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Freitag, 14. Juni 2024

Kötztinger Häuserchronik - Alte Hausnummer 73

Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen. Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.


Alte Hausnummer 73
beim Zaubaun

Detail aus der Uraufnahme von 1831 aus Bayern-Atlas.de

 
Das kleine Haus nur versteckt hinter dem großen Anwesen des "Fredlbecks"

DIA-Repro 1034 das Ensemble der drei Häuser auf der anderen Regenseite.

Das hier auf den Bildern nur am Rand erwischte und ein wenig versteckte kleine Haus, war vom Rechter nur ein Haus und der Besitzer ein Häusler. Dies bedeutete, dass auf dem Haus keinerlei Rechte und die jeweiligen Besitzer höchsten "reale" rechte ausüben konnten, also Beruf ausüben, deren Berechtigung sie persönlich nachweisen und vom Magistrat genehmigt bekommen mussten.  
Leider wurden -aus diesem Grunde - die Häuser in den ganz alten Steuerlisten schlichtweg übergangen und nicht berücksichtigt. Es gab aber Ausnahmen. Da es damals noch überhaupt keinerlei Pläne gegeben hatte, wurden die Anwesen durch die Benennung ihrer Nachbarn eindeutig festgelegt. Wenn also ein Haus an ein Marktlehen grenzte, so war die Wahrscheinlichkeit große, dass dieses in der ersten großen Auflistung von 1655 vom damaligen Probstrichter Adam Türrigl auch benannt wurde, wie in unserem Falle.

Ein Andreas Österreicher besaß damals gleich zwei große Marktlehen - die alten Hausnummern 71 und 72 - und bei dem einen, dem direkten Nachbarn ließt sich der Eintrag bei Adam Türrigl:

 
HStA München Landshuter Abgabe Kl Rott B5 ca. von 1650:
"Ander Össterreicher, hat neben erstgemelt seiner Lederwerchstatt vor der Pruckhen, und neben Wolfen Urman burger und Leinwebers Behausung auf dem Anger, ain Hauß, darzue gehört ain halb Marckhtlehen mit volgenten Grundstuckhen"
 
Wir haben also den ersten Besitznachweis mit einem Leineweber namens Wolfgang Urmann.
Grundsätzlich muss man festhalten, dass - so steht es zumindest in den Akten eines Prozesse, der wegen Braurechten mit dem Markt Kötzting geführt wurde - die mit der gesamten Bebauung jenseits des Regens erst ungefähr mit den Jahren 1550-1560 begonnen wurde, der ganze Bereich also eher - verhältnismäßig - jüngeren Datums ist.
Einschub
Diese Darstellung in dem Prozess aus dem Jahre 1585 steht jedoch im Widerspruch mit den ganz alten Urkunden, in denen die Entstehung Kötztings mit einer Teilung von 4 (3+1) Urhöfen erklärt wird. 3 dieser Urhöfe sollen nach diesen Unterlagen in 36 Marktlehen und 10 Sölden aufgeteilt worden sein und der vierte dann der Ursprung für ca. 20 Häusler gewesen sein.
Wenn diese Teilung also bereits um das Jahr 1100 passiert ist, so kann 1550 im heutigen Spitalplatz kein Marktlehen neu errichtet worden sein. Die Zahl der Marktlehen war fix und das Recht auch nicht übertragbar.
Einschub Ende
Im Jahre 1653 kann man Wolfgang Urmann mit einer Grundschuld von 40 Gulden bei der Pfarrkirche Kötzting nachweisen und im Jahr zuvor - also 1652 - schuldete ein Gabriel Prändl dieselbe Summe.
Auch der Platz in der Schuldnerliste ist derselbe geblieben. Wolfgang Urmann hat also das Haus des Gabriel Prändls übernommen - oder hat auch in die Familie eingeheiratet, beides wäre möglich.
Am 7. Oktober 1655 übernimmt dann ein Bürger und Leineweber Georg Wurmb das Haus und auch die Grundschuld.

Wir haben also zunächst drei Besitzabfolgen: Gabriel Prändtl - Wolfgang Urmann - Georg Wurmb
 

Gabriel Prändl und Katharina


Da unser gesuchter Schuster wohl ein etwas aufbrausender Typ gewesen ist, taucht er in einigen Verhandlungen auf, weshalb wir nun nach fast 400 Jahren über das eine oder andere Lebenszeichen von ihm berichten können.
Im Jahre 1636, als sich das Leben in Kötzting wieder einigermaßen normalisiert hatte, wurde vom damaligen Kötztinger Pfarrer eine Liste der Überlebenden der Schwedennacht vom November 1633 erstellt, genannt "Status Animarum", also eine  Seelenbeschreibung.
Diese Liste wurde Jahre später noch zwei mal ergänzt. zuletzt im Jahre 1655, wie man anhand mehrerer Kriterien belegen konnte. Erstens sind es unterschiedliche Handschriften und zweiten konnte man durch den Abgleich der Geburtsmatrikel mit den Altersangaben in der Liste den jeweiligen Zeitraum auf ein Jahr genau eingrenzen. Was aus der Liste nicht hervorgeht, mit Ausnahme des jeweils ersten Namens, ist eine Aussage ob der Besitzer oder nur ein "Mieter" in den Haus gewohnt hatte, wie in unserem Beispiel.
PfA Kötzting Matrikel Band 1 Status Animarum

"Gabriel Prändl                                                                    Catharina Ux (oris=Ehefrau)
                                                                                           

Wolf Immerl                                                                             Anna 2 Jahr
F(ilius =Sohn) Veith 4 Jahr

Geörg Wurm                                                                        Catharina 1 1/2 Jahr"


Es sieht so aus, als ob nicht nur Veith sondern auch Anna zu Wolf Immerl gehört hätten und es KÖNNTE sein, dass der "Immerl" sogar unser "Urmann" gewesen ist; es tut aber nichts zur Sache, weil Wolf Urmann selbst auf dem Hause nachgewiesen ist, wie wir später sehen werden. Doch bleiben wir zunächst beim Schuster Gabriel Prändl.
StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfleggerichtsrechnung von 1638
"Cammerer und Rathe das marckhts Khözting haben Gabrieln Prändl burgern und Schuechmachern alda umb willen er in bezechter weiß dem Ambts=Cammerer mit gefassten Zorn in das Hauß

"geloffen, demselben neben gar groben Gottslestern gar spöttlich zuegerödt und niemallen kheinen gehorsamb laisten welle, dem churfrtl. Rath und Herrn Rentmeister p.p. in die Straff vorgeschrieben, weillen er sich aber entschuldiget, daß es ihme in vollbezechter weiß beschechen und khein Iniuriy voryber gangen, auch sonssten eines guetten berueffs und ain Handwerchs, ist er zu Gericht remittiert und wegen der Gottslesterung an die Schandsäll schlagen zelassen bevolchen: allda er hernach abgestrafft worden in ansechung seiner Unvermögenheit per 3 Pfund Pfennig thuett 3 fl 25 1/2 xr."

