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Montag, 4. November 2024

Erinnerung an Altkötzting Teil 51 der RuFV Grafenwiesen Kötzting und die Voltigiergruppe

   In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen "Blick zurück" erlauben; zurück auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden; eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtagen,  Bällen, und vor allem mit Menschen.

Die Voltigiergruppe des Reit- und Fahrvereins Kötzting-Grafenwiesen

Das diese schöne Sportart, mit der ich sehr verbunden war, weil alle meine Kinder diese u.a. in Bruckdorf bei Regensburg betrieben und auch erfolgreich bei Turnieren mitgemacht hatten, auch bei uns Zuhause angeboten wurde, wurde mir erst durch den Fund eines Negativstreifens bekannt.
Hier eine kleine Bilderfolge von diesem schönen Sport aus der Reithalle in Grafenwiesen vom November 1976. Der Reporter war ein Herr Kühn.


Vor der Begrüßung: sollte jemand die Namen der Jungen und Mädchen kennen, so würde ich die gerne dem Blogbeitrag hinzufügen.


In der Kür - Dauer 15 min - werden Figuren mit drei Personen vorgeführt, weshalb - aus Rücksicht auf das Tierwohl - auch eine Alters- und damit Gewichtsbegrenzung für den Mannschaftssport existiert(e).
Bereits der Auf- auf und der Abgang vom Pferd geschieht im Galopp, die Figuren sowieso. Hier wurden die Figuren wohl noch im Schritt eingeübt.

v.l. Pritzl Sepp - Stern Carolin - Meimer Steffi




Freitag, 1. November 2024

Erinnerung an Altkötzting - Teil 52 Allerheiligen auf dem Alten Friedhof

In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen "Blick zurück" erlauben; zurück auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden; eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtagen, Bällen, und vor allem mit Menschen.

Der Alte Friedhof an Allerheiligen


Sammlung Serwuschok Allerheiligen 1976 

Was an diesem Bild besonders ins Auge sticht - es wurde am 1.11.1976 aufgenommen - ist nicht nur, dass der Friedhof noch komplett mit Grabstätten angefüllt war, sondern auch das Fehlen jeglicher Großbäume, die heutzutage das Bild dieser ruhigen Parkanlage ausmachen.
Als fast zeitgleich mit dem Ende der Belegung des Alten Friedhofes auch der Kötztinger Fremdenverkehrsverein sich auflöste, trafen die Mitglieder dieses Vereins die weise Entscheidung, den verbleibenden Kapitalstock beim Gärtner Raab in Blaibach anzulegen, damit dieser die ganze Summe in eine Großbaumpflanzaktion umsetze.
Erst durch die vielen Alleebäumen und Koniferen, die 1978 dann gepflanzt wurden (StA Kötzting 554/23), und deren Wirkung auf den Raum, wurde vielen Kötztingern erst bewusst, welches Kleinod sie - unabhängig von der persönlichen Erinnerungskultur - inmitten der Stadt besaßen.
Foto Pongratz Allerheiligen 2022

Hier nun in ,lockerer Folge eine kleine Bilderserie über Allerheiligen im Alten Friedhof von 1971-1976


1974




Komplett ohne jeglichen Bewuchs, der älteste Teil des Friedhofes



Was mir aber in der persönlichen Rückschau dann schon auch noch auffällt, ist, dass wir als Kinder sehr oft jämmerlich gefroren hatten am Grab - gerne auch mit dem ersten Schnee - und dass ich gleichzeitig  am heutigen Tag - 1.11.2024- in meinem Gartengrundstück in Kötzting einen weiteren Satz an  Freilandtomaten geerntet habe und das war sicherlich noch nicht die letzte Portion, die ich von den Pflanzen erzielen kann in diesem Jahr.

Foto Pongratz vom 1.11.2024 Freilandtomaten aus Bad Kötzting. Das vielleicht 10fache ist noch an grünen Früchten dran, mal schauen, wie lange ich noch ernten kann….


Foto Pongratz Allerheiligen 2023



Mittwoch, 30. Oktober 2024

Eine historische Wanderung durch Kötztings alte Friedhöfe

Am 8. Dezember nachmittags werden wir erneut zu einer historischen Einkehr mit einer vorgeschlateten kleinen  "Geschichtswanderung" aufbrechen.
Dieses Mal geht es um die historischen Friedhöfe Kötztings, deren Geschichte und was man dort noch so alles finden kann über und von Kötztinger Bürgersfamilien aus vielen Jahrhunderten.

Achtung! Änderung der Anfangszeit:

Weil am Sonntag zwischen 14.00 und 15.30 Uhr in der Stadtpfarrkirche eine "besinnliche Stund" des Kötztinger Trachtenvereins stattfindet -  und wir nicht nur keine Überschneidung sondern auch keine Störung verursachen möchten -, verschieben wir unseren Startzeitpunkt einfach um eine halbe Stunde nach hinten. Es geht also erst um 15.30 Uhr los.






Wir beginnen mit dieser vorgeschalteten Führung schon eher, denn ein Friedhofsbesuch in der Finsternis hat zwar auch einen "gewissen" Charme, trotzdem wollen wir gerne auf diesen "Gruselfaktor" verzichten und treffen uns daher bereits am frühen Nachmittag um 15.30 Uhr in der Kötztinger Kirchenburg bei der St. Anna Kapelle.
Wie man auf dem Lageplan von 1831 gut an den kleinen Kreuzsymbolen erkennen kann, war beiderseits der Kirchenburg einmal eine Gräberanlage gewesen. Dies war über Jahrhunderte hinweg Kötztings einziger Friedhof..... und dies für eine Pfarrei, die, anders als heut,e sogar bis hinauf nach Haibühl reichte und auch die heutigen Pfarreien Hohenwarth und Grafenwiesen miteinschloss.
Dieser engfängige Platz war auch der Grund, weshalb es nötig war, einen Karner vorzuhalten, also ein Beinhaus, um die Knochenüberreste, die beim Ausgraben einer neuen Grablege im Friedhof zu Tage traten, würdig aufheben zu können. Der Raum, in dem die Knochen gestapelt und gelagert wurden, existiert heute noch, es ist dies der kleine, tiefer liegende Nebenraum der St. Anna Kapelle und beherbergt heute manche schön erhaltene Epitaphien, die bei der Renovierung der Stadtpfarrkirche keinen Platz mehr im Kirchenschiff erhalten haben..


Ausschnitt aus der Uraufnahme von Kötzting  von 1831, aus "Kötzting 1085-1985", deutlich darauf zu sehen das Friedhofsareal innerhalb der Kirchenburg und der Brunnen außerhalb.

