Wenn ich die Zugriffszahlen richtig interprätieren, so sind es vor allem die Bilderserien, die das meiste Interesse wecken.
Also dann eben zwischendrin wieder mehr zum Anschauen.
Der Bestand, aus dem die folgenden Bilder stammen, ist der der ehemaligen Landkreisfilmbildstelle und damit weist alles auf den ehemaligen Hauptlehrer Josef Bock aus Kötzting als den Urheber hin.
Josef Bock war bereits in den 20 Jahren ein sehr guter Photograph mit offensichtlich hervorragender Ausrüstung sowohl für Portrait- als auch für Landschafts- und Filmaufnahmen. So hat er zum Beispiel bereits in den dreißiger Jahren einen Film vom Pfingstritt gedreht - 1938 mit dem Pfingstbräutigam Willi Fischer - Teile dieses Films hat 10 Jahre später dann Siegfried Ehemann - sicherlich mit seiner Zustimmung, ja es ist zu vermuten, dass Siegfried Ehemann von Josef Bock und seinen Filmen angesteckt und angeleitet wurde - in seinem Pfingstfilm von 1948 mit eingeschnitten. Anhand der unterschiedlichen Tönung der einzelnen Filmpartien kann man heute noch auseinanderhalten, welche Filmsequenzen von Bock und welche von Ehemann stammen. Einige der Bilder Josef Bocks sind in den frühen "Bayerwald" Ausgaben bereits veröffentlicht. Ebenfalls kenne ich einige Studioportraitaufnahmen, die er gemacht hat, eines davon, aus unserem Verwandtschaft, hing z.B. jahrzehntelang bei uns im Wohnzimmer.
Josef Bock, verschwägert mit dem Lehrer Mieleitner, an den ich mich im "ersten Kurs" noch gut erinnere, wohnte mit seiner Familie zuerst beim Vogl Michael (später Vogl Max) in der Bahnhofstraße und später dann in der Landshuterstraße. - Vielen Dank an dieser Stelle an Herrn Arnold Löffler aus Bonn für den Hinweis und die Korrektur - Sein Werk, bzw. das was wir von ihm von den verschiedensten Quellen erhalten haben, sollte eigentlich einmal eine Veröffentlichung wert sein. Die Rechte an den Aufnahmen liegen beim Stadtarchiv in Bad Kötzting
Soweit zum Hintergrund der Bilder:
Das war in den Sechzigern Kötztings Neubaugebiet, gelegen an einer ruhigen Landstraße
hier sieht man erst, wie sehr der alte Kindergarten die Ansicht und das Ensemble zerstört hatte, sehr schön auch am oberen Bildrand die alte Marktmühle und die "Oberbergerbrücke", die übrigens früher die "Färberbrücke" genannt wurde, weil jenseits, am heutigen Spitalplatz, die Kötztinger Weiß- und Schwarzfärber ihre Werkstätten und Mühlentriebwerke betrieben.
Ein wenig verzwickt, weil man am Anfang meint sich nicht orientieren zu können...... aber irgendwann machts dann Klick (!)
sollte kein Problem sein, schaut ja heute noch so aus
Auch hier, vielleicht zuerst Verwirrung, dann aber hilft ein Detail am Rande der Orientierung auf die Sprünge
hier habe ich nur einen unscharfen Ausschnitt machen können, damits nicht zu leicht wird, sollte aber doch eher einfach sein
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Sonntag, 31. Januar 2016
Dienstag, 26. Januar 2016
Das Leben geht weiter.....die Kommunalwahl vom Januar 1946
Vor 70 Jahren, am 27.Januar 1946, beginnt mit der bayernweiten Gemeindewahl die Demokratie in Deutschland:
Ein gutes halbes Jahr nach der Kapitulation des Deutschen Reiches und einer anschließenden vollständigen Kontrolle des täglichen Lebens durch die amerikanische Militärregierung werden von dieser zum 27. Januar 1946 die ersten Gemeindewahlen bayernweit angesetzt.
Diese erste demokratische Wahl in Deutschland - nach 13 Jahren Diktatur - wird aber durch einige Regularien der Siegermächte eingeschränkt.
Zum ersten haben die Siegermächte im vergangenen halben Jahr versucht die Mitglieder der NSDAP in den politischen Gremien und in der Wirtschaft zu ermitteln und danach zu blockieren. Die Erfahrungen, die die Amerikaner damit gemacht haben und die Lehren daraus, gipfeln in dem
Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus, welches dann im Frühjahr, nach erfolgter Gemeindewahl, in Kraft gesetzt wird und das die Strafverfolgung der Mitglieder der NSDAP und deren Untergruppierungen in die Hände der, von Deutschen besetzen, lokalen Spruchkammern legt.
Dieses Gesetz entstand natürlich nicht im luftleeren Raum sondern spiegelt viele Anstrengungen der Amerikaner wieder, die alten Strukturen aufzuspüren und zu zerstören und damit eben erst neue, demokratische, Anfänge möglich zu machen.
In den Unterlagen, die sich im Zusammenhang mit diesen ersten Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl 1946 im Stadtarchiv wiederfinden, sieht man, dass vor Allem das Aufstellen der Wählerlisten sehr schwierig war.
Auch wenn die strafbewehrte Einteilung der früheren Mitglieder der Partei und deren Untergliederung erst den, noch zu gründenden, Spruchkammern vorbehalten war, so ist doch bereits festgelegt, dass diese Parteimitglieder zuerst einmal, bis zum Beweis des Gegenteils, als belastet zu gelten haben und daher weder das passive noch das aktive Wahlrecht erhielten.
Die zweite Schwierigkeit war, dass Kötzting, wie viele andere Orte an der Grenze, stark überfüllt war von Flüchtlingen, die, da sie erst zu kurz in Kötzting angekommen waren, ebenfalls nicht wählen durften und daher bei der Aufstellung und Überprüfung der Wählerlisten zu streichen waren.
Ein gutes halbes Jahr nach der Kapitulation des Deutschen Reiches und einer anschließenden vollständigen Kontrolle des täglichen Lebens durch die amerikanische Militärregierung werden von dieser zum 27. Januar 1946 die ersten Gemeindewahlen bayernweit angesetzt.
Diese erste demokratische Wahl in Deutschland - nach 13 Jahren Diktatur - wird aber durch einige Regularien der Siegermächte eingeschränkt.
Zum ersten haben die Siegermächte im vergangenen halben Jahr versucht die Mitglieder der NSDAP in den politischen Gremien und in der Wirtschaft zu ermitteln und danach zu blockieren. Die Erfahrungen, die die Amerikaner damit gemacht haben und die Lehren daraus, gipfeln in dem
Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus, welches dann im Frühjahr, nach erfolgter Gemeindewahl, in Kraft gesetzt wird und das die Strafverfolgung der Mitglieder der NSDAP und deren Untergruppierungen in die Hände der, von Deutschen besetzen, lokalen Spruchkammern legt.
Dieses Gesetz entstand natürlich nicht im luftleeren Raum sondern spiegelt viele Anstrengungen der Amerikaner wieder, die alten Strukturen aufzuspüren und zu zerstören und damit eben erst neue, demokratische, Anfänge möglich zu machen.
In den Unterlagen, die sich im Zusammenhang mit diesen ersten Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl 1946 im Stadtarchiv wiederfinden, sieht man, dass vor Allem das Aufstellen der Wählerlisten sehr schwierig war.
Auch wenn die strafbewehrte Einteilung der früheren Mitglieder der Partei und deren Untergliederung erst den, noch zu gründenden, Spruchkammern vorbehalten war, so ist doch bereits festgelegt, dass diese Parteimitglieder zuerst einmal, bis zum Beweis des Gegenteils, als belastet zu gelten haben und daher weder das passive noch das aktive Wahlrecht erhielten.
Die zweite Schwierigkeit war, dass Kötzting, wie viele andere Orte an der Grenze, stark überfüllt war von Flüchtlingen, die, da sie erst zu kurz in Kötzting angekommen waren, ebenfalls nicht wählen durften und daher bei der Aufstellung und Überprüfung der Wählerlisten zu streichen waren.
Die Einwohnerzahl in Kötzting wurde für den Dezember 1945 mit 3398 Personen angegeben von denen 1560 stimmberechtigt waren. Diese 1560 teilten sich auf auf nur 551(!) Männer und 1109 Frauen. Dieses Missverhältnis der Geschlechter erklärt sich sicherlich damit, dass viele Männer noch in Kriegsgefangenschaft waren und prozentual vermutlich mehr Männer als Frauen bei der NSDAP gewesen waren. Die Mitgliedschaften bei den anderen obligatorischen Unterorganisationen, wie die NS- Frauenschaft, der NSKK, der Kriegerbund, oder ähnliche Gliederungen für die Lehrer, Beamten und auch die Mitgliedschaft bei der SA bzw. SS konnten noch nicht so schnell und leicht zugeordnet werden. Diese genaueren Untersuchungen erfolgten dann ab dem Sommer alle durch die beginnende Arbeit der Spruchkammern. Alleine für den Bereich des Altlandkreises Kötzting existieren über 2000 Spruchkammerakten von den einzelnen Verfahren, diese liegen im Staatsarchiv Landshut.
Um im Vorfeld dieser Wahl überhaupt arbeitsfähig zu bleiben, da man ja damit rechnen musste, dass es zu Einsprüchen bei einzelnen Wahlberechtigten kommen könnte, wurde zuerst eine Standartwahlliste erstellt, die dann zum Wahltermin durch eine zusätzliche kleine Liste ergänzt wurde, welche dann eine aktuelle Ergänzung mit Namen Kötztinger Bürger enthielt, die der Wahlausschuss zurückweisen müsste, so sie denn überhaupt von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen sollten. Damit konnte die "große" Liste beibehalten werden und wurde nur durch einige wenige Personen ergänzt, die eben dann doch nicht wählen durften.
Aus politischen Gründen waren 129 Personen vom Wahlrecht ausgeschlossen, 754 Personen wiederum durften nicht wählen, weil sie erst zu kurz in Kötzting angekommen waren.