Fluchen war eine "Rentmeisterische Strafe", das bedeutet diese (Geld-) Strafen gingen direkt in den Säckel des Rentmeisters, wenn dieser bei seinen Umritten in die Landgerichte kam. Seine erste Frage soll immer gewesen sein, ob etwas "rentmeisterisches" vorgefallen wäre.
Sein Fluchen hatte ihm - für die damaligen Zeiten - eine unglaublich hohe Geldstrafe und auch noch die öffentliche Zurschaustellung am Pranger eingebrockt.
Ein Kind ist von ihm in den Geburtsmatrikeln zu finden. Der Eintrag ist stark verblasst, lässt sich aber trotzdem gut lesen. (Datum der 7.6.1641)

PfA Kötzting Band 1 Seite 331
"Den 7. dito ist dem Gabriel Prändl burger ein Kint taufft worden mit namen Anna. Patr: Anna Lärnbecher zu Wising."  Das "Wising" hier hat nichts mit dem ort Wiesing zu tun sondern bezeichnet die Wiesmühle. In den noch älteren Steuerlisten hieß die spätere Wiesmühle immer als Wissing bezeichnet und die Lärnbecher waren zu der Zeit die Wiesmüller.
Die Pfarrei Kötzting, die ja damals viele ihre "Steuereinnahmen" in Form von Naturalien bekam, trat dann im ganzen Jahr über auch als Verkäufer von Getreide auf und in deren Rechnungen steht unser Schuster im Jahre 1642 mit einem Kauf von 4 Metzen Weizen. Nach dem Landshuter Maß hatte ein Metz ungefähr 30 Liter.
Im Jahr drauf steht er erneut vor dem Landrichter, dieses Mal kommt er aber aber wesentlich billiger davon.
StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfleggerichtsrechnung von 1643

"Iniurien
Georg Pölsterl und Gabriel Prändl beede Schuechmacher zu Khözting, haben Andreen Essterreicher Löderern alda im Zorn ainen Yberwissenen Mann iniuriert weillen sie aber hernach gerichtlich bekhendt, daß sie von .... Ime nichts unrechts wissen, Als seindt sy der Prändl und Pölsterl, ihres erzaigten Frävels halber zugleich miteinander gestraft worden umb 1 fl 8 xr 4 H:"
Im Jahre 1650 leiht sich Gabriel Prändl 40 Gulden von der Pfarrkirche.
PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1650

 "Gabriel Prändl burger und Schuechmacher alhir hat Inhendtig 40 fl, welches er zu genuegen versichert, hievon macht das Interesse zu Georgi 2 fl"

Die Reihe der erhalten gebliebenen Kötztinger Briefprotokolle, also die Sammlung aller Verkaufsurkunden setzt erst im Jahre 1700 ein. Es gibt aber einen Ausreisserband und in diesem findet sich die Übergabe von Prändl auf Urmann.
StA Landshut Markt Kötzting Briefprotokolle 1651-1653
"Khauf
Gabriel Prändl burgher und Schuechmacher alhir zu Khözting, Catharina sein Eheweib verkhauffen Ir Behausung vor der prockhen mit aller Ain und Zuegehörung nichts Außgenommen, dem erbaren Wolfen Urmann auch burgern und Leinweber, Maria seiner Hausfrauen per 130 fl rechtspactierte Khauffsumma....."
Ein ganzes Jahr lang müsste eigentlich Urmann die Familie Prändl noch in "der andern Stuben" die Herberge gewähren. Da diese die Herberge aber nicht mehr benötigte - sie hatten sich im Markt bereits ein neues Haus kaufen können -, solle Urmann dafür "40 Elln fläxerne Lainwath" abliefern.
Das neue Haus, in das nun die Schusterfamilie wechselte, ist das des späteren Barth-Metzgers in der Müllerstraße, alte Hausnummer 54.
Bereits im Jahr drauf , am 5.5.1653 stirbt Gabriel Prändl.

Wolf Urmann und Maria


Wie im Kaufvertrag vorgesehen, muss Wolfgang Urmann auch die Hypothek von der Pfarrei übernehmen, was dann auch dort zu einer Umschreibung führt.
PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1652
"Wolf Urmann burger und Leinweber alhir hat innhendig 40 fl welche er zu gneiegen versichert, hievon macht das Interesse zu Georgi 2 fl"
Diese "Umschreibung" erfolgt nicht nur durch einen Eintrag in Kirchenrechnungen sondern wurde vorher - wie heutzutage beim Notar - durch ein Protokoll vor dem Magistrat besiegelt.
In diesem Betrag wird die Lage des Hauses noch einmal ganz besonders beschrieben, was auch immer wieder eine zusätzliche Bestätigung ergibt, bei der Erfoschung der Besitzer auf der richtigen Spur zu sein.
Er übernimmt also die Grundschuld in Höhe von "40fl welche sein Vorbesitzer Gabriel Prändl schuldig gewesen" und stellt als Sicherheit "sein vor der Pruckhen, zwischen Andreen Österreichers Behausung und dem Steidlanger ligentes Haus" zur Verfügung.
In den Geburtsmatrikeln ist nur eine einziges Kind dokumentiert, ein Jakob, der am 20.12.1646 getauft wurde.

Georg Wurmb und Katharina


Wir wissen aus der Kirchenrechnung von 1655, dass Georg Wurm der direkte Nachfolger auf dem Haus und im Grundbuch des Wolf Urmann gewesen/geworden ist.

"Wolf Urmann yezt Georg Wurmb burger und Leinweber alhir, hat in Erkhauffung seiner Behausung 40 fl ybernommen, hierumb er den 7. October dis Jahrs besagte Behausung verschrieben, zalt das Interesse Georgi mit 2 fl"
Von 1657 bis 1675 sind insgesamt 6 Lebend- und 5 Todgeburten des Ehepaars dokumentiert.
Bei der letzten Todgeburt heißt es im Sterbeeintrag lapidar:
"Den 5. des Wurmb Webers Khindt alhir begraben worden."

Andreas Preitter ein Leineweber wurde vom Magistrat im Jahre 1675 verklagt, weil er drei andere Kötztinger Leineweber - Wolf Peringer, Wolf Pachmayr und Georg Wurmb - beim Landgericht angezeigt hatte, obwohl es sich NICHT um eine Handwerksangelegenheit sondern um einen bürgerlichen Streit gehandelt hatte und solch einer musste vor dem Magistrat verhandelt werden. Ein ganzes Pfund Regensburger Pfennige kostete es den Kläger, die falsche Instanz gewählt und den Magistrat um seine Einnahme geschädigt zu haben.
Es scheint aber so zu sein, dass Georg Wurmb sein Haus gegen ein anderes Ortsbezeichnung "am Graben" eingetauscht hat, denn in den Kirchenrechnungen steht, dass er seine Grundschuld auf sein "eingetauschtes" Haus im Jahre 1666 übertragen hat.

Johann Raab und Maria



Damit haben wir auf unserem Haus zunächst eine zeitliche Lücke, die noch nicht geschlossen werden kann.
Der "Anker" in dieser Liste ist die "Preuhäußlin" - alte Hausnummer 72, gefolgt von Hans Passauer - alte Hausnummer 71  und Georg Oberstainer - alte Hsunummer 70a, später aufgegangen in Haus 70.
Oberhalb der Bräuhäuslin steht ein "Raab bei der Brugg".
Alle anderen Häusler auf dem heutigen Spitalplatz sind entweder mit der Bezeichnung Anger bzw. Schussanger bezeichnet oder nehmen überhaupt keinen Bezug mehr zum Regenfluss oder der Brücke.
Es bleibt also hier ein Besitzer namens Raab, den es zu suchen gibt.

