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Sonntag, 28. Februar 2016

die Hindenburgkanzel - neu auferstanden nach dem Krieg

Die Hindenburgkanzel,

Im Staatsarchiv Landshut findet sich in den Unterlagen des Altlandkreises Kötzting auch ein Bauakt für die Wiedererrichtung und die anschließende Einweihungsfeier der, erst wenige Jahre zuvor "Hindenburgkanzel" benannten, Felsformation an der Scheibenstraße.
Diesen Bauakt hat der Kötztinger Kreisbaumeister Seiler angelegt und dokumentiert darin auch mit Bildern  den Zustand dieser Felsformation seit den ersten Bauarbeiten, beginnend 1929.
Staatsarchiv Landshut Rep 164-8 NR. 2880 Naturdenkmäler





















In den Jahren 1929 - 1932 wurde die Scheibenstraße errichtet, die Straße also, auf der man auch jetzt vom Lamer Winkel hinauf auf zum Brennes und dann zum Arber fahren kann. Vorher ging die Straßenverbindung über Sommerau und die Mooshütte. In Lohberg war sozusagen zuerst einmal die Welt zu ende. Bei den Bauarbeiten stellte sich der so genannte "Rotzollriegel" als markantes Hindernis den Bauarbeiten in den Weg und musste aufwändig durch Sprengung "passend" gemacht werden.
eine zeitgenössische Postkarte zeigt die Hindenburgkanzel nach der Benennung nach dem damaligen Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg  und der Einweihung im Juni 1933

Dann kam der April 1945, die US Streitkräfte überrannten Deutschland und standen kurz vor dem bayerischen Wald. In der Hoffnung diesen Vormarsch aufzuhalten, und flankiert durch Durchhalteparolen von Seiten der Partei und überwacht durch vereinzelte, kleine SS-Wachtmannschaften, die mit allen Mitteln versuchten - auch gewaltsamen und verbrecherischen - die Bevölkerung zum Widerstand anzuhalten, erging der Befehl die Hindenburgkanzel zu sprengen.

Im April 1945 wurde die Kanzel von Soldaten, die auf dem Brennes zur Genesung stationiert waren, gesprengt, um die Scheibenstraße zu blockieren, was allerdings nicht gelang, die Amerikaner überwanden die Hindernisse und setzen sich auf dem Brennes und dem Arber für viele Jahre fest.


Auch wenn das Ziel, die US Streitkräfte aufzuhalten, in keiner Weise erreicht worden war, so war doch die Hindenburgkanzel als Aussichtpunkt und touristisches Ziel zuerst einmal zerstört.




Im Januar 1950 stellte die Waldvereinssektion Lohberg den Zuschussantrag an das Landratsamt Kötzting. Der Kostenvoranschlag für die Widererrichtung belief sich auf 864 Mark und, da die Waldvereinssektion Lohberg sehr arm sei, bitte man um eine entsprechend hohe Bezuschussung.
Auch in diesem Antragschreiben ist von einer vollkommen Zerstörung der Kanzel durch die SS 1945 die Rede. Die damaligen Vorstände waren Fr. Vogl, J. Huber und als Schriftführer fungierte 1950 Anton Völkl.
Die Lohberger betonten vor allem, dass die herrliche Aussicht hinein in den Lamer Winkel von dieser Felsformation von einzelnen und Gruppenreisenden häufig benutzt und genossen wurde.

Also ging es nach der Genehmigung an den Wiederaufbau und es war offensichtlich auch die Kreisverwaltung involviert, da der damalige Kreisbaumeister, wie auf manchen Bildern zu sehen ist, seine bei der Zusammenstellung mitgewirkt hatte.




