Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.
Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.
alte Hausnummer 61
beim Wühr Bindter
Detail aus der Uraufnahme von 1831 aus Bayernatlas.de |
Riederer Simon und Klara
Irlbacher Franz und Theresa Lärnbecher
StA Landshut Briefprotokolle Markt Kötzting von 1789 Seite 387 2. Kaufbrief ad 300 fl. Simin Riederer bürgerlicher verwittibter Baader zu Kötzting in Judicio selbst gegenwärtig.... |
Zum Zeitpunkt des Verkaufes hatte Riederer den Anbau an den Fluderknecht Josef Hatzmayr vermietet, ein Mietverhältnis, dass zu "Jakobi" endete. Die Hauptmittelmauer zwischen den beiden Gebäuden solle dabei dem Irlbacher gehören, der jedoch dem Riederer zu erlauben hatte, auch zukünftig in diese Mauer Aussparungen einzubauen.
Sollte Irlbacher das Haus weiter verkaufen wollen, so sollten die Riederischen Kinder ein Vorkaufsrecht genießen und zwar in Höhe derselben Summe, wie sie Irlbacher bezahlt hatte.
Dieses Vorkaufrecht wurde nie ausgeübt, auch, weil der nächste Besitzerwechsel innerhalb der Familie geblieben war. Franz Irlbacher war verstorben und seine Witwe verheiratete sich erneut. Der Straubinger Diener Simon Glas - ursprünglich ein Sohn des Eckertshofener Winzers Johann Glas - heiratete die Witwe und wurde Mitbesitzer des kleinen Hauses.
Simon Glas und Irlbacher Therese
Der Erwerb des Kötztinger Bürgerrechts im Jahre1794 durch "Simon Glas verburgerter Häusl Besitzer" |
Am 20.2.1794 war der Hochzeitstag der beiden.
PfA Kötzting Matrikelband 15 Seite 59 |
Ganze 600 Gulden bringt er in die Heirat mit ein, für die seine Ehefrau ihm das Haus "widerlegt".
Simon Glas erhielt nach seinem Hausverkauf vom Markt eine interessante Anstellung. Er wurde vom Markt für die "Einsammlung der Wasserfahrtgebühr beauftragt", er musste also von den Flößern die Durchfahrtsgebühr einkassieren. Im Jahre 1820 sind - laut der Marktrechnung desselben Jahres - 60 1/2 Fahrten "vereinnahmt" worden.
Georg Simeth und Viertl Franziska
Georg Simeth aus Kolnburg, LG Cham, erwirbt das am "27.06.1789 gekaufte Haus welches ein Ausbruch aus der Simon Riederischen Badbehausung ist, ohne jede Gerechtigkeit. ...Worauf also keine Gerechtigkeit haftet sondern iederzeit als eine Neues Bürgershäusl sogar ohne mündeste Viechhaltungsbefuegnis betrachtet wird, nebst einem kleinen Wurz oder Obstgartel, welches alles zwischen dem Regenfluß und der Strasse gegen dem Bräuhaus situiert ist.
Da es in Kötzting zum gleichen Zeitpunkt noch einen weitern Georg Simeth gibt, ist es wichtig festzuhalten, dass "unser" Georg Simeth von Wolfgang Simeth und Margaretha Franz aus Kolnburg aus dem Landgericht Cham abstammt.
Georg Simeth und Katharina Leitermann
StA Landshut LGäO Kötzting Nr. 793 |
Georg Simmeths Wahl in "Reinschrift" |
Durch das Häuser- und Rustikalsteuerkataster 1811 kennen wir auch eine weitere kleine Beschreibung des Hauses.
StA Landshut Rentamt Kötzting B 27 |
Nro 56 Georg Simeth
Die Neubegründung eines Hauses - ohne jede herkömmliche Tradition und Gerechtsame - in Kötzting schloss den Besitzer offensichtlich nicht von der Teilhabe an den herkömmlichen Rechten an den Gemeingründen aus mit Ausnahme einer Parzelle vom verteilten Strohhof in Grub.
Da es in Kötzting zur selben Zeit auch einen Besitzer einer Sölde ebenfalls mit dem Namen Georg Simeth gegeben hat, ist seine Herkunftsbezeichnung - aus Kolmberg - der entscheidende Hinweis, dass es sich bei dem Braumeister Georg Simeth, der im Jahre 1819 die Wahl gewonnen hatte, um den Häusler handelt. AA XII-13
StA Landshut Rentamt Kötzting B 28 Umschreibeheft 1811-1839 |
Für 600 Gulden erwarb dieser ganz oben im Markt das Haus mit der alten Hausnummer 156 von dem Metzger Stefan Dimpfl.
Leitermann Anton und Koller Elisabeth
Anton Müller und Decker Margaretha
StA Landshut Grundsteuerkataster 5038 von 1840 |
StA Landshut Grundsteuerkataster 5045 |
I 1 Wohnzimmer
II 1Wohnzimmer und der Boden unterm Dach
Handzeichen x des Anton Müller
I 1 Wohnzimmer
2. Nebengebäude 1 Kammer Unterschrift Neumayer
Inwohnerin /:Miettherin:/
II 1 Wohnzimmer
Wolfgang Müller und Frank Karoline
Anton Müller übergibt das Haus am 13.5.1856 an seinem Sohn Wolfgang zum Preis von 1200 Gulden.
StA Landshut Grundsteuerkataster 5047 |
Im Jahr 1861 steht in den Umschreibeheften, dass Müller Wolfgang sein haus an Dietz Antoniette verkauft habe.
