Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.
Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.
Die bereits veröffentlichten Beiträge der Kötztinger Häuserchronik können im "Inhaltverzeichnis" unter der Rubrik Häuserchronik nachgesehen werden.
Einschub:
Nun also mein Elternhaus, respektive mittlerweile mein eigenes Haus. Wenn ich alleine all die Veränderungen betrachte, die ich, Jahrgang 53, im, am und um den Marktplatz herum selber miterlebt habe, die regelrechte Entvölkerung der Kötztinger Innenstadt, den Umbau zu einem "autogerechten" Kötzting und wieder zurück.
Wie es der Zufall so will, waren einige Besitzer des Hauses an der Ecke Marktplatz-Rindermarkt an markanten Wendepunkten in Kötztings Geschichte aktiv beteiligt.
Ein Mitglied der Kieningerfamilie war der "Idiot", der den Parlamentär der Schweden vorm Obern Tor aus erschossen hat, 2 Generationen lang wohnte und arbeitete der Kötztinger Marktschreiber hier, genau dann, als sowohl der Spanische als auch der Österreichische Krieg die Kötztinger malträtierten, und der letzte große Marktbrand brach hier 1899 aus.
Natürlich werde ich auch meine eigenen Erfahrungen aus meiner Kinder- und Jugendzeit im Hause einer Bäckerei mit angeschlossener Kleintierzuchtanlage in einer Rückschau miteinbringen.
Sind die üblichen Dokumentationen meiner Häuserchronik schon sehr lange, sie sollen ja den derzeitigen Wissensstand über die Anwesen umfassend darstellen, so ist dieser Beitrag natürlich, durch das Heranreichen fast bis zur Gegenwart inkl. der Genealogie der letzten Generationen, besonders umfangreich.
Ähnlich wie bei meinem Beitrag über meinen gefallenen Onkel Heinrich Pongratz ist auch dies ein Beitrag zur eigenen Familienforschung, vielleicht lässt sich jemand anstecken, aber Vorsicht, Genealogie macht süchtig.
Also, nach dieser Erklärung gehts los mit der Hausgeschichte.
Einschub Ende.
alte Hausnummer 19
Dampfbäckerei Clemens Pongratz
Hier, wie bei allen anderen Kötztinger Häusern, gilt es den Nachweis über die Besitzerfolge nach Möglichkeit auch jenseits des Beginns der Briefprotokolle (ab 1700) zu erbringen. Hier ist es von Nutzen, dass viele der Kötztinger Bürgerlisten immer dieselbe Reihenfolge beibehielten. Es macht dies auch Sinn, dass die Schreiber - um niemanden auszulassen - im Kopf oder in Wirklichkeit ihre Bürger von Haus zu Haus durchgingen bzw. schrieben.
Diese "Lagebeschreibung" von 1654 stellt den ersten Ausgangspunkt dar, um nachzuforschen, ob es ein "Darüber hinaus" geben kann.
Detail aus dem Plan der Kötztinger Uraufnahme von 1831 von Bayernatlas.de |
Die Frage ist aber zunächst mal, welche Vorbesitzer mit den Informationen, die wir haben, sicher auf dem Anwesen nachgewiesen werden können.
1584 1610 1620
Leonhard Raith
Leonhard Raith
Mooshammer Mooshammer Raab Ander
Weiss Sebastian Hans Pachmair d. J Pachmair d.J.
Vollg Hans Hans Pachmair d. M Stöckhl Hans Heinrich <<<<<<
Daniel , Schmied Daniel Paumann Schmied Veith Stöckl Schmied
Weiss Georg Hauzendorfer Sebastian Hauzendorfer Sebastian
Bei der Art und Weise, wie in den damaligen Zeiten Namensvarianten von "Pachmair" ausgeschrieben worden sind, spricht vieles dafür, dass damit ein "Hans Pachmairscher" Grund gemeint ist. Dies ist aber dann auch schon alles, was wir von Hans Vollg sagen können.
Pachmayr Hans der Mittlere
und der Familienverband der Pachmayr
KL Rott Lit 110 |
|
bayr. HStA München KÄA Zeittafel der Hofmark Haus |
Aus der Besitzerabfolge des Hauses Nummer 3 kann man schließen, dass Hans Pachmair (der Vater) dieses Marktlehen an seinen Sohn Augustin und die Hofmark an Hans den Jüngern übergeben hat.
Nun, da wir ja aus der Liste von 1610 seinen Besitz kennen, ist nur ungewiss, ob er dasselbe bereits 1597 besessen hat, was aber doch sehr wahrscheinlich ist.
bayr. HStA München KÄA Zeittafel der Hofmark Haus |
Hans Pachmayr den Mittlern im Haus Nummer 19
Hans Pachmayr, vermutlich den Vater der drei obigen, auf Haus Nummer 40
Stöckhl Hans Heinrich
Der direkte Besitzübergang ist nicht von Hans Pachmair dem Mitteren auf Hans Stöckl, sondern erfolgt sondern zuerst erfolgte der Übergang von HP dem Mittleren auf dessen Bruder HP dem Jüngeren und dieser hatte dann das Haus, das wir als das Sperlhaus (Hanr 20) kennen und damals vom Realrecht her noch ein Marktlehen gewesen war, an Hans Stockl verkauft.
Hans Khieninger
und der Familienverband der Kieninger
24 ell Kalk per 15 kr vom Kalkofen in Zenching
Als man allda zu Koezting wegen besorgenter Feindtsgefahr , bei dem Schloss und Markht alda teglichen in die 200 und mehr Persohnen wachten lassen , ist in der Wachtstuben ein Neuer Ofen aufgesezt worden von dem Fenster in gemelter Wachtstube auszupessern geben. (St.A. Landshut Rentkastenamt Straubing R2500 )
Zwischen der Eroberung der Stadt Cham und der Einäscherung von Kötzting liegen gerade mal 12 Tage: Cham am 18.11.1633 und Kötzting 30.11.1633 und die Schweden kommen täglich vor die Markbefestigung und möchten verhandeln (über Geld natürlich).
Hier der genaue Wortlaut - dies ist ein weiteres Beispiel über die Erfolge unseres Arbeitskreises Heimatforschung, der sich auch die Übertragung/Übersetzung bisher untranskribierter lateinischer Texte aus der Bayerischen Staatsbibliothek zu einer Aufgabe machte, (die Signatur clm 144) übersetzt vom Kötztinger Gymnasiallehrer Hans Geith.Das in Latein gehaltene Dokument stammt von Pater W. Dullinger aus dem Kloster Rott, der im 18. Jahrhundert die, damals bereits, historischen Akten der Pfarrei ausgewertet und transkribiert hatte.Im ersten Teil werden die Anwesen ausgeführt (der ganzen Pfarrei), die Geld von der Pfarreei aufgenommen hatten und nun ruiniert worden waren, dabei unter anderen:....Wolf Christ Dengler, für den Mathias Kyeninger bürgte:Der Bürger selbst ist durch den Feind zu Tode gekommen, sein Anwesen ist niedergebrannt worden. Der Schuldner ist ruiniert.Bei dem Mathias Kyeninger dürfte es sich um den oben erwähnten Marktschreiber Mathias Khieninger handeln. Dann kommt er auf den Schwedeneinfall und dessen zeitliche Einordnung zu sprechen:
Die Brandschatzung der Stadt war vor der Pest, die 1634 wütete.Es waren die Truppen des Herzogs von Weimar, der dieses Unheil über die Stadt und die Bewohner der Umgebung brachten. Nach den Gründen für die Wut der Feinde zu fragen erübrigte sich, wo doch unser Andreas berichtete, er habe das einst von seinem Vater erfahren, dass die schwedischen Truppen, als sie bereits im nächsten Dorf [Gehstorf?] standen, einen Trompeter als Parlamentär ans verschlossene Stadttor schickten mit der Forderung nach Übergabe und Quartier; da habe ein Bürger, der alte Kyrninger genannt, seine Pistole auf ihn gerichtet und zwar ohne Befehl und habe damit seine Mitbürger ins tiefste Unglück gestürzt. Denn sowie die feindliche Reiterei die rechtswidrige Tötung ihres Kameraden sah. galoppierte sie in Sekundenschnelle heran, drang über die Gärten (in die Stadt) ein, erschlug alle, die ihr in die Quere kamen, legte Feuer an die Häuser und äscherte die Stadt ein.In den Flammen verbrannten neben dem übrigen Hausrat der Bürger auch die Urkunden, in denen die städtischen Privilegien niedergelegt waren, die Taufbücher im Pfarrhaus und vieles andere mehr.Der Pfleger Rosenhammer verschanzte sich in seiner Burg und wurde von den schwedischen Soldaten eingeschlossen. Er wäre dem Schwert wohl nicht entgangen, wenn er nicht die Kleidung gewechselt hätte, aus dem Fenster gesprungen und so den Blicken der Feinde entgangen wäre.Daß das etwa Ende November geschehen ist, schließe ich daraus, dass der genannte Berichterstatter hinzufügte, dass man direkt nach dem Schuss Kyrningers von weitem das schreckliche Dröhnen der über den gefrorenen, aber noch nicht schneebedeckten Boden galoppierender Pferde gehört habe.Dies ist eines der eindrucksvollsten Dokumente, das ich von Kötztings Geschichte kenne UND das bis zur Gründung des Arbeitskreises völlig unbeachtet geblieben war.Bis dahin gab es nur die Schilderung des Abtes Veit Höser, der aber nie in Kötzting gewesen war, sondern nur auf seiner Flucht in Viechtach Station gemacht hatte und vom Schicksal des Nachbarortes dort erfahren hatte.
Nun, im oben angesprochenen Buch über die bayerischen Beamten findet sich im Jahre 1570 als Landrichter ein Christoph Chieninger.
