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Freitag, 3. Juli 2020

Kötztinger Häuserchronik - Hausnummer 8

Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.
Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.

Hausbau (Anbau) beim Sattler Traurig 1930
Schild am Haus: "Sattler, Tapezierer und Lackiererei von Franz Traurig"
Diarepro 2333 hier wird Mörtel angerührt für den Anbau
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.




Leonhard Vogl

In einer Besitzerliste des Klosters Rott von 1610 wird - als Nachbar des darunter liegenden Schmuderhofes (=Hausnummer 9) Leonhard Vogl genannt.

HStA München KL Rott 113 von 1610
Leonhard Vogl vom halben Lehen 1 Schilling (Pfennige) und 1 Heller



Vater des Leonhard und wohl Besitzer der späteren Anwesen mit den Nummern 8 und 9

Bei der Erstellung der Kötztinger Häuserchronik sind es vor allem die Briefprotokolle, die eine belastbare Aussage über die Besitzverhältnisse möglich machen. Diese beginnen für Kötzting mit dem Jahre 1700.  Ein einzelner Band existiert  von 1653, aber er bildet halt nur die Hausverkäufe ab, die in diesem Jahre protokolliert wurden.
Eine Glück - für die Geschichte zumindest der Marktlehen - ist eine Besitzaufgliederung des Klosters Rott, welche der damalige Propstrichter Adam Türrigl um 1655 erstellt hat.
Dieser benennt für alle Marktlehen die jeweiligen linken und rechten Nachbaranwesen und hilft somit in vielen Fällen die Grenze des gesicherten Nachweises  ein gutes Stück in die Vergangenheit zu verschieben.


Leonhard Vogl








Leonhard Vogl  burger und
Mezger alhir, hat ain
Behausung mit dessen Zuege=
hörungen, Stadl und Stal=
lungen, zwischen Georgen
Vogls Behausung und St:
Veits Capellen, darzue ge=
hört ain halbs Markhtlehen
mit nachvolgenten Grundt
und Poden





Erstlichen bey dem khleinen
Gereuth ain Agger mit
Pifang so dermallen mit
Wüntterkhorn angepauth
und zwischen Magdalena
Störin Agger ligt, darauf
der Barbara Kluegin und
Margaretha Roßmannin
Ägger stossen, welcher mit
dem hündern orth auf des
Churfürstl Herrn Pflegers und
mit dem vordern Orth auf








Marthin Mülpaurn burgern
und Peckhens Agger stosst


Wider in disem Veldt ain Ag=
ger, zwischen Magdalena Stör=
in und Herrn Wolfen Vischers
Aggern ligt hat  Pifang
ist nur
mit ainem Orth auf Herrn

Hansen Raiten des Innern Raths
und derZeiten  Ambts=
Cammerers agger beim Obern
Freitthof und mit dem
obern orth auf den Rain bei
Adamen Raaben agger
stosst hat    Pifang, ist
mit wüntterkhorn an=
gepauth




Mer am Zeltendorffer Veldt
ain Agger, mit  Pifang
welcher mit Habern ange=
pauth, so zwischen Magdalena




Störin und   
Äggern ligt, mit ainem Orth
an Jacoben Passauers Lederers
und mit dem anndern orth
auf Georgen Vogls des Rats Agger stosst












Ausschnitt aus der Kötztinger Uraufnahme von 1832 aus Kötzting 1085-1985


Wir haben nun die schwierige Situation, dass das Anwesen mit der Nummer 8 1655 im Besitz des Leonhard Vogls war, der seinen Nachbarn mit Georg Vogl angegeben hatte.
Der Nachbar, hier die Nummer 9, ist der sogenannte "Voglhof", mutmaßlich einer der Urhöfe Kötztings, dieser ist aber in der Liste Adam Türrigls nicht aufgeführt. Nun ist diese Liste nur als Fragment erhalten bzw. Türrigl hat diese Liste nie fertiggestellt, was sich in diversen Lücken (immer bei den Pifangangaben) und schlichtweg darin festmachen lässt, dass er ab dem Haus Nummer 40 nur mehr zu den "Überschriften" gekommen ist, mehr nicht. Offensichtlich hat er das Projekt dann fallen gelassen oder ist nicht mehr dazu gekommen dieses "Salbuch" zu vollenden.
Es gäbe aber auch noch eine Erklärung - für mich die wahrscheinlichste - , dass die Anwesen mit den heutigen Nummern 8 und 9 damals den großen Voglhof gebildet hatten, und vor 1638 dann aufgetrennt wurden.

Im Jahre 1655 haben wir also, ausgehend von dieser Beschreibung (auch aus den vorhergehenden und nachfolgenden Legenden)  eine Besitzerliste rund um die Veitskirche wie folgt.
Rossmann - Veitskirche - Leonhard Vogl - Georg Vogl -Magdalena Stör.
Bei Magdalena Stör - 1655 die Besitzerin des Anwesens Nr. 10 (heutzutage Januel ) - heißt die Ortsbeschreibung sie läge zwischen dem Kasten (Getreidestadel) des Georg Vogl und dem Schudertor.

Interessant an dieser Namensliste ist, dass manche - nicht alle - dieser Hausnachbarn auch mit ihren Feldgrundstücken benachbart waren. Diese Reihung ist auffällig, so dass zu vermuten ist, dass die Flurstücke (hier im Dokument Felder genannt) bei der ursprünglichen Aufteilung der Grundstücke (bei der Marktentstehnung) auf die einzelnen Marktlehner in einer gewissen festgelegten Reihenfolge zerteilt wurden. Diese Einteilung wurde möglicherweise durch den einen oder anderen spätere4n Verkauf etwas verwässert, ist aber trotzdem sehr häufig noch in vielen Flurstücken anzutreffen. 
Das Schudertor war eines der - mindestens - vier Kötztinger Markttore

In einer Stiftrechnung des Klosters Rott von 1638 ist die Reihenfolge
Georg Roßmann - (Veitskirche) - Leonhard Vogl - Wolff Sterrs Witwe.(=Januel)
Dies sollte als Beleg dafür ausreichen, dass die beiden Anwesen gesichert bis ca. 1638 in einer Hand gewesen waren, und zwar in der von Leonhard Vogl, vermutlich dem Vater des Leonhard, der dann 1655 als Besitzer der Nummer 8 aufgeführt ist.
Allerdings sollte man berücksichtigen, dass 1633 Kötzting komplett - zumindest, was den Bereich der Marktstraße anbetraf - zerstört wurde und sich die Besitzverhältnisse neu sortierten.
Als zusätzlicher Beweis kann das sogenannte Status Animarum der Pfarrei Kötzting dienen, wörtlich eine Seelenbeschreibung, eine Liste der überlebenden Kötztinger nach der "Stunde Null" vom November 1633
Dort heißt es:

Band 1 der Kötztinger Pfarrmatrikel

Geörg Vogl et Leonhart Vogl zwen frat.
Georg und Leonhard Vogl, zwei Brüder
Bei ihnen lebte noch ein Knecht Adam und eine Magd Katharina.
Ander Preidter mit seinem 13 jährigen Sohn Jakob lebte wohl auch noch in dem Anwesen, vermutlich als Tagelöhner.
Damit haben wir also die Besitzer der beiden Anwesen 8 und 9 Georg und Leonhard Vogl.

Was auch immer später einmal zusätzlich herausgefunden werden kann, 1655 hieß der Besitzer jedenfalls Leonhard Vogl  und von ihm finden sich bereits Einträge im "Strafregister" aus seinen jüngeren Jahren
StALandshut Pfleggerichtsrechnung von 1637

Schadenhuettung und anders

Leonhard Vogl zu Khözting der Zeit noch ledigen Stands, hat nechtlicher Weill seine Roß in der burger wißmath ein: und denselben zu Schaden gehüett, derowegen sye ime solche Roß in den Pfandtstall verspören lassen. Er aber daß Schloß von der Thür abweckh geschlagen, und die Roß mit Gewalt herausgenommen, Deßwillen die von Khözting ime Vogel dem churfürstlichen Herrn Rath und Rentmaister in der Straf vorgeschrieben, weillen er aber von demselben aus beweglichen Ursachen nit abgewandlet


sondern zum Landgericht remmitiert worden, alß ist er Vogl alda abgestrafft worden per 2 Pfund Regensburger Pfennige

Tuet 2 Gulden 17 Kreuzer





Das Landgericht hatte also sichergestellt, dass der Übeltäter seine Strafe auch erhielt, nachdem der Magistrat in Kötzting nicht eingegriffen hatte, und die Strafe war nicht übel. 2 Pfund Pfennige waren in heutiger Währung irgendwo zwischen 300 und 400 Euro.