Dietz Antoniette
StA Landshut Grundsteuerkataster 5041 Umschreibeheft 1841-1864 |
StA Kötzting AA V 68 |
"Erklärung der Angrenzer Dietz:
Wird nur dann Einwilligung ertheilt, wenn der Stadel gemauert wird, weil derselbe von ihrem Hause keine 30 Schuh entfernt sey.
Anna Dietz"
Zwei Jahre später, am 7.12.1876, verstirbt die Mutter Karolina Dietz, eine Wäscherin. Im Nachlassakt in Landshut ist als ihr Todesort das Haus mit der Hausnummer 61 protokolliert.
Wir haben also Wolfgang Müller - immer noch mit dem Hausnamen "Beim Lederer" dann
Antoniette Dietz und nach ihr jeweils
Kuchler Johann und Anna
Wühr Johann und Maria
Wühr Johann
Kuchler Johann und Anna Müller
Im Jahre 1877 erwerben Kuchler Johann und seine Frau Anna, eine geborene Müller aus Thalersdorf, das Haus am Regenfluss. Das Küfnerpaar ist brandgeschädigt; ihr vorheriges Anwesen stand in der Marktstraße - alte Hausnummer 126 und heutzutage das Cafe Valentino - und wurde 1867 komplett eingeäschert. Nun wechseln die Beiden herunter an den Regen.
Bei einem Folgebauantrag des Nachbarn Andreas Costa stehen nun im Lageplan Hans Kuchler und seine Frau.
StA Landshut Rep 162-8 Sch. 21 Nr. 3128 Costa Bader Jahnstraße 1882 |
.
Foto Pongratz 2023 |
StA Landshut LRA Kötzting Nr. 758 |
"Ich beabsichtige im Regenfluße neben meinem Wohnhause, wo ich bereits seit Jahren schon in den Sommermonaten ein Kabinenbad inehabe, ein Schwimmbaßin zu errichten und zwar in der Weise, daß das Kabinenbad um einige Meter Stromaufwärts neben dem Gebäude verlegt, nebenan abwärts dasselbe errichten wolle.
Der Regenfluß hat daselbst eine Breite von einigen 20 Mtr, das Baßin wird eine Breite von ungefähr 6 Mtr und eine Länge von 10 Mtr Raum beanspruchen, so zwar daß der öffentliche Verkehr auf dem Regenfluße dadurch nicht gehemt werden solle.
Lageplan des Baugesuches. Interessant sind hier auch die Besitzverhältnisse am "Schussanger" mit den kleinen Lohmühlen. |
a Stelle des Schwimmbaßens
b Badhaus
d Werkstätte
h Wiese desselben
k Wiese und ?? desselben
o Gemeindegrund
Mit Datum des 24.3. kommen die Einsprüche. Der Lederermeister Christoph Kollmayr, der Fklößer Michael Dattler und Josef Amberger, der Marktmüller, bringen ihre Bedenken vor, dass die geplante Badeanlage bei "eintretendem Hochwasser nicht so rasch beseitigt werden" könne, so dass eine Beschädigung des Marktmühlenwehrs bzw. des gegenüberliegenden Ufers nicht ausgeschlossen werden könne. Noch schlimmer wäre es, wenn das Schwimmbecken das Wehr sogar "verlegen" würde, weil dadurch ein "bedeutender Rückstau flußaufwärts und eventuell der theilweise Durchbruch des Stauwehres" die Folgen sein könnten.
Das Bezirksamt veranlasst einen Ortstermin und lädt dazu neben dem Antragsteller auch alle anderen Bedenkenträger mit ein. Als amtlicher Sachverständiger fungiert der Bezirksbautechniker Bauer.
Nach der Augenscheinnahme vor Ort trafen sich alle Beteiligten dann zu einer Aussprache.
Die Gegner wiederholen ihre Argumente, wobei der Marktmüller zusätzlich vorbringt, dass er befürchte, das Verbringen der Blöcher zu seiner Säge könne dadurch erschwert werden.
Alle zusammen waren der Meinung, dass es im Bereich von Kötzting überhaupt keinen Platz gäbe, an dem solch eine Anlage errichtet werden könne, ohne "fremde Interessen zu schädigen"
Ludwig Bauer - den wir bereits bei der Häuserchronik Röhrl-Haushofer-Schoierer kennengelernt hatten - legte sein technisches Gutachten vor.
Auf diesen Längshölzern würden 30mm dicke Tannendielen verlegt, soweit diese für den Gang und Durchgang nötig seien.
Die Wände des Badhauses sollten aus 20 mm dicken Brettern, die des Schwimmbassins aus Leinwand mit Lattengestell errichtet werden. Die ganze Konstruktion soll an drei Stellen ebenfalls mit dem 8mm starken Seil so befestigt werden, dass es sich bei Hoch oder Niedrigwasser heben oder senken könne.
An Land würden die Drahtseile an festen Steinplatten befestigt.
Das Badhaus und Schwimmbassin sollten jedes Jahr vom 15. Mai bis 15. September errichtet, die übrige Zeit aber an Land verbracht werden.
