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Freitag, 25. Oktober 2024

Kötztinger Häuserchronik - alte Hausnummer 84

  Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen. Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.

Alte Hausnummern  84  
das "alte" Hoisshaus  

Während mir gegenüber viele Kötztinger das Haus als das "alte Hoisshaus" bezeichneten, lief das Anwesen im Familienbereich immer nur als "das oide" Haus.


Sammlung Franz-Baumgartner links das "oide" Haus, rechts Ludwig Wolfgang



Vermessungsamt Cham: 5168-2100-LiquiP_Bad_Koetzting_2_1-01


Greil Mathias und Eva



Die belegbare Geschichte des Hauses beginnt am 4.11.1713, als ein Mathias Greil, Bürger und Häusler von Kötzting sein "eine Zeiltlang besessenes Burgersheusl, wie selbes mit Schar und Dach umbfangen und zu negst am Regenfluss dan der sogenannten Sagmihl entlegen" um 70 Gulden an den Sohn Hans Adam Greil, einen Maurergesellen, verkauft. Er behält sich die lebenslange Herberge vor und veranlasst, dass sein Sohn auch die Grundschuld übernimmt, die bei der Kirche in Weißenregen aufgenommen worden war.
Mit diesen Eckdaten kann man nun auch nach weiteren Belegen über Mathias Greil suchen und in den Kötztinger Pfarrmatrikeln finden sich Geburtseinträge wobei der Vater mit Mathias Greil und dem Zusatz "an dem Saghäusl" angegeben ist und seine Ehefrau mit Eva.



Greil Hans Adam und Elisabeth 


Weinig ist über den Mauerer Greil bekannt, nur, dass er in den Marktrechnungen mit einer Ausgabe von 1 Gulden 20 Kreuzern auftaucht für das Ausmauern eines Brunnengrandes.
Wenige Jahre nach dem Kauf reichen der Mauerer Adam Greil und dessen Frau Elisabeth das " Häusl zunegst der Sag entlegen" um 125 Gulden an Thomas Köppl vom Klobichhof weiter. Auch die 20 Gulden Schuld bei der Kirche Weißenregen werden nur übertragen. 


Thomas Köppl und Eva


Nun also weiter mit einem neuen Paar auf dem -  damals immer noch als "Saaghäusl" bezeichneten - Anwesen, die selber aber erst mit dem Geburtseintrag eines Kindes in den Akten auftauchen, als am 29.8.1722 der Sohn Johann Wolfgang Köppl getauft wurde.

HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B4 Kirchentrachtliste von 1727-1736
Der obige Eintrag für "Thomas Köpel In Sagheisl" steht direkt über dem des Georg Reithmayr in der Sagmühle.
1724 wird ein "Herbergsvertrag" vor dem Magistrat abgeschlossen. Thomas Kopp, Kötztinger Bürger und Häusler überlässt in seinem Haus "das Nebenstibl sambt dem darauf habenten Poden, soweith und preith ersagtes Stibl gehet zur Wohnung Leibslebenslang hierin die freie Herberg .... sambt einem Platz zu Erpauung eines Ställels" seinem "frtl. lieben Bruedern Wilhelm Kopp." für 60 Gulden 

Späth Wolf und Maria Heller


Leider ist der Briefprotokollband von 1736 nicht vollständig - er setzt erst Ende Februar 1736 ein -, so dass der direkte Verkauf nicht belegt werden kann. Beim Weiterverkauf jedoch am 20.11.1736 wird auf den Kauf vom 9.2.1736 Bezug genommen und so kennen wir auch die Zwischenbesitzer, das Ehepaar Wolf und Maria Späth.
Bei den beiden sollte es sich um das am 15.5.1736 heiratende Paar aus Grub und Hohenwarth handeln.

Stephan Riederer und Barbara


Das Ehepaar Späth verkauft das "Saaghäusl mit Scharr und Dach, am 9.2.1736 erst gekauft" mit dem Zusatz, dass, die "Köpplischen Eheleute im Nebenstübl lebenslange Herberge" hätten. "Die noch davor geweste Häuslinhaberin Eva Köpplin aber hat noch 6  Jahre freie Herberge und
"
Nota :
Die verkaufenden Späthischen Eheleuthe haben der Köppl Eva  versichert, daß diese nach Ablauf der 6 Jahre dann weitere 6  Jahre in der freien Herberge bleiben könne."
Stefan Riederer, ein Kötztinger Bürgerssohn hatte am 21.2.1728 die Weißenregener Mauererstochter Barbara Egner geheiratet.
Die im Hause in der Herberge lebende Witwe Eva Köppl stirbt am 3.1.1741. 
Barbara Riederer, die Frau des Hauses verstirbt am 2.12.1744 und der junge Witwer wiederverheiratet sich; dieses Mal mit der Elisabeth Stoiber aus Ansdorf.
Auch von dieser Besitzergeneration wissen wir nur wenig. Am 1.3.1756 heiratete die Tochter Eva aus erster Ehe des Stefan Riederer einen Hazmeier Joseph, von dem zumindest im Heiratseintrag keine Herkunft angegeben ist.
Aus der Zeit nach der Übergabe findet sich ein interessanter Eintrag im Zusammenhang mit Stefan Riederer:
StA Kötzting Marktrechnung von 1757 Seite 85
"Von 14. May bis 14ten Juni anno diss ist Bernhardt Stuffler, Mathias Sturmb, Simon und Andreen Peringer, dann Stefan Rieder, Max Dadler und Joseph Prändt, umd selbe underschidliche Beschitt, in Specia aber aus dem Regenfluss unter der Saag zu Beschittung der Neu angelegten Strassen yber den Regen, und Grueberbach ausgefahren, ab 25 1/2 Täg des Tags 15 xr /:weill solches aine schwere arbeith im Wasser, in allem also entlohnt worden inhalt Scheins 6 fl 25 xr."