 Dort, wo heute sich nur noch - neben dem Grab für die in Kötzting verstorbenen Priester und die Klosterschwestern - ein Blumenbeet und eine Wiesenfläche befindet, konnte man zu Anfang des 20. Jahrhunderts noch eine Reihe von Grabdenkmälern erkennen, auch wenn dort damals bereits seit Jahrzehnten keine weitere Belegung der Grablegen mehr erlaubt war.

Meines Wissens eines von zwei erhaltenen Fotos, die uns den Zustand des "alten" Friedhofs rund um die Pfarrkirche zeigen.

 Wie oben bereits angedeutet, haben wir hier eine Sammlung von Epitaphien, die früher im Inneren der Kirche gehangen waren und nun im ehemaligen Karner in der St. Anna Kapelle zusammengefasst sind. Eine einzige Ausnahme bildet noch eine zweite Gruppe von Epitaphien an der Kirchen-Ostaussenwand., die jedoch bereits fast unleserlich angewittert sind.

Unter der Ägide des Stadtpfarrers Augustin wurde der Pfarrhof an moderne Zeiten angepasst - Stichwort Garagen - und dabei kam noch ein Relikt aus lange vergangenen Zeiten zu Tage, ein Metallsarg mit einer unbekannten Toten.

 

Viel gibt es zu erzählen über den Kampf der Behörden, den Kötztingern die Belegung dieses Friedhofes zu verbieten - es hat gewisse Ähnlichkeiten mit dem Kampf des Kötztinger Stadtrates mit seinen eingesessenen Bürgersfamilien in den 80er Jahren, als es um ähnliche Fragen ging, nur jetzt eben um ein Ende der Belegung am oberen "Alten Friedhof" - und wie dieses dem Bezirksamt Stück für Stück gelang, bis auch der letzte Widerstand gebrochen war.
Nur noch ein paar wenige Mitglieder der Familien Kollmaier, Schrank und Windorfer konnten es sogar noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts durchsetzen, dass ein paar ihrer Angehörigen im Familiengrab in der Kirchenburg beigesetzt wurden.

 Die letzten Einträge im Belegungsbuch des - ganz - alten Friedhofes

Noch einmal Kollmaier, dann Schrank Franziska und Windorfer Fanny, die alle tatsächlich noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts im Kirchhof beerdigt worden.


Die letzte Beerdigung neben der Kirche war die der hochgeachteten Kötztinger Ehrenbürgerin, der Schwester Oberin Frau Emerama Glasschröder.


Nach diesem Exkurs in Kötztings Anfangsgeschichte geht es die Gehringstraße hinauf - parallel zur früheren Bollburggasse - zum nunmehrigen "Alten Friedhof, der seine Existenz zunächst einer Pestepidemie verdankte, die die damaligen Verantwortlichen veranlasste, die zahlreichen Pesttoten außerhalb der Marktbefestigungen in einem Provisorium zu verscharren. 

Und so landen wir an der zweiten Station unserer Wanderung, beim jetzigen "Alten Friedhof"

Ein Friedhof hatte und hat zwingend eine Umfriedung zu haben, einen Zaun oder Mauer also, der die Ruhe der Toten garantierte.

Ausschnitt aus dem Plan der Uraufnahme Kötztings zu Anfang des 19. Jahrhunderts, entnommen
aus dem Buch Kötzting 1185-1985
Hier der Detailplan mit dem noch alten - vor dem Marktbrand von 1867 - Straßenverlauf.
Der Friedhof auf diesem Plan aus dem beginnenden 19. Jahrhundert bestand nur aus der heutigen unteren Eingangsebene, nicht einmal hin bis zu der Stelle, an der bis vor wenigen Jahren das "neue" Leichenschauhaus gestanden hatte.
Das Anwesen mit der Nummer 3 auf dem Plan ist der Amberger Hof. Die Nr. 2 ist die ehemalige Bäckerei Liebl und die Nummer 1 war die Kötztinger "Schmiede am oberen Tor", heutzutage die Schmiede Kuglmeier. das Gebäude unterhalb der Schmiede  - mit "X" gekennzeichnet - war das sogenannte Chamauer Tor, eines von mehreren Markttoren - genauer gesagt, das letzte, welches abgerissen worden war, die anderen verschwanden schon Jahrhunderte früher.

Im Wesentlichen mit Privatmitteln des Ehepaares Krieger - Frau Krieger war die Großmutter von Samuel Luckner - wurde die erste Seelenkapelle errichtet und an dieses anschließend, im 19. Jahrhundert, ein erstes Leichenschauhaus angebaut.
Zeitlich fällt dieser Anbau - mit einem Zwang, die Toten im Leichenschauhaus aufzubahren und nicht mehr im eigenen Wohnhaus - mit dem Versuch zusammen, die Beerdigungen unten in der Kirchenburg verbieten zu lassen.

Stadtarchiv Bad Kötzting AA IX-3 Anbau eines Leichenschauhauses an die Friedhofskapelle

Leichenschauhaus Nummer 2:

Repro Arbeitskreis Heimatforschung Hier das Bild des alten Leichenschauhauses - abgebrochen 1959 - an dem man auch gut sieht, dass der Hauptweg nicht im rechten Winkel zum Hause steht.

 
Und die Nummer drei:

 
seitliche Ansicht des neuen Leichenschauhauses


Je weiter man mit der Friedhofsfläche jedoch nach Süden rückte, umso höher und mächtiger musste
die Stützmauer werden, die dann irgendwann dem Druck nicht mehr standhielt und einstürzte.
Gott sei Dank kam damals niemand zu schaden. Bild von Frau Serwuschok Repro 114


Hier ein paar Beispiele über Grabdenkmäler bekannter Kötztinger Familien, die Kötztinger Brauereigeschichte geschrieben haben.

 


Lindnerbräu

der Deckerbräu vom Marktplatz mit seinem Bierkeller und Bräustüberl in der Holzapfelstraße (früheres Monokel)

Der Schmidtbräu


Und so wurde nach der "Auflassung" als Begräbnisstätte und der Anpflanzung von unzähligen Bäumen aus dem Restvermögen des sich freiwillig auflösenden Fremdenverkehrsvereins eine Parksituation geschaffen, die uns für die Zukunft einen  unbezahlbaren Schatz im Stadtinneren, einen Ruheraum hinterlassen hat.

