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Montag, 4. Dezember 2023

Erinnerung an Altkötzting --- Teil 23 unser altes Schwimmbad

  In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen "Blick zurück" erlauben, zurück auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden; eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtagen,  Bällen, und vor allem mit Menschen.


Das Kötztinger Schwimmbad

Jedes Jahr im Hochsommer veröffentlichten die n die Kötztinger Zeitungen immer Bildberichte über das Leben und Treiben im Kötztinger Flussschwimbad. Die folgenden Bilder tragen keinen Vermerk auf ein Erscheinungsdatum und stammen alle aus der Sammlung, die wir von Frau Serwuschok erhalten haben.



In den Flachwasser- und gleichzeitig Kieszonen des Flusslaufes, der das Schwimmbad auf der östlichen begrenzte, war das Fangen von kleinen Fischen - zumeist in und mit einer Schwimmbrille - eine stundenlange Beschäftigung.

Das Kötztinger Schwimmbad war bereits schon einmal Thema eines größeren Beitrages.
Wer mehr Bilder darüber sehen und/oder mehr über die Geschichte dieses Idylls erfahren will, hier der link>>>>>>> https://koetzting.blogspot.com/2020/11/das-kotztinger-flussschwimmbad-beim.html

Freitag, 1. Dezember 2023

Kötztinger Häuserchronik - beim Müller

    Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.

Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.


alte Hausnummer 64

beim Häusler Andrä Müller

oder: Die Suche nach einem verschwundenen Haus


Ausschnitt aus der Uraufnahme von 1831 von Bayernatlas.de

Foto Heilmeier 043: auf dieser Aufnahme, entstanden um die Jahrhundertwende (1900), kann man noch ein kleines Haus erkennen, das sich in etwas auf der Höhe des (Mahl-)Mühlengebäudes der Kötztinger Marktmühle befunden hatte


Foto Sammlung Dittrich
Auf dem obigen Bild eines Hochwasserereignisses bei der Marktmühle fehlt dieses kleine Haus bereits und man blickt direkt auf das Blechdach des Nebengebäudes, das auf dem vorherigen Bild die markanten weißen Streifen auf der Frontfassade aufweist.  Anstelle des kleinen Häuschens befinden sich nun die landwirtschaftlichen Nebengebäude der Marktmühle und im Hintergrund kann man über der hochaufragenden Stützmauer den seitlichen, flachen  Anbau des Landratsamtes erkennen, heute der Anbau des Kötztinger Rathauses.

Serwuschok Luftaufnahmen ca. 1956
Aus der Vogelperspektive ist hier noch deutlicher zu erkennen, dass das kleine Haus, das dem Mühlgebäude gegenüber gelegen hatte, nun einem Stadel gewichen ist und das Haus des "Winterschneider" den Giebel gedreht bekommen hat.

Von dem Haus, um das es hier geht, werden wir also mit Ausnahme der Aufnahme Heilmeiers nur noch Grundrisspläne von benachbarten Bauanträgen zu sehen bekommen, der Rest ist Geschichte.
Was aber kennen wir von den früheren Besitzern dieses kleinen Hauses?
Der erste Hinweis auf einen Besitzer kommt aus einer Verbriefung des Nachbarhauses, in welchem dessen Lage - wie damals üblich -  nur durch die Beschreibung der beiden Nachbarn definiert wurde.
Ein Schneidermeister Hans Pfeffer(Hanr 65) nennt seine beiden Nachbarn Streicher und Schwelmair, und, da wir den Vorbesitzer auf der Hausnummer 66 mit dem Namen Streicher bereits kennen, verbleibt für die Hausnummer 64 der andere Nachbar, Adam Schwelmair.

Adam Schwelmair und Margaretha Mühlbauer


Neben der Ortsbezeichnung im oben bezeichneten Hausverkauf des Nachbarn Hans Pfeffer kennen wir  "Adam Schwelmair" auch als - zusammen mit zwei weiteren Kötztinger Schneidermeistern, Hans Pfeffer und Georg Maister -  Zeuge bei der Erstellung eines Schneider-Lehrvertrages für einen Viechtacher Bürgersohn vom 9.9.1652. 
Am 16.8.1654 schließt der Bürger und Schneider Adam Schwelmair einen Heiratsvertrag mit  Margaretha Mühlbauer, der Tochter des verstorbenen Kötztinger Schusters Michael Mühlbauer.
60 Gulden verspricht seine Frau, mit in die Ehe einzubringen. Er wiederum gibt ihr 30 Gulden und den Wert seines Schneiderhandwerks, welches er mit weiteren 50 Gulden ansetzt.
Weiter ist im Vertrag noch geregelt, dass er, sollte sie vor ihm sterben, ihrer gemeinsamen Tochter Eva 10 Gulden als mütterliches Erbe - "sambt ihrem Halsgewandt" - sicherzustellen habe.
 Im Jahre 1655 reicht Adam Schwelmair eine Klage beim Magistrat ein.
StA Kötzting Verhörsprotokoll 1655
Clag
Adam Schwelmair burger und Schneider alhit Contra Mathesen Strücker alda, umb das derselb Ine in gesessnen Rath ainen Meinaidtigen Mann verscholten, welches dann malificando iniuriando begrüffen begehrt die rechtliche Ausführung oder erstattung seiner Ehren.
Antwortt: Der Beclagte widerspricht die Clag
Replic: Will sein Clag probiren (=beweisen)
Duplic: Mag die Weisung gedulten.
Bschaidt: Sein darzue gelassen"

Am 17.5.1664 verstarb die Schneiderin Margaretha Schöllmayr und ein halbes Jahr später heiratete der Witwer und Schneider Adam Schwölmeier seine zweite Frau, Anna Hietinger

Adam Schwelmair und Anna Hitinger


PfA Kötzting Band 1 Geburtsmatrikel
"November:  den 3. dieses Monats heirateten in Kötzting der Witwer, Schneider und Bürger Adam Schwölmair und die Anna Hitingerin, die eheliche Tochter des Bürgers und Bäckers Andreas Hitinger aus Viechtau(?) und dessen Ehefrau Elisabeth. Die Trauzeugen waren Herr Wolf Scharrer und Hans Pierckl, Weißgerbers. Die Trauung vollzog Pater Thomas Stifler."
 
PfA Kötzting Band 1 Geburtsmatrikel

Geburtseintrag des Johann Adam  Sohn des Schneiders und Bürgers Adam Schwelmer und Anna.
1669 folgte dann der Sohn Johann, 1672 erneut ein Johann, 1674 ein Johann Georg, 1676 ein Johann Karl, 1678 ein Johann Joseph und am 10.10.1680 noch eine Tochter Maria.
Am 13.10.1680, drei Tage nach der Geburt der Tochter, verstarb die Mutter, Anna Schwelmair.
Bei der Geburt des Johann Josef im Jahre 1678 wurde der Vater bereits zum ersten Male in den Matrikeln als "Handelsmann und Schneider" bezeichnet. In den Rechnungsbüchern taucht er bereits im Jahre 1676 als "Cramer" auf, als er für eine Eisenschiene bezahlt wurde.

StA Kötzting Marktrechnung von 1676 Seite 22`

"Zu Mach: und Aufsezung des eingefallnen Ofen im Prechhaus ist von Adam Schwelmer burger und Cramer alhir ain SchinEißen genommen worden und darfür bezalt worden  12 xr."