Joseph Häzmayr und Eva Riederer


Ein halbes Jahr später übergeben der Fluderknecht Stefan Riederer und seine Frau Elisabeth das "am 21.11.1736 von Wolf Spaeth gekaufte Haus negst der Saagmühl und der Carlisch Wittib Häusl entlegene " Haus an die Tochter Eva um den Übergabepreis von 120 Gulden. 
Anders als in den Heiratsmatrikeln steht in den Marktrechnungen die Herkunft des Kötztinger Neubürgers; er stammte aus Burglengenfeld.

StA Kötzting Marktrechnung von 1756 Seite 19
"Joseph Häzmayr. ledig=standts und von BurgenlechenVeldt in der Neuburger Pfalz gebierttig, ybrigens aber seiner Profession ain Preu. Nachdeme derselbe die   Eva Riederin alhiesige Burgerstochter geheurathet, und deren Vatters Häusl ybernommen hat, für das ihr verliehene Burgerrecht entricht, vi Rhats Prothocoll ffolio 44 10 fl."
Im Jahre 1765 findet sich der Fluderknecht Josef Häzmayr vor dem Kötztinger Kammerer als Gerichtsinstanz wegen einer Schlägerei:
StA Kötzting Marktrechnung von 1765 Seite 44
Daß Joseph Schinagl, Mathias Sturmb, Johann Müller, Josef Hazenmayr, Martin und Joseph Prandtl sammentlich Fluderknecht alhier Michals Strohmayr burgerlicher Wagnerssohn derorthen, mit Schlägen tractiert, derentwegen seint selbe in Ansehung die Theill sich verglichen, und Strohmayr geniege Satisfaction nit praetendiert, mit Verweis und Auftrag die Friedlichkeit hinfüro besser....zu lieben, zur Straff und zwar ein ieder 1 Stund in burgerlichen Arrest sich zubegeben geschafft worden.
Im Jahre 1770 mussten sich Josef Häzmayr und seine Frau 48 Gulden von der Kirche Kötzting leihen, um sowohl einige Verbindlichkeiten beim Vater resp. Schwiegervater zu tilgen,  auch um einige "Baufälligkeiten" am Hause reparieren zu können und für die " Beyschaffung einiges Speisgetreides".
Das Geld stammte aus einer Stiftung von 100 Gulden für "4 Quatembermessen", die eine vor langer Zeit verstorbene Frau Maria Artmann der Pfarrkirche Kötzting vermacht hatte. Diese Kreditsumme war vorher an Anton Stadler verliehen gewesen, der die Summe - was selten genug vorkam - getilgt hatte und nun für eine Neuausgabe zur Verfügung stand.
Der Zinssatz betrug 5 Prozent und als Sicherheit für die Pfarrkirche überschrieben die Beiden ihr Haus und stellten sogar noch zwei Kötztinger Bürger als Bürgen.
zwei Jahre nach dieser Kreditaufnahme verkauften die Beiden ihr Haus an den bürgerlichen Ausnehmer Wolfgang Greil um 100 Gulden. 

Wolfgang Greil und Eva


Im Einzelnen ging es um das "am 05.06.1756 übernommene Bürgershäusl auf der Sag negst der Sagmühl und dem Karlischen Häusl entlegen mit zwei Fleckl: dem einen zwischen dem Häusl und dem karlischen Häusl , das andte  aber hinter dem Häussl aufm Pukl entlegen"

StA Landshut Briefprotokolle Markt Kötzting von 1772
"Kaufbrief um ain Burger Häusl ad 100 fl und 5 Bayr. Thallern Leykauf.
Joseph Hazmayr burgerlicher Häusler und Fluderknecht alhier zu Közting, selbst gegenwärtig und neben ihme Eva dessen Eheweib ....."
Als Verkaufsgrund geben sie einen "tringenten Nottstand" an. Da in dem weiteren Verlauf der Beurkundung auch von bereits angefallenen Zinsrückständen die Rede ist und eine ganze Reihe an Außenständen aufgelistet werden, bezieht sich der Notstand sicherlich auf ihre fehlenden Geldmittel.
Von Wolfgang Greil haben wir einen kleinen Fund in den Marktrechnungen, die uns ein Detail über die Kötztinger Brückenbauten übermittelt:
Für die Kötztinger "Galgenbergbrücke" musste der Zimmermann Wolfgang Greil im Jahre 1776  "11 gehaut aichene Saulen aufstecken" und erhielt dafür  2 Gulden und 12 Kreuzer.
Am 29.2.1792 verstirbt die Häuslerin Eva Greil im Alter von 88 Jahren und ihr offensichtlich wesentlich jüngerer Witwer (dieser hatte als junger Mann die Witwe geheiratet und als er selber im Jahre 1800 stirbt, ist er erst 77 Jahre alt)  verheiratet sich erneut und nimmt die ledige Müllertochter Katharina Robl zu seiner zweiten Ehefrau, die ihm 200 Gulden in die Ehe mitzubringen vertraglich zusichert. 