Wären diese Personen trotzdem zur Wahl erschienen, hätte der Wahlausschuss sie mit folgendem Formular abweisen müssen:
Es ist beeindruckend, dass, in dieser so schweren und wirtschaftlich bedrückten Zeit, die Kötztinger damals über 750 Menschen (=Erwachsene, die Kinder wurden beim Wahlrecht ja nicht mitgezählt) ihren Unterschlupf finden konnten. Sicherlich war es sehr schwer, aber die Kötztinger haben diese Integration geschafft und viele meine Altersgenossen in Kötzting haben Eltern und Angehörige, die damals bei uns gestrandet waren und sich hier eine neue Existenz errichten konnten
Setzt man bei einer Einwohnerzahl Kötztings - mit Kindern - von 3398 die Zahl der Flüchtlinge - ohne Kinder- von 750 in Relation, so mussten die Kötztinger weit mehr als 30% an Einwohnerzuwachs verkraften....... und das bei den Bedingungen von 1945/46. Meine Hochachtung vor der Leistung unserer Vorfahren.
Liest man gleichzeitig die Wochenberichte, die das Bezirkskommando der Landpolizei zuerst wöchentlich, dann monatlich abzugeben hatte, dann erscheint diese Leistung noch größer. Bis weit in den Herbst 1946 hinein hatte die Polizei in unserem Bereich mit bandenmäßigen Überfällen umherstreifender Personengruppen zu kämpfen und vor allem Nahrungsmitteldiebstähle waren an der Tagesordnung.
Bei der ersten Kötztinger Gemeindewahl standen nur zwei Parteien zur Auswahl, die Christlich soziale Einigung, eine Gruppierung, die sich dann im Laufe des Jahres 1946 in die, allen bekannte, CSU auf Landesebene umbenennen sollte. Setzt man voraus, dass solch eine Parteigründung - und sei es auch nur auf Ortsebene - doch ein paar Tage in Anspruch nehmen dürfte, dann muss man die Anfänge der Kötztinger CSU wohl auf den Jahreswechsel 45/46 ansetzen, ein genaues Anfangsdatum ist - auch auf Nachfrage - den Kötztinger CSU Parteigrößen nicht bekannt - im Gegenteil, diese waren von einem viel späteren Datum ausgegangen.
Die SPD konnte ja auf ihre alte Tradition als Partei und seine Strukturen sofort zurückgreifen.
Bei den später im Verlaufe des Jahres einsetzenden Spruchkammerverfahren wurden in allen Fällen auch immer die örtlichen Parteivorsitzenden der SPD und der KPD gefragt, welche Erfahrungen sie mit den Angeklagten in der Zeit des Dritten Reiches gemacht hatten und ob deren Angaben in den von den Amerikanern entwickelten Formularen sich mit ihren eigenen Erinnerungen deckten.
Die ausgefüllten Formulare wurden nach Berlin geschickt. Dort im "Berlin Document Center" hatten die Amerikaner sämtliche, beim Einmarsch eroberte, NSDAP Parteidokumente und Mitgliederverzeichnisse zusammengezogen und von mehreren TAUSEND ausgesuchten Deutschen auseinandernehmen und in einen riesengroßen, alphabetische sortierten Personenindex einordnen lassen.
Auch wenn dadurch wertvolle Zusammenhänge der NSDAP Archivlandschaft für die Forschung für immer verloren gegangen sind, weil die Akten ja vollkommen zerzupft worden waren, so war die Berliner Behörde dadurch doch sehr schnell in der Lage, die ausgefüllten Formulare auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Dieser Fragebogen erhielt den juristischen Wert eines Eides und jede ermittelte Falschangabe wurde zuerst einmal direkt als Meineid behandelt und war grundsätzlich auch entsprechend strafbewehrt.
Gleich nach dem Einmarsch der Amerikaner waren die jeweiligen Ortsbürgermeister und der Landrat abgesetzt und durch, nachgewiesenermaßen oder nur behauptet, unbelastete Personen ersetzt worden.
Siehe der Blogeintrag: Überraschungsfund im Bauschutt des Amtsgerichtes
Der frühere Bürgermeister Kroher wurde entlassen und der Altbürgermeister Hans Schödlbauer von der bayerischen Volkspartei, der im Juni 1933 verhaftet und anschließend zum Rücktritt gezwungen worden war, wurde von den Amerikanern gleich wieder ins Amt eingesetzt und stand nun nach 13 Jahren erneut zur Wahl.
Bei der Bürgermeisterwahl stimmte die große Mehrheit für ihren früheren Bürgermeister Hans Schödlbauer, den Urgroßvater des heutigen Besitzers des Schuhhauses Schödlbauer.
Auch die neuen Gemeinderatsmitglieder mussten sich auf ihre unterschiedlichen Mitgliedschaften abklopfen lassen und daraufhin persönliche Erklärungen abgeben, die mir zum Beispiel von meinem eigenen Großvater auch vorliegen.
Am Ende noch ein Ausblick auf das weitere politische Geschehen im Jahre 1946
Als nächstes stand im April die Landkreiswahl auf dem Programm, hier waren es dann schon vier Parteien, die versuchten ihre Mitglieder in den Kreistag zu schicken, bei uns im Archiv hat sich nur dieses eine Wahlplakat erhalten, im Archiv des Landkreises Kötzting müsste sicherlich noch mehr zu finden sein. Zwei Jahre später waren dann die meisten Spruchkammerverfahren entweder abgeschlossen bzw. erreichten es die meisten der Angeklagten in einer Berufungverhandlung in die Gruppe der Mitläufer herabgestuft zu werden oder aber es waren die Fristen des Wahlausschlusses abgelaufen und so verliefen die kommenden Wahlen so wie wir es heutzutage gewohnt sind.
Um im Vorfeld dieser Wahl überhaupt arbeitsfähig zu bleiben, da man ja damit rechnen musste, dass es zu Einsprüchen bei einzelnen Wahlberechtigten kommen könnte, wurde zuerst eine Standartwahlliste erstellt, die dann zum Wahltermin durch eine zusätzliche kleine Liste ergänzt wurde, welche dann eine aktuelle Ergänzung mit Namen Kötztinger Bürger enthielt, die der Wahlausschuss zurückweisen müsste, so sie denn überhaupt von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen sollten. Damit konnte die "große" Liste beibehalten werden und wurde nur durch einige wenige Personen ergänzt, die eben dann doch nicht wählen durften.
Aus politischen Gründen waren 129 Personen vom Wahlrecht ausgeschlossen, 754 Personen wiederum durften nicht wählen, weil sie erst zu kurz in Kötzting angekommen waren.
Wären diese Personen trotzdem zur Wahl erschienen, hätte der Wahlausschuss sie mit folgendem Formular abweisen müssen:
Es ist beeindruckend, dass, in dieser so schweren und wirtschaftlich bedrückten Zeit, die Kötztinger damals über 750 Menschen (=Erwachsene, die Kinder wurden beim Wahlrecht ja nicht mitgezählt) ihren Unterschlupf finden konnten. Sicherlich war es sehr schwer, aber die Kötztinger haben diese Integration geschafft und viele meine Altersgenossen in Kötzting haben Eltern und Angehörige, die damals bei uns gestrandet waren und sich hier eine neue Existenz errichten konnten
Setzt man bei einer Einwohnerzahl Kötztings - mit Kindern - von 3398 die Zahl der Flüchtlinge - ohne Kinder- von 750 in Relation, so mussten die Kötztinger weit mehr als 30% an Einwohnerzuwachs verkraften....... und das bei den Bedingungen von 1945/46. Meine Hochachtung vor der Leistung unserer Vorfahren.
Liest man gleichzeitig die Wochenberichte, die das Bezirkskommando der Landpolizei zuerst wöchentlich, dann monatlich abzugeben hatte, dann erscheint diese Leistung noch größer. Bis weit in den Herbst 1946 hinein hatte die Polizei in unserem Bereich mit bandenmäßigen Überfällen umherstreifender Personengruppen zu kämpfen und vor allem Nahrungsmitteldiebstähle waren an der Tagesordnung.
Bei der ersten Kötztinger Gemeindewahl standen nur zwei Parteien zur Auswahl, die Christlich soziale Einigung, eine Gruppierung, die sich dann im Laufe des Jahres 1946 in die, allen bekannte, CSU auf Landesebene umbenennen sollte. Setzt man voraus, dass solch eine Parteigründung - und sei es auch nur auf Ortsebene - doch ein paar Tage in Anspruch nehmen dürfte, dann muss man die Anfänge der Kötztinger CSU wohl auf den Jahreswechsel 45/46 ansetzen, ein genaues Anfangsdatum ist - auch auf Nachfrage - den Kötztinger CSU Parteigrößen nicht bekannt - im Gegenteil, diese waren von einem viel späteren Datum ausgegangen.
die ersten Mitglieder des Marktgemeinderates Kötzting |
Die SPD konnte ja auf ihre alte Tradition als Partei und seine Strukturen sofort zurückgreifen.
die Ergebnisliste der Kötztinger SPD |
Anfang des Riesenformulars, den alle in Deutschland |
Die ausgefüllten Formulare wurden nach Berlin geschickt. Dort im "Berlin Document Center" hatten die Amerikaner sämtliche, beim Einmarsch eroberte, NSDAP Parteidokumente und Mitgliederverzeichnisse zusammengezogen und von mehreren TAUSEND ausgesuchten Deutschen auseinandernehmen und in einen riesengroßen, alphabetische sortierten Personenindex einordnen lassen.
Auch wenn dadurch wertvolle Zusammenhänge der NSDAP Archivlandschaft für die Forschung für immer verloren gegangen sind, weil die Akten ja vollkommen zerzupft worden waren, so war die Berliner Behörde dadurch doch sehr schnell in der Lage, die ausgefüllten Formulare auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Dieser Fragebogen erhielt den juristischen Wert eines Eides und jede ermittelte Falschangabe wurde zuerst einmal direkt als Meineid behandelt und war grundsätzlich auch entsprechend strafbewehrt.
ein Teilauszug aus der Liste der Vereinigungen und Parteiuntergliederungen, deren Mitgliedschaft angegeben werden mußte |
Gleich nach dem Einmarsch der Amerikaner waren die jeweiligen Ortsbürgermeister und der Landrat abgesetzt und durch, nachgewiesenermaßen oder nur behauptet, unbelastete Personen ersetzt worden.
