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Montag, 1. November 2021

Glossar



Glossar



hier sollen im Laufe der Zeit Begriffe erklärt werden, die in den einzelnen Artikeln benutzt werden und die für das Verständniss der Bedingungen in früherer Zeit wichtig bzw. notwendig sind. Diese Liste wird im Laufe der Zeit immer fortgesetzt

Plan der alten Turnhalle in Kötzting um 1930


 




 




Alleinehüten
Das sogenannte Alleinehüten der eigenen Tiere war von Staats wegen für alle Bewohner des Landes Bayern unter strenge Strafe gestellt und dieses Vergehen wurde auch regelmäßig geahndet und bestraft. Da die Amtspersonen, dem Brauch der Zeit entsprechend, von den Gerichtsstrafen und Gebühren einen persönlichen Anteil erhielten, wurden die Feldfluren auch sehr intensiv beobachtet. 

  




 


Alte und Neue Hausnummern in Kötzting

Kötztinger Zeitung vom Juni 1950





Amtsgefängnis

Zitat aus dem Buch Kötzting 1085-1985 Seite 148 Beitrag von Wolfgang Kerscher:
Schon 1817-1820 war ein Gefängnis als "Fronfeste" auf einem ehemaligen Klostergrundstück in der damaligen von-Schacky-Str, heute Krankenhausstraße erbaut worden. Es enthielt neben Wohnungen 10 Zellen im 1. Obergeschoß mit immerhin 7 - 15 qm Fläche. Zum 1.1.1949 wurde das Gefängnis geschlossen und an Justizbedienstete vermietet. Seit Frühjahr 1961 dient das umgebaute Gebäude dem Staatlichen Gesundheitsamt. 
Eine kleine Korrektur: ich meine, dass die Fronfeste als Ersatzbau für das alte Amtshaus auf dem Gelände des ehemaligen Widtums erbaut worden ist, das sollte damit aber ein Grundstück der Pfarrei Kötztings gewesen sein. das Widtum in Kötzting war der bauernhof des Kötztinger Pfarrers. Der Widtumbauer war kein Bürger Kötztings und das Widtum lag auch ausserhalb der Marktbefestigung.
Näheres zum Vorläuferbau der Fronfeste, dem sogenannten Amtshaus, siehe Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham Band 19 von 2002









Birkenberg
ein Form des Niederwaldes, meistens dem Hochwald (=Schwarzwald) vorgelagert. Diente zumeist als Waldweide und Fläche um daraus das Einstreu für das Vieh im Stall einzubringen. Durch regelmäßigen Schnitt hinunter auf den Stock einem idR 6-7 jährigen Turnus wurde diese Fläche als Lichtwald dauerhaft erhalten.
Aufgrund des zügigen Umtriebs waren es fast ausschließlich Laubgehölze, die in den Birkenbergen heranwuchsen. Durch die permanente Entnahme von Laub zum Einstreu und als Notfutter, verarmten die Boden immer mehr und enthielten eigentlich nur noch Pioniergehölze, die auch mit schlechtesten Bedingungen klar kamen. 
Birkenberg bei Kettersdorf
















Braurecht:

nur die (männlichen) Besitzer der Kötztinger Marktlehen hatten lt. Freiheitsbrief das uneingeschränkte Recht im Kommunbrauhaus zu Brauen und das Bier dann im eigenen Hause auszuschenken. Die Söldner hatten diese Recht nur eingeschränkt, das heißt sie durften nur die Menge brauen lassen, die sie zum eigenen Verzehr benötigten. Die Häusler durften erst gar nicht brauen lassen.

CSU in Kötzting

Christlich soziale Union, wohl im Spätherbst 1945 in Kötzting gegründet, da noch im Dezember 1945 die Wahllisten eingereicht worden waren. Nannte sich damals noch Christlich Soziale Vereinigung. Ein genauen Gründungsdatum ist nicht bekannt. Nach der von den Besatzungsmächten initiierten Kommunalwahl kam es dann zum Parteizusammenschluss auf Landesebene.

 

 










Freiheitsbrief
Im Marktrechtsprivileg Kaiser Ludwig des Bayern vom 11. November 1344 heißt es unter anderem: Von erst wan der Markt getheilt ist von dreu Höfen zu 36 Burglehen und in 12 Sölden, wollen wür, wer der Lehen eines mer oder minder inn hat, der soll arbeiten all die Arbeit, die den Markt angehört mit Fludern, Fleischwerken, mit Pachen, mit Schenken, mit Gastung und mit anderer Arbeit und Handwerken. [1]
 Weiter heißt es dann:
So ist ein Hof getheilt in 20 Theil in dem Markt, und derselben Theill einen oder mer soll kein Man nit haben, er habe dan ein Burglehen.


ganzer Bauer

die Bauernhöfe in den Dörfern wurden nach einem sogenannten Huffuß versteuert. Es gab somit einen - auich im Sprachgebrauch und innerhalb von Dokumenten - ganzen, halben und Viertelbauern. Der ganze Bauer (1/1) und der halbe Bauer (1/2) wurde umganssprachlich auch normal als Bauern un deren Kinder als Bauernsöhne und Bauerntöchter angesprochen. Mit dem Viertelbauern begann der Bereich der Söldner, 1/4 und 1/8 Höfe und auch Söldnerssohn, Söldnerstochter.
Nach den Söldnern kamen in der Steuereinteilung dann die Häusler (1/16 und 1/32)
Im Markt Kötzting entsprach die Einteilung Marktlehner - Söldner - Häusler.
Nur der Hoffuß war für die Höhe der (staatlichen) Steuer ausschlaggebend, es war egal, ob der Besitzer gut oder schlecht wirtschaftete.
Anders war dies beim Zehent, hier wurde der steuerliche Anteil an der Höhe der Ernte gemessen.




 






die Niedere und die Hohe Gerichtsbarkeit


Vorausgeschickt muss hier werden, dass man in den alten Tagen nicht einfach ein Untertan/Bewohner des Kurfürstentums Bayern war, sondern es unterschiedliche Grundherrnverhältnisse gegeben hatte. Solch ein Grundherr  konnte tatsächlich der Kurfürst mit seinen Regierungen in München, Landshut, Straubing und Amberg sein,  dies traf bayernweit aber nur ungefähr auf 1/3 der Bevölkerung zu. Die restlichen 2/3 der Bevölkerung hatten Hofmarksherren (Adels- oder Klosterbesitz  z.B. Runding und Blaibach für die ersteren und  Grafenwiesen und Grub als Beispiel für die zweite Möglichkeit).
In manchen Dörfern gehörten die einzelnen Bauernhöfe zwei, drei oder mehr unterschiedlichen Grundherren an. Spitäler, Klöster und Kirchen konnten weitere Beispiele für Grundherren sein.  
Nur die Hofmarken in Adelsbesitz und die Bürgermeister der Städte und Märkte durften über ihre Untertanen auch selber zu Gericht sitzen einschließlich solcher Rechtsgeschäfte, wie es heutzutage bei einem Notar gemacht werden würde. Man sprach hier von der "Niederen Gerichtsbarkeit". Die anderen Grundherren mussten sich einer staatlichen Aufsicht unterwerfen und einen eigenen Probstrichter bestellen - bei uns zumeist in Personalunion der Landrichter.
Auch heutzutage werden Straftaten ab einer gewissen "Gewichtigkeit" nicht mehr vor einem kleinen Amtsgericht sondern bereits in höherer Instanz verhandelt. Bis herein ins 19. Jahrhundert wurde eben zwischen einer "Niederen" und Hohen" Gerichtsbarkeit unterschieden.

Wer die Niedere Gerichtsbarkeit besaß, konnte über seine  Untertanen zu Gericht sitzen, wenn es sich um genau definierte Fälle von geringer Wichtigkeit handelte.
Darunter fielen zum Beispiel Beleidigungen (ohne Fluchen), kleine Raufereien (Ohne Waffen und ohne dass Blut geflossen sein darf), Leichtfertigkeiten (un- oder vorehelicher Geschlechtsverkehr) und Weidestrafen, um nur einige zu nennen.
Auch Fürkaufstrafen, also ein heutzutage geförderter Einkauf direkt auf einem Bauernhof, wurde wegen der Umgehung des Markplatzzwanges verfolgt.
Die ausgesprochenen Strafen bewegten sich im Bereich einiger Kreuzer bis weniger Gulden und nur in Fällen der "Unvermögenheit" wurden Arreststrafen ausgesprochen. Solch ein "bürgerlicher" Arrest dauerte eigentlich nie länger als 4-5 Tage. Der Markt hatte seinen eigenen Pranger an der Rathausaußenwand und auch eine Geige und Stock strafe wurde angewandt.

Bereits bei Beleidigungen von Handwerksmeistern untereinander endete die Kompetenz dieser untersten Instanz und es musste vor dem Pfleggericht verhandelt werden.
Dieses Pfleggericht sprach natürlich auch Recht nicht nur in Fällen der Hohen Gerichtsbarkeit für sämtliche Untertanen Altbayerns , sondern verhandelte auch die "niederen" Fällen für seine eigenen Untertanen. (nur 1/3 der Bevölkerung s.o.)
Auch das Pfleggericht unterschied grundsätzlich zwischen "Strafen und Wändeln" auf der einen und "Prozesse gegen Malefizpersonen" auf der anderen Seite.
Die Aufgabe des Richters in den ersten Fällen war nicht nur Recht zu sprechen und eine Strafe festzulegen, sondern auch den Schaden wieder gut zu machen, also zu wandeln.
Viele Gerichtsprotokolle enden am Ende des Beschlusses mit der Aussage des Richters, das er nun den Kläger und Beklagten wieder zu "Gueten Freunden" erklären würde.
Beleidigungen oder Schläge wurden durch deine Geldstrafe "gewandelt".
Auch hier wurde nur in Fällen einer "Unvermögenheit" eine Arreststrafe ausgesprochen.
Auch Pranger,  Geigen- und Stockstrafe kamen nur in Anwendung, wenn eine Zahlung nicht geleistet werden konnte. Leichtfertigkeiten wurden hier allerdings anders behandelt, die Strafen waren exorbitant hoch im Vergleich zu den üblichen Strafen, was aber auch im Codex vorgeschrieben war.
Interessant bei vielen Prozessen ist auch das Prozedere, WIE und vor Allem WO ein Verhafteter an den Kötztinger Amtmann übergeben wurde. Es gab offensichtlich genau festgelegte Stellen an den jeweiligen Gebietsgrenzen, an denen solch eine Übergabe durchgeführt wurde.
Ein pfleggerichtischer Amtmann konnte also nicht einfach in ein hofmärkisches Gebiet als Amtsperson hineinmarschieren um einen Verhaftung vorzunehmen bzw. um einen bereits Verhafteten abzuholen.

 








Gschwandhof

der Gschwandhof in Kötzting lag ausserhalb der Marktbefestigung und zählt zu einem der vier Kötztinger Urhöfen. Der Gschwandhof war ein Marktlehen und hatte im Zellertal selbst zwei Afterlehen, Bauernhöfe also, die dem Besitzer des Gschwandhofes abgabenpflichtig waren.
In früheren Zeiten oft in Händen von adeligen Besitzern, wurde es um 1700 vom Stiefgroßvater Luckners zum Gesamtkomplex der Familienfolge  Billich - Krieger -  Luckner - Poschinger - Schrank, nun Haus des Gastes hinzugekauft. Er blieb bis zum Ende des 19. Jahrhundert im Familienbesitz und wurde danach Krankenhaus und Josephsheim und ist nun Heimat der ersten Klinik für traditionelle chinesische Medizin in Kötzting, kurz TCM.


Besitzer auf dem Gschwandhof in Kötzting


Der Gschwandhof war einer der vier Urhöfe Kötztings. Bei der Aufteilung des Gschwandhofes bei der Marktgründung entstanden aus dem Besitz des Gutshofes all die Marktlehen, die aufwärts gesehen an der linken Marktstrassenseite standen[1]. Die dem Hof verbliebenen Gründe wurden dann 1505 weitestgehend abgetrennt. Heute beherbergt das Gebäude die sogenannte TCM- Klinik, die Klinik für traditionelle chinesische Medizin




1462                 Gschwandhof  1/2 oed Lehen und 2 Thaile        KL Rott 111      
1505                 Wirt Jakob Bürger  verkauft an den Staat           BL 94                                    
1505                 Zöhelen Jakob als Lehen vom Landesherrn[2]
1584                 Yettinger Hans                                                            KL Rott 110
1630                 Rosenhammer  Mathias                                              KL Rott R1
1638                 Rosenhammer Mathias Erben                                       KL Rott R1
1647                 Sinzl Hans Georg                                                         Reg SR A 4211
1661                 Perr Hans                                                                    KR Kötzting 1661
1650                 Poxhorn Georg, Bürger                                    KL Rott B1
1650                 Prantl Ander Hammerschmied Stifter
1667                 Dengscherz Georg                                                       KL Rott R2
1706                 Dengscherz Hans                                                        BP Kötzting 3
1706                 Hofmann Martin
1710                 Krieger Hans                                                               BP Kötzting 5
1711                 Raab Jakob Stifter                                                      Rechnungen K
1737                 Schall Johann Stifter                                                    Rechnungen K
1737                 Luckner Samuel                                                           BP Kötzting 13
1738                 Widtmann Hans Adam ehem Marktmüller Stifter BP Kötzting 13
1750                 Rössler Kaspar, Stiftwirt                                              BP Kötzting 16
1750                 Kollmeier Michael Stifter
1784                 Wöhrl Ander Stifter
1811                 Schrank Johann Georg           
1828                 Schrank Ignaz


[1] BayHStA Landshuter Abgabe 1982 KL Rott B2  von 1654 Seite 58 : Georg Poxhorn hat den Gschwandhof, von welchem der dritte Thaill deß Marckhts genommen worden, ligt die Behausung Stadl und Stallungen negst dem Churfüstl: Schloß und Zehentstädeln.
[2] BayHStA Ausw. Staaten Böhmen Lit. 94  die zum Gschwandhof gehörenden Grundstücke wurden abgetrennt und der Kirche Kötzting als Besitz zugeschlagen, so zum Beispiel die großen Wiesen in der oberen Au, im Genskragen und in der Angerwiese. Beim Gschwandhof verblieben nur das „Haws, hoffstat und ein stadel mit sambt ainem Lehen, das in die drew velld drey äcker hat, die gelegen sein im Marktfeld, auch ainen Krautgarten bey dem Weg gen Grueb und ain Wissfleckel“ .
 



 







 Häusler, siehe Freiheitsbrief, siehe ganzer Bauer
Die (Leer)Häusler im Markt Kötzting  hatten weder Brau- noch Schankrecht, und nur wenn einer dieser Bewohner eine Handwerksgerechtigkeit besaß, so durfte er seinen Beruf in diesem Haus ausüben. Sogar die Viehhaltung war bei den Häuslern stark eingeschränkt, teilweise ausdrücklich verboten. Dies hatte seinen Grund vor allem in den sehr stark begrenzten Weideflächen, die den Kötztingern zu Verfügung standen. Da es ja die Eigenheit deines Hausanwesens war, eben keinen Grund und Boden zu besitzen, hätte ja ein Häusler sein Tierfutter nur illegal besorgen können, unter die Gemeindeherde auszutreiben war ihm ebenfalls untersagt.
Auf den Dörfern war ein Häusler ebenfalls eine steuerliche Größe.
Hier begann der Häusler bei einem Hoffuß von 1/16 bis 1/32. Auf vielen Dörfern war es Häuslern allerdings erlaubt - anders als im Markt Kötzting, wo die Marktlehner ein Vorkaufsrecht hatten und es auch ausübten - ein frei verkaufbares Grundstücke zu erwerben.







  Innerer Rat
der Innere Rat im Magistrat Kötzting bestand aus 4 Mitgliedern. Die inneren Räte 
stellten abwechselnd den Amtskammerer.
  
Inwohner
Schlechter gestellt als die Bürger  waren die sogenannten Inwohner, die am besten als Mieter zu verstehen sind. Zu diesen Inwohnern waren auch die  Alteigentümer der Anwesen nach der Übergabe zu rechnen. Der sogenannte Leibtümer, vorher möglicherweise ein stolzer Kötztinger Marktlehner, verlor also alle seine Bürgerrechte im Moment der Übergabe an den Übernehmer oder Käufer und fand sich am unteren Ende der Sozialleiter wieder.
Auch die Be3amten des Pfleggerichtes waren in Bezug auf den Markt Kötzting, so sie nicht zufällig auch ein Anwesen besaßen, nur Inwohner und hatten kein Bürgerrecht, auch der Pfarrer übrigens nicht.

