Translate

Posts mit dem Label Kirschner werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Kirschner werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 27. August 2017

historischer Lesestoff neu eingetroffen.....

Überraschung nach dem Urlaub


Es ist zugegeben durchaus leicht motivierend, wenn man sieht, dass dieser Blog, die "Kötztinger Geschichte(n)", manchmal auch ganz konkrete, ja sogar überregionale Spuren hinterlässt.
Internet sei Dank kann ich nur sagen, denn in der vergangenen Woche brachte der Postbote die Belegexemplare zweier Buchneuerscheinungen, die auch einen Bezug zu Kötzting haben.
Für beide Autoren kam der Hinweis, dass in Kötzting Material für Ihr Forschungsvorhaben zu finden sei, von Einzelveröffentlichungen in diesem Blog. Doch nun der Reihe nach:

Schon im Dezemberbeitrag (ganz am Schluß) habe ich von neueren Erkenntnissen über das Schicksal unseres Kötztinger Mitbürgers Julius Kirschner und einer bevorstehenden Veröffentlichung berichtet. Nun ist das Buch fertig und das Stadtarchiv Bad Kötzting hat ein Belegexemplar bekommen.
ISBN 978-3-95565-222-7 von 2017
Wie ist nun die Verbindung von Kötzting in das östlich von Berlin belegen Rittergut Garzau? Die beiden Autoren, die Historikerin Erika Schwarz und ihr Mann Gerhard Schwarz, aus der Mark Brandenburg hatten bereits Bücher über ihren Heimatsort Rehfelde veröffentlicht. Im Rahmen ihrer Recherchen über die eigene Herkunftsregion traten dann geschichtliche Verbindungen zwischen Garzau und Rehfelde zutage und bei näheren Untersuchungen dieser Verbindungen, und damit automatisch auch der Geschichte des Rittergutes Garzaus, stellte sich heraus, dass Garzau auf einer Liste von 52 Orten verzeichnet war, in denen jüdische Zwangsarbeiter beschäftigt waren. Mit diesem Eintrag war das Interesse des Autorenpaares geweckt und mit einer Liste der Zwangsarbeiter in der Hand konnten sie versuchen, deren Leben und Schicksal zu rekonstruieren. Was nun dieses "Arbeitslager" so besonders für das Verständnis der Unterdrückung unserer jüdischen Mitbürger macht, ist das große Glück, das einer der Inhaftierten einen regen Schriftwechsel mit seinen Angehörigen unterhalten konnte und von diesen Briefen sind nicht nur eine große Anzahl erhalten, sondern in diesen schildert der Schreiber auch das Leiden der Zwangsarbeiter und die seelische und körperliche Not, die die Inhaftierten erdulden müssen. Keiner der jüdischen Zwangsarbeiter in Garzau überlebte diese grausame Zeit UND, einer der jüdischen Zwangsarbeiter in Garzau war unser jüdischer Mitbürger Julius Kirschner.

Die beiden Kötztinger jüdischen Familien, die Kirschners und die Hahns, und deren Schicksale sind es wert, einmal eine größere Abhandlung zu erarbeiten. Ich bin aber immer noch auf der Suche nach Bildern der Familie Hahn, deren Mitglieder, im Gegensatz zu der Familie Julius Kirschner, das Dritte Reich zumindest gesundheitlich gut überstanden haben. Es bleibt aber auch bei Ihnen der Eigentumsverlust und vor Allem die beschämende und beleidigende Art und Weise wie sie, als zuerst hochgeachtete und vollkommen in das öffentliche Leben in Kötzting integrierte Kötztinger Bürger, innerhalb weniger Wochen durch gereicht wurden hinab zu Untermenschen, zumindest in den Augen der immer mächtiger werdenden Partei und deren zwangsweisen Durchdringung der öffentlichen Ämter. Kein FC Kötzting wäre denkbar ohne Julius Kirschner und die Hahns waren vorbildlich bei der Feuerwehr und in den Theater und Musikgruppen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Auch wenn wir vom Stadtarchiv einige Hinweise für das Buch liefern konnten, so ist doch die Aufklärung über die persönlichen Schicksale der Kirschnerkinder ein ganz wichtiger Mosaikstein für die eigenen Nachforschungen unserer jüdischen Kötztinger.



