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Donnerstag, 20. Oktober 2016

20 Jahre Arbeitskreis Heimatforschung Kötzting


Im Juli 1996 war´s als sich ein kleiner Kreis Interessierter zu einem informellen Treffen zusammen fand und, wie ein kleiner Kristallisationskern, Themenfelder erarbeitete, die ein später zu gründender Arbeitskreis möglicherweise abdecken könnte














Kötztinger Zeitung vom 18.7.1996

  Auch die Kötztinger Umschau berichtete von unserem ersten Treffen und unseren Absichten:
Kötztinger Umschau vom 18.7.1996

 Und nun folgte der nächste Schritt, die Stadt Kötzting lud für den 1. August 1996 die Kötztinger Bürger zu einer ersten Informationsveranstaltung ein.
Zu diesem Zweck waren bereits Formblätter erstellt worden, auf denen die zukünftigen "Arbeitskreisler" ihre Schwerpunkte oder Wunscharbeitsbereiche ankreuzen konnten.
Ich erinnere mich noch sehr gut an dieses Augusttreffen, weil ich, wie schon viele Jahre vorher und seither ebenfalls in der ersten Augustwoche mit den Sinzinger Pfadfindern im Lager war und mit entsprechendem "Räuberzivil" und unrasiert war ich vor Ort, als sich die erste Gruppe Kötztinger zusammen fand, informiert wurde über unsere Absichten und sich auch für einzelne Interessengebiete melden konnten, Mehrfachnennungen waren ausdrücklich erwünscht.
Durch diese Gruppe wurden unsere ersten Ziele und Vorstellungen bereits sehr detailliert beschreiben:
 Der Sprecher unseres Arbeitskreises brachte dann die Ergebnis dieses Treffens beim Stadtrat vor, der uns auch sofort seine Unterstützung zusagte:


Und nun ging´s in großen Schritten auf eine vorzubereitende Gründungsversammlung zu. Und hiermit schließt sich der Kreis zum Oktoberblog 2016. Im 16. Oktober 2016 kam es nach mehreren vorbereitenden Treffen zur Gründung unseres Arbeitskreises für Heimatforschung  Kötzting, der seither mit mehreren Arbeitskreisen viele, eigentlich unglaublich viele, Stunden an Forschungsarbeit geleistet hat und mittlerer weile ein umfangreiches Archivmaterial angesammelt und gesichert hat.




Gleich im Oktober ging es auch los, die verschiedensten Arbeitskreise begannen mit ihrer Arbeit.

Der Lesestammtisch, den wir nun ebenfalls ununterbrochen - nur der Auguststammtisch fällt immer aus - seit Oktober 1996 durchführen, hat in dieser Zeit eine schier unübersehbare Menge an Photokopien verschlungen und viele Dokumente vom 16ten bis zum 19ten Jahrhundert  an eine wechselnde Anzahl von mehr oder weniger treuen Mitlesern nahegebracht.


Für jemanden, der noch nie bei solch einer "Arbeitssitzung" Lesestammtisch dabei war, hört sich der Vorgang sehr trocken und langweilig an.....
Ludwig Baumann, der seit der ersten Stunde auch bei diesen Leseübungen fester Bestandteil ist, hat im Jahre 2003  in einem Zeitschriftenbeitrag für den "Schöner Bayerischer Wald" mal geschildert, wie es bei uns so zugeht:


im Text steht zwar 1998, aber wir treffen uns bereits seit Herbst 1996

Es war ja unsere, Baumann Ludwig und meine, naive Meinung, wir könnten durch unseren Lesestammtisch ein paar zusätzliche wackere Streiter an der Archivfront gewinnen......ganz so einfach ging es dann nicht, jedoch konnten wird doch einigen benachbarten Heimat und Geschichtsvereinen einen Geburtsschubs erteilen. So hatten wir schon Heimatforscher aus Grafenwiesen und Eschlkam zu Besuch, die dann bald auch selber ihre Arbeitskreise gründeten bzw. fortentwickelten. Größere Gruppen aus Reitenstein und Weißenregen waren ebenfalls schon öfters unsere Gäste, wenn die vorab angekündigten Beiträge in deren Ortschaften spielten.

