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Mittwoch, 25. Juli 2018

Der Gschwandhof

Der Gschwandhof - - einer der 4 Kötztinger Urhöfe

alte Hausnummern 91

Ausschnitt aus der Uraufnahme Kötztings

Vorbemerkung:
1830 musste das königliche Landgericht Kötzting - so wie auch alle anderen Landgerichte im Königreich Bayern einen ausführlichen Fragenkatalog abarbeiten, um der "Statistikbehörde" in München, also einer historischen Kommission, zu zuarbeiten. Unter dem Titel: Beiträge zur Statistik des Unterdonaukreises heißt es (Staatsarchiv Landshut LGäO Kötzting A 609) über die Entstehung "Kötztings im altbayerischen Walde am weissen Regenfluße": ......indem früher der Ort blos aus drey Einödhöfen bestand - unter den Namen Gschwandhof, Voglhof und Eggelshof, wovon der erstere und der letztere gegenwärtig (1830) noch bey ihren ursprünglichen Namen genennt werden....

der zweigeschossige Gschwandhof neben dem churfürstlichen Zehentstadel im Merian Stich



Der Gschwandhof gilt also seit alter Zeit schon als einer der drei (der ursprünglich vierte Urhof wurde in Häusleranwesen geteilt, welche dann nur mindere Rechte am Gemeinwesen hatten) Urhöfe Kötztings. Durch die Aufteilung der Urhöfe in einzelne Marktlehen, Sölden und Häuser, entstand wohl bereits im 12. Jahrhundert die zentrale Grundstruktur Kötztings, so wie sie dann über viele Jahrhunderte gleich geblieben war und im Kern Altkötztings immer noch Bestand hat.  Heute beherbergt das Gebäude die sogenannte TCM- Klinik, die Erste Deutsche Klinik für Traditionelle Chinesische Medizin“.
Diesmal müssen wir ganz weit in die Anfänge Kötztings zurückgehen, in eine Zeit als Kötzting noch gar keine Gemeinde gewesen war sondern nur eine Zusammenballung von vier sicherlich sehr großen Höfen.

Schon im niederbayrischen Herzogsurbar (kurz nach 1301) ist Kötzting als Markt bezeichnet und aufgeführt mit 36 Lehen und 10 Sölden. In den Vorläuferbänden der Urbarien (1231 und 1237) ist noch von keinem Marktrecht die Rede, so dass, laut Piendl, von der Marktrechtsverleihung um 1255, nach der ersten Landesteilung, ausgegangen werden kann. Wenn Kötzting 1255 bereits groß genug und würdig war, ein Markt zu werden, dann kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Aufteilung der Urhöfe in die verschiedenen Anwesen schon lange zurück lag und Kötzting bereits eine zentrale Funktion für die Umgebung eingenommen hat. Dies gilt umso mehr, als ja bereits 1179 den Kötztingern eine Kirche beglaubigt wurde. Die historische Entwicklung und Ausbreitung des Ortes lässt sich nun anhand vieler schriftlicher Quellen belegen. Diese Quellen lassen auch Rückschlüsse und Vermutungen auf die Lage der vier Urhöfe zu.

Im Marktrechtsprivileg Kaiser Ludwig des Bayern vom 11. November 1344 heißt es erneut unter anderem: Von erst wan der Markt getheilt ist von dreu Höfen zu 36 Burglehen und in 12 Sölden, wollen wür, wer der Lehen eines mer oder minder inn hat, der soll arbeiten all die Arbeit, die den Markt angehört mit Fludern, Fleischwerken, mit Pachen, mit Schenken, mit Gastung und mit anderer Arbeit und Handwerken.



In den alten Salbüchern des Klosters Rott sind die Besitzer der Anwesen einzeln aufgeführt. Dazu ist es wichtig zu wissen, dass in der Regel die Reihenfolge der einzelnen Häuser in den einzelnen Listen immer beibehalten wurde, wenn von einem Band auf den nächsten der Übertrag erfolgte, was die Kontrolle der Zahlungen in der Vergangenheit erleichterte. Diese, man könnte sagen, Bürgerlisten enden Ende des 17. Jahrhunderts. Die Briefprotokolle beginnen mit einer fast vollständigen Reihe aber erst im Jahre 1700, von einem einzelnen Vorläuferband 1655 abgesehen.
Durch die Bearbeitung der Kötztinger Marktrechnungsbände und einzelner Akten war es möglich die Hausbesitzer bis annähernd 1650-1680 zurückzuverfolgen, aber die Verbindung zu den alten Bürgerlisten gelang nicht. Wie ein "Missing Link" in dieser Frage, passt ein Fragment eines Salbuches von 1655 zwischen die alten Salbuchlisten und Hausbesitzerreihen, die durch die Briefprotokolle ermittelt werden konnten.
Dieses Salbuchbruchstück löst manche Fragen, die Altkötzting betreffen, auf einmal. Die Bürgerlisten vor dem 30jährigen Krieg wiesen bei den einzelnen Marktlehen noch gewisse Unterschiede auf, so wurden damals auch 1/2, 3/4, 1/1 und 1 1/2 Marktlehen aufgeführt.

Dieses halbfertige Salbuch führt alle Hofbesitzer auf, mit der genauen Angabe der exakten Hofgröße und der Angabe der jeweils linken und rechten Nachbarn. In einigen Fällen beschreibt Adam Türrigl, er war der Ersteller dieses Salbuches, die Lage der Höfe auch mit Straßenbezeichnungen bzw. seiner Lage an besonderen Plätzen. Mit diesem Salbuchfragment war es nun nicht nur möglich den Zeitraum, in dem die Hausbesitzer bekannt waren, an den Dreißigjährigen Krieg heranzuführen, sondern sogar noch darüber hinaus, bei markanten Einzelobjekten sogar den Anschluss an die alten Salbücher des Klosters Rott zu finden.(1445 und 1462). Diese damit besonderen identifizierbaren Anwesen in den Listen ermöglichen auch immer wieder eine Zuordnung auch der dazwischen liegenden Anwesen WEIL die einzelnen Häuser in Kötzting über all die Jahre - auch nach Brandkatastrophen - immer an denselben Stellen und in derselben Stückzahl wieder aufgebaut worden waren. Waren zwischen zwei auffallenden markierbaren Anwesen im 14. Jahrhundert 4 Häuser, so waren es 400 Jahre später immer noch vier Häuser.
der Gschwandhof aus einem Stich Mitte des 19. Jahrhunderts

Einleitend zu diesem Kapitel wurde erläutert, dass all diese Salbücher die Reihenfolge der Anwesen von Band zu Band beibehielten. Jetzt nach der Entschlüsselung der Lage der Marktlehen wird deutlich, dass die Häuser in der Liste standen so wie sie aufeinander in Wirklichkeit folgten.
Da beim Gschwandhof in dem Salbuchfragment vermerkt ist, dass er einer der Urhöfe ist und dass die nachfolgenden Anwesen aus diesem entstanden sind, kann man schließen, dass alle Anwesen vom Kaufhaus Gartner über die Wuhn und Spital und dann die ganze linke aufwärtsführende Marktstraßenseite hinauf bis über das Markttor hinaus auf der Fläche des ursprünglichen Urfofes stehen. Genauer heißt es in der Salbuchüberschrift: BayHStA Landshuter Abgabe 1982 KL Rott B2 von 1654 Seite 58 : Georg Poxhorn hat den Gschwandhof, von welchem der dritte Thaill deß Marckhts genommen worden, ligt die Behausung Stadl und Stallungen negst dem Churfüstl: Schloß und Zehentstädeln.

Doch nun der Reihe nach.
In einem Salbuch des Klosters Rott, einfach einer Auflistung von Hausbesitzernamen vom damaligen Markt Kötzting,  von 1450 wird auf dem Swanchoff ein Wolfhart Mullner genannt. 12 Jahre später, bei der nächsten Auflistung der dem Kloster Rott Steuerpflichtigen wird der Gschwandhof als ein halbes ödes Lehen neben 2 Thailen benannt. Unter diesen "Teilen" sind Hauser, also reine Hausanwesen zu verstehen, die über den reinen Baugrund hinaus keinen weiteren Grundbesitz hatten. Diese Einschränkung geht sogar soweit, dass bei den wenigen im Bereich des Marktes Kötzting vorhandenen FREI verkäuflichen Grundstücken - zumeist Gärten, wenige Wiesen und Felder - die Marktlehner ein Vorkaufsrecht hatten und sogar bereits beurkundete Verkäufe an Häusler wieder rückgängig machen konnten, was auch ab und an vorkam.
Dies ist übrigens der Zeitraum in dem unser Markt häufig unter hussitischen Einfällen litt, was unter Umständen der historische Hintergrund  für die Entstehung unseres Pfingstrittes sein könnte. Da der Gschwandhof außerhalb der, wenn auch sehr dürftigen, Marktbefestigung lag, war er natürlich ein leichtes Opfer von Angreifern.
50 Jahre lang hören wir nichts mehr vom Gschwandhof. In den Böhmischen Literalien, ein besonderer Bestand im Hauptstaatsarchiv in München, findet sich ein Auszug aus der Kastenamtsrechnung von 1505. In dem Bericht wird beschrieben, dass der Gschwandhof vom "Staat" aufgekauft wurde - als Vorbesitzer steht dort ein Wirt Jakob - und die Gründe dem Kirchhof zugeschlagen wurden. Der um viele seiner Grundstücke reduzierte Gschwandhof wurde nun in den Folgejahren als Lehen der Regierung vergeben. Der erste Lehensnehmer war Zöhelen Andreas.

Wieder gibt es einen großen Zeitsprung, bis wir wieder etwas vom Gschwandhof hören können. Ich habe den Eindruck, dass im Zeitraum von Ende des 16. Jahrhunderts bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges die Kötztinger Pfleger sich des Gschwandhofes und seiner verbleibenden Grundstücke versicherten. Die, siehe oben, dem Kirchhofzugeschlagenen ehemaligen Gschwandhofwiesen und -Felder wurden verpachtet und manche Pächter, auch hochgestellte Persönlichkeiten blieben gerne mal den Pachtzins schuldig......
Staaatsarchiv Landshut Regierung Straubing A 4074
Aus dem Jahre 1588 kommt eine Schuldenaufstellung der Kirche Kötzting, unter den vielen Schuldnern befindet sich auch der Junker Hans Yettinger.
 Bildtext: Junngkher Hanns Yettinger vonn der Gschwandthofswisen 6 Jarr ao (Anno) 74-75-76-77-78-79 yedtes Jarrs  1ß 3 pf
Der Junker Hans Yetteringer war also 6 Jahre lang seine Steuerpflichten schuldig geblieben.



Ob Hans Yettinger neben der Gschwandhofwiese auch den Gschwandhof selber gepachtet hatte kann nur vermutet werden, auch wenn es wahrscheinlich erscheint. So wie später Mathias Rosenhammer hatte dann auch sein Nachfolger in der Hofmark Grafenwiesen und am Zittenhof Hans Georg Sinzl auch den Gschwandhof inne. Beim Versuch diesen an einen Kötztinger Bürger zu verkaufen gabs Ärger mit dem Magistrat und damit beginnt nun die etwas ausführlichere Geschichte des Gschwandhofes.  (Staatarchiv Landshut Regierung Straubing A 4211)
Hans Geörg Sinzl mp (manus Propria)
also seine eigenhändige Unterschrift
Hintergrund des Einspruchs der Kötztinger ist der Vorwurf an den verstorbenen Mathias Rosenhammer von und zu Grafenwiesen, gewesten Pfleger, Kastner Land und Vogtrichter zu Kötzting dass dieser beim Markt eine Reihe von beachtlichen Schulden hinterlassen habe, weshalb sich sein Erbe nicht einfach aus der Verantwortung stehlen könne und Teile des Vermögens, noch dazu im Marktgeding, einfach verkaufen könne.
Cammerer und Rhat deß churfürstlichen
Pannmarkhts Khözting


Im Einzelnen listete der Magistrat an Verbindlichkeiten auf


Erstlichen wegen des Gschwandhofs von ao 1617 bis 1646. als(o) 29 Jarlang die marktsteuer yedes Jahr 1 Gulden 53 Kreuzer und 2 Pfennig, macht also 54 fl 51 xr 2 pf.
Herr Ludwig Baumann hat einmal versucht die historische Währung mit unseren heutigen Verhältnissen in Einklang zu bringen und verglich dazu die Preise für eine Maß Bier damals und heute. 1 Gulden hatte 60 Kreuzer und dafür bekam man 20 Maß Bier im Wirtshaus. Nimmt man dies zum Maßstab so kann man ungefähr 1 Gulden mit 100 Euro annehmen. Die Schulden Rosenhammers beim Markt beliefen sich also insgesamt auf ungefähr 160000 Euros und das bei der hoffnungslos ausgeleerten Marktkasse zum Ende des dreißigjährigen Krieges.
 
dann so 2ndo: vor Abprennung des Markhts umb nach Grafenwiesen und Clainaigen aus gemaines Marckhts Ziglstadl abgeholten Ziegelzeug, als Taschen, Preiß und Häggen ausständig verblieben 23 fl und 56 xr.


für den in Hofmarch Grafenwiesen eingefexten Rotischen: uns aber dazumall zueständigen Zehent 50 Gulden
Sowoll am Zittenhof 16 Gulden
Gesamtschulden beim Markt Kötzting somit 153 Gulden und 47 1/2 xr
Diese Schuldenaufstellung hat das Magistrat auch den Kommissaren, die in Grafenwiesen weilten übergeben und die letzte Kaufrate in Höhe von 100 Reichstalern in Arrest genommen, also bis zur Bezahlung der Restschuld einkassiert.

Über diesen- für ihn - ungeheuerlichen Vorgang schreibt Sinzl zuerst einmal gütlich an den Markt, dann geht der Streit aber höheren Ortes weiter.



