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Dienstag, 30. September 2014

Ein paar Suchbilder

Im Frühjahr 2013 wurde der Stadt Bad Kötzting angeboten einen Stapel Luftaufnahmen anzukaufen.  Auch wenn wir diese Motive von anderen Bildern her kannten, so waren doch zweierlei Aspekte interessant. Zum ersten waren es Farbbilder und zum zweiten wurde diesmal vor allem die Umgebung Kötztings aufgenommen. Eine Serie von Luftaufnahmen der Innenstadt befindet sich bereits im Besitz der Stadt.
 

Natürlich kennen wir die dargestellten Objekte, trotzdem gibt es bei dem einen oder anderen Bild sicherlich einen "Aha" Effekt bzw. dauert es halt eine Weile, bis man anhand von vorhandenen Geländemarken das Areal zuordnen kann:
Viel Spaß beim Raten bzw. Wiedererkennen:
Übrigens, die Bilder sind undatiert, stammen aber wohl aus den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts.


Ein paar Häuser stehen noch heute an dieser Stelle, v.a. das Bürogebäude
Abgerissen und eingeebnet - aber einmal Kötztings Gruß an die Welt

Schon im 15. Jahrhundert erwähnt

Der Firmenchef, ein besonderes Original, auch wenn er kein gebürtiger Kötztinger war

Hier habe ich am längsten gebraucht es zu erkennen, bis ich mir sicher war, eigentlich unglaublich
Viel Spaß beim Anschauen - 

Sonntag, 31. August 2014

Jugend in Kötzting (II)


 Mit dieser Einweihungsfeier endete der Juliblog, hier noch ein paar - für Pfadfinder eindrucksvoolle - Bilder der Einweihungsfeier. Deutlich zu sehen, daß viele Ehrengäste daran teilgenommen hatten. Der nun doch sehr freie Burggraben der Kirchenburg machte damals noch einen finsteren bzw. heimeligen Eindruck.

deutlich zu erkennen, beide Fahnen wurden noch be/genutzt



















rechts Pfarrer Dietl




































Die teilnehmenden Festgäste, vielleicht erkennt jemand den einen oder den anderen, ich wäre für jeden Hinweis dankbar.
GR Herr Pfarrer Dietl, damals gab es ja noch keinen Stadtpfarrer - Kötzting wurde erst 1 Jahr später zur Stadt erhoben - nahm die Einweihung des neuen Jugendheimes vor.
Anlässlich der Einweihung waren auch viele auswärtige Pfadfinderstämme eingeladen worden und diese hatten im Schlossgraben ihr Zeltlager aufgeschlagen.

das Pfadfinderlager im Burggraben, der neugierige junge Mann, vorne rechts, soll lt. Brandl Wick ein Höcherl von der Sagmühle sein.
1955 erhielten die Kötztinger dann hohen Besuch aus der Pfadfinderschaft, der Regensburger Diözesankurat Florl und der Landesfeldmeister Galli, - noch heute ein Begriff in der ostbayerischen Pfadfinderschaft - besuchten den Kötztinger Stamm. Diese Verbindung sollte vor allem wegen der Althütte auf dem Arber später gute Früchte tragen.

Der Diözesankurat Karl  Florl und der Landesfeldmeister Emil Galli. rechts außen wieder Brandl Ludwig, zentral Kuglmeier Hans, links von ihm Ziesler Franz. Rechts außen Brandl Wick und links neben ihm der Kooperator Fritz Haltrich. Auch hier bin ich über jeden Hinweis dankbar, wer die anderen Personen sind.



Wie Eingangs bereits erwähnt erfolgte die Gründung des Pfadfinderstammes aus der allgemeinen katholischen Jugend heraus. Wie sehr diese beiden Gruppierungen verflochten und verwoben waren, sieht man am besten am zentralen Bild der Einweihungsfeier des Hungerturms, bei dem die Türe von zwei Fahnenträgern flankiert wird, links die Fahne der katholischen Jugend und rechts die der Pfadfinder. Diese beiden Gruppierungen zusammen - erneut ist Pater Augustin Bötcher federführend - erarbeiten zusammen mit dem Schulleiter Röhrich ein Theaterstück, den JEDERMANN von Hugo von Hofmannsthal und führen dieses Schauspiel im Hochsommer 1949 an der Kirche vor der St. Anna Kapelle auf.



