vom Bäcker zum Kramerladen
alte Hausnummer 142
Ausschnitt aus dem Uraufnahmeblatt von 1831, aus: "Kötzting 1085-1985" Die Hausnummer 142 ist das alte Schindler-Dreger-Liebl Anwesen |
Kann man bei einem solch eigentlich nüchternen Thema, wie es eine
Häuserchronik einmal ist, eigentlich politisch unkorrekt sein bzw. formulieren?
Man kann....
Anlässlich der Historischen Einkehr im Frühjahr im "S`Cafe" beim Zellertaler Bahnhof habe ich meine nächsten Blog-Vorhaben geschildert und dabei auch das Haus der "Liawe Weiwa" genannt. Frau Berta Lukas hat mich sofort darauf hingewiesen, dass das die Liebl Schwestern bzw. Frauen waren. Sicherheitshalber und ein wenig schuldbewusst habe ich mich dann später bei Gelegenheit bei einigen wenigen "Obermarktlern" - viele gibt es ja nicht mehr aus der "alten" Zeit - umgehört und mich bestätigt gefunden. Allgemein wurde früher von den "Liawe Weiwa" gesprochen, im Gegensatz zu den benachbarten "Zimmerer Schwestern"
Nichts desto trotz, es geht um das nun abgerissene Haus gleich unterhalb des Kaufhauses Wanninger, in dem bis vor wenigen Jahrzehnten die Schwestern Liebl, zwei zierliche und immer freundliche, weißblond und, eigentlich immer schon, ältere Frauen ihre Kundschaft bedient hatten.
Bei dieser Gelegenheit ist mir wieder einmal aufgefallen, wie viele Lebensmittelgeschäfte wir noch bis in die 70er Jahre alleine im Bereich der Markstraße hatten:
die Liebl Weiber resp. Schwestern
Georg Pongratz mit dem Konsum
Fleischmann an der Ecke mit dem VEGE
die unermüdliche Rabl Fanny in der Metzstraße
der kleine Milchladen beim Achtler
Anna Schrödel als EDEKA
Kellner
Dullinger
Kroher
die Metzger Wieser Girgl - Miethanner - Ritzenberger - Graf - Greiner - Barth - Haushofer
die Bäckereien: Liebl - Pongratz - Vogl - Grassl - Kerscher - Meidinger
die Wirte: Amberger Hof, Osl, Januel, Rabl, Miethanner, Wieser, Wieser Girgl, Pfeffer, Dreger, Lemberger, Graf, Röhrl, Greiner,
Aber nun zum Haus der Liebl-Schwestern, früher der Dregerbeck, noch früher "Schindler".
Eine der letzten Personen aus dieser "Dreger-Schindler" Ära war die "Schindler Anne", das Fräulein Anna Dreger, deren Großvater den Bau der Schindlerkapelle veranlasste.
wie bei den meisten Häuserchroniken, so beginnt auch hier die Liste der gesicherten Hausbesitzer erst in dem Bereich zwischen 1650 und 1700, weil erst in dem Zeitraum - zuerst lückenhaft, dann vollständig - die Reihe der Briefprotokolle einsetzt, die erst die Sicherheit gibt, dass die vermuteten Besitzer auch die richtigen sind.
Nichts desto trotz gibt es einige Fundstellen schon in den Jahrhunderten vorher, die einen Hinweis geben, dass manche Personen mit einzelnen Anwesen verbunden werden können.
Solche Fundstellen sind Steuer- und Bürgerlisten, die über Jahrhunderte hinweg eine bestimmte Reihenfolge einhielten, so dass manche Stelle innerhalb der Liste auf manche Häuser schließen lässt.
Trotzdem bleibt die Zuweisung einzelner Familien auf die Anwesen mit einer Unsicherheit behaftet.
Man kann....
Anlässlich der Historischen Einkehr im Frühjahr im "S`Cafe" beim Zellertaler Bahnhof habe ich meine nächsten Blog-Vorhaben geschildert und dabei auch das Haus der "Liawe Weiwa" genannt. Frau Berta Lukas hat mich sofort darauf hingewiesen, dass das die Liebl Schwestern bzw. Frauen waren. Sicherheitshalber und ein wenig schuldbewusst habe ich mich dann später bei Gelegenheit bei einigen wenigen "Obermarktlern" - viele gibt es ja nicht mehr aus der "alten" Zeit - umgehört und mich bestätigt gefunden. Allgemein wurde früher von den "Liawe Weiwa" gesprochen, im Gegensatz zu den benachbarten "Zimmerer Schwestern"
Nichts desto trotz, es geht um das nun abgerissene Haus gleich unterhalb des Kaufhauses Wanninger, in dem bis vor wenigen Jahrzehnten die Schwestern Liebl, zwei zierliche und immer freundliche, weißblond und, eigentlich immer schon, ältere Frauen ihre Kundschaft bedient hatten.
Bei dieser Gelegenheit ist mir wieder einmal aufgefallen, wie viele Lebensmittelgeschäfte wir noch bis in die 70er Jahre alleine im Bereich der Markstraße hatten:
die Liebl Weiber resp. Schwestern
Georg Pongratz mit dem Konsum
Fleischmann an der Ecke mit dem VEGE
die unermüdliche Rabl Fanny in der Metzstraße
der kleine Milchladen beim Achtler
Anna Schrödel als EDEKA
Kellner
Dullinger
Kroher
die Metzger Wieser Girgl - Miethanner - Ritzenberger - Graf - Greiner - Barth - Haushofer
die Bäckereien: Liebl - Pongratz - Vogl - Grassl - Kerscher - Meidinger
die Wirte: Amberger Hof, Osl, Januel, Rabl, Miethanner, Wieser, Wieser Girgl, Pfeffer, Dreger, Lemberger, Graf, Röhrl, Greiner,
Schindler Anny aus der Bürgerfestbeilage von 1995 |
Eine der letzten Personen aus dieser "Dreger-Schindler" Ära war die "Schindler Anne", das Fräulein Anna Dreger, deren Großvater den Bau der Schindlerkapelle veranlasste.
wie bei den meisten Häuserchroniken, so beginnt auch hier die Liste der gesicherten Hausbesitzer erst in dem Bereich zwischen 1650 und 1700, weil erst in dem Zeitraum - zuerst lückenhaft, dann vollständig - die Reihe der Briefprotokolle einsetzt, die erst die Sicherheit gibt, dass die vermuteten Besitzer auch die richtigen sind.