6 Jahre später erwischt es ihn dann noch ärger:

In die angepautten Schloßvelder Vich getribn und disch des Ambtmans widersezt
Leonhardt Vogl burger zu ermelten Khözting, hat mit siben Stueckh rdo Vich in zween mit Gersten angebauten Schlossäckhern durchgetrieben, und als ine deßwegen der Gerichtsambtmann Pfendten wollen, er sich seiner widersetzt und schlagen wellen, derowegen ist er Vogl gleichmessig dem churfürstliochen Rath und Herrn Rentmaister in die nSTraf vorgestellt aber ebenfahls widerumben zu Gericht remittiert, alda er gebuesst worden, umb 4 Gulden 30 Kreuzer

Diesmal war die Strafe annähernd doppelt so hoch.
1640 war Leonhard schon nicht mehr ledig, er hatte am 13.10.1638 Pachmayr Katharina, die Tochter des Augustin Pachmayr ( siehe Kötztinger Häuserchronik - Hausnummer 3 Amberger Hof) geheiratet.
Es ist erst die 14. (!) Hochzeit in der Pfarrei Kötzting, nach der Katastrophe des Schwedeneinfalls vom November 1633. Man sieht, dass sich das "normale" Leben in Kötzting erst wieder ganz langsam normalisierte. Leonhard jedenfalls heiratet eine Frau aus der direkten Nachbarschaft.

Pfarrmatrikel Kötzting Band 1 Seite 151 vom 13.10.1638
In der Jahresrechnung des Marktes Kötzting von 1660 ist er mit einer schönen Lagebeschreibung erwähnt. Leonhard Vogl bezahlt seine Stifft " vom Acker an der Heng bei dem Genskragen".
Dieser "Gänsekragen" ist die Flußschleife des Weißen Regens oberhalb des Freibades und der "Acker im Hang" erklärt sich damit von selbst.
Im selben Jahr steht er als Metzger mit 3 Gulden in der Rechnung. Diese Jahresgebühr hatten alle Kötztinger Metzger zu zahlen - neben einigen Sachlieferungen - um das märktische Schlachthaus in der Metzstraße benutzen zu dürfen. (siehe auch "Die Metzger in Kötzting  1. Teil und 2. Teil)
Das Paar bekam miteinander 8 Kinder und am 20.5.1660 starb die Metzgerin Katharina Vogl bereits sehr früh, der Witwer verheiratete sich noch im selben Jahr aufs Neue, diesmal Anna Raab, die Tochter des Kötztinger Bürgers Adam Raab. Mit seiner 2. Frau bekam Leonhard Vogl noch einmal 7 Kinder.
Noch 1670 und 1672 scheinen die - heutzutage getrennten Anwesen 8 und 9 - in einer Hand, des Leonhard Vogl gewesen zu sein. HaStA München Landshuter Abgabe KL Rott R3 und R2



Georg Fink und Anna

Es gibt in den Kötztinger Überlieferungen leider eine große Lücke, welche bei der Beweisführung der Besitzerfolge überbrückt werden muss. Zwischen 1650 und 1700 existieren keine Briefprotokolle.
Wir wissen, dass um das Jahr 1693 herum bereits Georg Fink mit seiner Frau Anna die Besitzer dieses Anwesens gewesen waren, ohne den genauen Termin für den Besitzerwechsel zu kennen.
In diesem und den folgenden Jahren wird er mit Schuldverschreibungen protokolliert, die im Vermerk auf den Ankauf des "Vogelschen Anwesens" verweisen. Nun könnte dieses auch der benachbarte Voglhof gewesen sein, aber viele Jahre später, beschreiben seine Erben das Haus als zwischen "Wolf Peringer und dem Voglhof entlegen", also sind wir richtig.
In den Kötztinger Sterbematrikeln ist für den 5.11.1691 der Tod eines Leonhard Vogl protokolliert, dies würde zu dem errechneten Besitzwechsel um 1693 gut passen.
Auch das Heiratsdatum, der 2.6.1692 von Georg Fink aus Gehstorf mit Anna Denkscherz, der Tochter des Kötztinger Marktrates Georg Denkscherz passt in den zeitlichen Ablauf gut hinein.

Pfarrmatrikel Kötzting Bd 2 Seite 208
Der Brautvater macht einen der Trauzeugen

Georg Fink ist in den Jahren zuvor vor allem in den Kötztinger Kirchenrechnungen aufgeführt, weil er als Feldpfeifer der Kötztinger Landfahne für seine Teilnahme bei den Fronleichnamsfeiern bezahlt wurde.
Im Jahre 1700 wird er bei einer Petition der Fluderberechtigten eine Liste der Marktlehner aufgeführt, in der Georg Fink erwähnt ist. (StALA Rep 97e fasc 785 Nr. 513)
Im Folgejahr möchte Georg Fink sich von einigen Grundstücken trennen und nun zeigt sich eine Eigenart der Kötztinger Bürgerstruktur: "Wer hat, dem wird gegeben"
In den, auch damals bereits, uralten Bestimmungen des Kötztinger Freiheitsbriefes ist geregelt, dass niemand außer den Marktlehnern Grund besitzen dürfe, weshalb der von Georg Fink gewünschte Verkauf an den Marktmüller Billich (kein Marktlehner) nicht ratifiziert wurde, da von Jakob Fischer (ein Marktlehner) Einspruch vorlag. Sollte der Marktmüller "hand anlegen" an das Grundstück, so liege die Strafbewehrung bei 5 Pfund Regensburger Pfennige, legte der Magistrat fest.
In den nun folgenden Jahren des Spanischen Erbfolgekrieges taucht Georg Fink mit vielerlei Botengängen und Kleinigkeiten in den Rechnungsbüchern des Marktes Kötzting auf.
1703 erhielt er Führlohn, dafür, dass er "die von Comissary Syessen eingebrachte Contributionsgelter nacher Camb beguehrt". Er hatte also die von der Besatzungsmacht geforderten und eingesammelten Sondersteuern in bar nach Cham gebracht.
1704 wurden "dem alhier im Quartier gewesten königl. preussischen Kurassier Regimentsstab zum Abmarsch ins Reich 4 bespannte Pferdt mitgeben". Georg Finkh, der mit diesen bis nach Nittenau mitgefahren war, bekam dafür 12 Gulden.  Ähnliches passierte 1705, als den Offizieren einer abmarschbereiten Mannschaft nach Neukirchen 4 Reitpferde mitgegeben werden mussten. Für die Benutzung jedes dieser Pferde erhielt Georg Fink 30 Kreuzer.
Sein Temperament bracht ihn auch mit der Kötztinger Stockstrafe in Bekanntschaft, 3 Stunden durfte er sich, dort eingespannt, seine Gedanken machen, was er seinem Nachbarn Peringer (alte Hausnummer 5+6) angetan hatte.
Kötztinger Marktrechnung von 1706: "umb er die von Wolfgang Peringer auch alda ins einem Garten aufgezogen geweste Leinwatth weckh zu nemben understanden genomben , fuer ain unehrliches Stueckh gehalten sodann hierdurch ihme Peringer iniuriert , ist derselbe neben ernstlichem verweis 
zu Straff in Ansehung seiner Armuth 3 Stund lang strafft worden."
Fink hatte also in Nachbarsgarten Wäsche, die zum Trocknen aufgehängt war, kassiert und auch noch behauptet, diese Leinwand wäre ein "unehrliches Stück" und habe dann auch noch den Nachbarn beleidigt. Ein unehrliches Stück könnte entweder ein gestohlenes oder aber ein von einem pfuschenden Leineweber hergestelltes Stück Leinwand gewesen sein.
Der Fuhrmann Fink war aber nicht nur in Kriegszeiten zu gebrauchen, auch danach konnte er seine Dienst anbieten, sogar als Möbeltransporteur. Als der Markt Kötzting 1707 für seine Viehherde einen neuen Ochsenhüter anstellte, machte Georg Fink den Umzug von dessen Mobilien von Hafenberg herein, was ihm einen Gulden Fuhrlohn aus der Marktkasse einbrachte.
Ein schönes Beispiel für die damalige Schreibart, Worte so zu schreiben, wie man sie hörte, findet sich in den Marktrechnungen des Jahres 1709.
Georg Fink erhielt 1 Gulden 15 Kreuzer dafür, dass dem Breukommissar Pferde "vor die Schess gespanth" hatte. Er hatte also Pferde für die Chaise, die Reisekutsche des Herrn Bräukommissars,
zur Verfügung gestellt.
1722 dann erwischte es ihn bei einer Tätigkeit, die in vielen bayerischen Märkten und Städten streng verboten war: er hatte, um die Restwärme seines Backofens nach dem Brotbacken ausnutzen zu können, Flachs zum Dörren in den Backofen gesteckt. Dieses stellte innerorts eine große Feuersgefahr dar, weshalb die Dörr- und Brechhäuser zwingend in Bayern außerhalb der Ortschaften angelegt werden mussten.
1725, nach seinem Tod verpachteten seine Erben die Bürger und Marktlehensbehausung "an den sogenannten Voglhof stossend, mitsambt der Scheiblwiese auf 3 Jahre" an