Adam Schwelmair heiratet daraufhin noch ein drittes Mal, als Braut wählte er sich Anna Maria Mayr,. die Tochter des verstorbenen Kötztinger Braumeisters Georg und dessen Frau Dorothea.

Adam Schwelmair und Anna Maria Mayr.

Mit seiner dritten Ehefrau wird er noch zwei weitere Kinder bekommen, bevor er am 23.1.1689 verstirbt, nun als Äußerer Rat bezeichnet, und im September desselben Jahres heiratete der Sohn, Johann Adam Schwelmair die Chamer Ratstochter Anna Barbara Hummer.

Johann Adam Schwelmair und Anna Barbara Hummer

Auch diese beiden bekommen in Kötzting noch einige Kinder und der Vater wird nacheinander als Händler, als Bürger und dann sogar als Äußerer Rat bezeichnet.
Bereits im Jahre 1695 verstirbt Johann Adam Schwelmair und seine Witwe heiratet einen Regener Bäckerssohn Jakob Fischer.
Es steht zu vermuten, dass kurz nach dem Jahre 1676, als Adam Schwelmair bereits nicht mehr als Schneider sondern als Handelsmann bezeichnet wurde, sich dieser ein anderes Haus im Markt hatte leisten können, und das kleine Haus am Regenfluss verkauft hatte. Vor allem die "Standeserhöhung" als Ratsmitglied passt eigentlich überhaupt nicht zu dem allzu kleinen Haus des früheren Schneiders.
Allerdings findet sich der Vater noch 1688 in der sogenannten Kirchentrachtliste, das die Steuern der einzelnen Kötztinger Häuser auflistet, wobei festzuhalten ist, dass diese Listen sehr häufig voneinander abgeschrieben wurden und Änderungen in Besitzverhältnissen gerne erst nach Jahren angeglichen wurden.
Hier der Stand für 1688:
HStA München GL Fasc 1629 Nr. 62
"Friz Weber                            2xr
Adam Schwelmers Häußl      2 xr
"

Einschub
Auch der Ausdruck " Adam Schwelmers Heusl" - im Gegensatz zu den Einträgen seiner Nachbarn, die alle mit Namen und Beruf in der Liste aufgeführt sind -  gibt einen weiteren Hinweis, dass Adam Schwelmair zu dem Zeitpunkt bereits auf einem anderen Anwesen gewirkt hatte.
In derselben Kirchentrachtliste findet sich ein Hr. Schwelmer mit den Abgaben für ein Marktlehen zwischen den Listennachbarn "Riederer" und "Zissler". In den Datensätzen für die noch nicht erstellten Hausnummern sind diese Hausbesitzer im Jahre 1688 auf den Anwesen mit den späteren "alten Hausnummern" 129 und 131 nachgewiesen. Bliebe für Schwelmair also die Nummer 130 (heutzutage Elektro Vogl) und für dieses Haus haben wir in den Datensätzen zwar keinen Adam Schwelmair,  - die Dokumente aus der Zeit vor 1700 sind sehr lückenhaft  - aber einen Bürger und Krämer Jakob Fischer.
Genau diesen hatte Johann Adam Schwelmairs Witwe - siehe oben - 1695 geheiratet.
Schlussfolgerung: vermutlich hatte bereits Johann Adams Vater Adam Schwelmair, spätestens, als er als Äußerer Rat bezeichnet wurde, ein Marktlehen besessen und das kleine Häuschen am Regen als Familienbesitz behalten.
Vielleicht hat der spätere Besitzer, Hans Müller, das kleine Häuschen auch bereits bewohnt und es später dann erwerben können. Von einem späteren Verkauf kennen wir den Preis.....15(!) Gulden mussten dafür hingeblättert werden.


Hans Müller und Maria Vogl 


Im Jahre 1686 bezahlt Hans Müller aus Arndorf 6 Gulden für das Kötztinger Bürgerrecht.

StA Kötzting Marktrechnung von 1686

Einnamb 
An Burgerrecht
Hanns Müller von Ärndorf, wie selbiger ain Heisl alhir erkhaufft, ist vor das Burgerrecht abkhommen, uf 6 fl.
"
Am 26.6.1685 hatte Hans Müller, Sohn des Arndorfer Gabriel Müller und dessen Frau Katharina, Maria Vogl aus Beckendorf geheiratet.
Am 19.7.1713 verkaufen die beiden ihr kleines Haus.
StA Landshut Briefprotokolle Markt Kötzting von 1713

"Kaufsbeschreibung   per 15 Gulden

Hanns Miller burger und heusler alhir und Maria sein Eheweib, auf Beystandslaystung Adamen Prunner auch burger: und Riember alda, bekhennen und verkhauffen, wie kaufs Rechtens ist derselben besseren Gelegenheit willen, auf erlangt obrigkeitlichen Consens, nemblich derselben eine zeitlang ingehebt und besessenes Heusl, sovil Schar und Dach in sich haltet, mit aller zuegehör zwischen de4s Markhtmillers dann Wolfen Frizens Heusern...
."
Der Kaufpreis ist sicherlich auch deshalb so gering, weil sich die Verkäufer sich für ganze 15 Jahre lang die freie Herberge festschreiben ließen.
Der neue Besitzer wird nun der Marktmüller Andreas Wittmann und dessen Frau Anna.

Wittmann Andreas und Anna Lanckhes


Schon im Jahr drauf - am 6.4.1714 - trennt sich Andreas Wittmann bereits wieder von dem Haus - der Kaufpreis bleibt bei 15 Gulden -, wobei er ausdrücklich festhalten lässt, dass er das Haus "sambt Fenster und Scheiben" verkaufen würde, die jedoch der ursprüngliche Besitzer, Hans Müller,  noch vom Kötztinger Goldschmied zu bestellen und zu bezahlen habe. 
Der neue Besitzer wird der Äußere Rat Hans Denscherz. Die freie Herberge "uf 15 Jahr lang, und nit lenger" für den Vorbesitzer wird natürlich weitergeschrieben.
15 Jahre lang in einem feuchten Haus am Regen, das keine Fenster und Fensterscheiben hat, wohnen zu "dürfen" ist wohl eine harte Kost. Der neue Besitzer ist Hans Denscherz.
Bei einer Schuldverschreibung im Jahre 1724 beschreibt der Marktmüller Andreas Wittmann, dass seine Säge "zunegst des Hansen Müllers Häusl" liege.

Der Verbleib bei Hans Denscherz, oder ob dieser Verkauf nicht sogar rückgängig gemacht worden ist, geht aus den Briefprotokollen nicht hervor, die aber eigentlich über diesen Zeitraum lückenlos vorliegen. Erst am 14.12.1726 heißt es plötzlich, dass ein Kötztinger Bürger, Hans Sterr mit Namen,  "das sogenannte Hans Müller Häusl negst der Marktmühl und Regenfluss entlegen", an einen anderen Kötztinger Bürger - sinnigerweise auch mit dem Namen Hans Müller versehen - um 100 Gulden verkauft habe.