Nichts desto trotz gibt es einige Fundstellen schon in den Jahrhunderten vorher, die einen Hinweis geben, dass manche Personen mit einzelnen Anwesen verbunden werden können.
Solche Fundstellen sind Steuer- und Bürgerlisten, die über Jahrhunderte hinweg eine bestimmte Reihenfolge einhielten, so dass manche Stelle innerhalb der Liste auf manche Häuser schließen lässt.
Trotzdem bleibt die Zuweisung einzelner Familien auf die Anwesen mit einer Unsicherheit behaftet.
Ich habe frühe Hinweise - aus Steuerlisten, - dass zu Ende des 16. Jahrhunderts ein Poyssl Sebastian Besitzer des Anwesens gewesen sein könnte.
Der Schlosser Paar war damals übrigens in der Wuhn eingestifftet.
Im Jahre 1700 unterzeichnen Georg Schindler, der Bürger und Bäcker und seine Frau Elisabeth, einen Schuldschein, bei dem sie für weitere 50 Gulden ihre zwischen Traurig und Raab liegende Marktlehensbehausung hinterlegen.
Im Jahre 1706 erlaubt er sich ein teures Späßchen mit dem Magistrat, den er einen "Butzen" nannte, was ihn gut 3 1/2 Gulden kostete, je nach Umrechnungskurs um die 500 Euro.
1711 dann erlaubte er sich eine Schwarzschlachtung im eigenen Hause, ohne "Bschau" wofür er erneut 1 Gulden 8 Kreuzer 4 Pfennig (= dies ist exakt 1 Pfund Regensburger Pfennige und ungefähr 150-200 Euros in heutiger Münze).
Wenige Jahre, am 3.4.1716, später verkauft/übergibt er seine Bäckerei an den Sohn Andreas Schindler, nimmt sich dabei die freie Herberge im "hinteren Haushofstübl" für sich und seine Tochter Maria Katharina aus, welche untauglich wäre zu dienen und sich ihr eigenes Brot zu verdienen.
Andreas Schindler bleibt ledig und bekommt von seiner Mutter, Elisabeth Schindler, die mittlerweile im Witwenstand lebt, das Haus, Grundstück, Werkstatt und die auf dem Hause liegenden Gerechtigkeit übertragen. So weit so gut, aber plötzlich verstirbt der Sohn und nun wird die Witwe 1725 vom Kötztinger Bäckerhandwerk verklagt, weil sie einen "Pfuscher" hatte arbeiten lassen, also einen nicht von der Kötztinger Bäckerzunft anerkannten "Pfuscherbäcker" (HStA München GL fasc. Nr. 1819-22). Der Beklagten sei nur die "zeitliche Verlassenschaft anheimgestorben" und nicht das Meisterrecht. Es kommt zunächst zu keiner Entscheidung, der ganze Vorgang wird vertagt.
Die Rettung kommt aus Furth im Wald.
Um die Dregers ist es recht ruhig in den Akten, keine Notiz, also auch kein Ärger, weder von ihnen, noch an ihnen.
Erst als die große Weltpolitik seine Wellen auch nach Kötzting hereinschwappen lässt, taucht die Familie in den Akten auf.
Der Österreichische Erbfolgekrieg bringt fremde Truppen und damit Einquartierungen und Kontributionszahlungen, die vom Landgericht auf die Ortschaften und dort auf die einzelnen Anwesensbesitzer heruntergebrochen werden.
1742 erhält die "Wirtin Frau Dröger" mehr als 3 Gulden für die zwangsweis Bewirtung von 52 Pöckhenjungen. Die Fuhrleute von durchziehende Proviantfuhren müssen untergebracht werden, und auch dafür erhält die Wirtin Dreger Geld.
Nun wird's ernster, Baron von der Trenck (der, der Cham eingeäschert hatte und an den alljährlich ein Festspiel in Waldmünchen erinnert) droht auch den umliegenden Städten und Märkten.
Um diese Drohung abzuwenden (die Brandschatzungssteuer, die eben Cham verweigert hatte), wurden die einzelnen Bürger herangezogen, und der Weißbäcker Hans Georg Dreger steht mit 100 Gulden in der Kontributionsliste. 15 Jahre später wartet Georg Dreger immer noch auf die Rückzahlung dieser Summe aus der Marktkasse, aber zumindest steht er noch in der Liste der Begünstigten....
1743 hatte er Bediente des Generaladjutanten unterzubringen und diesen 6 Gulden als Portionsgelder zu bezahlen.
Auch diese schweren Zeiten nahmen einmal ein Ende und es begann der ganz normale Alltag, was für die Bäcker auch mit Lebensmittelkontrollen verbunden war.
1749 erwischt es ihn, ebenso wie die anderen Kötztinger Bäcker: "als die alhiesigen Pöckhen die ihnen öfters dictierte Straffen nit respectiert, sondern mit ihrem liderlichen Brodtpachen annoch wie vor ungeschückt fortgefahren auch deren Brodt sogar nit mehr gedipflet haben."
Also zu leicht/klein, vermutlich Beimengung von allem Möglichen, nur nicht Getreidemehl, und nicht sauber verarbeitet.
Johann Georgs Frau verstirbt früh (1741), und der Witwer heiratet seine zweite Frau, eine Bäckerstochter aus Runding.