Abschließend gehen wir am Ort des letzten Kötztinger Markttores vorbei und freuen uns auf ein tolles Drei-Gänge-Menü im Hotel Amberger Hof in deren Pausen eine umfangreiche DIA-Show noch einige Bilder der beiden Friedhöfe aber auch die Geschichte des Hauses Amberger lebendig werden lässt.
Auch über unsere letzten Station  - dem Hotel Amberger Hof - gibt es viel zu erzählen.
Angefangen bei einem frühen Besitzer, dem zugleich auch die damalige Hofmark Haus gehörte, und dem der Wald gehörte, in dem später die gleichnamige Kapelle und die Wallfahrt "Bachmeierholz" errichtet wurde und nicht zuletzt mit Bildern von spektakulären Faschingsbällen des Tennisclubs und nicht zu vergessen die "Spiziwiese" und sogar noch die 11. Panzer=Division, die ebenfalls in dem Gebäudekomplex ihre geschichtlichen Spuren hinterlassen hat.  


General v. Wietersheim verabschiedet einen Teil seiner Soldaten auf der "Spiziwiese". Im Hintergrund der Raithstadel.

Also: "Save the date" für eine neue Historische Einkehr am Sonntag den 8.12.2024.
Beginn 15.00 Uhr
Treffpunkt: Vor der St. Anna Kapelle in der Kirchenburg  




Montag, 28. Oktober 2024

Jakob Hauser - einer der letzten Bader Bayerns

 Bereits vor gut 4 Jahren bin ich über eine Fotoreportage über den Kötztinger Bader Jakob Hauser gestolpert und nun - bei der weiteren Digitalisierung der SW-Negative, die wir von Frau Renate Serwuschok erhalten haben, findet sich eine weitere Folge an Bildern über Jakob Hauser.
Das BR war damals - März 1976 - mit einem ganzen Team in Kötzting, um einen der letzten drei Bader Bayerns bei der Arbeit zu dokumentioeren.
Frau Serwuschok - Readaktionskürzel -na- bildete nun das Filmteam bei der Arbeit ab, die wiederum Jakob Hauser bei seiner Arbeit filmten.
Hier die Fotos dieser Reportage:



Das BR-team bei der Vorbesprechung








Kötztinger Umschau vom 16.3.1976
.
.Hier noch ein kleiner zusätzlicher Hinweis zu diesem Fund:
Frau Serwuschok war in der Lage gewesen, bei der Druckerei der Mittelbayerischen Zeitung druchzusetzen, dass diese die eingesandten Fotonegative wieder zurück nach Kötzting schickten. So haben wir von vielen - den meisten - Bildern, die im Zeitraum Ende der sechziger bis weit hinein in die siebziger Jahre in der KU abgebildet waren, die dazugehörigen Negative. Und bei manchen Veranstaltungen wurde sogar fast ein ganzer Film verbraucht, obwohl später dann nur 2-3 Bilder Eingang in den Artikel gefunden haben.
Diese Negative, die an die Hauptredaktion bzw. Druckerei nach Regensburg gingen, mussten natürlich detailliert - beschriftet - benannt werden, damit die Redaktion dann auch das richtige Foto benutzte.
Zu diesem Zweck wurden kleine Notizzettel den Negativen beigegeben, die leider mit rostigen Büroklammern befestigt waren.
Solch eine "Notizzettel" existiert auch für den "Hauserbeitrag". Hier die genauen Anweisungen an die Regensburger Redaktion in der Handschrift von Frau Renate Serwuschok.


Freitag, 25. Oktober 2024

Kötztinger Häuserchronik - alte Hausnummer 84

  Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen. Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.

Alte Hausnummern  84  
das "alte" Hoisshaus  

Während mir gegenüber viele Kötztinger das Haus als das "alte Hoisshaus" bezeichneten, lief das Anwesen im Familienbereich immer nur als "das oide" Haus.


Sammlung Franz-Baumgartner links das "oide" Haus, rechts Ludwig Wolfgang



Vermessungsamt Cham: 5168-2100-LiquiP_Bad_Koetzting_2_1-01


Greil Mathias und Eva



Die belegbare Geschichte des Hauses beginnt am 4.11.1713, als ein Mathias Greil, Bürger und Häusler von Kötzting sein "eine Zeiltlang besessenes Burgersheusl, wie selbes mit Schar und Dach umbfangen und zu negst am Regenfluss dan der sogenannten Sagmihl entlegen" um 70 Gulden an den Sohn Hans Adam Greil, einen Maurergesellen, verkauft. Er behält sich die lebenslange Herberge vor und veranlasst, dass sein Sohn auch die Grundschuld übernimmt, die bei der Kirche in Weißenregen aufgenommen worden war.
Mit diesen Eckdaten kann man nun auch nach weiteren Belegen über Mathias Greil suchen und in den Kötztinger Pfarrmatrikeln finden sich Geburtseinträge wobei der Vater mit Mathias Greil und dem Zusatz "an dem Saghäusl" angegeben ist und seine Ehefrau mit Eva.



Greil Hans Adam und Elisabeth 


Weinig ist über den Mauerer Greil bekannt, nur, dass er in den Marktrechnungen mit einer Ausgabe von 1 Gulden 20 Kreuzern auftaucht für das Ausmauern eines Brunnengrandes.
Wenige Jahre nach dem Kauf reichen der Mauerer Adam Greil und dessen Frau Elisabeth das " Häusl zunegst der Sag entlegen" um 125 Gulden an Thomas Köppl vom Klobichhof weiter. Auch die 20 Gulden Schuld bei der Kirche Weißenregen werden nur übertragen. 


Thomas Köppl und Eva


Nun also weiter mit einem neuen Paar auf dem -  damals immer noch als "Saaghäusl" bezeichneten - Anwesen, die selber aber erst mit dem Geburtseintrag eines Kindes in den Akten auftauchen, als am 29.8.1722 der Sohn Johann Wolfgang Köppl getauft wurde.

HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B4 Kirchentrachtliste von 1727-1736
Der obige Eintrag für "Thomas Köpel In Sagheisl" steht direkt über dem des Georg Reithmayr in der Sagmühle.
1724 wird ein "Herbergsvertrag" vor dem Magistrat abgeschlossen. Thomas Kopp, Kötztinger Bürger und Häusler überlässt in seinem Haus "das Nebenstibl sambt dem darauf habenten Poden, soweith und preith ersagtes Stibl gehet zur Wohnung Leibslebenslang hierin die freie Herberg .... sambt einem Platz zu Erpauung eines Ställels" seinem "frtl. lieben Bruedern Wilhelm Kopp." für 60 Gulden 

Späth Wolf und Maria Heller


Leider ist der Briefprotokollband von 1736 nicht vollständig - er setzt erst Ende Februar 1736 ein -, so dass der direkte Verkauf nicht belegt werden kann. Beim Weiterverkauf jedoch am 20.11.1736 wird auf den Kauf vom 9.2.1736 Bezug genommen und so kennen wir auch die Zwischenbesitzer, das Ehepaar Wolf und Maria Späth.
Bei den beiden sollte es sich um das am 15.5.1736 heiratende Paar aus Grub und Hohenwarth handeln.