Hans Müll(n)er und Maria Höpfl

Der Nachweis über das folgende Besitzerpaar muss wieder mit einem Umweg belegt werden.
Am 30.3.1746 liehen sich Hans Müllner, Bürger und Häusler genannt, und seine Frau Maria mit Beistand des Nachbarn und Ratsmitglieds Hans Adam Widtmann, 40 Gulden von der Pfarrkirche Kötzting. Das Kapital stammte aus einer Jahrtagsstiftung der Witwe Sterr.
Das Haus wird mit seiner Lage beschrieben als "zwischen Mühlbäurin Haus und Marktmühle".
Bei nächsten Weiterverkauf an einen Lamer Musikanten werden als die Erben des Hans Millner seine beiden Töchter Lucia und Anna Maria bezeichnet.
Da es unter den 30000 dokumentierten Geburtseinträgen Kötztings seit 1636 genau 17 Geburten mit dem Namen Lucia gibt, war es ein leichtes, damit den "Allerweltsnamen" Hans Müller/Millner dingfest zu machen und deren Eltern als Hans und Katharina Millner sicher belegen zu können.
Am 7.8.1726 - 4  Monate vor dem Hauskauf - hatte Johann Müllner, ein Sohn des Kötztinger Taglöhners Johann Gabriel Müllner die Grafenwiesener Küferstochter Katharina Höpfl geheiratet.
Da auch der Vorname "Gabriel" in Kötzting nur sehr selten vorkommt und der Vater des früheren Hausbesitzers Gabriel Müller geheißen hatte, vermute ich stark, dass das "sogenannte Hans Müller-Haus" nun wieder - zumindest  kurz - in die Hände derselben Familie gekommen ist.
StA Landshut Markt Kötzting Briefprotokoll von 1763

"Kaufsbeschreibung umb ain Heusl per 160 Gulden und 5 fl gleich bezahlten leykauf.
Weyl Johannes Müller.... bürgerlicher Fluderknecht alhir zu Közting.
"
Einschub
Der sehr große Unterschied in den Kaufpreisen dieses Hauses kommt vermutlich von der  - anfangs gleich  zwei Mal beinhalteten "freien Herberge" über immerhin 15 Jahre, die bepreist worden sind. Nimmt man auch einen monetären Wert einer solchen "Herberge" von  nur jährlich 5 Gulden an, so relativiert sich der so auffällig geringe Kaufpreis gleich wieder.
Einschub Ende

Augustin Vogl und Anna Maria Klein


Im Jahre 1763 bezahlt der Lamer Inwohnersohn und Musikant, Augustin Vogl, 10 Gulden, um sich das Kötztinger Bürgerrecht zu sichern. Das geht aber nur deswegen, weil er sich "das Häusl negst der Marktmühl von den Müllerischen Erben erkauft" hatte. Das Kötztinger Bürgerrecht setzte zwingend einen Grundbesitz im Markt voraus.
Schon am 5.7.1763 quittieren die beiden Müllerschen Töchter, Lucia und Anna Maria, von Augustin Vogl jeweils fast 40 Gulden erhalten zu haben. Die 40 Gulden Schulden bei der Pfarrkirche Kötzting - zusammen mit bereits 4 Jahren an ausständigen Zinszahlungen muss der Käufer dann auch umschreiben lassen. Lucia Müllner, die bei anderen Leuten arbeitete - in Dienste stand -,  sollte in dem "vorhandtenen Nebenstibel" für den Fall die Herberge genießen können, sollte sie erkranken. Sie müsse aber, als "lediges und junges Weibsbild", sofort wieder in Dienst treten, zur "Abschreckung aller sündigen Gelegenheit einer Herberg"
Im Jahr drauf schließt das junge Ehepaar auch einen Ehevertrag, in dem Anna Maria ihrem Mann 27 Gulden in die Ehe zu bringen verspricht, die ihr dann auch gutgeschrieben werden.
Bei der kurz danach erfolgten Umschreibung der Grundschuld wird Augustin Vogl als "Spielmann" bezeichnet.
Im Jahre 1770 findet sich wieder einmal eine Aktennotiz, die von einem überregionalen Einfluss zeugt. Die Getreidepreise gehen in diesem Jahre durch die Decke und Augustin Vogl - bürgerlicher Häusler und Musicant genannt - leiht sich 22 Gulden von der Pfarrkirchen Kötzting, um  "bey der ietzmalligen Getreid Theuerung, zu deren Unentpörlichen Hausnothdurft" über die Runden kommen zu können.

Der Streit ums Kötztinger Wasser


Im Jahre 1770 eskaliert - wieder einmal - ein Streit zwischen dem Kötztinger Prior und Pfarrer Mack und dem Kammerer Wolfgang Samuel Luckner. (Siehe auch der Beitrag in den Gelben Bänden von 1999, Seite 107: "Der Odel ist ein schläziges Wesen")
In diesem Falle gings um eine Wasserleitung, die der Pfarrer angezapft, das Wasser danach zum Durchspülen seiner Viehställe genutzt und die "Mischung" anschließend durch einen neu gegrabenen Abwasserkanal in die Kötztinger Point (oberer Teil der Auwiese) hatte abfließen lassen.
Luckner gestand durchaus zu, dass das Wasser aus Quellschüttungen stammte, die dem Kloster Rott gehörten, wehrte sich jedoch massiv dagegen, dass Mack die märktischen Zuständigkeiten sowohl durch das Anzapfen als auch durch den gegrabenen Kanal nicht beachtet hatte und offensichtlich auch nicht beachten wollte.
Einschub
Der in der Herrenstraße vor dem heutigen Rathaus mit der Aufschrift "Schratzelloch" versehene Kanaldeckel steht möglicherweise über dem Mackschen Abwasserkanal.
Einschub Ende
Der "große" Kammerer Luckner war sich nicht zu schade, eigenhändig den Mackschen Wechsel (=Abzweighahn)  an der märktischen Wasserleitung nächtens - bzw. sehr früh morgens -  zu zerschlagen, und lieferte sich in der Folge einen langen Rechtsstreit mit dem Kötztinger Prior.
Was aber hat dies mit dem ( oder eher den) kleinen Häuschen am Regenfluss zu tun?
In seinem Rechtfertigungsschreiben führt Prior Mack auch die Vorgeschichte dieses "Dramas" auf:
"Als ich in anno 1759 zu meinem dermaligen Amt angestellet wurde ware die erste und fast einzige Beschwerde, welche mir einige unter unserm Pfarrhof nebst dem Regen liegente Bürger vorbrachten, nemlichen das sie so grosse Ungemach durch unseren S.V. (mit Verlaub) Viehstählen und Tungetstatt zwischen ihren Behausungen in den Regen hinabflüsenten Odel und Wildgewässer besonders zur Winters Zeit, wann die Ausguß Rinnen verfroren, oder eine Wassergüss sich ergebe, zu leyden hätten, wo nicht selten geschehe, daß sie in ihren Kammern und Kellern fast unleidentlich Gestanck erdulten mußten. "
1760 brachten dieselben Bürger anlässlich eines Ortstermins des Pfarrers mit einem Maurermeister und Zimmermann von Kötzting wieder diese Beschwerde an. Beide Handwerker wussten auf Anhieb keine Lösung, versprachen aber, sich der Sache anzunehmen. Der Maurermeister unterbreitete einen Vorschlag: „, Es kunnte aber kostbar werden." Er schlug vor, einen Kanal zu graben, um das Wildwasser nicht auf die Regenseite, sondern in die kircheneigene Paint zu führen. Die Paint ist in etwa das Areal, das unterhalb des alten Krankenhauses zu der Auwiese hin liegt. Der Pfarrer aber ist skeptisch, denn, "were dies aber ein sicheres Mittel? Wie wann der Kanal sich versetzte. Der Odel und was von der tungetstatt mitlauffen soll, ist ein schläziges Wesen, so sich überall anlagert. "
StA Landshut Rep 97/e Nr. 834