Ullrich Parzinger


dem Kötztinger Saliter. 
Das Salitergewerbe befasst sich damit, Salpeter, also Nitratsalze, von Fundamentmauern  (und anderen Quellen) zu sammeln, zu sieden und damit zu konzentrieren. Diese Nitrate waren für die Schwarzpulverherstellung essentiell und daher hatten die Saliter umfangreiche Rechte, andere Häuser und Anwesen betreten zu dürfen.
Diese Verpachtung war aber nur ein kurzes Intermezzo. Am 19. Februar 1728 verkauften die Vormünder der minderjährigen Kinder Georg Finks und seiner Frau Anna das Marktlehen neben dem sogenannten Voglhof, dem Passauerischen Teil und der Scheiblwiese an den "Edlen und Vesten" Herrn

Wolfgang Tröger 


Baron Pelkoferischen Verwalter in Blaibach und dessen Frau Barbara um 740 Gulden. Im selben Jahr erwirbt Wolfgang Tröger für 12 Gulden das Kötztinger Bürgerrecht, und noch im Sommer desselben Jahres quittieren die Vormünder den Erhalt der Kaufsumme. .
Das Anwesen bleibt damit aber ein wenig in der Familie, denn, wie der Heiratseintrag ausweist, ist die neue Frau Verwalterin Barbara Dreger eine Tochter des Kötztinger Magistratsrates Johann Denscherz.
Pfarrmatrikel Kötzting Bd 3 Seite 475 vom 9.6.1717.
Wolfgang Dreger, der Bräutigam, war damals noch Oberschreiber in Furth im Wald, wo er auch als Sohn eines Schmiedes geboren wurde.

Bei einer späteren Schuldverschreibung des Paares kann man die damaligen Möglichkeiten, sich Geld zu leihen, gut nachvollziehen.
Eine weitschichtige, schon lange verstorbene Verwandte,  Frau Elisabeth Passauer, hatte für ihr ewiges Seelenheil der Pfarrkirche Geld vermacht, also einen Kapitalstock, der genau so berechnet war, dass von dessen festgelegten Zinsen auf alle Zeiten vier "Quatembermessen" pro Jahr bezahlt werden konnten. Dieses Kapital nun liehen sich Wolfgang Dreger und seine Frau zu eben dem festgelegten Zinssatz und stellten der Pfarrkirche einen Schuldschein darüber aus. Die Dregers hatten das Geld, die Pfarrei erhielt die Zinsen und der Pfarrer las zu seinem festgelegten Gebührensatz die versprochenen/verschriebenen 4 Messen verteilt im Jahresverlauf.
Im Sommer des Jahres 1740 verkaufen die beiden einen einen Teil ihrer Grundstücke. Diese bleiben aber trotzdem noch in Familienhand: Der Weißbäcker Johann Georg Dreger, ebenfalls aus Furth abstammend, kauft den damals sogenannten "Passauerischen Teil, bestehend aus drei Äckern und einer Altwiese". Dieser Grundbesitz ist in seiner Lage sehr kompliziert beschrieben, aber dieser "Teil" taucht häufig in den Kötztinger Grundstücksverkäufen auf:
"oberhalb der Laimbgassen  zwischen Herrn Johann Druckmüller dem  Eltern und Ander Billich Bürgern alhier Äckhern , der ander uf  der Höch zwischen Herrn Andern Druckmüllers dermallen stüfftweis  inhabenten Gotthaus- und Herrn Cammerer Seiderers Äckhern , so  mit dem untern orth uf die Galgenwiesen hinabstosst und die  dritte endhalb der bemelten Galgenwiesen zwischen gedachten H.  Cammerer Seiderers und Ulrich Reithmayr Wiessmüllers Ackhern. Der Altwiesflöckh aber auf denen ober Angerwiesen zwischen  mehr berührten H. Seiderers auch Wolfgang Samuel Luckhner  bürgerlichen Preus alda Wiessfleckhen entlegen.
Wenige Monate später, am 11. Oktober, verstirbt Wolfgang Dreger, nun Mitglied im Kötztinger Marktrat, und bereits 14 Tage drauf wird in den Kötztinger Briefprotokollen das väterliche Erbe der minderjährigen drei Kinder Barbara 21, Maria Anna 19 und Wolfgang 14 per Vertrag sichergestellt. Als Vormund der Kinder wurde unter anderem Wolfgang Samuel Luckner bestellt.


Nun wirds kompliziert:

Barbara, die Witwe des Wolfgang Dreger, vertauscht 1741 ihr Marktlehen gegen das ihres Schwagers Wolf Andreas Obermayr und dessen Frau Maria Magdalena. Da ihr Marktlehen mehr wert ist, muss Obermayr noch 160 Gulden draufgeben, was wohl auch der Sinn dieses Tausches war. Frau Dreger brauchte dringend Geld, um Schulden zu begleichen. 

Wolf Andreas Obermayr

Obermayr musste mit dem Dregerischen Marktlehen auch 360 Gulden Schulden bei der Kötztinger Pfarrkirche mitübernehmen. Leider kam nun das Elend des Österreichischen Erfolgekrieges über Kötzting, und viele, viele Hausbesitzer wussten nicht mehr, woher sie das Geld für die enormen Kontributionszahlungen nehmen sollten, Wie viele andere Hausbesitzer auch, balanzierte Wolf Ander Obermayr am Rande des Bankrotts, bis es nicht mehr weiterging und so kam es dann am 5.12.1747 zum Zwangsverkauf des Marktlehens "zwischen dem Voglhof und Herrn Gründls Häusern liegend"
Schon lange - so heißt es im Briefprotokoll des Marktes Kötzting - hätten sie bereits verkaufen wollen, nur hätte sich kein Käufer gefunden. 400 Gulden können sie für das Anwesen noch erzielen, wovon alleine die Hypothek bei der Pfarrkirche 360 Gulden verschlingen würden und die restlichen 40 dann für die Schulden beim Markt abgeführt werden müssen. Das Paar stand also nach dem Zangsverkauf vollkommen ohne jegliches Barvermögen buchstäblich auf der Straße.
Der Käufer, der in diesen schwierigen Zeiten das Haus kaufte, war der Kötztinger Gerichtsprokurator

Johann Georg Druckmüller 

 und seine Frau Barbara. Damit kommt das 1741 eingetauschte Marktlehen wieder zurück in die Familienhände, denn Barbara Druckmüller, die nunmehrige - und zweite - Ehefrau des Gerichtsprokurators Johann Georg ist Anna Barbara, die Tochter des Vor-vorbesitzers Wolfgang Dreger. 
Pfarrmatrikel Kötzting Bd. 14 Seite 125
Heirat des Witwers Johann Georg Druckmüller mit Anna Barbara Dreger, Tochter des
Ratsmitglieds Wolfgang Dreger

Auch hier wieder interessant, wie sich die 360 Gulden an "Hypothek" zusammensetzen:
100 Gulden stammen aus der "Sengstschmidin "
10 Gulden zur Ursula Pachmayr und 
15 Gulden zum Schirnkoferischen Jahrtag
100 Gulden dann zu den Maria Passauer 4 Quartembermessen
Die "Sengstschmiedin" war möglicherweise identisch mit einer der Ehefrauen des Kötztinger Hammerschmiedes. Die Jahrtage Pachmayr und Schirnkofer wiesen auf einen Kapitalgrundstock für eine einmalige Jahresmesse hin und die Passauer Quatembermessen wurden oben bereits beschrieben.
Die zu den 360 Gulden fehlenden Summen waren die ausständigen Zinszahlungen, die die Obermayers nicht mehr hatten aufbringen können.
Der Heiratsvertrag der beiden wurde erst zwei Jahre später abgeschlossen und damit hatte die neue Ehefrau auch ihr Heiratsgut von 150 Gulden mit dem gemeinsam erworbenen Marktlehen absichern können.
Die 150 Gulden Heiratsgut reichten aber nicht aus, und so trennten sie die Eheleute Druckmüller von einem weiteren Grundstückspaket, bestehend aus 5 kleinen Äckern und einer Altwiese in der unteren Au, die sie an den Kötztinger Fludermeister Hans Adam Greil und dessen Frau um 340 Gulden verkauften.
Am 4. Januar 1760 verstirbt die Prokuratorin Barbara Druckmüller, geborene Dreger, und noch im selben Jahr, Ende Dezember wiederverheiratet sich der Witwer, diesmal mit Maria Agnes Fischer, der Tochter des Kötztinger Bruchschneiders  (=herumreisende Heiler, die auf Hoden- und Leistenbrüche spezialisiert waren) August Fischer. Auch hier wird das Heiratsgut - hier 100 Gulden -  erst zwei Jahre nach der kirchlichen Trauung per Briefprotokoll sichergestellt. Das Heiratsgut seiner verstorbenen Frau Barbara Dreger musste er seiner Schwiegermutter - ebenfalls Barbara Dreger - zurückzahlen.
Johann Georg Druckmüller, Kötztinger Gerichtsprokurator und in dritter Ehe verheiratet, verkauft das Marktlehen "im obern Markt negst der Veitskirchen zwischen Johann Michl und Johann Michael Loderers Häusern entlegen"  am 26.2.1782 an

