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Sonntag, 23. März 2025

80 Jahre Kriegsende und Neuanfang

 Ich möchte zu einer Veranstaltung in der Aula des Kötztinger Gymnasium am Donnerstag den 8. Mai 2025 im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Abend der politischen Bildung am Benedikt-Stattler- Gymnasium" einladen. An genau diesem Tag  - vor 80 Jahren - endete der Zweite Weltkrieg und begann für unsere Vorfahren langsam, sehr langsam der Start in eine bessere, friedliche Zukunft.
Gleich zu Beginn noch ein Hinweis und die Bitte, sich - der Eintritt ist frei - im Sekretariat des Kötztinger Gymnasiums anzumelden.





Kriegsende und Neuanfang im Kötztinger Land 

Es ist mir eine besondere Freude, dass es gelungen ist, Frau Anna Rosmus für einen der beiden Vorträge zu gewinnen. Frau Rosmus - geboren 1960 in Passau - ist eine amerikanische Schriftstellerin und Forscherin, die sich intensiv mit dem Thema Nationalsozialismus und dabei v.a. mit dem Aspekt des Antisemitismus befasst. Beim Kampf gegen den Nationalsozialismus hatte natürlich die amerikanische Armee einen entscheidenden Anteil, weshalb sie sich später auch entsprechend intensiv mit den Verbänden befasste, die hier im April/Mai 1945 eine so große Rolle gespielt hatten. 


Frau Anna Rosmus

Neben ihrer archivischen und schriftstellerischen Arbeit, die ganz besonders für unseren Grenzraumraum so interessant und passend ist, ist Frau Rosmus durch ihre außergewöhnliche Leistung als junge Schülerin/Studentin auch eine Person der Zeitgeschichte geworden.

Ich zitiere hier ihren Wikipedia-Eintrag:
"Anlässlich des Schülerwettbewerbs Alltag im Nationalsozialismus befasste sich Anna Rosmus als 20-Jährige mit der Rolle ihrer Heimatstadt Passau während dieser Zeit und deren Umgang mit den Passauer Juden. Bei ihren Nachforschungen stieß sie auf Widerstände.[5] Drei Jahre lang erhielt sie keine Einsicht in die Personalakte des NSDAP-Oberbürgermeisters Max Moosbauer, bis sie sich die Akteneinsicht vor Gericht erstritt. Dabei kam zum Vorschein, dass zahlreiche führende Passauer Persönlichkeiten aktive Nationalsozialisten gewesen waren. Durch ihre Recherchen wurde ihr auch bekannt, dass Adolf Eichmann und Adolf Hitler in Passau gelebt und Heinrich Himmlers Vater Schulleiter an ihrer Schule gewesen war. Die Ergebnisse ihrer Recherchen fasste sie 1983 in dem Buch Widerstand und Verfolgung am Beispiel Passaus 1933–1939 zusammen. Rosmus setzte sich außerdem für die Errichtung passender Denkmäler für die Opfer des Nationalsozialismus ein, so zum Beispiel in Passau, wo dieses Bestreben von offizieller Seite jedoch damals nicht unterstützt wurde. Im Jahr 1996 wurde schließlich das Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus direkt am Fluss Inn errichtet. Die Anfeindungen und Bedrohungen (bis zu Morddrohungen) durch Bürger ihrer Heimat, die sie als Nestbeschmutzerin ansahen, veranlassten sie, 1994 ihre Heimatstadt zu verlassen und in die Vereinigten Staaten zu emigrieren."

 Was im obigen Eintrag nur in einem Nebensatz erwähnt ist, hatte aber eine deutliche Auswirkung auf  die Auslegung des bayerischen Archivgesetzes. Akten einer Person - auch Personalakten -,  die im Dritten Reich eine Funktion ausgeführt hatte, dürfen aus datenschutzrechtlichen Gründen seither NICHT mehr zurückgehalten werden. 
Nicht nur alleine durch ihren Bekanntheitsgrad sondern gerade durch ihr außergewöhnlich mutiges Auftreten wurde sie  - und ihr Leben als junge Passauerin - sogar zum Thema eines großen Spielfilms. Der Regisseur war niemand geringerer als der erst kürzlich verstorbene Michael Verhoeven und der Film "Das schreckliche Mädchen" gehört/e in der amerikanischen Übersetzung als "The Nasty Girl" in den USA bald zum Pflichtprogramm in vielen Schulen. Der im Jahre 1990 gedrehte Film war 1991 sogar für den "Oscar" in der Kategorie des "besten fremdsprachlichen Films" nominiert. 