Hier dargestellt sind am unteren Rand die drei kleinen Häuser am Regen und darüber hinter der hohen Stützmauer die landwirtschaftlichen Nebengebäude des damaligen Kötztinger Pfarrhofes und Priorats.
Deren Flächen wiesen offensichtlich alle ein Gefälle zur Regenseite hin auf und die - grundsätzlich vorhandenen - Abwasserleitungen führten zwischen den Häusern hindurch hinunter zum Regen.
Bei Starkregenereignissen und zu Winterszeiten waren diese "Konstruktionen" offensichtlich zu gering dimensioniert bzw. nutzlos, da zugefroren und die Brühe schwappte den Unterliegern in die Häuser, die ihrem Pfarrherrn dementsprechend in den Ohren lagen, diesen Zustand abzuändern.
Dieser Streit bringt uns jedoch einen seltenen Einblick in die innere Struktur und Raumaufteilung des kleinen Voglschen Hauses.



"Bürgershaus nunmehr Augustin Vogl angehörig."
Der Hauseingang war demnach nicht von der Gasse her sondern war oben, also vom kleinen Hof her.
"Alter Abfahl vom Fisch Kalter, wodurch die Nachbarschaft anvor nicht wenig beschwärt worden"
Im Hinterhof des Priorats befand sich ein hölzernes Wasserbassin, in dem Fische lebend aufbewahrt wurden, und das natürlich laufend einen Zu- und Ablauf benötigte.
Das laufende Wasser für diesen Fischbehälter bezog das Priorat vom sogenannten Badbrunnen in der Marktstraße, einem Brunnen, der nicht über die märktische Wasserleitung versorgt wurde, sondern über eigenes Grundwasser verfügte.

Die Lösung, die die Handwerker vorschlugen, wurde realisiert und in einem Plan auch dem Rechtsstreit beigelegt.

Dieser kolorierte Plan zeigt uns nicht nur den Verlauf des in den felsigen Untergrund getriebenen Abwasserkanals sondern auch noch einen Grundriss des Lucknerschen Gasthofes, der in vielen Details auch noch heute so zu finden ist, sondern auch den Gschwandhof - heute die TCM_Klinik - damals auch im Besitz des Wolfgang Samuel  Luckners mit einer fast herrschaftlich anmutenden strukturierten Gartenanlage.
Dies ist einer der wenigen Streitfälle Luckners - und da gab es viele -, die er verloren hatte, die pragmatische und äußerst vernünftige Lösung Macks, bei der eigentlich durchgehend alle profitiert hatten, durfte bleiben und die Unterlieger blieben von den Abwässern zunächst verschont und konnten aufatmen.
Nun weiter mit Augustin Vogl.

In der Kirchentrachttabelle des Klosters Rott von 1777 bis 1800 findet sich Augustin Vogl und auch sein Nachfolger auf dem Haus.
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott 5

"Augustin Vogl
Andreas Millner
Kirchentracht 2 xr.
"
Vogl Augustin - Musiker und Häusler genannt, stirbt im Alter von 61 Jahren am 8.4.1800.
Seine Witwe Anna Maria verkauft das kleine Haus "zunegst der Marktmühle" nun um 600 Gulden an einen Ander - und wieder einmal einen - Müller. 

Andreas Müller und  Bartl Theresia


Am 21.6.1800 schließen die beiden einen Heiratsvertrag, in dem festgehalten wird, dass die Braut nur ihre Kleidung - und sonst keinerlei Heiratsgut - in die Ehe mitbringt und er ihr dafür die lebenslange Herberge in einem Seitenzimmer festschreiben lässt.
Im Folgejahr steht Andreas Müller mit einem Nachtrag für 10 Gulden für sein Bürgerrecht in den Büchern. Zusätzlich muss er noch 2 Gulden für eine (Feuerwehr) Handspritze bezahlen.
Aus dem Jahre 1806 haben sich die kompletten Wahlunterlagen der damaligen Magistratswahl erhalten; sogar die einzelnen Wahlscheine kann man noch einsehen - von einer freien und geheimen Wahl war damals ja auch noch lange nicht die Rede. Es gab auch keine Wahlvorschläge, sondern jeder Wähler (=Kötztinger Männer mit Grundbesitz) konnte sich seine Wunschkandidaten für das Amt des Bürgermeisters, des Marktgemeinderats und des Gemeindeausschusses frei zusammenstellen.
Hier der Wahlschein des Andreas Müller, der von Lorenz Mühlbauer für ihn geschrieben wurde.

LGäO Kötzting  Nr. 793
Der Original Wahlschein des Andreas Müller

Die Auswertung der Wahl Andreas Müllers, Nepomuk Loderer wollte er als Bürgermeister sehen.
Heinrich Leszkier, Josef Döler, Anton Mack und Paul Groß für den Rat
Baptist Lanzl, Wolf Mang, Josef Drickl und Mathias Pfeffer für den Ausschuss.

Aus dem Jahre 1810 stammt der Häuser- und Rustikalsteuerkataster.
Ähnlich wie in der Wahlliste - mit 58 - , steht Andreas Müller hier noch auf der Nummer 60; erst ab dem Grundsteuerkataster von 1840 wird das Haus die sogenannte "alte Hausnummer"  64 erhalten, die unverändert bis zur Einführung der modernen Hausnummern und Straßennamen 1950 bleiben werden.
StA Landshut Rentamt Kötzting B 27 von 1810/11


"Nro 60
Andrä Müller das gemauerte Häusel mit einem kleinen Gärtl"

Im Jahre 1840 wird dann der bis heute gültige - aber natürlich laufend fortgeschriebene - Grundsteuerkataster erstellt.
StA Landshut Grundsteuerkataster 5038 
"Hausnummer 64 in Kötzting, Häusler, Andrä Müller
Ein Leerhaus
Gebäude:
Wohnhaus und Stall unter einem Dache mit Schupfe und Hofraum.
Garten;
Wurzgärtl
"
Kommentar zum Eintrag

"Laut Brief vom 16. März 1800 von Anna Maria Vogl, mit Lit B und Dareingaben um 600 fl erkauft."
10 Kinder wird das Paar im Laufe ihrer Ehe bekommen, von denen der im November 1816 geborene Franz Xaver später als Fluderknecht das Haus übernehmen wird.
Andreas Müller, nur Häusler genannt, stirbt im Alter von 71 Jahren an der "Wassersucht" am 5.3.1844.


Müller Franz und Anna Brey  

Jahrzehnte bevor Franz Müller das Elternhaus übernehmen konnte, findet er sich bereits in einem "Strafverfahren wieder", dem er aber dank seines Wechsels zum Militär ausweichen konnte.
IM Sitzungsprotokoll des Marktgemeinderats findet sich im Jahre 1834 folgender Eintrag wegen Franz Müller: "Anzeige des Amtsdieners wegen Franz Müllers verbottenen Krebsens am Gruberbach - wegen Abwesenheit suspendiert."
Franz Müller wurde also beim Schwarzfischen erwischt, konnte aber nicht mehr belangt werden.
Zu seiner militärischen "Karriere" mehr an seinem Lebensende.