Franz Xaver Müller und Maria Franziska



Müller Maria Franziska und ihren Mann, ebenfalls Kötztinger Gerichtsprokurator, Franz Xaver. Maria Franziska war seine Tochter aus seiner zweiten Ehe.
Pfarrmatrikel Kötzting Bd. 14 Seite 300 vom August 1775

200 Gulden nehmen die beiden dann im Jahre 1795 auf, da ihr Sohn ins Kloster gehen möchte und der Kötztinger Prior und Pfarrvikar Coelestin Steiner bestätigt eine Schuldverschreibung über die Summe. Diese Schuldenlast drückte schwer auf dem Paar, denn im Jahre 1801 wird aktenkundig, wie schwer es ihm fällt, seine Zinsen zu bezahlen:
HStMünchen GL 1828 Nr. 61: Dieser Debitor hat ein sehr kleines Einkhommen da er blos von der 
Prokurator leben muss, hatte seinen alten Schwiegervater längere Jahre im Unterhalt und fühlt vorzüglich die dermalig harten Zeiten
Empfohlen wurde: 2/3 zu streichen und 1/3 mit jährlich abzustottern.
Am 24.11.1804 verstirbt der Prokurator Franz Xaver Müller an Entkräftung, und im Folgejahr verkauft die Witwe Franziska das Marktlehen um 4000 Gulden an

Anton Schreil und Katharina.

einem Häuslerehepaar aus Hohenwarth.
Im ersten Häuser- und Rustikalsteuer-kataster von 1811 steht Anton Schreil (unter der Nummer 6) mit einem gemauerten Haus mit Stadel und Stallung. Das gesamte Anwesen wird auf einen Wert von 498 Gulden geschätzt.

1825 wird Anton Schreil als Gemeindebevollmächtigter in die zweite Kammer gewählt.
1826 taucht er mit 10 1/2 Fludern Holz und 21 Gulden Einnahme in den Marktrechnungen auf.
Auch er kann sich nicht aus der Schuldenmisere lösen. 1835 wird er mit 500 Gulden Schulden beim Markt im Rechnungsbuch aufgelistet.
Der Übergang zwischen Schreil und Stocker ist in den Akten etwas diffus. 1837 jedenfalls war Schreil Anton noch zuständig, da er eine Abmahnung von Seiten des Marktes erhalten hatte.






Stocker Michael und Therese


Im Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Kötzting, Band 1 vom 13.6.1840 heißt es unter der Nummer 8 (nunmehr ist die alte Nummer 5 in die Nummern 5+6 geteilt, und die Veitskirche hat eine eigene Nummer erhalten - dies zur Erklärung, weshalb die Nummer 6 bei Anton Schreil identisch ist mit der Nummer 8 des Michael Stocker)  Hausname beim Stocker, Wirtshaus mit Marktlehen, Sommerhaus und Kegelplatz, Vorbesitzer Anton Schreil, gekauft um 3750 Gulden am 18.5.1838.
Obwohl im Liquidationsprotokoll der Übergabetermin mit dem 15.5.1838 angesetzt ist, so findet sich doch im Stadtarchiv Kötzting (AA VIII/12) eine Vergleichsverhandlung über Austragsmilch:

Es ist eine Klage des Anton Schreil, Austrägler von Kötzting, gegen Michl Stocker, Bürger von Kötzting, wegen Vorenthaltung der briefmäßig bedungenen Austragsmilch, leider konnte trotz allem Zureden kein Vergleich erzielt werden. Offensichtlich hat bereits vor der Eigentumsübertragung, im Jahre 1838, schon ein  Rückzug des Anton Schreil stattgefunden.
1837, beim Kauf des Kötztinger Bürgerrechts für 27 Gulden, ist er auch bereits als der Käufer des Anton Schreilschen Marktlehens benannt.
Schon im Oktober 1836 bemüht sich Michael Stocker um das Kötztinger Bürgerrecht und gibt dem Magistrat bekannt, dass er sich auf dem Schreil´schen Anwesen ansässig machen wolle. So weit so gut, für den Kötztinger Magistrat, aber für die Herren Räte hat der neue Mitbürger einen Haken:
Michael Stocker war verpflichtet, seine (so stehts im Akt) "blödsinnige Schwester auf Tod oder lebendig zu versorgen", welche aber 300 Gulden an Vermögen miteinbringen würde. Dies berichtete das königliche Landgericht Waldmünchen an den Magistrat Kötzting.
Die Gemeindebevollmächtigten stellten sich nun die Angelegenheit so vor: wenn also Anna Stocker der neuen Heimatgemeinde durch ihre Krankheit zur Last fallen und damit Kosten verursachen sollte, dann sollte andererseits nach ihrem Tode das im Hause festgelegte Kapital von 300 Gulden dem Kötztinger Armenfonds zufallen.

Der Magistrat entscheidet nun:
Anna Stocker wird als Kötztinger Schutzverwandte aufgenommen.
1. Michael Stocker verpflichtet sich, seine Schwester zu pflegen
2. Es wird festgehalten, dass sie ein Vermögen von 300 Gulden besitzt.
3. Diese Summe wird als Sicherheit auf das Stockersche Anwesen als Hypothek eingetragen
4. Sollte Anna Stocker dem Markt zur Last fallen, so gehören diese 300 Gulden dem Armenfond.

Unterschriften Bgm Lommer
Der Beschluss wurde dem Michael Stocker mündlich eröffnet

AA II/20 Unterschrift Michael Stocker








In diesen Jahrzehnten wurde, um teuere Prozess zu vermeiden, eine Art von Mediation eingeführt, also Vergleichsverhandlungen.
Viele solcher Verhandlungen finden sich in den Kötztinger Archivsakten, die Michael Stocker betreffen, Fahrtrechte, ausstehende Zahlungen, Leibthumsverletzungen usw. und bei den meisten heißt es allerdings: "kein Vergleich zustande gekommen."
Auch seine Frau wird aktenkundig mit einer Vergleichsverhandlung:

AA VIII/12

15. November 1841:  Anna Heindl, ledige Inwohnerstochter vom Watzlhof, stellt Klage gegen Theres Stocker, Marktlehnerin von Kötzting wegen Beschimpfung. 
Beklagte soll nämlich ausgestreut haben, dass Klägerin mit dem Ehemann der Beklagten Michael Stocker, Marktlehner von hier, fleischlichen Umgang gepflogen habe. 

Nachdem bei dem heutigen Sühneversuch Anna Heindl erklärt hat, dass sie mit dem Ehemann der Beklagten zu keiner Zeit fleischlichen Umgang gepflogen hat und insbesondere gegenwärtig von demselben nicht geschwängert ist, und nachdem die Beklagte Theres Stocker gleichfalls die Erklärung abgegeben hat, dass sie von der Klägerin aus eigener Überzeugung nichts Unrechtes sagen könnte, vielmehr als eine ordentliche Person bekannt ist und sie lediglich durch den sogenannten Schusterwoferl, Holzhauer von Gleißenberg, erfahren habe, dass Klägerin mit dem Ehemann der Beklagten fleischlichen Umgang gepflogen habe, so beruhigte sich die Klägerin und stellt lediglich die Bitte, dass die Beklagte sich inkünftig aller ehrenrührigen Ausstreuungen zu enthalten habe. 

 
Anschluss des Vermittlungsprotokolls mit den beiden Unterschriften:
Anna Heindl und Theres Stocker