Aus dem Jahre 1768 - vermutlich war er das bereits viel früher - wissen wir, dass der Bäcker Johann Georg Dreger Mitglied des Rats geworden war.
Im April 1770 verstirbt Johann Georg Dreger, und seine Witwe übergibt das Marktlehen und die Bäckerei an den Sohn Andreas Dreger um 3500 Gulden.
Bei der Übergabe bekommen wir auch eine kleine Baubeschreibung mitgeliefert: das Haus ist zweigädig gemauert, (also anders als viele Häuser in Kötzting auch im ersten Stock aus Stein errichtet) und hat einen neuen Dachstuhl und doppelten Boden erhalten.
Seine Geschwister, die er damit gleichzeitig auszahlen konnte, waren die Ehefrau des Kötztinger Metzgers Stephan Dimpfl, Anna, und der Bäckersknecht Joseph.
Weiterhin waren vorhanden: Eine Stallung, 2 Schupfen mit dem in der äußeren (Schupfen) sich befindenden Sommerkeller und einem kleinen Wurzgartl.
Zwei kleine Äckerl oder Krautgärtl, den einen hinder dem Eckelshof das ante aber interhalb des Dampfbaches lieget.
der sogenannte Sandthofacker bey Fessmannsdorf zwischen des Müllers allda Gründen
der sogenannte Steinacker oberhalb des Dampfbaches
den Passauerischen Theilacker in der Leimbgassen
der sogenannte Hopfengarten am Zeltendorfer Gangsteig entlegen
die Altwiesen im Gänskragen entlegen
die Marktdiener und Rabenwiesen genannt am Maxen Auzinger und dem sobetitelten Wehyer stossend
Ausnahm: in dem auf dem Backofen im Hof vorhandtenen Stübel welches ein iedmaliger Hausinhaber in baulichem und wohnbaren Stand zu halten hat.
Die übergebende Witwe zieht also in einem Raum über dem Backofen...was ich als durchaus bemerkenswert empfinde.
Als Sohn eines Bäckers in Kötzting erinnere ich mich noch gut an das sogenannte "Warme Zimmer" über dem Backofen und der Backstube. Dieses Zimmer eignete sich nur zum Wäschetrocknen, es war ansonsten unbewohnbar. Als Kinder wurden meine Schwester und ich in diesem "warmen Zimmer", im ansonsten unbeheizten Riesenhaus am Marktplatzeck, morgens aus einer Waschschüssel gewaschen. Ich möchte mir die Bedingungen der Witwe Dreger ÜBER dem Backofen gar nicht vorstellen müssen.
Aus dem Jahre 1771 kennen wir noch einen Vorgang, der bezeichnend für die damalige Zeit ist:
Die Pfarrkirche und das Spital in Kötzting(als Gründungskapital) hatten ein Recht auf die Abgabe von Naturalien, den Zehent, dieser Zehent, der von Dorf zu Dorf verschieden, war eine Holschuld und wurde entweder gleich auf dem Felde "gefext" oder aber in der Tenne.
Solche ein Zehent, der vom Ernteertrag abhängig war, war für die Pfarrei nicht nur unangenehm schwankend, sondern auch mit Aufwand verbunden.
Wie heutzutage bei einer Spekulation auf den Rohstoffmärkten, konnten
Kötztinger Bürger den Zehent eines Dorfes zu einem Jahresfestpreis kaufen und
hoffen, dass die Ernte hoch genug ausfiel, dass das Ganze für sie zu einem
Gewinn summierte.
Andreas Dreger hatte nun den "dritten Garb Zehent" von Sitz(?) und Dorf Gehstorf des Spitals Kötzting erworben und das Kloster Rott stellte ihm darüber einen Lehensrevers aus.
Er heiratete 1773 Anna Maria Schiedermeier, eine Chamer Bäckerstochter, die ihm 1000 fl. Heiratsgut mit in die Verbindung brachte.
Weiterhin kennen wir von Andreas Dreger nur Kleinigkeiten, er wird als "Kirchenherr" erwähnt, ist also Teil der Kirchenverwaltung. Bei der Handwerkszunft der Bäcker wird er Oberlademeister.
Obwohl er zuvor nicht am Streit einiger Kötztinger Bürger mit dem Magistrat um den Ankauf von Anteilen an der Hofmark Reitenstein beteiligt war, erwirbt er in den Jahren zwischen 1790 und 1793 mehrere Anteile von Anteilseignern und vom Magistrat. Er ist also kapitalkräftig genug , um sich diese üppigen Ausgaben leisten zu können.
Wie weit wohl wird die Streitsucht meines Herrn Nachbars Joseph Preiß churfürstlicher Landgerichtsschreibers der orten gegen mich noch gehen?
Kaum nahet sich ein Prozess seinem Ende, so betritt er gleich wieder mit einem neuen die Bühne.
Treflich hält er sein Wort, daß er mich lebenslang mit solcher Geißl martern würde.
Schade für ihn, dass er jedesmal nur solche Entwürfe aushöcket, welche beim ersten Blicke das Brandmal der gehässigsten Geburth auf der Stürne tragen......
1798 wird Andreas Dreger erneut zum Kammerer gewählt, und auch als er im Januar 1804 verstirbt, wird er als Nebenkammerer (in etwa der 2. Bürgermeister) bezeichnet.
In den
Marktrechnungen von 1844 finden wir eine Ausgabe an Michl Dreger, der 4 Bund
Stroh zur Auffüllung der Arreststrohsäcke geliefert hatte. Im April 1847 stirbt Michael Dreger im Alter von 58 Jahren an Altersschwäche. 1851 dann seine Witwe mit 61 Jahren. Sie stirbt wohl eines schrecklichen Todes: im Sterbebuch ist als Todesursache vermerkt: "Gedärmbrand infolge eines Sturzes."
1853 steht dann der nächste Generationswechsel an. Michael Dreger heiratet Trunkenpolz Theresa. Er erhält vom Magistrat die Heiratserlaubnis. Allerdings muss er für die Bäckerei "aus Mangel an persönlicher Befähigung zur Ausübung des Bäckergewerbes einen Sachverständigen einstellen."