Italiener in Kötzting

bedingt durch den sogenannten "Schwedeneinfall" 1633 beginnen viele Kötztinger Archivalien erst nach dieser Zäsur. Aber auch in den wenigen Akten, die wir aus anderen Archiven aus der Zeit vor diesem verheerenden Stadtbrandt haben, tauchen bereits Hinweise auf italienische Mitbürger auf,  also nicht Mitbewohner sondern volle Bürger mit Hausbesitz und Bürgerrecht. So kennen wir aus dem Ende des 16. Jahrhundert einen Maurermeister, der in den Rechnungsbänden des Pfleggerichtes wahlweise als "welscher Mauerer" bzw. "Maister Christian" benannt wird.
Ende des 17. Jahrhunderts erhält ein italienischer Kramhändler mit Namen Türanck das Kötztinger Bürgerrecht, ein Zweig dieser Familie ist auch in Neukirchen beim hl. Blut ansässig. Eine langjährige Tradition italienischer Kaufleute finden wir auf dem heutigen Anwesen Voithenleithner.  Ganzini und Fabrici sind die überlieferten Namen dieser italienischen Familien.
Eine Erinnerung an Johann Baptist Fabrici  ist die Marienstatue, die heutzutage vor der St. Anna Kapelle in der Kirchenburg steht.


Kammerer
Was in anderen Märkten und Städten der Bürgermeister war, wurde in Kötzting "Kammerer"
genannt. Die vier inneren Räte vergaben untereindnder wechselnd  im Halbjahresturnus das Amt des "amtierenden Kammerers" und das des "Vicekammerers". Anders als heutzutage war ein Kammerer bzw. Bürgermeister allerdings nicht nur Chef einer Verwaltung sondern auch, um mit heutigen Worten zu sprechen, Polizeichef, Bauleiter, Richter und Steuereinnehmer.

 





Leikauf
Sogenanntes Drangeld, Aufgeld auf den eigentlichen Kaufpreis eines Objektes, oder beim Viehkauf. Erst die Bezahlung des Drangeldes machte einen Verkauf rechtsgültig. Sehr häufig wurde der Leikauf dann anschließend bei einer Einkehr verzehrt, wobei der Käufer die Zeche zu bezahlen hatte.


 







Marktlehner siehe Freiheitsbrief
 Im Freiheitsbrief wird die Aufteilung des Marktes bei seiner Entstehung dokumentiert.  Aus dieser Anfangszeit stammt also die Aufteilung in 36 Marktlehen, 10 (an anderer Stelle 12) Sölden und 20 Teilen.  Die Marktlehner waren gewissermaßen die Oberschicht in Kötzting. Ausgestattet mit allen Rechten, die das Marktprivileg erlaubte, einschließlich des uneingeschränkten Brau- und Schankrechtes. Das heißt in Kötzting hatten Besitzer von 36 Marktlehen, und nur  diese, die Erlaubnis im Kommunbrauhaus brauen zu lassen, ein Wirtshaus zu betreiben und sie nutzen dies auch weidlich. Über 700 Jahre lang stand der Begriff Marktlehner für eine privilegierte Bürgerschicht in Kötzting. Ursprünglich hatten wohl auch nur die Marktlehner das Recht der freien Handwerksausübung. Um hier keinen Wildwuchs aufkommen zu lassen und um ein einträgliches Miteinander im Markt zu ermöglichen, ist es wohl dann im Verlauf der Jahrhunderte zu Einschränkungen der Handwerksausübung gekommen, so dass eine genau festgelegt Anzahl z. B. der Bäcker und Metzger niemanden zu sehr belastete.
Die Marktlehner (und Söldner) konnten Grundstücksverkäufe an Inwohner und Häusler verhindern oder einen bereits erfolgten, auch bereits verbrieften, Verkauf nachträglich zu ihren Gunsten rückgängig machen. Sie hatten ein Einstands- bzw. Vorkaufsrecht und übten dieses auch regelmäßig aus.
Nachdem die persönliche wirtschaftliche Stellung auch den Sitz im Magistrat und in den Ausschüssen beeinflusste, waren  die Marktlehner dort  sehr stark überrepräsentiert.




reverendo, manchmal auch s.v.
mit Verlaub, dieser Ausdruck wird in Schriftsätzen benutzt wenn von unanständigen oder stinkenden Dingen die Rede ist, also wenn es um Tiere, Schmutz, Kot, Unterwäsche oder um Nacktheit geht


 







Söldner, allgemein siehe Marktlehner und ganzer Bauer
Die Söldner im Markt Kötzting dagegen hatten das Braurecht der Marktlehner nur eingeschränkt, das heißt, Söldner durften nur festgelegte Mengen brauen (1 Sud pro Jahr), das Schankrecht besaßen die Söldner überhaupt nicht.
Die Hofgröße war in der Regel auch kleiner als bei den Marktlehnern
Für Söldner auf den Dörfern siehe: ganzer Bauer


Stadtbrand von 1867

in der Nacht vom 3. auf den 4. Juni ca gegen 23.oo Uhr brach in einem Hintergebäude des brauenden Bürgers Amberger (heutzutage die Gastwirtschaft Dreger) Feuer aus. In kürzester Zeit fraß sich das Feuer über zahlreiche Feuerbrücken bis hinauf zum Torplatz und bis hinunter zu dem Bereich der heutigen unteren Marktstraße, dort wo jetzt die Firma Oexler ist. Allerdings hat es damals diese Straße nicht gegeben. In diesem Ortsteil stand unter anderem die Wuhn und das Bürgerspital, beide wurden ein Opfer der Flammen. Als Lehre aus dem erneuten verheerenden Brand wurden beim Wiederaufbau Brandschneisen gelassen, d.h. mehrere Anwesen wurden nicht wieder aufgebaut und der Straßenverlauf wurde an manchen Stellen geändert.


[1] KÖTZTING 1085-1985 Herausgegeben von der Stadt Kötzting anlässlich der 900-Jahr Feier S.29

Donnerstag, 5. August 2021

Kötztinger Häuserchronik - alte Hausnummer 26 das Rablwirtshaus



 Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.

Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.


Beim Rabl Wirt

Hier geht´s direkt zum Nachtrag 1:      >>>>>>>>>>>        Sprung zum Nachtrag Hexenprozess: 

Die Existenz des Rablanwesens endete ganz abrupt im Spätherbst des Jahres 2020, als ein Abbruchbagger mit moderner brachialer Maschinenkraft sämtliche Mauern zum Einsturz brachte und, angesichts der die nunmehrige Baulücke hochaufragend umgebenden Mauern ein trostloses Bild inmitten der Stadt Bad Kötzting hinterließ. Es wird interessant sein zu sehen, ob und wenn ja mit welchen Mitteln dieser "Schandfleck" an zentraler Stelle in Kötzting irgendwie geheilt werden kann.

Wie immer bei der Erstellung der Häuserchronik sind es die Briefprotokolle, also die gebundenen Verkaufsbriefe, die die Grundlage einer Besitzerfolge auf einem Anwesen bilden.
Jenseits (also zeitlich rückwärts gehend) kann manchmal ein Anschluss zu den Briefprotokollen gefunden werden.  Dieses betrifft vor allem die Marktlehner. In der heutigen Metzstraße ist dies gar nicht so leicht, weil hier im Laufe der Geschichte mehrere Anwesen zusammengewachsen sind, die früher einzelne Häuser gewesen waren. Noch 1840 erkennt man einige Unterstrukturen, die es in unserer Kindheit schon nicht mehr gegeben hat, vom Wanninger Neubau gar nicht zu reden.
Situation von 1840 aus dem bayernatlas.de: Hier erkennt man, dass der spätere Graßl Bäcker noch aus zwei Anwesen bestand und auch der "Decker" zweigeteilt war.

Heutzutage hat sich die Aufteilung sehr vereinfacht

Ein historisches Haus verschwindet.... Herbst 2020



Keine leichte Aufgabe für einen Planer, dies nicht wie eine Zahnlücke in einem schlechten Gebiss aussehen zu lassen.....

Einige Monate später, als begonnen wurde, die angeschnittenen Gebäuderümpfe freizulegen, wurden noch ein paar zusätzliche Strukturen sichtbar, die uns einen Hinweis auf die früheren Gebäude- bzw. Geschoßhöhen geben.
An der stehengebliebenen Mauer des Nachbarhauses kann man sehen, wie hoch früher die Häuser in der Regel gewesen waren. Diese bestanden damals zumeist aus einem Erdgeschoss, das hoch genug war, um eine Einfahrt in die rückwärtigen Höfe zu ermöglichen und auch zumeist gemauert war. Darüber gab es einen mehr oder weniger hohen hölzernen Kniestock und dann den Dachstuhl.

Ein weiteres Relikt aus der Vergangenheit wurde durch den Abbruch sichtbar, ein gemauerter Bogen, vielleicht auch nur eine frühere Verbindung zwischen den Nachbarsgrundstücken, ist nahe am Boden sichtbar. Der Bogen befindet sich jedoch so nahe am jetzigen "Parkplatz"niveau, dass ich vermute, dass das Grundstück des Rablanwesens in der Vergangenheit ebenfalls sehr stark abfallend gewesen war, anders, als der jetzige, fast waagerechte, Freiraum es suggeriert. 

Möglicherweise eine Verbindung vom "Graßl" zum "Rabl" in der Vergangenheit, als die jeweiligen Besitzer natürlich ganz andere Namen hatten.



Nun aber endgültig zur Geschichte des Hauses:


Wir haben aus der Zeit um  1650 eine detaillierte Beschreibung der Situation in der Fleischgasse.
Das Haus im Plan mit der Nummer 24, war die Kötztinger Fleischbank, das (verpflichtende) Schlachthaus und die Verkaufsstelle der Kötztinger Metzger.
Die Fleischgasse wurde übrigens damals auch - eher vor allem - als Rindermarkt bezeichnet, im Gegensatz zum Rossmarkt. Dieser war der Name für die heutige Schirnstraße.

Die Besitzbeschreibung stammt vom damaligen Propstrichter Adam Türrigl.
Er beginnt mit Oswald Pareller:
Eckhaus zwischen Fleischbank und dem Schneider Georg Maister
dann folgt eben dieser Georg Maister:
Haus am Rindermarkt zwischen Oswald Pareller und Andreas Preitter 
nun kommt Andreas Preutter Bürger und Leineweber
Marktlehen zwischen Georg Maister und Wolf Pachmayr des Rats
es schließt sich an dieser Wolf Pachmayr:
zwischen Andreas Preitter  am Rindermarkt und Hans Pollmüller Bürger und Bäckers Haus.
"am Egg gegen dem Wasserkhar gegen Hansen Khienigers Egghaus"
Hans Khieninger besaß damals das Haus Nummer 19 und das "Wasserkhar", also der Brunnkorb auf dem Marktplatz, ist im Plan deutlich zu erkennen. Der Ort dieses Brunnens ist heutzutage durch eine Gruppe von 4 Kugelakazien, gruppiert um einen Granitblumentrog, markiert.

Somit können wir die Reihung - übertragen auf die heutige Situation - auflösen:
Oswald Parella
Georg Maister sind beide heutzutage aufgegangen in die frühere Bäckerei Graßl (25 und 25b)
Andreas Preitter ist das Rabl Wirtshaus (26)
Wolf Pachmayr ist das Decker-Anwesen, das zur Metzstraße hin zeigt.  (27) und
der Bäcker Pollmüller ist der Teil des späteren Decker-Anwesens, das zur Marktstraße hin ausgerichtet ist. (28)

Damit ist der erste Besitzer des Rablwirtshauses der Bürger und Leineweber 

Andreas Preiter

Den frühesten Nachweis für Andreas Preiter können wir 1639 führen, in diesem Jahr steht in den Kötztinger Kirchenrechnungen, dass er an Weihnachten auf sein Haus eine Hypothek von 60 Gulden aufgenommen hatte. Hintergrund ist sicherlich, dass dieses Haus, genauso wie der gesamte innere Markt im November 1933 im 30jährigen Krieg total abgebrannt und zerstört worden ist.  
Im Zeitraum ab 1636-1645  erscheint der Weber Andreas Preiter/Breitter bei 4 Geburten als Vater. Danach gibt es eine Lücke von 26 Jahren, bis " er" erneut als Vater eines totgeborenen Kindes angeführt wird.
Die Auflistung bei Türrigl bietet immer eine Fülle an Ortsbeschreibungen und Wegemarken: hier die Besitzbeschreibung für Andreas Preiter:

Andren Preütter burger und Leinweber alhir, hat ain Haus ain gaden hoch gemauert, sambt einem Stadl und Stallung, zwischen Herrn Wolfen Pachmairs des Raths und Georgen Maisters Burger und Schneiders Heusern am Rindermarkht liegent darzue gehört ein halb Markhtlehen mit nachfolgeten Grundt und Poden












Velder

Erstlich ain agger hündern Markt, hat 11 Pifang und 2 Trinner(?) zwischen Herrn Wolfen Scharrers Pelkhoven und Leiblfingerischen Richters zu Lichtenegg und Miltach, auch Herren

"Hinterm Markt" bedeutet idR hier der
Bereich zwischen Metzstraße und Ziegelgasse bzw. Schattenau




Herrn Pfarrers Agger, welcher zu der Wuhn gehörig gewesen, und besagtem Herrn Pfarrer für den grundt in der Laimbgrueben geben worden., ligt mit einem Orth auf Herrn Georgen Tenscherzen des Inneren Raths und Cammerers dann Andreen Lehners Schreiners und mit dem hündern orth auf Herrn Wolfen Pachmayrs des Rats und Hansen Schündlers Ägger stosst, ist dermallen mit wüntterkhorn angepauth


Wieder ain Agger gegen Gestorf hat  x Pifang und  x Trümer zwischen Herrn


Die (bereits ausgeschöpften) Lehmgruben waren damals seitlich der Ziegelgasse (noch heute deutlich sichtbar der große Höhenunterschied) hin zur Jahnstraße.


Wolfen Scharrers und Herrn Wolf Pachmayrs Äggern ligt. Mit ainem Orth auf Herrn Wolfen Vischers des inern Rats und Cammerers Agger und mit dem andern Orth auf die Camerstraß gegen dem Siechhaus stosst. Ist dermallen mit Gersten angepauth

Widerumben bei der Hublwisen ain Agger mit 8 Pifang und 2 Trümer, zwischen Herrn georg Tenscherzen Wunagger und Herrn Wolfen Scharrers Agger ligt, mit einem Orth an den Rääbschen agger welcher dermalln Wolf Raithen




Die Chamerstraße ist die jetzige Straße nach Lederdorn (weiter nach Cham). Aus diesem Grunde hieß das Tor am Torplatz auch das Chamauer Tor. Die Lage des Siechenhauses (=oberes Spital) ist nicht eindeutig. Ich war mir sicher (aufgrund einer historischen Lagebeschreibung), dass es mit dem mittlerweile abgerissenen Bauernhaus Hermann identisch ist. Es gibt aber den Kaufbrief eines Hauses weiter in Richtung Markt, der das Haus ebenfalls als mögliches historisches Siechenhaus erscheinen lässt. 

vom Raidenstein  gehörig ud mit dem andren orth auf die Hansen Fischers Hublwisen stosst so in der Prach liegt.



Gärtten

Ain Gartten mit 10 Pifang auß welchen pifang Thails Hopfen gelegt worden zwischen des Hieters und Jakoben Stöckhers Gärtten ligt, mit einem Orth auf Georgen Mayrs Preumaisters und mit dem anndren Orth auf Adam Türrigls Markhtsschreibers Paumbgarten under der Schanz stosst


Die "Schanz" ist  hier ein Teil der Marktbefestigung. Da es hier nicht hinter, sondern, unter der Schanz heißt, vermutete ich die Lage in dem abhängenden Bereich jenseits der Wurmhöhe.




Es spricht, siehe spätere Ausführung bei Hans Märkl, einiges dafür, dass in der nachweislosen Zwischenzeit, die Familie Preiter vom Haus in der Metzstraße in ein anderes Anwesen umgezogen ist.
Der Vollständigkeit halber aber noch ein paar Lebenszeichen der Familie Preiter.