 
und noch einmal 1845:
21. Februar 1845: Johann Kronfelder, Hausbesitzer zu Kötzting, und dessen lediger Bruder Franz Kronfelder treten gegen die Gastgeberin Therese Stocker von da deshalb klagbar auf, dass sie sich ungebührlicher Ausdrücke gegen sie bediene und bitten, ihnen zur Ruhe zu verhelfen.  
Theres Stocker erklärt dass sie zwar auf die Kronfelderischen Kinder nicht geschimpft habe noch schimpfen werde dass jedoch der ganze Verdruss von der Magd des Kronfelders herrühre, welche während ihrer früheren Dienstzeit bei Stocker mit ihrem Ehemann in unerlaubten Verhältnis gestanden habe  Vom Vermittlungsamt wegen wird die Beklagte Theresia Stocker aufgetragen sich bei Vermeidung einer Arreststrafe von 24 Stunden alles Schimpfen und ungebührliches Benehmen gegen die Kronfelderischen Brüder zu enthalten und ordentlich und nachbarlich zu benehmen und ingleichen wird sowohl der Stocker als die ebenfalls anwesende Katharina Wiesmeier Dienstmagd dahier eröffnet, dass sie bei einem wiederholten ähnlichen öffentlichen  Skandal ohne weiteres in eine Arreststrafe verfalle. Nachdem Letztere insbesondere auch die Stockerischen Eheleute wegen 
Diebstahlsbezüchtigung und Injurien belangt die jedoch die Beklagte wiederspricht so wird sie mit dieser Klage auf den Zivilrechtsweg verwiesen. 
Die Familie Kronfelder bewohnte das Haus mit der alten Hausnummer 11 und war im "hinteren"Bereich  mit dem Haus der Stockers benachbart. Auf dem Grund der Kronfelder lag auch der damals bekannte und für die Wiesenbewässerung wichtige "Linke Seikhen" Brunnen, bis heute von manchen alten Kötztingern als der "Krofejerbrunnen" bezeichnet. In der Nachkriegszeit, bei manchmal ausfallender Wasserversorgung, holten sich sowohl mein Großvater als auch mein Vater das Wasser für die Bäckerei aus diesem Brunnen. 
Der Streit Schreil-Stocker nahm ab, der mit den Kronfelder aber zu:
27.Februar 1845: Michael Stocker, bräuender Bürger von hier, belangt den Häusler Johann Kronfelder von da deshalb, weil derselbe geäußert habe, er habe kein Gewissen und keine 
Religion was er sich durchaus nicht gefallen lassen könne. Der Beklagte erinnert, dass er dem Kläger durchaus nichts vorzuwerfen habe und erklärt den Stocker als rechtschaffenen Mann.  
Aber: Keine Einigung erzielt.
Es geht weiter:
12. Juni 1847: Sebastian Überreiter dahier klagt gegen den brauenden Bürger Michael Stocker deshalb, weil er sich Äußerungen erlaubt habe dass er Kläger ein Dieb sei und bittet um Widerruf und Abbitte. Michael Stocker erklärt, dass er die fraglichen Äußerungen nicht aus eigener Wahrnehmung hin machen könne, sondern solche nur  vom Hörensagen wisse und könne sich zu einem Widerruf nicht herbeilassen. Sebastian Überreiter  reicht Klage ein. 
Der Hintergrund dieses Streits könnte eine Anzeige des Polizeidieners Überreither gewesen sein. Das "Alleinehüten" und das Stehen von Feldfrüchten nahm stetig zu und so wurde der Gastgebersohn Michael Stocker wegen des Diebstahls von Kartoffeln von ihm angezeigt.


Das Hausnummer 8 und der Räuber Heigl

Im Zusammenhang mit meiner Recherche über den Räuber Heigl bin ich auf einen Sachverhalt gestoßen, der mit dem Anwesen zu tun hat.
Wir schreiben das Jahr 1853 und die Gendarmerie wird zunehmend nervös und vor allem verärgert, weil ihre ergebnislose Suche nach dem Heigl natürlich auch zu Spott und Gelächter führt. und so kommt es folgerichtig dann auch zu Übergriffen der Gendarmerieposten und nachfolgend zu Untersuchungen. Nach einigen regelrechten Prügelorgien von Seiten der Gendarmerie wird eine Kommission gegründet und werden Zeugen befragt. Hier die Aussage des Kötztinger Brauers und Besitzers Michael Schrank über die Vorfälle, welche ihm bekannt geworden sind:

Das Verhalten der Gendarmerie
Bis in die letzte Zeit habe das Verhalten der Gendarmerie keinen Anlass zu Klagen gegeben, es war sogar ein ganz gutes gewesen. Sowohl unter dem Brigadier Haas und Batzer, welche früher hier gewesen waren, als auch unter dem jetzigen Brigadier Schmidt.
Nur in der letzten Zeit habe es zwei Vorfälle gegeben:

1.       Vor etwa 4 oder 5 Wochen sollen einige Gendarmen gegen morgen auf die Hohenwarther Mühle gekommen und einen Mühlburschen oder den Sohn des Müllers selbst, der auf der Bank gelegen war, durchgehauen haben, weil er nicht sogleich aufgesperrt hätte. Näheres hierüber dürfte der Handelsmann Josef Windorfer von hier wissen, welchen der Müller von Hohenwarth diese Sache selbst erzählt haben soll.
Der Müller sei nach allgemeiner Erfahrung ein ruhiger, braver Mann und einer der ehrenhaftesten Männer der ganzen fraglichen Gegend. Der Kötztinger Marktdiener Sebastian Überreither müsste eigentlich auch Kenntnis von dieser Sache habe.
2.       Eine Misshandlung, welche im Markte Kötzting stattgefunden hat, welche den Kötztinger brauenden Bürger Andreas Holzapfel betraf und mittlerer Weile in Kötzting allgemein bekannt ist.
Schon seit Januar gäbe es im Markt Gerüchte, dass die Gendarmerie auf eine Anzeige, dass Heigl und seine Konkubine sich in einem Inhaus in Gotzendorf aufhalten würde, nicht recht angegriffen hätte, die Haussuchung zu späte gekommen wäre und überhaupt die ganze Sache selbst verni(unleserlich) habe.
Dieses Gerücht war allgemein im Umlauf, so dass es natürlich auch Andrae Holzapfel erfuhr, welcher es in Straubing, wohin er als Getreidehändler wöchentlich kömmt, nacherzählt haben soll
. Die Gendarmerie hat dieses wieder in Erfahrung gebracht und ließ denn vor vier Wochen den Holzapfel auf ihr Lokal[i] kommen, wohin er auch ganz arglos gegangen ist. Dort angekommen wurde er vom Brigadier Schmid oder einem anderen Gendarm zur Rede gestellt. Hierauf aber beohrfeigt und dann überdies beim Fortgehen von 2 Gendarmen, wovon einer aus Viechtach war, noch mit einem Ochsenziemer durchgehauen.  So wenigstens hat mir Holzapfel, der ein ordentlicher und glaubwürdiger Mann in guten Verhältnissen ist, selbst erzählt und ich habe auch das Durchhauen durch die Zugeherin Anna Damberger im Gendarmenlokal erfahren, welche nach ihrer Äußerung selbst zugesehen hat.
Durch diese Vorfälle hat natürlich die Achtung der Gendarmerie und das Vertrauen in letzter Zeit abgenommen.
Abschließend, vor seiner Unterschrift und er amtlichen Versieglung seiner Aussage, ist ihm noch wichtig hervorzuheben, dass einer er eifrigsten Streifengänger der Kötztinger bürgerliche Kaminkehrer Carl Diermeier sei, der wohl auch in der fraglichen Angelegenheit sicherlich mehrer Aufschluss geben können
Unterschrift Michael Schrank
Einschub: Es war für mich natürlich interessant, wo diese damalige „Gendarmeriestation“ in Kötzting denn anzusiedeln war, im Amtshaus, also dem Gefängnis sicherlich nicht und auch nicht im Pflegerschloss. Lange Zeit gab es keinen Hinweis auf das Gebäude, erst ein Zufallsfund in den Landshuter Nachlassakten bracht den entscheidenden Hinweis. Als 1868 der damalige Brigadier Rex in Kötzting verstorben war, wurde angegeben, dass er in der Gendarmeriestation in Hausnummer 8 verstorben sei. Die Hausnummer 8 ist in Kötzting heutzutage die Sattlerei Michl Traurig gleich neben der St. Veitskirche, und Andreas Holzapfel war zu der Zeit der Besitzer des Gasthauses, das wir heute als das Wirtshaus OSL am Marktplatz kennen.

Auch der Geschlagene Andreas Holzapfel wurde natürlich befragt:


....... Nun kommt der Betroffene selber:

Andrae Holzapfel, Fuhrmann von Kötzting



Auch er wird vereidet und muss zuerst seine Personalien angeben.
Andrae Holzapfel, katholisch, 43 Jahre alt, verheiratet und ansässig als Bürger, Theilnehmer an dem hiesigen Comunbräuhause, nebenbei Fuhrmann und Getreidehändler. Er schätze sein Vermögen auf 4500 Gulden nach der Übergabe. Er erzählt, dass er das Gerücht, dass Heigl bei der Haus Inspektion hinten raus geflüchtet sei, während die Gendarmen vorne mit der Hausdurchsuchung angefangen hätten, als allgemeines Gerede schon lange kannte, als er 6 Wochen später bei einem seiner wöchentlichen Fahrten nach Straubing im Brauhause dieses dem Gerichtsdienersgehilfen Waas  erzählte, als dieser wissen wollte, ob denn der Heigl noch nicht gefangen sei. Durch den Bäcker und brauenden Bürger von hier Georg Rötzer (der Nachbar auf Hausnummer 18 und 19), der auch öfter nach Straubing kommt, habe ich mittlerweile erfahren, dass von meiner Erzählung der Gehilfe Waas den Brigadier in Straubing und dieser es seinem Gendarmerieoffizier sagte, in Folge dessen die hiesigen Gendarmerieherren Kenntnis bekamen.
Vor 4 Wochen ließ mich der hiesige Brigadier durch die Köchin der Gendarmen auf ihr Lokal holen, ohne dass ich eine Ahnung hatte, warum.  Ich ging sogleich hin, traf im Lokal den Brigadier und ein paar Gendarmen, welch letztere sich bei meiner Ankunft sogleich entfernten. Der Brigadier machte die Türe zu, stellte mich wegen der Äußerung zu Straubing zur Rede, ließ gar nicht weiter zu Rede kommen, gab mir mit der flachen Hand ins Gesicht, beutelte mich auch bei den Ohren und schimpfte mich einen Spitzbuben, der er mit dem Heigl zu tun habe. Ich ging dann weiter und außerhalb der zweiten Tür, wo man über die Stiege herab geht, war ein Gendarm, der mich mit einem Instrumente ein paar Mal über den Rücken schlug, was er hauen konnte, ohne dass ich jedoch weitere Folgen dieser Misshandlung erlitt.
Ich glaube dass dieses mit einer ledernen Säbelscheide geschah, es könne aber auch ein Ochsenziemer gewesen sein. Die Köchin im Gendarmerielokal hat zufällig die letzte Misshandlung gesehen. Da ich nie beim Landgerichte etwas zu tun habe und mir eben dachte, dass der Mensch auch manchmal etwas leiden muss, habe ich von diesem Vorfall eine Anzeige nicht gemacht und hätte überhaupt gar nichts davon gesagt, wenn nicht die Köchin den Vorfall sogleich dem Andreas Fischer, bürgerlicher Hutmacher von hier, der zufällig vorbeiging, erzählt hätte, in dessen Folge dann die Sache in den Lauf kam.