Wolfgang Greil und Katharina Robl


Mit seiner zweiten Ehefrau, die er im Alter von ca. 69 Jahren geheiratet hatte, bekam er noch 3 Kinder, für deren väterliches Erbe nach seinem Tod ein eigener Vertrag aufgestellt werden musste.

StA Landshut Markt Kötzting Briefprotokoll von 1801 Seite 1
"Erstes Quartal
2. väterlicher Erbsvertrag per 955 fl - xr
Nach dem zeitl. Anleben des Wolfgangs greil gewest. bürgerlichen Häusl Besitzers zu Kötzting seel. hat sich heunt die nachgebliebene Wittwe Katharina unter beystand des chfrtl. Gerichts und markts Procurators Franz Xaver Müller...."

3 Kinder aus dieser Ehe waren zu versorgen, Wolfgang, 6, Anna Maria 4 und Josef Baptist 2 Jahre alt.
Nach Abzug des ihr zustehenden Heiratsgutes und der Verbindlichkeiten verblieben von dem geschätzten Vermögen von 955 Gulden noch 654 Gulden zum Verteilen an ihre Kinder übrig, welche Summe sie auch in gleichen Teilbeträgen von 218 Gulden im Januar 1801 ihren Kindern vertraglich zusicherte.
Der Übergang von Wolfgang Greil zu Wilhelm Fink lässt sich auch gut in den Abgaben aus den verteilten Grundstücken des früheren Gruberhofes belegen.

StA Kötzting Abgaberegister 1802-1808 
Nro 73 Wolfgang Greil ietzt Wilhelm Fünj 
Grüber Gült von akerl  8 xr 2 dn.

Wilhelm Finck und Katharina Greil


Am 3.6.1802 heiratete die Witwe Katharina Greil den Kötztinger Bürgersohn Wilhelm Fink und am 8.6.1802 schlossen Beide einen Heiratsvertrag  in welchem Wilhelm Finck verspricht, ihr 50 Gulden mit in die Ehe einzubringen.
StA Landshut Markt Kötzting Briefprotokoll von 1802 Seite 15
Kopf des Heiratsvertrages über 50 Gulden zwischen Katharina Greil und Wilhelm Fink.
Im selben Jahr erhielt der junge Bürgersohn - seine Eltern hatten ein Haus weit vor dem oberen Tor, alte Hausnummer 159 - durch seine Einheirat auch die Möglichkeit Kötztinger Bürger zu werden.
StA Kötzting AA II 18 Einbürgerungsliste 
"Am 8. Juni ehelichte Wilhelm Fünck leediger Bürgers Sohn die Katharina Greillin bürgerliche Häuslers Witwe..."
WF musste für dieses Anrecht nun Gebühren für Exerziergulden, Bürgertax, Bürgerecht und einen Feuereimer bezahlen, insgesamt  gut 37 Gulden, eine Summe fast so hoch wie sein Heiratsgut.
Drei Mädchen bekam das Paar zwischen 1804 und 1807

Im Jahre 1811 wurde ein erster Katasterband für Kötzting erstellt, aus dem wir auch ein paar Details über das Haus erfahren:
StA Landshut Rentamt Kötzting B 27 

"Nro LXXXI
Wilhelm Finck
HsN84
a: Das gemauerte Haus mit Stall und Stadel, dann
b: einem kleinen Gartl

Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeindegründen"


Nun kommen wir zeitlich in den Bereich, in dem die Auftrennung bzw. der Neubau eines der späteren beiden Häuser geschah und diese Aufteilung war kompliziert. Kompliziert nicht nur in der Recherche, was da alles so abgelaufen ist, sondern auch für die Darstellung der Geschichte.
Wir haben also zunächst - 1811 -  das Haus 84 in Besitz des Wilhelm Fink, der die Witwe Katharina Greil geheiratet hatte.
Das spätere Haus 85 existiert zu dem Zeitpunkt noch nicht und fehlt deshalb auch im H+R-Kataster. In den Bleistiftanmerkungen im H+R-Kataster sind die späteren Hausnummern vermerkt und dort folgt auf die 84 gleich die Nummer 86. Da die Hausnummer 85 aber im Grundsteuerkataster von 1840 bereits auftaucht, muss dieses Haus zwischen 1811 und 1840 errichtet worden sein.
StA Landshut Rentamt Kötzting B28 Umschreibeheft
 "den 10. Aug 1821 hat Wilhelm Fink burger in Kötzting, dessen burgersbehausung, gemeinde Nutzung und Gemeindetheile, das Strohehofackerl und die Wiese am regen an seine Stieftochter A. Maria Kreillin um 600 fl übergeben, sonst ohne Änderung. "

Zwei Wochen später, am 29.8.1821, heiratete Anna Maria Greil den Kötztinger Webermeister Georg Perlinger.

Georg Perlinger und Anna Maria Greil 

Um das Ganze nicht zu einfach zu machen, erbaut nun Georg Perlinger einen Neubau direkt neben seinem Haus (=später Hausnummer 85) und verkauft diesen Neubau am 12.2.1828 an Joseph Zach.
Den 12.2.1828 hat Georg Perlinger bürger in Kötzting, dessen Neu erbaute Behausung welche per 1828/29 besteuert wird, nebst den Gemeinde Nutzen, Gemeindetheil am Galgenberg, das Strohehof Ackerl und die halbe Wiese am Regen zu "


"Kötzting an Joseph Zach Inmann von Zachhof um 725 fl verkauft, ohne Änderung ..."