Am 30.10.1856 heirateten Franz Müller und Anna Brey aus Madersdorf. Im Jahr drauf kann er als neuer Hausbesitzer auch das Kötztinger Bürgerrecht erwerben und noch im selben Jahr können sich die beiden über die Geburt der ersten Tochter, Barbara freuen, der 1860 dann noch eine Anna folgen wird.
Franz Müller arbeitet wie bereits einige seiner Vorbesitzer als Flößerknecht und was das für diese Menschen bedeutete, kann man in dem bereits beim "alten Schödlbauerhaus" und in den Gelben Bänden veröffentlichten Beitrag nachvollziehen. 

Von Franz Müller finden sich noch einige weitere Lebensnachweise in den Kötztinger Akten und vor allem, ganz, ganz kurz vor seinem Tode, erhält er eine ganz besondere Ehrung, die ihn aber nicht mehr lebend erreichen wird.
Die Quartierlisten, also die Menge an Lasten bei Einquartierungen, wurden in Klassen eingeteilt, in die die einzelnen Bürger je nach ihrer Steuerlast eingetragen wurden. Franz Müller erschien dort mit einer Steuerzahlung von jährlich 32 Kreuzern, einem Äquivalent von 10 Maß Bier.


1865 erhält er vom Magistrat den Auftrag, seine Dung- und Versitzgrube fest zu verschließen, es dürfe kein Odel auf die Straße rinnen.
Im selben Jahr steckt er in einem Wegestreit mit seinem kleinen Gruber Ackerl.
1. Mai 1865: Frau Haas Färberanwesensbesitzerin von hier dann Josef Huber, Stricker von hier, ferner Josef Beier haben gegen Franz Müller, Paul Sturm und Johann Babtist Amberger Klage angemeldet, wegen eines Fahrtrechtes in die Gruber Acker. Die Beklagten erklären:
 Franz Müller gibt an, dass er über den Acker Pl Nr  886 der Frau Haas nicht mehr fahren will. Müller beantragt jedoch, dass der Gruberbach fahrbar hergestellt werden muss. 
Sturm und Johann Baptist Amberger erklären ebenfalls, dass Feld Pl Nr 886 ½  nicht mehr befahren werden soll und beantragen ebenfalls, dass der berechtigte Feldweg durch den Gruberbach fahrbar hergestellt werde. Die Beteiligten sind mit diesem Vergleich einverstanden. (AA VIII/12)
Im drauffolgenden Jahr kommt es erneut zu einem Wegstreit:
1. Oktober 1866: Michael Drunkenbolz, Johann Kuchler und Sebastian Ellmann haben gegen Franz Müller, Paul Sturm und Franz Schröder Klage erhoben. Sämtliche bis auf Franz Schröder sind erschienen. Ein Vergleich wurde versucht.
Während der Verhandlung erklärt Franz Müller, dass er dem Kuchler die Krautpflanzen herausgerissen habe und bemerkt, dass der Bezirksgeometer geäussert habe, es geht zwischen den betreffenden 
Messnerteilen und Gruberackerl als Pl Nr 858 dann Pl Nr 857 bis 841 ein Fussweg auf 3 Fuss Breite Hierauf wurde der Gemeindeplan zur Hand genommen. Dieser Plan zeigt aber keinen Weg an. Die 
Beklagten haben keine Dokumente über einen Fussweg aufzuweisen. 
Es kam demnach folgender Vergleich zustande. Die Beklagten Paul Sturm und Franz Müller sprechen keinen Weg mehr an und wollen den Kläger künftig keinen Schaden mehr zufügen. Die Kläger sind mit dieser Erklärung zufrieden.   
Als es in Kötzting im Jahre 1867 und im Nachgang des großen Brandes zu einem Versuch einer  - mutmaßlichen - Brandstiftung gekommen war, wurde das Mittel einer nächtlichen "Stillwache" eingeführt, die Franz Müller zusammen mit 6 "Consorten" durchführte, für die sie alle zusammen fast 6 Gulden erhielten.
Offensichtlich war die Gefahr noch nicht gebannt, denn Franz Müller erhielt für weitere 22 Nächte weitere 6 Gulden und 36 Kreuzer für die Haltung der Stillwache.
In mehreren Bauakten seiner Nachbarn findet sich ein Namensbeleg für Franz Müller, wobei es einen Namenszusatz gibt, der sich erst mit seinem Tode auflösen wird.
Bei der Erhöhung der Mühlstube des Marktmüllers  im Jahre 1902 heißt es unter dem Buchstaben "e": " Wohnhaus des Franz Müller"


Bei einem Akt des Bezirksamtes nach dem Brand der Marktmühle 1911 wird der Nachbar mit "Schwalbl" angegeben.
Diese eher rätselhafte Bezeichnung erfährt ihre Auflösung erst durch einen Fund im Kötztinger Anzeiger von 1905, der von einem schicksalhaften Zusammentreffen eines großen Jubiläums und einem Todesfall berichtet. Franz Müller war im Jahre 1905 einer der ältesten lebenden Bürger Kötztings und anlässlich seines 50 jährigen Ehejubiläums hatte er eine Ehrung erfahren, die ihn drei Tage nach dem Jubeltage  - vielleicht vor Aufregung - hinwegraffte.
Die Zeitung berichtete in einem Nachruf über sein Leben und über ein ganz besonderes Zusammentreffen mit einem Mitglied des bayerischen Königshauses während seines Militärdienstes.

In diesem Zusammenhang wird der Name der Frau Anna Müller mit dem Zusatz (Schwalbl) versehen, vielleicht ihr Hausname, den sie aus Madersdorf mitgebracht hatte.
In den Familienstandsbögen des Kötztinger Stadtarchives findet sich auch dieses tragische Ereignis und eine Beschreibung des Bauzustandes des Hauses, welcher dann  - gut vorstellbar - ein Grund für den Verkauf und Abriss des Häuschens gewesen sein könnte.
Stadtarchiv Kötzting 024 Buchstabe 'M"
Familienstandsbogen für Franz Müller Flösser
Weitere Vermerke: "nun dessen Tochter Anna Müller 
+ Witwe Anna
"

Müller Franz Flösser in Kötzting HsNr. 64 Geboren in Kötzting am 9.12.1816-

Seine Witwe, die nun in ihrem hohen Alter ganz auf sich alleine gestellt ist, schreibt - bzw. vermutlich lässt schreiben - einen Bittbrief an das Königshaus. Der Brief ist in seiner Konzeptausführung noch vorhanden.

"Kötzting am 19ten Nov. 1905"  also geschrieben bereits 2 Tage nach dem Ableben des Ehemannes.

Alleruntertänigstes Bittgesuch betreffend
die Flössers- und Häuslerswitwe Anna Müller

Eure königliche Hoheit, allergnädigster Prinz Regent und Herr!

