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Donnerstag, 19. Dezember 2019

Die besten - historischen - Bilder von 2019

Unzählige Negative waren es, die ich in diesem vergangenen Jahr digitalisieren und danach in Positive umwandeln konnte/durfte  - ich schätze mal, dass es knapp unter 10.000 Stück waren. Erst durch die Umwandlung in Positive kam dann manchmal die große Überraschung und Freude über das eine oder andere ganz besondere Stück Zeitgeschichte.
Hier nun, eigentlich zusammenhanglos, in lockerer Folge ein paar der Bilder, die mich selber überrascht haben, sozusagen als Schmankerl für Alle zum Jahresabschluss.
Die allermeisten Bilder stammen in dieser Zusammenstellung von Josef Barth sen. Seine Bilder stammen, mit wenigen Ausnahmen, aus den ersten Jahren nach dem Kriege, aber auch Bilder aus den dreißiger Jahren haben sich erhalten.
 

Ein teilausgeschlachteter Panzer der 11. PD auf der Wiese oberhalb dem Lindnerbräu. Ich frage mich schon, wie die es geschafft haben, aus dem Kanonenrohr eine Blume zu machen....... Bild Josef Barth sen.



Blick vom Lindnersteg flussaufwärts, mit Hammerwehr, ein Anblick v.a. der Hintergrund, den es nicht mehr gibt.
Bild Josef Barth sen.

Richtfest des Rohbaus Fa. Franz Aschenbrenner Juli 1950 Photo Pleier
An dieser Stelle entsteht im Jahre 2021 ein mehrstöckiger Wohnungsblock

Textilhaus Schödlbauer 1949, kurz nach dem Kauf des Gebäudes

Links Seiderer -  Mitte Haas Rückgebäude - rechts kleine Markthalle  Bild Josef Barth sen.

Blumenkorso Pfingsten 1950 Rot Kreuz Einsatzwagen auf der Westumgehung: Bild Josef Barth sen.

FC Kötzting Fußballerausflug Bild Josef Barth sen.
vordere Reihe von links: Barth Josef sen., X, Wensauer, Kunstmann, Ludwig Wolfgang sen, Oexler Franz, Held Josef, X, Rauscher Georg, Rösch Hans, X, Barth Schorsch
hintere Reihe von links: X, X, Imhoff,X Röhrl Karl, Graßl Albert, Dattler Buberl
Wenn jemand uns bei den Lücken (X) helfen kann, nur her mit den Namen

Nicht nur die NEW YORKer Stahlarbeiter sind schwindelfrei, auch die Kötztinger Zimmerer.
Dachstuhl beim Neubau des Krankenhauses 1949 - im Hintergrund Landratsamt(nun Rathaus) und Amtsgerichtsgebäude
Bild Josef Barth sen.

Kötztinger Umschau Dezember 1974 Renovierung Kirche Weißenregen

Für mich eine der größten Überraschungen in diesem Jahr: Volksfest auf dem Spitalplatz - rechts ist das jetzige Anwesen Meimer, damals noch Kollmaier, in den 70ern dann das Cockpit. Farbdia von Barth Josef sen.

Samstag, 14. Dezember 2019

Lesestammtisch und Crowdsourcing



Crowdsourcing........    (für mich einfach eine Schwarmintelligenz)
Wer weiß denn noch was ein Schloipfal ist?
Schloipfal Bild von Dr. Hans Aschenbrenner

ist ein Schlagwort, das ich im Jahre 2018 als Begriff zum ersten Male gehört hatte und das mir in diesem - 2019 - Jahr von verschiedenen Seiten als eine mögliche Lösung im Bereich der Heimatforschung, der Familienforschung und auch bei neuen Formen der Erschließung von Archiven bzw. bei der Arbeit mit Archivmaterial  empfohlen wurde.
Eine gute FB -Freundin aus den USA, weitläufig über meine Rodinger Linie mit mir verwandt, hält zum Beispiel Vorträge bei den verschiedensten genealogischen Vereinigungen in den Staaten, um bei deren Mitglieder die Möglichkeiten anzupreisen, welche die weltweiten Vernetzungen der unterschiedlichsten Medien den Familienforschern bietet. Ich selber habe dieses "Crowdsourcing" ja  bereits bei meinen Recherchen für ein junges jüdisches Mädchen aus Kötzting schätzen gelernt.

Was hat aber unser altehrwürdiger Lesestammtisch mit der modernenen Methode Crowdsoursing zu tun?