Regierung Straubing A 4357 |
Patent (Briefprotokoll der Stadt Straubing Nr. 10/1602) -
Kötzting:
"Wir Camerer vnd Rath Gemaines Marckhts Khözting vorm Behaimber Waldt, Bekhennen vnnd Vrkhundten hiemit offentlich, das laider durch Verhengnus des Allmechtigen den 10. Tag des Monats october jungsthin vngeuer ain stundt nn die nacht inn dem Marckht alhie zu Khezting dermassen ein solche vnuersehne schnelle prunst enntstandten also das 56 heüser vnnd feurstetten ausser der Städl vnnd anderer Zimmer inn grundt zu einem aschen verprunnen. vnnd hierunder wir sambt Gemainer Burgerschaft (welches Gott noch zu tag mit täglichem weinen nicht genuegsambs zubeclagen) inn die eüsseriste armueth gerathen, vnnd do wir vnns Gottes auch ehrlicher fromer Leith hilf nit zugetresten, enndtlich neben weib vnnd vill habendten vnerzognen waislen inn das pitter ellendt begeben müessen.
Wann wir dann fürweisern dis vnnsern mitraths freundt, Michaeln Khieninger yezt angedeiter vrsachen von Gemaines Marckhts wegen zu dem Durchleichtigisten vnnsern gl: fürsten vnnd Herrn nach München abgeordnet. So gelangt herauf an alle vnnd yede, was stanndts oder würdens sie sein, bey denen er Khieninger vnnder solch seiner Rais inn vnserm vnnd vnnserer armen ellendten Burgerschaft namen vmb hilf vnd pranndt steuer ansuechen mechte, vnnser ganz vnderthenig, dienst: freundt: vnnd hochflechenliches ahnrueffen vnd bitten die wellen vnnser ellendt vnnd armueth beherzigen, vmb Gottes Lieb vnd seiner parmherzigkhait willen vnns mit einer geringen hilf vnd steuer begegnen, damit wir noch bey vorseenndter winderszeit souil müglich nur das weniger aufpauen vnnd also vnns sambt weib vnnd khindt beworen mügen. Das würdet der allmechtig Gott alls der ein belohner aller güeth vnnd wolthaten vmb dieselben sament vnnd sonders reichlich vergelten. welches vnns auch selber zum schuldigen Gehorsam zuuerdienen gebüethen, darzue wir dann inn vndertheigkhait nach hechstem vnnd pesten vnnserm vermügen dienst: vnnd freundtlich sein wöllen. Zu vrkhundt haben wir vnnser vnd Gemaines Marckhts Jnnsigl hiefürgetruckht. Beschehen den 2 November ao: 1602."
Hans Khieninger verheiratet mit Maria, einem Sohn und 3 Töchtern |
Hans Khieninger mit 2 Söhnen und 3 Töchtern. |
Eine Witwe Khieninger mit einer Tochter Anna |
In der Marktrechnung von 1651 zahlt der Magistrat fast 19 Gulden (ca. 3000 Euro) "von dem undern Prunnen bey Hansen Khieninger zemachen geben"
HP hatte also die Waage so manipuliert, dass sie auch ohne Fleischeinwaage schon einen Wert anzeigte.
ist der(zeit)
KL Rott B2 Rotter Grundbuch von 1654 |
Johann Georg Kieninger, genannt Hans, manchmal Georg
Einschub Ende
Wolf Georg Österreicher und Anna Maria
StA Kötzting Spitalrechnung von 1680 |
Pfarrmatrikel Kötzting Band 1 Heiratseintrag Wolf Österreicher mit Maria Khieninger 1668 |
Pfarrmatrikal Kötzting Band 1: Status Animarum Familie Österreicher mit einem Knecht, einer Magd und fünf Kindern |
StA Landshut Pfleggerichtsrechnung von 1651 |
2 fl 17 kr 1 H
Dieser Paulus Hofmann ist mit seinem Wunsch nach der Erweiterung seiner Sagmühle am Gruberbach der Auslöser eines Mühlennaubaus, die im Prinzip später einmal die jetzige Brauerei Lindner werden sollte.
Hierzu muss man wissen, dass der Scherge oder Amtmann ein unehrenhafter Beruf war und es deshalb eine Beleidigung für den Kirchenpropst darstellte, ihn einen solchen zu nennen.
Paul Franz Keser und Dorothea
StA Kötzting Spitalrechnung von 1690 |
Unterschrift des Paul Franz Keser churfürstlichen Preuambstgegen und Marktschreiber zu Kötzting |
1686, nach der Umschreibung sämtlicher Schulden bei der Kirche und beim Spital, taucht er sogar als "Bürger und Schützenmeister" in den Marktrechnungen auf.
Briefkuvert mit der korrekten und standesgemäßen Anrede Paul Kesers an den Herrn Grafen Nothafft in Straubing Nothafft Lit 436 |
Hauptstaatsarchiv München\Rep 92 Verz 8 Fasc 67 Nr. 200 Probstei Kötzting 1600 ff |
StA Landshut Pfleggerichtsrechnung von 1718 |
Der Spaß kostete die beiden 1 1/2 Pfund Regensburger Pfennige, (umgerechnet so in etwa 300-400 Euro)
Es ist sicherlich schwierig bis unmöglich, die damalige Währung in Gulden, Kreuzer und Heller in eine heutige Währung zu übertragen. Herr Ludwig Baumann hat dazu einen Näherungswert erarbeiten, in dem er die damaligen Bierpreise mit den heutigen verglichen hatte.
Die Rechnung sieht so aus: 1 Maß Bier kostete 3 Kreuzer - 1 Gulden hatte 60 Kreuzer - man bekam für einen Gulden 20 Maß Bier. Nun je nachdem welchen Literpreis im Gasthaus man berücksichtigt, kommt man auf einen Betrag zwischen 7 und 10 Euro pro Liter, was dann einen Umrechnungsbetrag von 150-200 Euros pro Gulden. Eine Umrechnung eines Handwerkertageslohns von 20-25 Kreuzer, also weniger als einen halben Gulden, würde eine ähnliche Größenordnung ergeben.
Aber wie gesagt, richtig vergleichen lässt sich dies nicht.
Die Hofkammer bestätigt beide Wünsche und gibt entsprechende Weisung an den rentmeistre zu Straubing. München den 12.8.1726
Johann Baptist Schreyer und Maria Anna
Hsta Landshuter Abgabe KL Rott B4 1727-1736 Im selben Jahr gings auch schon los mit dem Steuerzahlen, hier die Pfenniggilt an das Kloster Rott |
Nachdeme von dem königlich Hunger (vermutlich Ungarisch) und Böhamisch lobl. Graf Dollonisch alhir bequartierten Tragoner Regiments Staab, und Granadier Compagnia, wegen darzue brauchenten Vorspann vill Verordnung der3gestalten entstanden, daß man dessentwillen die Burger nit allein mit scharffer Execution tractirt sondern auch ihnen die Pferd mit Gewalt hinweggenommen hat, als ist mit Herrn Johann Baptist Schreyer Marckhtschreibern, dann Herrn Johann Paul Mackh des Raths und Samuel Luckner Pierpreuen alda, die Sach zu Abscheidung dr allegireten Anordtnung dahin abgemacht und beschlossen worden, daß ieder 1 zusammen also 3 Pferdt sambt ain zuegerichten Wagen dermassen in der bereitschaft halten miessen, daß solche Pferdt auf iemalliges Verlangen in namen des Marktses an den Wagen gespannt und hergenommen werden kennen, wargegen aber solang diser mit 3 Pferden bespannte Wagen gebraucht und aus sein würdt, soll vor iedes Ross teglich 1 fl dan Wagen 20 Kreuzer und iedem brauchenten Knecht ebenfalls 20 Kreuzer ohne einzige Exception bezahlt werden. Im Fall und wider alles verhoffen, wan dre angeregte Wagen mit denen 3 Pferten im verlusst gehen und nit mehr zeruckh kommen wurde, iedes Ross dem gemachten Anschlag gemess ad 35 fl der hergerichte Wagen hingegen Per 17 fl bonifiziert und guetgemascht werden solle. ....
3. Dass die "zuekommende Wittib und deren zu obig jungen MArktschreiber noch habenten 2 Kindern, worunter ein Knab, der ganz krumpp uf die Welt kommen, bey erfolgentem Todtfahl des alten Markhtschreibers Unterhalten werdten" müsste.
Einschub Ende
Benno Schreyer wurden jährlich 17 Gulden an Erhöhung zugestanden: "sonderbar ist deme auf underthäniges suppliciern in Ansechung der schlechten Diensterträgnuss und geringer besoldung auf 6 Jahr eine addition von jährlichen 17 fl von gemainer Marktskammer verwilligt worden mit der condition iedoch das derselbe dargegen schuldig und gehalten sein solle die Rathauswohnung alsobald
Johann Kaufmann und Maria Anna
Am 28.4.1761 war dann bereits wieder Schluß, die Further Stadtschreiberin verkaufte ihr Marktlehen, zwischen Paul Haselsteiner und dem Sattler Sebastian Frins entlegen, an den Kötztinger Bürgerssohn Johann Georg Auzinger. um 1900 Gulden.
In einem Briefwechsel zwischen dem Rundinger Verwalter Demmerl und seinem Herrn Cajetan Nothafft berichtete der Verwalter dieses nette Detail:
Johann Georg Auzinger und Magdalena
500 Gulden bringt seine Ehefrau als Heiratsgut mit ein, gleichzeitig muss das Paar aber 530 Gulden den beiden Kindern, die die Witwe ebenfalls mit in die Ehe mitbringt, durch eine Schuldverschreibung als deren väterliches Erbe garantieren.
Am 16.4.1766 macht die Witwe Schreyer vor den Prokuratoren ihr Testament und darin wird festgehalten, sie hätte "sich in der Ausnahmbswohnung bei guter Vernunft befunden."