Der Bezirksbautechniker Bauer empfiehlt daher, dem Gesuch des Kuchler stattzugeben und stellt die Kosten für sein Gutachten in Rechnung: 35 Mark. 10 Mark verlangte er für sich für die Augenscheinnahme und das Aufmessen, 5 weitere Mark für den Messgehilfen. Für die Zeichnungen und das Gutachten benötigte er weitere 2 Tage a 10 Mark.l
.Dieser Bescheid freute zwar den Johann Kuchler, nicht aber seine Nachbarn und diese wandten sich nun - durch ihren Rechtsanwalt Müller - an die Kammer des Inneren bei der Regierung von Niederbayern, wiederholten dabei die von Bauer festgestellten und in sein Gutachten eingeflossenen Daten, legten aber trotzdem Beschwerde ein, um die Frist zu wahren, auch wenn sie noch keine Argumente dabei vortrugen. Dem Akt liegt die Vollmacht bei, die die Gegner dem RA Müller ausstellten.
Vom Forstamt also erhielt das Vorhaben nicht nur grünes Licht, sondern das Amt gibt zusätzlich noch einen entscheidenden Hinweis: " Angefügt wird noch, daß in Folge der Inbetriebnahme der Bahnlinie Lam die Floßfahrt, welche sich oberhalb der hiesigen Marktmühle auch bisher nur auf Bretter erstreckte, überhaupt auf dieser Strecke wohl ganz eingestellt werden wird."
Unterschrift: Hubrich k. Forstmeister
Unterschrift Hubrich |
Darüber hinaus erörterte Kuchler eine verbesserte Art der Anhängung des Bassins an das Ufer und ließ weiter festhalten, dass er alljährlich bei seinem Hause das "Bachbett" reinigen würde, so dass die Wassertiefe bei ihm, hart am Ufer, ca. 1.30 Meter sei. Diesen Zustand auch weiterhin so zu erhalten, erklärte er sich ausdrücklich einverstanden.
Unterschrift Kuchler |
in Niederbayer, Kammer des Inneren.
So sah das Schwimmbassin des Johann Kuchler von außen aus. |
Eine schöne Darstellung der Situation der Marktmühle |
Und so wurde das Schwimmbecken im Sommer aufgebaut |
Dank der Bemühungen von Frau Kretschmer und Frau Rabl-Dachs, die Ende der 90er Jahre Kontakt mit dem "Wührbindter" aufgenommen hatten, haben wir einige sehr tolle Aufnahmen und Abbildungen in unserer Sammlung.
Foto Rabl-Dachs |
Kötztinger Anzeiger vom 10.10.1904 |
Repro Frau Rabl-Dachs vermutlich mit der Binderfamilie Kuchler vor dem mit Wildem Wein überwucherten Haus auf der Straße nach Grafenwiesen(!) |
Wühr Johann und Drechsler Maria
KÖZ vom Juni 1952 |
DIA-Repro 1001 Der Wührbinder mit dem Kommunbrauhaus im Hintergrund |
Als ihr amtlich bestellter Vormund fungierte Franz Kuchler.
StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 50 Nr. 58 von 1910 Hanr 61 Wühr Maria Die Beerdigungsrechnung der Pfarrkirche Kötzting |
Rechnung der Buchdruckerei Oexler über die Todesanzeige im Kötztinger Anzeiger, die gedruckte Grabrede und die Sterbebilder |
Vom Arnbrucker Steinmetz Graßl stammte der Grabstein |
Ein interessanter Beleg: der Kötztinger Malermeister Stoiber wurde für das "Malen eines Totenbrettes" bezahlt. |
Die Eisenhandlung Haas lieferte die Grabkränze |
Die Behandlung der sterbenskranken Frau lag in Händen des Lamer Arztes Dr. Kerscher. |
Wia mia bad't ham
Deaf i mia in ana Zeit, in der's oan Tag pritschelt wia net gscheit, am andern giaßt und am übernächstn nieslt und nebelreißt, daß ma bloß a so umadeutn kann: „Da ungefähr is da Kaitersberg, de lange, graue Wolkn da-hintn, dees wär da Hohebogn, und dees, wo ma aa net sehgt, is da Ludwigs-berg. ", deaf i mia in am solchn Weda erzähln traun, was 's früher für Sommer gebn hat?
Da war da Himme blau von da Früah bis auf d' Nacht, und d' Sonn hat gleucht und gstrahlt oan Tag schöner wia am andern. Und hat's amal tüchtig kracht und wettert, dann hat uns der saftige Gwitterregn soviel Freud gmacht, daß ma uns unter d' Bäum gstellt ham und ham s' tüchtig gschüt-telt, damit's no besser und länger regnt. Mit am mächtign Regnbogn über da Auwies war dann des Wetter vorbei, und no herrlicher und frischer is alles dagstandn.
D'Leut' auf de Felder ham gschwitzt, aber koana hat gsagt: „Dees Weda bringt mi no um!" In aller Früah san d' Schwammerlsuacher und d' Hoi-babrocka scho ausmarschiert und überall hast as schrein hörn:
„Hoibabeern, Hoibabeern,
laßts es erst zeite wern,
reißts es net greana 0,
kriagts es dano!"
Und warn d' Milchkanndln und Körberl samt am Eischütterl vollbrockt, hat ma hoamzua wieder gsunga:
„Hoamzua, boamzua,
Hoiba ham ma grad gnua.
Is da Fuchs am Baam om gsessn,
hat uns alle Hoiba g fressn.
Hoamzua, boamzua, Hoiba ham ma gnua!"
Und dann erst de Baderei! Koa Tag vom Juni bis in September eine, an dem ma net irgendwo im Wasser umananderplantscht ham.