Befund:
Es gibt in den Nachlassakten einen zweiten Dreger aus dieser Familie: Karl Dreger.
Am 11. April verstarb in München der ledige Braugehilfe Karl Dreger im Alter von 30 Jahren, Sohn des Kötztinger Michael Dreger. Dieser Karl Dreger sollte mit dem Pfingstbräutigam von 1876 identisch sein, seine Pfingstbraut war damals Denk Anna.
Alle anderen Pfingstakteure aus dem Dreger-Kreise scheinen von der Jackerbeck-Linie abzustammen.
Erneut wird ein Michael Dreger Nachfolger auf der Bäckerei: 1888 erhält er das Kötztinger Bürgerrecht und 1889 heiratet er die Pullinger Müllerstochter Barbara Höcherl.
Das Paar wird 5 Kinder haben, das jüngste, eine Tochter, wird unsere Gewährsfrau, Fräulein Anny Dreger, vulgo Schindler Anne.
Michael 1889 + 1890
Barbara 1890
Michael 1892
Joseph 1894 + 1894
Anna 1901
Seit 1730 lebte keines der Schindlermitglieder mehr auf dem Haus, trotzdem hat sich der Hausname bis zum Tode der "Schindler Anne im Jahre 1988 gehalten.
1892 wird Michael Dreger das Haus in der Holzapfelstraße errichten, welches später dem Geschäftsgebäude der Fa. Oexler weichen musste. Interessant ist hier, dass der kleine Gemüsegarten
hier noch einmal schön zu sehen das Dreger-Schindleranwesen, das als einzigstes - nach dam Marktbrand vom Marktplatz bis zur Holzapfelstraße reichte, trotz der Fragemntierung durch
Erbteilungen.
Die folgenden Bilder stammen aus der Sammlung des Arbeitskreises Kötzting und wurden von Frau Anny Dreger, vulgo Schindler Anne, an Frau Rabl-Dachs und Frau Kretschmer übergeben
Um die Jahrhundertwende - beginnend mit dem Marktbrand von 1867 und dem schrittweisen Ausbau der späteren Gehringstraße - wurde das früher zusammenhängende Schindleranwesen zerstückelt.
Der Schuster Karl bezog das spätere Sonnleitnerhaus, die Dreger zogen sich auf das schmucke Gebäude mit Garten zurück.
Ungefähr aus der Jahrhundertwende stammt eine Gruppenaufnahme des oberen Marktes, bei dem man am Rande auch das Dregeranwesen erkennen kann.
Von Joseph Barth haben wir eine Bilderserie aus den 40ern vom Obern Markt, auf dem auch am Rande das Gebäude zu sehen ist:
Das Gebäude auf der Marktstraßenseite blieb eine Bäckerei.
In den Nachkriegsjahren wurde dies zum Stammhaus der Bäckereien Liebl. Von Karl Liebl, haben wir einige Aufnahmen aus seiner Backstube. Für mich interessant ist es, dass einige seiner Bäckergesellen Jahre später bei meinem Großvater und Vater gearbeitet hatten. Heubl Sepp war unser Schießer, also der Mann am Backofen, der die Verantwortung trug beim Ein- und Umschießen und ob und wann das Backgut fertig war.
Aus dem "Dritten Reich", ohne ein besonderes Datum, kennen wir ein Bild, auf dem deutlich auch die Beschriftung "Bäckerei und Handlung Karl..." zu lesen ist.
Wir haben darüber hinaus noch zwei Bilder von Joseph Barth, vom Arber, die die Kötztinger beim Skifahren zeigten, unter ihnen auch inmitten seines Freundeskreises, Karl Liebl:
Ich hab leider kein einziges Bild von der kompletten Ladenfront der Lieblschwestern gefunden, nur in einem kleinen Abschnitt am Bildrand, als über das Kötztinger Verkehrschaos am Marktplatz berichtet wurde:
Liebl Karl kaufte 1951 das Haus in der Torstraße 4, und das alte Schindler-Dreger Anwesen wurde zu einem kleinen Lebensmittelladen für seine Schwestern umgebaut.
die Schindler
Ab jetzt können wir endlich ganz sicher sein, die richtigen Bewohner des Hauses Nr. 142 benennen zu können, auch weil er, Schindler, noch im selben Jahr beim Spital in Kötzting 50 Gulden als Grundschuld auf sein Marktlehen: zwischen "H: Traurig und Wolf Raab" aufnimmt. Wolf Raab ist zu der Zeit der Besitzer des Hauses 141.
Wir wissen nicht genau, wann der Wechsel von der Familie Schreiner zu
den Schindlers erfolgt ist. Als ein anderer von Hans Schindlers Söhnen heiratet, wird der Beruf von Hans Schindler als Fludermann angegeben.
Anders als heutzutage verkauften die Kötztinger Bäcker ihre Ware nicht in einer Verkaufsstelle zu Hause, sondern in dem sogenannten Brothaus. Dieses Brothaus war im Rathaus Kötzting angesiedelt und für die dort genutzte Fläche mussten die Bäcker im Jahr 30 Kreuzer zahlen, eine Zahlung, die sich auch in den Rechnungsbüchern des Marktes wiederfinden lässt.
Auch Georg Schindler kam nachweislich mit dem Gesetz in Konflikt, sein Verfahren aber wurde vor dem Magistrat verhandelt; die Strafe aber war unangenehm: einen halben Tag wurde er für einen Streit mit dem Kötztinger Schlosser Paar in den Stock gesteckt. Der Schlosser Paar war damals übrigens in der Wuhn eingestifftet.
StA Landshut Briefprotokolle Kötzting P2 Seite 15 |
Im Jahre 1700 unterzeichnen Georg Schindler, der Bürger und Bäcker und seine Frau Elisabeth, einen Schuldschein, bei dem sie für weitere 50 Gulden ihre zwischen Traurig und Raab liegende Marktlehensbehausung hinterlegen.
Im Laufe der nächsten Jahre leihen sie sich Geld von Georg Lärnbecher, dem Wiesmüller, dann offensichtlich direkt vom Pfarrer und Prior Placidus Daller (wäre das Geld von der Kirche gekommen, hätten die Kirchenverwalter unterschrieben) und hinterlegen dafür mehrere ihrer Wiesengrundstücke.
Im Jahre 1706 erlaubt er sich ein teures Späßchen mit dem Magistrat, den er einen "Butzen" nannte, was ihn gut 3 1/2 Gulden kostete, je nach Umrechnungskurs um die 500 Euro.
1711 dann erlaubte er sich eine Schwarzschlachtung im eigenen Hause, ohne "Bschau" wofür er erneut 1 Gulden 8 Kreuzer 4 Pfennig (= dies ist exakt 1 Pfund Regensburger Pfennige und ungefähr 150-200 Euros in heutiger Münze).
Wenige Jahre, am 3.4.1716, später verkauft/übergibt er seine Bäckerei an den Sohn Andreas Schindler, nimmt sich dabei die freie Herberge im "hinteren Haushofstübl" für sich und seine Tochter Maria Katharina aus, welche untauglich wäre zu dienen und sich ihr eigenes Brot zu verdienen.
Andreas Schindler bleibt ledig und bekommt von seiner Mutter, Elisabeth Schindler, die mittlerweile im Witwenstand lebt, das Haus, Grundstück, Werkstatt und die auf dem Hause liegenden Gerechtigkeit übertragen. So weit so gut, aber plötzlich verstirbt der Sohn und nun wird die Witwe 1725 vom Kötztinger Bäckerhandwerk verklagt, weil sie einen "Pfuscher" hatte arbeiten lassen, also einen nicht von der Kötztinger Bäckerzunft anerkannten "Pfuscherbäcker" (HStA München GL fasc. Nr. 1819-22). Der Beklagten sei nur die "zeitliche Verlassenschaft anheimgestorben" und nicht das Meisterrecht. Es kommt zunächst zu keiner Entscheidung, der ganze Vorgang wird vertagt.
Die Rettung kommt aus Furth im Wald.
Die Dreger
Im Jahre 1730 zahlt der junge Bäcker Johann Georg Dreger aus Furth im Wald 13 Gulden für das Kötztinger Bürgerrecht und heiratet noch im selben Jahr die Tochter Maria Katharina Schindler.
Ihre Mutter Elisabeth, geborene Passauer, die mit der Kötztinger Bäckerszunft im Clinch lag, war im Sommer verstorben.
Ihre Mutter Elisabeth, geborene Passauer, die mit der Kötztinger Bäckerszunft im Clinch lag, war im Sommer verstorben.
Um die Dregers ist es recht ruhig in den Akten, keine Notiz, also auch kein Ärger, weder von ihnen, noch an ihnen.
Erst als die große Weltpolitik seine Wellen auch nach Kötzting hereinschwappen lässt, taucht die Familie in den Akten auf.
Der Österreichische Erbfolgekrieg bringt fremde Truppen und damit Einquartierungen und Kontributionszahlungen, die vom Landgericht auf die Ortschaften und dort auf die einzelnen Anwesensbesitzer heruntergebrochen werden.
1742 erhält die "Wirtin Frau Dröger" mehr als 3 Gulden für die zwangsweis Bewirtung von 52 Pöckhenjungen. Die Fuhrleute von durchziehende Proviantfuhren müssen untergebracht werden, und auch dafür erhält die Wirtin Dreger Geld.
Nun wird's ernster, Baron von der Trenck (der, der Cham eingeäschert hatte und an den alljährlich ein Festspiel in Waldmünchen erinnert) droht auch den umliegenden Städten und Märkten.
Um diese Drohung abzuwenden (die Brandschatzungssteuer, die eben Cham verweigert hatte), wurden die einzelnen Bürger herangezogen, und der Weißbäcker Hans Georg Dreger steht mit 100 Gulden in der Kontributionsliste. 15 Jahre später wartet Georg Dreger immer noch auf die Rückzahlung dieser Summe aus der Marktkasse, aber zumindest steht er noch in der Liste der Begünstigten....
1743 hatte er Bediente des Generaladjutanten unterzubringen und diesen 6 Gulden als Portionsgelder zu bezahlen.
Auch diese schweren Zeiten nahmen einmal ein Ende und es begann der ganz normale Alltag, was für die Bäcker auch mit Lebensmittelkontrollen verbunden war.
1749 erwischt es ihn, ebenso wie die anderen Kötztinger Bäcker: "als die alhiesigen Pöckhen die ihnen öfters dictierte Straffen nit respectiert, sondern mit ihrem liderlichen Brodtpachen annoch wie vor ungeschückt fortgefahren auch deren Brodt sogar nit mehr gedipflet haben."
Also zu leicht/klein, vermutlich Beimengung von allem Möglichen, nur nicht Getreidemehl, und nicht sauber verarbeitet.
Johann Georgs Frau verstirbt früh (1741), und der Witwer heiratet seine zweite Frau, eine Bäckerstochter aus Runding.
Aus dem Jahre 1768 - vermutlich war er das bereits viel früher - wissen wir, dass der Bäcker Johann Georg Dreger Mitglied des Rats geworden war.
Im April 1770 verstirbt Johann Georg Dreger, und seine Witwe übergibt das Marktlehen und die Bäckerei an den Sohn Andreas Dreger um 3500 Gulden.
Bei der Übergabe bekommen wir auch eine kleine Baubeschreibung mitgeliefert: das Haus ist zweigädig gemauert, (also anders als viele Häuser in Kötzting auch im ersten Stock aus Stein errichtet) und hat einen neuen Dachstuhl und doppelten Boden erhalten.
