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Mittwoch, 1. Januar 2025

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  80 Jahre leben wir nun in Frieden und - nach langen schwierigen Anfangsjahren - auch in Wohlstand.

Viele der Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte für unsere Zivilgesellschaft, unsere Wirtschaft, ja sogar unsere Demokratie scheinen durch die unterschiedlichsten Krisen - hier bei uns im Lande und vor allem auch  weltweit - ein Stück in Gefahr zu geraten. 
Vielleicht ist es daher geraten, auf eine wirkliche "Stunde Null" zurückzublicken und zu sehen, was passierte, als die Frontlinie des Zweiten Weltkriegs im April 1945 dann auch im Bayerischen Wald angekommen war.
Ich möchte mich bei meinen Ausführungen nur auf den Raum um Kötzting konzentrieren und mit Bildmaterial belegen.
Weil hier  - neben all den grundsätzlichen Entbehrungen und Verlusten während des Krieges - unsere Vorfahren durch all das, was über sie ab Ende April 1945 hereinbricht, sehr leicht als Opfer erscheinen könnten, ist es für mich unerlässlich darauf hinzuweisen, dass all das nur die Folge dessen gewesen war, was Ende der Dreißiger Jahre seinen Anfang von Deutschland aus genommen hatte, und zwar durchaus auch von Kötzting aus.
Und so schaue ich zusammen mit Ihnen durch den Fotoapparat des Kötztinger Hauptlehrers Josef Bock von dessen Terrassenbrüstung herab auf die Kötztinger Bahnhofstraße, als  am 1.10.1938 - die Überschrift der Zeitung lautete: Führer befiel, wir folgen!  - das angrenzende Sudetenland besetzt wurde.

Foto Josef Bock


Foto Josef Bock


 

Foto Josef Bock

Eigentlich ist es eine Sensation, dass wir in unserer Sammlung sogar ein Foto von der Sprengung des ehemaligen Grenzsperre in Neumark haben.

Foto Josef Bock: Die später gesprengte Schlagbaumvorrichtung gehört ebenfalls nach Neumark.


Und dann war es soweit, der Betonblock des Grenzüberganges wurde gesprengt. Hier konnte Josef Bock sogar den Moment der Sprengung im Bild festhalten.

Foto Josef Bock: Die Sekunde der Sprengung 

Und dann gings hinein nach Neue4rn, dem Gebiet, das zukünftig von den westlichen Landkreisen mitverwaltet werden sollte. 

Foto Josef Bock: Der Einmarsch in Neuern 1.10.1938

Während die nördlichen und östlichen Teile des Sudetenlandes eine eigene Kreiseinteilung erhielten, wurden die Gebiete, die an die "Bayerische Ostmark" grenzten, einfach von dieser mit verwaltet.
 

Um den "Großbereich" Neuern hatten sich die Behörden von Cham und Kötzting zu kümmern.
 Und nun, nach dem Anfang der deutschen Eroberungen, der Sprung ans bittere Ende, in den April 1945.

Die 3. US-Armee, die  hier in den Süden drängte  bestand aus 5 Divisionen, von denen nur 2 für unseren Raum wichtig werden.  Eine davon, die 90. Infanteriedivision stand am 22.04. noch in Weiden und Amberg; am nächsten Tag bereits, am 23.04.wird  Cham eingenommen, von wo aus dann auch die 11th Armored Div. ihren weiteren Auftrag bekam.. 

Karte aus dem Buch XII Corps History vom Col. Reed Museum in Vilseck



Die 11th Armored Division hatte den Auftrag, die heutige B85 bis nach Passau hinunter zu ziehen, um der 11. Deutschen Panzerdivision, die zu der Zeit noch bei Pilsen lag, den Weg abzuschneiden und diese kam dabei auch schnell vorwärts; noch am 24. April waren sie in Viechtach, am 26. April dann schon auf dem Weg in Richtung Linz. 
Bei der seitlichen Sicherung dieser Aufgabe zog dann am 25. April eine starke Kolonne von Miltach aus auch in das Regental hinein, wo das Vorauskommando aus Kreuzbach heraus beschossen wurden, wobei ein US- Offizier starb. Die US-Soldaten kehren um und belegten anschließend für 1 1/2 Stunden zunächst Kreuzbach und danach auch Blaibach mit schwersten Geschützfeuer. Viele Wohnhäuser und Scheunen brannten in beiden Orten und viele weitere Häuser hatten einen Artillerievolltreffer.  Danach spielte diese Division hier bei uns keine Rolle mehr, sie erreichte, wie oben erwähnt, in kurzer Zeit Regen und am Ende Passau.
Die 2nd Cavalry war zu dem Zeitpunkt immer - auf der deutschen Seite der Grenze - auf der jeweiligen Höhe der 11. PD, weshalb auch durch diese Einheit die Rettung der Lipizzaner durchgeführt wurde.
Die 90. Inf.Divivision.  wiederum hatte zunächst die Aufgabe, den Bereich nördlich und Östlich von Cham zu sichern und anschlißend ebenfalls gegen die 11. PD vorzugehen.