Am selben Tag unterschrieb Georg Perlinger eine Rückübertragung des alten Hauses an seinen Schwiegervater Wilhelm Fink:

"Dem 12. Febr. 1828 hat Georg Perlinger in Kötzting, seine Alte bürgersbehausung mit dem kleinen Gartl hiebei an seinen Schwiegervatter Wilhelm Finck wiederum abgetreten um 100 fl sonst ohne Änderung."
Also in Kürze:
Hnr. 84 von Fink an Perlinger
Perlinger besitzt nun Hanr. 84 und erbaut daneben den Neubau Hnr. 85
Perlinger verkauft Hnr. 85 an Josef Zach
Perlinger verkauft Hnr. 84 zurück an den Schwiegervater
Fink übergibt Hanr 84 an die nächste Tochter und damit später an den Schwiegersohn Josef Franz.


Hier nun zunächst weiter mit dem Haus mit der alten Hausnummer 84:

Franz Josef und Fink Margaretha


Am 24.1.1829 erhielt die Tochter Margaretha Fink vom Magistrat die Heiratserlaubnis für ihre Ehe mit den Trettinger Bauernsohn Josef Franz.
Bei seiner Übernahme und Einheirat musste Franz Josef auch der Schwester seiner Frau ein Heiratsgut zusagen, sollte diese sich einmal verheiraten, was dann im Jahre 1834 auch der Fall war.
Therese Fink, die Schwester, die sich offensichtlich im Jahre 1834 verheiraten wollte, klagte vor dem Kötztinger Vermittlungsamt um die Herausgabe ihres versprochenen Heiratsgutes.
"Theres Fink led. v. K. klagt den Josef Franz Häussler v. K. um schuldiger 150 fl Heiratsgut nebst abgefallener Zinsen, indem sie ihr Guthaben zu Verehelichung Zeit 4 Wochen benöthigt, welche sie 
ihm auch Nachsicht gewährt. Josef Franz erklärt: daß er die Liquidität anerkennt, aber diese Summe in so kurzer Zeit nicht bezahlen könne. Kein Vergleich. "
Nachdem Therese Fink nachweislich erst im Jahre 1839 Franz Xaver Hartl aus Grub geheiratet hatte, waren die fehlenden Mittel wohl ein echtes Heiratshindernis für die vorgesehene Hochzeit im Jahre 1834. Ob der Ehemann 1839 dann auch derselbe gewesen ist, den sie 1834 im Auge hatte, ist unbekannt.
Im selben Jahr kam es mit seinem Nachbarn Josef Zach zu Streitigkeiten um eine Grenze - "wegen Gränzereien"-, die ebenfalls vor dem Amte landeten, jedoch ohne Einigung.

Die Übergabe an den Schwiegersohn war wohl von Schwierigkeiten begleitet, weil sich die beiden Parteien im Jahre 1838 als Gegner vor dem Kötztinger Vermittlungsamt gegenüber Standen.
"Klage des Wilhelm Fink Austrägler i. K. gegen seinen Schwiegersohn Josef Franz v. K. wegen Verschaffung einer Herberge, wird auf Zureden ein Vergleich zustande gebracht:
Da Kläger wohl einsieht, dass er nicht positiv eine Herberge von seinem  gutsbesitzenden Sohn fordern kann so macht er sich verbindlich diesem die Herberge in seinem neuerbauten Hause  über einer Stiege 
einzuräumen.
Kläger macht sich verbindlich hierfür jährlich sechs Gulden Herbergszins zu zahlen in vierteljährlichen Raten zu 1 fl 30 kr . Die Einzugszeit wird auf künftigen Georgi 1840 bestimmt  Wenn Wilhelm Fink mit der Zahlung dieses Herbergszinses nicht zuhält so ist derselbe schuldig die Herberge wieder zu verlassen.  
Betreffend seines Zehrpfennigs per 90 fl erklärt Wilhelm Fink hiervon keine Forderung mehr zu haben außer den 10 fl welche auf seine Beerdigung im Ablebensfalle stipuliert sind.
Trotz dieses Vergleichs ging der Streit zwischen den beiden Parteien weiter und erneut konnte/musste der Magistrat aushelfen:
"21. März 1844: Wilhelm Fink Austragshäusler v. K. belangt seinen Schwiegersohn Josef Franz Häusler auf dem Grund des Übergabsvertrages vom 29. Jänner 1829 um das stipulierte Austragskorn als jährlichen ½ Schäffel auf 4 Jahre zurück und bittet ihn zur Ausführung seiner Schuldigkeit zu verhalten. Auf obrigkeitliches Zureden hat man die Teile dahin vereinigt dass sich Josef Franz verbindlich macht, innerhalb 14 Tagen an den Kläger zwei kleine Metzen Korn zu verabreichen womit sich derselbe zufrieden gibt.
1838 bietet Joseph Franz sein kleines Ackerl - Galgenbergfeld - , das ihm bei der Verteilung der gemeindeeigenen Grundstücke zugefallen war, der Marktgemeinde Kötzting zum Preis von 300 Gulden an. Die Marktgemeinde würde dieses Grundstück "zur Gewinnung einer ordentlichen Viechtrifft" nutzen können. 
Als seinen Grund, sich von dem Feld zu trennen, sagt Josef Franz , er "möchte sich übrigens gerne von seinen verzinslichen Schulkapitalien befreien und in dem Stande gesetzt werden, sein Haus neu und mandatmässig wieder aufzubauen". (Anscheinend hatte JF einen Brandschaden erlitten)
StA Kötzting AA V 46 Unterschrift Joseph Franz

