eine historische Wanderung in Bildern
Der Mord am Roten Steg
Am 9. (September 1699) wurde der Schreiber Gregorius Mauerer ohne den Empfang der heiligen Sakramente begraben, welcher durch erlittene tödliche Wunden plötzlich verstorben war.
Dieses blutige Ereignis KÖNNTE der Namensgeber für die schon immer bestehende schmale Brücke über den Regen gewesen sein. Für Peter Riederer, (Kooperator in Kötzting von 1909-1913 und nach mehreren Zwischenstationen dann in seinem Wunschort Zenching als Expositus angekommen) jedenfalls war dies der Grund.
In einer Bürgerfestbeilage hat ein "na" schon mal den Text analysiert und auch die Erläuterungen und Erklärungen von Peter Riederer mitangeführt.
Die Ortsangabe "Roter Steg" ist heutzutage aber nicht nur für die Brücke relevant, sonder auch das
Stadion des 1. FC Kötzting trägt diesen Namen und gleichzeitig ist der "Brückenkopf" auf der Weißenregner Seite der Beginn eines malerischen Wanderwegs: der
Spatiliweg
Der Spatiliweg ist mittlererweile ein Nebenpfad des Fischerweges welcher im Kurpark in Bad Kötzting beginnt und den Weißen Regen entführt. Nur, dass der Fischerweg VOR dem Roten Steg abzweigt und hinter dem Stadion des FC Kötzting an der rechten Seite des Flusses entläng läuft, während der Spatiliweg eben auf der gegenüberliegenden Flussseite sich befindet und, bis zu seiner Zusammenführung mit dem Fischerweg auch landschaftlich attraktiver verläuft.
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Ich kann mich noch gut erinnern an das Gefühl, da drüber gegangen zu sein..... |
Aber bleiben wir zuerst noch beim:
Fußballstadion
Im nächsten Jahr - 2021 - wird der FC Kötzting seinen 100. Geburtstag feiern und, nachdem ja bereits der FC Bayern, der Club und der Jahr Regensburg schon mal da gewesen waren, sollte es dann schon der FC Barcelona sein, man gönnt sich ja sonst nichts. Auch wenn die Chronik aus den Anfangsjahren des FC Kötztings irgendwann nach 1982 verschwunden ist, kennen wir durch (Gott sei Dank erhaltene) Photokopien und Zeitungsbericht den Aufstieg, Niedergang und dann erneuten Aufstieg des 1. FC Kötztings ganz genau. Dieser ist in den 20er Jahren untrennbar mit
Julius Kirschner verbunden.
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Versammlungsprotokoll mit der Aufnahme von Julius Kirschner zum Fußballclub
Kopie aus der verschwundenen ersten Chronik des FC Kötztings aus der Facharbeit
von Herrn Anton Rabl |
Zur Generalversammlung im April 1922 erklärte die alte Vorstandschaft,
nicht mehr antreten zu wollen und so schritt man zur Neuwahl.
Wenige Monate nach seinem Vereinsbeitritt wurde Julius Kirschner zum 1.
Vorsitzenden gewählt. Sein Stellvertreter wurde sein Nachbar und der
Vater meines Schwiegervaters, Max Schrödel
Im Januar 1925 folgte die nächste Vollversammlung, und Julius wurde in seinem Amt bestätigt.
Der Anzeigenteil im Kötztinger Anzeiger ist voll von Hinweisen auf
Freundschafts- und Verbandspiele, Abschiedsfeiern, Einladungen zu
Versammlungen, Tanzveranstaltungen und andere Festivitäten.
Der Fußballclub organisierte eine sogenannte
Christbaumversteigerung, veranstaltete einen "Bunten Abend" mit Musik
und Theatersketchen und der Höhepunkt der gesellschaftlichen Aktivitäten
war sicherlich ein Vereinsball mit Tanz und Musik.