Baumann Ludwig hat schon vor vielen Jahren in einem Beitrag für die Zeitschrift "Schöner Bayerischer Wald" den unterschiedlichen Wissenspool unserer Teilnehmer sehr treffend zusammengefaßt. Aus diesem Pool kann ich jedes Monat schöpfen und das Ergebnis soll nun dauerhaft erhalten bleiben.    



Nun, wir kommen öfter in unseren Texten über einzelne Wörter, die wir zwar entziffern können, aber deren Sinn sich uns nicht erschließt, weil diese Wörter nicht mehr in unserem Wortschatz auftauchen und manchmal auch der "Schmeller"  das alte bayerische Wörterbuch und ähnliche Hilfen wie Reinhard Riepls Wörterbuch nicht oder nur bedingt weiter helfen.
was zum Beispiel ist ein "junges Goldtvich"? Ein Goldvieh ist
eine Kuh, die noch nicht oder nicht mehr trächtig werden kann.
ein junges Goldvieh ist vermutlich ein anderes Wort für ein
weibliches Kalb (Hofmark Kleinaign 1713)
Dann müssen wir eben das "Problem" so stehen lassen, aber manchmal, und das gar nicht mal so selten, kommt aus unserer Runde von irgendeiner Seite eine Lösung, weil diese Person eben auf seinem Interessensgebiet oder von seiner beruflichen Herkunft, sei es Landwirtschaft, Handwerk, oder Verwaltung ein Detailwissen hat und uns Allen dann eine mögliche Lösung aufzeigt.

Zum ersten: nachdem dieses im September 2019 während eines einzigen Lesestammtischabends mehrfach hintereinander passiert war, war dann die folgende Überlegung gar nicht mehr weit entfernt, dass nämlich solche Interpretationen/Erläuterungen von historischen Begriffen notiert und als eine Art Datenbank für Hintergrundwissen dauerhaft überliefert werden sollten.
Es wird sich im Laufe der Zeit herausstellen, ob die Erfassung und Gliederung einfach alphabetisch erfolgen wird - wie jetzt am Anfang -  oder in Hinblick auf ein Sachgebiet gegliedert oder aber nur entsprechend der Herkunft einem speziellen Dokument zusammengestellt werden wird.

Und dann gibt es zweitens noch den Bereich der "historischen" Anekdoten, die ganz beiläufig unsere Gesprächsrunde beim Lesestammtisch auflockern und es ebenfalls wert sind, niedergeschrieben zu werden.
Wer weiß zum Beispiel noch WARUM man den Lederdornern den Titel als "Erpfebousser" gegeben hat? Baumann Ludwig wusste es!
Lösen wir als erstes dieses Rätsel:
Also: in lange zurückliegenden Zeiten, als auch im strengen Winter die Lederdorner den langen Weg zur Pfarrkirche nach Runding gehen mussten, kamen diese auf die Idee, heiße Kartoffel in die Hosentaschen zu stecken um sich aufzuwärmen. Als solche Kartoffeln dann während des Gottedienstes dann mal aus den Taschen gefallen sind und es entsprechend "gebousst" hat auf dem hölzernen Zwischenboden in den Kirchenbänken, hatten die Lederdorner ihren Spitznamen weg.

Als drittes möchte ich hier noch Begriffe/Wörter anführen, die heute zwar noch gebraucht werden aber damals eine ganz andere Bedeutung hatten wie zum Beispiel das Wort Interesse, das damals den zu zahlenden Zins bedeutete.
Als viertes kommen dann noch Wörter in Frage, hinter deren Bedeutung wir nicht kamen und die daher hier als Frage offen bleiben - wir hoffen natürlich auf eine mögliche Lösung durch unsere geneigten Leser, diese Wörter werden Rot gesetzt.
Als letztes kommen dann noch Kleinigkeiten hinzu, bei dem wir in unseren Texten eine Besonderheit finden, die eine möglichst frühe Erwähnung oder sonst eine Besonderheit darstellen.

Nun abschließend die technische Frage: wie die Wörter/Begriffe dokumentieren und hier veröffentlichen, ohne den Leser lange nach Neueinträgen suchen zu lassen?
Ich denke ich setzte die neuen Ausdrücke immer wieder als Neueinträge an die Spitze des Blogs - damit kann der Leser schnell erkennen, ob es etwas Neues für ihn gibt - und innerhalb des Dokumentes wähle ich eine alphabethische Reihenfolge. Somit kann die Liste permanent ausgebaut werden und die neuesten Einträge stehen am Anfang.

Wir fangen also zuerst einmal klein an und bauen dieses "Wörter- und Anekdotenbuch" langsam und Schritt für Schritt aus.