Hier nun ein Beispiel, was wir unseren Teilnehmern am Lesestammtisch so zumuten:
Dieses Dokument ist die erste Seite aus dem Testament des Kötztinger Kammerers Wolfgang Samuel Luckner aus dem Jahre 1794:
Im Namen der Allerheilligsten Dreyfaltigkeit urkunde und bekenne ich Samuel Luckner Churfürtlicher Hopfen Liferant.
und frey resignierter Kammerer zu Kötzting öffentlich ......


Für uns selber, also für den Arbeitskreis, wollten wir zuerst einmal die Basis für die Kötztinger Häusergeschichte erstellen und zu diesem Zwecke war ich im Winterhalbjahr 1996/97 im Staatsarchiv Landshut um die Briefprotokolle des Marktes Kötzting zu lesen und inhaltlich zu erfassen.





Dazu passte es dann ganz gut, dass wir einen jungen Hund bekamen, der im Urlaub eine besondere Betreuung brauchte....während meine Frau mit den Kindern am Strand am Gargano in Italien waren, blieb ich mit dem Hund, Rotwein, Weißbrot, einem Laptop und meinen Notizen auf der schattigen Terrasse und nach zwei Wochen war die Grobstruktur der Kötztinger Häusergeschichte tabellarisch entschlüsselt.
Manche kleinen Geheimnisse bzw. Ortsangaben lösten sich dabei von alleine. Zum Beispiel
Wo war der VOGLHOF?                                              Christian Schneider
Wo und was war die WUHN?                                        wäre heutzutage vor der Fahrschule Schötz
Wo war in Kötzting der RINDERMARKT?                    Ende Metzstraße
Wo war in Kötzting der PFERDEMARKT?                    Ende Schirnstraße
Wo waren Brandstätten nach dem Dreißigjährigen Krieg?
Wo war das Schlachthaus?                                             Ende Metzstraße

Es gibt -  zumindest bei den Familienforschern - eine goldene Regel und die lautet :
Warte nicht zulange damit, deine Ergebnisse zu veröffentlichen, weil deine Nachfahren unter Umständen aus Unwissenheit oder Desinteresse deine Forschungsmaterialien einfach wegwerfen.......!

Schon lange vor den Zeiten von Facebook und erst recht lange vor dem Erscheinen dieses Blogs, begannen wir, und das heißt auch wieder Herr Ludwig Baumann und ich, damit im Schaufenster der Sonnenapotheke monatlich wechselnd eines der Kötztinger Bürgerhäuser mit seiner Handwerksgeschichte und der Abfolge seiner Besitzer vorzustellen. Diese Zusammenstellungen fanden dann für mehrere Jahre Ihren Niederschlag in den alljährlichen Kalendern, die die Sonnenapotheke zum Jahreswechsel herausgab.
Damit die Arbeit nicht verloren geht, sind die Inhalte der monatlichen tafeln auch bei mir auf der Homepage gespeichert:
http://www.clemens-pongratz.homepage.t-online.de/hchro.htm#home%20arbeitskreis

Da meine Abschrift der Briefprotokolle ja nur die wesentlichen Fakten (=wer verkauft was an wen und wo liegt das Haus?) enthielt, war es eines unserer Ziele, die Briefprotokolle kopieren vom Staatsarchiv kopieren zu lassen und anschließend neu gebunden im Archiv bei uns zu lagern. Ca. 7000 Seiten waren es, die vor allem zu Bezahlen waren und so ging´s daran Sponsoren für diese Aufgabe zu finden. Viele Kötztinger Geschäfts- aber auch Privatleute beteiligten sich mit durchschnittlichen Kosten von 200 Mark an den Kopien und wurden in den neun zu bindenden Büchern an erster Seite namentlich verewigt.
Natürlich hatten wir auch - und haben es noch - die finanzielle Unterstützung von Seiten der Stadt Bad Kötzting, ohne die großzügige Bereitstellung von Raum und Gerät, hätten wir die umfangreichen Sammlungen nicht an Land ziehen können, die wir heute haben.

Inge Pongratz in Ihrem Element
Und hier kommt meine Mutter ins Spiel, nach dem frühen Tod meines Vaters ist sie in mein Hobby, der Familien und Heimatforschung, eingestiegen, verwaltete zuerst die Materialien für den Arbeitskreis im Rathaus und wurde dann sehr schnell vom damaligen Bürgermeister Ludwig, auffallend wegen ihrer täglichen Präsenz im Haus, daraufhin angesprochen, ob sie sich nicht auch um die Belange des städtischen Archivs kümmern möchte.
Und so ist meine Mutter, über das Interesse an meinen Hobbies, als Archivpflegerin ins Team der Rathausverwaltung eingestiegen und hat eine Stelle übernommen, die wiederum ich nach ihrem Tod - allerdings nur einmal wöchentlich - weiterführe.

