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Montag, 21. Juni 2021

das Stadtarchiv Bad Kötzting als Unterhaltungsbeilage - der Martiniritt 1972

 Es geht weiter mit Bildern aus der Zeitungsredaktion der Kötztinger Umschau, welche alle über eine private Sammlung von Frau Renate Serwuschok dem Arbeitskreis Heimatforschung übereignet wurden und nun im Stadtarchiv Kötzting verwahrt werden.

Da wir zusätzlich auch eine fast vollständige Sammlung von Zeitungsausgaben aus den Nachkriegsjahren in unserem Bestand haben, können viele der Bilder dann auch einzelnen Zeitungsartikeln zugeordnet werden.
Nachdem der Arbeitskreis Heimatforschung schon eine umfangreiche Datenbank an personenbezogenen Bildern hat wäre es für uns schön, wenn wir bei einigen der folgenden Bildern, vor allem bei den Personengruppen, Hinweise und Namenslisten erhalten könnten, die wir dann anschließend in unsere Datenbanken einpflegen könnten. Manche allerdings auch nicht und so wäre es schön, wenn wir bei dem einen oder anderen Bild auch eine Rückmeldung erhalten würden.

Zur Orientierung, wir befinden uns im November 1972 und die Miltacher Bürger  feiern ihren Martiniritt.
Einige eindrucksvolle Bilder aus der Sammlung Serwuschok haben sich erhalten.
Auch hier würden wir wieder gerne wissen, wer die abgebildeten Personen waren.
Trachtler: von links 1. Josef Engl (Regenmaxnsepp) 2. Pielmeier (Singer) Sepp, welcher 17 Jahre 1. Vorstand, dann Ehrenvorstand war, 3. Sein Sohn Martin Pielmeier, 4. Aumeier Karl, langjähriger 2. Vorstand des Trachtenvereins.


Ponyreiter: Vater Sepp Zankl mit 2 Söhnen

Martinireiter: Kreuzträger Zistler Josef, daneben der Bub ist Weber Ludwig jun. , dahinter Franz Martin sen. (über 50 Jahre Martini und Pfingstreiter) mit seinem Sohn Franz.


Fahnen und Kreuz: v.l. mit Brille Engl Josef, Vogl Heinrich jun. mit Vereinsfahne, Hartl Karl sen., Vogl Heinrich sen., Kreuzträger Rabenbauer (Binder) Sepp, Graßl Reinhard, mit Fahne Pielmeier Martin


Traghimmel: v.l. vorne Pielmeier sen, Vogl Heinrich sen., Rabenbauer Sepp, Pielmeier Martin, Gastpfarrer möglicherweise PFarrer Köstlinger aus Blaibach neben Pfarrer Sammhuber Miltach. ganz rechts der langjährige Mesner Josef Krieger (Sporrer)




Bild 7 Vereine

Tragehimmel: von rechts Willi Heigl, Mesner Krieger, Ernst Martin sen.




Freitag, 18. Juni 2021

Historische Gartenanlage in der Kötztinger Innenstadt

Das Kötztinger Rathaus, vorher das Landratsamt und noch weiter zurück das sogenannte Bezirksamt, war nicht nur eine Behörde, sondern damals gleichzeitig auch die Wohnung des jeweiligen Behördenchefs. Zu der Dienstwohnung des Bezirksamtmannes gehörte auch eine umfangreiche Gartenanlage zur damals selbstverständlichen Selbstversorgung mit Obst und Gemüse.
In der Nacht vom 18. zum 19. Dezember 1911 kommt es durch einen Kaminbrand zur Katastrophe. Das Bezirksamt brennt vollständig aus und nur die Akten können unter Lebensgefahr gerettet werden.


 Großbrand in der Herrenstraße: das Bezirksamt brennt



Bezirksamt ca. um 1900, also noch im Zustande vor dem Großbrand
Photo von Heilmeier













Herr Bezirksamtmann von Fuchs schrieb in seinem Bericht an seine vorgesetzte Behörde von der Brandnacht:


Ich selbst habe von dem Brand, obwohl ich mich am Abend von 9 1/2 Uhr bis ca. 12 Uhr in dem Zimmer, ober welchem es bereits gebrannt haben mußte, befand, nicht das Mindeste wahrgenommen. Wurde hierauf erst durch den Feuerlärm um 12 Uhr nachts aufmerksam...
StA Landshut Bezirksamt-Landratsamt Kötzting Rep 164-8 Nr. 2005




In einem Erklärungsversuch für die Brandursache spricht er von "dieser geradezu unglaublichen Feuerunsicherheit" des Gebäudes, welche die Katastrophe nicht verwunderlich machen würde.
In diesem Schreiben lobt er auch die Hilfe beim Ausräumen des Gebäudes und Sichern der Akten, die vor allem vom Lehrer Schwanzer unter Lebensgefahr durchgeführt worden war und welchen er zur Belobigung vorschlägt.
Seine Registratur verlegt er in zwei leere Schulsäle im alten Schulhaus.



StA Landshut Bezirksamt-Landratsamt Kötzting Rep 164-8 Nr. 2005
Der Lemberger Saal wird wohl im Fasching 1912 nicht zur Verfügung gestanden sein.



Im Fundus des Arbeitskreises Heimatforschung haben wir ein Bild der Brandruine, aufgenommen im Winter 1911/12. Vielen Dank an Frau Dachs-Rabl für diesen Hinweis und das Bild



Die Mühlen der Behörden mahlen langsam, dies umso mehr, als der Betrieb des Bezirksamtes ja durch die Rettung der Akten und die Anmietung beim Lemberger anscheinend reibungslos weitergeführt werden konnte.
Das königliche Landbauamt in Straubing erstellte einen Plan, und beide Kollegien des Magistrates - damals gab es neben dem Marktrat auch noch das der Gemeindebevollmächtigten - erhoben Einspruch gegen die Bauweise, was das Bauamt wiederum veranlasste, sich zum Architektenentwurf zu äußern und die Ideen, die dahinter steckten, zu erläutern.
Zuerst die Einwände der Magistratskollegien vom Februar 1912:
StA Landshut Rep 164/8 BZA/LRA Kötzting Nr. 2005

Kötzting den 10. Februar 1912














Nach gemachter Wahrnehmung soll das neue Bezirksamtsge-bäude dahier nicht wie all-gemein angenommen wird, der ganzen Herrenstrassenfront entlang, sondern als Flügelbau im jetzigen Garten ziemlich abseits zu stehen kommen.