HStA München GL Fasc. 1829_62 Kirchentracht  von 1688

 Auch hier kommt uns ein anderes Dokument zugute, als nämlich die Erben eines gewissen Hans Raab im Jahre 1701 ihr Haus verkaufen, wird dessen Lage beschrieben als zwischen " des Hans Pachmayrs Schuhmachers und Hans Hofmanns Leinewebers Häusern entlegen" und es ist bekannt, dass der Schuster Johann Pachmayr zu der Zeit der Besitzer des Nachbarhauses gewesen war.
Nun macht es Sinn näher nach einem Hans Raab zu suchen, auch wenn der Familienname "Raab" damals in Kötzting für mehrere Familien gegolten hat. 
Aus einer Schuldverschreibung beim Spital vom Jahre 1701 erfahren wir, dass das Ehepaar Hans und Maria Wolf bereits am 6.7.1685 eine Grundschuld von 22 fl eintragen haben lassen und dafür ihre "am Regen besitzente Behausung" verschrieben hatten.
Geht man weiter zurück in den Spitalrechnungen, so steht in der von 1681, dass Hans und Maria Raab  die bekannten 22 Gulden Grundschuld bereits am 6.6.1665 aufgenommen hätten, was die Lücke zwischen Wurmb und Raab dann schließt. Und so lässt sich mit der Spitalrechnung von 1666 dieses auch belegen.

StA Kötzting Spitalrechnung von 1666
"Hansen Raben alhir 22 fl die auch uf seiner Behausung am Regen verschrieben trifft das Interesse 1 fl 6 xr."
Wir können also die Zeitspanne, in der Hans Raab gesichert der Besitzer unseres Hauses gewesen ist, auf einen Zeitraum von 1666 bis 1707 eingrenzen.
Im Jahr 1669 findet sich ein "Hans Rab vor der Pruckhen" in einem Verzeichnis "derjenigen welche widerrechtlich Schwarzes Prott pachen und Melblen"
Wie oben bereits angedeutet gibt es zu dieser Zeit in Kötzting einige/mehrere Familienzweige der Raabs und der Name Johann/Hans wurde bei diesen mehrfach vergeben.
Das ist auch der Grund, warum bei "unserem" Johann Raab manchmal der Zusatz "vor der Pruckhen" gesetzt wird. Bei den meisten allerdings heißt es nur Hans Raab.
Aus dem Jahre 1680 haben wir einen ganz besonderen Fall bei dem ein Bürger Hans Raab involviert ist. Zu der Zeit gibt es einen Bäcker Hans Raab, der aber fast immer auch als solcher bezeichnet wird, und noch Bürgerssöhne dieses namens, die aber eben auch noch keine Bürger waren.
Es spricht also einiges dafür, dass es sich bei dem Vorgang um "unseren" Hans Raab handelt, und wenn nicht, ist diese Story so speziell, dass es auf jeden Fall wert ist hier vorgestellt zu werden, weil es die Absurdität der verschiedenen Zuständigkeiten innerhalb des Marktes dokumentiert.

Der Wilderer Hans Raab und der Landrichter von Lerchenfeld

Ein Hans Raab - ich bleib mal vorsichtig mit der Zuordnung - wurde beim Rebhuhnjagd innerhalb des Kötztinger Burggedings erwischt und vom Gerichtsamtmann - nach dem Kirchgang - verhaftet und in den Turm geworfen wegen unerlaubten Jagens.
Es ist das alte Problem, dass der Landrichter, in diesem Falle Johann Wilhelm von Lerchenfeld, im Markt Kötzting keinerlei Rechte hatte und dann ganz einfach die 30 Meter zwischen der Kirchentür und dem Ende der Brücke hinein in die Kirchenburg ausnutzte, wenn er Kötztinger Bürger hatte verhaften wollen. In der Kirche durfte er nicht und im Markte durfte er nicht. Dieses kurze Wegstück beim sonntäglichen Kirchgang hinein in die Kirche war seine einzige Chance und die nutzte er in manchen Fällen, wenn ihm der Magistrat seine gewünschten Personen partout nicht ausliefern wollte.
Dies konnte sich der Markt in zweifacher Hinsicht nicht gefallen lassen, zum ersten wollte er diese heimtückische Verhaftung nicht akzeptieren und zum zweiten empfand der markt es als Übergriffig, dass der Pfleger den Wildbann auch innerhalb des Kötztinger Burggedings beanspruchen wollte und so wurde ein Prozess daraus, der sich auch mit Botenlöhnen von Kötzting nach Straubing niederschlug..
StA Kötzting Marktrechnung von 1680

"Vor ainen gdisten Regiments Bevelch wegen des durch den hiesigen H: Pfleger strittigen Wildpans halb arrestierten Hannßen Raaben Tax ausgelegt 11 xr und dem Pothen Drinkhgeld thuet. 14 xr"

Zu dieser Zeit erhält ebenfalls ein Hans Raab, Bürger und Schützenmeister genannt,  stellvertretend für seine Schützenbrüder den jährlichen Schützenvortl, eine Zuwendung von Seiten Münchens, als Anerkennung für die laufenden Schießübungen seiner Bürger. Dies würde natürlich gut zum Wilderervorwurf passen, die richtige Ausrüstung hätte er ja.
StA Kötzting Marktrechnung von 1680
"Hannßen Pölsterl und Hannßen Raab beeden Bürgern und Schizenmaistern alhir den gewohnlichen Schiznvorttl inhalt Scheins Guett gemacht alß 3 fl 30 xr."
Im Jahre 1695 bezahlt er 1 Gulden und 30 Kreuzer an Jahresabgabe für die Konzession des Mehlhandels. 
StA Kötzting Marktrechnung 1695: "Hanns Raab ufm regen   1fl 30 xr."


Ronninger Johann Balthasar und Raab Barbara


Im Jahre 1701 wird das Haus verkauft. Die "Raab Hansens Erben" (Barbara 00 Adam Loderpauer Schuhmacher zu Ottenzell,  Maria 00 Georg Eisenreich Bürger und Seiler allhier und die ledige 
Anna Sabina) verkaufen das "Bürgershäusl ufm Regen  zwischen Hans Pachmeiers Schuhmachers und Hans Hofmanns Leinewebers Häusern entlegen" um 99 Gulden an Barbara Ronninger, die Ehefrau eines Johann B. Ronningers, Schreibers zu Schwarzach.
Johann Balthasar Ronninger, der ursprünglich aus Braunau stammte, hatte am 10.4.1698 Barbara Raab geheiratet. Das Haus blieb also in der Familie
Bei der Umschreibung der Grundschuld erfahren wir näheres, weil Barbara Raab nicht die Tochter, sondern die Schwester des Hans Raab gewesen war.
Es heißt nämlich im Dokument, dass er die Grundschuld: "nach Absterben seines Schwacher Raabens in keufflicher Übernehmbung dessen hinterbliebnes Burgershäusl beim Regen" mit zu übernehmen hatte.
Von JB Ronninger ist nur sehr wenig bekannt. Seine Frau wurde im Jahre 1727 wurde 1727 wegen  "ihres vorm gesambten Rath inholenten Ausführens und gebrauchten Hüzigkeiten" mit 17 Kreuzern Strafe belegt.
In den Spitalrechnungen von 1728 ist dann durch einen Randvermerk auch bereits der nächste Besitzwechsel eingerückt worden: "später Prändl Veith Fluderknecht".
Aus den Jahren 1727-1726 stammt eine Kirchentrachtliste des Klosters Rott und auch in ihr ist dieser Besitzerwechsel nachzuvollziehen.
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B4
" Jo: Balthasar Ramminger  Veith Prändl"
 

Veith Prändl und Catharina Reithmayr



Am 19.11.1728 hatten Balthasar Ronninger und seine Frau Maria Barbara "das Bürgerhäusl zunegst am Regen und Andreas Pauern Haus gelegen" um 144 an den Müllersohn von der Großmühle Veith Pändtl verkauft und mittlerweile ist auch vermerkt, dass auf dem Haus ein gewisses Recht eingetragen war, nämlich dass der Käufer darin "darin das schwarze Brodt packhen" darf.
Laut der Spitalrechnung hat Veith Prändl danach am 27.1.1729 seinen Grundschuld von JB Ronninger übernommen und umschreiben lassen und dabei auch wieder ihr Haus widerlegt.
Spitalrechnung von 1731 über die Grundschuld des Veith Prändl
Veith Prändtl war seit dem 24.11.1726 mit Katharina Reithmayr von der Englmühle verheiratet.