das Ensemble, rechts Pater Augustin, links
Obere Reihe von links: 1. Fischer Pepp (RA-Sohn) 2. Mühlbauer Annelies (Schuhgeschäft Marktstraße) 3. XX Schwester von Simml Max aus Beckendorf) 4. Foerster Heini (LRA/FWV) 5. Schelenz Irene (Lindner) 5a Heiduk Alfons oder Hans 6. X.X. Hauptdarsteller wohnhaft in Beckendorf) 7. Lickleder Helmut "Jedermann" 8. Attenberger Ludwig (Notar) 9. Mühlbauer Hans (Bergfrieden) 10. Teufel 11. Brandl Ludwig Requisiteur
Zweite Reihe von links: 1. Rektor Röhrich, Lam Regisseur, 2. Heiduk Magda, 3. Sperl A. (Mannig) 4. X.X. 5. Heiduk Klaus, 6. Stadler Lina (Miethanner) 7. Kaminski (Bruder Viktor) 8. Schmidl Lisbeth (jetzt Cham) 9. Liebl Hilde (Lebzelter/Bahnhofstraße) 10. Pater Augustin
Untere Reihe von links sitzend 1.XX, 2. XX 3. Sobania (+Kind) 4. X.X und Kind
5. Gruber Ferdl (Hammermühle) 6. ein Gietl 7. Schmiel Kurt  (Teufelchen)



eine himmlische Szenerie







der Mammon






und es hat ihn erwischt

Nachdem der Beginn der Kötztinger Pfadfinder sich im Zeitraum 1946/1947 abgespielt hatte, ist es verzeihlich, dass das 10 jährige Jubiläum 1956 eigentlich um 1 Jahr zu früh angesetzt worden war.
10 stolze Jahre war zu feiern und die Pfadis luden die benachbarten Stämme ein und viele, viele kamen.
Der eng befreundete Stamm in Amberg brachte seinen Spielmannszug mit - und oh Wunder, die hatten Fanfaren dabei - und dieser zog mit klingendem Spiel durch die Kötztinger Straßen. Viele der Kötztinger Pfadfinder waren auch bei der Kötztinger Feuerwehr und so kam diese - es war allem der unvergessene Barth Schorsch - auf den Geschmack, die eigene Trommlergruppe des Spielmannszuges der Kötztinger Feuerwehr auch mit einem Fanfarenzug zu ergänzen.
Gesagt, getan,


für mich eines der beeindruckendsten Bilder des Stammesjubiläums, Pfadfinder - entweder im Gegenlicht oder im Morgengrauen - vermutlich wegen des Sonnenstandes beides auf dem Marsch zur Veitskirche


das war natürlich etwas ganz anderes, solch eine stolze Fanfarengruppe wollten die Kötztinger Feuerwehr für ihren  Spielmannszug auch haben, aus dem Wunsch wurde dann Wirklichkeit,


Der damalige Stammesführer Hans Kuglmeier
hat an seiner Fanfare immer noch den Stammes/Sippenwimpel befestigt. Dieser erste Kötztinger Fanfarenzug war eine Errungenschaft der Kötztinger Pfadfinder und wurde danach von der Freiwilligen Feuerwehr übernommen

der Umzug beginnt



Festgottesdienst in der St. Veitskirche

Den Gottesdienst in der Veitskirche hielt der Kötztinger Pfadfinderkurat Haltrich, der Stammesführer war damals Hans Kuglmeier und der Feldmeister war Brandl Ludwig.
Nach dem Gottesdienst formierten sich die eingeladenen Pfadfinderstämme zu einem Festzug durch die junge Stadt.




immer dabei und beachtet, der Fanfarenzug der Amberger Pfadfinder


am Abend im Zeltlager dann der Fahnenapell, hier mit Kurat, Stammesführer und Feldmeister

ich wäre dankbar über jede Zuschrift, um so viele Personen wie möglich zu identifizieren

Donnerstag, 31. Juli 2014

1914 .... der Wahnsinn beginnt

vor 100 Jahren begann der erste Weltkrieg.