Andreas Preiter

Ich bin mir daher ziemlich sicher, dass in der langen Zwischenzeit (der belegbaren Geburten) ein Generations- und Besitzwechsel stattgefunden hat, auch wenn in den Kötztinger Pfarrmatrikeln keine Heirat des "jungen" Andreas Preiter zu finden ist.
Anfang des Jahres 1673 finden wir den Sterbeeintrag einer Frau Katharina Preiter, dies könnte die erste Frau und die Mutter des 1671 totgeborenen Kindes, das noch schnell auf den Namen Anna getauft worden war, gewesen sein.
Pfarrmatrikel Kötzting Band 1 Seite 632


Im November 1673 jedenfalls heiratete Herr Ander Preiter, Leineweber, Bürger des Äußeren Rats und Witwer die Katharina Weißammer (wohl Weißdanner) aus Lederdorn, eine ledige Weberstochter.
Pfarrarchiv Kötzting Matrikel Band 1 Seite 263 Heiratseintrag des Andreas Preitter mit Katharina Weiß(d)anner aus Lederdorn vom 24.11.1673

Einer seiner Trauzeugen war Georg Stizl, selber auch ein Weber in Kötzting und beide wurden, zusammen mit Wolf Hering,  ein Jahr zuvor vom Kötztinger Magistrat zu einer Strafe von 1 Gulden 42 Kreuzer und 6 Heller verurteilt, weil sie offensichtlich mit einem vierten Weber, namens Peringer eine Auseinandersetzung gehabt hatten:
"Ander Preiter und Georg Stizl , dann Wolf Hering sindt umbwillen , als der Preiter und Stizl ihm Peringer mit Einfuehrung eines Schnapps  bereichlich gewest und derselbe Sye hingegen Fretter tituliert", lautet der Eintrag im Kötztinger Rechnungsbuch von 1672

Nun also meine Beweisführung, um den Besitzübergang von Preiter zu Märkl zu erklären:


Johann Märkl und Affra

1. Wir wissen, dass Märkl Johann oo Magdalena Billich (siehe nachfolgende Besitzerfolge weiter unten) später nachweislich die Besitzer des Anwesens Nummer 26 gewesen sind.
2. Wir wissen, dass Johann Märkls Eltern Johann und Affra Raith waren.
3. Im Jahre 1670 wird eine Schuldverschreibung der Pfarrkirche Kötzting protokolliert für Hans Märkl mit seiner Frau Affra über 100 Gulden, für die sie ihre Behausung am Rindermarkt (=Metzstraße) verpfänden.
4. 1674, also zwei Jahre später, muss er 1/2 Tag ins Gefängnis, weil er Andreas Preiter(!) Mitglied des Äußeren Rats "mit grobhizigen Worten angefahren und einen abgeschmachen Mann tituliert" habe.
(Rechnung Markt Kötzting von 1672)
Welche Schlussfolgerungen kann man daraus ziehen?  
1. Andreas Preiter ist mittlerweile nicht mehr der Besitzer von Hausnummer 26, MUSS aber zwingend noch ein Haus in Kötzting (wo auch immer, denn manchmal wurde getauscht) besessen haben. Ohne ein solches wäre er kein Bürger mehr, geschweige ein Ratsmitglied, geblieben.
2. Im Protokoll gibt es einen Schreibfehler und Rossmarkt und Rindermarkt wurden vertauscht oder aber in Kötzting nach 2 vergangenen Generationen nicht mehr randscharf verwendet. Am Rossmarkt war die Familie Reith (auf Hausnummer 31, also gleich in der Nachbarschaft)  um 1650 nachweislich beheimatet, bei diesem hatte Adam Türrigl (s.o.) bereits ebenfalls die Ortsangaben verwechselt. 




Johann Märkl und Magdalena

Mit dem Einsetzen der Kötztinger Briefprotokolle ab dem Jahre 1700 ist es nun leichter die Besitzer auf einem Anwesen nachzuverfolgen. Im Jahre 1715 leihen sich der Kötztinger Kammerer Johann Märkl und seine Frau Magdalena, eine  Billich Marktmüllerstochter, Geld bei der St. Sebastianus Bruderschaft. Als Sicherheit überschreiben sie ihr Marktlehen mit der beschriebenen  als: zwischen Johann Haselsteiner und Hans Pachmayers Wittib Häusern gelegen.
(Haselsteiner selber ist seit 1716 der nachgewiesene Besitzer des Maisterschen Anwesens (zwischen Parella und Märkl). 
Also ist die Reihung in der Metzstraße im Jahre 1716 folgendermaßen: 
Parella - Haselsteiner - Märkl - Pachmayr
Wir kennen nicht das Jahr, in dem Hans Märkl auf das Haus Nummer 26 gekommen ist, allerdings steht zu vermuten, dass dies bereits kurz nach seiner Verheiratung im Jahre 1685 der Fall war.
Pfarrmatrikel Kötzting Band 2 Seite 167 Nr. 48 vom 21.5.1685

Am 21.5.1685 heiratete der Schuster und Bürger Hans Märkl Magdalena, die Tochter des Marktmüllers Georg Billich.
Die Märkl selber sind eine zu diesem Zeitpunkt bereits alteingesessene Familie, deren Spuren bereits weit vor der Katastrophe des 30jährigen Krieges in Kötzting nachweisbar sind. Vieles spricht dafür, dass sie am Ende des 16. Jahrhunderts in Kötzting eine Privatbrauerei besaßen. (Reg Straubing A 4066 von 1580 mit Verweis auf 1567). Zu dieser Zeit waren die Märkls im Bereich des heutigen Spitalplatzes beheimatet und eine Lederer und Schwarzfärberfamilie. 
Nun, mit der Einheirat in den Familienverband der Billichs (Samuel Luckners Mutter, zum Beispiel,  war eine geborene Billich), stand Johann Märkl auch eine politische Zukunft in Kötzting offen.
Dies bedeutete zuerst einmal eine Mitgliedschaft im Äußeren und später dann im Inneren Rat. Mit der Mitgliedschaft im Inneren Rat war dann turnusmäßig auch die Ernennung als Amtskammerer verbunden.
Aus diesem Grunde, und auch, weil es zu seinen Lebzeiten äußerst stürmische, politische  Zeiten gewesen sind, haben wir sehr viele Nachweise aus seinem Leben. 
Bereits beim Geburtseintrag des ersten Kindes - 13 sollten es insgesamt werden - ist beim Vater der Zusatz "des Rats, neu gewählt.
Pfarrarchiv Kötzting Band 2 Seite 382 
Taufe des Sohnes Johann Andreas : neu gewählter Kötztinger Rat

Schon 1689, bei der Taufe des 3. Kindes wird er als Kammerer ausgewiesen, der Fessmanssdorfer Müller Hofbauer war der Taufpate.  
Offensichtlich legte sich der Abgeordnete Märkl gerne mit den Kötztinger Webern an. Jedenfalls sind einige dieser Streitereien "gerichtsmassig" geworden.
Im Umrittsprotokoll von 1694 ist ein längerer Streitfall gleich mit dem gesamten Handwerk der Leineweber protokolliert. Es fallen Schimpfworte wie: Schelmen, Diebe und Hundsfott, letzteres Schimpfwort war in der Regel ziemlich teuer.  
StaLa Rentkastenamt Straubing P 14 Umrittsprotokoll von 1694

Neben den Beschimpfungen geht es darin auch um "zuegfiegte Maulstraich und Schlögerey " an den Webern Fritz und Hofmann.
Ein interessantes Detail lesen wir im Jahre 1695: (Rechnungsbuch Markt Kötzting von 1695 Seite 22)
"von Herrn Cammerer hat man 4 Pfoschen, noch 6 und 4 Falzbretter iedes 4 kr zu Machung des Prickherl beim Linckhenseigen erkhauft."  Der "Linkheseugenbrunn" war ein Grundwasserbrunnen zwischen den Hausnummern 10 und 11 - Januel und Kronfeldner - der vor allem zur Wiesenwässerung eingesetzt wurde und grundsätzlich heute noch existiert.
Auch familienintern gaben sich die Märkls nichts. Zusammen mit ihrem Bruder resp. Schwager, dem Marktmüller Wolf Billich lieferte sich die Ehefrau des Kammerers ein Wortgefecht mit "Schelmben und "Hurenbescheltung". 2 Pfund Regensburger Pfennige kostete dieser Spaß, so um die 400 Euro auf heute umgerechnet.
Beide, der Kammerer und seine Ehefrau tauchen fast alljährlich in den Kötztinger Rechnungsbüchern mit größeren und kleineren Straftaten auf. 
Sie watscht eine Nachbarin, Barbara Peringer (Leineweberin)  12 Kreuzer Strafe in 1699
Er beleidigt einen Ratskollegen Hans Hofmann (Leineweber) 34 Kreuzer Strafe in 1700 
Er und Hans Krieger (Luckners Stiefgroßvater) benamsten sich gegenseitig als Bürgerverderber und Schelmen. 1 Gulden 42 Kreuzer in 1700
1706 dann wars eine kleine Schlägerei, diesmal aber nicht vor dem Magistrat, sondern es wurde vor dem Pfleggericht verhandelt: Johann Märkl, Innerer, und Mathias Häzner, Äußerer Rat, hatten zuerst einen Wortwechsel, dann ein "Haargeräuf". Märkl schlug den Häzner dann nach diversen Beleidigungen mit einem Krug auf den Kopf. Beide vertrugen sich aber anschließend, was ihnen nichts half, solche Ehrverletzungen konnte nur ein Richter heilen. Weil aber Häzner nichts verlangte, wurde Märkl nur in die Kosten des Verfahrens verurteilt, was für den Landrichter eine Einnahme von 1 Pfund Regensburger Pfennige bedeutete.: 
Schon ein paar Jahre vorher hatte sich das Ehepaar 100 Gulden von einem Offersdorfer Privatmann geliehen und hinterlegte als Sicherheit ihren "Garten hinter dem alhiesigen Amtshaus" (In diesem Garten steht heutzutage das Haus der Rechtsanwaltsfamilie Kolbeck). Der Garten und sein "Bezug" an Wasser wird in späteren Jahrzehnten noch eine große Rolle spielen.

Nun aber zogen Gewitterwolken am Horizont auf, es nahte der Spanische Erbfolgekrieg und mit ihm finanziell äußerst schwere Zeiten für die Kötztinger Bürger.
Viele, viele kleine Einträge im Kötztinger Rechnungsbuch zeugen davon, wie sehr der damalige Kammerer in das Hickhack der durchziehenden Soldaten/Armeen eingebunden war.
Auch hier einige, eher in Listenform
1703: Kammerer Märkl und Herr Metz (heute Hausname Dimpfl) erhielten 1 Gulden ausbezahlt für die Überlieferung von 1000 Comissbroten nach Furth im Wald 
1704 musste der Kammerer zur Generalabrechnung der Preussischen Truppen in Cham reisen.
1705 Ist der Kammerer Märkl zusammen mit seinen Ratskollegen Fink, Waldherr, Greymuth und Fischer als Begleitung einer durchmarschierenden Truppe mit nach Böhmen geritten. Den Offizieren "durften" sie dann auch noch 3 Reitpferde überlassen. 
1706 erhielt Kammerer Märkl 32 Kreuzer aus der Marktkasse, weil er einen Korporal und einen Gemeinen aus der Kolbonischen Kompanie über Nacht verpflegt hatte. 
Dann musste er 2 Pferde für eine Abordnung herleihen. 3 Gulden
5 Kolponische  Reiter mitsamt ihren 8 Pferden mussten bei ihm privat versorgt werden.
Danach kam noch ein Neuburgischer Reiter mit zwei schadhaften Pferden und blieb vorerst beim Kammerer hängen. 
1707 kam es zu richtigen Einquartierungen: "von Ungarn herauf marschierende dänische (!) Soldaten: 1 Fähnrich und 2 gemeine Soldaten wurden beim Kammerer einquartiert.
1708 erhielt er vom Rat einen Verweis, weil er - ohne Urlaub zu nehmen - häufig nicht an den Ratsversammlung teilgenommen hatte. 
1710 "sint die khöniglichen Recrouten anhero khomben so in 113 Mann bestanden und der dabei geweste Comissario sambt einem bey sich gehabten Potten von herrn Johann Märkl uf 2 Tag verpflegt"

Im Jahr drauf, es geht politisch wieder friedlicher zu, gibts  Familienstreit. Die Frau Kammerin greift ihren Bruder, den Marktmüller, ins Haar und erneut geht's nicht vor den Magistrat, sondern gleich vors Pfleggericht. 
StaLa Rentkastenamt Pfleggerichtsrechnung von 1711
























... ist Magdalena Märkhlin Cammerin alhir, umb selbe mit ihrem Bruedern obigen Wolfen Pillich ein gereuff geehebt, under welchem derselbe ainen bluetigen Rizer (damit gehts ab vor den Landrichter) yberkhomben....
Strafe 1/2 Pfund Regensburger Pfennige

Es sieht so aus, als wären die Beiden bereits hoch verschuldet. Trotz einer (vermutlich Erbschaft) respektablen Summe (189 Gulden), die die beiden dem Bruder und Schwager Wolf Billich quittieren, nehmen die Kammerereheleute  im selben Jahr (1711) auch noch aus einer Vormundschaft 119 Gulden auf. 
Vier Jahre später ( 1715) sind es erneut 50 Gulden, die sie sich ausleihen und wiederum ihr Marktlehen dafür in die Waagschale legen müssen.
Anfang des Jahres 1719 muss der Magistrat einen Geburtsbrief ausstellen. Solch ein Geburtsbrief soll die eheliche und damit ehrliche Herkunft eines Menschen bezeugen.
Der Brief wird ausgestellt für Michael Märkl, einem Sohn des Johann und Magdalena, der einen geistlichen Beruf ergreifen will.

StA Landshut Markt Kötzting P 8 von 1719

Geburtsbrief H:(errn) Hanns Michael Märckhl lediger Stutent alhir zu Közting, brüngt vor und an waßgestalten er vorhabens seye, in den geistlichen Standt zetretten, und dahero SACROS ORDINES zu Regenspurg zu empfangen, also seine ehrliche Geburtt halber urkhundt....

Solch ein Geburtsbrief MUSS gewisse Bestandteile beinhalten, die weit mehr beinhalten als nur ein Auszug aus dem Geburtsregister in den Pfarrmatrikeln:
Damit erfahren wir nun, dass der Studiosus Hans Michael Märkl seine Priesterweihe in Regensburg empfangen möchte und benennt als Zeugen für seine eheliche Abstammung die beiden Inneren Räte und Cammerer Martin Joseph Hueber und Adam Mez
Beide schwören, ausdrücklich als Nachbarn, einen Eid, dass er als Sohn der Eheleute Märkl geboren wurde, was der Taufzettel vom 10.9.1693 auch beweise. Somit sei sichergestellt, dass der Student am 10.9.1718 das vierundzwanzigste Jahr schon wirklich vervollständigt habe.
Auch bestätigen sie den guten Leumund und die tatsächlich durchgeführte Hochzeit der Eltern (sie hätten das Paar zur und von der Kirche weg gehen sehen!) und bezeugten, dass die Eltern "keiner Herrschaft Leibaigenschafft unterworffen seien." 
Normalerweise wird hier auch noch angeführt, wo das Hochzeitsmahl der Eltern stattgefunden hat, dies fehlt hier allerdings, vermutlich wars eh bei den Billichs, das war ja schließlich die Verwandtschaft.

Der Rentmeisterische Umritt und die Kötztinger Wahlscharade von 1719


StA Landshut Regierung Straubing A 4479
Akt
Den Magistrat des Marckts in Ktzting 
wegen bezeigte Unrichtigkeit, 
dann Vornahm einer neuen Raths=
wahl so andern
de Anno
1719

 Es drohte Unheil am Horizont. Üblicherweise kam der Rentmeister (die Nummer 2 bei der Regierung in Straubing) in einem 10-Jahres-Turnus bei allen Landgerichten vorbei, ließ die Bücher prüfen und gab den Bürgern und allen Behörden die Möglichkeit über Schwierigkeiten miteinander und untereinander zu berichten. Diese Fragen und Beschwerdepunkte wurden in einem Protokollband (Umrittsprotokoll) zusammengebunden, den betreffenden Behörden in Auszügen oder komplett zugesandt und sollten/mussten bis zum nächsten Umritt erledigt oder abgearbeitet sein. 
Soweit die Theorie.
Herr von Verger, der Rentmeister des Umrittes von 1719, stellt nüchtern fest, dass sein Vorgänger Herr Baron von Edlmann zwar pflichtschuldigst sein Protokoll geführt und dem Magistrat die Lösungen vorgeschrieben hatte, jedoch musste er feststellen, dass die 4 Kammerer nach Ablauf eines ganzen Jahres und Vorliegen des kompletten Umrittsprotokoll, nicht nur gar nichts gemacht, sondern das Protokoll anscheinend nicht einmal angesehen hätten. 
Offensichtlich gab es bei der Rechnungsrevision der Kriegszeitenjahre viele einzelne Punkte, die die Rechnungsführer - sprich Kammerer - korrigieren hätten müssen -sprich Rückzahlung-. Sie überließen es einfach dem Marktschreiber, die Rechnungen einfach auszubessern, hofften aber darüber hinaus, dass die ganze Angelegenheit dadurch in Vergessenheit geriete.
Nun aber hatte sich von Verger zur Kontrolle angemeldet und die Kammerer dachten, sie wären schlauer als er.
Quasi als begleitende Maßnahme zur Rechnungsneuschreibung schritten sie wenige Tage vor dem Eintreffen der neuen Umrittskommission einfach zu einer Neuwahl und ließen einen neuen Inneren Rat wählen, von dem die beiden Erstgewählten (Ander Zissler und Hans Georg Pareller) wegen ihrer (finanziellen) Unvermögenheit sofort darum baten, vom Amt zurücktreten zu dürfen.

