Sowohl bei unserem Jubiläumsjahr 2010 "925 Jahre seit der Gründung Kötztings" als auch im Zusammenhang mit den Feiern zu "600 Jahre Pfingstritt" waren die öffentlichen Filmvorführungen überraschend gut besucht. Bereits 2010 gaben mir Herrn Dr. Casaretto und unser Kurdirektor Sepp Barth den Hinweis auf einen Film "aus den Dreissigern", der im Besitz des historischen Vereins von Straubing sein sollte.
Mehr war zuerst nicht herauszubekommen und persönliche Bemühungen der Beiden hatten bei den Verantwortlichen dieses Vereins zu keiner Reaktion geführt.
Mir ging es dann aber auch nicht besser als ich versuchte diesen Film einzusehen und nach Möglichkeit eine Kopie für eine Vorführung beim Pfingstrittjubiläum zu erreichen.
Alle versuchten Kontaktaufnahmen liefen in die Leere und auch das zweite Jubiläumsjahr verstrich, aber die alten, bereits bekannten, Filme waren ja auch ganz schön anzuschauen.
Ein Zufallstreffen in diesem Frühjahr beim bayerischen Archivtag in Schwandorf brachte nun den Durchbruch und, sozusagen als Beifang, für uns Kötztinger sogar noch viel mehr zu Tage.
Im Gespräch mit Herrn Dr. Maier vom Gäubodenmuseum, der nun der entscheidende Kontaktmann für das Depotmaterial des historischen Vereins sein wird, erwähnte er beiläufig den Namen "WINDORFER". In einer Schenkung an das Gäubodenmuseum Straubing befänden sich auch Ölgemälde und Photographien, die auf eine Kötztinger Familie hinwiesen.
Doch zuerst zu dem Film:
Es handelt sich dabei, laut schriftlicher Information des Gäubodenmuseums in Straubing um einen Stummfilm mit dem Arbeitstitel:
screenshot des Kötzting Pfingstfilms, möglicherweise Zitzelsberger (?) |
Der Bayrische Wald, 1933 (gedreht 1932 und 1933) von Johann Leopold Urban. Die Aufführungsrechte liegen beim Historischen Verein von Straubing. Dieser Film besteht aus drei Teilen und ist vermutlich nie zur Aufführung gelangt. Informationen über den Film, Autor und Filmstudio finden sich auch in Veröffentlichungen u.a. in den den Arbeiten von Ulrich Lehner in den Jahresberichten des Historischen Vereins, insbesondere im Jahresband 96 von 1994 "Die „BAVARIA-FILM-STRAUBING“ bzw. Johann Leopold
Urban - ein Straubinger
Filmemacher.
In diesem Film von fast einer Stunde Spielzeit werden im mittleren Teil auch alte Bräuche wie eben der Kötztinger Pfingstritt, das Tragen der Kerze auf den Bogenberg und das Eglmari-Ssuchen gezeigt.
Die Sequenz über den Pfingstritt ist sehr kurz, vielleicht eine gute Minute, und zeigt den Ritt im Bereich des Kamplmacherhäusls beim Ausritt und im Bereich an der Abzweigung zur Marktmühle beim Einritt.
Die Sequenz über den Pfingstritt ist sehr kurz, vielleicht eine gute Minute, und zeigt den Ritt im Bereich des Kamplmacherhäusls beim Ausritt und im Bereich an der Abzweigung zur Marktmühle beim Einritt.
vielleicht kann der Kooperator erkannt werden, um einen Rückschluss auf das genaue Filmdatum zu machen |
ein markantes Gesicht beim Ausritt |
beim Einritt - beim Ellmann neben der Marktmühle |
Der Film soll, nach Rücksprache mit dem Rechteinhaber, dem Gäubodenmuseum in Straubing, bei einer der monatlichen Treffen des Bayerischen Waldvereins, vermutlich im Winter 2014, gezeigt werden.
Der Kötztinger Kaufmann und Witwer Joseph Windorfer, Sohn des Wundarztes Johann Georg Windorfer (der Wundarzt Windorfer arbeitete im Haus Kellner in der Herrenstraße) heiratete am 1.1.1818 in zweiter Ehe seine Braut Anna Witzelsberger, eine Tochter des Fischers und Händlers Franz Xaver Witzelsberger aus Straubing und seiner Frau Anna Maria, einer geborenen Beer. Beide Väter fungierten als Trauzeugen. (TM Kötzting Fiche 413 Seite 137)
Frau Anna Windorfer, nun eine Kötztinger Bürgersfrau, ließ sich wohl in den Jahren nach 1850 portraitieren und so haben wir hier das älteste mir bekannte Exemplar eines Bildes einer Privatperson.
Schon 10 Jahre vorher hatte sich Josef Windorfer mit Franziska Magerer verheiratet, der Tochter des Marktschreibers Cajetan Magerer. Mit dieser Ehe hatte er sich auch in den Besitz eines der stattlichsten Anwesen in Kötzting gebracht, dem Haus mit der Plannummer 43, dem heutigen Voithenleitneranwesen oberhalb des alten Rathauses. Mit diesem Besitzübergang schließt sich ein Kreis, der sich fast ein wenig märchenhaft anhört.