Hier gehts nun zu den einzelnen Ausdrücken:

Montag, 2. Dezember 2019

Vom Roten Steg über die Magdalenenkapelle zum Fischer Naz

eine historische Wanderung in Bildern

 




 


Der Mord am Roten Steg


Am 9. (September 1699) wurde der Schreiber Gregorius Mauerer ohne den Empfang der heiligen Sakramente begraben, welcher durch erlittene tödliche Wunden plötzlich verstorben war.
Dieses blutige  Ereignis KÖNNTE der Namensgeber für die schon immer bestehende schmale Brücke über den Regen gewesen sein. Für Peter Riederer, (Kooperator in Kötzting von 1909-1913 und nach mehreren Zwischenstationen dann in seinem Wunschort Zenching als Expositus angekommen) jedenfalls war dies der Grund.
In einer Bürgerfestbeilage hat ein "na" schon mal den Text analysiert und auch die Erläuterungen und Erklärungen von Peter Riederer mitangeführt.
Die Ortsangabe "Roter Steg" ist heutzutage aber nicht nur für die Brücke relevant, sonder auch das Stadion des 1. FC Kötzting trägt diesen Namen und gleichzeitig ist der "Brückenkopf" auf der Weißenregner Seite der Beginn eines malerischen Wanderwegs: der Spatiliweg


Der Spatiliweg ist mittlererweile ein Nebenpfad des Fischerweges welcher im Kurpark in Bad Kötzting beginnt und den Weißen Regen entführt. Nur, dass der Fischerweg VOR dem Roten Steg abzweigt und hinter dem Stadion des FC Kötzting an der rechten Seite des Flusses entläng läuft, während der Spatiliweg eben auf der gegenüberliegenden Flussseite sich befindet und, bis zu seiner Zusammenführung mit dem Fischerweg auch landschaftlich attraktiver verläuft.


Ich kann mich noch gut erinnern an das Gefühl, da drüber gegangen zu sein.....

Aber bleiben wir zuerst noch beim:

 

 

Fußballstadion


Im nächsten Jahr - 2021 - wird der FC Kötzting seinen 100. Geburtstag feiern und, nachdem ja bereits der FC Bayern, der Club und der Jahr Regensburg schon mal da gewesen waren, sollte es dann schon der FC Barcelona sein, man gönnt sich ja sonst nichts. Auch wenn die Chronik aus den Anfangsjahren des FC Kötztings irgendwann nach 1982 verschwunden ist, kennen wir durch (Gott sei Dank erhaltene) Photokopien und Zeitungsbericht den Aufstieg, Niedergang und dann erneuten Aufstieg des 1. FC Kötztings ganz genau. Dieser ist in den 20er Jahren untrennbar mit Julius Kirschner verbunden. 

Versammlungsprotokoll mit der Aufnahme von Julius Kirschner zum Fußballclub
Kopie aus der verschwundenen ersten Chronik des FC Kötztings aus der Facharbeit
von Herrn Anton Rabl

Zur Generalversammlung im April 1922 erklärte die alte Vorstandschaft, nicht mehr antreten zu wollen und so schritt man zur Neuwahl.
Wenige Monate nach seinem Vereinsbeitritt wurde Julius Kirschner zum 1. Vorsitzenden gewählt. Sein Stellvertreter wurde sein Nachbar und der Vater meines Schwiegervaters, Max Schrödel

 Im Januar 1925 folgte die nächste Vollversammlung, und Julius wurde in seinem Amt bestätigt.

Der Anzeigenteil im Kötztinger Anzeiger ist voll von Hinweisen auf Freundschafts- und Verbandspiele, Abschiedsfeiern, Einladungen zu Versammlungen, Tanzveranstaltungen und andere Festivitäten.

Der Fußballclub organisierte eine sogenannte Christbaumversteigerung, veranstaltete einen "Bunten Abend" mit Musik und Theatersketchen und der Höhepunkt der gesellschaftlichen Aktivitäten war sicherlich ein Vereinsball mit Tanz und Musik.


Hinweis auf das erste nachgewiesene Fußballspiel
in Kötzting auf dem Bleichanger (=Jahnplatz) noch
vor der offiziellen Vereinsgründung im Mai 1921


Kötztinger Anzeiger









Kötztinger Anzeiger Januar 1924








Auch den redaktionellen Teil der Berichterstattung für den FC Kötzting übernahm von Zeit zu Zeit der 1. Vorsitzende selber. Hier nebenan in seinen eigenen Worten die Zusammenfassung eines Spiels auswärts in Teisnach.
In Kötzting war der Spielplatz die Wiese, genannt der  Bleichanger, vor der Turnhalle, bei dem sogar der Jahn Regensburg spielen musste und von dort mit 4:2 wieder nach Hause geschickt wurde.