So sah also dann die neue - alte - Hindenburgkanzel nach der Renovierung aus, passend hergerichtet für ein großes Fest der Wiedereinweihung.

zeitgenössischer Bericht der Kötztinger Zeitung

Bericht der Kötztinger Umschau von der Wiedereröffnung

nach der offiziellen Freigabe der Hindenburgkanzel  gab es dann einen Monat später einen großen Festakt

Noch im Juli 1951 wollten die Lohberger den, zu dieser Zeit in Straubing lebenden, vormaligen Schriftleiter des Waldvereins und späteren Kötztinger Ehrenbürger,  Eugen Hubrich als Festredner gewinnen, erhielten von diesem aber aus nachvollziehbaren und durchaus ehrsamen Gründen eine eindeutige und begründete Absage. 
Hubrich schrieb selber davon, dass er im Jahre 1933 bei der Einweihung - und verweist auf eine Bayerwaldausgabe desselben Jahres - seine damalige Rede im nationalsozialistischen Sinne gehalten habe.
"Das war einmal so und ist weder abzuleugnen noch zu ändern". .. "aber bei solch repräsentativen Veranstaltungen, die sich hart an der Grenze zur Politik bewegen, muss ich anstandshalber ausscheiden. Es müsste den Zuhörern der Glaube an meine Aufrichtigkeit fehlen. Es wäre auch möglich, dass mein Auftreten Streitigkeiten zur Folge hätte.... Meiner Meinung nach ist jeder ehemalige Nationalsozialist verpflichtet in rein sachlicher Hinsicht Dienst zu leisten, darüber hinauszugehen muss ihm aber sein Empfinden verbieten."

Und so grüßt nach einer mehrjährigen Pause wieder die Hindenburgkanzel in den Lamer Winkel herab und wurde seitdem von unzähligen Touristen - Sommerfrischlern, wie sie damals noch genannt wurden - besucht.


Sonntag, 31. Januar 2016

Kötzting aus der Luft gesehen

Wenn ich die Zugriffszahlen richtig interprätieren, so sind es vor allem die Bilderserien, die das meiste Interesse wecken.
Also dann eben zwischendrin wieder mehr zum Anschauen.
Der Bestand, aus dem die folgenden Bilder stammen, ist der der ehemaligen Landkreisfilmbildstelle und damit weist alles auf den ehemaligen Hauptlehrer Josef Bock aus Kötzting als den Urheber hin.
Josef Bock war bereits in den 20 Jahren ein sehr guter Photograph mit offensichtlich hervorragender Ausrüstung  sowohl für Portrait- als auch für Landschafts- und Filmaufnahmen. So hat er zum Beispiel bereits in den dreißiger Jahren einen Film vom Pfingstritt gedreht - 1938 mit dem Pfingstbräutigam  Willi Fischer -  Teile dieses Films hat 10 Jahre später dann Siegfried Ehemann - sicherlich mit seiner Zustimmung, ja es ist zu vermuten, dass Siegfried Ehemann von Josef Bock und seinen Filmen angesteckt und angeleitet wurde -  in seinem Pfingstfilm von 1948 mit eingeschnitten. Anhand der unterschiedlichen Tönung der einzelnen Filmpartien kann man heute noch auseinanderhalten, welche Filmsequenzen von Bock und welche von Ehemann stammen. Einige der Bilder Josef Bocks sind in den frühen "Bayerwald" Ausgaben bereits veröffentlicht. Ebenfalls kenne ich einige Studioportraitaufnahmen, die er gemacht hat, eines davon, aus unserem Verwandtschaft, hing z.B.  jahrzehntelang bei uns im Wohnzimmer.
Josef Bock, verschwägert mit dem  Lehrer Mieleitner, an den ich mich im "ersten Kurs" noch gut erinnere, wohnte mit seiner Familie zuerst beim Vogl Michael (später Vogl Max) in der Bahnhofstraße und später dann in der Landshuterstraße. - Vielen Dank an dieser Stelle an Herrn Arnold Löffler aus Bonn für den Hinweis und die Korrektur - Sein Werk, bzw. das was wir von ihm von den verschiedensten Quellen erhalten haben, sollte eigentlich einmal eine Veröffentlichung wert sein. Die Rechte an den Aufnahmen liegen beim Stadtarchiv in Bad Kötzting

Soweit zum Hintergrund der Bilder:



Das war in den Sechzigern Kötztings Neubaugebiet, gelegen an einer ruhigen Landstraße






hier sieht man erst, wie sehr der alte Kindergarten die Ansicht und das Ensemble zerstört hatte, sehr schön auch am oberen Bildrand die alte Marktmühle und die "Oberbergerbrücke", die übrigens früher die "Färberbrücke" genannt wurde, weil jenseits, am heutigen Spitalplatz, die Kötztinger Weiß- und Schwarzfärber ihre Werkstätten und Mühlentriebwerke betrieben.