Nach Gottes Vorhersehung war es mir und meinem nun in Gott ruhenden Mann gegönnt am 15ten Nov. l. J. das goldene Ehejubiläum zu begehen. Der Verstorbene erreichte ein Alter von 89 Jahren, während ich bereits 86 Lebensjahr zurück gelegt habe. Unser Besitztum besteht in einem kleinen Hause mit 2/3 Aar Grundstück zur notdürftigen Ernährung einer Kuh. Bei der schon seit längerer Zeit eingetretenen Erwerbsunfähigkeit des Verstorbenen ist das Besitztum derart mit Hypotheken belastet, daß ich nur weniges als mein Eigentum besitze.
Eine Tochter, welche uns durch Näharbeiten nach Kräften unterstützte, ist sein mehr als einem Jahr in Folge Überanstrengung krank und kann kaum das notdürftigste für ihren Unterhalt mehr verdienen.
Die wenigen Geschenke, welche uns an unserem Jubeltage gespendet wurden, werden für die Beerdigungskosten aufgehen, und so sehe ich einer bitter traurigen Zukunft entgegen.
Nach der öfteren Erwähnung des verstorbenen von Ihrer Güte und bekannten Wohlwollens, wage ich es die alleruntertenigste Bitte an Eur königl. Hoheit um eine momentane allergnädigste Unterstützung zu stellen.
In der Hoffnung, daß Eure kl. Hoheit meine Bitte würdigen möchten, gehöre ich Eur. kgl. Hoheit unterthenigst, treu, gehorsamste Anna Müller Häuslerwitwe."



Von der königlichen Hofkasse kommt noch im Dezember ein Barbetrag in Höhe von 20 Markl in Kötzting an, den die Empfängerin zu quittieren hatte.

Sechs Jahre nach ihrem Mann, am 27.4.1911,  starb auch die Flößerswitwe  Anna Müller in ihrem Haus, und ihre beiden Kinder, Anna Müller, eine Näherin in Kötzting, und Barbara Breu, eine Wäscherin in Kötzting, wurden zu ihren Erben erwählt.
In einer Vermögensaufstellung der Verstorbenen wurde der Wert des Hauses mit 3000 Mark angegeben, denen einiges an Verbindlichkeiten und v.a. die jeweils den Mädchen verschriebenen Erbanteile nach dem Tode des Vaters festgeschrieben waren. Nach Abzug aller Schulden und den Beerdigungskosten blieb den beiden Töchtern noch wenige Hundert Mark als Erbe auszuzahlen.
In einem ersten Schritt beantragten sie nur, dass sie beide als Erbgemeinschaft im Grundbuch auf das Haus eingetragen würden.
Todesanzeige der Anna Müller im Nachlassakt deim Staatsarchiv Landshut

Unterschrift der beiden Töchter

Im November 1913 schickt das Bezirksamt Kötzting einen Brief über bauliche Missstände des Müllerschen Hauses an den Magistrat
Am Rande des Briefes ist vermerkt, dass Anna Müller - die Tochter - eine Abschrift der Mängelliste erhalten und dies auch durch ihre Unterschrift bestätigt hatte.
Mit Datum des 15.1.1915 steht eine weitere Kurznachricht am Rande, in der der damalige Bürgermeister Wensauer festhält, dass sich an der Situation noch nichts geändert hatte.
StA Kötzting Familienbögen 024 

Wenige Jahre später,  bei der Anlage eines neuen Mieterkatasters im Markt Kötzting - wird das Haus nicht mehr aufgelistet.  
Grundsteuerkataster Sta Landshut Nr. 5052
Witwe Müller Anna
Breu Barbara und Müller Anna
Amberger Franz >>>>> Erloschen

Nach dem Tode der Mutter haben sich die beiden Töchter offensichtlich dazu entschlossen, das kleine Haus am Regen an den Nachbarn, den Marktmüller Franz Amberger zu verkaufen, der das Haus anschließend - siehe die beiden Fotos zu Anfang des Blogbeitrages - abgerissen hat, um seine landwirtschaftlichen Nebengebäude erweitern zu können.
In einem Bild aus dem Jahre 1948, als Dattler Buberl der Kötztinger Pfingstbräutigam gewesen war, posierte die ganze Familie vor dem Nachbarhaus und man kann gut die Lücke erkennen, in der über Jahrhunderte hinweg das kleine Müllersche Haus gestanden hatte.,,, tempora mutantur...


Mittwoch, 29. November 2023

Erinnerung an Altkötzting - Teil 19 Kötzting wird "modern"

 In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen "Blick zurück" erlauben, zurück auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden; eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtagen,  Bällen, und vor allem mit Menschen.


Die Parkuhren in der Bahnhofstraße

Leider haben wir von diesen Bildern keine Datumsangaben, ich denke jedoch, dass ich mit einer Zeit zu Anfang der 70er Jahre ziemlich richtig liege.

Hans Auzinger und ein mir bisher noch unbekannter Mitarbeiter der Kötztinger
Stadtverwaltung beim Einbau der technischen Neuerung.

Sperl Poidl und Hans Auzinger mit seiner unverwechselbaren Lederhose

Wenn mich nicht alles täuscht, ist es die Ehefrau des damaligen Kötztinger Chefarztes Dr. Theo Stern, Frau Uta Stern, die hier den Münzautomaten bedient.


Mittwoch, 22. November 2023

Erinnerung an Altkötzting Teil 18 die Astronomiekuppel des Dr. Angerer

In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen "Blick zurück" erlauben, zurück auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden; eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtagen,  Bällen, und vor allem mit Menschen.

Ein Kötztinger Wahrzeichen verschwindet




Inmitten des Marktes Kötzting stand früher an der Ecke Marktstraße/Schirnstraße - heute der Eingangsbereich des Drogeriemarktes Rossmann - das Haus des Allgemeinarztes Dr. Angerer und dessen Dach schmückte deutlich sichtbar eine große Astronomiekuppel.
Im Jahre 1969 - kurz nach dem Tode Dr. Angerers - schenkte seine Witwe dieses Schmuckstück dem Gymnasium in Laufen. In einer spektakulären Aktion wurde diese Kuppel geborgen und Kötzting verlor damit eines seiner Wahrzeichen.






Während der Umschau zwar diese Fotos in unserer Sammlung gelandet sind, lässt sich aber - noch - kein Bericht über diese Aktion nachweisen.
Anders bei der Kötztinger Zeitung, von der haben wir zwar keine Fotos, dafür aber einen Zeitungsbericht, der uns auch Details der Geschichte dieser Kuppel übermittelt.

Hier das Bild des Hauses in den Dreißiger Jahren wohl kurz nach dem Einbau der Kuppel. Der zeitliche Orientierungspunkt ist die gestutzte und gerade wieder austreibende Robinie am Hauseck.
Foto Josef Bock 


So grüßte die Kuppel die Kötztinger viele Jahrzehnte lang: Pfingstmontag Ende der sechziger Jahre.

Als das große Kaufhaus Wanninger sich anschickte, noch größer zu werden, war es dann auch mit dem Haus - ohne Kuppel - endgültig vorbei.


Foto Sammlung Serwuschok

Freitag, 17. November 2023

Der Räuber Heigl - der "Heigl-Bande" wird der Prozess gemacht.

 

Michael Heigl

der Schwurgerichtsprozess 1854

Zuerst jedoch ein Hinweis auf die Teile der Dokumentation, die bereits veröffentlicht sind:
Hier der link auf die bisher veröffentlichten Teile zum Thema Räuber Heigl.

Foto Kretschmer; Kinderfestzug 1954
zwei königlich bayerische Gendarmen und ein böse blickender Räuber Heigl




Michael Heigl war nun also - nach einigen Wochen angeketteter Wartezeit im Kötztinger Gefängnis - unter strenger Bewachung nach Straubing gebracht worden. 