Es ist manchmal schon "strange", in alten Akten und Unterlagen, tatsächlich mehrmals täglich über ihre handschriftlichen Notizen und Bemerkungen in den Repertorienordnern und Computerdateien zu stoßen.
Ihr Schreibtisch ist jetzt mein Schreibtisch, damals war noch etwas Platz in den Regalen....
Bis vor dem Tage ihres Schlaganfalls war sie bis ins hohe Alter von 83 Jahren jeden Werktag an IHREM Schreibtisch, an dem ich jetzt ebenfalls arbeite......





Arbeitszimmer des Arbeitskreises und gleichzeitig auch des Stadtarchives, wir platzen aus allen Nähten.....

Aus meinen gesammelten Daten über die Kötztinger Häusergeschichte kann nun im Laufe der Jahre auch der eine oder andere Kleinband entstehen, im letzten Jahr machte ich mit der Wiesmühle einen ersten Anfang.





















So, das ist der eine Teil des "arbeitenden Arbeitskreises", es gibt aber noch eine andere Seite, die, die sich mit den Bildern, Interviews und Ausstellungen befasst, und hier kommen nun drei Frauen ins Spiel
Frau Brigitte Ertl
Frau Marianne Kretschmer und
Frau Christa Rabl-Dachs

Was von diesen Frauen in den letzten Jahren gesammelt, eingeordnet und für Ausstellungen zusammengestellt worden ist, ist Aller Ehren wert.
Nachfolgend nur eine Zusammenstellung deren Aktivitäten in den letzten Jahren.


  20 Jahre Arbeitskreis Heimatforschung

Ein Bericht von Marianne Kretschmer auch für Brigitte Ertl und  Christa Rabl-Dachs.



Im Oktober 2016 kann der Arbeitskreis ein Jubiläum feiern, er besteht nunmehr seit 20 Jahren. Das ist eine Gelegenheit für uns drei auf die geleistete Arbeit zurückzuschauen und die Erfolge zu offenzulegen..

Zur Vorgeschichte: Bereits vor der Gründung des AKH veranstaltete Brigitte Ertl Ausstellungen unter dem Motto 


Altbayerische Volkskunst” im alten Dirnberger-Haus (inzwischen abgerissen). 

In diesen Ausstellungen wurden Fotos von AltKötzting aus den Archiven Kretschmer und Rabl-Dachs teilweise als Dekoration verwendet oder auch als Sonderausstellung präsentiert. Die Ausstellungen und auch die Fotos fanden großes Interesse, so dass wir, Brigitte Ertl, Marianne Kretschmer und Christa Rabl-Dachs , im Jahr 1995 uns entschlossen eine größere Ausstellung zum Thema “Wirtshäuser in Kötzting” im Balkenzimmer im Haus des Gastes zu veranstalten. Die Volkskunst blieb erhalten, aber die alten Fotos erhielten mehr Platz . Wir gingen auf die Jagd nach passenden alten Fotos für diese Ausstellung, die geliehenen Fotos wurden von mir auf Diafilm reproduziert, Christa war der Hol-und Bringdienst, Brigitte sorgte für die Volkskunst und die passende Dekoration.

Der Erfolg und das Interesse der Kötztinger war so groß, so dass wir als Mini-Arbeitskreis Ertl, Kretschmer, Rabl-Dachs uns entschlossen weiterzumachen und gemeinsam in Gesprächen mit Dr. Dieter Casaretto und anderen spontan die Idee zur Gründung des Arbeitskreises Heimatforschung hatten.

Bei der Gründungsversammlung erklärten sich Christa und ich bereit mit der Sammlung von altem Bildmaterial fortzufahren, Christa kündigte Interviews mit alten Bürgern an und Brigitte bot sich an weiterhin alte Pfingstkranzl zu restaurieren, zu erforschen und zu dokumentieren.