Und so erreichte die Kampfgruppe des 357. Inf. Regiments  - laut deren eigenen Aufzeichnungen - am 26. April Kötzting und zwar über Lederdorn und Gehstorf. KB Krämer schreibt in seinem Bericht im Jahre 1955, die Amerikaner wären bereits am 25. April in Kötzting einmarschiert.

Augenzeugen haben mir berichtet, dass die US Amerikaner zu Fuß in einer Doppelreihe die Marktstraße - damals noch Hindenburgstraße genannt - heruntermarschierten; alle Mann die Gewehre im Anschlag, die linke Reihe der Soldaten hatte die rechte Häuserzeile im Blick und die rechte Reihe eben die andere. Die Einheit bog in die Herrenstraße ab - damals noch Adolf Hitler Straße genannt - wo sie vom damaligen Bürgermeister Kroher und vom Landrat Dr. Fiesenig erwartet wurden. Die Stadt wurde übergeben und das wars dann. Der Kötztinger Volkssturm - man verzeihe mir,  durchwegs "alte" Männer, wurde zwar vorher noch an Panzerfäusten trainiert, aber als es dann soweit war, verliefen sich die Männer und gingen nach Hause. Panzersperren wurden in Kötzting nur an der Engstelle der Oberbergerbrücke errichtet, was ein gefährliches Hin-und Her mit auswärtigen SS- Männern mit sich brachte.
Beispiel: Otto und Karl Gerstl
 Es hat offensichtlich eine funktionierende Absprache zwischen den zivilen Stellen und dem militärischen Kommandeur für Kötzting und Viechtach, einem Herrn Bauer im Wehrmeldeamt (heutzutage Marktstraße 30) wegen der kampflosen Übergabe gegeben.  


Apropos Wehrmeldeamt, im Jahre 1939, noch vor Kriegsbeginn wurden auch auf dem flachen Land Wehrmeldeämter eingerichtet und so kam damals die Anfrage an meinen Großvater, der kurz zuvor das Nachbaranwesen des Sattlers Rebstöck am Marktplatz gekauft hatte ( nun Marktstraße 30), dieses Haus für die Ansprüche eines Wehrmeldeamtes  ( mit Dusch- und Waschräumen) umzubauen und zu vermieten.
Dies geschah und es kam dann auch noch zum Wunsch im, eigentlich zum Hause Markstraße 28 
 gehörenden, großen und vor allem langen Hofe eine Kleinkaliberschießanlage errichten zu dürfen.


StA Landshut Rep 164/8 BZA/LRA Kötzting: links auf dem Plan wäre die Rückwand des Gasthauses OSL
Da eben, wie oben angeführt, auch Herr Bauer für die bedingungslose Übergabe gewonnen werden konnte, ging auch dies reibungslos über die Bühne, außer für die Blumenkästen meiner Oma.

Beim Einmarsch der Amerikaner - obwohl es ein sehr kaltes und feuchtes Frühjahr gewesen war-, hatte meine Großmutter bereits die hölzernen, großen und langen Blumenkästen auf der Hofseite auf den Fensterbretter bereitgestellt. Als die Amerikaner das WMA besetzt und damit eine erkleckliche Anzahl deutscher Gewehre erbeutet hatten, leerten sie einfach die Blumenkästen meiner Oma, füllten diese mit den Gewehren, nagelten sie zu und nahmen diese als Souvenirs mit.

