefangen.
Nun, wir sind in der Zeit des ersten Vatikanischen Konzils, welche neben den Änderungen, die den Umgang mit dem Allerheiligsten - und damit unseren Pfingstritt - betrafen, vor allem wegen des Dogmas von der Unfehlbarkeit des Papstes Aufsehen erregte. Ein Teil des katholischen Fußvolkes wollte diesen - reaktionären - Weg nicht mitgehen, trennte sich von der Mutterkirche ab und so entstanden die sogenannten Altkatholiken (eigentlich die liberaleren, auch wenn der Zusatz -Alt- das Gegenteil suggeriert.)
Die Kötztinger Bürger und Pfingstreiter waren von dem Gedanken des Regensburger Bischofs, der Priester solle beim Pfingstritt unter einem Himmel zu Fuß gehen und die Reiter ihn irgendwie begleiten, nicht begeistert und so traten viele Kötztinger zu den Altkatholiken über. Selbst im Marktmagistrat hatten die Altkatholiken eine Mehrheit. Auch Carl von Paur - und Maximilian Schmidt, gen Waldschmitt - bekannten sich nun zu dieser Religionsgemeinschaft.
1871 bat Carl von Paur, schon lange kränkelnd, zuerst um einen langen Urlaub - er wollte sich, nach der Reichsgründung, die neuen deutschen Lande anschauen und später dann um Versetzung und Pensionierung.
Als 1871 dann auch noch der Regensburger Bischof Senestrey einen Beleidigungsprozess gegen den Kötztinger Bürgermeister Kollmaier verloren hatte, war das Tischtuch in Kötzting zwischen den Katholiken und en Altkatholiken zuerst einmal zerrissen und die Stimmung sehr aggressiv.
Es geht um die Beerdigung unseres Bezirksamtmannes
Carl von Paur
Dieser Mann ist für Kötzting so wichtig und herausragend gewesen, dass ich für ihn auch einen Blogeintrag schreiben werde und an ihn auch ein Schild im Rahmen unserer Schilderaktion erinnern soll. Aus diesem Grund hier nur eine kurze Zusammenfassung seines Wirkens, es geht ja hier eigentlich um die skandalösen Umstände - der Ausdruck ist sicherlich nicht zu hoch gegriffen - bei seiner Beerdigung.Carl von Paur war der letzte Landrichter und gleichzeitig dann auch der erste Bezirksamtmann in Kötzting. Während seiner Amtszeit wurde also die Ämtertrennung eingeführt und so bekam Kötzting ein Notariat, ein Amtsgericht und eine unabhängige Polizei. Der Bezirksamtmann hatte nun nur noch den (Verwaltungs)Aufgabenbereich, wie heutzutage der Landrat, allerdings wurde er von der Regierung eingesetzt und nicht, wie heutzutage, gewählt.
Er führte einen Kornverein ein, gründete das Josephsheim, gründete einen Unterstützungsverein für landwirtschaftliche Arbeiter brachte das Krankenhaus auf den Weg, um nur einige seiner Unternehmungen zu nennen. Unter anderem wurde in seiner Amtszeit - das brachte ihm 10 Jahre lang sicherlich viele schlaflose Nächte ein - auch der Räuber Michael Heigl gefangen.
Nun, wir sind in der Zeit des ersten Vatikanischen Konzils, welche neben den Änderungen, die den Umgang mit dem Allerheiligsten - und damit unseren Pfingstritt - betrafen, vor allem wegen des Dogmas von der Unfehlbarkeit des Papstes Aufsehen erregte. Ein Teil des katholischen Fußvolkes wollte diesen - reaktionären - Weg nicht mitgehen, trennte sich von der Mutterkirche ab und so entstanden die sogenannten Altkatholiken (eigentlich die liberaleren, auch wenn der Zusatz -Alt- das Gegenteil suggeriert.)
Die Kötztinger Bürger und Pfingstreiter waren von dem Gedanken des Regensburger Bischofs, der Priester solle beim Pfingstritt unter einem Himmel zu Fuß gehen und die Reiter ihn irgendwie begleiten, nicht begeistert und so traten viele Kötztinger zu den Altkatholiken über. Selbst im Marktmagistrat hatten die Altkatholiken eine Mehrheit. Auch Carl von Paur - und Maximilian Schmidt, gen Waldschmitt - bekannten sich nun zu dieser Religionsgemeinschaft.
1871 bat Carl von Paur, schon lange kränkelnd, zuerst um einen langen Urlaub - er wollte sich, nach der Reichsgründung, die neuen deutschen Lande anschauen und später dann um Versetzung und Pensionierung.
Als 1871 dann auch noch der Regensburger Bischof Senestrey einen Beleidigungsprozess gegen den Kötztinger Bürgermeister Kollmaier verloren hatte, war das Tischtuch in Kötzting zwischen den Katholiken und en Altkatholiken zuerst einmal zerrissen und die Stimmung sehr aggressiv.
In diese polarisierten Situation hinein, platzt die Nachricht dass Carl von Paur verstorben ist UND, dass sein Leichnam nach Kötzting überführt werden soll und er hier an der Seite seiner Gattin beerdigt werden möchte.
Die Zeitungen, damals in einer für heutige Verhältnisse unglaublich einseitigen Parteinahme überschlugen sich mit hämischen Berichten, über die eine oder andere Seite.
Die Straubinger Zeitung, ein liberales Blatt, berichtete im Detail, wie sich der Kötztinger Pfarrer geweigert hatte, für die Beerdigung die Glocke läuten zu lassen, den Glockenstrick abgenommen hatte und der Nachfolger Carl von Paurs Dandl, lies die Sakristei erbrechen und veranlasste, dass für den Wohltäter Kötztings auch die großen Glocken zum Begräbnis geläutet wurden.
Das Straubinger Tagblatt und der Donaubote aus Deggendorf, sehen die Sache nicht so, sondern schütten kübelweise Häme auf den Vorgang. Die vorherige und die folgende Zusammenstellung der Zeitungsausschnitte habe ich von Herrn Silberbauer, Rimbach erhalten, Danke dafür.
Nun am Ende dann ein paar besondere Bilder von unserem "Alten Friedhof", einem ganz besonders
"stillen" Ort.
Die folgenden vier Bilder stammen von Frau Eva Lemberger aus Lam vom Herbst 2017
Die Zeitungen, damals in einer für heutige Verhältnisse unglaublich einseitigen Parteinahme überschlugen sich mit hämischen Berichten, über die eine oder andere Seite.
Die Straubinger Zeitung, ein liberales Blatt, berichtete im Detail, wie sich der Kötztinger Pfarrer geweigert hatte, für die Beerdigung die Glocke läuten zu lassen, den Glockenstrick abgenommen hatte und der Nachfolger Carl von Paurs Dandl, lies die Sakristei erbrechen und veranlasste, dass für den Wohltäter Kötztings auch die großen Glocken zum Begräbnis geläutet wurden.
Straubinger Zeitung vom Dezember 1973 |
Nun am Ende dann ein paar besondere Bilder von unserem "Alten Friedhof", einem ganz besonders
"stillen" Ort.
Die folgenden vier Bilder stammen von Frau Eva Lemberger aus Lam vom Herbst 2017
Bildrechte Frau Evi Lemberger |
Bildrechte Frau Evi Lemberger |
Bildrechte Frau Evi Lemberger |
Bildrechte Frau Evi Lemberger |