Das neue Gebäude käme sonach hinter der unschönen und herabgekommenen Wirtschaft des Michl Röhrl zustehen und würde der Neubau naturgemäß hinter
"diesem Gebäude im Ansehen bedeutend einbüssen.
Auch die Lichtverhältnisse würden bei der geplanten Bauweise bedeutend herabgesetzt, da es ziemlich nahe an die Röhrlsche Wirtschaft kommen würde.
Die Herrenstrasse ist eine der schönsten Strassen des Marktes und mündet in di ebenfalls schöne gerade Gehringstrasse ein.
Ein Weiterer Grund dürfte auch darin zu sehen sein, daß auf dem Röhrlschen Anwesen eine rege Gastwirtschaft betrieben wird, welche nach unserer Ansicht unbedingt eine Störung des Amtsbetriebes herbeiführen müßte.
Auch der Bezirksamtsgarten käme mit der geplanten Bauweise an die Nordostseite zu liegen und würde als solcher nahezu wertlos.
Vom unterfertigten Magistrate kann deshalb der Ankauf der Röhrlschen Gastwirtschaft im Interesse der Gemeinde nur begrüßt werden und wird gebeten dieser Angelegenheit näher zu treten
An das k. Landbauamt stellen wir die Bitte unser Gesuch zu würdigen, zu begutachten und der vorgesetzten Stelle unterbreiten zu wollen."
Einschub
Aus diesem geplanten Ankauf des "Röhrlschen Gasthauses"  (=Klosterschmiede und später die Metzgerei Haushofer und Schoierer) wurde im Jahre 1912 bekanntermaßen nichts. 110 Jahre später kommt die Stadt einer städtebaulichen Lösung nun näher, da dieser Komplex nun in Besitz der Stadt Bad Kötzting sich befindet.
Einschub Ende



Wir gestatten uns zur besseren Übersicht 2 Planskizzen mit vorzulegen

Magistrat und Gemeindekollegium Kötzting
Der Bürgermeister                                           Der Vorstand
Wensauer                                                           Jannek

Leider sind die beiden, oben angesprochenen, Skizzen nicht mehr im Stadtarchiv, vermutlich wurden sie nicht als bedeutend angesehen, da sie nicht realisiert wurden.







Der Knackpunkt damals war, dass der Markt Kötzting offensichtlich wollte, dass das neue Gebäude nicht nur sich  längs der Herrenstraße erstrecken UND bis nach vorne an die Baulinie der anderen Gebäude rücken sollte und nicht, wie vorher und jetzt immer noch, im rechten Winkel dazu stehend und den Raum öffnend. 
Das Bauamt bittet in dem Schreiben nun den Bezirksamtmann auf den Magistrat dahingehend einzuwirken, dass dieser seinen Einspruch (Erinnerung genannt) zurücknimmt. 

Der Bezirksamtmann stellt sich voll hinter die Beurteilung des Bauamtes und schreibt an den Magistrat:
"Ich lege deshalb den beiden Kollegien nahe, ihre Erinnerung zurückzuziehen, damit nicht durch diese der noch für dieses Jahr geplante Abbruch der Ruine und dir Vergebung der Arbeiten noch weiter verzögert wird.
Einer allenfallsigen Augenscheinnahme an Ort und Stelle durch die beiden Kollegien würde ich gerne beiwohnen,"

Es hat den Anschein - den Erstentwurf kennen wir nicht - , dass das neue Gebäude zwar etwas nach vorne gerückt wurde, aber nicht ganz so weit, wie vom Magistrat gewünscht, aber die Flucht nicht entlang der Herrenstraße geplant worden ist.

StA Landshut Rep 164-8 BZA/LRA Kötzting Nr. 2006 von 1912-1913
An der linken Ecke des Planes ist vermerkt: "Für die Gartenanlage kommt die grün schraffierte Fläche in Betreff."
Zum Vergleich, die Situation, wie sie seit der Übernahme des alten Priorats und der Verwendung als Landgerichtsgebäude ausgesehen hat.
StA Landshut Rep 164-8 BZA/LRA Kötzting Nr. 2007 von 1848

 
Vergleicht man die beiden Pläne, so bleibt die Ausrichtung in der Ost-West Achse und gleichzeitig wird der Neubau in Richtung zur Straße und gegen das Röhrlsche Wirtshaus hin verschoben.

Hier noch eine Kleinigkeit aus den Abbrucharbeiten: Die Sicherstellung eines Glockenzuges aus der Brandruine durch den Mauerer Kirschbauer.  

Hier der Mietvertrag, abgeschlossen bis zum 1.September 1914,   zwischen dem Bezirksamt, hier vertreten durch den BZA-Mann von Fuchs, und Franz Mühlbauer

In den Jahren 1913 und 1914 schritt man dann zum Neubau, und gegen Ende des Jahres 1913 konnte man dann auch schon mal überlegen, wie den die Außenanlagen aussehen sollten. 