Einschub:
Damals gab es keine Kandidatenlisten, sondern jeder Wähler - Mann mit Bürgerrecht - schrieb auf einen Zettel seine Wunschkandidaten für den Inneren und Äußeren Rat auf. Solche Wahlzettel sind noch vorhanden.
Hier ein Beispiel solch eines Wahlzettels, zwar von 1820, aber das Prinzip blieb das gleiche.
Hier der Wahlzettel des Michael Auzinger von der Hausnummer 17 (später die 19, nun Marktstraße 28)
- die Wahl war also nicht geheim.

Einschub Ende


Der Rentmeister hob diese "Fake"wahl sofort auf und ließ einen neuen Magistrat wählen, zuerst nur als Äußeren Rat. Zwei der Äußeren Räte, den Bierbräu Krieger und den Krämer Paul Praidtenberger, erklärte er als vorläufige Amtskammerer.
Er bestimmte, dass die alten 4 Kammerer solange suspendiert blieben, bis sie ihren Verpflichtungen aus den revidierten Kammereramtsrechnungen nachgekommen seien. 
Die vier suspendierten Kammerer waren;
Adam Mez, Johann Georg Schwarz, Martin Joseph Hueber und Johann Märkchl (+), alle Vier, d.h. bei Märkl war es die überlebende Witwe, stellten nun in München das eigene Ergebnis ihrer Nachforschungen und Rechenmodelle vor - sie wollten 342 Gulden herausbezahlt bekommen - und wollten wieder auf ihre Kammererstühle zurückkehren, ansonsten sie im Ablehnungsfalle "sambt Weib und villen Künderln von Haus weichen und den laidtigen Petlstab ergreiffen miessen..
StA Landshut Regierung Straubing A 4479
Underthenig diemiettigiste
Adam Mez, Johann Geörg Schwarz, und Marthin Joseph Hueber, alle 3 dermallig suspendirte Cammerer zu Közting, dann Magdalena Marckhlin Wittib, in Namen meines Ehemanns selber, ebenfahls suspendirt gewesen Markhtcammerers


Es ist schwierig in Kötzting in den Folgejahren. Die eingesetzten Kammerer hatten nicht die Autorität, die sie brauchten und beanspruchten (Beschwerde durch Krieger in Straubing), die suspendierten Kammerer wollen aber wieder an ihre Pfründe und der neue - erzwungene Rat - wollte genau das verhindern. 
Die suspendierten Kammerer gaben aber nicht auf und sticheln gegen die "aufgestellten" Kammerer in München. München forderte nun von beiden Seiten Bericht an und entschied im Jahre 1724(!), dass den suspendierten Kammerern eine Frist von 6 Wochen zur Rückzahlung gestellt werden solle. Kämen sie den Zahlungspflichten nicht nach, würden sie von der nächsten Wahl ausgeschlossen bleiben.
Außerdem sollten zukünftig nur noch 2 Amtskammerer im Turnus gewählt werden. 
Mit dem Machtspruch beendete München den Kötztinger Magistratsstreit. Wer - und ob - rückbezahlt wurde, bleibt im Ungewissen. 

Kurz nach Beginn dieses Machtspielchens im Kötztinger Magistrat, verstirbt der Kammerer Johann Märkl - wie oben bereits angeführt - am 17.12.1719..
Pfarrarchiv Kötzting Pfarrmatrikel Band 3 Seite 576
Am 17. dieses Monats wurde begraben der Ratsherr Johann Märkl, Kammerer in Kötzting...

Und im Sommer des Jahres 1721 übergibt die Witwe das Marktlehen an der Sohn Andreas um 1300 Gulden. 


Andreas Märkl 


Ein Monat nach der Übernahme heiratet Andreas Märkl Maria Margaretha Stocker aus Sitzenberg bei Peilstein.
Bei ihm häuft sich Schuldschein auf Schuldschein. 200 Gulden beim Schwager Stocker aus Sitzenberg, 200 Gulden von der Pfarrkirche, 150 Gulden von der St. Sebastiani Bruderschaft, 200 Gulden vom Kötztinger Bürger Franz Waldherr (dafür versetzt er seine Wiese auf der Au), 22 Gulden aus der Veith Raithschen Vormundschaft.
StA Landshut Pfleggerichtsrechnung von 1722

Sein Verhältnis zu den Angehörigen seiner Frau scheint nicht spannungsfrei gewesen zu sein, denn bereits im Jahr nach der Vermählung findet sich folgender Streit mit seinem Schwager in den Pfleggerichtsrechnungen:
"So hat Annder Märckhl burger alhir, Niclassen Stockher Halbpaurn zum Sizenberg beim Haaren geraufft, und mit einer Kopf Kandl einen Straich zum Kopf versezt, das er heryber aine offene Wunden bekhombten, sich iedoch als befreundte (=Verwandte) mit ihme widerumben verglichen. Stockher vor dem empfangenen Schlag nichts begehrt, hingegen Märchls die Uncosten alleinig abtßzustatten ybernomben, darbey man es obrigkeitlichen bewandten lassen, die Kandl vor dem churfürstlichen Pfleger haimbföhlig genomben, dem Märckhl aber gewandelt per 1 1/2 Pfund Pfennige trifft  1 Gulden 42 Kreuzer."

Es wird finanziell immer enger und nun geht's an die Substanz: Die Wiese "uf der Au" verkauft er an einen seiner Geldgeber, Waldherr, und erzielt zumindest 100 Gulden mehr als die Schuldensumme bei diesem gewesen war. 
Von seiner Schwester, die kurz darauf dem Bruder, dem Priester, als Haushälterin nachfolgen wird, erhält das Ehepaar 106 Gulden gegen Schuldschein und geben ihr dafür den "Schergengarten" als Pfand.
In den Briefprotokollen Kötztings klafft eine Lücke zwischen 1729 und 1731. Es scheint, dass genau in dieser Zeit ein Zwangsverkauf des Märklschen Anwesens erfolgt ist. Diese Vermutung nährt sich auch dadurch, dass Anna Maria Märkl, die Schwester und nun in Augsburg (Schmidgaden) bei ihrem Bruder in Diensten, den, ihr als Pfand zugefallenen, Schergengarten nun verkaufen kann und damit zumindest Teile ihres Geldes zurückbekommt.
Sie verkauft  den Garten um 90 Gulden am 3.3.1730 an den Kötztinger Fludermann Hans Adam Greill.
Auch wenn wir das genaue Datum nicht kennen, der nächste Besitzer heißt jedenfalls


Lärnbecher Joseph 

Auch die Lärnbechers kommen nicht um Hypotheken herum und im Jahre 1733 heißt es bei der Schuldverschreibung bei der St. Sebastianibruderschaft von 100 Gulden, sie "übernehmen die von ihrem Vorfahr Ander Märkl aufgenommenen Schulden". Auch Lärnbecher kommt nicht richtig aus der Schuldenfalle heraus, dies umso weniger, als es einige Jahre später schon wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit für die besitzenden Bürger unerträglichen Kontributionszahlungen kommt.
StA Kötzting AA IV-1 Repartionsliste von 1746

Auf dieser Bürgerliste sind die Abgaben vermerkt, die der Magistrat zum Abschluss seiner Zwangszahlungen dann auf alle seine Bürger umgelegt hat.
Hier findet sich Joseph Lärnbecher zwischen seinen Nachbarn Bernhard Auzinger und Johann Qualbert Löcker.
Er versetzt den Steinacker beim Friedhof an einen anderen Bürger und das Marktlehen an den Magistrat, um diesem Sicherheit für seine Schulden bei der Marktkasse zu geben. Eine kleinere Rauferei und eine Zechvergehen ist alles, was von Josef Lärnbecher sonst noch aktenkundig geworden ist.
Sechs Kinder wird das Paar bekommen und als die Tochter Eva Rosina, geboren am 28.10.1736, ihren Ehemann heiratet, geht auch das Marktlehen an das junge Paar über:


Liebl Michael und Euphrosina

Am 7.2.1763 ist es soweit, der Häuslerssohn Johann Michael Liebl aus Haus heiratet Eva Rosina Lärnbecher, bereits Tage vorher wurde der Besitzübergang ratifiziert. Zwei Wochen vorher wurde Liebl, ein gelernter Schneider, die Bürgeraufnahme gewährt, musste aber schriftlich zusichern, dass er sein gelerntes Handwerk in Kötzting nicht ausüben würde. 20 Gulden kostete ihn sein Kötztinger Bürgerrecht.

Pfarrmatrikel Kötzting Band 14 Seite 182


Was dann folgt, sind die bei Gutsübertragungen häufig üblichen Umschreibungen der Schuldenposten, bei der Kirche, beim Markt Kötzting und bei Privatpersonen. 


Einschub: Der, ursprünglich dem Anwesen zugerechnete, "Schergengarten", - zuerst an die Märklschwester verpfändet, dann an sie übertragen und schlussendlich von ihr an den Fludermann Greil verkauft - wird im Jahre 1762 Teil eines erbitterten Streits um "Wildwasser" . Unter Wildwasser verstanden unsere Vorfahren abfließendes Oberflächenwasser nach einem Starkregen. 
Zur leichteren Einordnung: Kötzting hatte im 18. Jahrhundert keine Dachrinnen und schon gar keine Kanalisation. Starkregenereignisse führten regelmäßig zu entsprechenden Abschwemmungen in den Kötztinger Straßen und Gassen. Bei allen Unannehmlichkeiten, die solch eine flüssige Dreck-Wasserlawine vor den Häusern auslöste, so war dieser Schwall doch eine gewünschte Möglichkeit, um den Ertrag auf Wiesen zu erhöhen. Solch ein Streit um Wildwasser war Teil eines größeren Aktes im Stadtarchiv und die Frau Pfarrhaushälterin Märkl aus Schmidgaden wurde als Zeugin vernommen. 
(AA VI 32)


Auslöser des Streits war ein gegenseitiges Ableiten des Wassers in die jeweiligen Gartengrundstücke.
Hier ist es nun auch möglich, den Namen der sogenannten "Wurmhöhe" zu erklären. Anders als von uns Kindern immer benambst, ist die original Wurmhöhe nicht der steile Weg zwischen altem Feuerwehrhaus und Stoibermaler sondern die Verbindung zwischen Wieser Girgl(Wilder Ade) und dem Kommunbrauhaus bzw. der Bärwurzerei Liebl.
Namensgeber war ein Häusler und Schuster namens Wurm, der im Haus unterhalb des Amtshauses wohnte. Dieses Haus ist nun im Besitz der Familie Hollmeier.
Hier der dazugehörige Plan:

Das Saaghäusl ist nun das Haus von Florian Heigl
Das Amtshaus und das "Heisl" sind die beiden Anwesen am Ende der Schirnstraße
Die 5 Häuser stehen an der Marktstraße, angefangen vom Achtler bis hinunter zum Voithenleitner.
Alle diese Anwesen haben einen rückwärtigen Gartenanteil bzw. einen Garten und bezogen ihr Wasser aus einem Graben der Wurmhöhe.
Der Besitzer des "Schergengartens" des Jahres 1761 - nun Herr Silberbauer - legte einfach einen Baum quer über die Gasse und leitete das Wasser in seinen Garten hinunter und nahm so den anderen Anliegern das Wasser weg.

Einschub Ende

Weiter also mit Liebl Michael. Mit einer größeren Schlägerei, vermutlich ausgeübt zusammen mit seinen Brüdern bzw. Cousins aus Haus, und einer ansehnlichen Strafzahlung von fast 11 Gulden (um die 2000 Euro umgerechnet) ist er aktenkundig.
Rechnung Markt Kötzting von 1766:  Michael Liebl Bürger alda und Josef und Hans Liebl von Haus sind in der Luckhnerischen Preustatt Behausung ohne ihnen im mindesten etwas unrechtes angetan yber Hans Georg Gröller Maurergesellen von Gradis , blutige Wunden an Kopf und Gesicht empfangen, ein Auge schir bald ausgeschlagen deswegen lange Zeit unter dem Baader in der Kur gelegen. Was bei diesem Vorgang auffällig ist, ist die Tatsache, dass eine Rauferei, die blutig endete, vor dem Kötztinger Magistrat verhandelt werden durfte. Eigentlich war dies ein Fall für das Landgericht.
Liebl scheint sich aber wirtschaftlich zu erholen, weil er in einigen Tauschgeschäften auftaucht und sogar einen Rückkauf tätigt, nämlich einen Stall, den sein Schwiegervater hatte aus Geldnot verkaufen müssen.
Heute würde man von Spekulation sprechen. In der damaligen Zeit war es möglich, den Zehent, also die Ernteabgabe (eine unbekannte Größe)  an die Kirche, von dieser gegen einen Festpreis zu kaufen. Für die Kirche hatte es den Vorteil, dass sie mit sicheren Einkünften rechnen konnte und sich nicht um das Einkassieren der Getreidegarben (=fengen) kümmern musste. Es war aber nichts anderes als das heutige Handeln an einer Warenterminbörse mit Kakao,  Kaffee oder Soja einer zukünftigen Ernte.
Im Jahre 1778 stellte der Abt Benedikt des Klosters Rott einen Lehenrevers auf Liebl Michael aus, betreffend den "dritten Garbzehent" des "Sitzes und Dorf Gehstorf mit 2 Höfen und 3 Sölden".
Eine weitere Spekulation Liebls ging allerdings daneben, das lag aber vor allem an seinem Widersacher.
Die Familie Liebl war Teil einer kleinen Kötztinger Bürgersgruppe, die sich am damaligen Kammerer Luckner vorbei, und gegen seinen Willen, die Grundstücke der Hofmark Reitenstein aneignete, dies zum Teil mit eigenem Geld, aber auch auf Kosten der Marktkasse.
Dieses Handeln brachte sie in nicht nur in die Gegnerschaft des damals mächtigsten Mannes in Kötzting, sondern löste in unserem Markt einen jahrzehntelangen Gerichtsstreit aus und resultierte in einem tiefen Riss innerhalb der Bevölkerung. Dieser Streit kann hier nicht Teil der Häuserchronik sein und ist bereits sehr ausführlich in den gelben Bänden beschrieben. Auch im Blog über Samuel Luckner spielt dieser Streit eine Rolle.
Was hier allerdings hinzugehört, ist die Rolle, die Euphrosina Liebl bei einer Schlägerei im Hause Luckner spielte.
Fünf Bürgerfrauen - darunter eben auch Frau Liebl - betraten Luckners Wohnstube mit dem Vorgeben, dass sie Steuern bezahlen wollten, und prügelten dann sofort auf ihn ein. Die dazugehörigen Männer saßen während des ganzen Vorgangs "ZUFÄLLIG" auf der Kirchenmauer. 
Luckner selbst leitet die Beschreibung mit den Worten: Undank ist der Welten Lohn ein: 
als ich nämlich als qua amtierender Kammerer im Jahre 1783 und zwar den 5 April Fastenzeits höchst landesherrliche Gefäll (=Steuern) der weitteren Versendungs Willen in meiner Wohnung gewöhnlichermaßen einnehme, rotheten sich 5 Weiber von denen Raithensteinischen Theilhabern zusammen, wartheten den Zeitpunkt ab, wo niemand fremdter als sie allein da waren, da ich nun von selben die Einschreibbüchl und ihre Schuldigkeit abbegehrte wagte es des Hans Georg Auzingers Eheweib mich rückwärts ins Gesicht und in die Augen nach ihren Kräften zu schlagen, welcher auch die Übrigen beygefallen und so viel ihnen möglich beleidiget haben, bis endlich ich mich durch Beyhilf meines Eheweibs von ihnen losgerissen, wonach selbe sich aus dem Staub gemacht, auf der Gassen aber noch mit Steinen und Sand, kurz mit deme was sie erwischt auf mich geworfen“.
Im Kötztinger Rechnungsbuch  von 1783 sind die prügelnden Frauen genauer aufgeführt, es handelte sich um Gertraud Auzinger (später Liebls 2. Ehefrau), Euphrosina Liebl, Katharina Fischer, Theresia Stadler und Anna Dimpfl.