Unterschrift Andreas Holzapfel.


Die folgende Urkunde bringt den entscheidenden Hinweis, dass das Gendarmerielokal, in dem Holzapfel verprügelt worden war, im Haus mit der Nummer 8 gewesen war.




 StA Landshut Nachlassakten Rep 166 N-12 Schachtel 9 Nr. 479  Rex Andreas Polizeibrigadier Oberbrigadier in Kötzting,
oben in der ersten Spalte, Nr. 6: Gendarmerielokal: Hnr 8 in Kötzting, von 1868




Am 22.8.1854 verstirbt Therese Stocker an der Wassersucht und im Januar 1855 erhält der Witwer vom Markt Kötzting die Heiratserlaubnis für seine zweite Frau Anna Maria Altmann aus Lederdorn, die er am 17.1.dann auch kirchlich heiratet.  


Stocker Michael und Anna Maria




1860 tritt Michael Stocker einen Gartenteil an den Markt ab, um zur Ortsverschönerung beizutragen. Er will 50 Gulden, bekommt aber dann 45 Gulden für  "das Teil das unterhalb der St. Veitskirche gelegen" ist.
1862 findet sich Michael Stocker auf einer Liste derjenigen Bürger, die sich bis dahin geweigert hatten, Dachrinnen und Fallrohre an ihren Häusern anzubringen.

In den Jahren kurz vor 1870 und nach 1880 ging es nach der Freigabe der Anwesenszertrümmerung in ganz Bayern entsprechend "lebhaft". Überregionale Geldbesitzer erkauften bzw. steigerten sich ein Anwesen, verkauften Teile des Grundbesitzes und verdienten daran, dass die Summe der Teile höher war, als die Summe, die sie für den Gesamtkomplex hinlegen mussten. Dies geschah auch auf den Dörfern, wo zum Beispiel auf einen Schlag aus den Leibthumshäusern, welche fest an einen Bauernhof gebunden waren, eigenständig handelbare Häuser geworden waren und sich so das Gesicht der Dörfer dauerhaft veränderte.
Arbeitskreis Heimatforschung Repro 1739: eines der ältesten, wenn nicht das älteste - Bilder, die wir von Kötzting haben.
Im Hintergrund, nur angeschnitten zu sehen, das Haus mit der Nummer 8 noch mit einem weiten Freiraum zwischen Kirche und Haus. Das Bild stammt mit ziemlicher Sicherheit aus dem Jahre 1874 und ist Teil eines Feuerwehr Gaufestes.
Eindrucksvoll ist auch der mit Holz abgedeckte Marktbrunnen - unser jetziger Marienbrunnen ist erst 30 Jahre später
errichtet worden. Am unteren Bildrand - über dem Wort "Kötzting" sieht man noch die Abdeckung des nächsten kleinen Brunnens. An dessen Stelle steht heute die Säule mit den kostenlosen Büchern.

Nathan Baldauf und Fleischl Hermann




Lt.  dem Landshut Kataster waren dies in unserem Falle 1881 Nathan Baldauf aus Augsburg und  Fleischl Hermann aus Neumarkt, die sich den Besitz um 700 Gulden ersteigert hatten.
Den Geldgebern ging es ja nicht um den Besitz als solchen, weshalb schon wenige Jahre später - das selbe Gebahren finden wir in Kötzting auf sehr vielen Anwesen - dann wieder Ruhe einkehrt auf dem Immobilienmarkt und die Käufe und Verkäufe zumeist wieder dem Rhythmus der Generationen folgen.
In einem Bauplan des Nachbarn, des Bäckers Stoiber von 1881, findet sich ein Lageplan mit einer Beschreibung auch der Nachbargrundstücke:

StA Landshut Rep 162-8 Schachtel 21 Nr. 3113


Die Legende sagt:
e: Wohnhaus des Fleischl
f: Stadel und Schupfe desselben
g: Stallung desselben

h: ist dann bereits Januel
k: damals des Metzger Rabl, nun Fleischmann




Michael Moser und Therese



Am 17.11.1882 kommt nun der Lamer Metzger Michael Moser auf das Marktlehen, der dann 1885  seinen Bürgerreid im Markt Kötzting leistete.
Der ledige Michael Moser tauscht sein Anwesen in Lam gegen das Kötztinger Haus des Fleischl Hermann, im Tauschbrief als Kaufmann in Neumark in Böhmen bezeichnet.
Der Tausch funktioniert in der Weise, dass der Lamer Wagner Michl Moser sen. sein Wohnhaus mit Stadel und Stallung in Lam an Hermann Fleischl übergibt und dieser übergibt dafür -  in seinem Namen und mit Zustimmung des Mitbesitzers Nathan Leopold Baldauf - das Wohnhaus mit Marktlehen im Markt Kötzting an den Michael Moser junior, zusammen mit vielen Grundstücken. 
Unter anderem auch eines in der Gemeinde Gehstorf.
Im Besitz der Familie Traurig befinden sich ein paar Bilder, die Feldarbeiten im Bereich der Gemeinde Gehstorf abbilden. Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass es sich um eines der eingetauschten Grundstücke handelt.




1885 kommt es dann zur Eintragung einer Dienstbarkeit zwischen Moser und Karl Diermeier wegen des Trauf- und Abfallwassers. Kötzting wird eben modern und baut seine ersten Kanäle. Moser kam zwar als Metzger nach Kötzting, im Akt seines Schwiegersohnes werden die Schwiegereltern aber als Wagnerseheleute angegeben.
Aus dem Jahre 1891 wissen wir, dass Michael Moser einen teilweisen Neubau errichtete und am
29.7.1900 schlossen Moser Michael und Therese einen Erbvertrag.

Staatsarchiv Landshut Baupläne: Neubau einer unheizbaren Werkstatt für Michael Moser




Traurig Franz und Anna

Offensichtlich waren die Beziehungen der Mosers nach Lam nie abgerissen, denn für ihre Tochter Anna, geboren am 6.4.1887 hatte sich ein Lamer Hochzeiter gefunden, der ledige Sattler Franz  Traurig, geboren am 30.12.1882. 
Bei der Anlage des Familienbogens war Franz Traurig noch ohne das Kötztinger Heimat- und Gemeindebürgerrecht
Noch 1907 besaß er das Heimatrecht von der Marktgemeinde in Lam

Hier der Familienbogen des "fremden" Franz Traurig.

Diese Art des Heimatrechtes wurde bald in Bayern beendet, weshalb hier auch nicht die ganze Familie dargestellt ist.
Nach Franz Xaver Michael vom Mai 1905, der bereits im Juni desselben Jahres wieder verstorben war, bekam das Paar noch weiter Kinder: Anna, Michael, Franz (1919)  und Franz Konrad (1921)
Ein Familienbild besitzen wir nicht, aber ein Bild, dass den im Krieg gefallenen Franz Traurig inmitten seiner Kötztinger Freunde zeigt, alle in unterschiedlichen Wehrmachtsuniformen.


Im Grundbuch sind dann am 29.3.1910 endlich Traurig Franz und seine Frau Anna eingetragen, nun war er kein "Fremder" ohne Heimatschein mehr, sondern Kötztinger Bürger durch den Besitz eines Marktlehens und kann eine Familie gründen. Mit seinem 1911 geborenen Sohn, Michael Traurig, kommen wir nun endlich zu den Personen, an die sich viele Kötztinger persönlich erinnern können.

Luftaufnahmen Serwuschok IMG_3920 Detailansicht des Oberen Marktes

Traurig Michael  sen.
Traurig Michael, Wack
Traurig Michael jun.

Die folgenden Bilder habe ich von Hans Traurig sen. erhalten.