 Ein wenig verzwickt, weil man am Anfang meint sich nicht orientieren zu können...... aber irgendwann machts dann Klick (!)





sollte kein Problem sein, schaut ja heute noch so aus





Auch hier, vielleicht zuerst Verwirrung, dann aber hilft ein Detail am Rande der Orientierung auf die Sprünge




 hier habe ich nur einen unscharfen Ausschnitt machen können, damits nicht zu leicht wird, sollte aber doch eher einfach sein



Dienstag, 26. Januar 2016

Das Leben geht weiter.....die Kommunalwahl vom Januar 1946

Vor 70 Jahren, am 27.Januar 1946, beginnt mit der bayernweiten Gemeindewahl die Demokratie in Deutschland:



Ein gutes halbes Jahr nach der Kapitulation des Deutschen Reiches und einer anschließenden vollständigen Kontrolle des täglichen Lebens durch die amerikanische Militärregierung werden von dieser zum 27. Januar 1946 die ersten Gemeindewahlen bayernweit angesetzt.
Diese erste demokratische Wahl in Deutschland  - nach 13 Jahren Diktatur - wird aber durch einige Regularien der Siegermächte eingeschränkt.
Zum ersten haben die Siegermächte im vergangenen halben Jahr versucht die Mitglieder der NSDAP in den politischen Gremien und in der Wirtschaft zu ermitteln und danach zu blockieren. Die Erfahrungen, die die Amerikaner damit gemacht haben und die Lehren daraus, gipfeln in dem 

Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus, welches dann im Frühjahr, nach erfolgter Gemeindewahl, in Kraft gesetzt wird und das die Strafverfolgung der Mitglieder der NSDAP und deren Untergruppierungen in die Hände der, von Deutschen besetzen, lokalen Spruchkammern legt.
Dieses Gesetz entstand natürlich nicht im luftleeren Raum sondern spiegelt viele Anstrengungen der Amerikaner wieder, die alten Strukturen aufzuspüren und zu zerstören und damit eben erst neue, demokratische, Anfänge möglich zu machen.
 
 

In den Unterlagen, die sich im Zusammenhang mit diesen ersten Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl 1946 im Stadtarchiv wiederfinden, sieht man, dass vor Allem das Aufstellen der Wählerlisten sehr schwierig war.
Auch wenn die strafbewehrte Einteilung der früheren Mitglieder der Partei und deren Untergliederung erst den, noch zu gründenden, Spruchkammern vorbehalten war, so ist doch bereits festgelegt, dass diese Parteimitglieder zuerst einmal, bis zum Beweis des Gegenteils, als belastet zu gelten haben und daher weder das passive noch das aktive Wahlrecht erhielten.
Die zweite Schwierigkeit war, dass Kötzting, wie viele andere Orte an der Grenze, stark überfüllt war von Flüchtlingen, die, da sie erst zu kurz in Kötzting angekommen waren, ebenfalls nicht wählen durften und daher bei der Aufstellung und Überprüfung der Wählerlisten zu streichen waren.

Das das Gesetz zur Befreiung vom Nationalsozialismus noch nicht in Kraft war, galt für diese Wahl noch das Gesetz Nr. 8 der Militärregierung, welche damit schon vorab versuchte, die bekannten Mitglieder der Partei aus dem Wahlprozedere und der Wirtschaft herauszufiltern. 










Die Einwohnerzahl in Kötzting wurde für den Dezember 1945 mit 3398 Personen angegeben von denen 1560 stimmberechtigt waren. Diese 1560 teilten sich auf auf nur 551(!)  Männer und 1109 Frauen. Dieses Missverhältnis der Geschlechter erklärt sich sicherlich damit, dass viele Männer noch in Kriegsgefangenschaft waren und prozentual vermutlich mehr Männer als Frauen bei der NSDAP gewesen waren. Die Mitgliedschaften bei den anderen obligatorischen Unterorganisationen, wie die NS- Frauenschaft, der NSKK, der Kriegerbund, oder ähnliche Gliederungen für die Lehrer, Beamten und auch die Mitgliedschaft bei der SA bzw. SS konnten noch nicht so schnell und leicht zugeordnet werden. Diese genaueren Untersuchungen erfolgten dann ab dem Sommer alle durch die beginnende Arbeit der Spruchkammern. Alleine für den Bereich des Altlandkreises Kötzting existieren über 2000 Spruchkammerakten von den einzelnen Verfahren, diese liegen im Staatsarchiv Landshut.