Es waren wirklich turbulente Zeiten damals innerhalb der Kötztinger Bevölkerung und besonders zwischen den Kötztinger und den Reitensteiner Bewohnern. Diese Feindseligkeiten führten dann auch zu schwersten tätlichen Angriffen auf Kötztinger Bürger, als diese mit ihrer Ladung nach dem Streurechen durch das Dorf Reitenstein heimwärts fahren wollten.(1785) 

  • Franz Seiderer, lediger Peckenssohn wurde mit einem mächtigen Tremmel so gewaltig zu Boden geschlagen, dass er Knall und Fahl auf der Strasse zusammen falle und man über eine Viertel Stund lang kein Zeichen eines Lebens mehr an Ihme verspürn kunnte.
  • Jakob Fischer, Schreinerssohn wurde mit einem Scheid Holz auf die Stirn geschlagen, dass das Blut gleich einem Rohrprunnen herausgesprizet, und mit deme nit genug, schlugen ihme ein andrer das Schulterblat fast entzwey
  • Stephan Dimpfl, bürgerlicher Metzger musste erfahren, dass ihme ein Arm zerschmettert wurde, dessen Sohn aber wurde der Kopf voller Löcher angeschlagen, dass der ganze Kopf abgeschoren werden musste, um nur die vielen Wunden auseinanderzukennen.
  • Wider Michael Liebl, Ratsfreund Sohn wurde sogar die Mistgabl gebraucht und ihme hiermit mehrere Löcher Rückwärts in das dicke Fleisch gestochen.
Es waren harte Zeiten damals und unsere Familie Liebl war mittendrin.
Aus dem Jahre 1766 kennen wir den ersten Beleg auf ein Wirtshaus, als in den Marktrechnungen eine Strafzahlung von fast 2 Gulden für Georg Gmach aus Haselmühle und 5 weiteren "Consorten" eingetragen ist, für eine Rauferei im Lieblschen Gasthaus. Die Bezeichnung "brauender Bürger" ist aber auch bereits für Lärnbecher verwendet worden. 
Photo Rabl-Dachs
Der Eiskeller. Hier wurde das Bier, das in der Kommunbrauerei erzeugt worden war, in Fässern
angeliefert und auf den Felsenstufen rechts gelagert. 
Der Keller lag genau unter der Hofeinfahrt. Hier die Blickrichtung von der Metzstraße Richtung Innenhof

Photo Rabl-Dachs
Hier die Blickrichtung entgegengesetzt, im Richtung der Metzstraße.
Der Boden wurde im Zusammenhang mit dem Neubau des damaligen Kaufhauses Wanninger
mit Mineralbeton aufgefüllt um den Belastungen durch die Grabearbeiten an den neuen und tiefen Fundamenten des Kaufhausbaues besser standhalten zu können.


Aus dem Jahre 1789 ist eine Schadensersatzforderung an das Kommunbrauhaus bekannt wegen des schlechten Bieres: es sei so schlecht , dass es nicht zu trinken ist.

Einschub
Noch bis zum Jahre 1952, als das Ende des Kötztinger Kommunbrauhauses kam, bezog das Gasthaus Rabl sein Bier aus dieser Brauerei. Später wurde es dann vom Falterbräu beliefert.
Sammlung Rabl-Dachs
Rechnung der Brauhaus Kötzting GmbH, der Rechtsnachfolgerin der
Kommunebrauerei
Einschub Ende




Mehr als 30 Jahre war Michael Liebl der Besitzer. Im Jahre 1795 war seine Frau Euphrosina mit 63 Jahren verstorben, es war schwierig, ihren Sterbeeintrag zu finden, da sie nicht mit ihrem Vornamen, sondern nur als "verbürgerte Wirtin" bezeichnet ist.

Pfarrmatrikel Kötzting Band 19 Seite 123
"mit allen Sakramenten versehen wurde beerdigt die tugendsame Frau Lieb, verbürgerte Wirtin und Markträtin aus diesem Ort im Alter von 63 Jahren"
Im Jahr drauf übergibt Michael nun als Witwer das Anwesen an seinen Sohn Franz.
Die Ortsangabe - auch für benachbarte Häuserchroniken zur Beweisführung wichtig - zeigt nun auf, dass das Marktlehen zu denen des Balthasar Rabenbauer und Michael Schwarz benachbart ist. Die Übergabesumme beträgt 2400 Gulden und folgende Geschwister sind noch aufgeführt:
Joseph Liebl, bürgerlicher Säckler in Kötzting, Euphrosina Plötz und Johann Michael Liebl dermaliger Logiker in Straubing.
Liebl Michael, der Senior, verheiratet sich noch einmal. Die Nachbarswitwe Gertrud Auzinger nimmt er als seine Ehefrau. Ebenfalls eine der vier "schlagkräftigen" Frauen des oberen Marktes.



Liebl Franz und Anna Maria


Wie damals allgemein üblich, fallen der Termin der Hofübergabe und die Heirat zeitlich eng aufeinander. Am 23.12. 1796 wird das Haus übergeben und am 30.12. dann der Ehevertrag geschlossen. Am 30.1.1797 kommt es dann zur kirchlichen Trauung.
Franz ehelicht Anna Maria, die Tochter des Kötztinger Seifensieders Ignatz Mayr. Sie bringt 600 Gulden mit in die Ehe ein und erhält dafür das Miteigentum am Marktlehen des Mannes. 
Pfarrmatrikel Kötzting Band 15 Seite 69 Heiratseintrag Liebl Franz 00 Anna Maria Mayr

Ähnlich wie sein Vater ist Franz auch im Fluderhandwerk engagiert (Flößen auf dem Regenfluss) und möchte dieses Gewerbe ausbauen. Nach einer Eingabe in München darf er sich von der Kirche 200 Gulden ausleihen sowohl zum besseren Fludern als auch zum Sudwerksbetrieb. Schon im Jahr drauf bekommt er allerdings Schwierigkeiten, seinen Schuldendienst zu leisten. 
1805 lässt er einen neuen Schuldschein aus der Marktkasse ausstellen, und dadurch erfahren wir zum ersten Male von einer Feuerversicherung, die er auf sein Haus abschließt. 1000 Gulden beträgt die Versicherungssumme. 
Das Geschäft als Fluderer birgt natürlich große Risiken, weil er für enorme Summen der Waldbesitzer haften muss, deren Blöcher er übernimmt und natürlich erst später bezahlen kann. Dem Georg Huber von Schwarzenberg muss er zum Beispiel 1806 eine Schuldverschreibung über 639 Gulden ausstellen für abgegebene Fluderbäume.
Auch Zugtiere benötigt er und auch das geht ins Geld: vom Kötztinger Kramhändler Franz Paul Groß leiht er sich 63 Gulden "zu Ankaufung des nötigen Mehnviehs" . Vom selben Händler hatte er sich bereits 300 Gulden geliehen. 
1808 wird Liebl Franz von einem seiner Kreditoren verklagt. Der Leibtümer Georg Gmach von der Englmühle legt die Darlehensurkunden über 230 Gulden vor, aber Liebl zahlt trotzdem nicht, er kann wohl nicht. AA XII 56
In einer Auflistung der einzelnen Gewerbe der Kötztinger Bürger findet sich Franz Liebl nur als Wirt wieder.
StA Kötzting AA V 14 von 1809

1811 wird der Kötztinger Urkataster erstellt und dort wird zum ersten Male der Grundbesitz genau aufgeschlüsselt.



StA Landshut Rentamt Kötzting B 27 von 1811

Markt Kötzting: Franz Liebl
das gemauerte Haus mit Stallung: Gerichtsbar zum K: Landgericht Kötzting Gattergilt zum K: Rentamt Kötzting
Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeindegründen
Das Ackerl beim Stadel: Getreidezehent 2/3 zum K: Rentamt  1/3 zur Pfarrkirche Kötzting
Den Acker beim Armenhaus
Gemeindeantheil in den Kroithhang, theils zu Akcer theils zu Wiese cultiviert.
Aus dem vertheilten Strohhof bei Grub: a; Acker b: Wiese : Gerichtsbar wie oben, Giltbar zum K: Rentamt Koetzting. Getreidezehent: 1/3 zum K: Rentamt, 2/3 v. Poschinger auf Frauenau. Grünen Zehent frei.
Die Jahressumme an Steuern und Abgaben betrug 4 Gulden und 15 Kreuzer.
Im Jahre 1812 ist im Liquidationsprotokoll  noch Franz Liebl der Besitzer - siehe oben -.  aber bereits 2 Jahre später geht's nicht mehr weiter, das Anwesen kommt "auf die Gant" und ab 1814 heißt der neue Besitzer 

Franz Fink

1814 erhält er das Kötztinger Bürgerrecht. Am 26.7.1813 findet sich in den Kötztinger Pfarrmatrikeln ein Hochzeitseintrag. Fink Franz Xaver, Sohn des Kötztinger Wilhelm Fink, heiratet die Rimbacher Mesnerstochter Anna Maria Januel. Ich kann nicht beweisen - vermute es allerdings sehr stark - dass dies unser gesuchter Franz Fink ist. Möglicherweise findet sich in anderen Akten einmal ein Hinweis darauf, ob/dass er verheiratet war und welchen Vornamen seine Frau hatte, dann wäre die Unsicherheit beseitigt. Ein zusätzlicher Hinweis, dass dies die Hochzeit "unseres" Franz Fink ist, ist dies, dass der nächste Besitzer, der ihm das Haus abkaufen wird, ebenfalls den Namen Januel hat. Zuerst aber noch weiter mit Franz Fink, 1819 dann findet er sich zusammen mit dem Riemer Reinhold in den Akten, als beide versuchen den Bau einer eigenen Brauerei genehmigt zu bekommen. Dieses Ansinnen ist gut 50 Jahre zu früh und wird ohne Wenn und Aber abgelehnt und werden beide auf das Kommunbrauhaus verwiesen. 
Im Umschreibeheft des Kötztinger Urkatasters findet sich das genaue Datum des Besitzwechsels
StA Landshut Rep 300 B 28
Den 6. Jänner 1816 hat Franz Fink von der Franz Lieblschen Creditorenschaft zu Kötzting das Bürgeranwesen um 1400 f: gekauft, ohne sonstige Veränderung.



Wenig ist ansonsten über Franz Fink in den Akten zu finden. Aus einem Rechtsstreit, viele Jahre später, erfahren wir dann doch noch etwas von und über ihn.
Im Jahre 1833 streitet Joseph Decker (Finks Nachbar) mit seinem Nachbarn Tauschek (Finks Besitznachfolger), und dieser Prozess hat eine Vorgeschichte. 
Rep 165 Nr. 7586 Decker gegen Tauschek

In seinem Anschreiben berichtet Joseph Decker, dass er im Jahre 1822 mit seinem damaligen Nachbarn, Franz Fink, bereits gestritten hatte.  Decker hatte offensichtlich einen Keller UNTER der Behausung des Fink vorgetrieben und dieser behauptete nun, nicht nur ein Besitzrecht auf den Keller zu haben, sondern begann jenen sogar anzugraben und eine Öffnung herzustellen.


"....ist zu entnehmen, daß der genannte Fink Ansprüche auf einen Theil meines Sommerkellers unter der Voraussetzung geltend machen wollte, weil ein Theil davon unter seine Behausung hinüber sich erstreckte und daß er sich sogar beigehen ließ, via facti eine Grabung bey seiner Hauswand abwerts auf der Seite meines Kellers vorzunehmen, wodurch er schon eine sichtbare Oeffnung in der Seitenmauer auf meinen Keller herüber zu Stande brachte und überhaupt durch das Weggraben eines Theils dieser Kellermauer auf ihrer äußeren Seite"




"das Volumen der Mauer verminderte und die Mauer dadurch schwächte. Nun gaben aber eben diese Akten auch zu entnehmen, dass ich durch das hier in Abschrift beyliegende Erkenntniß des königlichen Landgerichtes Kötzting vom 5ten Dezember 1821, das in den oberen Instanzen auch bestätiget worden ist, von der Klage des Fink losgesprochen worden bin.
Fink erhielt auch in Folge dieser Erkenntnis, welches seine vermeintlichen Ansprüche auf meinen Keller zurückwies, und auf meines Schwiegervaters Instanz den obrigkeitlichen Auftrag, die von ihm eben"

"so eigenmächtig als voreilig geschehenen Grabung durch Einwerffung des heraus gegrabenen Materials und desselben Contensierung zu reintegrieren und die in meiner Mauer schon wirklich bewirkte Oeffnung in meinen Keller hinüber wieder vermauern zu lassen.
Das Letztere geschah von Fink wohl allerdings, wenn gleich nicht mit der erwünschten Festigkeit und ich und mein Schwiegervater glaubten nichts anders, als dass auch das erstere darauf erfolgt sei." (Das Verfüllen UND Verdichten)

Der Grund, weshalb Fink diesen Prozess verloren hatte, lag vermutlich daran, dass Decker vom vorherigen Besitzer, Liebl, die Erlaubnis - wenn auch mündlich, aber vor Zeugen - erhalten hatte, mit dem Sommerkeller unter das Nachbargrundstück hinübergraben zu dürfen.

Nachdem die "Oeffnung" durch Franz Fink wieder verschlossen war, glaubten Decker und sein Schwiegervater, Fink hätte auch den zweiten Teil der Vereinbarung - das Verfüllen - ebenfalls durchgeführt, konnten dies aber nicht sehen. Um so überraschter war die Klagepartei, nachdem sie Jahre später einen Wassereinbruch - eher Odeleinbruch -  feststellen und erleiden musste, dass auf der Nachbarseite die Verfüllung gar nicht ausgeführt worden war, und so kam es zu einem neuen Prozess, nun gegen den neuen Besitzer, Tauschek.

Unterschriften der drei Nachbarn
Decker - Tauschek - Mühlbauer
Bei der mündlichen Verhandlung gab Tauschek zu verstehen, dass er selber das leidige Problem mit dem Odel von Seiten seines Nachbarn auf der anderen Seite - Ludwig Mühlbauer -  habe, das dieser aber angehen wolle.
Das Gericht machte einen Sühneversuch und dieser sah vor, dass binnen vier Wochen zu klären sei, ob es der Tauscheksche oder der Mühlbauersche Odel sei, der Decker diese Probleme in seinem Bierkeller bereitete.   Alle drei Nachbarn versprachen, sich der Sache anzunehmen.




Januel Michael


Es findet sich aus dem Jahr 1826 ein neuer Besitzer. Michael Januel zahlt für das Kötztinger Bürgerrecht fast 30 Gulden und ist in den Marktrechnungen vermerkt "als Käufer des Franz Finkschen Gantgutes".
StA Landshut Rep 300 B 28 Umschreibeheft

"Den 7. May 1827 hat Michael Januel Schullehrer in Rimbach das Franz Finksche Anwesen in Kötzting, um 1450 fl erkaufft, sonst ohne weitere Änderung"


Es sieht so aus, als wäre das Anwesen wegen Überschuldung 1826/27 erneut zwangsversteigert worden und  Michael Januel hatte den Zuschlag bekommen. Er blieb aber nicht lange auf dem Anwesen, denn 6 Monate nach seinem Kauf hatte der das Marktlehen an Johann Tauschek weiter verkauft und 100 Gulden Gewinn gemacht.
StA Landshut Rep 300 B 28 Umschreibeheft

"dem 26. 9ber 1827 hat Michael Januel Schullehrer in Rimbach, das am 7. May h: J: erkauffte Franz Finksche Hauß mit zuegehör zu Kötzting an Johann Tauschek derorten um 1550 fl: verkauft ohne Änderung..."



Johann Tauschek und Anna

 

Tauschek Johann aus Oberspäthenhof, mit Anna Gerstl verheiratet seit 1818, hatte Jahre vorher (1816) schon  das Kötztinger Bürgerrecht erkauft und das "vergandterte Josef Plötzsche" Anwesen an sich gebracht. (Hausnummer 18 -heutzutage Marktstraße 30 - ). 
Da er in seinem Heiratseintrag auch als Bäcker angegeben ist, ist dies auch nicht verwunderlich, da in jenem Hause über Jahrhunderte eine Bäckerei angesiedelt war. (Diese ist später in die Marktstraße 28 - frühere Bäckerei Pongratz -  umgezogen).
Nun also, 1827, finden wir ihn als Besitzer der Hausnummer 26 
Ein Jahr später wird er aktenkundig, weil er einen Schuppen - auf seinem eigenen Grund - ohne Baugenehmigung errichtet hatte. 
Ein schönes Bild liefert uns ein Rechtsstreit der drei Anlieger an der Metzstraße:

Es kam zu einer Beschwerde der Bürger Josef Decker und Johann Tauschek gegen den Bürger Georg Rötzer wegen Beschränkung  der Hauseinfahrten der Ersteren durch Aufstellen einer Holzschupfe auf der Gasse vor dem Hause. Es konnte aber kein Vergleich erzielt werden. AA VIII/12
Da der Bürger Rötzer keinen Grundbesitz in Richtung der Metzstraße hatte, kann es eigentlich nur ein ungenehmigter Bau auf Marktgrund gewesen sein. 
Im Jahre 1831 sucht der Markt einen neuen Bewerber für die "Gailviehaltung" und Johann Tauschek ist der einzige, der sich meldet.( AA XV 45), hat aber keinen guter Zuchtstier, Tauschek muss einen besseren anschaffen und einen tüchtigen "Schweinsbären". Auch 1837 und 1839  bleibt es, mangels anderer Bewerber, bei  Tauschek und zusätzlich wird ihm noch der  "Bodenchristlgarten" (ist ein Feld des Marktes Kötzting in der Nähe von Fessmannsdorf) und das Wegackerl zeitweise überlassen.
Im Jahre 1833 streitet Joseph Decker mit seinem Nachbarn Tauschek, und dieser Prozess hat eine Vorgeschichte, die bereits bei Franz Fink - siehe weiter oben - in seinen Ansätzen angeführt wurde, weil dieser der eigentliche Verursacher den nunmehrigen Streits gewesen war.
Decker hatte - offensichtlich nach Rück/Absprache mit einem der Vorbesitzer - seinen Sommerkeller UNTER der Behausung des Fink vorgetrieben und dieser behauptete nun, nicht nur ein Besitzrecht auf den Keller zu haben, sondern begann jenen Keller auf seiner Seite sogar anzugraben und eine Öffnung herzustellen, wodurch Decker aber auch erst auf diese Tat aufmerksam geworden war, als nämlich Licht in seinen Keller schien.
Unterschriften der drei Nachbarn
Decker - Tauschek - Mühlbauer
Fink verlor damals den Prozess,  aber nun fand Decker in seinem Keller mehr Odel, als ihm lieb war, und verklagte den neuen Nachbarn - nun mittlerweile Tauschek -  wegen dieser unrechtmäßigen "Einleitung".
Bei der mündlichen Verhandlung gab Tauschek zu verstehen, dass er selber das leidige Problem mit dem Odel von Seiten seines Nachbarn auf der anderen Seite - Ludwig Mühlbauer -  habe, das dieser aber angehen wolle.
Das Gericht machte einen Sühneversuch und dieser sah vor, dass binnen vier Wochen zu klären sei, ob es der Tauscheksche oder der Mühlbauersche Odel sei, der Decker diese Probleme in seinem Bierkeller bereitete.   Alle drei Nachbarn versprachen, sich der Sache anzunehmen.
Decker verlangte weiterhin, dass die Schäden an seinen Kellermauern endgültig bereinigt würden und einfach sichergestellt werde, dass kein Wasser in seine Räume eindringen könne.