Z'allererst woaß i sowas wia a Badeanstalt untn beim Wühr-Binder. Der hat in Regn eine a paar Bretterhäusln aufgricht, rundum fest vermacht, bloß obn off'n. In dene Häusln is im Bodn a ebba zwoa mal zwoa Meter groß' viereckigs Loch gwesn, da hat ma auf am Stagerl ins Wasser einesteign und auf- und niedertaucha könna. A halbe Stund hat a Zehnerl kost. Von am Schwimma natürlich koa Red! Mia san ja aa net zum Schwimma, sondern zum „Badn" ganga.
Recht lang hat dees mit dene Badhäusln net o ghaltn. Wahrscheinlich war d' Nachfrag net groß.
Dann is draußd, wo jetzt da Campingplatz is, a richtige Badeanstalt auf. gricht worn. Schön war de! Mit ana Uhr überm Kassenhäusl, Spiagln in de zehn oder zwölf Kabinen. A extras Abteil war mit Bretter einzäunt, drin san Holzpritschn zum Sonnenbadn aufstellt gwesn.
Über a so a Art Hennastiagn is ma links oder rechts nunterganga zum Wasser, in dem mit am viereckign Bretterumgang a Schwimmbeckn eingfaßt war. De Bretter san mit da Zeit ganz schö rutschig worn, und mia ham ma scho allerweil drauf gwart, bis 's wieder oan hihaut. Am meist ham ma uns gfreut, wia's an Lehrer Möhrlein higsetzt hat, daß eahm da Zwicker davois, weil uns der allaweil gfragt hat, ob ma d' Hausaufgab scho gmacht ham. Der Zeuner Ernst, der auf an Lehrer studiert hat, hat eahm den Zwicker wieder aufataucht.
I woaß net, wia's kemma is, daß de Badeanstalt aa wieder verschwundn is. Wird se halt neamad recht drum kümmert ham!
Aber's Badn ham ma net aufgebn. Bald warn ma auf da Haas-Wies, dann wieder im Gänsgrabn hintn, draußd am Fall auf da Dreger-Wies, bei da Schleusn auf da untern Auwies, sogar bis nach Pulling san ma kemma; wo halt a guatmütiger Wiesnbesitzer oa oder zwoa Augn zudruckt hat. la l muaß sagn, koana hat uns bsondere Schwierigkeitn gmacht oder uns mit Grobheit oder G'walt vertriebn. Mia san aber aa meist schö am Rand bliebn, und da Badeplatz, war allerweil sauber. Was hätt ma denn aa liegn-lassn solln? 's Butterbrot war ins Handtüachl eigwicklt, d' Äpfe und d' Birn ham ma sauber zamgessn und mit de abgfiesltn Butzn d' Fisch füttert, 's Flascherl vom Himbeersaft ham ma wieder mithoamgnomma, weil ma's am nächstn Tag wieder braucht ham.
'S´ Wasser war überall klar und sauber. Da hat's koa Chlor und koa chemische Aufbereitung braucht, aa koa kostspielige Erwärmung. Mia san ma eine, ob's 15 oder 25 Grad ghabt hat.
Wer koan Badeanzug ghabt hat, hat a Schürzl oder an Unterrock untn zamgsperlt, wer net schwimma hat könna, is so lang auf oam Fuaß dahi-ghupft, bis 's auf oamoi ganga is, und wer se gar net traut hat, der hat se aus StopsIn an Schwimmgürtl gmacht oder a Blechbüchsn umbundn.
Aufamoi hat's ghoaßn, de wilde Umananderbaderei muaß aufhörn, es wird wieder a Badeanstalt aufgricht.
De is dann da draußd hikemma, wo s' heut no steht: am Campingplatz.
Dees Wort hat ma aber damals no gar net kennt. No ja, dann ham ma ebn da draußd badt.
Sonnenschirm und Liegestühl san auftaucht, Limonaden und Steckerleis hat's zum Kaufa gebn, Würstln und Semmeln, sogar an Kaffee. D' Badeanzüg san allerweil feiner worn und allerweil no a bißl kürzer. Wia uns mei Tante Marie amoi im Badeanzug gsehgn hat, hat s' d' Händ überm Kopf zamgschlagn und gsagt: „A so gehts es unter d' Leut'! A so geh ja i net amoi ins Bett!" Und alles is schö langsam a bißl anders worn - „geordneter", ham s' gsagt.
Jetzt ham ma a Hallenbad, und es wird gar nimmer lang dauern, dann gibt's aa wieder a Freibad. Ob's dann aa wieder so wunderschön wird, 's Badn, wia frühers?
Kötztinger Anzeiger im Juni 1908 |
DIA-Repro 4025 junge Frau (uU Frau Wühr) auf dem angestauten Regenfluss vor dem Kommunbrauhaus als Hintergrund. |
StA Landshut Grundsteuerkataster 5058 |
"1. Johann Wühr, Bindermeister
Hauptgebäude
Parterre 1 Zimmer 1 Bad
1. Stockwerk 2 Zimmer
(Nebengebäude)
1 Gewölbe (1 Stallung) 1 Speicher 1 Werkstatt
DIA-Repro 1002 Kötztings Kleinvenedig.... |
Pfingsten im Hause Wühr
Neben dem "Wührbinder" gab es in Kötzting auch den "Wührwagner"
DIA-Repro 4028 v.l. Oexler Franz - Wühr Franziska - Wühr Albert - Oexler Max, der Ort der Aufnahme des Fotos ist uns noch ein Rätsel. |
DIA-Repro 4029 Rabl-Dachs: wegen der Hausdekoration ist auch dieses Bild vermutlich 1941 gemacht und zeigt unter anderem den Wührbinder Johann Wühr. |
DIA-Repro 2525 Das Pfingstkranzl des Albert Wühr von 1941 |
Dieses und dien folgenden Farb-DIAs haben wir vom Mediencenter des Landkreises Cham erhalten, und stammen durchgehend vom damaligen Kötztinger Hauptlehrer Josef Bock. |
Albert Wühr und seine Cousine Franziska Wühr |
Albert Wühr überlebte den Zweiten Weltkrieg nicht, er starb im Jahre 1944 als Marinesoldat bei Brest.
