Translate

Freitag, 17. November 2023

Der Räuber Heigl - der "Heigl-Bande" wird der Prozess gemacht.

 

Michael Heigl

der Schwurgerichtsprozess 1854

Zuerst jedoch ein Hinweis auf die Teile der Dokumentation, die bereits veröffentlicht sind:
Hier der link auf die bisher veröffentlichten Teile zum Thema Räuber Heigl.

Foto Kretschmer; Kinderfestzug 1954
zwei königlich bayerische Gendarmen und ein böse blickender Räuber Heigl




Michael Heigl war nun also - nach einigen Wochen angeketteter Wartezeit im Kötztinger Gefängnis - unter strenger Bewachung nach Straubing gebracht worden. 

Die Hinweise auf die in diesem Beitrag angeführten Druckerzeugnisse habe ich ausnahmslos von Herrn Alfred Silberbauer aus Rimbach erhalten, der mir auch sonst immer viel an zusätzlichem Material für meine Veröffentlichungen beisteuert, Vielen Dank dafür.

In der "Allgemeinen Schwurgerichtszeitung", einem ausgesprochenen Fachblatt für Juristen, wird der Prozess gegen Michael Heigl vom Staatsanwalt Steinle aus Aichach kommentiert- auch wenn er seine Veröffentlichung erst nach Heigls Tod fertiggestellt hatte.
Von ihm erfahren wir nicht nur einen kurzen Lebenslauf, sondern - viel wichtiger - auch eine genaue Personenbeschreibung der einzelnenBandenmitglieder.
Michael Heigls "Werdegang" vom Müßiggänger hin zum Verbrecher schildert er gleich am Anfang seines mehrseitigen Beitrags. 

"Große Körperkraft, Verwegenheit und Verschmitzheit machten ihn zum gefährlichsten Verbrecher - zum Schrecken der Besitzenden. Meistens mit grauer Jägerjoppe und grünem Jagdhut bekleidet, den sicheren Stutzen übergehängt, bisweilen zum Schein einen Geschirr- oder Gemüse=Handel treibend, besuchte er ohne Scheu nicht nur Einöde, sondern auch ganze Ortschaften und was so der Mehrzahl der Wäldler, mit ihnen wo und wie sich´s ergab verkehrend, persönlich bekannt. Die reichen und Wohlhabenden fürchteten ihn und seine Rache, die Ärmeren waren ihm meistens geneigt."
Es scheint, dass sich der Staatsanwalt Steinle in seiner Einleitung - woher hätte er es auch wissen können - an den Veröffentlichungen bei den Sonntagsbeilagen bediente, weil er selbst bemerkt, dass "der Räuber von Handwerk, der sein Gewerbe mit einer gewissen wilden Romantik betreibt ...eine äußerst seltene Erscheinung geworden" sei. "Zu dieser, mehr in Räuberromanen und Spinnstuben=Erzählungen als in der Wirklichkeit existierenden Spezies gehöre jedoch Michael Heigl"
Er stellte also durchaus selber fest, dass vieles was "man" von Michael Heigl kolportierte, durchaus in die Kategorie von Räuberromanen und Spinnstubenerzählungen passte.

Diese Kategorie befeuerte er aber durchaus selber, als er mit dem Zusatz: "Man erzählte sich", solche romantisierenden Geschichten selber anführte.



Weiter beschrieb er sogar Heigls Ausweichen nach Ungarn:

Nach der - bekannten - Schilderung der Gefangennahme Heigls, berichtet Steinle - anders als der Kötztinger Gendarm Suffa in seinem Bericht - auch von er Gefangennahme der Therese Pritzls:
"Auch seine Zuhälterin Therese Pritzl, die jedoch ohne Jemand zu treffen, eine Pistole auf ihre Verfolger abgefeuert hatte, wurde mit ihm gefangen. Die Gefangenen wurden in die Fronfeste nach Straubing gebracht, um dort vor das niederbayerische Schwurgericht gestellt zu werden."
Diese Darstellung des Ablaufes ist definitiv falsch, denn die Fronfeste Straubing war damals hoffnungslos überfüllt und weigerte sich kategorisch, MH überstellt zu bekommen, was Carl von Paur in Kötzting in der Folge sicherlich viele schlaflose Nächte bereitete.