 StA Bad Kötzting 631-97 Gartenplan Bezirksamtsgebäude vom 26.10. 1913

Es war zuerst einmal wichtig, den Planer zu entziffern. Es dauerte eine Weile, bis ich den Ortsnamen entziffert hatte: "Deggendorf". Dann gings an den Namen. "Karl" war klar, dann kam ein "G?ill".
Ich schrieb an die Kollegen im Stadtarchiv Deggendorf und erhielt postwendend die Lösung:
"Im Adress- und Geschäftshandbuch Deggendorfs von 1911 ist ein Karl Grill, Kreisobstbauwanderlehrer, Angermühle 457 gelistet. Dieser dürfte Urheber des bei Ihnen verwahrten Pflanzplanes gewesen sein."
Während sich heutzutage das gesamte Areal rundherum um unser Rathaus sich in einer Ebene befindet - mit Mauern gegen die Nachbarn abgestützt, war es damals noch anders.
Zum Röhrlschen Gasthaus hin wurde der Höhenunterschied von 1.30 Meter durch eine 2 Meter tiefe Böschung überbrückt und das Oberflächenwasser durch eine Betonrinne abgeleitet.



Auf der Seite in Richtung Regenfluss gab es zuerst eine kleine Böschung mit anschließendem Quergefälle. 
Hier der private Gartenteil des Bezirksamtmannes, heutzutage ein Parkplatz


Es hat den Anschein, als wären die beiden Böschungen mit Gras bewachsen zur Stabilisierung.
Auf die Böschungskrone an der Röhrlseite kommt eine Hecke aus  Philadelphus coronarius, also aus dem duftende Bauernjasmin.
Entlang dieser Hecke und danach auffächernd hinein in den Gemüsegarten führen Gartenwege, die sich zentral innerhalb der Beete zu einem kleinen Platz mit Wassergrand ausweiten, der im Schatten eines Birnbaumes zu stehen kam.
Eingelagert in die Jasminhecke und wegbegleitend finden wir weitere Obstbäume, ausgebildet als Hochstämme:
Apfelbäume: Gravensteiner - Schöner von Nordhausen - Baumanns Reignette- Klarapfel
Gute Louise (Birne)
Hauszwetschge
Sauerkirsche 
Quitte
Nussbaum
Das ganze Sortiment an Obstbäumen ist vorhanden.
Die Gemüseflächen sind umzäunt von unzähligen Johannisbeer- und Stachelbeersträuchern
Für Rhabarber, Spargel und  Erdbeeren sind feste Flächen vorgesehen und ansonsten ist viel Platz für Gemüse.
An der Stelle, an der wir heutzutage in den Parkplatz des Rathauses einfahren, sicherte eine Thujenhecke vor neugierigen Blicken. 
Ganz anders ist die Situation an der Straßenseite:

Hier kommt eher eine symmetrische und geometrische Flächenaufteilung zum Tragen die bestimmt wird von 4 Buchspyramiden an den Ecken des Beetes.
Zentral in dem Beet ist eine runde Fläche mit Sommerblumen, flankiert von Rosenstämmchen.
Weiter finden wir Mandelbäumchen, Pfingstrosen und Schmetterlingsflieder.
An der Mauer verblieben wohl Reste von "verschiedenen Sträuchern und Hollunder"

Nun kommt der Teil der Außenanlage, auf dem der Publikumsverkehr stattfindet und zentral steht zuerst einmal großer Kastanienbaum.
An der Südfront des Nebengebäudes - später eine Garage, nun der Anbau am Rathaus, der im Untergeschoss die KFZ-Abteilung des Landratsamtes Cham beheimatet, sollen Spalierbäume gepflanzt werden. Davor kommen in Zweierreihe zuerst erneut gefüllter Flieder und Bauernjasmin und davor dann die Zierquitten. Chaenomeles  (hier Cydonia) japonica.
Auch hier finden sich wieder Obstbäume, vermutlich durch den stärker geschützten Hofraum hier eher die wärmeliebenden Birnen.
Hofratsbirne
Diels Butterbirne
Köstliche aus Charneaux
und noch ein Apfel: Schöner aus Boskoop
An der Grenze hin zum Amtsgericht findet sich dann als Abschluss eine gemischte Blütenhecke aus Lonicera (Heckenkirsche) Forsythia, Jasmin und Hollunder
Den repräsentativen Eingansrahmen an der Straßenmauer, bei der Tür und beim Tor, bilden drei Pyramideneichen.

Hier zum Abschluss noch einmal der Gesamtplan.

Eine unversiegelte, grüne Oase in der Herrenstraße


Es ist nicht ersichtlich, ob der Gartenplan je genau so ausgeführt wurde, aber man kann gut die verschiedenen Nutzungsbereiche der Außenanlage erkennen, zu einer Zeit, als man sich keine Gedanken über Parkplätze machen musste.
Zumindest in dieser Hinsicht eine "Schöne Alte Zeit"

In den "Ostbayerischen Grenzmarken" von 1912 erschien eine kleine Notiz, die uns noch einen kleinen Blick zurück in die Zeit vor dem Brand gibt.
Beim Abbruch wurden Wandmalereien gefunden, die auf die Zeit verweist, als das Gebäude noch ein Priorat gewesen war.



Freitag, 11. Juni 2021

Kötztinger Häuserchronik - beim Stoibermaler


Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.

Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.
Die bereits veröffentlichten Beiträge der Kötztinger Häuserchronik können im "Inhaltverzeichnis" unter der Rubrik Häuserchronik nachgesehen werden.
Manche unserer Häuser in der Innenstadt können zwar nicht auf eine bereits jahrhundertelange Geschichte zurückblicken, sind aber trotzdem so prägend für unser Stadtbild, dass ich sie in die Häuserchronik mit aufnehme, wie eben zum Beispiel 


der Stoibermaler.
alte Hausnummer 22a


Arbeitskreis Heimatforschung Serwuschok 545
Der Stoibermaler




Ausschnitt aus Bayernatlas.de. In der Uraufnahme von 1830 ist an der Stelle, an der später ein Haus gebaut wurde, noch ein Stadel für die Hausnummer 35 - das alte Amtshaus - verzeichnet. 
In den späteren Katasterbänden läuft das neuerbaute Haus dann unter 22a -und manchmal auch 22b -, also einem Ableger des Dimpflhauses. Auch 1840, bei der Anlage des Liquidationsprotokolles für Kötzting, ist hier noch
nichts verzeichnet.