Johann Costa und Maria Wühr
Gespräch mit Herrn Johann Costa (Wühr-Binder Hans) am 24. Oktober 1997 in seinem Haus in der Jahnstraße 4. Herr Costa ist 1928 geboren.
"I, schreib mich ja Costa", erzählt mir der Wühr-Binder Hans, als wir (seine Frau steht am Ofen, wärmt sich und verfolgt das Gespräch sehr interessiert) in seiner Küche sitzen. "Der Großvater hat sich Wühr g'schriebn - meine Mutter ist a Wühr-Binder Deandl g'wen. Sie hat einen Costa Hans g'heirat und der ist 1931 g'storben. Ich war damals dreieinhalb Jahr' alt, wie er g'storben ist. Z'letzt war mein Vater Lagermeister von der Renke (?) und hat das Bretterlager am Kötztinger - und am Blaibacher Bahnhof g'habt. Am Blaibacher Bahnhof hammands an Waggon Bretter verlond (verladen) und er hat den Arbeitern g'holfen, weil's so pressiert hot, hot se auf de linke Schulter an Stouß Bretter überg'legt und dabei hat's eahm d'Herzklapp'm z'rissen. Frühers hat man das nicht operieren können, und so ist er dann g'storben. Mein Vater stammte vom Costa (gegenüber vom Autohaus Weber) unten ab und hat zu der Zeit noch nicht überg'habt (ihm gehörte das Elternhaus noch nicht). Wie mein Vater dann gestorben ist, hat sein Bruder das Elternhaus geerbt. Ein Sohn von dem hat auf der Wettzeller Straße droben gebaut (Fuhrunternehmer Costa). Meine Mutter ist dann wieder heimgezogen, weil sie's unten (Elternhaus ihres Mannes) nicht g'kriegt hat. Der Albert, ein Bruder meiner Mutter, ist im Krieg ausgeblieben und so hat sie das Anwesen daheim g'kriegt".
Weiter geht´s mit dem unterhaltsamen Interview mit Hans Costa
"Ich hab' bei meinem Großvater d'Binderei g'lernt. Der Großvater ist 1961 g'storben und du mußt den doch noch gekannt haben, der ist doch zu enk allerweil zum Bier affekemma und is doch mit deim Großvatern, an Michl, alles g`wen. Die Binder-Werkstatt haben wir jetzt noch. Ich hab' dort einen Hobel von 1827".
Herr Costa springt auf und holt den Hobel aus seiner Werkstatt, zeigt ihn mir und erklärt: "Da hot ma do o'gritzt, und do hot'ses außerg'schlitzt".
Anmerkung: Ich verstehe nicht viel, oder besser gesagt gar nichts, von dem Handwerk und so schreibe ich alles wortwörtlich auf, was mir der Wühr-Binder erzählt.
"1827 - des moußt da virstejn, wej oid das der Hobe is!"
Haben Sie mit dem Hobel noch gearbeitet?
Foto Rabl-Dachs Wührbinder, Costa Hans, mit seinem historischen Hobel |
"Ja freilich, mit dem haben wir noch Böden hineingemacht und alles andere. Ich hab' ja die ganze Werkstatt noch eandn (drüben, die Werkstatt befindet sich links vom Hausfletz, auf der hinteren Seite des Hauses, auf der Regenseite). Mir hätten's alles abgekauft, um es in Tittling im Museum auszustellen. Da könnt's ma geben was ihr wollts, dann geb' ich das Werkzeug nicht her, hab' ich g'sagt - geh mit," sagt Herr Costa, "dann zeig' ich dir d'Werkstatt".
"1890 ist mein Großvater in das Haus zum Kuchler-Binder in d'Lehre hergekommen. Der Kuchler-Binder hat ein Deandl g'habt und die sollte mein Großvater heiraten. Die hat er aber nicht gemocht. Er ist dann in d'Welt auße - nach Trier, nach Frankfurt und nach Luxemburg. Wie er dann gehört hat, daß das Deandl auf Straubing raus geheiratet hat, kam er wieder heim und fragte seinen früheren Meister, ob er ihm die Binderei verkauft. "Segst, wennst as Deandl g'heirat hejst, hejt a das g'schenkt, und ejtz moußt ma's o'kaffa!". 1904, glaube ich, hat er das dann gekauft. 11 000 Mark hat das damals gekostet; da war aber nur die Stol-Wies dabei, die anderen Gründ hat er erst später dazugekauft. D'Stol-Wies (Lehmgasse/ ein neugebautes Haus und der Stadl gehören der Familie Costa), das waren nur eineinhalb Tagwerk - weil der Kuchler-Binder nur zwei Kühe g'habt hat dazu. Mein Großvater hat dann noch - bona (an die) 15 oder 16 Tagwerk - dazugekauft".
Wo habt Ihr denn die landwirtschaftlichen Flächen gehabt?