Die Sammlung von alten Fotos wurde durch die späteren Ausstellungen erleichtert , bei denen Besucher angeregt wurden Bilder zur Reproduktion zu bringen, oder sie im Original dem Arbeitskreis zu schenken. Auch Nachlässe die nicht nur Fotos sondern auch Urkunden und anderes enthielten wurden übergeben. Alles wurde von uns beschrieben und in Datenbanken festgehalten, so dass ein Zugriff schnell möglich ist.

Alle Bildreproduktionen sind inzwischen auch digitalisiert. Die Bildbeschreibungen waren oft sehr zeitaufwendig, da ältere Bürger befragt werden mussten und es gibt immer noch viele Fotos zu denen uns Informationen fehlen. Wir (Christa und ich) haben inzwischen folgende Foto-Sammlung aufgebaut: 

Sichten - beurteilen - bewerten und einsortieren

2700 alte Fotos auf Diafilm reproduziert und inzwischen auch digitalisiert
600 digitale Reproduktionen,
1300 alte Originalfotos,
815 alte Ansichtskarten,

1400 Sterbebilder,
850 alte Pfingstfotos,
680 alte Rechnungen,

Unzählige Fotos und alte Unterlagen auch zu den Themen Kirche, Schulen, Krankenhäuser, Kindergarten, Künstler, Kultur, Vereine, Altlandkreis, Politik, Personen und andere, wurden geordnet und in Datenbanken erfasst, Fotonachlässe Siegfried Ehemann, Gottfried Wensauer, Erich Schwarz sowie viele kleinere Nachlässe wurden geordnet und aufgelistet, 2 große Nachlässe von Renate Serwuschok und KB Krämer haben uns sehr zu schaffen gemacht. Die Erfassung dieser beiden Nachlässe ist auf Grund der Menge und Vielfalt noch nicht komplett abgeschlossen. Ohne die Sammlungen dieser beiden Redakteure wäre das Archiv des Arbeitskreises um vieles ärmer.


3815 Datensätze Feldforschung zur Häusergeschichte Kötzting, Teil einer Häusergeschichte die immer noch ergänzt wird.

Interviews mit alten Kötztinger Bürgern (Christa )

Aus diesen Sammlungen wurden den folgenden Jahren jährlich Themenausstellungen zu “Alt-Kötzting” gestaltet. Die Ideen haben wir drei in vielen “Arbeitsessen” gemeinsam erarbeitet. Wir , die Fotoforscher, waren fleißig im Sammeln und arbeiteten im Archiv im Rathaus meist einen Abend pro Woche.
2006 Sortierarbeit im Keller des Rathauses

Brigitte arbeitete an den Pfingstkranzln zu Hause, hat viele Pfingstkranzl restauriert und dokumentiert und Details in der Technik der Klosterarbeiten, die sie beherrscht, nachgearbeitet . Die Vorbereitungen und die Organisation der Ausstellungen war weitgehend ihre Aufgabe, z.B. Beschaffung von passenden Gegenständen für die Dekoration , die Dekoration und die Werbung und Verbindung zu Presse, Funk und Fernsehen. So entstanden in gemeinsamer Arbeit viele Ausstellungen.

Ab 1996 waren es im Balkenzimmer im Rahmen der “Altbayerischen Volkskunst” von Brigitte begleitende Fotoausstellungen von Christa und mir zu den Themen

Pfingsten und Kinderfestzug und eine 2. Ausstellung im Herbst

zum Thema Schulen , Holzapfelschule und Nähschule im Josefsheim,

Alte Holzapfelschule in der Holzapfelstraße, jetzt Parkhaus
Hufschmied Hans Kuglmeier



1997 Pfingsterinnerungen und Hufschmied




1997 ” Von der Wiege bis zur Bahre” mit Dokumentation über den Lebzelter und passender Dekoration

Familie Krämer



Familie Liebl Lebzelter




















Pfingstbrautpaar 1940 Vitus Oexler - Maria Oexler (Kellner)



















Schnitzschule Kötzting, Bahnhofstraße um 1900
  1998 im Frühjahr Pfingstbrautpaare

 

Viele Fotos waren im Original als Leihgaben im geschnitzten Rahmen . Dazu ein Vortrag von Ludwig Baumann “100 Jahre Schnitzschule”.