Sie stiftet 50 Gulden dem Spital, vermacht ihr Ober- und Unterbett den beiden Töchtern des Marktschreibers und möchte im untern Friedhof begraben werden. Am 23.5., gut ein Monat nach Testamentserrichtung, verstirbt die Witwe Maria Anna Schreyer.
Landshuter Abgabe KL Rott B5 1777-1800 Georg Auzinger oben drüber: Max Auzinger sein Bruder auf der Hausnummer 16, später Joseph Plötz |
Als Luckner zurückgekommen war.
HStA München GL Fasc 1823 |
Aus demselben Jahr, in dem Luckner so verprügelt worden ist, kennen wir solch ein "Einschreibbüchel" aus im Staatsarchiv Landshut: sogar mit seiner Unterschrift
links die Unterschriften der unterschiedlichen Kammerer: 1782 Schweitzer - 1783 Luckner - 1784 Kollmayr 1785 dann wieder Luckner StA Landshut mit der Signatur: Amtsgericht Kötzting 6845 |
Auzinger Michael und Theresa
Er sicherte sich um 204 Gulden den kleinen Leithenacker mit 2 1/2 Tagwerk, den großen Kroitacker mit 3 1/4 Tagwerk um 421 Gulden und den Hammergarten mit 2 1/8 Tagwerk um 159 Gulden.
Generalkommissariat des 1. Regenkreises A 423 |
Im Jahre 1826 erhält Aliuis Auzinger 14 Gulden für die Planierung des Platzes an der Blaibacher Straße (heute die Bahnhofstraße) wohin die "Nepomukstatur" gestellt wurde.
Rötzer Georg und Anna
StA Kötzting AA VI/82 |
A: ist der Zugang von der Wurmhöhe/Hafnersteig.
C: ist die Ziegelgasse, (daher auch der Name)
Bild 1 |
Bild 2 |
Bild 3 |
Bild 4 |
In diesem Keller feierte ich in den 70er Jahren immer am Vorabend des Wandertags vom ersten Mai, um von dort aus, nach mit Freunden durchgefeierter Nacht, dann auch noch zusammen mit diesen den 20 km Marsch - mit den damals für Männer gerade hochmodernen Plateauschuhsohlen - durchzustehen. Wenn man jung ist kann man das noch.
Zu dieser Party im April 1975, stieß dann der frisch gewählte Pfingstbräutigam Wolfgang Ludwig mit seiner Truppe hinzu und ich ließ mich dazu überreden, dort unten meine Burschenprobe für die Aufnahme zum Burschenverein zu machen. Wenige Wochen später stellte sich dann heraus, dass diese ungültig gewesen war und ich durfte an der Pfingstkneipe 1975 diese wiederholen.
Auf dem obigen Bild 3 erkennt man links an der Wand eine Marmortafel.
Hier die Frontalaufnahme. Man erkennt gut den qualitativen Unterschied der eingesetzten Fotoapparate.
Viele Pferde gelten als nicht tauglich und als zu jung, sie sollten mindesten 4 1/2 Jahre alt sein.
Gerade mal 4 Pferde Kötztings wurden als geeignet gefunden, davon ein jeweils leichtes von Georg Rötzer und Ignaz Schrank.
Nun, anch der Einführung der Impfung (vermutlich die Pockenimpfung) an Menschen ging es mit der Seuchenkontrolle weiter, nun war es die Überwachung der Hundetollwut, in die Rotzer miteinbezogen worden war. Verpflichtende jährliche "Hundevistitationen" wurden durchgeführt und auch Hundemarken eingeführt. Im Akt AA IX/ 75 im Stadtarchiv steh, dass 126 blecherne "Zeichen" bestellt wurden. Jedes Jahr war Visitation, und genaue Verzeichnisse der Hunde und Besitzer wurden geführt. Der Wasenmeister (Abdecker Schillinger von Waidt), Gemeindediener und ein Mitglied des Magistrats gehen von Haus zu Haus. Ab 1855 müssen die Hunde im Gasthaus Rötzer vorgeführt werden und von Viechtach stößt der Tierarzt Schardtner hinzu. .
Paursche Chronik: Auch das Gasthaus des bräuenden Bürgers Georg Rötzer - dessen Gattin allgemein "Frau Bas" genannt, eine gemüthliche biedere Bürgersfrau war, wurde gerne besucht. |
Carl von Paur benennt zwei Gasthäuser, in denen in Kötzting eine besonders innige Verbindung von Einwohnerschaft und Beamtentum herrschte, das Rötzersche und das Schrancksche Wirthaus. Aus dem Jahre 1843 kennen wir den Versuch einer Vergleichsverhandlung. Mit dabei ein Schrank junior und das Rötzersche Wirtshaus.
Seine Brauereiplanung war bereits so weit fortgeschritten, dass er einen Bauantrag stellen konnte.
Das ist der Teil der Hausfrotn, die durch das Brauereivorhaben umgebaut worden wäre. |
Hier der Schnitt durch die geplante Brauerei, mittig ist die Hofeinfahrt zu sehen und links der oberste Teil der 2(3) stöckigen Kelleranlage, |
Beim Kötztinger Bürgermeister Kollmeier und Marktschreiber Grasenauer
erschien am 5.2.1863 Johann Mühlbauer und trägt vor: AA XIII/24
Georg Rötzer (Hausnummern 18+19, wobei es sich hier um das Haus mit der
heutigen Hausnummer Marktstraße 30 handelt) bürger von hier hat den
Forstgehilfen Sai(?) in logie und dieser öffnet täglich das hintere Fenster so
daß seine Hunde auf dem Dache meines Wohnhauses in der Art herumlaufen, daß die
Legschindeln herunter lesten(?)
Mir regnet es daher ein, ich habe einen Schaden im Hause und fortwährend
Reparaturen am Dache.
Ich bitte den Hauseigenthümer Gg Rötzer hievon zu verständigen und
denselben zu beauftragen diesen Unfug abzustellen, ausser dessen dieser Gegenstand weiter verfolgt werden müsste.
Der Magistrat verfügte daraufhin:
Ist der Hauseigenthümer Georg Rötzer zu beauftragen die Fenster gehörig zu
vergittern oder diesen Unfug auf andere Weise abzustellen, ausser dessen Anzeig
bei gericht erstellt wird oder eine Ungehorsamsstraf verfigt werden müßte.
Wie munter es im Rötzerschen Gasthause von Zeit zu Zeit zuging, kennen wir aus einem Polizeibericht vom 18.Mai 1865.
In der Nacht vom 15. auf 16.ten d.M. dauerte das Lärmen der zechenden Burschen bei Georg Rötzer bis Morgens 1 Uhr ohne daß sich ein Polizeiorgan sehen ließ und würde vermuthlich noch länger gewährt haben, wenn man nicht von Distriktspolizeiwachen abgestellt hätte, was die Wirthin Rötzer als eine Beeinträchtigung in ihrem Gewerbe aufzufassen schien. Man erfuhr, daß der Magistratsdiener um 11 Uhr abschaffte (=Sperrstunde ausrief), aber später nicht wieder erschien. Ein solches verhalten gibt zwar das Ansehen, als hätte man seine Schuldigkeit gethan, läßt aber den Weithen und Nachtschwärmern recht freie Hand.
Einschub:
Im selben Akt, in dem sich das Bezirksamt Kötzting über die Burschen beim Rötzer beschwert, findet sich eine von Carl von Paur an den Markt geschriebene Beschwerde, die zeigt, dass viele Kötztinger Bürger ihren "Unrath" - wir wollen jetzt gar nicht sooo genau wissen, welchen er meinte - einfach auf die Straße kippten.
Einschub Ende
1867 Der Marktbrand:
StA Landshut Rep 164-8 Nr. 1570 Der Brand in Kötzting |
Georg Rötzer br. Bürger und Ökonom.
Gottesdienst. Abends 7 Uhr musikalische Unterhaltung im Rötzersaale.
Die Unterschrift Georg Rötzers |
Rötzer Georg und Babette
... Zur Wohnung und Benützunge erhält der Vater auf seine Lebenszeit in unentgeldlicher Weise das Zimmer gegen die Veitskirche im ersten Stocke über eine Stiege mit daran stoßendem Alkofen (= Schlafkammerl), dann die Küche hirbei und die beiden Zimmerl oberhalb genannter Räumlichkeiten, auch ein Zimmer neben erwähnter Küche, darf der Vater Gegenstände aufbewahren....und sind jetzt sogleich von demselben (=Sohn= an den fenstern des Wohnzimmers und des Alkofens Winterfenster anzubringen, auch darf der Vater den Keller im Münstererhaus mitbenutzen.
Karl Xaver und Johanna
Wie oben angemerkt ersteigerte die Kötztinger Sparkasse das kombinierte Anwesen 18 und 19 und teilte dieses auf. Bei dieser Aufteilung "scheint" es dann auch zu dem neuen Zuschnitt der beiden Grundstücke gekommen zu sein, den wir heutzutage kennen. Bis zur Vereinigung der beiden Häuser durch Georg Rötzer waren die Grundstücke annähernd gleich groß und verliefen, wie in Kötzting üblich, in der Breite der Häuservorderfront gerade nach hinten.
Noch im Jahre 1881 gibt die Sparkasse das Haus Nummer 19 an Weber Josef und Theresia aus Oberfaustern weiter um 27900 Mark. Nach Abtrennung (=Verkauf) mehrerer Grundstücke wechselte das nun verkleinerte Anwesen dann im Jahre 1896 um 20200 Mark den Besitzer, nämlich Xaver und Johanna Karl aus Blaibach.