Man spricht im Bereich der Hinterglasmalerei von der "Neukirchener Schule" und neuerdings von der "Haibühler Schule". Hätten unsere Altvorderen sich etwas anders entschieden, so würde man heute von der "Kötztinger Schule" sprechen, aber es hat nicht sollen sein.
Was ist nun der Hintergrund dieser, im Nachhinein, für Kötzting so unvorteilhaften Entwicklung?
Im Jahre 1805 beschwerte sich Andreas Stoiber bei der Regierung, dass er vom Markte Kötzting mit seiner Bewerbung als Maler - belegt mit einem Lebenslauf und einigen Arbeitszeugnissen - sich im Markte niederlassen zu dürfen, ganz schnöde abgewiesen worden war.
HaStA München GL Fasc. 1836-76-12 Gesuch um Ansässigmachung des Andreas Stoiber aus Lamberg 


"Ich bin ein vom Dorfe Kager ch(urfürstlich)en Landgerichts Közting gebürtiger Schneiderssohn, 26 Jahre alt, und erlernte in meinen jungen Jahren zu bajerisch Dietfurth das Malen, Fassen und Bildhauen= übte und erhielt mich in verschiedenen Städen und Märkten bereits 8 Jahre hindurch mit obenbemeldt kunstlichen Arbeiten, und wünschte doch auch, mich einmal an ein Standort gesezt, und versorgt zu sehen."
Bei seinem Aufenthalt in Lamberg bei seinem Vater erfuhr er, dass der Kötztinger Maler Franz Huber " mit seinem Weibe, dann Sack und Pack sich vor ohngefähr 4 Jahren von Közting allerdings weg und nach Regensburg begeben" habe, "auch daselbst so zufrieden und etabliert seyn solle". 
Ohne bei Huber nachgefragt zu haben und obwohl dieser sogar nur einen Beisitz gehabt habe - Huber war also kein Bürger sondern nur Inwohner gewesen - hätte ihn der Markt "voreilig" abgewiesen.    
Dem Schreiben lagen mehrere Zeugnisse in Abschrift bei:
Einmal bestätigt der Neukirchener Pfarrer Joseph Sonnleitner, dass Andreas Stoiber, Maler in Lamberg, bei der "Fassung verschiedener Kirchensachen, besonders aber bey der Fassung der Kanzl für die zur Pfarr Kirche Neukirchen gehörig Filialkirche Rittsteig solche Beweis von Einsicht, Kenntniß und Geschicklichkeit seiner Kunst abgelegt, daß er sich nicht nur die größte Zufriedenheit derjenigen erwais, die dieße Arbeiten bestellt hatten, sondern auch deswegen in den Augen eines jeden unbefangenen Alles Lob verdient."
Ähnlich hervorragende Zeugnisse erhielt er im Jahre 1803 vom Freiherrn von Leoprechting, Hofmarksinhaber des Hofmarksgerichts Randsberg und vom Lamer Pfarrer Stephan Reinhold aus dem Jahre 1805. 
Andreas Stoiber bittet also die "Landesdirektion von Bajern" um Unterstützung, damit ihm im Markte Kötzting, oder in einem in der Nähe gelegenen Dorfe, die Aufnahme genehmigt würde.
Unterschrift: "Andreas Stoiber Maler, Fasser und Bildhauer dermal zu Lamberg chf. Landgerichts Közting" am 5.7.1805

Der Markt hatte ihm damals knapp mitgeteilt.
"Da hier schon ein Maler existiert: So kann dem Bittsteller in seinem Gesuch für dermal nicht willfahrt werden" Unterschrift: Johann Nepomuk Loderer, Amtskammerer, und J.M Steinbrecher Marktschreiber

Nun begannen zuerst einmal die Mühlen der Behörde zu malen,  München wollte genaueres wissen und Kötzting hatte zu liefern und antwortete.
Seit dem 20.5.1797 habe man einen Maler, Franz Huber, einen gebürtigen und geschickten Bürgerssohn, der aber hier zu wenig Arbeit gefunden hatte, trotz seines Könnens. Er zog nach Regensburg, behielt aber sicherheitshalber seinen Beisitz. Bei seiner Abreise habe ihm der Markt schriftlich zugesichert, dass er jederzeit zurückkehren könne. Aus diesem Grunde habe man dem Stoiber bereits im Juni eine Absage erteilt. In diesen schlechten Zeiten könne ein Maler in Kötzting kaum existieren, wie sollten es dann zwei können?
Neukirchen und Viechtach lägen nahe genug, um die notwendigsten Arbeiten durchführen zu können.
"Die ehedem gewöhnlichen Arbeiten als Feldkruzifix, Martersaulen, Votiv und Wunder-Geschicht-Täfelung etc. hören nun ohnehin auf."
Einschub
Der Hintergrund dieses letzten Satzes ist das Verbot solcher religiöser Symbolik und Wundergläubigkeit, dem auch der Kötztinger Pfingstritt und viele Wallfahrten - unter dem Stichwort "Aberglaube" - zum Opfer gefallen sind.
Einschubende 

Unterschriften des Kötztinger Kammerers und des Marktschreibers



26.10.1805
Auch der Kötztinger Landrichter v. Pechmann muss nun sein Gutachten einbringen und führt zuerst die Gründe auf, die FÜR das Gesuch sprächen:
1. Das Gewerbe des Antragsstellers sein eine "Freykunst", die jedem auch ohne "Concession" auszuüben freistünde.
2. Der Antragsteller habe kein Gesellenstück vorzuweisen, Allerdings zeigten seine Muster, dass er Zimmer ausmalen könne, Kirchengeräte fassen und Bilderrahmen und Altarverzierungen schnitzen könne.
3. Die Ausführung der Arbeiten sei sehr ordentlich
4. Sein Vorgänger sei schon 4 Jahre in Regensburg und würde wohl nie zurückkehren. (ABER er könnte das jederzeit tun.)
5. Auch wenn der Antragssteller kein Kapital habe, wenn jemand bei ihm arbeiten ließe, so könne dieser ja die Farben in Vorleistung erwerben.