Um im Vorfeld dieser Wahl überhaupt arbeitsfähig zu bleiben, da man ja damit rechnen musste, dass es zu Einsprüchen bei einzelnen Wahlberechtigten kommen könnte, wurde zuerst eine Standartwahlliste erstellt, die dann zum Wahltermin durch eine zusätzliche kleine Liste ergänzt wurde, welche dann eine aktuelle Ergänzung mit Namen Kötztinger Bürger enthielt, die der Wahlausschuss zurückweisen müsste, so sie denn überhaupt von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen sollten. Damit konnte die "große" Liste beibehalten werden und wurde nur durch einige wenige Personen ergänzt, die eben dann doch nicht wählen durften.
Aus politischen Gründen waren 129 Personen vom Wahlrecht ausgeschlossen, 754 Personen wiederum durften nicht wählen, weil sie erst zu kurz in Kötzting angekommen waren.
Wären diese Personen trotzdem zur Wahl erschienen, hätte der Wahlausschuss sie mit folgendem Formular abweisen müssen:






Es ist beeindruckend, dass, in dieser so schweren und wirtschaftlich bedrückten Zeit, die Kötztinger damals über 750 Menschen (=Erwachsene, die Kinder wurden beim Wahlrecht ja nicht mitgezählt) ihren Unterschlupf finden konnten. Sicherlich war es sehr schwer, aber die Kötztinger haben diese Integration geschafft und viele meine Altersgenossen in Kötzting haben Eltern und Angehörige, die damals bei uns gestrandet waren und sich hier eine neue Existenz errichten konnten
Setzt man bei einer Einwohnerzahl Kötztings - mit Kindern - von 3398 die Zahl der Flüchtlinge - ohne Kinder- von 750 in Relation, so mussten die Kötztinger weit mehr als 30% an Einwohnerzuwachs verkraften....... und das bei den Bedingungen von 1945/46. Meine Hochachtung vor der Leistung unserer Vorfahren.
Liest man gleichzeitig die Wochenberichte, die das Bezirkskommando der Landpolizei zuerst wöchentlich, dann monatlich abzugeben hatte, dann erscheint diese Leistung noch größer. Bis weit in den Herbst 1946 hinein hatte die Polizei in unserem Bereich mit bandenmäßigen Überfällen umherstreifender Personengruppen zu kämpfen und vor allem Nahrungsmitteldiebstähle waren an der Tagesordnung.





 Bei der ersten Kötztinger Gemeindewahl standen nur zwei Parteien zur Auswahl, die Christlich soziale Einigung, eine Gruppierung, die sich dann im Laufe des Jahres 1946 in die, allen bekannte, CSU auf Landesebene umbenennen sollte. Setzt man voraus, dass solch eine Parteigründung - und sei es auch nur auf Ortsebene - doch ein paar Tage in Anspruch nehmen dürfte, dann muss man die Anfänge der Kötztinger CSU wohl auf den Jahreswechsel 45/46 ansetzen, ein genaues Anfangsdatum ist - auch auf Nachfrage - den Kötztinger CSU Parteigrößen nicht bekannt - im Gegenteil, diese waren von einem viel späteren Datum ausgegangen.
die ersten Mitglieder des Marktgemeinderates Kötzting

 

Die SPD konnte ja auf ihre alte Tradition als Partei und seine Strukturen sofort zurückgreifen.