Xaver Karl stellte im Juni 1896 einen Antrag auf eine Gastwirtschaftskonzession und aus diesem Vorgang erfahren wir einiges vom Haus und dessen Zustand. Mittlerweile ist zwar immer noch das Tafern- und Braurecht die Grundlage aber zusätzlich ist das Bezirksamt eingeschaltet darüber zu entscheiden, ob der Wirt die persönliche Eignung hat und ob und das Gebäude den bautechnisch und feuerpolizeilichen Vorschriften entspricht. (Bezirksamt-Landratsamt Kötzting Rep 164-8 Nr. 4754)
Der Bautechniker kommt zum Schluss: "daß die fragliche Wirtschaftslokalitäten den Anforderungen entsprechen dürften da die Einrichtung und Ausstattung so beschaffen sind, daß dieselben keinen Anlaß zu einer Erinnerung geben. Genügende Räumlichkeiten zur Fremdenbeherbergung und in entsprechende Ausstattung sind vorhanden, dagegen sind Lokale für Tanzmusik größere Versammlungen oder öffentliche Lustbarkeiten nicht vorhanden, da der seitherige Tanzsaal zum nebenliegenten Wohnhaus wegverkauft ist. Genügende und gehörig abgesonderte Wohnräume für den Gesuchsteller sind vorhanden.
Stallung für fremde Pferde oder Großvieh zum Einstellen ist ebenfalls vorhanden
Die bedeutet, dass der damals bekannte "Rötzersaal" sich im Nebenhaus befunden hatte, bzw. Georg Rötzer seine kombiniertes Anwesen als Gesamtheit ausnutzte.
Die feuerpolizeiliche Beschau ergab dann folgenden Befund: ".... daß in baupolizeilicher Beziehung Bedenken nicht vorhanden sein dürften, da die Stallungen eingewölbt und das Mauerwerk keine Mängel zeigt. Die auf den Stallungen vorhandenen Getreide und Fruchtspeicher geben in baupolizeilicher Beziehung zu einer Erinnerung keinen Anlaß, dagegen sich die Dachungen, Wandungen, Stiegen, Gallerien und Gänge sämtlich aus Holz und vom feuerpolizeilichen Standpunkt aus immerhin als bedenklich zu bezeichnen, da jedoch das ganze Häuserviertel dorten feuergefährlich bezeichnet werden muß und diese zum Karlschen Anwesen gehörige nicht feuersichere Gebäudetheile zum Ökonomie-Betrieb nicht aber zum Wirtschaftsbetrieb verwendet werden so dürfte von einer feuersicheren Herstellung Umgang(?) genommen werden."
Der Bezirkstechniker Bauer hatte eine leicht prophetische Gabe, doch dazu später.
Bei der Beurteilung seiner persönlichen Eignung kam nur eine Hafstrafe von einem Tag wegen groben Unfugs zutage.
Die Nachbarswitwe und Vorbesitzerin Babette Rötzer unterschrieb, dass sie auf ihre Konzessionsrechte verzichten würde.
Auf einem Bauplan des neuen Besitzerpaares Johanna und Xaver Karl - aus Blaibach- ist bei einem Bauplan zu erkennen, dass bereits 1896 der größte Teil des Innenhofes dem Haus mit der Nummer 19 zugeordnet worden war. Für mich weiter noch interessant, dass auf dem Hause 18 noch Frau Babette Rötzer als Besitzerin erwähnt war, diese war in den Grundbüchern aber bereits nicht mehr als solche erwähnt., hatte aber vermutlich das Wohnrecht auf Lebenszeit in der Wohnung, die ihrem Schwiegervater verschrieben war.
Das wäre der Anblick des Nebengebäudes, angelehnt an die Mauer zum Osl |
EIne massive Erdgeschossbebauung mit Tonengewölben |
Lagermöglichkeiten im ersten Stock für beide Nachbarn |
Vermutlich ist es nicht einmal in Ansätzen zu diesem Neubau gekommen, denn noch im selben Jahr kaufen Kermer Alois und Theres aus Flamried das Haus. Der Kaufpreis lag bei 22250 Mark.
Kermer Alois und Kreszenz
Auch er musste sich den neuen Gegebenheiten stellen und beantragte seine Gastwirtschaftskonzession.
Am Befund er gebäulichkeiten hatte sich nicht geändert, nur seine persönliche Eignung ist hier etwas interessanter. Sein Auszug aus dem Strafregister ist bemerkenswert. (Bezirksamt-Landratsamt Kötzting Rep 164-8 Nr. 4754)
Zählt man alle Strafen zusammen, dann verbrachte er fast 3 Jahre hinter schwedischen Gardinen wegen Körpervderletzung, Berufsbeleidigung, Unfug, Sachbeschädigung und Betrug. |
All dies war wohl für die Ausübung als Wirt für den Magistrat nicht relevant und so erteilte dieser dem Wirth Alois Kermer am 9.10.1897 die Gastwirtschaftskonzession.
Der letzte große Marktbrand in Kötzting
"Am 15.April brach in den Ökonomiegebäuden des Alois Kermer (Oberer Markt) Feuer aus, welches sich so rasch verbreitete, dass trotz der sofortigen Hilfe von 18 Feuerwehrender ganze zusammenhängende Gebäudeblock und die daneben liegenden Gebäude einem Flammenmeer glichen. Abgebrannt sind 7 vollständige Anwesen mit 27 Gebäuden, außerdem noch sieben Stallungen und Städel. Durch den Brand und die Löscharbeiten sind im ganzen 23 Anwesensbesitzer mit 52 Gebäuden geschädigt worden, auch zahlreiche Inwohnersleute verloren ihre ganze Habe. Der Gesamtschaden beträgt ca. 400.000 Mark, welcher Summe nur eine Brandversicherung von 75.000 gegenübersteht. Leider ist auch der Verlust von 2 Menschenleben zu beklagen. Unmittelbar an der Ausbruchsstelle befand sich, in die Ökonomiegebäude eingebaut und durch einen hölzernen Gang mit dem Hauptgebäude verbunden, die Schlafkammer der Bäckergehilfen Andreas Holzapfel,18 Jahre alt von hier und Lorenz Rottenfusser,15 Jahre alt, von Hebertshausen. Diese wurden durch den Rauch betäubt und verbrannten. Erst am andern Tag gegen 5 Uhr konnten an der fraglichen Stelle Nachforschungen angestellt werden, da der Platz mit glühenden Steinen und brennenden Holzteilen überschüttet war. Nach dreistündiger harter Arbeit gelang es , die gänzlich verkohlten Leichen auszugraben.
Ein Dienstmädchen, welches im oberen Stocke schlief und vom Rauche bereits betäubt war, wurde von dem Steigerzugführer und Sekondleutnant der Reserve Karl Lindner von hier unter Beihilfe der Steiger Franz Xaver Aigner, Schreinermeister von hier, und Heinrich Pongratz, Schreinermeistersohn von hier, unter eigener großer Lebensgefahr aus den Flammen geholt.
Die Entstehung des Brandes ist noch unbekannt, doch wird Brandstiftung vermutet.
Der Steigerzugführer Karl Lindner wurde für seinen Einsatz
mit der Bayerischen Lebensrettungsmedaille ausgezeichnet."
Interesant ist, welche Aspekte der Brandnacht der Chamer Zeitung aufgefallen ist. Deren EIndrücke sind nicht sehr schmeichelhaft für die damalige Kötztinger Feuerwehr.
"Cham, 17. April. 1899
In nicht geringen Schrecken wurden am Samstag Nacht gegen 11 Uhr die Bewohner unserer Stadt versetzt als sie durch Feuersignale des Türmers und der Feuerwehr aus dem Schlafe geweckt wurden. Glücklicher Weise war durch eine am Himmel weithin sichtbare Brandröte sogleich bemerkbar, dass der signalisierte Brand auswärts sei und bald darauf lief auch schon von dem benachbarten Markte Kötzting ein Telegramm ein, welches besagte, dass der halbe Markt in Flamen stehe und Hilfe dringend erbeten wird. Auf verlangen wurde eine Lokomotive mit einigen Wägen hier hergeschickt welche um ½ 1 eintraf und schon einige Minuten später dampfte ein Extrazug von hier ab, der mit über 30 Feuerwehrmännern und ebensoviel Zivilpersonen besetzt und mit zwei Feuerspritzen beladen war. Bei Ankunft desselben bot sich ein trauriges Bild, ein ganzes Häuserviertel mit Hintergebäuden, Stallungen und Scheunen war von dem Feuer ergriffen und zum großen teil schon eingeäschert. Das Feuer war Nachts 10 ¼ Uhr in den Hintergebäuden des Gastwirts Rötzer ( jetzt Bäckerei Pongratz) am oberen Markt ausgebrochen und breitete sich nach der Kirche zu, sowie der Straße entlang nach rechts aus, so dass das Feuerherd ein vollständiges Viereck bildete, Im Ganzen sind 9 Wohnhäuser mit Hintergebäuden und 11 Scheunen ein Raub der Flammen geworden. Leider sind auch zwei Menschenleben zu beklagen; ein bei dem Bäckermeister Krämer in Arbeit stehender 14jähr. Lehrling und ein 19jähr. Bäckergeselle, der an diesem Tage dem Bäckermeister aushalf, welche beide im Hinterhause schliefen, sind im Rauche erstickt; deren Leichen wurden erst im Laufe des gestrigen Tages aufgefunden, dieselben waren ganz verkohlt. Die Kinder des Bäckers sowie das Kindermädchen, letzteres nur mit dem Hemd bekleidet, konnten nur mit knapper Not gerettet werden. Auf der Rötzerschen Gastwirtschaft sind am Samstag Nachmittag junge Eheleute aus Teisnach als Pächter aufgezogen und in derselben nacht ist deren ganzes Mobiliar nebst 500 M Bargeld verbrannt. Getreide, Futtervorräte, Holz, Kohlen u.s.w. sind vernichtet, Mobiliar wurde vielfach gerettet; ein Pferd kam ebenfalls in den Flammen um. An der großen Verbreitung des Feuers war hauptsächlich Wassermangel schuld, denn die in der Nähe befindlichen Brunnen waren bald leer und eine Strecke weit her aus dem Regenflusse das Wasser herbeizuschaffen oder an den dort aufgestellten Löschmaschinen zu pumpen, dazu waren die jungen Leute zu faul, dieselben steckten lieber beide Hände in die Hosentaschen und standen als müßige Gaffer umher. Mehrere Spritzen sah man verlassen in den Straßen und am Regenflusse stehen. Mit wahrer Bravour haben nach ihrer Ankunft die Chamer Feuerwehr und Zivilpersonen gearbeitet und nur ihren vereinten Anstrengungen mit Hilfe der Feuerwehr Arrach war es zu danken, dass mehrere Stunden zwei Schlauchleitungen mit Wasser gespeist wurden. Noch im Laufe des ganzen gestrigen Tages züngelten die Flammen aus dem Schutthaufen hervor. Über die Entstehungsursache des Feuers ist Näheres nicht bekannt."