Weiterhin verlange er "II. dem Dauschek unter der nämlichen communation aufzutragen, daß er seinen im Erdäpfelkeller sich sammelnden Odelwaßer eine andere und zwar solche Leitung zu geben habe, daß es von meiner"

"Kellermauer weggekehrt werde, und mit derselben niemehr in Berührung komme.
Unter Vorbehalt aller Rechtsgedeihlichkeiten und mit Protestation gegen die Kösten empfehle ich mich unterthänigst gehorsamst des königlichen Landgerichttes"





Im Jahre 2006 fotografierte Frau Rabl-Dachs ihr Elternhaus - zu diesem Zeitpunkt bereits nur noch als Lagergebäude von der FA. Wanninger genutzt - und so gibt es aus den Kellerräumen beeindruckende Bilder, die den Prozess illustrieren können,

Bild Rabl-Dachs
Dies ist die Treppe, die vom Rablschen "Erdäpfelkeller" hinunter führt zum Eiskeller.
Über diese Treppe wurden die Bierfässer - mit einer speziellen "Links-Rechts"-Technik
hinunter in den Eiskeller befördert.
Über diesen Schacht ist vermutlich auch das Wild (Odel)wasser  in Richtung des
Deckerschen Kellers geflossen. Eine Aufnahme der Rablschen Kellermauer des Eiskellers, zeigt einen
halb verborgenen Durchgang in Richtung auf das Deckersche Nebengebäude.



Bild Rabl-Dachs. Türsturz an der westlichen Kellermauer - in Richtung Frey-Wanninger



Bild Rabl-Dachs.

Bild Rabl-Dachs.






Im Jahre 1835 erhält Johann Tauschek einen geringen Betrag für seine Dienste als "Bierkieser" . Er war also dafür zuständig, die Qualität und "Reinheit" des in Kötzting gebrauten Bieres zu überprüfen.

Im Jahre 1842 ließ das Rentamt auch einen Mietkataster erstellen und erstellte dabei auch eine genauere Auflistung der einzelnen Gebäudeteile und, wenn vorhanden, auch der Mietparteien. 

StA Landshut Grundsteuerkataster 5045 von 1842


Beschreibung 

"Johann Tauschek, Marktlehner, Hauseigenthümer

1. Hauptgebäude
unter der Erde  1 Keller
I: 2 Wohnzimmer und 2 Kammern und Küche, dann einen Boden unterm Dach

2. Nebengebäude
Stallung mit Futterboden

3. Nebengebäude
Schupfe, tnhaltend Raum für Wägen, Stroh und Heu

4. Nebengebäude
Eine Scheune mit Dreschtenne

eigenhändige Unterschrift des Johann Tauschek"


Aus dieser Beschreibung wird auch klar, dass sie Silhouette, die beim Abbruch des Hauses am Nebengebäude sichtbar wurde, wohl der ursprünglichen Höhe des Hauses entspricht.
Ein - wohl gemauertes - Erdgeschoss und darüber bereits der Dachstuhl mit Bodenraum.




Im Februar 1843 stirbt Johann Tauschek im Alter von gerade mal 59 Jahren an einem Brustgeschwür und seine Witwe führt noch im Sommer einen Prozess gegen einen Kötztinger Zechpreller:
"27. Juni 1843: Die Witwe Anna Tauscheck, bräuende Bürgerin, belangt den Sailer Balthasar Hollmaier zu Kötzting um schuldige 8 fl, welche ihr der Beklagte seit mehreren Jahren  an rückständigen Bierzechen haftet. Der Beklagte erklärt, dass er zwar der Klägerin 4 fl schulde, müsste jedoch den Mehrbetrag in Abrede stellen. wegen der Bezahlung der weiteren 4 fl  schützt er gänzliche Vermögenslosigkeit vor. Nachdem über diese Verhältnisse eine gütliche Einigung nicht erzielt werden kann, ergeht Antrag auf Klage."  So stehts im Protokoll einer Kötztinger Vergleichsverhandlung. AA VIII/12
Der leidige Wegerechtsstreit mit dem Rötzer fällt auch der Witwe auf die Füße, aber auch eine Ortsbesichtigung im Dezember 48, bringt keine Einigung. 
1851 muss sie sich einer Vergleichsverhandlung stellen, ihr eigener - protestantischer - Schwiegersohn - der Kötztinger Schneidermeister Ebert - belangt sie, weil das versprochene Heiratsgut seiner Frau noch nicht ausbezahlt worden ist. 400 Gulden sollte sie bezahlen, 300 bietet sie an. Auch hier konnte ein Vergleich nicht erzielt werden.
Im Jahre 1857 stirbt die Bürgerswitwe Anna Tauschek an "Morbus Niger" im Alter von 63 Jahren.
Lt. Google ist dies die "Schwarze Krankheit des Hippocrates" oder Melaena (Teerstuhl), also eine Erkrankung der inneren Organe. Die Tauscheks waren alle nicht gesund, schon im folgenden Jahr stirbt der Sohn Joseph an Typhus. Von beiden, also von der Mutter und vom Sohn, haben wir Verlassenschaftsakten im Stadtarchiv.
AA XI 35
...die Bürgerswitwe Anna Tauschek von hier soll am 8ten Februar l. Js. gestorben seyn, ohne daß bisher eine Todfallanzeige erstattet wurde und wird daher der Magistrat angewiesen solche binnen 3 Tagen anher verfügen, der königliche Landrichter"

Im Stadtarchiv finden sich unter den Nachlassakten auch eine Aufschlüsselung der Tauschekkinder mit dem Hinweis, dass eine Tochter mittlerweile in Amerika lebt.

Hier die Liste der erbberechtigten Kinder, Anna Maria, die Nummer 3 ist in Amerika verheiratet. Andere Geschwister sind in Wien -  und Frontenhausen


In den Folgejahren gibt es auf dem Anwesen - wie es übrigens ähnlich auf den allermeisten Häusern in Kötzting und in Bayern geschieht - ein reges Kaufen und Verkaufen, bevor es dann in den 70er Jahren wieder ruhiger und konstanter wird.
1854  finden wir im Kataster Stadler Michael, 1861 dann Stocker Michael 


Stocker Michael 

den wir hauptsächlich als Besitzer der Hausnummer 8 (Sattlerei Traurig) kennen, wird aktenkundig durch einen Nachbarschaftsstreit mit Ignaz Decker, bei dem sie sich dann auf die gegenseitige Nutzung der zwischen den Anwesen liegenden Kommunmauer und deren Höhe einigen. 
AA IV 31a: 7. Juni 1861: Ignaz Decker und Michael Stocker, beide Anwesensbesitzer dahier, vergleichen sich heute bezüglich der zwischen Stockers Stadl und Deckers Hofraum liegenden Scheidmauer dahin, dass beide sich gegenseitig und zwar vom Deckers Hofraum aus in der Höhe von 12 Schuch das Drammrecht zugestehen und überdies Decker einwillige, dass, falls Stocker seiner Zeit höher bauen wollte, dieser unmittelbar an Deckers Mauer sich anlegen und bis zu dieser hinein  decken darf. 

Schon im Folgejahr 1862 heißt der neue Besitzer Kaspar Weiß und 1865, nachdem Kaspar Weiß am 18.2.1865 im Alter von 74 Jahren an Marasmus verstorben ist,  sind es die Weißschen Kinder, Therese, Johann, Andreas und Franz, die als die Besitzer im Grundbuch stehen, bevor mit dem Einkauf von Josef Rabl im Jahre 1866 wieder mehr Stabilität einkehrt.
Einschub
Marastisch zu sein  bedeutet  lt google   infolge von Krankheit oder hohen Alters an körperlichem und geistigem Verfall zu leiden
Einschub Ende
 

Josef Rabl und Anna

Schon im Jahre 1863 hatte der Metzgerssohn Josef Rabl die Aufnahme als Bürger erreicht.
Am 11. November heiratete Josef Rabl, der Sohn des Kötztinger Metzgers Josef Rabl und seiner Neukirchener Ehefrau Anna Köppl, die Kötztinger Metzgerstochter Anna Deschermeier.
Pfarrmatrikel Kötzting Band 16 Hochzeit Rabl Deschermeier Seite 134

Im Jahre 1866 versucht Rabl Josef sowohl die Erlaubnis zur Errichtung einer Freibank als auch die Zulassung als Metzger beim Magistrat zu erreichen. (AA X 124)
Rabl Joseph habe das Anwesen von Caspar Weiß  um 4266 fl erkauft, wovon 2366 Gulden bereits bezahlt waren. Rabl hatte 7 Jahre beim Schrank  und 4 Jahre beim Rösch gearbeitet. Die Kötztinger Metzger aber bringen vor, es gäbe in Kötzting bereits 5 Metzger und 48 Tafernwirte, die schlachteten.  Die Ansässigmachung wurde folglich genehmigt, aber die Konzession abgewiesen.
Rabl geht noch eine Instanz höher, wird aber auch von der Regierung mit seinem Wunsch abgewiesen. 
Gemeinsam ging nun das Paar daran, ihr Anwesen umzubauen und zu modernisieren. Sie begannen damit, die landwirtschaftlichen Teile zu erneuern.
StA Landshut Baupläne Kötzting von 1889


Staatsarchiv Landshut Baupläne LK Kötzting aus 1889

hier die Ansicht derselben Situation eine Generation später. Bild aus dem Archiv Rabl-Dachs
Leni, Franz, Fanny und Maria Rabl mit ihrem Vater Michl . Der Mann ganz rechts ist der Hausinger Wirt.


hier der Schnitt für das Stallungsgewölbe


Hier der Lageplan und der Schnitt quer durch das neue Stallgebäude.  





Fünf Kinder wird das Paar bekommen, ehe Josef Rabl, schon im Alter von 58 Jahren, am 11.12.1894 verstirbt
Vermutlich noch gemeinsam plante das Gastwirtehepaar nun einige Umbaumaßnahmen.
Im Jahre 1899 aber war es die Witwe Anna, die Bauakten unterschrieb, die Umbauten schultern musste.  Auf dem Lageplan kann man den - vermutlich Schuppen - strittigen Anbau des nördlichen Nachbarn Rötzer gut erkennen, der den beiden Nachbarn das Einfahren in ihre Höfe erschwerte.
StA Landshut Rep 162-8 Schachtel 22 Nr. 3325 von 1899 


Unterschriften auf dem Bauakt:
Anna Rabl die Bauherrin
Anton Rabl der südlich Nachbar
Joseph Decker und Karl Mühlbauer die Nachbarn zur linken und zur rechten




Möglicherweise haben sich Josef und seine Frau auch von den Arkadengängen im Innenhof der Windorfers inspirieren lassen.
Die Hausansicht Bauplan von 1888
Bereits in den 90er Jahren im Staatsarchiv als DIA - ohne Blitz, der war verboten - aufgenommen
und daher unscharf, aber eben farbig.




Bild Rabl-Dachs. Der stützenlose Dachstuhl, wie er im Plan zu erkennen ist.

Der Aufgang zum Speicher. Bild Rabl-Dachs







Die Zimmeraufteilung im ersten Stock





Der Grundriss, bis auf die Zwischenwand Küche/Speise, hab ich das Innere genauso in Erinnerung,
natürlich gab es auch keinen innenliegenden Backofen mehr, ob der überhaupt damals ausgeführt worden ist, weiß ich nicht.

eine schöne Innenhofansicht mit den Bogengängen

Auch wenn die DIA-Aufnahme aus den 90er Jahren nicht so scharf ist, wie die Bürokopie
des Staatsarchives, so hat die Kolorierung des Originalplanes doch ihren eigenen Charme





hier nun die Ansicht, bei den Arkaden ist es wohl beim Plan geblieben .....Bild Rabl-Dachs

Bild Rabl-Dachs: Das Bild des Rückgebäudes um 2006


Im Kötzting wurden zu dieser Zeit die Listen der im Markt Heimatberechtigten aufgestellt und von Josef Rabl - obwohl bereits verstorben - gibt es einen Familienbogen.


Familienbogen:
Anna, die Ehefrau - Maria, die volljährige Tochter, Franz, in München beheimatet, Josef, nun verehelicht mit Anna Mühlbauer (hat einen eigenen Bogen), Michael, hat einen eigenen Bogen und Alois, der offensichtlich in England wohnte und arbeitete.



Im Staatsarchiv Landshut lagern die sogenannten "Verlassenschaftsakten" und dort findet sich auch ein Dokumentenbündel über Josef Rabl

StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 37 Nr. 1


Josef Rabl, 58 Jahre , Gastwirth, verheirathet, 31.Dezember 1894 nachm. 2 Uhr 
Kötzting HsNr 26 

Die beiden "Nachbarn" Wolfgang Münch und Josef Stauber nahmen die vorgeschriebene Inventuraufnahme durch.
Neben der umfangreichen Auflistung aller Grundstücke - mit Plannummern - sind auch interessante Einrichtungen der Gast- und Nebenstube aufgeführt.




II. Fahrniß, Vieh und Vorräthe
In der Gaststube (Hier nur in Auszügen)
Ein Cruzifix, vier Bilder, ein Spiegel, und eine Hänguhr  
drei Tische, vier Bänke und sechs Stühle
ein Fleischstock
ein Kanzer(?)
ein Schenkkasten mit dreiundvierzig Halblitergläsern und elf Literkrügen
Schüsselkorb und Küchengeschirr 

In der Nebenstube

zwei Tische, sechs Stühle und eine Bank

Im Fleischgewälbe
Ein Fleischstock, vier alte Anricht, ein Wiegemesser, eine Wurstspritze und eine Brexe(?)
ein Schwenkschaff, ein steinerner Krug und ungefähr vierzig alte Bieruntersätze aus Filz.


Im Stalle

Zwei Ochsen, drei Kühe, vier Kalben, ein Stier

Im Keller

Ungefähr zehn Hektoliter Bier, drei Lagerbierfässer, siebenzehn Schankbierfässer
Die Unterschrift der Witwe Anna Rabl, der volljährigen Tochter Maria und des Vormundes des noch minderjährigen Sohnes Michael

1896 wird Rabl Anna dann die alleinige Besitzerin, und nach ihrem Tode, mit gut 61 Jahren verstirbt sie,  geht der Gesamtbesitz im Werte von 12000 Mark auf den Sohn Michl über.
Aus dem Verlassenschaftsakt der Verstorbenen erfahren wir, wie weit es die Mitglieder der Familie damals bereits in Deutschland verschlagen hat:

Protokoll
aufgenommen vor dem Amtsgerichte Kötzting am 16.November 1899:

Franz Rabl Metzgermeister in München Asamstraße 5/2
Josef Rabl Gastwirt in Hannover Gartenstraße 19 
Alois Rabl Brauer in Gera
Michael Rabl ledig
Maria Rabl ledig

Das folgende Protokoll wurde von allen unterschrieben:


Vom Sohn Franz, der hier bereits als Metzgermeister in München bezeichnet wird, haben wir die Aufnahmebescheinigung der Stadt München und damit die Entlassung als Heimatberechtigter vom Markt Kötzting im Archiv.