Im selben Jahr konnte er auch das Kötztinger Bürgerrecht kaufen und war nun als Fluderknecht auch in einer bevorzugten Situation, weil die Kötztinger Fluderherren verpflichtet waren ausschließlich Kötztinger Fluderknechte für die Wasserarbeit beim Flössen zu beschäftigen.
Wie wissen sehr wenig über den Fluderknecht Prändl. 5 Kinder bekam das Paar, wobei er als Vater bei den ersten beiden Kindern - 1724 und 1728 - noch als Knecht in der Englmühle bezeichnet wurde. Hier konnte er wohl die oder eine der Töchter des Hauses für sich als Ehefrau gewinnen und dann sich in Kötzting am Fluss einkaufen.
In den schweren Zeiten des Österreichischen Erbfolgekriegs kam er gleich mit mehreren Jahreszinsen in Rückstand, war dabei aber bei weitem nicht der Einzigste in Kötzting, dem dies zustieß.
Am 29.11.1758 jedenfalls übergab er sein "am 19.11.1728 gekauftes Haus am Regen negst Hansen Georg Raebl, bürgerlichen Bierschenken entlegen" an den ledigen Sohn Martin. 150 Gulden war das kleine Haus nun wert und erneut wird die "Schwarzbrotgerechtigkeit" im Dokument extra aufgeführt, die auf dem Hause liegen solle.

Präntl Martin und Magdalena Obermayer


Vier Jahre lang blieb der junge Fluderknecht unverheiratet, bevor er sich am 18.11.1762  mit der Kötztinger Zimmermanntochter Magdalena Obermayer verheiratete.
Wenige Wochen nach der Heirat schlossen die beiden einen Heiratsvertrag, in dem sie ihrem Mann versprach, 60 Gulden an Mitgift in die Ehe einzubringen.
Im Jahre 1765 kam es zu einem Streik der Kötztinger Fluderknechte, bei dem Präntl Martin mitten mit dabei gewesen war.
Im selben Jahr durfte Martin Präntl eine ganze Stunde lang im bürgerlichen Gefängnis sitzen, weil er zusammen mit 5 anderen Fluderknechten den jungen Kötztinger Wagnerssohn Michael Strohmaier verprügelt hatte.
Als es im Jahre 1770 in Bayern und ganz besonders in Ostbayern zu mehreren Misserntejahren hintereinander kam und als Folge dessen die Getreidepreise explodierten, liehen sich die beiden zusätzliche 30 Gulden von der Kirche und erwähnten dabei auch ausdrücklich diese Ursachen. Sie bräuchten das Geld "bey der dermalligen Getreideverteuerung  zu deren unentpöhrlichen Notturfft."
Auch von diesem Hausbesitzer hat sich in den Archiven nicht viel erhalten. Der nächste Eintrag ist bereits der Hausverkauf vom 22.12.1773.
140 Gulden muss der neue Besitzer, der Schneider Johann Pfeffer, bezahlen für das "am 29.12.1758 übernommene Haus am Regen negst Veithen Vest Bürger Bierschenken Behausung und schwarze Brotbackgerechtigkeit". 220 Gulden sind nach wie vor beim Spital anhängig und nun zusätzlich aich noch die 30 Gulden bei der Pfarrkirche.

Johann Pfeffer und Präntl Walburga


Am 17.1.1774 heiratete der Kötztinger Schneider die Grafenwiesener Söldnerstochter Walburga Präntl.
Der Nachbar Veith Vest war einer seiner beiden Trauzeugen.
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B5
Für die Jahre 1777-1800 existiert ein weiteres Steuerbuch mit der Kirchentrachtabgabe, hier mit dem Eintrag für den Schneider Johann Pfeffer.
Ab dem Jahre 1788 wird Johann Pfeffer als Mitglied  des Rats beführt und ist als solcher bei sehr  vielen Hochzeiten als Trauzeuge in den Matrikeln zu finden. 
Johann Pfeffer wurde als Ziegelverwalter geführt und als Ratsmitglied auch bei Inventarien herangezogen.

Walburga Pfeffer


Am 11.9.1791 übergeben Johann Pfeffer des Äußern Rats,  bürgerlicher Häuslbesitzer und Schneidermeister und seine Frau Walburga das "Häusl am Regen unweit des Veith Vest bürgerlicher Marktlehensbehausung entlegen" an seine natürliche bzw. Stieftochter Walburga. um 400 fl.
Mitverkauft wird auch der dabei liegende Baum- und Pflanzgarten und die auf dem Hause - "inhalt älterer Briefe" - liegende "Schwarzen-Brod-Bachungs-Gerechtigkeit". 
7 Jahre lang behalten sich die Übergeber noch den "unbeschränkten Vermögens Besitz und die Hauswirtschaft" vor 
Die Übergeber stellen fest, dass die Tochter "durch ihre treu geleisteten Dienst, da sie eynach immer die Stelle eines Gesellen vertreten, vieles zu ihren (der Verkäufer) gegenwärtigen Verhältnissen  beigetragen"  habe. 200 Gulden sollen ihr durch den Vertrag als freies unumstößliches Geschenk zukommen. In der hervordern Wohnstube  behalten sich die Übergeber die lebenslange Herberge aus, nebst der Kammer und den über der Stube gelegenen Boden.
"Übrigens", heißt es weiter in dem Vertrag, "existiert noch der alte Verkäufer Martin Prändtl, welcher jährlich 2 fl Herbergszinß zuempfangen hat"
Hier taucht nun ein kleines Rätsel auf, das es mir bisher nicht möglich gewesen war, zu lösen.
  • Die Tochter wird hier als sowohl natürliche als auch als Stieftochter bezeichnet, ist also nur mit einem der beiden Ehepartner verwandt. Keiner der beiden taucht in einer anderen Ehe als verwitwet auf, also bleibt nur eine außereheliche Geburt.
  • Beim der Übergabe am 11.9.1791 wird nur ihr Vorname erwähnt.
  • In ihrem Heiratsvertrag mit dem Schneider Johann Lanzl vom 22.8.1796 wird sie als Walburga Vest bezeichnet und gleichzeitig das vorherige Übergabedatum des Häuschens mit protokolliert.
  • Bei ihrer Heirat mit dem Schneider Johann Lanz am 26.9.1796 heißt sie - ohne dass ihre Eltern angegeben sind - nur Vest Walburga, Schneiderin.
  • Die bisher einzige Erklärung ist, dass sie mit der am 7.9.1763 als uneheliches Kind -  des Johann Vest und der Anna Walburga Mühlbauer - geborenen Walburga Vest identisch ist, 

Lanzl Johann und Vest/Pfeffer Walburga


Wie oben bereits kurz angedeutet, schließt die Schneiderin Walburga Vest einen Heiratsvertrag mit dem aus Sünching stammenden Schneidermeister Johann Lanzl, der ihr 143 Gulden an Heiratsgut mitbringt und sie ihm das am 19.9.1791 übernommene Haus samt der Schneidergerechtigkeit dafür widerlegt.
10 Gulden bezahlt der Schneidermeister Lanzl für das Kötztinger Bürgerrecht und zusätzlich noch einmal 2 Gulden für die "Aufnahmetax" und den "Exerziergulden".  Behörden sind auch in der Vergangenheit durchaus kreattiv gewesen, um neue Einnahmequellen zu finden.
Als ein Grundbesitzender männlicher Bürger Kötztings, war JB Lanzl natürlich Wahlberechtigt und - nimmt man die vollständig erhaltenen Wahlscheine als Grundlage, gab es damals eher sogar eine Wahlpflicht, denn ausnahmelos von jedem Hausbesitzer - und auch nach Hausnummern sortiert - gibnt es einen solchen Wahlschein. Diese "freihändig" ausgefüllten Wahlscheine wurden anschlie0end in eine Tabelle übertragen, um die Ergebnisse feststellen zu können. Wahlvorschläge gab es nicht, weder für das Amt des Bürgermeisters noch für die Magistratsräte und Gemeindebevollmächtigten.
Hier zunächst die Wahl des JB Lanz in "Reinform"
StA Landshut LGäO Kötzting Nr. 793 Magistratswahlen von 1806 Wahlzettel und Bürgerliste

Anschließend nur der Wahlzettel des JB Lanzl.