In dem beiliegenden Kaufbrief ist als die Plannummer "1043" angegeben. Das Flurstück mit dieser Plannummer liegt jedoch mitten in den Plattenäckern und nicht am Galgenberg. 
Schaut man sich jedoch die Flurnummern am Galgenberg an - hier die Nummer 943-, so würde diese, den Weißenregener Weg begleitende Grünstreifen gut zur Begründung des Kaufes passen. Franz gab zu Protokoll, dass der Weg des jetzigen Viehtriebes "gegenwärtig schon beengt" sei, " daß solche bald nicht mehr zu- und abgetrieben werden" könnten.
Vermessungsamt Cham Detail aus 5168-2100-LiquiP_Bad_Koetzting_2_1-01

Im Jahre 1840 reichte ein - potentieller - Nachbar einen Bauantrag für ein neues, kleines Wohnhaus beim Magistrat ein und äusserte den Wunsch vom Markt Kötzting ein kleines Stückchen Bauland erwerben zu dürfen. Der Bereich unterhalb des Schusterbergls war damals anscheinend Kötztings bevorzugtes Neubaugebiet. Dem Bauantrag lag ein Bauplan und ein Lageplan bei, aus dem wir gut ersehen können, wie die Situation an dieser Straßenkreuzung damals gewesen ist.

AA V 49 von 1840
"Plan
Für Anton Müller Inwohner zu Koetzting
zur neuer Erbauung eines Wohnhauses 


Situationsplan:
a Dungethaufen   b Schupfe des Karl Diermeier
c Stadl d und e Haus des Joseph Franz.

Obermayer Zimmermeister"

Schön zu sehen ist an diesem Lageplan, die Zufahrt hinauf auf das Schusterbergl.

Im Grundsteuerkataster von 1840 erhielt das Haus dann endlich die bis 1952 gültige Hausnummer:
StA Landshut Grundsteuerkataster 5038 
"Hausnummer 84 in Kötzting, beym Franz     Josef Franz
Ein Haus
Gebäude
Wohnhaus und Stall unter einem Dache, dann Hofraum
Garten
Grasgarten, der Hausgarten"
Aus dem Jahre 1841 - Erstellung des Mieterkatasters - kennen wir eine genauere Beschreibung des kleinen Hauses auf der sogar die persönliche Unterschrift des Franz Josef zu sehen ist.
StA Landshut Grundsteuerkataster 5045

"1. Joseph Franz, Taglöhner /:Hauseigenthümer:/
Hauptgebäude
I 1 Wohnzimmer, 1 Kammer, 1 Stube
II Hausboden unterm Dach
Unterschrift Joseph Franz
2. Franziska Auzinger
Bürgerstochter /: Mieterin/ 
II 1 Wohnzimmer und Bodenantheil unterm Dach
Unterschrift Franzi Auzinger
"

Im Jahre 1841 sollte in seiner direkten Nachbarschaft eine Stadel für den Bauholzvorrat des marktes errichtet werden und durch diesen Bauakt haben wir auch einen frühen Lageplan mit einer Erläuterung.

.
StA Kötzting 912-1
Situationsplan
Erklärung
a Bauplatz zum Baustadel
b Stall des Karl Diermeier
c Wohnhaus des Diermeier
d Schupfe des Martin Fleischmann
e Wohnhaus des Jos. Franz
f Wohnhaus des Jos. Zag (=Zach)
g Vicinalstraße

Im Jahre 1843 grassierten ansteckende Krankheiten und von der Familie Franz ist bekannt, dass sowohl eine Tochter mit 18, als auch ein Sohn mit 3 Jahren an Blattern erkrankt waren und Quarantäne einhalten mussten.
 
StA Kötzting AA IX 7 Medizinalpolizei

"Kötzting, den 20ten May 1843
Blatternkrankheit
Gemäß mündlichen Rapportes des Polizeidieners Rabenbauer liegen in der Behausung des Häuslers Joseph Franz zu Kötzting dessen aussereheliche Tochter Therese Weber, 18 Jahre alt, dann dessen Knabe Joseph Franz gegen 3 Jahre alt an der Blatternkrankheit darnieder.
Dem Joseph Franz wird daher eröffnet, dass bis zur Genesung jede dieser beiden Kranken sein Haus als abgesperrt zu betrachten sei, sofort niemand, der nicht in dieses Haus gehört, der nichts darin zu thun hat, der Eintritt gestattet werde, widrigenfalls gegen ihn mit empfindlicher Geld- oder Arreststrafe eingeschritten werden müsste.
"









Im Jahre 1844 wurde Josef Franz als neuer Kötztinger Nachwächter angestellt.


Am 3.8.1868 heiratete der Sohn, Joseph, die Kötztinger Häuslertochter Franziska Mühlbauer und, da er im selben Jahr auch das Kötztinger Bürgerrecht sich erkaufen konnte, erhielt er auch das Anwesen übertragen.

Joseph Franz und Franziska Mühlbauer

Nach dem Tode seiner ersten Frau hatte Josef Franz erneut geheiratet; am 28.7.1887 wurde Katharina Meier, eine Häuslerstochter aus Watzlhof seine zweite Ehefrau.