1925 wurde Julius Kirschner erneut zum Vorsitzenden gewählt, 1926 wollte er sich von der Vorstandsarbeit zurückziehen (zum Jahreswechsel im Januar 1927 stand ja seine Hochzeit an), der neugewählte Vorstand nahm die Wahl an und ernannte Julius Kirschner aufgrund seiner umfangreichen Verdienste um den FC Kötzting zum Ehrenmitglied.
Am 7. März 1927 wurde zu einer außerordentlichen Vollversammlung geladen, weil sich der alte Vorstand außerstande sah, den Fußballclub zu leiten.
"Nachdem der erste Vorsitzende, Herr Rauscher, sich nicht befähigt fand, den 1. F.C. Kötzting richtig zu leiten, wurde zur Wahl eines neuen Vorsitzenden geschritten, welches als freudiges Ergebnis die Wiederwahl des langjährigen und verdienten I. Vorstandes Herrn Kirschner zeigte. Nach langen Überreden erklärte sich Herr Kirschner bereit, den Vorsitz wieder zu übernehmen, und es sei an dieser Stelle nochmals der Dank .......ausgesprochen für sein großes Interesse und seine finanziellen Opfer für unseren nun wieder aufstrebenden Club. "

Kopie aus der verschwundenen
ersten Chronik des FC Kötztings aus der Facharbeit
von Herrn Anton Rabl

Dieses Bereitschaft war aber zunächst vergeblich, es gab Streitigkeiten (Zitat: "durch verschiedene Vorkommnisse ist Stillstand eingetreten") und die Spielbetrieb wurde eingestellt. Das allerletzte Fußballspiel war am 20.3.1927 und dann kam das Ende. Es verblieben Schulden in Höhe von     1600 M, die Herr Julius Kirschner privat abdeckte, wofür ihm das noch vorhandene Vereinsvermögen und die Pokale ausgehändigt wurden.

Sollte dies das unrühmliche Ende des 1. F.C. Kötzting sein?
Nein, am 23.1.1930 wurde erneut vom Turnverein eine Generalversammlung einberufen, und in Anwesenheit der Turnvereinsvorstände wurde erneut ein Versuch gestartet, den Fußballclub wiederzubeleben, und zum ersten Vorsitzenden wählten die Mitglieder den langjährigen Vorstand, der immer noch zu Hause die Siegespokale aufbewahrt hatte: Herr Julius Kirschner. Auch der damalige Bezirksamtmann Thomas, heutzutage wäre es der Landrat, hatte für den Neustart geworben.
Damit dieser auch unter guten Voraussetzungen ablaufen konnte, spendierte Alfons Liebl die Dressen für die Mannschaft, Karl Waldmann die Hosen, Julius Kirschner 6 und Paul Gerstl jeweils 4 Bälle. Die Tornetze wurden von Josef Liebl gestiftet. 
Nachdem auf der Versammlung auch von Seiten der Kommunalpolitik die "Platzfrage" angesprochen worden, gings nun überraschend schnell:
In der Chronik steht die Sensation:
"14.3.1930
Unter dem obigen  Datum hat es der Verein gewagt, den schneidigen Arbeiten der beiden Vorstandsmitglieder Julius Kirschner und Alfons Liebl entspringend, sich einen eigenen Platz zu kaufen, der von Michl Mühlbauer (Osl) um den Preis von 6000 M erstanden wurde. Der Platz wurde unter Hinzunahme von 6-10 Arbeitern in circa 5 wöchentlicher Dauer einem richtigen Sport entsprechend hergerichtet. Auch die viele freiwillige Arbeit verdient vollste Anerkennung.

11. Mai

Das erste Wettspiel gegen Cham I. Mannschaft (Kreisliga) endete 7 - 0 Halbzeit 4 - 0 für Cham

25. Mai

Im Gasthof Post fand eine Mitgliederversammlung statt, in der die Lokalfrage behandelt wurde. Als Lokal wurde Lindner vorgeschlagen jedoch aber der Wunsch geäußert, nochmals Amberger die Angelegenheit zu unterbreiten und um umgehende Antwort zu ersuchen. Nachdem von diesen keine Antwort eintraf, war die Lokalfrage mit Lindner gelöst."