Hier der link zur youtube-Version des Verhoevenfilmes: >>>>>> link <<<<<<<



Für uns hier und heute sind jedoch vor allem ihre jüngeren Forschungsarbeiten und Veröffentlichungen interessant. Seit dem Jahre 2012 und den Recherchen zu ihrem Buch über die "Reichskristallnacht" in Regensburg und Umgebung gibt es einen  - zunächst lockeren - Kontakt zu unserem Stadtarchiv.

erschienen 2013

Kurze Zeit danach kam es zu einem fast unwirklichen - aber zufälligen - Zusammentreffen von Ereignissen quer über die Kontinente, als bei uns in Kötzting in einem abgeschlossenen Kellerraum im Rathaus - feucht und verschimmelt - die Sammlung des Traditionsvereins der 11. Panzerdivision aufgefunden und danach getrocknet, gesichtet und archiviert wurde. Im Wissen, dass sie über genau diese deutsche Wehrmachtseinheit bereits in ihren Büchern berichtet hatte, habe ich ihr kurz geschrieben - und mein Leid geklagt angesichts des Schimmels -  und siehe da, gerade in diesem Moment hatte sie einen "passenden" US-Veteranen bei sich im Büro, der dann auch sogleich die Verbindung zum Vilsecker  "Col Reed Museum" herstellten konnte. Eine Woche später bekam ich Besuch vom Museumsleiter, der unser Material sichtete und Teile davon mit nach Vilseck nahm, da sie dort bessere - v.a. größere - Scanner hatten, als wir im Rathaus. Für die Rückholung unseres Materials fuhr ich selber nach Vilseck und bekam - gelegen mittendrin in der Kaserne - eine Führung durch dieses Museum und durch deren beeindruckende Handbibliothek. Später erhielt ich aus diesem Bestand ein paar ausgesuchte Bücher in digitaler Form, die mir heute noch gute Dienst leisten.
Da sich Frau Rosmus, wie schon erwähnt vor allem mit den amerikanischen Verbänden befasste, die gegen Ende des Krieges hier bei uns agierten, fanden sich in ihren Büchern einige hochinteressante Fotos auch über die Kapitulation der 11. Panzerdivision und aus Kötzting.

Bilder aufgenommen auf der "Lindnerwiese" 




Für uns der Höhepunkt und möglichweise - ich will und kann Annas Vortrag natürlich nicht vorgreifen - ein/das Thema ihres Vortrages ist der ganze Vorgang rund herum um die Rettung der Lipizzaner, wobei bereits dieser Ausdruck " rund herum um die Rettung der Lipizzaner" in die Irre führt, denn nach ihren Recherchen waren die Pferde nur ein Zufallsprodukt am Rande der Sicherstellung eines viel wichtigeren "Materials". Hier das Buch zu diesem speziellen "Kötztinger" Thema.

Hier noch tagesaktuell eine Anmerkung zu diesem Thema, da ja in diesen Tagen der Wiederkehr des Kriegsendes an mehreren Orten im Landkreis gedacht wird. Genau so ist es in dem am 19.3.2025 erschienenen neuen Band der Gelben Bände, also der Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham.
Darin schreibt Dr. Markus Gruber über "Soldatenschicksale 1945 im Raum Waldmünchen und ihre Klärung". 

Doch nun weiter zu meinem Beitrag in dieser Vortragsreihe.

Um hier angesichts der schon ab dem Jahreswechsel 1944/45 beginnenden sehr schwierigen Lebensbedingungen unserer Bevölkerung - die sich durch die Flüchtlingszahlen dann auch noch laufend verschlechterten - nicht den Blick auf Ursache und Wirkung zu verlieren, beginne ich mit ein paar Bildern aus Kötzting vom Spätherbst 1938, als mit der Besetzung des Sudetengebiets eigentlich alles begann.

Foto Josef Bock: Bahnhofstraße Kötzting am Vorabend des Einmarsches ins Sudetenland.

Danach der große Sprung in den April 1945, die Besetzung des Landkreises Kötzting ab dem 26. April 1945 mit dem taktischen Schwenk der amerikanischen Truppen in Richtung der Grenze und gegen die 11. PD.


Fast zeitgleich mit dem Einmarsch - nach Zeugenaussage sogar während die US-Streitkräfte schon am  in Gehstorfer Berg zu sehen waren - passierte der schreckliche Mord am Wettzeller Schmied Stöger.

Foto Rabl-Dachs: Das Marterl am Totenbacherl für Wolfgang Stöger.