Mit dem Attentat in Sarajewo begann eine verhängnisvolle Entwicklung. Für alle handelnden Seiten war damals Kriegsführung nicht nur eine Option unter vielen, sondern stand offensichtlich ganz oben als die Lösung vieler Probleme, die die Nationen bzw. die Staaten untereinander zu haben schienen. Viel wurde darüber geschrieben, mehrere Generationen von Historikern der verschiedenen Lager diskutierten über die Kriegsschuldfrage, je nach Lesart war Deutschland mal der alleinige Hauptschuldige oder bei anderen Autoren, durchaus auch der angelsächsischen Länder, eben doch nur eine von mehreren Parteien, die sich am Ausbruch des Krieges schuldig machten, unfähig, sich in die Motive und Wünsche der Gegenseite hineinzuversetzen.


Nun, wie auch immer, Kriege werden immer von Denen da oben angerichtet, aber grundsätzlich von uns da herunten durchlitten und so mussten auch unsere Kötztinger Vorfahren in den Krieg ziehen und viele blieben auf französischen Schlachtfeldern liegen, viele - auch wenn sie zurückkamen - waren verwundet an Körper und Seele.



Obwohl Kötzting zu dieser Zeit bereits seit vielen Jahren eine eigene Tageszeitung - den Kötztinger Anzeiger - hatte und dieses Blatt auch in München bei der Staatsbibliothek archiviert ist, so fehlen doch aus all den vielen Jahren des Erscheinens gerade die zwei kompletten Jahrgänge von 1914 und 1916. Hier kann nun die Further Tageszeitung: Der Bayerische Wald" einspringen, da die offiziellen Veröffentlichungen verpflichtend für alle Organe war. Wir können also davon ausgehen, dass die Kötztinger Bürger exakt dieselben Mitteilungen und Befehle erhalten haben wie die Further Bürger.




Der Krieg selber begann mit dem Ausrufen des Kriegszustandes in Deutschland am 1. August 1914. Frankreich und Deutschland befahlen die allgemeine Mobilmachung dann am 2. August. Auch wenn Deutschland schon viele Jahre im Schatten einer kriegerischen Auseinandersetzung gelebt hatte, so war es doch eine 45 Jahre andauernde Friedenzeit, die nun mit einem Schlag zu Ende ging. Für die Bevölkerung vor Ort kamen nun fast täglich neue Befehle, Anordnungen und Beschränkungen.


Als erstes noch vor der offiziellen Erklärung des Kriegszustandes wurde schon am 31. Juli davor gewarnt, im Kontakt mit Ausländern Informationen preiszugeben und es wurde darauf hingewiesen dass mit Verhängung des Kriegszustandes ein verbringen von Pferden in einen anderen Verwaltungsbezirk verboten sein solle. Dann ging es Schlag auf Schlag:










Mittwoch, 2. Juli 2014

Jugend in Kötzting (I)

 Kötztinger Pfadfinder  1947-1966

die Anfänge



Jugendarbeit ist früher wie heute stark an Vereine gebunden, viele Vereine betrachteten aber die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen immer schon als Mittel zum Zweck, Jugendarbeit also, um spätere aktive Vollmitglieder zu bekommen. Organisierte Jugendarbeit als Selbstzweck ist aber eher selten und so stehen die Kötztinger Pfadfinder der Nachkriegszeit als herausragendes Beispiel für solch eine selbstlose Jugendarbeit eines kirchlichen Verbandes. Wie stark der Erfolg solcher Bemühungen dann doch an Personen gebunden ist, zeigt das schnelle Aufblühen und das jähe Verschwinden des Pfadfinderstammes Kötzting im Zeitraum von 1947 bis 1966. Vieles ist den Kötztinger Pfadis damals gelungen, besondere Projekte wurden in Angriff genommen und erfolgreich durchgeführt, am Ende scheiterten Sie aber am fehlenden Verständnis für solch einen selbstlosen Einsatz für die Kinder.  Besonders der, auf Pfarrer Dietl folgende, Stadtpfarrer Augustin entzog den Pfadis die notwendige Unterstützung und beendete damit, trotz bestehender langfristiger Verträge, das pfadfinderische Leben in Kötzting.
Doch der Reihe nach.....