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Hinweis auf das erste nachgewiesene Fußballspiel
in Kötzting auf dem Bleichanger (=Jahnplatz) noch
vor der offiziellen Vereinsgründung im Mai 1921 |
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Kötztinger Anzeiger |
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Kötztinger Anzeiger Januar 1924 |
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Auch den redaktionellen Teil der Berichterstattung für den FC Kötzting
übernahm von Zeit zu Zeit der 1. Vorsitzende selber. Hier nebenan in
seinen eigenen Worten die Zusammenfassung eines Spiels auswärts in
Teisnach.
In Kötzting war der Spielplatz die Wiese, genannt der Bleichanger, vor der Turnhalle, bei dem sogar der Jahn
Regensburg spielen musste und von dort mit 4:2 wieder nach Hause geschickt wurde.
1925 wurde Julius Kirschner erneut zum Vorsitzenden gewählt, 1926 wollte
er sich von der Vorstandsarbeit zurückziehen (zum Jahreswechsel im
Januar 1927 stand ja seine Hochzeit an), der neugewählte Vorstand nahm
die Wahl an und ernannte Julius Kirschner aufgrund seiner umfangreichen
Verdienste um den FC Kötzting zum Ehrenmitglied.
Am 7. März 1927 wurde zu einer außerordentlichen Vollversammlung
geladen, weil sich der alte Vorstand außerstande sah, den Fußballclub zu
leiten.
"
Nachdem der erste Vorsitzende, Herr Rauscher, sich nicht befähigt
fand, den 1. F.C. Kötzting richtig zu leiten, wurde zur Wahl eines neuen
Vorsitzenden geschritten, welches als freudiges Ergebnis die Wiederwahl
des langjährigen und verdienten I. Vorstandes Herrn Kirschner zeigte.
Nach langen Überreden erklärte sich Herr Kirschner bereit, den Vorsitz
wieder zu übernehmen, und es sei an dieser Stelle nochmals der Dank
.......ausgesprochen für sein großes Interesse und seine finanziellen
Opfer für unseren nun wieder aufstrebenden Club. "
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Kopie aus der verschwundenen
ersten Chronik des FC Kötztings aus der Facharbeit
von Herrn Anton Rabl |
Dieses Bereitschaft war aber zunächst vergeblich, es gab Streitigkeiten (Zitat: "
durch verschiedene Vorkommnisse ist Stillstand eingetreten")
und die Spielbetrieb wurde eingestellt. Das allerletzte Fußballspiel
war am 20.3.1927 und dann kam das Ende. Es verblieben Schulden in Höhe
von 1600 M, die Herr Julius Kirschner privat abdeckte, wofür ihm das
noch vorhandene Vereinsvermögen und die Pokale ausgehändigt wurden.
Sollte dies das unrühmliche Ende des 1. F.C. Kötzting sein?
Nein, am 23.1.1930 wurde erneut vom Turnverein eine Generalversammlung
einberufen, und in Anwesenheit der Turnvereinsvorstände wurde erneut ein
Versuch gestartet, den Fußballclub wiederzubeleben, und zum ersten
Vorsitzenden wählten die Mitglieder den langjährigen Vorstand, der immer
noch zu Hause die Siegespokale aufbewahrt hatte: Herr Julius Kirschner.
Auch der damalige Bezirksamtmann Thomas, heutzutage wäre es der
Landrat, hatte für den Neustart geworben.
Damit dieser auch unter guten Voraussetzungen ablaufen konnte,
spendierte Alfons Liebl die Dressen für die Mannschaft, Karl Waldmann
die Hosen, Julius Kirschner 6 und Paul Gerstl jeweils 4 Bälle. Die
Tornetze wurden von Josef Liebl gestiftet.
Nachdem auf der Versammlung auch von Seiten der Kommunalpolitik die
"Platzfrage" angesprochen worden, gings nun überraschend schnell:
In der Chronik steht die Sensation:
"14.3.1930
Unter dem obigen Datum hat es der Verein gewagt, den schneidigen
Arbeiten der beiden Vorstandsmitglieder Julius Kirschner und Alfons
Liebl entspringend, sich einen eigenen Platz zu kaufen, der von Michl
Mühlbauer (Osl) um den Preis von 6000 M erstanden wurde. Der Platz wurde
unter Hinzunahme von 6-10 Arbeitern in circa 5 wöchentlicher Dauer
einem richtigen Sport entsprechend hergerichtet. Auch die viele
freiwillige Arbeit verdient vollste Anerkennung.
