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Montag, 21. Juli 2025

Erinnerungen an Altkötzting Nr. 63 ein Schulausflug

 In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen "Blick zurück" erlauben; zurück auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden; eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtagen,  Bällen, und vor allem mit Menschen. Hier ein Rückschau ins Kötzting von vor 50 Jahren.


Ein "typischer" Schulausflug von 1975

Es gibt manche Funde in der Zeitung, die uns einen Vorgang übermitteln, den man sich heutzutage in dieser Form gar nicht mehr vorstellen kann.

Im April 1975 führen die Klassleiterin Resi Hiebl und ihr Unterstützer Krämer Josef eine Schulklasse der damaligen Sonderschule Kötztings an die Tankstelle Hobrack, um ihnen dort zu zeigen, wie man volltankt und den Ölstand und den Luftdruck prüfen lässt. Damals waren die Tankstellen noch nicht durchgängig auf Selbstbedienung umgestellt, so dass man dazu einen Tankwärter bemühen musste.
Kötzting war damals auf den direkten Weg, stromlinienförmig sich an die neue Zeit mit dem Individualverkehr durch PKWs anzupassen und diesem Ziel dienten damals auch einige Verkehrsprojekte, Siehe die Umwandlung des Marktplatzes in einen Großparkplatz

Nun also standen die Kinder der Unterstufe auf den Tankstellenzufahrten und ließen sich die Wunder der neuen Zeit vorführen.
Interessant ist hier, wie in manchen Fällen auch der Hintergrund mancher Bilder, da sich Kötzting in den vergangenen 50 Jahren doch bedeutend verändert hat.
Die Automobilwerkstatt Hobrack ist Geschichte und an seiner Stelle steht nun der Gebäudekomplex Wanninger mit dem Kiosk vor dem Eingang des Kappenberger und Braun Elektrofachmarktes.
Die Tankstelle musste auf die andere Straßenseite zum Gruberbach hin wandern, was keine einfache Aufgabe war, befand sich der neue Ort doch eindeutig in einem Überschwemmungs- bzw. Wasserschutzgebiet.

 
Resi Hiebl und Sepp Krämer im Straßenverkehr mit ihren Schulkindern

Im Hintergrund noch die unzerstörte Uferlandschaft des Gruberbaches




Samstag, 19. Juli 2025

Steinbühl - eine große Feier des Kriegervereins

   In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen "Blick zurück" erlauben; zurück auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden; eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtagen,  Bällen, und vor allem mit Menschen. Hier eine große Bilderserie über die Einweihung des neuen Kriegerdenkmals verbunden mit der 100-Jahr-Feier in Steinbühl/Traidersdorf.

Wir befinden uns im ersten Juliwochenende 1975 und die Steinbühler feiern ein großes Fest, zudem sie die Kameraden aus Wettzell als Patenverein hatten gewinnen können.


Denkmalsweihe und 100-Jahr-Feier in Steinbühl


Im Vorbericht auf das Steinbühler Großereignis wird nicht nur das Programm des Festwochenendes,  sondern werden auch die Veteranen vorgestellt. Die Fotos und der Artikel stammen am Anfang von einem Redakteur mit dem Kürzel -kal-, ziemlich sicher der damalige Expositus Albert Melchner.

Vorstand Franz Nürnberger

Franz Sturm, der vorherige Vorstand

Heinrich Geiger 




Von der Einweihung selber gibt es zwei Bilderserien in unserer Sammlung: der Redaktionskürzel -kue- weist auf Herrn Kühn hin für die Bilder und den Beitrag. Expositus Melchner hatte an dem Tag sicherlich keine Zeit, auch noch Fotos zu schießen. 

Expositus Albert Melchner weiht das neue Denkmal ein.

Bgm Karl Seidl spricht bei der Einweihung

Das neue Kriegerdenkmal 

Die Fahnen der beteiligten Vereine







Hier nun die große Bilderfolge vom Festzug mit den vielen Fahnenabordnungen.