Bis hierher war der Bericht Steinles auch nur eine Wiedergabe vieler damals umlaufender "Räuberpistolen" über Michael Heigl, die er halt in der Prozessvorbereitung so gelesen hatte.
Nun aber wird er zum Zeugen des Prozessverlaufes:
Einschub
Da er am Ende seines Berichtes sogar bereits die Begnadigung und den Tod Heigls kurz erwähnt, wird nicht klar, ob er seine Berichte aus dem Prozess selber als Augenzeuge übermittelt, oder diese Details nur vom lesen oder Hören=Sagen kannte.
Einschub Ende

"So war also endlich Michael Heigl, der Rinaldo Rinaldidi des bayerischen Waldes, im Kampf mit der Obrigkeit, der er über ein Jahrzehnt Trotz geboten hatte, unterlegen. - Am 21.Juni 1854 fand die öffentliche Verhandlung gegen ihn und seine Genossen statt, zu der 87 Zeugen geladen worden waren.
Der bayerische Wald sendete Massen seiner Bewohner, um der Aburtheilung Dessen beizuwohnen, der so lange seine Geißel und sein Schrecken gewesen. Der zweite Saal faßte nicht die Kopf an Kopf dicht gedrängte Menschenmenge, die noch Vorplatz, Gänge und Stiegen anfüllten. Zahlreiche Sicherheitsmannschaft war aufgeboten und alle Eingänge mit doppelten Posten besetzt."

Einschub
Den Ausdruck "Rinaldo Rinaldini" könnte er von der Landshuter Zeitung abgekupfert haben, die ihren Prozessbericht mit diesem "Ehrentitel" überschrieb.
Einschub Ende

Auf der Anklagebank saßen: Michael Heigl, Therese Pritzl, Michael Rainer, Joseph Spiegelberger und Marianne Gruber.
Einschub: So wie Staatsanwalt Steinle bereits ganz am Anfang von "Benkendorf" als Heigls Geburtsort geschrieben hatte, macht er auch hier aus Josef Zitzelsberger einen Josef Spiegelberger.

Was aber Steinles Prozessbericht für uns so herausragend macht, ist seine genaue Personenbeschreibung der Angeklagten.

Michael Heigl

Staatsanwalt Steinle in seinem Prozessbericht


Wir haben also - damals waren Menschen nachweislich kleiner als heutzutage - einen für damalige Verhältnisse - Mann von mittlerer Größe, breit gebauter Brust und einem runden, bartlosen und vernarbten Gesicht vor uns.

Michael Rainer


Staatsanwalt Steinle in seinem Prozessbericht


Therese Pritzl und Marianne Gruber


Staatsanwalt Steinle in seinem Prozessbericht

Mir ist es in all den Jahren meiner Nachforschungen noch nicht gelungen, ab wann und weshalb, der Ausdruck der "Rout´n Res" für Therese Pritzl aufgekommen ist. Von der Personenbeschreibung des Staatsanwaltes Steinle  bis hin zu den Eigenschaften, die man der "Rout´n Res" mittlerweile angedichtet hat, ist jedenfalls ein sehr, sehr weiter Weg.
Therese Pritzl war von " kleinem gedrungenen Wuchs und voller Büste, hatte dunkle feurige Augen und braune Haare."
Interessant ist hier auch die Herausstellung der "schreiend bunten Farben", in denen Marianne Gruber gekleidet gewesen war. Selbst in Hinblick auf ihre Kleidung war Therese Pritzl damit wohl eher eine  unscheinbare Erscheinung. 

 Josef Zitzelsberger


Staatsanwalt Steinle in seinem Prozessbericht

Von den ursprünglich weit über 40 Anklagepunkten wurden hier nur noch 10 verhandelt, "theils weil die sie betreffenden Schuldanzeichen nicht für erheblich genug erachtet wurden, theils weil ihre Reate auf Ausmessung der zu verhängenden Strafe ohne wesentlichen Einfluß gewesen waren."