Stephan Riederer und Barbara


Das Ehepaar Späth verkauft das "Saaghäusl mit Scharr und Dach, am 9.2.1736 erst gekauft" mit dem Zusatz, dass, die "Köpplischen Eheleute im Nebenstübl lebenslange Herberge" hätten. "Die noch davor geweste Häuslinhaberin Eva Köpplin aber hat noch 6  Jahre freie Herberge und
"
Nota :
Die verkaufenden Späthischen Eheleuthe haben der Köppl Eva  versichert, daß diese nach Ablauf der 6 Jahre dann weitere 6  Jahre in der freien Herberge bleiben könne."
Stefan Riederer, ein Kötztinger Bürgerssohn hatte am 21.2.1728 die Weißenregener Mauererstochter Barbara Egner geheiratet.
Die im Hause in der Herberge lebende Witwe Eva Köppl stirbt am 3.1.1741. 
Barbara Riederer, die Frau des Hauses verstirbt am 2.12.1744 und der junge Witwer wiederverheiratet sich; dieses Mal mit der Elisabeth Stoiber aus Ansdorf.
Auch von dieser Besitzergeneration wissen wir nur wenig. Am 1.3.1756 heiratete die Tochter Eva aus erster Ehe des Stefan Riederer einen Hazmeier Joseph, von dem zumindest im Heiratseintrag keine Herkunft angegeben ist.
Aus der Zeit nach der Übergabe findet sich ein interessanter Eintrag im Zusammenhang mit Stefan Riederer:
StA Kötzting Marktrechnung von 1757 Seite 85
"Von 14. May bis 14ten Juni anno diss ist Bernhardt Stuffler, Mathias Sturmb, Simon und Andreen Peringer, dann Stefan Rieder, Max Dadler und Joseph Prändt, umd selbe underschidliche Beschitt, in Specia aber aus dem Regenfluss unter der Saag zu Beschittung der Neu angelegten Strassen yber den Regen, und Grueberbach ausgefahren, ab 25 1/2 Täg des Tags 15 xr /:weill solches aine schwere arbeith im Wasser, in allem also entlohnt worden inhalt Scheins 6 fl 25 xr."

Joseph Häzmayr und Eva Riederer


Ein halbes Jahr später übergeben der Fluderknecht Stefan Riederer und seine Frau Elisabeth das "am 21.11.1736 von Wolf Spaeth gekaufte Haus negst der Saagmühl und der Carlisch Wittib Häusl entlegene " Haus an die Tochter Eva um den Übergabepreis von 120 Gulden. 
Anders als in den Heiratsmatrikeln steht in den Marktrechnungen die Herkunft des Kötztinger Neubürgers; er stammte aus Burglengenfeld.

StA Kötzting Marktrechnung von 1756 Seite 19
"Joseph Häzmayr. ledig=standts und von BurgenlechenVeldt in der Neuburger Pfalz gebierttig, ybrigens aber seiner Profession ain Preu. Nachdeme derselbe die   Eva Riederin alhiesige Burgerstochter geheurathet, und deren Vatters Häusl ybernommen hat, für das ihr verliehene Burgerrecht entricht, vi Rhats Prothocoll ffolio 44 10 fl."
Im Jahre 1765 findet sich der Fluderknecht Josef Häzmayr vor dem Kötztinger Kammerer als Gerichtsinstanz wegen einer Schlägerei:
StA Kötzting Marktrechnung von 1765 Seite 44
Daß Joseph Schinagl, Mathias Sturmb, Johann Müller, Josef Hazenmayr, Martin und Joseph Prandtl sammentlich Fluderknecht alhier Michals Strohmayr burgerlicher Wagnerssohn derorthen, mit Schlägen tractiert, derentwegen seint selbe in Ansehung die Theill sich verglichen, und Strohmayr geniege Satisfaction nit praetendiert, mit Verweis und Auftrag die Friedlichkeit hinfüro besser....zu lieben, zur Straff und zwar ein ieder 1 Stund in burgerlichen Arrest sich zubegeben geschafft worden.
Im Jahre 1770 mussten sich Josef Häzmayr und seine Frau 48 Gulden von der Kirche Kötzting leihen, um sowohl einige Verbindlichkeiten beim Vater resp. Schwiegervater zu tilgen,  auch um einige "Baufälligkeiten" am Hause reparieren zu können und für die " Beyschaffung einiges Speisgetreides".
Das Geld stammte aus einer Stiftung von 100 Gulden für "4 Quatembermessen", die eine vor langer Zeit verstorbene Frau Maria Artmann der Pfarrkirche Kötzting vermacht hatte. Diese Kreditsumme war vorher an Anton Stadler verliehen gewesen, der die Summe - was selten genug vorkam - getilgt hatte und nun für eine Neuausgabe zur Verfügung stand.
Der Zinssatz betrug 5 Prozent und als Sicherheit für die Pfarrkirche überschrieben die Beiden ihr Haus und stellten sogar noch zwei Kötztinger Bürger als Bürgen.
zwei Jahre nach dieser Kreditaufnahme verkauften die Beiden ihr Haus an den bürgerlichen Ausnehmer Wolfgang Greil um 100 Gulden. 

Wolfgang Greil und Eva


Im Einzelnen ging es um das "am 05.06.1756 übernommene Bürgershäusl auf der Sag negst der Sagmühl und dem Karlischen Häusl entlegen mit zwei Fleckl: dem einen zwischen dem Häusl und dem karlischen Häusl , das andte  aber hinter dem Häussl aufm Pukl entlegen"

StA Landshut Briefprotokolle Markt Kötzting von 1772
"Kaufbrief um ain Burger Häusl ad 100 fl und 5 Bayr. Thallern Leykauf.
Joseph Hazmayr burgerlicher Häusler und Fluderknecht alhier zu Közting, selbst gegenwärtig und neben ihme Eva dessen Eheweib ....."
Als Verkaufsgrund geben sie einen "tringenten Nottstand" an. Da in dem weiteren Verlauf der Beurkundung auch von bereits angefallenen Zinsrückständen die Rede ist und eine ganze Reihe an Außenständen aufgelistet werden, bezieht sich der Notstand sicherlich auf ihre fehlenden Geldmittel.
Von Wolfgang Greil haben wir einen kleinen Fund in den Marktrechnungen, die uns ein Detail über die Kötztinger Brückenbauten übermittelt:
Für die Kötztinger "Galgenbergbrücke" musste der Zimmermann Wolfgang Greil im Jahre 1776  "11 gehaut aichene Saulen aufstecken" und erhielt dafür  2 Gulden und 12 Kreuzer.
Am 29.2.1792 verstirbt die Häuslerin Eva Greil im Alter von 88 Jahren und ihr offensichtlich wesentlich jüngerer Witwer (dieser hatte als junger Mann die Witwe geheiratet und als er selber im Jahre 1800 stirbt, ist er erst 77 Jahre alt)  verheiratet sich erneut und nimmt die ledige Müllertochter Katharina Robl zu seiner zweiten Ehefrau, die ihm 200 Gulden in die Ehe mitzubringen vertraglich zusichert. 