Seine Geschwister, die er damit gleichzeitig auszahlen konnte, waren die Ehefrau des Kötztinger Metzgers Stephan Dimpfl, Anna, und der Bäckersknecht Joseph.
Weiterhin waren vorhanden: Eine Stallung, 2 Schupfen mit dem in der äußeren (Schupfen) sich befindenden Sommerkeller und einem kleinen Wurzgartl.
Zwei kleine Äckerl oder Krautgärtl, den einen hinder dem Eckelshof das ante aber interhalb des Dampfbaches lieget.
der sogenannte Sandthofacker bey Fessmannsdorf zwischen des Müllers allda Gründen
der sogenannte Steinacker oberhalb des Dampfbaches
den Passauerischen Theilacker in der Leimbgassen
der sogenannte Hopfengarten am Zeltendorfer Gangsteig entlegen
die Altwiesen im Gänskragen entlegen
die Marktdiener und Rabenwiesen genannt am Maxen Auzinger und dem sobetitelten Wehyer stossend
Ausnahm: in dem auf dem Backofen im Hof vorhandtenen Stübel welches ein iedmaliger Hausinhaber in baulichem und wohnbaren Stand zu halten hat.
Die übergebende Witwe zieht also in einem Raum über dem Backofen...was ich als durchaus bemerkenswert empfinde.
Als Sohn eines Bäckers in Kötzting erinnere ich mich noch gut an das sogenannte "Warme Zimmer" über dem Backofen und der Backstube. Dieses Zimmer eignete sich nur zum Wäschetrocknen, es war ansonsten unbewohnbar. Als Kinder wurden meine Schwester und ich in diesem "warmen Zimmer", im ansonsten unbeheizten Riesenhaus am Marktplatzeck, morgens aus einer Waschschüssel gewaschen. Ich möchte mir die Bedingungen der Witwe Dreger ÜBER dem Backofen gar nicht vorstellen müssen.
Aus dem Jahre 1771 kennen wir noch einen Vorgang, der bezeichnend für die damalige Zeit ist:
Die Pfarrkirche und das Spital in Kötzting(als Gründungskapital) hatten ein Recht auf die Abgabe von Naturalien, den Zehent, dieser Zehent, der von Dorf zu Dorf verschieden, war eine Holschuld und wurde entweder gleich auf dem Felde "gefext" oder aber in der Tenne.
Solche ein Zehent, der vom Ernteertrag abhängig war, war für die Pfarrei nicht nur unangenehm schwankend, sondern auch mit Aufwand verbunden.
StA Landshut Briefprotokolle Kötzting P 36 von 1773 |
Andreas Dreger hatte nun den "dritten Garb Zehent" von Sitz(?) und Dorf Gehstorf des Spitals Kötzting erworben und das Kloster Rott stellte ihm darüber einen Lehensrevers aus.
Er heiratete 1773 Anna Maria Schiedermeier, eine Chamer Bäckerstochter, die ihm 1000 fl. Heiratsgut mit in die Verbindung brachte.
Weiterhin kennen wir von Andreas Dreger nur Kleinigkeiten, er wird als "Kirchenherr" erwähnt, ist also Teil der Kirchenverwaltung. Bei der Handwerkszunft der Bäcker wird er Oberlademeister.
Obwohl er zuvor nicht am Streit einiger Kötztinger Bürger mit dem Magistrat um den Ankauf von Anteilen an der Hofmark Reitenstein beteiligt war, erwirbt er in den Jahren zwischen 1790 und 1793 mehrere Anteile von Anteilseignern und vom Magistrat. Er ist also kapitalkräftig genug , um sich diese üppigen Ausgaben leisten zu können.
Unterschrift Kammerer Andreas Dreger |
1793 führt Andreas Dreger, mittlerweile Kammerer
(=Bürgermeister) in Kötzting einen Prozess gegen seine Nachbarin. Genauer
gesagt , er muss sich in einem Prozess gegen die Vorwürfe der Scholastika
Preissin, Gattin des Gerichtsschreibers Preiss erwehren, er würde eine Mauer
errichten, die nicht auf seinem Grund stünde. Weiter beschwert sich die Nachbarin, dass Ander Dreger seine Dachentwässerung auf ihren Grund ablaufen lassen würde.
Dreger wehrt sich gegen die Anfeindungen und kann auch bei jedem der
anstehenden Schritte im Verfahren gewinnen. Preiss jedoch gibt nicht nach und so
schreibt sich Andreas Dreger seinen Frust von der Seele:Wie weit wohl wird die Streitsucht meines Herrn Nachbars Joseph Preiß churfürstlicher Landgerichtsschreibers der orten gegen mich noch gehen?
Kaum nahet sich ein Prozess seinem Ende, so betritt er gleich wieder mit einem neuen die Bühne.
Treflich hält er sein Wort, daß er mich lebenslang mit solcher Geißl martern würde.
Schade für ihn, dass er jedesmal nur solche Entwürfe aushöcket, welche beim ersten Blicke das Brandmal der gehässigsten Geburth auf der Stürne tragen......
1798 wird Andreas Dreger erneut zum Kammerer gewählt, und auch als er im Januar 1804 verstirbt, wird er als Nebenkammerer (in etwa der 2. Bürgermeister) bezeichnet.
Ein Sohn, wieder
ein Andreas, heiratet, ein paar Häuser weiter die Marktstraße hinunter,
eine Nachbarstochter. Im Jahre 1807 ehelicht er Lärnbecher Magdalena, die
Tochter des Kötztinger Marktlehners und Bäckers Michael Lärnbecher. Heute die
Apotheke am Marktplatz.
Hier
verzweigt sich die Dregerlinie, er begründet mit der Heirat die Linie
Dreger-Jackerbeck
Ein anderer
Sohn, Michael Dreger, heiratet 1811 Kollmaier Franziska, die Tochter des
Luckner-Kompagnons Christoph Kollmaier, und übernimmt das elterliche Anwesen. .