Dieser Prozess zog nicht nur viele interessierte Besucher an, sondern auch die Presse war entsprechend vertreten und so gibt es zum Beispiel auch von der Landshuter Zeitung einen ausführlichen Bericht über den Prozessbeginn.

Aus der Landshuter Zeitung erfahren wir zunächst die genaue Zusammensetzung des Straubinger Schwurgerichts.
Beilage zu Nro. 145 der Landshuter Zeitung

Auch dem Reporter der LZ fällt die Zuschauermenge und die umfangreichen Sicherungsmaßnahmen rund herum um den Prozess auf.


Beilage zu Nro. 145 der Landshuter Zeitung


Der Reporter der LZ beschäftigt sich ebenfalls mit dem äußeren Erscheinungsbild des Michael Heigl, versucht aber sogleich aus dessen Verhalten und Aussehen gleich noch auf  Heigls Charakter zu schließen.

Beilage zu Nro. 145 der Landshuter Zeitung


Auch von ihm findet sich eine kleine Beschreibung der Therese Pritzl und ihres Verhaltens gegenüber Michael Heigl. Eine Beschreibung, die sich erneut im Gegensatz zu den Eigenschaften befindet, die in den letzten Jahrzehnten einer  - offensichtlich konstruierten - "Routn Res" zugeschrieben wurden. Hier die Einschätzung der Landshuter Zeitung zum Auftreten der Therese Pritzl.

Beilage zu Nro. 145 der Landshuter Zeitung


Interessant an der Prozessbegleitung - ob selber gehört, oder den Prozessakten entnommen sei dahingestellt - durch den Staatsanwalt Steinle ist besonders, dass er bei den einzelnen Anklagepunkten auch Michael Heigl zu Wort kommen lässt, wenn dieser auf Aussagen von Zeugen oder Betroffenen reagiert. Über sieben der zehn  Anklagepunkte gegen Michael Heigl berichtete er dann genauer:

1. Der Versuch des Todschlages an Josef Mühlbauer von Haselstauden

Josef Mühlbauer war der erste - und wohl entscheidende - Verfolger, der Heigl bei seiner schlussendlichen Ergreifung hatte aufhalten können und dafür mit seiner Gesundheit büßen musste.


Staatsanwalt Steinle in seinem Prozessbericht


2. Der Raub dritten Grades an Anna Pritzl 

Die Beweisführung - gegen MH - in diesem Anklagepunkt erwies sich als schwierig, da Heigls Beteiligung nur auf einer Aussage Rainers beruhte, die dieser gegenüber einem Mitgefangenen in der Kötztinger Fronveste gemacht hatte und diese Aussage nun zurücknahm.
Dafür war die ausführliche Schilderung des nächsten Falles angefüllt mit tränenerfüllten Aussagen Heigls und einer überraschenden Vermutung von Seiten des Staatsanwalts über Heigls Motive bei seiner Aussage. Zur Erinnerung, der berichtende Staatsanwaltschaft schreibt anstelle von Zitzelsberger immer von Spiegelberger.

3. Der Raub vierten Grades an den Santlischen Eheleuten 

Staatsanwalt Steinle



In direktem Zusammenhang mit dem dritten Anklagepunkt steht auch der nächste Vorwurf, der der schweren Körperverletzung. Ursprünglich wurden die Schüsse auf den Brigadier Sommer in Pirka als Mordversuch gewertet, nun also nur noch eine schwere Körperverletzung. Die Verbindung zum Punkt 3 besteht im Fund von Gegenständen, die bei dem "Santlschen Ehepaar" entwendet worden waren.