StA Kötzting 024 Buchstabe R



Michael Rabl und Magdalena




Am 12.Juli 1905 heiratete Michael Rabl als Wirt die Wirtstochter Magdalena Mühlbauer aus Kötzting, gleich aus der Nachbarschaft (Osl)

Wie im Familienbogen bei seinem Vater bereits erwähnt, bekam Michl Rabl im Jahre 1907 sein eigenes Datenblatt.
StA Kötzting 024 Buchstabe R
(fragmentarischer) Familienbogen des Michl Rabl und seiner Frau Magdalena

Die Verleihung des sogenannten "Heimatrechtes" und damit die Erstellung und laufende Anpassung der Familienbögen endete mit dem Ersten Weltkrieg. Aus diesem Grunde sind die späteren Kinder des Paares: Barbara. 1913, Joseph. 1916, Maria Magdalena. 1918, Franziska. 1921 und Franz Wilhelm. 1922 nicht mehr erfasst.


Aus dem Privatbilderarchiv von Frau Christa Dachs-Rabl haben wir viele Bilder erhalten, die diese Zeit des gutbürgerlichen Wirtshauses im Markt Kötzting wieder aufleben lassen. Eine Art zu leben , die es bereits viele Jahre vor dem Abriss des Gasthauses nicht mehr gegeben hat.





Michl Rabl
Bild Rabl-Dachs

Magdalena geb. Mühlbauer
Bild Rabl-Dachs





















Auf dem Bild - links von der Personengruppe - deutlich zu erkennen, der Abwurf hinunter in einen
der Kellerräume. Bild Rabl-Dachs




Bild Rabl-Dachs dies ist der Kartoffelkeller. Der Lichteinfall im Hintergrund stammt von dem
Abwurfschacht, der im obigen Bild zu erkennen ist.


Zu diesem Kartoffelkeller - auch Sulzen wurden dort wegen der kühlen Raumtemperatur gerne kurzzeitig gelagert - gab es auch einen direkten Zugang von der Küche aus.
Dies war der direkte Zugang von der Küche hinunter in den ersten Kellerraum.
Bild Rabl-Dachs






Die Rabl-Geschwister der ersten Generation.  Bild Rabl-Dachs

von links hinten: Michl Rabl (Großvater), sein Bruder Franz Rabl(München)
von links vorne: Frau von Alois Rabl(Gera), Josef Rabl(Hannover), Maria Rabl(Pfarrkirchen)


Michl Rabl, auch als Kipperer, also als Viehhändler unterwegs.
Bild Rabl-Dachs









Das Wirtshaus Anfang des 20. Jahrhunderts. Bild Rabl-Dachs
zusätzliche Auskunft von Frau Rabl Dachs: "Das Bild um die Jahrhundertwende vor dem Gasthaus zeigt meinen Großvater Michael mit seiner Frau Magdalena mit Kindern und seiner Schwester. Interessant ist das Wirtshausschild mit der Goaß obenauf. Vielleicht kannst Du dich noch erinnern, dass die Sperls gegenüber zu mir immer Rabl-Goaß gesagt haben."

hier eine Kinderbande vom oberen Markt, mit den Pongratz- und Rablkindern vermischt. Reihe vorne von links: Heinerl Pongratz - Rabl Franz (der Vater von Frau Rabl-Dachs) - Graßl Fannerl -
Gretl Graßl- Ellwanger Sophie mit Baby auf dem Arm Miethaner Sepp - Ment Pongratz,( mein Vater)
hintere Reihe von links: Rabl Fanny - Pongratz Anna und Bettl,
der große Hund gehörte auch zur Familie Pongratz, es war der Russl


Erläuterung von Frau Rabl-Dachs:  

Michael Rabl mit seinen Kindern am Grab von seiner Frau Magdalena Rabl - sie war Pfingstbraut 1904 und starb am Pfingstmontag 1934. Wie in der Familie immer erzählt wurde wartete sie, bis die Glocken den  Einzug der Pfingstreiter einläuteten, bis sie starb. Mein Großvater ging dann in die Gaststube und sagte: "Manner, ich muss jetzt zusperren, meine Frau ist g`storm."

von links: Bettl, Anni, Leni, Maria, Sepp, Michl, Michael Rabl(Großvater), Fanny und Franz

Grablege der Familie Rabl am Alten Friedhof. Photo Pongratz







Gaststube Geburtstag von Michael Rabl mit seinen Kindern:
von links: Franz, Michl, Leni, Fanny, Großvater Michael, Anni und Bettl

 


In der vorderen Gaststube: Gaststube: vorne in der Mitte: Michael Rabl, dahinter von links: Maria, Leni, und Fanny. Die anderen Personen sind leider nicht bekannt.



Franz Rabl und Maria

Franz und Maria Rabl



Nach dem Tode von Magdalena Rabl wurde 1935 Michael Besitzer und 1951 kamen dann 
Franz Rabl und Maria. geborene Stöger aus Sackenried, durch Übernahme des Betriebes, in Besitz der Landwirtschaft und des Wirtshauses. Die 50er Jahre sind dann auch die Zeit meiner Kindheitserinnerungen beim Nachbarn.
So, wie ich jetzt beim Ausfahren aus meinem Hause in die hässliche Baulücke blicke, war das Nachbarwirtshaus Teil meiner/unserer Lebenswirklichkeit in meiner Kindheit. Vom Flaschenbiereinkauf - meine Tanten mussten das Bier noch in offenen Krügen über die Straße zum Großvater tragen - über das Mitfahren  bei der Heuernte oben auf dem Heuwagen bis hin  zum Sitzen auf dem Sofa in der Wohnküche mit integriertem Gästetisch, wenn´s für das Gastzimmer noch nicht reichte.

Der Taubenschlag im Hinterhof. Platttauben und Kröpfer hatte Franz Rabl dort oben sitzen. 
Bild Rabl-Dachs



Viele Vereine fanden ihre Herberge beim Rabl und besser als es Alois Dachs, der Schwiegersohn, in seinem Artikel anlässlich des Abbruchs des Hauses schrieb, kann es sicherlich niemand machen.


Hier sein Text aus der Kötztinger Umschau vom September 2020 :

Das frühere Rabl-Wirtshaus wird abgerissen

Bis 1979 war es Treffpunkt für Handwerker, Soldaten und Arbeiter

BAD KÖTZTING. „Griaß de, derf’s a Gepflegtes sei?“ – das war bis 1979 ein alltäglicher Willkommensgruß im Gasthaus Rabl in der Metzstraße. Das „Gepflegte“, das die Wirtsleute Franz und Maria Rabl ihren Gästen servierten, war damals ein Falter-Bier aus Drachselsried, nachdem die Kötztinger Kommunebrauerei – an der die Familie Rabl wie die meisten Kötztinger Wirte beteiligt war - seit den späten 50er Jahren kein Bier mehr herstellte.

Das Rabl-Wirtshaus war ein „Alltags-Gasthaus“, in dem Menschen aller Berufs- und Altersschichten verkehrten. Im vergangenen Jahrhundert hatte dennoch jeder Wirt seine spezielle Kundschaft. Beim Rabl-Wirt waren das in erster Linie Handwerker, Bauern und Arbeiter aus der Stadt Kötzting, Gäste aus den gleichen Berufsgruppen aus dem Raum Ramsried, Thenried und Rimbach. Zeitweise diente das Rabl-Wirtshaus als „Wartesaal“ für viele Hohenwarther, die mit dem „Naderer“-Kleinbus zum Einkaufen, oder zum Arztbesuch nach Kötzting transportiert wurden. Und noch eine „Spezialkundschaft“ hatten Maria und Franz Rabl über viele Jahre: Die Nachtschicht vom Fernmeldesektor F kehrte hier gerne und regelmäßig ein, auch weil es damals das einzige Wirtshaus in Kötzting war, das bereits um 6.30 Uhr Gäste bewirtete. Oft war Maria Rabl noch am Putzen der Gaststube, wenn sich bereits hungrige Soldaten in Uniform zum Frühschoppen einfanden, der manchmal bis in die Mittagszeit ausgedehnt wurde.

Dieser spezielle „Früh-Service“ rührte noch aus den 50er-Jahren, als das Gasthaus Franz Rabl wöchentlicher Treffpunkt der „Stempler“ war, die sich beim Arbeitsamt ihr „Stempelgeld“ abholten und danach auf einen Frühschoppen einkehrten, zu dem traditionell das saure Lüngerl mit Salzweckl verzehrt wurde, das Maria Rabl vor allem in den Herbst- und Wintermonaten täglich in großen Mengen frisch zubereitete. Auch als das „Stempeln“, also die persönliche Abholung des Arbeitslosengeldes, längst abgeschafft war, blieben die größtenteils als Fernpendler tätigen Arbeiter dem Wirtshaus Rabl treu, wenn sie im Winter saisonbedingt arbeitslos waren.

Eine ganz spezielle Kundschaft im Rabl-Wirtshaus waren die „Kurzeinkehrer“, die oft schon um 7 Uhr nach einem Gläschen Schnaps verlangten, ehe sie zum Arztbesuch bei Dr. Zita Ziegler, oder bei Dr. Hermann in der nahen Marktstraße antraten. „Dö fürchtn halt den Doktor“, erzählte Maria Rabl zu solchen Fällen. Egal, ob die Diagnose beim folgenden Arztbesuch positiv ausfiel, oder vielleicht sogar eine schwierige Operation drohte, ein „Lüngerl“, oder frische Weißwürste wurden nach dem Arztbesuch mit ein paar Bier noch hinuntergespült, ehe die Familie den Vater wiedersah. Im Nebenzimmer des Gasthauses und später im Büroraum im 1. Stock gab es wöchentlich VdK-Sprechstunden. Geschäftsführer Schenk hatte damals viel „Kundschaft“, weil viele Versehrte aus dem Zweiten Weltkrieg um Kriegsrenten, oder um eine Aufstockung zur Altersversorgung, kämpften.

Das Geschäft im Rabl-Wirtshaus war in so beständig, dass praktisch auf eine halbe Stunde genau vorausgesagt werden konnte, wann ein 75-Liter-Fass leer sein würde und frisch angezapft werden musste. Meist war das beim Rabl  am Vormittag und gegen 16 Uhr der Fall und so kamen die zahlreichen Handwerker, die sich gegen 17 Uhr zu einer „Feierabend-Halbe“ einfanden, zu einem frisch gezapften Bier, das von vielen ergänzt wurde mit einer frischen Sulz, oder einer heißen Fleischwurst. Die speziellen Ansprüche jedes Gastes waren den Wirtsleuten natürlich bestens bekannt. Da mochte der eine grundsätzlich nur Weißbier, einige Kriegsveteranen hielten sich ans Nährbier, das ihnen besser bekam als eine frische Halbe. Mancher Handwerksmeister hatte noch sein erstes Bier nicht am Tisch, da stand schon der Wirt mit dem Zigarrenkistl hinter ihm, oder brachte zur Einstimmung einen Schnaps als „Vorspeise“. Brot und Salzgebäck wurden jeden Tag bei einem anderen Bäcker im Umfeld eingekauft,   in einem Umkreis von 50 Metern waren die Bäckereien Pongratz, Graßl und Neumaier schnell erreichbar und die Bäckereien Kerscher und Liebl waren nur 200 Meter entfernt.

Wer damals einen Handwerker aus der Stadt suchte, brauchte nur zwischen 17 und 19 Uhr beim Rabl, beim Miethaner, oder beim „Leboid in den meist voll besetzten Wirtsstuben vorbeischauen. Dort waren Bäcker, Metzger, Schmied, Sattler, Baustoffhändler, Bauunternehmer, Glaser, Schreiner, oder Fußbodenleger beim Dämmerschoppen, oder bei einer abendlichen Kartenrunde anzutreffen und so manches hier mündlich vereinbarte Geschäft wurde in den nächsten Tagen vollzogen.

Nicht selten waren die Wirtsleute auch „Lebensberater“ für ihre Gäste. So mancher Kleinrentner erhielt Mittags umsonst einen Teller Suppe von Maria Rabl. Die SPD hatte ihr Vereinslokal beim Rabl-Wirt, dessen Sohn Franz Rabl jun. zwei Perioden für die SPD dem Stadtrat angehörte. Die Trachtler und die Zimmerstutzen-Schützen hatten hier öfter Ausschusssitzungen und die AH-Fußballer kehrten ebenfalls gerne ein.

Die Familie Rabl hatte seit Generationen Gastwirte und Metzger hervorgebracht. Das Stammanwesen der Rabls war eigentlich in der Schirnstraße, das Wirtshaus in der Metzstraße wurde dazu gekauft. Der Vater von Franz Rabl, Michl Rabl, war Gastwirt und Metzger, zugleich auch Vermittler von Schlacht- oder Nutzvieh an die damaligen Viehhändler. Jeder Viehhändler – in Kötzting waren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem Michael Schaffer vom Bahnhofsweg und Ignaz Aigner aus Riedersfurt bekannt – hatte sogenannte „Kipperer“, die für eine geringe Provision Vieh an sie vermittelten. Die Gasthäuser, in denen Bauern aus der weiten Umgebung bei Besuchen in der Kreisstadt verkehrten, waren Informationsbörsen.

Mit dem frühen Tod von Maria Rabl, die 1979 mit 56 Jahren starb, ging die lange Wirtshaustradition zu Ende. Das Haus bewohnte Franz Rabl danach zeitweise alleine, später zog auch seine Schwester Fanny Harbauer wieder in eine Wohnung in ihrem Elternhaus. Die Familie Wanninger, die Mitte der 70er Jahre neben dem Wirtshaus das Kaufcenter errichtet hatte, erwarb das Gasthaus 2006, ehe es 2019 an die Frey-Gruppe verkauft wurde. Karl-Heinz Dattler hat nun die Aufgabe übernommen, das ehemalige Gasthaus abzureißen und hier einen Parkplatz für das Kaufhaus Frey zu errichten. Dafür erhält Dattler einen bisherigen Frey-Parkplatz an der Schirnstraße, wo er einen neuen Gewerbebau errichten will.   


Am Ende nun einen bunten Reigen an Bildern vom Wirtshaus, seinen Vereinen und Gästen, passend zu den Details im Artikel von Alois Dachs:

Der Kötztinger Trachtenverein: Georg Pongratz beim Kissentanz. Der Bub mit der Lederhose, rechts von ihm,  ist Franz Rabl. Photo Arbeitskreis Heimatforschung

Auch das ist der Kötztinger Trachtenverein, vorne knieend wieder Franz Rabl.
Photo Arbeitskreis Heimatforschung


Hier ein Bericht der Kötztinger Umschau von 1950, über eine Bauernhochzeit. Teile der Veranstaltung wurden vom Bayerischen Rundfunk aufgenommen und Tage später ausgestrahlt.


Und ein weiteres Beispiel aus dem Jahre 1951


Der Burschenverein bei einer Kneipe beim Rablwirt, vorne rechts Wack Traurig.
Photo Arbeitskreis Heimatforschung


Dies ist schon nicht mehr das Bild der Metzstraße aus meiner eigenen Kindheit, nun geteert und begradigt. Aber noch mit dem kleinen Lebensmittelgeschäft der "Rabl Fanny" hinten rechts und natürlich mit dem Stoiber Maler als Straßenabschluss. Archiv Serwuschok
Hinweis:
Nimmt am die erhöhten Hauseingänge der linken Straßenseite (Treppenaufgang Pongratz, Eingang Sperl und Voglbeck) als eine Höhenlinie an, so kann man sich gut das Quergefälle des  "historischen Rindermarkts" vorstellen UND welche Probleme die "Unterlieger" auf der rechten Straßenseite hatten. Allerdings wurden diese Höhenunterschiede bereits im 19. Jahrhunderts mit Einführung einer Kanalisation beseitigt.



Zwei Kinder hatte das Gastwirtspaar, Franz und Christa, fast ein Jahrzehnt altersmäßig getrennt.
Der Zweite Weltkrieg und eine langjährige Kriegsgefangenschaft in Frankreich waren der Grund dafür.
Franz - später bei der Sparkasse angestellt - blieb dem Schützenverein treu und Christa wurde ein unverzichtbarer Teil unseres Arbeitskreises Heimatforschung. Ihr Schwerpunkt liegt - auch wegen ihrer Liebe zur Fotografie - beim Sammeln und Interpretieren von alten Bildern und, zusammen mit Frau Marianne Kretschmer, in der Konzipierung und Durchführung vieler Ausstellungen.
Auch bei der Erstellung meiner Häuserchronik ist Frau Rabl-Dachs eine immer erreichbare und auskunftsbereite Hilfe mit ihrem unglaublich detaillierten Wissen über verwandtschaftliche Zusammenhänge der Kötztinger Familien im  20. Jahrhundert.
Eine weitere unschätzbare Leistung sind ihre vielen Gespräche und Interviews, die sie mit vielen älteren Kötztinger Bürgern geführt hat, die mittlerweile alle verstorben sind und deren Geschichten damit für immer verloren wären.
Photo Frau Christa Rabl Dachs. Hier mit Frau Lagatz, einer ihrer Interviewpartnerinnen 


Auch ich habe natürlich viele Erinnerungen mit Christa Rabl-Dachs, da wir im gleichen Alter und nur durch die Metzstraße getrennt, gemeinsam im obern Markt groß geworden und Teil derselben "Kinderbande" gewesen sind. Unser Hauptspielplatz war immer die Metzstraße gewesen, unabhängig vom "unzureichenden" Straßenbelag dieser Nebenstraße.