"Draußen in der Reitensteiner Straße gehören uns etwas über zwei Tagwerk, dann da draußen, wo die Brücken über den Regen gehen, Richtung Sperlhammer (hinter dem Freibad), gehören uns fünfeinhalb Tagwerk, ja und das Feld oben, wo heute das Gymnasium steht, gehörte uns. In Steinbühl drinnen gehören uns sechs Tagwerk Wald"
"Ja,ja", erzählt Herr Costa in der Werkstatt weiter, "alles hätten's mir abgekauft um es im Museum in Tittling auszustellen. Ich hab' aber nichts hergegeben - Pichmaschin, da wo man die Faßl pecht hat, die hab' ich ihnen gegeben und einen Hobel - das ist auch ein ganz alter g'wesen - für den hat er mir 600 Mark bezahlt. Ich hätt' mir das gar nicht verlangen trau'n, aber das hat er mir selber gegeben.
Segst, da san de Leer no, do wo man Daufen, de runden Foßdaufen (Faßbretter) vo de groußn Foß außermocha hot mejßn. Die san z'ammgsetzt und hammand do einepass'n mejßn in de Lehr. S'Modell hot ma do g'sagt, is des.
Dann geht es weiter um die Arbeiten als Binder, zunächst das Biegen der Fassdauben:
Mei, heut' geht ja nichts mehr - hat ja niemand mehr ein Foß oder a Schaffe. Früher's hat's kein Flaschen-Bier geben, lauter Faßl-Bier, dann hat's keine Plastikwanndl geben, sondern bloß Faßl und Ziwa (Zuber). Das Holz dazu hat man gekauft, hat Bretter schneiden lassen und hat die Dauben g'macht“.
Frau Costa, die auch mit in die alte Werkstatt gegangen ist, meint zu dem Raum der durch eine halb offene Wand zu sehen ist: "Das da drinnen, do wou's so loadig (schlimm) außaschaut, da ist d'Feuerkuchl g'wen". Ihr Mann erzählt dazu: "Da in der Ecke stand der Kessel und da ist der Kamin hinaufgegangen. In dem Kessel sind die Foßdaubn g'sotten worden, damit man sie biegen hat können - sie haben ja rund werden müssen. De san eing'spannt word'n - mir hamma a so a Schien g'hot, do hammas auf oaner Seite eig'schwart und hammas mit der Wind'n wieder nachedrim, damit ses bong hot. Mei, do hot ma se Plogn mejßn. Wenn's z'erst g'scheit g'sottn wor'n san de Daufern, na san's mejd (biegsam, weich) wor'n, na hammand's sa se buing loaßn".
Neben dem Eingang liegen stoßweise alte Bandeisen in Meterware. Herr Costa erklärt dazu:
"Das hat man als Roaf um die Ziweschaffe braucht. Solang wie man das gebraucht hat, hat man das runtergeschnitten und hat die dann zusammengemacht. Gekauft hat man die Eisenbänder beim Haas, der verkaufte das als Rollenware".
In der Werkstatt zeigt mir der Wühr-Binder das Werkzeug, mit dem man die Spund in's Faßl gemacht hat. "Segst, mit dem Ding hat man die Spundschrauf einebohrt. Der da ist für die kleinen Löcher und für die großen Lagerfässer - die hatten größere Einfüllungen - nahmen wir den andern. Wir machten hauptsächlich Bierfässer,....ja, für d'Konservenfabrik hat mein Großvater einmal Fässer umgearbeitet, wie d'Konserven ang'fangt hat, 1916-17 oder 18 war das, hat der Großvater in Furth i.Wald Bierfässer g'kauft und auf Weinfässer umgearbeitet. Ein ganzes Jahr hat er mit einem Gesellen daran gearbeitet und am Schluß kam es zu einem Prozeß mit den Besitzern der Konservenfabrik. Sie blieben das Geld schuldig und haben im Nachhinein behauptet, die Fässer wären nicht dicht gewesen, obwohl sie von Anfang an benutzt wurden. Dem Großvater wurde seinerzeit von etlichen Leuten zugetragen, daß dort die Fässer in der Hitze lagerten".
„Wir hatten (belieferten) die ganzen Brauereien - in Kötzting den Schmidt-Bräu und den Lindner, frühers auch noch den Godl und den Lemberger. Die Kommune-Brauerei hatte der Großvater ganz früher auch, als dort noch der Schuster Braumeister war. Wie aber dann der Schoffriedel (Ellmann) g'kommen ist, hot er se mit dem z'krejgt und der Sterr-Binder von Viechtach arbeitete dann für das Kommune-Brauhaus. Wir hatten eine Zeitlang die Viechtacher-Gesellschaftsbrauerei g'habt, oba de hot a na wieder hintlaßn (der Großvater legte auf das Geschäft keinen Wert mehr). Unterm Krieg hat der Viechtacher Binder einrücken müssen und so ist der Braumeister Schuster - der, nachdem er von Kötzting wegging in Viechtach bei der Gesellschafts-Brauerei arbeitete - mit dem ersten Vorstand der Brauerei, dem Herrn Dischinger, im Winter damals mit dem Roß vor dem Laufschlitten, gekommen und sie haben gefragt, ob sie nicht eine Fuhr Faßl zum Flicken bringen könnten. "Naja, na bringts hojt a Fuhr", hat der Großvater g'meint. Dann ham's zwei Fuhren bracht mit dem Leiterwagen - wo's onegana is. Wir hab'm den ganzen Hof voller Faßl g'habt und haben den ganzen Winter sonst nichts anders getan als Faßl flicka".