Das zweite Buch stammt von dem Waldmünchener Heimatforscher Dr. Markus Gruber und behandelt das Kriegsende im April und Mai 1945 in unserem Grenzgebiet.

Werbeplakat der Neuerscheinung
280 eng beschriebene Seiten bieten eine unglaublich detailreiche Abhandlung darüber, was in den Tagen nach dem 20. April in der weitesten Umgebung von Waldmünchen und vor Allem auch in der Stadt Waldmünchen geschehen ist. Trotz des Zusammenbruches aller staatlichen Strukturen bereits in den letzten Kriegstagen, ist es beeindruckend, auf welch riesiges Datenmaterial Herr Dr. Gruber zurückgreifen konnte. Er hat rechtzeitig damit begonnen viele Zeitzeugen zu befragen - belegt aber auch, dass er sich durchaus der Subjektivität solcher Aussagen bewusst ist. Auch die teilweise ritterlich verklärten autobiographischen Veröffentlichungen einiger Offiziere der 11.PD rückt er in das richtige Licht, indem er auch von den vielen Todesopfern berichtet, die gerade in den allerletzten Kriegstagen sowohl Soldaten als auch die tschechische und deutsche Zivilbevölkerung betrafen. Vor Allem diese  Einzelschicksale, die gefallenen Soldaten der letzten Kriegstage, versucht er zu ermitteln und es gelingt ihm auch teilweise deren Namen und Grablegen zu ermitteln.
Auch wenn Kötzting und der Kötztinger Raum hier nur am Rande, im Zusammenhang mit der Kapitulation der 11. Panzerdivision, erwähnt wird, so ist es doch die Fülle an Quellen und Archivverweisen, die dieses Buch für uns so wertvoll macht. Es gibt vermutlich einige Ansätze -wenn man VIEL Zeit hat - um auch für den Raum Kötzting noch einiges an Details herauszuarbeiten. Dokumente zum Beispiel, die die Amerikaner über Waldmünchen und deren Volkssturmmänner angelegt hatten sollte es eigentlich ebenfalls für Kötzting geben. Viele Bilder und einiges an erläuternden Karten helfen beim Verständnis des sehr detailreichen Buches. Es ist so meine Erfahrung aus mehr als 30 Jahren Sucharbeit in fremden Archiven: eine bisher unbekannte Fundstelle für einen Nachbarort kann ein Hinweis auf wichtige, gleichgeartete, Archivalien für den eigenen Bereich sein.

Vielen Dank an beide Autoren für die Überlassung eines Exemplars für unser Stadtarchiv.

Bei der Durchsicht des Buches von Markus Gruber bin ich wieder auf ein Bild gestoßen, das sicherlich ein Jeder, der sich bisher für die Geschichte der 11.PD und Kötzting interessiert, kennen wird. Der letzte Appell Generalleutnants von Wietersheim auf der "Spitziwiese".
das bekannte Bild, hier entnommen aus dem Buch "Endkampf im Böhmerwald" von Dr. Markus Gruber
  Diese "Spitziwiese" war ja bis hinein in die Sechziger Jahre (Zuerst kam der Neubau der AOK, der die Nutzung einschränkte, Kötztings erster Minigolfplatz machte dem Schlitten- und Skihang dann den Garaus.) vor Allem der Schlittenhang der Kinder. Wie man auf der Aufnahme auch sieht ist der "Appellplatz" auch erkennbar steil. Warum also ein Appell auf einem so ungeeigneten Platz?

Durch einen Zufallsfund im letzten Jahr glaube ich den Grund zu kennen: in einem Zeitungsbeitrag über die Geschichte der AOK Kötztings wird erwähnt, dass diese ihr erstes Büro in der Nachkriegszeit in der Marktstraße 40. (Heutzutage Reisebüro Aschenbrenner zwischen Veitskirche und Amberger Hof). Nachdem Generalleutnant von Wietersheim ja auf seinen Stock angewiesen war und die Amerikaner ihm sicherlich keinen Wagen zur Verfügung gestellt hatten, kamen die Soldaten eben auf die ihrem Chef nächstgelegen Wiese zusammen, so dass von Wietersheim nur durch den Torbogen im Amberger Hof gehen musste um den Abschiedsappell durchführen zu lassen.