In etwa aus dieser Zeit stammt ein Bild des Kötztinger Schützenvereins, die sich vor dem haus postiert hatten.
DIA Repro 1735
Man beachte die Schützenliesl und den "Zieler", der hinter/unter dem Kugelfang lag und Teil der Schießübungen gewesen war. Siehe :  Eine-Schießstatte-beim-Lindnerbräu 



In einem Bauantrag eines seiner Nachbarn befindet sich auch ein Lageplan mit seinem Haus.
StA Landshut Rep 162-8 Sch 21 Nr. 3171
"Erklärung

Nr. 1 Wohnhaus mit Stallung das repariert werden soll
2 Stadel des Bauherren
3 Neu angelegte Gartenanlage
4 Grund des Bauherren
5 Oedgrund und Feld des Jos Höcherl
6 Stadel desselben
7 Wohnhaus mit Schupfe des Wolfgang Brandl
8 Wohnhaus mit Schupfe des Jos. Franz
9 Distriktstraße nach Bodenmais
10 Regenfluß mit kleiner Regenbrücke
"

Aus dem Jahre 1895 gibt es einen Nachlassakt des "Franz Josef, Ökonom von Kötzting"
 

StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 38 Nr. 88 von 1885 Hanr 84 Franz Josef

"Josef Franz  - 56 Jahre - Oekonom - verheiratet -Donenrstag den 26.Septbr. 1895 Nachmittags 3 Uhr
Kötzting HsNo 84"
Seine Erben:



"Ehevertrag vorhanden
Baarvermögen keines vorhanden
Das Oekonomie=Anwesen ist nach Ehevertrag jetzt Eigentum der Witwe

Katharina Franz, Oekonomswitwe in Kötzting
Kinder sind keine vorhanden
"

Nähere Verwandte:

"Schwester zu Franz
Maria Röhrl geb. Franz, Maurersehefrau in Kötzting"

 Die Witwe Katharina Franz trennte sich von dem Haus, verkaufte es an Hermann Grünhut im Jahre 1897 und zog in den Markt herein, in der heutigen Holzapfelstraße ins Haus mit der alten Hausnummer 115a, wo sie am 4.12.1898 um 11 Uhr im Alter von 51 Jahren und 7 Monaten verstarb.
Auch von ihr ist ein Nachlassakt im Staatsarchiv vorhanden; sie hinterließ sogar ein Testament, in dem sich einige zusätzliche Details verbergen.
StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 41  Nr. 118 Franz Katharina Häuslerswitwe von 1898
"Ehevertrag errichtet vom kgl Notar fertig hier, liegt vor.
Geringwertiges Mobiliar verwahrt in Hs. Nro 115
Einiges Barvermögen wird vorhanden sein, höhe unbekannt vermutlich 2000 M
"

Kopf des Testaments: Letztwillige Verfügung....

Am 8. November, also weniger als 4 Wochen vor ihrem Tode, bat Katharina Franz den kgl Notar Richard Fertig zu sich in die Wohnung - Hausnummer 115a in Kötzting - wo er in Beisein von zwei Zeugen ihr Testament aufnahm. Die beiden Zeugen waren der Schreinermeister Josef Pongratz und der Goldarbeiter August Leßzkeur. Katharina Franz war bettlägrig aber es bestand kein Zweifel an ihrer Zurechnungsfähigkeit.  
Da Katharina Franz keine Kinder hatte, bestimmte sie ihre Schwester Barbara Schreiner, geb. Maier, in Watzlhof zu ihrer Alleinerbin und legte dieser einige Verpflichtungen auf.
Die Liste ihrer Angehörigen ist auch in dem Akt aufgeführt.

"Geschwisterte:
Barbara Schreiner, geb. Maier, Hauslwresehefrau in Watzlhof
Maria Maier Köchin bei Hr. Bez.A. Mann Ebner in Regensburg
Andreas Maier Braugehilfe Aufenthalt unbekannt
Franz Maier Braugehilfe in Berlin
Michael Maier Inwohner in Freising"
50 Mark sollte ihr Bruder Michael erhalten und für weitere 100 Mark sollten heilige Messen für ihr Seelenheil gelesen werden.  
Sie traute sich "wegen zittriger Hände" nicht zu unterschreiben und so setzte sie im Beisein der beiden Zeugen ein Kreuz als ihr Handzeichen.

Hermann Grünhut blieb nur für ganz kurze Zeit der Besitzer des Hauses, bevor es an Michael und Kreszenz Weingut verkauft wurde.

Weingut Michael und Kreszenz


1899 bereits reichte Michael Weingut einen Bauantrag für einen neuen Backofen ein.
StA Landshut Rep 162-8  Sch. 22 Nr.  3311 Weingut Michael 1899




Im revidierten Grundsteuerkataster von 1911 ist als die Nachfolgerin der Eheleute Weingut mit Datum des 8.8.1914 ist Juliana Hollmaier eingetragen, die das Anwesen als Alterssitz für ihre Mutter Therese Hollmaier, geborene Berzl erworben hatte, bei der mit Bleistift ergänzt wurde: "verehelichte Hoiß"

StA Landshut Grundsteuerkataster 5055 Umschreibeheft ab 1911



Juliana Hoiß

Im Jahre 1914 hatte Juliana Hollmaier das „Oide Haus“ gekauft. Juliana war die Enkelin von Katherina Lindner, die den aus Linden (bei Patersdorf) stammenden Bauernsohn Georg Hollmaier geheiratet hatte. Ihr Vater Georg Hollmaier war 1891 in der Säge zu Leckern tödlich verunglückt, er hätte später die Landwirtschaft seines Onkels Karl Lindner übernehmen sollen und wohnte deshalb als „Inwohner“ beim Lindner.
Juliane kam später zu ihrer Tante nach Wiesbaden und danach ins Internat von Puttkamer, einer Einrichtung für Höhere Töchter. Als Gesellschaftsdame kam sie durch die halbe Welt.  Nach dem 1. Weltkrieg heiratete Juliane Hollmaier den aus dem Lechrainischen  stammenden (Wagenbau-) Techniker Benno Hoiß, der später in der NS-Zeit von 1933 bis 1936  Bürgermeister von Kötzting war.