Wolfgang Greil und Katharina Robl


Mit seiner zweiten Ehefrau, die er im Alter von ca. 69 Jahren geheiratet hatte, bekam er noch 3 Kinder, für deren väterliches Erbe nach seinem Tod ein eigener Vertrag aufgestellt werden musste.

StA Landshut Markt Kötzting Briefprotokoll von 1801 Seite 1
"Erstes Quartal
2. väterlicher Erbsvertrag per 955 fl - xr
Nach dem zeitl. Anleben des Wolfgangs greil gewest. bürgerlichen Häusl Besitzers zu Kötzting seel. hat sich heunt die nachgebliebene Wittwe Katharina unter beystand des chfrtl. Gerichts und markts Procurators Franz Xaver Müller...."

3 Kinder aus dieser Ehe waren zu versorgen, Wolfgang, 6, Anna Maria 4 und Josef Baptist 2 Jahre alt.
Nach Abzug des ihr zustehenden Heiratsgutes und der Verbindlichkeiten verblieben von dem geschätzten Vermögen von 955 Gulden noch 654 Gulden zum Verteilen an ihre Kinder übrig, welche Summe sie auch in gleichen Teilbeträgen von 218 Gulden im Januar 1801 ihren Kindern vertraglich zusicherte.
Der Übergang von Wolfgang Greil zu Wilhelm Fink lässt sich auch gut in den Abgaben aus den verteilten Grundstücken des früheren Gruberhofes belegen.

StA Kötzting Abgaberegister 1802-1808 
Nro 73 Wolfgang Greil ietzt Wilhelm Fünj 
Grüber Gült von akerl  8 xr 2 dn.

Wilhelm Finck und Katharina Greil


Am 3.6.1802 heiratete die Witwe Katharina Greil den Kötztinger Bürgersohn Wilhelm Fink und am 8.6.1802 schlossen Beide einen Heiratsvertrag  in welchem Wilhelm Finck verspricht, ihr 50 Gulden mit in die Ehe einzubringen.
StA Landshut Markt Kötzting Briefprotokoll von 1802 Seite 15
Kopf des Heiratsvertrages über 50 Gulden zwischen Katharina Greil und Wilhelm Fink.
Im selben Jahr erhielt der junge Bürgersohn - seine Eltern hatten ein Haus weit vor dem oberen Tor, alte Hausnummer 159 - durch seine Einheirat auch die Möglichkeit Kötztinger Bürger zu werden.
StA Kötzting AA II 18 Einbürgerungsliste 
"Am 8. Juni ehelichte Wilhelm Fünck leediger Bürgers Sohn die Katharina Greillin bürgerliche Häuslers Witwe..."
WF musste für dieses Anrecht nun Gebühren für Exerziergulden, Bürgertax, Bürgerecht und einen Feuereimer bezahlen, insgesamt  gut 37 Gulden, eine Summe fast so hoch wie sein Heiratsgut.
Drei Mädchen bekam das Paar zwischen 1804 und 1807

Im Jahre 1811 wurde ein erster Katasterband für Kötzting erstellt, aus dem wir auch ein paar Details über das Haus erfahren:
StA Landshut Rentamt Kötzting B 27 

"Nro LXXXI
Wilhelm Finck
HsN84
a: Das gemauerte Haus mit Stall und Stadel, dann
b: einem kleinen Gartl

Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeindegründen"


Nun kommen wir zeitlich in den Bereich, in dem die Auftrennung bzw. der Neubau eines der späteren beiden Häuser geschah und diese Aufteilung war kompliziert. Kompliziert nicht nur in der Recherche, was da alles so abgelaufen ist, sondern auch für die Darstellung der Geschichte.
Wir haben also zunächst - 1811 -  das Haus 84 in Besitz des Wilhelm Fink, der die Witwe Katharina Greil geheiratet hatte.
Das spätere Haus 85 existiert zu dem Zeitpunkt noch nicht und fehlt deshalb auch im H+R-Kataster. In den Bleistiftanmerkungen im H+R-Kataster sind die späteren Hausnummern vermerkt und dort folgt auf die 84 gleich die Nummer 86. Da die Hausnummer 85 aber im Grundsteuerkataster von 1840 bereits auftaucht, muss dieses Haus zwischen 1811 und 1840 errichtet worden sein.
StA Landshut Rentamt Kötzting B28 Umschreibeheft
 "den 10. Aug 1821 hat Wilhelm Fink burger in Kötzting, dessen burgersbehausung, gemeinde Nutzung und Gemeindetheile, das Strohehofackerl und die Wiese am regen an seine Stieftochter A. Maria Kreillin um 600 fl übergeben, sonst ohne Änderung. "

Zwei Wochen später, am 29.8.1821, heiratete Anna Maria Greil den Kötztinger Webermeister Georg Perlinger.

Georg Perlinger und Anna Maria Greil 

Um das Ganze nicht zu einfach zu machen, erbaut nun Georg Perlinger einen Neubau direkt neben seinem Haus (=später Hausnummer 85) und verkauft diesen Neubau am 12.2.1828 an Joseph Zach.
Den 12.2.1828 hat Georg Perlinger bürger in Kötzting, dessen Neu erbaute Behausung welche per 1828/29 besteuert wird, nebst den Gemeinde Nutzen, Gemeindetheil am Galgenberg, das Strohehof Ackerl und die halbe Wiese am Regen zu "


"Kötzting an Joseph Zach Inmann von Zachhof um 725 fl verkauft, ohne Änderung ..."

Am selben Tag unterschrieb Georg Perlinger eine Rückübertragung des alten Hauses an seinen Schwiegervater Wilhelm Fink:

"Dem 12. Febr. 1828 hat Georg Perlinger in Kötzting, seine Alte bürgersbehausung mit dem kleinen Gartl hiebei an seinen Schwiegervatter Wilhelm Finck wiederum abgetreten um 100 fl sonst ohne Änderung."
Also in Kürze:
Hnr. 84 von Fink an Perlinger
Perlinger besitzt nun Hanr. 84 und erbaut daneben den Neubau Hnr. 85
Perlinger verkauft Hnr. 85 an Josef Zach
Perlinger verkauft Hnr. 84 zurück an den Schwiegervater
Fink übergibt Hanr 84 an die nächste Tochter und damit später an den Schwiegersohn Josef Franz.