Michl Traurig hier zusammen mit dem Kötztinger
Schreinermeister Heinrich Pongratz. Als dieser 1932
Pfingstbräutigam war, fungierte Michl Traurig als einer
seiner Brautbegleiter.
Traurig Michael senior bringen wir "Zeitgenossen" mit mehreren Stichworten in Verbindung. Natürlich zuerst der Geschäftsmann und Handwerksmeister.
Dann aber gleich der Musiker - eigentlich der Begründer einer Musikerdynastie - , Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Kötzting mit all den Überschneidungen zum Spielmannszug, Pfingstakteur, Turnvereins- Burschen- und Trachtenvereinsmitglied. Diese Liste ist möglicherweise gar nicht vollständig, beinhaltet aber die Schwerpunkte, die einem "Obermarktler" bei der Familie Traurig in den Sinn kommen.




Deswegen Familie und nicht nur Herr Traurig, weil diese, ich nenns mal, Tätigkeitsfelder sich für fast alle Mitglieder der verzweigten Familie Traurig in den folgenden zwei Generationen belegen lassen.

Aus diesem Grunde, auch weil auf vielen der folgenden Bilder die Generationen vermischt sind, bringe ich die anschließenden Bilder und Artikel eher in chronologischer Folge und nicht in der genealogischen Reihung. Ganz am Ende dann die vielen Bilder, die wir von den Pfingstakteuren aus dieser Großfamilie kennen. 

Das Sattlerhandwerk



Michael Traurig links als Sattlermeister
DIARepro 2348 Schnee/Eisfiguren vor dem Anwesen Traurig, lt Bildbeschreibung erstellt von
August Philipp Henneberger im Winter 1931.



Photo Sammlung Traurig

Photo Sammlung Traurig

Photo Sammlung Traurig: fast noch interessanter als die Hausansicht sind die alten Autos

in dem Lageplan mit den Buchstaben "f" müssten die Werkstatt und der
Stadel sein, der auf dem folgenden Bild dargestellt. ist.

Photo Sammlung Traurig
Hier zuerst einige Bilder der Kernfamilie Michl Traurig:
vl. Hans, Franz (Stutz), Herr und Frau Trurig, Anna (verh. Betz) Wack
Interessant ist das Bild an der Wand, die Schindlerkapelle. Entweder hat die Familie Traurig das Bild später einmal verkauft, oder aber es gibt mittlerweile 3 Exemplare dieses identischen Bildes in Kötzting
Photo Sammlung Traurig





Hier nun einige Bilder aus der Werkstatt: Wack Traurig mit Lehrbuben beim Möbel Aufpolstern und Matratzenbau

Photo Sammlung Traurig

Photo Sammlung Traurig

Photo Sammlung Traurig

Photo Sammlung Traurig



Die Feuerwehr im  Hause Traurig

Hier vermischen sich die Bereiche der reinen Feuerwehraufgaben mit dem Thema des nächsten Kapitels, der Musik. Michl Traurig war langjähriger Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Kötzting und auch maßgeblich am Zustandekommen und Aufbau des Spielmannszuges der FFW Kötzting beteiligt.  Doch bleiben wir zuerst bei der Feuerwehr:

100 Jahrfeier der Kötztinger Feuerwehr, hier rechts als erster in der Reihe Michl Traurig
Photo Sammlung Traurig
Schon als im April 1950 das Hotel zur Post, nach Besetzung durch die amerikanischen Streitkräfte, anschließend genutzt als Ausweichkrankenhaus während der Neubauphase des Kreiskrankenhauses und der abschließenden Renovierung, endlich wieder öffnen konnte, war Michael Traurig der Vorstand, welcher die Gelegenheit nutzte und im neu eröffneten Hause die Hauptversammlung seiner Kötztinger Feuerwehr auszurichten. Im März 1972 erhielt er aus den Händen des damaligen Bürgermeisters das Goldene Ehrenzeichen des bayerischen Innenministeriums für 40 Jahre aktiven Feuerwehrdienst.
Hier in bunter Folge einige Bilder aus dem Leben des Feuerwehrmannes Michl Traurig:
Hier gratuliert er ca. um 1970 der "Frau Post", der Vereinswirtin
Auszeichnung für 25 Jahre aktive Feuerwehrarbeit

Die neue Vorstandschaft 1972 und Auszeichnung für 40 Jahre aktive Feuerwehrarbeit.
Rechts Wack Traurig, der Interimskommandant, nach dem Rücktritt von Franz Grassl. Michael Fleischmann
wurde zum neuen Kommandanten gewählt und Hans Auzinger erhielt eine Auszeichnung

Graßl - Huber- Traurig  drei Feuerwehrschwergewichte

Eröffnung des Feuerwehrballes 1973 durch den Vorstand Michl Traurig
Michl Traurig verstarb im Jahre 1975 und auch hier bei seinem letzten Gang standen ihm seine Feuerwehrmänner zur Seite:


Zum Kernbereich der Freiwilligen Feuerwehr Kötzting gehört seit vielen, vielen Jahrzehnten der Spielmannszug. Die Geschichte mit all ihren Erfolgen und Schwierigkeiten ist bereits in zwei Beiträgen dargestellt worden.
1. Teil Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Kötzting
2. Teil Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Kötzting
Auch hier sind wieder alle drei Generationen der Familie Traurig maßgeblich beteiligt, allerdings verdient es besonders Hans Traurig sen., herausgestellt zu werden, der bereits seit 1972(!) diesem Spielmannszug vorsteht.

Eine Erfolgsgeschichte auch Dank und vor allem durch die Familie Traurig, speziell Hans Traurig (vorne Mitte) seit 1972.
84 Mann hören auf sein Kommando....
Photo Sammlung Traurig








Stadtarchiv Bad Kötzting: Wie sehr der Feuerwehr auch das Gedeihen des Spielmanszuges am Herzen lag, zeigt diese
Eingabe der Vorstandschaft bei der Stadtverwaltung, unterschrieben unter anderem von Michl und Wack Traurig, die eine Erhöhung des Zuschusses von Seiten der Stadt von 40 auf 100 DM erbrachte.

Der Trachtenverein und die Volksmusik



Diarepro 857 von 1934
Gab es über den Spielmannszug bereits einige Verflechtungen von Feuerwehr und Musik, so war dies in einem viel höherem Maße beim Trachtenverein gegeben. Sowohl für den Kötztinger Trachtenverein als auch für den sich anbahnenden Fremdenverkehr waren es die Volkstumsveranstaltungen, die in den allermeisten Fällen unter der Regie von Michl Traurig sen. abliefen. Aber eben nicht nur das sondern offensichtlich war ihm auch die Kötztinger Volkstracht ein Anliegen.

Wir haben hier den Ausschnitt aus einem Gruppenbild von Pfingsten 1934, auf dem Michl Traurig mit der Pfingstbraut zu sehen ist. Auf dem Bild war vermerkt - vermutlich vom Ostmarkonkel Conrad Krämer, dass dies das einzigste Mal gewesen sei, wo er mit viel Überredungskunst es geschafft hätte, dass die Pfingstakteure Tracht getragen hätten.


Auf diesem Bild, das ich von Hans Traurig erhalten habe sieht man eine Männergruppe in Pfingstreitertracht und Reitstiefeln  - zumindest mit 2 Pfingsttuschern - in einer städtischen Umgebung.
Dies KÖNNTE sich um ein Bild vom damaligen Ausflug der Kötztinger 1936 zur Eröffnung der Olympiade in Berlin handeln, bzw. um eine Aufnahme während dieser Reise.
Photo Sammlung Traurig
Die Kötztinger Trachtler traten mit dem, vom Ostmarkonkel damals aus der Taufe gehobenen, Pfingstl als Teil des Eröffnungsprogramm im Olympiastadion auf, und gingen anschließend mit dem Pfingstl regelrecht auf Tournee in norddeutschen Städten..


Photo Sammlung Traurig: auch Hans Traurig sen., vorne Mitte, zog es mit dem Vater zum Trachtenverein.
Hier eine Kötztinger Jugendplattlergruppe



In den Nachkriegsjahren waren dann zumeist Heimatabende, auf denen die Kapelle Traurig den musikalischen Rahmen darstellte.
KU SW 191 hier bei einem Heimatabend: vl. Wack Traurig, Betz Erich am Bass, Michl Traurig an der Zither, X am Schlagzeug, Stutz Traurig an der Guitarre und Wensauer Gottfried am Schifferklavier.
Photo Sammlung Traurig
Serwuschok 216: Unterhaltungsabend des Turnvereins 1969
Serwuschok 926 Heimatabend 1974
Serwuschok 048 Adventssingen Dezember 1974

Die Liste der Auftritte ließe sich sehr weit fortsetzen, hier nur ein paar Beispiele von den unterschiedlichsten Vereinsveranstaltungen






Musik im Hause Traurig


Michl Traurig an seinem Lieblingsinstrument - nach eigener Aussage - der Zither
Photo Sammlung Traurig






Schon im Dritten Reich, als die Nationalsozialisten mit der Organisation KdF, also Kraft durch Freude, regelmäßig sächsische Touristen in großen Reisegruppen in den Bayerischen Wald verschickten, waren die Kötztinger Musiker bei den großen Heimatabenden gefordert. An vorderster Front standen dort Michl Traurig und der Waldbua Franz Schwarz, ein begnadeter Alleinunterhalter und Coupletschreiber.

