Bild Arbeitskreis Heimatforschung: 1930 der Fußballplatz entsteht























Kötztinger Anzeiger
Mit dem neuen Platz des 1. F.C. , der, so wurde es auf der Mitgliederversammlung erklärt, kurz vor dem Grundstückskauf auch ins Vereinsregister eingetragen worden war, gab es wohl einen Interessenkonflikt mit dem früheren Hauptverein, dem Turnverein. Man versprach zwar von Seiten des F.C. gute Rücksichtnahme auf diesen und wollte dies auch durch die rege Teilnahme an den Turnstunden dokumentieren, aber schlussendlich bildeten sich zuerst einmal zwei Fußball"vereine" heraus, die "Rot-Weiß Kötzting" und der "1. F.C. Kötzting" mit Julius Kirschner an der Spitze. Liest man in dem nebenstehenden Artikel ein wenig zwischen den Zeilen, so hatte der FC zwar einen Platz, aber die Rot-Weißen eher die angeseheneren Spieler, mussten aber andererseits auf dem ungeliebten, weil eigentlich von den Maßen her ungeeigneten Bleichanger spielen. Der Reporter jedenfalls schien ein Fan der Rot-Weißen zu sein, denn der Schlachtruf des FCs war Hipp-Hipp- Hurrah und nicht DJK-Heil.
Kötztinger Anzeiger
Die Situation war sicherlich unglücklich und es ist dem Geschick unter anderem von Julius Kirschner zu verdanken, dass sich die Verantwortlichen nun an einen Tisch setzen wollten, um eine Vereinigung der beiden rivalisierenden und streitenden Vereine zu erreichen. Am Mittwoch, den 25.10.1931, war es soweit, nach längerer, aber fruchtbarer Diskussion wurden sämtliche Rot-Weiß Mitglieder beim FC Kötzting aufgenommen und der Zusammenschluss vollzogen.
Mit überwältigender Mehrheit 76 von 80 Stimmen wurde Julius Kirschner nun der Vorsitzende des Gesamtvereins. Alfons Liebl, der spätere 2. Bürgermeister der NSDAP wurde Kassier (er war ja Bankier im Hauptberuf).

Nachdem die Platzfrage geklärt war und die ungute Konkurrenzsituation zweier parallel spielender und um die Aufmerksamkeit der Kötztinger heischender Fußballmannschaften durch den Zusammenschluss auch geklärt war, konnte zu höheren Zielen gegriffen werden:

Das Stadion am Roten Steg entsteht:

Staatsarchiv Landshut Kötzting Baupläne

















 

26. Februar 1933, es war letztes Faschingswochenende, kam es in Kötzting im neuen Fußballstadium zu einem Kötztinger Faschingspokalturnier. Bäcker gegen Schuster gegen Metzger gegen Friseure.
Hier: die Mannschaft der Bäcker  Bild aus einem Photoalbum von Barth Josef senior

Hier die Metzger, Barth Josef sen, aus dessen Besitz dieses Photoalbum stammt, steht hier ganz links in Metzgermontur
Bild aus einem Photoalbum von Barth Josef senior
Mit Sicherheit hat Julius Kirschner auch dieses Turnier maßgeblich mitvorbereitet, der Verein war für ihn eine Herzensangelegenheit, das Stadion war neu, im Hintergrund der Bilder sieht man den Bretterzaun, wie er auch auf dem Bauplan von 1932 zu sehen ist...... - wenige Wochen später trat Julius Kirschner vom Amt als 1. Vorsitzender zurück.





Nun gehts weiter auf den

  Spatiliweg







Woher kommt dieser Name? Zuerst einmal habe ich versucht einen katholischen Heiligen St. Spatili ausfindig zu machen....Fehlanzeige. Ein Anruf bei Ludwig Baumann brachte dann einen Hinweis auf Haymo Richter und der wusste es:
Eine Kartenspieltruppe hatte es sich im Gasthaus Waldfrieden (1906 eröffnet) regelmäßig eingerichtet und sich zum Kartenspielen getroffen. Nicht Schafkopf sondern eine Art der Quadrille wurde gespielt, zu dritt. Das Internet war nun auch hier eine große Hilfe. Eine Abart der Quadrille ist das spanische Spiel L´Hombre, das mit französischen Karten gespielt wird.

Die höchsten Trümpfe bei diesem Spiel sind in der Reihung:

  1. die Spadille, das Pik-Ass;
  2. die Manille, je nach der Farbe des Trumpfes eine schwarze Zwei oder eine rote Sieben;
  3. die Basta, das Treff-Ass.
 Der höchste Trumpf bei diesem Spiel ist also die Spadille.
Nun hatten die Kartler offensichtlich eine Regelung Teile des Gewinns ihres Spielabends in die Begehbarmachung ihres Nachhauseweges  - im Hang - zu investieren.
So entstand aus einer Spieleridee ein wunderschöner Wanderweg- auch wenn er nicht soo leicht begehbar ist wie der parallelverlaufende Fischerweg. Aber durch die leicht erhöhte Wegeführung im Hang hat man einen viel schöneren Ausblick auf die Auenlandschaft den Fluss- und Werkskanalverlauf und man erreicht auf diesem Wege sowohl die 


 

Magdalenenkapelle 


 
als auch über eine schmale klapprige Treppe - zumindest als ich das letzte Mal dort gegangen bin -  die kleine, versteckte Lourdesgrotte direkt ab verwachsenen Regenufer.