11. Mai
Das erste Wettspiel gegen Cham I. Mannschaft (Kreisliga) endete 7 - 0 Halbzeit 4 - 0 für Cham
25. Mai
Im Gasthof Post fand eine Mitgliederversammlung statt, in der die
Lokalfrage behandelt wurde. Als Lokal wurde Lindner vorgeschlagen jedoch
aber der Wunsch geäußert, nochmals Amberger die Angelegenheit zu
unterbreiten und um umgehende Antwort zu ersuchen. Nachdem von diesen
keine Antwort eintraf, war die Lokalfrage mit Lindner gelöst."
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Bild Arbeitskreis Heimatforschung: 1930 der Fußballplatz entsteht |
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Kötztinger Anzeiger |
Mit dem neuen Platz des 1. F.C. , der, so wurde es auf der
Mitgliederversammlung erklärt, kurz vor dem Grundstückskauf auch ins
Vereinsregister eingetragen worden war, gab es wohl einen
Interessenkonflikt mit dem früheren Hauptverein, dem Turnverein. Man
versprach zwar von Seiten des F.C. gute Rücksichtnahme auf diesen und
wollte dies auch durch die rege Teilnahme an den Turnstunden
dokumentieren, aber schlussendlich bildeten sich zuerst einmal zwei
Fußball"vereine" heraus, die "Rot-Weiß Kötzting" und der "1. F.C.
Kötzting" mit Julius Kirschner an der Spitze. Liest man in dem
nebenstehenden Artikel ein wenig zwischen den Zeilen, so hatte der FC
zwar einen Platz, aber die Rot-Weißen eher die angeseheneren Spieler,
mussten aber andererseits auf dem ungeliebten, weil eigentlich von den
Maßen her ungeeigneten Bleichanger spielen. Der Reporter jedenfalls
schien ein Fan der Rot-Weißen zu sein, denn der Schlachtruf des FCs war
Hipp-Hipp- Hurrah und nicht DJK-Heil.
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Kötztinger Anzeiger |
Die Situation war sicherlich unglücklich und es ist dem Geschick unter
anderem von Julius Kirschner zu verdanken, dass sich die
Verantwortlichen nun an einen Tisch setzen wollten, um eine Vereinigung
der beiden rivalisierenden und streitenden Vereine zu erreichen. Am
Mittwoch, den 25.10.1931, war es soweit, nach längerer, aber fruchtbarer
Diskussion wurden sämtliche Rot-Weiß Mitglieder beim FC Kötzting
aufgenommen und der Zusammenschluss vollzogen.
Mit überwältigender Mehrheit 76 von 80 Stimmen wurde Julius Kirschner
nun der Vorsitzende des Gesamtvereins. Alfons Liebl, der spätere 2.
Bürgermeister der NSDAP wurde Kassier (er war ja Bankier im Hauptberuf).
Nachdem die Platzfrage geklärt war und die ungute Konkurrenzsituation
zweier parallel spielender und um die Aufmerksamkeit der Kötztinger
heischender Fußballmannschaften durch den Zusammenschluss auch geklärt
war, konnte zu höheren Zielen gegriffen werden:
Das Stadion am Roten Steg entsteht:
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Staatsarchiv Landshut Kötzting Baupläne |
26. Februar 1933, es war letztes Faschingswochenende, kam es in Kötzting
im neuen Fußballstadium zu einem Kötztinger Faschingspokalturnier.
Bäcker gegen Schuster gegen Metzger gegen Friseure.