"D'Grafenwiesener-Brauerei ham a g'habt, d'Hohenwarther-Brauerei, d'Simperinger-Brauerei, an Späth von Lohberg, an Sepp'm-Baun vo der Summerau, den Rösch von Blaibach und von Eschlkam - Obermeier hat der g'heißn, den hamma a g'habt. Wenn man weiterweg gearbeitet hat, is ma eahmoi de ganze Wocha auf der Stör durt g'wen".
Das Auspechen:
Wie ging denn das vor sich mit dem Faßl flicken?
"Faßl flicka?........, ja Faßl flicka, des hamma ja auf bei der Brauerei selber do! Da ist ein großer Kessel dag'wen, dadrin ist das Pech g'sotten worden, dann ist mit einem Kolben das Faßl aufg'heizt worden, damit das alte Pech heiß g'worden ist. Das hat man dann herauslassen und das Neue ist wieder hineingekommen. Das Faßl ist dann g'stürzt worden ein paar Mal, damit sich's Pech verlaufen hat und dann hot ma's solang burln mejßn, bis des Pech wieder fest g'wen ist - des Frische, des wej einekemma is. Alle hoibats Jahr amoi, san de pecht word'n".
Hat man den Geruch des frischen Pechs beim Bier nicht gerochen?
"Na na, da hat's Bier an ganz an guaten G'schmo g'hot auf des one, weil's frisch pecht is g'wen. Do san koj Bakterien und nix mehr......... weil des is ja so narrisch aafg'hitzt wor'n, daß innen s'ganze Faßl grod mehr brennt hot. Do is alles verbrennt, dann is ojte Pech außerloaßn wor'n und a Frisch is wieder einekemma".
Hat den das Faßl mit dem Aufhitzen nicht zum Brennen angefangen?
"Da hat ja nur das Pech innen gebrannt. Das ist im Faßl drinnen zusammengelaufen und dann rausgeschüttet worden. Mit einem brennenden Kolben, den man in die Öffnung hineingesteckt hat und dabei das Faß geschwenkt hat, ist das alte Pech herausgebrannt worden. Solang der Rauch dabei schwarz herausgekommen ist, ist das Pech noch nicht abgelaufen gewesen . Wenn der Rauch einmal blau kam wußte man, daß das Pech abgelaufen war und hat es dann herausgelassen".
Hätte dabei nicht das Faßl verbrennen können?
"Na, des is net passiert. Des sollst einmal g'seng ham vo de Lagerfoß, wej de innen brennt hammand; do host o g'moint de z'reißt's, a so hammand de brennt, de Foß mit 20 oder 30 Hektoliter. Beim Schmidt-Bräu hamma de grejßan (größten) g'hot mit 23 Hektoliter. Die meisten Fässer faßten "nur" 18 Hektoliter- dabei waren aber die schon groß".
Wie habt ihr denn die transportiert?
"Noja,...... vom Schmidt-Bräu hatten sie einen Wagen und darauf wurden die Fässer zu uns herunter gefahren. S'Bräuhaus hat dazu einen Schlitten g'habt, do hot mas einburln kinna und na hot mas a so auf der Erd' dahig'schloipft (schleifen) - heit derf ma's o nimmer schloipfer".
Wenn ma d'Faßl picht ham, des hot ma ja in der Brauerei do. Ja ja, do hot ma se blong mejßn, do hamma allerwei fünf oder sechs Mann sa mejßn, um de groußn Foß zum stürzen. Do hot's g'hoißn: Auf mich, na hammands ses herg'worfer, dann wieder: Auf euch zurück, auf mich und wieder auf euch zurück, damit sich das Pech - da sind ja sechs oder sieben Schaffer voll Pech in's Faßl hineingekommen - verlaufen hat. Das Pech ist zuerst heiß gemacht worden, in's Faßl g'schütt worden, das Faßl ist nach allen Seiten geschwenkt worden und das flüssige Pech legte sich an der Faßlwand an. Dann hat man mit dem Finger eing'langt, ob s'Pech schon fest ist. In dem Moment wie's fest war und nimmer woach (weich), hot's daugt.
Wie hat man gewußt, ob das Pech das im Faßl verteilt worden ist, mengenmäßig ausreicht?
"Mei, des hot ma im G'fejh g'hot - fünf a sechs Schapfan (Schöpfkellen) voll hot man einedo und was z'viel war, hot ma wieder außerlass'n; das Pech hat die Faßwand nur dünn überzogen. Dazu hat man das Faßl auf a Schanz raufgetan, unten stand ein Kübel und das übergebliebene Pech hat man durch's Loch herauslassen können. Man hat schon mehr Pech hineintun müssen, weil man nicht gewußt hat, braucht's mehr oder nicht. Wenn wirklich um a Schapfa mehr dring'wesen ist, ist das wieder herausgekommen, weil es hat ja nicht mehr angenommen (hat sich nicht mehr verbunden) - bloß daß es halt überzogen g'wen ist".
Von woher habt ihr das Pech bekommen?
"Der Aschenbrenner von Blaibach hat eine Pechfabrik g'habt und von dem hammas mir g'habt. Das Pech hatten die Brauereien hauptsächlich selber, das hat der Binder nicht mitbringen müssen. Die haben dort einen großen Kübel g'habt und da ist das Pech dring'wesen. Die Brauburschen haben das rausnehmen müssen - das ist den Brauburschen ihre Arbeit g'wesen - es ist in einen Kessel hineingekommen, auf ein gewissenes Grad gekocht worden und dann hat man 's erst hernehmen können.