So habe auch ich noch den Straßenbelag in der Metzstraße in Erinnerung; allerdings hatten die Rabls bereits zu meiner Kindheit einen Bulldog, einen roten Porsche, wenn ich mich richtig erinnere, und die Einfahrt des Heuwagens war eine Millimeterarbeit.  Bild Rabl-Dachs


Bild Rabl-Dachs. Zugochsen im Innenhof



Ende der 50er Jahre kam dann die moderne Zeit, mit einem roten Porschebulldog hatten die
Zugochsen dann endlich ausgedient. Bild Rabl-Dachs



Am Ende noch ein paar Bilder vom Abbruch:
Diesen Anblick gibt's nie wieder, September 2020 

Das Gastzimmer, Heimat so vieler Vereine und Stammtischrunden

Blick durch das Gastzimmer und die anschließende Küche in den Hinterhof


Diese Endzeitbilder sollten aber nicht am Schluss des Blogs stehen, ich beende ihn lieber mit einem besonderen Kötztinger Thema: 

Pfingsten im Hause Rabl:



DIA Repro 0711 Pfingstbrautpaar von 1898
Michael Rabl und Babette Wieser


und wenige Jahre später, 1904:
DIA Repro 716 Irlbeck Josef und Mühlbauer Madalena (Osl) Pfingsten 1904 
Von ihr erzählte Frau Rabl Dachs:  "Sie war Pfingstbraut 1904 und starb am Pfingstmontag 1934. Wie in der Familie immer erzählt wurde wartete sie bis die Glocken den  Einzug der Pfingstreiter einläuteten bis sie starb. Mein Großvater ging dann in die Gaststube und sagte: Manner, ich muss jetzt zusperren, meine Frau ist g`storm."

Eine Generation später gab es dann noch einmal eine Pfingstbraut im Hause Rabl: der Nachbarssohn von gegenüber, Sperl Schorsch, erwählte sich Rabl Anna als seine Pfingstbraut. 

Arbeitskreis Heimatforschung Nr. 3063



Das umfangreiche "Kellerlabyrinth" unter dem Rablwirtshaus.

Der Bergbauingenieur Schneider nutzte im Jahre 1991 seinen Kuraufenthalt in Kötzting, um sich - so er Zugang bekam - die Kötztinger Kellerlandschaft anzusehen und alles zu vermessen.



Hier die Legende für die folgenden Bilder





Bild Rabl-Dachs  Bild 1 





Bild Rabl-Dachs  Bild 2 mit Hinweis auf einen Zugang zu einem Tiefkeller



Bild Rabl-Dachs  Bild 3


Bild Rabl-Dachs  Bild 4

Bild 6. Bild Rabl-Dachs

Weiter von Bild 6 Richtung Ausgang.Bild Rabl-Dachs

Der Kellerzugang vom Hof aus. Bild Rabl-Dachs

Am Ende des Beitrag nun noch ein besonderes Bild. Ein altes gusseisernes Waschbecken im ersten Stock. Viele, viele Menschen werden sich hier morgens gewaschen haben.  


Bild Rabl-Dachs

Bild Quitterer
Das Rablwirtshaus, bereits umschlossen vom Wanninger Gebäudekomplex, nun ein Parkplatz


Der Hexenkinderprozess von 1740

Dieser Vorgang ist so ungewöhnlich und gleichzeitig auch grausam - 12 jährigen Kindern gegenüber -, dass ich den Text komplett seitenweise übertragen werde. Die Signatur ist StA Landshut Kurbayern Hofkammer Ämterrechnungen RMA Straubing Pfleggerichtsrechnung von 1740
Josef Märckl, einer der beiden Buben ist der 1728 geborene Sohn des Andreas Märckl und seiner Frau Margaretha, geb. Stocker, die zumindest zum Zeitpunkt seienr Geburt noch Besitzer des Anwesens gewesen waren. Vermutlich war der Bub bereits vorher psychisch auffällig geworden ("nicht recht") 

Was war denn da passiert:
In Kötzting gab es wohl im Jahre 1739 nächtliche Ruhestörungen, die das Pfleggericht veranlassten ihrem eigenen Amtmann, der ja in der heutigen Schirnstraße seine Wohnung und sein Gefängnis hatte, zu befahlen, im geheimen etwas aufzupassen.
Eine Streiterei unter Schulkindern, die wohl verbal ausartete, brachte einen Schüler, Josef Märckl, in Verdacht, weil er - offensichtlich sehr ungewöhnlich für einen Schüler - bei diesem verbalen Wortgefecht ins Fluchen übergegangen war. Mitschüler berichteten dann auf Nachfrage, dass dieser Bub das "Schelten sehr wohl könne"
Fluche und Schelten waren damals Straftatbestände und so nahm das Schicksal seinen Lauf.
Josef war bereits amtsbekannt - würde man heutzutage sagen - es hieß: "der Knab nicht richt" und der Kötztinger Prior habe ihn bereits schon einmal "zu Redt gesteltund er wäre bereits "mit geweichten Sachen versechen worden"
Alle diese Verdachtsmomente reichten bereits aus, um zu dem Schluss zu kommen: "das diser Bueb ein Hexenkindt sein miesse."
Nun wurde Josef von der Schulbank weg verhaftet und ins Kötztinger Gefängnis gesteckt. 3 Tage später gab er nach Befragung durch den "Eisenamtmann" auch den Namen seines Spezls - hier Komplize genannt - preis, Bernhardt Müller hieß der andere Bub.
Der Landrichter stellte einen Fragenkatalog zusammen, die beiden Buben antworteten und das Protokoll wurde nach Straubing geschickt.
Wenige Tage später hieß es von dort: Ablieferung der beiden Buben nach Straubing ins dortige Gefängnis.
Mit zwei Pferdeschlitten, jeweils mit  2 Pferden vorgespannt, wurden die beiden Kinder einzeln - aber mit geweichten Sachen versehen  - vermutlich hat man ihnen einen Rosenkranz umgehängt -, nach  Straubing gefahren, wo sie zumindest noch so früh ankamen, dass sie ein Abendessen bekommen konnten.
Was dort mit ihnen geschah, liegt im Dunkeln, nur das Ergebnis ist dokumentiert:
Boten mit Schreiben mussten nach Viechtach, Roding, Schwandorf und zu einem Rittmeister von Tibouth nach Cham geschickt werden. Es steht zu befürchten, dass die Kinder unter Druck (uU Folter) alles mögliche sich zusammenfantasiert haben, was die Mühlen der Regierung in Straubing dann rotieren ließ.
Antwortschreiben kamen zurück und wurden weitergeleitet. Am Ende musste sogar der Schullehrer nach Straubing fahren, um vor dem Gericht Rede und Antwort zu stehen.
Fast 27 Gulden, umgerechnet sicherlich um die 3500 Euros kostete diese Beschädigung der Kindlichen Seelen.

Müller Bernhards Familie - siehe oben, der Kumpel von Josef Märkl - besaß übrigens das Haus mit der alten Nummer 49 - später als das Haus des Bürgermeisters Wensauer bekannt, gleich gegenüber der früheren Metzgerei Ritzenberger, "auf dem Pichel"
Nachdem der Vorname Bernhard in Kötzting sehr, sehr selten war, vermute ich, dass der im Jahre 1763 verstorbene Fluderknecht Bernhard Millner (Todesursache "subito sensibus ac loquela totaliter destituus fuit", was ich grob mit einem "plötzlichen und totalen Verlust der Wahrnehmung und der Sprachfähigkeit" übersetzen würde) mit dem Buben bei dem Prozess identisch ist. Ein Josef Märkl taucht in den Kötztinger Akten und Pfarrmatrikeln nicht mehr auf.



Die Überschrift spricht eigentlich von VENEFICIUM, was dann Giftmischerei, Gifttrank und Liebestrank bedeuten könnte. Weiß der Geier, was die beiden Buben unter Druck gestanden haben.


Es fing damit an, dass es in Kötzting ungewöhnliche verdächtige Geräusche gegeben hatte:

Die in pcto Veneficiy (Giftmischerei) zu  Verhafft gebrachte 2 Knaben Josephen Märckhl und Bernhardt Müller betr.:
Am Rande: den 4. et 7. Febr ao diss zu Verhafft gebracht, den 8 Marty darauf aber in Volge der gdisten Regts: Anschaffung in die Fronvesst nach Straubing verschaftt worden.
In dem alhisigen Marckht Közting seint inner 2 Jahren her zu verschaidtenen Mahlen Unnatürlich nächtliche Dänz, Gassathen gehen (bei RIEPL findet sich unter Gaßlgehen die Bezeichnung: des nachts zu einem Mädchen gehen) mit Spilleuthen, dan seltsames Geschray, und Jauchzen gehörtt und gesehen, so zwar. das man an Seithen des Gerichts (=Pfleggericht mit Sitz und Landrichterwohnung in der Kirchenburg) albereits im Monath Marty verwichen 1739ten Jahres aydtliche Erfahrung provisorio modo einzugehen bewogen worden.
Und weillen sich hiraus ergeben, das würklich etwas an der Sach, und immer mehr zu zweifeln seye, wie sich Hexenleuth findten miessen, die solch unnatürliche Dänz, und anderes nächtlicher Weill verführen. So wurde zwar alles...




in höchster Geheimb gehalten, iedoch dabey veranstaltet, das unaussetzlich bestmögliche Obacht getragen worden, obe nit ain: und andere Persohn nach der Handt auf zubringen, welche mit disen Laster behaftet, damit sodan weitter verfahren, und solch größtes Übel nit noch mehr ausgebraittet sondern deme auf alle weis vorgebogen, und abgeholffen werde.
Waryber geschehen, daß ein Burgersknab bey 12 Jahren mit namen Joseph Märkhl in ainer Endtzweyung mit dennen Schuellkhündtern gescholten und es dabey gehaissen, das er das schelten sehr wohl khenne, dahero der Landtgerichtsambtman zu Eingang des Monats February heurigen Jahres bay des Märckhls Schuellmaistern nachgefragt, und sich dissfahls mit ihme beredtet, wo er volgentes von ihme Schuellmaister vernommen, das



der Knab nicht richt, und neben noch ainem anderen allschon von P: Prior zu Redt gestelt, auch hierauf mit geweichten Sachen versechen worden, aus welchen man anderst nitschliessen mögen, als das diser Bueb ein Hexen kindt sein miesse. Vonendthalben dem Ambtman geschafft worden, selben von der Schuell abweckh zu nemben und in die Fronvest einzukheren, indeme verlauttet, das sowoll mit ime, als seinem dem Gericht noch zemallen unbekhandt gewesten Complice eillfärttig aus dem weeg getrachtet werden wollen.
Nachdeme nun der Märckhl den 4. ersatgten Monats February abents ins Ambtshaus verwahrlich gesezt, ist dem 6. eiusdem seinetwillen, auch wer der Compliz Erfahrung, sovill zu haben gewest, eingeholt, und da man hirunder den Complicem ausgeforschet ihme den 7. eiusdem gleichfahls

Handt Vesst zu machen befolchen. Alsdan ordentliche Fragstuckh mit aller Behuettsambkheit abgefasst, und hieryber anfänglich der Märckhl dem 15ten dessen Complex Bernhardt Müller aber den 16. dito in guett examiniert worden. Und haben daraufhin beede solch Umbständtige Bekhandtnussen abgelegt, warob man billich erstaunen sollen, die hernach zur churfürstlich hochloblichen Regierung Straubing underthanigist berichtet und dem Gerichtsboten Johann Kellner von dem darmit sub 25. illius dahin aigents Verrichten Gang Pottenlohn ab 6 Meyll weegs nach 10 xr erstallt worden: 1 fl
Von alwo underm dato 3ten pres.  

aber 6. Marty herwider bedeuttet worden, die Verhaffte zway Bueben mit geweichten Sachen wohl versechen nachher Straubing in aldasige Fronvesst liffern zulassen. Und hat solch gdiste Resolution ein aigner Pott anhero yberbracht, deme man der undter der yberschrifft gestelten Anschaffung gemess das Laufgelt dissohrts bonificiern miessen mit : 1 fl

Volglich wurden in conformität diser gdisten Resolution ermelte Knaben durch dem Landtgerichts und Eisenambtman Balthasarn Kehrn, und dessen Knecht und 2 mit 2 Pferdten bespandten Schlitten abgesondterte nach Straubing versendtet, die er auch

wie das undterschriebene Patent weiset, dem 8. currentis aldorth eingeliffert, waryber sub 4. et pres: 13. April mit Herausschliessung ainiger Extract ab der Knaben Aussagen befolchen worden nach Veranlassung deren die Zeugschaften thails alhir ein: thails auch von denen Pfleggerichten Rodting, Schwandorf und Viechtach, item dem Thobaischen Courassier Regiment beyzubringen, das man aso die Correspndenz geschrieben und zwar nachher Viechtach bey gehabter Gelegenheit: uf Chamb an den Rittmaister de Tiboucht: wie nitmünder uf Rodting: und Schwandorf aber annoch abgehörtt 13. April aigents verschickht, auch dessentwegen vor 7. Meyll weegs Pottenlohn 1 fl 10 xr, dann Warttgelt ab 1 Tag 15 xr mithin zesamben, inhalt zötls ausgelegt 1 fl 25 xr
Hieryber die Ambtspotten zu Viechtach und Rodting selbig requirierte Erfahrungen dem 20ten et 25ten dicti mensis Aprilis anhero vertragen, wargegen sye zum Pottenlohn in Crafft der zötl hibey ab 9 1/2 Meyll weegs erfordert 1 fl 35 xr

Alsdan seint solche neben der alhir zu stendten gebrachten, auch denen von Schwandorf und dem Rittmeister de Tibaucht erhaltenen Erfahrungen besambt ainem Prothokoll, so bey Visitierung der Knaben Wohnungen formiert, dem 29. decauentis zur hochlobl: regierung durch dem dossohrtigen GhtsPotten ybergeben worden, welcher 1 Tag
In Verwarth stehen und man aso hievor 15 xr stehene Laufgelt ab 6 Meyll 1 fl einvolglich in allem bezallen miessen: 1 fl 15 xr

So hat vorbemelter Landtgchts und Eisenambtman Balthasar Kehrn eine specification zu Gericht ausgehändiget, in dem er vor die gefänkliche Annamb der Knaben das, was vorendtwillen in der Instruction puncto 1 anberaumbt ist, praetendiert mit 1 fl 8 xr 4 H:

Zu deme gebieren ihme umb ieden Knaben 1 mall zum guettlichen examen geführt, tenore erwehnter instruction im 17. puncten  17 xr 1 H:

Fehrner macht das Rais und zöhrungsdeputat von lifferung der

Knaben nacher Straubing vor dem Ambtman des Tags 1 fl: dessen gebrauchten Knecht aber 40xr sohin beede ab 3 Täg der Instruction in punctum 4 et 5 conformb: 5 fl

Die Aztung vor welche lauth widerholter Instruction 11. punctens täglich 8 xr 4 H: passiern, trüfft uf den Marckhl den 4. Febr: wozumallen er nachmittag in Verhafft gerathen, zur helfte 4 xr 2 H: dan vom 5. dito unzt 7. Marty uf 31 täg 4 fl 25 xr 5 H, dem 8 illius aber uf ainen halben tag nochmallen 4 xr 2 H: nitweniger uf den Bernhardt Miller von 7. Febr: weillen er solchen Tag allschon in der Fruehe captiviert worden, bis ermelt 7. Marty
ab 29 täg 4 fl 8 xr 4 H hingegen dem 8. eiusdem an welchem tag er das Nachtessen in Straubing bekhommen 4 xr 2 H: in allem also 8 fl 47 xr 1 H:

Mehr ist ihme Ambtman das Penckh: oder Süzgelt, vor welches in der Instruction pcto 15 von georgi bis Michaeli täglich 3 xr ausgeworffen, zuständig, also ab dem Märckhl vom 4. Febr: bis 7. Marty inclusive 32 täg mit 1 fl 36 xr dem Miller aber von 7. febr: bis 13 Marty inclusive ab 29 Täg per 1 fl 27 xr zusammen mit 3 fl 3 xr.
Weitters betragt das Eisengelt beweis der Instruction im 16. pcten
ab 1er Persohn 14 volgsamb denen beeden Knaben 28 xr

Lestlich miesste beyr hochloblich Regierung Straubing der hiesige Schuellmaister Johann Martin Daller sich diser Knaben halber gehorsambist darstellen, und wurdte ihme vor die Rais Costen zu verguetten angeschafft, gleich er auch empfangen zuhaben bekhennt 1 fl 12 xr

Summa der auf die in puncto veneficy zu verhafft gerathene 2 Knaben dissorts erlossene Uncosten
26 Gulden 10 Kreuzer und 6 Heller.



Nachtrag