1809 Steht er im neu zusammengestellten Kötztinger Gewerbekataster als Schneidermeister. Und 1811 endet auch die Zeit, in der die Anwesen in Bayern sich nur durch die Benennung der jeweiligen Nachbarn festlegen ließen. In einem ersten Schritt wurden im Häuser- und Rustikalsteuerkataster zum ersten Male Hausnummern vergeben, auch wenn die Nummerierung von 1811 erst eine vorläufige gewesen ist, weil sämtliche Gebäude in kommunaler oder kirchlicher Hand übersprungen wurden. Dies wurde 1841 korrigiert und bis zum Jahre 1951 hatten diese Hausnummern in Kötzting Bestand, nur später ergänzt durch die Angabe von Straßennamen. Durch diese Aufstellung erfahren wir auch zume rsten Mal etwas über die Art des Hauses.

StA Landshut Rentamt Kötzting B27

"Markt Kötzting Nro LXIX
Baptist Lanzl
a: Das gezimmerte Haus
B: dann ein Gärtl

Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeindegründen
Gemeindeantheil viom Galgenberg ao 01803 zu Acker cultiviert
Von dem vertheilten Strohhof bei Grub 1 Ackerl"

Das kleine Haus am Regen war aölso komplett aus Holz erbaut, und das obwohl es vremutlich mehrmals im Jahr mit den Folgen eines Hochwassers zu kämpfen hatte.
Ein Bauwunsch des Schneiders Lanzl gibt uns den seltenen Fall, dass schon zu sehr früher Zeit ein Bauantrag zusammen mit einem Plan sich erhalten hat. 
Der Hintergrund ist wohl, dass JB Lanzl zuvor einen Teil seines Hauses verkauft hatte und nun versuchte "seinen" Teil etwas zu vergrößern und so stellte er einen Bauantrag, um auf Teilen seines kleinen Hauses noch ein zusätzliches Stockwerk errichten zu dürfen. Die Nachbarn waren not amused, liefen Sturm, und so landete dieser Fall vor dem Richter.
Amtsgericht Kötzting Zivilakten Rep 165 Nr. 7613


Der Bauplan stammte vom Marktbaumeister Hummel - Kamplmacherhaus - und besonders interessant sind die vielen "Einzelheizungen", die man in der Vergrößerung sehr gut erkennen kann, zusammen mit einem zentral gelegenen Bachofen.

Auch im Stadtarchiv gibt es dazu einen eigenen Vorgang, in dem die Bedenken der Nachbarn aufgelistet sind, wobei es vor allem die beiden benachbarten Marktlehner sind die protestieren.
Lanzl will ja auf der Hälfte seines Hauses ein "oberes Zimmer aus Holz" errichten.

Der Magistrat entscheidet zunächst - allerdings mit Auflagen -  den Bau zu genehmigenr

"Circular
Johann Baptist Lanzl Häußler von Kötzting hat mündlich angesucht, daß ihm polizeilich genehmigt werden möchte, auf der einen Hälfte seines Häußels ein oberes Zimmer von Holz zu errichten und aufbauen zu dürfen.
Auf dem Grund eines Magistratischen Beschlußes vom heutigen wird dem Ansuchen des Lanzl nur in sofern willfahret; wenn er Bau mit Riegelwänden geführt, und von den angrenzenden Bürgern wegen Feuersgefahr keine gegründete Einrede gemacht wird. Deßhalb wurden die hierüber bezeichneten Nachbarn des Lanzl aufgefordert hierüber die Erklärung heunt über 8 Tage mündlich zu den Akten zu bringen.
Unterschriften
den 24ten Juli 1826
Magistrat des Markts Kötzting
Obermayr M: Rath"


Die drei Nachbarn bekommen das Rundschreiben vorgelegt und unterschreiben, das sie vom Inhalt Kenntnis genommen haben. Sie unterschreiben jedoch nicht, dass sie mit dem Bauvorhaben einverstanden sind und melden ihre Bedenken an.
  • Lederer Kollmaier protestiert weil Untergeschoss zu baufällig. 
  • Holzer Anna sagt nein, 
  • Vest Joseph br. B., es sei der höchste Mutwille den Lanzl bauen zu lassen. 
 Kollmayer protestierte ausführlich: " bekanntlich hat Lanzl sein halbes Leerhaus an "Schulz" verkauft und bey seinen vorbehaltenen Hälfte Leerhäusel ohnehin genug Wohnungen; er bedürfe daher nicht auch noch einen dritten, um so weniger, als es die Baulichkeit nicht gestattet, indem der Bestand des unteren Stockwerkes sehr schlecht ist.

Kollmayer bringt hier einen Schulz, als "Besitzer" eines Teils des Hauses ins Spiel. In den Umschreibeheften des Rentamts ist solch ein Vorgang nicht zu finden, jedoch findet sich in den  Kötztinger Marktrechnungen folgender Eintrag.
Auch wenn in den Umschreibeheften dieser Vorgang nicht zu finden ist, so hat es doch den Anschein, als ob Lanzl tatsächlich seine Haushälfte verkauft hatte. 

StA Kötzting Marktrechnungen von 1826

"b: von Franz Schulz, Schneider als Häußler 13 fl 37 xr 2 H."
Allerdings: Die Abgabe Franz Schulz als "Häusler" sind in der Rubrik "bürgerlicher Beisitz" vorgetragen, und Jahre später übergibt Lanzl sein GANZES Haus an den Kötztinger Armenfond. Es könnte also durchaus sein, dass der von Kollmaier angesprochene verkauf nur eine Überlassung bzw. Vermietung gewesen war. 
Im Laufe diese Baugenehmigung wird auch Katharina Rabenbauer vorgeladen. Sie wird die zukünftige Ehefrau des Schneiders Franz Schulz werden und auch ein Übergang eines Hausanteils an sie ist in den Umschreibeheften nicht zu finden. Interessanter Weise bestätigt sie ebenfalls ihr Eigentum an einem Hausteil. Sie gibt zu Protokoll:

"Katharina Rabenbauer v. Kötzting erscheint und beschwert sich, daß Schneider Lanzl dahier einen Bau führe welcher ihr als angehende Ehehälfte des Schulz nicht gleichgültig seyn könne, indem dadurch ihr auf das von Lanzl erkaufte Eigenthum überbaut und das Eigenthumn geschmälet wird.
Früher habe sie dieses nicht bemerkt, bis nun schon das Gezimmer hergestellt war . denn die Werkleute arbeiten zur Zeit schon an der Herstellung des Daches.
Die bitten demnach daß weilen sie es auch in feuergefährlicher Hinsicht nicht gestatten können- dem Lanmzl der Bau inhibirt und die Werkleute zur Strafe gezogen werden weil selbe ohne vorliegende Genehmigung des Baues durch die Polizeibehörde denselben also vorschriftwidrig unternommen haben."