Dann war für die Kötztinger der Krieg zu Ende, auch wenn es noch ein paar Tage dauerte bis zur bedingungslosen Kapitulation Großdeutschlands.
In dieser Phase bahnte sich das an, was später auch das Pfingstwunder von/in Kötzting bezeichnet wurde: die Kapitulation der 11. deutschen Panzerdivision, der der Raum Kötzting als Einmarschraum zugewiesen wurde.

Viele Bilder der 11. PD in und um Kötzting haben sich erhalten, in Kötzting beim Amberger Hof, beim Achtler, auf der Spitziwiese, an der Laderampe am Bahnhof, auf der Lindnerwiese, auf dem Jahnplatz, in Sperlhammer.

Col. Reed Museum Vilseck: The Ghosts of Patton`s Third Army: 
GLt von Wietersheim vor seinem Büro in der Marktstraße (Nebengebäude Amberger Hof)  im Gespräch mit Cpt. Sperl, links mit der dunklen Mütze. Die beiden wurden Freunde fürs Leben.
Ankunft der Soldaten in Gehstorf

 
Zeitgleich beginnt in Kötzting die Zeit der Militärregierung

Teilliste der Belegung einzelner Kötztinger Gebäude durch die Militärregierung


Der Landkreis bekommt einen Bevölkerungszuwachs von 11500 Flüchtlingen und Vertriebenen.



 
StA Kötzting Nur noch als Fragment erhaltene Flüchtlingskartei des ehemaligen Landkreises Kötzting mit über 11000 Namen.


Es wird Pfingsten 1945 - Zeit für ein Wunder

Mit Franz Oexler, einem der Soldaten der 11.PD und halt zufällig ein Kötztinger und mit Teilen der geretteten Lipizzaner bekommt Kötzting 2 Wochen nach dem Kriegsende einen Pfingstbräutigam und die Militärregierung erlaubt - nach anderer Leseart befiehlt - den traditionellen Pfingstritt.

Pfingstbeilage 1970 Franz Oexler auf einem Lipizzaner auf dem Bleichanger vor der Kranzlübergabe.

Der Neubeginn beginnt zäh und ist sehr schwer und wird noch 1947 in Teilen als katastrophal eingestuft.

Rep 164-8 Nr. 1830_0001

Vor allem geht es der amerikanischen Militärregierung um den Aufbau demokratischer Strukturen, wozu dann verpflichtende Bürgerabende eingeführt wurden und die Deutsche Jugend - 12 Jahre unter dem Propagandadiktat der NSDAP - erhielt durch die GYA Unterstützung an vielen Fronten.
das offizielle Plakat zum "Großen Preis von Kötzting"

Die Lebensfreude kehrt zurück



Die erste demokratische Wahl seit 13 Jahren:

Am 27.1.1946 fand die erste freie und demokratische Wahl in Bayern statt und dabei gings zunächst erstmal um die Kommunen. Hier das Ergebnis der Wahl zum Kötztinger Bürgermeister. 

StA Kötzting
Mit großem Vorsprung wurde der im April 1933 von den Nazis abgesetzte damalige Kötztinger Bürgermeister - damals Mitglied der BVP - nun wiedergewählt, nachdem er das Amt seit dem Einmarsch der Amerikaner bereits kommissarisch geführt hatte. 

Am Ende noch eine kleine Karte mit diversen "Landmarken", die in engem Zusammenhang stehen mit dem Einmarsch der Amerikaner und der Kapitulation der 11. PD.





Montag, 17. März 2025

Erinnerungen an Altkötzting Teil 57 - der Fußballplatz ist im Weg

In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen "Blick zurück" erlauben; zurück auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden; eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtagen,  Bällen, und vor allem mit Menschen. Hier ein Rückschau ins Kötzting von vor 50 Jahren.


Die Hochwasserfreilegung und der Fußballplatz

Noch im Januar 1975 hatten die Kötztinger unter dem letzten Hochwasser leiden müssen und nun kamen im Zuge der anlaufenden Planungen für eine endgültige und umfassende Hochwasserfreilegung schlechte Nachrichten, Der Fußballplatz des 1. FC Kötzting stand an der Stelle, an der massive Schutzmaßnahmen durchgeführt werden mussten und stand daher im Fokus der Überlegungen.
Hier eine Bilderserie zusammen mit dem Presseartikel zu der Problematik aus der Hand des damaligen Journalisten der Umschau, Herrn Kühn. Nach dem Januarhochwasser hatte es wieder geschneit und in Kötzting war im Februar wieder der Winter eingezogen.