Die Hinweise auf die in diesem Beitrag angeführten Druckerzeugnisse habe ich ausnahmslos von Herrn Alfred Silberbauer aus Rimbach erhalten, der mir auch sonst immer viel an zusätzlichem Material für meine Veröffentlichungen beisteuert, Vielen Dank dafür.

In der "Allgemeinen Schwurgerichtszeitung", einem ausgesprochenen Fachblatt für Juristen, wird der Prozess gegen Michael Heigl vom Staatsanwalt Steinle aus Aichach kommentiert- auch wenn er seine Veröffentlichung erst nach Heigls Tod fertiggestellt hatte.
Von ihm erfahren wir nicht nur einen kurzen Lebenslauf, sondern - viel wichtiger - auch eine genaue Personenbeschreibung der einzelnenBandenmitglieder.
Michael Heigls "Werdegang" vom Müßiggänger hin zum Verbrecher schildert er gleich am Anfang seines mehrseitigen Beitrags. 

"Große Körperkraft, Verwegenheit und Verschmitzheit machten ihn zum gefährlichsten Verbrecher - zum Schrecken der Besitzenden. Meistens mit grauer Jägerjoppe und grünem Jagdhut bekleidet, den sicheren Stutzen übergehängt, bisweilen zum Schein einen Geschirr- oder Gemüse=Handel treibend, besuchte er ohne Scheu nicht nur Einöde, sondern auch ganze Ortschaften und was so der Mehrzahl der Wäldler, mit ihnen wo und wie sich´s ergab verkehrend, persönlich bekannt. Die reichen und Wohlhabenden fürchteten ihn und seine Rache, die Ärmeren waren ihm meistens geneigt."
Es scheint, dass sich der Staatsanwalt Steinle in seiner Einleitung - woher hätte er es auch wissen können - an den Veröffentlichungen bei den Sonntagsbeilagen bediente, weil er selbst bemerkt, dass "der Räuber von Handwerk, der sein Gewerbe mit einer gewissen wilden Romantik betreibt ...eine äußerst seltene Erscheinung geworden" sei. "Zu dieser, mehr in Räuberromanen und Spinnstuben=Erzählungen als in der Wirklichkeit existierenden Spezies gehöre jedoch Michael Heigl"
Er stellte also durchaus selber fest, dass vieles was "man" von Michael Heigl kolportierte, durchaus in die Kategorie von Räuberromanen und Spinnstubenerzählungen passte.

Diese Kategorie befeuerte er aber durchaus selber, als er mit dem Zusatz: "Man erzählte sich", solche romantisierenden Geschichten selber anführte.



Weiter beschrieb er sogar Heigls Ausweichen nach Ungarn:

Nach der - bekannten - Schilderung der Gefangennahme Heigls, berichtet Steinle - anders als der Kötztinger Gendarm Suffa in seinem Bericht - auch von er Gefangennahme der Therese Pritzls:
"Auch seine Zuhälterin Therese Pritzl, die jedoch ohne Jemand zu treffen, eine Pistole auf ihre Verfolger abgefeuert hatte, wurde mit ihm gefangen. Die Gefangenen wurden in die Fronfeste nach Straubing gebracht, um dort vor das niederbayerische Schwurgericht gestellt zu werden."
Diese Darstellung des Ablaufes ist definitiv falsch, denn die Fronfeste Straubing war damals hoffnungslos überfüllt und weigerte sich kategorisch, MH überstellt zu bekommen, was Carl von Paur in Kötzting in der Folge sicherlich viele schlaflose Nächte bereitete.

Bis hierher war der Bericht Steinles auch nur eine Wiedergabe vieler damals umlaufender "Räuberpistolen" über Michael Heigl, die er halt in der Prozessvorbereitung so gelesen hatte.
Nun aber wird er zum Zeugen des Prozessverlaufes:
Einschub
Da er am Ende seines Berichtes sogar bereits die Begnadigung und den Tod Heigls kurz erwähnt, wird nicht klar, ob er seine Berichte aus dem Prozess selber als Augenzeuge übermittelt, oder diese Details nur vom lesen oder Hören=Sagen kannte.
Einschub Ende

"So war also endlich Michael Heigl, der Rinaldo Rinaldidi des bayerischen Waldes, im Kampf mit der Obrigkeit, der er über ein Jahrzehnt Trotz geboten hatte, unterlegen. - Am 21.Juni 1854 fand die öffentliche Verhandlung gegen ihn und seine Genossen statt, zu der 87 Zeugen geladen worden waren.
Der bayerische Wald sendete Massen seiner Bewohner, um der Aburtheilung Dessen beizuwohnen, der so lange seine Geißel und sein Schrecken gewesen. Der zweite Saal faßte nicht die Kopf an Kopf dicht gedrängte Menschenmenge, die noch Vorplatz, Gänge und Stiegen anfüllten. Zahlreiche Sicherheitsmannschaft war aufgeboten und alle Eingänge mit doppelten Posten besetzt."

Einschub
Den Ausdruck "Rinaldo Rinaldini" könnte er von der Landshuter Zeitung abgekupfert haben, die ihren Prozessbericht mit diesem "Ehrentitel" überschrieb.
Einschub Ende

Auf der Anklagebank saßen: Michael Heigl, Therese Pritzl, Michael Rainer, Joseph Spiegelberger und Marianne Gruber.
Einschub: So wie Staatsanwalt Steinle bereits ganz am Anfang von "Benkendorf" als Heigls Geburtsort geschrieben hatte, macht er auch hier aus Josef Zitzelsberger einen Josef Spiegelberger.

Was aber Steinles Prozessbericht für uns so herausragend macht, ist seine genaue Personenbeschreibung der Angeklagten.

Michael Heigl

Staatsanwalt Steinle in seinem Prozessbericht


Wir haben also - damals waren Menschen nachweislich kleiner als heutzutage - einen für damalige Verhältnisse - Mann von mittlerer Größe, breit gebauter Brust und einem runden, bartlosen und vernarbten Gesicht vor uns.

Michael Rainer


Staatsanwalt Steinle in seinem Prozessbericht


Therese Pritzl und Marianne Gruber


Staatsanwalt Steinle in seinem Prozessbericht

Mir ist es in all den Jahren meiner Nachforschungen noch nicht gelungen, ab wann und weshalb, der Ausdruck der "Rout´n Res" für Therese Pritzl aufgekommen ist. Von der Personenbeschreibung des Staatsanwaltes Steinle  bis hin zu den Eigenschaften, die man der "Rout´n Res" mittlerweile angedichtet hat, ist jedenfalls ein sehr, sehr weiter Weg.
Therese Pritzl war von " kleinem gedrungenen Wuchs und voller Büste, hatte dunkle feurige Augen und braune Haare."
Interessant ist hier auch die Herausstellung der "schreiend bunten Farben", in denen Marianne Gruber gekleidet gewesen war. Selbst in Hinblick auf ihre Kleidung war Therese Pritzl damit wohl eher eine  unscheinbare Erscheinung. 

 Josef Zitzelsberger


Staatsanwalt Steinle in seinem Prozessbericht

Von den ursprünglich weit über 40 Anklagepunkten wurden hier nur noch 10 verhandelt, "theils weil die sie betreffenden Schuldanzeichen nicht für erheblich genug erachtet wurden, theils weil ihre Reate auf Ausmessung der zu verhängenden Strafe ohne wesentlichen Einfluß gewesen waren."