Mittwoch, 14. Dezember 2016

Weihnachtsgeschenke für einen Kötztinger Heimatforscher

erste Forschungsreise in diesem Winter

Nächste Woche geht's ab nach München, 3 Tage Archivarbeit im Hauptstaatsarchiv, Staatsarchiv München und in der Bayrischen  Staatsbibliothek. Da die Kollegen da oben nicht auf jeden Kundenwunsch sofort ins Magazin eilen sollte man diese Besuche vorbereiten und dann kommt irgendwann ein Brief , dass die gewünschten Archivalien zur Einsicht vorliegen oder nicht.

Manchmal gibt's da ein paar Überraschungen, positive wie negative.

Ahnentafel des sogenannten "Pongratzprozesses" Staatsarchiv Landshut Pfleggericht Cham A 405


Was bekomme ich nächste Woche im Hauptstaatsarchiv München (hoffentlich) zu sehen:



hier geht's um die Bestallung von zwei Kötztinger Botenstellen im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, dem sogenannten Straubinger und dem Regensburger Boten. Interessant wird sein, was die Arbeitsbedingungen und die jeweiligen Auflagen sind, die die Bewerber erfüllen mussten.

Dann geht's weiter mit einer Münchner Entscheidung über eine Kötztinger Wasserleitung, die der Kötztinger Bürger Windorfer beantragt hatte. Hier möchte ich genauer wissen, was an dieser Entscheidung so schwierig war, dass sogar München darüber urteilen musste.

Der letzte Akt aus diesem Stapel betrifft unter anderem  die Hofmark Reitenstein, die, zu diesem Zeitpunkt,  noch nicht im Besitz des Marktes Kötzting war sondern noch eine eigenständige Hofmark bildete.

Interessant wird bei der nächsten Bestellung:
Bei dem ersten Akt erwarte ich eine Art: " die seltsamen Methoden des Inspektors Wanninger", das war eine Fernsehkrimiserie in den Sechzigern. Hier geht es um die besonderen Tricks, die der Chef der Kötztinger Gendarmerie, Suffa,  1853 angewandt hatte um den Räuber Michael Heigl endlich dingfest zu machen.
Beim zweiten Bündel sollte es - hoffentlich - um die Bande eines gewissen Vogl aus Traidersdorf gehen, der in den 80er Jahren ebenfalls in den Presse genannt wird wobei die Kötzting er sich in Gegendarstellungen heftig darüber beschwert hatten, dass der Räuber Vogl in der überregionalen Presse  als Kötztinger bezeichnet worden war. "Traidersdorf wäre eine eigenständige Gemeinde und im Übrigen mindestens 1 1/2 Stunden von Kötzting entfernt."
Ich vermute mal, dass Bob Vogel, der Sheriff  aus Florida, dessen Urgroßmutter ja aus Traidersdorf stammt, sicherlich sich sehr freut, wenn er einen leibhaftigen Räuberhauptmann in der Verwandtschaft hat.
Und dann gibt's noch ein Schmankerl oben drauf, der nette Mitarbeiter in München hat noch einen Akt über Michael Heigl ausfindig gemacht, nämlich über dessen Verurteilung zum Tode und die nachfolgende Begnadigung. Mal schauen, was da so alles drinsteht


Im Staatsarchiv München findet sich ein Aktenbündel, das sich mit dem sogenannten "Pongratzprozess" beschäftigt.
Meines Wissens nach hat es wegen eines - möglicherweise fiktiven möglicherweise echten - Erbfalles über sage und schreibe 220 MILLIONEN holländische Gulden zum Ende des 18. Jahrhunderte knapp unter 80 Prozesse gegeben. So weit ich weiß hatte die letzte Prozessgemeinschaft in den 1950er Jahren zuletzt versucht über eine Petition im bayerischen Landtag eine Neuaufnahme des Prozesses genehmigt zu bekommen.
Die "Räuberpistole", die zu dieser Prozessserie geführt hat ist im Neukirchener Heimatbuch von Mathilde Baumann unter dem Titel: "Der Goldbrief von Atzlern" schon detailliert
beschrieben worden. Ich habe in Landshut sogar schon die dazugehörigen Folterprotokolle des angeblichen Bösewichts gelesen. Auch wenn ich auf die Abstammungslinie des Erblassers - möglicherweise - erst mit dessen Großvater treffe, da der Bösewicht "Semmelbauern Hansl" hieß und meine Frau väterlicherseits von den Semmelbauern  abstammt ist diese Geschichte sowohl heimat- als auch familiengeschichtlich sehr interessant. 
hier noch einmal die Ahnentafel, die schon eingangs als Illustration verwendet worden war: auf dieses Erbe wollten natürlich vor mehr als 200 Jahren Viele aufspringen, die diesen Familiennamen führten. Diese wunderschön gemalte Ahnentafel - im Original sicherlich 50 cm in der Diagonale  man beachte die Trachten des ausgehenden 18. Jahrhundert - half aber nichts, Geld gab´s trotzdem keines, wie auch später nichts.