Mittwoch, 12. März 2025

Podcast: Kötzting im Dreißigjährigen Krieg

 Der nächste Beitrag/Podcast,  bei dessen Erstellung eine KI zum Einsatz kam, betrifft einen für Kötzting ganz besonderen Zeitraum, nämlich die Jahre, als Kötzting im dreißigjährigen Krieg besonders zu leiden hatte, also in etwa von 1630 bis 1640.
Das "Ausgangsmaterial" für die KI war eine meiner Veröffentlichungen in den "Gelben Bänden" mit der Überschrift: "Kötzting im Dreißigjährigen Krieg". Das Ergebnis ist erneut ein beeindruckendes computergeneriertes Tondokument - ein Podcast-, als ein Frage-und Antwort Spiel zwischen zwei Personen - zu dem Thema. Der KI konnte ich in einem Probt von 500 Zeichen vorher mitteilen, wo der Schwerpunkt zu liegen habe.
Leider benötige  ich fast 250 von diesen Zeichen, um im Prompt die eigentlich im Programm vorgesehene Ausgabe in Englisch auf die Sprache Deutsch umzubiegen. Eine Option, die eigentlich überhaupt gar nicht im Programm vorgesehen ist. Mit den verbleibenden 250 Zeichen kann ich dann die weitere Richtung und manche Korrekturen vorgeben. Leider konnte ich der KI nicht beibringen, "Cham" so auszusprechen, wie wir es tun, es wird immer ein "Scham" und Kötzting wird bereits in diesem Zeitraum -1633-1640 - als Stadt bezeichnet.

Es bleibt weiter noch die Schwierigkeit der KI, bei deren intern notwendigen zusätzlichen Übersetzung, die deutschen Jahreszahlen korrekt auszusprechen. Aus 1633 wird durch ein "gewisses" Verschlucken einer Silbe dann eben 1630, was bei dem Eckdatum des 29.11.1633 natürlich schon etwas verwirrend ist. Trotzdem ist dies eine für mich sehr beeindruckende Möglichkeit Textdokumente in einer unterhaltsamen und zugleich informativen Form zu veröffentlichen.

Eine historische Ansicht des Marktes Kötzting um 1650, also nach dem Wiederaufbau nach der Zerstörung durch die schwedischen Truppen.


Hier also nun der nächste KI generierte Podcast zum Thema: Kötzting im 30jährigen Krieg..

Auch die folgende Zusammenfassung des Podcastinhalts ist KI- generiert:

Die Texte beschreiben die Zerstörung Kötztings im Dreißigjährigen Krieg, insbesondere durch einen schwedischen Überfall im November 1633. Sie analysieren verschiedene Quellen, darunter Rechnungsbücher, Gerichtsakten und Petitionen, um den Hergang des Überfalls, die Schäden und die Folgen für die Stadt zu rekonstruieren. Die Quellen belegen nicht nur die schwedische Plünderung und Brandstiftung, sondern auch darauf folgende kaiserliche Ausplünderungen und die langwierige Wiederaufbauphase. Zeitzeugenberichte liefern detaillierte Einblicke in die Ereignisse und das Leid der Bevölkerung.

Hier ist eine detaillierte Zeitleiste der Ereignisse, gefolgt von einer Liste der Charaktere mit kurzen Biographien, basierend auf den von Ihnen bereitgestellten Quellen:


Zeitleiste der Ereignisse in Kötzting (1575-1648)