Expositus Melchner

Einige der teilnehmenden Vereinsabordnungen 




Das müsste die im Artikel erwähnte die Festbraut Rosemarie Preiß sein


Michl Traurig sen. an der Zither für die Steinbühler Sänger spielten/sangen die Waldlermesse
Michl Traurig sen. an der Zither










Ehrenmutter Maria Penzkofer, die Festbraut Rosemarie Preiß und die Festdamen Fanny Bauer und Vroni Gogeißl





40 Vereine geben den Steinbühlern die Ehre



Die Ehrengäste wurden mit dem Wagen zum Festgottesdienst gefahren




Freitag, 18. Juli 2025

Lesestammtisch

Einladung zum
 monatlichen Lesestammtisch
des Arbeitskreises Heimatforschung



Und, was wollen wir dieses Mal lesen?
Im Jahre 1829 verschickte die bayerische Regierung einen Befehl an alle ihre Landgerichte, diese sollten bei ihren jeweiligen Landgemeinden, Städten und Märkten nachfragen, was es denn vor Ort noch für Überlieferungen, Geschichten und "denk- und merkwürdige" Begebenheiten und Orte gäbe.
Die Antwortschreiben der einzelnen Kommunen gibt uns einen schönen Überblick über die überlieferten Ortsgeschichten und auch einiges an Sagenmaterial.

Es haben sich an dieser Befragung sowohl die jeweiligen Pfarrämter als auch die Gemeindeverwaltungen beteiligt und ergeben so ein buntes Bild an Überlieferungen der jeweiligen Ortschaften im alten Landgericht Kötzting.

Hier als Lesebeispiel ein Ausschnitt aus der Antwort des Eschlkamer Pfarrers:


Eschlkamm den 5ten August 1829

Ein k. landgerichtliches Schreiben vom 13 Mai et praes den 20t Juli h. J. fordert den gehorsamst Unterzeichenten auf, in Benehmen mit alten Männern seines Pfarrsprengels und mit Benützung allenfalls vorhandener schriftl. Urkunden Nachforschung zu pflegen über bisher unbeachtet gebliebene Alterthümer entweder aus den Zeiten der alten Römer oder denen des historisch denkwürdigen Mittelalters und innerhalb 3 Monaten das Resu8ltat dem k. Landgericht vorzulegen
Dieser patriotischen Forderung hat derselbe in wie weit ihm dieses bei seinen erst dreimonathlichen Hiersein möglich war, nach Kräften zu entsprechen sich bemüht, und was in Bezug auf die vaterländische Geschichte theils vorliegende schriftliche Urkunden dunkel andeuten, theils mündliche Ueberlieferung und einige alte Denkmäler aus der Vorzeit auf die Gegenwart herübergerettet haben, das leget er hiermit pflichtgemäß vor.


Neben der Antwort aus dem Pfarramt Eschlkam folgen auch ähnliche Zusammenstellungen aus  den Pfarrämtern Rimbach, Neukirchen, und Chamerau 




                            >>>>>>>>>>     Dropboxlink direkt      <<<<<<<<<<<



Man muss diese Schrift nicht unbedingt bereits lesen können, wenn man an unserem Lesestammtisch teilnehmen möchte, denn :
  • die meisten Teilnehmer lesen zumeist auch nur still mit
  • werden an diesem Abend in den 2 1/2 Stunden auch viele andere geschichtliche (und zeitgeschichtliche) Themen am Rande besprochen.
  • ist es eine kurzweilige Veranstaltung und schlussendlich
  • kann man diese Schrift bei dieser Gelegenheit dann ja leicht lesen lernen.


Also, vielleicht sieht man sich im Kneippstüberl im Hotel zur Post zum neuen Termin am  9.9.2025 um 18.30, ich würde mich freuen.