Frau Anna Windorfer geb. 1799 oder 1800 |
Rudolph Häfner, nun Voithenleitner, früher das Windorferanwesen, das Bild stammt aus einer Werbeanzeige im Kötztinger Anzeiger von 1903 |
Sie stellen ausdrücklich bei dieser Schenkung fest, dass sie die Geschäftsführung vorerst gemeinsam durchführen wollten. Bereits im Jahr zuvor hatte Franziska Magerer ein uneheliches Kind von ihrem späteren Ehemann entbunden. Am 22.08.1807 kam Johann Baptist Windorfer in Kötzting zur Welt. Das Ehepaar Fabrici stand also nicht nur der alleinstehenden jungen Mutter zur Seite sondern vermachte ihr auch großzügig ihr Marktlehen, das, um die Gebühren für den Besitzübergang daraus zu berechnen, auf stolze 8000 fl veranschlagt worden war. Bei dem unehelichen Kind war Frau Anna Maria Fabrici die Taufpatin. Nach weiteren 3 Kindern in den Jahren 1812, 1814 und 1817, verschied Franziska Windorfer am 20.05.1817 fünf Wochen nach der letzten Entbindung im Alter von 34 Jahren an den Folgen der schweren Geburt.
Nun war der Wundarztsohn Josef Windorfer Witwer, Handelsmann und Besitzer eines stolzen Anwesens. Es ist sicherlich Ausdruck eines bürgerlichem Selbstbewusstseins, dass Josef Windorfer, zum Zeitpunkt der Portraitherstellung bereits Mitglied im Landtag von Niederbayern, seine zweite Frau in Öl abbilden ließ.
Wie oben bereits angeführt, kennen wir keinen vergleichbaren Fall.
In dieser Ehe mit Maria Anna Wetzelsberger hatte das Paar noch weitere 8 Kinder, eines davon war Margaretha Anna, geboren am 8.10.1822, und hier ist nun der nächste Anknüpfungspunkt nach Straubing und Kötzting.
die junge Familie Ludsteck in Straubing |
Margarethe Windorfer |
Frau Margaretha Windorfer heiratete später dann nach Straubing, Herrn Otto Ludsteck, und beide ließen sich als junge Familie mit der damals fortschrittlichsten und brandneuen Technik abbilden, der Photographie.
Auch wenn das Familienbild 20 Jahre nach dem Pfingstgeschehen entstanden ist, so blicken wir doch einer Pfingstbraut aus dem Jahr 1839 ins Gesicht. Viele Jahre später ließ sich Frau Ludsteck noch einmal abbilden und nun ist sie eine vornehme Bürgersfrau aus der Straubinger Oberschicht
Margaretha Windorfer, verheiratete Ludsteck |
Vergleicht man ihr Bild, das einer stolzen Straubinger Bürgerin, mit dem bekannten Bild ihres früheren Pfingstbräutigams, der ja bekanntermaßen unverheiratet geblieben war und daher ein erneutes Tugendkränzchen zu seinem Jubiläum erhalten hatte, dann kann man wohl nur das Hohe Lied des Ehestandes singen.;-))). Sein Single-Dasein hat ihm, zumindest optisch, nicht zum Vorteil gereicht.
Das Bild des Leonhard Mittermeier stammt aus der Zusammenstellung des Kötztinger Kooperators Peter Riederer, der für den 500er Ritt versucht hat alle damals noch bekannten Pfingstbrautpaare und deren Hintergrund zusammenzufassen. Im in der letzten Woche erschienenen Buch zum 600er Jubiläum ist in einem Faksimiledruck Riederers Liste wieder veröffentlicht worden.
Weitere Recherchen haben nun noch eine andere Verbindung der Straubinger Familie Ludsteck nach Kötzting ergeben. Ein Ignatz Ludsteck war im 1851 Amtsarzt und Hausbesitzer in Neukirchen beim hl. Blut, durch seine zweite Heirat hat er dann seine Wohnung in Helmhof genommen. Vielleicht haben sich auf diesem Wege das spätere Ehepaar kennengelernt.
Soweit für heute, der nächste Beitrag ist über den Stadiumneubau des FC Bad Kötzting im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts geplant es könnte aber auch einer über einen waschechten Sheriff in den USA, der aus Traidersdorf stammt, werden..
Das Bild des Leonhard Mittermeier stammt aus der Zusammenstellung des Kötztinger Kooperators Peter Riederer, der für den 500er Ritt versucht hat alle damals noch bekannten Pfingstbrautpaare und deren Hintergrund zusammenzufassen. Im in der letzten Woche erschienenen Buch zum 600er Jubiläum ist in einem Faksimiledruck Riederers Liste wieder veröffentlicht worden.
Weitere Recherchen haben nun noch eine andere Verbindung der Straubinger Familie Ludsteck nach Kötzting ergeben. Ein Ignatz Ludsteck war im 1851 Amtsarzt und Hausbesitzer in Neukirchen beim hl. Blut, durch seine zweite Heirat hat er dann seine Wohnung in Helmhof genommen. Vielleicht haben sich auf diesem Wege das spätere Ehepaar kennengelernt.
Soweit für heute, der nächste Beitrag ist über den Stadiumneubau des FC Bad Kötzting im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts geplant es könnte aber auch einer über einen waschechten Sheriff in den USA, der aus Traidersdorf stammt, werden..
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