Nachdem diese holländische Erbschaft, wenn es sie überhaupt gegeben hat, vom Hause Wittelsbach - Teile von Holland waren mit dem Hause Wittelsbach in Straubing verbunden -, eingestrichen worden war, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass König Ludwig seine Schlösser mit UNSEREM Geld gebaut hatte. ;-))

Nun zur negativen Überraschung: in den online lesbaren Repertorien des HStAs findet sich ein Hinweis auf die Auswanderung eines Kötztinger jüdischen Mädchens nach Palästina.


Kirschner, Susanne, Jude, geb. 22.11.1927 in Kötzting; 1939 nach Palästina ausgewandert.



Susanne Kirschner, geboren im November 1927 bekam die Erlaubnis 1939 nach Palästina auszuwandern. Diesen Akt habe ich aber wegen des noch bestehenden Datenschutzes nicht bekommen. Ich finde es aber äußerst bemerkenswert, dass ein junges Kötztinger Mädchen im Alter von 12  Jahren es während oder kurz vor dem zweiten Weltkrieges geschafft hat aus Deutschland zu entkommen und sich bis nach Palästina durchzuschlagen. Eine Unternehmung übrigens, die ihr Vater Julius Kirschner 1940 schaffte. Dieser starb - angeblich mit Herzversagen - auf dem Donauschiff URANUS in Bulgarien auf der Fahrt ins Donaudelta, wo er bereits auf der Passagierliste für einen Überseedampfer, der PACIFIC stand, welcher dann ebenfalls nach Palästina fahren sollte. Die jüdisch askenasische Kulturgemeinde in Rustschuk in Bulgarien bestätigte die Beerdigung auf deren jüdischem Friedhof am 9.9.1940.

DDSG-Raddampfer Uranus, gechartert von der jüdischen »Mossad
Das Bild und die genaueren Umstände der Fahrt der URANUS an das Donaudelta kann hier nachgelesen werden, aus diesem Blog stammt auch das Bild

Vielleicht war dies bei er ganzen Tragödie sogar der einfachere Tod, denn das Schiff sollte nie in Palästina ankommen: siehe den folgenden Bericht aus:
Jürgen Rohwer

JÜDISCHE FLÜCHTLINGSSCHIFFE IM SCHWARZEN MEER (1934-1944) In: Ursula Büttner (Hrsg.): Das Unrechtsregime. Band 2: Verfolgung / Exil / Belasteter Neubeginn.
Hamburg: Christians Verlag 1986. S.197-248.