 









Im Herbst “Gsottn , brotn , bacha” mit Rezepten aus der Region Kötzting und alten Küchenutensilien, mit Fotos als Dekoration. Das Bayr. Fernsehen war, wie bei einigen anderen Veranstaltungen, auch da.
Frau Auguste Pleier in der Küche
  





































1999 "50 Jahre Volksfest Kötzting"    dazu "Küfner, Schäffler und Binder"


Der “ Wührbinder” Hans Costa brennt ein Bierfass aus.
 

Das Dirnberger-Haus mit gestapelten Fassdauben

 außerdem im Herbst die Ausstellung “Kramer- und andere Laden “ mit vielen Fotos von alten Läden und mit alten Einrichtungsgegenständen. Zum Abschluss gab es einen Diavortrag.


Im Laden Gerstl in der Bahnhofstraße mit Gerstl Fanny und Tochter Fannerl, jetzt Seiderer.



  
2000 gab es wieder 2 Ausstellungen . Im Frühjahr war das Thema “ Pfingstreiter einst und jetzt” mit Fotos aus den Archiven Kretschmer, Kötztinger Umschau und Arbeitskreis,


Brotzeit in Steinbühl


im Herbst “Bäcker, Metzger, Müller” mit vielen zu diesem Thema neu gesammelten Fotos.




1932 Vor der Metzgerei Oberberger

Metzgereipreise zu DM Zeiten



Nur durch viel Arbeit und die harmonische Zusammenarbeit von uns drei Ausstellungsmacherinnen (auch als Trümmerfrauen bezeichnet) war diese Vielfalt möglich.  
2001 gab es eine Ausstellung “ Familien-Feiern- Feste” mit Bildern aus den Fotoalben Kötztinger Familien,
Familie Wilhelm Oexler














Hammermühle bei Familie Greß










1925 Weihnachten beim Huber Drechsler















 


2002 “zwoa rechts 2 zwoa links” mit alten Handarbeiten


 

























2003 “50 Jahre Stadterhebung” und Pfingstkranzl 1953 - 2003



Pfingstkranzl von 1959 Theo Heigl

 2005 “Gruß aus Kötzting” alte Ansichtskarten von Kötzting











2007 Pfingstkranzl 1840 bis 1925




Pfingstkranzl von 1884 Franz Decker


 

2010 925 Jahrfeier Stadt Bad Kötzting mit der Ausstellung “Bürger Häuser und Geschichte(n)” mit 80 Schautafeln zu 175 Häusern. Die Vorbereitung im Keller des Rathauses war ein echter Kraftakt . Es hat sich aber gelohnt, der Besuch war überwältigend. Ludwig Baumann und Clemens Pongratz haben mit historischen Textbeiträgen diese Ausstellung ergänzt.

Ausstellungseröffnung 2010













Das Leichenhaus im alten Friedhof existierte bis 1966


 

 Im November.…und das ewige Licht leuchte ihnen“ .mit Sterbebildern , Grabreden, Todesanzeigen aus alter Zeit.














Alle Ausstellungen wurden begeistert von den Kötztingern angenommen, es gab bis zu 1000 Besucher pro Ausstellung. Die verschiedenen Pfingstkranzlausstellungen mit Fotos von den dazugehörigen Pfingstbrautpaaren haben sich die Kötztinger immer wieder gerne angeschaut.

Besonderes Publikumsinteresse fanden 2012 die aufwendigen Jubiläumsausstellungen “600 Jahre Pfingstritt” im Balkenzimmer in Zusammenarbeit mit Dr. Casaretto, der die historischen Daten und Texte vorbereitete . .

2012 Ausstellung 600 Jahre Pfingstritt und die große Kranzlausstellung in der Jahnhalle mit den immer wieder ergänzten Bildern der Pfingstbrautpaare Diese Ausstellung war auch die Grundlage für das Buch “Kötztings Bürgerstolz” von Brigitte Ertl. Weil das Vorhandensein so zahlreicher Pfingstkranzl einmalig und nebenbei eine logistische Glanzleistung war, ergab sich die seltene Gelegenheit alle vorhandenen Kranzl zu fotografieren, Die Fotografin Eva Maimer leitete , natürlich auch ehrenamtlich, die Fotoaktion.








Ablauf : Glaskasten öffnen, Kranzl entnehmen, für die Aufnahme aufbauen, Fotos machen , Kranzl wieder in den Glaskasten, Kasten schließen.

