Translate

Donnerstag, 27. September 2018

Vor dem Vergessen bewahren: das Miethanner Anwesen

Gasthaus Miethaner 

alte Hausnummer 141

Luftbildaufnahme des oberen Marktes von 1958, deutlich zu erkennen das Anwesen Miethaner,
das vom Marktplatz bis zur Gehringstraße durchreicht - für uns Kinder in den 60er Jahren eine beliebte Abkürzung


bei allen bisherigen Häuserzusammenstellungen konnte ich zum jeweiligen Einstieg auf die Marktlehenszusammenstellung Adam Türrigls, des Kötztinger Probstrichters, zurückgreifen, die er, um 1650 den alten Steuerlisten folgend, beim heutigen Anwesen Amberger Hof beginnend die linke abwärtsführende Marktstraßenseite bis zur Pfarrkirchen hinunter und dann, mit dem Gschwandhof als anderem Eckpunkt, wieder herauf über die Marktstraße bis zum Torplatz zusammenstellte. Leider ist dies Dokument fragmentarisch geblieben, bei der unteren Marktstraße beendete er die detaillierte Zusammenstellung und führte praktisch nur mehr die Hausbesitzer als Namen auf. Weiter vorne auf der Liste sind es noch detaillierte Zusammenstellungen der zum Anwesen gehörenden Gärten, Wiesen und Felder. Schade, denn damit sind wir bei der Erstellung der Hausgeschichte auf die zwei Generationen später einsetzenden Briefprotokolle angewiesen. Briefprotokolle sind die gebundenen Vertragsprotokolle - Hausverkäufe, Schuldverschreibungen, Erbschaftsverteilungen u.ä. - die nach der Verbriefung in Buchform jahrgangsweise gebunden sind. Vor vielen Jahren haben wir, das heißt der Arbeitskreis Heimatforschung, durch die großzügigen Spenden von mehr als 8000 DM es geschafft alle vorhandenen Kötztinger Briefprotokolle in Kopie ins Stadtarchiv zu überführen.
Trotz einer, aufgrund der Fundleere einhergehenden, Unsicherheit glaube ich, da die Besitzer der alten Hausnummer 141 als ganzes Lehen sehr weit am Ende der alten Steuerlisten zu stehen kommen, zwei sehr frühe Hausbesitzer benennen zu können. Vom Kloster Rott kennen wir zwei frühe Steuerlisten im Hauptstaatsarchiv München und aufgrund der Stellung innerhalb der Liste könnte der Besitzer 1445 ein Tenck Ullrich und 1462 ein Wirt Jakob gewesen sein. Eine weitere Liste aus dem Jahre 1584 gibt einen Hinweis auf einen Pachmayr Augustin. Wie oben erwähnt ergibt sich dieser Hinweis ausschließlich aufgrund der Stellung des Namens in einer Steuerliste.


Die Familie Raab




schön gestaltetes Deckblatt des Rechnungsbuches
des Landgerichts Kötzting von 1638 aus dem
Staatsarchiv Landshut
Erst bei der Familie Raab, genauer bei Raab Wolfgang dem Älteren, können wir uns nun 1638 sicher sein, einen Besitzer des Anwesens durch Dokumente nachweisen zu können. Auch wenn wir
Familienmitglieder desselben Namens schon zu Ende des 16. Jahrhunderts belegen können, so wissen wir doch nicht ob jene bereits auf dem Anwesen gesessen sind oder in einem anderen Haus gewohnt hatten.
Bei diesen Raab Wolfgang, wie gesagt, klappt es, und von ihm kennen wir auch bereits einige Straftaten.....


Deckblatt der Landgerichtsrechnung









Auf der ersten Seite der Landgerichtsrechnung heißt es: Amtsrechnung Landgerichts Khözting
Mein Hannß Adamen
Yettingers von Cammereckh, churfrtl:
Drtl: in Bayern p. bestelten Obrist Leütten(and)
Amtspflegers, Kastners, Vogt und Landt
richters zu Khözting, Alles Einnemens und
Ausgebens von neuen Jahrs Tag ver=
schienen 1638 bis widerumben auf den
Neue Jahr diß 1639 Jars durch den
Churfrtlichen Gchtschreiber Thomasen Rott=
hauer beschriben worden de Anno p.
1638

Dieser Thomas Rotthauer musste also auch die Strafeinträge unseres Wolfgang Raab protokollieren:
StaLa Rentkastenamt Straubing R 2349 Landgerichtsrechnung von 1638

Iniurj ( also Beleidigung) Wolf Raab burger zue Khözting, hat Hannsen Raidten dem Eltern allda iniuri worth zugemessen, derentwegen derselbe Straff bezahlt 34 kr 1 He. (sagen wir mal grob 50-70 Euro)

StA La Rentkastenamt Straubing R 2350
Im Jahr drauf brachte ihn sein loses Mundwerk schon wieder vor den Richter, auch wenn er sich offensichtlich bei seinem Gegenüber entschuldigt hatte, es half aber nichts Strafe musste sein, der Richter lebte schließlich von den Einnahmen. Wieder musste der 34 xr 2 He zahlen dafür:  Wolf Raab burger zu Khözting, hat sich mit Hansen Engl, Fleischhackher wegen in bezechter Weis angethaner Iniurj guettlich verglichen, aber der Raab hat deshalb Straff bezahlen müssen.
Als Marktlehner hatte er natürlich auch das uneingeschränkte Brau- und Schankrecht und konnte somit im Kötztinger Kommunbrauhaus Bier einsieden lassen. Für dieses Dienstleistung mußte der dem Markt Kötzting das Kesselgeld zahlen, das diese in seinen Rechnungsbüchern ausweisen mußte.  1647, also gegen Ende des dreissigjährigen Krieges findet er sich dort mit einem halben Sud Bier.
1650 dann finden wir Raab Wolf den Jüngern auf dem Haus. Da wir den Besitzübergang nicht kennen, könnte es sich bei dem Wirt 1647 auch bereits um den Sohn gehandelt haben.

Das Problem mit den ganzen RAABENS ist, dass hier offensichtlich drei bis vier Generationen alle mit demselben Namen: Raab Wolfgang auf dem Haus gesessen sind.
In den 1640er (bis 1653) Jahren war Raab Wolfgang mit einer Walburga verheiratet und hatte mit ihr eine Anzahl von Kindern. Danach - es könnte eine zweite Ehe sein - war ein Raab Wolfgang mit einer Margaretha verheiratet und hatte mit ihr einige Kinder. 1678, am 29. Februar dann heiratete Raab Wolfgang, Sohn des Wolfgang und der Walburga, Pächler Elisabeth aus Bärndorf, es war höchste Zeit, denn schon 2 1/2 Wochen später, war das Kind der Beiden auf der Welt, natürlich wieder ein WOLFGANG.
Das wäre dann gesichert die dritte Generation Raab Wolfgang auf dem Haus und der nächste Wolfgang schon geboren. Nachdem Raab Elisabeth 1681 früh gestorben war, heiratete Wolfgang am 18.5.1684 zum zweiten Male, diesmal ein Kötztingerin, Veronika, die Tochter des Schusters Georg Zissler


Doch zurück zu Wolfgang Raab dem Jüngeren (00 mit Walburga) dieser klagte vor dem Magistrat Kötzting 1655 wegen eines Grundstücksverkaufs:


Verhörsprotokoll des Marckhts Khötzting 1655
Stadtarchiv Bad Kötzting
Verhör gehalten den 23. May Sein gesessen die 3
Cammerer und Sigmund Raith des Eissern Rathes.
Der Finger links oben auf dem Bild gehörte übrigens meiner Mutter, die damals die
Digitalisate zusammen mit mir angefertigt hatte. Sie musste die Seiten auseinander
halten damit ich fotografieren konnte, lang, lang ists her.



 Clag  wegen verkauften Wißfleckh
Wolf Raab der Jünger contra Sigmundten Raithen, Rhatsburgern umb daß der beclagte, Georgen Lährpecher burger und Müllern allhir auf der Wißmüll geschafft, daß er ainen deß Klegers Wißfleckh, welchen nit allein er Kleger, sondern auch dessen abgleubter Vatter seel. lange Jahr pohne perturbation und Anspruch ruhig Innen gehebt, genuzt und genossen, abgemäth. Begehrt also solchen Wißfleckh ihme widerumben zuezeschaffen, protestiert die uncosten.
Antwort des Beklagten:
der beclagte sagt er khönne hierumben nit Antwortt geben weillen sein beclagten Pflegesohn Wolf Raith zu Camb solchen dem Lärnpecher verkaufft, bitt sich hievon zu absolutirn
.


Um zu zeigen, wie unübersichtlich die Linie der Raabs in diesen Jahrzehnten ist, hier nur ein Auszug der Sterbefälle eines (erwachsenen) Raab Wolfgang, Bürgers zu Kötzting:
1672 stirbt ein Raab Wolf
1676 stirbt ein Raab Wolf, Bürger
1704 stirbt ein Raab Wolf, Bürger
1725 stirbt ein Raab Wolf, Wachtmeister
Dies sind, wie gesagt, Erwachsene und Bürger, keine Kinde oder Jugendliche. Es ist also sehr schwierig die Kleinigkeiten, die unter diesem Namen in den Rechnungsbüchern vermerkt sind, einem einzelnen Raab Wolfgang zuverlässig zuzuordnen. Es gibt aber doch die verschiedensten Schuldverschreibungen, Raufereien, Einträge in Listen der Fluderermänner, aber auch Kleinigkeiten, die dann immer wieder einen kleinen Hinweis geben, dass es sich bei den Funden um die RICHTIGE Familie Raab handelt.
So heißt es 1677, (siehe Todesfall 1676) Raab Wolf habe das Haus nach dem Absterben seines Vaters übernommen. Nachdem Ende März dann auch die Witwe, Frau Veronika Raab, gestorben war, protokollieren im November desselben Jahres  bei der Hausverpachtung die Wolf Raabschen Erben (siehe Todesfall 1704).
Bei dieser Verpachtung übergaben die Erben das Anwesen an den "gewesten churbayerischen Wachtmeister" Raab Wolfgang für einen Zeitraum von 3 Jahren mit der Einschränkung, der müsse das Marktlehen wieder abtreten wenn die "hinterbliebene Tochter" heiraten wolle. Als Beistand der Erben (=Kinder) fungierte Ander Zissler, vermutlich der Bruder der im März verstorbenen Mutter, die ja eine geborene Zissler war.

die Familie Adam


Die Pachtdauer erreichte dann nicht einmal den ersten Jahrtag, denn schon im Oktober des Folgejahres heiratete die Tochter Margaretha Wolf ihren zukünftigen Hausherren Wolfgang Adam aus Buchberg.
Pfarrmatrikel Kötzting Band 3 Seite 654 Eheversprechenseintrag zwischen Wolf Adam aus Buchberg und Margaretha Raab, Tochter des Wolfgang und der Veronika
Wie in der Zeit damals üblich, wird die Lage des Anwesens durch die Benennung der Nachbarbesitzer beschrieben: das Marktlehen liegt zwischen den Häusern des Georg Schindler und  des Marktmüllers. Mit 10 Gulden (so ungefähr 800-1200 Euro) Grundgebühr erhielt Wolfgang Adam auch das Kötztinger Bürgerrecht und durfte dann nun Schritt für Schritt auch die vorhandenen Schulden auf sich übertragen lassen und in den Bänden zu protokollieren.
Seine südliche Nachbarschaft änderte sich sehr rasch, auf den Marktmüller Billich folgte ein Mitglied der Familie Brandl aus Zettisch, danach taucht für kurze Zeit Hofmann Martin als Besitzer auf, bevor der Gerichtsprokurator Johann Georg Mayr der neue Nachbar wird. Es sind einfach turbulente Zeiten nach der Besetzung durch österreichische Truppen im Zusammenhang mit dem Spanischen Erbfolgekrieg und nicht zu vergessen dem großen Marktbrand aus dem Jahre 1717. In Kötzting gings damals Schlag auf Schlag, wer Kapital hatte konnte kaufen, wenn's knapp wurde dann versuchte man auch durch einen Tausch seines Anwesens in günstigere Schuldenverhältnisse zu kommen.
So gings dann auch der Witwe Margaretha, - Adam Wolfgang war im Dezember 1729 verstorben - sie konnte das Anwesen nicht halten und vertauschte 1732 ihr Marktlehen am Marktplatz gegen ein kleineres "neben den Fleischbänken" - heutzutage das Büro der Steuerberaterin Marion Schötz, früher Hausnahme Kasparowsky.

die Familie Druckmüller

Stadtarchiv Bad Kötzting Spitalrechnung von 1741
Schuldenübernahme ursprünglich Wolf Adam, nun
Johann Georg Druckmüller
 Der neue Besitzer war nun der Poislische Verwalter zu Hohenwarth und Bürger zu Kötzting Johann Georg Druckmüller.  Interessant sind in diesem Zusammenhang zwei Ortsangaben, die im Tauschvertrag erwähnt werden: die Scheiblwiese und der Dämpfacker.  Der Dämpfacker weißt auf den Dampfbach hin und die Scheiblwiese ist eine offensichtlich ein sehr, sehr ertragreiches Wiesengrundstück, das mit einer enormen Hypothekensumme beliehen werden konnte. Für die Bewässerung der Scheiblwiese aus dem "linken Seukenbrunnen" - gelegen hinter dem Anwesen Januel - gibt es in den unterschiedlichsten Beurkundungen genaue Tagespläne.
Archiv Stadt Bad Kötzting: Spitalrechnung von 1741
Johann Georg Druckmüller erhöhlt seine "Hypothek" beim
Spital um weitere 50 fl
Es nähern sich die nächsten Krisenzeiten, der österreichische Erbfolgekrieg bricht aus und wieder wird Bayern besetzt und auch das Landgericht Kötzting wird mit übermäßigen Kontributionszahlungen überzogen, die viele Familien in den Ruin trieben und in Folge dessen sich vom Haus und Hof trennen mussten.






 Der Familienverband der Druckmüller(Truckhmüller) stellte im Raum Kötzting viele "Beamte". 1741 zum Beispiel beim Tode des Familienoberhauptes Johann Georg Druckmüllers, der ja Hofmarksverwalter in Hohenwarth gewesen war, wurde der eine Sohn Andreas gräflich Nothhaftischer Gerichtspfleger in Runding genannt und der zweite Sohn Johann Georg Druckmüller war Baron Schönbrunnischer Verwalter der Hofmarken Miltach und Blaibach. Beide Söhne waren aber auch Bürger in Kötzting.
Schon in den Jahren zuvor hatte der Vater sich einige Grundstücke um Kötzting herum gesichert, die auch uns heutzutage noch etwas sagen, darunter "eine Wexlaltwies am Rottensteg" und das "Grainethwisl beyr Huthwörth" entlegen. Die Hutwör ist das Wehr hinter dem Schützenhaus beim ehemaligen Kötztinger Freibad. Bereits 1735 hatte, wie gesagt, Johann Georg dÄ die Grundstücke erworben und nun, lt seinem Testament von 1741, an seinen Sohn Johann Georg übertragen.
Hauptstaatsarchiv München Nothaftarchiv
Nothafft Literalien 1029 von 1743: unterthenig:
diemüttigiste Susanna nothaftin, Reichsgräfin
von Wernberg Wittib
Die Kinder bestätigten diesen Übergang, verkauften aber anschließend das sogenannte "Wolf Adam" Haus um 1200 Gulden und auch noch den sogenannten Voglhof um weitere 1500 fl an den anderen Bruder Johann Ander. Aber es sollten schwierige Zeiten kommen für Kötztung und auch für die Familie Druckmüller. Johann Ander Druckmüller, der gräflich nothafftische Verwalter auf Runding, wurde von seiner Dienstherrin Gräfin Susanna von Nothafft gekündigt und in einem Beschwerdeschreiben angezeigt, er hätte sich beim Annähern der österreichischen Truppen feige nach Cham abgesetzt und ihr  Eigentum schutzlos zurückgelassen.




 underthenigst gehorsambister
Ander Druckhmüller
Pfleger und Stüffter
zu Runding





Offensichtlich war die Frau Gräfin unzufrieden mit ihrem eingestiffteten Pfleger und kündigte diesem seinen auf drei Jahre laufenden Stiftsvertrag. Stellungen wie der eines Pflegers bzw. Verwalters musste man sich auf Zeit kaufen und dann versuchen sich innerhalb der Pachtzeit mit den Einnahmen der Untertanen sich ausreichend zu refinanzieren.
Druckmüller beschwerte sich schriftlich bei der Regierung:


Eur ch: Drlt: pp: khan ich under
thenigist Endts ernannter mitbringen
wasmassen ich mit der Frau Gräfin
von Notthafft zu Runding weegen
der daselbstigen oeconomie bey
schlüssigen schrüftl: Stüffts Con=
tract zu schließen : und auf 3
Jahr lang einzugehen mich zu
meinem größten Unglück ao: 1743
überredten lassen. also zwar dass
ich gedachter Frau Gräfin 1700 fl
in 2 halb jährigen Zahlungs
früsten, also auf heyl: Michaeli
850: und die 2. helfte auf heyl:
Georgi zu bezahlen mich anheischig
gemacht: auch disfahls iedesmahl
richtigkeit gepflogen: und bis







anhero mit denen pactierten Zahl=
ungen Termin netto zuegehalten
habe, Dessen aber ohngeachtet
hat mir die verstüfftente Frau
Gräfin bis auf khünfftige Jacobi
ohne einize Ursach nit nur
allein die Stüfft und den
eingestüfften Pfleg dienst aufge=
sagt: sondern auch ihr Frau Mäm
die Freyfrau von Notthafft auf
Schönstein für eine sogenannte
Würthschafterin zu Rundting
aufgestellet, und schon würkhlich
einen anderen Pfleger aufgenommen



Druckmüller möchte also weiter die Chance behalten, sich seine Ausgaben aus der Pflege der Hofmark Runding wieder zurückzuholen. Aber Frau Susanna Nothafft kontert ihn aus:


HStA München: Nothaft Literalien 1029 von 1743 Anfang der 6 seitigen Anklageschrift Susanna Nothafft ct Ander Druckmüller:
Euer churfürstlichen Durchlaucht kann ich endst underthennig diemüttigist unverhalten nicht lassen, wasmaßen ich aus nachfolgenten Ursachen meinen gewesten Beamten Johann Ander Druckhmühler dessen Verwalter Diensts ansezet. Alldieweillen er sich 
1stens ohne mein mündistes Vorwissen keklichen Understanden da die königlich Östereichischen Trouppen verwichenen Wüntter dem Wald feindlich occupiert, und die sambentliche Gerichtsbeamte mit genehmbhaltung einer hochloblichen Regierung Straubing vom Ambten sich absentiert, nit nur die Gerichtspfleg. zu Chamb als Pflegscommissar anzunemben, dahin sich zu begeben, und mein besizentes Schloss und sambentliches Vermögen im Nagl gehangen, sie sambentliche Underthannen, so sich ihme zu besorgen, wie die Künder anvertraut, denen feindlichen Trouppen zu preis sondern auch den bey ihme Druckhmühler sich befindenten Schreiber und auch den Ambtman die sambentlichen Steuern und andere feindliche Contributions gelt=eincassierung ungeschickter dings und propria confessione überlassen.......

Außer vielen Spesen nichts gewesen für Ander Druckmüller bei seinem Ausflug nach Runding. Er hatte aber auch in Kötzting unter den Kriegswirren zu leiden:  Bei ihm wurden dann auf seinen Kötztinger Anwesen der Pferdestall des Obrist Martellis untergebracht  und im Jahr drauf musste er für Lamm- Rind- und Schweinefleisch sorgen, um die "200 Husaren, die sich mit Gewalt einquartiert" hatten, zu versorgen. (Rechnung Markt Kötzting von 1744 Seite 44)
Johann Ander Druckmüller jedenfalls kam von mehreren Seiten finanziell unter Druck und musste sich folgend Stück für Stück von einigen Besitztümern trennen.


Kellner 

Am 27. August 1745 war es dann soweit, Johann Ander Druckmüller musste sich auch vom "Wolf Adam" Haus trennen. Er nennt sich - trotz des seit 1743 laufenden Amtsenthebungsverfahrens - immernoch "derzeit Notthafftischer Gerichtspfleger und Stüffter zu Runding", und so verkaufen er und seine Frau Maria Rosina das "eine zeithero ingehebte Burgers- und Marktlehensbehausung, ds sogenannte Wolf Adam Haus, zwischen H: Ferdinand Mayers und Hans Georgen Drögers heysern entlegen um 1000 Gulden und 6 Goldgulden zu 18 Gulden, also ingesamt also 1108 Gulden, also knapp 100 Gulden weniger als er selber 4 Jahre zuvor bezahlt hatte. Der neue Besitzer wird der Gerichtsbote und Kötztinger Bürger Johann Kellner und seine Frau Katharina.
Der neue Besitzer will 480 Gulden sofort bezahlen und übernimmt auch die vorhandenen Hypotheken bei der Kirche Weißenregen (300fl), beim Kötztinger Spital(70fl) und bei der Kapelle Grafenwiesen(150fl). Interessant ist in dem Verkaufsvertrag eine "Grunddienstbarkeit, die mitprotokolliert wurde: Gerechtigkeit :    dass die Käuffer das Wasser durch die vorhandtenen Röhren durch den sogenannten Wolf Adam Gartten in den negst daran stossenten Schloss oder
Druckmüllerischen Gartten wie ehe und bevor lauffen lassen sollen , iedoch
dergestalten , das wan sich an sodannen Wasserlauf etwas zuändern anbegeben solte
ain solches aintweder im Frühlingszeit oder aber im Herbst verzunemmen seyen
Bei diesem Schlossgarten handelt es sich um die Fläche, die in späteren Jahrhunderten der sogenannte "Schlossgärtner" Mittermeier bewirtschaftete und in meiner Kindheit dann die Gärtnerei Großmann, unterhalb des jetzigen Parkhauses war.
141 war die alte Hausnummer des Anwesens, wie man auf der Karte sieht, gab es damals die Gehringstraße noch nicht. Das große Feld/Wiese mit der Nummer 141 gehörte eben auch zum Anwesen und das darunter liegende Gärtnergrundstück(116), das Schloßgärtnergrundstück galt es mit Wasser zu versorgen. Diese Wasserdurchleitung musste der neue Besitzer dulden.

 
Auch der neue Besitzer muss, wie alle anderen Hausbesitzer in Kötzting, die von den Österreichischen Besatzern auferlegten Kontributionslasten anteilig tragen. Im Stadtarchiv habe wir solch eine Steuerliste aus dem Jahre 1749. Wie bei vielen anderen "Bürgerlisten" zeigt sich auch hier, dass die Schreiber vorhandene andere Listen kopierten und dabei in der Liste den tatsächlichen Verlauf der Häuser im Markt abbildeten. So steht der neue Besitzer Kellner in einer Reihe zwischen Mayr und dem Bäcker Dreger, genau die Nachbarschaft, die wir auch aus dem Verkaufsbrief kennen. Dies macht es leichter neue Hausbesitzer durch Steuerlisten zu bestimmen oder zu bestätigen, wenn manchmal Hausverträge nicht mehr vorhanden sind.


Stadtarchiv Bad Kötzting AA IV 1 Anlagsreparation so unter der sammentlichen Burgerschaft alhier zu abtilgung der im jungst abgewichenen Krieg gemachten schuldt und zu einlösung der versetzten grundunterthannen, auch Herrn Weyers a 500 zusammen ad 2120 fl 46 xr machen volgentermaßen vom Rhat und Ausschuss gemacht worden den
9ten et 10ten Marty anno 1749

Ausschnitt aus der obigen Stuerliste Liste:
H: Johann Ferdinand Mayr ingleichen 8 (fl)
Johann Kellner Ghrts Poth nit weniger 8(fl)
Hans Georg Dröger Weisspöckh ab dessen Marktlechen und aigenen Grundstuckhen 31(fl)

Schwierige wirtschaftliche Zeiten bedeuten sehr häufig auch dass es Probleme gibt für die Hausbesitzer, die Schuldzinsen der Hypotheken zu bezahlen. Deshalb dauerte es auch hier nicht lange, bis sich Johann Kellner entschloss, das Haus weiter zu verkaufen.

Einschub Weißenregen:
 weils so schön ist: auch wenn's nur indirekt mit der Hausbesitzerfolge zu tun hat..... aber es betrifft die Frau Katharina Kellner, Witwe unseres Johann Kellner, wie später zu sehen zuerst einmal in der lebenslangen Herberge beim neuen Hausbesitzer.
Mit einer deftigen Strafe wurde ihr Schwiegersohn(=Tochtermann), der Kötztinger Schuhmacher belegt, 3 fl 4 xr sind irgendwo zwischen 300 und 500 Euro anzusiedeln. Der Vorwurf, er hätte ein vor 19 Jahren von seiner Schwiegermutter begonnenen Weißbierverkauf in Weißenregen wieder aufleben lassen, im Detail: Rechnung Markt Kötzting 1781 Seite : 42 die bereits vor 19 Jahren durch Katharina Kellnerin verwittibte GhrtsPothin alhir intentirte Errichtung einer Weissen Pierzäpflerey zu Weissenregen wurde durch deren Tochtermann Georgen Pachmayr burgerlichen Schuhmacher alhir widerum aufgewärmt.
Allermassen selber des Ends willen nicht nur von dem lobl. Klostern Nideraltaich qua Weissenregener Grundherrschaft dem Consens zu erkauffen eines benötigten Grunds unterm 17.12.1781 erlanget sondern auch von Joseph Schöz ganzen Bauern zu Weissenregen per 50 fl wirklich erkauft und hierüber beim Ghrt Kötzting sub dato 22.12. die obrigkeithliche Verbreitung ausgebracht.
Wie nun durch solche Bierzäpflereyerrichtung nicht nur dem brauenden Bürgern sondern auch den Metzgern Bäckern und Krämern in der ganzen burgerlichen Gemeinde wegen deren Kindern und Ehehelten anmerksam gelegen in Rücksicht die Bierzäpflerhäusl einn buren Schlupfwinkl und Verfihrungs ort für junge Leith abgebete.
Als hat man auf deren samt und sonders gesteltes Anlangen von Magistrat wegen an Eur. churfrtl: hochlobl: Regierung Straubing Bhrt erstattet und nur eines Willen um gdisten Instand gbeten indeme nicht nur die Gemeinde Weissenregen sondern auch das Handwerk der Schuhmacher alhir bei dr hochlobl. obern Landesregierung wider diese Neuerung alschon beschwerend einkhommen sind

Also: Katharina Kellner hatte so um 1760 begonnen in Weißenregen Weißbier zu verkaufen und dieses Geschäft später wieder ruhen zu lassen. Nun erwarb der Kötztinger Bürger Pachmayr nachdem er sich vom Grundherren, dem Kloster Niederalteich - dahin gehörten Weißenregen und Hafenberg in der Zeit nämlich hoheitlich - die Erlaubnis geholt hatte von einem Weißenregener Bauern ein Stück Land um dort Bier auszuschenken, genauer Weißbier. Nun hatte aber der Markt Kötzting seit tatsächlich unvordenklichen Zeiten eine Art Schank- und Braurechtsmonopol im weiten Umkreis und konnte daher erfolgreich gegen diese Geschäftsschädigung klagen.

                                            Einschub Weißenregen Ende



Sterr

Nur 10 Jahre blieb, wie oben erwähnt,  Johann Kellner in Besitz des Hauses, im August 1755 verkaufte er es um 1250 Gulden an den Brauer und Kötztinger Bürger Kaspar Sterr und dessen Braut, der Barbara Schötz, einer Brauerstochter aus Viechtach. Kaspar Sterr selber stammte aus Hafenberg. Es blieb auch bei der Hypothek nach Weißenregen und Grafenwiesen. Die Schulden beim Spital Kötzting hatte Kellner wohl bereits getilgt. 2 Monate nach dem Verkauf des Hauses kam es zur Heirat und an einem Tage wurde der Heiratsvertrag im Markt protokolliert und mit dem im Heiratsvertrag vorgesehen Heiratsgut der Braut in Höhe von 500 Gulden konnte auch der Verkauf rechtsgültig abgeschlossen werden. Johann Kellner jedenfalls quittierte den Erhalt der Summe am 6.10.1755. Stressfrei war der Verkauf wohl nicht, denn schon im drauffolgenden Jahr musste Caspar Sterr sich einer Anklage vor dem Magistrat stellen, Johann Kellner hatte ihn angezeigt, er wäre vom Beklagten als "Schwenkmacher" beleidigt worden. 1757 taucht er schon wieder in den Kötztinger Rechnungsbüchern mit einer Strafe auf: er wurde erwischt, als er den Flachs zum Dörren in den eigenen Backofen legte. Dies war bei Strafe verboten, weil der Flachs hochentzündlich war. Die Kötztinger Flachsdörre lag, wegen dieser Feuersgefahr daher ganz bewusst außerhalb des Marktgedings, ganz am Ende der Ziegelgasse. 1759 kams dann etwas dicker für Kaspar Sterr, und wieder gings um Beleidigungen, welche ihn einen halben Gulden an Strafe kostete:
ist von Johann Scholl auch Bürgern alhier der Ursachen halber gerichtlichen conveniert worden umb das er deme in dem Amberger Kell(n)er nit allein einen Calfacter S:V: Schwanz , Pesenverwalter sondern auch ainen Provisoner Schellfuesendten und bozaugenten verschächet und nachdeme sich der beclagte zu den einclagten bis auf den calfacter bekhennet und nur alleinig dahin aushalffen
wollen dan Cläger von darummen also geschändet zuhaben weillen er ihme ainen grossen Pauernlimmel betitelt welches aber Scholl widersprochen mit dem anerbieten das er deme auch den calfacter beweisen wolle worauf es iedoch Sterr nit ankhommen lassen so hat man demselben auferlegt            

Der Originaltext ist etwas schwer verständlich: der Kläger Johann Scholl stellte den Beleidigungsantrag und die Schmachworte waren wohl, der Reihe nach: Kalfaktor, Schwanz, Besenverwalter, Provisoner, Schiechfuß, Batzauger. Der Beklagte gesteht nur den Ausdruck Kalfaktor zu und führte an er selber wäre als Bauernlümmel beschimpft worden.,
Das wars aber noch nicht zwischen den beiden Familien, 1760 rückte er mit Johanns Frau Katharina zusammen: hat Catharina Scholl geschlagen und sie nit allein ain S:V: stünckhente Sau intituliert sondern auch ehrnverhötzlich vorwerffen sye habe ihre sachen nit erkhaufft sondern von Camb
heraus getragen. Die stinkende Sau gibt er zu sagt aber, dass er vorher als Paurn Limmel
gehaissen wurde. Sie sagt nicht PauernLimmel sondern Paurn Ermel habe sie gesagt.
er zahlt 4 Schilling Pfenninge     sie 2 Schilling Pfennige


Lippert


Diesmal gings sogar nur 6 Jahre gut, bereits 1761 - das Haus wurde immer noch das "Wolf Adam Haus" genannt - kam es zu einem Weiterverkauf. Um 1400 Gulden erwarb der Brauer und Stifter Johann Georg Lippert und dessen Frau aus Lixenried das Haus am Marktplatz. Wieder blieb es bei den Hypothekssummen nach Weissenregen und Grafenwiesen. Der Verkäufer Kaspar Sterr erhielt die lebenslange Herberge im "hintern Stibl, das Gewölb und eine Schupfe zur Holzlege" schriftlich zugesichert. Im April wurde der Verkauf protokolliert, bereits im Dezember quittiert Sterr den Erhalt des Geldes.  Das Bürgerrecht im Markt muss er Käufer auch noch erwerben, es war nicht billig, auf bereits 20 Gulden ist diese Statuserhöhung mittlerer weile gestiegen. Auch Johann Georg Lippert finden wir in den Folgejahren immer wieder in den Kötztinger Rechnungsbüchern. Zuerst wurde er beim Alleinehüten erwischt. Die unterschiedlichsten Nutztiere der Kötztinger MUSSTEN alle zusammen mit der Gemeindeherde auf die Gemeindeweide ausgetrieben werden. Alleinehüten der eigenen Tiere - auch auf eigenem Grund - war bei Strafe verboten und so mußte er 1765 einen halben Gulden bezahlen weil er mit seinen 4 Ochsen bei diesem Verstoß erwischt worden war.
1766 nimmt Lippert das Ehepaar Fink als Stifter in die "vorhandene große Stube" auf und kassiert dafür 75 Gulden, bei einem Wert von ca. 100 Euro pro Gulden ist das eine respektable Summe.
Gleichzeitig steht er beim jahrzehntelangen Streit um die "Reitensteiner Anteile"
auf der Seite des Kammerers Luckner, der diese Anteile für seine Bürger als Gesamtheit sichern wollte und dem dann tatsächlich erfolgten Verkauf an 13 einzelne Bürge mehr als nur feindlich entgegengestanden war.
Zumindest aber blieb diesmal der Besitz in Familienhand, es kam nach langer Zeit endlich wieder einmal zu einer Übergabe vom Vater auf den Sohn: Lippert Josef, lediger Wagnergeselle und nun angehender Meister heiratete Mühlbauer Anna Maria die Witwe des ganzen Bauern Hans Georg Mühlbauer vom Gänselgut in Thenried und erhielt für 1200 Gulden - 500 Gulden brachte die Braut mit - von seinem Vater das bürgerliche Marktlehen. Nun hießen die Nachbarn: Josef Liebl und Ander Dreger.
Schön sind diesmal einige Grundstücke aufgeführt, weil sie auch heutzutage noch leicht den Feldfluren zuzuordnen sind:
ein Acker nebst sogenannten Schmiedmarter
ein Acker hinter dem obern Garttner (Bereich Parkhaus)
ferner die hinter dem Haus entlegene Paint oder vielmehr Gartten sambt dem darin sich befindlichen Äckerl (Bereich Verlängerung nach hinten über die heutige Gehringstraße hinaus bis hin zur heutigen Holzapfelstraße)

Auch Josef Lippert taucht in verschiedenen Prozesskleinigkeiten auf, Beschimpfungen, eine kleine Schlägerei mit Steinen und einem Tabakglas. Offensichtlich betreibt der Wagnermeister Lippert auch ein Fuhrunternehmen, weil er bei unterschiedlichen Kötztinger Baumaßnahmen Fuhrlohn bezieht.
Lippert Josef, der Wagnermeister wird Witwer, lässt einen umfangreichen Vertrag protokollieren in dem sowohl die Kinder der ersten Ehe seiner Frau in Thenried als auch die seiner Ehe mit ihrem jeweiligen Erbe abgegolten werden - 6 Kinder aus seiner Ehe im Alter von 6-23 Jahren sind vorhanden - bevor er 1801 einen zweiten Bund er Ehe eingeht. Diesmal heiratet er die Marktlehnerstochter Liebl Maria, die selber 300 Gulden in die Ehe einbringt.
Aber wieder mal sind Kriegszeiten, die Franzosen sind im Land und es stehen Einquartierungen an, die Grenadierkompagnie des Graf Morassischen Feldbataillon wird auf die Kötztinger Bürger verteilt und auch im Hause Lippert liegen Soldaten. Wie nicht anders zu erwarten kommt er in diesen schweren Zeiten mit seinen Zahlungen in Verzug, er kann seine Hypothekenzinsen nicht bedienen und steht bei der Kirche mit 29 Gulden Schulden in der Kreide.
Interessant ist eine Kleinigkeit, bei einer Liste an Giltzahlungen für as sich in Auflösung befindliche Kloster Rott wird er für seinen Dampfacker genannt und zwar mit dem Namen: Lippert Josef Sterrwagner. Der Name des Vorbesitzers und sein Beruf wurden wohl zu einem neuen Hausnamen verwandelt.
1806, Lippert ist nun wohl schon älter und nicht mehr so aktiv in seinem Beruf, verseiftet er sein Anwesen zuerst einmal auf drei Jahre an den Insassen Franz Zaglmann aus Stachesried.
Für 150 Gulden erhält er das Marktlehen und Bierbräuer im Comunbräuhaus, dessen Verleutgebung und das Auskochen auf 3 Jahre zu diesem Zweck  hat er die grosse ordinari Wohnstube rechter  Hand des Ausgangs zu beziehen, den Sommerkeller wie den  Schankkeller zu benützen.    
Bei der Uraufnahme des Marktes im Jahre 1811 heißt es bei seinem Anwesen:
Lippert Joseph gemauertes Haus, gemauerter Stall, Stadel 800 Gulden Anwesen 1127 Gulden
Wir kommen ins 19. Jahrhundert und mit der neuen Zeit geht auch die Informationsfülle deutlich zurück, es sind eigentlich nur mehr nackte Daten.

Kopp

Lt dem ersten Kötztinger Kathasterband hat Kopp Josef das Anwesen von seinem Schwiegervater übernommen.
In den Pfarrmatrikeln finden wir seinen Hochzeitseintrag am 7.2.1813:
Pfarrmatrikel Kötzting Nr. 16 Josef Kopp und Anna Lippert
Es finden sich nur spärliche Einträge bei diversen Zahlungen, 1835 für seinen Watzlholz Anteil und den Strohhofacker(in Grub), Gebühr nach einer vorgenommenen Bier- und Branntweinvisitation 1840.

Hastreiter

 fast so spärlich wie beim Kopp geht es auch mit seinem Schwiegersohn Georg Hastreiter zunächst weiter. Über die Katasterbände wissen wir, dass er seit 1843 auf dem Anwesen als Besitzer eingetragen ist. Bereits 1842 hatte er die Tochter Josef Kopps geheiratet.
Pfarrmatrikel Kötzting Nr. 16 vom 24.10.1842
Durch das neue Rechtsmittel eines Sühnetermins, kommen nun auch wieder die üblichen kleinen Streitigkeiten der Kötztinger Bürger zu Protokoll: Archiv Stadt Bad Kötzting AA VIII/12
24. Februar 1843: Der bürgerliche Handelsmann Josef Degger v K hat bereits gestern gegen den bräuenden Bürger Georg Hastreiter v K wegen einer Fahrtnahme über des Letzteren Auwiese angemeldet und von gestern Nachmittag 2 Uhr Termin zum Versuch der Sühne angesetzt , wobei zwar der Kläger kam und nach längerem Zuwarten der Beklagte nicht erschienen so ist,  Klage erhoben worden.                            
weiter: 2. Juni 1843: Georg Hastreiter bräuender Bürger v K belangt den Bürgerssohn Michael Stadler von hier deshalb, weil ihn der Letztere am 31. abends bei dem bräuenden Bürger Franz Korherr einen Lügner und Spitzbuben gescholten habe, er bittet den Beklagten zum Widerruf zu veranlassen. Michael Stadler erinnert daß ihn Hastreiter zuvor in der Art geschimpft habe, daß ihm zu Wien der Stadt verwiesen worden sei, was ihm schon in die Hitze gebracht habe. Bei dieser Angelegenheit seien die Schimpfworte gefallen. Nachdem aber nun beide die Vorbringung genannt
haben daß sich beide Teile schimpfliche Reden gegeneinander erlaubt so erscheint die gegenwärtige Klage gehoben und wird den Teilen bemerkt, daß sie sich eines ordentlichen und friedlichen Betragens zu befleissigen haben widrigenfalls sie polizeiliche Einschreitungen zu gewärtigen hätten.
Das Bürgerrecht des Hastreiter Georg kostete nun 1843 bereits 32 Gulden.
Der nächste Sühnetermin steht an: 14. August 1844: Katharina Hastreiter Inwohnerstochter von Eschlkam klagt den bräuenden Bürger Georg Hastreiter von hier deshalb , weil er sie ausser Dienst
gestellt hat und fordert den Dienstlohn für das ganze Vierteljahr und die Verköstigung auf diese Zeit. Der Beklagte lässt sich nicht darauf ein, Klagsausfertigung.
                  
Im ersten Drittel des 19. Jahrhundert Jahren leben die verschiedensten Wallfahrten wieder auf - siehe Wiedereinführung des Kötztinger Pfingstrittes - und aus dieser Zeit kennen wir zwei Listen: in denen Hastreiter Georg erwähnt ist: bei der Wallfahrt nach Arnbruck geht es um eine "Bitte um schönes Wetter" und bei der nach Schönbuchen um eine "Bitte um gedeihliche Erntezeit" Archiv Stadt Bad Kötzting AA V/18. 1849 und 1855 geht wieder eine Sammlungsliste durch den Markt wegen der Florianiwallfahrt nach Furth im Wald, hier geht es um die Abwendung der Feuersgefahr.

Kötzting wächst und wenige Jahre vor dem verheerenden Marktbrand von1867, der das Bild Kötztings vollkommen umkrempeln wird, gibt es bereits erste Überlegungen für eine Erweiterung der Straßen:  Archiv Stadt Bad Kötzting AA VI/18   Hastreiter Georg beschwert sich und der Landrichter besichtigt die Situation: es geht um die Höherlegung der Straße unter dem Gärtner Mittermeier rec. dem Hohlweg am sogenannten Bollburg um die auf Gemeindegrund stehende  Pechlerhütte des Georg Seiderer zu versetzen und zwar unmittelbar an meine daneben stehende Wiese Plnr 2906 welche früher Feld war. 
Es geht hin und her im Bereich der heutigen Holzapfelstraße
in der Uraufnahme hier vom
Bayernatlas.de sind die Bäume
vor der Friedhofkapelle gut zu erkennen
Im Zuge der Straßenherstellung sollen die 2 italienischen Pappeln vor der Gottesackerkapelle gefällt werden um bessere Einfahrt zu haben. Diese großen und mächtigen Pappeln werden vermutlich vor der Gottehauskapelle, das ist in etwa der Platz wo jetzt vor der Friedhofsmauer der Postkasten steht auf dem "Torplatz" einen imposanten Eindruck erweckt haben.
Markt protestiert aber und wünscht es solle lediglich eine Zufahrt zum Schulhaus entstehen, nicht aber zum Nachteil  der Gemeinde eine außerhalb des Marktes herumfolgende Distriktsstraße zur bequemen Durchfahrt.
Das Landgericht fordert 304 fl für die Anlegung der Strasse.
Gemeinde wollte lediglich eine Zufahrt zum Schulhaus für 30 Klafter Holz im Jahr und zur Bestellung der unbedeutenden Ökonomie mit ca 10 Fuhren jährlich und nicht die Dimension einer18 Fuß breiten Straße .
Markt hat nicht rechtzeitig Beschwerde eingelegt.
1859 Regierung erklärt Unwirksamkeit
1860 erneute Abweisung der Beschwerde des Marktes

1867 ist Hastreiter Georg auch einer der Brandleider des großen Marktbrandes
Unterschrift bei der tabellarischen Schadensaufstellung
Gg Hastreiter von 1867
Eine Woche vor dem Pfingstfest 1867 brach in einem Hintergebäude des heutigen Basthofes Dreger in der Marktstraße nachts ein brand aus, der sich wegen der weitgehend hölzernen
Bauweise des Marktes Kötzting in Windeseile nach oben bis zum Friedhof und nach unten bis in den Pfeffergraben ausdehnte. Aus der Schadensbeschreibung der einzelnen Brandleider kennen wir daher gut den Zustand und Umfang der einzelnen Anwesen:

VIII (Auflistung der Brandleider)
Hastreiter Georg Oekonom
brauender Bürger
Staatsarchiv Landshut Rep 164-8 Nr. 1570









1. das zweistöckige Wohnhaus vor dem Brande war massiv aus Bruch- u. Backsteinen erbaut und mit einfachem Legschindeldache versehen.
2. die angebaute einstöckige Stallung war von gemischter Bauart und mit einem Legschindeldache versehen.
3. Der einstöckige Getreidestadel war ebenfalls von gemischteer Umfaßung, mit einem legschindeldache versehen.

Befunde: ad 1) sind alle brennbaren Baubestandtheile bis auf 5 Fensterstöcke, welche herausgenommen und auf diese Weise gerettet wurden, total verbrannt oder bis zur Wertlosigkeit verkohlt. Die Wegschaffung dieser verkohlten Trümmer und das Herausnehmen der Balken Vorköpfe erheischen einen weitaus größeren Kostenaufwand als der Werth dieser Fensterstöcke beträgt. aus welchem Grunde der Brandschaden als ein totaler erkannt werden muss als hier nur eine Versicherung für die brennbaren Baubestandtheile vorliegt. Die Umfassungs- und Scheidemauern haben erheblich gelitten können jedoch mit vorsichtigem Aufwand von Eisenverbindungen großentheils repariert und benutzt werden.
ad 2) auch hier sind alle brennbaren Baubestandtheile verschwunden, wonach der Brandschaden ebenfalls totaler erkannt wird. weil eine Versicherung mit den brennbaren Baubestandtheilen zu Grunde liegt. Die Umfassungsmauern stehen auch in diesem Gebäude noch haben aber vom Feuer derart gelitten, daß sie zum bisherigen Zwecke nicht mehr benutzt werden können
ad 3) das Stadelgebäude ist bis auf wenige Mauerreste spurlos verschwunden, welche übrigens ganz wertlos erscheinen, abgesehen liegt auch hier eine Versicherung mit den brennbaren Baubestandtheilen zu Grunde und der Schaden wird mithin als ein totaler erkannt.



Am 5.April 1887 starb Hastreiter Georg im Alter von 75 Jahren an einer Lungenentzündung.
Im Winter des Folgejahres wird Hastreiter Karl als neuer Besitzer im Katasterband vorgetragen, dieser heiratet 1889 eine Kötztinger Witwe, Frau Kuchler Franziska..

Dia Repro Arbeitskreis Heimatforschung Nr.1739 eines der ältesten Aufnahmen von Kötzting 30.8.1874, also das Bild, vor allem der linken Marktplatzseite, kurz nach dem Wiederaufbau nach dem Marktbrand von 1867. Man beachte vor Allem den abgedeckten Marktbrunnen noch ohne die Mariensäule (erst 1904)

Im Kötztinger Anzeiger von 1918, nach dem Zusammenbruch finden sich mehrere Geschäftsanzeigen, wenn heimkehrende Soldaten ihre Beschäftigung wieder aufgenommen haben, zumeist der schieren Not gehorchen. Der Michael Hastreiter, der im oberen Markt seine Bürstenbinderei bewarb, verrichtete sein Gewerbe vermutlich ebenfalls im Miethanerhause







Miethaner Michael und Sophia

Mit dem neuen Jahrhundert, mit Datum vom 22.Mai 1900, beginnt auf dem Marktlehen die Ära Miethaner. Im Kathasterband sind sie mit dem Datum vorgetragen und bei der Geburt des ersten - zumindest Kötztinger - Kindes heißt es, dass sie eine geborene Silberbauer aus Rimbach ist.
Kötztinger Anzeiger Juni 1925
1925, bei der Hochzeit seines Sohnes Michael mit der Haibühler Gastwirtstochter Kreszenz Meindl,  der bereits als Gastwirt bezeichnet wird, bezeichnet sich Michael senior nur noch als Privatier. Allerdings hatte Michl Miethaner jun. wenige Jahre zuvor ein größeres Problem mit der Deutschen Justiz, nämlich mit dem Wucherparagraphen. Unser - Rimbach möge mir verzeihen - Kötztinger Netzwerk der Heimatforscher hat wieder geholfen, Gwasch Silberbauer hat mir 1 Tag nach der Veröffentlichung dieses Blog noch zusätzliche Details geschickt, die ich nun nachträglich einbaue:
Urteil des Wuchergerichts von 1920,
ganz schön heftig





















Im Jahre 1925, genauer zu Maria Himmelfahrt 1925, eröffnet Michael Miethaner jun. wieder seinen Bierausschank, bzw. sein Wirtshaus und kündigt dies auch in der Zeitung an:
Kötztinger Anzeiger Mai 1927
 



Repro Arbeitskreis Heimatforschung Nr. 1097 im Gasthof Miethaner 1940 vl. Erna (verh. Birner), Sepp, Eltern Michl und Kreszenz (geb. Meindl)  Photo: Pleier
Gleich ein Sprung weiter, weil wir die Miethaner Buben schon haben:
DIA Repro Arbeitskreis Heimatforschung Nr.1713 Viehhandel v.l. Miethaner Sepp, Alois Schegerer Grafenwiesen und Miethaner Xaver, ein legendärer Viehhändler aus Kötzting


Dia Repro Arbeitskreis Heimatforschung Nr. 1098: Text im Gasthof Miethaner Kegelklub
Kötztinger Umschau 1/1952


 
meine Eltern mit Bob und Shirley Karaffa in Cham im Randsberger Hof
1927 kommt es im Gasthaus Miethaner zur Gründung des Kötztinger Sport-Kegel-Clubs. Dieser Verein wurde auch über die Kriegszeit hinüber gerettet und so findet sich in der Januarausgabe der Kötztinger Umschau von 1952 ein Bericht über ein Preiskegeln im Vereinslokal. Bemerkenswert ist, dass, lt. Zeitungsbericht auch ein Mitglied der Militärregierung dort mit kegelte und sowohl einen dritten als auch einen vierten Preis gewann. Dies ist für mich so bemerkenswert, weil Mr. Bob Karaffa ein Freund meiner Eltern war und sogar ich mich an ihn sehr gut erinnern kann. Er war der lokale Statthalter der CIC, also der Vorläuferorganisation des CIA und lt. Belegungsplan der Militärregierung hatte der CIC sein Büro in den Räumen der früheren Wehrmacht in unserem Nebengebäude bevor sie dann nach Cham umzogen. Meine sämtlichen Cowboyausrüstungen für den Kinderfasching habe ich in den 50ern von Bob und Shirley erhalten.

Dies ist aber nicht die einzige Verbindung, die ich weiß......
Nachdem meine Großmutter sehr früh und überraschend Ende der 40er Jahre verstorben war, orientierte sich mein Großvater bei seinen abendlichen Wirthausbesuchen etwas um, nicht mehr je nach Wochentag ein anderer Stammtisch, sondern die hübsche Frau Nachbarswirtin - ebenfalls Witwe seit 1951 -  hatte es ihm angetan und so pilgerte er, buchstäblich solange es seine Leber erlaubte, täglich ins gegenüberliegende Wirtshaus. Als sich dann die Familie Miethaner vor dem Haus für ein Bild präsentierte stellten sie ihren besten Gast ganz selbstverständlich hinzu.
leider ist das Bild schon im Original sehr unscharf: Links Frau Miethaner, rechts mein Großvater, in der Mitte
beim "Metzgerhund" Erna Miethaner (später verh. Birner)
Mein Großvater, dann Weber Sepp - der Großvater von Weber Stephan, dem Chef der Kötztinger Umschau - und Frau Miethaner bildeten offensichtlich eine lustige Reisegruppe, denn von deren Ausflügen hat nicht nur mein Vater mir erzählt sondern existieren auch ein paar Bilder:
von rechts: Weber Sepp, Kreszenz Miethaner, das Münchener Kindl, Clemens Pongratz unbekannt



Kreszenz Miethaner auf der Bühne.... mein Großvater hat gerne "eingestochen"

Ich habe von meinen beiden wichtigsten Unterstützern dieses Blogs, Frau Kretschmer und Frau Rabl-Dachs, wieder tolle Bilder aus dem Arbeitskreisarchiv und aus ihren eigenen Bilderfundus erhalten. Vielen Dank dafür:

Bild aus unserem Arbeitskreis Archiv, abgegeben von Herrn Franz Englmeier : mit dem Akkordeon Michl Traurig, links daneben Michl Miethaner und dahint4er seine Frau. Es ist der Stammtisch der ungeküssten Jünglinge


Vom Photoatelier Pleier haben wir ein Bild der vier Miethaner Kinder: Repronummer 1103








 Noch war das Gebäude im alten Zustand, aber es waren bereits Fremdenzimmer eingerichtet und in den 50er Jahren kamen die ersten Touristen (Fremden!)



Dia Repro Arbeitskreis Heimatforschung Nr.1099 von 1956 die ersten Fremden aus Rheinhausen vermutlich aber bereits einige Jahre vorher, siehe nächstes Bild
Wenige Jahre vorher kennen wir das Gasthaus festlich geschmückt im Hintergrund der Kranzlübergabe am Pfingstmontag 1954 an meinen Schwiegervater Max Schrödel.
Abzug eines Dias des Kötztinger Gymnasiallehrers Schwarz Pfingsten 1954 Kranzlübergabe an den Pfingstbräutigam Max Schrödel - da hatte der Dauerregen mal für kurze Zeit aufgehört. Ein festlich geschmücktes Gasthaus bereits mit dem Metzgerladen. Vergleicht man dies mit dem Bild eins weiter oben, muss ich festhalten, dass die Einordnung des oberen Bildes durch uns auf das Jahr 1956 nicht stimmen kann, wenn 1954 bereits der Laden eingebaut worden ist.









Sterbebild von Frau Kreszenz Miethaner, geb. Meindl







Hier noch ein Bild des alten Ensembles am Marktplatz anlässlich einer Fronleichnamsprozession in den 70ern Aufnahme Arbeitskreis Heimatforschung
Von der Gebäuderückseite haben wir wenig Bilder, nur Zufallsprodukte bei anderen Gelegenheiten:
hier der Einzug der Schauspieler beim Pfingstfestspiel in den 50ern.
die Aufnahme stammt aus dem Archiv Arbeitskreis Heimatforschung, der Photograph war der Kötztinger Gymnasiallehrer Schwarz.

Nun gegen Ende des Beitrags kommen wir in die nähere Gegenwart.
Der "Miethaner Mich", auch in jungen Jahren bereits eine kleine Institution und Original mit bekannten Eigenheiten......, war 1995 Pfingstbräutigam und anlässlich der Bewirtung in seinem Haus - die dabei benutzten Dekorationen konnte man noch bis vor wenigen Jahren in seinem Hof und Rückgebäude bewundern - konnte er den Besuch unseres bayerischen Ministerpräsidenten erleben.
Eine Ehre, die nicht jedem Brauterer zuteil wird.
Frau Christa Rabl-Dachs hat mir die folgenden Bilder überlassen:



Ministerpräsident Stoiber - Markus Sackmann - (im Hintergrund Mitte Mühlbauer John) Frau Stoiber und der "Brauderer"

Da Miche beim Wurschten
Photo Archiv Kretschmer


Stammtisch Photo Archiv Kretschmer















die Chefin Bild Frau Rabl Dachs


So kannte man ihn nicht nur in der Küche sondern auch beim Catering, mit dem Messer am Brett und das Lob der Gäste einheimsend, viele Jahre hat er auf meinem eigenen jährlichen Stallfest meine Gäste begeistert mit seinem Sauerkraut, dem Schweinern und den Knödeln. Bild Frau Rabl Dachs

 

Anlässlich der Pfingstfeierlichkeiten mit ihrem Sohn, stellten sich auch die Eltern den Photographen.



Repro Nr. 3418 Michl und Lilly Miethaner vor dem Gasthaus 1986







































Am Ende der "persönlichen" Bilder nun nur noch ein Zufallsfund an ganz anderer Stelle und doch hat es mit Bier zu tun......
1975 war lt der Bilderbeschriftung, als der Hofer Bräu den Zuschlag für das Bierzelt erhalten hatte. Anders als sonst üblich beim Pfingstsamstaglichen Bierzelteinzug schenkte der Bräu vorher vor der St. Veitskirche Freibier aus und die Menge wartete darauf, dass Bgm Seidl den Banzen anstoch. In vorderster Reihe wartend, unverkennbar in kurzen Hosen.....ich denke auch dass die vielen auf das Bier wartenden Personen im Hintergrund durchaus dem Einen oder Anderen bekannt vorkommen könnten ;-))

Das Alles ist aber Vergangenheit, nachdem die Eltern verstorben waren, zeigt sich auch dass Michaels Gesundheit nicht die beste war und so verstarb er viel zu früh schon in jungen Jahren.


Alles hat ein Ende.....

 auch ein Jahrhunderte altes Anwesen:

Frau Rabl-Dachs ist wie bei vielen Kötztinger Abrissvorhaben auch hier zwischen die Montagetrupps gelaufen und hat den morbiden Charme der Situation festgehalten und den Moment fixiert:
Bild Rabl-Dachs

Bild Rabl-Dachs

Bild Rabl-Dachs

Bild Rabl-Dachs

Bild Rabl-Dachs

Bild Rabl-Dachs

Bild Rabl-Dachs

Bild Rabl-Dachs

Bild Rabl-Dachs

Bild Rabl-Dachs

Das Anwesen wurde zusammen mit dem der "Liebl Schwestern" im Jahre 2017 abgerissen und wich einem neuen Zweckbau, der sich aber durchaus in das Ensemble des Marktplatzes einfügt UND nun wieder wie in meiner Kindheit eine Abkürzung zwischen Marktplatz und der Gehringstraße zulässt.
Vielen Dank erneut an die gute Zusammenarbeit mit Frau Kretschmer und Frau Rabl-Dachs für die immer große Auswahl an Bildern.


Nun am Ende das Ergebnis der Abriss- und Neubaumaßnahme:
Das Miethaner- und das daneben liegende Lieblanwesen sind Geschichte, ein moderner Zweckbau füllt nun die Lücke am Marktplatz:










Sonntag, 23. September 2018

Der 30jährige Krieg: vor 400 Jahren gings los

Nicht, dass ich mich jemals auch nur im Mindesten mit Martin Luther vergleichen möchte, aber ich denke der Spruch: "Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, so lasst uns doch ein Apfelbäumchen pflanzen" stammt von ihm und ein wenig muss ich seinem Leitspruch folgen.
Vor 400 Jahren, im Sommer 1618, begann in Europa, die bei uns "30 jähriger Krieg" genannte Auseinandersetzung der damaligen europäischen Großmächte, die ihre Kämpfe vor Allem auf deutschem Boden initiierten und mit maßgeblicher ausländischer Hilfe auch ausfochten. Darüber hinaus war es auch, trotz des Augsburger Religionsfrieden von 1555, ein Kampf um die Vorherrschaft der beiden Religionen, lutherisch und katholisch.
Gerade am Anfang der Auseinandersetzungen standen sich die Kämpfer in Cham auf der Oberpfälzer Seite und ua. in Kötzting auf der bayerischen Seite gegenüber. Die damals noch intakte und mächtige Burg Runding stand genau auf der Grenze.
Was hat dies nun mit mir und Martin Luthers Spruch zu tun?
Nun ich möchte ab diesem Herbst jedes Jahr das zusammentragen, was sich über unseren nahen Grenzraum so alles aus dieser Zeit berichten lässt. Ich gehe nun aber nicht davon aus, dass ich die nächsten 30 Jahre dies so weiterführen kann - aus welchen Gründen auch immer ......
Also ich fang einfach mal an und dann schauen wir mal wie weit ich diese "Chronik" weiterschreiben kann.
Nun also zurück ins Jahr 1618:

Auswirkungen der damaligen Ereignisse auf unseren Raum und die wenigen überkommenen Spuren davon in den "Kötztinger Archivalien". 

Das Wort "Kötztinger Archivalien" habe ich in Anführungszeichen gesetzt, weil wir ja in unserem Stadtarchiv eine sprichwörtliche "Stunde Null" haben. Der sogenannte "Schwedeneinfall" Ende November 1633 hat nicht nur dem Großteil der Kötztinger Einwohner das Leben gekostet sondern der, von den Angreifern verursachte, Feuersturm hat zusammen mit den  zumeist hölzernen Answesen eben auch das damalige Rathaus mit all seinen Dokumenten hinweggerissen. Die Originaldokumente in unserem Stadtarchiv, die auf uns überkommen sind, beginnen erst langsam wieder in den folgenden Jahren nach dem Ende des Krieges.
ABER, Rechnungsreihen des Pfleggerichts, des Kastenamts und des Vogtgerichts und Einiges an Schriftwechsel des Landrichters mit seinen vorgesetzten Behörden in München und Straubing sind in den dortigen Archiven überkommen und geben uns einen kleinen Hinweis, wie der Kriegsbeginn und in den Folgejahren auch der Kriegsfortschritt Wirkungen zumindest zuerst einmal auf den Behördengang zeitigten, aber auch die Bevölkerung an der Grenze begann den "neuen" Wind gleich zu spüren.
Zur Erinnerung: der Krieg begann damit, dass die böhmischen Stände sich erhoben. Ich zitiere hier mal Wikipedia: Als Auslöser des Krieges gilt der Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618, mit dem der Aufstand der protestantischen böhmischen Stände offen ausbrach. Dieser richtete sich gegen die Rekatholisierungsversuche des böhmischen Königs aus dem Haus Habsburg, der zugleich römisch-deutscher Kaiser war.
Staatsarchiv Landshut Kastenamtsrechnung Kötzting 1618
 In der Kötztinger Kastenamtsrechnung von 1618 heißt es unter der Rubrik: Ausgab an Zerung auf Straiffen: (also eine Art Auslöse für auswärtige Arbeiten.)

Nachdem sich bei diser behaimbischen Aufruhr etliche frembte Soldaten, und sonst anders unnuz gesindl an der Greniz herumb befunden, welche dem armen Pauersman das Irig unversehens aufgefangen, und abgenommen, Also hab ich sambt dem gerichtsschreiber mit etlichen Underthannen mit der bewöhrung herumb zu 5 Underschiedlichemallen gestraifft, derentwegen wür sambentlichen bey Pauluß Wolfen burgern und Gastgebener, Inhalt seiner Zetl Nro 10 verzehrt, und ich ihme bezahlt. 18 fl. 

Nach Plünderungen marodierender Böhmischer Soldaten im Kötztinger Grenzbereich, hob der Landrichter also Untertanen aus, um mit ihnen zu patrouillieren und somit eine Grenzsicherung vorzunehmen.


Versucht man diese Summe von 18 Gulden auf unsere heutige Währung umzurechnen, so benutzen wir gerne die Methode, die Herr Baumann Ludwig einmal herangezogen hat, den damaligen und heutigen Bierpreis miteinander zu vergleichen und somit kommt man auf ein groben Äquivalent von 1 Gulden = 100 Euro. Die Sicherheitsstreife des Kötztinger Landrichters mit seinen Untertanen hatte also Spesen von stattlichen 1800 Euros zur Folge.


 Weiter gings: Allß die Behaimb die Straß auf den Eisenhammer (=Eisenstein) gemacht, hab ich bede Waldgeher sambt 3 Schizen hineingeschickt






selbige zuwartten, welche 3 Tag gewacht, diesen hab ich warthgelt geben 1 fl 55 xr und dass ich solliches der hochlöblichen f(ürst)lichen Reg(ierung) underthenig berichtet, Pottenlohn verraicht 36 xr thuet 1 fl 51xr





Offensichtlich haben bayerische Spione gemeldet, dass auf böhmischer Seite die Straßen repariert worden waren und so wollte sich die ganze Angelegenheit mal genauer ansehen.


Ein Zufallsfund und eine Kuriosität am Rande: im selben Buch ist vom Auwasser die Rede, also von dem Bereich des Weißen Regens, der von Haibühl/Arrach herab führt bis nach Grafenwiesen, einer Gegend also, deren Bewohner man früher auch die "Auwasserer" nannte..


Die Herzog Paumb ( also die Naturalsteuer für die Regierung in Straubing) vom Auwasser herab an die Sagmühl im Regen dreiben lassen, und 9 Personen welche hier zue gescharbercht, wie von alters hero Scharberchgelt geben 17 xr
9 Untertanen mussten also Schwarwerken, hatten also die Pflicht für genau festgelegte Hand und Spanndienste, in diesem Falle das Flößen der Blöcher an die Sagmühlen im Regen herunter. Für diese festgelegte Pflicht erhielten sie nur ein sehr geringes Entgeld. Für die 17 Kreuzer konnten sich die 9 "Flößer" nicht einmal jeder eine Maß Bier kaufen.

Wie gings nun mit diesen Bäumen weiter: der Kötztinger Marktmüller Wolf Robl schnitt daraus 24 Schilling Bretter. 1ß = 1 Schilling = 30 Stück. 720 Bretter also wurden geschnitten und von Leonhard Danner nach Straubing geflößt. ....Ime einen Khnecht zue geben, weilen das Wasser groß gewest, so ihme durch die Fähl biß gehn Camb geholfen Lohn geben 18 xr.
Angesichts des offensichtlich hochwasserführenden Regens bekam er einen Flößerknecht zur Seite gestellt, der ihm durch die Staufälle bis nach Cham helfen sollte.

Im Schloss selber gabs in diesem Jahr nur Kleinigkeiten zu reparieren, vor Allem der Wassergrand vor der Zugbrücke war wieder einmal verfault und musste weitgehend erneuert werden, aber auch der Pulverturm wird erwähnt und die Anfänge des Kötztinger Archivs:

Mathias Polln Schreiner (heutzutage die Metzgerei Graf) umb das derselbe in die Verhörstuben 7 Schubladen under ain Pankh gemacht, darein man die acta liegt ......




 Dem Schmid für ain Pand im Thurm wo das Pulffer ist, und dann ain zweyfacher Stefften für die Gesindt Stuben zemachen bezahlt







Der Kötztinger Landrichter Rosenhammer berichtete nach München (Bestand Äußere Staaten Böhmen) 


 den 12 Mayus Ao 1618 Jahres ist bei den Behamischen Weyer, zwischen den Warzenrieder und den Behaimischen Gründten ein Zaun von Neuem gemacht, so hinfortan solle und annerst verbleiben, auf daß sich die Behamb mit ihrer gesuechtt pratention diß orts nicht mehr mögen erweidtern. 
den 4 July im 1618 Jahrs ist Hansen Heuman und Wolfen Meidl Luckgräfische Unterthannen zu Neumarckht in der ungenau auf Warzenriedter alß Bayrischer doch stimmiger Gründten 4 Oxen gepfendt, welches die Behamischen Underthanen ordentlich aus dem pfandt gelesst.
Dann ist dem 10 September Ao 1618 der behambischen Dorfgemain zum Fuxberg auf Heyhof bayerischen auch strüdtigen Gründten ?? erpfendt, welche des Graven von Kautt sain Behaimischre Underthannen zu besagtem Fuxberg widerumb auß dem Pfandt gelassen.
Was im 1618 Jahr die Behaimen wider ihme Khünig und Khayser vor Rebellion auf Kriegsmacht au(s)gehoben, daß ist Landt und Walz kundtig, in ganzen Jahr haben die Behaimen ihre Hauptschar und Schßßwachten gegen der Hauptmannschaft Furtt
Offensichtlich ist im zweiten Halbjahr 1618 die bayerische Seite bemüht Übergriffe von Seiten der Böhmen zu reduzieren, wobei festgestellt werden muss, dass der Grenzverlauf im Bereich zwischen Furth im Wald und Eisenstein seit Generationen strittig war und vor allem die Gebrüder Pfeil zu Ende des 16. Jahrhunderts durch diverse Neuansiedlungen (Vollmau zB) versucht hatten die provozierten Verschiebungen zu sichern. Erst im Österreichischen Erbfolgekrieg, nach dem Sieg Österreichs und der Niederlage Bayerns, wurde die heutige Grenzlinie festgelegt bzw. die strittigen Gebiete durch Österreich (Böhmen) einfach annektiert. Seit dieser Zeit (1764) ist Vollmau dann auch österreichisch/tschechisch/Böhmisch geworden.
Weiter berichtet der Kötztinger Landrichter: ....sonderlich am Khundtsperg, Schneiderhof, Formberg, Neumarckht, Fuxberg, Pless, Fleckhen, Störnperg, St. Katharina, Anglau, Hünder- und Vordergspreng an allen dießen Wachten sein sich auf der Behaimisch unstrittigen orthen geblieben, welches ich zu khunftiger ewiger nachricht im Hier Innen melden wellen.....

Zusammengefasst kann man sagen, Bewachung der Grenzen und Verfolgung von marodierenden böhmischen Soldaten bzw. Zivilisten war Alles, was im ersten Kriegsjahr an der bayerischen Grenze zu spüren war, das sollte sich aber ändern.