Hier nun zunächst weiter mit dem Haus mit der alten Hausnummer 84:

Franz Josef und Fink Margaretha


Am 24.1.1829 erhielt die Tochter Margaretha Fink vom Magistrat die Heiratserlaubnis für ihre Ehe mit den Trettinger Bauernsohn Josef Franz.
Bei seiner Übernahme und Einheirat musste Franz Josef auch der Schwester seiner Frau ein Heiratsgut zusagen, sollte diese sich einmal verheiraten, was dann im Jahre 1834 auch der Fall war.
Therese Fink, die Schwester, die sich offensichtlich im Jahre 1834 verheiraten wollte, klagte vor dem Kötztinger Vermittlungsamt um die Herausgabe ihres versprochenen Heiratsgutes.
"Theres Fink led. v. K. klagt den Josef Franz Häussler v. K. um schuldiger 150 fl Heiratsgut nebst abgefallener Zinsen, indem sie ihr Guthaben zu Verehelichung Zeit 4 Wochen benöthigt, welche sie 
ihm auch Nachsicht gewährt. Josef Franz erklärt: daß er die Liquidität anerkennt, aber diese Summe in so kurzer Zeit nicht bezahlen könne. Kein Vergleich. "
Nachdem Therese Fink nachweislich erst im Jahre 1839 Franz Xaver Hartl aus Grub geheiratet hatte, waren die fehlenden Mittel wohl ein echtes Heiratshindernis für die vorgesehene Hochzeit im Jahre 1834. Ob der Ehemann 1839 dann auch derselbe gewesen ist, den sie 1834 im Auge hatte, ist unbekannt.
Im selben Jahr kam es mit seinem Nachbarn Josef Zach zu Streitigkeiten um eine Grenze - "wegen Gränzereien"-, die ebenfalls vor dem Amte landeten, jedoch ohne Einigung.

Die Übergabe an den Schwiegersohn war wohl von Schwierigkeiten begleitet, weil sich die beiden Parteien im Jahre 1838 als Gegner vor dem Kötztinger Vermittlungsamt gegenüber Standen.
"Klage des Wilhelm Fink Austrägler i. K. gegen seinen Schwiegersohn Josef Franz v. K. wegen Verschaffung einer Herberge, wird auf Zureden ein Vergleich zustande gebracht:
Da Kläger wohl einsieht, dass er nicht positiv eine Herberge von seinem  gutsbesitzenden Sohn fordern kann so macht er sich verbindlich diesem die Herberge in seinem neuerbauten Hause  über einer Stiege 
einzuräumen.
Kläger macht sich verbindlich hierfür jährlich sechs Gulden Herbergszins zu zahlen in vierteljährlichen Raten zu 1 fl 30 kr . Die Einzugszeit wird auf künftigen Georgi 1840 bestimmt  Wenn Wilhelm Fink mit der Zahlung dieses Herbergszinses nicht zuhält so ist derselbe schuldig die Herberge wieder zu verlassen.  
Betreffend seines Zehrpfennigs per 90 fl erklärt Wilhelm Fink hiervon keine Forderung mehr zu haben außer den 10 fl welche auf seine Beerdigung im Ablebensfalle stipuliert sind.
Trotz dieses Vergleichs ging der Streit zwischen den beiden Parteien weiter und erneut konnte/musste der Magistrat aushelfen:
"21. März 1844: Wilhelm Fink Austragshäusler v. K. belangt seinen Schwiegersohn Josef Franz Häusler auf dem Grund des Übergabsvertrages vom 29. Jänner 1829 um das stipulierte Austragskorn als jährlichen ½ Schäffel auf 4 Jahre zurück und bittet ihn zur Ausführung seiner Schuldigkeit zu verhalten. Auf obrigkeitliches Zureden hat man die Teile dahin vereinigt dass sich Josef Franz verbindlich macht, innerhalb 14 Tagen an den Kläger zwei kleine Metzen Korn zu verabreichen womit sich derselbe zufrieden gibt.
1838 bietet Joseph Franz sein kleines Ackerl - Galgenbergfeld - , das ihm bei der Verteilung der gemeindeeigenen Grundstücke zugefallen war, der Marktgemeinde Kötzting zum Preis von 300 Gulden an. Die Marktgemeinde würde dieses Grundstück "zur Gewinnung einer ordentlichen Viechtrifft" nutzen können. 
Als seinen Grund, sich von dem Feld zu trennen, sagt Josef Franz , er "möchte sich übrigens gerne von seinen verzinslichen Schulkapitalien befreien und in dem Stande gesetzt werden, sein Haus neu und mandatmässig wieder aufzubauen". (Anscheinend hatte JF einen Brandschaden erlitten)
StA Kötzting AA V 46 Unterschrift Joseph Franz

In dem beiliegenden Kaufbrief ist als die Plannummer "1043" angegeben. Das Flurstück mit dieser Plannummer liegt jedoch mitten in den Plattenäckern und nicht am Galgenberg. 
Schaut man sich jedoch die Flurnummern am Galgenberg an - hier die Nummer 943-, so würde diese, den Weißenregener Weg begleitende Grünstreifen gut zur Begründung des Kaufes passen. Franz gab zu Protokoll, dass der Weg des jetzigen Viehtriebes "gegenwärtig schon beengt" sei, " daß solche bald nicht mehr zu- und abgetrieben werden" könnten.
Vermessungsamt Cham Detail aus 5168-2100-LiquiP_Bad_Koetzting_2_1-01

Im Jahre 1840 reichte ein - potentieller - Nachbar einen Bauantrag für ein neues, kleines Wohnhaus beim Magistrat ein und äusserte den Wunsch vom Markt Kötzting ein kleines Stückchen Bauland erwerben zu dürfen. Der Bereich unterhalb des Schusterbergls war damals anscheinend Kötztings bevorzugtes Neubaugebiet. Dem Bauantrag lag ein Bauplan und ein Lageplan bei, aus dem wir gut ersehen können, wie die Situation an dieser Straßenkreuzung damals gewesen ist.

AA V 49 von 1840
"Plan
Für Anton Müller Inwohner zu Koetzting
zur neuer Erbauung eines Wohnhauses 


Situationsplan:
a Dungethaufen   b Schupfe des Karl Diermeier
c Stadl d und e Haus des Joseph Franz.

Obermayer Zimmermeister"

Schön zu sehen ist an diesem Lageplan, die Zufahrt hinauf auf das Schusterbergl.