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Hier: die Mannschaft der Bäcker Bild aus einem Photoalbum von Barth Josef senior |
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Hier die Metzger, Barth Josef sen, aus dessen Besitz dieses Photoalbum stammt, steht hier ganz links in Metzgermontur
Bild aus einem Photoalbum von Barth Josef senior |
Mit Sicherheit hat Julius Kirschner auch dieses Turnier maßgeblich
mitvorbereitet, der Verein war für ihn eine Herzensangelegenheit, das
Stadion war neu, im Hintergrund der Bilder sieht man den Bretterzaun,
wie er auch auf dem Bauplan von 1932 zu sehen ist...... - wenige Wochen
später trat Julius Kirschner vom Amt als 1. Vorsitzender zurück.
Nun gehts weiter auf den
Spatiliweg
Woher kommt dieser Name? Zuerst einmal habe ich versucht einen katholischen Heiligen St. Spatili ausfindig zu machen....Fehlanzeige. Ein Anruf bei Ludwig Baumann brachte dann einen Hinweis auf Haymo Richter und der wusste es:
Eine Kartenspieltruppe hatte es sich im Gasthaus Waldfrieden (1906 eröffnet) regelmäßig eingerichtet und sich zum Kartenspielen getroffen. Nicht Schafkopf sondern eine Art der Quadrille wurde gespielt, zu dritt. Das Internet war nun auch hier eine große Hilfe. Eine Abart der Quadrille ist das spanische Spiel L´Hombre, das mit französischen Karten gespielt wird.
Die höchsten Trümpfe bei diesem Spiel sind in der Reihung:
- die Spadille, das Pik-Ass;
- die Manille, je nach der Farbe des Trumpfes eine schwarze Zwei oder eine rote Sieben;
- die Basta, das Treff-Ass.
Der höchste Trumpf bei diesem Spiel ist also die Spadille.
Nun hatten die Kartler offensichtlich eine Regelung Teile des Gewinns ihres Spielabends in die Begehbarmachung ihres Nachhauseweges - im Hang - zu investieren.
So entstand aus einer Spieleridee ein wunderschöner Wanderweg- auch wenn er nicht soo leicht begehbar ist wie der parallelverlaufende Fischerweg. Aber durch die leicht erhöhte Wegeführung im Hang hat man einen viel schöneren Ausblick auf die Auenlandschaft den Fluss- und Werkskanalverlauf und man erreicht auf diesem Wege sowohl die
Magdalenenkapelle
als auch über eine schmale klapprige Treppe - zumindest als ich das letzte Mal dort gegangen bin - die kleine, versteckte Lourdesgrotte direkt ab verwachsenen Regenufer.
Baumann Ludwig hat wohl noch in den 80ern - rechtzeitig für das Kötztinger Heimatbuch Seite 325 - von Frau Hilde Gmach die Entstehungsgeschichte der Magdalenenkapelle erfahren. Der Hintergrund ist eher, so wie beim Roten Steg, ein trauriger. Der Sohn der Besitzerseheleute, eine Rechtsanwaltsfamilie Schneider aus Amberg, ertrank in der Donau bei Straubing. Sollt wenigstens sein Leichnam gefunden werden können, gelobte die Mutter den Bau einer Kapelle. Die Kapelle sollte den Heiligen zum Patron haben, an dessen Tag der Sohn geborgen wird. Man fand ihn am 22. Juni, am Magdalenentag.
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KU September 1956 |
1888 beantragte J.M Schneider im Ordinariat in Regensburg dann die Weihe zu Ehren der hl Magdalena. Pfarrer Nußbau aus Blaibach - Regenstein gehörte damals noch, wie Weißenregen, zur Pfarrei Blaibach, beschrieb sie als
"an einem Berghang gebaut, gewähre einen freundlichen Anblick und sei hübsch ausgestattet." Bedenken angesichts der ganz besonderen Lage der Kapelle machte sich der Pfarrer in Hinblick auf eine zukünftige Veräußerung des Werksgeländes an einen Nichtkatholiken oder gar eines Israeliten, der wohl - nach Beseitigung aller religiösen Zeichen - die Kapelle wohl zu einem Sommerhäuschen ausbauen würde
. "Die Lage dort sei so günstig, dass man im Sommer der Nachmittagsruhe pflegen und etwa auch den Nachmittags oder Abendimbiss einnehmen könnte."
