1955 Januar bis Juni
Unabhängig von dieser Jahreschronik sind bereits zwei große Bildbeiträge aus dem Jahre 1955 veröffentlich worden.
Der Kinderfestzug des Jahres 1955.
Pfingsten 1955
Hier nun ein Überblick über das erste Halbjahr 1955 wie Dokumenten aus den Zeitungen und Vereinschroniken. Was bewegte die Menschen Kötztings im Jahre 1955 und was war los im Winter und Frühling dieses Jahres. Eine Durchsicht der beiden Kötztinger Lokalausgaben bringt viel Vergessenes zutage. Zunächst sind es fast unvorstellbare Zahlen von Menschenschicksalen, die sich aus der Statistik der Flüchtlings- und Vertreibungsbewegungen nach dem zweiten Weltkrieg herauslesen lassen.
Zu den 28593 Einwohnern, die der Landkreis Kötzting im Jahre 1939 zählte, mussten 1946 10218 Menschen zusätzlich versorgt werden. Diese Zahl stellte jedoch nicht den Höherpunkt der Wanderungsbewegung dar, da in den chaotischen Tagen nach dem Zusammenbruch sogar 20.000 Menschen - wenn auch nur kurzfristig - im Altlandkreis landeten. Nun, 1955, geht die Entwicklung Schritt für Schritt zurück in die andere Richtung und viele der hier Gestrandeten versuchen ihr Glück in anderen Teilen Westdeutschlands.
Die ge/benutzen Zeitungsausschnitte stammen alle von den beiden Kötztinger Lokalredaktionen, der Kötztinger Umschau und der Kötztinger Zeitung, letztere hatte in den 50er Jahren das wesentlich bessere Druckbild, vor allem beider Abbildung von Fotos.
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KÖZ vom Januar 1955 |
Die Kötztinger waren aber sicherlich mehr dran interessiert, dass der Fasching - wie immer schon - mit dem Burschenball seinen Anfang genommen hatte.
Barth Schorsch, der damalige Burschenvorstand und Traudl Kroher, die Pfingstbraut des Vorjahres, eröffneten diesen Ball.
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StA Kötzting Burschenvereinschronik Foto Kretschmer |
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StA Kötzting Burschenvereinschronik Foto Kretschmer Bgm Hans Kroher, der Vater der Pfingstbraut von 1954 auf der Tanzfläche. |
Haymo Richter und Marianne Haushofer, das Prinzenpaar des Jahres 1955 wurden beim Feuerwehrball feierlich inthronisiert. Dieser Ball stand all die Jahre immer unter einem ganz besonderen Motto. 1955 waren es die Ausserirdischen, die Kötzting einen Besuch abstatteten.
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Chronik der FFW Kötzting aus dem Jahre 1955: Vorbericht |
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Chronik der FFW Kötzting aus dem Jahre 1955: Einladungstelegramm für den Faschingsball der FFW Kötzting |
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Foto Kretschmer: Marianne Haushofer und Haymo Richter |
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Foto Kretschmer: Marianne Haushofer und Haymo Richter |
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Foto Kretschmer: Marianne Haushofer und Haymo Richter |
So wurden 1955 die "Außerirdischen" dargestellt.
Berichte über Messerstechereien schaden dem Fremdenverkehr.
In der Kötztinger Umschau wird ein ganz besonderer Aspekt des bunten Treibens an Silvester und im Fasching herausgestellt und dies mit einem - eigentlich unverständlichen - verharmlosenden Tonfall: die Unsitte der Messerstecherei im bayerischen Wald und dem Einfluss, den dieser "unschöne Brauch" auf den Fremdenverkehr haben könnte, eine durchaus interessante Ansicht zu diesem blutigen Thema.
Der Bau der evangelischen Pfarrkirche beginnt
Ab dem März diesen Jahres wird es endlich konkret mit dem Bau der evangelischen Matthäuskirche.
Die Grundsteinlegung wird im April angekündigt und im Mai ist es dann soweit. Die Vorarbeiten im Zusammenhang mit der Erstellung eines neuen Bebauungsplanes für Kötztings Neubaugebiet "Auf der Platte" liefen bereits seit 1953.
Im Jahre 2025 feierte die Kötztinger evangelische Pfarrgemeinde gleich zwei Jubiläen, vor 100 Jahren wurde ein eigenständige Kötztinger Kirchengemeinde gegründet und vor 70 Jahren eben der Bau der Matthäuskirche. Wer Genaueres über die Anfänge der Evangelischen Religionsgemeinschaft erfahren will, kann die gut im Beitrag über dieses selten Pfarreijubiläum nachlesen. Hier der >>>>>>> Link.
Eine weitere große Neuerung trat im Jahre 1955 in Kraft, nach vielen Versuchsfahrten und einigen Rückschlägen (sprich Straßenunfällen auf der engen Zellertalstraße - wurde endlich der Schi-Stra-Bus, der Schienen-Straßen-Bus, auf der Strecke Cham-Passau in Betrieb genommen.
Alles über dieses Zwitterfahrzeug, das sowohl auf der Schiene als auch auf der Straße fahren konnte, zusammen mit sogar einigen Filmausschnitten im Blog über den Schi-Stra-Bus.