4. Mordversuch am Brigadier Sommer - abgeändert in schwere Körperverletzung 


Staatsanwalt Steinle


Den folgenden Fall hatte MH offensichtlich vollumfänglich gestanden:

5. Raub dritten Grades an Barbara Winter  




6. Raub vierten Grades an Katharina Dachs  

Staatsanwalt Steinle


Vor dem nächsten Anklagepunkt fügte Staatsanwalt Steinle noch einen eigenen Kommentar ein:
"Alles bisher Vorgekommene an Brutalität und Grausamkeit überbot aber..."


7. Der Raub vierten Grades an den Greil´schen Eheleuten  

Staatsanwalt Steinle

Die Landshutern Zeitung berichtete zusätzlich bei diesem Anklagepunkt folgende Details:
Landshuter Zeitung



Von weiteren Anklagepunkte gegen MH, die es dem Staatsanwalt nicht wert gewesen waren in seinem Bericht erwähnt zu werden, wurden von der Landshuter Zeitung  ihren Lesern vollständig übermittelt.
 

8. Verbrechen des ausgezeichneten Diebstahl an dem Hutmacher Jos. Gulder von Kötzting

Landshuter Zeitung

9. Diebstahl an dem Bauern Jos. Aschenbrenner von Vordereschlingen(!)

Landshuter Zeitung

 

10. Diebstahl an dem Gärtner Paul Dimpfl von Grub


 


Auch einzelne Punkte gegen Marianne Gruber wurden verhandelt, die zum Zeitpunkt seiner Raubzüge eher in Gegensatz zu MH gestanden hatte und sich nun auch gegen einzelne Aussagen Michael Heigls zur Wehr setzte.
Landshuter Zeitung

Am Ende der Beweisaufnahme stand das Plädoyer des Anklagevertreters, der - wie es sich gehörte-   versuchte, bei Heigls verbrecherischen Handlungen auch den einen oder anderen positiven Ansatz herauszustellen: 
 
Staatsanwalt Steinle in seinem Prozessbericht



Dann waren die Verteidiger am Zuge und die Landshuter Zeitung berichtete ausführlich über die einzelnen Plädoyers der Strafverteidiger.

 Michael Heigls Verteidigung:

Landshuter Zeitung


 Die Verteidigung der Therese Pritzl:

Landshuter Zeitung

Die restlichen Plädoyers waren der Zeitung nur eine kleine Zeile wert, und dann zogen sich die Geschworenen zur Beratung zurück.

Landshuter Zeitung
Gerade noch rechtzeitig vor Beginn des Andrucks der Zeitung, konnte die LZ - entgegen der obigen Ankündigung - doch noch in derselben Ausgabe vom Urteil gegen Michael Heigl berichten.

 
Landshuter Zeitung


Staatsanwalt Steinle wollte es nicht einfach bei einer knappen Urteilsverkündigung bleiben lassen, sondern ging hier ins Detail und beschrieb auch Heigls kurze Reaktion bei der Urteilsverkündung.
:

Das Urteil


Steinles Großbericht in der "Allgemeinen Schwurgerichtszeitung" ist erst Jahre nach dem Prozess erschienen, weil sein Beitrag am Ende nicht nur kurz von Heigls Begnadigung sondern sogar noch von dessen späteren gewaltsamen Tod spricht und dann zu einem allgemeinen Kommentar überführt, über die Grundsätze dieser Prozessführung.
Es ist also durchaus möglich, dass der Staatsanwalt Steinle selber gar nicht Ohren/Augenzeuge des Heigl-Prozesses gewesen war, sondern einfach die Prozessprotokolle einsehen hat können und sicherlich auch die, den Prozess begleitenden, Zeitungsberichte gelesen hatte.







Sonntag, 12. November 2023

Erinnerungen an Altkötzting Teil 17 Burschenvereinsjahrtag

      In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen "Blick zurück" erlauben, zurück auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden; eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtagen,  Bällen, und vor allem mit Menschen.