Siehe der Blogeintrag: Überraschungsfund im Bauschutt des Amtsgerichtes
Der frühere Bürgermeister Kroher wurde entlassen und der Altbürgermeister Hans Schödlbauer von der bayerischen Volkspartei, der im Juni 1933 verhaftet und anschließend zum Rücktritt gezwungen worden war, wurde von den Amerikanern gleich wieder ins Amt eingesetzt und stand nun nach 13 Jahren erneut zur Wahl.
Bei der Bürgermeisterwahl stimmte die große Mehrheit für ihren früheren Bürgermeister Hans Schödlbauer, den Urgroßvater des heutigen Besitzers des Schuhhauses Schödlbauer.
Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 27.1.1946 |
"ohne besondere Vorkommnisse" meldete der Wahlausschuss im Markt Kötzting sein Ergebnis an das Landratsamt in Kötzting |
Am Ende noch ein Ausblick auf das weitere politische Geschehen im Jahre 1946
Als nächstes stand im April die Landkreiswahl auf dem Programm, hier waren es dann schon vier Parteien, die versuchten ihre Mitglieder in den Kreistag zu schicken, bei uns im Archiv hat sich nur dieses eine Wahlplakat erhalten, im Archiv des Landkreises Kötzting müsste sicherlich noch mehr zu finden sein. Zwei Jahre später waren dann die meisten Spruchkammerverfahren entweder abgeschlossen bzw. erreichten es die meisten der Angeklagten in einer Berufungverhandlung in die Gruppe der Mitläufer herabgestuft zu werden oder aber es waren die Fristen des Wahlausschlusses abgelaufen und so verliefen die kommenden Wahlen so wie wir es heutzutage gewohnt sind.
auch die Flüchtlingespartei, später Wirtschaftpartei, ist nun mit im Rennen |
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Samstag, 23. Januar 2016
Suchhilfe ist gefragt
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1/013
Es geht los mit dem ersten Bild:
Wir haben einen Bestand an tollen Landschaftsbildern, die aber nur halb so viel wert sind, wenn man nicht weiß wo sie aufgenommen worden sind. Wir haben eine Vorstellung wann die Bilder entstanden sind aber keine Ahnung, wo der kleine Bauernhof stehen könnte, der Berg im Hintergrund sieht wie der Hohenbogen aus, vlt hilft auch hier wieder die in der Gruppe versammelte "Schwarmintelligenz" ;-))
das nächstfolgende Bild aus dem Negativ, dies könnte ein räumlicher Hinweis sein, ist folgendes: 1/018
Es geht los mit dem ersten Bild:
Wir haben einen Bestand an tollen Landschaftsbildern, die aber nur halb so viel wert sind, wenn man nicht weiß wo sie aufgenommen worden sind. Wir haben eine Vorstellung wann die Bilder entstanden sind aber keine Ahnung, wo der kleine Bauernhof stehen könnte, der Berg im Hintergrund sieht wie der Hohenbogen aus, vlt hilft auch hier wieder die in der Gruppe versammelte "Schwarmintelligenz" ;-))
das nächstfolgende Bild aus dem Negativ, dies könnte ein räumlicher Hinweis sein, ist folgendes: 1/018
Samstag, 26. Dezember 2015
Kötzting im Jahre 1906
Kötzting vor 110 Jahren[1]
1906
der kgl Bezirksamtmann von Fuchs - heutzutage der Landrat - als Vertreter der Regierung in München. Von ihm hatten wir vor der Auffindung des Turnerbildes kein Abbild. |
Vor 110 Jahren erwarb die Familie Gartner das Anwesen des Karl Ponschab und warb seitdem regelmäßig in ganzseitigen Anzeigen:
100 Jahre Kaufhaus Gartner Anzeige im WInter 1906 |
Mittwoch, 9. Dezember 2015
Wer weiß was.....
Diesmal ist es kein allgemeines Suchspiel, bei dem ich dann die Auflösung präsentiere.....
Diesmal habe ich keine Ahnung was auf den Luftbildaufnahmen abgebildet ist.
Aus den vorhandenen, bekannten, Aufnahmen kann man schließen, dass es alles Aufnahmen aus dem Altlandkreis Kötzting sind und dass der Aufnahmezeitpunkt entweder 1962 oder 1963 gewesen ist, mehr wissen wir nicht
Also bitte melden, wenn jemand glaubt eine oder mehrere Lösungen zu kennen, ich kenne jedenfalls keines der Objekte.
Nun also ran an die Aufnahmen:
Die Bildrechte liegen beim Stadtarchiv Bad Kötzting
Diesmal habe ich keine Ahnung was auf den Luftbildaufnahmen abgebildet ist.
Aus den vorhandenen, bekannten, Aufnahmen kann man schließen, dass es alles Aufnahmen aus dem Altlandkreis Kötzting sind und dass der Aufnahmezeitpunkt entweder 1962 oder 1963 gewesen ist, mehr wissen wir nicht
Also bitte melden, wenn jemand glaubt eine oder mehrere Lösungen zu kennen, ich kenne jedenfalls keines der Objekte.
Nun also ran an die Aufnahmen:
wer in dem Ort wohnt, sollte es erkennen, der Friedhof ist schon sehr markant immer noch nicht gelöst!!! |
könnte eine Mühle sein : die Feigl Säge nach Schwarzenberg |
dasselbe Objekt von anderer Seite siehe oben |
nichts zu erkennen, was hier weiterhülfe, wer von dort ist, könnte es kennen: der untere Wiesenweg bei Schwarzenberg |
etwas unscharf: vermutlich Eschlkam |
eine markante Verteilung mit Weiher/See: Rimbach Wiedenhofstraße |
ein kompaktes Dorf an einer Kreuzung: Atzlern |
Labels:
Eschlkam,
Luftaufnahmen,
Rimbach,
Schwarzenberg
Mittwoch, 25. November 2015
Die Weihnachtslausbuben von Steinbühl
Im bayr. Staatsarchiv in Landshut gibt es einen Akt mit der Überschrift:
Abstellung von Unfug in der Christnacht in Steinbühl,
Es beginnt mit einem Schreiben des Steinbühler Hauptlehrers Foerstl - er schreibt sich in alles Briefen mit "oe", klingt vermutlich vornehmer - an das Bezirksamt in Kötzting im Jahre 1920
Schon seit Jahren bemühe er sich vergeblich darum, einen "groben Unfug" in Steinbühl abzubringen, aber es helfe nichts.
"Alljährlich findet am hl. Abend nacht 1/2 12 Uhr die herkömmliche Christmette statt. Schon um 1/2 10 Uhr kommen zu dieser die Kinder herzu und treiben sich vor der Kirche und dem Schulhaus umher, einen Unfug verübend, der nicht zu beschreiben ist. Sie werfen mit brennenden bengalischen Zündhölzern umher, den ankommenden Kirchenbesuchern hinauf, werfen sogenannte Frösche den Frauen vor die Füße, daß selbe erschreckt aufschreien und verbringen ein Geschrei und Gejohle, daß es ein Hohn auf die stille, heilige Nacht ist. In der Schule wurde dies alle Jahre den Kindern verboten, auch Herr Expositus hat schon von der Kanzel herab diesen Unfug gerügt, doch umsonst. Auf Vorhalt den Eltern gegenüber bekam man zur Antwort," dös is a alter Brauch, den kann man nöt abbringa"
Das dieser "Brauch" wohl tatsächlich schon lange bestand zeigt auch ein Hinweis in der Zeitung von 1906:
Hauptleher Foerstl wünscht nun ,dass das Bezirksamt an den Bürgermeister herantritt und diesen persönlich verantwortlich machen könnte, dagegen vorzugehen, dies umso mehr, als bei dem Unfug nicht nur die Schulkinder, "sondern auch der Sonntagsschule entlassene halbwüchsige Bürschlein dabei seien, die die kleineren anspornen" und wünscht sich klare Anweisungen für die Ortspolizeibehörde.
Offensichtlich war es nun den vereinigten "Behörden" gelungen, den Kindern und Jugendlichen ihr Gaudium abzugewöhnen und den Älteren ihre besinnliche Mette zu gewährleisten.
ABER
es war nicht von langer Dauer:
Schon seit Jahren bemühe er sich vergeblich darum, einen "groben Unfug" in Steinbühl abzubringen, aber es helfe nichts.
"Alljährlich findet am hl. Abend nacht 1/2 12 Uhr die herkömmliche Christmette statt. Schon um 1/2 10 Uhr kommen zu dieser die Kinder herzu und treiben sich vor der Kirche und dem Schulhaus umher, einen Unfug verübend, der nicht zu beschreiben ist. Sie werfen mit brennenden bengalischen Zündhölzern umher, den ankommenden Kirchenbesuchern hinauf, werfen sogenannte Frösche den Frauen vor die Füße, daß selbe erschreckt aufschreien und verbringen ein Geschrei und Gejohle, daß es ein Hohn auf die stille, heilige Nacht ist. In der Schule wurde dies alle Jahre den Kindern verboten, auch Herr Expositus hat schon von der Kanzel herab diesen Unfug gerügt, doch umsonst. Auf Vorhalt den Eltern gegenüber bekam man zur Antwort," dös is a alter Brauch, den kann man nöt abbringa"
Steinbühler Schulbuben in den 50er Jahren |
von den Mädchen ist zwar in dem Bericht keine Rede, aber die gehören einfach dazu... |
Kötztinger Anzeiger vom 21.12.1906 bayrische Staatsbibliothek München |
Hauptleher Foerstl wünscht nun ,dass das Bezirksamt an den Bürgermeister herantritt und diesen persönlich verantwortlich machen könnte, dagegen vorzugehen, dies umso mehr, als bei dem Unfug nicht nur die Schulkinder, "sondern auch der Sonntagsschule entlassene halbwüchsige Bürschlein dabei seien, die die kleineren anspornen" und wünscht sich klare Anweisungen für die Ortspolizeibehörde.