Auch wenn das nebenstehende Bild aus der Umschau vom September 1956 sehr grobkörnig ist, so zeigt es doch die herausragende Stellung der Kapelle im Hang, welche der Blaibacher Pfarrer angesprochen hatte.
Auch wenn die Firma Regenstein im Laufe der folgenden Jahrzehnte tatsächlich in "israelitische" Hände gekommen ist (1920 ist eine Familie Rosenthal nachgewiesen, 1938 die Chamer Brüder Grünhut), die Magdalenenkapelle wurde kein "Salettl" sondern von den Besitzern bzw. Pächtern des Waldfriedens liebevoll gepflegt.
Sogar eine Art von "Jahrtagsfeier" war offensichtlich bereits im Jahresreigen fest vorgesehen.
Ende der sechziger Jahre waren es dann die neugegründeten Kötztinger Naturfreunde, die sich unter anderem auch um die Magdalenankapelle und deren Unterhaltung kümmerten.
Einen gastronomischen Betrieb wollte schon die Erbauerin, die Gattin des Hauptmanns Maximilian Schmidt, genannt Waldschmidt, errichten. Von ihr kennen wir den Antrag auf einen solchen bereits aus dem Jahre 1869
Im Frühjahr 1906 gibt es in Kötzting ein neues Wanderziel: vor wenigen Jahren neugeschaffene „
Spatiliweg“ ist Wanderweg eingewachsen und kann benutzt werden zusätzlich wird im Regenstein eine neue
Ausflugswirtschaft eröffnet. Der Spatiliweg wird in der Zeitung ganz besonders herausgestellt: n
eben des
plätschernden Regenflusses Wellen schlängelt er sich dahin, teils unter
erquickendem Schatten spendenden Bäumen, teils neben Aussicht gewährende
Lichten, in deren Mitte Ruhebänke angebracht sind, die dem Fremden Gelegenheit
geben unser schön gelegenes Kötzting mit seinen umgebenden Bergen zu betrachten.
Herr Kommerzienrat Kränzlein, 1906 Besitzer von Regenstein, verpachtete die Wirtschaft an
die Kötztinger Brauerei Decker welche die Räumlichkeiten aufs schönste
Herrichten ließ. Außer einem geräumigen Gastzimmer wurde auch ein nettes
Nebenzimmer eingerichtet; im umliegenden Waldgelände ließ die Brauerei Tische
und Bänke aufschlagen, das Ganze wird von den Straubinger Wirtschaftsleuten
Rothhammer betrieben. Sogar eine „Badekabine
für die Freunde des Wassers“ soll errichtet werden.
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Waldfrieden |
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der Ausblick hinüber auf den gegenüber liegenden Schinderbuckel, mit dem alten RAD Lager, nun teilweise Fahrschule Schmidt |
Und weiter geht's zu den Industriebetrieben in diesem "Länderdreieck" zwischen Kötzting, Blaibach und Weißenregen
Regenstein - Harras - Steinbach
Den Anfang macht hier der Ableger des Hammerschmiedbesitzers Windorfer Xaver auf der Hammermühle, der - im Regen weiter abwärts - sich eine Weise erstand und darauf eine neue Schmiede - Harras - errichtete.
In sicherer Erwartung, dass die Eisenbahnstrecke Schwandorf-Cham-Furth zeitnah einen Ableger nach Kötzting bekommen würde, verspekulierte sich der, aus Eschlkam stammende, Münchner Hauptmann und Schriftsteller Maximilian Schmidt, der nominell auf den Namen seiner Frau, aber in Wirklichkeit auch mit dem Geld vieler Spekulanten, die seiner Überzeugungskraft erlagen.