Samstag, 12. Juli 2025

Merkwürdige Orte und Denkmäler im Landgericht Kötzting --- die Gemeinde Haus

Im Jahre 1829 ging ein Schreiben der bayerischen Regierung - das LG Kötzting war damals Teil des "Unter=Donau=Kreises" - an alle Landgerichte, diese sollten ihre einzelnen Gemeinden anschreiben und von diesen sich  unter Anderem rückmelden lassen, was es in deren Gemeindebereich denn so an besonderen und bemerkenswerten Gebäuden/Geschichten/Sagen oder was auch immer Berichtenswertes gäbe.


Staatsarchiv Landshut\LG ä.O. Kötzting\Nr. 609 von 1828-1839 Beschreibung merkwürdiger Orte und Denkmäler im BZA Kötzting

Die Gemeinde Haus

Es geht hier nicht um die Erstellung einer vollständigen Geschichte der alten Hofmark Haus, sondern darum, was die damalige Gemeindeverwaltung Haus auf die Nachfrage des Landgerichtes Kötzting geantwortet hatte.



"Namen der Gemeinde und in demselben befindbahre Alterthümlichen Geschichten

I.
Gemeinde und Dorf Haus


Vor ohngefehr 500 Jahren, soll nach einer Sage in dieser Ortschaft, auf der sogenannten Zimmer Höh, welches ein mäßiger Hügel ist, und in Mitte des Dorfes emporragt: ein Ritter Schlos gestandten sejn, un denn Namen Hochenbergstein geführt haben.
Wenn man diesen Hügel, seinem Äusserliochen nach betrachtet, so ist es wohl möglich, daß dieser Sage Glauben beyzumessen sey, nach dem aber gegenwärtig eine Bauernhütte auf dem selben steht, so sind keine SPuren von Steinen mehr kenbar.
Der Name des Besitzers dieses Hochenstein ist unbekannt und nähere Erläuterung zugeben ist man ausser Stand gesetzt, weil solches das graue Alterthum entgegen halte.


II

Im Jahre 1501 hieß diese Ortschaft nach einer vorliegenden Urkunde schon Haus und es nannte sich der Besitzer hievon Wolfgang Bachmayr zum Haus, wer aber der Urheber dieses jetzt noch stehenden Gebäudes, welches vormals ein Schloss genannt, und noch in den neueren Zeiten von der Herr von Viertlischen Familie bewahrt wurde, ist genzlich unbekannt.

Vom Kötztinger Kooperator Peter Riederer haben wir aus den Jahren 1911-1913 eine ganze Reihe von Veröffentlichungen im Kötztinger Anzeiger, die sich mit geschichtlichen Themen befassen und darunter auch eine detaillierte Beschreibung darüber, was aus den früheren Schlossgebäuden alles geworden ist.


Die  aus dem früheren Hauser Schloss entstandenen Anwesen, die Riederer hier beschreibt, sind die alten Hausnummern 7 und 8. Das im Artikel genannte Jägerhäuschen ist die Nummer 23 und der Blindengirgl lebte auf der 24.




Foto Pongratz: Heute befindet sich an der Stelle, an der früher zunächst das herrschaftliche Gebäude und später die Bauernhäuser gestanden haben nur noch eine leere Fläche.



Frau Kretschmer hat vor vielen Jahren die Mitglieder der Familie Hausladen vor ihrem Anwesen fotografieren können.
 
Foto Kretschmer Herr Hausladen vor seinem Haus, das längst abgerissen ist.




 


III.
Die Einöde Hauser=Mühle


Diese Einödmühle liebt in einem fast unfriedlichen Thalle, von zwey 


Anhöhen eingeschlossen, jedoch hat dieselbe gegen der Süd-Seite über die sogenannte Herrenwiese auf die vorbeyziehende Vizinalstraße nach dem Markte Kötzting eine ziemlich romantische Aussicht.
Diese Mühle, soll vormals Steinmühl geheißen haben, wenn man nun der Sage von Hochenbergstein glauben beymessen darf, und die selben wie hervorgeht zum Gute gefirt zuhaben, so dürfte sich diese allerdings auf Warheit gründen und erst bei Namens Verwendung von Haus auch Hausermühle genannt worden sein.
Der Name Steinmühl soll aber auch daher gekommen sein, weil das Erdreich in dieser Gegend nur mit Steinen bedeckt war, welches der in nördlichen Stücken von dieser Mühle liegende Hügel noch beweiset.