Alle Ausstellungen haben viel Arbeit mit sich gebracht, wir waren Gott sei Dank zu dritt und hatten auch noch viele freiwillige Helfer. Ihnen herzlichen Dank.
 

Pfingstbraut 1912 Marie Liebl am Pfingstdienstag
Für die Fotosammler gab aber auch noch andere Aufgaben. Aus der Sammlung wurden Bilder ausgewählt und für folgende Buchveröffentlichungen zur Verfügung gestellt :

50 Jahre Stadt Kötzting 2003
600 Jahre Pfingstritt 2012 Buch “Pfingstkranzl “ Kötzting Bürgerstolz” 2012
Fotos Eva Maimer, Fotos der Pfingstbrautpaare aus dem Archiv Kretschmer und Archiv Arbeitskreis
Broschüre zur Ausstellung “Pfingstbrautkleider” von Anna Schötz und Carola Silberbauer














Brauchtum im Bayer. Wald von Dr. Haller 2015 

 

Ostmarkonkel Conrad Krämer mit Pfingstl vor dem Marienbrunnen


3 Bücher des Bezirks Oberpfalz 2002 und 2003

Als bisher letzte Veranstaltung gab es im Frühjahr 2016 eine sehr gut besuchte Power-Point- Präsentation im neuen Sinocur Hörsaal mit 180 ausgewählten Fotos aus der Fotosammlung des Arbeitskreises zum Thema “Altes Handwerk in Kötzting“. Auch das hat viele Arbeitsstunden erfordert.

1949 Sattlermeister Ludwig Barth mit Gesellen

Die Arbeit geht weiter, neue Ideen sind in unseren Köpfen und wir hoffen weiterhin auf die Unterstützung und Mitarbeit der Kötztinger Bürger, ohne deren Entgegenkommen wir weder die Sammlung noch die Ausstellungen hätten realisieren können.

Vielleicht ist dieser Blog eine Anregung für die Leser in Keller, Speicher und Schachteln nach alten Fotos und Fotoalben zu schauen und diese entweder zur Reproduktion an uns zu geben (mit schneller Rückgabe) oder sie dem Arbeitskreis Heimatforschung als Schenkung zur Archivierung überlassen.



Brigitte Ertl, Christa Rabl-Dachs, Marianne Kretschmer


Unsere Zusammenarbeit für das Archiv des Arbeitskreises Heimatforschung war immer gut und wird es hoffentlich noch lange bleiben.


Nun noch einen Links zu den Veröffentlichungen:
Vorbericht der Kötztinger Umschau

Donnerstag, 14. November 2013

Überraschungsfund im Bauschutt des Kötztinger Amtsgerichtsgefängisses


Spuren der Massenverhaftungen der NSDAP vor 80 Jahren verweisen auf  Kötztinger Bürgersfamilien:


auch wenn ich schon oft in Archiven Akten gefunden habe, mit denen ich speziell an dieser Stelle nicht gerechnet hatte und auch wenn solche Überraschungsfunde ein wenig das Salz in der Suppe des heimatgeschichtlich Interessierten sind, so gibt es doch Funde und Fundorte, die eigentlich unglaublich sind.

Am Mittwoch dem 30.10. kam von der Bauabteilung der Stadt Bad Kötzting die Nachricht, ich möge  zu Ihnen in den zweiten Stock hinaufkommen, Sie hätten etwas für mich.
Oben im Zimmer Josef Buckeleys lag auf dem zentralen Tisch eine schmutzige, staubige Transportkiste, übervoll mit Aktenmaterial, so dass sogar der Deckel halb offen stand. Beim Abbruch des Dachstuhles im - in dieser Reihenfolge - Fronfeste,  Amtsgefängnis, Gesundheitsamt, Finanzamt wurden zwischen den Dachbalken und Fußbodenbrettern Reste von Aktenmaterial und einfachen fadengebundenen Bänden gefunden.

Montag, 2. September 2013

Ein wirklicher Flaschengeist

Der folgende zusammengefasste Prozess lässt sich aus dem Rechnungsbuch des Landgerichts Kötzting vom Jahre 1735 rekonstruieren. Das Buch liegt im Staatsarchiv Landshut.  So lebendig und ausführlich waren damals die heutzutage so nüchternen Rechnungsbücher.


