Die folgenden Bilder und Texte habe ich dankenswerterweise vom Direktor Ryan Myers vom Col. Reed Museum in Vilseck erhalten und stammen aus den beiden Büchern. Seinen Mitarbeiter Lance durften wir heuer bereits als Ehrengast beim Pfingstritt begrüßen.
Wie man auf der folgenden Karte gut sehen kann, ist die 2nd Cav. für den gesamten Altlandkreis Kötzting zuständig.
Das Gruppenhauptquartier nach dem Rückzug aus Tschechien wurde zuerst auf dem Brennes errichtet und das Buch berichtet davon, dass sofort nach der Beendigung der Feindseligkeiten dort oben sich eine ganze Menagerie an Haustieren und Maskottchen angesammelt hatte, etwas was den Soldaten während der Kämpfe streng verboten gewesen war, also ein Maskottchen mitzunehmen. Und so waren dort in kurzer Zeit Hunde, Kühe, Pfaue, Schweine, Ziegen und sogar ein schwarzes ungarisches Schaf versammelt.
Zeitgleich wurde am Arbersee ein, heutzutage würde man sagen Wellnesshotel, ein " recreation center", eröffnet, in welchem die Soldaten der 2nd Cav jeweils 3 Tage verbringen durften einfach nur zum Entspannen oder auch zum Schwimmen, Boot fahren, Reiten, Picknick oder halt mit dem Tanz mit den (nichtdeutschen) Mädels aus Zwiesel.
Ansonsten waren die Soldaten beschäftigt, die Grenze zu überwachen, die Grenze des Böhmerwaldes, von dem noch Hindenburg sagte - und die Amerikaner glaubten diesen Worten bis zum Schluss und agierten auch entsprechend vorsichtig - "Wer diese Region kontrolliert, beherrscht Deutschland"
Grenzkontrolle zu Tschechien |
Am 1. Juli wurde das Hauptquartier der gesamten Gruppe nach Kötzting verlegt, wo bereits deren B-Truppe der 2nd Squadron die Bewachung und Abwicklung der Gefangenen der 11. PD übernommen hatte. Diese Verlegung des Hauptquartiers wurde deswegen unternommen, um Captain Sperl, dem IPW Offizier (=Zuständig für die Befragung der Kriegsgefangenen, also eine Vorläuferbehörde des CIAs, vorher noch CIC), welcher der 2nd Cav zugeteilt worden war, zu unterstützen und die Behörden im Altlandkreis Kötzting besser zu kontrollieren zu können.
In dem Maße, wie die einzelnen Abteilungen der Militärregierung ihren eigentlichen Job besser in den Griff bekamen, wurden dann den Soldaten auch sportliche Möglichkeiten angeboten und jede Einheit errichtete sich so ihren eigenen Sportplatze und veranstaltete Turniere, denn was wäre Sport ohne Wettkampf und Sieger und Verlierer.
So haben die Kötztinger zum Beispiel ihre Holztribüne am Fußballplatz auch den Amerikanern zu verdanken und waren bestrebt, dieses Bauwerk nach dem Abzug der Soldaten auch behalten zu dürfen.
Auch Volleyball wurde gespielt |
So wurden bei uns v.a. in Neukirchen und Cham Turniere abgehalten. Abends wurde dann in den Gasthäusern, natürlich getrennt nach Offizieren und Mannschaften, abwechselnd in Lam und Neukirchen beim hl. Blut getanzt und dazu wurden die dazu "notwendigen" Mädchen aus der Region von Klattau antransportiert, es herrschte ja noch die Parole: "No fraternisation", also keine Verbrüderung mit dem deutschen Feind. Wie es oben weiter heißt, war es eine große Erleichterung, als dieses Verbot dann aufgehoben worden war und die Soldaten "local frauleins" auf ihre Parties und zu den Tänzen einladen durften und sich mit den "local bellies", also mit den Dorfschönheiten, treffen durften, was laut Text offensichtlich für den Geldbeutel der GIs viel billiger war als die Transportmethode aus der Anfangszeit.
Jedenfalls nahte nun der 4. Juli, also der amerikanische Nationalfeiertag zur Unabhängigkeit, der sogenannte Independence Day, und die US Streitkräfte veranstalteten ein großes Reiterfest - man war ja schließlich eine Kavallerieeinheit, wenn auch mit Panzern, und von diesem Fest gibt es tatsächlich noch Bilder und den offiziellen Flyer.
Herr Ludwig Bauman aus Kötzting, darauf angesprochen, erinnert sich noch sehr gut an diese Veranstaltung und an viele Details, wie er mir berichtete, der Flyer war wohl für ihn auch eine kleine Zeitreise.
Ich habe ihn gebeten seine persönlichen Erinnerungen an dieses Ereignis kurz zusamenzufassen:
Meine Erinnerung an das
Reitturnier, das die amerikanischen Besatzungssoldaten auf den Wiesen „Am
Füller“ veranstalteten, ist lückenhaft. Aber das habe ich noch lebhaft vor
Augen: Das weite Rund des Turnierplatzes war mit Holzplanken eingezäunt. Und
die Zuschauer, meist Soldaten, aber auch neugierige Einheimische und zugezogene
Flüchtlinge, standen in dichten Reihen dahinter. Wir Zehnjährigen fanden kaum
eine Lücke, um einen Blick von dem Ungewöhnlichen, das sich auf der
alltäglichen Bauernwiese ereignete, zu erhaschen. Ich erspähte aus Balken und
Brettern zusammengenagelte Hindernisse und Reiter, die mit ihren Pferden
darüberhüpften, immer wieder rennende und hüpfende Pferde – in endloser Folge.
Mir wurde es bald langweilig, und ich trottete heim. Eins aber habe ich heute
noch im Ohr. Das Trompetensignal, das jedes Mal ertönte, wenn ein Reiter
startete oder ins Ziel einlief. Das hallte quer über den Markt bis zu unserm
Haus auf der Tradt – zwei Tage lang. Mein Großvater, nebenberuflich ein
Musikant, wollte es auch nicht mehr hören.
Etwas anderes hatte mein handwerkliches
Interesse geweckt und meine Aufmerksamkeit gefesselt: Auf dem Marktplatz bauten
Zimmerleute eine hohe und massive Rampe zusammen. Mit der wurden in den Wochen
nach dem Turnier die Pferde auf amerikanische Lkws verladen und nach
unbekannten Orten verfrachtet. Die Pferde, auch das haben wir Schulbuben
mitbekommen, hatten die Amerikaner im Mai (1945) aus der Tschechei vor den
Russen gerettet und in den weiten Ställen und Städeln der „Post“ untergebracht.
Ludwig Baumann
Hier nun die Werbebroschüre, also der Flyer für das Reiterfest der Second Cavalry in Neukirchen beim hl. Blut 4. und 5. Juli 1945
auch Col Reed persönlich nahm an den Reitturnier und Pferdevorführungen teil |
Eine Vorführung von Kosacken war angekündigt und davon gibt es sogar Bilder aus Neukirchen:
das Organisationskommitee |
so wurden die Sieger ermittelt |
auch Baseball wurde angeboten und auch davon gibt es Bilder |
Teilnehmerliste des "offenen" Springens mit einer Maximalhöhe von 3 Fuß und 6 Zoll |
Springturnier am 4.u 5. Juli 1945 in Neukirchen beim hl. Blut |
Nun war es natürlich der amerikanische Nationalfeiertag und daher durften eine Parade und eine Marching Band nicht fehlen:
amerikanisches Blechbläser 1945 in Neukirchen beim hl. Blut |
das ist halt eine kleine Parade für die Kavallerie |
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