DIA-Repro 1638 die Hausermühle



Aus dem Jahre 1894 gibt es einen Bauakt des damaligen Hausermüllner Hager und aus dem Jahre 1954 gibt es einen Zeitungsbericht, der allerdings völlig falsche Jahreszahlen benutzt. Den Kötztinger Bildhauer Hager, von dem später die Müllersfamilie Hager abstammt, lässt er viel zui früh in Weißenregen als Bildhauer arbeiten. >>>>>> hier die richtige Zuordnung: Die Familie Hager
Doch zunächst die alten Baupläne aus dem Staatsarchiv in Landshut:

StA Landshut Rep 162-8 Sch. 17 Nr. 2537 Hager Hausermühle  


Mit dem Buchstaben g ist hier das Ausnahmshaus des Müllers und mit h seine Schupfe gekennzeichnet.

Kötzting Umschau vom August 1954--- die Zeitangaben sind nicht korrekt!




IV
Der Dampfbach


Entspringt in dem sogenannten Ramsrieder Holze, nimmt seine Richtung gegen Süden und nach dem er durch einen anderen Bach einen Zuwachs bekommt, setzt er zu Hausermühl zwey Mühlgänge und einen Oehlschlag in Bewegung, windet sich dann in Schlangenförmiger Richtung durch das Wiesenthal hin und giest sich durch seine Mündung bey dem Markte Kötzting in den sogenannten kleinen oder weißen Regen aus.
Dieser Bach hat vormals keinen besonderen Namen geführt, nach dem aber zwey Männer von der Ortschaft Haus an dem, selben anfangs in einen Wortstrait geriethen und der Stärkere den Schwächeren über-"mannte


"mannte, so soll sich der Letztere in seiner Erzällung der Sache mit diesen Worten geäussert haben: "unten am Bache hat er mich gedämpft" und so soll auf diese Art der Name anfangs Dämpfbach und nun mehr Dampfbach entstanden sein.

Weitere Urkunden oder Denkmäller liegen in dieser Gemeinde nicht vor und man bringt solches einem königlichen Landgericht hiermit zur gehorsamen Anzeige

des k. Landgerichts

Gehorsame Gemeindeverwaltung Haus

"X" (=Handzeichen) Michl Brunner
Gemeindsvorsteher


Wiesmayer Gerichtsschreiber"

Zum Abschluss der statistischen Abfragen meldete Haus auch noch die Einwohnerzahl aus dem Jahre 1831:


Auf der Hausermühle lebten damals 2 Familien mit 4 Personen und im Dorf selber waren es 10 Familien mit 45 Personen.
Die Einwohnerzahl der Gemeinde Haus betrug also im Jahre 1830 49 Personen.  

Wie einleitend bereits geschrieben, geht es hier um die Antwort der damaligen Gemeinde Haus auf eine Anfrage von Seiten der Regierung. Sie berichtete eben das nach oben, was sich so im Gedächtnis der Gemeindemitglieder des Jahres 1830 so noch eingebrannt hatte.
Wer genauere über die Geschichte der Hofmark Haus wissen will:
Hier der Auszug aus dem Historischen Atlas von Bayern, Landgericht Kötzting von 1953.


Der Gehstorfer Max Piendl hatte diesen Beitrag relativ sehr knapp gehalten.
Wer mehr über die Geschichte der Hofmark Haus erfahren will, ist mit den Beiträgen von Helmut Schnabel in den sogenannten Gelben Bänden aus den Jahren 2005 und 2006 besser aufgehoben.