Burschenvereinsjahrtag

Am Sonntag den 26.10.1969 hielt der Kötztinger Burschenverein - der älteste Verein der Stadt übrigens - seinen traditionellen Jahrtag ab und auch auf diesen Bildern sind wieder viele "alte" Kötztinger zu erkennen.
Ein Reporter der Kötztinger Umschau mit dem Kürzel "nd" hat die Bilder und den Artikel verfasst.
Ich kenne nicht alle Personen namentlich, aber die allermeisten.
V.l. Kellner Max, N, Ludwig Wolfgang, Mark Siegi, Kellner Max jun. Hamsa, N, Friedrich Hans Herbert, Zigan Horst , Fahnenträger ?, Hutter Karl, Slavik "Hebbe" Horst, Reininger Siegfried, Auzinger H.o.R., Knauth Ferdl, Amberger Herbert.
Jahrtagsfeier beim Kollmaier

Kötztinger Umschau vom 25/26. 10.1969

Am Ende noch der  >>>>> Link <<<<<  zu den bereits erschienenen - und die demnächst folgenden - Beiträge unter dieser Rubrik.

Donnerstag, 9. November 2023

Ein Zufallsfund am Rande - der Wasserwart lauscht

Der Segen der Technik

Eine kleiner Artikel vom März 1954 aus der Kötztinger Zeitung:



Eine Umgehungsstraße wird geplant

Ein Bild aus den 70er Jahren, kein Kurpark, keine Spielbank, keine Brücke und natürlich keine Umgehungstraße. Der ganze Verkehr aus Richtung Furth musste entweder sich entweder über die alte Blaibacherstraße  quälen oder komplett durch Kötzting hindurch fahren.
Die autobefahrbare Brücke zwischen Jahnplatz und Hallenbad beim Jahnplatz war damals erst ein hölzerner Notsteig auch noch Zukunftsmusik.


Der Ziergarten der Fa. Aschenbrenner ist jetzt ein Wohnblock geworden und das Autohaus/Tankstelle Weber ist nun das Autohaus Mühlbauer







Ein neuer See entsteht


Im Jahre 1975 wurde nicht nur der Schulberg erweitert, sondern es entstand auch eine ganz neue Wohnsiedlung an der Schmidmarter. In diesem Zusammenhang - auch weil der neue Schulsportplatz über den alten Dampfbach errichtet und weil in Kötzting die Hochwasserfreilegung begonnen wurde - musste der Dampfbach teilweise verrohrt werden und oberhalb des Einlaufes entstand ein neuer See, eben der Dampfbachsee. 

Auf geht´s zur Sonnwendfeier des Burschenvereins


Einfach ein Bild aus einer unbeschwerten Jugendzeit... Abfahrt zur Sonnwendfeier auf dem Reitenberg
vor ungefähr 50 Jahren. Das Bild wurde zwar bereits in einem anderen Zusammenhang schon mal gepostet, passt aber wunderbar zum Sommeranfang 2023.






Fronleichnam in Kötzting

Aus der Sammlung Wack Traurig

Für die Kötztinger Hausbesitzer der Innenstadt, die ja früher alle meistens noch kleine landwirtschaftliche bzw. Gartengrundstücke besaßen, begann der Fronleichnamsmorgen mit "Gras schneiden", das dann in der Marktstraße ausgebreitet wurde.
Aus den Jahren 1892-1904 wissen wir, dass dies die Aufgabe des Armenhaus-Hausmeisters gewesen war.
Hier noch zusätzlich ein Bild des Altares vor der Gewerbebank Straubing aus dem Jahre 1950
Foto Siegfried Ehemann: Fronleichnam 1950


Der Kötztinger Ehrentag

Sammlung Arbeitskreis


Von August Philipp Henneberger stammt der gemalte Dekorationsvorschlag für das Kötztinger Rathaus für die Stadterhebungsfeier heute vor 70 Jahren.



Ein Überraschungsfund in der Zeitung

Beinahe hätte ich es überlesen.

Derzeit ist für mich die Tageszeitung von 1953 die Hauptlesequelle wegen des Jubiläums der Stadterhebung, und dabei habe ich mich vor allem an den Überschriften orientiert und deshalb waren  Klein- und Kleinstmeldungen für mich zu vernachlässigen.
Und so habe ich, obwohl ich vor allem den Mai 1953 sicherlich schon mehrfach durchgeblätterte habe, diese kleine Anzeige vom 7.5.1953 ein paar mal übersehen.
Es ist schon ein seltsames Gefühl, wenn man seine eigene Geburtsanzeige so im Vorbeigehen plötzlich entdeckt.