Zuerst versucht es Sintzl aber noch mit einer direkten Kontaktaufnahme: Sonderlich liebe Herren und Nachbar, ich hab zwar derselben weiter Antwortschreiben die beim Gschwandhof suchende Flusion(?) underhalb ganz unbillich vorgenommene Arrest da mir beim Schmit ufm Hammer ausstendig 100 Reichst(aler) rechts empfangen und seines Inhalts nit ohne sondere Verwundterung angenommen, wiewollen ich nun wol Ursach dise ir Grobheit und wunderliche Aigenschaft, gleich gehörigen orthen zubeschreiben.....

Aus diesem Schreiben geht also hervor, dass er das Anwesen an den Kötztinger Hammerschmied - er hieß damals Prändl - verkaufen wollte. Aber nun geht der Streit an die nächsthöhere Instanz, an die Regierung in Straubing und in Brief beschreibt Sintzl den Gschwandhof: Im Düpätlischen Feindtslauf (heutzutage als der Schwedeneifall im November 1633 bezeichnet) ist dieser Gschwandthof bei deme gar schlechte Steindtl, in Aschen gelegt worden und ist diser bis zu meiner Übernamb in der Ede unverpaut gelegen....nur dem Namen nach ein Hof, aber wie gehört keine rechte Gründt mehr dazue, vilmehr vor unfürdenklichen Jahren zum Markht genoimmen worden, und yetzt blosse Gerechtigkeit zum Schenkhen und dergleichen Gewerb hat. .

Weiter fragt er sich nun, warum die Kötztinger nicht gleich bei den Rosenhammerischen Erben insgesamt ihr Rechte geltend gemacht hätten sondern es erst nun bei ihm machen würden, er zweifelt im Übrigen die Rechtmäßigkeit bzw. Genauigkeit der Kötztinger Schuldenaufstellung an.

Den letzten Punkt können die Kötztinger gleich klären, nur beim Gschwandhof haben sie  das Recht der Beurkundung und nur daher könnten sie in dem Falle aktiv werden. Sie gestehen zu, dass der Gschwandhof in "Tupärtlichen feindtlauf" in Aschen gelegt worden sei, aber nichts desto trotz seine die Grundstücke genutzt und genossen worden. Die Festsetzung der 100 Reichstaler sei also rechtens und auch in der Höhe gerechtfertigt.
Am Ende des Aktes steht dann der Bescheid von Seiten der Regierung in Straubing, leider nur in einer sehr flüchtigen Entwurfsausführung für den damaligen Schreiber....harte Kost...
Abschied an die von Közting
wir haben uns die strittige Handlung sich zwischen Hans georg Sinzl zu Grafenwiesen an einem dann Euch selbsten andern Theils in causa arrstierten Khauffschillings bei dem Gschwandhof und anderes erhaltent nach notturfft referirn lassen den zuerledigen vor handgenommen:
Hinauf wollen wir Euren verschlagenen arrest relocirn und abschidlich zu Recht erkhennt haben daß ermelter Sinzl die richtig ausstendige Steuer vom gschwandhof abzustellen schuldig, wegen des zehents wie auch der Ziegl, Preiss und Haggen aber von Euer anforderung absolviert sein solle.
Einschub: sovil sain Sinzl qutam betrifft dann die übrige euch bey den andern Rosenhammerische mitErben gleichwollen zesuechen bevorsteht ...
Ir klhundet oder woltet das solche eur praetensionnit mehrer als bisher beschechen rechtsbeugig probiren, wollen wir Euch darzue gelassen: und ad articulandum 14 tag peremptorie profigiert unwenig aber ainwegs stillschwaigen auferladen haben, den 22. 7bris 1649

Im Abspann ist die "Sinzlische Wittib" genannt, offensichtlich hat er selber den Ausgang des Prozesses nicht mehr erlebt. Die Kötztinger dürfen die fehlenden Steuern, die dem Gschwandhof direkt zuzuordnen sind, einfordern, aber bei den anderen Punkten haben sie eine Frist von 2 Wochen um ihre Ansprüche zu beweisen.
Auch wenn der Verkauf Sinzl-Hammerschmidt von Seiten den Marktes blockiert wurde, 1654 in einem fragmentarischen Grundbuch des Klosters Rott finden wir folgenden kleinen Eintrag:
Georg Poxhorn, hat den Gschwand=
hof, von welchem der dritte=
Thaill des Markhts genommen
worden. ligt die Behausung
Stadl und Stallung negst dem
Churfürstlichen Schloß und Zehentstädeln, darzue gehörn noch
Nachfolgente Grundt und Poden





 
Hier ist also der älteste Hinweis darauf, dass der Gschwandhof einer der Urhöfe Kötztings gewesen ist, siehe Einleitung.

Der im Prozess mit Sintzl genannte Käufer des Anwesens, der Kötztinger Hammerschmied Andreas Prandl,  war in den Jahren zuvor und danach offensichtlich der Pächter(Stifter) des Gschwandhofes. In den Jahren zwischen 1657 und 1666 muss Georg Poxhorn wohl den Hof an Georg Dengscherz verkauft haben, welcher in der Spitalrechnung von 1666 als Besitzer genannt wird.
Nun kommen wir in den Zeitraum, in dem die Aktenlage wesentlich besser ist:

(Statsarchiv Landshut Briefprotokolle Kötzting von 1706 Seite 70)
Der Mauerermeister Hans Dengscherz erbt von seinem Vater, dem "gewesten" Cammerer Georg Dengscherz seel. den sogenannten blossen Gschwandhof beim Schloßstadel entlegen.  Am 23.10.1706 verkauft er diesen um 487 Gulden und 2 Dukaten Leikauf an den Ratsherren Martin Hofmann.  Schon im Jahr drauf muss sich der neue Besitzer Geld leihen und tut dies - es gibt ja noch keine Banken - bei der Schlosskapelle in Grafenwiesen. 170 Gulden nehmen er und seine Frau Jakobe dort auf. Anscheinend benötigte er den Gschwandhof aber nicht oder aber hatte er sich übernommen, auf jeden Fall verstiftete er im Jahre 1709 das Anwesen - auch hier als bloße Behausung eingestuft - gegen eine jährliche Pachtzahlung von 12 Gulden an seinen Bruder, der ebenfalls Martin Hofmann hieß und auch bereits Bürger in Kötzting war.
Nun aber kommt eine Käuferfamilie ins Spiel, die in Kötzting für die nächsten 200 Jahre bestimmend ist.
Hofmann Martin, der bürgerliche Ratsherr und seine Frau Jakobe verkaufen den Gschwandhof an den Bürger und Bräu Johann Krieger um 537 Gulden. Diese Summe bezahlt Krieger im drauffolgenden Monat in Bar. Wer war nun dieser Johann Krieger? Schnelle Antwort vorab: er war der zweite Ehemann von Samuel Luckners Großmutter. Damit ist der historische Gschwandhof im Besitz der einflussreichsten Familie Kötztings im 18. und 19. Jahrhundert angekommen.
Da Johann Krieger, anders als die anderen Vorbesitzer schon ausreichend Grundbesitz und eine eigene Brauerei hatte, benötigte er den Gschwandhof vor Allem nur wegen dessen Eigenschaft als Marktlehen und hatte deshalb gleich einiges an Ärger mit seinen Mitbürgern am Hals. Schon 20 Jahre vorher war er den Kötztinger Brauerereiberechtigten unangenehm aufgefallen, weil er - offensichtlich sehr geschäftstüchtig veranlagt - seine Erzeugnisse auch erfolgreich außerhalb des Marktes vertrieben hatte, was nach dem Kötztinger Freiheitsbrief den Kötztinger Marktlehnern im Umkreis von 2 Meilen (damaligen Maßes) als Monopol vorbehalten war, was er mit seiner Privatbrauerei aber nicht war. Nun, wenn's weiter nichts ist, das ließe sich ändern, meinte wohl Johann Krieger und kaufte sich eben ein Marktlehen zu seinem eh schon umfangreichen Besitz hinzu........

Im "Gelben Band" von 2006, also dem Band aus der Reihe "Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham", der sich in diesem ersten Teil um die Abstammung des späteren Kötztinger Kammerers Samuel Luckner dreht, heißt es dort.......




........Anders Johann Krieger, denn bereits am 21.10.1710 kaufte er um 537 Gulden den Gschwandhof zu seinem Besitz hinzu, einen der Kötztinger Urhöfe, rechtlich gesehen ein Marktlehen. Die Vorbesitzer waren Hofmann Martin und seine Frau Jakobe gewesen.
Eine Besonderheit hatte der Gschwandhof noch, die ihn gegenüber allen anderen Anwesen Kötztings auszeichnete. Der Gschwandhof hatte


zwei „Afterlehen“. Es gab lehenpflichtige Vasallen zu diesem Hof, zwei Bauern, die dem Besitzer des Gschwandhofs Abgaben zahlen mussten. Es waren dies das Wirtshaus in Rappendorf und ein Hof am Auhof.
Einen Monat nach dem Kauftermin bezahlte Johann Krieger die gesamte Kaufsumme für den Gschwandhof auf einmal in bar.
Nun war er, geschäftlich gesehen, in einer ganz neuen Situation. Durch den Besitz eines Marktlehens und seiner Privatbrauerei hatte er nicht nur theoretisch das Braurecht im Kommunbrauhaus sondern konnte durch sein eigenes Brauhaus schalten und walten wie er wollte. Gleichzeitig konnte er nun sein Bier auch ungehindert nach "auswärts" verkaufen
Folgerichtig stellte er den Antrag sein privates Anwesen und den Gschwandhof zu einer Einheit zusammenfassen zu dürfen. Bisher war es in Kötzting üblich gewesen, dass brauende Bürger, die nicht nur das Braurecht ausübten sondern auch einen Ausschank betrieben, sich gegenseitig mit Kellerlagerraum aushalfen.
Die Kötztinger Bürger behaupteten im Prozess, dass sie manchmal sogar im Gschwandhofkeller beim „Hofmann“ Fässer eingelagert hätten. Dies wäre nun nicht mehr möglich, weil Johann Krieger in seinem eigenen Brauhaus einen Sud nach dem anderen braute und anschließend das Bier im Gschwandhofkeller lagerte.
Alljährlich durfte eigentlich erst ab Michaeli mit dem Bierbrauen begonnen werden. Im Kommunbrauhaus, mit seiner kommunalen Aufsicht, musste natürlich diese gesetzliche Regelung genau eingehalten werden. Anders beim Kriegerbrauhaus.

Dieser begann regelmäßig, so die Anklage seiner Gegner, 10 Tage früher mit dem Brauen und konnte so, lange bevor die anderen Wirtshäuser Bier anbieten konnten, oder auch zu manchen Zeiten wenn die Mitbürger aus Mangel an Rohstoffen das Brauen einstellen mussten, immer ausreichend Bier zur Verfügung stellen und damit den anderen das Geschäft verderben.

Dagegen liefen nun alle anderen Marktlehner Sturm, bestanden auf dem alten Herkommen und meinten „.... dass aber dieses (das Zusammenschließen von Gschwandhof mit seinem Hauptanwesen) als das Hauptwerch dem Krieger nit anstehen oder gefallen will, hat er destwillen unser der bräuenden Bürgerschaft Anbringen und nottringliches Erindern [Klageschrift] nur vor ein lauther S.V. Lügenwerch gehalten. Aber müssen ihme dieses als anseithen seiner schon gewohneten Luftstraich auch darumb zu guet halten und vorbeygehen lassen, seithemallen sich Krieger wegen seines Reichtums selbsten nicht mehr kennet und nebenbey marktkundig ist, dass sein Kriegers wortt nit iedesmahllen ein Evangelische Wahrheit seyen.“

Krieger meine wohl, so sagten seine Gegner, er könne in Kötzting machen was er wolle. Sieht man von dem Namen der beschriebenen Person ab, und vergleicht diese Passage mit den eingangs beschriebenen Anwürfen und der Beschreibung Ander Billichs, so sind sich die Personen doch sehr ähnlich – vor allem wohl in der Wirkung auf Außenstehende.

Die Mitbürger Kriegers waren empört über seine Absichten, da sie ja schon Jahre zuvor versucht hatten gegen seine Brauerei anzugehen.

Den brauberechtigten Bürgern Kötztings war er schon früh ein Dorn im Auge, da er an einige Wirthäuser in der Umgebung Bier lieferte und sie zweifelten die Berechtigung dazu an, schließlich hatte der Markt Kötzting mit seinen Freiheitsrechten den alleinigen Bierverschleiß im weiten Umkreis zugestanden bekommen.

Das Pfleggericht setzte einen Untersuchungstermin an und Johann Krieger konnte ohne Probleme Zeugen aufbieten, die Bierlieferungen seines Bräuhauses an Gastwirtschaften, vor allem im Zellertal und nach Thenning, schon seit den Zeiten des „alten als jungen Billich“ bestätigen konnten.

Seine neue Absicht den Gschwandhof mit der Privatbrauerei zu verbinden brachte nun buchstäblich das Fass zum Überlaufen.