Wie oben bei der Baubeschreibung bereits angedeutet, haben die beiden Häuser Zugang zu einem gemeinsamen Hof und dieser wiederum kann nur durch ein dicht schließendes Tor von der Metzstraße - so wie heutzutage auch noch - befahren und eingesehen werden. Jedesmal wenn die amerikanischen Soldaten hinten in den ruhigen Bereich des Hofes traten blickten sie mitten hinein in unsere Backstube und, so wie es eben in Bäckereien der Fall ist, hatten den ganzen Vormittag den Duft von Frischgebackenem in der Nase.
"No fraternisation" ist die eine Sache  "Liebe geht durch den Magen" eine andere und meine Oma hatte ein sehr einnehmendes Wesen und ihrer Aufforderung zum Kaffetrinken - vermutlich von den Amerikanern gestiftet - und Frühstücken folgten die amerikanischen Soldaten anscheinend sehr gerne und mit voller Montur und auch bewaffnet - so der Bericht meines Vaters, damals 16 Jahre alt - , man weiß ja nie, was so eine bayerische, wohlgenährte Bäckermeisterin so im Schilde führen kann. 
 
 

 

  Am nächsten Tag ging es dann nicht nur darum, das bisher Erreichte zu sichern und weiter zu erkunden, sondern vor allem über die Cham-Further Senke direkt und von Kötzting aus indirekt, die 11.PD zu bekämpfen, die selber mittlerweile bereits bis Vseruby und St. Katharina vorgerückt war. 
Genau diesem Zweck diente das der 345ten Feldartillerie Abteilung beigeschlossene Artillerie Batallion, das in der Senke bei Grub mit ihren Haubitzen und - gesichert mit MG-Nestern - Stellung bezogen hatte, um, über den Kaitersberg und den Hohenbogen hinweg, die deutschen Stellungen in Böhmen zu beschießen. 
Und nun kommt der Bericht aus dem Tagebuch des befehlshabenden Offiziers Leon Crenshaw ins Spiel
Dieses tiefer liegende Gebiet, die Weiherwiese genannt, stieß im Norden an die Arndorfer Grenze, wand sich zuerst östlich und bildete dann immergrüne Hänge, die an einen berühmten Berg auf der Landkarte von Georgia erinnerte, den Berg Kennesaw, berühmt aus dem Befreiungskriegen. Captain Crenshaw sah auf der Karte die Bezeichnung Kaitersberg, dessen dunkle Umrisse sich abzeichneten..
In 800 Meter Entfernung ragte er über die umgebenden Hügel und bestimmte den östlichen Horizont. Zwischen seinen Bäumen gut verborgen wurden deutsche Einheiten als mögliche Gefahr vermutet. Im Angesicht des unsichtbaren Feindes befahl Cpt. Crenshaw was notwendig war.
Ohne besondere Anweisungen, sondern nur aus ihrer Erfahrung heraus gingen die 4 Kanonenabteilungen an die Aufgabe, gegen den Hügel hin, eine kleine Geschützreihe aufzubauen. Ungefähr 75 m voneinander entfernt wurden die Haubitzen in zick-zack Formation aufgestellt um ein auseinander gezogenes Ziel für mögliche Gegenangriffe zu bieten. Die Geschütze wurden abgeladen und auf den Hebevorrichtungen befestigt. Treibstoff Behälter, Projektile und Sicherungskisten wurden bereitgestellt. Um die Geschütze herum wurden außerdem Tragen mit der Ladung, Rammschäfte und anderes Zubehör gelagert. Verblichene grüne Zelte wurden zwischen den Kanonen und der Straße aufgestellt. Vorgezogene Außenposten, ausgerüstet mit Maschinengewehren vom Kaliber 50, wurden an den beiden vorderen Ecken zur Sicherung der Geschützstellung eingegraben.
Der Kaitersberg glich einem schlafenden Ungetüm das langsam am Horizont kroch und das Vollmondlicht am wolkenlosem Himmel machte es noch unheimlicher. Gerade als der Schlaf die Artilleristen der C(harly) Batterie zu übermannen drohte, hämmerte schweres Maschinengewehrfeuer in Wellen über das Feld. Aus den Zelten stürzten die Soldaten wie Hornissen aus einem zerstörten Nest, die Kanoniere bemannten ihre 155iger und spähten in die mondbeschienenen Schatten. Der vorgeschobene Außenposten hatte Bewegungen und Geräusche entlang der Gehölzreihen der hingeduckten Abhänge beobachtet. Tödliche Stöße von Leuchtspurmunition fuhren aus der amerikanischen Stellung. Vorfeldbeleuchtung wurde in den Himmel geschickt und erhellten mit kaltem Licht die Szene. Feindliche Gewehrfeuerstöße streuten in unsere Batterie und Fontänen von Erde spritzten zwischen den Kanonen auf.


Britt Taylor Collins: Das "Gefecht bei Grub" 2005 aus Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham im Original ca 150 cm lang. Er selber schreibt in seiner Dokumentation über die Entstehung dieses Bildes: Mr. Britt Tayler Collins reiste 2 mal mit Metalldetektoren nach Deutschland und erhob Nachforschungen in Grub, um das wirkliche Schlachtfeld zu finden. Die Arbeit war nur möglich durch die Vorbereitung, Unterstützung und die Übersetzung von der im Stadtarchiv Kötzting arbeitenden Frau Inge Pongratz.

Nach dem Kriegstagebuch dauerte das Gefecht vom Freitag den 27. April 24.00 Uhr bis zum Samstagmorgen den 28. April 01.30 Uhr. Offiziell wurde dieses Ereignis nur in einer knappen Notiz am Ende des Tagesberichtes erwähnt.
Der Eintrag von der 90. Infanterie Division nach der Aktion lautete:
„ Kurz vor Mitternacht wurde das 345. FA Bn (Feld Artillerie Bataillon) nahe Grub (U734755) in ein Feuergefecht mit geschätzten 200 Deutschen verwickelt, die versuchten bei uns einzudringen. Die Artillerie riss die Zünder heraus und richtete ihre Kanonen in direkte Feuerstellung zum Wald wo der Feind lauerte. Mehrere davon wurden getötet und das bewirkte dass sich 150 Angreifer ergaben.“

Nach diesem Gefecht wurde die Einheit in Richtung Madersdorf abgezogen, um der eigentlichen Aufgabe nachzukommen, der Bekämpfung der 11. PD., die sich nun bereits  im direkten Grenzbereich befand.

Es gibt aber auch noch eine Bestätigung von ganz anderer Seite über diesen Vorgang, auch wenn der Zeuge hier die Reste der 11.PD mit dem möglichen Resten dieses Gefechtes bei Grub verwechselt.
Dr. Rupert Sigl schrieb in der Kötztinger Zeitung über Conrad Krämer dÄ  und zitiert und berichtet dabei aus dessen persönlichen Niederschriften und Erinnerungen. 
In diesen Erinnerungen ist auch der oben beschriebene Zeitraum erwähnt und auch am Rande das Gefecht bei Grub, an dessen Ende Krämer durch die Ortschaft Grub zurück nach Kötzting fliehen wollte.

Kötztinger Zeitung von 1989 mit der Schilderung des Einmarsches der amerikanischen
Truppen in das Zellertal.

Nun zunächst ein Sprung zurück auf den 24. und 25. April 1945.

Der Fall Stöger


Alexius Schwab, der Wettzeller Pfarrer schreibt in seinen Tagebuchaufzeichnungen, dass es in Wettzell hieß, dass die Amerikaner bereits an Georgii - 23. April - in Kötzting seien. 
Am Georgitag (23, April) heißt es plötzlich: die Amerikaner sind schon in Kotzting!
Allgemeine Aufregung!
Straßensperren hatten errichtet werden sollen, um die amerikanischen Auto schon in Kötzting aufzuhalten.
Die Wettzeller tun nichts, da zu fürchten war, dass die Amerikaner unser
Dorf zusammenschießen. Die Weißenregener hatten im Wald auf der Straße Kötzting- Wettzell unterhalb der Grenztafel (etwa 300 Meter unterhalb der Straßenkurve von Gstockat und
ist die Gemeindegrenze von Wettzell und Weißenregen) eine solche Sperre errichtet. Die Wettzeller, darunter der Schmied Josef Stöger, haben sie in der Nacht wieder entfernt. An der Schulhausmauer war das Hackenkreuz gemalt, auch dieses kratzte der Schmied herunter, da mit nicht etwa das Schulhaus von den Amerikanern zusammengeschossen wird. Hitlerbilder lind Parteifahnen wurden trotz des Sträubens des Stützpunktleiters Andreas Fischl aus dem- Parteizimmer entfernt und verbrannt. Da kam am 24. April „SS", das heißt Leute von der Sturmtruppe Hitlers, verhafteten unseren kerndeutschen Schmied Josef Stöger und lieferten ihn ins Kötztinger Gefängnis ein. Am anderen Morgen holen die SS unseren Schmied aus dem Gefängnis, fahren ihn in einem Auto fort und erschießen ihn in der Nahe des Zellertaler Bahnhofes.
Eine Woche vorher waren hatten SS- Einheiten (eine Stuttgarter Offiziersanwärtersschule) Kötzting verlassen und war nach Neukirchen b hl Blut abgerückt. KB Krämer spricht von 2x 400 Mann. General von Hotzendorf, der Anführer dieser Truppe errichtete in einem Gasthaus in Neukirchen ein Standgericht von 20-30 Mann. Aus dieser Gruppierung scheinen die Mörder Stögers gekommen zu sein.
Von der Ermordung des Schmieds gibt es sogar eine Augenzeugin, die mir diese schreckliche Tat erst vor wenigen Wochen erzählt hat.
 Weil I hon no g´seng, weijs an Dings vo Wettzell daschossn ham.
Do hamma mir Kinda om g´stanna am Berg (oben an der Geländekante beim neu gebauten Unterschlupf) woas I heit no, mir hamma als erst (die Ersten)  g´seng, weij d´Ami d´Geijstoafare Heij obag g´forn sand mit de Panzer. Weij ma mir do... is ja weit und broad nix gwen und mir hamma ja so hou om g ´wen, direkt auf dem Feld om do, und eitz kemmand d Ami. und d´Marile und I samma holt do gstanna und hamma g´schaut, ob vielleicht wieder ebs lous is, nand hots wieder g´hoissn: "Vasteckts eich blos, bleibts ned steij" und mir hamma do steij bliem und mir, Marile und I hamma g´seng, weij a Jeep mit - hamma ja scho g´wisst, dass d´SS do ist - weij a Jeep langsam do wou eitzat s´ Brei Lagerhaus steijt, do is lediglich vo uns a Stoll do g´wen, wousas Hei einedo ham, und links  is da Stodl wou heit no durt steijt, und do is - koa Auto is ja neamads g´forn, eitz hamma mir nur des g´seng, weij de mit dem Jeep daher kemmand und Den hammands hint drom bunden, des war so scheij klar, des hamma mir gseng und dawei wird se der g´riert hom und genau do am Stodl vom Wierbindter is er erna owag´folln, der war do davo. Do hand de owa (herunter) und hammnd´n daschossn, I seg des heit no, weij´s na int heij zong hamm und hammand´n in Jeep eineg´worfa. Mir hammand aber net gwisst, dass des da Steger g´wen is, owa dann hot mas g´hert. , na hamms g´sagt, mir warma eitz do Zeugen, mir hamma des g´seng.

Von Frau Christa Rabl Dachs gibt es noch eine bessere Darstellung des alten "Marterls", auch wenn der Zahn der Zeit sehr an dem Bild genagt hat.

Foto Rabl-Dachs Das Marterl des Stöger-Schmieds am Totenbacherl




Die Kapitulation der 11. Panzerdivision


Ende April sind Teile von General Pattons Armee schon auf den Weg nach Linz in Österreich, andere Truppenteile biegen zusammen mit Einheiten der 2. US Cavalry, quasi auf der Ostmarkstraße, scharf nach links ab und dringen über Bayrisch Eisenstein in das damals noch zum Deutschen Reich gehörige Sudetenland und weiter tief hinein in das so genannte Protektorat Böhmen und Mähren bis nach Pilsen.
Mit diesem schnellen Vorrücken und dem Sperrriegel der US Armee wird der Versuch der, östlich von den US Streitkräften, ebenfalls nach Süden eilenden 11. Deutschen Panzerdivision vereitelt, noch vor der US Heeresspitze nach  Westen einschwenken zu können. 
Dies alles vor dem Hintergrund der schnell von Osten her anstürmenden sowjetischen Streitkräfte, die stark anschwellenden Flüchtlingsströme in dem momentanen Einflussgebiet der 11. PD - wir sind hier in der Cham-Further Senke,  und die vermehrt in Grenzgebiet auftauchenden und sich auflösenden anderen deutschen Einheiten.
Das war nun die militärische Situation zum Monatswechsel April/Mai 1945. In der Führung der Division hatte es in den vergangenen zwei Wochen - genauer seit dem 15.April - einen Wechsel gegeben. GLt von Wietersheim wurde abberufen um die Schlacht um Berlin mit dem 41. Panzerkorps zu führen. Generalmajor von Buttlar war nun der neue Kommandeur. Wend von Wietersheim entschloss sich in dieser Situation, - und im Wissen um die Ausweglosigkeit überhaupt nach Berlin durchzukommen - dazu "krank" und damit unabkömmlich zu werden. GLt von Wietersheim war also noch da, aber eigentlich nicht mehr der rechtmäßige Kommandeur der 11. Panzerdivision.
Wie gut die Spionage der US Seite zu diesem Zeitpunkt bereits war, zeigt ein Flugblatt, dass offensichtlich über den deutschen Truppen abgeworfen worden war und das sich im Stadtarchiv in Kötzting im Material des Traditionsvereins der 11. Panzerdivision erhalten hat. Der Inhalt lässt darauf schließen, dass die Amerikaner in manchen Fällen sehr genau Bescheid wussten was auf der deutschen Seite geschah.
Flugblatt der US Army vom Jahreswechsel 44/45

.

Wie dann doch nicht ganz so gut die US Spionage war zeigt sich an der anfänglichen Fehleinschätzung über die Mannschaftsstärke, die die Amerikaner anfänglich auf  1500-3000 Mann schätzten. Allein mit der Kampfgruppe Wietersheim kapitulierten am Ende 9050 Mann.

GM von Buttlar, der rechtmäßige Kommandeur der 11. PD, steckte mit dem kleineren Teil der Soldaten und Material, aber ohne ausreichend Treibstoff, weiter südlich fest und konnte seinen Abmarsch in Richtung Passau daher nicht durchführen.
Der Großteil der Division war im Kommandobereich von GLt von Wietersheim und dieser - nun sind wir endgültig im Mai 1945 angekommen - versammelte am 2.Mai, durch seine eigene Funkstelle über die Aussichtslosigkeit der Kämpfe gut im Bilde, seine Offiziere im Divisionsgefechtsstand.
Vorausgegengen war ein einlaufender Tagesbefehl von General Schöner, dem Oberkommandeur des Heeres, welcher befahl, dass die 11. Panzerdivision sich sofort in Richtung Osten in Marsch zu setzen habe, wenn nötig zu Fuß unter Zurücklassung der Panzer und Geschütze, falls nicht mehr ausreichend Treibstoff vorhanden sei.
GLt Wend von Wietersheim

In dieser Besprechung mit seinem Stab und seinen Offizieren machte GLt von Wietersheim den Vorschlag, bei Zustimmung, mit den Amerikanern in Kontakt zu treten und eine ehrenvolle Waffenruhe auszuhandeln. Die Kampfgruppe von Buttlar sollte in diese Vereinbarungen miteingeschlossen werden. Dieser Vorschlag wurde in vollem Bewusstsein gemacht, dass es ein militärischer Hochverrat war, den er damit initiierte. Als alle in der Runde ihre Zustimmung signalisierten, übernahm von Wietersheim ausdrücklich wieder das Kommando über die gesamte Division, um die Verhandlungen auch über die KG von Buttlar führen zu können, der ja bereits 60 km weiter südlich und eigentlich - in Bezug auf die Verhandlungen mit den Amerikanern  -  nicht mehr im Einflussbereich der 90. Inf Division war.








Col. Reed von der 2nd Cav.



Oberleutnant der Reserve a.D. Klaus Knorr führte in in der Festschrift zum 45 Jahrestreffen 1990 die Bedingungen auf, die die Unterhändler den Amerikanern abtrotzen sollten.

- keine Auflösung der einzelnen Einheiten in der Gefangenschaft.
- alleinige Kommandobefugnisse der deutschen Vorgesetzen bis zur Entlassung
- Belassen aller Rangabzeichen, Orden und Ehrenzeichen
- Behalten der Offiziers Handfeuerwaffen
- eigene Gerichtsbarkeit
- eigene Verpflegung
- schnellste Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft

Festlegung einer Route auf der die Fahrzeuge der Division in den bayerischen Raum einrücken sollten.
Am Morgen des 4. Mai machten sich der 2. Generalstabsoffizier und der Divisionsadjutant zusammen mit zwei Dolmetschern auf den Weg, überschritten die Hauptkampflinie und trafen auf den ersten amerikanischen Posten. Von dort ging die Informationsstaffette schnell weiter und mit verbundenen Augen wurden die Unterhändler zum amerikanischen Divisionsgefechtsstand - in Cham - gefahren.
Ausgewiesen durch die schriftliche Vollmacht von Wietersheim war das einzige Pfund mit dem sie wuchern konnten, die vollständige  Kampfbereitschaft der Division und stellten ihre vorher abgesprochenen Forderungen.
Vollmacht von Wietersheim für seine Verhandlungsdelegation


Die amerikanischen Offiziere in Cham  konnten und wollten solch eine weitreichende Entscheidung nicht alleine treffen, unterbrachen die Verhandlungen kurzerhand und informierten den Bataillonskommandeur General Patton.
Hier fällt nun der bekannte Ausspruch General Pattons, welcher von den mit Spannung rückerwarteten Parlamentären den deutschen Offizieren berichtet wurde:
General Patton ist der Überzeugung, dass die 11. Panzerdivision die fairste und tapferste deutsche Division ist, gegen die er in diesem Krieg gekämpft hat. Er ist daher bereit, die von den deutschen Unterhändlern für die sofortige Waffenniederlegung vorgetragenen Bedingungen anzunehmen.

Die einzigen Änderungen, die die Amerikaner wünschten, war die Wegeführung der Kapitulation und so kamen schwiegen die Waffen am 4. Mai und von 17.00 bis zum frühen morgen des 5. Mais 3.00 Uhr kamen zur Überraschung der Amerikaner am Ende 9050 Mann mit 1400 Fahrzeugen in Kötzting an.


Einschub:
Bereits vorher hatten Einheiten der 2nd Cavalry aus dem Pferdegestüt in Hostau den gesamten Zuchtbestand der Lipizzaner in einem filmreifen (das wurde tatsächlich später in Hollywood verfilmt - und riskanten Aktion und dies auch bereits in Zusammenarbeit mit deutschen Offizieren - auf dem Sudetenland mit LKWs herausbringen, für eine Kavallerieeinheit natürlich eine Ehrensache. 
Und Teile dieser Pferdeherde wurde nun ebenfalls nach Kötzting gebracht und musste dort auch versorgt werden, was in dem feuchten Frühjahr nicht einfach gewesen war.
Stichpunkt: Anna Rosmus und Gehlen, dem Chef der Abteilung des Geheimdienstes: "Fremde Heere Ost"




Die Kötztinger Bauern mit ihrer Futtermittelknappheit waren nicht erfreut über die zusätzlichen Mitesser und waren sehr froh, als diese peu a peu in ihren Zielort in Österreich abtransportiert wurden.
An Pfingsten 1945 jedoch waren noch einige der Pferde in Kötzting, doch dazu später.

Einschub Ende



Zurück zur 11.PD: 
Ein Melder benachrichtigte GM von Buttlar und dieser rückte dann zwei Tage später mit dem
111. Panzergrenadierregiment - nachdem die US Streitkräfte noch 135000 Liter Sprit geliefert hatten - ebenfalls in den Schutzbereich der US Kavallerie nach Kötzting ein.
 
Nun waren also  - organisiert ab nun von der 2nd Cav - die fast 10000 Mann der 11. PD in Kötzting angekommen - begleitet im Tross natürlich auch noch von vielen Flüchtlingen und "eingesickerten" Soldaten anderer Truppenteile und der dafür vorgesehen Platz reichte hinten und vorne nicht, da die Amerikaner, wie oben bereits erwähnt, nur mit 1500 bis max 3000 Man gerechnet hatten.
Erschwerend kommt auch noch hinzu, dass im LK Kötzting sich mehr als 11000 Flüchtlinge eingefunden hatten:
Wir wissen von umfangreichen Einquartierungen der Soldaten in Haus, in Sperlhammer, in Gehstorf und natürlich in Kötzting. Und 1400 Fahrzeuge mussten ja auch noch untergebracht werden.
Auch hier kann ich auf Bilder von Veröffentlichungen der Frau Rosmus zurückgreifen:

Ankunft der Soldaten in Gehstorf


Dieses Bild muss sehr kurz nach der Kapitulation entstanden sein,. denn die beschlagnahmten Fahrzeuge stehen noch schön in Reih und Glied.

Die moderneren Panzer der Deutschen, die die Amerikaner noch benutzen/untersuchen wollten, wurden am Bahnhof Kötzting verladen.



Dann begann das gro0e Ausschlachten und das Kriegsmaterial war nur noch Alteisen.




Foto Barth



GLt von Wietersheim vor seinem Büro in der Marktstraße

Ein deutscher Feldjäger als Fahrer der Amerikaner 



So sah teilweise das "Camp" der Soldaten aus, hier auf dem heutigen Jahnplatz.


Am Tage der Kapitulationsvereinbarung war zwar klar, dass der Krieg nicht mehr lange dauern könne, dass er aber bereits 2 Tage später zuende sein würde war nicht bekannt. Die Vereinbarung beinhaltete, dass die Soldaten der 11.PD - und nur diese - vier Wochen nach Kriegsende in die Freiheit entlassen werden und nicht in Kriegsgefangenschaft gehen sollten.
Dies alles muss man in Zusammenhang bringen, mit den vielen Tausenden an Kriegsgefangenen, die in Cham auf offenem Feld zusammengepfercht waren und wohin auch weiterhin all die Deutschen Soldaten gebracht wurden, die sich bei anderen Gelegenheiten den US-Soldaten ergaben.
Soweit war es aber noch nicht, denn zunächst einmal kam das Pfingstfest 1945, 13 Tage nach dem Kriegsende. 

Die Militärregierung


Mit der Übergabe Kötztings - sei es der 25. oder 26. April gewesen - endete für lange Zeit die Selbstverwaltung des Markts und der Landkreises Kötzting.
Bgm Kroher und der Landrat Fiesenig wurden wegen ihrer Parteizugehörigkeit sofort vom Amt entfernt und der Forstsrat Dr. Dr. Weiger wurde als der neue Landrat und der - von den Nationalsozialisten im April 33 aus dem Amt gezwungene - frühere Bürgermeister Hans Schödlbauer wieder als Kötztinger Bürgermeister eingesetzt.
Für die neue Verwaltung galt es nun, immer in Abstimmung mit der Militärregierung der Amerikaner, mit den vielfältigen Mängeln des Alltags fertig zu werden.
Zuerst die Versorgung mit all den Dingen des täglichen Bedarfs
Die Unterbringung der vielen Flüchtlinge, der Zuwachs betrug fast 40 Prozent 
Die Anmeldungen für die neue Schulzeit im September, obwohl viele der Schulräume als Notunterkünfte verwandt wurden.
Die Beschaffung von Heizmaterial für den kommenden Winter.
Die vielen Umquartierungen in Kötzting selber, da die Militärregierung viele Anwesen in Kötzting für ihre Zwecke beschlagnahmt hatte.
Die Unmengen an scharfer Munition, die in der Umgebung lagen.
Sofort wurde die Herrenstraße für die Bevölkerung - außer für die Angestellten im Landratsamt - auf "off limits" gesetzt und auch im " Amerikahaus" - heute die Volksbank - herrschten strenge Regeln, hier war das Betreten des ersten Stockwerkes bei Strafe verboten worden, dort war zunächst das Reich des CIC, dem Vorläufer der CIA, die für die Entnazifizierung zuständig war.
.


Gleich zu Beginn gingen täglich die unterschiedlichsten Anordnungen an das Landratsamt, welches diese dann an die Gemeinden weiterzuleiten hatte.

 


















In allen diesen Punkten waren die Behörden verpflichtet, zunächst wöchentliche später monatlich und dann vierteljährlich der Militärregierung Rechenschaft abzulegen. 
Am 29. Mai öffnete das Arbeitsamt wieder,  

und für den 11. Juni wurden die Banken aufgefordert, unter den Bedingungen der MR wieder zu öffnen.
Im Bahnhof in Miltach standen noch immer über 70 Eisenbahnwaggons mit den unterschiedlichsten Inhalten, die teilweise bereits ausgeplündert worden waren, und die nun in kleinen Zugeinheiten nach Cham oder Kötzting angeliefert wurde.

 






Es galt eine Hilfspolizei aufzubauen und die Feuerwehren mit Kraft- und Schmierstoffen zu versorgen.
Vom Mai 1945 haben wir sogar eine Liste der Kötztinger Feuerwehrmänner.


 

Am schlimmsten ist natürlich die Situation der vielen, vielen Flüchtlinge und deren Situation ändert sich bei weitem nicht so nachhaltig, wie bei den Ortsansässigen.
Noch im Winter 1947 musste der "Flüchtlingskommissar im Landkreis  Kötzting" seinem Chef melden, dass die Situation katastrophal sei.


Nach wie vor gab es im Landkreis mit Flüchtlingen belegte Wirtshäuser, Schulzimmer und natürlich viele Barackenlager, wie das in Kötzting, Sperlhammer und Arrach. Zumindest konnten zum Jahreswechsel 46/47 hin einige dieser Massenquartiere aufgelöst werden.

Hier ein Ausschnitt über die Entwicklung der registrierten Flüchtlingszahlen von Jan. bis März 1947, die an allen Gemeinden sogar noch anstiegen, auch wenn die Zahlen insgesamt sich in etwa bereits  halbiert hatten gegenüber Sommer 1945, auch, weil inzwischen die Zonengrenzen in die französische und britische Besatzungszone geöffnet worden waren, so dass viele Flüchtlinge zu Angehörigen in anderen Landesteilen ziehen konnten.
 

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