Ebenfalls im April 1955 erschienen einige Artikel über die - damals - jüngste Bauentwicklung Kötztings, über einen ganz besonderen Bauernhof in Weißenregen und über ein Dienstjubiläum eines in Kötzting sehr wichtigen Mannes, des Kreuzträgers beim Pfingstritt, der als "Schmidtbräuschweitzer" schon mal eine Tradition begründete.
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KU vom April 1955 |
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KU vom Mai 1955 |
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KÖZ vom Februar 1955 |
Weitere interessante Details aus den Aprilveröffentlichungen sind die Situation in den Flüchtlingslagern von Miltach, Oberndorf, Blaibach, Kötzting und Arrach und dies in Verbindung mit den Erinnerungen an das Kriegsende nach 10 Jahren, durchaus interessant mit all den Einschätzungen über diese vergangene Zeit, als die Erinnerungen noch sehr frisch gewesen waren.
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![]() KU vom April 1955, man erkennt ganz deutlich den von mir bereits angesprochenen Unterschied der Druckergebnisse bei Bildern im direkten Vergleich mit dem nachfolgenden Beispiel aus der KÖZ. |
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KÖZ vom April 1955 |
Erinnerungen an 10 Jahre Kriegsende:
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KÖZ vom April 1955 |
In direkten Zusammenhang mit den Erinnerungen an das Kriegsende in Kötzting vom 26. April 1945 stehen natürlich auch die schicksalsträchtigen Tage für die 11. deutsche Panzerdivision, der - ANfang Mai 1945 - gut eine Woche später der Großraum Kötzting als Einmarschgebiet nach ihrer Kapitulation zugewiesen worden war (in der Nacht vom 4. auf den 5. Mai 1945). Bereits vier Mal hatten sich Angehörige dieser Wehrmachtseinheit mittlerweile bereits in Kötzting wieder eingefunden. Nun zum "runden" Jubiläum stand ein 5. und großes Wiedersehenstreffen auf der Tagesordnung, das die Stadt Kötzting mit einem großen Programm begleitete.
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KÖZ vom Juni 1956 |
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KU vom Juni 1955 |
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Bericht über das Traditionstreffen der 11. PD im Juni 1955 in Kötzting |
Weitere berichtenswerte Kleinigkeiten aus dem frühen Frühjahr 1955 betreffen den Ostmarkonkel und seine Sammlung von Pfingstbrautpaarbildern, die wir in Teilen heute noch in unserer Sammlung besitzen.
Dann wurde die ehrwürdige hölzerne Drehleiter der FFW Kötzting restauriert, der Pappelanbau empfohlen und es kommt zu einer großzügigen Spende durch die Familie Wanninger, die mit dem Anwesen der Frau Lex am oberen Markt auch eine antike Statue übernommen hatten ..
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KÖZ vom April 1955: Der Weber Luck bei der Arbeit |
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KÖZ vom April 1955, leicht bis stellenweise stark zerfleddert haben wir sein Album ins Stadtarchiv übernommen können. |
Alles was mit dem Pfingstfest im Jahre 1955 zu tun hat, wurde in einem eigenen Beitrag behandelt.
Im Mai 1955 wäre das Gipfelkreuz am Kaitersberg schon beinahe einem Blitzschlag zum Opfer gefallen (erst 1968 wurde es dann Opfer eines unvorsichtig abgebrannten Sonnwendfeuers). 1955 erwischte es jedoch einige Ausflügler, die sich in der Nähe des Kreuzes aufgehalten hatten.
Zur Geschichte des Kreuzes am Kaitersberg, hier wieder der link.
Auf der Platte wurde nun nach der Grundsteinlegung der Matthäuskirche kräftig gebaut und unten in der Stadt freuten sich die katholischen Pfarrkinder über die neue Glocke für die Pfarrkirche.
Ebenfalls noch im Mai wird die neue Dorfkapelle in Arndorf eingeweiht:
Nicht nur die Kötztinger Zeitung mit ihrem umtriebigen Fotoreporter KB Krämer, auch die Umschau berichtete detailliert über einzelne Epochen aus Kötztings Geschichte wie die beiden folgenden Artikel über frühere Gasthäuser und das Neubaugebiet " Auf der Platte"
Was es noch - außer natürlich Pfingsten 1955 - Interessantes vom ersten Halbjahr 1955 zu berichten ist, sind ein paar Besonderheiten, wie der Bau der Straße Weißenregen-Hafenberg, der Weltreise einer Dose Pfifferlinge aus der Kötztinger Konservenfabrik (zu wissenschaftlichen bzw. nahrungsmittel-sicherheitlichen Zwecken), einem ganz besonderen Streckengeher und einem wunderschönen Wanderbericht.
Der Schulrat aD Eichhof berichtet in einer zweiteiligen Reihe von seinen Wandererlebnissen rund herum um Kötzting. Hinauf auf den Kaitersberg, den Haidstein und rüber zum Höllensteinsee, ein schön zu lesender Erlebnisbericht..
Wird fortgesetzt mit einem Bericht über das zweite Halbjahr von 1955