Offensichtlich war es nun den vereinigten "Behörden" gelungen, den Kindern und Jugendlichen ihr Gaudium abzugewöhnen und den Älteren ihre besinnliche Mette zu gewährleisten.
hier noch einmal das Steinbühler Schulhaus |
ABER
es war nicht von langer Dauer:
Kurz vor Weihnachten 1935 berichtet wieder Hauptlehrer Foerstl über den "Groben Unfug in der Christnacht", aber er macht zumindest die Einschränkung, dass es ein alter Brauch sei:
Der Unterzeichnete weiß es, "daß es früher der Brauch war und es auch jetzt noch ist, daß in der Christnacht geschossen wird. Aber ein derartiger grober Unfug, wie er alljährlich in Steinbühl ausgeübt wird, wird wohl anderswo nicht vorkommen. Schon um 10 Uhr geht die Gaudi los. Werkstattschüler, Fortbildungsschüler und ältere Burschen - zuerst einzelne, dann
immer mehr, machen mit Werfen von bengalischen Zündhölzern , noch hunderten sogenannter Sternschneuzer, Werfen von Fröschen, begleitet von ihrem Lachen und Freudengeschrei, wenn eine kirchenbesuchende Person getroffen wird, einen Spektakel der jeder Beschreibung spottet. Ein früherer Expositus wollte diesen Unfug schon einmal abschaffen, der Erfolg war, dass die Gaudi nächstes Jahr größer wurde. Das hiesige Schulhaus ist mit Schindeln gedeckt, an der Nordseite mit Epheu bekleidet. Voriges Jahr haben dürre Zweige bereits gebrannt. Vielleicht nimmt sich das Bezirksamt doch dieses groben Unfugs an und läßt durch einen Herrn der Gendarmerie ein wenig nachschauen. Der Polizeidiener hier ist machtlos, wenn er einschreiten will, wird er blos ausgelacht".....
offensichtlich war das "Nachschauen" nicht sehr wirkungsvoll,
mit Datum 3.1.1936 schrieb Andreas Müller von der Gendarmerie Hauptstation Kötzting:
"die Erhebungen ergaben, dass der bezeichnete Unfug auch heuer wieder getrieben wurde. Irgendwelche Täter konnten aber bis jetzt nicht ermittelt werden, auch Hauptlehrer Foerstl konnte keinen der Burschen namhaft machen. Schaden ist nicht entstanden. Sollte die weitere Umfrage noch zu einem Erfolge führen, wird Strafanzeige erstattet".
Der Schlusssatz kommt bekannt vor: die hiesige Station sei unterbesetzt gewesen und daher konnte eine Überwachung nicht durchgeführt werden.
Hauptlehrer Foerstl aber gibt nicht auf, schon im nächsten Jahr schreibt er erneut an die Kötztinger Behörde, denn wieder kommt Weihnachten in Sicht:
"voriges Jahr hat der Unterzeichnete berichtet, daß in Steinbühl während der Christnacht von 10 Uhr von Schulkindern und halbwüchsigen Burschen schon seit Jahren das Werfen von bengalischen Hölzern und Fröschen Mode ist und ein höllischer Spektakel verübt wird. Vielleicht nimmt sich doch heuer das Bezirksamt dieses Treibens etwas an."
Dieses Mal steht auf der Rückseite seines Gesuchs der handschriftliche Vermerk des Bezirksamtmannes (heutzutage des Landrates) Fiesenig:
"an die Gendarmeriestation Kötzting
zur Kenntnis. Im Benehmen mit der Ortspolizei ist für die Unterbindung dieses Treibens Sorge zu tragen."
und diesmal klappt es: zum Jahreswechsel schreibt der Kötztinger Gendarmerie Oberwachtmeister Johann Reindl, "dass Vorkehrungen getroffen wurden. Zwei Feuerwehrmänner wurden angewiesen im Bedarfsfalle einzuschreiten bzw. diesen Unfug von vornherein zu untersagen, was auch voll und ganz erreicht worden war." Lt. Hauptlehrer Foerstl gab es heuer nichts zu beanstanden.
In Steinbühl war es nun also ruhig geblieben aber dafür lief die Sache in Lohberg und Lam gehörig aus dem Ruder
Im Dezember 1937 beschwerte sich rückwirkend der Lohberger Pfarrer Husterer ebenfalls "es hätten sich im vergangenen Jahr hauptsächlich Jugendliche und zwar meist schulpflichtige, in der Zeit vor und während des mitternächtlichen Gottesdienstes in unmittelbarer Nähe der Pfarrkirche von Lohberg durch Schiessen, Abbrennen von Feuerwerkskörpern etc allergröbsten Unfug ausgeübt; sogar in der Kirche selbst wurde der Gottesdienst durch derartigen Unfug gestört." Auch dieser Pfarrer bittet für das kommende Weihnachtfest um Polizeischutz.
Offensichtlich passierte ähnliches auch vor den Kirchen in Lam und Haibühl, denn der Gendarmeriewachtmeister Georg Ederer aus Lam, um eine Stellungnahme gebeten, räumt dieses zwar in einem Bericht vor dem Weihnachtsfest 1937 ein, schränkt aber gleichzeitig die Wirksamkeit einer polizeilichen Überwachung ein:
"denn es würden sich zwar wegen der Christmette die jungen Burschen sammeln und sich vor dem Gottesdienste stundenlang in den Straßen der Ortschaften umhertreiben, allerdings zechten die Erwachsenen in dieser Zeit in den Wirtschaften und so kämen auch Betrunkene in die Kirche.
Eine Abordnung nach Lohberg wäre sinnlos, denn: "erstens ist ein Mann bei Dunkelheit gar nichts, er macht sich nur lächerlich, weil die Burschen bald da und bald dort auftauchen und Unfug treiben und dann rasch wieder verschwinden. und
Zweitens ist es nicht anders in Lam und auch in Haibühl und kann die Gendarmerie nicht überall Posten stehen, damit der betreffende Pfarrer nichts hört......
Der Unterzeichnete weiß es, "daß es früher der Brauch war und es auch jetzt noch ist, daß in der Christnacht geschossen wird. Aber ein derartiger grober Unfug, wie er alljährlich in Steinbühl ausgeübt wird, wird wohl anderswo nicht vorkommen. Schon um 10 Uhr geht die Gaudi los. Werkstattschüler, Fortbildungsschüler und ältere Burschen - zuerst einzelne, dann
immer mehr, machen mit Werfen von bengalischen Zündhölzern , noch hunderten sogenannter Sternschneuzer, Werfen von Fröschen, begleitet von ihrem Lachen und Freudengeschrei, wenn eine kirchenbesuchende Person getroffen wird, einen Spektakel der jeder Beschreibung spottet. Ein früherer Expositus wollte diesen Unfug schon einmal abschaffen, der Erfolg war, dass die Gaudi nächstes Jahr größer wurde. Das hiesige Schulhaus ist mit Schindeln gedeckt, an der Nordseite mit Epheu bekleidet. Voriges Jahr haben dürre Zweige bereits gebrannt. Vielleicht nimmt sich das Bezirksamt doch dieses groben Unfugs an und läßt durch einen Herrn der Gendarmerie ein wenig nachschauen. Der Polizeidiener hier ist machtlos, wenn er einschreiten will, wird er blos ausgelacht".....
offensichtlich war das "Nachschauen" nicht sehr wirkungsvoll,
mit Datum 3.1.1936 schrieb Andreas Müller von der Gendarmerie Hauptstation Kötzting:
"die Erhebungen ergaben, dass der bezeichnete Unfug auch heuer wieder getrieben wurde. Irgendwelche Täter konnten aber bis jetzt nicht ermittelt werden, auch Hauptlehrer Foerstl konnte keinen der Burschen namhaft machen. Schaden ist nicht entstanden. Sollte die weitere Umfrage noch zu einem Erfolge führen, wird Strafanzeige erstattet".
Der Schlusssatz kommt bekannt vor: die hiesige Station sei unterbesetzt gewesen und daher konnte eine Überwachung nicht durchgeführt werden.
Hauptlehrer Foerstl aber gibt nicht auf, schon im nächsten Jahr schreibt er erneut an die Kötztinger Behörde, denn wieder kommt Weihnachten in Sicht:
"voriges Jahr hat der Unterzeichnete berichtet, daß in Steinbühl während der Christnacht von 10 Uhr von Schulkindern und halbwüchsigen Burschen schon seit Jahren das Werfen von bengalischen Hölzern und Fröschen Mode ist und ein höllischer Spektakel verübt wird. Vielleicht nimmt sich doch heuer das Bezirksamt dieses Treibens etwas an."
Dieses Mal steht auf der Rückseite seines Gesuchs der handschriftliche Vermerk des Bezirksamtmannes (heutzutage des Landrates) Fiesenig:
"an die Gendarmeriestation Kötzting
zur Kenntnis. Im Benehmen mit der Ortspolizei ist für die Unterbindung dieses Treibens Sorge zu tragen."
und diesmal klappt es: zum Jahreswechsel schreibt der Kötztinger Gendarmerie Oberwachtmeister Johann Reindl, "dass Vorkehrungen getroffen wurden. Zwei Feuerwehrmänner wurden angewiesen im Bedarfsfalle einzuschreiten bzw. diesen Unfug von vornherein zu untersagen, was auch voll und ganz erreicht worden war." Lt. Hauptlehrer Foerstl gab es heuer nichts zu beanstanden.
In Steinbühl war es nun also ruhig geblieben aber dafür lief die Sache in Lohberg und Lam gehörig aus dem Ruder
Im Dezember 1937 beschwerte sich rückwirkend der Lohberger Pfarrer Husterer ebenfalls "es hätten sich im vergangenen Jahr hauptsächlich Jugendliche und zwar meist schulpflichtige, in der Zeit vor und während des mitternächtlichen Gottesdienstes in unmittelbarer Nähe der Pfarrkirche von Lohberg durch Schiessen, Abbrennen von Feuerwerkskörpern etc allergröbsten Unfug ausgeübt; sogar in der Kirche selbst wurde der Gottesdienst durch derartigen Unfug gestört." Auch dieser Pfarrer bittet für das kommende Weihnachtfest um Polizeischutz.