Und dann erzählt er von einigen Begebenheiten in Kötzting mit seinen Fuhrleuten und Fuhrwerken:
Ich hab' deinen Onkel, den Sepp (Sepp Rabl), noch gut gekannt, der ist seinerzeit mit dem Ellwanger Karl, mit dem Schmied-Mirl Gang (Mühlbauer Wolfgang aus Reitenstein) und einem aus Thenried als Bräubursch in der Kommune-Brauerei g'wesen.
Mit sechs Roß, ham's im Winter für's Bräuhaus Eis g'fahrn. Von der Früh um sechse bis auf d'Nacht um sechse san's g'fahrn. Mei Lieber, do ham's sa se blong mejßn! Ich kann mich noch gut erinnern, wie seinerzeit der Kollmaier mit zwei Rössern, der Graßl mit zwei Rössern und der Dreger Eis wegg'fahrn ham. Der Kollervogl Karl (Karl Wagner aus Dachsenbühl) war damals beim Graßl - später beim Schmidt-Bräu - als Knecht und der hat einmal um vier Uhr in der Früh schon eing'spannt, weil er für den Kroher einen Waggon Zucker vom Bahnhof herauffahren musste. Jetzt ist er erst um neun Uhr kommen und hat die Rösser vor den Eiswagen g'spannt. Die Rösser waren aber schon ziemlich matt und die Eisen sind auch nicht mehr scharf g'wesen, weil's schon einen Waggon Zucker ziehen mußten und haben deswegen die Fuhr Eis vom Regen rauf nicht mehr ziehen können. Wie der Schoffriedel das g'sehn hat, hat er g'sagt: "Ejiz kimmt a um neune zoua und bringt no koa Fuhr Eis net außa!" Der Karl - mit oam Aug'n hot der allerweil a so in's Leibetaschl eineg'schaut, der hot a weng a so da'zwer g'schaut - hat dann ang'fangt: "Du Himmesakara", hat's lange Messer rauszog'n und ist dem Braumeister nachg'laufen. Ich hab' damals g'meint - ich war ja noch ein kleiner Bub' - der Karl sticht den Braumeister ab. Wie der Karl später wieder vorbeig'fahrn ist, rannte ich wieder nach. "Der Sakara" hat der Karl wieder ang'fangt, "der wenn se heit no amoj sehng loußt, dem renn i s'Messer eine, von dem", sagt er, "lou i mir d'Roß net verdächtig mocha, i woaß, wos de hejt scho do g'leist hammand". Mei, ist der narrisch word'n - ich aber hab' den ganzen Tag den Braumeister nimmer g'seng.
Das Eis wurde in den Kummersdorfer-Keller (heute Café Monokel) hinaufg'fahrn. Oberhalb ist der Stadl g'wesen und dort ham's es ins Lo obeloußn (Loch für den Eiskeller). Als Kind bin ich den ganzen Tag mit dem Karl und seinen Rössern mitg'angen, weil mir das so gefallen hat.
Naja, dann ist er beim Schmidt-Bräu wejlang für an Knecht g'wen. Dort hat er die zwei großen Roß g'habt und hat mit denen nach Pirka das Bier fahren müssen. Bei der Fahrt ist er meistens um zwei Uhr wieder zurückgekommen. Der Schosch war der erste Knecht beim Schmidtbräu und der sagte zum Karl: "Karl, heit moußt scho um zwölfe wieder do sa, weil ma an Haffa Korn zum Eifohrn hammand". "Ich hab' an dem Tag nicht einmal Brotzeit g'macht und nicht Mittag g'essen in Pirka, damit ich wieder heimg'kommen bin. Ich komm um ein Uhr heim", so erzählte mir der Karl, "kommt d'Anne (Frau Post) schon daher: "Ja Karl, wou bist an Du heit, der Schosch schimpft a so, weil'st net zoua kimmst!" Daraufhin hat der Karl d'Roß g'scheid g'füttert, hat's auf s'Kornfeld auße g'fahrn und hat zum Schosch g'sagt: "So Schosch, weil's heit so nejdig is um di, ejtz konnst mit vier Roß fohrn", hat ihm d'Roß stehn lassen und hat aufg'hört. Auf das hin hat er wieder beim Graßl ang'fangt.
Da Anerl Hans (Schmidt Hans) von Arrach ist lange Zeit beim Graßl als Knecht oben g'wesen. Der Graßl hat auch immer drei Roß g'habt- wejoft a vier - das weiß ich noch. Der Graßl von Beckendorf - der Graßl Sepp von Beckendorf war ein Bruder zum Graßl herinnen - der hat auch Roß g'habt und durch das hatten's äjmoj vier Roß".
Hans Costas Eltern, Johann Costa und Maria Wühr hatten am 19.11.1927 geheiratet und Hans, der Vater war, wie im Interview erwähnt, bereits in jungen Jahren 1931 an den Folgen eines Arbeitsunfalls verstorben. Die Mutter, Maria lebte noch viele Jahrzehnte und verstarb erst im Jahre 1982.
Foto Schwarz: der Blick von der Marktmühle aus zurück auf den Regen |
Foto Schwarz: Dieselbe Situation von der anderen Flussseite aus betrachtet. |
Foto Wild Sigi. Vor und während den Arbeiten zur Kötztinger Hochwasserfreilegung wurden einige Bilder der Situation gemacht. |
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