Die Mutter von Juliane Hoiß lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 1949 im „oiden Haus“. Juliane Hoiß wohnte ab 1943 im „neuen Haus“ und wurde dank ihrer Englischkenntnisse nach dem Krieg zum Dolmetschen herangezogen. Sie starb 1949 an den Folgen einer Verletzung durch Bombensplitter noch vor ihrer Mutter.

Nach dem Krieg wurden im Haus Nr. 84 und im „neuen Haus Nr. 84 ½, heute Pfingstreiter Straße 3, zusammen 28 Flüchtlinge aus Ostpreußen, Schlesien und dem Banat einquartiert, so auch die Familien Gogolin, Heyda, Slavik oder das Ehepaar Stahl. Unter anderem hatte auch Dr. med. Neugebauer im „neuen Haus“ 84 ½, heute Pfingstreiterstraße 3 seine Ordination. Dessen Sohn wurde später Chefarzt bei den Barmherzigen Brüdern in Regensburg. An den Folgen 

Foto Pongratz: Familiengrab Hollmaier-Hoiß im Alten Friedhof

Der weiter oben im Blog vorgestellte Baustadel des Marktes Kötzting wurde 1907 an Michl Weingut verkauft und gelang später in Besitz der Familie Ludwig. Weingut Michael erhielt den Zuschlag für 2155 Mark. Auch der Landwirtschaftliche=Lokal=Verein hatte seine Gegenstände dort gelagert. Für 800 Mark kann dieser nun auf Gemeindegrund am "Blaichanger" einen kleinen Schupfen bauen. Später kam es wegen des Einbaus einer Autohalle zu Streitigkeiten zwischen den Nachbarn Ludwig und Hoiß.

Mit dem Ehemann, Benno Hoiß, kommt nun eine Person nach Kötzting, die für viele Jahre in und für Kötzting prägend sein wird. Benno Hoiß wird das Gesicht und der Kopf der zunächst nur erstarkenden NSDAP und später nach der Machtergreifung dieser Partei sogar für einige Jahre - bis Anfang 1936 - der Kötztinger Bürgermeister. Vier Kinder Kinder hatte die Familie Hoiß, darunter auch die beiden Söhne Hans Georg und Benno Günther und zwei Mädchen, Juliana und Lieselotte.
Das Haus, um das es hier zunächst geht, ist im Umschreibeheft des Grundsteuerkatasters - siehe oben - als der Besitz der Hollmaier Juliana vorgetragen, bei der mit Bleistift vermerkt ist, dass diese später eine verheiratete Hoiß war. 
Benno Hoiß hat - nach Auskunft seines Enkels - jedoch nie in dem Haus gewohnt,; auch bei einem späteren Schriftverkehr ist seine Wohnanschrift mit Blaibacherstraße angegeben, einem Haus am Anstieg des Schinderbuckels mit der komplizierten Grundsteuerkatasternummer 109 I 1/3, genaueres dazu später im Blog.




Doch zurück zum Haus der Familie Hoiß.
Das kleine Haus auf der rechten Straßenseite wurde vor ein paar Jahrzehnten abgerissen. Der Neubau gleich anliegend an den Bahndamm der Eisenbahnlinie Kötzting -Lam, erhielt dann 1959 die gültige Anschrift mit der Pfingstreiterstraße 3, wurde wohl noch im Kriege zumindest bewohnbar fertiggestellt und auch heute wohnen dort noch Nachkommen der Familie Hoiß.
  

Detail aus den Luftaufnahmen Serwuschok
Die Häuser in der Reihenfolge von rechts: Lagerhalle der Sagmühle Höcherl - das Anwesen Baumgartner - das Haus des Wolfgang Ludwig - das "alte" Hoiß-Haus - das "Kaminkehrerhaus.
In der Kurve auf der anderen Straßenseite das in den Dreißiger Jahren neu erbaute Haus der Frau von Benno Hoiß.

 

 

Mittwoch, 23. Oktober 2024

Die nächste - schöne - Überraschung

 Zur Zeit kommen werden im Wochenrhythmus interessante Dokumente im Stadtarchiv abgegeben und gestern war es eine große - eine sehr große - Überraschung.
Als vor zwei Jahren im Zusammenhang mit der 100 Jahrfeier des 1. FC-Kötzting versucht wurde das alte Material zu sichten, gab es zunächst nur Fehlanzeigen und - durch schlechte alte Bürokopien belegt - die Sicherheit, dass es bereits von Anfang an Chroniken des Fußballvereins gegeben hatte.
Im Laufe von - tatsächlich - langjährigen Nachforschungen kam dann tatsächlich die erste Chronik des Julius Kirschner zutage zusammen mit vielen Leitzordnern mit Zeitungsausschnitten und Berichten aus vielen Spielzeiten.
Das Buch zum Jubiläum konnte fertiggestellt und Ende 2021 der Öffentlichkeit präsentiert werden. Diese erste Chronik des FCs deckte den Zeitraum seit der Gründung im Jahre 1921 bis zum Ende der sportlichen Aktivitäten mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ab.