Offensichtlich passierte ähnliches auch vor den Kirchen in Lam und Haibühl, denn der Gendarmeriewachtmeister Georg Ederer aus Lam, um eine Stellungnahme gebeten, räumt dieses zwar in einem Bericht vor dem Weihnachtsfest 1937 ein, schränkt aber gleichzeitig die Wirksamkeit einer polizeilichen Überwachung ein:
"denn es würden sich zwar wegen der Christmette die jungen Burschen sammeln und sich vor dem Gottesdienste stundenlang in den Straßen der Ortschaften umhertreiben, allerdings zechten die Erwachsenen in dieser Zeit in den Wirtschaften und so kämen auch Betrunkene in die Kirche.
Eine Abordnung nach Lohberg wäre sinnlos, denn: "erstens ist ein Mann bei Dunkelheit gar nichts, er macht sich nur lächerlich, weil die Burschen bald da und bald dort auftauchen und Unfug treiben und dann rasch wieder verschwinden. und
Zweitens ist es nicht anders in Lam und auch in Haibühl und kann die Gendarmerie nicht überall Posten stehen, damit der betreffende Pfarrer nichts hört......
Sollte das Wetter günstig sein, wäre es eventuell. möglich mit dem Kraftrad eine Streife nach Lohberg zu unternehmen. Aber versprechen kann man nicht viel. Die Unruhestifter laufen davon und wenn die Gendarmen wieder fort sind, wird erst recht Unruhe gestiftet. "
Ein Gespräch über dieses Thema bei dem Lesestammtisch ergab, dass sich einzelne Teilnehmer erinnerten, diesen Volksbrauch zumindest in Haibühl auch noch in den 60er Jahren erlebt zu haben.
Donnerstag, 29. Oktober 2015
der große Marktbrand von 1867
Wir schreiben Montag, den 3. Juni 1867, es ist ein warmer trockener Sommertag in Kötzting, die Heuernte für dieses Jahr ist bereits in den Scheunen eingebracht und ganz Kötzting beginnt sich zu putzen um sich auf das kommende Pfingstwochenende vorzubereiten und zu freuen, vor Allem ein junger 13 jähriger Mauererssohn, der in diesem Jahr zum ersten Mal mitreiten durfte..........
So war der Plan, aber es kam Alles ganz anders
Wie man an dem Kalenderblatt sieht, war es in der Woche vor Pfingsten und der 3. Juni es war eine Neumondnacht. Stockfinster also, in einem Altkötzting ohne Straßenbeleuchtung und natürlich auch noch ohne jedes elektrische Licht in den Häusern.
Der Bezirksamtmann Carl von Paur, der Mann, dem es gelang den Räuber Heigl zu fangen, der auf eigene Kosten den Ludwigsturm erbauen lies und viele, viele soziale Errungenschaften in Kötzting einführen half, wie z.B. die Josephspflege, soziale Unterstützungskassen usw. |
In jeder mir bekannt gewordenen Feuerwehrchronik ist der
Bericht unseres ehemaligen Bezirksamtmannes
Carl von Paur erwähnt, der in seiner Chronik von der Kötztinger
Schreckensnacht vom 3. auf den 4. Juni 1867 berichtete, in der 60 Wohnhäuser
und 90 Nebengebäude ein Raub der Flammen geworden waren. Auf heutige
Verhältnisse übertragen hat es, ausgehend von der Gastwirtschaft Dreger, rauf
bis zum Kaufhaus Wanninger und runter bis zum „Unteren Oexler“ gebrannt. Eigentlich ist es sogar über das „Kaufhaus
Wanninger“ hinaus gegangen, weil das Feuer sowohl auf die Friedhofskapelle, im
nun alten Friedhof, und über die Straße hinweg, auf die Veithskirche übergegriffen hat.
Natürlich hat es damals weder den „unteren Oexler“ noch das
Kaufhaus Wanninger oder etwas ähnliches gegeben.
Bild des Feuerschadens, ROT bedeutet vollkommen zerstört, GELB bedeutet geringfügiger Schaden |
Auf der linken, marktaufwärts führenden, Straßenseite, um die es
ja hier ging, bestand eine durchgehende Bebauung, die sich nach hinten – über
den Bereich der jetzigen Gehringstraße, die es ja noch nicht gab - bis hin zur alten Marktbefestigung hinzog.
Diese Marktbefestigung, ca. 1460-1470 als Wallgraben mit einem Palisadenzaun
angelegt, hatte sich in den Zeiten danach zu Kötztings Gemüsegarten mit einer
Kette von Feldstädeln entwickelt. Zwischen den Hauptgebäuden und dieser
Stadelreihe bzw. den eingesprenkelten Gemüsegärten zog sich die so genannte
Bollburggasse hin. Bollburg von Bollwerk.
Diese Bollburggasse begann herunten wo heute noch bei der
Sonnenapotheke die kleine Gasse ist und endete oben beim Chamauer Tor, in etwa
dort wo jetzt die Kugelmeierschmiede steht, (hinter dessen Garage ja beim Bau
des Kaufhauses Wanninger die Fundamente dieses Chamauer Tores für kurze Zeit
sichtbar geworden waren.) Also war auch der Verlauf der oberen Marktstraße
Richtung Torstrasse früher anders gewesen.
Über den genauen Hergang beschreibt von Paur
Die Nacht vom 3. Auf den 4. Juni war eine Nacht des
Schreckens. Es war in einem der Hintergebäude des bräuenden Bürgers Joseph
Amberger Nachts 11 Uhr feuer ausgebrochen. Das selbe hatte sich alsbald, ehe
Hilfe möglich war, über dessen hölzernes Keller und Stadlgebäude verbreitet und
theilte sich mit rapider Schnelligkeit den benachbarten hölzernen Städeln, in
welchen bereits ein großer Theil der Heuernte eingebracht war, sofort auch den
mit Legschindeln gedeckten Wohngebäuden mit. In weniger als einer Stunde
erstreckte sich das Feuer über sämtliche Gebäude der linken Häuserreihe an der
Marktstraße bis hinaus über die St.
Veitskirche. Es war schauerlich anzusehen wie die Flammen und Feuerzungen
thurmhoch zum Himmel emporschlugen, wie Dachstühle, Kamine und Giebelmauern
dumpf krachend einstürzten, erschütternd war das Rufen und der Lärm der
Löschenden, mehr noch das Jammergeschrey der Weiber.
Es bedurfte der angestrengtesten Tätigkeit aller
Hilfeleistenden das Hinübergreifen des feuers auf die rechtsseitige
Häusserreihe abzuwehren und den Brand zu bewältigen, der bis in die Frühmorgenzeit
gewüthet hat.
In weniger als 6 Stunden war ein großer Teil des Marktes 60 Wohngebäude,
darunter das bürgerliche Spital und teilweise auch die St. Veitskirche und die
Gottesackerkapelle nebst
90 Nebengebäuden ein glühender Schutt und Trümmerhaufen.
Es muss erwähnt werden, dass die erst im vorigen Jahr
hergestellte neue Wasserleitung und die im Jahre 1864 organisierte Feuerwehr bei
diesem traurigen Ereignisse sich aufs beste bewährt haben, so dass es diesen
sowie der angestrengtesten Beihilfe, der mit ihren Löschgerätschaften herbeigeeilten
Feuerwehren aus Cham, Viechtach und Furth zunächst zu danken ist, dass der
Brand nicht eine noch größere Ausdehnung nehmen konnte.
An Mobilien und Vorräten wurde wenig gerettet wohl aber das
Vieh, nur Kleinvieh ist verbrannt.
Über die Entstehung des Brandes hat die Untersuchung kein
bestimmtes Resultat ergeben, doch dürfte Fahrlässigkeit als Ursache bezeichnet
werden.
Der durch dieses Unglück herbeigeführte große Schaden traf
viele Bürger auch Inwohner und Dienstboten.
Der Immobilienschaden wurde amtlich auf 198.000 fl. der
Mobiliarschaden auf 129.000 fl eingeschätzt. Nur vier Verunglückte sind mit
ihrem Mobiliar versichert. Da die Gebäude, wenn auch gering, doch sämtlich der
allgemeinen Brandversicherungsanstalt einverleibt waren und die Beschädigten
aus dieser Kasse nur 60912 fl. erhielten wird zwar der abgebrannte Teil des
Marktes unter Beihilfe der Mitbürger und der Nachbargemeinden sowie einer zu
erwartenden allgemeinen Brandkollekte wieder aufgebaut werden. Gleichwohl wird
es viele Jahre bedürfen, bis die Abbrändler und die in starke Mitleidenschaft
gezogenen Gemeindekasse von diesen schweren Unglück sich wieder erholen werden.
Auch die kleine Seelenkapelle an der unteren Friedhofmauer mit der daran neu errichteten Leichhalle wurde ein Opfer der Flammen
Bereits am nächsten Morgen, am 4. Juni wurden die beiden Kötztinger Nachtwächter zu dem
Brand befragt---die Kötztinger Nachtwächter arbeiteten im Schichtdienst - : Georg
Wühr von 10 Uhr abends bis Mitternacht
und Franz Meidinger dann von Mitternacht bis um 3 Uhr früh.
Franz Meidinger, ein verheirateter Häusler, 66 Jahre alt und
wohnhaft „im oberen Vormarkt“, also Torstrasse , aufwärts, der seit 13 Jahren den Nachtwächterdienst
für ein Jahresgehalt von 24 Gulden betreibt, beschreibt, dass ihm schon beim
Aufstehen und Anziehen das Licht durch das Fenster aufgefallen sei.
Als er aus dem Haus trat sah er bereits, dass es im Markte
brannte. Es war wohl kurz vor Mitternacht, als er in den Markt hineinrannte und
„Feuer“ schrie. Er kam bis zum Hause des Wolfgang Stoiber – nun Wieserapotheke – wo er
beim Ausräumen des Hauses mithalf, das zu diesem Zeitpunkt noch nicht brannte,
allerdings sah er das Feuer bereits beim Amberger (nun Dreger) und Vogelbäck
(nun Elektro Vogel)
Das Feuer zog sich an den Hintergebäuden entlang ganz
schnell (in einer Viertelstunde) aufwärts.