Im Grundsteuerkataster von 1840 erhielt das Haus dann endlich die bis 1952 gültige Hausnummer:
StA Landshut Grundsteuerkataster 5038 
"Hausnummer 84 in Kötzting, beym Franz     Josef Franz
Ein Haus
Gebäude
Wohnhaus und Stall unter einem Dache, dann Hofraum
Garten
Grasgarten, der Hausgarten"
Aus dem Jahre 1841 - Erstellung des Mieterkatasters - kennen wir eine genauere Beschreibung des kleinen Hauses auf der sogar die persönliche Unterschrift des Franz Josef zu sehen ist.
StA Landshut Grundsteuerkataster 5045

"1. Joseph Franz, Taglöhner /:Hauseigenthümer:/
Hauptgebäude
I 1 Wohnzimmer, 1 Kammer, 1 Stube
II Hausboden unterm Dach
Unterschrift Joseph Franz
2. Franziska Auzinger
Bürgerstochter /: Mieterin/ 
II 1 Wohnzimmer und Bodenantheil unterm Dach
Unterschrift Franzi Auzinger
"

Im Jahre 1841 sollte in seiner direkten Nachbarschaft eine Stadel für den Bauholzvorrat des marktes errichtet werden und durch diesen Bauakt haben wir auch einen frühen Lageplan mit einer Erläuterung.

.
StA Kötzting 912-1
Situationsplan
Erklärung
a Bauplatz zum Baustadel
b Stall des Karl Diermeier
c Wohnhaus des Diermeier
d Schupfe des Martin Fleischmann
e Wohnhaus des Jos. Franz
f Wohnhaus des Jos. Zag (=Zach)
g Vicinalstraße

Im Jahre 1843 grassierten ansteckende Krankheiten und von der Familie Franz ist bekannt, dass sowohl eine Tochter mit 18, als auch ein Sohn mit 3 Jahren an Blattern erkrankt waren und Quarantäne einhalten mussten.
 
StA Kötzting AA IX 7 Medizinalpolizei

"Kötzting, den 20ten May 1843
Blatternkrankheit
Gemäß mündlichen Rapportes des Polizeidieners Rabenbauer liegen in der Behausung des Häuslers Joseph Franz zu Kötzting dessen aussereheliche Tochter Therese Weber, 18 Jahre alt, dann dessen Knabe Joseph Franz gegen 3 Jahre alt an der Blatternkrankheit darnieder.
Dem Joseph Franz wird daher eröffnet, dass bis zur Genesung jede dieser beiden Kranken sein Haus als abgesperrt zu betrachten sei, sofort niemand, der nicht in dieses Haus gehört, der nichts darin zu thun hat, der Eintritt gestattet werde, widrigenfalls gegen ihn mit empfindlicher Geld- oder Arreststrafe eingeschritten werden müsste.
"









Im Jahre 1844 wurde Josef Franz als neuer Kötztinger Nachwächter angestellt.


Am 3.8.1868 heiratete der Sohn, Joseph, die Kötztinger Häuslertochter Franziska Mühlbauer und, da er im selben Jahr auch das Kötztinger Bürgerrecht sich erkaufen konnte, erhielt er auch das Anwesen übertragen.

Joseph Franz und Franziska Mühlbauer

Nach dem Tode seiner ersten Frau hatte Josef Franz erneut geheiratet; am 28.7.1887 wurde Katharina Meier, eine Häuslerstochter aus Watzlhof seine zweite Ehefrau.

In etwa aus dieser Zeit stammt ein Bild des Kötztinger Schützenvereins, die sich vor dem haus postiert hatten.
DIA Repro 1735
Man beachte die Schützenliesl und den "Zieler", der hinter/unter dem Kugelfang lag und Teil der Schießübungen gewesen war. Siehe :  Eine-Schießstatte-beim-Lindnerbräu 



In einem Bauantrag eines seiner Nachbarn befindet sich auch ein Lageplan mit seinem Haus.
StA Landshut Rep 162-8 Sch 21 Nr. 3171
"Erklärung

Nr. 1 Wohnhaus mit Stallung das repariert werden soll
2 Stadel des Bauherren
3 Neu angelegte Gartenanlage
4 Grund des Bauherren
5 Oedgrund und Feld des Jos Höcherl
6 Stadel desselben
7 Wohnhaus mit Schupfe des Wolfgang Brandl
8 Wohnhaus mit Schupfe des Jos. Franz
9 Distriktstraße nach Bodenmais
10 Regenfluß mit kleiner Regenbrücke
"

Aus dem Jahre 1895 gibt es einen Nachlassakt des "Franz Josef, Ökonom von Kötzting"
 

StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 38 Nr. 88 von 1885 Hanr 84 Franz Josef

"Josef Franz  - 56 Jahre - Oekonom - verheiratet -Donenrstag den 26.Septbr. 1895 Nachmittags 3 Uhr
Kötzting HsNo 84"
Seine Erben:



"Ehevertrag vorhanden
Baarvermögen keines vorhanden
Das Oekonomie=Anwesen ist nach Ehevertrag jetzt Eigentum der Witwe

Katharina Franz, Oekonomswitwe in Kötzting
Kinder sind keine vorhanden
"

Nähere Verwandte:

"Schwester zu Franz
Maria Röhrl geb. Franz, Maurersehefrau in Kötzting"

 Die Witwe Katharina Franz trennte sich von dem Haus, verkaufte es an Hermann Grünhut im Jahre 1897 und zog in den Markt herein, in der heutigen Holzapfelstraße ins Haus mit der alten Hausnummer 115a, wo sie am 4.12.1898 um 11 Uhr im Alter von 51 Jahren und 7 Monaten verstarb.
Auch von ihr ist ein Nachlassakt im Staatsarchiv vorhanden; sie hinterließ sogar ein Testament, in dem sich einige zusätzliche Details verbergen.
StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 41  Nr. 118 Franz Katharina Häuslerswitwe von 1898
"Ehevertrag errichtet vom kgl Notar fertig hier, liegt vor.
Geringwertiges Mobiliar verwahrt in Hs. Nro 115
Einiges Barvermögen wird vorhanden sein, höhe unbekannt vermutlich 2000 M
"

Kopf des Testaments: Letztwillige Verfügung....

Am 8. November, also weniger als 4 Wochen vor ihrem Tode, bat Katharina Franz den kgl Notar Richard Fertig zu sich in die Wohnung - Hausnummer 115a in Kötzting - wo er in Beisein von zwei Zeugen ihr Testament aufnahm. Die beiden Zeugen waren der Schreinermeister Josef Pongratz und der Goldarbeiter August Leßzkeur. Katharina Franz war bettlägrig aber es bestand kein Zweifel an ihrer Zurechnungsfähigkeit.  
Da Katharina Franz keine Kinder hatte, bestimmte sie ihre Schwester Barbara Schreiner, geb. Maier, in Watzlhof zu ihrer Alleinerbin und legte dieser einige Verpflichtungen auf.
Die Liste ihrer Angehörigen ist auch in dem Akt aufgeführt.