Kötztings Ehrentitel als "langsame Berner"

Direkt auf der Seite mit dem Großbericht über das Pfingstfest und die Stadterhebungsfeiern im Mai 1953 machte einer der Reporter der Kötztinger Zeitung aus seinem Herzen keine Mördergrube und schrieb in Form einer Glosse sich den Ärger - vermutlich über den sich traditionell immer verspäteten Brautzug - von Herzen. 
 Zunächst die ganze Seite und anschließend der kleine "Artikel".
Sonderseite der KÖZ vom Mai 1953 über das große Pfingstfest mit Stadterhebung
 


KÖZ vom Mai 1953
Auch so kann man seine Kritik anbringen. Die Kötztinger Burschen waren immer schon nur sehr schwer davon zu überzeugen, dass man die Bewirtung beim Brauterer und der Braut langsam aber sicher wirklich beenden solle, um den Brautzug zu beginnen.......
 


Das Storchennest

 Im Rechnungsbuch des Marktes Kötzting aus dem Jahre 1660 findet sich ein ganz besonderer Eintrag.

StA Landshut Markt Kötzting Marktrechnung von 1660
"Hans Hechten Wagnern alhir, für das Rath zum Storchen Nest bezalt   36 xr"

So wie heutzutage auch, befand sich also früher auch auf dem Alten Rathaus ein Storchennest für welches der Kötztinger Magistrat beim Wagner Hans Hecht - er besaß zu dieser Zeit das "alte Schödlbauerhaus" in der heutigen Müllerstraße - ein Rad bestellte.




Frauenpower

Wieviel Geduld und Fleiß gehört dazu, für den Kötztinger Burschenverein diese Menge an Schmuckhufeisen anzufertigen.



Fünf Kötztingerinnen, darunter 4 Pfingstbräute: Gerlinde Hollmaier mit Schwestern Ulrike (1961), Luitgard 1957

Schwestern Schaffer Klara (1942) und Maria Schaffer/Bottenhofer (1949)

 

Mark Siggis Arbeitsbienen……



Der Semmelpreis im Februar vor 100 Jahren

Kötztinger Anzeiger vom Februar 1923


Im Januar lag der Preis für eine Semmel noch bei 20 Mark und der Preis für das Ausbacken bei 10 Mark. Nach der Besetzung des Ruhrgebiets durch die Franzosen und die nachfolgenden Reaktionen im Deutschen Reich explodierte die Inflation und machte das tägliche (Über-) Leben für unsere Vorfahren immer schwerer und beim Bier schaute es auch nicht besser aus:
Kötztinger Anzeiger vom Februar 1923







Ein ganz besonderer Zufallsfund

Im Zusammenhang mit der Erstellung der Häuserchronik für das Haus Müllerstraße 5,  Aschenbrenner, fand ich an gänzlich unerwarteter Stelle eine interessante Kleinigkeit über unseren Pfingstritt, in den Kötztinger Sterbematrikeln des Jahres 1720.. 


8. huius sepultus est Vitus Imerl civis et scrinarius in Khözting provisus, ultra 30 annos in annua Processione Equestri in Stainbichl officio ministrius functus.

Am 8 dieses Monats wurde der Kötztinger Bürger und Schreiner Veith Immerl begraben, der mit allen Sakramenten versehen war und über 30 Jahre bei der jährlichen Pferde=Prozession nach Steinbühl als amtlicher Ministrant fungiert hatte.

Wie haben hiermit, neben den kurzen Erwähnungen des Pfingstritts in den Marktrechnungen - immer nur ein knapper, kurzer Satz - einen der ältesten Archivfunde mit einem Bezug zum Pfingstritt.
Mehr als 30 Jahre lang war also der Schreiner Veith Immerl der Ministrant des Offiziators, ein früher Franz Hackl also und eine Beleg, dass also immer auch mindestens ein Ministrant als Helfer mitgeritten ist..