StALa, Regierung Straubing, A 4456 Johann Krieger burger
und Pierpreuens zu Közting
contra
Cammerer und Rhat alda
wegen inhibierter (=Verbotener) Sommerpier
Einsimmerung in den Gschwandhof
prae(sentiert) 26. Jenner 1710
  • Die Einnahmen beim Kommunbrauhaus, die zur Hälfte der Marktkammer zuflossen, seien von 775 Gulden auf nur noch 410 Gulden in den Jahren 1708 bis 1714 zurückgegangen.
  • Krieger sollte im Gschwandhof, wenn er schon noch mehr brauen wollte, nur das Bier einlagern dürfen, dass er im Kommunbrauhaus auch selbst hatte brauen lassen, und dafür auch die entsprechenden Gebühren, „die Composition dafür abzuführen, dessen sich Krieger in sein Herz hinein schämen sollte, dass er als ein vorher wohlhabender Mann... versucht die Bürde auf uns zu schieben. Volglich uns hiermit gar zu ruinieren suechet. Dieses schmerzte die Bürger und so rechneten sie ihm vor, dass doch noch bewusst ist, dass er vor dem Krieg, nit allein von denen Gotteshäusern, sondern auch von anderen Orthen Gelt entlehnen müssen. Seithero aber 2 Töchter ausgeheiratet und ieder 1000 fl bezahlt, ohne was der Sohn beim Studium gecostet. Die Marktlehner meinten, dass er 4000 fl hineingehauset habe.... sonderbar wegen der gehaltenen Hauptquartier. Während alle anderen Bürger mit Brandenburgischen Soldaten belegt waren, hätte er Krieger gar nicht genug braunes Pier sieden und Pranntwein prennen können.“
  • Darüber hinaus hätte er aus einem Nebengebäude, das Mitte des 17. Jahrhunderts zum Gebäudekomplex hinzugekauft worden war, „ein anseheliches Pallasst erpauth“. Und die Mitbürger sahen voraus, dass dies nicht nur für das Hauptquartier nötig war, „sondern er hat es also erpauth, dass er mehrer Gäst bey seiner Würtschafft sezen: auch er Krieger hinein eine Acomodet: und Schlafkammer haben khönne.“ Obwohl auf diesem Haus keinerlei Gerechtigkeiten Herkommens waren, wolle er alle Hochzeiten und alle Feiern an sich ziehen und die Gemeinschaft der Bürger schädigen, obwohl die Marktlehner immer schon diese Feiern im Wechsel ausrichten konnten.

Bei all den Schwierigkeiten, die die brauberechtigten Bürger mit Johann Krieger hatten, so würden sich diese noch vergrößern, wenn die Rechte des Gschwandhofes als Marktlehen auch auf die Bräustätte übertragen werden durften, was sie, „sambentlich preuente Bürgerschafft zu Kötzting, untertänigst“ zu untersagen erbäten. (StALa, Regierung Straubing, A 4456).


Johann Krieger bewohnte damals ja als seinen Hauptwohnsitz das "Billichanwesen", also die Privatbrauerei, die sein Stiefenkel Wolfgang Samuel Luckner als sein Besitznachfolger dann zu dem Gebäudekomplex ausgebaut hatte, den wir heute als Hotel zur Post kennen.
Krieger, in all den Krisenjahren mit Bränden und kriegerischen Einquartierungen mit Glück und Können gesegnet, konnte seine Besitztümer stetig erweitern. Nach dem Gschwandhof 1710 erwarb er auch noch einige sich an diesen anschließende Wiesen und Gärten.
Diese Erwerbungen sind vor Allem wegen der Ortsbeschreibungen hochinteressant.
1715 kaufte er vom Schuhmacher Hans Georg Mayer zum Gschwandhof hinzu: ...so von der Widten oder Pfarrhofs Draidtstadel abwerts liegend und uf der Saiten an den Schlossstadel, an sein Kriegers gemelten Gschwandhofsbehausung hinderher hartstosst.... BP Kötzting von 1715 Seite 35
Dieses Widtum - wird auch Teil des nächsten Blocks für die Schilder- resp. Taferlaktion im unteren Markt werden - lag an der Stelle an der im 19. Jahrhundert das Kötztinger Gefängnis errichtet worden war. Im 20. Jahrhundert wurde es dann Gesundheitsamt und danach eine Aussenstelle des Finanzamtes. Das Widtum war kurz gesagt der landwirtschaftliche Betrieb des Pfarrers und seit der Kötztinger Pfarrer Klosterangehöriger war, welches ja auch einen eigenen Oekonomiebetrieb unterhielt, war der "persönliche" Bauernhof des Pfarrers nicht mehr wichtig und so verfielt das Widtum immer mehr, bis es auf Abbruch verkauft wurde. Vorher war es wohl noch der Pfarrgetreidestadel. 

Johann Krieger - zwischenzeitlich auch Kammerer (=Bürgermeister) in Kötzting gewesen- und seine Frau Agnes, in erster Ehe verheiratete Billich, stifteten und erbauten das "obere Seelhaus", also die Kapelle im oberen Friedhof, gelegen an der südlich unteren Friedhofsmauer, und legten 1727 ein "unauflöslichen" Kapital auf zwei Grundstücke an, die Hammerwiese und die Marktmühlwiese, um auf ewige Zeiten jedes Monat eine Messe für ihr Seelenheil lesen lassen zu können. (bischöfliches Zentralarchiv Pfarrakten Kötzting Nr. 8)

Die nächste Generation - also Luckners Mutter mit ihrem neuen Ehemann - wurde übergangen. Frau Agnes Krieger übergab das ihren gesamten Besitz - mit Auszahlungsverfügungen für Samuels Geschwister - an ihren Enkel Wolfgang Samuel Luckner, zuerst den Gschwandhof mit Einschränkungen, bis er seine Geschwister ausbezahlt hatte.

1738 nun wird Wolfgang Samuel Luckner uneingeschränkt Besitzer des Gschwandhofes und verstifftete diesen gleich an den ehemaligen Marktmüller Widtmann Hans Adam und seine Frau Katharina, allerdings unter Ausschluss des Bierverschleißes, er wollte wohl keine Konkurrenz bekommen.
In der Folgezeit wurde der Gschwandhof an die verschiedensten Männer verstiftet, die Liste ist sicherlich nicht vollständig. Folgende Namen und Zeiten sind gesichert.
Noch 1738 der bürgerliche Drechsler Johann Schall
1750 dann ist Ressler Caspar Stiftswirt auf dem Gschwandhof, nun durfte also auf dem Gschwandhof auch ausgeschenkt werden, natürlich nur Luckners eigener Sud...
1751 wird erneut Scholl Johann als "Beständtner auf dem Gschwandhof"  bezeichnet, als er sich ein anderes Marktlehen kauft und daher vom Status eines "Beisitzers" in den eines Kötztinger Bürgers aufsteigt, für stolze 12 Gulden. ( ungefähr so ca. 1200 Euro bei aller Ungenauigkeit)
Im selben Jahr teilt Luckner den Gschwandhof auf, den ersten Stock baut er für seine Bedürfnisse aus und behält er für sich selbst, das Erdgeschoss aber vermietet er  an seinen späteren Vizekammerer (und Kumpel, der für ihn und mit ihm durch dick und dünn ging) Kollmaier Michael.
Bei diesem "Wirt und Beständner auf dem Gschwandthof" Michael Kollmaier gings manchmal hoch her im Wirtshaus: (Rechnung Markt Kötzting von 1760)
Georg Zäch von Kaiterspach Spital Viechtacher Untertan - es ist genau das Spital in Viechtach, das heutzutage (2018) als Lokal und Konzertbühne in Viechtach von Olli Zilk betrieben wird -, Georg Egner von Puechberg Thomas Häckhel von Säckhenried, Mathias Häckhel von Ried samentlich Pfleggericht Viechtachische Untertanen und Johann Georg Weindl von Wimpach der Baron Schönbrunnischen Hofmarch Heitzelsperg haben  wider Michael Kollmeier würth und Beständner auf dem Gschwandhof dann Andren Leichtl und Joseph Müller beede Bürgerssöhn von hiermit Wolfgangen Gämmer Söldners und Andren Fischer Bauerssohn und Johann Jungpöckh weeber Gesellen alle 4 (?) aus der Hofmarch Wettzell weegen Fauststreich und ins Angesicht versetzten bluetigen Rizern die converntion gefieret, warüber sich aber beclagter dahin verantwortet, das Kleger zum ersten mit Schlagen angefangen mithin dieselbe genötigt waren die Nottwöhr gegen ihnen zugebrauchen, welches Kleger widersprechen, hingegen aber sovill einbekhennet dass sye Schlege bekommen ebenfalls sich gewöhret haben


Aus dieser Zeit kennen wir eine Planskizze, die für einen der vielen Prozesse Luckners benötigt und angefertigt wurde:




Wir befinden uns nun also in der Mitte des 18. Jahrhunderts und Wolfgang Samuel Luckner ist am Beginn seiner Laufbahn als Hopfenhändler, Bierbräu, Kammerer und gefürchteter Prozessgegner.
Was den Gschwandhof betrifft, so ist dieser im Leben Luckners erst sein zweiter Lebensmittelpunkt in Kötzting. Zuerst bewirtschaftet er seinen umfangreichen Besitz vom Brauereigebäude aus, dann allerdings, als seine Tochter Poschinger Michael aus Drachselsried heiratete, begann er sich den Gschwandhof als seinen zukünftigen Wohnsitz umbauen zu lassen, das Ganze verlief aber nicht sehr friedlich:


Michael Poschinger aus Drachselsried heiratete am 6. Mai 1774 Luckners Tochter Maria Franziska. Zum selben Zeitpunkt hatte Luckner seine Brauerei an die Tochter als Heiratsgut übergeben. Den Gschwandhof behielt er sich, obwohl er ihn pro forma mit übergeben hatte, auf Lebenszeit als Eigentum reserviert. Die zum Gschwandhof fest gehörigen Grundstücke allerdings durfte die Übernehmerin bereits nutzen. Dem Übergebern war es freigestellt, auf den Gschwandhof noch einen Stiftswirt hereinzuholen, dieser aber sollte verpflichtet sein das Bier nur von der eigenen Brauerei zu kaufen. Im Falle seines Todes würde auch der Gschwandhof an seine Tochter fallen, wofür dann nachträglich noch ein Betrag von 600 fl bezahlt werden müsste. Angesichts der enormen Umbaukosten ist die Übergabesumme von 6891 Gulden (+ 600 Gulden beim Tode Luckners) sehr moderat. Johann Michael Poschinger, dessen Attribut „tugendsam“ in den Akten doppelt unterstrichen ist, war der Sohn des Frauenauer Glashütteninhabers und Herrn der Hofmarken Drachselsried und Wettzell Michael Poschinger. Er brachte ein Heiratsgut von 7000 Gulden mit. Das junge Ehepaar übernahm dann ab 1774 die Brauerei und die Wirtschaft und Poschinger stieg ebenfalls in den Hopfenhandel ein.
Luckner hatte also nun zwar seinen Grundbesitz übergeben, mit dem Gschwandhof aber besaß er weiterhin noch ein bürgerliches Marktlehen, denn nur als solcher konnte er weiter Kötztinger Bürger bleiben und ebenso selbstverständlich weiter Innerer Rat und Kammerer.
Die Art der Übergabe und der sehr niedrig angesetzte Wert des Anwesens hatten aber vermutlich noch eine andere Ursache; Luckner hatte sich nämlich mit seinem Sohn Sebastian überworfen. Dieser trennte sich von seinem Vater im Streit und schlug gegen den Willen seines Vaters die militärische Laufbahn ein. „In Hast und Zorn gegen den Sohn Sebastian übergab dieser nun das gesamte liegende Vermögen, alle wichtige Mobilien, Einrichtung, Getreide, Vieh und Fahrnus (=Gerätschaft) aus lauter Verdruss und dem gewichenen Sohn zum Thort“, an seine Tochter. Weiter wurde der Übergabevertrag so abgefasst, dass es den beiden anderen Kinder unmöglich sein sollte, dagegen anzugehen.
Ausdrücklich wurden der abwesende Sohn und die, zu dieser Zeit minderjährige, Tochter Walburga genannt. Luckner wollte also seinem Sohn wegen „dessen Verachtung des väterlichen Vermögens, den Weg hierzu gänzlich abschneiden und selben gar enterben.“
Gleichzeitig hatte Luckner versucht das Vermögen für diese Übergabe klein zu rechnen, er übergibt den Gesamtbesitz, den er selber später auf über 43000 Gulden schätzt, für gerade mal 6891 Gulden.
Dieses absichtliche Täuschungsmanöver kostete Samuel Luckner nachträglich noch viel Geld und Mühe, denn es kam bereits nach kurzer Zeit zum Streit zwischen Luckner und dessen Schwiegersohn (an anderer Stelle spricht er von nur 9 Tagen nach der Übergabe). In einer Auflistung seiner wirtschaftlichen Leistungen die er Jahre nach dem Zerwürfnis – mitten in einem Rechtsstreit - aufgeschrieben hatte und mit der er sein wahres Vermögen darlegen wollte, versuchte er zurückzurudern und schrieb sich am Schluss seine ganze Empörung von der Seele:
„Wobey noch sonderbar –wie wohl gar unbeliebig hierorts vorzumerken kommet:/ das mein Herr Schwigersohn Johann Michael Poschinger Tag den 16. May[4] mich gar aus dem Hause geschafft, wodurch die Wohnung in dem Gschwandhof noch nit gänzlichen verferttiget gewesen, bey welch gar nicht verhofften Zuefahl ich Luckner die Hauben vom Kopf und nach dem Hueth gelanget, auch sogleich fortgegangen, mit Hinterlassung meines spanischen Rohrs, so mit Silber beschlagen, und dies zur Gedächtnis dises so feinen vorgang, welche ich aus Beschämung niemandten entdeckt, auch deme Weibe selbst nit, als welche mir nachgefolget mit Hinterlassung aller Einrichtung als Pettzeug, Dischzeug und all anderer beywesenter Sachen, so hier nit beschrieben seindt.“
Nach dem Streit mit seinem Schwiegersohn ist er wohl dauerhaft, und entsprechend des Übergabevertrages, in den Gschwandhof gezogen. Mit seinen Kindern zerstritten aber noch für viele Jahre der mächtigste Mann Kötztings und auch noch viele Jahre Kammerer und damit die bestimmende Person im Rat des Marktes Kötzting.
Im Gschwandhof kam es dann auch zu Übergriffen auf ihn als Kammerer, ein sowohl für damalige als auch für heutige Verhältnisse einmaliger Vorgang:
Sicherlich gibt es in vielen Gemeinden Zeiten in denen die Einwohner sich über ein Thema zerstritten haben, gegen Ende des 18. Jahrhunderts aber waren die Bürger Kötztings viele Jahrzehnte lang unversöhnlich in zwei Lager aufgeteilt und es kam zu Übergriffen, die selbst heutzutage die Zeitung „mit den vier großen Buchstaben“ wohl zu einer Überschrift veranlassen würde:

Bürgermeister von den eigenen Bürgerinnen verprügelt


In einem Rechtfertigungsschreiben berichtete Samuel Luckner selber über diesen Vorfall.
Undank ist der Welten Lohn, so meinte er, als er das Opfer eines tätlichen Angriffs in seinem eigenen Hause, ja in seiner Amtsstube, geworden war. Wohlweislich verschwieg er den eigentlichen Hintergrund dieses Angriffs auf sich, sondern führte nur den, für ihn sicherlich schmerzlichen, für den Hauptvorgang aber vollkommen unerheblichen Übergriff von fünf Bürgersfrauen auf ihn in seinem eigenen Haus an.
So berichtete er, empört über so viel Undank: „als ich nämlich als qua amtierender Kammerer im Jahre 1783 und zwar den 5 April Fastenzeits höchst landesherrliche Gefäll (=Steuern) der weitteren Versendungs Willen in meiner Wohnung gewöhnlichermaßen einnehme, rotheten sich 5 Weiber von denen Raithensteinischen Theilhabern zusammen, wartheten den Zeitpunkt ab, wo niemand fremdter als sie allein da waren, da ich nun von selben die Einschreibbüchl und ihre Schuldigkeit abbegehrte wagte es des Hans Georg Auzingers Eheweib mich rückwärts ins Gesicht und in die Augen nach ihren Kräften zu schlagen, welcher auch die Übrigen beygefallen und so viel ihnen möglich beleidiget haben, bis endlich ich mich durch Beyhilf meines Eheweibs von ihnen losgerissen, wonach selbe sich aus dem Staub gemacht, auf der Gassen aber noch mit Steinen und Sand, kurz mit deme was sie erwischt auf mich geworfen“.
Luckner, der Prozessprofi hatte es geschafft 14 Kötztinger Familien, die sich in seiner Abwesenheit Gründe der Hofmark Reitenstein gesichert hatten, an den Rand des Bankrotts zu treiben, weil diese über Jahrzehnte von diesen Grundstücken nur Lasten und Prozesskosten aber keinerlei Gewinn erzielen konnten. Der Akt der Ehefrauen, die beim Kauf der Grundstücke auch ihr Hochzeitsgut eingebracht hatten, war ein Akt der Verzweiflung aber trotzdem einmalig in der Geschichte Kötztings.
An seinem Schwiegersohn biss sich allerdings Luckner seine Zähne aus, der ging schlichtweg nicht auf seine Prozesstricks ein und ignorierte sämtliche Schriftstücke und Fristen.  

Michael Poschinger kam aber offensichtlich langsam sehr unter Druck und versuchte seinen eigenen Bruder zur Vermittlung einzuschalten. Diesen bezeichnet Luckner in einem abschließenden Schreiben, fast verächtlich nur als den Herrn Bruder Weltpriester, welcher zusammen mit dem Kötztinger Prokurator sich zur Vermittlung in seinem Haus einfand.(dieser, Weltpriester genannte, Bruder dürfte mit dem Hofmarksherrn Ignatz Poschinger identisch sein, welcher der Taufpate der ersten Kinder von Luckners Enkelin war und im Matrikel „sacerdos Saecularis“ genannt wird.)
Die Zusagen, die aufgrund dieser Vermittlung vereinbart worden waren, hielt Johann Michael Poschinger aber offensichtlich nicht ein, denn Luckner urteilte „er fände wahrhaft, dass es seinem Schwiegersohn an einer standhaften Denkhartt nur zu sehr fehle“. Gleichzeitig gestand er zu, dass die Streitigkeiten teilweise durchaus aus unterschiedlichen Beurteilungen herrühren könnten und aufgrund der verschiedenen vereidigten Aussagen kam er zu dem Schluss, dass sein Schwiegersohn es entweder nicht besser wüsste oder sich nicht erinnern könnte und schließt mit einer bemerkenswert altersweisen Schlusserklärung:
„Er, als ein alter Mann, der Gott zum Danke sein Brot hat, seine Kinder bis auf einen Sohn verheiratet und versorgt hat, und mit einem Fuß schon am Grabe steht, hat er sich entschlossen, ohne auch nur einen Gedanken an einen unsicheren Eid zu verschwenden, auf alle seine Forderungen zu verzichten und verlässt sich auf das gute Herz seines Schwiegersohnes, wozu ihn der hochwürdige Herr Bruder überredet hätte“.
Luckner zog also sämtliche Klagen, gleich ob mündlich oder schriftlich, zurück. Sein Ziel war es nun nur noch endlich Ruhe zu haben, „ein welches eine Hauptsach ist“.. Diese Ruhe wünschte er seinem Herrn Schwiegersohn und sich selbst in seinen besten Tagen, nebst aller freundschaftlichen Pflegung. Samuel Luckner ist also der vielen Prozesse müde geworden und wollte wohl endlich wieder freundschaftlichen Umgang mit dem Rest seiner Kötztinger Familie.
Am 12.12.1791 wurde der Vergleich zwischen den Beiden geschlossen und der Magistrat bat sogleich die Regierung in Straubing um die Rücksendung aller Akten, der Deckel sollte möglichst schnell geschlossen werden. Straubing ratifizierte wohl sehr gerne den Vergleich und schickte die Akten und die Rechnung.
Der wahre Hintergrund seines nachgiebigen Verhaltens lag aber wohl in einer neuen familiären Entwicklung. Poschinger Johann Michael hatte eingewilligt, sein Vermögen an seine Tochter zu übergeben. Damit hatte Luckner sein Ziel erreicht, seine Enkelin war im vollständigen Besitz seines erarbeiteten Vermögens, und nun konnte auch er nachgiebig sein.

Poschinger Johann Michael, verwitweter Brauer in Kötzting übergab das Anwesen, das er seit 1774 zusammen mit seiner Frau und nach deren Tode 1778 alleine besessen hat, am 13.10.1791 an seine Tochter Maria Theresia. Sie, die am 9.10.1776 geboren wurde, heiratete am 19.06.1792 den aus Sicharting in Österreich stammenden Braumeister in Drachselsried Georg Schrank. Schrank Georg erkaufte im Jahre 1791das Kötztinger Bürgerrecht auf der Poschingerischen Bräustadt um 50 fl. Im Jahre 1801 war er dann sogar Vizekammerer.

Es kam das Jahr 1801 und es war wieder Kriegszeit und die französischen Truppen waren im bayerischen Wald. Als mit der Säkularisation Bayerns die bayerischen Klöster aufgelöst werden, kam auch das Ende für das Kötztinger Priorat. Die Grundstücke und Gebäude, die Möbel und die landwirtschaftlichen Geräte und Vorräte, alles wurde versteigert und Georg Schrank erscheint auch auf vielen Versteigerungslisten. Vor allem um landwirtschaftliches Gerät und Erntevorräte bewarb er sich und bekam dann auch den Zuschlag für Heu, Grummet und Werkzeug.
Um den Gschwandhof mit seinen Mietwohnungen gab es als Folge der Säkularisation ebenfalls Streitigkeiten.
Der Bezirksamtsarzt Dr. Reimer, der sich verheiratet hatte, wollte gern aus seinen beengten Verhältnissen ausziehen und hätte gerne den ersten Stock des Gschwandhofes bezogen, dieser war aber an zwei pensionierte Priestern, hier auch „Exbenediktiner“ genannt, aus dem säkularisierten Kötztinger Priorat vermietet.
Dr. Reimer stellte nun über das Pfleggericht Kötzting beim Magistrat den Antrag, dass die Priester ausquartiert würden, damit er eine der, in Kötzting raren, 3 Zimmerwohnungen beziehen konnte. Das Pfleggericht übte nun Druck auf alle Beteiligte aus, allein Georg Schrank stellte klar, dass er einen gültigen Mietvertrag  hatte und diesen auch einzuhalten gedenke. Auch die Priester verwiesen auf den Vertrag und wollten nicht in das vorgeschlagene Ausweichquartier wechseln.
Ein paar Jahre später wurden in Bayern die ersten Gewerbekataster aufgebaut und Schrank Georg ist dort mit seinen Konzessionen als Weinwirt, Bierbrauer und Hopfenhändler aufgelistet.   





Unterschrift auf dem Testament Ignatz Schrank
StaLA Rep 166N-12 Schachtel 14 Nr. 80 Schrank Ignaz


Ignatz Schrank,  der Sohn Georgs, erhielt am 15.10.1828 die Heiratserlaubnis vom Magistrat für seine Hochzeit mit „Madame“ Nanette Pröll, Tochter des Franz Pröll aus Wolferstein. Die Ehe wurde am 21.01.1829 geschlossen. Zwei Jahre später wurden die Urkataster Kötztings angelegt und dort ist sein Anwesen mit dem Hausnamen „Schrank“ aufgeführt, als ein Gasthaus mit Bierbrau- und Schankgerechtigkeit und eigenem Brauhaus.

Versuch von Ignatz Schrank das Schankrecht auf seinen Keller zu übertragen
Schrankenkeller (Schmidtbräukeller) in der heutigen Holzapfelschule ein
Ort vieler Spottgedichte des Dr. Müller gen. Saumüller
Mit der neuen Zeit und den Möglichkeiten, neue Gewerbe zu eröffnen, kommen einige Kötztinger brauende Bürger auf die Idee, bei ihren Sommerkellern außerhalb des Marktes Biergärten einzurichten und dort den Ausschank zu ermöglichen. Die beiden Bürger Hofbauer und Dreger machten die Vorreiter und schon protestierte Ignatz Schrank, dass „diese besonders in den Pfingstfeiertagen wo wegen des sogenannten Pfingstlrittes eine große Conkurrenz von Menschen war, einen sehr bedeutenden Zugang hatten“ und bittet, dass der Magistrat diesen Unfug abstellte.
Ignatz Schrank und sein Bruder Michael, der spätere Bürgermeister Kötztings betrieben zuerst einmal die Brauerei gemeinsam, worüber es auch ein Spottgedicht des bekannten Kötztinger Arztes Dr. Müller, genannt Saumüller, gibt. Dr. Müller ein sprachgewandter Mediziner war offensichtlich ein täglich gern gesehener Gast im Wirtshaus, allerdings eben im jetzigen Haus des Gastes.




Ignatz Schrank und seine Frau hatten zwei Töchter: Anna Maria Julia Theresa, geboren am 06.06.1830 in Kötzting mit den Taufpaten Michael Poschinger, Gutsbesitzer aus Frauenau, und Theresia Schrank, der Schwester des Vaters, aus Kötzting.
Als zweite Tochter wurde Maria Anna am 14.05.1835 in Kötzting geboren; diesmal waren die Taufpaten Maria Poschinger, Gutsbesitzersgattin aus Frauenau, und Salome Schrank, Ignatz Schranks nun bereits verwitwete Stiefmutter aus Kötzting. Beide Mädchen wurden in Kötzting auch als Pfingstbraut auserwählt. 1841 wird uns ein Fräulein Therese Schrank übermittelt, die bereits im zarten Alter von 11 Jahren (!) als Pfingstbraut fungierte. Im Jahre 1851 war dann Anna Schrank die Pfingstbraut. Therese Schrank heiratete übrigens ihren Pfingstbräutigam, den Hammerwerksbesitzer von Harras und Kötztinger Bürger, Josef Windorfer.

Ignatz Schrank hatte allerdings sein Hauptanwesen ( nun das Hotel zur Post) Ende des Jahres 1855 an seinen Bruder Michael verkauft und sich auf den Gschwandhof zurückgezogen, also eine Vorgehensweise, wie sie auch schon Samuel Luckner praktiziert hatte. Obwohl er dort als Marktlehner das Brau- und Schankrecht hatte, wollten ihm die Mitglieder des Kommunbrauhauses dieses streitig machen, weil er solches Reales Recht bereits seit 30 Jahren hatte ruhen lassen. Die Kötztinger Bürger kamen damit aber nicht durch, das Gericht befand eindeutig, ein Recht könne nicht verjähren.
Testament des Ignaz Schrank von 1862
Sogar die Namen der Hunde der Familie Schrank sind uns überliefert. Da gerade die Tollwut grassierte, mussten die Hundebesitzer regelmäßig ihre Haushunde anmelden. 1859 hatte Ignatz Schrank auf dem Gschwandhof drei Hunde, er nannte sie Zesalin, Luxl und Lauberl. 
Ignaz Schrank blieb auf dem Gschwandhof. Er starb am 03.09.1870 nachmittags um ½ 3 Uhr im Alter von 67 Jahren an der Herzwassersucht und wurde zwei Tage später im unteren Friedhof, also bei der Pfarrkirche, begraben. Auf seinem Grabstein wurde er als ehemaliger Posthalter in Kötzting und Gutsbesitzer auf Hohenwarth bezeichnet.
Von Ignatz Schrank besitzen wir aus dem Staatsarchiv Landshut eine Menge an Unterlagen, die nach seinem Tode ausbewahrt wurden, vom Heiratsvertrag mit seiner Frau bis hin zu den Testamenten und verschiedenen Schriftstücken, die sich mit seinem Nachlass beschäftigen, so unter anderem eine umfangreiche Inventurliste seiner Inneneinrichtung im Gschwandhof:
erste Seite des Testaments von Ignaz Schrank
 im Wohnzimmer

ein Commodkasten
ein Tischchen
drei Sessel

ein Schlafsessel mit zwei
andern Sesseln


Im Schlafzimmer
Ein Schreibtisch
ein Kinderkasten
sechs Sessel
ein Kanapee
ein Commod



 Vier Bilder und ein Spiegel

Im Nebenzimmer
ein Bett mit Bettstatt
ein Commod
ein Kanapee
sechs Sessel
ein Glaskasten
drei Bilder ein Spiegel
ein Waschtisch
ein Tischchen

In der Küche
ein Küchenkasten mit einigen
Geschirr und Bestecke
acht Pfannen ,mehrers
irdenes Geschirr und
einige kupferne Modeln
vier eiserne Häfen ein
Küchenkasten mit geschirr
eine Truhe

Im Hausflez
ein kasten mit Gläser, Porzellan
steinernen Krügen
ein Tisch

im Blauen Zimmer
ein Schreibpult mit Kasten
drei Betten





eine Bettstatt
ein Tisch
ein Commod
sechs Sessel
ein Nachttisch
ein Tisch
zwei Stück xxlese Spiegel
ein Bild

im Hausgang
ein Kasten
ein Tisch
zwei Spiegel
ein großer Kasten
ein dergleichen
im weissen Zimmer
ein Tisch mit Glaskasten
ein Getraidebehälter
sechs Metzen Kleesamen
ein Tisch
Im grünen Zimmer
ein Commod
sechs Sessel
ein Nachttisch
drei Bilder ein Spiegel
einTisch






In der Magdkammer
zwei Betten mit Bettläden
ein Commod
sechs Sessel
ein Tisch
ein desgleichen
fünf Bilder ein Spiegel

auf dem Boden
eine Truhe
zwei desgleichen
eine Partie Faschen(?)

Im gelben Zimmer
ein Commod
ein Tisch
ein Kanapee
drei Sessel
Bett mit Bettstatt
Backtrog
Im Waschhaus die Waschhauseinrichtung
Im Hofraum 15 Fuhren Dünger
In der Stallung
ein paar Ochsen
eine Kuh
eine dergleichen
ein desgleichen mit Kalb
eine Kalben
ein Pferd





2 Pferdgeschirr

Im Stadel
eine Windmühle
Stadeleinrichtung
dreißig Zentner Heu und Crummet
sechs Schilling Roggenstroh
ein einhalb desgleichen
fünfzehn Schilling Haber
sechs Schilling Roggenstroh
zwanzig Schilling
Roggen
In der Wagenremise
eine Waag
fünf Sensen
eine dergleichen
drei Dienstbotenbetten
im Heustadel
zweihundert Zentner Heu
fünf Wägen
eine Partie Holz
im früheren Diermeierhause
fünfzehn Stück Sommerfässer .......











Im Hause Schrank sollte es nie an ausreichender Menge an Sesseln und Spiegeln fehlen......
Der Nachlassakt schließt mit einer Unterschriftenliste, die dann auch die neuen Besitzer dokumentieren:
Anna Yberle Tochter des Ignaz und ihr Mann - Theres Windorfer, die andere Tochter und ihr Mann und Xaver Windorfer, Hammerwerksbesitzer in Kötzting und Gründer von Harras.
Archiv Arbeitskreis Heimatforschung uU von HL Josef Bock gemacht
Aus dem frühen 20. Jahrhundert haben wir im Stadtarchiv ein Bild des Pfarrhofs - vermutlich vom Kötztinger Hauptlehrer Josef Bock geschossen - in dem im Original auf dem Grabstein schwach zu lesen ist, dass es sich bei dieser Grablege um das Familiengrab der Schranks handelt. In diesem Zusammenhang gibt es bereits einen Blogeintrag von mir: wer ist die unbekannte Tote?



Nach dem Tode Ignaz Schranks erbt die Tochter Therese den Gschwandhof und zusammen mit Ihrem Mann reichen sie noch einen Bauantrag ein, noch ist Alles beim Alten, aber schon drei Jahre später, als die Distriktsgemeinde einen Platz für ein Krankenhaus benötigt, da der umgebaute Ecklshof in der Schattenau keinen medizinischen Notwendigkeiten genügen konnte,  kommt es zum Verkauf und folgend zum Umbau des Anwesens:
Armenhaus in der Brandstraße,
Teil des früheren Ecklshofes


Schon ab 1871 wird geplant und so haben wir aus dieser Z/eit durch die Bau und Lagepläne eine gute Vorstellung davon wie es im Krankenhaus ausgesehen hat:
Staatsarchiv Landshut Landkreis Kötzting Nr. 533
Zimmereinteilung Erdgeschoss



















Lageplan des ersten Umbaus für das Krankenhaus




Legende des Lageplans

























Schon wenige Jahre manifestierte sich die bereits von Carl von Paur angestoßene Betreuung von Waisenkindern in einem eigenen Baukörper, der dann mit einem Verbindungsgebäude mit dem Krankenhaus verbunden wurde.... ein eindrucksvoller Baukörper
Krankenhaus - links - und Josefspflege - rechts

Die einzelnen Detailpläne zeigen ein, für heutige Verhältnisse ernüchterndes Bild einer Kinderverwahrung in Massenquartieren



Aus dieser Zeit gibt es nun auch schon die ersten Photos UND auch schon einen Blog, in dem ich die Frage aufgeworfen habe, warum die Straße zwischen Kirchenburgmauer und Krankenhausmauer damals so eng war - tatsächlich oder nur als optische Täuschung?
Bild um die Jahrhundertwende - stammt aus dem Aktennachlass von Walter Ertl

vergleicht man das Bild mit einer Aufnahme aus dem Jahre 1976, so sieht man, wie weit das Gebäude beim Neubau zurückversetzt worden ist:
Bild Archiv Arbeitskreis Heimatfoschung




Auch von der Zimmeraufteilung des Krankenhausumbaus von 1893 haben wir einige Schnitte:


Wie gings nun weiter mit dem kombinierten Kranken/Waisenhaus?
Die folgenden Jahre sind dermaßen turbulent, dass die Geschichte - unter dem Oberbegriff - der sozialen Situation in Kötzting am besten tabellarisch dargestellt werden kann.
Ludwig Baumann hat uns diese Arbeit vor vielen Jahren bereits abgenommen und in der von Frau Renate Serwuschok verantworteten Festschrift veröffentlicht:












Auch wenn sich die turbulenten und sehr häufig wechselnden Besitzer-Betreiber-Käufer nur noch tabellarisch vernünftig darstellen lassen, so sind es doch die Menschen, die in diesem Hause wirkten, arbeiteten und mit den Patienten mitlitten, es wert auch erwähnt zu werden.
Emailschilder am Krankenhauseingang
Bild Archiv Arbeitskreis Heimatfoschung
Ich möchte nur kurz die großen drei Chefärzte im Kötztinger Krankenhaus ansprechen: die Dres Stern, Hager und Metschl, für viele unvergesslich und immer auch, so lange sie lebten, Teil des Kötztinger Kulturlebens.
Die drei Chefärzte, von links Dres Stern-Metschl und Hager zusammen mit
dem damaligen Landrat Girmindl. 1. Quartal 1976 bei der Übernahme des
Krankenhauses durch den Landkreis Bild Archiv Arbeitskreis Heimatforschung

Besichtigung in einem der "berühmt berüchtigten" 8 Bettzimmer Bild Archiv Arbeitskreis Heimatforschung
Eingipsen Bild Archiv Arbeitskreis Heimatforschung





















Nicht zu vergessen sind die vielen Mallersdorfer Schwestern, die Röntgenschwester (da gibt es viele Geschichten zu erzählen), die Krankenschwester Edelhilda, Sopatra, die Kranzlschwester, die Schwestern vom Kindergarten und viele andere mehr.
Ganz besonders hervorheben möchte ich aber DIE Frau Oberin, Frau Emmerama Glasschröder, Chefin des Hauses und Gute Seele in einem. Dies hier ist ein Blog über ein Gebäude und das Leben der Schwester Oberin ist auch bereits im Kötztinger Heimatbuch 1085-1985 bereits gewürdigt worden. Die Kötztinger Oberin war für manche Kötztinger Mitglieder der NSDAP eine große Hilfe bei deren Spruchkammerverfahren, in vielen dieser Akten finden sich positive Aussagen und Gutachten von Ihrer Hand, die zumindest die positive Einstellung zur katholischen Kirche den Angeklagten bestätigen konnten.





















Eines der letzten Bilder der emeritierten Frau Oberin, Schwester Emmerama, stammt aus der Feier der Übergabe des Krankenhauses an den Landkreis gleich zu Anfang 1976, wenige Wochen später war sie verstorben.





Schwester Viorika in Ihrem Reich in der Küche
im Kellergeschoß, Bild Archiv Heimatforschung
Meine persönliche Erinnerung an sie besteht aus diversen "Fufzgerl" Geldstücken, die ich jedes Mal nach dem Ministrieren in der Krankenhauskapelle immer von ihr bekommen habe. Eine andere Erinnerung sind die Riesen Betonbottiche für eingelegte Eier in der Krankenhausküche. Da wir von der Bäckerei aus das Krankenhaus belieferten, kam ich als Kind mehrmals die Woche in die "Katakomben" des Krankenhauses hinunter und habe immer eher mit leichtem Grusel, die in einer milchigen Flüssigkeit schwebenden Eier betrachtet, so ein wenig wie eine Wasserleiche.......

Auch mit dem Pfingstritt war Schwester Oberin eng verbunden und sorgte dafür, dass ihre "Zöglinge" schon früh Pferde bekamen um am Pfingstritt teilnehmen zu können.
Die Wertschätzung der Kötztinger für ihre "Schwester Oberin", die gleichzeitig auch die Mutterstelle für die vielen Zöglinge des St. Josephsheims vertrat - von den Kötztingern als "Anstaltsbuben" bezeichnet, zeigte sich ganz besonders bei Ihrer Beerdigung, hier einige eindrucksvolle Bilder:
Alle Bilder von der Beerdigung am 26.3.1976 stammen aus dem Bild Archiv Arbeitskreis Heimatfoschung







beerdigt wurde Frau Emmerama Glasschröder auf dem Priestergrab zwischen Pfarrkirche und St. Anna Kapelle

Langsam aber kam die Zeit des Krankenhauses für den alten Gschwandhof zu einem vorläufigen Ende: ein Neubau musste her und wurde geplant.

Planvorstellung für das neue Krankenhaus

Faschingsumzug Arndorf 1973, vom Krankenhaus direkt in den Friedhof
Bild Archiv Arbeitskreis Heimatfoschung
Es ist hier nicht der Platz um die politischen Schlachten um den Standort für das neue Krankenhaus nachzuzeichnen, es ging hoch her, den Einen war er am Ludwigsberg zu weit weg, draußen beim neuen Friedhof an der Schmidmarter wollten die Anderen einen Zusammenhang herstellen, der sicherlich nur im Faschingszug seinen Sinn hatte, abre es ging hoch her, es wurde gestritten und  irgendwann siegte eine Mehrheit; das neue Krankenhaus wurde gebaut und das Gebäude unseres alten Krankenhauses versank in einen Dornröschenschlaf, bis, ja bis.....



erste Klinik für traditionelle chinesische Medizin

Zeitungsausschnitt 1985


















Nach Eröffnung des neuen Krankenhauses an der Schmidmarter 1983 blieb das Gebäude zunächst leer stehen, 1985 dann - siehe Tabelle - kaufte die Stadt Kötzting das leerstehende Gebäude. Ich erinnere mich, dass es im Gespräch war, dass der Staat das alte Krankenhaus als Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (damals meist aus den Ostblockstaaten) ins Auge gefaßt hatte.
In einer Blitzentscheidung, bevor der Staat auf die Nutzung des leerstehenden Gebäudes seine Hand legen konnte, übernahm der Kötztinger Unternehmer Anton Staudinger sen. das Gebäude und verwirklichte darin einen seiner vielen unternehmerischen Ideen. In Kooperation mit einer Pekinger Universität eröffnete er nach einer Generalsanierung und Umbaumaßnahmen die . „Erste Deutsche Klinik für Traditionelle Chinesische Medizin“  Sehr schnell erreichte er auch, dass einige Krankenkassen die Behandlungsmethode in ihren Maßnahmenkatalog aufnahmen und seither gehören die neuen chinesischen Mitbürger zum gewohnten Straßenbild.


Deckblatt der Werbebrochüre der TCM-Klinik Kötzting aus dem Jahre 1991
eine Schrift von Sun Hongyi
das fließende Wasser wird niemals faulig
die Scharniere der Türen werden niemals von Würmern angegriffen



1991 Mitglieder der Familie Staudinger - Dr. Hager und ein Team der chinesischen medizinischen Abteilung






 So flankieren nun, inmitten der bayerischen Kleinstadt Bad Kötzting, zwei chinesische Löwe aus Stein die Eingangspforte des altehrwürdigen historischen Gschwandhofes auch wenn vom alten Gebäude nur noch der Standort vorhanden ist, kein Mauerrest kann auf das alte Gebäude zurückgeführt werden.
























 Anton Staudinger jun. führt das Unternehmen nach dem Tode seines Vaters in der zweiten Generation nun weiter.









Scientific Board ebenfalls 1991 rechts der jetzige "Chef des Hauses" Herr Anton Staudinger jun. neben seinem Vater

Ganz am Ende noch ein Bild, das ich im Flur der TCM Klinik gesehen und abgebildet habe, der linke zweistöckige Baukörper ist der alte Gschwandhof, Wohnung sehr bekannter und einflußreicher Kötztinger Bürger.







Besitzer auf dem Gschwandhof in Kötzting


1450                 Wolfhart Mulner vom Swanchoff              
1462                 Gschwandhof  1/2 oed Lehen und 2 Thaile       
1505                 Wirt Jakob Bürger  verkauft an den Staat                                                         
1505                 Zöhelen Jakob als Lehen vom Landesherrn
1516                  Musterungsliste NR 864
1584                 Yettinger Hans                                                
1630                 Rosenhammer  Mathias                                  
1638                 Rosenhammer Mathias Erben                        
1647                 Sinzl Hans Georg                                           
1661                 Perr Hans                                                       
1650                 Poxhorn Georg, Bürger                                 
1650                 Prantl Ander Hammerschmied Stifter           
1667                 Dengscherz Georg                                         
1706                 Dengscherz Hans                                                 
1706                 Hofmann Martin
1710                 Krieger Hans                                                         
1711                 Raab Jakob Stifter                                                 
1737                 Schall Johann Stifter                                             
1737                 Luckner Samuel                                                    
1738                 Widtmann Hans Adam ehem Marktmüller Stifter 
1750                 Rössler Kaspar, Stiftwirt                                              
1750                 Kollmeier Michael Stifter
1774                 Poschinger Johann Michael
1784                 Wöhrl Ander Stifter
1811                 Schrank Johann Georg           
1828                 Schrank Ignaz
1870                  Windorfer Theres
1873                  Distriktsgemeinde Kötzting
1896                  St. Josefs Pflege
1947                  Seraphisches Liebeswerk
1976                  Landkreis Cham
1985                  Stadt Kötzting

1985                  Staudinger Anton sen.



[2] BayHStA Ausw. Staaten Böhmen Lit. 94  die zum Gschwandhof gehörenden Grundstücke wurden abgetrennt und der Kirche Kötzting als Besitz zugeschlagen, so zum Beispiel die großen Wiesen in der oberen Au, im Genskragen und in der Angerwiese. Beim Gschwandhof verblieben nur das „Haws, hoffstat und ein stadel mit sambt ainem Lehen, das in die drew velld drey äcker hat, die gelegen sein im Marktfeld, auch ainen Krautgarten bey dem Weg gen Grueb und ain Wissfleckel“ .
 




 

Donnerstag, 28. Juni 2018

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 Da ich in diesem Blog ausschließlich über zeitgeschichtliche bzw. historische Ereignisse schreibe greift hier der Paragraph 23 und dort wiederum die Punkte 1 und 3 des KunstUrhG


Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie
                                                                            § 23




(1) Ohne die nach § 22 erforderliche Einwilligung dürfen verbreitet und zur Schau gestellt werden:
1.Bildnisse aus dem Bereiche der Zeitgeschichte;
2.Bilder, auf denen die Personen nur als Beiwerk neben einer Landschaft oder sonstigen Örtlichkeit erscheinen;
3.Bilder von Versammlungen, Aufzügen und ähnlichen Vorgängen, an denen die dargestellten Personen teilgenommen haben;
4.Bildnisse, die nicht auf Bestellung angefertigt sind, sofern die Verbreitung oder Schaustellung einem höheren Interesse der Kunst dient.

In einem anderen Kommentar werden diese 4 Punkte in einem Satz zusammengefasst:


Keiner Einwilligung bedarf es bei der Verbreitung und Veröffentlich regelmäßig, wenn die Bilder zur Zeitgeschichte gehören, Personen auf den Bildern nur als Beiwerk erscheinen, Versammlungen, Aufzüge, Demonstrationen usf. abgebildet sind oder die Abbildungen einem höheren Interesse der Kunst dienen (§ 23 Absatz 1 KunstUrhG). Dies gilt jedoch ebenfalls nur, insofern die schutzwürdigen Interessen des Abgebildeten bzw. dessen Angehörigen dadurch nicht verletzt werden.

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Sonntag, 24. Juni 2018

Nachrichten aus dem Stadtarchiv - Manches ist neu und Einiges ist überaschend

Dies ist übrigens der Blogbeitrag Nummer 100 seit dem Beginn im Jahre 2012:

Diesmal wieder mal Etwas in eigener Sache....:

Das neue Zeitungsarchiv


Die Redaktion der Kötztinger Umschau zieht um, vom Büro in der Müllerstraße am Weißen Regen hinauf mitten auf den Marktplatz in den Neubau, der nun die Anwesen Miethaner und Liebl ersetzt.
Nachdem aber die neuen Räume kleiner sind als vorher, durften wir vom Stadtarchiv die Sammlung der gebundenen Ausgaben der Kötztinger Umschau ins Archiv übernehmen.
Mit der Hilfe von zwei kräftigen Mitarbeitern vom Bauamt und drei(!) LKW Fuhren konnten wir den Transport stemmen und nun sind wir, nach einer Abgabe von mehreren/vielen Ausgaben der Kötztinger Zeitung (aber ebenfalls aus dem Besitz der Kötztinger Umschau, abgegeben beim vorletzten Umzug heraus aus dem Mesnerhaus) in Besitz von 20 lfm gebundenen Zeitungen (nur die Lokalausgabe)
unten rechts einige Bände mit Wasserschaden

die andere Seite des Schwerlastregals, auch hier im Hintergrund Zeitungen mit Wasserschaden

Seit dem Jahre 1975 werden in der Stadtverwaltung Bad Kötzting die Lokalausgaben der beiden Kötztinger Zeitungen gesammelt; diese aber eben nur geheftet und nicht gebunden. Durch die Heftung ist eine Benutzung, ohne das Material zu beschädigen, fast ausgeschlossen. Vor Allem aus diesem Grunde freut uns dieser neue Bestand im Archiv. Da über das E-Paper der MZ seit mehr als 10 Jahren die jeweiligen Lokalausgaben auch digital angesehen werden können, werden wir über kurz oder lang die eigene Zeitungssammlung einstellen bzw. die Doubletten sogar aussondern können um Platz zu gewinnen.

Wie alle anderen Archivalien können auch diese - natürlich zu den Dienstzeiten zZ jeweils Mittwochs vormittags - jederzeit eingesehen und kopiert werden.

Nun gibt es aber auch eine kleine Einschränkung......beim letzten Hochwasser, das die Kötztinger Hochwasserschutzanlagen von hinten her aufgerollt hatte, war auch das Büro der Umschau betroffen.  Dank der Hilfe von Frau Rabl-Dach konnten die "abgesoffenen" Bände gerettet werden. In mühevoller Kleinarbeit hat Frau Rabl Dachs die Bände, die tatsächlich komplett unter Wasser gestanden hatten, auf ihrer Wiese in der Sonne Seite für Seite getrocknet und damit uns Allen erhalten.
So, nun sind diese Bände, anders als die gebundenen, nur liegend aufzubewahren und im Falle einer Benutzung besteht daher auch die Gefahr einer Beschädigung.
Was folgt daraus......Neu zu binden geht nicht.... also
In Regensburg beim Buchbinder versuchsweise für 10 Bände 2mm Graupappe zuschneiden lassen:
Zeitungen monatsweise gebunden
aber ohne Kartondeckel
Zeitungsbündel zwischen Kartondeckel

























Die Zeitungsausgaben können nun wieder hochkant eingereiht werden und einzeln
entnommen werden ohne die benachbarten Bände zu tangieren.
Dies ist nun ein erster Schritt zur Bestandserhaltung unserer Lokalzeitungen. Die Schüre sind aber nur ein Provisorium um herauszufinden, ob die Pappen stark genug sind, neue 12 mm Baumwollbänder sind bestellt.....


Eine Überraschung unter einem kleinen alten Schultisch....

Im Rahmen der Andienung von Materialen aus dem Bad Kötztinger Bauamt an das Archiv, brauchen wir im Keller Platz um die Akten von einzelnen früheren Bauvorhaben der Stadt Bad Kötzting zu strukturieren, durchzusehen und auf das archivwürdige Material einzudicken. Dazu war eine Arbeitsfläche nötig und auch hier, Dank an die MZ und deren Umzugsplänen, half uns die Redaktion der Kötztinger Umschau mit ihren abzugebenden Büromöbeln aus.
Nach dem Antransport der Zeitungen holten wir in einem letzten Schritt noch ein paar Schreibtische und entsorgten auf diesem Wege auch die alten, höhenmäßig ungleichen und unebenen Schulbänke aus den 60er Jahren, die hier unten vor vielen, vielen Jahren in dem Abstellraum eingelagert worden waren.
Neuer Arbeitsbereich zum Aktenaussondern
Kurz gesagt, neue Tische hinunter in den Keller und beim Raufgehen gleich jeweils einen alten Schultisch mitnehmen.....
sagt der städtische Mitarbeiter, der hinter mir und meinem Tisch ging: "Da ist ja noch etwas unter den Tischen drin!"
Das "Etwas" stellte sich als ein Akt aus der Zeit der amerikanischen Militärregierung heraus, wohl aus dem Bestand des ehemaligen Landratsamtes und hatte die Überschrift:

Militärregierung Requirierungen

In dem Akt befinden sich monatliche Meldungen und Listen von Seiten des Marktes Kötzting an das Landratsamt bzw. an die zuständige amerikanische Behörde in Regensburg, welche Gebäude von den amerikanischen Streitkräften besetzt und ab wann wieder freigegeben wurden und vor Allem zu welchem Zweck diese genutzt wurden.
Manche dieser Einträge waren mir bekannt, aber viele nicht. Diese Einträge sind derart gut und detailliert, dass dies sicherlich einmal ein extra Blogeintrag werden wird. Hier nur mal schon vorab ein Beispiel für solch eine Zusammenstellung:
Aufforderung an die "Gemeindebehörde" Kötzting freigewordene Gebäude zu melden

Nutzungebeschreibung Januar 1947, als nur noch sehr wenige Häuser beschlagnahmt waren
Hinweis: bei uns im Haus Marktstraße 19, nun Marktstraße 30, also zwischen der Bäckerei
und Osl, war im Dritten Reich das Wehrmeldeamt eingerichtet, dieses wurde vom CIC, also
vom amerikanischen Geheimdienst (später CIA) genutzt.

interessante Nachfrage an die Marktverwaltung mit handschriftlichen Vermerken: offensichtlich hat der Schreiber des Marktes am Rande die einzelnen Tage vom Einmarsch der Amerikaner bis zur Kapitulation der 11.PD rechts als Zeitpfeil notiert.

In dem, ich nenns mal, Mischakt, der im Wesentlichen die requirierten Gebäude und die schrittweise Ablösung betraf, finden sich aber auch ein paar interessante Nebenprodukte:
Zum Beispiel finden sich noch ein Ahnenpass aus dem Dritten Reich für einen Pg. Wiesmeier, geboren in Arndorf und nun wohnhaft im Rheinland, mit Aufforderungsschreiben der NSDAP Gau Hessen Nassau, diverse Namenslisten und Schreiben und vor Allem die Silvesterausgabe des "Völkischen Beobachters" von 1938, in dem die turbulenten Ereignisse dieses Jahres - natürlich aus der Sicht der NSDAP- in einer großen Doppelseite dargestellt werden.
Da ich, ob ich es heuer noch schaffe weiß ich nicht, vorhabe den Einmarsch der Wehrmacht in das Sudetenland mitsamt den angespannten und hochgepuschten Wochen vorher und auch die sofort erfolgte Vertreibung der jüdischen und teilweise tschechischen Bevölkerung aus dem Grenzgebiet mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln und Materialien aufzuarbeiten, passt mir der Jahresrückblick der NSDAP natürlich gut ins Konzept. Natürlich weiß ich um deren einseitige Darstellung der Geschichte.

Und dann gabs noch:

Feuerwehrakten


Michael Traurig jun, der mir schon manches Mal schöne und interessante Funde gebracht hat, überreichts mir diesmal einen ganzen Stapel an Feuerwehrunterlagen, die sich bei ihm zuhause in Familienbesitz befunden hatten.
Ein protokollbuch des Treffens der niederbayerischen Freiwilligen Feuerwehren im 19. Jahrhundert, Zeitungsausschnitte einer mir bis dahin völlig unbekannten Zeitung, den "Kötztinger Nachrichten"
Mitgliederlisten, Brandberichte und so weiter.
Wir haben im Stadtarchiv einen bestand an Bildern einer großen Feuerwehrübung im Dritten Reich auf dem Jahnplatz, vermutlich fotografiert vom Hauptlehrer Josef Bock. Nun haben wir dazu den kolorierten Plan für die Großübung, bei dem Aufgeführt ist, von welchen Ereignissen und Fortschritten bei der Übung auszugehen ist.
Auch dieses Konvolut an Materialien ist es wert einmal in einem Blog vorgestellt zu werden. Auch hier ein paar Beispiele:

Teil einer Einladung des Buschen und Wanderervereins an die Feuerwehr zum 70 jährigen Stiftungsfest im Lembergerkeller

Signale für die Feuerwehr

Titelblatt der Kötztinger Nachrichten von 1888

Theaterplakat der FFW Kötzting, leider ohne Jahresangabe

Das wars aus dem Stadtarchiv Bad Kötzting - alle diese Zugänge passierten in einer einzigen Woche, so kanns weitergehen.






















Mittwoch, 9. Mai 2018

Impressum

Clemens Pongratz                                
Sudetenstraße 7

93161 Sinzing

email: clemens.pongratz@t-online.de

Mittwoch, 2. Mai 2018

Die Renovierung der Sinzinger Pfarrkirche von 1835-1851

   Oder anders: was haben Kötzting und Sinzing gemeinsam?

kurz gesagt: beide sind "Beuteoberpfälzer" und beide haben ihre Wurzeln im Niederbayerischen.



alter Aktendeckel des Vorgangs aus dem Staatsarchiv Amberg

Einleitung, oder was ein alter Archivdeckel alles erzählen kann: 



Als Archivpfleger und mehr noch Heimatforscher im Stadtarchiv Bad Kötzting liegt mein Hauptforschungsfeld natürlich weniger in Amberg, als Standort der früheren Regierung der Oberpfalz (zu der wir seit der Gebietsreform von 1972 zwar jetzt auch gehören, s.o. Beuteoberpfälzer) und des dort angesiedelten bayerischen Staatsarchives, sondern vor allem im bayerischen Staatsarchiv von Niederbayern in Landshut.
Bei der Durchsuchung des Aktenrepertoriums der früheren Kammer des Inneren stolperte ich dann über einen Akt über Sinzing und habe ihn natürlich gleich ausheben lassen.
neues Deckblatt Staatsarchiv
Landshut

                                        


Bereits auf dem Deckblatt des ungefähr 5 cm dicken Aktes sieht man die "Reise", die Sinzing und damit auch dieser Kirchenbauakt im 19. Jahrhundert hat machen müssen, bis es endlich seinen Platz in der Oberpfalz gefunden hatte, durchaus mit Ähnlichkeiten zu Bad Kötzting.
Doch zuerst einmal zurück zur "turbulenten" Geschichte Sinzings, turbulent, was die regionale Gebietszugehörigkeit angeht.  Bis heran ins 19. Jahrhundert gehörte Sinzing, wie man auf gut bayerisch sagt, "gerichtsmassig" zum Pfleggericht Kelheim, das heißt, um im bayerischen Idiom zu bleiben: "eingesperrt worden sind die Sinzinger in Kelheim". Das dortige Amt hatte sowohl die Hoch- als auch - bis auf wenige Ausnahmen - die Niedergerichtsbarkeit für Sinzing über.  (siehe auch Rudolf Ottlinger, Sinzing, von den Anfängen bis zur Gegenwart Seite 116ff.)  
Die Niedergerichtsbarkeit umfasste neben der Abstrafung von kleineren Delikten (kleine, sehr kleine Diebstähle, Beleidigungen und Raufereien ohne Waffen bzw. ohne dass Blut geflossen war) auch alles das, was heutzutage ein Notar und ein Grundbuchamt zu verbriefen hätte. 
Die Grundherrschaft - also den "echten" Besitz der Bauernhöfe und der Grundstücke - über die 52 Anwesen teilten sich im Wesentlichen die Klöster Prüfening und das Damenstift Niedermünster. Um also bei der obigen, etwas flapsigen, Definition zu bleiben, Polizei, Richter und Notare kamen aus Kelheim, die Hauptsteuern wurden an die beiden Klöster nach Regensburg - und damit eigentlich ins nichtbayerische Ausland - bezahlt.

Sinzing, als Teil des Pfleggerichtes Kelheim, war also bis 1808 niederbayrisch; genauer, da Niederbayern damals ja  zweigeteilt war, gehörte Sinzing zum sogenannten "Straubinger Landl".
Die beste Karte des "Straubinger Landls" habe ich bei Wikipedia gefunden, auch wenn sie die Situation nur für das 14. und 15. Jahrhundert darstellt, als dieses Herrschaftsgebiet zusammen mit Holland(!) - genau, DAS Holland auch Amsterdam, Rotterdam und Den Haag waren einmal niederbayrisch, zusammen mit Sinzing und Kötzting - das Herzogtum Straubing Holland bildete.

Die obige Karte zeigt den "rechtlichen" Zustand im 15. Jahrhundert, in Wirklichkeit waren Teile davon, z.B. die Landgerichte Cham und Waldmünchen an die oberpfälzer Linie des Hauses Wittelsbach verpfändet und wurden damit von Amberg aus verwaltet. Dieses Pfand  - alles dieses steht im Zusammenhang mit dem Hausvertrag von Pavia - wurde wohl aus Geldmangel nie wieder ausgelöst. Genauer,  der östliche - und ärmere -  Teil des LGs - oder hier besser Markgrafschaft - Cham mit der Stadt Furth und den Märkten Eschlkam, Neukirchen beim hl. Blut und Kötzting wurde tatsächlich wieder  ausgelöst. Cham aber blieb als Pfand bei Amberg und so musste ein neues Verwaltungszentrum geschaffen werden >>>>>>> das Landgericht Kötzting wurde gebildet.
Nachdem sich mehrere Zweige der Wittelsbacher an dem Straubinger Erbe bereichert und das Herrschaftsgebiet von allen Seiten arrondiert hatten, wurde der Kern des Straubinger Landls Teil des Herzogtums Niederbayern Landshut. In Straubing herrschte als Vertreter des Herzogs der Vizdomb mit seinem Rentmeister. Der Anspruch auf die Landgerichte Cham und Waldmünchen wurde nie mehr eingelöst.

So war, vereinfacht gesagt, die weltliche Struktur und Zugehörigkeit Sinzings und seiner Bewohner über viele Jahrhunderte, bis sich mit der Errichtung des Königreichs Bayern als Folge der Napoleonischen Eroberungen alles änderte, bzw. eben alles auf den Prüfstand gestellt wurde. Mit der Säkularisation verschwanden die Klöster und der Staat übernahm die früheren klösterlichen Untertanen unter seine direkten Fittiche.

Übrigens auch damit ähnlich wie mein Heimatort Bad Kötzting und dessen Umgebung. Der damalige Markt hatte seine Unabhängigkeit durch langwährende Prozesse erst kurz vor dem Ausbruch des 30jährigen Krieges erreicht, aber viele Orte und damit viele Bauern mit ihren Familien waren Untertanen des Klosters Rott geblieben bis 1803. Hier wie dort wurden durch die Säkularisation der Klöster deren Untertanen "verstaatlicht" und so gingen ab da auch die Sinzinger Grundabgaben (sprich Steuern)  nach Kelheim.
1808 wurde dann bei der Erstellung der bayerischen Provinzen der sogenannte Regenkeis gebildet, wiederum mit der Hauptstadt Straubing, die beteiligten Landgerichte blieben dieselben. Dieser Zustand hielt bis 1838 an, dann wurden wieder die alten Namen der Bezirke eingeführt und Sinzing war wieder gut niederbayrisch geworden, mit seinem Landrichter, der in Kelheim saß.
Jetzt wird´s ernst, es kommt eine Art Gebietsreform auf den Nahbereich von Regensburg zu. Regensburg, seit 1838 auch die Hauptstadt der Oberpfalz, lag nun sehr, sehr knapp am südlichsten Ende der Oberpfalz. Bereits direkt am Stadtrand - buchstäblich dort, wo heute Regenjsburgs Hauptbahnhof sich befindet - begann damals Niederbayern. So kam es 1857 zu einer Neugliederung und der Schaffung der sogenannten "Landgerichte älterer Ordnung" (ab 1862 Bezirksämter genannt und später dann- viel später - in Landratsämter umgewandelt). Langer Rede - kurzer Sinn, bei der Neuerrichtung und damit notwendigen Neugliederung der Landgerichte musste Kelheim Federn lassen. Viele Orte der südlichen Umgebung Regensburgs - von Grass über Hohengebraching und Pentling  bis herüber nach Sinzing - wurden dem neuen Landgericht äO Stadt am Hof zugewiesen. Damit war Sinzing ab 1857 Teil der Oberpfalz geworden.

Wie es sich für eine saubere Neugliederung gehörte, musste Kelheim folgends dann auch alle Akten aus seiner Registratur abliefern, welche mit seinen "verlorenen" Ortschaften zu tun hatten. So kam dann der Akt über die Renovierung und den Anbau der Sinzinger Pfarrkirche nach Amberg.
Jetzt ist es aber so, dass der Vorgang lt. Deckblatt den Zeitraum von 1835-1851 umfasste und, weil in den Archiven eigentlich das Provinienzprinzip gilt, wurde der Akt offensichtlich zwar in Amberg registriert und in den Findbüchern erfasst, viel später aber bei der systematischen Durchsicht der Bestände (vermutlich erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) dann wieder nach Niederbayern abgegeben, weil eben der Vorgang im Niederbayerischen  begonnen und auch abgeschlossen worden war.
Betrachtet man den Aktendeckel genauer, so sieht man am oberen Rand noch zusätzlich die Bezeichnung Stadtamhof - Bezirksamt. Also ist der Akt erst nach der Einführung der Bezirksämter (1862) in Regensburg angelegt worden, später ins Kreisarchiv Amberg ( nun Staatsarchiv) gekommen und schlussendlich wieder nach Niederbayern verfrachtet worden.
Wir haben also nun einen Akt der
Regierung der Oberpfalz und von Regensburg
Kammer des Inneren
Sinzing 
die Pfarr Kirche 
1835-1851,
 abgegeben vom Bezirksamt Stadtamhof, der nun im Staatsarchiv von Niederbayern in Landshut zu finden ist:
Das war nun eine lange Einleitung, aber nun geht's los mit der

Sinzinger Pfarrkirche

Das Staatsarchiv Landshut hat im Jahre 2017 einen Probeversuch gestartet und lässt seither alle Archivbesucher - allerdings nur mit gewissen Einschränkungen - mit eigenen Kameras fotografieren. Ich habe dies in dem vergangenen Jahr reichlich genutzt und auch diesen Akt komplett digitalisiert. Da die Benutzung eines Stativs untersagt ist, sind die Bilder manchmal etwas schief geraten, dies nur zur Erklärung.
Anschreiben Gemeindeausschuss an das Landgericht Kehlheim
Am 19. Januar 1835 schreiben  die Mitglieder des Sinzinger Gemeindeausschusses an das königlich bayerische Landgericht zu Kelheim: Da nun gegenwärtig die Pfarrkirche Sinzing nicht nur innerlich sondern auch äußerlich sich in ruinösesten Zustande befindet, und zwar so wenn nicht in Bälde Hilfe erfolgt hinsichtlich der Dachung, so ist zu befürchten der Einsturz des Gewölbes, wo so dann auf einmal der gröste Theil der Gemeinde samt Priester ihr Grab in der Kirche finden kann. Nachdem nun diese Kirche überhaupts zu klein für diese Pfarrgemeinde ganz verarmt und mehr einer Räuberhöhle als einem Hause Gottes ähnlich ist, so stellt daher das königliche Pfarramt im Namen der ganzen Pfarrgemeinde Sinzing ihr tringenste und gehorsamste Bitte, daß durch behender Mitwirkung des königl Landgerichts Kelheim diese Kirche nicht allein ausgepessert, sondern um 10 Schuh wolle länger gebaut werden. Die Gemeinde macht sich dazu verbindlich nicht nur allein alle Fuhren unentgeltlich zu verrichten, sondern auch noch an denen .....

Klageschrift der Sinzinger Pfarrgemeinde, die Kirche sei
eher eine "Räuberhöhle"

Arbeitern und Handlangern einen großen Ersaz
zumachen. Wir trösten uns in der sichersten
Hoffnung, wo die Noth am größten ist da ist
auch die Hilfe am nächsten. Anbei verharren

in der ausgezeichnetsten Hochachtung
das königl(iche) Pfarramt Sinzing samt
der ganzen pfarrgemeinde
den 19. Januar 1835
dem königl(ichen) Landgerciht
Kelheim
 
Gemeindeausschuß
( da  es persönliche Unterschriften sind, bin ich mir nicht ganz sicher beim ersten:)
Pockes (?) Vorstand
Franz Gschwendner
Fahrnholz Stiftungspfleger
Johann Neumüller
 gehorsamster Peter Pfarrer mp (manus propria= mit eigener Hand)

die Gschwendner waren eine alt eingesessene Familie in Sinzing:


Mauerer Kostenvoranschlag


Es folgen ausführliche Zustandsbeschreibungen und Kostenvoranschläge der Mauerer, Zimmerer, Schlosser, Glaser und Steinmetze.

Der Zimmermann verweist in seinem Kostenmvoranschlag auf den offensichtlich von ihm verfaßten Plan:










Plan des Anbaus in der Pfarrkirche Sinzing


















So stellt sich im Situationsplan der Anbau und die Renovierung dar, unterschrieben vom Mauerermeister  Carl Dobmayr und vom Zimmermeister Johann Rieghammer: zu sehen ist der geplante Anbau, die, im Text ausdrücklich erwähnte, schiefe Stellung des Turms zum Langhaus, die kleine Sakristei und die Stiege hinauf zur Kanzel
bei der späteren Bauausführung ist man wohl vom Plan abgewichen, hat das Langhaus bis ganz an die hintere Grenze hin verlängert und daher den Eingang seitlich verlegt, möglicherweise ist dies auch ein Kind späterer Umbauten, weil das Fenster oberhalb des Portals auch zu dem Plan des Langhauses mit den vier Fenstern und einem rückwärtigen Eingang passen würde.

Zeitgleich mit dem Hilferuf der Sinzinger Pfarrgemeinde stellt das Landgericht Kelheim die rechtliche und wirtschaftliche Lage der Pfarrei Sinzing dar und verweist bereits auf die Herkunft aus dem Besitz der Regensburger Klöster - wegen der Baulast - und seiner nunmehrigen Stellung  im königlichen Ärar. Sie schreibt dies als Kommentar zum Sinzinger Antrag an die Regierung für den Regenkreis nach Straubing.

Die Kirchenstiftung Sinzing habe ausweislich der Kirchenrechnung von 1832/34 allgemeine Kapitalien in Höhe von 481 Gulden und an vergebenen Jahrtagskapitalien (= heutzutage würde man sagen an ausgeliehenen Geldern, Kirchen und fromme Stiftungen waren damals die einzigen legalen Geldgeber) 480 fl. Aus diesen Kapitalien erzielte die Pfarrgemeinde einen jährlichen "Gewinn" von 26 Gulden und erhielt weitere 10 Gulden als Pachtschilling von verpachteten Grundstücken. Die Rechnung endete nach Auflistung sämtlicher Ausgaben mit einem Verlust von 46 Gulden.
Das "Gutachten" endete mit der Frage bzw. Feststellung: Wie und auf welche Weise sonach wenigstens die dringendsten Bedürfnisse gedeckt werden sollen, hierüber wird höchste Entschließung sich erbethen.
Zuerst geschah aber nichts:
Die Regierung ließ mehr als ein ganzes Jahr vergehen, bis die königliche Baukommission im April 1836 sich bereit fand, die Situation der Sinzinger Kirche zu beurteilen: ....die Kirche steht auf einem von drei Seiten durch Stützmauern umschlossenen sehr beengten Raum, der 6 bis 8 Fuß über den umgebenden Gelände erhoben, nach keiner Seite hin einer Erweiterung fähig ist. Dieser Platz, und mit ihm noch einige einige Gehöfte, liegt auf dem linken Ufer das Laberflußes, der Pfarrhof und der bei weitem größte Theil des Dorfes Sintzing nehemn dagegen das rechtseitige Ufer des genannten, nicht unbeträchtlichen Flußes ein. Dieser letztere selbst ist nur um die Breite des Fahrweges längs der südlichen Kirchhofmauer von dieser getrennt, tritt aber nicht selten so weit aus, und schwillt so stark an, daß die zur Kirche gehenden nur auf weiten Umwegen und nicht ohne Gefahr zu derselben gelangen können. Der Pfarrer ist dann genöthiget, das ganze rechtseitige Ufer hin ab zu gehen, dort über den Fluß zu setzen, und dann am linken Ufer hinauf auf einem Umwege von mehr als 1/4 Stunde zur Kirche zu kommen, die nur etwas 100 Schritte vom Pfarrhof entfernt liegt.
Diese Kirche besteht derzeit aus einem Langhaus, einem alten Turm, dessen schüfe Stellung gegen ersteres vermuthen läßt, daß hier in früherer Zeit ein anderes Gebäude gestanden, wie auch der Thurm seiner Konstruktion und Form nach, weit älter als das Langhaus ist. Nördlich ist die Sakristei und Treppe zur Kanzel angebaut........ Das Altar des Thurmes, der üble Zustand seines von mehreren Spängen durchsetzten Gemäuers beurkunden die vielen in letzteres eingelegten Schlaudern (Maueranker); die engen Fenster u.v.m. der Turm ist mit einem pyramidenförmigen , mit Schindeln gedeckten Dach von quadratischer Grundfläche versehen, die Dachbedeckung in sehr schlechtem Zustande.......werden Gänge, Stühle usw.. mit in Auftrag gebracht - für den Menschen 4 QF (Quadratfuß) gerechnet so wird die vergrößerte Kirche 1460/4 = 365 derselben fassen können. Nach der Angabe des königl. Pfarrers beträgt aber dermalen schon die Zahl der die Kirche besuchenden - 700, woraus hervorgeht, daß die größtmögliche Erweiterung das bereits vorhandene Bedürfnis nur wenig über die Hälfte seines Betrages zu befriedigen vermag. 
 
Ausschnitt aus www.Bayernatlas.de :  historische Karten

Aus diesem Grunde sei jede Erweiterung eigentlich zwecklos und, weil in den Kostenvoranschlägen ja die notwenigen Reparaturen der Altsubstanz gar nicht vollständig mit einbezogen wären, so folgerten sie weiter:
Sollte möglich sein - wozu Aussicht vorhanden ist - das neue Gebäude auf einer günstigeren Stelle am rechtseitigen Ufer aufzuführen, so würden hierdurch auch alle übrigen aus der Situation der stehenden Kirche hervorgehenden Inkonvenierungen beseitigt werden. Die Kosten eines Neubaus würden wohl gerade mal das zweifache der angeschlagenen Summe für die Erweiterung und die Reparaturen ausmachen.
Es solle
1. die Zahl der die Kirche Besuchenden amtlich ermittelt werden.
2. Die Requisition des Ackers neben dem Pfarrhause -im Besitz des Brauers Gschwendner -  solle ins Auge gefasst werden.
3. Eine zuverlässige Liste mit "definitiver Erklärung", welche Dienste die Kirchengemeinden von Sinzing und Bruckdorf leisten würden, solle erstellt werden.

Im Mai 1837 schreibt die Kirchenverwaltung mit Pfarrer Georg Steiner wieder an die Landbauinspektion und meldet höchsten Bedarf an, da das schadhafte Schindldach des Turmes höchste Gefahr nicht nur für das Gebälk, sondern auch für den Altar und den Chorraum darstellte.
1841 schaltet sich die Regierung von Niederbayern, Kammer des Innern ein und schreibt an das Landgericht Kelheim, um dieses zu einem Zuschuss zum Erweiterungsbau zu veranlassen: .....die Kirche besitzt kaum so viel Vermögen, dass sie ihre Existenz decken kann, und der jährliche Überschuß erscheint nach dem Matrikel Cataster vom Jahre 1839 in der geringen Summe von 13 fl 4 xr. (Immerhin gibt in diesem Jahre wieder einen Überschuss, anders als 6 Jahre zuvor)

Um die Höhe dieser Summe einschätzen zu können, benutze ich eine kleine Umwegrechnung mit dem Bierpreis. 1 Gulden(fl) hatte damals 60 Kreuzer(xr) die Maß Bier kostete 3 Kreuzer. Für einen Gulden bekam man also damals 20 Maß Bier. Nun muss man ja nicht die Oktoberfestpreise zugrunde legen um so auf ein Äquivalent von ca. 70-80 Euro für einen damaligen Gulden zu kommen. Der Jahresüberschuss der Pfarrgemeinde Sinzing betrug im Jahre 1839 also gerade mal gut 1000 Euro.

Am 8. März 1842 bittet die Kirchen- und Gemeindeverwaltung Sinzing erneut - mit ausgearbeiteten Kostenvoranschlägen - um die Zustimmung, um noch im selben Frühjahr mit dem Bau beginnen zu dürfen. Sie führen an:
1. Die (politische) Gemeinde habe sich doch erbietig gezeigt, neben den freiwilligen Leistungen auch die Neufassung des Hochaltars finanziell zu schultern. .....ist der Altar abgebrochen und zum Faßen nach Regensburg transportiert worden. Dieser Altar würde erst wieder errichtet, wenn derBau/ die Reparatur abgeschlossen sei,..... die Aufrichtung des Altars jedoch nicht mehr zu lange geschoben werde, weil er zur Abhaltung der gottesdienstlichen Verrichtungen nicht wohl entbehrlich ist.
Die Methode ist nicht schlecht, den Altar auf eigene Kosten abzubrechen und das Fehlen desselben dann als Druckmittel für die fehlende Baugenehmigung zu benutzen. 

2. Die Gemeindebürger hätten im April und Mai eher Zeit mitzuhelfen, ...wo nicht gerade die Feldarbeiten ihre Kräfte in Anspruch nähmen....dies hier umso mehr, da die Gemeinde Sinzing größtentheils aus Söldnern und Häuslern besteht, die ihre Wirtschaft ohne fremde Dienstbothen betreiben. Daher in den Sommer- und Herbstmonathen vollauf zu thun haben.

3. Äußerte die Gemeinde die Bitte, auch die Sakristei vergrößern zu dürfen, da diese so bescheidenen Raumes ist, dass es nicht möglich ist, einen Schrank zur Aufbewahrung der Paramenter anzubringen. Es müssen daher dieselben immer frei herumhängen oder liegen, was auf baldige Abnutzung sehr schädlich einwirkt. Bei dem geringen Vermögen der Kirche wäre es um so mehr zu wünschen, wenn die Kirchengeräthe durch sorgfältige Aufbewahrung möglichst geschont würden.
Rückseite der alten Pfarrkirche, links angeschnitten die Sakristei, der frühere Treppenaufgang ist verschwunden, dafür gibt
es auch auf der Nordseite eine Eingangstür.

Unterschrieben wurde die neuerliche Eingabe vom Pfarrer Weinzierl, dem Kirchenvorstand Fahrnholz und vom Kirchenpfleger Pockes

Im Dezember 1841 schreibt die Kirchengemeinde wieder an das Landgericht und verweist darauf, dass es nun schon 10 Jahre her sei, dass das erste Bittgesuch geschrieben worden war.
Sie schreiben, dass...die Pfarrei, welche vor 20 Jahren keine 480 Seelen zählte, jetzt 530-540 zählet, während die Kirche nicht 200 gehörig zu fassen vermag. Auch finden sich jederzeit am zweiten Sonntag die Bewohner von Riegling und Kleinprüfening, die von ihrer Mutterkirche zu weit entfernt sind, hier beim Gottesdienste ein, so daß an solchen Tagen die Kirche ganz vollgestopft ist und im Gange immer eines eng an dem anderen lehnen muss.
Aber es wird wieder Winter, im Dezember 1842 das nächste Schreiben der Kirchenverwaltung, wieder ist das zu kleine Gotteshaus angesichts der zahlreichen Besucher ein Hauptargument und...wegen dieses Gedränges geschieht es in den Sommermonathen auch, daß junge Leute in die Kirche gar nicht mehr hineingehen, sondern vor der Thür draussen stehen bleiben, wo dann häufig Unsinn getrieben wird. Welche Andacht, welche Aufmerksamkeit auf das heilige Messopfer und auf das Wort Gottes läßt sich wohl da erwarten, wenn man nicht Platz zum Stehen, geschweige denn zum Knien findet.....Wie ist unter jungen Leuthen, die sich gemischten Geschlechtes beim Eingang der Kirche zusammendrängen, zu verhüten, dass nicht manch Ärgerniss und Ausgelassenheiten an einem so heiligen Orthe vorfallen. Der Pfarrer sah sich auch leider schon mehrmals genöthiget, über solchen Unfug und solche Skandale laut seine Stimme während des Gottesdienstes zu erheben. Eine Lösung sieht der Pfarrer nur in der Erweiterung der Pfarrkirche.
Der neue Stiftungspfleger heißt in diesem Jahr: Scheibmer, Pfarrer Weinzierl, Vorstand Fahrnholz, wie im Vorjahr.
Weiter geht's im Juli 1843;
1. In Sinzing regnets nun rein, die provisorischen Dachausbesserungen würden das Wasser direkt in das Gemäuer leiten. Vor allem die neu gefassten Seitenaltäre sind das Opfer der Witterungsunbilden. Die Altartücher seien durchnässt und würden verfaulen.
2. In der Filialkirche Bergmatting seien in der Nähe des Turmes einige "Daschen" herabgefallen. An einigen Stellen im Langhaus könne man "in freien Himmel hinausschauen".
3. Das Pfarrhaus sei von außen voller Risse und Sprünge. Im Winter ist es bei allem Aufwande des so teueren Holzes schwer, das Wohnzimmer des Pfarrers im ersten Stockwerke nur nothdürftig zu erwärmen.
Nächster Versuch im Januar 1844:  dieselben Argumente an dieselbe Regierung: Ergebnis, es stehe der Pfarrei Sinzing frei, den Vorschriften gemäß, sich an die Bezirksbauinspektion zu wenden.....
1845 versucht das Bauamt in Landshut zuerst einmal zu ermitteln, wer in diesem Falle die Baupflicht habe....schaut sich den ganzen Verlauf der Anfragen an und stellt fest, dass diese seit dem Jahre 1837 zu den Staatsgebäuden zähle....dann schauen sie sich die Akten noch einmal an und finden einen Hinweis des Rentamtes (=Finanzamt) Kelheim, dass das in Frage stehende Objekt nunmehr als ein Stiftungs Eigenthum erscheine und daher eine andere Behörde (Referat 2) zuständig sei, jedenfalls nicht mehr die angeschriebene Landbau Inspektion.
Sinzing schreibt im März 1845 erneut an die Regierung und bekommt die Mitteilung, dass die Akten an das Referat 2 abgegeben worden waren.



Juni 1845, Sinzing fragt nach, was mit ihrem Bittgesuch sei....
Landshut schreibt an den Rand des Bittgesuches als Auftrag an seine Unterbehörden, zuerst einmal zu klären, wie Sinzing, als ehemaliger Besitz des Klosters Prüfening, überhaupt einzuordnen sei.

Nun geht's ab ins Königlich bayerische Allgemeine Reichsarchiv, dies klärt im Juni 1845 das bayerische Innenministerium darüber auf, dass in den archivierten Akten des Klosters Prüfening keine Anhaltspunkte über die Baulast zu finden sind und verweist auf eine andere Behörde in München.

Nun kommt Hilfe von ganz anderer Seite, das Ordinariat schaltet sich ein und richtet eine Bitte an die Regierung von Niederbayern.
Aber wieder geht nicht vorwärts. Wir schreiben nun bereits das Jahr 1847 und Sinzing braucht einen neuen Pfarrer, der Pfarrprovisor, also der provisorische Pfarrer, Josef Eckert, bietet an, die Pfarrei nicht mehr zu besetzen und das damit eingesparte Geld für die Baukosten zu verwenden.
Das Ordinariat ist überhaupt nicht amüsiert über diesen Vorschlag.
Im Juli 1848 versucht Sinzing, den Status der Kirche als aerarisches Gebäude, also als staatliches, zurückzugewinnen, zweifelt die Recherchen der Regierung an und meldet "Gefahr in Verzug", der Turm drohe einzustürzen. Unterschrift Nicolaus Erb Pfarrprovisor
Heureka: am 1.7.1851 erhält Sinzing die Zusage über 1506 Gulden von Seiten der Regierung.
Der Akt endet unvollständig mit einem Schreiben des Landgerichts Kelheim an das Finanzministerium im Dezember 1851, in dem darauf hingewiesen wird, dass die Kirchenverwaltung Sinzing wegen der Baulast und der angeforderten Rückzahlung des Zuschusses offensichtlich einen Prozess zu führen vorbereite.
Landshut meint nur trocken, wenn sie  - die Sinzinger - ihre Position mit Urkunden beweisen können, solle die Kirchenverwaltung dies tun, verweist aber gleichzeitig auf die dabei entstehenden Prozesskosten, die Sinzing dann schultern müsse.
Zumindest sollte damit das (Um)Baujahr der alten Sinzinger Pfarrkirche feststehen: es war wohl das Jahr des Herrn 1851