  • Vor 1633:
  • Ab 1575: Die Rechnungsbücher des Rentkastenamts Straubing beginnen, detaillierte Informationen über die Ausgaben und den Zustand des Schlosses Kötzting zu liefern.
  • 1588: Reparatur eines Geschützes am Schloss.
  • 1600: Reparatur eines "Stickl" (kleineres Geschütz) am Schlossturm.
  • 1610: Herstellung von Schießscheiben für die Soldaten; Reparaturen am Pulverturm und an den Zugängen zum Schloss.
  • 1617: Reparaturen und Ausbesserungen an den Verhörstuben und am Gang zum Pulverturm.
  • 1619: Reparatur von Schlössern für die Aufbewahrung von Munition im Schloss.
  • 1621: Schäden an Zehentstadel und Wachstuben durch durchziehende Soldaten, Reparaturen werden nötig. Beschwerde des Gerichtsprokurators Wolf Hölzl über die Auswirkungen der Kriegsdurchzüge.
  • 1629: Bau einer neuen Schupfen für Verteidigungsgeräte am Schloss.
  • 1632: Befestigungsarbeiten am Schloss, einschließlich Schießscharten, eines Ausfalls durch den Graben, sowie Reparatur von Toren und Pflasterarbeiten. Reparaturen an der Wachstube.
  • 1633:
  • Vor dem 18. November: Die Rechnungsbücher des Kastenamts Kötzting werden abgeschlossen und nach Straubing gebracht.
  • Um den 18. November: Die Schweden erobern die Stadt Cham.
  • Täglich nach dem 18. November: Schwedische Truppen erscheinen täglich vor Kötzting. 200 Mann und mehr halten im Schloss und im Markt Wache.
  • 30. November (Nacht):
  • Ein schwedischer Trompeter als Parlamentär wird von "dem alten Kyrninger" (Kieninger) am Stadttor erschossen.
  • Als Reaktion darauf stürmen schwedische Reiter die Stadt, erschlagen Bürger, zünden Häuser an und vernichten sie.
  • Der Pfleger Rosenhammer flieht aus dem Schloss.
  • In den Flammen werden neben den Häusern und dem Hausrat der Bürger auch Urkunden und die Taufbücher des Pfarrhauses vernichtet.
  • Das Schloss wird zerstört und das Archiv verbrennt.
  • Nach dem 30. November:
  • Kaiserliche Truppen unter Graf Isolani ziehen kurz nach dem Schwedenüberfall durch Kötzting.
  • 1634:
  • Pfingsten: Kaiserliche Truppen plündern Kötzting. Der Wirt Sebastian Pillich wird zur Leistung von Proviant und Wagen gezwungen, erhält jedoch später eine Entschädigung.
  • 1635:
  • Schadensfeststellung am Schloss durch Hauptmann Georg Sigmundt Pellkofer.
  • Beginn der Reparaturarbeiten am Schloss, zunächst für den Gerichtsschreiber.
  • Beginn der Wiederaufbau des Rathauses
  • Ein neuer Viehhirte wird eingestellt und das Hirtenhaus wird neu aufgebaut.
  • Ein neuer Schullehrer wird eingestellt und die Orgel der Kirche wird repariert. *Ein neues Marktsiegel wird in Straubing bestellt.
  • 1636:
  • Beginn der Kötztinger Pfarrmatrikel mit einer Beschreibung des "Status animarum"
  • 1640:
  • Banerscher Einfall: Kötzting wird erneut geplündert und teilweise zerstört. Mehrere Häuser brennen.
  • 1641: *Der Pfleger Yettinger wird dafür verantwortlich gemacht, dass die Buerger ihre Wertgegenstände im Schloss einlagerten.
  • Der Pfleger von Neukirchen, Johann Wilhelm Leublfing, verliert sein Geld und Eigentum beim Banerschen Einfall in Kötzting.
  • 1646-1649:
  • Kaiserliche Einquartierungen und Belastungen der Bürger mit Kontributionen (Steuern) und Verpflegung.
  • 1648:
  • Kötzting muss Kontributionen und Naturalabgaben an die kaiserlichen Truppen leisten. Die Schuldenlast der Bürger und der Gemeinde ist enorm.
  • Das Churbaierische Hauptquartier nimmt in Cham Stellung. Kötzting ist gezwungen die Offiziere zu versorgen.
  • Antrag auf einen Steueraufschub für die Gemeinde Kötzting.
  • Nach 1651-1654:
  • Es sind noch 8 Brandstätten in Kötzting belegt.
  • Nach 1665:
  • Wolf Fischer, ein Bürger von Kötzting, petitioniert um Gladtwasser.


Cast of Characters (Hauptpersonen und deren Biographien)


