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Samstag, 12. Juli 2025

Merkwürdige Orte und Denkmäler im Landgericht Kötzting --- die Gemeinde Haus

Im Jahre 1829 ging ein Schreiben der bayerischen Regierung - das LG Kötzting war damals Teil des "Unter=Donau=Kreises" - an alle Landgerichte, diese sollten ihre einzelnen Gemeinden anschreiben und von diesen sich  unter Anderem rückmelden lassen, was es in deren Gemeindebereich denn so an besonderen und bemerkenswerten Gebäuden/Geschichten/Sagen oder was auch immer Berichtenswertes gäbe.


Staatsarchiv Landshut\LG ä.O. Kötzting\Nr. 609 von 1828-1839 Beschreibung merkwürdiger Orte und Denkmäler im BZA Kötzting

Die Gemeinde Haus

Es geht hier nicht um die Erstellung einer vollständigen Geschichte der alten Hofmark Haus, sondern darum, was die damalige Gemeindeverwaltung Haus auf die Nachfrage des Landgerichtes Kötzting geantwortet hatte.

"Namen der Gemeinde und in demselben befindbahre Alterthümlichen Geschichten

I.
Gemeinde und Dorf Haus


Vor ohngefehr 500 Jahren, soll nach einer Sage in dieser Ortschaft, auf der sogenannten zimmer JHöh, welches ein mäßiger Hügel ist, und in Mitte des Dorfes emporragt: ein Ritter Schlos gestandten sejn, un denn Namen Hochenbergstein geführt haben.
Wenn man diesen Hügel, seinem Äusserliochen nach betrachtet, so ist es wohl möglich, daß dieser Sage Glauben beyzumessen sey, nach dem aber gegenwärtig eine Bauernhütte auf dem selben steht, so sind keine SPuren von Steinen mehr kenbar.
Der Name des Besitzers dieses Hochenstein ist unbekannt und nähere Erläuterung zugeben ist man ausser Stand gesetzt, weil solches das graue Alterthum entgegen halte.


II

Im Jahre 1501 hies diese Ortschaft nach einer vorliegenden Urkunde schon Haus und es nannte sich der Besitzer hievon Wolfgang Bachmayr zum Haus, wer aber der Urheber dieses jetzt noch stehenden Gebäudes, welches vormals ein Schloss genannt, und noch in den neueren Zeiten von der Herr von Viertlischen Familie bewahrt wurde, ist genzlich unbekannt.

Vom Kötztinger Kooperator Peter Riederer haben wir aus den Jahren 1911-1913 eine ganze Reihe von Veröffentlichungen im Kötztinger Anzeiger, die sich mit geschichtlichen Themen befassen und darunter auch eine detaillierte Beschreibung darüber, was aus den früheren Schlossgebäuden alles geworden ist.


Die  aus dem früheren Hauser Schloss entstandenen Anwesen, die Riederer hier beschreibt, sind die alten Hausnummern 7 und 8. Das im Artikel genannte Jägerhäuschen ist die Nummer 23 und der Blindengirgl lebte auf der 24.




Foto Pongratz Heute befindet sich an der Stelle, an der früher zunächst das herrschaftliche Gebäude und später die Bauernhäuser gestanden haben nur noch eine leere Fläche.



Frau Kretschmer hat vor vielen Jahren die Mitglieder der Familie Hausladen vor ihrem Anwesen fotografieren können.
 
Foto Kretschmer Herr Hausladen vor seinem Haus, das längst abgerissen ist.




 


III.
Die Einöde Hauser=Mühle


Diese Einödmühle liebt in einem fast unfriedlichen Thalle, von zwey 


Anhöhen eingeschlossen, jedoch hat dieselbe gegen der Süd-Seite über die sogenannte Herrenwiese auf die vorbeyziehende Vizinalstraße nach dem Markte Kötzting eine ziemlich romantische Aussicht.
Diese Mühle, soll vormals Steinmühl geheißen haben, wenn man nun der Sage von Hochenbergstein glauben beymessen darf, und die selben wie hervorgeht zum Gute gefirt zuhaben, so dürfte sich diese allerdings auf Warheit gründen und erst bei Namens Verwendung von Haus auch Hausermühle genannt worden sein.
Der Name Steinmühl soll aber auch daher gekommen sein, weil das Erdreich in dieser Gegend nur mit Steinen bedeckt war, welches der in nördlichen Stücken von dieser Mühle liegende Hügel noch beweiset.

DIA-Repro 1638 die Hausermühle



Aus dem Jahre 1894 gibt es einen Bauakt des damaligen Hausermüllner Hager und aus dem Jahre 1954 gibt es einen Zeitungsbericht, der allerdings völlig falsche Jahreszahlen benutzt. Den Kötztinger Bildhauer Hager, von dem später die Müllersfamilie Hager abstammt, lässt er viel zui früh in Weißenregen als Bildhauer arbeiten. >>>>>> hier die richtige Zuordnung: Die Familie Hager
Doch zunächst die alten Baupläne aus dem Staatsarchiv in Landshut:

StA Landshut Rep 162-8 Sch. 17 Nr. 2537 Hager Hausermühle  


mit dem Buchstaben g ist hier das Ausnahmshaus des Müllers und mit h seine Schupfe gekennzeichnet.

Kötzting Umschau vom August 1954




IV
Der Dampfbach


Entspringt in dem sogenannten Ramsrieder Holze, nimmt seine Richtung gegen Süden und nach dem er durch einen anderen Bach einen Zuwachs bekommt, setzt er zu Hausermühl zwey Mühlgänge und einen Oehlschlag in Bewegung, windet sich dann in Schlangenförmiger Richtung durch das Wiesenthal hin und giest sich durch seine Mündung bey dem Markte Kötzting in den sogenannten kleinen oder weißen Regen aus.
Dieser Bach hat vormals keinen besonderen Namen geführt, nach dem aber zwey Männer von der Ortschaft Haus an dem, selben anfangs in einen Wortstrait geriethen und der Stärkere den Schwächeren über-"mannte


"mannte, so soll sich der Letztere in seiner Erzällung der Sache mit diesen Worten geäussert haben: "unten am Bache hat er mich gedämpft" und so soll auf diese Art der Name anfangs Dämpfbach und nun mehr Dampfbach entstanden sein.

Weitere Urkunden oder Denkmäller liegen in dieser Gemeinde nicht vor und man bringt solches einem königlichen Landgericht hiermit zur gehorsamen Anzeige

des k. Landgerichts

Gehorsame Gemeindeverwaltung Haus

"X" (=Handzeichen) Michl Brunner
Gemeindsvorsteher


Wiesmayer Gerichtsschreiber"

Zum Abschluss der statistischen Abfragen meldete Haus auch noch die Einwohnerzahl aus dem Jahre 1831:


Auf der Hausermühle lebten damals 2 Familien mit 4 Personen und im Dorf selber waren es 10 Familien mit 45 Personen.
Die Einwohnerzahl der Gemeinde Haus betrug also im Jahre 1830 49 Personen.  

Wie einleitend bereits geschrieben, geht es hier um die Antwort der damaligen Gemeinde Haus auf eine Anfrage von Seiten der Regierung. Sie berichtete eben das nach oben, was sich so im Gedächtnis der Gemeindemitglieder des Jahres 1830 so noch eingebrannt hatte.
Wer genauere über die Geschichte der Hofmark Haus wissen will:
Hier der Auszug aus dem Historischen Atlas von Bayern, Landgericht Kötzting von 1953.


Der Gehstorfer Max Piendl hatte diesen Beitrag relativ sehr knapp gehalten.
Wer mehr über die Geschichte der Hofmark Haus erfahren will, ist mit den Beiträgen von Helmut Schnabel in den sogenannten Gelben Bänden aus den Jahren 2005 und 2006 besser aufgehoben.


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