Baumann Ludwig hat wohl noch in den 80ern - rechtzeitig für das Kötztinger Heimatbuch  Seite 325 - von Frau Hilde Gmach die Entstehungsgeschichte der Magdalenenkapelle erfahren. Der Hintergrund ist eher, so wie beim Roten Steg, ein trauriger. Der Sohn  der Besitzerseheleute, eine Rechtsanwaltsfamilie Schneider aus Amberg, ertrank in der Donau bei Straubing. Sollt wenigstens sein Leichnam gefunden werden können, gelobte die Mutter den Bau einer Kapelle. Die Kapelle sollte den Heiligen zum Patron haben, an dessen Tag der Sohn geborgen wird. Man fand ihn am 22. Juni, am Magdalenentag.
KU September 1956
1888 beantragte J.M Schneider im Ordinariat in Regensburg dann die Weihe zu Ehren der hl Magdalena. Pfarrer Nußbau aus Blaibach - Regenstein gehörte damals noch, wie Weißenregen, zur Pfarrei Blaibach, beschrieb sie als "an einem Berghang gebaut, gewähre einen freundlichen Anblick und sei hübsch ausgestattet." Bedenken angesichts der ganz besonderen Lage der Kapelle machte sich der Pfarrer in Hinblick auf eine zukünftige Veräußerung des Werksgeländes an einen Nichtkatholiken oder gar eines Israeliten, der wohl - nach Beseitigung aller religiösen Zeichen - die Kapelle wohl zu einem Sommerhäuschen ausbauen würde. "Die Lage dort sei so günstig, dass man im Sommer der Nachmittagsruhe pflegen und etwa auch den Nachmittags oder Abendimbiss einnehmen könnte."

Auch wenn das nebenstehende Bild aus der Umschau vom September 1956 sehr grobkörnig ist, so zeigt es doch die herausragende Stellung der Kapelle im Hang, welche der Blaibacher Pfarrer angesprochen hatte.
Auch wenn die Firma Regenstein im Laufe der folgenden Jahrzehnte tatsächlich in "israelitische" Hände gekommen ist (1920 ist eine Familie Rosenthal nachgewiesen, 1938 die Chamer Brüder Grünhut), die Magdalenenkapelle wurde kein "Salettl" sondern von den Besitzern bzw. Pächtern des Waldfriedens liebevoll gepflegt.
Sogar eine Art von "Jahrtagsfeier"  war offensichtlich bereits im Jahresreigen fest vorgesehen.

Ende der sechziger Jahre waren es dann die neugegründeten Kötztinger Naturfreunde, die sich unter anderem auch um die Magdalenankapelle und deren Unterhaltung kümmerten.




Einen gastronomischen Betrieb wollte schon die Erbauerin, die Gattin des Hauptmanns Maximilian Schmidt, genannt Waldschmidt, errichten. Von ihr kennen wir den Antrag auf einen solchen bereits aus dem Jahre 1869

Im Frühjahr 1906 gibt es in Kötzting ein neues Wanderziel: vor wenigen Jahren neugeschaffene „Spatiliweg“ ist Wanderweg eingewachsen und kann benutzt werden zusätzlich wird im Regenstein eine neue Ausflugswirtschaft eröffnet. Der Spatiliweg wird in der Zeitung ganz besonders herausgestellt: neben des plätschernden Regenflusses Wellen schlängelt er sich dahin, teils unter erquickendem Schatten spendenden Bäumen, teils neben Aussicht gewährende Lichten, in deren Mitte Ruhebänke angebracht sind, die dem Fremden Gelegenheit geben unser schön gelegenes Kötzting mit seinen umgebenden Bergen zu betrachten.
Herr Kommerzienrat Kränzlein, 1906 Besitzer von Regenstein, verpachtete die Wirtschaft an die Kötztinger Brauerei Decker welche die Räumlichkeiten aufs schönste Herrichten ließ. Außer einem geräumigen Gastzimmer wurde auch ein nettes Nebenzimmer eingerichtet; im umliegenden Waldgelände ließ die Brauerei Tische und Bänke aufschlagen, das Ganze wird von den Straubinger Wirtschaftsleuten Rothhammer betrieben. Sogar eine „Badekabine für die Freunde des Wassers“ soll errichtet werden.
Waldfrieden












der Ausblick hinüber auf den gegenüber liegenden Schinderbuckel,  mit dem alten RAD Lager, nun teilweise Fahrschule Schmidt