  • Kieninger (auch Kyrninger genannt): Ein Bürger von Kötzting, der den schwedischen Parlamentär erschoss und damit die Zerstörung der Stadt auslöste.
  • Rosenhammer: Der Pfleger von Kötzting während des Schwedeneinfalls. Er flieht aus dem Schloss und residiert später in Grafenwiesen. Kritisiert die Bürger und deren Umgang mit den zu verbergenden Wertsachen.
  • Abt Veith Häser: Verfasste eine Schilderung der "Schreckensnacht" von Kötzting basierend auf Erzählungen und Berichten von Dritten.
  • Dr. Winfried Baumann: Historiker, der die Schilderung Häsers analysierte und kritisch würdigte.
  • Clemens Pongratz: Verfasser der Abhandlungen über Kötzting im dreißigjährigen Krieg
  • Wolf Behamb: Schmied, der Reparaturen am Schloss durchführte.
  • Pillich Sebastian der Jung: Schmied, der Reparaturen am Schloss durchführte.
  • Pfeffer Wolf: Schlosser, der Reparaturen am Schloss durchführte.
  • Zwerchmeier Achaz: Zimmermann, der Arbeiten am Schloss ausführte.
  • Andreas Peinkofer: Kötztings Zimmermann, der Reparaturarbeiten im Schloss übernahm.
  • Wolf Hölzl: Gerichtsprokurator in Kötzting, der sich über die Auswirkungen der Kriegsdurchzüge beschwerte.
  • Hähel Michael: Marktmüller, der beschädigte Bretter vom Zehentstadel lieferte.
  • Windter Adam: Zimmermeister, der Reparaturen in der Wachstube durchführte.
  • Veith Stoeckhel: Schmied, der die Wachstubentüren beschlug.
  • Hans Christan: Maurer, der Arbeiten am Schloss ausführte.
  • Thoman Sellner: Zimmermann, der am Bau einer Schupfen beim Schloss beteiligt war.
  • Wolf Fischer: Bürger von Kötzting, der als Augenzeuge und Betroffener von den Zerstörungen 1633 und 1640 berichtet. Er war ein Musketier und Corporal.
  • Thomas Rothauer: Bräuamtsverwalter und Gerichtsschreiber in Kötzting, der Wolf Fischer das Schnapsbrennen verbietet.
  • Margeretha Rossmänninn: Witwe, die sich um Fischers Anteile am Gladtwasser bewirbt.
  • Sebastian Pillich: Gastwirt in Kötzting, der vom kaiserlichen Wachtmeister zur Bereitstellung von Wagen gezwungen wird.
  • Georg Sigmundt Pellkofer: Churfürstlicher Hauptmann zu Furth, der die Schäden am Schloss begutachtete.
  • F. Georg Weimar: Pfarrer von Kötzting, der über Plünderungen in der Kirche berichtet.
  • Johann Adam Yettinger: Nachfolger Rosenhammers als Pfleger in Kötzting. Er ist umstritten, da er sich nicht um das Wohl der Buerger gekuemmert haben soll.
  • Johann Wilhelm Leublfing: Pfleger von Neukirchen, der in Kötzting sein Geld und Hab und Gut verliert.
  • General Baner: Schwedischer General, dessen Einfall 1640 zu erneuten Plünderungen in Kötzting führte.

Der Markt Kötzting im Dreißigjährigen Krieg:



Sonntag, 9. März 2025

Der Holledauer Fidel

 In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen "Blick zurück" erlauben; zurück auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden; eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtagen,  Bällen, und vor allem mit Menschen.

Unsere Bildersammlung ist die eine wichtige Quelle für diesen Blog, eine andere sind die Tageszeitungen Kötzting, seit 1900 der Kötztinger Anzeiger und seit 1928 die Kötztinger Zeitung. Die Erste überlebte das Dritte Reich nicht und die Zweite erschien nach einer kurzen Pause nach dem Krieg wieder in unveränderter Form. Als zweite Zeitung kam dann sogar etwas früher die Lokalausgabe der Mittelbayerischen Zeitung, die Kötztinger Umschau hinzu.

Bei der Erarbeitung des Materials für die Jahreschroniken 1925 und 1975, also kurz für Kötzting vor 100 bzw. vor 50 Jahren fielen mit zwei Artikel auf, die nicht nur im Abstand von 50 Jahren das gleiche Thema bearbeiteten, sondern sogar aufeinander Bezug nahmen. Dies stellt für mich einen bisher einzigartigen Fund dar, von dem ich hier berichten möchte.

Den Anfang dieses besonderen Fundes war ein Zeitungsbericht - geschrieben von der Chefin selber, Frau Renate Serwuschok - in der Umschau vom April 1975, der auf die bevorstehende Aufführung des Singstückes "Der Holleduaer Fidel" durch das Südostbayerische Städtetheater in der Jahnhalle verwies und auch in dem Vorbericht bereits hervorhob, dass es die Kötztinger selber gewesen waren, die dieses Stück vor gut 50 Jahren aufgeführt hatte.


In ihrer Titelzeile schrieb Frau Serwuschok, dass es zwar nur "spärliche Dokumente", jedoch viele "lebhafte Erinnerungen" an die Aufführung des MGOV gäbe. Eine Aussage zur Dokumentenlage, die sicherlich für 1975 korrekt ist. Sie konnte aber noch Zeitzeugen befragen, die uns heute nicht mehr zur Verfügung stehen. Und einer davon - der früher sogar Teil des Kötztinger Orchesters gewesen war - war Franz Wensauer, der zusammen mit dem Bader August Hofner viel zu erzählen wusste.