Die Marktkasse

Im Juni 1975 wird die im Jahre 1645 hergestellte und erst beim Auszug bzw. Umzug  der Stadtverwaltung vom Alten ins Neue Rathaus wiedergefundene Marktkasse wieder vorgestellt.
Mittlerweile frisch renoviert, stellt sie eines der bemerkenswertesten - und leider wenigen - wirklich historischen Stücke dar, die wir in Kötzting besitzen.

KU vom 26.6.1975
Die Inschrift "A*K   M*K" bedeutet ziemlich sicher: "Amtskasse"  und  "Markt Kötzting" Karl Seidl, der damalige Kötztinger Bürgermeister und sein Stadtkämmerer Graßl hätten sich das Schmuckstück sicherlich randvoll mit Geld gewünscht, angesichts des finanziellen Engpasses, dem sich die Stadt im Jahre 1975 entgegen sah. Das Bild ist erst heute in den vielen Negativen der Sammlung Serwuschok gefunden und digitalisiert worden, ist also sozusagen "druckfrisch"


2023  "Burschenballwochenende"

Vor genau 100 Jahren, im Januar 1923 -  genauer am 11.1.1923 -, begann der Einmarsch französischer Truppen ins Ruhrgebiet und als Folge davon wurden im ganzen Deutschen Reich Tanzveranstaltungen verboten. Am Samstag den 13.1. hätte der Burschenball stattfinden sollen. Der sonst übliche Termin, der erste Samstag im Neuen Jahr, fiel mit dem Drei-Königs-Tag zusammen, weshalb der Burschenball eben um eine Woche verschoben werden musste ..... aber dann kam der Großkonflikt mit Frankreich dazwischen.



Silvester 2022 ----   Neujahr 2023


In unser Sammlung an Bildern, die wir von Frau Serwuschok erhalten haben, befindet sich auch diese
Aufnahme des damaligen Kötztinger Bahnhofsvorplatzes mit der großen Bahnhofsuhr für die Neujahrsausgabe des 1.1.1970.  Ich nutze dieses schöne Bild, um auch meiner Seite einen Guten Rutsch und ein gutes Gelingen im  Neuen Jahr 2023 zu wünschen.






KW 52 - 2022

Das alte Kötztinger Rathaus tief verschneit

Repro Frau Christa Rabl-Dachs Nr. 71300

Links gerade noch zu erkennen der "Salon Hauser" im Fischer-Peterhaus, danach der Liebl-Schlosser und das Voithenleitnerhaus.

Auf der rechten Seite erkennt man noch die Terrasse vom Dreger, das Lebensmittelgeschäft Max Schrödel und das Wohn- und Geschäftshaus von Julius Kirschner


Montag, 6. November 2023

Erinnerungen an Altkötzting - Teil 16 - ein Dorf im Dampfbachsee

     In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen "Blick zurück" erlauben, zurück auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden; eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtagen,  Bällen, und vor allem mit Menschen.


Ein Dorf im Dampfbachsee


Der Dampfbachsee, geplant und gebaut als Rückhaltebecken und damit als Teil des Kötztinger Hochwasserschutzes wurde von Anfang auch gerne für den Wintersport genutzt und nun machten sich Anlieger Gedanken darüber, wie die "Pfütze" verschönert werden könne.
Die Idee um die Umsetzung stand unter der Leitung von Dieter Schmid, dem damaligen nebenberuflichen Fachlehrer und Kunstschmiedemeister, der auch Jahrzehnte später den Pfingstreiter am Kreisverkehr konzipierte.
Hier der Schaufelredantrieb

Hier das Dorf der mit seinen "lebenden" Figuren

Frau Renate Serwuschok, die Chefin selber, zeichnete für die Bilder und den Artikel.

Am Ende noch der  >>>>> Link <<<<<  zu den bereits erschienenen - und die demnächst folgenden - Beiträge unter dieser Rubrik.