Schaut man jedoch auf den sich anschließenden Grundsteuerkataster aus dem Jahre 1841, so ist zumindest zu diesem Zeitpunkt das Haus wieder im Besitz einer einzelnen Person.
Lanzl Walburga starb mit 70 Jahren an Auszehrung am 10.6.1834 und ihr Mann - nun Pfündtner genannt =Bewohner des Bürgerspitals - mit 75 Jahren an der Lungensucht am 21.2.1841.
Katharina Schulz und ihr Mann der Schneider sind noch Jahrzehnte lang in Kötzting belegbar, aber anscheinend immer als Inwohner, ohne Grundbesitz.

Anna Maria Brunner


Im Grundsteuerkataster von 1841 steht als die Besitzerin des Hauses mit der Hausnummer 73 die Witwe Anna Maria Brunner. Erst über Umwege konnte sie das Haus erwerben.
In einem ersten Schritt ging das Haus - offensichtlich zu dem Zeitpunkt bereits wieder/oder immer noch in seinem Besitz - an den Armenfond in Kötzting.
Mit dieser Vermögensübertragung "erkaufte" sich JB Lanzl seinen Einzug ins Bürgerspital auf Lebenszeit.

Rentamt Kötzting B 27

"Den 26. März 1838 verkaufte Joh. Bapt. Lanzl in Kötzting, vielmehr überlies derselbe loco solutionio sein bürgerliches Anwesen daselbst als ludeigen an den Armenfond in Kötzting, nämlich
das gezimmerte Wohnhaus mit Gärtl, dann
den Nutzantheil an unvertheilten Gemeindgründen u.
das Ackerl vom verth. Strohhog bei Grub per 415 fl."

Der Armenfond kann natürlich mit einem Haus wenig bis nichts anfangen und so kommt es schnell zu einem Weiterverkauf. Ein halbes Jahr dauerte die Suche nach einem passenden Käufer. Bei dem Verkauf wurde jedoch der Schätzwert des Rentamtes nicht erreicht. Nur 300 Gulden war die neue Käuferin bereit, für das Holzhaus auszugeben
Rentamt Kötzting B 27

"Den 27. September 1838 verkaufte der Markts Magistrat in Kötzting die von Johann Baptist Lanzl eben da unlängst käuflich erworbene bürgerliche Behausung, gezimmrt mit Gärtl, denn den Nutzantheil an unvertheilten Grundstücken und das Ackerl vom vertheilten Strohhofe bey Grub wieder an die Schreiners Witwe Anna Maria Brunner in Kötzting als ludeigen um 300 fl ohne sonstige Änderung."
Und so heißt es im Grundsteuerkataster kurz und knapp:

StA Landshut Grundsteuerkataster 5038

"Hausnummer 73 in Kötzting  Anna Maria Brunner, Witwe

Ein Haus ...... Wohnhaus und kleiner Hofraum"

Frau Brunner musste bei dem Kauf auch noch eine kleine Kröte schlucken, die der abgebende Magistrat in den Kaufkontrakt hatte einbauen lassen. Es war also damals bereits erkennbar, dass die Kollmaier/Oberbergerbrücke den Straßenverkehr eher behinderte als beförderte. Es war bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts immer wieder in der Planung, die Müllerstraße bergab gerade über den Fluss hinweg zu verlängern um die diversen Engstellen und engen Kurven endlich zu vermeiden.
Bemerkung
Besitzerin hat die Verbindlichkeit laut nebenstehendem Kaufbrief vom 27. September 1838 übernommen, daß wenn der Magistrat den Straßenzug nach Lam abändern will, von Plan Nr. 116 zur Gewinnung der Straßenbreite 16-18 Fuß abgetretten werden müßen."

AM Brunner brachte auch eine "reale Schreinersgerechtigkeit" mit, die sie ebenfalls im Kataster festhalten ließ. Dieses "Recht" hatte ihr verstorbener Ehemann bereits am 15.2.1816 um 100 fl gekauft.

Dieses kleinen Haus, von dem wir ja oben einen Grundriss gefunden haben, beherbergte eine ganze Menge an Bewohnern.
StA Landshut Grundsteuerkataster 5045

1. Anna Maria Brunner Schreienrswitwe /:Hauseigenthümerin:/
Hauptgebäude
I 1 Wohnzimmer, 1 Kammer, 1 Küche und Bodenantheil 

2. Elisabeth Schmid  Inwohnerin /:Mieterin:/  
II 1 Wohnzimmer und Bodenantheil unterm Dach

3. Jakob Parzinger, Taglöhner, /:Mieter:/
I 1 Wohnzimmer und Bodenantheil

4. Katharina Straubinger Inwohnerin /: Mieterin:/  
I. 1 Wohnzimmer und 1 Kammer"

Anna Maria Brunner - eine geborene Dimpfl - hatte ihren Mann - Anton Brunner aus Böhmen - im Mai 1818 geheiratet und schon im November desselben Jahres kam das erste Kind zur Welt. Bis 1837 bekamen die beiden insgesamt 10 Kinder und nur eines von Ihnen, eine Theresa ist in den Sterbematrikeln dokumentiert, sie starb mit gut 4 Jahren 1837 an der Wassersucht.
Man kann also mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass die Witwe Anna Maria Brunner, nachdem ihr Mann am 19.7.1836 mit gerade mal 44 Jahren - ebenfalls an Wassersucht - verstorben war, noch einige Kinder zu verssorgen hatte, die dann zusammen mit ihr in dem 1 Wohnzimmer und der  1 Kammer gelebt, gegessen und geschlafen haben. 
Am 4.2.1853 - offensichtlich hatte keines ihrer Kinder die Absicht , Schreiner zu werden - verkaufte sie die reale Schreinergerechtigkeit.

StA Landshut Grundsteuerkataster 5041 Umschreibeheft 1840-1860

"Angemeldet den 4. Febr. 1853
Anna Maria Brunner HsNr 73 in Kötzting verkauft an Mich Hofmann ledig v.d. Lit. C die reale Schreienrgerechtigkeit ..... freieigen ohne Änderung um 350 fl
Unterschriften: für Anna Maria Brunner der Sohn Karl Brunner."


Am 28.1. 1867 übergab Anna Maria Brunner das Haus an zwei ihrer Kinder, an Katharina und Georg und beide sind je zur Hälfte im Grundbuch vorgetragen.
StA Landshut Grundsteuerkataster 5047 ab 1860 


Georg, nur als Häusler bezeichnet, heiratet am Sommer desselben Jahres, Anna Achatz aus Arndorf.

Georg und Katharina Brunner

Im Jahre 1867 erhält Georg Brunner auch das Kötztinger Bürgerrecht. Es ist sehr wenig nur vorhanden von diesem Besitzerpaar. Am 2.12.1871 kommt es zu einer "Beschwerde gegen Georg Brunner wegen Übertretung der Bauvorschriften". Der Hintergrund ist, dass GB den kleinen Durchgang zwischen ihm und seinem Nachbarn - Georg Rötzer - zugestellt hatte und danach, nach Ortbesichtigung durch den Gemeinderat verpflichtet wurde, dieses Gässchen wieder gangbar zu machen.


Am 13.4.1874 kam es zum nächsten Besitzerwechsel.
Johann und Franziska  Zach wurden die neuen Hausbesitzer.