Gründe, die gegen das Gesuch sprächen:
1. Auch wenn es eine "Freykunst" ist, so dürfen doch nicht mehr zugelassen werden, als sich selbst ernähren könnten.
2. Der Vorgänger hat das uneingeschränkte Recht zurückzukehren.
3. Der Markt kann einseitig dieses Recht nicht einschränken.
4. Wenn er nicht ausreichend Arbeit habe, krank würde oder verstürbe und kein Grundbesitz vorhanden wäre, würden seine Witwe und die Kinder ohne Aushilfe dastehen. (Und damit dem Markt zur Last fallen)

Vorschlag:
Der Markt solle an Huber schreiben, dass dieser sich binnen 2 Jahren entscheiden solle.
In diesen 2 Jahren dürfe Stoiber nicht heiraten und müsste auch, wenn Huber sich entscheiden sollte zurückzukommen, Kötzting sofort wieder verlassen. 
Nach Ablauf dieser "zwey, sozusagen Probejahren" könne man auch besser beurteilen, ob die Gefahr bestünde, dass die Gemeinde unterhaltspflichtig werden könne.

Unterschrift des Landrichters Freiherr von Pechmann



Am 18.November beschließt München, dass dem Bittgesuch des Stoibers nicht stattgegeben werden könne. 

Das war also die Situation, vor die  Andreas Stoiber sich zum Jahresende 1805 gestellt sah, und seine Reaktion war, nicht zwei Jahre mit einer Verheiratung zu warten, sondern er packte die Gelegenheit beim Schopf, heiratete eine Haibühlerin und begründete mit seiner Kunstfertigkeit die, nach ihm benannte, "Haibühler Schule" der Hinterglasmalerei.

Hinterglasmalerei von Andreas Stoiber aus:
Die Maler und Bildhauerfamilien Stoiber in Haibühl, von Pfarrer Max Heitzer in
Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham Band 1 von 1984 im Anhang. 

Hinterglasmalerei von Andreas Stoiber aus:
Die Maler und Bildhauerfamilien Stoiber in Haibühl, von Pfarrer Max Heitzer in
Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham Band 1 von 1984 im Anhang. 




Einschub
Da bis vor wenigen Jahren - Pfarrer Heitzer schrieb in seinem Kunstdruck, der dem Band 1 der Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham beigebunden ist, noch davon, dass Andreas Stoiber in seiner Kunst in der Neukirchener Werkstatt ausgebildet worden wäre und dass die Familientradition sogar von einer Ausbildung im Kloster Neukirchen selber spräche. Max Heitzer kannte aber den Konzessionsakt aus München noch nicht und damit auch nicht den richtigen Ausbildungsort des Andreas Stoiber.
Wie in diesem Akt deutlich zu erkennen ist, hat er seine Ausbildung in Dietfurt erhalten, weshalb die Haibühler, sicher mit Recht, nun von einer eigenständigen "Haibühler Schule" sprechen. 
Von Herrn Ludwig Baumann, einem profunden Kenner der Materie, habe ich die zusätzliche Auskunft erhalten, dass die mögliche Verbindung von Neukirchen und Dietfurt die beiden Franziskanerklöster sein könnten.
Einschub Ende
.
Das war also nun das Ende der Kötztinger Karriere der Künstlerfamilie Stoiber, noch bevor es richtig hatte losgehen können.
Andreas Stoiber begründete eine Malerdynastie in Haibühl, die über vier Generation hinweg viele Hinterglasmaler hervorbrachte. Ein jüngerer Bruder des Andreas Stoiber aber, Anton Stoiber, findet sich bereits in den Kötztinger Akten, als er im Jahre 1816, als Maler bezeichnet, die Kötztinger Bürgerstochter Franziska Haselsteiner heiratete und sich im selben Jahr, mit einer Kötztinger Malerkonzession und mit Bürgerrecht versehen, in Kötzting niederlassen durfte.
Da Anton Stoiber bisher mit keinem Grundbesitz in Verbindung gebracht werden konnte, vermute ich, dass er in Miete gewohnt hatte. Sein Schwager war Bäcker und Besitzer der Hausnummer 130 (heute Elektro Vogel).
Ein Zufallsfund im Kötztinger Mietkataster von 1842 bringt hier Klarheit: Er wohnte zur Miete im Hause Nummer 35, dem ehemaligen Amtshaus, und bewohnte dort 1 Wohnzimmer  und zwei Bodenzimmer unterm Dach. (StA Landshut Grundsteuerkataster 5048) 
Im Jahre 1830 bemalte er "Blechplatten zur Hausnummerierung". Im Gegensatz zu unseren dunkelblauen Norm-Hausnummerschildern, war es damals "Schweinfurther Grün mit schwarzen Nummern". Auch ein kleines, aber interessantes Detail aus Kötztings Vergangenheit.
Für den Bischofsbesuch im Jahre 1842 muss er mehrere Tafeln beschriften und auch "zwei Empfangsaufschriften auf Pappendeckel" (Marktrechnung von 1843)
Von  Alfred Silberbauer aus Rimbach, einem profunden Kenner des Rimbacher Pfarrarchivs habe ich folgende Arbeitsnachweise unseres Anton Stoiber in der Wallfahrtskirche Bachmeierholz erhalten.
Pfarrarchiv Rimbach: 