So konnte Frau Serwuschok viele Details von den Zeitzeugen erfahren:





Was mit hier besonders gefällt. ist die "Reaktion" des Publikums, die ähnlich wie heutzutage bei der "Rocky Horror Picture Show", Teil der Aufführung geworden waren.

Nun aber zurück zu meinen Recherchen. Franz Wensauer war sich nicht mehr ganz sicher, ob es 1923 oder 1924 gewesen sei, als er Teil der Aufführung gewesen war. Beide Jahresausgaben des Kötztinger Anzeigers haben sich in München erhalten, weshalb es nicht schwer gewesen war, das richtige Datum herauszufinden.
Zunächst jedoch gilt es die Entwicklung des Kötztinger MGOVs vorzustellen, die sich damals von Aufgabe zu Aufgabe steigern konnten und deren damaliger künstlerische Aufschwung eben mit diesem Singspiel begonnen hatte, der sich bis zur Aufführung einer kompletten Operette im Jahre 1925 dann steigern noch weiter konnte. 
Aus diesem Grund hier zunächst die Rezension einer Operette, in der der Reporter 1925 den Bogen vom Holledauer Fidel des Jahres 1923  bis zu dieser Operette schlug.



Hier die komplette Besetzung beim Singspiel von der "Winzerliesl", der Kötztinger MGOV also in seiner Großbesetzung. Schön zu sehen und ein weiterer Beweis für seine gute Integration im bürgerlichen Kötzting ist die Mitgliedschaft der Julius Kirschner im Orchester.
Im Zeitungsartikel befindet sich eine bessere Personenbeschreibung der dargestellten Personen, als wir sie selber in unserer Sammlung haben. Wir haben das bessere Bild aber Frau Serwuschok hatte eine bessere Beschreibung. 
1. Reihe v.l. N.N., Michael Herre, Kooperator , Franz Liebl,Lehrer Weiß, Hermannsdorfer, Franz Wensauer, Andreas Krämer
2. Reihe v.l. Sperl Schorsch, Albin Klingseisen, Rösch, Fuchs, Siertle, Georg Schmidl, Frl Lukas, Alfons Liebl, August Hofner, Julius Kirschner, Franz Kulzer, Franz Heigl
3. Reihe: Zenta Zeuner, Gretl Lesßzkeur (verh. Lautenschlager), Käthe Schmidl, Frau Forster, N.N., Maria Praller, Rudi Michl, Klara Tethbauer, F. Kaffka, Greisinger, Elise Waldmann, N.N., Gretl Hofner
4. Reihe: Pleyer, Bindl Franz, Amalie Heigl (verh. Mehringer, Gendarm, Lina Hörauf verh Wolf, Fritz, N.N., Mädchen mit Kranz, Josef Dittrich, N.N., N.N., dahinter Amor Tochter des Marktschreibers Forster.
Die Winzerliesl war die Großproduktion des Jahres 1924 und aufgeführt wurde sie vom 1. FC Kötzting, was ebenfalls wieder den Bogen zu Julius Kirschner schließt, den man mit Fug und Recht als den damaligen "Mr. FC Kötzting" bezeichnen könnte.


Nun aber zu dem historischen "Dokumenten", die sich von der Kötztinger Aufführung des Holledauer Fidels erhalten haben:
Im Februar, noch unter den Spätwirkungen der Hyperinflation leidend und aus Solidarität mit den Bewohnern des Ruhrgebietes, lud die "Deutsche Wacht", eine patriotische überparteiliche Vereinigung, in den Januelsaal, zur Vorführung des Singspiels von der Holledauer Fidel.
Der Eintrittspreis - ganz war die Inflation noch nicht abgeklungen - betrug stolze 500 Mark. Das Zeitungspapier war teuer und die Druckerschwärze ebenfalls, was man der Druckqualität der damaligen Tageszeitung auch ansah.



Und dann der Bericht über die Premiere:



Wie sich Franz Wensauer richtig erinnerte, musste die Aufführung mehrfach wiederholt werden und, wie im einleitenden Bericht erwähnt wurde, war es für das Publikum und die Darsteller ein Vergnügen gewesen, da sich sogar aufeinander reagierten.