die Ergebnisliste der Kötztinger SPD





Anfang des Riesenformulars, den alle in Deutschland
Bei den später im Verlaufe des Jahres einsetzenden Spruchkammerverfahren wurden in allen Fällen auch immer die örtlichen Parteivorsitzenden  der SPD und der KPD gefragt, welche Erfahrungen sie mit den Angeklagten in der Zeit des Dritten Reiches gemacht hatten und ob deren Angaben in den von den Amerikanern entwickelten Formularen sich mit ihren eigenen Erinnerungen deckten.
 Die ausgefüllten Formulare wurden nach Berlin geschickt. Dort im "Berlin Document Center" hatten die Amerikaner sämtliche, beim Einmarsch eroberte, NSDAP Parteidokumente und Mitgliederverzeichnisse zusammengezogen und von mehreren TAUSEND ausgesuchten Deutschen auseinandernehmen und in einen riesengroßen, alphabetische sortierten Personenindex einordnen lassen.
Auch wenn dadurch wertvolle Zusammenhänge der NSDAP Archivlandschaft für die Forschung für immer verloren gegangen sind, weil die Akten ja vollkommen zerzupft worden waren, so war die Berliner Behörde dadurch doch sehr schnell in der Lage, die ausgefüllten Formulare auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Dieser Fragebogen erhielt den juristischen Wert eines Eides und jede ermittelte Falschangabe wurde zuerst einmal direkt als Meineid behandelt und war grundsätzlich auch entsprechend strafbewehrt.
ein Teilauszug aus der Liste der Vereinigungen und Parteiuntergliederungen, deren Mitgliedschaft angegeben
werden mußte

 
Gleich nach dem Einmarsch der Amerikaner waren die jeweiligen Ortsbürgermeister und der Landrat abgesetzt und durch, nachgewiesenermaßen oder nur behauptet, unbelastete Personen ersetzt worden.
Siehe der Blogeintrag: Überraschungsfund im Bauschutt des Amtsgerichtes
Der frühere Bürgermeister Kroher wurde entlassen und der Altbürgermeister Hans Schödlbauer von der bayerischen Volkspartei, der im Juni 1933 verhaftet und anschließend zum Rücktritt gezwungen worden war, wurde von den Amerikanern gleich wieder ins Amt eingesetzt und stand nun nach 13 Jahren erneut zur Wahl.
Bei der Bürgermeisterwahl stimmte die große Mehrheit für ihren früheren Bürgermeister Hans Schödlbauer, den Urgroßvater des heutigen Besitzers des Schuhhauses Schödlbauer.
Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 27.1.1946
"ohne besondere Vorkommnisse" meldete der Wahlausschuss im Markt Kötzting sein Ergebnis
an das Landratsamt in Kötzting
Auch die neuen Gemeinderatsmitglieder mussten sich auf ihre unterschiedlichen Mitgliedschaften abklopfen lassen und daraufhin persönliche Erklärungen abgeben, die mir zum Beispiel von meinem eigenen Großvater auch vorliegen.



Am Ende noch ein Ausblick auf das weitere politische Geschehen im Jahre 1946
Als nächstes stand im April die Landkreiswahl auf dem Programm, hier waren es dann schon vier Parteien, die versuchten ihre Mitglieder in den Kreistag zu schicken, bei uns im Archiv hat sich nur dieses eine Wahlplakat erhalten, im Archiv des Landkreises Kötzting müsste sicherlich noch mehr zu finden sein. Zwei Jahre später waren dann die meisten Spruchkammerverfahren entweder abgeschlossen bzw. erreichten es die meisten der Angeklagten in einer Berufungverhandlung in die Gruppe der Mitläufer herabgestuft zu werden oder aber es waren die Fristen des Wahlausschlusses abgelaufen und so verliefen die kommenden Wahlen so wie wir es heutzutage gewohnt sind.
auch die Flüchtlingespartei, später Wirtschaftpartei, ist nun mit im Rennen




Samstag, 23. Januar 2016

Suchhilfe ist gefragt

Suchilfe: Bild 1/013  

Es geht los mit dem ersten Bild:




Wir haben einen Bestand an tollen Landschaftsbildern, die aber nur halb so viel wert sind, wenn man nicht weiß wo sie aufgenommen worden sind. Wir haben eine Vorstellung wann die Bilder entstanden sind aber keine Ahnung, wo der kleine Bauernhof stehen könnte, der Berg im Hintergrund sieht wie der Hohenbogen aus, vlt hilft auch hier wieder die in der Gruppe versammelte  "Schwarmintelligenz" ;-))

das nächstfolgende Bild aus dem Negativ, dies könnte ein räumlicher Hinweis sein, ist folgendes: 1/018





Samstag, 26. Dezember 2015

Kötzting im Jahre 1906

Diesmal gleich am Anfang - die Endnoten werden gerne übersehen - vielen Dank an Frau Rabl-Dachs und Frau Kretschmer, die viele der Bilder beigesteuert haben. Die Zeitungsausschnitte stammen aus dem Kötztinger Anzeiger von 1906: Also viel Spaß mit dem Eintrag des Neuen Jahres:

Kötzting vor 110 Jahren[1]

 1906


der kgl Bezirksamtmann von Fuchs - heutzutage der Landrat -
als Vertreter der Regierung in München. Von ihm hatten wir
vor der Auffindung des Turnerbildes kein Abbild.
Am 1. Januar 1906 feierte das Königreich Bayern seinen hundertsten Geburtstag. Am 26. Dezember 1805 hatte Napoleon I. zu Pressburg mit Österreich Frieden geschlossen und dadurch hatte Bayern gegen Abtretung des Fürstentums Würzburg die Grafschaften Burgau, Hohenems, Königsegg und die Grafschaft Tirol mit den Bistümern Brixen, Trient und ferner Vorarlberg erhalten. Am 1. Januar dann setzte sich der Kurfürst Maximilian Josef die Königskrone aufs Haupt. Noch im selben Jahr erhielt Bayern durch die Rheinbundakte Ansbach, Nürnberg und die Souveränität über viele Gebiete in Schwaben und Franken hinzu. Auch wenn 1814 Bayern einige Anteile wieder an Österreich abgeben musste, so hatte es sich doch bereits zu Anfang des 19. Jahrhunderts auf mehr als 3,30 Millionen Einwohner vergrößert. In der landwirtschaftlichen Winterschule  in der Bahnhofstraße wurde dieses Jubiläum in Anwesenheit des H.H. Bezirksamtmannes von Fuchs feierlich begangen.


Vor 110 Jahren erwarb die Familie Gartner das Anwesen des Karl Ponschab und warb seitdem regelmäßig in ganzseitigen Anzeigen:


100 Jahre Kaufhaus Gartner Anzeige  im WInter 1906
Der Burschen=und=Wanderer=Verein Kötzting machte seinem Namen und seiner Vereinssatzung alle Ehre und rief seine Mitglieder laufend in die verschiedensten Wirtshäuser zur Kneipe









Mittwoch, 9. Dezember 2015

Wer weiß was.....

Diesmal ist es kein allgemeines Suchspiel, bei dem ich dann die Auflösung präsentiere.....
Diesmal habe ich keine Ahnung was auf den Luftbildaufnahmen abgebildet ist.
Aus den vorhandenen, bekannten, Aufnahmen kann man schließen, dass es alles Aufnahmen aus dem Altlandkreis Kötzting sind und dass der Aufnahmezeitpunkt entweder 1962 oder 1963 gewesen ist, mehr wissen wir nicht
Also bitte melden, wenn jemand glaubt eine oder mehrere Lösungen zu kennen, ich kenne jedenfalls keines der Objekte.

Nun also ran an die Aufnahmen:

wer in dem Ort wohnt, sollte es erkennen, der Friedhof ist schon sehr markant immer noch nicht gelöst!!!

könnte eine Mühle sein : die Feigl Säge nach Schwarzenberg

dasselbe Objekt von anderer Seite siehe oben

nichts zu erkennen, was hier weiterhülfe, wer von dort ist, könnte es kennen: der untere Wiesenweg bei Schwarzenberg

etwas unscharf: vermutlich Eschlkam

eine markante Verteilung mit Weiher/See: Rimbach Wiedenhofstraße

ein kompaktes Dorf an einer Kreuzung:  Atzlern
Die Bildrechte liegen beim Stadtarchiv Bad Kötzting

Mittwoch, 25. November 2015

Die Weihnachtslausbuben von Steinbühl

Im bayr. Staatsarchiv in Landshut gibt es einen Akt mit der Überschrift:

 Abstellung von Unfug in der Christnacht in Steinbühl

 