"Geschwisterte:
Barbara Schreiner, geb. Maier, Hauslwresehefrau in Watzlhof
Maria Maier Köchin bei Hr. Bez.A. Mann Ebner in Regensburg
Andreas Maier Braugehilfe Aufenthalt unbekannt
Franz Maier Braugehilfe in Berlin
Michael Maier Inwohner in Freising"
50 Mark sollte ihr Bruder Michael erhalten und für weitere 100 Mark sollten heilige Messen für ihr Seelenheil gelesen werden.  
Sie traute sich "wegen zittriger Hände" nicht zu unterschreiben und so setzte sie im Beisein der beiden Zeugen ein Kreuz als ihr Handzeichen.

Hermann Grünhut blieb nur für ganz kurze Zeit der Besitzer des Hauses, bevor es an Michael und Kreszenz Weingut verkauft wurde.

Weingut Michael und Kreszenz


1899 bereits reichte Michael Weingut einen Bauantrag für einen neuen Backofen ein.
StA Landshut Rep 162-8  Sch. 22 Nr.  3311 Weingut Michael 1899




Im revidierten Grundsteuerkataster von 1911 ist als die Nachfolgerin der Eheleute Weingut mit Datum des 8.8.1914 ist Juliana Hollmaier eingetragen, die das Anwesen als Alterssitz für ihre Mutter Therese Hollmaier, geborene Berzl erworben hatte, bei der mit Bleistift ergänzt wurde: "verehelichte Hoiß"

StA Landshut Grundsteuerkataster 5055 Umschreibeheft ab 1911



Juliana Hoiß

Im Jahre 1914 hatte Juliana Hollmaier das „Oide Haus“ gekauft. Juliana war die Enkelin von Katherina Lindner, die den aus Linden (bei Patersdorf) stammenden Bauernsohn Georg Hollmaier geheiratet hatte. Ihr Vater Georg Hollmaier war 1891 in der Säge zu Leckern tödlich verunglückt, er hätte später die Landwirtschaft seines Onkels Karl Lindner übernehmen sollen und wohnte deshalb als „Inwohner“ beim Lindner.
Juliane kam später zu ihrer Tante nach Wiesbaden und danach ins Internat von Puttkamer, einer Einrichtung für Höhere Töchter. Als Gesellschaftsdame kam sie durch die halbe Welt.  Nach dem 1. Weltkrieg heiratete Juliane Hollmaier den aus dem Lechrainischen  stammenden (Wagenbau-) Techniker Benno Hoiß, der später in der NS-Zeit von 1933 bis 1936  Bürgermeister von Kötzting war.

Die Mutter von Juliane Hoiß lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 1949 im „oiden Haus“. Juliane Hoiß wohnte ab 1943 im „neuen Haus“ und wurde dank ihrer Englischkenntnisse nach dem Krieg zum Dolmetschen herangezogen. Sie starb 1949 an den Folgen einer Verletzung durch Bombensplitter noch vor ihrer Mutter.

Nach dem Krieg wurden im Haus Nr. 84 und im „neuen Haus Nr. 84 ½, heute Pfingstreiter Straße 3, zusammen 28 Flüchtlinge aus Ostpreußen, Schlesien und dem Banat einquartiert, so auch die Familien Gogolin, Heyda, Slavik oder das Ehepaar Stahl. Unter anderem hatte auch Dr. med. Neugebauer im „neuen Haus“ 84 ½, heute Pfingstreiterstraße 3 seine Ordination. Dessen Sohn wurde später Chefarzt bei den Barmherzigen Brüdern in Regensburg. An den Folgen 

Foto Pongratz: Familiengrab Hollmaier-Hoiß im Alten Friedhof

Der weiter oben im Blog vorgestellte Baustadel des Marktes Kötzting wurde 1907 an Michl Weingut verkauft und gelang später in Besitz der Familie Ludwig. Weingut Michael erhielt den Zuschlag für 2155 Mark. Auch der Landwirtschaftliche=Lokal=Verein hatte seine Gegenstände dort gelagert. Für 800 Mark kann dieser nun auf Gemeindegrund am "Blaichanger" einen kleinen Schupfen bauen. Später kam es wegen des Einbaus einer Autohalle zu Streitigkeiten zwischen den Nachbarn Ludwig und Hoiß.

Mit dem Ehemann, Benno Hoiß, kommt nun eine Person nach Kötzting, die für viele Jahre in und für Kötzting prägend sein wird. Benno Hoiß wird das Gesicht und der Kopf der zunächst nur erstarkenden NSDAP und später nach der Machtergreifung dieser Partei sogar für einige Jahre - bis Anfang 1936 - der Kötztinger Bürgermeister. Vier Kinder Kinder hatte die Familie Hoiß, darunter auch die beiden Söhne Hans Georg und Benno Günther und zwei Mädchen, Juliana und Lieselotte.
Das Haus, um das es hier zunächst geht, ist im Umschreibeheft des Grundsteuerkatasters - siehe oben - als der Besitz der Hollmaier Juliana vorgetragen, bei der mit Bleistift vermerkt ist, dass diese später eine verheiratete Hoiß war. 
Benno Hoiß hat - nach Auskunft seines Enkels - jedoch nie in dem Haus gewohnt,; auch bei einem späteren Schriftverkehr ist seine Wohnanschrift mit Blaibacherstraße angegeben, einem Haus am Anstieg des Schinderbuckels mit der komplizierten Grundsteuerkatasternummer 109 I 1/3, genaueres dazu später im Blog.




Doch zurück zum Haus der Familie Hoiß.
Das kleine Haus auf der rechten Straßenseite wurde vor ein paar Jahrzehnten abgerissen. Der Neubau gleich anliegend an den Bahndamm der Eisenbahnlinie Kötzting -Lam, erhielt dann 1959 die gültige Anschrift mit der Pfingstreiterstraße 3, wurde wohl noch im Kriege zumindest bewohnbar fertiggestellt und auch heute wohnen dort noch Nachkommen der Familie Hoiß.
  

Detail aus den Luftaufnahmen Serwuschok
Die Häuser in der Reihenfolge von rechts: Lagerhalle der Sagmühle Höcherl - das Anwesen Baumgartner - das Haus des Wolfgang Ludwig - das "alte" Hoiß-Haus - das "Kaminkehrerhaus.
In der Kurve auf der anderen Straßenseite das in den Dreißiger Jahren neu erbaute Haus der Frau von Benno Hoiß.