Und nun noch einmal zurück zum Anfang und zum Bericht der redaktionsleiterin Frau Serwuschok, die ihre Rezension der 1975er Aufführung fast im Stile ihres Scheinwerfers entwarf und am Ende es erneut schaffte den Bogen von 1925 nach 1975 zu schließen.
Die gebundenen Tagenszeitungsbände lassen leider ein verlustfreies Kopieren von Inhalten, die nahe der Buchbindung sich befinden nicht zu.
KU von 1975
Das NB - Nota Bene - hier nun ganz groß.

 Nicht nur für Haymo Richter gab es ein überraschendes Treffen, sondern die Ehefrau des erwähnten Kreisbaumeisters Hermann Seilers war Ida, die Schwester Julius Kirschners, die anders als die Familie ihres Bruders die Naziherrschaft überleben konnte.
Ich schließe mit den Worten von Frau Serwuschok: "Man möchts wirklich nicht glauben!!!! 



Donnerstag, 6. März 2025

75 Jahre Skiabteilung im TV-Kötzting

In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen "Blick zurück" erlauben; zurück auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden; eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtägen, Bällen, und vor allem mit Menschen.

Im März 1975 feierte die Skiabteilung des Kötztinger Turnvereins sein 25jähriges Jubiläum und kann somit in diesem Jahr auf stolze 75 Jahre zurückblicken. 
Hier die Bilder der Jubiläumsfeier und die Ergebnisse des ebensolchen Skirennens vor 50 Jahren aus den Exemplaren der Kötztinger Umschau vom März und April 1975.


Die Skiabteilung feiert ihr Jubiläum

Hier zunächst die Zusammenfassung der Anfänge des Kötztinger organisierten Skibetriebs nach dem Kriege. 




In einer großen Feierstunde wurden die "Gründungsväter" geehrt und ausgezeichnet und Josef Iglhaut -Senigl - berichtete von den Schwierigkeiten und den Herausforderungen in der Anfangszeit.
Die Bilder und der Artikel von dieser Jubiläumfeier stammen von einem Reporter mit dem Kürzel "krs"
Josef Iglhaut

Josef Iglhaut und Bürgermeister Karl Seidl

Josef Iglhaut und Betz Erich

Der Kreis der Geehrten.
V.l. Rudi Wanninger- Xaver Zach - Theo Heigl - Barth Schorsch - Ludwig Eckert- Marianne Kretschmer - Georg Pongratz - Sepp Iglhaut - Hans Wanninger -  Martin Müller - Willi Bergbauer


Hier der Bericht über die Jubiläumsfeier vom 17.3.1975 aus der Kötztinger Umschau. Immer wieder kommt in den Berichten  - neben Sepp Iglhaut, Martin Müller und Hans Wanninger - auch der Name Heinrich Huber vor, der für die technischen Einrichtungen zuständig gewesen war. Viele unter uns - halt die Älteren - werden sich noch an den kleinen Schlepplift erinnern können, den Heinrich Huber manchmal auf dem Gehsberg vor sich hin tuckern ließ.



Am selben Wochenende wurde dann am Arber die Kötztinger Stadtmeisterschaft organisiert und der Bericht über diese Rennen und die Ergebnislisten sind gespickt mit Namen, die wir auch heute noch alle kennen. Diesmal kommt das Material von einem Reporter mit dem Kürzel "kse".

Sepp Iglhaut Stadtmeister 1975

Carolin Eckert, die Stadtmeisterin von 1975





Im April 1975 kam es dann noch zur großen Siegesfeier.
Ein Paar Ski für die frischgebackene Stadtmeisterin Carolin Eckert

Ich denke der junge Gewinner hier war Barth Schorsch


Den Pokal des Stadtmeisters erhielt Sepp Iglhaut aus der Hand des Bürgermeisters Karl Seidl

Vom Kötztinger Maler August Philipp Henneberger gabs dann auch noch ein Bild für den Stadtmeister
Das Geschenk Hennebergers für Sepp Iglhaut



Hans Wanninger, auch ein Gewinner in seiner Altersklasse

Das Gruppenbild der Sieger bei der Stadtmeisterschaft 1975
Dank an Sepp Barth für die Aufschlüsselung des Bildes:



1 Hans Dachs

2 Hans Wanninger

3 Robert Wanninger

4 Anita Eckert

5 Josef Iglhaut

6 Birgit Eckert

7 Carolin Eckert

8 Margot Eckert

9 Irmgard Aschenbrenner

10 Marion Zach

11 Gerhard Iglhaut

12 Sepp Barth

13 Georg Pongratz

14 Georg Barth


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