"Überchlag: Das Malen der von Tischlerarbeit verfertigten zwey bögen, dan eine damit verbundene Malerei auf die Maure neben dem Hochaltar der Filialkirche Pachmaierholz beläuft sich auf 4 fl 36 kr
Das Fassen eines von Holz geschnitzenen Christus am Kreuz 2 fl 24 kr
zwey Bilderrammen zu fassen   30 kr
Summe 7 fl 30 kr
Koetzting am 12ten August 1834" 
Die 7 1/2 Gulden entsprechen guten 1000 Euros heutzutage.
Johann Schmid Pfarrer mp (=manu propria = mit eigener Hand  unterschrieben)
Anton Stoiber Maler 
Drei Wochen nach der Erstellung des Angebots folgt am am 6.September der Auftrag durch die Stiftungsverwaltung Liebenstein und schon am 16. September stellt Anton Stoiber seine  Rechnungaus, die, anders als heutzutage bei Handwerkerrechnungen,  exakt auf den Pfennig identisch ist mit dem Angebot. 




Der Maler Anton Stoiber verstarb am 24.11.1866 im Alter von 73 Jahren an Schlagfluss. Sein Sohn, ebenfalls Anton mit Vornamen und nur als Malersohn bezeichnet, verstarb bereits viele Jahre vor ihm. Als in Miltach und Oberndorf die Blattern ausgebrochen waren, fiel er dieser Krankheit im Alter von 34 Jahren zum Opfer.

Einschub
Wie problematisch und kompliziert gewerbliche Neuansiedlungen in Kötzting noch im 19. Jahrhundert waren, zeigt die Bewerbung des Malers Heinrich Oesterer aus Viechtach. Diese erfolgte zu einem Zeitpunkt, als Anton Stoiber noch im Berufsleben stand war. StA Kötzting AA X/11
Gesuch des  Oesterer Heinrich von Viechtach um Verleihung einer personellen Maler- und Vergolder- Konzession:
Der Maler Stoiber Anton protestiert gegen diese Ansiedlung und das Gesuch wird abgewiesen. Oesterer legt Berufung ein, die ebenfalls von der Regierung abgelehnt wird. Die Begründung lautete:  Oesterer habe seine Militärzeit noch nicht beendet und müsste daher auf seine Kosten einen Ersatzmann aufbringen. Mit dem Rest seines Geldes  könne er aber dann kein mehr Gewerbe mehrbegründen.
Als Folge davon bringt Oesterer seine Wohnungseinrichtung und Kleidung zur Schätzung, aber es erfolgt eine erneute Abweisung.
Oesterer lässt erneut eine  Eingabe durch Advokaten Lüft v Straubing einreichen worauf die Regierung ihm schließlich eine Konzession erteilt. Im Magistrat stimmen Lucas und Diermeier dagegen und beauftragen Dr Gareis von Deggendorf, einen Einspruch einzureichen. Dr Gareis erwidert: Da die 2. und letzte Instanz der Regierung die Zustimmung erteilt hatte, sähe er keine Chance.
An die Regierung ergeht aber trotzdem ein erneuter Einspruch und diese rügt infolgedessen den Kötztinger Magistrat. Nun  also ist der Antrag genehmigt, aber die Hochzeit mit  Asilimann Creszens  wurde abgelehnt. Oesterer soll nun dem "Stoiber Maler" mindestens 24 kr, besser 36 kr wöchentlich zahlen wegen dessen Verdienstausfalls; ansonsten er - Stoiber -  der Armenpflege zum Opfer fallen würde. Oesterer bietet 24 kr wöchentlich an und erhält dann auch die Genehmigung zur Heirat.
Einschubende


Nun aber zuerst zurück zu Andreas Stoiber. Die Genealogie der Familie Stoiber wurde, wie oben angeführt, von Pfarrer Heitzer bereits veröffentlicht.
Hier die Generationenfolge:
Andreas Stoiber   1778-1857    00 Anna Lemberger  Haibühl
Jakob     Stoiber   1819-1893    00 Anna Maria Neumaier Haibühl
Josef      Stoiber   1851-1941    00 Franziska Wiesmüller Haibühl

Die Familie Josef Stoiber, vl. Tochter Kreszenz, Ehefrau Franziska, Karl, Ludwig, Vater Josef und Sohn Josef, der im Jahre 1910 nach Kötzting umzog.  
Die Maler und Bildhauerfamilien Stoiber in Haibühl, von Pfarrer Max Heitzer in
Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham Band 1 von 1984 im Anhang.  

Wohnhaus und Werkstatt des Josef Stoiber. Das Haus bestand bis 1937
 Bild aus: Die Maler und Bildhauerfamilien Stoiber in Haibühl, von Pfarrer Max Heitzer in
Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham Band 1 von 1984 im Anhang. 


Aus der letzten Ehe entsprangen vier Kinder, von denen die drei Buben alle als Maler bekannt wurden.
Ludwig, * 1874, ging später als Maler nach Neukirchen, Josef, * 1877, nach Kötzting und Karl, * 1891, blieb in Haibühl
Nachdem also Andreas Stoiber eine Karriere in Kötzting versagt geblieben war, konnte zumindest sein Bruder Anton hier sich sesshaft machen, auch wenn er offensichtlich nicht die künstlerische Ader seines Bruders hatte.
Erst im Jahre 1910 machte sich dann ein direkter Abkömmling von Andreas Stoiber in Kötzting sesshaft. Doch zuerst zurück in die Baugeschichte des Hauses am Ende der Metzstraße.

Fleischmann Martin und Johanna


Wie einleitend bereits beim Lageplan beschrieben, stand an der Stelle des späteren Stoibermaler-Hauses zunächst nur ein Stadel.
1863 wechselten zwei kleine Teilflächen von Dimpfl (Hausnummer 22) und Decker(Hausnummer 28) zu Martin Fleischmann (Hausnummer 22b) und seine Frau Johanna, welche beide ab 1863 als Besitzer eines nun zusammenhängenden Grundstückes auftauchen.
Im Jahre 1860 heiratete der Witwer Martin Fleischmann die Grafenwiesener Wagnerstochter Johanna Schmatz. Damit haben wir das erste Besitzerehepaar des Hauses. 
Fleischmann Martin hatte im Jahre 1820 in Kötzting eingeheiratet und war damals Besitzer des Marktlehens in der Marktstraße (Schuhgeschäft Mühlbauer = alte Hausnummer 40) geworden.
Das einzige Kind aus dieser Ehe, Theresa, war bereits im Alter von einem Jahr verstorben. Es hat den Anschein, als hätte Martin Fleischmann das große Marktlehen bereits im Jahre 1858 verkauft und sich in der Metzstraße dann später den kleinen Neubau eines "Leerhauses" gegönnt.

Sechs Kinder bekommt das Paar noch in den Folgejahren, zuletzt einen Joseph im März 1868. Gerade mal ein halbes Jahr nach der Geburt des letzten Kindes verstirbt Martin Fleischmann, als Privatier bezeichnet, im Alten von 67 Jahren an "Herzklappenknöcherung".  Aus diesem Grunde ist Johanna Fleischmann auch ab diesem Jahre als die alleinige Besitzerin des Hauses eingetragen.


Fleischmann Johanna



Von Johanna kennen wir nicht mehr als ihren Besitztitel auf das Haus, eingetragen im Grundbuch.


 

Fleischmann Joseph

Bis zum Jahre 1892 versorgte Johanna offensichtlich alleine ihre junge und zahlreiche Familie. Erst in diesem Jahr erhält der Sohn Josef das Haus durch Übergabe.
Schon im Jahre 1890 reicht Josef Fleischmann ein Baugesuch beim Markt ein und wird im selben - möglicherweise auch erst im Jahre 1891 - Jahr dann Kötztinger Pfingstbräutigam. Als Braut sucht er sich- wie allgemein üblich - eine Nachbarstochter, Katharina Januel.  

Arbeitskreis Heimatforschung DIA-Repro 1843
Pfingstbrautpaar Josef Fleischmann und Katharina Januel, Brautführer wie 1892 Josef Drunkenpolz und Josef Schmidt. Das Bild wurde im Haus Drunkenpolz durch Familie Schödlbauer gefunden, zusammen mit dem Foto des Pfingstbrautpaares von 1892. Die Brautführer waren bisher nicht bekannt, Da die Brautführer auf beiden Fotos gleich sind, konnte die Liste der Pfingstbrautpaare ergänzt werden


Serwuschok Umschlag 4 - Mischung img_1526

Am 23.2.1892 hatte Joseph Fleischmann - als Ökonom bezeichnet - seine Braut Theresa Straubinger, die Tochter des Gehstorfer Zieglers Joseph Straubinger, geheiratet und im Jahre 1897 dann seinen Bürgereid geleistet (StA 002/10). 
In der Zeit, als er der Besitzer gewesen war, wurden auch die meisten An- und Umbauten am Haus errichtet.

StA Kötzting 521-1



StA Kötzting 521-1
In dem neuen Anbau ist zusätzlich Platz für Schweine und Geflügel. Im Untergeschoss des bestehenden Hauses befand sich noch ein Rinderstall.

StA Kötzting 521-1
Im Erdgeschoß - von der Metzstraße aus betrachtet - befand sich der Laden, das Wohnzimmer und im neuen Anbau dann ein Warenmagazin.




Im Lageplan ist die Situation des Anbaus gut zu erkennen.

Bauakt des Josef Fleischmann




Im Jahre 1909 wechselt Joseph Fleischmann in das Jakob-Rabl-Haus am Marktplatz und in das schmale Haus in der Metzstraße zieht nun Joseph Stoiber. Im Grundkataster steht das Jahr der Umschreibung durch Kauf mit 1910.
KA von 1910 




Stoiber Joseph und Katharina

Am 9.5.1910 heiratete der Kötztinger Maler Joseph Stoiber, Sohn des Joseph und der Franziska, einem Malerehepaar aus Haibühl, seine Braut Katharina Bauer von der Stockmühle. 

Grablege der Familie Stoiber-Wolf am oberen Friedhof
Hier rechts auf dem Grabstein der Familien Stoiber/Wolf finden wir die beiden Josef und Katharina.

Gleich aus dem Jahre 1910 haben wir einen Beleg für eine Arbeit des Kötztinger Kunstmalers Josef Stoiber. Die Kapelle auf dem Schneiderberg der Bauerseheleute Seidl wurde feierlich eingeweiht und der Kirchenschmuck des Kötztinger Malers ausdrücklich gewürdigt.

Die Kapelle auf dem Schneiderberg

Das Innere der Kapelle auf dem Schneiderberg, frisch restauriert zum 100. Geburtstag



Am 18.4.1912 kommt das einzige Kind des Paares zur Welt, ein Mädchen, das auf den Namen Katharina getauft wird..
Aus dem Jahre 1921 kennen wir eine Geschäftsanzeige des Josef Stoiber, der sich nun auch auf den Farbenverkauf einließ.
Kötztinger Anzeiger von 1921




Arbeitskreis Heimatforschung DIA-Repro 2158


Arbeitskreis Heimatforschung: Josef und Käthe Stoiber O-925




Aus dem Jahre 1934 haben wir im Stadtarchiv Unterlagen von Renovierungsarbeiten. Bgm Hoiss ruft die Bevölkerung auf,  für die Renovierung der Mariensäule zu spenden. Pfarrer Rosenhammer protestiert dagegen. Der Malermeister Josef Stoiber erklärte sich bereit, die  Renovierung für 320 RM vorzunehmen. 