Alle Häuser in diesem zusammenhängenden Gebäudekomplex fielen den Flammen zum Opfer. |
Am 17. April gab der Schreinermeister Franz Xaver Aigner zu Protokoll:
Auch das herabbringen mit der Leiter war mit Gefahren verbunden, weil fortwährend Teile der brennenden hölzernen dachrinnen, steine und dergleichen herabfielen. gez. Aigner"
Nachdem er seine Männer instruiert hatte, hatte das Feuer bereits auf das Hauptanwesen übergegriffen.
Hier die von Heilmeier verlangten statischen Verbesserungen |
Ein Zusammenschluss, wie er auch heute noch funktioniert.
Hier die Marktstraßenseite. |
Hier der Erdgeschossplan bereits mit einem vorgesehenen Backofen UND einem Gastzimmer im Hof gabs dann das Waschhaus mit Toilettenanlage |
Es gibt zwar von diesem Gebäude kein Bild, mit Ausnahme der Luftaufnahme mehr, aber dies ist auch der Zustand, an den ich mit in meiner Kindheit erinnere. |
Luftaufnahme ca. von 1956, im Hof deutlich zu erkennen: mein Sandkasten |
Drexl Johann Baptist und Katharina
kahl und noch ohne jeden Bewuchs, der Drexlsche Gasthof. |
Der Vorbesitzer Alois Kermer, vermutlich durch den Brand und den Neubau gar nicht mehr richtig finanziell auf die Füße gekommen schreibt im September 1912 aus Hemau an den Kötztinger Magistrat:
Indem ich in einer sehr großen Verlegenheit bin wie Ihnen bekannt sei, daß wir kein Vermögen vorläufig besitzen, so würde ich sie ersuchen, daß Armenrecht zu suchen in einer sehr wichtigen Streitsache in Straubing. Herr Rechtsanwalt von Straubing schrieb mir einen Brief, daß ich mich zu Ihnen wenden soll, daß ich einen Anwalt mit dem Armenrecht erhalte.
Stemmer Josef und Maria
Kötztinger Anzeiger vom März 1919 |
Pfarrarchiv Rimbach Geburtseintrag des Clemens Pongratz Sohn des Georg, Halbbauern von Thenried und der Barbara Schierlitz vom 6.2.1866 Danke an Herrn Silberbauer von Rim,bach für diesen EIntrag. |
der Gresslhof außerhalb Thenrieds in Richtung Zenching gelegen |
Clemens Pongratz und Anna Meillinger
Anzeige der Geschäftseröffnung für den 1.12.1925 |
Dieser Vorgang musste, von vorne mit dem Feuer machen beginnend, immer wiederholt werden, wenn man kontinuierlich weiterbacken wollte. Natürlich konnte man den sich langsam abkühlenden Ofen nach dem Brot ausbacken auch möglicherweise noch für Semmeln nutzen, wenn er ausreichend gegen Abkühlung isoliert war.
Die Wärmeübertragung konnte natürlich nur durch Wasserdampf in außerordentlich dicken und damit druckdichten Eisenrohren erfolgen.
Bäckereien in Straubing (der Onkel Otto, in Schwandorf (Tant`Anne heiratete Herrn Schuierer >>> der Kötztinger Berufsschullehrer und ehemalige Kötztinger Stadtrat Wolfgang Schuierer ist eines ihrer zwei Söhne), Regenstauf (Tant´ Mare heiratete Herrn Diederichs), die Stammbäckerei in Roding (Tant´ Hansl heiratete Herrn Fichtelscherer) und nun dann Kötzting.
Heinrich´n Bäck im Jahre 2003 |
Dieses Haus hatte eine obere und eine untere Backstube und beschäftigte eine ansehnliche Anzahl an Bäckern und Lehrlingen.
Mist ", a so a Kerwe hot er gmoint. Is da Clemens hoam ganga, hot de zwoa Keij eigspannt, hot a Fuhr Mist afglegt, hot eams affegforn, damit er net so lang in da Schui hot bleim braucha. Der Clemens hot einen Schönschreiblkurs mitgmacht unterm Krieg, daß er gscheid hoamschreim hot kenna."
Heinrich Pongratz in der Backstube mit einem seiner Enkel (Diedrich aus Regenstauf) |
Auszug seiner Militärstammrolle für Clemens "Ponkratz", dem ledigen Bäcker aus Roding |
Clemens Pongratz im Militärlazarett |
Erinnerung an die Militärbäckerei 1911-1912 |
Metallrahmen mit seinem Brustbild als "Erinnerung an seine Wehrdienstzeit" |
Damals wurde das Bier noch offen vom Rabl oder Osl geholt.
F: Es habst enk ja damois no as Bier im
Grou vom Wirtshaus g'hoit?
V: Am Eck vo deim
Küchenschrank do, do mou a sowieso no wo a Rand drin sa, do. An dem Eck is dauernd da Massgrou
gstandn.
M: Im Linoleum is a sehne Rand drin gwen
F: Sei Maß?
V: Ja Ja sei Maß----owa do hot a jeda amoi
a weng g'nippt, d'Annerl hot a so gern g'schnappselt und do hot da Opa
awei, im eitzigen Kinderzimmer, des war s Schlafzimmer vom Opa; hintem Vorhang
hotdara Flaschn stej g'hot mit Weihwossa und a Flaschn Schnaps und
d'Annerl is awei gern vobeiganga af a Goschn voi und do hot er ihr amoi a
Wossa einedo...
M: Also die Annerl hot gerne....
V: a weng g'schnappselt
V: Ja owa freijas host koi Flaschl
greagt,do bist aft d'Schenk ganga umme,ne, do hot ar an Learboum
ummeg'schickt, ne,und der hot eam a Mass Bier g'hoit und de is awei do g'stanna
am Eck.
F: Und da Opa is jeden Tog ganga?
A:Zum Dämmerschoppen zum Frühschoppen zum
Dämmerschoppen zum Frühschoppen und am
Sonntag wenn er in'd Kirch ganga is .. dawei is er zum Frühschoppen ganga. Und zwar war do no de Wirtschaft Röhrl
also do wou iatz da Haushofer is (Zur
Klosterschmiede) und de alte Postwirtin,
wenn unser Vater hoamganga is
oder heimgehen wollte, dann is Sie mit ihm raufgegangen bis halbert am Marktplatz,
daß er in koa Wirtshaus mehr einkemma hot kinna.Weils gwußt hot,
wenn er vo ihr aussageijt, daß er
ins nächste eingeijt.
weiterer Auszug aus seiner Militärstammrolle von "Ancestry.com" |
Clemens Pongratz und Anna Meillinger |
Elternhaus der Anna Meillinger aus Roding. Das Bild stammt vom bekanntn Rodinger Maler Diss und hing in meiner ganzen Kindehit im Wohn/Ess/Arbeitszimmer meiner Eltern. |
Anna Meillinger an der Zither |
1925 also verkaufte mein Opa das Neukirchener Wirtshaus und übernahm von den Eheleuten Stemmer die Bäckerei am Marktplatz in Kötzting, (Jahre später auch noch das daneben liegende Gebäude des Sattlers Rebstöck). In Kötzting konnte er teilweise auch auf den bereits von seinem Vater, von Roding bis in unseren Bereich herein, aufgebauten Wiederverkaufs-Kundenkreis zählen. Hier wurde nun auch 1927 mein Vater Clemens (der zweite) geboren. Soviel zur Einordnung der Familie Pongratz.
Wenige Jahre später, die Kastanien gedeihen und die Linde mickerts so vor sich hin, mein Großvater bei seiner neu erbauten Garage und die Gänse kommen heim vom Bleichanger. |
F:Und habt´s es zu derer Zeit ausschließlich
Sei g´hot?
V:Naa,
nur während am Krej hamma a Sau
hergfeijdat,und Hehna und Gens, de hamma wega de
Federn blos ghot.
F:Und wo habts dann de aussedriem?
V:De
hamma fias Hoftor ausselassn und dann hanns am Reng oweganga und aft Nacht wida hoam.
F:Über d'Wuamheij hint oder weij?
V:Meistens üwa d'Wurmheij.
F:Und de han na von alloi ganga?
V:Ja aber manhmal hot mas a holn miassn, vor
allem wenns broude worn san .Na ham Ganserer, weil mir hamma ajweil drei Gansinnen g'kot und oan Ganserer. ...
Weiter berichtete er, dass eine der Gansinnen und unser Hund - der Russl - um die Gunst meienr Oma eiferten und sich in der Küche dann schon mal bekriegten.
Einschub Ende
Betti, später verheiratete Schödlbauer Heinrich, gefallen Annerl genannt Aja, verheiratete Weißenberger und Clemens, mein Vater |
F: Der hot bei uns sei Autowerkstatt g'habt?