Dieser Prozess zog nicht nur viele interessierte Besucher an, sondern auch die Presse war entsprechend vertreten und so gibt es zum Beispiel auch von der Landshuter Zeitung einen ausführlichen Bericht über den Prozessbeginn.

Aus der Landshuter Zeitung erfahren wir zunächst die genaue Zusammensetzung des Straubinger Schwurgerichts.
Beilage zu Nro. 145 der Landshuter Zeitung

Auch dem Reporter der LZ fällt die Zuschauermenge und die umfangreichen Sicherungsmaßnahmen rund herum um den Prozess auf.


Beilage zu Nro. 145 der Landshuter Zeitung


Der Reporter der LZ beschäftigt sich ebenfalls mit dem äußeren Erscheinungsbild des Michael Heigl, versucht aber sogleich aus dessen Verhalten und Aussehen gleich noch auf  Heigls Charakter zu schließen.

Beilage zu Nro. 145 der Landshuter Zeitung


Auch von ihm findet sich eine kleine Beschreibung der Therese Pritzl und ihres Verhaltens gegenüber Michael Heigl. Eine Beschreibung, die sich erneut im Gegensatz zu den Eigenschaften befindet, die in den letzten Jahrzehnten einer  - offensichtlich konstruierten - "Routn Res" zugeschrieben wurden. Hier die Einschätzung der Landshuter Zeitung zum Auftreten der Therese Pritzl.

Beilage zu Nro. 145 der Landshuter Zeitung


Interessant an der Prozessbegleitung - ob selber gehört, oder den Prozessakten entnommen sei dahingestellt - durch den Staatsanwalt Steinle ist besonders, dass er bei den einzelnen Anklagepunkten auch Michael Heigl zu Wort kommen lässt, wenn dieser auf Aussagen von Zeugen oder Betroffenen reagiert. Über sieben der zehn  Anklagepunkte gegen Michael Heigl berichtete er dann genauer:

1. Der Versuch des Todschlages an Josef Mühlbauer von Haselstauden

Josef Mühlbauer war der erste - und wohl entscheidende - Verfolger, der Heigl bei seiner schlussendlichen Ergreifung hatte aufhalten können und dafür mit seiner Gesundheit büßen musste.


Staatsanwalt Steinle in seinem Prozessbericht


2. Der Raub dritten Grades an Anna Pritzl 

Die Beweisführung - gegen MH - in diesem Anklagepunkt erwies sich als schwierig, da Heigls Beteiligung nur auf einer Aussage Rainers beruhte, die dieser gegenüber einem Mitgefangenen in der Kötztinger Fronveste gemacht hatte und diese Aussage nun zurücknahm.
Dafür war die ausführliche Schilderung des nächsten Falles angefüllt mit tränenerfüllten Aussagen Heigls und einer überraschenden Vermutung von Seiten des Staatsanwalts über Heigls Motive bei seiner Aussage. Zur Erinnerung, der berichtende Staatsanwaltschaft schreibt anstelle von Zitzelsberger immer von Spiegelberger.

3. Der Raub vierten Grades an den Santlischen Eheleuten 

Staatsanwalt Steinle



In direktem Zusammenhang mit dem dritten Anklagepunkt steht auch der nächste Vorwurf, der der schweren Körperverletzung. Ursprünglich wurden die Schüsse auf den Brigadier Sommer in Pirka als Mordversuch gewertet, nun also nur noch eine schwere Körperverletzung. Die Verbindung zum Punkt 3 besteht im Fund von Gegenständen, die bei dem "Santlschen Ehepaar" entwendet worden waren.


4. Mordversuch am Brigadier Sommer - abgeändert in schwere Körperverletzung 


Staatsanwalt Steinle


Den folgenden Fall hatte MH offensichtlich vollumfänglich gestanden:

5. Raub dritten Grades an Barbara Winter  




6. Raub vierten Grades an Katharina Dachs  

Staatsanwalt Steinle


Vor dem nächsten Anklagepunkt fügte Staatsanwalt Steinle noch einen eigenen Kommentar ein:
"Alles bisher Vorgekommene an Brutalität und Grausamkeit überbot aber..."


7. Der Raub vierten Grades an den Greil´schen Eheleuten  

Staatsanwalt Steinle

Die Landshutern Zeitung berichtete zusätzlich bei diesem Anklagepunkt folgende Details:
Landshuter Zeitung



Von weiteren Anklagepunkte gegen MH, die es dem Staatsanwalt nicht wert gewesen waren in seinem Bericht erwähnt zu werden, wurden von der Landshuter Zeitung  ihren Lesern vollständig übermittelt.
 

8. Verbrechen des ausgezeichneten Diebstahl an dem Hutmacher Jos. Gulder von Kötzting

Landshuter Zeitung

9. Diebstahl an dem Bauern Jos. Aschenbrenner von Vordereschlingen(!)

Landshuter Zeitung

 

10. Diebstahl an dem Gärtner Paul Dimpfl von Grub


 


Auch einzelne Punkte gegen Marianne Gruber wurden verhandelt, die zum Zeitpunkt seiner Raubzüge eher in Gegensatz zu MH gestanden hatte und sich nun auch gegen einzelne Aussagen Michael Heigls zur Wehr setzte.
Landshuter Zeitung

Am Ende der Beweisaufnahme stand das Plädoyer des Anklagevertreters, der - wie es sich gehörte-   versuchte, bei Heigls verbrecherischen Handlungen auch den einen oder anderen positiven Ansatz herauszustellen: 
 
Staatsanwalt Steinle in seinem Prozessbericht



Dann waren die Verteidiger am Zuge und die Landshuter Zeitung berichtete ausführlich über die einzelnen Plädoyers der Strafverteidiger.

 Michael Heigls Verteidigung:

Landshuter Zeitung


 Die Verteidigung der Therese Pritzl:

Landshuter Zeitung

Die restlichen Plädoyers waren der Zeitung nur eine kleine Zeile wert, und dann zogen sich die Geschworenen zur Beratung zurück.

Landshuter Zeitung
Gerade noch rechtzeitig vor Beginn des Andrucks der Zeitung, konnte die LZ - entgegen der obigen Ankündigung - doch noch in derselben Ausgabe vom Urteil gegen Michael Heigl berichten.

 
Landshuter Zeitung


Staatsanwalt Steinle wollte es nicht einfach bei einer knappen Urteilsverkündigung bleiben lassen, sondern ging hier ins Detail und beschrieb auch Heigls kurze Reaktion bei der Urteilsverkündung.
:

Das Urteil


Steinles Großbericht in der "Allgemeinen Schwurgerichtszeitung" ist erst Jahre nach dem Prozess erschienen, weil sein Beitrag am Ende nicht nur kurz von Heigls Begnadigung sondern sogar noch von dessen späteren gewaltsamen Tod spricht und dann zu einem allgemeinen Kommentar überführt, über die Grundsätze dieser Prozessführung.
Es ist also durchaus möglich, dass der Staatsanwalt Steinle selber gar nicht Ohren/Augenzeuge des Heigl-Prozesses gewesen war, sondern einfach die Prozessprotokolle einsehen hat können und sicherlich auch die, den Prozess begleitenden, Zeitungsberichte gelesen hatte.