In den Juli 1959 interviewte die Kötztinger Umschau im Rahmen einer Berichtsreihe auch Michael Traurig sen. und dort ist sein musikalischer Werdegang und sind seine musikalischen Begleiter detailliert aufgelistet.



Von Hans Traurig sen. habe ich eine Reihe von Bildern der unterschiedlichsten "Traurig" Kapellen bekommen, bis hin zum "Sound Sextett".

Hier Wensauer Gottfried - Georg Sperl (man beachte das Schlagzeug) und Michl Traurig sen
Photo Sammlung Traurig
Photo Sammlung Traurig: Liveauftritt der Kapelle Traurig im alten Schwimmbad, das muss eine
tolle Stimmung im Freien gewesen sein.


Wack - Stutz - und Erich Betz, der Schwiegersohn Photo Sammlung Traurig


KU Srptember 1956
In den 60er Jahren, als sich der Musikgeschmack des Kötztinger Publikums etwas wandelte (=modernisierte) kam es dann schon vor, dass die Zuschauer/Ballbesucher darauf warteten, dass der "Senior" nach Hause ging und die junge Trauriggeneration dann endlich die Lieder spielen durfte, die sie und das Publikum gerne spielen und hören wollten. Solange Michl Traurig sen. auf der Bühne war, wurde sein Repertoire gespielt, manchmal zum Leidwesen des tanzbereiten Publikums. In einer kleinen Notiz des Kötztinger Burschenvereins von 1956(!) kommt diese Erwartungshaltung der Jugend bereits zwischen den Zeilen zum Ausdruck.












links Hans Traurig sen. - auf die Guitarre geschoben, das Keyboard ist noch weit weg - und rechts sein
Bruder Wack - Michl - Traurig am Saxophon.
Photo Sammlung Traurig



Das ist die hohe Zeit der Kapelle Wack Traurig: man beachte: Saaleröffnung 18.45. Der Ball begann um 20.00 und ab Mitte Nachmittag wurde sich - es gab keinen Kartenvorverkauf - im Vorraum der Turnhalle angestellt, um möglichst einen der  guten Tische für seine jeweilige Gruppe zu erhalten.  

Wofür die Kapelle in verbindung mit dem Spielmannszug und dem Burschenverein auch manchmal stand: Burschenabschiede:

Serwuschok 0576: gemeinsamer Burschenabschied des Burschenvereins und des Spielmannszuges mit Mitglieders der Kapelle Traurig.
Photo Sammlung Traurig



Photo Sammlung Traurig 1954 im Hintergrund ein Stück Geschichte von Altkötzting:
Gasthof zur Klosterschmiede
in der ersten Reihe Stutz und Wack Traurig, hinter Wack Hans Kuglmeier und hinter diesem Franz Amberger (Spitzi)




Kapelle Wack Traurig:
Wack, Albin, Hans sen. und Ferdl Knautt
KÖZ von 2008










































Drei Geschwister ins Sachen Musik: Anna Betz - Wack und Hans Traurig

Das Sound Sextett von Hans Traurig sen.
Photo Sammlung Traurig: aus Michl Traurig jun. tritt in die Stapfen der Musikerfamilie



Pfingsten im Hause Traurig



Warten auf den Beginn des Ausrittes

Die "Traurigmänner" bei der Rast in Steinbühl 1955


Michael senior war ganze drei mal Brautbegleiter von Freunden aus der Nachbarschaft.

1932 bei Pongratz Heinrich
1934 bei Michael Plötz
1936 bei Costa Hans
Diarepro 0744: Pfingsten 1932, rechts Michl Traurig. Das Brautpaar waren der Schreiner Heinrich Pongratz und Januel Anna, der Nachbarstochter

Diarepro 986 Burschenzug 1932 in der Herrenstraße. Michl Traurig ganz rechts

Michl Traurig links, mit dem Bräutigam Michl Plötz und seiner Braut Forster Maria Costa Hans hier der 2. Begleiter

Diarepro 748  Pfingsten 1936. Michl Traurig ganz links. Die Braut war wieder aus der Nachbarschaft, Januel Zenta und der Bräutigam Costa Hans von der Schattenau.

Von der Bewirtung 1936 im Garten des Bräutigams haben wir ein stimmungsvolles Bild beim Arbeitskreis. Michl Traurig links vom stehenden Kooperator. Rechts daneben sitzt dann der Pfingstbräutigam Hans Costa. . 

In der nächsten Generation war es dann der Sohn Franz, der jeweils bei Richter Haymo und bei seinem Nachbarn Franz Amberger als Brautbegleiter fungierte.

Archivordner der Stadt Kötzting Pfingsten 1960
vl. Heigl Theo, Richter Haymo und Franz - Stutz- Traurig

Die Pfingstakteure 1960

und 1962 
Als Gärtner sei hier angemerkt, dass der Jahnplatz damals noch eine ziemlich wild wuchernde Wiese gewesen war. Ein wenig Unkraut (Gras) zupfen, einmal im Jahr, wäre schon angebracht gewesen, wenn man schon wusste, dass die Treppe der immerwiederkehrende Hintergrund für das alljährliche Pfingstbild darstellte.
Es war eben der sogenannte Bleichanger, auf dem noch wenige Jahrzehnte zuvor die Wäsche zum Bleichen in die Sonne ausgebreitet wurden, was sich übrigens mit der gleichzeitigen Benutzung der Fläche als Kötztinger Gänseweide manchmal nur schlecht vertrug. Die Gänseherden aus unterschiedlichen Haushaltungen - zumindest des oberen Marktes - marschierten selbstständig die Wurmhöhe hinunter zum Grasen UND Verdauen und kehrten dann abends alle wieder nach Hause zurück und fanden auch ihre richtigen Häuser wieder.
Entsprechend den mündlichen Überlieferungen in unserer Familie, waren unser Familienhund und unsere "Gänsechefin" untereinander eifersüchtig auf meine Großmutter, was mitunter zu Kämpfen der Beiden in der Küche(!) führte. 



Der Höhepunkt der Familie war sicherlich das Jahr 1986, als Michl Traurig junior zum Pfingstbräutigam
erwählt wurde. Seine Braut War Steidl Gabi, seine Bgeleiter Heigl Theo jun. und Maimer Philipp.

Nachdem sich in dem Beitrag die Aktivitäten der Familie Traurig quer durch die Generationen mischten, möchte ich hier auch die Kinder der "Nebenlinie". von Hans Traurig sen. und seinen Kindern anführen.
1991 : Traurig Hans jun, Martina Schullerer-Anton Staudinger - Joachim Roiger

Reithner Dominik  - Traurig Nicki -  Gerstl Josef- Traurig Hans jun.

1998 Reithner Dominik - Riedl Verena - Traurig Hans jun.  -  Stephan Schiedeck





Donnerstag, 2. Juli 2020

Das Stadtarchiv Bad Kötzting als Unterhaltungsbeilage 2-27 Bildbericht

Es geht weiter mit Bildern aus der Zeitungsredaktion der Kötztinger Umschau, welche alle über eine private Sammlung von Frau Renate Serwuschok dem Arbeitskreis Heimatforschung übereignet wurden und nun im Stadtarchiv Kötzting verwahrt werden.
Da wir zusätzlich auch eine fast vollständige Sammlung von Zeitungsausgaben aus den Nachkriegsjahren in unserem Bestand haben, können viele der Bilder dann auch einzelnen Zeitungsartikeln zugeordnet werden.
Nachdem der Arbeitskreis Heimatforschung schon eine umfangreiche Datenbank an personenbezogenen Bildern hat wäre es für uns schön, wenn wir bei einigen der folgenden Bildern, vor allem bei den Personengruppen, Hinweise und Namenslisten erhalten könnten, die wir dann anschließend in unsere Datenbanken einpflegen könnten. Manche allerdings auch nicht und so wäre es schön, wenn wir bei dem einen oder anderen Bild auch eine Rückmeldung erhalten würden.

Signatur Bilderblöcke/KU SW Negative/August Philipp Henneberger

 Unter dem Stichwort Henneberger hat Frau Serwuschok einige Negative zusammengesammelt:

Die Bilder zeigen ihn bei der Arbeit an Pfingstplakaten, zusammen mit Kindergartenkindern und einige Bilder von einer Ausstellung. Vermutlich ist es die Ausstellung, die ich vor wenigen Tagen bei einem meiner Suchblogs vorgestellt habe.


hier entstehen die neuen Pfingstplakate





Das Rathausgasserl



Hier sieht man - zumindest in Teilen, das Haus, das er in seinem Werk - das Original hängt im Kötztinger Rathaus - abgebildet hat.

Bild von Josef Barth sen.



















Hier noch einmal die Bilder der Kötztinger Hennebergerausstellung: