Translate

Sonntag, 10. November 2019

historische Zeiten in Kötzting Teil III

100 Jahre Burschen und Wandererverein

Oktober 1947


Barth Josef als Feuerwehreinsatzleiter
DIA-Positiv von Josef Bock
und hier in zivil Filmrolle Barth Nr. 73
Im Herbst 2019 haben wir im Arbeitskreis Heimatforschung, und damit im Stadtarchiv in Bad Kötzting, ein Konvolut von 83 SW Negativfilmen erhalten, die vom Josef Barth sen. stammen und einen Zeitraum abdecken, der von den 30ern bis herauf in die 50er Jahre reicht.
In den Dreißiger Jahren dürften er und der Hauptlehrer Josef Bock die beiden wesentlichen Privatphotographen in Kötzting gewesen sein, ich spreche jetzt nicht von den Photostudios wie Bleier oder noch früher Hamsa, welche weniger mit "Photoreportagen" in Verbindung gebracht werden.
Eine ganze Filmrolle widmete Josef Barth dem Geschehen rund um den Kötztinger Burschen und Wandererverein im Jahre 1947. Diese Bildreportage beinhaltet so viele liebenswerte Details, dass sie es wert sind, hier im Zusammenhang vorgestellt zu werden.

Ich nenn das ganze mal:

eine  historische Bildreportage von Josef Barth 


es werden noch mehrere folgen........

Im Herbst 1947, genauer im Oktober 1947, war der Kötztinger Burschenverein gleich zwei mal gefordert. Er steckte einerseits noch mitten in den komplizierten Genehmigungsverfahren mit der Militärregierung und dem Landratsamt Kötzting andererseits war der Wunsch nach Geselligkeit nach all den Jahren der Entbehrung im Krieg sehr groß. UND, die Hundertjahrfeier konnte wegen des Krieges nicht gefeiert werden. Am 12. Oktober war es dann soweit, vor dem Vereinslokal dem Wieser Girgl am Ende der Schirnstraße stellten sich die stolzen Burschen, Altburschen und Ehrenmitglieder mit den Fahnenjungfrauen zum Gruppenbild.


Dies ist das bereits in der Sammlung des Arbeitskreises vorhandene Bild der Jubiläumsfeier (Repro 1021), welches etwas von dem Bild Josef Barths abweicht (v.a. erste Reihe) von dem wir aber bereits eine Personenbeschreibung erarbeitet haben:
"Personen 1.Reihe v. l. Wieser Girgl, Liebl Michael-Lebzelter, Henneberger Leopold,
Mädchen: Greß (Kretschmer ) Marianne ,Kroher Traudl,Scheuerlein (Müller)Rosemarie,
weiter: Konrad Krämer, Obermeier Karl, Winter Karl,  Schödlbauer Josef
2. Reihe v. l. Wieser Heinrich, Greß Georg, Hofmann Karl, Schröder Josef, Huber Xaver, Pfeffer - Achtler- Franz, Auzinger Hans, Weixel Guido,Schrödel Max, Pfeffer, Schmitz Georg, Gerstl Otto,?,   Wensauer Max,?, Plötz Paul? "
3. Reihe v.l. Costa Hans, Gerstl Xide, Kerscher Josef,Rabl Bauer, Dimpfl Schorsch,  Kunstmann Ernst,Schwarz Sepp, Rabl Lehrer, Neuhierl  Muck Imhof
4. Reihe v.l. Irlbeck Michael, Januel Max, Ehemann Siegfried,  ?? Plötz Mich, ? Graßl Hans, Ludwig Wolfgang, Oexler Franz, Ritzenberger Xaver, Koschka Franz,  Dreger Georg, ?, Hatreiter Mich, Feichtner Wastl
Natürlich würden wir es begrüßen, wenn uns jemand die unbekannten Personennamen ergänzen könnte. Der "geneigte" Leser dieses Blogs könnte ja vielleicht seine "älteren" Verwandten fragen. Vielleicht können wir mit dieser "Crowdsourcing"Methode noch vorhandene Lücken schließen.

Hier das Bild von Josef Barth von derselben Situation, das obere Bild wurde vom Arbeitskreis Siegfried Ehemann zugeordnet, welche ja ab dieser Zeit ebenfalls zu den "Bilderchronisten" Kötztings zu zählen ist.

Diese Bilder zeigen aber eher das Ende des ereignisreichen Tages, nun aber der Reihe nach:
MZ vom Oktober 1947
Die Kötztinger Umschau, respektive die Ausgabe "M" der Mittelbayerischen Zeitung setzt im Laufe des Jahres 1947 ein und einer der ersten Artikel, die Kötzting betreffen, ist der nebenstehende Bericht über die 100 Jahrfeier des Kötztinger Burschenvereins. Dort sind die wesentlichen Fakten bereits in Kürze dargestellt und nun haben wir auch die passenden Bilder dazu:





Ähnlich wie bei manchen anderen Aufnahmen ist auch hier bei einigen Bildern der Hintergrund interessanter als das im Vordergrund eigentlich Dargestellte.

Burschenzug mit den Honoratioren in Frack und mit Zylinder begleitet von Kindern, die rudelweise neben dem Zug herlaufen. Dies ist eine Begleiterscheinung bei Musikaufzügen, bei der auch ich in meiner Kindheit mit Freude mitgemacht habe und Etwas, das heutzutage vollkommen außer Mode geraten ist.
Das alte Rathaus, die Renovierungsarbeiten beim Textilhaus Hans Schödlbauer, das in der Rathausgasse hinter Schödlbauer noch vorhandene kleine Haus sind hier weiters interessant.




Hier kommt der Zug auf den St. Veitsplatz. Was ist hier besonders: vor unserem Haus stehen noch die vier Bäume. Drei Kastanien und eine Linde wurden 1925-27 von meinem Großvater gepflanzt. Die mittlere große Kastanie fiel dann dem Umbau zu einem modernen Laden in den Sechzigern zum Opfer. Die Linde dann der Marktplatzsanierung von 1985.  So wie heutzutage auch, gab es damals eine Terrasse zum Marktplatz. Der Gasthof Decker, früher auch eine Privatbrauerei, nun, 1947,  mit seinen vielen Wohnungen dicht besetzt - von kinderreichen Familien bis zu ledigen Lehrerinnen. Eine Lehrerin musste damals ihren Beruf aufgeben, wenn sie heiratete.....ältere Lehrerinnen waren somit automatisch ledig und hießen:  Fräulein X.X.

Hier ein Detail unserer Vorderfront, die Birkenbank war ein "Muss" in unserer Familie, selbst im Stall bei meinem Vater musste regelmäßig "a Birkabeng" her, trotz der handwerklich eher mäßigen Fähigkeiten meines Vaters.....er hat sie sich halt machen lassen... Der Eingang in unsere Bäckerei ging durch den Hausflur und von dort seitlich rechts in den Laden.
hier ein Bild  aus Privatbesitz von der Situation - mit Birkenbank - Clemens Pongratz, mein Großvater -  ganz rechts auf seiner Terrasse am Marktplatz mit seinen Nachbarn Sperl Schorsch und Poidl, der Hund war der "Russl"


hier kommt nun der Verein selber vor die Veitskirche, wo der Festakt stattfand


Ansprache einer jungen Frau
Pater Augustin Böttcher, Kötztings
Mann für die Jugendarbeit

Auch hier gilt, wie bei allen anderen Bildern, die wir veröffentlichen, wer eine Person erkennt - oder zu erkennen glaubt- bitte in einen der Kommentarbereiche, hier im Blog oder bei FB, schreiben. Es wird nicht mehr lange dauern und das Zeitfenster ist geschlossen, in dem noch jemand lebt, der die Personen überhaupt identifizieren kann, was den Wert der Bilder wesentlich schmälert.

Auch die Buben im Hintergrund wären interessant..... das Mädchen am Rednerpult ist Kroher Traudl

diverse Fahnenabordnungen: hinten Feuerwehr, vorne Burschenverein Mitte ??, kennt jemand die Chargierten rechts?
auch die Mädchen im Vordergrund kennen wir nicht, die im Hintergrund sind Dieselben, wie auf dem
Gruppenbild vorm Wieser Girgl
Auch damals bereits bewarb das Wirtshaus Mühlbauer bereits seinen Hausnamen "OSL"
Hier sieht man schön die Honoratioren mit Frack und Zylinder
Auch hier der Benennung der Personen, Danke an Frau Marianne Kretschmer:
Mädchen von links: Scheuerlein Rosemarie/Müller, Kroher Traudl, Gress Marianne/Kretschmer.
Sprung über die nächsten drei kleinen Mädchen, dann  Hartl Marianne/Henneberger,  Pongratz Liesbeth/Fischer, Gruber Gertrud /Schnabel

das Anbringen der Ehrenbänder






Nun sind wir im Film wieder bei den Aufnahmen, die vor dem Vereinslokal in der Schirnstraße gemacht wurden, welches dann zum "gemütlichen Teil" der Jubelfeier überführte und damit KÖNNTE die Reportage beendet sein....
ABER im Film kommt noch einmal eine ganze Serie von Bildern, erneut Burschen, erneut Frack und Zylinder und erneut Pater Augustin
ABER
Diesmal ist es eine Beerdigung.
UND nun kommt das, was den Spaß an der Recherche solcher Bilder ausmacht.....
















Also zuerst die bekannten Fakten:
  1. Die Bilder sind auf demselben Film, wie die von der 100 Jahresfeier. Es spricht also vieles dafür, dass sie in einem zeitlich nicht allzu weit auseinander liegenden Zeitraum geschossen worden sind.
  2. Die Bilder sind direkt im Anschluss und die erkennbaren Bäume sind bereits ohne Laub - im Gegensatz zu den Kastanienbäumen am Marktplatz und der Akazie beim Dr. Angererhaus.
  3. Die Sargträger sind offensichtlich Pfingstakteure/Pfingstbräutigamme
  4. Es ist eine große Beerdigung, der Verstorbene sollte also bekannt gewesen sein und müsste wohl beim Pfingstgeschehen - Burschenverein eine Rolle gespielt haben.
Nun ging die Suche los.
Die Bilderfolge gab einen ersten Hinweis auf den Ort der Grablege:
es ist wohl ein Einzug der Sargträger durch das obere der zwei Haupttore.

Das Grab liegt also nahe der, später eingestürzten, unteren Friedhofsmauer und das links benachbarte Grab gehört einer Familie Meindl. Deutlich sieht man den linken Mauerpfosten des unteren Haupttoren, welches heutzutage den Anfang der Friedhofsmauer bildet - der Rest ist mit der Mauer eingestürzt.
Hier wird die Lage noch deutlicher, der Giebel des Hauses im Hintergrund ist
das Kugelmeieranwesen

Danke an Frau Kretschmer für die Namen: v.l. aber rechts vom Kreuz: hinten Oexler Franz und Josef Kerscher
dann vorne Wieser Heinerl, Max Januel und Xaver Huber (hinter Kreuz verdeckt)

Pfingstakteure nehmen Abschied von dem Verstorbenen



Die beiden Bilder bilden den Abschluss des Films, Festzug in der Herrenstraße
Ich hatte beim Entwickeln des Films zuerst gedacht, dass diese beiden Bilder zum Burschenvereinsjahrtag gehörten, da auch dort die Herren mit Frack und Zylinder mitmarschieren, aber, wie ein Vergleich mit den Bildern weiter oben schnell zeigt, hier sind es Pfingstbräutigamme mit den Pfingstkranzeln, die weiter oben fehlen. Noch dazu stehe die beiden Negative am Ende des Filmes. Es ist also der Kirchenzug (oder der Zug zur Leichenfeier), der sich hier dem Begräbnis anschließt, nun ohne den Priester und die Ministranten.

Soweit die Fakten aus den Bildern, WER aber war nun der Verstorbene.
Allerheiligen 2019, Feier am oberen Friedhof, ich bin extra lange vorher zum Friedhof, um in Ruhe die Situation mir anschauen zu können, was dann viel einfacher war, als gedacht, weil das Nachbargrab noch existierte.....leider das Grab selber nicht.
Alter Friedhof Kötzting 1.11.2019, die Grablege, wo im Herbst 1947
die Beerdigung stattgefunden hatte, ist bereits aufgelöst, schade

Aber Frau Andrea Müller in der Bad Kötztinger Stadtverwaltung ist die Hüterin der alten Belegungspläne und mithilfe der Kernaussagen: ungefähre Lage und vermutlicher Beerdigungszeitpunkt konnte sie mir ganz einfach und sehr schnell einen Namen vorschlagen und damit war ALLES klar:

Johann Costa, "der Costa Bader", Pfingstbräutigam von 1936, verstarb am 19.10.1947 und wurde wenige Tage später beerdigt.


Bild aus der Chronik des Burschen und Wanderervereins, Hans Costa sitzend neben Michl Traurig, im Garten seiner Mutter in der Schattenau, damals noch das einzige Häuschen dort draußen, alleine in der Wiese gelegen, mit einem kleinen Brunnen an der oberen Grundstücksgrenze.

Mit Hans Costa beginnt die derzeitig älteste Chronik des Burschenvereins, die ältere ist verschollen.

Hier lag die offizielle und protokollierte Grablege

Teil des Sterbeeintrags im Standesamt Bad Kötzting

Costa Hans starb im Alter von gerade mal 39 Jahren an Lungenkrebs, es war langjähriger Burschenvorstand und Pfingstbräutigam. Auf dem Gruppenbild, am Ende der Schirnstraße, nur 8(!) Tage vor seinem Tode, ist Hans Costa noch mitten unter seinen Vereinskameraden - 3.Reihe der Erste von links-; umso größer muss der Schock für seine Freunde gewesen sein, als er nur 1 Woche später dann verstorben ist.  Auch aus diesem Grunde erhielt er bei seiner Beerdigung diese besondere Ehrung durch die Pfingstbräutigamme und vermutlich auch seine Freunde der vergangenen Jahre.
Und noch etwas Besonderes ist an Hans Costa, dem Costa Bader. Lt Aussage von Richter Haymo, der es vom Michl Traurig sen, dem Brautbegeleiter Costas, erfahren hatte: weil Hans Costa, als er Pfingstbräutigam wurde, gleichzeitig auch nicht Burschenvorstand gewesen war, wurde ihm zur Ehre ein "Fackelzug" am Sonntag Abend veranstaltet UND dies sollte der erste solche Fackelzug an Pfingsten gewesen sein. Zu Fronleichnam für den Pfarrherrn war es schon immer üblich - und auch wenn hochgestellte Persönlichkeiten in Kötzting übernachteten -  wurde Ihnen zur Ehre abends ein Fackelzug gewidmet.


Q.E.D.

Es finden sich in den Filmen, die ich bisher digitalisiert habe, bereits einige weitere reportageähnliche Bilderfolgen, welche sich zur Veröffentlichung eignen. Mal schauen, was die anderen so bringen werden.






Montag, 28. Oktober 2019

Douzelage - ein Blitzbesuch in unserer Partnerstadt Meersen

Schon seit vielen Jahren habe ich einen eigenen, privaten, Blog für meine Familienforschung. Als ich dann mir später dann sicher war, dass ich auch für einen öffentlichen - diesen - Blog ausreichend Material finden würde, war es natürlich eine Frage, wie er heißen und für welche Inhalte er grundsätzlich zur Verfügung stehen sollte.

Mit dem (n) am Ende des Titels Kötztinger Geschichte(n) habe ich mir von Anfang an die Möglichkeit gelassen, nicht nur über Kötztinger Geschichte sondern eben auch über Geschichten aus, über und mit  Kötzting zu schreiben, egal ob es Neuigkeiten aus dem Stadtarchiv sind, Veranstaltungshinweise oder eben, wie in diesem Falle, ein privater Besuch in unserer Partnerstadt

Meersen in den Niederlanden

der Anfang einer "Rundreise" zu unseren Partnerstädten ist damit gemacht

Ausgangspunkt unserer Reise war eine Einladung zu einer Hochzeit im Aachen-Niederländisch-Belgischen Länderdreieck. Damit wir die Hochzeitsfeier, angesichts der langen Anfahrtstrecke, auch genießen konnten, planten wir halt noch einen zusätzlichen Tag ein und erst bei der Streckenplanung ist mir aufgefallen, wie nahe Meersen am Ort der Trauung lag. Damit war die Entscheidung über die Freizeitbeschäftigung für den eingeplanten "freien" Tag aber auch schon gefallen >>>>> wir besuchen unsere Partnerstadt in (im muss mich immer kontrollieren, um nicht "Holland" zu schreiben) den Niederlanden.
Meine Nachfrage bei Isolde Emberger - Kötztings Kontaktperson im Rathaus für Fragen der Douzelage - ob ich mich in Meersen als Kötztinger Besuch anmelden solle, war schnell entschieden. Isolde stellte einen Emailkontakt mit Harry Crombag her und schon wenige Tage drauf schrieben wir uns und freuten uns auf ein Treffen in einem Cafe auf dem Marktplatz von Meersen.
Die Anfahrt war stressfrei, weil wir uns genügend Zeit gelassen hatten und den Dauerstau um Würzburg weiträumig, sehr weiträumig, umfahren hatten. Wir sind linksrheinisch die Strecke hoch, -kurz hatten wir noch überlegt am Deutschen Eck Pause zu machen- und nach überraschenden nur fünf Stunden reiner Fahrzeit waren wir in Altembrouk eingetrudelt, einem kleinen, nur sehr schwer zu findenden, feudalen Gutshof in Belgien, praktisch direkt auf der niederländischen Grenze gelegen.
Bevor dann am nächsten Tag schön langsam der Rest der Familie eintrudelte, hatten wir diesen zur freien Verfügung und fuhren zu unserem "Date" nach Meersen.



























In einem ruhigen Straßencafé direkt am Marktplatz hatten wir uns verabredet und wie vereinbart kamen dann Harry Crombag und Karel Majoor (als ehemaliger Bürgermeister einer der Gründungsmitglieder der Douzelage, ein überzeugender Europäer und ein sehr unterhaltsamer Gesprächspartner)

links Harry Crombag, rechts Karel Majoor




Die Eigenschaft "lustig" verbietet sich hier, aber wir haben tatsächlich sehr viel gelacht bei unserem Zusammentreffen.
Ich habe den Eindruck, dass wir uns vom ersten Moment an sofort ausgezeichnet verstanden, uns in einem Mix aus Deutsch und Englisch unterhielten und so verbrachten wir eine kurzweilige Zeit im kühlen Schatten der Bäume im Straßencafé´.
Später stieß dann noch Herman Langeveld per Rad zu uns. Dieses Detail ist wichtig, weil Herman der Initiator der "Via Douzelage" ist, einer Initiative, die den Zweck hat, die einzelnen Partnerstädte mit dem Rad abzufahren bzw. durch Radtouren zu verbinden.  





 Während es bei der Premiere von Meersen nach Niederanven 2016 in Luxemburg wegen der gut ausgebauten Fahrradwege der Benelux-Staaten und der ebenen Geländeform dort oben noch nach Plan ging, war es mit der geplanten Fahrt von Judenburg nach Köszeg in Ungarn schon schwieriger bis eigentlich undurchführbar. Hermans neuer Plan - ich hoffe ich berichte diesen nun korrekt - wird nun sein, bei der Anreise zu einer bestimmten Partnerstadt das Fahrrad einfach Huckepack mitzunehmen und vor Ort, mit ortskundiger Führung, sich die Partnerstadt buchstäblich zu "erradeln" und zu erkunden. Ich könnte mir sehr gut - vor Allem da ich nun seit diesem Jahr mit einem E-bike ausgerüstet bin - vorstellen bei dieser Aktion mitzufahren ABER es sieht so aus als würden die Initiatoren sich ausgerechnet den Pfingstzeitraum als Radltermin aussuchen :-(.  Aber mal sehen. Auf jeden Fall wäre es schön, wenn sich auch aus unserer Stadt Teilnehmer finden würden und dann eben in einer gemischten Gruppe nicht nur den Zielort sondern auch die Teilnehmer aus anderen Partnerstädten kennen und schätzen zu lernen.

Doch zurück zu unserem Treffen...
Herman stieg wieder aufs Radl, er musste weiter, und Karel schlüpfte nun in die Rolle eines Stadtführer und auf kürzestem Weg gings hinüber über den Marktplatz und hinein in die wunderschöne und sehr große Basilika.
die Basilika von Meersen



Ich musste mir zuerst von Karel den Begriff einer Basilika erklären lassen. Sicherheitshalber, um nichts Falsches zu berichten verweise ich hier einfach auf den Wikipediaeintrag, weil dieser Name sowohl auf einen Bischofssitz verweisen kann aber auch nur auf eine besondere Bauweise verweisen könnte. Hier, in diesem Falle, wurde dieser Titel erst im Jahre 1938 verliehen.
historischer Einschub:
Meersen und Kötzting,was könnte uns verbinden?
Ganz einfach: der Vertrag von Meersen!
Im Jahre 870, unser Gebiet im Bayerischen Wald war noch für Jahrhunderte unbewohnter Urwald, wurde in Meersen bereits Weltgeschichte geschrieben. Das Reich Karls des Großen war bereits von seinen Enkeln im Jahre 847 in drei Teile aufgeteilt worden und nun wurde im Jahre 870 das mittlere der drei Teilreiche (Lothringen)  auf das West- und Ostfränkische Reich aufgeteilt. Aus dem Einen erwuchs das spätere Frankreich aus dem Anderen eben wir in Deutschland. Meersen war im übrigen nach dieser Aufteilung Teil es Ostfränkischen Raums und damit zusammen mit dem Bayerischen Wald in "einem" Herrschaftsbereich. 

 Einschub Ende
Altarraum mit wunderschönen Glasfenstern



Detail der Kanzel













Kreuzigungsgruppe in der Kirchenkuppel













warmes Licht durch die Fensterdurchbrüche






tolles Schnitzwerk














Spuren von vielen, vielen Berührungen

























 Karel führte uns auch hinter den Hochaltar, wo sich mittig ein Bildnis fand, das von Kirchenbesuchern berührt werden sollte - diese Vieltausendfachen Berührungen haben natürlich ihre Spuren hinterlassen.....ich habe allerdings mittlerer weile vergessen auf welche Belohnung diese Berührungen hinauslaufen sollten.























 

Noch ein Detail ist mir entfallen: links und rechts im Eingangsbereich zum Chorbereich befinden sich zwei "Objekte", einmal ein zeltähnlicher Baldachin in Rot/Weiß und zum anderen auf einem langen Stab/Stange eine wappenähnliche - ich kann mich auch täuschen - Darstellung mit einem zentralen Kelch. Karel erwähnte zwar, dass dies die Insignien wären, welche mit dem Status der Basilika zu tun hätten, aber das waren wohl zu viele Einzelheiten auf einmal für mein Gedächtnis.
Mittlerweile habe ich die Lösung erfahren, Danke Nik und Wikipedia:
Zu den äußeren Insignien einer "Basilica minor" gehörten das "conopaeum", auch "padiglione" oder"ombrellino" genannt, ein zeltartiger, rotgelb gestreifter Schirm aus Seide, und das "tintinabulum", ein Glöckchen an einem Holzgestell mit dem Wappen der Kirche. Conopaeum und Tintinabulum wurden bei Prozessionen mitgeführt (Anm: daher die Stangen!) . Üblich war es auch, das päpstliche Wappen über dem Eingang zur Kirche anzubringen". 
 




Auch an dieser Kirche nagt der Zahn der Zeit. Um Schäden für Besucher durch möglicherweise herabfallende Mörtelbrocken zu verhindern, ist im Kirchenschiff ein großes Netz aufgespannt.
der historische Taufstein














Detail der Kirchentüre


































Mit der Aufnahme der schönen Türbeschläge auf feuerrotem Hintergrund befinden wir uns wieder auf dem Marktplatz und gehen in Richtung auf das Meersener Rathaus zu, einem modernen Bau, der aber eine Verbindung mit einem historischen Baukörper hat. An der fensterlosen Nordfront  befinden sich vier Darstellungen aus der Geschichte Meersens.


Dreht man sich an dieser Stelle dann um, sieht man mitten auf dem Marktplatz einen.....
ich denke mal ..... "Maibaum". Nimmt man die bayerischen Vorstellungen eines solchen zum Maßstab, dann müssen die Meersener noch ein wenig üben. Aber unsere, Kötztinger, Krücken am Marktplatz, welche wir bis hinein in die 70er Jahre haben anschauen mussten, waren auch nicht gerade vorzeigbar. Möglicherweise hat diese vertrocknete "Stange" aber einen anderen traditionellen Hintergrund. Meine Rückfrage dahingehend blieb aber unbeantwortet. Es gab im Sommer in Meersen ein Treffen von Trachtengruppen - auch die Kötztinger und Susizer waren dabei. Möglicherweise haben diese Trachtler den Baum frisch aufgestellt und nun steht er dort und niemand traut sich die Fichtenleiche umzulegen.
  
 Nach diesem Anblick verabschieden wir uns herzlich von Karel und nun übernimmt Harry die Führung. Wir gehen rund herum ums Rathaus und dann hinein in den Stadtpark.
Natürlich geht diese Wanderung nicht ohne Vergleiche..... dieser Park ist kleiner als unserer, viel kleiner, aber er hat etwas, das unser Kurpark erst in vielen Jahrzehnten haben wird: uralte, riesige Parkbäume. Für mich als GALAbauer war es natürlich ein Vergnügen diese Baumriesen in einer wunderschönen Parklandschaft zu bewundern.





ein Pavillon unter schattigen Bäumen




große, mächtige Platanen

alte Gemäuer als Gestaltungselement


 Der Rundgang führt uns wieder zurück zum Marktplatz, wo ich es mir nicht verkneifen konnte noch einmal aus der Nähe den "Maibaum" genauer anzusehen.
Gleich anschließend lud uns Harry zu sich nach Hause ein um uns sein Haus zu zeigen, welches gleich neben dem Markplatz in einer Reihe von schmalen Bürgerhäusern sich befindet.













Er erzählte uns, dass er sein vorheriges, sehr großes, Anwesen auf dem Lande aufgegeben hatte und nun, ganz zentral, im Stadtinneren in einem hellen, lichtdurchfluteten Haus mit kleinem Garten wohnte. Viele großformatige Bilder seiner Frau Marie Therese, einer Künstlerin, die bereits auf einer der Kötztinger Kunstausstellungen sich vorgestellt hatte,  konnten wir an den Wänden bewundern. 

























Ein Hingucker ganz zentral im Wohnzimmer war auch ein portugiesischer Schrank, mehrere Hundert Jahre alt und offensichtlich ohne jede maschinelle Hilfe gezimmert und geschreinert.




 Nun verließen wir den engeren Bereich rund um Marktplatz - Rathaus und Stadtpark und schlenderten noch ein wenig in den Verkaufsstraßen und drum herum.


hier ein pfiffiges Detail, wie man freistehende Hauswände,
die durch den Abriss eines Hauses entstehen, auf besondere
Weise gestalten kann.

hier die neurenovierte jüdische Synagoge

Und dann kam doch das Ende unseres Besuches, wir trennten uns mit der sicheren Empfindung außerordentlich herzlich und selbstverständlich aufgenommen worden zu sein. Natürlich würde wir uns freuen, sie bei uns in Kötzting einmal wiederzusehen, oder noch besser, zusammen mit Anderen in einer anderen Partnerstadt in der Zukunft mal ein Wochenende zu verbringen, zu feiern oder einfach mal so....



Ortsende
Schön wars, unterhaltsam, ja streckenweise lustig, sehr herzlich und entspannend und so fuhren wir in diesem Länderdreieck/Viereck kreuz und quer über Grenzen hinweg, die durch nichts markiert und erkennbar waren, -  dem Navi wars auch egal - zurück nach Belgien .
Der Rest der Familie war nun eingetroffen und dann durften wir noch eine tolle Hochzeit genießen auf dem Landgut/hotel Altembroek in Belgien.


Hochzeitstafel unter alten schattigen Bäumen