Um 3 Uhr war bereits die ganze linke Seite mitsamt der
Veitskirche abgebrannt. Es war windstill, so dass es durch die Anstrengungen
der Löschenden möglich war ein Übergreifen auf die andere Straßenseite zu
verhindern.
Eine Ursache kennt er nicht, sagt er, und von einer
Brandstiftung hat er nichts gehört, der Brand kann auch aus Unvorsichtigkeit
ausgelöst worden sein.
Das Thema Brandstiftung
käme nur daher, weil nur ungefähr 4 Wochen vor diesem Brand zwischen dem
Korherr und Hastreiter Stadel angebrannte Späne gefunden wurden, weshalb die
Gendarmen und beigezogene Männer eine Stillwache gehalten hatten, ohne etwas
Verdächtiges wahrgenommen zu haben.
Georg Wühr:, 60 Jahre alt und seit 7 Jahren Nachtwächter in
Kötzting. Seit 10 Uhr abends im Dienst und ca. gegen ½ 12 Uhr beim
Herabgehen im Markt, war noch nichts zu sehen. Gegen ¾ 12 war er beim Rentamt (nun Kirchenburg).
Als er wieder hinaufgehen wollte und gerade beim Mesnerhaus (Nun Photo Meimer) war, sah er hinter
der linken Häuserreihe, er meint gewiss zwischen dem Amberger und dem Voglbäck
ein Licht, so groß wie eine Faust, was ihm auffiel, er hielt es auch gleich für
Feuer und er „schrie nach Leibeskräften.
Der Mesner Obermeier hörte ihn zuerst, eilte aus dem Haus und
er Kirche zu um Feuer zu läuten. Auch aus dem Posthause kamen nun Leute heraus
und der Feuerlärm wurde nun allgemein.
Bis er zum Rathaus hinauf kam war das Feuer schon größer und
begann sich bereits nach oben und unten auszubreiten.
Am Rathaus schlug er an das Fenster des Polizeidieners
Müller, unter fortwährendem „Feurio“
Es kam seine Frau im Hemde heraus, öffnete die Vortüre zum
Rathaus, eilte hinein und begann zu läuten. Da kam der Polizeidiener auch
hinzu, der nicht zu Hause, sondern bei der Hochzeit im Kollmeierkeller (= Bärwurzerei Liebl) gewesen
war.
Er half dann die Feuerspritzen aus dem Spritzenlokal
herauszuziehen. Mittlerer weile hatte der Brand schon eine große
Ausdehnung weit nach oben und unten und
es kamen viele Leute hergelaufen um zu löschen.
Es dauerte der Brand bis 3 Uhr früh, danach war die
Hauptgefahr vorbei. Er glaube, dass das Feuer gelegt worden sei
Wegen der vor 4 Wochen aufgefundenen Späne, die wohl nur
deshalb dort abgelegt worden waren um in boshafter Weise den Markt anzuzünden.
Es folgte in den Tagen danach eine ganze Reihe von Untersuchungen und Befragungen, die zumeist wohl auf eine Unvorsichtigkeit der Ambergerschen Wirtsleute hinwiesen.
Zuerst aber lies Carl von paur eine Skizze des Hauses anfertigen, von dem der Brand seinen Anfang gemacht hatte:
Links befindet sich die Wohn- und Gaststube
an diese anstoßend die Küche
vis´ a vis´ gegenüber dem Flez befindet sich die
Schenklokalität.
Das Gebäude besteht aus dem Erdgeschosse und einem obern
Stockwerk und hatte vor dem Brand ein Legschindeldach.
Das Gebäude ist nunmehr vom Feuer gänzlich zerstört und
unbewohnbar.
Nach hinten folgten dann unter einem Dach das Wasch- und
Backhaus, der Gaststall und die Holzlege
Gegenüber von einem Hofraum mit ca. 4 m Breite befand sich
der Kuh und Ochsenstall, der aus Bruchsteinen erbaut und mit einem Gewölbe
versehen war. Die Legschindelbedachung sowie der Gsottboden sind zerstört, die
Stallung jedoch noch ziemlich gut erhalten.
An diese Stallung schließt der Misthaufen an
Danach folgt der Ökonomiestadel des Amberger, der selber
auch wieder Bruchsteinewände hatte. Bedachung Legschindel, bis auf die Wände
ist der Stadel vollständig zerstört.
Carl von Paur |
Hinter diesem Stadel, überhalb der Bollburggasse, die hier
eine Breite von 14 Schuh (4m) hat, befindet sich die Ambergersche
Ökonomieschupfe , vollständig aus Holz erbaut und total vom Feuer verzehrt.
In dieser Schupfe, nunmehr Brandstätte, ist ein gewölbter
Kellerhals ersichtlich, ca. 7m vom Schupfeneingang entfernt, auf welchem
respektive unter welchem Kellerhalse man in den mehrere Stufen tief liegenden
verschlossenen Sommerkeller gelangt, worin Amberger seinen Lagerbiervorrat
untergebracht hatte.
Unmittelbar an der Schwelle dieses Kellerhalses wurden die sich
in Amtshänden befindlichen verbrannten 4 Trümmer eines blechernen Leuchters
aufgefunden.
Über die Situation wurde ein Handriss aufgenommen welcher
beigelegt wird:
Bezirksamtliche Commission Paur Schreil
Hier kommen nun in lockerer Folge einige Zeugenaussagen, die ein lebhaftes Bild dieser Schreckensnach ergeben und fast auf die Minute genau den Feuerausbruch miterleben lassen.
Am 7 Juni wurden die Nachbarn auf Amt gerufen und verhört
Wolfgang Vogl, 30 Jahre Bäcker, vor 1 1/2 Jahren hatte er das
Irrgangsche Bäckeranwesen gekauft. Hat nie eine Beobachtung gemacht,
dass im Ambergeranwesen unachtsam mit dem Licht umgegangen worden sei, obwohl
das Gerücht umgehe, dass das wohl früher der Fall gewesen sein soll.
Um ½ 12 ging er in
die Backstube, um zum Backen herzurichten. Beim Zurückgehen sah er von der
Ambergerseite her einen Lichtschein auf seiner eigenen Tenne und als er
aufschaute sah er bereits das Feuer an seinem eigenen Stadel, der mit dem
Ambergerschen nur mit einer Bretterwand getrennt war.
Er lief sofort ins Haus und rief Feuer, durch die Öffnung
der großen Haustüre entstand dann zusätzlich ein Luftzug und gab dem Feuer
zusätzlich Nahrung.
Er und seine Frau
verließen das Haus eiligst, ohne etwas von den Habseligkeiten oder Vieh retten
zu können.
Im Ambergerschen
Gasthause waren um diese Zeit noch Gäste, welche Karten spielten, er hörte
dieses deutlich im Vorbeigehen nach der Backstube.
Es geht nun das Gerede, dass die Ehefrau des Amberger noch
um solche Zeit nachts in den entfernt in der Schupfe befindlichen Sommerkeller
zum Bier holen gegangen ist und zwar mit einem offenen Lichte. Hierbei soll es
nun geschehen sein, dass der Brand entstanden ist.
Josef Stöberl,(heutzutage Anwesen Schrödel) 60 Jahre alt, brauender Bürger und auch Gastwirt
von hier:
Hat keine Beobachtungen gemacht, dass im Hause Amberger
unachtsam mit dem Licht umgegangen worden sein soll.
Er war schon im Bett,
jedoch wach, als sein Sohn Wolfgang nach hause kam, ich hörte ihn, blieb im
Bette liegen und schlummerte ein wenig als ich durchein Geräusch aufgeweckt
wurde, ich meinte es werde im Ambergerschen Gasthause gerauft, es war ein Hin-
und Herlaufen. Durch das Fenster der Schlafkammer sah er schon das Feuer, - zu
dem Zeitpunkt noch auf den Amberger beschränkt.
Es blieb gerade noch genügend Zeit um das Vieh und einige
wenige Kleidungsstücke zu retten. Er hat
vom Bürger Ignatz Decker gehört, dass bei Amberger am Montag Heu eingefahren
wurde und mutmaßlich eine Fuhre Heu auf der Stadeltenne unabgeladen stehen blieb
und wenn es wahr ist, dass die Frau des Amberger noch ganz spät Bier aus dem
Sommerkeller holte wo sie durch den Stadel gehen musste und ein offenes Licht
hatte so ist es wohl aus Unachtsamkeit ausgekommen.
Johann Liebl, Lebzelter 42 Jahre alt:
(seit wenigen Jahren der Parkplatz Kaufhaus Wanninger in der Schirnstraße)
Ging am Montag spät abends 10 Uhr in das Ambergersche
Gasthaus zum Bier. Der Gastwirt selber war nicht zu hause sondern bei der
Hochzeit im Kollmaierkeller und kam ungefähr eine Viertelstunde vor dem Brande
heim. Es waren ein paar Gäste anwesend. Die Ehefrau besorgte das Einschenken
ganz alleine, diese ging öfter mit einem Licht aus der Stube um Bier zu holen.
Ganz spät gegen ¾ 12 kam der Sohn des Nachbarn Wolfgang Stöberl von der
Hochzeitsmusik zurück und dann ging die Frau wieder mit einem offenen
Kerzenlichte hinaus um Bier zu holen. Sie kam nicht mehr zurück, da musste ihr
Mann schon das Feuer gesehen haben, denn er rief ganz erschreckt: „da gibt es
ja ein Feuer.“ Beim Hinauslaufen sahen wir schon das Feuer auch beim Bäcker
Vogl.
Wolfgang Stöberl, 25 Jahre alt, Sohn des Gastwirtes Joseph Stöberl
War bei der Hochzeitstanzmusik im Kollmeierkeller bis 11 Uhr
und ging dann auf eine halbe Bier ins Ambergersche Wirtshaus, einige Gäste
waren da. Das Bier blieb ungewöhnlich lange aus, so dass - er sagt selber er war etwas betrunken –
nicht mehr warten wollte sondern nach hause ging. Zuhause war bereits
abgesperrt, er klopfte an das heruntere Wohn- und Gastzimmerfenster, die Mutter
hörte ihn, öffnete das Fenster und er stieg über das Fenster ins Haus hinein
und ging dann in seine Schlafstube oberhalb des Stalles.