Selber seit vielen, vielen Jahren bei der Pfadfinderschaft Sinzing aktiv, bekam ich von einigen Kötztinger Bürgern, die dies im Lauf der Jahre mitbekommen hatten, häufig Hinweise auf ein aktives pfadfinderisches Leben in Kötzting in den Nachkriegsjahren.
2009 plante mein Sinzinger Stamm sein Stammeslager in Grub und eine Gruppe junger Pfadfinderinnen sollte die Geschichte der Kötztinger Pfadfinder erarbeiten und einige Interviews und Berichte erstellen.

Sehr schnell war es uns dann klar, dass viele der, heutzutage älteren, Kötztinger Bürger in den 50er Jahren bei den Kötztinger Pfadfindern waren und immer wieder fielen dabei auch zwei einzelne Namen:

der Brandl Wick und der Pater Augustin. 

Also war die erste Aufgabe schon mal einfach, 2009, ein Termin beim Brandl Wick und dieser hatte in seiner damaligen Wohnung in der Bahnhofstraße eine ganze Menge an Materialien des früheren Kötztinger Stammes bereitgerichtet. -- Zum Glück habe ich bei diesem Termin einiges sogleich fotografiert, denn vieles von diesem Material ging Jahre später beim Umzug Wicks in seine neue Wohnung durch Unachtsamkeit des Umzugspersonals komplett verloren. ---
Ludwig Brandl
















1948 beim Pfingstbräutigam von links der Brauterer
Dattler Buberl, Begleiter Clemens Pongratz
und dann Pater Augustin



Pater Augustin bei der Verleihung
der Ehrenurkunde 1956 durch Brandl Wick

















 

 

Mittwoch, 28. Mai 2014

Kötztinger Kinderfestzug

Der Kötztinger Kinderfestzug,    ein Suchspiel......

Sieht man auf die Probleme, die wir im Arbeitskreis Heimatforschung bei den Bildern von - sagen wir mal - 1940 rückwärts in die Vergangenheit haben, jemanden zu finden, der uns die abgebildeten Menschen identifizieren könnte, dann ist es nur folgerichtig das Material nun zu bearbeiten, bei dem diese Schwierigkeiten eigentlich noch  überwindbar sein sollten.


Dieser Beitrag könnte sich also wirklich zu einem gemeinsamen Suchspiel entwickeln in dem die "Schwarmintelligenz" die Lösungen bringt. Es sind private Aufnahmen meiner Familie - meine Mutter hat da mal einen Farbfilm ausprobiert und doch ziemlich verwackelt, obwohl damals offensichtlich die Sonne geschienen hatte und somit eigentlich genügend Licht für scharfe Bilder vorhanden gewesen war. - Manche Personen sind mir bekannt, die allermeisten aber nicht und vor allem auch die Zuschauer im Hintergrund wären interessant.
Auch wenn die Bilder weder professionell gestaltet noch scharf gestellt sind, so zeigen sie doch durch ihre Farbigkeit ein paar liebenswürdige Details, die in den damals üblichen S/W Bildern nicht dargestellt werden können. So sieht man z.B. den damaligen Grasbewuchs (eigentlich war es Klee) auf dem Kötztinger Marktplatz vor dem Haus Nr. 30
Zuerst einmal aber sollen die paar Bilder wie bei den anderen Beiträgen auch einen Blick zurück werfen und das Kötzting unserer Kinderzeit lebendig werden lassen. Wem es Spaß macht an dem Suchspiel teil zu nehmen, der kann sich gerne beteiligen:


Also bei diesen Bildern gäbe es eine Menge zu klären und das könnte mit der Kommentarfunktion im Blog geschehen oder aber - der Beitrag wird wieder bei Facebook gelinkt - durch die Kommentare in FB.

Ich kann dann im Laufe der Zeit die einlaufenden Hinweise in diesen Text einbauen und so alles ergänzen und so können wir gemeinsam für den Arbeitskreis Heimatforschung die Personen benennen und speichern.

Zuerst die Jahreszahl, ich würde sagen 1964/65








Auf diesem Bild erkenne ich gleich gar niemanden
. Schön zu erkennen, dass der Marktplatz in Kötzting teilweise mit Gras bewachsen war.

Wer waren die Kinder und wer der Lehrer?

Auch hier gilt es die Teilnehmer herauszufinden.











   Pfingstbrautpaar: Cousine vom Schötz Heinz und Dieter Kellner, Brautführer rechts Bäbbäb, links Schmitzbeck Schosch Organisatorin, Ausbilderin und Begleiterin: Gerstl Mare

Wer ist das Pfingstbrautpaar und die beiden Begleiter, wer sind die Lehrerinnen und kennt jemand die beiden Zuschauer ?
Lt Anna Tham ist es die Frau Hofmann vom Spitalplatz


In der Mitte sind Annette Auzinger(Kühlmeyer) und meine Schwester Christine, vorne rechts könnte Miethaner Christa (lt Gartner Emma) sein.  Anna Tham hat dies bestätigt und sagt neben Christa geht Edeltraud Meier.
Die Vierergruppe im Hintergrund nach Anne Tham:
zuerst Sie selber mit Elisabeth ? und dahinter  Ulrike Pinzinger mit Maja Schiel

Im Hintergrund als Zuschauer von links: Frau Helene Peters und Mina und Franz Bauer




Erkennt jemand die anderen Zuschauer und Kinder?


Das Biedermeierbrautpaar und viele Kinder, Begleiter und Zuschauer sind gesucht. Rechts Costa Fritz von der Stadtverwaltung.



Hier habe ich zwar eine Vermutung aber nix Gewisses weis man nicht, wer also waren die Käfer und
die Lehrerin in lindgrün....



der Taferlbub ist der Treitinger "Fonse"


Zigeunergruppe mit vermutlich Irlbeck Marianne rechts im Hintergrund, aber der Rest..und wer kennt man auch die Menschen am Straßenrand?

links: Christa Rabl-Dachs und ich glaube ganz rechts am Rande Frau Rabl, die Nachbarin meiner Kindheit. Mitte wieder Irlbeck Marianne

Robert Auzinger war damals der "Kaiser von China"


 

Also noch einmal, interessant für uns sind die Kinder, die Begleitpersonen UND auch die Zuschauer und vlt weiß jemand der selbst dabei war, in welcher Klasse er damals war und so bekommen wir auch die Jahreszahl raus, also viel Spaß...



Donnerstag, 1. Mai 2014

Eine Schießstätte beim Lindnerbräu und die Furcht der Weissenregener...

Die Kötztinger Schiessanlagen I



Wir schreiben das Jahr 1895 und die Feuerschützengesellschaft Kötzting beabsichtigt auf den im beiliegenden Situationsplan näher bezeichnete Besitzobjekten des Bierbrauereibesitzers Carl Lindner dahier eine Schießstätte mit Kugelfang und Schießhalle zu errichten. So beginnt ein Antragsschreiben des Schützenvereins am 25.April 1895 an des königliche Bezirksamt Kötzting. Das Bezirksamt,(BZA), der Vorläufer des heutigen Landratsamtes, war im Gebäude des jetzigen Rathauses untergebracht.
Die amtlichen Vermerke am Rande des Aktes zeigen, dass das Bezirksamt zuerst einmal am 3. Mai beim Forstamt in Kötzting eine Beurteilung erbat, welche die Unbedenklichkeit der Anlage am 5.5. auch beurkundete, mit der Maßgabe, dass die Sicherheitseinrichtungen auch plangemäß ausgeführt würden.
Plan der technischen Ausrüstung der neuen Schiessanlage beim Lindner
 Am 7. Mai bereits ging beim Magistrat in Kötzting die Antwort vom BZA ein welches den Markt aufforderte den Vorstand der Kötztinger Feuerschützengesellschaft zu veranlassen, die Plannummern des Lindnerschen Besitzes in den Lageplan einzuzeichnen und die Grundstücksbesitzer zu benennen, welche dem Lindnerschen Grundstück in Schussrichtung benachbart lägen
Am 17. Mai nun kommt es zu einer ersten Arbeitssitzung, es treffen sich:
Herr Carl Lindner, Brauereibesitzer
Herr Xaver Windorfer, Fabrikbesitzer
Herr Friedrich Rett, Privatier und
Herr Franz Müller Hausbesitzer sämtliche von Kötzting: mit ihrer Unterschrift bestätigen die vier, dass sie gegen die Bezirksamtliche Verfügung durchaus keine Einwendungen hatten.

Mit Datum vom 17. Mai gibt nun der Magistrat Kötzting grünes Licht für die Anlage, jedoch schickt das Bezirksamt den neuen Lageplan mit der eingezeichneten Gemeindegrenze zur Beurteilung auch an die Gemeinde Weißenregen und damit geht der Zauber los:

Am 17. Juni nun schreibt der Vorstand des Feuerschützenvereins erneut an das BZA, weil er Nachricht erhalten hat, dass Angehörige der Gemeinde Weißenregen Widerspruch eingelegt hatten gegen die Erbauung einer Schießanlage, wegen Gefährdung des in Schußrichtung liegenden Fußweges nach Hafenberg sowie der in der gleichen Richtung liegenden Grundstücke.
Der Vorstand vermutet, dieser Widerspruch würde lediglich auf ungenügender, vielleicht auch gänzlicher Unkenntnis der verschiedenen die Schieß=Anlage betreffenden Sicherheits=Vorrichtungen gründen
und schlägt daher vor die betreffenden Grundeigentümer zur Augenscheinannahme an Ort und Stelle einzuladen. Dazu würde sie im Einverständnis mit dem Bierbrauer Herrn Lindner vor dessen im Baue befindlichen Faßhalle beziehungsweise auf der dieser gegenüberliegenden Wiese mittels Aufstellung von Stangen, Brettern und dergleichen die beabsichtigte Schießanlage im Skelett errichten.
Damit könnten die Grundbesitzer sich über die Beschaffenheit und den Zweck der verschiedenen Sicherheitsvorrichtungen und über die Unmöglichkeit der Gefährdung des Fußweges informieren.
5 Tage später kam es zur so genannten Tagfahrt, angegebene Dauer: 1 Stunde, alle geladenen waren erschienen mit Ausnahme der Bauerswitwe Therese Schilitz.
Sicherheitsdetail bei den Schießscheiben
Forstmeister Hubrich und Bezirksbautechniker Bauer erklärten die Sicherheitsmaßregeln, die anhand des errichteten Skelettes erklärt werden konnten. Nach nach praktischen Versuchen erklärte Bezirksgeometer Schmeisser die Funktion der Schiessöffnungen im Zusammenhang mit den Kugelfängen, welcher 6 m hoch und 8 m lang werden sollte. Es wurde konstatiert, dass ein Schuss entweder die Bohlenwand oder den Kugelfang oder die Scheibe treffen musste. Anschließend kamen die Grundstückseigentümer an die Reihe, diese erklärten dass sie den Zweck der Sicherheitsmaßnahmen verstünden und auch erkannten, dass nur unter außergewöhnlichen Umständen ein Unglück würde geschehen können, dass aber das Gefühl der Sicherheit durch die projektierte Anlage in hervorragender Weise beeinträchtigt werde. Sie würden sich beim Schießen nicht getrauen ihre Felder hinter dem Kugelfang zu betreten.
Bürgermeister Vogel gibt an, dass er für seine Person nichts gegen diese Anlage hätte, jedoch von der Therese Schilitz vom Gemeindeausschuss beauftragt sei deren Widerspruch gegen diese Anlage bekannt zu geben.
Der Gemeinde als solche sei als Eigenthümerin des Weges von Kötzting nach Hafenberg daran interessiert, dass bei den Passanten auf diesem Wege das Gefühl der Beunruhigung durch die in der Richtung des Weges abgegebenen Schüsse nicht hervorgerufen werde.

 Es unterschrieben:
 Vogl Bürgermeister (von Weißenregen)
 Bergbauer Josef
 Hofmann Johann
 Müller Michael

Unterschriftenliste

 Müller Josef
 Hubrich Forstmeister
 Bauer Bezirkstechniker
Bezirksamtskommission Jolas Assessor

 Schmidt Protokollführer








Schon wenige Tage später fasst der Gemeindeausschuss von Weißenregen einen ablehnenden Bescheid.