Johann Zach und Franziska Raith


Bereits am 13.9.1869 hatte der Häuslersohn und Flößer Johann Zach die Kötztinger Bürgerstochter Franziska Raith geheiratet.
Sehr kurz nach dem Kauf baute Johann Zach einen neuen Stadel in seinem rückwärtigen Grundstück.:
StA Kötzting 912-72



Durch Zach Johann endete dann 1888 das Leben des kleinen hölzernen Hauses im Überschwemmungsgebiet. Dieser errichtete  ein neues Haus, auch wenn man im Grundriss die alten Verhältnisse sehr gut wiedererkennen kann. Offensichtlich war der Bereich um denn zentralen Backofen vorher bereits massiv gemauert und konnte nun in den neuen Baukörper gut integriert werden.
Zuerst begann er mit der Renovierung seines Nebengebäudes

STA Kötzting 602-1
Dann war das Haus dran:
Plan
über die Reparatur u. Auswechslung von schadhaften Mauer und Holztheilen ferner Erhöhung der schon bestehenden Legschindeldachung an den Wohngebäuden des Johann Zach Hausbesitzer zu Kötzting.






 

DIA-Repro 1034 die Fassadenstruktur des Hauses ist identisch mit dem Bauplan von 1888. Auch der schmale Durchgang zwischen den Häusern - ein Streitfall zwischen mit den Vorbesitzern - ist hier gut zu erkennen.

StA Kötzting Krämerarchiv Luftaufnahmen

Als im Jahre 1890 die Erneuerung der großen Regenbrücke anstand, wurde ein Plan mit den damals aktuellen Besitzverhältnissen erstellt.
StA Kötzting 633-5



Aufnahme nach 1904 vermutlich geht's hier um Kanalbauten. Ganz rechts im Hintergrund das
Zaubauernhaus.

Ausschnitt aus einer Panoramaaufnahme, entstanden nach Abschluss der Hochwasserschutzarbeiten.
Die Oberbergerbrücke ist bereits - ebenso wie die kleinen Häuser auf der Wöhrdtinsel - bereits Vergangenheit und die Anlage der großen Appartementblöcke steht noch in der Planungsphase..



Neun Kinder bekam das Ehepaar Zach und der am 2.1.1881 geborene Wolfgang Zach erhielt am 4. Oktober 1912 das Haus von seiner Mutter Franziska übergeben, 6 Tage später verstarb Franziska Zach. Johann Zach, auch bei seinem Sterbeeintrag noch als Flößer bezeichnet, war bereits am am 21.12.1907 verstorben.  
In etwa aus dieser Zeit stammt auch der Hausname "Zaubauer".

 Wolfgang Zach 

Jahre vor seiner Übernahme war der junge Wolfgang Zach der Kötztinger Pfingstbräutigam und aus seinem Jahr - 1906 - existiert auch eines schönsten - alten - Bilder über den Burschenzug, das wir überhaupt besitzen.


Einschub
Laut Auskunft von Hans Ramsauer hatte der in Kötzting gut bekannte Rektor Stauber vor Jahren in einem Gespräch festgehalten, dass dieser Lehrer Hans Reßl der Komponist des Kötztinger Marsches gewesen war.
Einschub Ende


Sammlung Weixel
Nach der Kranzlübergabe auf dem Bleichanger ritten die Teilnehmer über die Ziegelgasse und die Wurmhöhe (eigentlich der Hafnersteig) herauf zum Marktplatz, um dann hinunter zur Pfarrkirche zu reiten, wo der Pfingstritt dann offiziell endete. Hier die Situation, als die Spitze um die Ecke Schattenau/Marktstraße einbog.

Anschließend folgte der Burschen und Brautzug:

DIA-Repro 361 der Burschenzug vor dem Hause Dreger, dem Wohnort der Pfingstbraut

DIA-Repro 718 
v.l. Michael Irlbeck - Marie Dreger - Wolfgang Zach - Franz Amberger

Das obige Bild des Burschenzuges war wohl galt wohl auch damals bereits als ein ganz besonderes Bild, weil wir es in unterschiedlichen Fassungen in unserer Sammlung haben.




Sammlung Weixel: Der Brautzug: Im Hintergrund schön zu sehen das Kaufhaus des Simon Hahn.


Im Jahre 1903 wurde Wolfgang Zach eingezogen und am 23.9.1905 zur Reserve wieder aus dem Militärdienst entlassen.
Gleich zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er im August 1914 wieder eingezogen.
Militärarchiv Ingolstadt via Ancestry.com
"Wolfgang Zach geboren am 2.1.81 in Kötzting und dort auch mit einem Beruf als Platzmeister und als "ledig" angegeben. Seine Eltern waren 1914 alle bereits verstorben.
Ein Platzmeister war ein Lagerverwalter. 
Zum Jahreswechsel 1915/16 lag er fast zwei Wochen wegen Grippe im Lazarett.
Weitere belegte Erkrankungen waren eine Schleimbeutelentzündung, ein Brustkatarh und Gelenkschmerzen wegen Überanstrengung, die ihm alle jeweils einen Tag an Schonung eingebracht hatten.


Besonders hervorgehoben sind seine Einsätze bei der deutschen "Polizeimacht" in Liv=und Estland im Jahre 1918. Gegen Ende des Krieges war er anschließend in Lothringen eingesetzt, bis er am 4.12.1918 dann nach Kötzting wieder entlassen wurde.

 
Es gibt auch noch ein Bild des Kötztinger Burschen- und Wanderervereins, auf dem Wolfgang Zach mit abgebildet ist.
 
DIA-Repro 603:

603 Burschen-Wanderverein 3.11.1929 im Hof der Brauerei Lindner anlässlich einer Namenstagsvorfeier bei Ehrenmitglied Karl Lindner 
1. Reihe von oben, v.links  
Costa Xaver, Kolbeck Wolfgang (Gams), Liebl Alfons, Menacher Alois,Wirnshofer Eduard, Plötz Michl, Zahorik Max, Walz Georg, Pongratz Heinrich, Winter Hans, Weber Josef, ?.  
2. Reihe von oben  
Wanninger Rudolf, Decker Karl, Graßl Josef, Kollmaier Karl, Weingut Michl, Höll Karl, Fischer Otto, Hösl Josef, Mühlbauer Karl, Lukas Hans, Irlbeck Josef, Lindner Josef, Herre Fritz, Dachs Max (Weißenregen)  
3. Reihe von oben  
Bäckergeselle Bäckerei Pongratz, Richter Schorsch, Brunner Heinz, Barth Karl, Forster Georg(Marktschreiber), "Schmiedl Schorsch, Schödlbauer Hans, Waldmann Karl, Sperl Schorsch (Buchbinder), Dullinger Josef, Hofner August, Liebl Ferdl, Hofmann Josef (Naze), Aigner Ignaz Riedersfurth, Lindner Karl, Zach Wolfgang(Zaubauer) , Vogl Michl  
4. Reihe von oben  
Zankl Alfons, Costa Xaver sen., Ellmann Richard, Hofmann Franz, Schödlbauer Josef, Traurig Michl, Schwarz Franz (Waldbua), Costa Alois (Bums), Oexler Willi, Röhrl Michl, Sperl Schorsch (oder Leopold), Costa Hans  

Wolfgang Zach war zeitlebens ledig geblieben und insgesamt von 1912 bis 1929  in Besitz des Anwesens gewesen.
Am 5.11.1927 hatte der Kötztinger Dreher Paul Brandl - eigentlich von Atzlern abstammend - Therese Zach geheiratet, die selber das Kind der Therese Zach, also der Schwester des Wolfgang Zach gewesen war.
Im Jahre 1929 übergab Wolfgang Zach das Haus an seinen Schwager und seine Schwester.

Paul Brandl und Therese Zach



STA Landshut Grundsteuerkataster Umschreibeheft 1911 ff

Sammlung Neuhierl: die Häuser im Hintergrund: 
v.l. Weißgerber und das Zaubauernanwesen-.