A:Jahrelang-- und do war amol a ganzer strenger Winter.
F:A drum hamma mir a Gruamm in der Garasch?
A: nei da nicht, do wo's Meijlager is. Do hot er seine Werkstatt g'habt.Und im Hof hint do hot er seine Auto gerichtet.Und do war amal a ganz a strenger Winter, 29 war ja a a so strenger Winter und do hat er uns eine Schneeburg gebaut und einen Hirsch aus Schnee, wunderbar, Ja und dann no...
Inge: War der net a so Kunstschlosser?
DIARepro 2348 Schnee/Eisfiguren vor dem Anwesen Traurig, lt Bildbeschreibung erstellt von August Philipp Henneberger im Winter 1931. |
Seine Liefertoureneinteilung hat später dann mein Vater unverändert übernommen. Der Bereich der in einzelnen Lieferfahrten angefahren wurde ging (natürlich einschließlich der Orte, die auf der jeweiligen "Rundschleife" lagen - zum einen bis Miltach, dann bis hinaus nach Kollburg hinter Viechtach und Prackenbach, dann die Rimbacher Tour beginnend in Grafenwiesen und endend bei der "Moama Linerl" in Haus, in die Zell bis Kieslau und hinauf bis nach Arrach. Weissenregen und Reckendorf wurden dann separat angefahren.
Frage.... aber immer blos Brot bacha worn?
Ja mir ham an Kauflon g´habt, den hot uns a der Rearl (Röhrl, heute Fahrschule Schmidt) g'macht, einen wunderbaren großen Kaufladen, den hot d'Bärbel (Tochter der Bettl) dann, den hamm sogar no da Bettl ihrane Kinder g'habt, des war a großer Kauflon mit einem großen Schaufenster und a Tier eine und dahinter war no a gloans Büro mit am Telefon und allem.Und dann hamma a Puppmkich griagt, also i hab a Puppmkich ghabt mit Schlafzimmer und d'Bettl a Buppmkich mit Wohnzimmer., ganz sche, und a schene Puppm, mir ham schene grosse Puppm g´habt. D'Mamma hot alles hergschenkt, de Brotweiwa warn damals so arm, de ham alle a herdt Kinder ghabt, iatz wenn mas na mir nimma meng ham, hots d'Mama alles hergschenkt. Ne, zum Beispiel nach Rimbach zu dene Irrlbeck, de ham eine Stum voi Kinder ghabt do hots alles, unsere Schlittschuastiefe und alles hots er gem. I woas no wia i meine Stiefel: "Ja wo han den meine Schlittschuastiefel?" "Ja de san, de hobe hergem." Und de Kinder ham se gfreit, des songs heit no wenns zu meiner Schwester in Lon owe kemma, na gfrein se se heit no und vozeijn was sie alles griegt ham. Vo da "Beckin". Und mir ham schene Sachen ghabt, nicht so wir heit des Plastikglump.
Ich kann mich noch gut an diese Weidenkörbe erinnern, die im Laufe der 60er jahre dann durch stapelbare Metalldrahtkörbe ersetzt wurden. Die Weidenkörbe waren eigentlich immer verschlissen und wurden von den Bäckern, in meiner Kindheit war es der "Ade" aus Hundszell mit einer großen, sehr großen, gebogenen Nadel und Spagat repariert. Mit derselben nadel wurden dann vonj Zeit zu Zeit auch die, auf nutzbare Größe zerteilten, Zeitungspapierseiten aufgefädelt und als Toilettenpapierstapel in die "Burschentoilette" gehängt.
Im Hintergrund die beiden Brüder Georg und Leopold Sperl, die Nachbarn. Vor ihnen der Russl, der Hund, der es mit der Gansin zu tun bekam. |
hier eine Kinderbande vom oberen Markt, mit den Pongratz und Rablkindern vermischt. Reihe vorne von links: Heinerl Pongratz - Rabl Franz (der Vater von Frau Rabl-Dachs) - Graßl Fannerl - Gretl Graßl- Ellwanger Sophie mit Baby auf dem Arm Miethaner Sepp - Ment Pongratz,( mein Vater) hintere Reihe von links: Rabl Fanny - Pongratz Anna, Pongratz und Bettl, der große Hund gehörte auch zur Familie Pongratz, es war der Russl. Dem Hintergrund nach zu schließen könnte die Aufnahme im Schwimmbad gemacht worden sein |
Nicht durch eine Wahl, sondern durch die regierung undd en Gau Bayreuth der NSDAP wurde Benno Hoiss als Bürgermeister eingesetzt |
Ende Juni kam dann aus München der Befehl, die obersten Amtsträger der BVP festzusetzen, Auf dem Wege von München über den Gau wurde dieser Befehl dann auf sämtliche Amtsträger ausgeweitet und die Verhaftungswelle rollte:
Alois Dachs interviewte im Dezember 2003 meine Tante Bettl, die die Aktion damals als 13 jährige hautnah miterlebte. |
KA am 1.7.1933: worauf mein Großvater in der nächsten Ausgabe folgende Erwiderung abdrucken ließ: |
Mit den Rücktritten der BVP Gemeinderäte gab sich die NSDAP aber noch nicht zufrieden. Die Gebrüder Oexler, Max, Wilhelm und Vitus, Clemens Pongratz und Karl Wiesmeier bildeten die Beschuldigten in einem anonymen Schreiben, dessen Wahrheitsgehalt der damalige Ortsgruppenleiter Schuder ermitteln sollte. Seine Beurteilung über die drei Gebrüder Oexler ist in seiner Derbheit nicht zur Veröffentlichung geeignet, spricht aber in seiner Wortwahl Bände über die Menschenverachtung der Machthaber im Dritten Reich. Clemens Pongratz kommt hier mit zivileren Worten weg.Trotzdem hier die Abfolge des ganzen Vorganges, die folgenden Kopien stammen alle aus dem Staatsarchiv Landshut Spruchkammer Kötzting 1947:
zuerst ein anonymes Schreiben
die harmloseste Beurteilung der fünf ausgeforschten Personen |
In der lebhaften Schilderung der Verhaftung und der Versorgung der drei Kötztinger Bürger und Gemeinderäte mit Spielkarten und Lebensmitteln (wohl im Wesentlichen Bier), wie Sie von Frau Barbara Schödlbauer erzählt worden war, zeigt sich auch eine enge Verbindung der drei Familien Oexler, Pongratz und Januel. In Privatbesitz finden sich einige Bilder, die dies dokumentieren können:
Bild von einem gemeinsamen Familienausflug: 1 Oexler Franz, der spätere Pfingstbräutigam von 1945, 2 sein Vater Oexler Wilhelm und 3 seine Schwester Ella, verheiratete Zigan. 4 Pongratz Barbara verheiratete Schödlbauer, 5 Pongratz Anna, verheiratete Weissenberger, 6 Pongratz Heinrich gefallen 1944, Begleiter des Pfingstbräutigams Leopold Januel 1939 und 1944 bei Huber Xaver, 7 Anna Pongratz die Ehefrau von Clemens Pongratz, eine geborene Meillinger aus Roding und 8 möglicherweise Herr Kroher. Mittlererweile konnen durch die dankbare Hilfe von Frau Ludwig und Frau Zigan auch die anderen Personen identifiziert werden: Also Herr Kroher Nummer 8 wurde bestötigt, bei den anderen handelt es sich um: 9 Emmeram Stadler, 10 Hans Friese, 11 Lehner Hans, gefallen, 12 Röhrl Karl (Frisör), 13 beide wohl, hier bleibt das einzige Fragezeichen: Auto Röhrl, Fahrschule, 14 Frau Schubauer, die gute Seele der Turnhalle bis weit in die Nachkriegszeit, 15 Röhrl Fritz, 16 Weixel/Windisch, die Oma von Herrn Dr. Weixel, 17 Röhrl Linerl, eine spätere Pfingstbraut, 18 Frau Röhrl, 19 Röhrl Gretl, 20 Herre Michael, 21 Frau Friese |
Auch als 1939 Der Sohn aus dem hause Januel der Pfingstbräutigam wurde, fand er im Hause Pongratz gleich seinen Brautbegleiter mit Heinrich Pongratz.
Pfingstbrautpaar von 1939 Leopold Januel und Dreger Maria mit den beiden Begleitern Grassl Richard links und Pongratz Heinrich rechts |
All diese Vorgänge um die Gemeinderäte der BVP finden sich dann auch in verschiedenen Spruchkammerverfahren Kötztinger Bürger nach 1946 wieder und der 1933 abgesetzte Bürgermeister Schödlbauer wurde 1945 von den Besatzungsmächten gleich wieder als neuer Bürgermeister eingesetzt und wurde auch bei den ersten freien Gemeinderatswahlen am 27. Januar 1946, nun für die neugebildete CSU (hieß damals noch Christlich Soziale Vereinigung), von der Bevölkerung wieder gewählt.
Wahlvorschlag der neugegründeten "CSU" für die Kötzting Komunalwahl 1946 |
Aufmarsch der Wehrmacht in der Bahnhofstraße in Kötzting im Herbst 1938, die Aufnahme stammt vermutlich vom Kötztinger Hauptlehrer Josef Bock, der in dem Hause links, Vogl, gewohnt hatte. Die Kötztinger Truppenteile marschieren in die Richtung von Neuern. Der Sohn Heinrich, stütze des Vaters in der Bäckerei, kam zum RAD und war dann zeitweilig beim Chef des Wehrmeldeamtes als Fahrer eingesetzt. Sinnigerweise war er der Fahrer auf einem Fahrzeug seines Vaters, das sofort bei Kriegsbeginn requiriert worden war. |
Also fuhr er zum Arbeitsamt nach Cham, wo ihm ein "Tscheche" über den Weg lief, der Arbeit suchte und der glücklicherweise Bäcker war. Auch hier konnte er mithilfe des Kreishandwerkermeisters Barth eine Lösung finden und nun arbeiteten mehrere tschechische Bäcker, aus dem nun angeschlossenen benachbarten Sudetenland bei uns.