Kaum war er eingeschlafen, als ein Herr Gruber,
Gemischtwarenhändler aus Neukirchen, welcher auf dem Stadel im Heu übernachtet
hatte, herausgelaufen und rief Feuer. Er hatte kaum Zeit seine Hose anzuziehen
und aus dem Hause zu laufen
Josef Zach:
War ebenfalls auf der Hochzeitstanzmusik und ist um ½ 12
noch einmal ins Ambergersche Wirtshaus, kurz danach ist der Wirt selber auch
gekommen
An Gästen waren anwesend:
Josef Kuchler Häuslerssohn von Grub
Der so genannte Balsenhannes von Meinzing
Der Lebzelter Liebl
Zusammen spielten sie das so genannte „Wildeln“
Weiters waren anwesend der Taglöhner Heigl von Beckendorf,
zwei Gesellen des Kaminkehrers Diermeier und noch ein paar Personen:
Er hatte kaum seine
halbe Bier ausgetrunken als der Gastwirt rief: „ es gibt Feuer“
Ein Teil der Leute
war beim Feuerruf nach Hause gelaufen und ein Teil blieb im hause Amberger um
beim Ausräumen behilflich zu sein.
Ignatz Decker 43 Jahre Brauender Bürger und Ökonom
Weiß selber nicht genaues über die Heufuhre oder ob die
Amberger unachtsam mit Licht umgegangen wären.
Der hiesige Turnermeister Josef Denk habe ihm aber erzählt,
dass er an dem Platz wo die Ambergersche Stadeltenne stand einen eisernen
Handleuchter fand, der vom Feuer stark beschädigt war.
Weiters habe er gehört, dass die Ehefrau um Mitternacht mit
dem Licht sich zum Bierholen in den Keller begeben habe und mit dem offenen
Licht in der Hand das Heu unvorsichtiger Weise angezündet haben welches sie
sodann mit dem Bier zu löschen versuchte
Wegen des Heues möchte er aussagen, dass die Amberger auf
ihren eigenen Wiesen noch nicht geheugt haben, aber üblicherweise Heu zukaufen,
weil bei ihm Viehtreiber einzukehren pflegen so dass er sich stets mit einem Heuvorrat
versehen muss.
Johann Apfelbeck, Schusterssohn von Zeltendorf 31 Jahre alt
War ebenfalls im Wirtshaus, ebenfalls von der Hochzeitsmusik
kommend, aber schon seit 9 Uhr beim Amberger, „ es waren noch einige bekannte
Burschen da, und machten wir mitsammen ein kleines Spiel im „Wildeln“. Um 12
Uhr kam dann der Wirt mit dem Ruf, es brenne“ Auf die Frau habe er nicht geachtet
und auf das Gerede der Leute wegen der Unvorsichtigkeit darf man auch nicht
immer gehen.
Josef Denk 49 Jahre als Hausbesitzer und Musiker
Hat an diesem Tage die Brandstätte zusammen mit dem Rentamtsboten,
dem Marktschreiber und dem Schmied Michl Drunkenpolz besichtigt und vor allem
beim Kellereingang nachgeschaut
1 Leuchter von Blech, so zusammen gebrannt, dass er kaum
mehr zu erkennen war. Er lies den Leuchter liegen, überdeckte ihn aber mit
einem Ziegelstein und rief die anderen zusammen und zeigte ihnen den Fund, auch
der Hammerschmidmeister Xaver Windorfer sah den Leuchter…. Wenn mittlerer weile
niemand hinzugekommen sei, müsste er noch dort liegen.
Paur und Schreil gingen mit dem Zeugen sofort an die
Brandstelle und fanden einen Schuh von der Schwelle des Eingangs entfernt, mit
einem Stein verdeckt, die Trümmer eines verbrannten Leuchters nämlich:
Bleck vom Boden, dem Bodenkranz, dem Kerzenhalter und dem Kerzen
Schuberl.
Die vier Stücke wurden zu Amtshänden genommen.
Neues Protokoll am 8. Juni 1867
Johann Weber 58 Jahre alt und lediger Hadernsammler von
Arndorf
Er hat seit 8 Jahren die Hadernniederlage beim Amberger und
eilte sofort dorthin um zu helfen. Er beschäftigte sich vorzugsweise mit dem
Einsammeln von eisernen Gegenständen.
Im Flez Reifen und Eisenteil eines Graswagens.
In der großen Schupfe, wo der Sommerkeller ist, Reifen und
Eisenteile eines großen Wagens.
Niemals eine Fahrlässigkeit mitbekommen.
Maria Stumvoll 16 Jahre alt Flösserstochter 8 Tage im Dienst
bei den Amberger
Sie und Frau Amberger waren in der Stube, die Burschen
spielten Karten, als der Wolfgang Stöberl kam meinte die Frau, dass wohl noch
mehr Gäste kämen und entschloss sich daher noch eine Stutze Bier aus dem
Sommerkeller zu holen.
Wirtin mit einer Handlaterne, die ein recht dickes Glas
hatte, ging voraus in den Keller, sie folgte ihr unmittelbar auf dem Fuße und trug
die Bierstutze. Sie gingen in den Sommerkeller, füllten die Stitze welche 3 Maß
hält voll und trug die Frau selber die Stitze zurück in die Gaststube, sie war
ihr vorausgegangen und trug die Laterne
Aus dieser Stutze wurde nur noch 1 halbe Bier ausgeschüttet
und zwar für Wolfgang Stöberl, dieser war aber schon fort gegangen.
Dieses Bier wurde dann Johann Apfelbeck vorgesetzt, der es
aber schon nicht mehr austrank.
Ich lief in meine Kammer in de oberen Stube und wollte mein
Gewand retten, konnte aber nur weniges retten dann das Feuer hatte schon so überhand
genommen dass wir davon eilen mussten-
Im Hofraum und im Stadel stand kein Wagen
Wagerer Katharina 20 Jahre alt ledige Häuslerstochter von
Haus
Dient seit Michaeli bei Amberger als Viehmagd und bedient
sich bei der nächtlichen Stallarbeit stets einer Laterne.
Hat nie eine Unvorsichtigkeit im Umgang mit dem Licht
bemerkt.
In der Brandnacht war sie schon gleich nach dem Gebetläuten
um 9 Uhr zu Bett gegangen und wurde bei dem allgemeinen Feuerlärm vom Amberger
geweckt, sonst wäre sie verbrannt, denn als sie aus dem bette und aus der Stube
eilte, schlug das Feuer schon ganz nahe an der Türe herein.
Sie nahm 2 Röcke über den Kopf und lief aus dem Hause.
Im Hausfleze im Hofraum in der Stadeltenne war, als sie zu Bette ging, kein Wagen gestanden, sondern „unser Graswägerl stand auf der Tenne
des Stadels. Der Herr hatte nämlich vormittags Kuhgras gemäht, welches er
selber unter der Mittagszeit in selbem Heimgefahren und in der Tenne stehen
gelassen hatte, da ich und der Knecht in der Mittagszeit gar nicht heimkamen,
weil wir auswärts beim Strährechen waren.
Um 8 Uhr ging ich in den Stall zum Kühefüttern und leerte
vorher ganz allein das Kühgras ab, es war schon so heiß geworden, dass es ein
wenig rauchte, nichts desto weniger gab ich es als Futter vor.
Ich verfütterte nicht alles, weil ich einen Teil von diesem
Gras aufzubewahren hatte, für den nächsten Tag.
Ich streute nun diesen Rest beiläufig drei große Körbe voll
auf der Stadeltenne umher. Ich habe solches etwas nasse Gras in gleicher Wärme
schon öfters beim Viehfüttern verwendet.
Wenn die Frau manchmal in den Stall kam, hatte sie stets
eine gut geschlossene Laterne und wird eine solche wohl auch beim Bierholen
gebraucht haben.
Johann Nachreiner, 26 Jahre alt lediger Inwohnersohn von
Grafenwiesen, Dienstknecht bei Amberger
Ich diene seit Lichtmess des Jahres als Knecht. Am Montag
war ich den ganzen Tag über nicht zu Hause, ich die Dirne, die Tochter vom
Hause und 1 Taglöhner hatten uns frühzeitig in der Holz des Bauern von
Voggendorf begeben und haben den ganzen Tag über Streu gerecht.
Ich ging etwas früher als die anderen, nämlich um 5 Uhr
Abends und nach Offersdorf hinüber, wo ich auf Anschaffung meines Herrn 2
Ochsen abzuholen und heim zutreiben hatte. Ich kam mit diesen Ochsen nach 6 Uhr
hier an und brachte sie in den Stall, hierauf fütterte ich das Vieh, um ½ 8 Uhr
gingen wir dann zum Nachtessen. Dann mit dem Taglöhner auf die Bank vor dem
Haus und später auf den Gsottboden wo eine kleine eingewölbte Kammer war, wo ich
schlief. Bei mir schlief auch der Taglöhner aus Thürnhofen.
Wir wachten erst auf, als wir unseren Herrn Feurio schreien
hörten, sprangen sofort auf, fanden den Herrn bereits am Stalle und eilten wir
mit ihm in den Stall hinein um das Vieh abzulassen.
Ich hatte nicht mehr Zeit eine Hose anzulegen und war im Hemde
beim Vieh heraus treiben, das wir auch herausbrachten mit Ausnahme von 2 Kälbern,
einem großen Schwein und 7 Gänsen, welche verbrannt sind.
Als der zum Essen gegangen war, war auf der Tenne war noch
das Graswagerl gestanden, und die Magd dabei gewesen dieses abzuladen.
Hatte nie den Herrn und die Frau mit offenem Feuer gesehen,
im Stall hatten sie immer eine geschlossene Laterne
Josef Amberger 26 Jahre alt, bräuender Bürger
Vor 1 Jahr das elterliche Anwesen übernommen um 9000fl
worauf 5000 fl Schulden haften. Nun alles zerstört, ist nur sehr gering gegen
Brandschaden versichert und nun ganz verarmt.