Rückseite des ehemaligen Amtshauses, Aufnahme von ca 1900, Hausname später: beim "Wieser Girgl" dieses Haus am Ende der Schirnstraße, im Keller dieses Gebäudes waren die Keuchen untergebracht, in einer dieser Keuchen saß der unschuldige Johann Pongratz aus Krottenhof von Oktober 1734 bis Mai 1735 Aufnahme von Mathias Heilmeier. Bildrechte beim Landkreis Cham

 Am 23. Oktober 1734 erhielt das Landgericht Kötzting Nachricht aus dem Königreich Böhmen. Von dort schrieben der Bürgermeister und die Räte der Stadt Klattau, sie hätten eine Schatzgräber Bande inhaftiert und von diesen Bandenmitgliedern würde behauptet, dass der "mitverstrickte Michael Altmann zu dem Hansen Pongratz (nicht verwandt oder verschwägert mit dem Schreiber dieser Zeilen, möchte ich schon festhalten.....) uff den Krottenhof gehen"  und "deme underbringen muessen, dass er der Banda den Spiritum (Geist), welcher dem Altmann in ainem gläsernen Fläschl vorgezaigt und würcklich sehen lassen, gegen Bezahlung überlassen solle."
Altmann habe also beim Inmann Johann Pongratz vom Krottenhof einen Flaschengeist gesehen, welchen der Inmann auch verkaufen wollte.
 
Der Rat von Klattau forderte nun von den Kötztingern, um ihren eigenen Prozess vorantreiben zu können, die Untersuchung des Ganzen, sie nennen es die Inquisition, vorzunehmen.

Bereits am 25. Oktober wurde Hans Pongratz, Inmann in Krottenhof  über die von Klattau geforderten Umstände ausführlich befragt und dann gleich verhaftet. In ihrem Antwortschreiben fordern die Kötztinger ihre Kollegen von Klattau auf, sie sollten Ihre verhafteten Bandenmitglieder nochmals ausführlich befragen, denn der inhaftierte Pongratz würde: "einen Spiritum zu haben fortissime negieren"
Anfang Dezember kam dann die Antwort aus Klattau, Taus und dem Markt Staab - auf diese Gerichtsorte waren die verhafteten Bandenmitglieder verteilt worden - die diese weiter verhört hatten: Die Abschriften der Verhöre von Ignaz Präserl, Jakob Pohlgust, Jacob Mayr, Mathes Kopf, Niclas Haupeckh, Jakob Brosch, Michael Altmann und Christoph Pfeffer belasteten den in Kötzting inhaftierten Hans Pongratz schwer. Für den Botengang dieses Schriftwechsels erhielt der Landgerichtsbote 36 Kreutzer. 

NB:   All das bis hier Geschriebene diente damals ausschließlich als Beleg dafür, dass dem Boten die 36 Kreutzer bezahlt worden sind. Zwei Seiten kleingeschriebener Text nur um die Ausgabe zu rechtfertigen. 36 Kreutzer könnte man grob auf 50 Euro umrechnen.

Die in Böhmen inhaftierten Gefangenen - es ist zu vermuten, dass diese für ihre Aussagen auch gefoltert worden waren - sagten aus, dass der Pongratz "zway mal zu dem Gerl in St. Catharina, bey deme die Banda öfter zusambenkonffte gehalten, gangen, und mit deren weegen das Spiritus in Handlung getretten, iedoch weillen weder der Geistliche von Regenspurg als welche gemelt Banda Erinderung nach den Geist zu Ausfiehrung ihres Vorhabens unendtpöhrlich benöttiget, gegenwerttig noch auch die 100 Dukaten gelt, so Pongratz hievor verlangt, bei handten gewest bedeutten Spiritum nit von sich geben. Under dem vorwandt dass er ohne gelt selben nit anlassen können und ausser des Geistlichen mit deme ohne das nichts auszurichten, weillen sye alle von dem Teufel nit sicher wären."
Die Konstruktion ist interessant, Pongratz könne, so sagen die böhmischen Angeklagten, ohne Anwesenheit eines Geistlichen den Geist nicht aus der Flasche lassen, weil sie sonst vor dem Teufel nicht sichern wären und ohne Geld ginge schon gar nichts.