Die Eisenbahn kam nicht - noch lange nicht - Schmidt ging bankrott, mit seinem eigenen Vermögen und auch dem Gelde seiner Einleger, und die Pappenfabrik Regenstein bekam im Laufe der nächsten Jahrzehnte eine ganze Reihe von neuen Besitzern, welche die versuchten ihr eingesetztes Kapital zumindest nicht zu verlieren.
Vom "Waldschmidthaus" und der Magdalenenkapelle gibt es eine sehr menschliche Verbindung auch zum Pfingstritt, weil eine der (zahlreichen) Besitzer auch einmal der "Mesner Karl", also Karl Obermaier, der außergewöhnliche Pfingstbräutigamsjubilar gewesen war, von dessen 50jährigem Bräutigamsjubiläum wir eidrucksvolle Bilder und sogar Filmausschnitt haben. Eine seiner Schwesterm, der "Frau Gmach", kennen sicherlich auch noch viele als langjährige Bedienung im Amberger Hof.
In Steinbach wurde der natürliche Bachlauf - von den beiden Herren von der Windorfer GmbH- mit seinem ansehnlichen Gefälle genutzt, um eine Holzschleifffabrik mit mehreren Schleifmühlen im Hangverlauf zu errichten.
Später - nach 1945- nach einem kurzen Intermezzo als Fabrik um Panzerfäuste herzustellen - der Besitzer hat sich dann durch Selbstmord der Verhaftung durch die Amerikaner entzogen - war es dann für viele Jahre ein "Mehrfamilienhaus" für viele, viele Flüchtlinge und wurde dann, nachdem die ganze Steinbachsiedlung 1950 erstmal einen Wasseranschluss erhalten hat, zwangsweise geschlossen wegen der unhaltbaren sittlichen Zustände im mehrstöckigen Gebäude. Die weitere Entwicklung ist uns sicherlich allen in guter Erinnerung >>>>> das Metropol, eine Disko/Nachtklub, der immer noch geöffnet hatte, wenn rings herum alles bereits geschlossen hatte.
Die vorzügliche Küche in dem nunmehrigen Hotel haben wir ja vor wenigen Jahren genossen.
Regenstein war dann zuerst einmal eine Pappenfabrik, später ein Elektrizitätswerk.
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Blick über den Regenstein zum Harras |
In Harras wurde neben Eisenverhüttung, später auch eine Pappenfabrik,
dann mal Kleiderbügel und Spulen hergestellt. Das sogenannte
"Spulerlholz" aus Harras, was in Kötzting in den Nachkriegsjahren eine
beliebte und ganz normale Bezugsmöglichkeit von Brennholz für die
Privathaushalte.
Es folgt ein Weg, weite vorbei an der "Hoarras", Harras, eine Industrieansiedlung auf der sprichwörtlichen grünen Wiese zu Mitte des 19. Jahrhunderts.
Der Ansiedlung folgte eine jahrzehntelange Auseinandersetzung mit dem Lärnbecher Müllner. Hintergrund ist der - wir sind noch Jahrzehnte vom Eisenbahnbau entfernt - mühsame An- und Abtransport von Rohstoffen, Heizmaterial und Eisenerzeugungen. Es gab zwei Möglichkeiten entweder am regen entlang und über mehrere Brücken, die eigentlich der Lärnbecher Müllern in Stand zu halten hatte. Dieser aber wollte nicht nur nicht - weshalb auch immer - sondern schritt sogar zum Rückbau der Brücken um den Unternehmer zu zwingen mit seinen Lastfuhrwerken den sehr viel beschwerlicheren und vor Allem steilen Weg über die -heutzutage "alte" - Blaibachstraße zu nehmen.
Carl von Paur, unser Landrichter, wurde angerufen, Gendarmen kamen, die Brücke wurde wieder aufgebaut, der Lärnbecher Müller baute wieder ab. Lokaltermine mit dem Blaibacher Gemeindevorsteher, Grundbuchauszüge, alles half zunächst nichts, er wollte einfach nicht. Bis, bis die angedrohten und dann auch verlangten Strafzahlungen ihm wohl doch zu hoch erschienen und dann gings plötzlich.