Und weiter geht's zu den Industriebetrieben in diesem "Länderdreieck" zwischen Kötzting, Blaibach und Weißenregen

Regenstein - Harras - Steinbach

Den Anfang macht hier der Ableger des Hammerschmiedbesitzers Windorfer Xaver auf der Hammermühle, der - im Regen weiter abwärts - sich eine Weise erstand und darauf eine neue Schmiede - Harras - errichtete.
In sicherer Erwartung, dass die Eisenbahnstrecke Schwandorf-Cham-Furth zeitnah einen Ableger nach Kötzting bekommen würde, verspekulierte sich der, aus Eschlkam stammende, Münchner Hauptmann und Schriftsteller Maximilian Schmidt, der nominell auf den Namen seiner Frau, aber in Wirklichkeit auch mit dem Geld vieler Spekulanten, die seiner Überzeugungskraft erlagen.
Die Eisenbahn kam nicht - noch lange nicht - Schmidt ging bankrott, mit seinem eigenen Vermögen und auch dem Gelde seiner Einleger, und die Pappenfabrik Regenstein bekam im Laufe der nächsten Jahrzehnte eine ganze Reihe von neuen Besitzern, welche die versuchten ihr eingesetztes Kapital zumindest nicht zu verlieren.



Vom "Waldschmidthaus" und der Magdalenenkapelle gibt es eine sehr menschliche Verbindung auch zum Pfingstritt, weil eine der (zahlreichen) Besitzer auch einmal der "Mesner Karl", also Karl Obermaier, der außergewöhnliche Pfingstbräutigamsjubilar gewesen war, von dessen 50jährigem Bräutigamsjubiläum wir eidrucksvolle Bilder und sogar Filmausschnitt haben. Eine seiner Schwesterm, der "Frau Gmach", kennen sicherlich auch noch viele als langjährige Bedienung im Amberger Hof.


In Steinbach wurde der natürliche Bachlauf - von den beiden Herren von der Windorfer GmbH- mit seinem ansehnlichen Gefälle genutzt, um eine Holzschleifffabrik mit mehreren Schleifmühlen im Hangverlauf zu errichten.
Später - nach 1945- nach einem kurzen Intermezzo als Fabrik um Panzerfäuste herzustellen - der Besitzer hat sich dann durch Selbstmord der Verhaftung durch die Amerikaner entzogen - war es dann für viele Jahre ein "Mehrfamilienhaus" für viele, viele Flüchtlinge und wurde dann, nachdem die ganze Steinbachsiedlung 1950 erstmal einen Wasseranschluss erhalten hat, zwangsweise geschlossen wegen der unhaltbaren sittlichen Zustände im mehrstöckigen Gebäude. Die weitere Entwicklung ist uns sicherlich allen in guter Erinnerung >>>>> das Metropol, eine Disko/Nachtklub, der immer noch geöffnet hatte, wenn rings herum alles bereits geschlossen hatte.
Die vorzügliche Küche in dem nunmehrigen Hotel haben wir ja vor wenigen Jahren genossen.


 
Regenstein war dann zuerst einmal eine Pappenfabrik, später ein Elektrizitätswerk.

Blick über den Regenstein zum Harras

In Harras  wurde neben Eisenverhüttung, später auch eine Pappenfabrik, dann mal Kleiderbügel und Spulen hergestellt. Das sogenannte "Spulerlholz"  aus Harras, was in Kötzting in den Nachkriegsjahren eine beliebte und ganz normale Bezugsmöglichkeit von Brennholz für die Privathaushalte.
Es folgt ein Weg, weite vorbei an der "Hoarras", Harras, eine Industrieansiedlung auf der sprichwörtlichen grünen Wiese zu Mitte des 19. Jahrhunderts.
Der Ansiedlung folgte eine jahrzehntelange Auseinandersetzung mit dem Lärnbecher Müllner. Hintergrund ist der - wir sind noch Jahrzehnte vom Eisenbahnbau entfernt - mühsame An- und Abtransport von Rohstoffen, Heizmaterial und Eisenerzeugungen. Es gab zwei Möglichkeiten entweder am regen entlang und über mehrere Brücken, die eigentlich der Lärnbecher Müllern in Stand zu halten hatte. Dieser aber wollte nicht nur nicht - weshalb auch immer - sondern schritt sogar zum Rückbau der Brücken um den Unternehmer zu zwingen mit seinen Lastfuhrwerken den sehr viel beschwerlicheren und vor Allem steilen Weg über die -heutzutage "alte" - Blaibachstraße zu nehmen.
Carl von Paur, unser Landrichter, wurde angerufen, Gendarmen kamen, die Brücke wurde wieder aufgebaut, der Lärnbecher Müller baute wieder ab. Lokaltermine mit dem Blaibacher Gemeindevorsteher, Grundbuchauszüge, alles half zunächst nichts, er wollte einfach nicht. Bis, bis die angedrohten und dann auch verlangten Strafzahlungen ihm wohl doch zu hoch erschienen und dann gings plötzlich.