Josef und Käthe Stoiber im Stoibergarten
Arbeitskreis Heimatforschung O-923
Josef Stoiber, der Fasser und Restaurateur in seiner Werkstatt.
Arbeitskreis Heimatforschung O-918



Arbeitskreis Heimatforschung O-919.
Das Haus war einmal ein richtiger "Hingucker" am Ende der Metzstraße

Vor dem Abriss des Gebäudes konnten die beiden unermüdlichen Sammler, Frau Christa Rabl Dachs und Frau Marianne Kretschmer, noch einige Bilder und Entwürfe vor dem Müllcontainer retten. Auch die oben mit der "O-" Signatur bezeichneten Bilder stammen aus dieser Rettungsaktion.
Hier weitere Stücke aus dieser Sammlung:
Arbeitskreis Heimatforschung O-919.
Gefasste Heiligenfiguren

Arbeitskreis Heimatforschung O-922 Der Meistermaler

Arbeitskreis Heimatforschung O-906
Josef Stoiber war auch ein Gartenliebhaber, auch wenn er nur ein kleines
dreieckiges Stückchen Garten sein Eigen nennen konnte

Arbeitskreis Heimatforschung O-914
Ein selbstbewusster Meister seines Fachs

Arbeitskreis Heimatforschung O-926
Noch einmal ein Bild aus dem Stoibergarten in der Wurmhöhe

Arbeitskreis Heimatforschung O-928
Ein Entwurf für eine frühe Pfingstwerbung

Arbeitskreis Heimatforschung O-929

Arbeitskreis Heimatforschung O-930
Entwurf für ein Bild des Gekreuzigten


Sein jüngerer Bruder Karl war in Haibühl beim Vater geblieben. Von ihm fand sich ein Gemälde im Hause Stoiber:
Bild Christa Rabl Dachs
Hier seine Signatur: K. Stoiber.  Bild Christa Rabl Dachs: 


Aus den vierziger Jahren haben wir ebenfalls eine Ansicht des Stoiberanwesens.
Bild von Josef Barth sen.


Das einzige Kind des Malerehepaars, Katharina, heiratete den Verwaltungsobersekretär und Witwer Hans Wolf aus München und es kamen die ersten beiden Buben, Baldur und Horst.
Ganz überraschend starb die junge Frau Wolf mit gerade mal 28 Jahren.
Von Frau Käthe Wolf, geborener Stoiber, haben wir nur einen Ausschnitt aus einem Schulklassenbild, das uns die Nachbarin, Frau Lagatz, beschrieben hat.
Das Mädchen zweite Reihe rechts außen ist, nach
Frau Lagatz, Käthe Wolf, als junges Mädchen
DIA Repro 041








Hans Wolf, später noch zweimal verheiratet, war in den 50er Jahren vor allem als "Spielleiter" bei einigen Theateraufführungen Kötztinger Vereine bekannt geworden.
KU vom 7.1.1955. Ein Bericht über eine Theateraufführung des Kolpingvereins.
Die Regie führte u.a. Hans Wolf

Josef Stoiber, Wolfs Schwiegervater, war weiterhin als Kunstmaler aktiv und noch 1955 tritt er mit besonderen Arbeiten in Erscheinung:

KU vom Januar 1955
Die im Zeitungsbericht erwähnte Frau Lex war die Besitzerin des Gebäudes, das wie heutzutage als 
Intersport Wanninger kennen. Die Figur vermachte Frau Rita Wanninger, die vor Jahren verstorbene Seniorchefin des Hauses Wanninger, ihrer Heimatgemeinde Lederdorn.

KU vom 16.10.1954
In dem Bericht wird auch beschrieben, in welch meisterlicher Ausführung der
Malermeister Josef Stoiber das große Friedhofskreuz vergoldet hat.






Im Dezember 1962 verstarb Josef Stoiber, der Urenkel des Haibühler Andreas Stoiber.

Horst und später auch Markus Wolf, also die Enkel und Urenkel des Josef Stoiber, traten in die künstlerischen Fußstapfen des Großvaters und führten die Tradition als Kunstmaler im Hause Wolf fort.
Als zum Beispiel im Jahre 1985 die Neuvergoldung und zum Teil Ergänzung des Schriftzugs der Dampfbäckerei Pongratz anstand, war es überhaupt keine Frage, wer in Kötzting solche Arbeiten ausführen könne.
Auch die Nepomuk-Figur in der Bahnhofstraße hat ihre Fassung bereits einmal der Fa. Wolf zu verdanken.
Arbeitskreis Heimatforschung Repro 3494 
Bild 3494 Christa Rabl Dachs

Auch von Horst Wolf haben wir ein eindrucksvolles Bild seiner Arbeit in der Werkstatt:
Arbeitskreis Heimatforschung O-916
Eine überlebensgroße Madonnenfigur erhält eine neue Goldfassung

Serwuschok 082
Aus dem schmucken Haus war im Laufe der Zeit ein eher schlichtes Gebäude geworden.

Nach dem Leerstand des Gebäudes entschloss sich die Stadtverwaltung dann vor wenigen Jahren zum Abriss des Hauses.
Bild von Frau Rabl-Dachs
Hier das Stoiber-Haus von der Wurmhöhe aus gesehen. Der Stoibergarten befand sich rechts, hier nur sichtbar durch die hohe Stützmauer.




Bild von Frau Rabl-Dachs
Ein Haus wird "rückgebaut"

Bild von Frau Rabl-Dachs


Und nun geht der Blick von der Metzstraße wieder hinüber bis zum Hohenbogen - wenn das Wetter es zulässt.

Bild vom März 2021. In der Bildmitte auch der kleine dreieckige Garten der Familie Wolf, in dem ich als Kind den ersten Gartenbambus entdeckte.  Die Wurmhöhe - eigentlich der Hafnersteig - war ja unser Hauptspielplatz, wenn wir nicht auf der Metzstraße spielten.