Sammlung Weixel: Frau Therese Brandl, geborene Zach 1898-1966

Sammlung Weixel: Paul Brandl, 1894-1975
Im Hintergrund das Kötztinger Kommunbrauhaus


Drei Kinder bekamen die Brandls, Therese, Anna Elisabeth und Max, und alle drei trugen den Hausnamen "Zaubaun" weiter, wurden also als "Zaubaun" Resi, Lisl und Max bekannt.

Sammlung Weixel: Brandl Lisl und Max

Sammlung Weixel: Therese Brandl, rechts, in ihrer Idylle am Regenufer, im Hintergrund die Marktmühle





Diese "Zaubauern" Linie setzt sich in Kötzting dann fort über die Tochter Therese, die den Leiter der damaligen Ziegelfabrik Weixel geheiratet hatte - zu Dr. Guido und Astrid Weixel und deren Töchter.

Mittwoch, 12. Juni 2024

Erinnerungen an frühere Zeiten Teil 37

 Wasserleitungs und Straßenbau


Zwei Fotos aus der Kötztinger Zeitung vom Oktober 1953 zeigen uns, in welch hohem Maße die Menschen gleich nach den Kriege selbst mit Hand anlegten, um bessere Bedingungen für sich und ihre Familien zu bekommen.

Im ersten Fall geht es um eine zuverlässigere Wasserversorgung für Miltach und zu diesem Zweck griffen viele Menschen selber zu Pickel und Schaufel, um möglichst schnell eine neue Quelle zum Miltacher Reservoir anschließen zu können.
Viele Frauen arbeiteten dabei bei den Grabearbeiten mit und hatten dabei - glaubt man dem Bild - in der Gemeinschaft auch noch Spaß dabei.
Kötztinger Zeitung vom Oktober 1953

Im zweiten Fall sieht man die mühselige Handarbeit, die man damals anordnete, um dem Untergrund von Landstraßen eine ordentliche und vor allem frostsichere "Rollierung" zu verpassen.
Auch im Kötztinger Nahbereich kann man noch solch eine Straßenrollierung finden:
Viele - ältere - Kötztinger werden sich noch an die Mülldeponie hinter Hofern erinnern, der ja benötigt wurde, nachdem durch den Bau der Bundeswehrkaserne und den damit verbundenen Straßenbauten der vorherige Müllablageplatz zwischen Kreuzung und Schindlerkapelle aufgelöst werden musste.
Kurz vor Hofern biegt die Teerstraße leicht nach rechts hinein in das Dorf ab. An dieser Stelle zweigt ein Feldweg ab, auf dem man später nach Maiberg fahren könnte. In den ersten 200 Metern wurden vor Jahren offensichtlich fleckchenweise überschüssige Teermengen ausgebracht, um die Befahrbarkeit zu verbessern. Im hinteren Bereich des Weges jedoch findet sich noch der Originalbelag auf stehend eingebauten flachen Steinen, die in Handarbeit als Unterbau erstellt wurden. 
Auf diesem Streckenabschnitt fährt man sehr gerne sehr langsam.



Hier sind es natürlich nicht freiwillige Helfer sondern Mitarbeiter einer Arbeitskolonne, und man beachte, all diese Steine wurden offensichtlich von Hand zerkleinert und von Hand eingebaut..

Freitag, 7. Juni 2024

Kötzting unterirdisch

Die Kötztinger Kellerlandschaften

In unserem Rathaus stehen noch in diesem Jahr größere Umbaumaßnahmen an und für die dabei betroffenen Büroarbeitsplätze und deren Akten muss nun im Haus Platz geschaffen werden. Dies ist  - ebenso wie in einem Privathaushalt -  eine gute Gelegenheit um auszuräumen, auszumisten und natürlich auch zu archivieren. Im Jargon der Archive spricht man natürlich nicht vom "Ausmisten", dort ist man vornehmer und spricht davon, Akten zu "kassieren", kommt aber auf dasselbe raus: ab mit manchen Akten in die Datenschutzboxen zur Vernichtung. Und genauso wie beim Hausputz auch kommt die eine oder andere Überraschung zutage, wie auch bei uns im Rathauskeller.

Im Jahre 1991 machte in Kötzting Walter Schneider, ein pensionierter Diplombergingenieur aus Zwiesel, (Arbeits-)Urlaub und benutzte diese Urlaubszeit, um seinem Hobby und Beruf gleichzeitig zu frönen, in die Tiefe zu steigen.
Das Ergebnis seiner Recherche in Kötztings Untergrund füllte 5 Schulhefte und war mir bisher nur in S/W Bürokopien bekannt.
Nun beim Auf-/Ausräumen kamen wir über seine Originalzeichnungen und - im ersten Heft - auch seine Erläuterungen über Kötztings Untergrund und die Entstehungsgeschichte der vielen Kötztinger Keller.

Hier nun einige Beispiele seiner gezeichneten Pläne. Das Aufmaß der Keller hatte er übrigens zusammen mit dem dem damaligen Stadtrat Franz Emberger durchgeführt.

Schattenaustr. 5  ist der " Leboid"




  
Die Originalhefte des Walter Schneider, Diplombergbauingenieur aus Zwiesel


Die nächste Kellerlandschaft steckt unterm "Dimpfl"



Viel wird nicht mehr vorhanden sein, von den Kellergewölben unter dem Hotel zur Post nach den großen Umbaumaßnahmen.


Weiter geht´s zur Hausnummer Marktstraße 30, ein Keller, den ich glaubte, sehr gut zu kennen...... jedoch zeichnet Herr Schneider hier einen Gang ein, der mir vollkommen unbekannt ist, da muss ich demnächst einmal genauer hinschauen.....




Der folgende Keller steckt unter der Marktstraße 24 - Schuhhaus Mühlbauer/Liebl, gleich unterhalb dem Gasthaus Pfeffer. 



Wir bleiben in der Marktstraße, dies ist nun mein Haus, die ehemalige Bäckerei Pongratz, mit seiner großen Kelleranlage. Der Keller Nummer III ist genau so groß wie der darüber liegende "Horsetown Club"..


Hier nun anschließend die Erläuterungen des Bergbauingeniers.










Mittwoch, 5. Juni 2024

Erinnerung an Altkötzting Teil 41 - Schülerband und Jugendparty

   In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen "Blick zurück" erlauben; zurück auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden; eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtagen,  Bällen, und vor allem mit Menschen.

Von dem ganzen Vorgang hätte ich sehr gerne einen ganzen Negativstreifen voller Aufnahmen. Leider haben wir nur den Zeitungsartikel vom April 1970 und der Bericht und die beiden Bilder stecken voller bekannter Kötztinger Namen, deren Träger sich mittlerweile alle Rentner nennen dürfen.
Der Artikel mit den Bildern ist aber für mich solch ein toller Fund, dass ich beide sehr gerne auch ohne weitere Begleitbilder hier noch einmal in die Öffentlichkeit bringen will.

KU vom April 1970: Beatparty mit unserem ehemaligen Landtagsabgeordneten Robert Riedl auf der Tanzfläche, hinter ihm könnte es Hans Guggenberger sein.

Der Artikel - und vermutlich auch die Bilder - sollten von Alois Dachs stammen; darauf weißt zumindest der Kürzel -ad- hin. 15 Jahre jung waren die Bandmitglieder damals noch.
Bei dem Schlagzeuger, im Text als Dieter Krämer bezeichnet, sollte es sich um Kellner Dieter handeln, ich lasse mich aber gerne korrigieren.
Wolfgang Kroner als Bandleader, Oexler Willfried an der Orgel und Franz Bohmann an der Rhythmusgitarre vervollständigten die "Special Persons" im Kötztinger Pfarrjugendheim. So schnell vergeht die Zeit.