Bild von Alexandra Hartinger Frühjahr 2019




Der Lärnbecher Müller wurde ja bereits erwähnt, Der Name Lärnbecher steht für eine Müllerdynastie, die wir bereits in Kötzting aus der zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg kennen >>>>> Wiesmühle.
Der Flussbereich zwischen Regenstein - eigentlich bereits ab der Brauerei Lindner-  und der Mündung in den schwarzen Regen ist sicher einer naturbelassensten und romantischsten Stellen in unserem Nahbereich. Kein Wunder, dass es einen solchen Ruf auch als Fischgewässer hat.

Ein weiterere geschichtliche Besonderheit in diesem Tal, ist die Erschließung durch die Eisenbahn im zu Ende gehenden 19. Jahrhundert. Die Bahnstrecke Cham- Furth mit dem Anschluss an die große weite Welt hatte es ja bereits viele Jahrzehnte gegeben und die Hoffnung auf eine Erweiterung die Familie Schmidt und deren Geldgeber in den finanziellen Ruin getrieben,,, wie sich Maximilian Schmidt aus dieser Pleite - ohne strafrechtliche Konsequenzen - retten konnte, ist ein Kapitel für sich.
Es gibt zeitgenössische Aussagen von königlichen - lokalen - Beamten, die ihn einfach einen Kriminellen nannten....
Anyway, Maximilian Schmidt ist ein wichtiger Zeitzeuge für uns in mehrfacher Hinsicht
als Gründer der Firma in Regenstein und  als wehrhafter Altkatholik im Kampf mit dem Kötztinger Pfarrer
Die Eisenbahn, zwar um 25 Jahre zu spät aber immerhin - kam dann ab 1892 zuerst mit der Strecke Cham Kötzting, danach setzten gleich die Verhandlungen ein um den Lückenschluss nach Lam zu machen. Der Kampf mit dem Kötztinger Bgm Kollmaier ähnelt dem des Lärnbecher Müller, er wollte halt nicht....
1904 kam dann die Verbindung Straubing- Miltach dazu und dann Ende der zwanziger Jahre mit einem beeindruckenden Spannbetonbauwerk - damals eine Neuheit - die Verbindung - zum Leidwesen der Kötztinger und Bodenmaiser - die Regentalbahn Blaibach-Viechtach-Teisnach.
30 Jahre hatten die Kötztinger dafür gekämpft und erst in den 50er Jahren ihre Hoffnung auf einen Bayerwaldbahn über Kötzting bis hinunter nach Passau begraben. Als schwacher Ersatz bekamen sie dann den Schi-Str-Bus.










So, nun sind wir langsam in Sichtweite unseres Ziels, in Pulling

Am Gegenufer haben wir die Pullinger Mühle, die vor dem Bau der Stauanlage beim Blaibacher See eine imposantes Wehr quer über den Regen besaß, dass das Wasser und sicher auch die Blöcher auf ihre Gatter rinnen lies.



Dann habe wir das Pullinger Wehr mit der 1967 neu erbauten Kreisstraße, einer explodierenden Umweltproblematik im angestauten See, sicherlich ausgehend von der Papierfabrik in Teisnach, die es über Jahrzehnte verstand durch Firmenschließungsandrohung sämtliche Umweltauflagen abzuschmettern, Schaumkronen auf dem Schwarzen Regen in deren Unterlauf konnten sie nicht beeindrucken. Dann gab es einen Namensstreit - für mich ist es immer noch der Pullinger Weiher.


Und nun am Ende angekommen beim Fischer Naz - einem Flussfischer mit Jahrhundertelanger Tradition. Ich kenne Streitdokumente vom Ende des 16. Jahrhunderts, als sich die Hofmarksherren in Runding über ausbleibende Fischlieferungen beschwerten.
Hofmark Runding
Hofmark Blaibach
Fischwasser - Wassergrenze Marktmühle Kötzting
Gruber Bach