Es beginnt mit einem Schreiben des Steinbühler Hauptlehrers Foerstl - er schreibt sich in alles Briefen mit "oe", klingt vermutlich vornehmer -  an das Bezirksamt in Kötzting im Jahre 1920
Schon seit Jahren bemühe er sich vergeblich darum, einen "groben Unfug" in Steinbühl abzubringen, aber es helfe nichts.
"Alljährlich findet am hl. Abend nacht 1/2 12 Uhr die herkömmliche Christmette statt. Schon um 1/2 10 Uhr kommen zu dieser die Kinder herzu und treiben sich vor der Kirche und dem Schulhaus umher, einen Unfug verübend, der nicht zu beschreiben ist. Sie werfen mit brennenden bengalischen Zündhölzern umher, den ankommenden Kirchenbesuchern hinauf, werfen sogenannte Frösche den Frauen vor die Füße, daß selbe erschreckt aufschreien und verbringen ein Geschrei und Gejohle, daß es ein Hohn auf die stille, heilige Nacht ist. In der Schule wurde dies alle Jahre den Kindern verboten, auch Herr Expositus hat schon von der Kanzel herab diesen Unfug gerügt, doch umsonst. Auf Vorhalt den Eltern gegenüber bekam man zur Antwort," dös is a alter Brauch, den kann man nöt abbringa

 Steinbühler Schulbuben in den 50er Jahren










von den Buben waren sicherlich einige in den Folgejahren bei den Spassetteln dabei, im Hintergrund das efeubewachsene und mit Schindeln gedeckte Steinbühler Schulhaus.
Bilder aus der Sammlung des Arbeitskreises Heimatforschung Kötzting


von den Mädchen ist zwar in dem Bericht keine Rede, aber die gehören einfach dazu...
Das dieser "Brauch" wohl tatsächlich schon lange bestand zeigt auch ein Hinweis in der Zeitung von 1906:


Kötztinger Anzeiger vom 21.12.1906  bayrische Staatsbibliothek München



Hauptleher Foerstl wünscht nun ,dass das Bezirksamt an den Bürgermeister herantritt und diesen persönlich verantwortlich machen könnte, dagegen vorzugehen, dies umso mehr, als bei dem Unfug nicht nur die Schulkinder, "sondern auch der Sonntagsschule entlassene halbwüchsige Bürschlein dabei seien, die die kleineren anspornen" und wünscht sich klare Anweisungen für die Ortspolizeibehörde.

Offensichtlich war es nun den vereinigten "Behörden" gelungen, den Kindern und Jugendlichen ihr Gaudium abzugewöhnen und den Älteren ihre besinnliche Mette zu gewährleisten.

hier noch einmal das Steinbühler Schulhaus



ABER

es war nicht von langer Dauer:




























 Kurz vor Weihnachten 1935 berichtet wieder Hauptlehrer Foerstl über den "Groben Unfug in der Christnacht", aber er macht zumindest die Einschränkung, dass es ein alter Brauch sei:
Der Unterzeichnete weiß es, "daß es früher der Brauch war und es auch jetzt noch ist, daß in der Christnacht geschossen wird. Aber ein derartiger grober Unfug, wie er alljährlich in Steinbühl ausgeübt wird, wird wohl anderswo nicht vorkommen. Schon um 10 Uhr geht die Gaudi los. Werkstattschüler, Fortbildungsschüler und ältere Burschen - zuerst einzelne, dann 

 immer mehr, machen mit Werfen von bengalischen Zündhölzern , noch hunderten sogenannter Sternschneuzer, Werfen von Fröschen, begleitet von ihrem Lachen und Freudengeschrei, wenn eine kirchenbesuchende Person getroffen wird, einen Spektakel der jeder Beschreibung spottet. Ein früherer Expositus wollte diesen Unfug schon einmal abschaffen, der Erfolg war, dass die Gaudi nächstes Jahr größer wurde. Das hiesige Schulhaus ist mit Schindeln gedeckt, an der Nordseite mit Epheu bekleidet. Voriges Jahr haben dürre Zweige bereits gebrannt. Vielleicht nimmt sich das Bezirksamt doch dieses groben Unfugs an und läßt durch einen Herrn der Gendarmerie ein wenig nachschauen. Der Polizeidiener hier ist machtlos, wenn er einschreiten will, wird er blos ausgelacht".....

offensichtlich war das "Nachschauen" nicht sehr wirkungsvoll,

mit Datum 3.1.1936  schrieb Andreas Müller von der Gendarmerie Hauptstation Kötzting:
"die Erhebungen ergaben, dass der bezeichnete Unfug auch heuer wieder getrieben wurde. Irgendwelche Täter konnten aber bis jetzt nicht ermittelt werden, auch Hauptlehrer Foerstl konnte keinen der Burschen namhaft machen. Schaden ist nicht entstanden. Sollte die weitere Umfrage noch zu einem Erfolge führen, wird Strafanzeige erstattet". 
Der Schlusssatz kommt bekannt vor: die hiesige Station sei  unterbesetzt gewesen und daher konnte eine Überwachung nicht durchgeführt werden.