Dieses Schreiben ist am 22. Dezember eingetroffen aber die Gerichtsherrn konnten erst im Januar weitermachen, es waren ja die Christferien, interessant, dass auch vor 300 Jahren die "Beamten" Weihnachtsferien hatten und zwar gings ausdrücklich wegen der Christferien erst wieder am 5. Januar weiter. Also dauerten diese Ferien damals wie heute auch zwei Wochen.
das Amtshaus, wie es wohl zur Zeit des Johann Pongratz ausgesehen hat
Im  Text heißt es nun  dass der Johann Pongratz "guet und zugleich ernst" ausgefragt worden war, er habe aber alles geleugnet, es wäre nichts an der Sache, der ganze Vorgang wäre nur eine "lautter Fopperey oder Gespäß" gewesen. Und er widerspricht damit auch der zweiten wiederholten Aussage des Altmanns, welcher seine erste bestätigte, nämlich, dass er zweimal den Geist beim Pongratz gesehen habe.
Wieder ging eine Schreiben nach Klattau, diesmal durch den Warzenrieder Amtmann Oswald Zadler, der die Amtspost bei Gelegenheit nach Klattau mitnahm. Kötzting wollte nun Details wissen, wo er den Flaschengeist genau gesehen habe und vor allem wie er ausgesehen habe. Und, wollten sie weiter wissen, ob nicht der "alte Pongratz" von Atzlern, der Vater des Johann, (Hoppala, jetzt wirds wohl doch verwandtschaftlich, meine Pongratzvorfahren stammen aus Atzlern ab) "hirumb ebenfalls wissen getragen", dieser Mann war durch die letzten Verhöre ebenfalls "zimblich graviert worden.", also belastet worden.


Plan der Keuchen unterhalb des Kötztinger Amtshauses
Inzwischen waren in Tauss auch die beiden Gebrüder Gerl aus St. Catharina verhaftet worden, da sich die Bande wohl zumeist bei diesen getroffen hatte. Die Schreiben aus Böhmen vom 26. Februar 1735 brachten aber keine Neuigkeiten und so übergab das Landrichter von Kötzting den Vorgang am 6. März an die Regierung in Straubing und diese antwortete bereits am 10. desselben Monats. 
Hans Pongratz solle noch einmal ernstlich, aber gütlich, (das heißt also ohne ihn zu foltern) zu examinieren und das Ergebnis wiederum nach Straubing zu berichten. Den alten Pongratz sollten sie noch zurückhalten. Johann Pongratz blieb hartnäckig bei seinen Aussagen und dieser Bericht ging nun sowohl nach Straubing als auch ins Böhmische in den Markt Staab, wo der Altmann einsaß.
Staab antwortete, dass Altmann seine Befreiung verlangt hatte und nach Deschenitz nach Hause gegangen war. Staab wolle dem Hauptmann von Bistritz, dem für Deschenitz zuständigen Amtmann, bei Gelegenheit schreiben.
Nun waren dann die Osterferien "eingefallen und er (der Gerichtsbote) also darmit nit fruehzeitiger nit Aufbrechen können" also gings erst wieder am 14. April weiter.
Der Hauptmann von Deschenitz schrieb, dass der Altmann am 22. März, versuchen würde, trotz seiner Unpässlichkeit, in Kötzting zur Confrontation zu erscheinen. 
Ganz nüchtern steht es im Buch, dass er sich aber weeder am selben noch ainem anderen tag derorthen eingefunden, sondern es wäre allein am 2. May ein Brief angekommen in dem stand, dass der Altmann immer noch krank darnieder läge, auch nit mehr wisse ob Pongratz ainen Spiritum gehabt und er den bei ihm gesehen hätte.
Angesicht dieser Faktenlage blieb dem Gericht in Kötzting nichts anderes übrig, als dieses nach Straubing zu berichten und auf ihr Schreiben vom 5. May kam dann am 12. May der Beschluss aus Straubing, Johann Pongratz aus der Haft zu entlassen.
Am Schluss folgte dann die finanzielle Schlussabrechnung  diese Prozesses.
Der Kötztinger Eisenamtmann erhielt:
für das Einsperren am 25. Oktober                                  34 xr  2 h             xr=Kreutzer  h Heller
für das dreimalige Vorführen zur Vernehmung               25  xr  5 h
für die Verköstigung vom 25.10. bis 12.05.         28 fl    34 xr   2 h
Eisengeld                                                                         14 xr
Genaueres über die Situation im Kötztinger Amtshaus und Amtmänner findet sich im Band von 2002 der Reihe Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham, den sogenannten "Gelben Bänden"