Kam um ½ 12 Uhr vom Kollmaierkeller, einige Gäste, seine
Frau und das Kindsmädel.
Gegen ¾ 12 Uhr holte die Frau noch eine Stütze Bier beim
Hin- und Hergehen eine geschlossene Laterne benutzt und war vom Kindsmädel
begleitet.
Sie war etwas länger unterwegs, weil das Fass „auf die Neige
ging“ und sie dasselbe ein wenig aufwinden mussten. Sie kam mit dem Bier ins
Gastzimmer zurück und machte keine Äußerung, dass irgend etwas fehlte. Als ich
aber eine kurze Weile bei den Gästen an dem Tische saß fiel mir von dem kleinen
Nebenfenster auf die Gasse hinaus eine grelle Lichte auf.
Ich hielt es sogleich für Feuer, eilte aus der Stube in das
Hausflez und sah ich schon das Feuer von meinem Stadel her brennen.
Ich schrie nun Feuer und einige Gäste halfen mit das Vieh
hinaustreiben.
Das Feuer griff so schnell um sich, dass wir alle aus dem
hause laufen mussten ohne dass wir etwas Sonderliches hätten retten können.
Meine Frau und das Kindsmädel waren zu dieser Zeit auch in
der Stube sie lief nach den Kindern und brachte diese in Sicherheit
Gerede von der Unvorsichtigkeit gehört, aber das kann nicht
sein, denn wir haben im Hause 2 gut schließbare Laternen, wovon 1 noch
vorhanden ist, die andere aber verbrannt ist.
Diese zweite war nicht von Blech sondern eine gewöhnliche
Stalllaterne mit hölzernem Boden und hölzernen Säulen.
Ich habe selbst gesehen wie meine Frau mit der blechernen
Laterne aus der Stube ging um das Bier zu holen
Hat keine Feinde, daher Brandstiftung
Der gefundene Leuchter bei der Kelleröffnung war genau dort
deponiert und mit einer Kerze versehen, dass man nicht notwendig hätte mit
Licht bis an den Keller zu gehen sondern mit Zündhölzchen versehen sich da
beliebig Licht zu machen. Dies gilt aber nur in Hinblick auf das Kellergehen
bei Tag, bei Nacht bediente man sich immer einer Laterne.
Walburga Amberger: 30 Jahre alt
Am Abend kamen noch einige Gäste und spielten karten. Als
nach dem Mann auch noch der Nachbarsohn kam aber kein Bier mehr vorhanden war,
war es die Veranlassung noch eine Stitze Bier aus dem Keller zu holen.
Ging von der Stube ins Schanklokal mit einer offenen Kerze
Dort ließ sie das offene Licht im Leuchter stehen und
zündete die Laterne an.
Mit der Laterne durch den Stadel in die Schupfe an den
Sommerkeller, das Dienstmädel trug die Stitze.
Fass aufwinden dauerte ein wenig.
Rückweg Kindsmädel trug die Laternem sie die Bierstitze
zurück in die Schenke, wo die Bierstitze stehen blieb nachdem sie 1 halbe Bier
einschenkte.
Licht in der Laterne gelöscht und das Licht im Leuchter
brannte noch, und mit der halben Bier für den Stöberl gingen sie mit diesem
offenen Licht über das Hausflez in die Gaststube zurück.
Stöberl war schon weg, gab das Bier einem anderen Gast.
Beim Gehen ist ihr kein Feuer aufgefallen.
Es war ½ 12 Uhr als sie vom Keller zurückkamen, weil sie die
Uhr im Rathause schlagen hörte.
Sie ging dann gleich wieder
mit demselben Licht in die Schenke hinüber um ein kaltes Kalbfleisch für
den Mann zu holen, der nur wenig davon gegessen hatte.
Nach kurzer Zeit ging er in das Hausflez und sah das Feuer
und fing gleich an Feuer zu schreien.
Sie lief nach dem Kind in der Wiege und flüchtete aus dem
hause. Das größere 3 jährige Kind hatte die Schwester des Mannes, Marie, aus
der oberen Stube eiligst herab gebracht und lief ebenfalls aus dem Hause.
Unvorsichtigkeit ist nicht wahr und sie ist über diese
grundlose und üble Nachrede sehr betrübt.
In den Akten finden sich aber nicht nur die Aussagen der Zeugen sondern auch lange Auflistungen vom Zustand der abgebrannten Anwesen und auch über die Verluste an Mobiliar - auch vom Besitz der vielen Mieter, die in den unterschiedlichsten Häusern im Markt wohnten und ebenfalls ihr gesamtes hab und Gut verloren.
Beschreibung der Kuglmeierschmiede nach dem Brand |
Anfang der Verlustlise an privatem Eigentum |
Verlustlisten des kgl bayr Bezirksamtsassessors Pösl und des Tierarztes Rötzers
Die Kötztinger zogen ihre Lehren aus der Brandkatastrophe und nun entstand der Straßenverlauf in Kötzting, wie wir ihn heute noch kennen. Auch die Gehringstraße wurde projektiert, auch wenn noch einige Jahrzehnte vergehen sollten, bis diese durchgehend angelegt war.
Wie einleitend bereits erwähnt, gibt es aber bei dem Brand auch noch einen zweiten Aspekt: denn wenige Tage nach dem verheerenden Brand kam der Pfingstmontag UND die Kötztinger Burschen ritten, ritten wie alle Jahre nach Steinbühl, damals noch in Begleitung des "heiligsten Guets" so wie heutzutage auch wieder.
So viele Jahre, aus heutiger Sicht, auch bereits vergangen sind, es gibt trotzdem selbst in der Gegenwart von 2015 noch einen Bericht über/von einem Augenzeugen. Herr Fischer Josef, ein Kötztinger durch und durch und aufgewachsen in den 30er Jahren in Kötzting im Ziganhaus, schrieb mir, nachdem er diesen Bericht gelesen hatte:
Veränderung des Straßenverlaufes im unteren Markt |
die Metzstraße wird verlängert, später auch noch die Schirnstraße, die beiden Marktlehen an diesen Stellen wurden nicht wieder errichtet. |
auch im oberen Markt wurde der Straßenverlauf komplett verändert, gepunktet sieht man schon im Ansatz die angedachte spätere Gehringstraße. |
hier sind im Plan noch die alten Marktlehensbesitzer eingetragen, die für die Schirnstraße und die Metzstraße weichen mussten.
Am Ende nun noch einen tröstlichen Ausblick dieser Katastrophe:
Die früher zumeist nur im Erdgeschoss aus Stein errichteten Häuser, die im ersten Stock größtenteils aus Holz bestanden und auch alle mit hölzernen Legschindeln bedeckt waren, erhielten nun auch einen gemauerten ersten Stock und auch die Zeit der Dachschindeln ging zu Ende.
Nur eine Generation später - zum großen 500er Jubiläumsritt erstrahlte dann Kötzting in neuem Glanze, wie ein Bild genau dieser Straßenseite zeigt:
In einem anderen Akt im Stadtarchiv befindet sich ein erster Bauplan für die Neuerrichtung der Häuserzeile in der Schirnstraßenverlängerung, nun die Volksbank
Nur eine Generation später - zum großen 500er Jubiläumsritt erstrahlte dann Kötzting in neuem Glanze, wie ein Bild genau dieser Straßenseite zeigt:
die 1867 komplett zerstörte Straßenseite, nun auch im ersten Stock gemauert und mit feuerfesteren Dachbelägen versehen. Frisch verputzt und sauber hergerichtet für den großen Festtag |
In einem anderen Akt im Stadtarchiv befindet sich ein erster Bauplan für die Neuerrichtung der Häuserzeile in der Schirnstraßenverlängerung, nun die Volksbank
Wie einleitend bereits erwähnt, gibt es aber bei dem Brand auch noch einen zweiten Aspekt: denn wenige Tage nach dem verheerenden Brand kam der Pfingstmontag UND die Kötztinger Burschen ritten, ritten wie alle Jahre nach Steinbühl, damals noch in Begleitung des "heiligsten Guets" so wie heutzutage auch wieder.
Den ausreitenden Reitern bot sich sicherlich ein trauriges Bild mit all dem Brandschutt links und rechts der Marktstraße ( Erst nach Pfingsten kam die Hilfe aus den umliegenden Ortschaften, die mit Mannschaften und Fuhrwerken halfen den Bauschutt aufzuräumen, am Pfingstmontag selbst lag also noch alles in Trümmern)
Ein junger Kötztinger, gerade 13 Jahre alt, mit Namen Franz Kirschbauer, ritt an diesem Pfingstmontag zum allerersten Male mit und es sollten noch viele Ritte folgen. 1917 erhielt er zu seinem 50. Ritt eine goldene Uhr. Diese Uhr mit der Inschrift aller Pfingstkooperatoren ist heute noch im Besitz der Mauerersfamilie Kirschbauer.
eingravierte Lise der Pfingstkooperatoren, die Franz Kirschbauer die Ehre gaben |
Am Ende noch ein Zeitungsbericht, wie er in den überregionalen Blättern veröffentlicht worden ist und der den Anfang bildete um zu einer Sammlung zugunsten der Kötztinger Brandgeschädigten aufzurufen.
So viele Jahre, aus heutiger Sicht, auch bereits vergangen sind, es gibt trotzdem selbst in der Gegenwart von 2015 noch einen Bericht über/von einem Augenzeugen. Herr Fischer Josef, ein Kötztinger durch und durch und aufgewachsen in den 30er Jahren in Kötzting im Ziganhaus, schrieb mir, nachdem er diesen Bericht gelesen hatte:
interessanter Blog, zumal mir davon die damals sehr betagte Dietlbäckin ca 1940 erzählte. Sie stand damals in der Haustüre bei Meidinger ( Dein Großvater belieferte Sie ) machte mit der Hand einen großen Bogen: Da drüben, sie meinte das heutige Ziganhaus, hat alles gebrannt, bis nauf zu Veitskirche. Für mich als Bub von 9-10 Jahren war das unheimlich beeindruckend.
Die Akten stammen alle aus dem Staatsarchiv Landshut, Rep 164/8 Nr 1570 bzw. aus dem Stadtarchiv Kötzting
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