Hier die "Notmannschaft" mit drei tschechischen Bäckern und auch bereits meinem Vater vorne links in Bäckermontur. Hinten links mein Opa |
Zitat mein Vater: ... no do hot er damals, do isa af Cham eine, zum Kreisleiter oder weij, also de weij hoit des iwa g'hot ham,: "Na also wenn ihnen der Platz zuwenig ist, im Osten ist Platz genug." Hot er eam zur Antwort gebm.
dann wollte ich von meinem Vater etwas über unsere "Tschechen" erfahren:
F. Kurz no zum Otto und zu de Tschenen, de
hot se da Opa in Cham drin, moin i...
V:Na an Mira hot er af'gowelt drin, do hot
er an Gsejlln gsoucht und weij er wida z'ruck kimmt, is koana do gwen,ne,
fragt oana, wou do's Orwatsamt is, in gebrochenem Deitsch. "Ja do und
do, wos sans an von Beruf?" - "Bäcker"- "Na gengans glei mit mir
mit.
Erst is da Mira do gwen, na hot er an Jada. Der hot koan Daschndeichl g'khot, aijs in
Schuatz eine, den wennsthig'steijt host,na is a steij blibm.A
sehhana Dreckbeer. Der hot seiba a Beckerei g'hot.
Na, und na is da Otto g'kemma, na is da Jada
wieda fuart, der moin i is wieda hoam -- und na hams an Karl
brocht.Vom Karl hamma nix mehr g'hert, vom Mira hamma a scho so lang nix mehr
g'hert. (Interview war ca 1984)
M: ja g'schriebm hat er mal noch
V: Hot er doch wieder mal g'schriebm?
F: ja und de han doch dann allaweil
hoamg'forn am Wochenende?
V: ja de hann allerweil..
F: weil Grenz war ja do koane?
V: Jaah-- de Tschechen hamm an
Passierschein braucht. Und do heijtns iwa Furth forn meijssn awe, ne, oder do hots no so
gleanane Üwagänge gem. Ja owa a so heijtn se sched iwa Schwarzaberg iwan Buggl
iwaforn braucha und ernt oi fo Neimoark und na hands in Neigedein scho, ne, heidns a Stund eig'sport g'hot. Und do.. Unmöglich, de grejngs net vom
Landratsamt. No, dann is mei Vater owe doda, - damals mitm Holzer - und gscheid
Leviten, - wei mitm Holzer is er ja doch speziell gwen damals, den hot er ja ebs
sogn kinna - D'Leviten a Wei g'lesen, weij se se des vorstuijn , de
Karln meijsn orwatn ,ne, und dann hams do an Passierschein grejgt fir den
Iwagang. Na sands awei schnell dahoam gwen.
V: No ja und weijs damals gwen is in
Ketzting. jo mei, han ja doch de ganzen Ketztinger, wej der am Amt, da Holzer ,is a
Ketztinger gwen, der wou des iwa g'hot hot. Zu dem host o sogn kinna: He
weij stiastar an des vor, I konn doch net zu dem sogn, der fohrt eitz no dar
Orwat hoam, daß er a weng dahoam is aa, na mou er am Sunnta af d'Nacht wieda
einafoarn, ne, na mou er a Stund a jeds Mol lenga mitm Radl
forn , ne
M: Und die hamma ja na noch gschobm, wenns
bergauf ganga is
V. Und dann kost da ja vorstelln woss fiar
Radln g'hot ham. Obwohl, da Mira hot allaweij scho a Rennradl g'hot,woast
scho a sechas mitam gebogna Lenka Do isa g'forn weij a Prijda(Geprellter)
Ein schönes Beispiel des familiären Umgangs mit den tschechischen Bäckern erzählten mir Onkel Bepp und Tante Bettl, also die Seniorchefs des Schuhauses Schödlbauer. (B=Bettl, Bepp und F=Frage)
Bepp: Wej hot der g´hoissn der a so singa hot kinna, da Mira?
B: Na des war da Otto.
Bepp: Des woas I no wej de gsunga hamm, wenn I in Urlaub (es war Krieg) do
gwen bin, bin I oft affekemma afd Nacht, da hamm de vier Becka a so gsunga.
B: Mei de hamma, da Otto, mei wenn d`Mamma Klavier g´spuit
hot, dann hot da Otto g´sunga, „Unterm hohen Dach ist ein Nesterl gebaut“
Nach dem Kriege blieben die Kontakte mit den Tschechen in einer lockeren Art weiter bestehen. Wir bekamen deren Hochzeitsbilder zugeschickt und, wie oben bereits angeführt, kam es im Prager Frühling bis Sommer 1968 auch zu persönlichen herzlichen Wiederbegegnungen.
Sogar zu Wendezeiten, also 45 Jahre danach, kam noch einmal ein Kontakt zustande, als mein Vater dann seine Taubenuhren an seinen tschechischen Besuch verschenkte. .
Neben den tschechischen Bäckern gab es auch noch die Zwangsarbeiter, hier Franzosen, die zumeist beim Dinkelmeier untergebracht waren und zur Arbeit in verschiedene Betriebe dann verschickt wurden. Es war verboten, diesen Arbeitern, die von der Kötztinger Gendarmerie bewacht wurden, Essen zukommen zu lassen. Aber hier war es anders, wenn die Arbeitergruppe wieder zum Holzhacken ankamen, wurde einfach das große Hoftor geschlossen und die Gefangenen konnten sich satt essen.
Dies wurde mir nicht nur von meinen Tanten erzählt, sondern dies war auch Teil eines Spruchkammerverfahrens, gegen den damaligen Chef der Kötztinger Gendarmerie, dem mein Großvater in seinem Verfahren bestätigen konnte, dass dieser alle Augen zugedrückt hielt, wenn die Franzosen in der Bäckerei verpflegt worden waren.
StA Landshut Spruchkammer Kötzting Nr. 1526 |
Briefkopf der Hahns aus den USA im Jahre 1946 |
Es wurden natürlich in diesen Verfahren viele Gefälligkeitsatteste erstellt, mein Großvater hatte dazu überhaupt keinen Grund und im Akt desselben Wachtmeisters findet sich auch ein sehr herzlich geschriebener Brief aus den USA, von Angehörigen der Familie Hahn, der zweiten Kötztinger jüdischen Kaufmannsfamilie, die aber, anders als die Kirschners, die Flucht ins Ausland geglückt war, auch wenn dies eine sehr lange Odysee gewesen war, abe das wird einmal eine ganz andere Geschichte.
Offensichtlich haben sich mit den Französischen Zangsarbeitern auch persönliche Beziehungen entwickelt, denn als Nach der EInnahme Kötztings im April 1945 undd er kurz danach erfolgten Kapitulation Deutschlands ließen die französischen "Gefangenen" - mit diesem Wort unterschrieben sie - mit Datum des 16.5.1946 ein Attest für meinen Großvater, in dem sie Herrn Pongratz und seiner Familie für die Wohltaten und Hilfe, die sie von Ihnen erhalten hatten.
Ich bin leider des Französischen nicht mächtig, daher kann ich das anschließende persönliche Dankesscheiben von Leo Thomas anhand einiger Worte vermutlich richtig zuordnen.
Dankesschreiben vom Mai 1945 |
Wenige Monate später kam dann aus Frankreich ein Bild des frisch verheirateten Leos an, der sogar bereits Vater geworden war.
Wenn ich die Widmung auf der Bildrückseite im Zusammenhang mit der Befreiung der gefangenen um den 26.4.1945 stelle, dann sind diese wohl für drei Wochen im Hause Pongratz willkommene Gäste gewesen, denn Leo spricht in seiner Widmung :"Zur Erinnerung von 3 Wochen an Kötzting 15.5.45 Leo."
30 Monate später scheibt er: "schon 30 Monate als ich bin zurück gekommen. Ich habe noch nicht vergessen Herr Pongratz und Frau. Weiß brot Roggen Brot usw Radio - Gut essen und alles-
Jetz ich habe Frau, baby Klein-Kaufe - Commune - Tison (Handel mit Stoffen) in klein dorf
Prosit Neue Jahr
Offensichtlich wurde im abgesperrten Hof dann auch versucht einen Fremdsender abzuhören, so verstehe ich den Hinweis auf "Radio"
Nach den Franzosen oder vielmehr vermutlich zusammen mit den Franzosen waren dann GIs Gäste im Hause.
Die folgende Episode habe ich bereits veröffentlicht, hier allerdings wird der Zusammenhang mit der selbstverständlichen Gastfreundschaft und der Führung eines offenen Hauses, wie es meine Großeltern und später auch meine Eltern mir vorgelebt haben, besonders deutlich in der Abfolge der unterschiedlichsten Nationalitäten.
Nach den Tschechen und Franzosen, nun also die Amerikaner:
Hier nun die Zusammenfassung einer Schilderung meines Vaters über die Besetzung des benachbarten Wehrmeldeamtes durch die Amerikaner und das weitere Verhältnis der Besatzer und unserer Familie.
Beim Einmarsch der Amerikaner - also Ende April 1945 - obwohl es ein sehr kaltes und feuchtes Frühjahr gewesen war - hatte meine Großmutter bereits die hölzernen, großen und langen Blumenkästen auf der Hofseite auf den Fensterbrettern bereitgestellt. Als die Amerikaner das WMA besetzten und damit eine erkleckliche Anzahl deutscher Gewehre erbeutet hatten, leerten sie einfach die Blumenkästen, füllten diese mit den Gewehren, nagelten sie zu und schickten diese als Kriegsandenkens nach Hause bzw. nahmen sie einfach mit.