Im Jahre
1825 finden wir Dreger Michael als Gemeindebevollmächtigten, also
als ein Mitglied des zweites Kontrollorgans bei der Marktverwaltung.
Unterschrift Michael Dregers 1850 in einem Streit um die Steurechte in den Reitensteiner Wäldern |
1853 steht dann der nächste Generationswechsel an. Michael Dreger heiratet Trunkenpolz Theresa. Er erhält vom Magistrat die Heiratserlaubnis. Allerdings muss er für die Bäckerei "aus Mangel an persönlicher Befähigung zur Ausübung des Bäckergewerbes einen Sachverständigen einstellen."
Offensichtlich
hatte er seinen Meisterbrief noch nicht.
1854 erhält
er dann sein Bürgerrecht, er muss mittlerweile 32 Gulden dafür bezahlen.
Die Ehe hält
aber nicht lange, bereits 1864 verstirbt Therese mit nur 31 Jahren an der
Lungensucht.
Der Witwer heiratet noch im selben Jahr wieder - wenn Kinder zu versorgen sind, muss man die 1-jährige Trauerzeit nicht einhalten - Greidl Katharina, eine Wirtstochter aus Englmar.
Der Witwer heiratet noch im selben Jahr wieder - wenn Kinder zu versorgen sind, muss man die 1-jährige Trauerzeit nicht einhalten - Greidl Katharina, eine Wirtstochter aus Englmar.
Vom Oktober 1855 kennen wir eine Vergleichsverhandlung - ein neu eingeführtes Rechtsinstrument -
zwischen Michael Dreger und dem Marktschreiber Johann Grieb. Grieb klagt wegen öffentlicher Beschimpfung durch den Bäcker Michael Dreger im Rötzerischen Wirtshause.
Dieses Rötzerische Wirtshaus ist die spätere Dampfbäckerei Pongratz.
Dieses Rötzerische Wirtshaus ist die spätere Dampfbäckerei Pongratz.
Der Landrichter Carl von Paur gründete, neben vielen anderen sozialen Einrichtungen, auch einen Dienstbotenheilsverein, zu welchem Michl Dreger 1864 beitritt.
Beim großen Marktbrand 1867 wird auch das Dregeranwesen komplett eingeäschert
StA Landshut BZA/LRA Kötzting Nr. 1570 Beschreibung des Schadens auf Hausnummer 142 des Bäckers Michl Dreger |
Dreger Michael
Bäcker:
1. Das Wohnhaus 2-stöckig, ist aus Bruchstein mit
Schneidschindeldachung vor dem Brande hergestellt gewesen.
2. Das linksseitige angebaute Backhaus und Stallung war massiv
aus Bruch und Backsteinen hergestellt und mit einem Schneidschindeldache
versehen.
3. Die hintere 2-stöckige Stallung hatte gemischte Umfassungen
und ein Schneidschindeldach.
4. Die rechtseitig angebaute Backstube und Stallung und darüber
derselben Wohnung war aus Bruch- und Backsteinen erbauth undn mit einem Legschindeldach
versehen.
5. Die 2-stöckige Wagenschupfe in der Bollburggasse bestand aus
Bretterumfassung und Legschindeldachung.
6. Der Stadel beim Friedhof hatte ebenfalls eine Bretterumfassung
und Schneidschindeldach.
Befund:
Von dem Wohngebäude bestehen nur noch arg ausgebrannte
Mauerreste von Scheidemauern und die Umfassung bis zum Dachgebälk. Diesem
Mauerwerk ist keinerlei Tragfähigkeit mehr zuzutrauen und wird der Abbruch die
Kosten des Materials um einen erheblichen betrag übersteigen; demnach wird der
Schaden als ein totaler erkannt.
Das linksseitig angebaute Backhaus und Stallung ist im
Innern und resp. sämtliches Holzwerk ausgebrannt und es bestehen nur noch mehr
Mauerreste der Umfassung, welche als wertlos erscheinen. Der Backofen hat zwar
durch den Brand nicht so sehr gelitten, muss aber aus feuergefährlichen
Rücksichten versetzt werden, sohin ist auch hier der Schaden ein totaler.
Die hintere 2-stöckige Stallung an diesem Gebäude die
sämtlichen Holzteile vom Feuer völlig verzehrt und stehen sonach nur noch das
Bruchsteingemäuer, welches vom Feuer arg gelitten.
Das Stadelgebäude ist bis auf wenige Mauerreste völlig
verschwunden, welche übrigens ganz wertlos erscheinen.
Bei dem Brand wurde auch die Besitztümer von Mietern und Angestellten zerstört:
Hier die Schadenliste der Magd Anna Mang aus Bonried, Dienstmagd bei Michl Dreger
Kötzting ersteht neu:
In dem
Beitrag über die Entstehung der Schindlerkapelle berichtet die "Schindler
Anne", Fräulein Anna Dreger davon, dass ihr Großvater diese bei einem
Unfall mit seinem Ochsenfuhrwerk vermacht, selber aber die Errichtung in den
Jahren 1870/1872 nicht mehr erlebt habe, weil er vorher verstorben sei. Ich kann allerdings keinen Sterbeeintrag auf einen Kötztinger Bürger und Bäcker mit dem Namen Michael Dreger finden.
Allerdings findet sich im Staatsarchiv in Landshut unter den Nachlassakten der entscheidende Hinweis. Es ist bekannt, dass autobiographische Erzählungen wichtige, ja unerlässliche aber manchmal eben auch im Detail unzuverlässige Quellen darstellen können. So ist es auch hier.
Der Großvater von Frau Anna Dreger, von dem sie berichtet er sei VOR der Errichtung der Kapelle im Jahr 1870/72 verstorben, hat noch lange dieses Datum überlebt und wohl selber noch am Bau mitgewirkt.