Inzwischen war es dem Mittelsmann Eichmanns, Storfer, gelungen, einen neuen großen Transport von überwiegend Mossad-Anhängern auf vier DDSG-Schiffen auf den Weg zu bringen. Am 3.9.1940 liefen die SCHÖNBRUNN und die HELIOS mit zusammen 1771 Menschen von Wien aus, darunter 600 freigelassene Häftlinge aus Dachau, 300 alte Menschen und 150 Kinder unter 12 Jahren. Ihnen folgten noch am gleichen Tage die URANUS und MELK mit zusammen 1880 Menschen, darunter etwa 3/4 "Halutzim" aus Österreich, dem Protektorat und Danzig. Dieses Mal hatten die Mossad-Agenten Bar-Pal und Ruth Klüger in den rumänischen Donau-Häfen drei Schiffe bereitgestellt. Am 7.10. lief die ATLANTIC mit den 1771 Flüchtlingen der SCHÖNBRUNN und HELIOS von Tulcea über Sulina aus. Am 11.10 folgte die PACIFIC mit 1000 Passagieren der URANUS von Sulina, und am 19.10. die MILOS (1895, 598 BRT) mit 880 Passagieren der MELK ebenfalls von Tulcea. Auf diesen alten und verrotteten, für weniger als 100 Passagiere eingerichteten Schiffen herrschten unbeschreibliche Zustände. Auf der PACIFIC gab es nur einen Parafinofen und kaum Trinkwasser. Die Flüchtlinge mussten in Schichten schlafen und konnten nur abwechselnd in festen Turns an Deck kommen, um frische Luft zu schöpfen. Auf der ATLANTIC gab es unter Deck keine Ventilation und kein Licht, die sanitären Einrichtungen waren äußerst rudimentär, und teilweise konnten die Flüchtlinge auch nur abwechselnd sitzen. Schließlich brach auf der ATLANTIC eine Typhusepidemie aus, und ehe das Schiff Zypern zur Ergänzung der Vorräte erreichte, starben 15 Menschen. Die weitergefahrenen Schiffe PACIFIC und MILOS wurden am 14.11. vor Haifa von britischen Kriegsschiffen aufgebracht und in den Hafen geleitet. Unter dem Eindruck dieses neuen Ansturms veröffentlichte die Mandatsregierung am 20.11. eine Ankündigung, dass von nun an alle Personen, die versuchten, illegal nach Palästina einzuwandern, in eine britische Kolonie deportiert würden, wo sie bis zum Kriegsende verbleiben müssten. Am 24.11. traf auch die ATLANTIC in Haifa ein. Alle Bemühungen der Jewish Agency, die Entscheidung der Mandatsregierung rückgängig zu machen, hatten keinen Erfolg. Am gleichen Tage begann man, zunächst die Passagiere der PACIFIC an Bord des im Hafen liegenden internierten französischen Passagierschiffes PATRIA (1913, 11.885 BRT) zu bringen, mit dem die Flüchtlinge nach Mauritius im Indischen Ozean deportiert werden sollten. Um die Deportation zu verhindern, hatte ein Kommando der "Haganah" am Rumpf des Schiffes Sprengladungen angebracht, welche das Schiff auf Grund sinken lassen und damit die Fahrt unmöglich machen sollten. Die am 25.11., kurz nachdem auch die ersten 80 Passagiere der ATLANTIC an Bord gebracht waren, detonierende Sprengladung erwies sich jedoch als viel zu stark, so dass die PATRIA innerhalb von 15 Minuten sank und teilweise kenterte. Trotz aller Rettungsmaßnahmen der britischen Marine kamen 254 Personen bei dieser Katastrophe um. Die restlichen Passagiere der ATLANTIC und MILOS wurden zunächst in das Internierungslager Athlit geschickt, wobei die Polizei teilweise Gewalt anwenden musste. Nur 45 besondere Fälle wurden ausgenommen. Am 8.12. brachte man die 1584 restlichen Personen an Bord eines Passagierschiffes, mit dem sie nach Mauritius transportiert wurden, wo sie bis zum August 1945 in Lagern untergebracht waren. Die ursprünglich geplante Deportation der geretteten Flüchtlinge der PATRIA musste jedoch auf Grund von Protesten aus den U.S.A. und nach einer Intervention des Zionistenführers Dr. Weizmann bei Churchill unterlassen werden.51)




Den Hinweis auf die Dampfer habe ich von Frau Dr. Erika Schwarz und ihrem Mann Gerhard erhalten, die an einem Forschungsprojekt in Brandenburg arbeiten und dort auch auf Julius Kirschner gestoßen sind, der dort bis zu seiner Ausreise auf einem landwirtschaftliche Gut arbeiten musste. Beide bereiten eine Veröffentlichung vor, auf die ich schon sehr gespannt bin.

 
Nachdem ich den Akt noch nicht erhalten habe, Datenschutz im bayrischen Archivgesetz, muss ich eben noch warten, eine größere Arbeit zu diesem Thema ist eh erst für 2018 geplant.