Die beiden Häuser - also Wehrmeldeamt und Bäckerei - hatten je einen Hinterausgang zu einem gemeinsamen Hof und dieser wiederum kann nur durch ein dicht schließendes Tor von der Metzstraße - so wie heutzutage auch noch - befahren und eingesehen werden. Jedes Mal, wenn die amerikanischen Soldaten hinten in den ruhigen Bereich des Hofes traten oder fuhren, blickten sie mitten hinein in unsere Backstube und, so wie es eben in Bäckereien der Fall ist, hatten damit den ganzen Vormittag den Duft von Frischgebackenem in der Nase.
"No fraternisation" ist die eine Sache "Liebe geht durch den Magen" eine andere und meine Oma hatte ein sehr einnehmendes Wesen und ihrer Aufforderung zum Kaffeetrinken und Frühstücken folgten die amerikanischen Soldaten anscheinend sehr gerne und mit voller Montur und auch bewaffnet, man weiß ja nie, was so eine bayerische, wohlgenährte Bäckermeisterin so im Schilde führen kann.
(Ohne es genau zu wissen, vermute ich mal, dass die Amerikaner den Kaffee hatten und die Oma den Rest.)
Dieser gemeinsame Hof hatte aber im Moment der Übernahme durch die US Soldaten auch einen Nachteil, neugierig schaute mein Vater hinten aus dem Haus Nummer 28 in den Hof hinaus als die US Soldaten gerade dasselbe aus dem Haus Nummer 30 machten und den deutschen jungen Mann, trotz kurzer Lederhosen, sofort verhafteten und mit den anderen Gefangenen aus dem WMA draußen auf einen LKW verluden. Erst ein Offizier pickte sich dann den jungen Mann in seinen kurzen Lederhosen wieder aus dem Block der Männer heraus und bedeutete ihm zu verschwinden....
Ich wollte hier die Geschichten der internationalen Gäste im Hause im Zusammenhang schildern, nun allerdings muss ich ein halbes Jahr zurückspringen, denn im Oktober 1944 schlug das Schicksal zu, Heinerl, dem das musikalische Talent der Mutter in die Wiege gelegt worden war, fiel an der Ostfront, und nichts mehr war so wie vorher und wie es die Lebensplanung des Bäckerpaares gewesen war. Zu allem Unglück wurde nun auch der "Bubi", also mein Vater eingezogen bzw. mit dem RAD an die Fronten geschickt.
Wie in dem Zeitungsartikel von 2003 im Gespräch mit Frau Schödlbauer dargestellt ist, packte mein Opa den Ortsgruppenleiter der NSDAP, Herrn Rümmelein vom Sperlhammer, der in den Laden gekommen war, um die Eltern vor anwesender Kundschaft zu informieren, dass ihr Sohn sein Leben "für Führer und Vaterland" geopfert habe, und warf diesen aus dem Laden und die Stufen hinunter auf den Marktplatz. Erst auf "Bitten und Betteln" der Tochter, die von der Mutter zum OGL geschickt worden war, hatte dieser seine Anzeige bei der Kreisleitung in Cham zurückgezogen.
Die Lebensgeschichte Heinrich Pongratz habe ich bereits ausführlich dargestellt.
Was blieb, war nur noch die Erinnerung an einen lebenslustigen Kötztinger jungen Mann und viele Bilder.
Wer bis hierher gelesen hat.... meinen Respekt.
Einschub
An dieser Zeitenwende, dem Übergang von den Kriegszeiten hinein in die friedliche aber trotzdem turbulente Aufbauzeit der Nachkriegszeit beende ich diese spezielle Häuserchronik.
In einem zweiten Beitrag - noch wesentlich länger als dieser - habe ich die Geschichte des Hauses noch einmal an der Stelle aufgenommen, als mein Großvater sich in Kötzting eingekauft hat und die Familiengeschichte heran bis an die Gegenwart unserer Familie verlängert.
In diesem - noch nicht/vielleicht auch nie veröffentlichten - 2. Teil der Häuserchronik habe ich auch nach einer Form gesucht, wie man Familiengeschichte darstellen kann.
Ich möchte mit diesem Blog natürlich keine "Nabelschau" betreiben und stelle den 2. Teil daher nicht öffentlich. Sollte jemand Interesse an dieser Form von Genealogie haben, dann einfach eine Nachricht an mich und ich und ich schicke den Link zu.
Einschub Ende
Brief des R.P. Anianus Mitter, Priors von Kötzting an den ehrenwerten Herrn Abt Aemilianus am 11.Mai 1703
Obwohlen nach den Abzug Säxischer Völker die Husaren, Juden und böhmisches Luedergesündt auf umbligenden Orthen benanntlich Stächesried, Eschlkamb, eine grausame Nachtplinderung gemacht mit ruinierung der Kirchen, Ermordung etwelcher Leithen und Abnehmung alles, auch der schlechtesten Sachen, leben wür Köztinger doch bishero noch unangefochtner. Sye sollen verschüfrte Befelch bekommen haben, nit das mindeste gegen bayern zu lentiren, sie lassen doch das hereingehen nit. Den 5 May ist Herr von Poyssl zu Hochenwarth angelangt, seines erlittenen Schadens augenscheinlichen Bericht einzuhollen:
Herr Kheser als Hochenwarthischer Richter - sie oben der Marktschreiber Keser - dürfte mit Herrn Poyssl ein Namhaftes auszustehen haben, weillen Herr Poyssl eine Salva Quardie [eine Art von Schutz und Geleitbrief]von ihro Kaiserlichen Maiestett anvertraut hat, er aber die feindlichen trouppen nicht erwarthen, sondern sich mit der Flucht nachher Straubing retirieren wollen.ohne das er einigen Menschen
von dem Salva quardie Brief, so zu Hochenwarth aedualiter gelegen, etwas gemeldet hat: würdt also Herr Poyssl allen erlittenen Schaden welcher seinem Anschlag nach, sich in die 8 bis 900 fl erstreckt und vermittels des Salva quardi brief gar wohl hette können vermittelt bleiben, an ihme Kheser praetendieren.
H. Poyssl hat den 7. May als den ersten Tag in unser Aderlaß den ganzen tag und über Nacht bey uns im Pfarrhof verlieb genommen , und so wohl auf gewesen, daß er frey bekennt, innerhalb 10 Jahren kein solchen Rausch gehabt zu haben, als ihm der Pfarrhof gestern angehengt, und versprochen solchen mit der Zeit zu revanchieren. Wür haben über das Mittagsmahl mit ihme /: oblate occasione = die Gelegenheit war günstig:/ propter divina - also über geistliche Sachen - angefangen zu diputieren, er aber laßt sich das Recht sprechen. Unterdessen hab von ihm wohl können abnehmen, daß ihre Gnaden so gar schwer nit sein wird, bey einem hochw. Consistorio ihr intentum wegen incorporierung Schönbuchen und Grafenwiesen zubekommen. Dises Beykommende Schreiben schickt mir gestert Herr Kazner zur nebst seinem befelch, es träfe Grafenwiesen an, sey aber nichts daran gelegen, und soll ihn nur aufmachen. Ich hab den Titl nit genuegsamb confideriert, und also ihn aufgebrochen, bitte also mir in Ungnad nit dis aufzunemmen, massen auch H. Kazner von mir ein recepisse begehrt. Ob aber inhalt dessen nit von Herrn Poyssl in seiner erst ganz kürzlichen Raiß zu Starubing sein angesponnen worden, laß ich dahin gestöllt sein, er hat sich doch bey uns, dessen in mindesten nichts lassen anmerken. Vorgestern als den 9. May ost Herr Pfleger von Straubing widerumb zurück kommen, hat micht gestern zu ihm in Garten berufen, und auf die Nacht seine Speisen in Pfarrhof tragen lassen. In Abwesenheit Herrn Kazenperger ist ein Ab- und Anstand auskommen. Welches geschcäft pro interim Herrn Kayser übergeben worden; ansonsten bin ich bishero noch niemal von Herrn Kazenberger begrüßt, noch im Pfarrhof besucht worden.
als unter dem nichtigen Kommando des H. Walser zu stehen. Was sonsten für ein murmuration über den gueten H. Obristen im Wald eingeschlichen, ist nit zubeschreiben, zumahlen aller Schaden, so der Wald bishero erlitten, ihme und den Monteifl will zuegmessen werden, wegen ihres so unbeherzten Commando, Ansonsten hat man in der Regierung Straubing das große Elend, so der Wald bishero gelitten, theils durch ganz grundvolle Berichten, theils mündliche Klagen und vilfältige Beschwerungen der armen Bedrangten, wohl vernommen, doch niemal einige Vrobringung gethan, und steht die linie noch bis iezt dieser Stund ganz Edt. Seindt auch sehr vilfältige Klagen wider H. Obsisten alldort eingeloffen, bleibt doch derselbe noch zu dato bey derselben Regierung in höchster Aestimation und Ehren, man kan hieraus sehen, was guete Freund vermögen. Glaube aber wan meine guete Herrn Räthe, weill sie denen getreuen Berichten keinen Glauben geben wollen. selbsten den Augenschein unseres Elendt, oder des besagten Commando hetten eingehollet, wurden sie anderst yudicieren. Man sagt woll, daß die Regierung die Bericht an ihro churfürstliche Durchlaucht habe lassen ablaufen, glaubs auch, ist uns aber zu dato noch nicht geholfen worden, und stehen immer zuw noch in Gefahr. Anbei mich ihro hochwürden und Gnaden meinem genedigen Herrn Herrn mich ganz kindlich recommendiren. Datum 11. May 1703
Ihr gehorsamster und unwürdiger Sohn
P. Anianus