 Hauptlehrer Foerstl aber gibt nicht auf, schon im nächsten Jahr schreibt er erneut an die Kötztinger Behörde, denn wieder kommt Weihnachten in Sicht:

"voriges Jahr hat der Unterzeichnete berichtet, daß in Steinbühl während der Christnacht von 10 Uhr von Schulkindern und halbwüchsigen Burschen schon seit Jahren das Werfen von bengalischen Hölzern und Fröschen Mode ist und ein höllischer Spektakel verübt wird. Vielleicht nimmt sich doch heuer das Bezirksamt dieses Treibens etwas an."

Dieses Mal steht auf der Rückseite seines Gesuchs der handschriftliche Vermerk des Bezirksamtmannes (heutzutage des Landrates) Fiesenig:

"an die Gendarmeriestation Kötzting
zur Kenntnis. Im Benehmen mit der Ortspolizei ist für die Unterbindung dieses Treibens Sorge zu tragen."

und diesmal klappt es: zum Jahreswechsel schreibt der Kötztinger Gendarmerie Oberwachtmeister Johann Reindl, "dass Vorkehrungen getroffen wurden. Zwei Feuerwehrmänner wurden angewiesen im Bedarfsfalle einzuschreiten bzw. diesen Unfug von vornherein zu untersagen, was auch voll und ganz erreicht worden war."  Lt. Hauptlehrer Foerstl gab es heuer nichts zu beanstanden.

In Steinbühl war es nun also ruhig geblieben aber dafür lief die Sache in Lohberg und Lam gehörig aus dem Ruder
Im Dezember 1937 beschwerte sich rückwirkend der Lohberger Pfarrer Husterer  ebenfalls "es hätten sich im vergangenen Jahr hauptsächlich Jugendliche und zwar meist schulpflichtige, in der Zeit vor und während des mitternächtlichen Gottesdienstes in unmittelbarer Nähe der Pfarrkirche von Lohberg durch Schiessen, Abbrennen von Feuerwerkskörpern etc allergröbsten Unfug ausgeübt; sogar in der Kirche selbst wurde der Gottesdienst durch derartigen Unfug gestört." Auch dieser Pfarrer bittet für das kommende Weihnachtfest um Polizeischutz.

Offensichtlich passierte ähnliches auch vor den Kirchen in Lam und Haibühl, denn der Gendarmeriewachtmeister Georg Ederer aus Lam, um eine Stellungnahme gebeten, räumt dieses zwar in einem Bericht vor dem Weihnachtsfest 1937 ein, schränkt aber gleichzeitig die Wirksamkeit einer polizeilichen Überwachung ein:

"denn es würden sich zwar wegen der Christmette die jungen Burschen sammeln und sich vor dem Gottesdienste stundenlang in den Straßen der Ortschaften umhertreiben, allerdings zechten die Erwachsenen in dieser Zeit in den Wirtschaften und so kämen auch Betrunkene in die Kirche.
Eine Abordnung nach Lohberg wäre sinnlos, denn: "erstens ist ein Mann bei Dunkelheit gar nichts, er macht sich nur lächerlich, weil die Burschen bald da und bald dort auftauchen und Unfug treiben und dann rasch wieder verschwinden. und
Zweitens ist es nicht anders in Lam und auch in Haibühl und kann die Gendarmerie nicht überall Posten stehen, damit der betreffende Pfarrer nichts hört......
Sollte das Wetter günstig sein, wäre es eventuell. möglich mit dem Kraftrad eine Streife nach Lohberg zu unternehmen. Aber versprechen kann man nicht viel. Die Unruhestifter laufen davon und wenn die Gendarmen wieder fort sind, wird erst recht Unruhe gestiftet. " 

Ein Gespräch über dieses Thema bei dem Lesestammtisch ergab, dass sich einzelne Teilnehmer erinnerten, diesen Volksbrauch zumindest in Haibühl auch noch in den 60er Jahren erlebt zu haben.