Als dritte Anlaufstelle kommt dann noch die Staatsbibliothek dazu, praktischer Weise im Gebäude daneben - hier geht's um ein paar Zeitungskopien, für die 1910er/1920er und 1930er Jahre.
Durch eine Nachfrage nach einem Besuch des Kronprinzen Rupprecht in Kötzting 1926 habe ich einen Hinweis auf eine Chamer Zeitungsnotiz bekommen, wo sich der Autor über die Kötztinger Bürger lustig machte, welche offensichtlich vor dem hohen Besuch sich sehr devot verhielten.


Es werden also drei spannende Tage in München nächste Woche, aber nur für den den´s interessiert.....

Sonntag, 28. Dezember 2014

Kötzting im Jahre 1905


Eigentlich ist es ja eine Art Wiederverwertung bzw. Recycling, was ich hier betreibe. Die Pfingstbeilage "Kötzting vor 100 Jahren" kann ich hier zwar ein zweites Mal verwerten, allerdings, und das ist hier das Wichtigste, ich bin an kein Zeilenvolumen gebunden und ich kann soviel Bildmaterial einbringen wie ich möchte. Und diese Vorteile kann ich hier wirklich weidlich nutzen. Auch Kleinigkeiten, die ich in der Pfingstbeilage eher unter den Tisch fallen lasse, können hier wieder mit aufgenommen werden. Heuer z.B. die Widmung der Holzapfelstraße oder die neue Schubleiter der Feuerwehr Kötzting.
Im Endeffekt entsteht hiermit eine kleine, bebilderte, Chronik Kötztings.
Ich habe viel Unterstützung durch tolles Bildmaterial erhalten und möchte mich ausdrücklich bei Michi Zilk, Michael Traurig und bei unserem Arbeitskreis Heimatforschung also Frau Rabl Dachs und Frau Kretschmer bedanken, die mir schnell, teilweise blitzschnell, Bildmaterial zugeliefert haben. Also nun gehts los:


Kötzting vor 110 Jahren

Das Jahr 1905

Wie eine Mischung aus BILD und Kötztinger Zeitung erscheint aus heutiger Sicht der frühere Kötztinger Anzeiger[1]. Er brachte – auf ein und derselben Seite -  sowohl die Nachrichten aus der großen weiten Welt als auch die alltäglichen Kleinigkeiten aus der näheren Umgebung. In der ersten Ausgabe des beginnenden Jahres 1905 wurde noch von den letzten Neuigkeiten rund um den Jahreswechsel und um Weihnachten berichtet.
So erzählten die Neukirchener, dass im nahen Rothenbaum in Böhmen während der Christmette eine „solemne Rauferei“ mit Messern und Revolvern ausgetragen worden war, in Folge derer die Andächtigen in wilder Flucht aus der Kirche geeilt waren.
Chamerau amüsierte sich über einen Mann, der allein dadurch bereits Aufsehen erregt hatte, dass er nach der Messe am Stephanitag mit einem Strohhut durch die Menge am Friedhof geschritten war. Wenn man keine Nachrichten hat, dann muss man sich eben welche machen.

Donnerstag, 14. November 2013

Überraschungsfund im Bauschutt des Kötztinger Amtsgerichtsgefängisses


Spuren der Massenverhaftungen der NSDAP vor 80 Jahren verweisen auf  Kötztinger Bürgersfamilien:


auch wenn ich schon oft in Archiven Akten gefunden habe, mit denen ich speziell an dieser Stelle nicht gerechnet hatte und auch wenn solche Überraschungsfunde ein wenig das Salz in der Suppe des heimatgeschichtlich Interessierten sind, so gibt es doch Funde und Fundorte, die eigentlich unglaublich sind.

Am Mittwoch dem 30.10. kam von der Bauabteilung der Stadt Bad Kötzting die Nachricht, ich möge  zu Ihnen in den zweiten Stock hinaufkommen, Sie hätten etwas für mich.
Oben im Zimmer Josef Buckeleys lag auf dem zentralen Tisch eine schmutzige, staubige Transportkiste, übervoll mit Aktenmaterial, so dass sogar der Deckel halb offen stand. Beim Abbruch des Dachstuhles im - in dieser Reihenfolge - Fronfeste,  Amtsgefängnis, Gesundheitsamt, Finanzamt wurden zwischen den Dachbalken und Fußbodenbrettern Reste von Aktenmaterial und einfachen fadengebundenen Bänden gefunden.