Gestern nun landeten auf meinem Schreibtisch die Chroniken 2-7, die beginnend mit dem 1.8.1945 bis weit hinein in die 70er Jahre die vorhandenen Lücken füllen.

StA Kötzting 134/158 die Chroniken des FC-Kötzting

Natürlich enthalten diese fortlaufenden Chroniken im wesentlichen Spielberichte - nur für absolute Fußballfans interessant - dazwischen - und vor allem in der Anfangschronik - verbergen sich viele kleine Geschichten und Anekdoten, die einen ganz besonderen Blick auf diese Nachkriegszeit in Kötzting erlauben.

Vor allem die von Franz Oexler geführte 2. Chronik - also die erste nach dem Zweiten Weltkrieg - steckt voll von Leben und Kämpfen um den Erhalt des Fußballsports in Kötzting.

StA Kötzting 134-158 die Chronik Nr. 2 vom 1.8.1945

Gerade die Chronik 2, die den Neubeginn markiert und begleitet erzählt uns viel aus dem Spannungsfeld zwischen der amerikanischen Militärregierung - mit dem Wünschen der amerikanischen Soldaten nach einem Football-Platz - und dem aufkommenden Bedürfnis der jungen Kötztinger, sich sportlich zu betätigen.

Einschub:
Bei einem Treffen  - 30 Jahre nach diesem Neubeginn - das 1977 Haymo Richter im Hotel zur Post organisiert hatte, erzählte Franz Oexler unter anderem davon, dass in dieser Anfangszeit sogar zwei Kötztinger Spieler verhaftet worden waren, weil sie sich öffentlich auf dem Platz über die Leibesfülle des Amerikanischen Kommandanten lustig gemacht hatten. Später, so Franz Oexler, waren die Kontrahenten dann "beste Freunde" geworden.
Einschub Ende

Und aus dieser "Anfangs"chronik möchte ich die ersten und dann auch letzten Einträge veröffentlichen, um zu dokumentieren, mit welchen Schwierigkeiten - und pragmatischen Lösungen - der FC Kötzting damals zu kämpfen hatte.

Der erste und der zweite Gegner der Kötztinger Truppe war die Baumannschaft der 11.PD, der ja nach ihrer Kapitulation der Großraum Kötzting zur Übergabe zugeteilt worden war und von deren Soldaten im Spätsommer 1945 nur noch wenige vor Ort in Kötzting geblieben waren. 





Hier die Aufstellung der ersten Kötztinger Mannschaft nach dem Krieg und auch gleich eine kleine
"Sportgerichtsverhandlung"


Dann kam mit dem Viechtacher Fußballverein zum ersten Male eine gegnerische Mannschaft nach Kötzting und  zwei Wochen später wurde dann in Viechtach das erste Auswärtsspiel absolviert, bei dem es auch auf den Zuschauerrängen hoch her ging.


 und 

Der Anfang war gemacht, dann jedoch kam eine erste Hiobsbotschaft, die Amerikaner beanspruchten den Platz für sich alleine.



Im Oktober 1945 wurde dann endgültig aus der "Spielschar" der "1.FC-Kötzting" und Franz Oexler, der alte und neue Chronist,  berichtete von der Gründungsversammlung:




Die erste Mitgliederliste, ein "Who-is-Who" der Kötztinger Bürgerschaft



Es folgte eine große Weihnachtsfeier des Jahres 1945 mit einem ausführlichen Gedicht des Nikolaus  über die einzelnen Mannschaftsmitglieder.







Es konnte natürlich nicht nur aufwärts gehen, es gab Rückschläge und Streitereien in dem neuen Verein und im Sommer 1946 beendete Franz Oexler sein Engagement als Chronist und übergab den Bleistift an G. Rauscher.
Hier noch sein abschließendes Resümee, mit den Gründen für seinen Rückzug.







Montag, 21. Oktober 2024

Bildbericht Hochwasserfreilegung

Es geht weiter mit Bildern aus der Zeitungsredaktion der Kötztinger Umschau, welche alle über eine private Sammlung von  Frau Renate Serwuschok dem Arbeitskreis Heimatforschung übereignet worden waren und nun im Stadtarchiv Kötzting Stück für Stück gesichtet und digitalisiert werden. 
Da wir zusätzlich auch eine fast vollständige Sammlung von Zeitungsausgaben aus den Nachkriegsjahren in unserem Bestand haben, können viele der Bilder dann auch einzelnen Zeitungsartikeln zugeordnet werden.
Die heutige Bilderserie enthält zwar Aufnahmen von Kötztinger Ortsteilen, die alle bereits in anderen Zusammenhängen abgebildet worden sind, alle abgebildeten Gebäude sind aber mittlerweile der Hochwasserfreilegung zum Opfer gefallen und daher umso interessanter auch in der Wiederholung.
Hier der link zur Chronik derMarktmühle.
Die alte Oberberger bzw. Kollmaierbrücke im Februar 1977

Der Marktmüllerstadel 

Kötztings Schilderwald der autogerechten Straße

Auch die "alten" Autos sind hier interessant

Irgendwie ist es schon schade um dieses Kleinod


Die Oberbergerbrücke in ihrer ganzen Schönheit

Nicht nur ein Hindernis für den Begegungsverkehr sondern auch der Tatort für ein außergewöhnliches historisches Ereignis zwischen dem damaligen Bürgermeister Kollmaier und dem Regensburger Bischof v. Senestrey.



Hier der dazugehörige Zeitungsartikel.