Schindlerkapelle, errichtet von Michael Dreger - Hausname Schindler - um die Jahre 1870-1872 Ölgemälde in Privatbesitz |
Die Schindlerkapelle auf einem Farbdia Ende der 30er Jahre von Josef Bock |
Laut Nachlassakten (Sta Landshut Rep 166N-12 Schachtel 12 Nr. 88 von 1888) ist Michael Dreger am 7. Oktober 1888 vormittags um 10 1/2 Uhr im Alter von 66 Jahren im Hause Nr. 142 in Kötzting verstorben. Nun hätte es auch ein anderer Michael Dreger sein können, es gab ja mehrere diesen Namens. Im Akt ist aber die Witwe Katharina erwähnt und auch die erste, verstorbene Frau, Therese Drunkenpolz.
Nachlassakten\Rep 166N-12 Schachtel 28 Nr. 42 Dreger Karl |
Es gibt in den Nachlassakten einen zweiten Dreger aus dieser Familie: Karl Dreger.
Am 11. April verstarb in München der ledige Braugehilfe Karl Dreger im Alter von 30 Jahren, Sohn des Kötztinger Michael Dreger. Dieser Karl Dreger sollte mit dem Pfingstbräutigam von 1876 identisch sein, seine Pfingstbraut war damals Denk Anna.
Alle anderen Pfingstakteure aus dem Dreger-Kreise scheinen von der Jackerbeck-Linie abzustammen.
Das Paar wird 5 Kinder haben, das jüngste, eine Tochter, wird unsere Gewährsfrau, Fräulein Anny Dreger, vulgo Schindler Anne.
Michael 1889 + 1890
Barbara 1890
Michael 1892
Joseph 1894 + 1894
Anna 1901
Seit 1730 lebte keines der Schindlermitglieder mehr auf dem Haus, trotzdem hat sich der Hausname bis zum Tode der "Schindler Anne im Jahre 1988 gehalten.
1892 wird Michael Dreger das Haus in der Holzapfelstraße errichten, welches später dem Geschäftsgebäude der Fa. Oexler weichen musste. Interessant ist hier, dass der kleine Gemüsegarten
a: der Bauplatz des Neubaus interessant ist der Punkt e: Gartengrund des Bauherren (siehe die nächste Luftaufnahme) |
Serwuschok Lufbilder, Ausschnitt |
Erbteilungen.
Repro 2564 Baustelle neben dem alten Friedhof, mit Blick auf das damals noch ziemlich neue Schindlerhaus |
Die folgenden Bilder stammen aus der Sammlung des Arbeitskreises Kötzting und wurden von Frau Anny Dreger, vulgo Schindler Anne, an Frau Rabl-Dachs und Frau Kretschmer übergeben
Michl Dreger in der Uniform 1914-18 |
Michl Dreger im "Guten Zimmer" |
von links: Anny Dreger, Herr Michael Dreger, Frau Dreger oder Huber Hebamme, Babette Dreger links und rechts außen die Herrn Liebscher und Hänisch aus Dresden |
Repro 2011 das Schindlerhaus an der Ecke Gehring-Holzapfelstraße |
Repro 2015 Dreger Töchter: von links Babett (wettl) und Anni |
Repro 2017 Fräulein Anni Dreger als Kommunionkind um 1910 |
Repro 2016 Kinder im Dregergarten, siehe auch das Buch von Paula Dittrich |
Um die Jahrhundertwende - beginnend mit dem Marktbrand von 1867 und dem schrittweisen Ausbau der späteren Gehringstraße - wurde das früher zusammenhängende Schindleranwesen zerstückelt.
Der Schuster Karl bezog das spätere Sonnleitnerhaus, die Dreger zogen sich auf das schmucke Gebäude mit Garten zurück.
Ungefähr aus der Jahrhundertwende stammt eine Gruppenaufnahme des oberen Marktes, bei dem man am Rande auch das Dregeranwesen erkennen kann.
Repro 2566 noch mit dem Seilzugaufzug |
Von Joseph Barth haben wir eine Bilderserie aus den 40ern vom Obern Markt, auf dem auch am Rande das Gebäude zu sehen ist:
Josef Barth Film Nummer 75 Nun das Gebäude ohne Seilzuggaube |
Das Gebäude auf der Marktstraßenseite blieb eine Bäckerei.
In den Nachkriegsjahren wurde dies zum Stammhaus der Bäckereien Liebl. Von Karl Liebl, haben wir einige Aufnahmen aus seiner Backstube. Für mich interessant ist es, dass einige seiner Bäckergesellen Jahre später bei meinem Großvater und Vater gearbeitet hatten. Heubl Sepp war unser Schießer, also der Mann am Backofen, der die Verantwortung trug beim Ein- und Umschießen und ob und wann das Backgut fertig war.
Aus dem "Dritten Reich", ohne ein besonderes Datum, kennen wir ein Bild, auf dem deutlich auch die Beschriftung "Bäckerei und Handlung Karl..." zu lesen ist.
Repro Arbeitskreis Heimatforschung Nr. 784 |
Repro 1626, am Ofen Sepp Heubl, in der Grube Karl Liebl, rechts Fuidl Karl aus Gehstorf |
Karl Liebl mit Ludwig Wolfgang, Franz Oexler und KB Krämer |
Serwuschok Luftbilder: das Anwesen in den 50er Jahren |
Ich hab leider kein einziges Bild von der kompletten Ladenfront der Lieblschwestern gefunden, nur in einem kleinen Abschnitt am Bildrand, als über das Kötztinger Verkehrschaos am Marktplatz berichtet wurde:
Links im Hintergrund der Laden der Liebl Schwestern |
Liebl Karl kaufte 1951 das Haus in der Torstraße 4, und das alte Schindler-Dreger Anwesen wurde zu einem kleinen Lebensmittelladen für seine Schwestern umgebaut.
Serwuschok Luftbilder: die alte Hofmannbäckerei, die Karl Liebl 1951 erwarb |