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Bild von Alexandra Hartinger Frühjahr 2019 |
Der Lärnbecher Müller wurde ja bereits erwähnt, Der Name Lärnbecher steht für eine Müllerdynastie, die wir bereits in Kötzting aus der zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg kennen >>>>> Wiesmühle.
Der Flussbereich zwischen Regenstein - eigentlich bereits ab der Brauerei Lindner- und der Mündung in den schwarzen Regen ist sicher einer naturbelassensten und romantischsten Stellen in unserem Nahbereich. Kein Wunder, dass es einen solchen Ruf auch als Fischgewässer hat.
Ein weiterere geschichtliche Besonderheit in diesem Tal, ist die Erschließung durch die Eisenbahn im zu Ende gehenden 19. Jahrhundert. Die Bahnstrecke Cham- Furth mit dem Anschluss an die große weite Welt hatte es ja bereits viele Jahrzehnte gegeben und die Hoffnung auf eine Erweiterung die Familie Schmidt und deren Geldgeber in den finanziellen Ruin getrieben,,, wie sich Maximilian Schmidt aus dieser Pleite - ohne strafrechtliche Konsequenzen - retten konnte, ist ein Kapitel für sich.
Es gibt zeitgenössische Aussagen von königlichen - lokalen - Beamten, die ihn einfach einen Kriminellen nannten....
Anyway, Maximilian Schmidt ist ein wichtiger Zeitzeuge für uns in mehrfacher Hinsicht
als Gründer der Firma in Regenstein und als wehrhafter Altkatholik im Kampf mit dem Kötztinger Pfarrer
Die Eisenbahn, zwar um 25 Jahre zu spät aber immerhin - kam dann ab 1892 zuerst mit der Strecke Cham Kötzting, danach setzten gleich die Verhandlungen ein um den Lückenschluss nach Lam zu machen. Der Kampf mit dem Kötztinger Bgm Kollmaier ähnelt dem des Lärnbecher Müller, er wollte halt nicht....
1904 kam dann die Verbindung Straubing- Miltach dazu und dann Ende der zwanziger Jahre mit einem beeindruckenden Spannbetonbauwerk - damals eine Neuheit - die Verbindung - zum Leidwesen der Kötztinger und Bodenmaiser - die Regentalbahn Blaibach-Viechtach-Teisnach.
30 Jahre hatten die Kötztinger dafür gekämpft und erst in den 50er Jahren ihre Hoffnung auf einen Bayerwaldbahn über Kötzting bis hinunter nach Passau begraben. Als schwacher Ersatz bekamen sie dann den Schi-Str-Bus.
So, nun sind wir langsam in Sichtweite unseres Ziels, in Pulling
Am Gegenufer haben wir die Pullinger Mühle, die vor dem Bau der Stauanlage beim Blaibacher See eine imposantes Wehr quer über den Regen besaß, dass das Wasser und sicher auch die Blöcher auf ihre Gatter rinnen lies.
Dann habe wir das Pullinger Wehr mit der 1967 neu erbauten Kreisstraße, einer explodierenden Umweltproblematik im angestauten See, sicherlich ausgehend von der Papierfabrik in Teisnach, die es über Jahrzehnte verstand durch Firmenschließungsandrohung sämtliche Umweltauflagen abzuschmettern, Schaumkronen auf dem Schwarzen Regen in deren Unterlauf konnten sie nicht beeindrucken. Dann gab es einen Namensstreit - für mich ist es immer noch der Pullinger Weiher.
Und nun am Ende angekommen beim Fischer Naz - einem Flussfischer mit Jahrhundertelanger Tradition. Ich kenne Streitdokumente vom Ende des 16. Jahrhunderts, als sich die Hofmarksherren in Runding über ausbleibende Fischlieferungen beschwerten.
Hofmark Runding
Hofmark Blaibach
Fischwasser - Wassergrenze Marktmühle Kötzting
Gruber Bach