Zwei unterschiedliche Varianten waren ursprünglich vorgestellt: Projekt I mit Schussrichtung Ludwigsberg und Projekt II mit Schussrichtung auf den Kirchenweg. Das Forstamt hatte Projekt I abgelehnt, weil sonst weniger Menschen auf den Ludwigsberg gehen würden und Projekt II favorisiert, weil da eh nur wenige Kirchgänger und diese eben am Vormittag gehen würden......Das war nun natürlich Wasser auf die Mühlen der Weißenregener, sie schrieben: dieser Fußweg ist einer der verkehrsreichsten der Gemeinde Weißenregen, bis auf den Ludwigsberg eine Person geht, gehen auf diesem Wege fünfzehn Personen, zu jeder Tageszeit verkehren hierauf Passanten aus den Ortschafften Hafenberg, Weißenregen, nur teilweise Sackenried, Riedersfurth, Ried, Ahrain, Lehen, Wimbach, Schwazendorf, Krailling und Obergschaid, kurz alle die aus diesen Ortschafften auch 1 1/2 Stunden in dieser Richtung nach und vor Kötzting kommen. Die Leute, die die nach Plan vorgesehenen Sicherheitsvorrichtungen nicht wissen und kennen, würden sich beim Schießen beängstigt fühlen und nicht mehr getrauen diesen Weg zu passieren.
Die Bewohner Hafenberg protestieren entschieden dagegen mit de4r Äußerung, wenn die ganze Sache so harmlos wäre, warum hat das königliche Forstamt das Projekt auf den Ludwigsberg nicht genehmigt, weil die Leute sich fürchten würden - und wir sollen keine Furcht davor haben? Die Leute sind so Aufgebracht, dass sie alle Beruhigungen auf Grund der sachverständigen Gutachten nicht annehmen würden. Man sagt auch: die Herren sitzen während wir arbeiten, oder gehen auf dem Wege beim Schießen in Gesellschaft bei einander und können wie jedes andere Menschenkind auch scharf angetrunken sein und folglich den Schußstand noch nicht erreicht haben und durch eine unrichtige Manipulation mit dem Gewehr neben der Blende, Scheibe und Kugelfang vorbei schießen, wo folglich die Möglichkeit nicht ausgeschlossen bleibt ein Menschenleben zu töten.
Lageplan mit der Gemeindegrenze zwischen Kötzting und Weißenregen

Das Gremium bittet aus obengenannten gründen das BZA, die Schützengesellschaft Kötzting mit ihrem Projekte abzuweisen:



 Gemeindeverwaltung Weißenregen am 24.Juni 1895
Vogl Bürgermeister
Bergbauer Beigeordneter
Müller Pfleger
Georg Laumer
Josef Hofmann
Wolfgang Eckl



















 Am 26. Juni  nun schreibt das BZA an den Magistrat in Kötzting, ob sich der Vorstand der Schützengesellschaft sich angesichts der Opposition der Bewohner von Weißenregen und Hafenberg nicht zur Wahl eines anderen geeigneteren Platzes entschließen könnte:
Bürgermeister Drunkenpolz von Kötzting reicht den ganzen Akt an den Vorstand der Feuerschützengesellschaft weiter und dieser berichtet am 5. August 1895 von der kurz zuvor stattgefundenen Generalversammlung, angesichts der Opposition der Bewohner von Weißenregen auf die Errichtung der Schießanlage beim Bierbrauer Carl Lindner zu verzichten, dagegen sie die bisher benutzte Schießstätte auf dem Sommerkeller des Bierbrauers Herrn Chr. Kollmaier dahier wieder in brauchbaren Zustand zu versetzen und soll daselbst die Feuerschützengesellschaft des Marktes Kötzting, welche bis jetzt geruht hat, wieder in Aktivität treten.
 Das BZA, das von diesem Beschluss benachrichtigt wurde, reagierte sofort, und beauftragte den Magistrat unverzüglich der Schützengesellschaft zu eröffnen, dass ihr vor amtlicher Prüfung dieser Anlage (beim Sommerkeller Kollmaier) jede Benutzung derselben verboten sei. Den Nachweis dieser Benachrichtigung musste der Magistrat Kötzting binnen 24 Stunden liefern.
Aber damit war das schöne Projekt gestorben

Detail des Schießstandes mit Kugelfang